No. 13/Sommer 2019 - Radio Klassik

Die Seite wird erstellt Niclas Schwab
 
WEITER LESEN
No. 13/Sommer 2019 - Radio Klassik
No. 13/Sommer          € 5,50
                                                                                               2019

Richard Tauber – ein Leben in Episoden S. 2          Der fantastische Realist – Arik Brauer S. 18
                      Julian Schutting – Wir im Spiegel des Theaters S. 26
        Die Jahreszeiten von Joseph Haydn S. 34            Schubert in Vilabertran S. 40
No. 13/Sommer 2019 - Radio Klassik
No. 13/Sommer          € 5,50
                                                                                               2019

Richard Tauber – ein Leben in Episoden S. 2          Der fantastische Realist – Arik Brauer S. 18
                      Julian Schutting – Wir im Spiegel des Theaters S. 26
        Die Jahreszeiten von Joseph Haydn S. 34            Schubert in Vilabertran S. 40
No. 13/Sommer 2019 - Radio Klassik
No. 13/Sommer 2019 - Radio Klassik
Wien: 107,3 | Graz: 94,2

                  EDITORIAL
      Sommerzeit ist Reisezeit. Sommerzeit ist
      ­Festivalzeit. Sommerzeit ist Lesezeit. Berichte
       aus Brünn, Lemberg, St. Gallen und Vilabertran
       sowie eine Vorschau auf Highlights des Kultur-
       sommers prägen diese Ausgabe.

                                                    Liebe Leserinnen und Leser
                                                    von magazin KLASSIK,

                                                 ein besonders buntes Magazin – im wahrsten Sinne
                                                 des Wortes – darf ich Ihnen präsentieren. Wieder gibt
                                                 es „200er“ zu feiern. Nach Stanisław Moniuszko in der
                                                                                                           1
         Cover:                                  letzten Ausgabe stehen diesmal Jacques Offenbach und
         Der international renommierte Illus-
         trator Francesco Ciccolella hat uns
                                                 Franz von Suppè im Mittelpunkt.
         bereits zum zweiten Mal ein Cover           Im Mai hat Wolfram Huber in einem Sendeschwer-
         gezeichnet. Wir konnten uns nicht       punkt das Phänomen „Richard Tauber“ beleuchtet, nun
         zwischen den beiden Farbvarianten
         entscheiden – und haben daher
                                                 bieten wir Ihnen die Nachlese über den Ausnahmetenor
         beide drucken lassen!                   und Frauenschwarm.
                                                      Besonders freut es mich, dass wir in Kooperation
                                                 mit dem Festival „Hin & Weg“ in dieser Ausgabe einen
                                                 Text von Julian Schutting abdrucken dürfen.
                                                     In den letzten Wochen haben wir eine große On-
                                                 line-Umfrage durchgeführt. Ich danke allen, die daran
                                                 teilgenommen haben und somit aktiv zur Weiterentwick-
                                                 lung von radio klassik Stephansdom beitragen. An der
                                                 Umsetzung der Ideen wird eifrig gearbeitet. Auch viele
                                                 Musikwünsche wurden geäußert, die wir gerne in einer
                                                „Woche der Wünsche“ von 24.–30. Juni für Sie erfüllen.
                                                          Bei dieser Gelegenheit möchte ich ein herzli-
                                                          ches Dankeschön für Ihre Großzügigkeit aus-
                                                             sprechen. Mit Ihrem Druckkostenbeitrag
                                                               sichern Sie nicht nur den Fortbestand von
                                                                 magazin KLASSIK, sondern legen auch
                                                                 einen Grundstock für radio klassik Ste-
                                                                  phansdom!
                                                                  Einen schönen und erholsamen Sommer
                                                                  wünscht Ihnen

                                                             Ihr Christoph Wellner
                                                             Chefredakteur
                                                           radio klassik Stephansdom/
                                                          magazin KLASSIK
No. 13/Sommer 2019 - Radio Klassik
magazin KLASSIK     Sommer
                     2019

                   „Heute hier, morgen fort,
                        was macht es!
                       Reicht das Glück
                         dir die Hand,
                  rasch greif zu, Komödiant!“
 2

                                                Foto © Keystone Press / Alamy Stock Foto
No. 13/Sommer 2019 - Radio Klassik
Foto © The History Collection / Alamy Stock Foto

                                                                   EIN
                                                                                                          Wien: 107,3 | Graz: 94,2

                                                              IN
                                                               LEBEN
                                                                         Text – Wolfram Huber
                                                                                                TAUBER

EPISODEN
                                                                                                RICHARD

                                                                   3
No. 13/Sommer 2019 - Radio Klassik
magazin KLASSIK                                                    Sommer
                                                                    2019

                                                                                                    dort, wo heute das Hotel „Zum Schwarzen Bären“
                                                                                                    steht. Aus ihm wurde ein braver Bub, denn er wollte
                                                                                                    immer nur geliebt werden. Diese Haltung wird sein
                                                                                                    ganzes Leben durchziehen – nicht zu seinem Vorteil.
                                                                                                        Was die Bühne betrifft, gelingt es ihm geradezu
 Ronald Grant Archive / Alamy Stock Foto

                                                                                                    vollkommen – dass er geliebt wird. Was seine Frauen-
 Foto © TRAFALGAR FILM CORP /

                                                                                                    beziehungen betrifft – das ist ein anderes Kapitel. Da
                                                                                                    reiht sich eine Episode an die andere. Eine verläuft
                                                                                                    sogar kriminell, und zwar just jene seiner ersten Ehe.
                                                                                                        Obwohl er keineswegs als Mann, auch wegen
                                                                                                    seines Monokels (er war auf einem Auge fast blind),
                                                                                                    besonders anziehend war, wurde er der Liebling der
                                                                                                    Damenwelt. Aber was vermag alles eine Stimme!
                                                                                                    Doch niemand wusste, dass er eine Bürde mit sich
                                                                                                    herumtrug, höchstens seine jeweilige Geliebte: Er
                                                                                                    war nicht fähig, sich mit einer Frau zu vereinigen.
                                                                                                        Seine erste Frau Carlotta Vanconti, ein Sopran,
                                                                                                    die durch ihn und an seiner Seite Karriere machen
                                                                                                    wollte, witterte eine doppelte Chance. Sie ließ ihn
                                                                                                    gleich nach der Hochzeit ein Einverständnis unter-
                                                                                                    schreiben, dass sie auch mit anderen Männern intim
                                           Diese Textzeilen aus Kálmáns Operette „Die Zirkus-       sein dürfe. Sie begann ihn zu erpressen. Nichts ärger,
                                           prinzessin“ versinnbildlichen in aller Kürze das Leben   als wenn die in die Millionen gehenden Verehrerinnen
                                           eines der größten Tenöre des 20. Jahrhunderts – von      dieses intime Geheimnis erfahren würden.
                                           Richard Tauber. Von Kindesbeinen an schon bald               Tauber muss darauf eingehen – und noch viel
                                           einem unruhigen Wanderleben ausgeliefert, später         mehr. Die Scheidung kostet ihn eine Million Mark,
                                           nirgends wirklich Wurzeln schlagend auf der Jagd         worauf die Presse über Carlotta schreibt: „Äußerlich
                                           nach dem großen Erfolg, der sich in überreichem          eine Soubrette, innerlich ein Krokodil“, aber die Er-
 4                                         Maße einstellen sollte, und letztlich aus der Heimat
                                           vertrieben – heute noch hier, doch morgen schon fort.
                                                                                                    pressungen sind damit nicht zu Ende. Er zahlt und
                                                                                                    zahlt, willig und wohl zähneknirschend. Bis seine
                                               Was der Name Richard Tauber den meisten heute        zweite Frau dem Spuk ein Ende setzt und zugleich
                                           bedeutet, lässt sich ganz einfach in der Schublade       aus ihrem Richard einen Mann macht. Sie erzählt,
                                           „Leichte Muse“ ablegen, Unterkategorie Franz Lehár.      sie habe ihm einen Komplex vorgespielt, dass sie im-
                                           Dieser begnadete Melodienerfinder muss es auf sich       mer schon Angst vor Sex gehabt hätte, und das habe
                                           nehmen, dass sein Vorzeigetenor Tauber keineswegs        Richards Ehrgeiz geweckt. Er wollte jener sein, der
                                           so gewürdigt wird, wie es ihm zustünde. Nämlich als      sie befreit. Und dann habe es funktioniert, bis zum
                                           der größte Mozart-Tenor seiner Zeit.                     Lebensende. „Und wie!“, fügte sie noch hinzu.
                                               Dafür gibt es Belege – sofern man so eine Be-            Mittlerweile aber ist aus Tauber ein Star geworden,
                                           hauptung überhaupt belegen kann. So sagte etwa           ein wirklicher, der – so scheint es – fast alles singen
                                           Marcel Prawy: „Er war unvergleichlich. Er war der        konnte. Seinen Erfolg vor allem bei der Damenwelt
                                           größte Mozart-Tenor, den ich je erlebt habe. Nicht       erklärt sein Biograph Fischer sehr treffend: „Er ging
                                           der größte seiner Zeit, der größte jeder Zeit.“          mit der Musik ein intensiv erotisches Verhältnis ein,
                                               Immerhin holte ihn Richard Strauss zu den ersten     er streichelt und umhegt jede Silbe, jede Phrase mit
                                           Salzburger Festspielen, die in ihrem Repertoire Oper     äußerster Behutsamkeit, sein unendliches Legato ist
                                           spielten, 1922 zur „Zauberflöte“ und zur „Entführung     wie die Hand eines erfahrenen Liebhabers, die die
                                           aus dem Serail“. Bald schon hieß es: „Wir gehen heute    Körperlinien der Geliebten nachzeichnet.“ Hans
                                           in die „Tauberflöte“!                                    Hotter bleibt sachlicher: „Er konnte beides singen,
                                               Das aber war ihm keineswegs vorgezeichnet – ein      Oper und Operette, weil er die Kunst des Singens
                                           Erfolg als Sänger. Denn seine Laufbahn hatte mit         beherrschte. Er hatte handwerkliches Können und
                                           einem eklatanten Rückschlag begonnen: Bei einem          er hatte Atemtechnik ...“. Dass die Operette immer
                                           privaten Vorsingen in Wien, als er noch studierte,       mehr das Übergewicht bekommen sollte, ist vor al-
                                           äußerte sich der berühmte Kammersänger Leopold           lem den damit verbundenen Einnahmen zu danken.
                                           Demuth wie folgt: „Des is ka Stimm’, des is’ a Zwirns-   Das symbiotische Gespann Lehár/Tauber eilte von
                                           faden! Aus Ihnen wird nie a Sänger!“ Doch dank des       Erfolg zu Erfolg und zerbrach am Nationalsozialis-
                                           begnadeten Gesanglehrers Carl Beines in Freiburg im      mus. Tauber als Halbjude musste die Stätten seiner
                                           Breisgau, wohin Tauber von seinem Vater wegen einer      Triumphe, vor allem Berlin und Wien, verlassen – und
                                           unerwünschten Liebschaft quasi in die Verbannung         Triumphe waren es allemal: Besonders „Giuditta“
                                           geschickt wurde, behielt Demuth nicht recht.             1934 in der Wiener Staatsoper mit der physisch und
                                               Das Theaterblut floss Tauber durch jede Ader. Kein   stimmlich erotischen Jarmila Novotna. Es war ein
                                           Wunder, lag er doch 1891 als startbereiter Embryo auf    Jahrhundertereignis.
                                           der Bühne des Linzer Landestheaters im Bauch seiner          120 Rundfunkanstalten übertrugen die Premiere
                                           Mutter, und eine Stunde später schon in ihren Armen      live in alle Welt! Sogar Direktor Clemens Krauss
No. 13/Sommer 2019 - Radio Klassik
Wien: 107,3 | Graz: 94,2

Foto © Hera Vintage Ads / Alamy Stock Foto

                                             konnte zufrieden sein, er saß inmitten roter Zahlen,         England, dessen Staatsbürger er wurde, sang er nicht
                                             und diese von ihm gar nicht geschätzte „Giuditta“ hob        nur, er begann vermehrt zu dirigieren (das hatte
                                             wenigstens seine Einnahmen. Jene von Tauber waren            er schließlich auch gelernt), drehte Filme, schickte
                                             schon vorher in höchste Höhen geklettert, war er doch        Ex-Freundinnen regelmäßig Geld – denn er wollte
                                             der nach Caruso höchstbezahlte Tenor seiner Zeit.
                                                 All diese Erfolge mit Lehár überdecken in der
                                                                                                          ja noch immer geliebt werden. Von allen. Auch von
                                                                                                          den Verflossenen – bis er finanziell am Ende war.
                                                                                                                                                                  5
                                             Erinnerung, dass Richard Tauber unglaubliche 102             Zugleich nahte seine letzte Stunde, gekrönt von einer
                                             Partien gesungen hatte, darunter 18 Uraufführungen           Sternstunde: Mit nur einer funktionsfähigen Lunge
                                             wie Pfitzners „Christ-Elflein“, dass er an der Wr. Staats-   (er litt an Lungenkrebs) sang er einmal noch den Don
                                             oper 242 Vorstellungen sang, er, der Operettentenor.         Ottavio in der Londoner Covent Garden Opera bei
                                             Zum Vergleich, der ausschließliche Opernsänger               einem Gastspiel „seines“ Wiener Ensembles unter
                                             Nicolai Ghiaurov war dort in 227 Vorstellungen und           Joseph Krips.
                                             13 verschiedenen Partien zu hören. Tauber sang 14                 Mit Mozart hatte er begonnen, mit Mozart sang
                                             verschiedene Hauptrollen – in einem Monat! Ein               er sich aus dieser Welt hinaus. Ein paar Tage später
                                             Komponist aber war gleichsam sein Credo: „Von                wurde er operiert. Zwei Frauen pflegten den Kranken,
                                             allen Göttern, zu denen ich bete, steht mir Mozart           Diana, seine Ehefrau, und Esther, seine Geliebte ...
                                             am höchsten.“                                                     Am 7. Jänner 1948 hörte sein Herz zu schla-
                                                 Diese 102 Partien deckten ein reiches Spektrum           gen auf. Für das Begräbnis des weltberühmten und
                                             ab: vom Almaviva über Tamino über Puccini und                hochbezahlten Tenors Richard Tauber am Londoner
                                             Verdi bis zu Wagner. Er sang sogar den Parsifal, ein-        Old-Brompton-Friedhof musste gesammelt werden ...
                                             mal, am Karfreitag 1918 in der Kathedrale von Riga
                                             – auch nur eine Episode. Und das alles ohne ein
                                             hohes C. Auf keinem der über 1.000 Tonträger gibt
                                             es ein hohes C, trotzdem sang er Rudolf, Faust, Kalaf.
                                             Zitieren wir nochmals Marcel Prawy, der gemeint hat,         Buchtipp
                                                                                                                               Verlag Bibliothek der Provinz

                                             Tauber konnte in der Höhe meisterhaft schwindeln.
                                             Er musste es.
                                                                                                                               ISBN: 9783990286500
                                                                                                                               316 Seiten | gebunden

                                                 Wer auswandert, verliert mehr als die Heimat.
                                             Seltsam nur, dass Lehár, der Zurückgebliebene, noch
                                             mehr verlor als der Auswanderer. Ihm war kein Erfolg
                                                                                                                               28,00 EUR

                                             mehr gegönnt ohne seinen musikalischen Zwillings-
                                             bruder, obwohl er sich um Ersatz bemühte – etwa mit
                                             dem durchaus verdienstvollen Karl Friedrich.
                                                 Am Höhepunkt der Erfolge zersplittert der Ruhm.          Tauber, mein Tauber
                                             Auch Taubers Tätigkeiten zersplittern in mehrere             24 Annäherungen an
                                             Richtungen: Tourneen führen ihn bis nach Ceylon              den weltberühmten Linzer
                                                                                                          Tenor Richard Tauber
                                             und Australien, die Carnegie-Hall in New York hatte             Von Heide Stockinger
                                             er schon früher erobert (heute da, morgen dort), in             Kai-Uwe Garrels
No. 13/Sommer 2019 - Radio Klassik
magazin KLASSIK                                       Sommer
                                                       2019

                               KAMMER-                                                      ORCHESTER                                                        ALTERNATIV
                                MUSIK                                                          UND
                                                                                             SOLISTEN

                                                                                                                                                                                                   CDs IM SOMMER
                                                                                                                                                             Henryk Górecki
                                                                                                                                                             Symphonie Nr. 3
                            Mendelssohn                                                                                                                         Interpreten – Beth Gibbons,
                            Piano Trios                                                                                                                         The Polish Radio Orchestra,
                                Interpreten – Trio Metral                                   Brahms, Ligeti                                                      Krzysztof Penderecki
                                                                                                                                                                Label – Domino Records
                                Label – Aparté                                              Violin Concertos                                                    EAN – 887828039524
                                EAN – 5051083143004                                            Interpreten – Augustin
                                                                                               ­Hadelich, Norwegian Radio                                    Ja – Sie haben richtig gelesen.
                            „Es ist das Meistertrio der Gegen-                                  ­Orchestra, Miguel                                           Penderecki dirigiert Górecki. Und
                                                                                                 Harth-Bedoya
                            wart“ – schrieb einst Robert Schu-                                 Label – Warner Classics                                       dann auch noch die 3. Symphonie.
                            mann in seiner Neuen Zeitschrift                                   EAN – 190295510459                                            Dieses 1976 geschriebene Werk hat
                            für Musik über das erste Klaviertrio                            Augustin Hadelich vereint auf                                    es aufgrund der lyrisch-melancho-

                                                                                                                                  Text – Christoph Wellner
     Text – Michael Gmasz

                                                                     Text – Michael Gmasz

                            op. 49 des um ein Jahr älteren Felix                            seiner jüngsten CD zwei Meis-                                    lischen Sopran-Gesangslinien in
                            Mendelssohn-Bartholdy. Sein Ur-                                 terwerke des 19. und 20. Jhdts.                                  den 1990er-Jahren in die Charts
                            teil sollte nicht nur für die damalige                          Brahms’ großer, romantischer                                     geschafft. Und jetzt wird es von
                            Gegenwart gelten, denn auch in                                  „Violintanker“ trifft dabei auf das                              einer britischen Popsängerin inter-
                            der unsrigen zählt Mendelssohns                                 abwechslungsreiche, höchst for-                                  pretiert? Beth Gibbons von der
                            Trio in d-Moll zu den meistgespiel-                             dernde Violinkonzert von György                                  Trip-Hop-Band Portishead, die
                            ten und auch meistaufgenomme-                                   Ligeti aus dem Jahr 1992. Hadelich                               kein Wort Polnisch spricht? Ja –
                            nen Kammermusikwerken über-                                     spielt sich spätestens mit dieser                                Sie haben richtig gelesen. Und:
                            haupt. Dem Trio Metral Joseph,                                  CD in die Oberliga der jüngeren                                  ja – das klingt wirklich gut!

 6
                            Justine und Victor Metral ist nun                               Solistengeneration. Seine volle                                  BartolomeyBittmann
                            eine herausragende Aufnahme                                     Konzentration liegt auf dem                                      Dynamo
                            dieses Werkes, aber auch des                                    musikalischen Inhalt der beiden                                  Interpreten – Matthias
                                                                                                                                                             Bartolomey, Klemens Bittmann
                            2. Mendelssohn’schen Trios, ge-                                 Werke, eine beeindruckende eigene                                   Neue CD des Power-Duos
                            lungen. Lebendig, virtuos, perfekt                              Kadenz zu Brahms’ Violinkonzert                                     mit Cello und Violine/Mandola.
                            auf­einander abgestimmt in Klang                                inklusive. Hadelichs Aufnahmen                                      Unbändige Kraft, enorme
                                                                                                                                                                Spielfreude und kompositori-
                            und Balance, aber auch dem ge-                                  sind äußerst intensive Angelegen-                                   scher Übermut. Ein wahres
                            sanglichen Charakter entsprechend                               heiten, sie ziehen einfach in den                                   Vergnügen. Mit Dynamo ver-
                                                                                                                                                                öffentlichen Matthias Bartolo-
                            und in die Tiefe gehend – ganz so,                              Bann und man kann gar nicht                                         mey & Klemens Bittmann ihr
                            wie auch im Familienleben Höhen                                 anders, als bis zum letzten Ton                                     bisher stärkstes Album. An-
                            und Tiefen, Freude und Trauer                                   konzentriert dabei zu sein.                                         spieltipp für ruhige Gemüter:
                                                                                                                                                                Viadukt. Anspieltipp für harte
                            im Einklang miteinander stehen.                                                                                                     Kerle: Westen.
                                                                                            Bruckner
                            Familienbande schweißen eben oft                                                                                                    Label – act music
                                                                                            Symphony No. 6                                                      EAN – 614427904324
                            auch musikalisch zu einer Einheit                               Interpreten – Deutsches
                            zusammen.                                                       ­Symphonie-Orchester Berlin,                                     Lia Pale
                                                                                             Robin Ticciati                                                  The Brahms Song Book
                            Sonatas for two violins                                            Robin Ticciati präsentiert                                    Interpreten – Lia Pale,
                            Interpreten – Johannes                                             eine spannende Aufnahme                                       ­mathias rüegg
                            ­Pramsohler, Roldán Bernabé                                        des „Solitärs“ unter den                                         Nach Schumann und Schubert
                                Die beiden Geiger des En-                                      Bruckner’schen Symphonien,                                       (Winterreise) liegt nun das
                                semble Diderot präsentieren                                    der 6. In A-Dur. Nicht ton-                                      dritte Album mit Werken ro-
                                spannende Werke für zwei                                       nenschwer und doch energie-                                      mantischer Liedkomponisten
                                Violinen ohne Bass von                                         geladen.                                                         vor: Lia Pale und Mathias
                                Leclair und anderen. Itali-                                    Label – Linn
                                                                                                                                                                Rüegg widmen sich in ihrer
                                enische Virtuosität trifft auf                                 EAN – 691062062022
                                                                                                                                                                ganz eigenen Weise der Musik
                                französische Eleganz.                                                                                                           von Johannes Brahms. Rüegg
                                Label – Audax                                               Beethoven                                                           beweist erneut seine Künste
                                EAN – 3770004137145                                         Complete ­Symphonies                                                im feinfühligen Arrangement,
                                                                                            Interpreten –                                                       Pale singt nicht nur einzig-
                            Waltzin                                                         WDR Sinfonie­orchester,                                             artig, sondern ist auch talen-
                            Interpreten – Trio Frizzante                                                                                                        tierte Übersetzerin der
                                                                                            Jukka-Pekka Saraste                                                 deutschen Texte in ein singba-
                                Zum 10-jährigen Jubiläum                                       Jukka-Pekka Sarastes voraus-
                                schenkt sich das Trio Frizzante                                                                                                 res Englisch. Empfehlung!
                                                                                               eilendes Geschenk zum 250.                                       Label – Lotus Records
                                eine Aufnahme mit Klassi-                                      Geburtstag von Ludwig van
                                kern und Bearbeitungen der                                                                                                      EAN – 9005321190523
                                                                                               Beethoven in herausragender
                                Flötentrio-Literatur. Spritzig,                                Klangqualität.
                                galant, innovativ!                                             Label – Edition Günther Hänssler
                                Label – Austrian Grammophone                                   EAN – 881488180664
                                EAN – 9120040738167
No. 13/Sommer 2019 - Radio Klassik
Wien: 107,3 | Graz: 94,2

                                  KLAVIER                                                            OPERN                                                                                                                   HÖRBÜCHER
                             Johann Sebastian Bach                                            Leoš Janáček
                             Das Wohltemperierte                                                                                                                                                                             Halbseidenes kaiserliches
                                                                                              Příhody lišky Bystroušky
                             Klavier – Band I                                                                                                                                                                                Wien von Günther Zäuner
                                                                                              (Das schlaue Füchslein)                                                                                                           Label: AUDIAMO/Federfrei
                                Interpretin – Ewa Pobłocka                                       Interpreten – Frankfurter
                                (Klavier)                                                                                                                                                                                       ISBN: 978-3-903178-11-3
                                                                                                 Opern- u. Museumsorchester,                                                                                                    1 Mp3-CD | Laufzeit: 420 Minuten
                                Label – National Institute                                       Chor und Kinderchor der Oper
                                Frederick Chopin                                                                                                                                                                                Preis: 14,95 Euro
                                                                                                 Frankfurt, Johannes Debus
                                EAN – NIFCCD062                                                  Label – Oehms Classics                                                                                                      12 Wiener Krimis aus dem Fin
                             Die renommierte polnische Pianis-                                   EAN – 4260034869820                                                                                                         de Siecle: Günther Zäuner ent-
                             tin Ewa Pobłocka hat hauptsächlich                               Eine rundum gelungene Pro-                                                                                                     führt die Zuhörer ins kaiserliche
                             mit ihren Chopin-Interpretationen                                duktion! Der Musikdirektor der                                                                                                 Wien zur Jahrhundertwende kurz
                             aufhorchen lassen. Nun nimmt sie                                 Canadian Opera Company in To-                                                                                                  vor dem Ersten Weltkrieg. Trotz

                                                                                                                                   Die Hörbuchtipps wurden von unserem Kooperationspartner AUDIAMO zur Verfügung gestellt.
                             sich des Wohltemperierten Klaviers                               ronto, Johannes Debus, war im                                                                                                  anstehender Probleme feiert die
  Text – Christoph Wellner

                                                                   Text – Christoph Wellner
                             von Bach an. Ein für die Musik-                                  Frühjar 2016 mit der Fabel-Oper                                                                                                feine Gesellschaft das Leben, als
                             geschichte revolutionäres Werk,                                  von Janáček in Frankfurt betraut.                                                                                              gebe es kein Morgen. All das be-
                             das aber im Konzert oder auf Ton-                                Louise Alder in der Titelpartie                                                                                                leuchtet der Autor aufs Genaueste
                             träger oftmals nicht die notwendige                              führt ein hervorragendes Ensemble                                                                                              und verpackt geschickt historische
                             Spannung aufbauen kann. Nicht                                    an, aus dem man noch unbedingt                                                                                                 Fakten in spannende Kriminal-
                             in diesem Fall! Pobłocka gestaltet                               Simon Neal (Förster) und Jenny                                                                                                 geschichten.
                             eindrucksvoll und hat auch inter-                                Carlstedt (Fuchs) erwähnen muss.                                                                                                  Gewinnspiel: Diese CD
                                                                                                                                                                                                                                wird bei einem Gewinnspiel
                             national schon viel Erwartung auf                                Auch aufnahmetechnisch ein Ver-                                                                                                   am 6.6.2019 on air auf radio
                             den zweiten Band geweckt!                                        gnügen!                                                                                                                           klassik verlost!

                                                                                                                                                                                                                                                                      7
                             Franz Liszt                                                      Johann Simon Mayr                                                                                                              Die Kapitalistinnen/Der Muff/
                             Études d’exécution                                               I Cherusci                                                                                                                     Die Spitzin von Marie von
                             transcendente                                                    Interpreten – Chor der                                                                                                         Ebner-Eschenbach
                             Interpret – Andrej Gugnin                                        ­Bayerischen Staatsoper,                                                                                                          Die drei Erzählungen sind
                             (Klavier)                                                         ­Simon Mayr Chor, Concerto                                                                                                       humorvoll, regen aber auch
                                                                                                                                                                                                                                zum Nachdenken an. Ein
                                Andrej Gugnin ist Vertreter der                                 de Bassus, Franz Hauk                                                                                                           plötzlicher Aktienbesitz stif-
                                jungen Generation der russi-                                     Mayr war sicherlich ein wich-                                                                                                  tet in der Beziehung zweier
                                schen Klavierschule, hat gro-                                    tiger Opernkomponist in                                                                                                        Schwestern Unruhe, das Le-
                                ße Vorbilder (Rachmaninow,                                       der Zeit zwischen Mozart und                                                                                                   ben eines Findelkindes in
                                Gilels und Gould) und legt quasi                                 Rossini. Heute werden seine                                                                                                    einer Dorfgemeinschaft wird
                                en passant eine der faszinier-                                   Werke (leider) selten gespielt.                                                                                                unter die Lupe genommen
                                endsten Liszt-Aufnahmen vor.                                     Dieses Werk behandelt das                                                                                                      und ein Ehemann meint, eine
                                Die transzendentalen Etüden                                      Schicksal des germanischen                                                                                                     Diebin überführt zu haben.
                                von Liszt waren über viele                                       Stammes der Cherusker im                                                                                                       Wunderbar einfühlsam und
                                Jahrzehnte nicht am Radar                                        Kampf gegen die Römer. Ein                                                                                                     stimmig vorgetragen.
                                der Plattenfirmen. Seit einiger                                  ungewöhnliches Thema für                                                                                                       Label – AUDIAMO
                                Zeit ist das Gegenteil einge-                                    eine italienische Oper. Aber                                                                                                   ISBN – 978-3-903178-10-6
                                treten. Mehrere Interpretatio-                                   irgendwie doch logisch                                                                                                         2 Audio-CDs | Laufzeit: 120 Minuten
                                nen pro Jahr kommen auf                                          bei einem Johann Simon bzw.                                                                                                    Preis: 9,90 Euro
                                den Markt. Diese sollte sich                                     ­Giovanni Simone …
                                halten!                                                          Label – Naxos
                                Label – Piano Classics                                           EAN – 730099039970
                                                                                                                                                                                                                             Leporella/Vergessene Träume
                                EAN – 5029365101585                                                                                                                                                                          von Stefan Zweig
                                                                                                                                                                                                                                In der ersten Geschichte
                                                                                              Franz Liszt
                                                                                                                                                                                                                                kommt eine aus Tirol stammen-
                             The Classic André Previn                                         Sardanapalo                                                                                                                       de Frau nach Wien zu einem
                             The Complete RCA and                                             Interpreten – Opera C
                                                                                                                  ­ horus                                                                                                       verarmten Baron und dessen
                             ­Columbia Album Collection                                       Nationaltheater Weimar,                                                                                                           Ehefrau. Es entsteht ein
                                Ende 2018 veröffentlichte                                     Staatskapelle Weimar, Kirill                                                                                                      fast schon krankhaftes Abhän-
                                Sony Classical eine Sammlung                                                                                                                                                                    gigkeitsverhältnis, das zu
                                von 55 CDs mit allen „klassi-                                 Karabits                                                                                                                          einem schlimmen Ende führt.
                                schen“ Aufnahmen von André                                       Liszt hat nur eine Oper ge-                                                                                                    In der zweiten Geschichte
                                Previn, die er in den 60er bis                                   schrieben. Und die ist nicht                                                                                                   erzählen sich zwei Menschen,
                                80er Jahren machte. Sie war                                      gut. Mit der nicht-guten                                                                                                       die sich einst liebten, warum
                                für den 90. Geburtstag des                                       Oper ist „Don Sanche“ ge-                                                                                                      sie nicht dem Herzen sondern
                                Pianisten, Dirigenten und Kom-                                   meint. ABER: Basierend auf                                                                                                     dem Geld gefolgt sind.
                                ponisten gedacht. Jetzt                                          Lord ­Byrons „Sardanapalus“                                                                                                    Label – AUDIAMO
                                ist dieser umfangreiche Quer-                                    hat er Anfang der 1850er-
                                                                                                                                                                                                                                ISBN – 978-3-903178-12-0
                                schnitt quasi als Nachruf zu                                     Jahre noch einen Versuch
                                                                                                                                                                                                                                1 Audio-CD | Laufzeit: 74 Minuten
                                rezipieren. Anspieltipp:                                         unternommen. Die Fragmente
                                                                                                                                                                                                                                Preis: 9,90 Euro
                                Schostakowitsch-Klavierkon-                                      wurden jetzt erstmals aufge-
                                zert unter Bernstein. Wichtig!                                   nommen. Schade, dass dieses
                                Label – Sony Classical                                           Werk nicht vollendet wurde!
                                EAN – 0190758316727                                              Label – audite
                                                                                                 EAN – 4022143977649
magazin KLASSIK   Sommer

  JACQUES
                     2019

                                                 200. GEBURTSTAG
  OFFENBACH
SPURENELEMENTE

                             Geboren in Köln, mit
                             14 Jahren nach ­Paris,
                             Cellovirtuose, seit
                             1860 französischer
                             Staatsbürger. Leiter
                             der Bouffes-Parisiens
                             und erfolgreicher
                             Erfinder der Operette.
                             Über Bearbeitungen
                             Johann Nestroys und
                             Offenbach-Vorlesun-
                             gen Karl Krauss’
                             auch Offenbachsche
                             Spurenelemente in
                             Wien. Zwei Regisseure,
                             ein Sänger und ein
                             Cellist im Zitat über
                             Offenbach.
Wien: 107,3 | Graz: 94,2
alle Bilder – Karikaturen aus dem Theatermuseum
                                                  © KHM-Museumsverbund/Theatermuseum

                                                                                                                                                                                                                               9

                                                                                       Der Regisseur Barrie Kosky über sein Debüt bei den                                   Der Sänger, Regisseur und Autor Carsten Süss
                                                                                       Salzburger Festspielen und was es für ihn bedeutet im                           ist im Juni an der Volksoper Wien in der Wiederauf-
                                                                                       Haus für Mozart „Orphée aux enfers“ zu inszenieren                              nahme von „Orpheus in der Unterwelt“ als Orpheus
                                                                                       – Premiere 14. August 2019:                                                     zu erleben:
                                                                                                                                                Text – Ursula Magnes

                                                                                           „Ich finde es großartig, dass die Salzburger Fest-                               „Ein Musensohn und eine Nymphe: Was braucht
                                                                                       spiele Offenbach zu seinem 200. Geburtstag ehren,                               es mehr an göttlichem Impetus für den Beginn einer
                                                                                       indem sie eine Verbindung zu Mozart herstellen.                                 der größten Liebesgeschichten der Welt? Keine Angst.
                                                                                       Offenbach wurde ja als ‚Mozart der Champs-Ély-                                  Natürlich scheitern die beiden. Denn die Griechen
                                                                                       sées’ bezeichnet, und er verehrte Mozart. ‚Orphée                               wussten schon immer: „Ehen werden im Himmel
                                                                                       aux enfers’ im Haus für Mozart aufzuführen ist das                              geschlossen und in der Hölle gelebt“ (Maria Callas).
                                                                                       schönste Geburtstagsgeschenk, das man ihm machen                                Und so landen die vormals Liebenden, wie selbstver-
                                                                                       und zugleich das würdigste Denkmal, das man ihm                                 ständlich, in einer sehr alltäglichen Form des Marty-
                                                                                       setzen kann. Ich glaube, er liegt im Grab und grinst.                           riums: der „Ehe-Hölle“. Dazu gibt uns der Meister der
                                                                                       Offenbach ist ein revolutionärer Komponist und ein                              gesellschaftskritischen Polarität, Jacques Offenbach,
                                                                                       Genie, das seinen fixen Platz im Pantheon hat – und                             eine Mélange aus machtpolitischem Chauvinismus in
                                                                                       das nicht nur wegen seiner radikal revolutionären                               Verbindung mit einer ungefragt auftretenden „öffent-
                                                                                       Bühnenarbeit zu Lebzeiten, sondern vor allem wegen                              lichen Meinung“ dazu. Voilà, schon sind wir alle auf
                                                                                       seines Einflusses auf spätere Generationen. Und:                                dem Weg in die ewige Verdammnis. Aktueller kann
                                                                                       Offenbach war durch und durch Theatertier.“                                     Operette nun wirklich nicht sein.“
magazin KLASSIK                Sommer
                                2019

           Regisseur Markus Kupferblum inszeniert für das
       Lehár Festival in Bad Ischl „Pariser Leben“ – Premiere
       20. Juli 2019:
           „Jacques Offenbach war ein Weltbürger wider          4/9 – 11/10
       Willen, der von seinem Vater gemeinsam mit seinem        4/9 – 11/10
       älteren Bruder als Jugendlicher nach Paris geschickt     4/9 – 11/10
       wurde, um dort als Orchestermusiker zu arbeiten.
       Voller Heimweh entdeckte er das Paris des Louis-Phi-
       lippe und kaum errichtet Napoleon III. das Zweite
       Kaiserreich als Diktatur, baut Offenbach das Genre
       der Operette aus und spiegelt damit nicht nur seine
       Epoche wider, sondern greift auch massiv in diese
       ein und hilft letzten Endes, sie zu sprengen. Seine
       Spottlieder entlarven Dinge, die sich in eine falsche
       Heiligkeit hüllen – und derer gab es unzählige im
       Paris zwischen den beiden Weltausstellungen, in
       dem auch „La Vie Parisienne“ spielt. Und so ist es
       unmöglich, Offenbach zu spielen, ohne politisch
       gegenwärtig zu sein – mit Humor, Witz, Frivolität
       und Lebensfreude.“
           Raphaël Merlin, Cellist des Quatuor Ébène und
       Dirigent der Neueinspielung der Cellokonzerte von
       Jacques Offenbach und Friedrich Gulda mit Edgar
       Moreau für Erato:
           „Sagen wir zumindest, dass unsere beiden schrä-
       gen Vögel – Offenbach wurde auch ‚Spottdrossel des
       Zweiten Kaiserreichs‘ genannt – dem Erbe Mozarts
       ihr Virtuosentum und ihre Vision verdanken: Sie

10     waren Visionäre ihrer Zeit, der Rolle der Musik in
       ihrer jeweiligen Gesellschaft, dessen, was die Musik
       bewegen konnte. Virtuosen waren sie mit ihrer ganzen
       Persönlichkeit, denn ihre Leichtigkeit als Instrumen-
       talist wie als Komponist verlieh dem Geist Flügel.“

                          Radiotipp

                              Offenbar
                          ­Offenbach auf
                            radio klassik
                           Stephansdom
                          Musik von Jacques Offenbach
                          rund um den 200. Geburtstag
                                am 20. Juni 2019

                                  Rubato
                               18. Juni, 11.00 Uhr:
                                Regisseur Markus
                              Kupferblum über Paris,
                               Offenbach und Ischl.
Wien: 107,3 | Graz: 94,2                                                                                                                     Advertorial

                                  BEING JANE
                                   GOODALL            Jane Goodall ist weltweit bekannt für ihre
                                                            Forschung an Schimpansen.
                                                                                       Wissen­schaftlerin       Als Jane Goodall die Folgen
                                                                                        und Naturschüt-     menschlicher Handlungen auf die
                                                                                         zerin unserer      Umwelt realisierte, krempelte sie
                                                                                          Zeit und ihre     ihr Leben komplett um: von der
                                                                                          Überzeugung:      Verhaltensforscherin zur Umwelt-
                                                                                          Jeden Tag kann    schützerin und Aktivistin. Seither
                                                                                          j e d e /r vo n   setzt sie sich für den Erhalt der
                                                                                          uns etwas ver-    Lebensräume und ein friedliches
                                                                                          ändern. Zum       Miteinander ein. An über 300 Ta-
     Foto © the JG Institute

                                                                                          Guten.            gen im Jahr ist sie weltweit unter-
                                                                                              Seit ihrer    wegs, um Menschen zu ermutigen.
                                                                                        Kindheit hatte      Ihr Motto: Jeder kann die Welt zu
                                                                                       Jane Goodall nur     einer besseren machen.
                                                                                      diese eine Sehn-          Auch hier in Österreich. Das
                                                                                    sucht: Nach Afrika      „Jane Goodall Institut – Austria“

                                                                                                                                                    11
                                                                                  zu gehen und mit Tie-     hat anlässlich ihres 85. Geburts­-
                                                                                ren zu leben. Für eine      tags die Bewegung #BeJane ins
                                                                             junge Mittelklasse-Britin      Leben gerufen. Das ist ein Team,
                                                                          in den 60er Jahren war dies       bei dem jede/r auf seine Art dazu
                                                                     ein eher ungewöhnlicher Berufs-        beitragen kann, die Welt zu einer
                                                                    wunsch – werden zu wollen wie           lebenswerten für uns alle zu ma-
                                                            Doch    „Tarzan“.                               chen. Wie Jane. Es lohnt sich, dabei
                               am Anfang war die Wissenschafts-          Ihr Glück war die starke Mut-      zu sein: bejane.at
                               welt skeptisch: Stimmte es wirk-     ter, die sie ermutigte für ihr Ziel
                                                                                                               Jane Goodall in Österreich:
                               lich, was die junge Engländerin im   hart zu arbeiten und an sich zu            Dienstag, 10. September 2019
                               Busch gesehen hatte? Ein Portrait    glauben. Das sieht man der damals          Details zur Veranstaltung auf:
                                                                                                               www.janegoodall.at
                               über die vielleicht wichtigste ­     24-Jährigen, die mit kurzen Hosen
                                                                    in Gombe, dem Nationalpark in
                                                                    Tansania, herumkletterte und ge-
                                                                    duldig die Nähe der Schimpansen
                                                                    suchte, bis heute an. Zum ers-
                                                                    ten Mal dokumentierte sie, dass
                                                                       Schimpansen, um Termiten aus
                                                                           einem Bau zu fischen, Gras-
                                                                             halme nutzen und Zweige
                                                                               umgestalten. Der Affe
                                                                                                                                                    Foto – Jane portrait Dec 2018 © Vincent Calmel

                                                                                 als Werkzeugmacher!
                                                                                  Eine Sensation – ging
                                                                                   man doch bis dahin
                                                                                    fest davon aus, nur
                                                                                     Menschen seien
                                                                                     dazu in der Lage.
                                                                                     Ihre Berichte sorg-
Foto © MichaelNeugebauer

                                                                                     ten für Furore, sie
                                                                                     wurde sogar an-
                                                                                     gefeindet. Denn:
                                                                                     Sie verwischte die
                                                                                    Grenze zwischen
                                                                                   Mensch und Tier.
Foto – Ignaz Eigners Suppè-Porträt (aus: „Der Humorist“)

                                 12
                                      © gemeinfrei
                                                                                                               magazin KLASSIK
                                                                                                              2019
                                                                                                             Sommer

                     EZECHIELE
           ERMENEGILDO
                                                                                                 FRANCESCO

DE SUPPÈ
Wien: 107,3 | Graz: 94,2

      Vor 200 Jahren, am 18. April 1819, wurde Franz von                                   Von meiner Schwierigkeit, einen
      Suppè geboren, der seinen Namen selbst stets „Suppè“                                 kursorischen Abriss von Franz von
      geschrieben hat, weshalb die aktuelle Namensschrei-                                  Suppès Leben zu verfassen.
      bung jener des Komponisten folgt. Das „Zeitbrü-                                      Gängige Wissenschafts- und
      cke-Museum“ der Kamptal-Sommerfrische Gars, wo                                       ­Forschungspraxis: Fakten predigen,
      Suppè zwischen 1876 und 1895 gerne die wärmere                                        Falschmeldungen verbreiten
      Jahreszeit verbracht hat, feiert den 200. Geburtstag                             Bei meinen biografischen Recherchen zu Franz von
      des weltberühmten Komponisten von 7. Juni bis                                    Suppè musste ich besonders häufig feststellen, dass
      6. Oktober 2019 mit einer Jubiläumsausstellung und                               angebliche Fakten völlig haltlos, falsch und substanzlos
      einer reich bebilderten Begleit-Publikation. Gezeigt                             waren. Dennoch wurden und werden diese Falsch-
      werden ausgewählte Archiv- und Depot-Stücke aus                                  meldungen jahrzehntelang selbst in Diplom- und
      Suppès Privatbesitz, die erstmals seit 1932 wieder der                           Masterarbeiten, Dissertationen, in der Fachliteratur, in
      breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.                                Lexika und natürlich auch in den Tages-, Wochen- und
      Zudem werden erstmals anhand amtlicher Akten und                                 Monatsmedien ungeprüft als Tatsachen überliefert.
      privater Dokumente verbriefte biografische Fakten                                Es ist bedauerlich, dass Wissenschaftler ungeprüft
      vorgelegt, die Ergebnis intensiver Recherchen sind                               Falsches, Fehlerhaftes und Haltloses formal korrekt,
      und vieles, was bislang über Suppès Leben und Werk                               d.h. affirmativ, zitieren und durch ihre Bequemlich-
      veröffentlicht wurde, grundlegend korrigieren.                                   keit dazu beitragen, Falschmeldungen zu verfestigen,
          Der Literatur wissenschaftler und Kultur-                                    anstatt zu widerlegen.
      publizist Andreas Weigel gilt als akribischster                                       Suppès Schwieger-Enkel Otto Keller schreibt
      Suppè-Experte und veröffentlicht auf einem eige-                                 in seiner 1905 veröffentlichten Suppè-Monografie,
                                                               Text – Andreas Weigel

      nen Blog Neuigkeiten und Wissenswertes über den                                  dass am 13. März 1840 „zum ersten Male ein Lied
      Komponisten. Der folgende Beitrag ist dem Blog­                                  [Suppès] in der Öffentlichkeit gesungen“ worden
      https://starsingars.wordpress.com entnommen:                                     wäre. So hätte: „Hofkapellensänger Dr. Lutz in einer
                                                                                       Abendunterhaltung des Musikvereines des jungen
                                                                                       Meisters „Liebeswahn“, Gedicht von Holt, mit Be-
                                                                                       gleitung des Pianoforte und Violoncell zum Vortrage
                                                                                       [gebracht]. Die Klavierbegleitung besorgte Suppè
                                                                                       selbst, das Violoncell spielte der damals überaus be-
                                                                                       liebte Virtuose Borzaga. Das Lied fand solchen Beifall,                                      13
                                                                                       daß es wiederholt werden mußte. / Auch der nächst-
                                                                                       folgende Tag war für Franz von Suppè wichtig, denn
                                                                                       Ritter von Seyfried stellt ihm folgendes schriftliches
                                                                                       Zeugnis aus: „Daß Herr Franz von Suppè in jüngster
                                                                                       Zeit mit dem beharrlichsten Fleiße, unermüdlichem

                                                                                                                                                                                         (Foto-Atelier E. Bieber aus „Wiener Illustrierte Zeitung“, 1919)
                                                                                       Eifer und gleich günstigem Erfolge dem Studium der
                                                                                       Tonsetzkunst sich gewidmet, bei mir den vollständigen
                                                                                       theoretisch–praktischen Lehrkurs absolviert und außer      Foto – Franz von Suppè in Dirigenten-Posse

                                                                                       Buchtipp
                                                                                                             ISBN: 978-3-9504427-4-8
                                                                                                             300 Seiten | gebunden
                                                                                                             Zeitbrücke-Museum

                                                                                                             29,00 EUR

                                                                                                                                                                                         © gemeinfrei

                                                                                       Andreas Weigl:
                                                                                       Franz von Suppè (1819–1895)
                                                                                       Musiker. Menschenfreund.
                                                                                       Ehrenbürger von Gars.
                                                                                       Begleitpublikation zur gleich­
                                                                                       namigen Jubiläumsausstellung des
                                                                                       Zeitbrücke-Museums Gars.
                                                                                       Mit Beiträgen von Andreas Weigel,
                                                                                       Anton Ehrenberger, Ingrid
                                                                                       Scherney und Christine Steininger.
magazin KLASSIK                Sommer
                                2019

       [ge]lungenen Probeversuchen in sämtlichen Komposi-       Hoffentlich hören wir die anspruchslose und dennoch
       tionszweigen auch mit besonderer, ebenso seltener als    so bedeutsame Kleinigkeit gar bald wieder, und sehen
       schätzbarer Hinneigung zur ernsten Schreibart, eine      selbe, der Gemeinnützigkeit zu Frommen, demnächst
       solenne Messe, einen großen Instrumental–Psalm für       auch durch den Druck verbreitet.“ (Besprechung
       Sol[o]- und Chorstimmen, nebst anderen Kirchen-          von Suppès Lied „Liebeswahn“ aus: „Allgemeiner
       und oratorischen Sätzen in sehr befriedigender Weise     Musikalischer Anzeiger“. 20. Februar 1840, S.31)
       vollendet habe, wird hiermit wahrheitsgemäß bestätigt.
       / Wien, am 14. März 1840. Kapellmeister / Ritter von           Mai statt März
       Seyfried m. p.“ (Keller, S.22f.)                         Davon abgesehen hat Kapellmeister Ritter von
                                                                ­Seyfried seinem Schüler Franz von Suppè sein Zeugnis
           Februar statt März                                    nicht am 14. März 1840, sondern am 14. Mai 1840
       Alle bisher in Buchform veröffentlichten Suppè-Bio-       ausgestellt. Die beiden bedeutenden Ereignisse in
       grafien haben Kellers Angaben ungeprüft übernommen        ­Suppès frühem Leben erfolgten somit nicht – wie
       (Kromer, S.22f.; Schneidereit, S.22f; Scherney, S.13;      bislang von seinen Biografen einhellig behauptet –
       Roser, S.22f.), obwohl die beiden angegebenen und          an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im März 1840,
       als bedeutend eingestuften Lebensdaten schlicht und        sondern lagen drei Monate (13. Februar 1840 und
       einfach falsch sind. Denn die erwähnte angeblich erste     14. Mai 1840) auseinander.
       öffentliche Aufführung eines Suppè-Liedes erfolgte,            Diese unablässig auftretenden Unzuverlässigkeiten
       wie die nachfolgend zitierte Besprechung des „All-         der bisherigen Suppè-Biografien machen es äußerst
       gemeinen Musikalischen Anzeigers“ bestätigt, bereits       aufwändig, einen biografischen Abriss seines Lebens
       am 13. Februar 1840 und war zudem bereits dessen           zu verfassen, weil ich mich leider auf nichts in den
       zweite Aufführung:                                         Biografien Veröffentlichtes verlassen kann und streng
           „Die am 13. d. M. im Musik–Vereinssaale abge-          genommen jedes Datum und Zitat arbeits- und zeit-
       haltene fünfte Abendunterhaltung brachte der zum           aufwändig anhand der Original-Quellen überprüfen
       regen Antheil empfänglich gestimmten Versammlung           müsste, was aber zeitlich nicht mehr möglich ist, weil
       in ergötzender Mannigfaltigkeit abermahls erlesene         mein Suppè-Buch schließlich noch während der
       Kunstgenüsse. […] Gesänge von Donizetti, Marsch-           Laufzeit der Garser Jubiläumsausstellung erscheinen
       ner und Bellini entsprachen den Anforderungen der          muss und soll.

14     Liebhaber; Hr. Bezdek erwarb sich durch den Vortrag
       eines Rud. Kreutzer’schen Violin–Concertstücks ge-
       rechten Beyfall; besonders interessant jedoch erschien
       ein gemüthlich ansprechendes, innig empfundenes,
       vor einigen Tagen auch in Liszt’s Mittagsunterhaltung
       zum Besten der barmherzigen Schwestern producirtes
       Lied: „Liebeswahn“ von Holt gedichtet und von Hrn.
       Franz von Suppè in Musik gesetzt. Der Componist,
       welcher schon zum öftern seinen Beruf für diesen         Radiotipp
       Kunstzweig erprobte, begleitete selbst am Clavier, Hr.
       Borzaga stattete die obligate, seelenvoll der Melodie     Die „schöne
       sich anschmiegende Violoncell–Stimme mit dem
       unnachahmlichen Reiz seines wunderherrlichen
                                                                 Operetten-
       Tones aus; und so nur konnte es gelingen, gleichen          gala“ im
       Schritt zu halten, oder nicht gänzlich verdunkelt
       zu werden, von seinem geschätzten Collega, dem           August – von
       k.k. Hofcapellisten Hrn. Lutz, dessen großartige
       Entwickelung seiner bewunderungswürdigen Kunst-
                                                                der „Schönen
       mittel allgemein enthusiasmirte, und dem vereinten        Helena“ bis
       Bemühen des schönen Kleeblatts die dießmahl recht
       ernstlich erworbene Ehre des Hervorrufens erwarb.        zur „Schönen
                                                                  Galathée“.
                                                                  Zum 200. Geburtstag von
                                                                 Franz von Suppè & Jacques
                                                                         Offenbach.

                                                                    Operetten-
                                                                     fenster
                                                                        im August
                                                                  Samstags (Klassik um 1)
                                                                         13.05 Uhr
                                                                 & Sonntags (Klassik um 12)
                                                                         12.05 Uhr
Wien: 107,3 | Graz: 94,2                                                                                                      Advertorial

                      KLANGTRÄUME
                          MIT SORYANG
                      Die charismatische Wiener Pia-          Nach der erfolgreichen Früh-     und Komponisten unserer Zeit
                      nistin mit koreanischen Wurzeln     jahrstournee in Deutschland mit      und sein Ziel ist es, „Grenzen zu
                      fasziniert das klassikverwöhnte     dem Tonkünstler-Orchester Nie-       überwinden“. Das Publikum darf
                      Publikum mit nuancenreicher         derösterreich unter der Leitung      sich daher auf eine Neuschöpfung
                             Spieltechnik und mit ihrem   von Yutaka Sado, die sie u.a. auch   freuen: Erstmals weltweit werden
                                      bemerkenswer t      in die ausverkaufte Elbphilhar-      in dieser Orchesterfassung die
                                           seelenvollen   monie in Hamburg führte, wird        „New York Songs“ aufgeführt.
                                               Spiel.     SoRyang in ihrer Wahlheimat
                                                          Wien, am 24.11. auch in Graz            Die nächsten Konzerttermine
                                                                                                  von SoRyang in Wien:
                                                          (Stefaniensaal) und am 25.11. in
                                                          Linz (Brucknerhaus) mit Werken          14. Juli – Konzert mit der
                                                                                                  Deutschen Streicherphilharmo-
                                                          von Brahms, Chopin und Beetho-          nie unter der Leitung von
                                                          ven zu hören sein.                      Wolfgang Hentrich im Musik-
                                                              Die neue Tournee im Herbst          verein (Großer Saal)
                                                                                                  8. Oktober – Konzert mit dem
                                                          führt SoRyang mit dem Zagreb
 © Barbara Nidetzky

                                                                                                  Zagreb Philharmonic Orches-
 Foto – SoRyang

                                                          Philharmonie Orchester im Okto-         tra unter der Leitung von
                                                                                                  Kristjan Järvi im Musikverein
                                                          ber nach Dresden, München und           (Großer Saal) im Rahmen
                                                          Frankfurt und Wien (8.10.) Die          einer Europa-Tournee
                                                          Konzertpianistin wird unter der         1. Dezember – Recital im
                                                                                                  ­Musikverein (Brahms-Saal)
                                                          Leitung des international bekann-
                                                          ten Dirigenten Kristjan Järvi das       Alle aktuellen Termine und
                                                                                                  Ticketinfos: www.soryang.at
                                                          Klavierkonzert von Edvard Grieg
                                                          spielen. Järvi gehört zu den gro-

                                                                                                                                      15
                                                          ßen Dirigentenpersönlichkeiten

                                              Ihre Eintrittskarte zu Österreichs KulturHOTspots

Jetzt Tickets sichern
auf oeticket.com und in der oeticket-App!
magazin KLASSIK                                                                                                        Sommer

                                                                                                                                                                                                                                                 BÜCHER IM SOMMER
                                                                                                                        2019

                                                                                                      WALD                                            MUSIK                                           HIMMEL
                                                                                             Werner Gamerith                                  Ingvar Hellsing Lundqvist                         Gerhard Hartmann,
                                                                                             Wienerwald. Naturjuwel                           Wie man ein Genie tötet                           Gisela Baltes
                                                                                             zwischen Stadt und Gebirge                       Vor einigen Jahren erregte eine                   Mit den Heiligen von
                                                                                             Die Wälder in und um Wien                        Symphonie, die wie ein missing                    Tag zu Tag.
                                                                                             sind für eine Großstadt einzig-                                                                    Ein kalendarisches Lexikon
                                                                                                                                              link zwischen Bruckner und
                                                                                             artig und der Wienerwald war und                 Mahler klingt, großes Aufsehen.                   Der Titel sagt alles. Gerhard Hart-
                                                                                             ist für viele KünstlerInnen eine                 Die E-Dur-Symphonie von Hans                      mann und Gisela Baltes haben
                                                                                             wunderbare Quelle der Inspira-                   Rott. Seit 1989 wurde sie in zwölf                ein empfehlenswertes und äußerst
                                                                                             tion. In herrlichen Bildern und                  verschiedenen Versionen auf Ton-                  übersichtliches Kompendium ver-
                                                                                             sachkundigen Texten vermittelt                   träger gebannt. Der Schwede Ing-                  öffentlicht, das die wichtigsten
                                       Monika Fischer, Stefan Hauser und Christoph Wellner

                                                                                             Werner Gamerith die Besonder-                    var Hellsing Lundqvist erweckt in                 Heiligenbiographien des Christen-
                                                                                             heiten dieser abwechslungsreichen                einem bewegenden Künstlerroman                    tums sowie über 50 Erläuterungen
                                                                                             Landschaft, von den bewaldeten                                                                     zu beweglichen Festen im Jahres-
 Die Buch-Tipps stammen von Marion Eigl,

                                                                                                                                              zwischen Euphorie und Wahnsinn
                                                                                             Hügeln über Wiesen und Weiden,                   ein vergessenes Genie zum Leben:                  verlauf kalendarisch darstellt. Gut
                                                                                             Weingärten und Ackerland bis zu                  Einen, der getrieben komponiert,                  zu lesen, gut durchzublättern, gut
                                                                                             den lebensspendenden Gewässern.                  letztendlich aber an seiner eigenen               zum Nachschauen.
                                                                                             Ein Augenschmaus!                                Genialität scheitert.

                                                                                                                                                                                                                       ISBN: 978-3-8367-0054-2
                                                                                                                     ISBN 978-3-7022-3729-5

                                                                                                                                                                                                                       topos premium Verlag
                                                                                                                     gebunden | 34,95 EUR

                                                                                                                                                                                                                       gebunden | 23,70 EUR
                                                                                                                                                                      ISBN: 978-3-7117-2074-0

                                                                                                                                                                      gebunden | 24,00 EUR
                                                                                                                     Tyrolia Verlag

                                                                                                                                                                                                                       352 Seiten
                                                                                                                     216 Seiten

                                                                                                                                                                      Picus Verlag

                                                                                                                                                                      312 Seiten

16                                                                                               HISTORIE                                                                                        GEDENKEN
                                                                                                                                                     HÖLLE
                                                                                             Peter Pirker
                                                                                             Codename Brooklyn.                                                                                 Daniel-Jan Girl
                                                                                             Jüdische Agenten im                                                                                Vor dem Verstummen.
                                                                                             Feindesland. Die                                                                                   Konzert im Denkmal
                                                                                                                                              Philosophicum Lech
                                                                                             Operation Greenup 1945.                          Konrad Paul Liessmann (Hg.)                       Am 9. Mai 2008 fand inmitten
                                                                                             Im Dunkel der Nacht des 26. Feb-                 Die Hölle. Kulturen                               des Holocaust Denkmals in Ber-
                                                                                             ruars 1945 landen ein holländischer              des Unerträglichen                                lin ein einmaliges Konzert statt.
                                                                                             und ein deutscher Jude mit einem                 Das 22. Philosophicum Lech                        Ideengeber Daniel-Jan Girl wollte
                                                                                             Tiroler Wehrmachtsdeserteur per                  widmete sich vergangenes Jahr                     damit eine neue Form der Erin-
                                                                                             Fallschirm in Tirol. Sie sollen für              der Hölle in ihren religiösen und                 nerung wagen, die im Zeichen
                                                                                             den US-Geheimdienst die Alpen-                   weltlichen Dimensionen. „Es ge-                   der Verantwortung der nachfol-
                                                                                             festung der Nazis ausspionieren.                 hört zum Wesen der Hölle, dass                    genden Generationen steht und
                                                                                             Frauen der Umgebung helfen ih-                   es kein Entrinnen gibt“, schreibt                 durch die universelle Sprache der
                                                                                             nen, während die Gestapo foltert                 Herausgeber Liessmann. In dem                     Musik jeden erreichen sollte. Ein
                                                                                             und tötet, um sie zu enttarnen.                  Symposiumsbericht sind insgesamt                  fantastischer Bildband zeigt die
                                                                                             Das Buch schildert die spannende                 elf Beiträge abgedruckt, zusätz-                  Geschichte von der ersten Idee
                                                                                             Vorgeschichte zur kampflosen Be-                 lich die Laudatio für den Tracta-                 (1989) bis zum Konzert (und da-
                                                                                             freiung Innsbrucks und ein wenig                 tus-Preisträger Thomas Bauer von                  rüber hinaus).
                                                                                             bekanntes Kapitel österreichischer               Thomas Vašek und der Dankesrede
                                                                                             Historie, das Quentin Tarantino zu               des Islamwissenschaftlers.
                                                                                                                                                                                                                       ISBN: 978-3-9446-6614-3

                                                                                             „Inglourious Basterds“ inspirierte.
                                                                                                                                                                                                                       gebunden | 29,90 EUR

                                                                                             Mit einem Fotoessay von Markus
                                                                                             Jenewein.
                                                                                                                                                                   ISBN: 978-3-5520-5929-0

                                                                                                                                                                   gebunden | 22,70 EUR

                                                                                                                                                                                                                       112 Seiten
                                                                                                                  ISBN 978-3-7022-3756-1

                                                                                                                  gebunden | 29,95 EUR

                                                                                                                                                                                                                       DGKM
                                                                                                                                                                   Zsolnay Verlag

                                                                                                                                                                   272 Seiten
                                                                                                                  Tyrolia Verlag

                                                                                                                  368 Seiten
Wien: 107,3 | Graz: 94,2

         THRILLER                                       GESCHMACK                                                VÖGEL
      J.R. dos Santos                                   Florian Harm                                      Ernst Paul Dörfler
      Vaticanum                                         Versuchung                                        Nestwärme
      Der Autor ist Portugals bekanntes-                Auf der Jagd nach dem                             Gäbe es keine Vögel – man müsste
      ter TV-Nachrichtensprecher. Seit                  perfekten Geschmack                               sie schleunigst erfinden. Davon ist
      vielen Jahren publiziert er penibelst             Der hochspannende Thriller ent-                   nicht nur Ernst Paul Dörfler über-
      genau recherchierte Romane mit                    führt in den Orient. Nach dem                     zeugt. Der leidenschaftliche Vogel-
      einer Spezialität: Der Kern der                   Absturz zweier Flugzeuge mit Ge-                  liebhaber gibt in diesem mit großer
      Story ist frei erfunden, der Rest                 schmacksexperten, macht sich der                  Empathie und reichem Wissen
      entspricht detailgetreu der (ver-                 Privatermittler Calanda von Zürich                verfassten Buch einen faszinieren-
      öffentlichten) Wahrheit. So auch in               aus auf den Weg. Denn beide Ex-                   den Einblick in die Welt der Vögel.
      Vaticanum, das um die erfundene                   perten sollen überlebt haben. Für                 Sozialleben, Sinneswelten, Paar­
      Geschichte einer Papstentführung                  einen Schweizer Lebensmittelkon-                  ungsverhalten, Brutpflege, Schlaf-
      die Unregelmäßigkeiten der Vati-                  zern soll er diese finden. Es geht                gewohnheiten, Vogelzug. Dörfler
      kanbank aufzeigt. Sehr spannend!                  um Vater und Sohn, beide auf der                  setzt die gefiederten Zweibeiner
                                                        Suche nach Aromen von Zimt und                    und ihre mitunter verblüffenden
                                                        Granatapfel, Lamm und geröste-                    Rekorde immer in Beziehung zu
                                                        ten Mandeln und der mysteriösen                   uns Menschen. Anrührend, er-
                                                        Geschmackskomponente M1, die
                              ISBN: 978-3-9466-2104-1

                                                                                                          hellend und auch nachdenklich
                              gebunden | 18,50 EUR

                                                        sie glauben im arabischen Raum                    stimmend.
                                                        gefunden zu haben. Die Suche des
                              Luzar Publishing

                                                        Privatdetektivs nach den beiden
                                                        entwickelt sich zu einem Wettlauf
                              512 Seiten

                                                                                                                                 ISBN: 978-3-446-26185-3
                                                        um Leben und Zeit. Denn auch

                                                                                                                                 gebunden | 20,60 EUR
                                                        andere Lebensmittelkonzerne sind
                                                        auf der Suche nach dem neuen
                                                        Geschmack. Ein gelungenes Debüt

                                                                                                                                 288 Seiten
        SKANDAL?                                        des früheren Chefredakteurs von

                                                                                                                                 Hanser
                                                        Spiegel Online.
      Michael Behrendt                                                                                                                                      17
      Provokation
      Songs, die für Zündstoff
      sorg(t)en                                                                                           BEZIEHUNGEN
                                                                                ISBN: 978-3-7109-0057-0

                                                                                Gebunden / 20,00 EUR

      Der Musikjournalist Michael Beh-
                                                                                                          Helmut Krausser
      rendt hat sich die Mühe gemacht
                                                                                Benevento Verlag

                                                                                                          Trennungen. Verbrennungen
      und „skandalöse“ bzw. „provo-
                                                                                                          Musik zieht sich wie ein roter Fa-
                                                                                448 Seiten

      kante“ oder „provozierende“ Songs
                                                                                                          den durch die Bücher von Helmut
      zu analysieren. Er hat sich dafür
                                                                                                          Krausser. Man denke an die Maria
      rund ein Jahrhundert (von heute
                                                                                                          Callas-Hommage „Der große Ba-
      zurückgerechnet) vorgenommen.
                                                                                                          garozy“, das Epos „Melodien“ oder
      Einmal ganz abgesehen davon,
                                                                                                          „Die kleinen Gärten des Maestro
      dass es die unterschiedlichsten
                                                                                                          Puccini“. In „Trennungen. Ver-
      Gründe für das Auslösen von Kon-
                                                                                                          brennungen“ widmet sich der
      troversen gibt, ist es interessant
                                                                                                          deutsche Autor dem Thema Be-
      nachzulesen, wie sehr sich auch
                                                                                                          ziehungen. Im Zentrum stehen
      bei ähnlichen Themen im Laufe
                                                                                                          der Archäologie-Professor Fred
      der Zeit Grenzlinien verschieben.
                                                                                                          Reitlinger und seine Familie. Eine
      Ein wichtiges Buch!
                                                                                                          wirkliche Handlung gibt es nicht.
                                                                                                          Das was zählt und fesselt, ist das
                                                                                                          Beziehungsgeflecht an sich. Flott,
                                                                                                          amüsant und sehr heutig.
                              ISBN 978-3-8062-3922-5

                              Flexcover | 20,60 EUR
                              THEISS/wbg

                                                                                                                                 ISBN : 978-3-8270-1393-4
                              296 Seiten

                                                                                                                                 gebunden | 22,70 EUR
                                                                                                                                 Berlin Verlag

                                                                                                                                 256 Seiten
DER
magazin KLASSIK                Sommer
                                2019

      FANTASTISCHE
          REALIST

18
                                                                                               radio klassik wünscht:
       Arik Brauer, der große österreichische Maler des                                        Alles Gute und mazal tov!
       „Fantastischen Realismus“, ist heuer 90 Jahre alt ge-
       worden. Sein Werk wächst weiter, denn Arik Brauer                                                                                                  Foto – Der Künstler Arik Brauer in der Ausstellung „Alle meine Künste“ im Jüdischen

       malt täglich. radio klassik Stephansdom-Redakteu-                                                               SJ:
       rin Stefanie Jeller hat ihn gefragt: Woran er gerade                                       Sie malen immer wieder Szenen aus der Bibel,
                                                                                                                                                                                                                                             Museum Wien. Bild links: „Milch und Honig“, Bild rechts: „Alle meine Künste“

       arbeitet? Warum er so viel Bibel malt – obwohl er sich                                             sind aber Agnostiker. Warum?
       doch als Agnostiker bezeichnet? Und wie aus seinem
       Geburtsnamen Erich der Künstlername Arik wurde?                                                    Ein Agnostiker kann ja genug Verständnis
                                                                 Interview – Stefanie Jeller

                                                                                                   AB:

                                                                                                          dafür haben, was die Bibel für ein grandioses
                              SJ:                                                               Kunstwerk ist. Ich habe mich mein ganzes Leben
             Arik Brauer, 90 Jahre ist für Sie kein                                             damit beschäftigt. Zum Beispiel das „Lied der Lieder“
           Grund mit dem Malen aufzuhören. Woran                                                (Hohelied der Liebe), das ist ein Menschheitsdoku-
                     arbeiten Sie gerade?                                                       ment aller ersten Ranges. Das ist Poesie! Da können
                                                                                                alle anderen einpacken.
                  Ich male jetzt an einem Bild über Europa.
          AB:

                  Die „Europa“ ist ja nicht nur eine Figur aus                                                          SJ:
        der griechischen Mythologie, die durchaus Anspruch                                      Sie sind ein Maler im sog. Fantastischen Realismus.
        auf ein Gemälde hat. Man kann das Thema mit der                                                    Inwiefern passt das zur Bibel?
        Fantasie sehr, sehr ausdehnen. Das Bild wird heißen:
        Europa mit Altlasten.                                                                              Die Bibel ist teilweise grandiose Fantasie.
                                                                                                   AB:

            Aber ich male nicht an einem einzigen Bild, es                                                 Allerdings auf einem Niveau, das Jahrtau-
        gibt immer fünf oder noch mehr Bilder, an denen                                         sende hält! Denken Sie an diese Szene: Das Meer
        ich dran bin, und die langsam entstehen. Ich bin                                        teilt sich und steht wie ein durchsichtiger Kristall
       kein spontaner Künstler. Nur am Anfang, beim Ent-                                        rechts und links in Wänden, während das Volk hin-
       wurf bin ich spontan. Da fällt mir etwas ein und                                         durch schreitet. Das muss einem einmal einfallen!
       ich mache es. Aber dann muss ich es durchringen                                          Vieles in der Bibel ist in hohem Maße historisch. Man
       und durchkämpfen, damit ich mein eigenes Niveau                                          weiß, dass war so. Von vielem weiß man aber auch,
                                                                                                                                                                                                                                             © wulz.cc

       ­erreiche.                                                                               so war es nicht.
Wien: 107,3 | Graz: 94,2
Foto – Arik Brauer: Turmbau von Babel & Der Karmel brennt

                                                                                               SJ:
                                                                          Ihr Name „Arik“ ist nicht Ihr ursprünglicher            erzielt. Seit diesem Tag lebe ich als etablierter Maler,
                                                                        Name. Stimmt es, dass Ihr Künstlername etwas mit          der mit seiner Arbeit seine Familie ernähren kann.
                                                                                    Ihrer Frau zu tun hat?                        Das ist der Traum von jedem Künstler. Und das ist
                                                                                                                                  sehr, sehr schwer zu erreichen.
                                                                                   Ja, das stimmt. Mein Name war Erich.
                                                                           AB:

                                                                                   Meine Frau habe ich in Israel kennengelernt,                           SJ:
                                                                        sie ist eine gebürtige Israelin. Für Hebräer ist ein       Sie sind nicht nur als Maler bekannt geworden,
                                                                        helles „e“ schwer auszusprechen. Sie würde sagen              Ihre künstlerische Tätigkeit umfasst auch
                                                                        „Ärich“, oder so. Arik ist ein hebräischer Name, eine      Graphik, Architektur, Bühnenbild, Gesang und
                                                                        Kurzform von Ariel. Dieser Name hat sich in der                   Dichtung. In Israel haben Sie im
                                                                        Familie dann eingebürgert.                                 Künstlerdorf Ein-Hod aus einer Ruine ein Haus
                                                                        Übrigens, ich heiße auch noch Israel. Das hat mir            gestaltet … Gibt es etwas, das Sie in Ihrem
                                                                        das Nazi-Regime verpasst … Jeder Jude musste Israel                  Leben nicht erreicht haben?
                                                                        heißen, und jede Jüdin Sara. Die haben sich gedacht,
                                                                        dass das eine schreckliche Demütigung wäre. Den                     Ich habe im Laufe des Lebens alles bekom-

                                                                                                                                     AB:
                                                            © wulz.cc

                                                                        Namen Israel verwende ich nicht. Eigentlich schade,                 men, was ich erstrebt habe. Aber natürlich
                                                                        hätte ich verwenden sollen.                               erstrebe ich nicht nur Dinge für mich und meine
                                                                                                                                  Familie, sondern ich habe auch Vorstellungen von
                                                                                                 SJ:                              der Menschheit. Da sind die Wünsche nicht in Er-
                                                                            Mit Ihrer Frau Neomi lebten Sie sechs Jahre           füllung gegangen. Nicht einmal der kleine Wunsch,
                                                                        in Paris und traten als Gesangsduo auf. Was ist Ihre      dass wir in Israel ein friedliches Land haben.
                                                                                   schönste Erinnerung an Paris?
                                                                                                                                                          SJ:
                                                                                  In Paris ist eine meiner Töchter, Talja, ge-       Ihr 90. Geburtstag am 4. Jänner 2019 wurde
                                                                           AB:

                                                                                  boren. Das ist eine Erinnerung, die alle         ausgiebig gefeiert. Was wünschen Sie sich noch?
                                                                        anderen Erinnerungen verkleinert. Aber natürlich,
                                                                        ich habe in Paris meine erste für mich wirklich wich-               (Schmunzelt.) Ich wünsche mir, dass ich
                                                                                                                                     AB:

                                                                        tige Ausstellung gehabt. Alles wurde verkauft. Ich
                                                                        hatte einen plötzlichen Durchbruch für meinen B ­ eruf
                                                                                                                                            nicht jedes Jahr einen 90. Geburtstag
                                                                                                                                            erleben muss!                                    19
magazin KLASSIK                Sommer
                                2019

              SYMPOSION

    „THE NOBILITY
 AND TRAGEDY
 OF LOHENGRIN
            „Lohengrin ist kein Held, er
          ist ein Ritter, der Unschuldigen
                  beisteht und der
         Wahrheit zum Durchbruch verhilft.“
                                    RICHARD SCHMITZ

20
                                                                                            – A KNIGHT
                                                                                             OF TRUTH
                                                                                            AND GOOD”
       Die Stadt Lemberg, heute Lwiw, in der westlichen
       Ukraine ist geprägt von ihrer Zeit in der k.u.k. Monar-
       chie. Zahlreiche Bauten im Jugendstil bestimmen das
       Stadtbild. Ehrwürdige alte Kirchen aus dem Mittel-
       alter und Barock geben der Stadt ein besonderes Flair.
       Selbstverständlich hat Lemberg ein wunderschönes
       kleines Opernhaus.
                                                                 Text – Richard Schmitz

           Anlässlich der Neuinszenierung von Wagners
       Lohengrin fand ein internationales Symposion „The
       Nobility and Tragedy of Lohengrin – a knight of truth
       and good“ statt. Der Verfasser dieser Zeilen versuchte
       in seinem Einführungsreferat die ganze Bandbreite                                      Imponierend waren historische Dokumente, die
       der Lohengrin-Thematik aufzuzeigen. Er diskutierte                                 zeigen, dass Wagner sehr lange in Lemberg auf dem
       unter der Leitung von Liubov Kyianovska, der Rek-                                  Spielplan gestanden hatte. Er war allerdings nach
       torin, mit neun ExpertInnen, vor allem Lehrkräfte                                  dem Zweiten Weltkrieg verpönt. Erst in letzter Zeit
       aus der Lwiw National Musikakademie, über Inhalt                                   begann man sich dem Phänomen Wagner wieder
       und Komposition von Wagners erfolgreichster Oper.                                  unvoreingenommen zu nähern. Deshalb war auch
       Ausführlich wurde die Frage, ob Lohengrin ein Held                                 der Entschluss, Lohengrin neu zu inszenieren, lange
       sei, sowie die Beziehung zwischen Lohengrin und                                    hinausgeschoben worden.
       Elsa, wie man das Böse in Ortrud interpretieren kann                                   Für das heutige junge Lemberger Publikum also
       und welch bedauernswerte Rolle Telramund spielt,                                   eine Neubegegnung. Alles war gespannt und freudig
       erörtert. Auch die transzendenten Handlungsmomente                                 erregt. Umso irritierter waren alle, als sich am Abend
       wurden durchaus übereinstimmend als wichtig für die                                der Vorhang hob. Der deutsche Regisseur Michael
       Glaubwürdigkeit des Geschehens betrachtet.                                         Sturm ließ nämlich die Oper in der Gummizelle
Wien: 107,3 | Graz: 94,2

                                                    einer Irrenanstalt spielen. In 28 Betten lagen die 28
                                                    PatientInnen in Zwangsjacken. Die Aufseher hatten
                                                    schwere Stöcke und trugen Gesichtsmasken. Die
                                                    Patientin Elsa fantasiert sich ihren Retter als Pierrot
                                                    herbei, der König mimt einen Zirkusdirektor – kos-
                                                    tümiert wie Bernhard Paul – Telramund kämpft in
                                                    einer Samurairüstung, Elsa und Ortrud tragen weiters
                                                    die Anstaltskleidung des Irrenhauses.
                                                        Was sich der deutsche Regisseur Michael Sturm
                                                    gedacht hat, konnte er auch am zweiten Tag des
                                                    Symposions nicht klar machen. Manche Wiener
                                                    werden sich noch an seine interessante Inszenierung
                                                    des „Brundibár“ in der Kammeroper erinnern. Auch
                                                    Myron Yusypovych, der kompetente Dirigent, distan-
                                                    zierte sich vornehm zurückhaltend vom Regiekonzept.
                                                    Vielleicht sollte die Lemberger Oper den nächsten
                                                    Regisseur erst nach dem Einführungssymposion
                                                    engagieren.
                                                        Solisten, Chor und Orchester lieferten durchaus
    Foto – Hl. Georg, Lemberg

                                                    achtbare Leistungen.
                                                        Die aufblühende Stadt Lwiw, die für Österreicher
                                                    wohl noch länger Lemberg heißen wird, ist voll Leben
                                © Richard Schmitz

                                                    und Erneuerungswillen. Ihre Schönheit begeistert.
                                                    Die Menschen sind offen, herzlich und vor allem
                                                    selbstbewusste Ukrainer.

                                                                                                                                                                                                                              21
                                                                                 OPERETTE                 MADE IN AUSTRIA

           HERBERT                                                                                                                                                                               ILDIKÓ
           LIPPERT
              Tenor
                                                                                                                                                                                                RAIMONDI
                                                                                                                                                                                                   Sopran

                                                                                                               Behind the Mirror
Das multimediale historisch-dokumentarische Ope-                                                  geistreiche Leichtigkeit und Frische. Ein klein wenig             und vermittelt den damaligen Zeitgeist hautnah.
rettenkonzert der Opernstars Ildikó Raimondi und                                                  Revue, Chanson und Couplet. Weltentrückt, beseelt,                Solisten der Wiener Staatsoper, das neu gegründete
Herbert Lippert positioniert Operette neu! Ihrem                                                  abenteuerlich, leidenschaftlich und euphorisch vermit-            O-MIA Jugendorchester präsentieren die Operette
Charme, Ihrer Genialität und Ihrer Brillanz wird zu                                               teln die Melodien die Stimmung einer Epoche. Aus-                 und seine brillanten Melodien im strahlenden Licht
neuer Aufmerksamkeit verholfen. Mit Energie und                                                   gehend vom Wiener Walzer eroberten neue Melodien                  des Seins. O-MIA lässt die Hit-Fabrik des damaligen
Freude verbinden sie Bekanntes mit Unbekanntem,                                                   die Herzen des Publikums. Diese neuen Musikstücke                 Wiens aufleben und spielt Lieder die rasant die Welt
Tradition triff t auf multimedialen Zeitgeist.                                                     schlugen ein wie der Blitz, der Schlager war geboren.             eroberten.
Operette ist geniale Musik, Schauspiel mit Charme                                                 O-MIA ist mehr als das! Das multimediale Kon-
und Humor und Tanz. Die Melodien vermitteln                                                       zertevent lässt die Epoche der Operette auferstehen              Veranstalter: PON TE Immobilien Entwicklungs- und Verwertungs-G mbH

                                                                    DI E M I T W I R K E N DE N                                                                          T E R M I N E 2 019

Ildikó Raimondi ...................................................Sopran                                                                                                 27. SE P T E M BE R 2019 – 20:0 0 U H R
Herbert Lippert ....................................................Tenor                                                       I N NSBRUCK                               C ONGR E S S – SA A L T I ROL
Dirigent .................................................................Ernst Theis
Orchester ..............................................................O-MI A Jugendorchester                                                                            1. OKTOBE R 2019 – 19:3 0 U H R
Chor ................................................................. St. Florianer Sängerknaben                               WIEN                                      KON Z E RT H AUS
Johannes Silberschneider .....................................Schauspieler (als Max Winter)
Michael Dangl ......................................................Schauspieler (als Hubert Marischka)                                                                   23. OKTOBE R 2019 – 20:0 0 U H R
Erwin Kiennast ....................................................Musikarrangements, Klavier                                   L I NZ                                    BRUC K N E R H AUS
Manfred Corrine ............................................ Konzeption

www.o-mia.com                                                                                                                   T I C K E T V E R K AU F :   OETICKET.COM     T E L . 0 9 0 0 -9 4 9 6 0 9 6
Sie können auch lesen