Deutscher Ärztetag - Ärztliches Parlament in Pandemiezeiten

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Brandenburgisches

Ärzteblatt                                                                                                       6 | 2021
Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 31. Jahrgang | Juni 2021

                          124. Deutscher Ärztetag
            Ärztliches Parlament in Pandemiezeiten

  Foto: Jürgen Gebhardt

                                                  Impfkampagne: Ärzte können                Beauftragte für Senioren und
                                                  sich nicht teilen                         junge Ärzte stellen sich vor
                                                  Seite 10                                  Seite 13

                                                  Prüfungstermine für MFA                   KKRBB wird fünf Jahre alt

                                                  Seite 16                                  Seite 22
Deutscher Ärztetag - Ärztliches Parlament in Pandemiezeiten
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                                             • 2-Minuten Schnelltest zur Einschätzung des eigenen Alkoholkonsums
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                              Ein Angebot der Landesärztekammer Brandenburg und der salus kliniken

                                               Hilfe für suchtgefährdete Kolleginnen und Kollegen
                              Die Vertrauenspersonen der Landesärztekammer Brandenburg beraten und begleiten kollegial, auf Wunsch auch anonym.
                              Bi�e bei E-Mails in der Betreffzeile „Hilfsprogramm“ angeben.

                                  Reto Cina, 16835 Lindow, Tel.: 033933 88110, cina@salus-lindow.de
 Weitere Informationen
unter „Arzt und Gesund-           Dr. med. Jürgen Hein, 17291 Prenzlau, Tel.: 03984 808604, jue.hein@web.de
               heit“ auf
        www.laekb.de
                                  PD Dr. med. Maria-Christiane Jockers-Scherübl, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, jockers@oberhavel-kliniken.de

                                  Dr. med. Timo Krüger, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, timo.krueger@oberhavel-kliniken.de

                                  Prof. Dr. med. Ulrich Schwantes, 16766 Kremmen, Tel.: 033055 22488, ulrich.schwantes@praxis-schwante.de

Impressum                                              Redaktion                                               Das Brandenburgische Ärzteblatt erscheint
                                                       Landesärztekammer Brandenburg                           monatlich
Inhaber und Verleger                                   Anja Zimmermann M.A.                                    (Doppelnummer Juli/August).
Landesärztekammer Brandenburg                          Pappelallee 5, 14469 Potsdam                            Bezugsgebühr (ab Ausgabe 4/2010):
Präsident: Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz             Telefon: 0331 505605-525                                jährlich € 35,00; ermäßigter Preis für Studenten
Pappelallee 5, 14469 Potsdam                           Telefax: 0331 505605-538                                € 17,50. Einzelpreis € 3,35.
Telefon: 0331 505605-520                               E-Mail: aerzteblatt@laekb.de                            Bestellungen bitte an die Druckerei Schiemenz
Telefax: 0331 505605-769                                                                                       GmbH, Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus.
                                                                                                               Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt
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Herausgeber                                                                                                    sechs Wochen zum Ende des Kalenderjahres. Für
                                                       Verlagswesen
Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz                                                                                die Mitglieder der Brandenburgischen Ärztekam-
                                                       Druckerei Schiemenz GmbH
                                                                                                               mer ist der Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag
                                                       Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus
                                                                                                               abgegolten.
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den Herausgeber zu richten. Für mit Autoren­           Telefax 0355 87707-128
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licher und standespolitischer Art sowie Artikel,                                                               Wenn Sie Ihre Texte im Word erfassen, achten
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die die Kennzeichnung „Pressemitteilung von …“                                                                 Sie bitte darauf, die Texte im txt- oder doc-For-
                                                       Deutsche Post AG
enthalten, wird keine Verantwortung übernom-                                                                   mat für DOS abzuspeichern. Bitte legen Sie
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Umschlag mit Rückporto beiliegt. Mit der Annah-
me von Originalbeiträgen zur Veröffentlichung
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Deutscher Ärztetag - Ärztliches Parlament in Pandemiezeiten
Brandenburgisches

           Ärzteblatt
           Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 31. Jahrgang | Juni 2021                                                                                                                6 | 2021
             KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK
           124. Deutscher Ärztetag – online .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
           Akademie für Ärztliche Fortbildung –
           Neuer Akademie-Vorstand hat sich konstituiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
           Impfkampagne – Ärzte können sich nicht teilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
           Ankündigung: Kammer­versammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
           Digitalisierung – Notfalldaten müssen auch offline verfügbar bleiben! . . . . . . 12
           LÄKB: Staatshaftung greift auch bei Impfung mit Vaxzevria® bei
           Unter-60-Jährigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
           Seniorenbeauftragter – Viele Aufgaben für erfahrene Ärzte
Seite 5
           in der Kammer .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
           Junge Ärztinnen und Ärzte – Den Beruf lange mit Freude ausüben .. . . . . . . . . . 14
           Zwischenprüfung Medizinischer Fachangestellter im Frühjahr 2021 . . . . . . . . . . 15
           Bekanntgabe: Prüfungstermine für MFA Herbst und Winter 2021/22 .. . . . . . . 16
             AKTUELL
           Zi: Verordnungstrends biologischer Arzneimittel bei
           Autoimmunerkrankungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
           Auflösung des Zentralen Sanitätsdienstes – Politische Planspiele
           gefährden die Qualität der medizinischen Versorgung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
           Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung – Zi analysiert
           langfristige Entwicklung der ambulanten Notfallversorgung 2009 - 2020 .. . 20
Seite 11   COVID-19 – „Intensivstationen haben großartige Arbeit geleistet“ . . . . . . . . . . . 21
           KKRBB – Klinisches Krebsregister wird fünf Jahre alt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
           BZGA – Positiver Langzeittrend bei Einstellung zu Impfungen .. . . . . . . . . . . . . . . . 22
           CTK: Ganzheitliche Behandlung gynäkoonkologischer Patientinnen .. . . . . . . . . 23
             ARZT UND RECHT
           Ärztefreundliches BFH-Urteil .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
             FORTBILDUNG
           Fortbildungsangebote für Ärzte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
           Lösungen zur Kasuistik Folge 68 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Seite 13   Fortbildungsangebote für MFA/MTRA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
             PERSONALIA
           Wir gratulieren zum Geburtstag im Juni . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
           Die LÄKB betrauert den Tod der Kolleginnen und Kollegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
           Nachruf – Prof. Dr. med. Moritz Mebel im 99. Lebensjahr verstorben . . . . . . 28
           Klinik Hennigsdorf – Abteilung Neurologie
           Prof. Dr. med. Stephan Schreiber neuer Chefarzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
           Prof. Dr. med. habil. Henry Ptok ist neuer Departmentleiter
           Koloproktologie am Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann .. . . . . . . . . . . . . . . 29
             WEITERE RUBRIKEN
           Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
           Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
           KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
           LAVG – Apotheken und Arzneimittel .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

                                                                                                                               Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021 |                                          3
Deutscher Ärztetag - Ärztliches Parlament in Pandemiezeiten
EDITORIAL

                               Liebe Kolleginnen und Kollegen,

                                 Im letzten Jahr fiel der Deutsche Ärz-      Die leistungsstarken ambulanten
                               tetag der Pandemie zum Opfer. Auch in        Strukturen, die einen erheblichen An-
                               diesem Jahr gab es ein „auf und ab“.         teil an der Bewältigung der Krise hat-
                               Am Ende konnten wir uns nicht, wie ge-       ten, müssen gestärkt werden. Der DÄT
                               plant, in Rostock treffen. Immerhin ge-      hat dazu in seinem Leitantrag verschie-
                               lang es der Bundesärztekammer einen          dene Forderungen aufgestellt.
                               technisch gut ablaufenden Online-Ärz-
                               tetag zu organisieren. Ärztetage sind         Weitere wichtige Forderungen sind:
                               wichtig, um ein abgestimmtes und ko-         Die Förderung des ärztlichen Nach-
                               ordiniertes Auftreten unserer gewählten      wuchses, die Stärkung der interprofes-
                               Vertreter gegenüber der Politik zu er-       sionellen Zusammenarbeit, „Menschen
                               möglichen. Dabei sollen sie nicht primär     statt Margen in der Medizin“, die För-
                               ihre eigenen Ideen umsetzen, sondern         derung der Digitalisierung und die
                               das Anschieben, was die Ärztinnen und        Überwindung des Sektorendenkens.
                               Ärzte in Deutschland von Ihnen erwar-        Es ist empfehlenswert, den Leitantrag
Dr. med. Steffen König
                               ten. Hierfür ist der Austausch im Parla-     des Vorstandes der BÄK genauer zu
Foto: Anja Zimmermann M.A.     ment der Deutschen Ärzteschaft essen-        studieren.
                               ziell. Wenn auch viele von uns glauben,
                               dass der Einfluss der Ärzteschaft auf          Der emotionale Höhepunkt des Ärz-         Grund zur Eile besteht nicht. Wir sind
                               die Politik begrenzt ist, er ist vorhanden   tetages war allerdings die Debatte zur      vielmehr gespannt, welche Konse-
                               und umso deutlicher, je einheitlicher das    „Sterbehilfe“. Das Urteil des Bundesver-    quenzen der Deutsche Bundestag als
                               Auftreten der Ärzte­schaft ist.              fassungsgerichtes aus dem Jahr 2020         gesetzgebendes Organ aus dem Urteil
                                                                            zwang uns zu einer intensiven Diskus-       des Gerichtes zieht. Das wird mit hoher
                                Ich war erstaunt, wie gut die Diskus-       sion und Entscheidung. Wir haben mit        Wahrscheinlichkeit die Aufgabe des
                               sionen abliefen. Technische Probleme         großer Mehrheit den letzten Satz des        dann neu gewählten Parlamentes sein.
                               traten zwar auf, waren aber tolerabel.       §16 der Musterberufsordnung gestri-         Danach werden wir uns erneut damit
                               Fehlende direkte Gesprächsmöglichkei-        chen. Er lautete: „Sie dürfen keine Hilfe   beschäftigen müssen. Wir haben also
                               ten wurden zumindest teilweise durch         zur Selbsttötung leisten“. Dieses Verbot    Zeit für einen ausführlichen Diskussi-
                               Chats kompensiert. Die entscheiden-          widersprach dem Urteil des Bundesver-       onsprozess, der sich immer am Wohl
                               den Fragen konnten so diskutiert und         fassungsgerichtes und musste gekippt        unserer Patienten ausrichten muss. Wir
                               beantwortet werden.                          werden. Gleichzeitig hat der Ärztetag       sind bereit, Patienten in ihren Nöten
                                                                            aber auch ein klares Bekenntnis zum         beizustehen. Das Urteil des Bundesver-
                                Natürlich beschäftigte sich ein we-         Leben abgegeben und sich gegen die          fassungsgerichtes bekräftigt aber auch
                               sentlicher Punkt mit den Lehren aus          mögliche Instrumentalisierung der Ärz-      das Recht von „Gesunden“ aus dem
                               der Pandemie. Wir wissen, wie schnell        teschaft für die Zwecke der Sterbehilfe     Leben zu scheiden. Das kann und darf
                               Katastrophen in Vergessenheit gera-          ausgesprochen. Die Aussage ist klar         niemals mit ärztlicher Hilfe geschehen.
                               ten und wie wichtig es ist, die erfor-       und deutlich:
                               derlichen Konsequenzen zu ziehen. Ich          „Der 124. Deutsche Ärztetag 2021            Liebe Kolleginnen und Kollegen,
                               habe aber die begründete Hoffnung,           lehnt eine Verpflichtung von Ärztin-        ansonsten bleibt uns nur zu hoffen,
                               dass ein solch lange Belastung für un-       nen und Ärzten zur Mitwirkung beim          dass die von Bundesminister Spahn
                               sere gesamte Gesellschaft nicht ohne         assistierten Suizid ab und bestätigt        angekündigte Invasion von Impfdosen
                               Konsequenzen bleiben wird.                   die Grundsätze zur ärztlichen Sterbe-       endlich eintrifft. Wir alle sehnen uns
                                                                            begleitung der Bundesärztekammer.           nach dem Licht am Ende des Tunnels.
                                Ein Thema ist die Stärkung des ÖGD,         Diese stellen eindeutig klar, dass die      Wir freuen uns über jeden kleinen
                               sowohl in technischer Hinsicht als auch      Mitwirkung von Ärztinnen und Ärzten         Fortschritt. Und so langsam steigt der
                               personell. Insbesondere forderte der         bei der Selbsttötung keine ärztliche        Optimismus. Wir haben aber genug
                               Deutsche Ärztetag eine tariflich gesi-       Aufgabe ist.“                               von bloßen Ankündigungen und wol-
                               cherte, arztspezifische Vergütung.                                                       len endlich Taten sehen.
                                                                             Die Entscheidung des Deutschen
                                 Krankenhausplanung, Krankenhausin-         Ärztetages hat vor allem hohe Symbol-
                               vestitionsförderung und Krankenhaus-         kraft. Faktisch wird sie erst wirksam,
                               finanzierung müssen sachgerechter            wenn die Berufsordnung auf Landes-          ■ Dr. med. Steffen König
                               ausgestaltet werden. Insbesondere gilt       ebene angepasst wird. Hierzu werden           Vizepräsident der Landesärztekammer
                                                                                                                          Brandenburg
                               es, die Fehlanreize des DRG-Systems zu       wir wahrscheinlich im Herbst in der
                               korrigieren.                                 Kammerversammlung          diskutieren.

                        4    | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021
Deutscher Ärztetag - Ärztliches Parlament in Pandemiezeiten
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

124. DEUTSCHER ÄRZTETAG – ONLINE

Ärztliches Parlament in Pandemiezeiten

                                                                                                                                    Foto: Jürgen Gebhardt

 Eine positive Bilanz zog Bun-            so Merkel. Und das gelte explizit nicht    Sprach der Auftritt der Regierungs-
desärztekammer-Präsident Dr.              nur für die Kliniken, sondern auch für    chefin bereits von Wertschätzung,
Klaus Reinhardt zum 124. Deut-            die Praxen. „Für Ihren aufopferungsvol-   wurde diese noch dadurch gesteigert,
schen Ärztetag, der am 4. und             len Einsatz danke ich Ihnen von gan-      dass mit Jens Spahn ein weiteres Ka-
5. Mai erstmals als komplette             zem Herzen”, sagte die Bundeskanzle-      binettsmitglied zu den Abgeordneten
Online-Veranstaltung stattfand.           rin zu den Abgeordneten.                  sprach und mit dem Präsidenten der
Und in der Tat kann man diese
Premiere als rundum gelungen
bezeichnen. Selbst hochkomplexe
Themen wie der assistierte Sui-
zid wurden mit der notwendigen
Sensibilität und Tiefe diskutiert.
Dieser soll nach dem Votum der
Abgeordneten zwar künftig nicht
mehr verboten sein, bleibt aber
weiterhin keine ärztliche Aufgabe.

  Es kommt nicht oft vor, dass eine
amtierende Bundeskanzlerin dem Par-
lament der deutschen Ärzteschaft die
Ehre gibt. Angela Merkel hat dies ge-
tan und zollte damit auch der beson-
deren Rolle Respekt, die Ärztinnen und
Ärzte im Rahmen der Pandemie einge-
nommen haben und weiter einneh-
men. Sie hätten sich in der ersten, der
zweiten und aktuell der dritten Welle
gemeinsam mit den Pflegekräften ge-                                                                                                 Dr. Angela Merkel
gen die Corona-Pandemie gestemmt,                                                                                                   Quelle: Bundesregierung

                                                                                          Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021 |   5
Deutscher Ärztetag - Ärztliches Parlament in Pandemiezeiten
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

                          Bundesärztekammer (BÄK) diskutier-         in der Lage zu sein, E-Rezepte, elekt-     In ihr forderten der 124. Deutsche
                          te. Auch Spahn stellte in seiner Rede      ronische Arbeitsunfähigkeit Beschei-     Ärztetag konkrete Konsequenzen aus
                          die bedeutende Rolle der Ärzteschaft       nigungen, den Medikationsplan und        dem Umgang mit der Corona-Pande-
                          für die Pandemiebekämpfung heraus.         den Notfalldatensatz auf digitalem       mie in den letzten 15 Monaten. Das
                          Daneben fand er aber – ganz Politiker      Weg befüllen zu können. Denn bei         Pandemiemanagement und die Kri-
                                                                                                              senreaktionsfähigkeit in Deutschland
                                                                                                              müssten dringend optimiert werden.
                                                                                                              Hierfür sollten unter anderem im In-
                                                                                                              fektionsschutzgesetz feste Krisenstä-
                                                                                                              be der Bundesländer unter Einbezug
                                                                                                              der Landesärztekammern angelegt
                                                                                                              und die Pandemiepläne von Bund,
                                                                                                              Ländern, Kommunen und Gesund-
                                                                                                              heitseinrichtungen ständig auf dem
                                                                                                              aktuellen Stand gehalten werden. Au-
                                                                                                              ßerdem sollten Reserven für wichtige
                                                                                                              Medizinprodukte, Arzneimittel und
                                                                                                              Impfstoffe angelegt sowie die inner-
                                                                                                              europäischen Produktionsstandorte
                                                                                                              für Medizinprodukte und wichtige
                                                                                                              Arzneimittel ausgebaut werden, for-
                                                                                                              derten die Abgeordneten nach einer
                                                                                                              gut dreistündigen Debatte über die
                                                                                                              Auswirkungen der Corona-Pandemie
                                                                                                              in Deutschland.

       Jens Spahn                                                                                                         Mehr
Foto: Jürgen Gebhardt                                                                                              interprofessionelle
                                                                                                                    Zusammenarbeit
                          – auch lobende Worte für seine eigene      Nichterfüllung drohen Sanktionen.
                          Arbeit. Sowohl die Corona-Warn-App         Immerhin schloss Jens Spahn diese für Darüber hinaus sprach sich das Ärz-
                          als auch vom Bund bezahlte Coro-           den Fall aus, dass das Verschulden für teparlament für die Stärkung der inter-
                          na-Tests und die Beteiligung der nie-      die Nichterfüllung nicht bei den Ärztin- professionellen Zusammenarbeit der
                          dergelassenen Ärzte bei der Impfkam-       nen und Ärzten liege.                    Beschäftigten im Gesundheitswesen
                          pagne seien auf einem guten Weg. Die                                                unter Berücksichtigung der spezifi-
                          Privatärzte würden eingebunden und              Nachbesserung beim                  schen ärztlichen Fachkenntnisse und
                          dürften bald auch wie die Betriebsärzte        Pandemiemanagement                   Erfahrungen aus. Vernetzung und Ko-
                          impfen. In der ersten Hälfte des Julis,                                             operationen innerhalb und zwischen
                          so der Minister, könnten dann auch           „Das Gesundheitswesen in Deutsch- den jeweiligen Versorgungsbereichen
                          die Impfpriorisierungen aufgehoben         land ist in der Corona-Pandemie enorm sollten nach dem Willen des Ärzteta-
                          werden.                                    belastet. Es war aber zu keinem Zeit- ges stärker gefördert werden.
                                                                     punkt überlastet. Eine der wichtigsten
                           In der anschließenden Diskussion mit      Lehren aus der Pandemie muss deshalb Das deutsche Gesundheitswesen sei
                          BÄK-Präsident Klaus Reinhardt zeigte       sein, leistungsstarke Strukturen unseres durch die Coronapandemie vor die
                          sich dann aber schnell, dass es teilwei-   Gesundheitswesens zu sichern, statt sie größte Herausforderung der letzten
                          se sehr unterschiedliche Meinungen         auszudünnen und auf reine Kostenef- Jahrzehnte gestellt worden. Nur die
                          von Minister und Ärzteschaft gibt. Dies    fizienz zu trimmen.“ Diese Worte fand leistungsstarken ambulanten und stati-
                          galt insbesondere für das Pandemie-        Dr. Klaus Reinhardt zum Auftakt des onären Strukturen des Gesundheitswe-
                          management und die Digitalisierung.        124. Deutschen Ärztetages, bei dem sens sowie der beispiellose Einsatz von
                          Zu beiden Themen lagen den Abge-           insbesondere die Generalaussprache Ärztinnen und Ärzten aus allen Versor-
                          ordneten des deutschen Ärztetages          mit großer Spannung erwartet wurde. gungsbereichen hätten eine Überlas-
                          entsprechende Leitanträge vor.             Denn hier ging es zuallererst um das tung des Systems verhindert. Daneben
                                                                     Management der Pandemie und mög- hätten die vergangenen Monate aber
                           Etwas Bewegung zeigte Spahn bei           liche Optimierungen. Immerhin war der auch Defizite offengelegt. Diese sahen
                          der Digitalisierung. Hier werde nicht      Ärztetag die erste große Zusammen- die Abgeordneten unter anderem bei
                          gehastet, sondern einfach nur Tempo        kunft der verfassten Ärzteschaft nach der personellen und technischen Aus-
                          gemacht, erklärte der Minister. In die-    Ausbruch der Corona-Infektionen. Hier- stattung in den Einrichtungen des Ge-
                          sem Sinne rief er auch alle Ärztinnen      zu verabschiedeten die Abgeordneten sundheitswesens, insbesondere in den
                          und Ärzte dringend dazu auf, ihren         mit großer Mehrheit eine mehrseitige Gesundheitsämtern, bei der Vernet-
                          elektronischen Heilberufsausweis zu        Entschließung, die den Finger gleich in zung der Meldestrukturen und beim
                          bestellen, um ab 1. Januar 2022 dazu       zahlreiche Wunden legte.                 digitalen Ausbau. Bund und Länder

                  6     | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021
Deutscher Ärztetag - Ärztliches Parlament in Pandemiezeiten
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

seien aufgefordert, diese Schwach-         zudem eine dauerhafte additive Kofi-     das Gesundheitssystem als Ganzes vor
stellen gemeinsam mit der ärztlichen       nanzierung durch den Bund notwen-        Überlastung zu schützen. Mehr als 90
Selbstverwaltung zu analysieren und        dig, dies allerdings unter Wahrung der   Prozent der Patientinnen und Patienten
das Gesundheitswesen in Deutschland        grundgesetzlich verbrieften Kranken-     mit Covid-19 würden von den nieder-
zukunfts- und krisenfest aufzustellen.     hausplanungshoheit der Länder.           gelassenen Haus- und Facharztpra-

        Öffentlichen
      Gesundheitsdienst
          stärken
  Es sei dem großen persönlichen En-
gagement der Beschäftigten im Öf-
fentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) zu
verdanken, dass die Gesundheitsämter
trotz unzureichender personeller und
technischer Ausstattung diesen Aufga-
ben weitgehend nachgekommen sind,
heißt es in der Entschließung weiter.
Um die bestehenden Defizite im ÖGD
zu beheben, sei die schnelle und um-
fassende Umsetzung des von Bund
und Ländern geschlossenen Paktes für
den Öffentlichen Gesundheitsdienst
unerlässlich. Erforderlich sei darüber
hinaus eine grundsätzliche Strukturre-
form des ÖGD. Sie müsse unter ande-
rem eine zentrale Stelle zur Koordina-                                                                                              Dr. Klaus Reinhardt
tion der Aktivitäten der einzelnen Ge-                                                                                              Foto: Jürgen Gebhardt
sundheitsämter und zur Entwicklung
von technischen sowie inhaltlich-fachli-   Um dem zukünftigen Versorgungs-          xen betreut. Zudem übernähmen die
chen Standards beinhalten. Flächende-    bedarf gerecht zu werden und die           Arztpraxen in Deutschland nach der
ckend seien alle Gesundheitsämter mit    Fehlanreize des G-DRG-Fallpauscha-         Coronavirus-Testverordnung (TestV)
digitalen Kontaktnachverfolgungssys-     lensystems zu beheben, sei schließlich     eine Schlüsselfunktion bei der symp-
temen sowie einheitlichen Schnittstel-   eine grundlegende Reform der bisheri-      tomatischen und asymptomatischen
len für eine Anbindung an das Robert     gen erlösorientierten Krankenhausbe-       Testung auf das Virus. Im Sinne einer
Koch-Institut (RKI) auszustatten. Die    triebsmittelfinanzierung erforderlich.     qualitativ hochwertigen Patienten-
ärztliche Leitung aller Gesundheits-     Diese müsse sich gemäß dem kran-           versorgung, nicht nur in Krisenzeiten,
ämter in Deutschland sei zu gewähr-      kenhausindividuellen Auftrag prioritär     sondern auch darüber hinaus, forderte
leisten. Zur personellen Aufstockung     an den Kriterien tatsächlicher Perso-      der 124. Deutsche Ärztetag 2021 Bund
müssten schließlich Anreize für Ärztin-  nalbedarf, Personalentwicklung, Flä-       und Länder dazu auf, diese leistungs-
nen und Ärzte geschaffen werden, im      chendeckung und Vorhalteleistungen         starken ambulanten Strukturen zu si-
Öffentlichen Gesundheitsdienst tätig     ausrichten. Die überfällige Reform des     chern und zukunftsfähig zu machen.
zu werden.                               G-DRG-Systems sollte direkt nach der
                                         Bundestagswahl unter Einbindung der         Der in der Coronapandemie einge-
        Patientengerechte                Expertise der maßgeblichen ärztlichen      führte Schutzschirm für die Vertrags-
   Krankenhausversorgung                 Verbände und Institutionen eingeleitet     ärztinnen und Vertragsärzte mit finan-
                                         werden. Der 124. Deutsche Ärztetag         ziellen Ausgleichszahlungen durch die
               sichern
                                         2021 schlug hierzu die Einrichtung ei-     Krankenkassen müsse als Instrument
  Als Erfahrung aus der Pandemie nes nationalen Krankenhausgipfels mit              für den Bedarfsfall dauerhaft im
müssten Personalressourcen und Re- Vertretern der verfassten Ärzteschaft            SGB V verankert werden. Zur Würdi-
servekapazitäten in der Krankenhaus- vor.                                           gung des herausragenden Einsatzes
planung sachgerechter definiert und                                                 der Medizinischen Fachangestellten
finanziert werden, als dies heute der             Arztpraxen bei                    in der Pandemiebewältigung unter-
Fall ist. Grundlegend sei ebenfalls eine       Krisen­bewältigung                   stützte der 124. Deutsche Ärztetag
stärkere Orientierung der Kranken-                                                  zudem mit Nachdruck die Forderung
                                                   unterstützen
hausplanung an der ärztlichen Wei-                                                  des Verbandes medizinischer Fach-
terbildungsordnung, die den Stand Die niedergelassenen Ärztinnen und                berufe e. V., die Leistungen der Mit-
des medizinischen Fortschritts und Ärzte und insbesondere auch die Me-              arbeiterinnen und Mitarbeiter in den
die Versorgungserfordernisse wider- dizinischen Fachangestellten hätten             Praxen nach dem Vorbild der Pflege
spiegelt. Um den Investitionsstau von maßgeblich dazu beigetragen, die              mit einem steuerfinanzierten Bonus zu
mindestens 7 Mrd. Euro aufzulösen, sei Coronapandemie zu bewältigen und             würdigen.

                                                                                          Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021 |   7
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   Hygiene- und Abstands-
   regelungen galten auch
 für die Abgeordneten des
124. Deutschen Ärztetages
            Foto: Elmar Esser

                                      Für den Nachwuchs –                    als Treiber für die Digitalisierung zu     Zahlreiche weitere Anträge
                                            gegen die                        nutzen. Während auf der einen Seite
                                                                             die Akzeptanz vieler digitaler Anwen-       Sehr konzentriert diskutierten die
                                       Kommerzialisierung
                                                                             dungen, wie z. B. Videosprechstunden       Abgeordneten über zahlreiche wei-
                                    In weiteren Teilen des Leitantrages      oder Telekonsile, deutlich gestiegen       tere Anträge, von den viele auch ver-
                                  forderte der Ärztetag, den ärztlichen      sei und es hier eine erfreuliche Dyna-     abschiedet wurden. So machte das
                                  Nachwuchs zu fördern, und attrakti-        mik gebe, habe die Pandemie auch die       Ärzteparlament Druck bei der No-
                                  ve Studienbedingungen zu schaffen.         Defizite und Mängel der vergangenen        vellierung der Approbationsordnung
                                  Um junge Ärztinnen und Ärzte nach          Bemühungen um eine Digitalisierung         und forderten die Entwicklung einer
                                  absolvierter Facharztweiterbildung in      im Gesundheitswesen offengelegt.           Corona-Impfstrategie für Kinder und
                                  der kurativen Medizin zu halten, seien     Es sei zwingend erforderlich, neue         Jugendliche. In dem Zusammenhang
                                  attraktive berufliche Rahmenbedingun-      digitale Anwendungen mit der dafür         sollte die Forschung zu Impfstoffen für
                                  gen in Kliniken und Praxen unerlässlich.   notwendigen Zeit und Genauigkeit auf       diese Altersgruppe gezielt gefördert
                                  Für den stationären Bereich forderte       ihre Praxistauglichkeit hin zu erproben.   und die ausreichende Versorgung mit
                                  der Ärztetag deshalb eine patienten-       Die Ärzteschaft in Deutschland sei be-     adäquaten Impfstoffen sichergestellt
                                  und aufgabengerechte Personalaus-          reit, sich dabei weiterhin aktiv einzu-    werden. Eine zentrale Rolle in der
                                  stattung sowie die Refinanzierung von      bringen.                                   Impfstrategie spielen nach Auffassung
                                  Tariflohnsteigerungen nicht nur für die                                               des Ärzteparlaments neben den Hau-
                                  Pflege, sondern auch für den ärztlichen     Schließlich sprach sich der Ärztetag in   särzten die Kinder- und Jugendärzte in
                                  Dienst. In einem weiteren Schritt sei      diesem schon als programmatisch zu         Praxis, Klinik und Gesundheitsämtern.
                                  die extrabudgetäre Vergütung ärztli-       bezeichnenden Leitantrag dafür aus,        Sie benötigten Unterstützung bei der
                                  cher Grundleistungen im ambulanten         das duale Krankenversicherungssystem       kurzfristigen Impfdurchführung.
                                  Bereich zu realisieren. Ziel müsse ein     fortzuentwickeln. Die Pandemie habe
                                  entbudgetiertes System mit festen so-      überdeutlich gezeigt, wie wichtig die       Zudem warnte BÄK-Präsident Rein-
                                  wie kostendeckenden Preisen für ärzt-      Überwindung von Sektorengrenzen            hardt vor negativen Kollateraleffekten
                                  liche Leistungen sein.                     und Sektorendenken sei. In diesem          der Corona-Eindämmungsmaßnah-
                                                                             Zusammenhang biete Insbesondere            men für die Jüngeren. „Es geht dabei
                                   Von der Politik forderte der Ärztetag     eine Reform der Notfallversorgung          nicht nur um entstandene schulische
                                  ein klares Bekenntnis gegen die zu-        die große Chance als Blaupause und         Bildungsdefizite, sondern mehr noch
                                  nehmende Kommerzialisierung. In der        Wegbereiter für die Gestaltung und         darum, dass viele Kinder wichtige Ent-
                                  Medizin gehe es um Menschen, nicht         Finanzierung einer engen sektorenver-      wicklungsphasen in sozialer Isolation
                                  um Margen. Zudem gelte es, die Krise       bindenden Zusammenarbeit zu dienen.        erlebt haben“, erklärte er.

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                                                                                     Bundesärztekammer diskutiert wor-
                                                                                     den. Zusammen mit den Gebieten
                                                                                     „Hygiene und Umweltmedizin“ und
                                                                                     „Mikrobiologie, Virologie und Infek-
                                                                                     tionsepidemiologie“ sowie der Zu-
                                                                                     satz-Weiterbildung „Infektiologie“ ist
                                                                                     infektiologisches Wissen nunmehr in
                                                                                     der Breite und Tiefe in der MWBO ver-
                                                                                     ankert.

                                                                                       Hilfe zur Selbsttötung
                                                                                      weiterhin keine ärztliche
                                                                                              Aufgabe
                                                                                      Nach dem Grundsatzurteil des Bun-
                                                                                     desverfassungsgerichts vom Februar
                                                                                     2020 zum assistierten Suizid hat der
                                                                                     Deutsche Ärztetag schließlich auch be-
                                                                                     rufsrechtlichen Regelungen für Ärztin-
                                                                                     nen und Ärzte zur Suizidhilfe geändert.
                                                                                     So wurde der Paragraf 16 Satz 3 der              Foto: Elmar Esser
                                                                                     (Muster-)Berufsordnung aufgehoben.
 Der Deutsche Ärztetag forderte den       verschiedene Änderungen diskutiert         Darin hieß es bislang: „Sie [Ärztin-
Deutschen Bundestag und das Euro-         und mehrheitlich beschlossen.              nen und Ärzte] dürfen keine Hilfe zur
päische Parlament dazu auf, Impfstoff-                                               Selbsttötung leisten.“ Es entspreche
patente unter fairer Vergütung des         „Das neue Weiterbildungssystem ist        ganz überwiegender Auffassung, dass
geistigen Eigentums der Patentinhaber     ein lebendiges und lernendes System“,      § 16 Satz 3 der (Muster-)Berufsord-
zumindest temporär freizugeben. Der       betonte Prof. Dr. Henrik Herrmann, ei-     nung in seiner bisherigen Fassung aus
bisherige Verlauf der Pandemie sowie      ner der beiden Vorsitzenden der Stän-      verfassungsrechtlichen Gründen nicht
die Entwicklung besorgniserregender       digen Konferenz (StäKo) „Ärztliche         aufrechterhalten werden könne“, be-
Virusvarianten in Bevölkerungen mit       Weiterbildung“ der Bundesärztekam-         gründete das Ärzteparlament seine
unvollständiger bzw. nachlassender        mer und Präsident der Ärztekammer          Entscheidung.
Immunität habe gezeigt, wie wichtig       Schleswig-Holstein. Im Rahmen der
es sei, weltweit und unabhängig von       Umsetzung der neuen MWBO 2018                Die Streichung ändert nach Überzeu-
der Wirtschaftskraft eines Landes         wurden verschiedene Änderungswün-          gung des Ärztetages aber nichts daran,
möglichst schnell eine möglichst hohe     sche eingebracht, die in den sogenann-     dass „ärztliches Handeln von einer le-
Impfrate zu erreichen, so die Abgeord-    ten Themenspeicher aufgenommen,            bens- und gesundheitsorientierten Ziel-
neten des Ärztetages.                     priorisiert und bearbeitet wurden.         richtung geprägt ist“. Nach § 1 Abs. 2
                                                                                     der (Muster-)Berufsordnung ist es
  Schließlich forderte das Ärzteparla-     Dazu gehörte unter anderem die            Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte, das
ment noch ein Gesamtkonzept für die       Aufnahme der „Auswirkungen des Kli-        Leben zu erhalten, die Gesundheit zu
Reform der Notfallversorgung. Patien-     mawandels auf die Gesundheit“ in die       schützen und wiederherzustellen, Lei-
tinnen und Patienten kämen mit der        Allgemeinen Inhalte der Weiterbildung.     den zu lindern, Sterbenden Beistand zu
Erwartung in die Notaufnahme eines        Damit gilt der Abschnitt für alle Wei-     leisten und an der Erhaltung der natürli-
Krankenhauses, dass sie ärztliche Hilfe   terbildungen. „Die Allgemeinen Inhalte     chen Lebensgrundlagen im Hinblick auf
erhielten. Sie müssten sich darauf ver-   müssen ebenso nachgewiesen werden          ihre Bedeutung für die Gesundheit der
lassen können, dass ihre individuellen    wie fachspezifische Inhalte, denn sie      Menschen mitzuwirken.“ Mithin zählt
Beschwerden ärztlich bewertet würden      definieren unser gesamtes ärztliches       es nicht zu dem Aufgabenspektrum
und die Patientensicherheit im Vorder-    Berufsbild“, sagte Dr. Johannes Albert     der Ärzteschaft, Hilfe zur Selbsttötung
grund stehe.                              Gehle, der ebenfalls der StäKo Weiter-     zu leisten. Dies betonte der Ärztetag
                                          bildung vorsitzt und Präsident der Ärz-    auch vor dem Hintergrund der aktuel-
       Neuer Facharzt                     tekammer Westfalen-Lippe ist.              len Debatte im Deutschen Bundestag
     Innere Medizin und                                                              über eine gesetzliche Neuregelung der
                                           Neu eingeführt wurde die Facharzt-        Sterbehilfe. Es könne niemals Aufgabe
        Infektiologie
                                          weiterbildung „Innere Medizin und          der Ärzteschaft sein, für Nichterkrank-
 Zwei Drittel der Landesärztekammern      Infektiologie“ als vertiefende klinische   te eine Indikation, Beratung oder gar
haben die (Muster-)Weiterbildungsord-     Facharztkompetenz im Gebiet Innere         Durchführung eines Sterbewunsches
nung (MWBO) von 2018 bislang – wie        Medizin. Die Facharztweiterbildung         zu vollziehen. Mit dieser Klarstellung
auch in Brandenburg - in das jeweili-     war zuvor intensiv mit involvierten        vollzog das Ärzteparlament auch eine
ge Landesrecht umgesetzt. Basierend       Fachgesellschaften und Berufsver-          Initiative brandenburgischer Abgeord-
darauf hat der 124. Deutsche Ärztetag     bänden sowie in den Gremien der            neter nach.

                                                                                            Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021 |   9
Deutscher Ärztetag - Ärztliches Parlament in Pandemiezeiten
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

               Neuwahlen                        drei Kandidaten den Abgeordneten vor. Nachwahl soll vielmehr erst im Herbst
        in den Vorstand per Brief               Die Entscheidung selbst fällt nun durch auf dem weiteren „ordentlichen“ Ärz-
                                                Briefwahl.                              tetag erfolgen, den die BÄK veranstal-
        Nachdem Dr. Peter Bobbert dieses                                                ten will. Dann wird das Thema „Klima-
       Jahr zum Präsidenten der Ärztekammer            Nachwahl für das                 schutz ist Gesundheitsschutz“ auf der
       Berlin gewählt wurde, stand schließlich       Präsidium im Herbst                Tagesordnung stehen.
       auch die Nachwahl einer/eines wei-
       teren Ärztin/Arztes im Vorstand der Durch den Tod von BÄK-Vizepräsiden-
       Bundesärztekammer (BÄK) auf der Ta- tin Dr. Heidrun Gitter war zudem auch ■ BÄK/EE
       gesordnung des Ärztetages. Denn mit eine Position im Präsidium nachzube-
       seiner Wahl in Berlin ist Bobbert auto- setzen. „Aus Gründen des Respekts
       matisch Mitglied im BÄK-Vorstand. Am und der Pietät waren wir uns im Vor-
       Abend des zweiten Tages stellten sich stand aber schnell darüber einig, dass
       hierfür mit Dr. Andreas Botzlar aus Bay- wir diese Wahl nicht jetzt auf dem di-
       ern, Dr. Regine Held aus Berlin und Dr. gitalen Ärztetag durchführen wollen“,
       Robin T. Maitra aus Baden-Württemberg erklärte BÄK-Präsident Reinhardt. Die

       AKADEMIE FÜR ÄRZTLICHE FORTBILDUNG

       Neuer Akademie-Vorstand hat sich konstituiert

        Die Delegierten der Kammerver-             einer bleibenden Institution werden     strukturierten curriculären Weiterbil-
       sammlung der Landesärztekam-                sollen. Wir werden Kooperationen mit    dungsangeboten oder auch den in-
       mer Brandenburg (LÄKB) haben                anderen Institutionen und Ausschüs-     terdisziplinären Foren, neue Angebote
       am 27.03.2021 einen neuen Vor-              sen intensivieren, um die Ärztliche     wie z. B. eine Brandenburger Summer
       stand der Akademie für Ärztliche            Fortbildung möglichst weiter auszu-     School für junge Ärzte organisieren,
       Fortbildung gewählt. Die neue               bauen. Dabei führen wir das bereits in  die ggf. ebenfalls wieder eine feste
       Vorsitzende, Dr. med. Gesine                der letzten Legislaturperiode begon-    Institution im Sinne „Brandenburg für
       Dörr, sowie der Stellvertreter, Dr.         nene Projekt der Online-Plattform und   Brandenburg“ werden kann. Unser Ziel
       med. Reinhold Schrambke, stre-              damit der Möglichkeit von Hybridange-   ist es, für Sie als Kollegen transparent
       ben eine enge, interdisziplinäre            boten fort. Weiterhin wird jedoch der   zu sein und daher werden wir ab sofort
       Zusammenarbeit mit allen Kolle-             Schwerpunkt auf Präsenzveranstaltun-    regelmäßig in einer kleinen Rubrik im
       ginnen und Kollegen in der nun              gen liegen, denn der persönliche Aus-   Ärzteblatt über neue Entwicklungen
       laufenden 9. Legislaturperiode an.          tausch ist unersetzlich.                berichten. Aufbruch und Veränderung
                                                                                           – das ist unser Credo und wir freuen
         Die konstituierende Sitzung des Vor-       Eine weitere Aufgabe der Akademie uns auf diesen gemeinsamen Weg.
       standes fand am 06.05.2021 im Beisein       für Ärztliche Fortbildung ist es, die
       des Präsidenten der Landesärztekammer       Neutralität der Fortbildungsveranstal-
       Brandenburg, Dipl. med. Frank-Ulrich        tungen zu prüfen und durch die Verga- ■ Ihr Vorstand der Akademie für
       Schulz, statt. Neuer Schatzmeister der      be von Fortbildungspunkten zu bewer-       Fortbildung der Landesärztekammer
                                                                                              Brandenburg
       Akademie ist Dr. med. Mario Liese. Auch     ten. Gemeinsam stehen die Mitglieder
       die meisten Mitglieder des Vorstandes       des Akademie-Vorstandes dafür, dass
       sind in dieser Funktion in der ersten Le-   ärztliche Fortbildungen und Zertifi-
       gislaturperiode tätig wie Dr. med. Oliver   zierungen den Standard ärztlichen
       Häußer, Dr. med. Michael Gremmler,          Wissens nach Abschluss der Weiterbil-
       Dr. med. Michael Knoop und Dr. med.         dung erhalten sollen. All diese Aufga-
       Frank Mieck.                                ben können wir jedoch nur durch die
                                                   bewährte Zusammenarbeit mit dem
        Unser Ziel ist die Fortführung bewähr-     Vorstand der Landesärztekammer und
       ter interdisziplinärer und fach-übergrei-   den engagierten Mitarbeitern des Re-
       fender Fortbildungen, welche unter          ferates für Fortbildung meistern, denen
       der Leitung der Landesärztekammer           wir in besonderer Weise unseren Dank
       Brandenburg durchgeführt werden.            aussprechen.
       Ein weiteres Ziel ist die Schaffung neu-
       er, fester Fortbildungsformate, welche Wir wollen als Akademie neben
       insbesondere den interdisziplinären den bewährten Formaten wie z.
       Charakter betonen und möglichst zu B. den Weiterbildungskursen, den

10   | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

IMPFKAMPAGNE

Ärzte können sich nicht teilen

 Als Kassenärztliche Vereinigung        impfen schon rund 1.300 Praxen re-
Brandenburg haben wir uns be-           gelmäßig. Durch die Einbeziehung der
reits im November dafür einge-          Facharztpraxen lässt sich das Potential
setzt, dass die Corona-Impfun-          verdoppeln.
gen in die Arztpraxen kommen,
sobald ausreichend Impfstoff zur         Die Zahlen überraschen mich nicht.
Verfügung steht. Dieser Punkt           Die Kolleginnen und Kollegen wollen
ist nun erreicht und wir plädie-        impfen, und die Menschen wollen bei
ren dafür, die Impfungen von den        ihren Ärzten geimpft werden. Auf-
Impfzentren in die Arztpraxen zu        grund der Zahlen und des hohen En-
verlagern.                              gagements der Kolleginnen und Kolle-
                                        gen bin ich sehr zuversichtlich, dass wir
  Zu Beginn der Impfkampagne wa-        durch die Impfungen in den Arztpra-
ren die Impfzentren die richtige Wahl.  xen bis zum Ende des Sommers einen
Der Impfstoff war sehr knapp. Es gab    Großteil der Brandenburger geimpft
strenge Priorisierungsvorgaben und      haben.
damit verbunden zentrale Einladungs-
systeme. Darüber hinaus mussten wir Die Vorteile des Impfens in den Pra-
vor allem bei den mRNA-Impfstoffen xen liegen für die Menschen auf der                                                               MUDr./ČS Peter Noack
von hohen Anforderungen in Lagerung Hand:                                                                                            Foto: KVBB
und Logistik sowie von besonderen Si- • ein landesweit flächendeckendes
cherheitserfordernissen ausgehen.           Netz von Arztpraxen                     Dauer gleichzeitig in Impfzentren und
                                         • kurze Wege und ein bekanntes             der eigenen Praxis impfen. Deshalb
  Aus heutiger Sicht sind die impfstoff-    Umfeld                                  schlagen wir vor, jetzt den geordneten
abhängigen Herausforderungen an • ein häufig über viele Jahre gewach-               Übergang von den Impfzentren in die
Lagerung und Transport gelöst und           senes Vertrauensverhältnis zu „ih-      Arztpraxen zu gestalten.
ermöglichen dezentrales Impfen an           rem“ Arzt
möglichst vielen Orten in der Fläche. • bessere Impfaufklärung, die zu ei-
Priorisierungsvorgaben und zentrale         ner höheren Impfbereitschaft führt      ■ MUDr./Č S Peter Noack
Terminvergaben verlieren zunehmend • geringer Organisationsaufwand                    Vorsitzender des Vorstandes der KV
                                                                                      Brandenburg
an Bedeutung, nachdem die Haupt- • flexible und sehr kurzfristige
risikogruppen geimpft wurden und            Termine
zunehmend mehr Impfstoff zur Verfü-
gung steht.                               Außerdem ist das Impfen in Arztpra-
                                         xen kostengünstig, und der hohe or-
  In der Nationalen Impfstrategie ist ganisatorische und finanzielle Aufwand
vorgesehen, dass bei ausreichend zur für das Impfen in zentralen Strukturen         ANKÜNDIGUNG
Verfügung stehenden Impfstoffmen- wie Impfzentren oder die Terminver-
gen zum Zeitpunkt X das Impfen auf gabe über Call Center kann deutlich
die vorhandenen Strukturen der Ver- reduziert oder sogar ganz vermieden
                                                                                    Kammer­
tragsarztpraxen und eine Belieferung werden.
über Apotheken verlagert wird. Nur                                                  versammlung
so lässt sich das gemeinsame Ziel, Die Weiterentwicklung der Impfkam-
die schnellstmögliche Durchimpfung pagne und vor allem der Weiterbetrieb            am 18. September
der Bevölkerung zur Herstellung der der Impfzentren sind längst zu einem
                                                                                    Die nächste Kammerversammlung fin-
Herdenimmunität, erreichen. Dieser Politikum im Land Brandenburg ge-
                                                                                    det am 18. September statt. Diesen
Zeitpunkt ist jetzt erreicht. Schon im worden. Wir müssen daher nicht nur           Termin sollten sich also alle Interes-
Parallelbetrieb haben vor allem die mit der für die Impfkampagne verant-            sierten bereits jetzt vormerken. Den
Hausärzte gezeigt, dass in den Praxen wortlichen Landesregierung diskutie-          Ort und die Uhrzeit des Beginns teilen
deutlich mehr geimpft werden kann als ren, sondern auch die Landräte, der           wir noch im Brandenburgischen Ärzte-
in den Impfzentren.                      Städte- und Gemeindebund und wei-          blatt mit.
                                         tere Akteure sind zu Ansprechpartnern
  Angefangen hat es Anfang März geworden. Diesen Akteuren machen
mit vier Praxen im Pilotprojekt „Imp- wir dann immer wieder klar: Ärzte             ■ LÄKB
fen in den Arztpraxen“. Anfang Mai können sich aber nicht teilen und auf

                                                                                           Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021 |   11
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

       DIGITALISIERUNG

       Notfalldaten müssen auch offline verfügbar bleiben!

        In seiner konstituierenden Sit-        geprüft worden. Gerade Notfälle          erinnerte daran, dass der Schutz der Pa-
       zung am 22. April hat sich der neu      zeichneten sich dadurch aus, dass die    tientendaten auch derzeit sichergestellt
       gewählte Vorstand der Landes-           Patienten zum Beispiel aufgrund von      sei, da die Daten von der Versicherten-
       ärztekammer Brandenburg unter           Schmerzen, Ohnmacht oder sonstigen       karte nur durch Personen gelesen wer-
       anderem mit dem aktuellen Ent-          Einschränkungen eben nicht dazu in       den könnten, die einen elektronischen
       wurf der Bundesregierung für das        der Lage seien, zur Anamnese beizu-      Heilberufsausweise besitzen. Der Staat
       Gesetz zur digitalen Modernisie-        tragen. Aus den gleichen Gründen sei     sei verpflichtet, die Daseinsvorsoge
       rung von Versorgung und Pflege          es ihnen auch oft nicht möglich, den     und den Schutz seiner Bürger zu ge-
       (DVPMG) befasst. Insbesondere           Ärztinnen und Ärzten oder Notfall-       währleisten, sagte Schulz. Auch aus
       für die vorgesehene Änderung bei        sanitäterinnen und -sanitätern bzw.      diesem Grund sei die Bundesregierung
       den Notfalldatensätzen erkannten        Rettungsassistentinnen und -assisten-    dringend dazu aufgerufen, den Gesetz-
       die Vorstandsmitglieder dabei           ten mittels eines technischen Autori-    entwurf schnellstmöglich zumindest in
       Fehlentwicklungen, die dringend         sierungsverfahrens den Onlinezugriff     Richtung einer Doppellösung zu überar-
       korrigiert werden müssen. Denn          auf ihre Daten zu ermöglichen. Zudem     beiten, die die Notfalldaten sowohl off-
       diese Daten sollen künftig statt        wäre gerade in Rettungseinsätzen so-     line als auch online zur Verfügung stellt.
       – wie ursprünglich vorgesehen –         wohl auf dem Land als auch in inner-     Der Gesetzentwurf wurde im Nachgang
       auf der elektronischen Gesund-          städtischen Gebäuden immer wieder        im Sinne dieser Forderung geändert.
       heitskarte direkt, nur noch als Teil    kein zuverlässiger Internetzugang ver-
       einer neuen Patientenkurzakte           fügbar.
       online verfügbar sein. Ein solcher                                               ■ LÄKB
       Ansatz, so der Kammervorstand,          „Der derzeitige Gesetzentwurf führt
       sei nicht nur praxisfremd, sondern     daher de facto zu einer Abschaffung
       auch in hohem Maße störanfällig.       der stets verfügbaren Notfalldaten und
                                              stellt somit eine Verschlechterung der
        Der Notfalldatensatz sei in aufwändi- Versorgung dar“, erklärte Dipl.-Med.
       gen Testverfahren entwickelt und um- Frank-Ullrich Schulz. Der Präsident
       fangreich auf seine Praxistauglichkeit der Landesärztekammer Brandenburg

       LANDESÄRZTEKAMMER BRANDENBURG:

       Staatshaftung greift auch bei Impfung mit Vaxzevria® bei
       Unter-60-Jährigen

        Die Landesärztekammer Bran-            (MSGIV) auf die entsprechende Anfra-     kurzfristig auch in der Änderung des
       denburg hatte mit Pressemit-            ge der Landesärztekammer nunmehr         § 60 IfSG klargestellt. So seien auch
       teilung vom 06.05.2021 darauf           erklärt, dass die Impfempfehlungen       die Impfempfehlungen des Landes
       hingewiesen, dass es bei der            des Landes Brandenburg auch diese        auszulegen.
       Impfung von Vaxzevria® an Un-           Impfungen abdecken und die Staats-
       ter-60-Jährige zu einer vollum-         haftung gewährleistet sei.             Damit liegt die von der Landesärz-
       fänglichen Haftungsabsicherung                                                tekammer angeregte Klarstellung des
       der impfenden Ärztinnen und              Konkret schreibt das Ministerium, Landes Brandenburg nunmehr vor.
       Ärzte einer Klarstellung durch den      dass auch im Land Brandenburg die
       Bundesgesetzgeber, aber auch ei-        Staatshaftung im Falle von Impfschä-
       ner Klarstellung durch das Land         den bei unter 60-Jährigen nach Imp- ■ LÄKB
       Brandenburg bedürfe.                    fung mit Vaxzevria® gelte, soweit
                                               die Hinweise der Ständigen Impfkom-
        Mit Nachricht vom 09.05.2021 hat       mission am Robert Koch-Institut in
       das Ministerium für Soziales, Ge-       Bezug auf die ärztliche Aufklärung
       sundheit, Integration und Verbrau-      und die Risikoakzeptanz des Patienten
       cherschutz des Landes Brandenburg       berücksichtigt wurden. Dies werde

12   | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

SENIORENBEAUFTRAGTER

Viele Aufgaben für erfahrene Ärzte in der Kammer

 Auf der konstituierten Kammer-          sind sich einig, dass über ein solches
versammlung am 27. März 2021             Fortbildungsangebot der Kammer für
wurden neben der Wahl des neu-           Senioren hinaus deren Expertise und
en Vorstandes wie stets auch für         Kompetenz viel stärker in die täglichen,
die neue Legislaturperiode die           berufspolitischen Diskussionen einbe-
Ausschüsse besetzt, die Leitung          zogen werden sollten. Als mögliche
der Fortbildungsakademie neu             Form bietet sich an, eine Art Senioren-
gewählt und ebenfalls die Beauf-         beirat einzurichten. Befreit von sonsti-
tragten für junge Ärztinnen und          gen beruflichen Verpflichtungen könn-
Ärzte und für Senioren gewählt.          ten Kolleginnen und Kollegen, die sich
Zum Seniorenbeauftragten der             in im Ruhestand befinden, ihre Sicht
Landesärztekammer und wurde              auf die Dinge und ihre Erfahrungen im
Professor Dr. Ulrich Schwantes           Sinne einer guten Medizin einbringen.
bestimmt. Er löst damit Frau Dr.         Themen bieten sich viele an, manche
Möbius ab, die diese Aufgabe             von hoher Aktualität und anderes,
über viele Jahrzehnte außeror-           das im Wandel der Zeit immer wieder
                                                                                                                                     Professor Dr.
dentlich engagiert erfüllt hat. Ihr      neu bedacht oder angepasst werden                                                           Ulrich Schwantes
gebührt an dieser Stelle dafür           müssen. Auf diese Weise werden die                                                          Foto: privat
noch einmal ein herzlicher Dank.         Ressourcen unserer Seniorinnen und
                                         Senioren fruchtbar und nach einer in       mit Migrationshintergrund in den
  Prof. Schwantes, Facharzt für All- der Regel langen und engagierten be-           Arbeitsmarkt ab. Gefördert wird es
gemeinmedizin, mit den ZB Psycho- ruflichen Tätigkeit wird der ihnen ge-            durch das Bundesministerium für Ar-
therapie, Geriatrie und Suchtmedizin, bührende Respekt erwiesen.                    beit und Soziales (BMAS) und den
dürfte vielen Kammermitgliedern                                                     Europäischen Sozialfonds (ESF). Es
bekannt sein. Seit 2008 ist er als Mit- Im Gespräch mit David Lihre, dem            wird in Kooperation mit dem Bun-
glied der Kammerversammlung in der neugewählten Beauftragten für junge              desministerium für Bildung und For-
Selbstverwaltung aktiv: als Mitglied in Ärztinnen und Ärzte, entstanden Über-       schung und der Bundesagentur für
verschiedenen Ausschüssen und von legungen, wie jung und alt zusam-                 Arbeit durchgeführt. Hierfür werden
2012 bis 2017 auch als Vizepräsiden- mengebracht werden können. Ganz                auf Honorarbasis noch Dozierende
tIm Anschluss an seine Tätigkeit an der bewusst soll dieses nicht beschränkt        für die Fachgebiete Innere Medizin,
Charité, an der er von 1998 bis 2008 werden auf die Ärztinnnen und Ärzte            Chirurgie, Anästhesie, Radiologie und
gemeinsam mit Frau Prof. Braun das in Weiterbildung. Es sollten beson-              Pharmakologie gesucht. Wir werden
Institut für Allgemeinmedizin leitete ders auch die jungen Kolleginnen und          über das Projekt noch ausführlicher
und den dortigen Reformstudiengang Kollegen unterstützt werden, die mit             unterrichten. Fürs erste finden Sie wei-
mit aufbaute, engagierte er er sich als ihrem frischen Facharztzeugnis am           tere Informationen zum Projekt hier:
Mitinitiator und Gründungsmitglied Anfang ihrer beruflichen Laufbahn ste-           https://www.mhb-fontane.de/kennt-
der Medizinischen Hochschule Bran- hen. Wieweit sich dieses in Sinne eines          nisprüfung.html
denburg.                                 Mentorings verwirklicht werden kann,
                                         muss eruiert werden. Vielleicht lässt       Die Erfahrungen der Alten für die Jun-
  Inzwischen selbst Senior freut sich sich auch aus einem „Seniorenbeirat“          gen nutzbar machen.
Prof. Schwantes nun darauf, gemein- heraus eine Beratung für unterschied-            Miteinander die Zukunft entwickeln.
sam mit der Fortbildungsakademie, na- liche Fragen der beruflichen Entwick-
mentlich mit Dr. Reinhold Schrambke lung aufbauen.
und Frau Yvonne Heinrichsen–Dörfler                                                 ■ Professor Dr. Ulrich Schwantes
die sogenannte Seniorenakademie Spannende Ideen, die sich hoffent-
weiter führen zu können. Im vergan- lich als Projekt zur Unterstützung der
genen Jahr musste sie wegen der Co- Kolleginnen und Kollegen entwickeln
rona – Pandemie leider abgesagt wer- lassen.
den. Für dieses Jahr ist Prof. Schwantes
guter Hoffnung, dass am 28. August An der MHB-Fontane wird derzeit
2021 die Seniorenakademie in Präsenz ein Förderprogramm „Integration
stattfinden kann. Das Programm steht, durch Qualifizierung (IQ)“ durchge-
die Räume sind gebucht.                  führt, das bis 31.12.22 dauert. Es
                                         zielt auf die nachhaltige Verbesse-
  Dr. Schrambke und Prof. Schwantes rung der Integration von Menschen

                                                                                           Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021 |   13
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK

                            JUNGE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE

                            Den Beruf lange mit Freude ausüben

                            Liebe Kolleginnen und Kollegen,            der Facharztweiterbildung notwen-
                                                                       dig ist, auch stattfindet. Ausbildung
                              ich möchte mich gerne bei Ihnen vor-     braucht einerseits Zeit und Engage-
                            stellen: Mein Name ist Dr. David Liehre    ment aller Beteiligten, aber auch Mo-
                            und ich wurde in der ersten Kammer-        tivation und die Freude daran, neue
                            versammlung der 9. Legislaturperiode       Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlan-
                            zu Ihrem Beauftragten junge Ärztin-        gen. Um den Beruf lange mit Freude
                            nen und Ärzte der LÄKB gewählt. Ich        auszuüben, muss man sich auch fach-
                            bin neu in der Berufspolitik und freue     lich in der Lage fühlen, seine Arbeit
                            mich auf die Arbeit in der Ärztekam-       kompetent und sicher zu verrichten.
                            mer Brandenburg. Ich möchte gerne          Gute Ausbildung bedeutet damit auch
                            Ihre Anliegen in die Ärztekammer ein-      Patientensicherheit!
                            bringen. Obwohl ich im letzte Jahr die
                            Weiterbildung zum Facharzt für Anäs-         Welche Verbesserungen würden Sie
                            thesiologie bereits beendet habe, zähle    sich bei Ihrer Ausbildung wünschen?
                            ich mich noch zu den jungen Ärzten         Gerne vermittle ich Ihnen Kontakte zu
                            und möchte ich mich gerne für deren        den in der Ärztekammer zuständigen
Dr. med. David Liehre
                            Belange einsetzten. Es gibt wahrlich       Kolleginnen und Kollegen, um an be-
      Foto: Simone Groß     genügend Gründe, sich zu engagieren.       stehenden Defiziten zu arbeiten. Ein
                            Dennoch hat die Corona-Pandemie für        weiteres Thema junger Menschen ist
                            mich den Anlass gegeben. Denn sie          die Vereinbarkeit von Familie und Be-       niemand. Ich möchte Ihre Vorschläge
                            hat die Stärken und die Schwächen un-      ruf. Mit der Elternzeit gibt es bereits     aufnehmen und in die Ärztekammer
                            seres Gesundheitssystems offengelegt.      eine hilfreiche Leistung, die viele Fami-   tragen.
                            Ich möchte nach allem, was die Pande-      lien in Anspruch nehmen. Aber welche
                            mie an Krankheit und Leid angerichtet      Angebote seitens der Ärztekammer             Auch wenn für junge Ärztinnen und
                            hat, mithelfen, diese Schwächen zu         würden Sie sich wünschen? Ich möch-         Ärzte die Themen Weiterbildung und
                            überwinden.                                te gerne gemeinsam mit Ihnen Ideen          Vereinbarkeit von Familie und Beruf
                                                                       erarbeiten, welche wir in Brandenburg       sicher besonders wichtig sind, gibt es
                              Die Pandemie hat der Bevölkerung auf den Weg bringen können.                         wohl trotzdem noch weitere Themen-
                            und der Politik die enorme Bedeutung                                                   felder auf denen Sie sich Veränderun-
                            eines funktionierenden Gesundheits- Natürlich ist mir bewusst, dass Ver-               gen wünschen. Der Beruf der Ärztin
                            systems vor Augen geführt. Dazu ge- änderungen nicht allein von der Ärzte-             und des Arztes wandelt sich. Es wird
                            hören wir Ärztinnen und Ärzte. Die Pa- kammer ausgehen können. Ein großer              an allen Ecken und Enden digitalisiert.
                            tientinnen und Patienten vertrauen uns Anteil der Gesundheitspolitik geschieht         Viele junge Ärztinnen und Ärzte sind
                            und erwarten, dass wir gemeinsam mit auf Bundesebene. Die Entscheidungs-               mit digitalen Geräten aufgewachsen.
                            ihnen an einer optimalen Behandlung prozesse sind gewachsene Strukturen.               Es ist für Sie selbstverständlich, damit
                            ihrer Beschwerden arbeiten. Dafür ist Die Ökonomisierung und deren Folgen              zu arbeiten und natürlich sind sie oft
                            es wichtig, dass wir Freude an unse- bestimmen schon seit vielen Jahren die            eine große Erleichterung der Arbeit.
                            rem Beruf haben und nicht unter dem Medizin und somit auch unsere Arbeit.              Aber sind damit nicht oft auch eine Ar-
                            Stress leiden, der durch Arbeitsverdich- Politisches Handeln braucht Zeit. Das         beitsverdichtung und eine Arbeit fern-
                            tung und durch die Kommerzialisie- ist mir durchaus bewusst. Aber ist es               ab vom Patientenbett verbunden? Wie
                            rung des Gesundheitssystems entsteht. eine Selbstverständlichkeit, dass die            können wir die Digitalisierung mitge-
                            Wer sagt denn heute noch von sich: junge Generation die Strukturen als                 stalten? Wie schaffen wir es, dass die
                            „Ich kann mir genügend Zeit nehmen, gegeben hinnimmt? Vielleicht können                durch die Digitalisierung gewonnene
                            um den Bedürfnissen der Patientinnen wir in Brandenburg ja zu einem Impuls-            Zeit eben nicht der Arbeitsverdichtung
                            und Patienten vollumfänglich gerecht geber für Veränderungen werden, die               dient, sondern dem persönlichen Pati-
                            zu werden?“ Doch dafür müssen auch über die Landesgrenzen hinaus gehen.                entenkontakt?
                            die Bedingungen stimmen.                   Dafür brauche ich Sie, liebe jungen Kol-
                                                                       leginnen und Kollegen. Lassen Sie uns        Liebe junge Kolleginnen, auch Ihnen
                              Wenn junge Ärztinnen und Ärzte Pro- Impulsgeber für echte Veränderungen              möchte ich eine Stimme geben. Wel-
                            bleme mit Ihren Arbeitsbedingungen sein. Die „Fridays for Future“-Bewe-                che Benachteiligungen erleben Sie im
                            haben, dann beeinflusst das auch die gung hat uns gezeigt, wieviel Energie             Alltag? Warum heißt es eigentlich nicht
                            Tätigkeit, die sie leisten. Hier denke ich junge Menschen aufbringen kön-              Kammer für Ärztinnen und Ärzte? Wa-
                            z. B. an die Sorge, ob die Ausbildung, nen, um einen Wandel anzustoßen.                rum sind Frauen in Leitungs­positionen
                            die für einen erfolgreichen Abschluss Wenn wir es nicht ändern, ändert es              auch in der Ärzteschaft heutzutage

                  14      | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021
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