Deutscher Ärztetag - Ärztliches Parlament in Pandemiezeiten
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www.laekb.de Brandenburgisches Ärzteblatt 6 | 2021 Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 31. Jahrgang | Juni 2021 124. Deutscher Ärztetag Ärztliches Parlament in Pandemiezeiten Foto: Jürgen Gebhardt Impfkampagne: Ärzte können Beauftragte für Senioren und sich nicht teilen junge Ärzte stellen sich vor Seite 10 Seite 13 Prüfungstermine für MFA KKRBB wird fünf Jahre alt Seite 16 Seite 22
Jetzt online verfügbar: Ärzte Selbsthilfe Alkohol • 2-Minuten Schnelltest zur Einschätzung des eigenen Alkoholkonsums • Online-Programm zur Reduktion des Alkoholkonsums www.aerzteselbsthilfealkohol.de Ein Angebot der Landesärztekammer Brandenburg und der salus kliniken Hilfe für suchtgefährdete Kolleginnen und Kollegen Die Vertrauenspersonen der Landesärztekammer Brandenburg beraten und begleiten kollegial, auf Wunsch auch anonym. Bi�e bei E-Mails in der Betreffzeile „Hilfsprogramm“ angeben. Reto Cina, 16835 Lindow, Tel.: 033933 88110, cina@salus-lindow.de Weitere Informationen unter „Arzt und Gesund- Dr. med. Jürgen Hein, 17291 Prenzlau, Tel.: 03984 808604, jue.hein@web.de heit“ auf www.laekb.de PD Dr. med. Maria-Christiane Jockers-Scherübl, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, jockers@oberhavel-kliniken.de Dr. med. Timo Krüger, 16761 Hennigsdorf, Tel.: 03302 5454211, timo.krueger@oberhavel-kliniken.de Prof. Dr. med. Ulrich Schwantes, 16766 Kremmen, Tel.: 033055 22488, ulrich.schwantes@praxis-schwante.de Impressum Redaktion Das Brandenburgische Ärzteblatt erscheint Landesärztekammer Brandenburg monatlich Inhaber und Verleger Anja Zimmermann M.A. (Doppelnummer Juli/August). Landesärztekammer Brandenburg Pappelallee 5, 14469 Potsdam Bezugsgebühr (ab Ausgabe 4/2010): Präsident: Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Telefon: 0331 505605-525 jährlich € 35,00; ermäßigter Preis für Studenten Pappelallee 5, 14469 Potsdam Telefax: 0331 505605-538 € 17,50. Einzelpreis € 3,35. Telefon: 0331 505605-520 E-Mail: aerzteblatt@laekb.de Bestellungen bitte an die Druckerei Schiemenz Telefax: 0331 505605-769 GmbH, Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus. Die Kündigungsfrist für Abonnements beträgt Repro, Satz, Druck, Herstellung, Herausgeber sechs Wochen zum Ende des Kalenderjahres. Für Verlagswesen Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz die Mitglieder der Brandenburgischen Ärztekam- Druckerei Schiemenz GmbH mer ist der Bezugspreis mit dem Mitgliedsbeitrag Byhlener Straße 3, 03044 Cottbus abgegolten. Zuschriften redaktioneller Art bitten wir, nur an Telefon 0355 877070 den Herausgeber zu richten. Für mit Autoren Telefax 0355 87707-128 namen gekennzeichnete Beiträge wissenschaft- Hinweise für die Autoren licher und standespolitischer Art sowie Artikel, Wenn Sie Ihre Texte im Word erfassen, achten Vertrieb die die Kennzeichnung „Pressemitteilung von …“ Sie bitte darauf, die Texte im txt- oder doc-For- Deutsche Post AG enthalten, wird keine Verantwortung übernom- mat für DOS abzuspeichern. Bitte legen Sie men. Die darin geäußerten Ansichten decken sich einen Ausdruck des Artikels dazu. Texte können nicht immer mit denen des Herausgebers. Sie die- Anzeigenverwaltung Sie mit entsprechender Betreffzeile per E-Mail nen dem freien Meinungsaustausch innerhalb der Verlagsbüro Kneiseler (aerzteblatt@laekb.de) übermitteln. Verwenden Ärzteschaft. Die Zeitschrift und alle in ihr enthal- Uhlandstraße 161, 10719 Berlin Sie Bilder für Ihren Artikel, bitte die Vorlagen tenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Telefon 030 88682873 separat zusenden und im Text vermerken, wo das Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmi- Telefax 030 88682874 Bild stehen soll. Am besten sind Fotos geeignet gung statthaft. Rücksendung nicht verlangter E-Mail: g.kneiseler@t-online.de (Aufsichtsvorlagen). Manuskripte erfolgt nur, wenn ein vorbereiteter Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 31, gültig ab 01.01.2021 Umschlag mit Rückporto beiliegt. Mit der Annah- me von Originalbeiträgen zur Veröffentlichung erwirbt der Herausgeber das uneingeschränkte Verfügungsrecht. Änderungen redaktioneller Art bleiben vorbehalten.
Brandenburgisches Ärzteblatt Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 31. Jahrgang | Juni 2021 6 | 2021 KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK 124. Deutscher Ärztetag – online .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Akademie für Ärztliche Fortbildung – Neuer Akademie-Vorstand hat sich konstituiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Impfkampagne – Ärzte können sich nicht teilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Ankündigung: Kammerversammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Digitalisierung – Notfalldaten müssen auch offline verfügbar bleiben! . . . . . . 12 LÄKB: Staatshaftung greift auch bei Impfung mit Vaxzevria® bei Unter-60-Jährigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Seniorenbeauftragter – Viele Aufgaben für erfahrene Ärzte Seite 5 in der Kammer .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Junge Ärztinnen und Ärzte – Den Beruf lange mit Freude ausüben .. . . . . . . . . . 14 Zwischenprüfung Medizinischer Fachangestellter im Frühjahr 2021 . . . . . . . . . . 15 Bekanntgabe: Prüfungstermine für MFA Herbst und Winter 2021/22 .. . . . . . . 16 AKTUELL Zi: Verordnungstrends biologischer Arzneimittel bei Autoimmunerkrankungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Auflösung des Zentralen Sanitätsdienstes – Politische Planspiele gefährden die Qualität der medizinischen Versorgung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung – Zi analysiert langfristige Entwicklung der ambulanten Notfallversorgung 2009 - 2020 .. . 20 Seite 11 COVID-19 – „Intensivstationen haben großartige Arbeit geleistet“ . . . . . . . . . . . 21 KKRBB – Klinisches Krebsregister wird fünf Jahre alt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 BZGA – Positiver Langzeittrend bei Einstellung zu Impfungen .. . . . . . . . . . . . . . . . 22 CTK: Ganzheitliche Behandlung gynäkoonkologischer Patientinnen .. . . . . . . . . 23 ARZT UND RECHT Ärztefreundliches BFH-Urteil .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 FORTBILDUNG Fortbildungsangebote für Ärzte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Lösungen zur Kasuistik Folge 68 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Seite 13 Fortbildungsangebote für MFA/MTRA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 PERSONALIA Wir gratulieren zum Geburtstag im Juni . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Die LÄKB betrauert den Tod der Kolleginnen und Kollegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Nachruf – Prof. Dr. med. Moritz Mebel im 99. Lebensjahr verstorben . . . . . . 28 Klinik Hennigsdorf – Abteilung Neurologie Prof. Dr. med. Stephan Schreiber neuer Chefarzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Prof. Dr. med. habil. Henry Ptok ist neuer Departmentleiter Koloproktologie am Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann .. . . . . . . . . . . . . . . 29 WEITERE RUBRIKEN Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 LAVG – Apotheken und Arzneimittel .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021 | 3
EDITORIAL Liebe Kolleginnen und Kollegen, Im letzten Jahr fiel der Deutsche Ärz- Die leistungsstarken ambulanten tetag der Pandemie zum Opfer. Auch in Strukturen, die einen erheblichen An- diesem Jahr gab es ein „auf und ab“. teil an der Bewältigung der Krise hat- Am Ende konnten wir uns nicht, wie ge- ten, müssen gestärkt werden. Der DÄT plant, in Rostock treffen. Immerhin ge- hat dazu in seinem Leitantrag verschie- lang es der Bundesärztekammer einen dene Forderungen aufgestellt. technisch gut ablaufenden Online-Ärz- tetag zu organisieren. Ärztetage sind Weitere wichtige Forderungen sind: wichtig, um ein abgestimmtes und ko- Die Förderung des ärztlichen Nach- ordiniertes Auftreten unserer gewählten wuchses, die Stärkung der interprofes- Vertreter gegenüber der Politik zu er- sionellen Zusammenarbeit, „Menschen möglichen. Dabei sollen sie nicht primär statt Margen in der Medizin“, die För- ihre eigenen Ideen umsetzen, sondern derung der Digitalisierung und die das Anschieben, was die Ärztinnen und Überwindung des Sektorendenkens. Ärzte in Deutschland von Ihnen erwar- Es ist empfehlenswert, den Leitantrag Dr. med. Steffen König ten. Hierfür ist der Austausch im Parla- des Vorstandes der BÄK genauer zu Foto: Anja Zimmermann M.A. ment der Deutschen Ärzteschaft essen- studieren. ziell. Wenn auch viele von uns glauben, dass der Einfluss der Ärzteschaft auf Der emotionale Höhepunkt des Ärz- Grund zur Eile besteht nicht. Wir sind die Politik begrenzt ist, er ist vorhanden tetages war allerdings die Debatte zur vielmehr gespannt, welche Konse- und umso deutlicher, je einheitlicher das „Sterbehilfe“. Das Urteil des Bundesver- quenzen der Deutsche Bundestag als Auftreten der Ärzteschaft ist. fassungsgerichtes aus dem Jahr 2020 gesetzgebendes Organ aus dem Urteil zwang uns zu einer intensiven Diskus- des Gerichtes zieht. Das wird mit hoher Ich war erstaunt, wie gut die Diskus- sion und Entscheidung. Wir haben mit Wahrscheinlichkeit die Aufgabe des sionen abliefen. Technische Probleme großer Mehrheit den letzten Satz des dann neu gewählten Parlamentes sein. traten zwar auf, waren aber tolerabel. §16 der Musterberufsordnung gestri- Danach werden wir uns erneut damit Fehlende direkte Gesprächsmöglichkei- chen. Er lautete: „Sie dürfen keine Hilfe beschäftigen müssen. Wir haben also ten wurden zumindest teilweise durch zur Selbsttötung leisten“. Dieses Verbot Zeit für einen ausführlichen Diskussi- Chats kompensiert. Die entscheiden- widersprach dem Urteil des Bundesver- onsprozess, der sich immer am Wohl den Fragen konnten so diskutiert und fassungsgerichtes und musste gekippt unserer Patienten ausrichten muss. Wir beantwortet werden. werden. Gleichzeitig hat der Ärztetag sind bereit, Patienten in ihren Nöten aber auch ein klares Bekenntnis zum beizustehen. Das Urteil des Bundesver- Natürlich beschäftigte sich ein we- Leben abgegeben und sich gegen die fassungsgerichtes bekräftigt aber auch sentlicher Punkt mit den Lehren aus mögliche Instrumentalisierung der Ärz- das Recht von „Gesunden“ aus dem der Pandemie. Wir wissen, wie schnell teschaft für die Zwecke der Sterbehilfe Leben zu scheiden. Das kann und darf Katastrophen in Vergessenheit gera- ausgesprochen. Die Aussage ist klar niemals mit ärztlicher Hilfe geschehen. ten und wie wichtig es ist, die erfor- und deutlich: derlichen Konsequenzen zu ziehen. Ich „Der 124. Deutsche Ärztetag 2021 Liebe Kolleginnen und Kollegen, habe aber die begründete Hoffnung, lehnt eine Verpflichtung von Ärztin- ansonsten bleibt uns nur zu hoffen, dass ein solch lange Belastung für un- nen und Ärzten zur Mitwirkung beim dass die von Bundesminister Spahn sere gesamte Gesellschaft nicht ohne assistierten Suizid ab und bestätigt angekündigte Invasion von Impfdosen Konsequenzen bleiben wird. die Grundsätze zur ärztlichen Sterbe- endlich eintrifft. Wir alle sehnen uns begleitung der Bundesärztekammer. nach dem Licht am Ende des Tunnels. Ein Thema ist die Stärkung des ÖGD, Diese stellen eindeutig klar, dass die Wir freuen uns über jeden kleinen sowohl in technischer Hinsicht als auch Mitwirkung von Ärztinnen und Ärzten Fortschritt. Und so langsam steigt der personell. Insbesondere forderte der bei der Selbsttötung keine ärztliche Optimismus. Wir haben aber genug Deutsche Ärztetag eine tariflich gesi- Aufgabe ist.“ von bloßen Ankündigungen und wol- cherte, arztspezifische Vergütung. len endlich Taten sehen. Die Entscheidung des Deutschen Krankenhausplanung, Krankenhausin- Ärztetages hat vor allem hohe Symbol- vestitionsförderung und Krankenhaus- kraft. Faktisch wird sie erst wirksam, finanzierung müssen sachgerechter wenn die Berufsordnung auf Landes- ■ Dr. med. Steffen König ausgestaltet werden. Insbesondere gilt ebene angepasst wird. Hierzu werden Vizepräsident der Landesärztekammer Brandenburg es, die Fehlanreize des DRG-Systems zu wir wahrscheinlich im Herbst in der korrigieren. Kammerversammlung diskutieren. 4 | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK 124. DEUTSCHER ÄRZTETAG – ONLINE Ärztliches Parlament in Pandemiezeiten Foto: Jürgen Gebhardt Eine positive Bilanz zog Bun- so Merkel. Und das gelte explizit nicht Sprach der Auftritt der Regierungs- desärztekammer-Präsident Dr. nur für die Kliniken, sondern auch für chefin bereits von Wertschätzung, Klaus Reinhardt zum 124. Deut- die Praxen. „Für Ihren aufopferungsvol- wurde diese noch dadurch gesteigert, schen Ärztetag, der am 4. und len Einsatz danke ich Ihnen von gan- dass mit Jens Spahn ein weiteres Ka- 5. Mai erstmals als komplette zem Herzen”, sagte die Bundeskanzle- binettsmitglied zu den Abgeordneten Online-Veranstaltung stattfand. rin zu den Abgeordneten. sprach und mit dem Präsidenten der Und in der Tat kann man diese Premiere als rundum gelungen bezeichnen. Selbst hochkomplexe Themen wie der assistierte Sui- zid wurden mit der notwendigen Sensibilität und Tiefe diskutiert. Dieser soll nach dem Votum der Abgeordneten zwar künftig nicht mehr verboten sein, bleibt aber weiterhin keine ärztliche Aufgabe. Es kommt nicht oft vor, dass eine amtierende Bundeskanzlerin dem Par- lament der deutschen Ärzteschaft die Ehre gibt. Angela Merkel hat dies ge- tan und zollte damit auch der beson- deren Rolle Respekt, die Ärztinnen und Ärzte im Rahmen der Pandemie einge- nommen haben und weiter einneh- men. Sie hätten sich in der ersten, der zweiten und aktuell der dritten Welle gemeinsam mit den Pflegekräften ge- Dr. Angela Merkel gen die Corona-Pandemie gestemmt, Quelle: Bundesregierung Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021 | 5
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Bundesärztekammer (BÄK) diskutier- in der Lage zu sein, E-Rezepte, elekt- In ihr forderten der 124. Deutsche te. Auch Spahn stellte in seiner Rede ronische Arbeitsunfähigkeit Beschei- Ärztetag konkrete Konsequenzen aus die bedeutende Rolle der Ärzteschaft nigungen, den Medikationsplan und dem Umgang mit der Corona-Pande- für die Pandemiebekämpfung heraus. den Notfalldatensatz auf digitalem mie in den letzten 15 Monaten. Das Daneben fand er aber – ganz Politiker Weg befüllen zu können. Denn bei Pandemiemanagement und die Kri- senreaktionsfähigkeit in Deutschland müssten dringend optimiert werden. Hierfür sollten unter anderem im In- fektionsschutzgesetz feste Krisenstä- be der Bundesländer unter Einbezug der Landesärztekammern angelegt und die Pandemiepläne von Bund, Ländern, Kommunen und Gesund- heitseinrichtungen ständig auf dem aktuellen Stand gehalten werden. Au- ßerdem sollten Reserven für wichtige Medizinprodukte, Arzneimittel und Impfstoffe angelegt sowie die inner- europäischen Produktionsstandorte für Medizinprodukte und wichtige Arzneimittel ausgebaut werden, for- derten die Abgeordneten nach einer gut dreistündigen Debatte über die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Deutschland. Jens Spahn Mehr Foto: Jürgen Gebhardt interprofessionelle Zusammenarbeit – auch lobende Worte für seine eigene Nichterfüllung drohen Sanktionen. Arbeit. Sowohl die Corona-Warn-App Immerhin schloss Jens Spahn diese für Darüber hinaus sprach sich das Ärz- als auch vom Bund bezahlte Coro- den Fall aus, dass das Verschulden für teparlament für die Stärkung der inter- na-Tests und die Beteiligung der nie- die Nichterfüllung nicht bei den Ärztin- professionellen Zusammenarbeit der dergelassenen Ärzte bei der Impfkam- nen und Ärzten liege. Beschäftigten im Gesundheitswesen pagne seien auf einem guten Weg. Die unter Berücksichtigung der spezifi- Privatärzte würden eingebunden und Nachbesserung beim schen ärztlichen Fachkenntnisse und dürften bald auch wie die Betriebsärzte Pandemiemanagement Erfahrungen aus. Vernetzung und Ko- impfen. In der ersten Hälfte des Julis, operationen innerhalb und zwischen so der Minister, könnten dann auch „Das Gesundheitswesen in Deutsch- den jeweiligen Versorgungsbereichen die Impfpriorisierungen aufgehoben land ist in der Corona-Pandemie enorm sollten nach dem Willen des Ärzteta- werden. belastet. Es war aber zu keinem Zeit- ges stärker gefördert werden. punkt überlastet. Eine der wichtigsten In der anschließenden Diskussion mit Lehren aus der Pandemie muss deshalb Das deutsche Gesundheitswesen sei BÄK-Präsident Klaus Reinhardt zeigte sein, leistungsstarke Strukturen unseres durch die Coronapandemie vor die sich dann aber schnell, dass es teilwei- Gesundheitswesens zu sichern, statt sie größte Herausforderung der letzten se sehr unterschiedliche Meinungen auszudünnen und auf reine Kostenef- Jahrzehnte gestellt worden. Nur die von Minister und Ärzteschaft gibt. Dies fizienz zu trimmen.“ Diese Worte fand leistungsstarken ambulanten und stati- galt insbesondere für das Pandemie- Dr. Klaus Reinhardt zum Auftakt des onären Strukturen des Gesundheitswe- management und die Digitalisierung. 124. Deutschen Ärztetages, bei dem sens sowie der beispiellose Einsatz von Zu beiden Themen lagen den Abge- insbesondere die Generalaussprache Ärztinnen und Ärzten aus allen Versor- ordneten des deutschen Ärztetages mit großer Spannung erwartet wurde. gungsbereichen hätten eine Überlas- entsprechende Leitanträge vor. Denn hier ging es zuallererst um das tung des Systems verhindert. Daneben Management der Pandemie und mög- hätten die vergangenen Monate aber Etwas Bewegung zeigte Spahn bei liche Optimierungen. Immerhin war der auch Defizite offengelegt. Diese sahen der Digitalisierung. Hier werde nicht Ärztetag die erste große Zusammen- die Abgeordneten unter anderem bei gehastet, sondern einfach nur Tempo kunft der verfassten Ärzteschaft nach der personellen und technischen Aus- gemacht, erklärte der Minister. In die- Ausbruch der Corona-Infektionen. Hier- stattung in den Einrichtungen des Ge- sem Sinne rief er auch alle Ärztinnen zu verabschiedeten die Abgeordneten sundheitswesens, insbesondere in den und Ärzte dringend dazu auf, ihren mit großer Mehrheit eine mehrseitige Gesundheitsämtern, bei der Vernet- elektronischen Heilberufsausweis zu Entschließung, die den Finger gleich in zung der Meldestrukturen und beim bestellen, um ab 1. Januar 2022 dazu zahlreiche Wunden legte. digitalen Ausbau. Bund und Länder 6 | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK seien aufgefordert, diese Schwach- zudem eine dauerhafte additive Kofi- das Gesundheitssystem als Ganzes vor stellen gemeinsam mit der ärztlichen nanzierung durch den Bund notwen- Überlastung zu schützen. Mehr als 90 Selbstverwaltung zu analysieren und dig, dies allerdings unter Wahrung der Prozent der Patientinnen und Patienten das Gesundheitswesen in Deutschland grundgesetzlich verbrieften Kranken- mit Covid-19 würden von den nieder- zukunfts- und krisenfest aufzustellen. hausplanungshoheit der Länder. gelassenen Haus- und Facharztpra- Öffentlichen Gesundheitsdienst stärken Es sei dem großen persönlichen En- gagement der Beschäftigten im Öf- fentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) zu verdanken, dass die Gesundheitsämter trotz unzureichender personeller und technischer Ausstattung diesen Aufga- ben weitgehend nachgekommen sind, heißt es in der Entschließung weiter. Um die bestehenden Defizite im ÖGD zu beheben, sei die schnelle und um- fassende Umsetzung des von Bund und Ländern geschlossenen Paktes für den Öffentlichen Gesundheitsdienst unerlässlich. Erforderlich sei darüber hinaus eine grundsätzliche Strukturre- form des ÖGD. Sie müsse unter ande- rem eine zentrale Stelle zur Koordina- Dr. Klaus Reinhardt tion der Aktivitäten der einzelnen Ge- Foto: Jürgen Gebhardt sundheitsämter und zur Entwicklung von technischen sowie inhaltlich-fachli- Um dem zukünftigen Versorgungs- xen betreut. Zudem übernähmen die chen Standards beinhalten. Flächende- bedarf gerecht zu werden und die Arztpraxen in Deutschland nach der ckend seien alle Gesundheitsämter mit Fehlanreize des G-DRG-Fallpauscha- Coronavirus-Testverordnung (TestV) digitalen Kontaktnachverfolgungssys- lensystems zu beheben, sei schließlich eine Schlüsselfunktion bei der symp- temen sowie einheitlichen Schnittstel- eine grundlegende Reform der bisheri- tomatischen und asymptomatischen len für eine Anbindung an das Robert gen erlösorientierten Krankenhausbe- Testung auf das Virus. Im Sinne einer Koch-Institut (RKI) auszustatten. Die triebsmittelfinanzierung erforderlich. qualitativ hochwertigen Patienten- ärztliche Leitung aller Gesundheits- Diese müsse sich gemäß dem kran- versorgung, nicht nur in Krisenzeiten, ämter in Deutschland sei zu gewähr- kenhausindividuellen Auftrag prioritär sondern auch darüber hinaus, forderte leisten. Zur personellen Aufstockung an den Kriterien tatsächlicher Perso- der 124. Deutsche Ärztetag 2021 Bund müssten schließlich Anreize für Ärztin- nalbedarf, Personalentwicklung, Flä- und Länder dazu auf, diese leistungs- nen und Ärzte geschaffen werden, im chendeckung und Vorhalteleistungen starken ambulanten Strukturen zu si- Öffentlichen Gesundheitsdienst tätig ausrichten. Die überfällige Reform des chern und zukunftsfähig zu machen. zu werden. G-DRG-Systems sollte direkt nach der Bundestagswahl unter Einbindung der Der in der Coronapandemie einge- Patientengerechte Expertise der maßgeblichen ärztlichen führte Schutzschirm für die Vertrags- Krankenhausversorgung Verbände und Institutionen eingeleitet ärztinnen und Vertragsärzte mit finan- werden. Der 124. Deutsche Ärztetag ziellen Ausgleichszahlungen durch die sichern 2021 schlug hierzu die Einrichtung ei- Krankenkassen müsse als Instrument Als Erfahrung aus der Pandemie nes nationalen Krankenhausgipfels mit für den Bedarfsfall dauerhaft im müssten Personalressourcen und Re- Vertretern der verfassten Ärzteschaft SGB V verankert werden. Zur Würdi- servekapazitäten in der Krankenhaus- vor. gung des herausragenden Einsatzes planung sachgerechter definiert und der Medizinischen Fachangestellten finanziert werden, als dies heute der Arztpraxen bei in der Pandemiebewältigung unter- Fall ist. Grundlegend sei ebenfalls eine Krisenbewältigung stützte der 124. Deutsche Ärztetag stärkere Orientierung der Kranken- zudem mit Nachdruck die Forderung unterstützen hausplanung an der ärztlichen Wei- des Verbandes medizinischer Fach- terbildungsordnung, die den Stand Die niedergelassenen Ärztinnen und berufe e. V., die Leistungen der Mit- des medizinischen Fortschritts und Ärzte und insbesondere auch die Me- arbeiterinnen und Mitarbeiter in den die Versorgungserfordernisse wider- dizinischen Fachangestellten hätten Praxen nach dem Vorbild der Pflege spiegelt. Um den Investitionsstau von maßgeblich dazu beigetragen, die mit einem steuerfinanzierten Bonus zu mindestens 7 Mrd. Euro aufzulösen, sei Coronapandemie zu bewältigen und würdigen. Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021 | 7
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Hygiene- und Abstands- regelungen galten auch für die Abgeordneten des 124. Deutschen Ärztetages Foto: Elmar Esser Für den Nachwuchs – als Treiber für die Digitalisierung zu Zahlreiche weitere Anträge gegen die nutzen. Während auf der einen Seite die Akzeptanz vieler digitaler Anwen- Sehr konzentriert diskutierten die Kommerzialisierung dungen, wie z. B. Videosprechstunden Abgeordneten über zahlreiche wei- In weiteren Teilen des Leitantrages oder Telekonsile, deutlich gestiegen tere Anträge, von den viele auch ver- forderte der Ärztetag, den ärztlichen sei und es hier eine erfreuliche Dyna- abschiedet wurden. So machte das Nachwuchs zu fördern, und attrakti- mik gebe, habe die Pandemie auch die Ärzteparlament Druck bei der No- ve Studienbedingungen zu schaffen. Defizite und Mängel der vergangenen vellierung der Approbationsordnung Um junge Ärztinnen und Ärzte nach Bemühungen um eine Digitalisierung und forderten die Entwicklung einer absolvierter Facharztweiterbildung in im Gesundheitswesen offengelegt. Corona-Impfstrategie für Kinder und der kurativen Medizin zu halten, seien Es sei zwingend erforderlich, neue Jugendliche. In dem Zusammenhang attraktive berufliche Rahmenbedingun- digitale Anwendungen mit der dafür sollte die Forschung zu Impfstoffen für gen in Kliniken und Praxen unerlässlich. notwendigen Zeit und Genauigkeit auf diese Altersgruppe gezielt gefördert Für den stationären Bereich forderte ihre Praxistauglichkeit hin zu erproben. und die ausreichende Versorgung mit der Ärztetag deshalb eine patienten- Die Ärzteschaft in Deutschland sei be- adäquaten Impfstoffen sichergestellt und aufgabengerechte Personalaus- reit, sich dabei weiterhin aktiv einzu- werden. Eine zentrale Rolle in der stattung sowie die Refinanzierung von bringen. Impfstrategie spielen nach Auffassung Tariflohnsteigerungen nicht nur für die des Ärzteparlaments neben den Hau- Pflege, sondern auch für den ärztlichen Schließlich sprach sich der Ärztetag in särzten die Kinder- und Jugendärzte in Dienst. In einem weiteren Schritt sei diesem schon als programmatisch zu Praxis, Klinik und Gesundheitsämtern. die extrabudgetäre Vergütung ärztli- bezeichnenden Leitantrag dafür aus, Sie benötigten Unterstützung bei der cher Grundleistungen im ambulanten das duale Krankenversicherungssystem kurzfristigen Impfdurchführung. Bereich zu realisieren. Ziel müsse ein fortzuentwickeln. Die Pandemie habe entbudgetiertes System mit festen so- überdeutlich gezeigt, wie wichtig die Zudem warnte BÄK-Präsident Rein- wie kostendeckenden Preisen für ärzt- Überwindung von Sektorengrenzen hardt vor negativen Kollateraleffekten liche Leistungen sein. und Sektorendenken sei. In diesem der Corona-Eindämmungsmaßnah- Zusammenhang biete Insbesondere men für die Jüngeren. „Es geht dabei Von der Politik forderte der Ärztetag eine Reform der Notfallversorgung nicht nur um entstandene schulische ein klares Bekenntnis gegen die zu- die große Chance als Blaupause und Bildungsdefizite, sondern mehr noch nehmende Kommerzialisierung. In der Wegbereiter für die Gestaltung und darum, dass viele Kinder wichtige Ent- Medizin gehe es um Menschen, nicht Finanzierung einer engen sektorenver- wicklungsphasen in sozialer Isolation um Margen. Zudem gelte es, die Krise bindenden Zusammenarbeit zu dienen. erlebt haben“, erklärte er. 8 | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Bundesärztekammer diskutiert wor- den. Zusammen mit den Gebieten „Hygiene und Umweltmedizin“ und „Mikrobiologie, Virologie und Infek- tionsepidemiologie“ sowie der Zu- satz-Weiterbildung „Infektiologie“ ist infektiologisches Wissen nunmehr in der Breite und Tiefe in der MWBO ver- ankert. Hilfe zur Selbsttötung weiterhin keine ärztliche Aufgabe Nach dem Grundsatzurteil des Bun- desverfassungsgerichts vom Februar 2020 zum assistierten Suizid hat der Deutsche Ärztetag schließlich auch be- rufsrechtlichen Regelungen für Ärztin- nen und Ärzte zur Suizidhilfe geändert. So wurde der Paragraf 16 Satz 3 der Foto: Elmar Esser (Muster-)Berufsordnung aufgehoben. Der Deutsche Ärztetag forderte den verschiedene Änderungen diskutiert Darin hieß es bislang: „Sie [Ärztin- Deutschen Bundestag und das Euro- und mehrheitlich beschlossen. nen und Ärzte] dürfen keine Hilfe zur päische Parlament dazu auf, Impfstoff- Selbsttötung leisten.“ Es entspreche patente unter fairer Vergütung des „Das neue Weiterbildungssystem ist ganz überwiegender Auffassung, dass geistigen Eigentums der Patentinhaber ein lebendiges und lernendes System“, § 16 Satz 3 der (Muster-)Berufsord- zumindest temporär freizugeben. Der betonte Prof. Dr. Henrik Herrmann, ei- nung in seiner bisherigen Fassung aus bisherige Verlauf der Pandemie sowie ner der beiden Vorsitzenden der Stän- verfassungsrechtlichen Gründen nicht die Entwicklung besorgniserregender digen Konferenz (StäKo) „Ärztliche aufrechterhalten werden könne“, be- Virusvarianten in Bevölkerungen mit Weiterbildung“ der Bundesärztekam- gründete das Ärzteparlament seine unvollständiger bzw. nachlassender mer und Präsident der Ärztekammer Entscheidung. Immunität habe gezeigt, wie wichtig Schleswig-Holstein. Im Rahmen der es sei, weltweit und unabhängig von Umsetzung der neuen MWBO 2018 Die Streichung ändert nach Überzeu- der Wirtschaftskraft eines Landes wurden verschiedene Änderungswün- gung des Ärztetages aber nichts daran, möglichst schnell eine möglichst hohe sche eingebracht, die in den sogenann- dass „ärztliches Handeln von einer le- Impfrate zu erreichen, so die Abgeord- ten Themenspeicher aufgenommen, bens- und gesundheitsorientierten Ziel- neten des Ärztetages. priorisiert und bearbeitet wurden. richtung geprägt ist“. Nach § 1 Abs. 2 der (Muster-)Berufsordnung ist es Schließlich forderte das Ärzteparla- Dazu gehörte unter anderem die Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte, das ment noch ein Gesamtkonzept für die Aufnahme der „Auswirkungen des Kli- Leben zu erhalten, die Gesundheit zu Reform der Notfallversorgung. Patien- mawandels auf die Gesundheit“ in die schützen und wiederherzustellen, Lei- tinnen und Patienten kämen mit der Allgemeinen Inhalte der Weiterbildung. den zu lindern, Sterbenden Beistand zu Erwartung in die Notaufnahme eines Damit gilt der Abschnitt für alle Wei- leisten und an der Erhaltung der natürli- Krankenhauses, dass sie ärztliche Hilfe terbildungen. „Die Allgemeinen Inhalte chen Lebensgrundlagen im Hinblick auf erhielten. Sie müssten sich darauf ver- müssen ebenso nachgewiesen werden ihre Bedeutung für die Gesundheit der lassen können, dass ihre individuellen wie fachspezifische Inhalte, denn sie Menschen mitzuwirken.“ Mithin zählt Beschwerden ärztlich bewertet würden definieren unser gesamtes ärztliches es nicht zu dem Aufgabenspektrum und die Patientensicherheit im Vorder- Berufsbild“, sagte Dr. Johannes Albert der Ärzteschaft, Hilfe zur Selbsttötung grund stehe. Gehle, der ebenfalls der StäKo Weiter- zu leisten. Dies betonte der Ärztetag bildung vorsitzt und Präsident der Ärz- auch vor dem Hintergrund der aktuel- Neuer Facharzt tekammer Westfalen-Lippe ist. len Debatte im Deutschen Bundestag Innere Medizin und über eine gesetzliche Neuregelung der Neu eingeführt wurde die Facharzt- Sterbehilfe. Es könne niemals Aufgabe Infektiologie weiterbildung „Innere Medizin und der Ärzteschaft sein, für Nichterkrank- Zwei Drittel der Landesärztekammern Infektiologie“ als vertiefende klinische te eine Indikation, Beratung oder gar haben die (Muster-)Weiterbildungsord- Facharztkompetenz im Gebiet Innere Durchführung eines Sterbewunsches nung (MWBO) von 2018 bislang – wie Medizin. Die Facharztweiterbildung zu vollziehen. Mit dieser Klarstellung auch in Brandenburg - in das jeweili- war zuvor intensiv mit involvierten vollzog das Ärzteparlament auch eine ge Landesrecht umgesetzt. Basierend Fachgesellschaften und Berufsver- Initiative brandenburgischer Abgeord- darauf hat der 124. Deutsche Ärztetag bänden sowie in den Gremien der neter nach. Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021 | 9
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Neuwahlen drei Kandidaten den Abgeordneten vor. Nachwahl soll vielmehr erst im Herbst in den Vorstand per Brief Die Entscheidung selbst fällt nun durch auf dem weiteren „ordentlichen“ Ärz- Briefwahl. tetag erfolgen, den die BÄK veranstal- Nachdem Dr. Peter Bobbert dieses ten will. Dann wird das Thema „Klima- Jahr zum Präsidenten der Ärztekammer Nachwahl für das schutz ist Gesundheitsschutz“ auf der Berlin gewählt wurde, stand schließlich Präsidium im Herbst Tagesordnung stehen. auch die Nachwahl einer/eines wei- teren Ärztin/Arztes im Vorstand der Durch den Tod von BÄK-Vizepräsiden- Bundesärztekammer (BÄK) auf der Ta- tin Dr. Heidrun Gitter war zudem auch ■ BÄK/EE gesordnung des Ärztetages. Denn mit eine Position im Präsidium nachzube- seiner Wahl in Berlin ist Bobbert auto- setzen. „Aus Gründen des Respekts matisch Mitglied im BÄK-Vorstand. Am und der Pietät waren wir uns im Vor- Abend des zweiten Tages stellten sich stand aber schnell darüber einig, dass hierfür mit Dr. Andreas Botzlar aus Bay- wir diese Wahl nicht jetzt auf dem di- ern, Dr. Regine Held aus Berlin und Dr. gitalen Ärztetag durchführen wollen“, Robin T. Maitra aus Baden-Württemberg erklärte BÄK-Präsident Reinhardt. Die AKADEMIE FÜR ÄRZTLICHE FORTBILDUNG Neuer Akademie-Vorstand hat sich konstituiert Die Delegierten der Kammerver- einer bleibenden Institution werden strukturierten curriculären Weiterbil- sammlung der Landesärztekam- sollen. Wir werden Kooperationen mit dungsangeboten oder auch den in- mer Brandenburg (LÄKB) haben anderen Institutionen und Ausschüs- terdisziplinären Foren, neue Angebote am 27.03.2021 einen neuen Vor- sen intensivieren, um die Ärztliche wie z. B. eine Brandenburger Summer stand der Akademie für Ärztliche Fortbildung möglichst weiter auszu- School für junge Ärzte organisieren, Fortbildung gewählt. Die neue bauen. Dabei führen wir das bereits in die ggf. ebenfalls wieder eine feste Vorsitzende, Dr. med. Gesine der letzten Legislaturperiode begon- Institution im Sinne „Brandenburg für Dörr, sowie der Stellvertreter, Dr. nene Projekt der Online-Plattform und Brandenburg“ werden kann. Unser Ziel med. Reinhold Schrambke, stre- damit der Möglichkeit von Hybridange- ist es, für Sie als Kollegen transparent ben eine enge, interdisziplinäre boten fort. Weiterhin wird jedoch der zu sein und daher werden wir ab sofort Zusammenarbeit mit allen Kolle- Schwerpunkt auf Präsenzveranstaltun- regelmäßig in einer kleinen Rubrik im ginnen und Kollegen in der nun gen liegen, denn der persönliche Aus- Ärzteblatt über neue Entwicklungen laufenden 9. Legislaturperiode an. tausch ist unersetzlich. berichten. Aufbruch und Veränderung – das ist unser Credo und wir freuen Die konstituierende Sitzung des Vor- Eine weitere Aufgabe der Akademie uns auf diesen gemeinsamen Weg. standes fand am 06.05.2021 im Beisein für Ärztliche Fortbildung ist es, die des Präsidenten der Landesärztekammer Neutralität der Fortbildungsveranstal- Brandenburg, Dipl. med. Frank-Ulrich tungen zu prüfen und durch die Verga- ■ Ihr Vorstand der Akademie für Schulz, statt. Neuer Schatzmeister der be von Fortbildungspunkten zu bewer- Fortbildung der Landesärztekammer Brandenburg Akademie ist Dr. med. Mario Liese. Auch ten. Gemeinsam stehen die Mitglieder die meisten Mitglieder des Vorstandes des Akademie-Vorstandes dafür, dass sind in dieser Funktion in der ersten Le- ärztliche Fortbildungen und Zertifi- gislaturperiode tätig wie Dr. med. Oliver zierungen den Standard ärztlichen Häußer, Dr. med. Michael Gremmler, Wissens nach Abschluss der Weiterbil- Dr. med. Michael Knoop und Dr. med. dung erhalten sollen. All diese Aufga- Frank Mieck. ben können wir jedoch nur durch die bewährte Zusammenarbeit mit dem Unser Ziel ist die Fortführung bewähr- Vorstand der Landesärztekammer und ter interdisziplinärer und fach-übergrei- den engagierten Mitarbeitern des Re- fender Fortbildungen, welche unter ferates für Fortbildung meistern, denen der Leitung der Landesärztekammer wir in besonderer Weise unseren Dank Brandenburg durchgeführt werden. aussprechen. Ein weiteres Ziel ist die Schaffung neu- er, fester Fortbildungsformate, welche Wir wollen als Akademie neben insbesondere den interdisziplinären den bewährten Formaten wie z. Charakter betonen und möglichst zu B. den Weiterbildungskursen, den 10 | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK IMPFKAMPAGNE Ärzte können sich nicht teilen Als Kassenärztliche Vereinigung impfen schon rund 1.300 Praxen re- Brandenburg haben wir uns be- gelmäßig. Durch die Einbeziehung der reits im November dafür einge- Facharztpraxen lässt sich das Potential setzt, dass die Corona-Impfun- verdoppeln. gen in die Arztpraxen kommen, sobald ausreichend Impfstoff zur Die Zahlen überraschen mich nicht. Verfügung steht. Dieser Punkt Die Kolleginnen und Kollegen wollen ist nun erreicht und wir plädie- impfen, und die Menschen wollen bei ren dafür, die Impfungen von den ihren Ärzten geimpft werden. Auf- Impfzentren in die Arztpraxen zu grund der Zahlen und des hohen En- verlagern. gagements der Kolleginnen und Kolle- gen bin ich sehr zuversichtlich, dass wir Zu Beginn der Impfkampagne wa- durch die Impfungen in den Arztpra- ren die Impfzentren die richtige Wahl. xen bis zum Ende des Sommers einen Der Impfstoff war sehr knapp. Es gab Großteil der Brandenburger geimpft strenge Priorisierungsvorgaben und haben. damit verbunden zentrale Einladungs- systeme. Darüber hinaus mussten wir Die Vorteile des Impfens in den Pra- vor allem bei den mRNA-Impfstoffen xen liegen für die Menschen auf der MUDr./ČS Peter Noack von hohen Anforderungen in Lagerung Hand: Foto: KVBB und Logistik sowie von besonderen Si- • ein landesweit flächendeckendes cherheitserfordernissen ausgehen. Netz von Arztpraxen Dauer gleichzeitig in Impfzentren und • kurze Wege und ein bekanntes der eigenen Praxis impfen. Deshalb Aus heutiger Sicht sind die impfstoff- Umfeld schlagen wir vor, jetzt den geordneten abhängigen Herausforderungen an • ein häufig über viele Jahre gewach- Übergang von den Impfzentren in die Lagerung und Transport gelöst und senes Vertrauensverhältnis zu „ih- Arztpraxen zu gestalten. ermöglichen dezentrales Impfen an rem“ Arzt möglichst vielen Orten in der Fläche. • bessere Impfaufklärung, die zu ei- Priorisierungsvorgaben und zentrale ner höheren Impfbereitschaft führt ■ MUDr./Č S Peter Noack Terminvergaben verlieren zunehmend • geringer Organisationsaufwand Vorsitzender des Vorstandes der KV Brandenburg an Bedeutung, nachdem die Haupt- • flexible und sehr kurzfristige risikogruppen geimpft wurden und Termine zunehmend mehr Impfstoff zur Verfü- gung steht. Außerdem ist das Impfen in Arztpra- xen kostengünstig, und der hohe or- In der Nationalen Impfstrategie ist ganisatorische und finanzielle Aufwand vorgesehen, dass bei ausreichend zur für das Impfen in zentralen Strukturen ANKÜNDIGUNG Verfügung stehenden Impfstoffmen- wie Impfzentren oder die Terminver- gen zum Zeitpunkt X das Impfen auf gabe über Call Center kann deutlich die vorhandenen Strukturen der Ver- reduziert oder sogar ganz vermieden Kammer tragsarztpraxen und eine Belieferung werden. über Apotheken verlagert wird. Nur versammlung so lässt sich das gemeinsame Ziel, Die Weiterentwicklung der Impfkam- die schnellstmögliche Durchimpfung pagne und vor allem der Weiterbetrieb am 18. September der Bevölkerung zur Herstellung der der Impfzentren sind längst zu einem Die nächste Kammerversammlung fin- Herdenimmunität, erreichen. Dieser Politikum im Land Brandenburg ge- det am 18. September statt. Diesen Zeitpunkt ist jetzt erreicht. Schon im worden. Wir müssen daher nicht nur Termin sollten sich also alle Interes- Parallelbetrieb haben vor allem die mit der für die Impfkampagne verant- sierten bereits jetzt vormerken. Den Hausärzte gezeigt, dass in den Praxen wortlichen Landesregierung diskutie- Ort und die Uhrzeit des Beginns teilen deutlich mehr geimpft werden kann als ren, sondern auch die Landräte, der wir noch im Brandenburgischen Ärzte- in den Impfzentren. Städte- und Gemeindebund und wei- blatt mit. tere Akteure sind zu Ansprechpartnern Angefangen hat es Anfang März geworden. Diesen Akteuren machen mit vier Praxen im Pilotprojekt „Imp- wir dann immer wieder klar: Ärzte ■ LÄKB fen in den Arztpraxen“. Anfang Mai können sich aber nicht teilen und auf Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021 | 11
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK DIGITALISIERUNG Notfalldaten müssen auch offline verfügbar bleiben! In seiner konstituierenden Sit- geprüft worden. Gerade Notfälle erinnerte daran, dass der Schutz der Pa- zung am 22. April hat sich der neu zeichneten sich dadurch aus, dass die tientendaten auch derzeit sichergestellt gewählte Vorstand der Landes- Patienten zum Beispiel aufgrund von sei, da die Daten von der Versicherten- ärztekammer Brandenburg unter Schmerzen, Ohnmacht oder sonstigen karte nur durch Personen gelesen wer- anderem mit dem aktuellen Ent- Einschränkungen eben nicht dazu in den könnten, die einen elektronischen wurf der Bundesregierung für das der Lage seien, zur Anamnese beizu- Heilberufsausweise besitzen. Der Staat Gesetz zur digitalen Modernisie- tragen. Aus den gleichen Gründen sei sei verpflichtet, die Daseinsvorsoge rung von Versorgung und Pflege es ihnen auch oft nicht möglich, den und den Schutz seiner Bürger zu ge- (DVPMG) befasst. Insbesondere Ärztinnen und Ärzten oder Notfall- währleisten, sagte Schulz. Auch aus für die vorgesehene Änderung bei sanitäterinnen und -sanitätern bzw. diesem Grund sei die Bundesregierung den Notfalldatensätzen erkannten Rettungsassistentinnen und -assisten- dringend dazu aufgerufen, den Gesetz- die Vorstandsmitglieder dabei ten mittels eines technischen Autori- entwurf schnellstmöglich zumindest in Fehlentwicklungen, die dringend sierungsverfahrens den Onlinezugriff Richtung einer Doppellösung zu überar- korrigiert werden müssen. Denn auf ihre Daten zu ermöglichen. Zudem beiten, die die Notfalldaten sowohl off- diese Daten sollen künftig statt wäre gerade in Rettungseinsätzen so- line als auch online zur Verfügung stellt. – wie ursprünglich vorgesehen – wohl auf dem Land als auch in inner- Der Gesetzentwurf wurde im Nachgang auf der elektronischen Gesund- städtischen Gebäuden immer wieder im Sinne dieser Forderung geändert. heitskarte direkt, nur noch als Teil kein zuverlässiger Internetzugang ver- einer neuen Patientenkurzakte fügbar. online verfügbar sein. Ein solcher ■ LÄKB Ansatz, so der Kammervorstand, „Der derzeitige Gesetzentwurf führt sei nicht nur praxisfremd, sondern daher de facto zu einer Abschaffung auch in hohem Maße störanfällig. der stets verfügbaren Notfalldaten und stellt somit eine Verschlechterung der Der Notfalldatensatz sei in aufwändi- Versorgung dar“, erklärte Dipl.-Med. gen Testverfahren entwickelt und um- Frank-Ullrich Schulz. Der Präsident fangreich auf seine Praxistauglichkeit der Landesärztekammer Brandenburg LANDESÄRZTEKAMMER BRANDENBURG: Staatshaftung greift auch bei Impfung mit Vaxzevria® bei Unter-60-Jährigen Die Landesärztekammer Bran- (MSGIV) auf die entsprechende Anfra- kurzfristig auch in der Änderung des denburg hatte mit Pressemit- ge der Landesärztekammer nunmehr § 60 IfSG klargestellt. So seien auch teilung vom 06.05.2021 darauf erklärt, dass die Impfempfehlungen die Impfempfehlungen des Landes hingewiesen, dass es bei der des Landes Brandenburg auch diese auszulegen. Impfung von Vaxzevria® an Un- Impfungen abdecken und die Staats- ter-60-Jährige zu einer vollum- haftung gewährleistet sei. Damit liegt die von der Landesärz- fänglichen Haftungsabsicherung tekammer angeregte Klarstellung des der impfenden Ärztinnen und Konkret schreibt das Ministerium, Landes Brandenburg nunmehr vor. Ärzte einer Klarstellung durch den dass auch im Land Brandenburg die Bundesgesetzgeber, aber auch ei- Staatshaftung im Falle von Impfschä- ner Klarstellung durch das Land den bei unter 60-Jährigen nach Imp- ■ LÄKB Brandenburg bedürfe. fung mit Vaxzevria® gelte, soweit die Hinweise der Ständigen Impfkom- Mit Nachricht vom 09.05.2021 hat mission am Robert Koch-Institut in das Ministerium für Soziales, Ge- Bezug auf die ärztliche Aufklärung sundheit, Integration und Verbrau- und die Risikoakzeptanz des Patienten cherschutz des Landes Brandenburg berücksichtigt wurden. Dies werde 12 | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK SENIORENBEAUFTRAGTER Viele Aufgaben für erfahrene Ärzte in der Kammer Auf der konstituierten Kammer- sind sich einig, dass über ein solches versammlung am 27. März 2021 Fortbildungsangebot der Kammer für wurden neben der Wahl des neu- Senioren hinaus deren Expertise und en Vorstandes wie stets auch für Kompetenz viel stärker in die täglichen, die neue Legislaturperiode die berufspolitischen Diskussionen einbe- Ausschüsse besetzt, die Leitung zogen werden sollten. Als mögliche der Fortbildungsakademie neu Form bietet sich an, eine Art Senioren- gewählt und ebenfalls die Beauf- beirat einzurichten. Befreit von sonsti- tragten für junge Ärztinnen und gen beruflichen Verpflichtungen könn- Ärzte und für Senioren gewählt. ten Kolleginnen und Kollegen, die sich Zum Seniorenbeauftragten der in im Ruhestand befinden, ihre Sicht Landesärztekammer und wurde auf die Dinge und ihre Erfahrungen im Professor Dr. Ulrich Schwantes Sinne einer guten Medizin einbringen. bestimmt. Er löst damit Frau Dr. Themen bieten sich viele an, manche Möbius ab, die diese Aufgabe von hoher Aktualität und anderes, über viele Jahrzehnte außeror- das im Wandel der Zeit immer wieder Professor Dr. dentlich engagiert erfüllt hat. Ihr neu bedacht oder angepasst werden Ulrich Schwantes gebührt an dieser Stelle dafür müssen. Auf diese Weise werden die Foto: privat noch einmal ein herzlicher Dank. Ressourcen unserer Seniorinnen und Senioren fruchtbar und nach einer in mit Migrationshintergrund in den Prof. Schwantes, Facharzt für All- der Regel langen und engagierten be- Arbeitsmarkt ab. Gefördert wird es gemeinmedizin, mit den ZB Psycho- ruflichen Tätigkeit wird der ihnen ge- durch das Bundesministerium für Ar- therapie, Geriatrie und Suchtmedizin, bührende Respekt erwiesen. beit und Soziales (BMAS) und den dürfte vielen Kammermitgliedern Europäischen Sozialfonds (ESF). Es bekannt sein. Seit 2008 ist er als Mit- Im Gespräch mit David Lihre, dem wird in Kooperation mit dem Bun- glied der Kammerversammlung in der neugewählten Beauftragten für junge desministerium für Bildung und For- Selbstverwaltung aktiv: als Mitglied in Ärztinnen und Ärzte, entstanden Über- schung und der Bundesagentur für verschiedenen Ausschüssen und von legungen, wie jung und alt zusam- Arbeit durchgeführt. Hierfür werden 2012 bis 2017 auch als Vizepräsiden- mengebracht werden können. Ganz auf Honorarbasis noch Dozierende tIm Anschluss an seine Tätigkeit an der bewusst soll dieses nicht beschränkt für die Fachgebiete Innere Medizin, Charité, an der er von 1998 bis 2008 werden auf die Ärztinnnen und Ärzte Chirurgie, Anästhesie, Radiologie und gemeinsam mit Frau Prof. Braun das in Weiterbildung. Es sollten beson- Pharmakologie gesucht. Wir werden Institut für Allgemeinmedizin leitete ders auch die jungen Kolleginnen und über das Projekt noch ausführlicher und den dortigen Reformstudiengang Kollegen unterstützt werden, die mit unterrichten. Fürs erste finden Sie wei- mit aufbaute, engagierte er er sich als ihrem frischen Facharztzeugnis am tere Informationen zum Projekt hier: Mitinitiator und Gründungsmitglied Anfang ihrer beruflichen Laufbahn ste- https://www.mhb-fontane.de/kennt- der Medizinischen Hochschule Bran- hen. Wieweit sich dieses in Sinne eines nisprüfung.html denburg. Mentorings verwirklicht werden kann, muss eruiert werden. Vielleicht lässt Die Erfahrungen der Alten für die Jun- Inzwischen selbst Senior freut sich sich auch aus einem „Seniorenbeirat“ gen nutzbar machen. Prof. Schwantes nun darauf, gemein- heraus eine Beratung für unterschied- Miteinander die Zukunft entwickeln. sam mit der Fortbildungsakademie, na- liche Fragen der beruflichen Entwick- mentlich mit Dr. Reinhold Schrambke lung aufbauen. und Frau Yvonne Heinrichsen–Dörfler ■ Professor Dr. Ulrich Schwantes die sogenannte Seniorenakademie Spannende Ideen, die sich hoffent- weiter führen zu können. Im vergan- lich als Projekt zur Unterstützung der genen Jahr musste sie wegen der Co- Kolleginnen und Kollegen entwickeln rona – Pandemie leider abgesagt wer- lassen. den. Für dieses Jahr ist Prof. Schwantes guter Hoffnung, dass am 28. August An der MHB-Fontane wird derzeit 2021 die Seniorenakademie in Präsenz ein Förderprogramm „Integration stattfinden kann. Das Programm steht, durch Qualifizierung (IQ)“ durchge- die Räume sind gebucht. führt, das bis 31.12.22 dauert. Es zielt auf die nachhaltige Verbesse- Dr. Schrambke und Prof. Schwantes rung der Integration von Menschen Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021 | 13
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK JUNGE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE Den Beruf lange mit Freude ausüben Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Facharztweiterbildung notwen- dig ist, auch stattfindet. Ausbildung ich möchte mich gerne bei Ihnen vor- braucht einerseits Zeit und Engage- stellen: Mein Name ist Dr. David Liehre ment aller Beteiligten, aber auch Mo- und ich wurde in der ersten Kammer- tivation und die Freude daran, neue versammlung der 9. Legislaturperiode Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlan- zu Ihrem Beauftragten junge Ärztin- gen. Um den Beruf lange mit Freude nen und Ärzte der LÄKB gewählt. Ich auszuüben, muss man sich auch fach- bin neu in der Berufspolitik und freue lich in der Lage fühlen, seine Arbeit mich auf die Arbeit in der Ärztekam- kompetent und sicher zu verrichten. mer Brandenburg. Ich möchte gerne Gute Ausbildung bedeutet damit auch Ihre Anliegen in die Ärztekammer ein- Patientensicherheit! bringen. Obwohl ich im letzte Jahr die Weiterbildung zum Facharzt für Anäs- Welche Verbesserungen würden Sie thesiologie bereits beendet habe, zähle sich bei Ihrer Ausbildung wünschen? ich mich noch zu den jungen Ärzten Gerne vermittle ich Ihnen Kontakte zu und möchte ich mich gerne für deren den in der Ärztekammer zuständigen Dr. med. David Liehre Belange einsetzten. Es gibt wahrlich Kolleginnen und Kollegen, um an be- Foto: Simone Groß genügend Gründe, sich zu engagieren. stehenden Defiziten zu arbeiten. Ein Dennoch hat die Corona-Pandemie für weiteres Thema junger Menschen ist mich den Anlass gegeben. Denn sie die Vereinbarkeit von Familie und Be- niemand. Ich möchte Ihre Vorschläge hat die Stärken und die Schwächen un- ruf. Mit der Elternzeit gibt es bereits aufnehmen und in die Ärztekammer seres Gesundheitssystems offengelegt. eine hilfreiche Leistung, die viele Fami- tragen. Ich möchte nach allem, was die Pande- lien in Anspruch nehmen. Aber welche mie an Krankheit und Leid angerichtet Angebote seitens der Ärztekammer Auch wenn für junge Ärztinnen und hat, mithelfen, diese Schwächen zu würden Sie sich wünschen? Ich möch- Ärzte die Themen Weiterbildung und überwinden. te gerne gemeinsam mit Ihnen Ideen Vereinbarkeit von Familie und Beruf erarbeiten, welche wir in Brandenburg sicher besonders wichtig sind, gibt es Die Pandemie hat der Bevölkerung auf den Weg bringen können. wohl trotzdem noch weitere Themen- und der Politik die enorme Bedeutung felder auf denen Sie sich Veränderun- eines funktionierenden Gesundheits- Natürlich ist mir bewusst, dass Ver- gen wünschen. Der Beruf der Ärztin systems vor Augen geführt. Dazu ge- änderungen nicht allein von der Ärzte- und des Arztes wandelt sich. Es wird hören wir Ärztinnen und Ärzte. Die Pa- kammer ausgehen können. Ein großer an allen Ecken und Enden digitalisiert. tientinnen und Patienten vertrauen uns Anteil der Gesundheitspolitik geschieht Viele junge Ärztinnen und Ärzte sind und erwarten, dass wir gemeinsam mit auf Bundesebene. Die Entscheidungs- mit digitalen Geräten aufgewachsen. ihnen an einer optimalen Behandlung prozesse sind gewachsene Strukturen. Es ist für Sie selbstverständlich, damit ihrer Beschwerden arbeiten. Dafür ist Die Ökonomisierung und deren Folgen zu arbeiten und natürlich sind sie oft es wichtig, dass wir Freude an unse- bestimmen schon seit vielen Jahren die eine große Erleichterung der Arbeit. rem Beruf haben und nicht unter dem Medizin und somit auch unsere Arbeit. Aber sind damit nicht oft auch eine Ar- Stress leiden, der durch Arbeitsverdich- Politisches Handeln braucht Zeit. Das beitsverdichtung und eine Arbeit fern- tung und durch die Kommerzialisie- ist mir durchaus bewusst. Aber ist es ab vom Patientenbett verbunden? Wie rung des Gesundheitssystems entsteht. eine Selbstverständlichkeit, dass die können wir die Digitalisierung mitge- Wer sagt denn heute noch von sich: junge Generation die Strukturen als stalten? Wie schaffen wir es, dass die „Ich kann mir genügend Zeit nehmen, gegeben hinnimmt? Vielleicht können durch die Digitalisierung gewonnene um den Bedürfnissen der Patientinnen wir in Brandenburg ja zu einem Impuls- Zeit eben nicht der Arbeitsverdichtung und Patienten vollumfänglich gerecht geber für Veränderungen werden, die dient, sondern dem persönlichen Pati- zu werden?“ Doch dafür müssen auch über die Landesgrenzen hinaus gehen. entenkontakt? die Bedingungen stimmen. Dafür brauche ich Sie, liebe jungen Kol- leginnen und Kollegen. Lassen Sie uns Liebe junge Kolleginnen, auch Ihnen Wenn junge Ärztinnen und Ärzte Pro- Impulsgeber für echte Veränderungen möchte ich eine Stimme geben. Wel- bleme mit Ihren Arbeitsbedingungen sein. Die „Fridays for Future“-Bewe- che Benachteiligungen erleben Sie im haben, dann beeinflusst das auch die gung hat uns gezeigt, wieviel Energie Alltag? Warum heißt es eigentlich nicht Tätigkeit, die sie leisten. Hier denke ich junge Menschen aufbringen kön- Kammer für Ärztinnen und Ärzte? Wa- z. B. an die Sorge, ob die Ausbildung, nen, um einen Wandel anzustoßen. rum sind Frauen in Leitungspositionen die für einen erfolgreichen Abschluss Wenn wir es nicht ändern, ändert es auch in der Ärzteschaft heutzutage 14 | Brandenburgisches Ärzteblatt 6 • 2021
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