2017 Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Die Filiale Regensdorf wünscht Ihnen ein erfolgreiches und glückliches Jahr 2017. Besuchen Sie uns auf zkb.ch besser hören – dabei sein Gratis Hörtest & Hörgeräteservice neutrale Hörberatung Hörgeräteverkauf Montag bis Freitag 09.00 – 12.00 13.30 – 18.00 Zentrum U 8105 Regensdorf U Eingang West > UBS > Lift > 1. Stock U Tel. 044 840 08 08 U www.hoer-regensdorf.ch www.aecherliholz.ch
www.ekz.ch/eltop Elektroinstallation Gebäudeautomation Telematik/IT Service 24h-Pikett s sion ell. ro fe S c h n ell. P Nah. Elektrizitätswerke des Kantons Zürich Eltop Regensdorf Stationsstrasse 5, 8105 Regensdorf Direkt 058 359 47 60, regensdorf@ekzeltop.ch INGENIEURBÜRO K. STRICKLER Bachstrasse 10 Tel. 044 841 16 61 8106 Adlikon b. Regensdorf strickler@strickler-ing.ch ( ! "# #! %% " ) $ %(! ! %) ! # ! ' ! )((!.)(, #(+**+*-*(($ (+**+*-*(/ ## $ &#
Neubauten Bauunternehmung Regensdorf Umbauten Reparatur- und Tiefbauarbeiten GENERALUNTERNEHMUNG Schlüsselfertige Bauten Telefon 044 840 43 65 Immer da, wo Zahlen sind. en: Mehr erfahr iff ei se n. ch /ansprüche ra 10832 Bei wachsenden Ansprüchen sind wir der richtige Anlagepartner. Ein kleines oder grösseres Vermögen aufbauen? Oder einfach Ihr Geld richtig angelegt wissen? Wir unterstützen Sie mit umfassender, kompetenter Beratung und machen aus Ihren Zielen eine Vermögensstrategie. Wir machen den Weg frei
Wir unter- stützen Ihre Heraus- forderung! bamag-maschinen.ch BAMAG Maschinen AG 8105 Regensdorf info@bamag-maschinen.ch Tel. 044 843 40 00 Fax 044 843 40 01 Wenn Hydraulik – dann HANSA-FLEX Ob Ittigen, Regensdorf, Muttenz oder Lamone Cadempino – mit unserem flächendeckenden Niederlassungsnetz sind wir stets in Ihrer Nähe. An jedem Standort bieten wir das komplette Programm der Hydraulik: Von der einfa- chen Ersatzschlauchleitung bis hin zu leistungsstarken Hydraulikzylindern. Unsere Einsatzfahrzeuge des Hydraulik- Sofortservice sind stets nur einen Anruf entfernt – persönlich, schnell und zuverlässig. Jetzt neu: HANSA-FLEX Hydraulik AG HANSA-FLEX Hydraulik SA HANSA-FLEX Hydraulik AG HANSA-FLEX Hydraulik AG Worblentalstr. 32 Via industria, Centro Vedeggio 2 Frohburgerstrasse 32 Querstrasse 19 3063 Ittigen 6814 Lamone-Cadempino 4132 Muttenz 8105 Regensdorf Tel.: +41 31 9174545 Tel.: +41 91 6100920 Tel.: +41 61 4657070 Tel.: +41 44 3776200 E-Mail: itt@hansa-flex.com E-Mail: chl@hansa-flex.com E-Mail: chm@hansa-flex.com E-Mail: chr@hansa-flex.com www.hansa-flex.ch
Restaurant Hardegg Schweizer Spezialitäten wie Fondue, Rösti, Entrecôte Restaurant Hardegg www.hardegg.ch Watterstrasse 185 Di-So offen 8105 Regensdorf beim Bahnhof Tel. 044 840 31 50 Firmenanlässe, Ausflüge, Mittagsmenu, Abendmenu und à la carte Das sympathische GWÖLB-Team übernimmt für Sie: Organisation von Anlässen wie Hochzeiten, Geburtstage, Vernissagen, Firmenausflüge, Geschäftsessen, Konzerte etc. Catering mit hofeigenen Produkten und Weindegustationen Gwölb Organisation von Anlässen Das feierliche «Drumherum» wie gemütliche Rebbergfahrten, Familie Anita & Karl Wegmüller Künstlerauftritte, romantische Garten-Apéros, Musik etc. /JFEFSIBTMJTUSBTTFt8BUU 5FMt'BY Wir freuen uns auf Ihren Besuch! FNBJMJOGP!HXPFMCDItXXXHXPFMCDI P. Stahel Malergeschäft Alles strahlt – wo Stahel malt! 8112 Otelfingen 8105 Regensdorf Tel. 044 844 46 35 'HU)DFKPDQQIU,KUH%|GHQ 5RODQG%HFN'RUIVWU:DWW7HO
Roth Gerüste AG Querstrasse 24 8105 Regensdorf Tel. 044 843 12 22 Fax 044 843 12 23 zuerich@rothgerueste.ch www.rothgerueste.ch Gerüstbau auf höchstem Niveau Tel. 044 840 50 20 www.nouvellefleur.ch
Schellenberg Schreinerei AG ,KU3DUWQHUIU+RO]XQG*ODV Tel: 044 840 25 25 Neu an der Wiesackerstrasse 133 In 8105 Regensdorf
Farben · Chemikalien · Bastelshop · Rohstoffe Ihr schäft Chemische Reinigung · Schwimmbadtechnik c h ge rben F a r F a Duttweiler f ü +Hohl AG Watterstrasse 92 8105 Regensdorf Telefon 044 840 31 77 Sämtliche Autofarbtöne in jeder Menge, sowie in Sprays erhältlich. Projektierung EDV-Installationen, Netzwerke Elektro-Installationen / KNX Telekommunikationsanlagen Beleuchtungskörper Telefonapparate, ADSL Solaranlagen (Photovoltaik) Energiespar Beratungen Alarmanlagen Holenbachstrasse 89 www.haenseler-ag.ch 8105 Regensdorf Tel. 044 840 33 11 info@haenseler-ag.ch www.architekt-frei.ch Brunnenwiesenstrasse 2 - 8108 Dällikon Tel. 044 844 02 88 - Fax 044 845 03 29 e-Mail: info@sanitaer-meier.ch Für Sanitärarbeiten sind wir Ihr Partner 8 in folgenden Bereichen: 8*1ten 8"+,20&,+"+ 8"11ten Beratung, Planung, Gestaltung und Ausführung 8.&20",+0.,))" Neubau und Umbau 8 1".01+$en Bodenleitungen 801!&"+ Wassserenthärtungsanlagen 8.,'"(0"+03& ()1+$en 8 -Experte Reperaturservice und Boilerentkalkungen 8'"(0"1nter"&*0- / %105 24 Stunden für Sie im Einsatz ! 6 .. .. . %&0"(01.7.,7.$."& 8 8105 Watt 8 044 871 30 30 8&+#, . %&0"(0-frei.ch
Regan-Zunftblatt 2017 Für die Bewohner und Freunde von Regensdorf, Watt und Adlikon Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf 55. Jahrgang 2017 www.landzunft-regensdorf.ch Geleitwort Inhalt: Regensdorf – ein reges Dorf REGENSDORFER GESCHICHTE 2 Dass dieser Slogan nicht bloss als leere Floskel daher- – Die Friedhöfe kommt, zeigte sich am letzten Muttertag auf der Schul- von Regensdorf anlage Pächterried in Watt. Bei prächtigen äusseren Bedin- gungen und einer perfekt hergerichteten Arena sorgten die JUGEND IM FURTTAL 6 Organisatoren mit über 500 freiwilligen Helferinnen und – 100 Jahre Pfadi im Furttal Helfern für ein glanzvolles Zürcher Kantonal-Schwingfest. Watt-Regensdorf präsentierte sich den Tausenden Schwing- DORFPOESIE 14 sportfreunden von seiner besten Seite. Nur wenige mögen sich daran erinnern, dass Regensdorf vor über drei Jahrzehnten – Verse und Gedichte schon einmal Schauplatz eines «Kantonalen» war: Im Jahr 1984 begegneten sich die aus der Lokalpresse Schwinger auf den Sägemehlplätzen der damals neuen Sportanlage Wisacher. Seither HEIMATKUNDLICHER hat der Schweizer Nationalsport einen regelrechten Boom erlebt, und dies nicht nur SPAZIERGANG 15 in den angestammten ländlichen Gegenden, sondern auch in städtischen Agglomera- tionen. Die 16. Auflage des Zürcher Kantonal-Schwingfestes in Watt-Regensdorf gehörte – Dem Furtbach entlang – mit 6’500 Zuschauern zu den vier bestbesuchten kantonalen und regionalen Festen der von Buchs bis an die Limmat Schweiz. Den eindrücklichsten Beweis für die gestiegene Popularität des Kampfes im Sägemehl lieferte im August das Eidgenössische Schwingfest in Estavayer-le-Lac. MUSEUM 23 Ob ein solcher Anlass auf kantonaler oder eidgenössischer Ebene organisiert wird – es – Das Gemeindemuseum braucht die Initiative mutiger Leute, eine solche Herausforderung anzunehmen und die Regensdorf 2015/16 Überzeugung, dass breite Bevölkerungskreise hinter einem derartigen Grossanlass ste- hen. Und vor allem braucht es die Bereitschaft vieler Freiwilliger, sich in irgendeiner ZUNFT 25 Form zu engagieren. Dass solche Herausforderungen in Regensdorf immer wieder mit – Jahresbericht Erfolg angepackt werden, beweist das unvergessliche Schwingfest in Watt. In diese Ka- des Zunftmeisters tegorie gehören sicher auch Beispiele wie die Gewerbeausstellungen in Regensdorf – Neues Zunftlokal oder das weit über die Gemeindegrenzen hinaus beliebte Watterfäscht. «Sagihuus» Regensdorf Was macht solche und viele kleinere Anlässe im Dorf möglich? Es ist die Bereitschaft vieler, ihre Fähigkeiten für die Gemeinschaft einzusetzen, ohne gleich nach Entschädi- IN MEMORIAM 31 gung zu fragen. Dies gilt für die über 500 Helferinnen und Helfer am Schwingfest eben- so, wie für die unzähligen Mitglieder in den zahlreichen Vereinen von Regensdorf, – Erich Meier Adlikon und Watt. Nicht zuletzt müssen hier auch die Inhaber politischer Ämter auf – Hans Frei-Hadorn verschiedensten Stufen genannt werden. In Regensdorf scheint, zumindest Stand GEMEINDELEBEN 33 heute, die Suche nach Kandidaten für politische Ämter noch erfolgversprechender zu sein als in vielen anderen Gemeinden. – Aus der Arbeit des Die Mitarbeit an einem kantonalen Schwingfest und die aktive Mitwirkung in einem Gemeinderates 2015/16 Verein oder einer Behörde, all dies macht Regensdorf zum regen Dorf. Dass es tat- – Panorama sächlich ein Dorf oder vielmehr eine Stadt ist, wo man nicht nur zum Schlafen lebt, Kultur und Freizeit durften rund 70 Neuzuzüger erfahren: Sie wurden vom Gemeinderat zu einem Begrüs- – Kantonal-Schwingfest Watt sungs-Apéro ans Schwingfest eingeladen und konnten gleich einen unbestrittenen Höhepunkt in ihrer neuen Wohngemeinde hautnah miterleben. – Die ältesten Einwohner Aus dieser Sicht ist der ausführliche Bericht über diesen Anlass im Regan Zunftblatt – Einwohnerstatistik am richtigen Ort, geht es diesem ja auch darum, solche Meilensteine in der Dorf- IMPRESSUM 44 geschichte festzuhalten und zu dokumentieren. Alle Zunftblätter abrufbar unter: Peter Gutknecht, OK-Mitglied Zürcher Kantonal-Schwingfest 2016 www.landzunft-regensdorf.ch 1
REGENSDORFER GESCHICHTE Die Friedhöfe von Regensdorf Eingefriedete Grabstätten spielen in menschlichen Gemeinschaften seit jeher eine zentrale Rolle: Sie sind ein Ort des Gedenkens an die Vorfahren, ein Ort des religiösen Totenkults und eine Einrichtung der öffentlichen Hygiene. Deshalb ist die Geschichte der Friedhöfe auch ein wesentliches Element der Ortsgeschichte. Von Lucas Wüthrich Der Friedhof bei der Kirche sie dem Gemeinderat zu bedenken gab, dass der bestehen- Friedhöfe lagen in unseren Breiten früher immer in der de Gottesacker demnächst voll belegt sei. Im Hinblick dar- Nähe der Gotteshäuser. So fanden sich auch in Regensdorf auf gedachte die Gemeinde, Land von Jakob (Schaaggi) Gräber nicht nur bei der heutigen Kirche, sondern auch bei Meier gegenüber der Kirche zu erwerben. Es war dies ein der Kirche von Oberregensdorf (der heutigen sogenann- schmaler Streifen zwischen dem Bauernhaus von Jakob ten «Niklaus-Kapelle», erbaut um 1200) und auch bei der Meier (ehemals Watterstrasse 18) und der Schmitte von Ottilienkapelle in Watt. Da seit der Reformation (1529) Jakob Kappeler, über den man zum Turnplatz der Primar- die drei Dörfer Regensdorf, Watt und Adlikon eine einzige schule und zum Turnschopf des Turnvereins gelangte. Man Kirchgemeinde bilden, wurden die Toten nur noch bei der nahm an, der Bau eines neuen Schulhauses auf dem Rug- Pfarrkirche in Regensdorf begraben. Wohl seit hochmittel- genacher würde diesen Turnplatz bald einmal überflüssig alterlicher Zeit befand sich da ein Friedhof, der von der machen. Ans Zentrum dachte damals noch niemand. Kirchgemeinde verwaltet wurde. Die Niederregensdorfer Die Diskussion, welcher Platz für den neuen Friedhof in Be- Kirche hat vermutlich drei Vorgänger: eine bis jetzt un- tracht falle, wurde im Zusammenhang mit dem Bebauungs- bekannte romanische Kirche (wohl aus dem 12. Jh.), eine plan 1944 intensiv geführt. Architekt Furrer plädierte für gotische (aus dem 14. Jh., abgebrochen 1556) und eine ein Grundstück gegenüber der alten Post und gedachte hier spätgotische (1556 –1705). Der Friedhof bei der noch ste- auch einen kleinen Dorfpark anzulegen. Architekt O. Stark henden Kirche von 1705 wurde bis 1951/52 benutzt. sah den Friedhof gar im Ehrenhau an der Wehntalerstrasse. In Betracht gezogen wurden auch Plätze im Holenbach und im Lettenhau. Es kristallisierte sich aber doch die Platzie- rung auf dem Land von Jakob Meier direkt gegenüber der Kirche heraus, obwohl hier für spätere Erweiterungen kein grosser Spielraum blieb. Der Friedhof bei der Kirche – mit den letzen Gräbern Übergang an die Politische Gemeinde Mit der Neuregelung des Zivilstandswesens in der revidier- ten Bundesverfassung von 1874 (in Regensdorf eingeführt 1876) wurde das ganze Bestattungswesen Angelegenheit Eingang zum Friedhof 1949 – 1988 der weltlichen anstelle der kirchlichen Behörden. Mit eini- ger Verspätung, am 4. August 1900, trat die Kirchgemeinde Der Friedhof gegenüber der Kirche demzufolge das Friedhofsareal an die politische Gemeinde Gemeinderat Grossmann vertrat die Ansicht, dass man in ab, unentgeltlich und mit der Zusicherung, dass das Areal, unserer Zeit keine Friedhöfe mehr in den Dörfern selbst nachdem es nicht mehr als Friedhof benutzt würde, wieder baue, sondern ausserhalb. Wie recht hatte er! Die Mehrheit an die Kirchgemeinde zurückfalle1. Die Verhältnisse in jedoch, vor allem vertreten durch Tierarzt Dr. Peter Jung, räumlicher 2 und sanitarischer Hinsicht wurden in den glaubte, der Friedhof müsse in der Nähe der Kirche platziert letzten Jahrzehnten des Friedhofs bei der Kirche (ca. sein, damit man bei Abdankungen nicht weit gehen müsse 1920 –1952) immer unhaltbarer, so dass sich der Bau eines und die Leute den sonntäglichen Kirchengang mit dem neuen und grösserern Friedhofs nicht mehr umgehen liess. Besuch am Grabe verbinden könnten. Er befürwortete in der Gemeindeversammlung vom 25. Juni 1944 den Suche nach einem neuen Platz von der Gesundheitsbehörde beantragten Landkauf von 30 Schon im Juni 1942, mitten im Krieg, mahnte der Friedhofs- Aren von Jakob Meier zu Fr. 4.50 pro m2 für den neuen verwalter die Notwendigkeit eines neuen Friedhofs an, und Friedhof. Der Gemeinderat stellte sich gegen die Gesund- 1943 schloss sich die Gesundheitsbehörde dem an, indem heitsbehörde und wollte auf den Kauf verzichten oder die 2
REGENSDORFER GESCHICHTE ganze Liegenschaft mitsamt dem Hof von Jakob Meier als geläutet, bei Kindern nur mir der kleinsten. Reihengräber wertvolle Landreserve in der Dorfmitte erwerben. Eine Op- hatten eine Laufzeit von 30 Jahren, private eine von 60 tion auf die gesamte Liegenschaft hatte nach einem Augen- Jahren mit der Möglichkeit der Verlängerung um 30 Jahre. schein im Juni allerdings ergeben, dass das Haus «in vieler Hinsicht baufällig» sei. Der Vermittlungsantrag von Jakob Die neue Friedhofanlage Schwarz, damals Friedhofsvorsteher, vorerst einmal die 30 Der neue Friedhof wurde 1949 angelegt und im folgenden Aren sicherzustellen und dann weiterzusehen, wurde ange- Jahr mit den ersten Gräbern belegt. Die Bauabrechnung nommen. Der Kaufvertrag über das Land von Jakob Meier vom 1. November 1950 wies Kosten von Fr. 119’400.– aus. wurde am 18. Juli 1944 abgeschlossen. Von Jakob Bader im Obstgarten wurde noch Land an der Affolternstrasse, in der Gegend des heutigen «Dorfparks», angekauft, das man für eine allfällige Friedhofserweiterung vorsah. Eine kleine Leichenhalle ergänzte die Anlage 1952 (Kosten Fr. 41’000.–); später, 1964, wurde sie um einen zweiten Aufbahrungsraum erweitert (für Fr. 53’000.–). Man rechnete damit, dass der Friedhof nach 30 Jahren, um 1990, fast voll belegt wäre, weshalb man sich schon damals mit dem Gedanken an einen Grossfriedhof ausserhalb des Ortszentrums zu beschäftigten begann. Brunnen mit Sitzbank im heutigen «Park» des alten Friedhofs An der Gemeindeversammlung vom 25. Januar 1948 kam die Friedhofsfrage nochmals zur Sprache. Auf das Gelände gegenüber der Alten Post wurde zugunsten des Landes neben dem Hof von Jakob Meier verzichtet. Zu den bereits 1944 gekauften 30 Aren wurden nunvon ihm weitere 20 Aren (für Fr. 9.–/m2) und von Eugen Eichmann 3,1 Aren (für Fr. 8.–/m2) erworben, womit der Platzbedarf abgedeckt war, also total 53 Aren, rund sechsmal so viel wie beim alten Grabmal der Familie Wernecke hinter der Kirche Friedhof. Am 6. November 1949 genehmigte die Gemeinde eine neue Der alte Friedhof bei der Kirche wurde 1952 abgeräumt Friedhofsverordnung. Danach zahlte sie 30 % an die Kosten bis auf das Grabmal der Familie Wernecke vom Katzensee- einer Kremation, stellte gratis einen «schwarzen oder brau- gut. Dies entsprach einer Vereinbarung zwischen Frau nen Tannensarg mit Schieber» und ein Reihen- oder Urnen- Wernecke und der politischen Gemeinde, sowie der Kirch- grab sowie «eine Vergütung für das Grabgeläute» zur Ver- gemeinde von 1900/1906. Das Grabmal hinter dem Turm fügung. Bei Erwachsenen wurde mit allen vier Glocken setzt sich zusammen aus der Marmorbüste von Baron Her- mann August Emil Wernecke (von Bildhauer Louis Wethli) und einem am Kreuz trauernden Engel mit der Inschrift «Ruhestätte der Familie Wernecke». Die zweite Frau von Wernecke war eine Gönnerin der Kirche; sie stiftete 1901 namens ihrer Familie die alte Orgel und 1907 einen Anteil an das neue Kirchengestühl gegen die Zusicherung des blei- benden Familiendenkmals3. Der bei der Kirche 1952 neu gebaute Brunnen, der über eine Leitung vom alten Schulhaus gespeist wird, wurde mit einer getriebenen Kupferplakette zu Ehren von Giacomo Gossweiler 4 versehen, der 1915/17 das neue Geläute und einen Fonds für Gemeinnützigkeit gestiftet hatte 5. Der ehe- malige Friedhof wurde lediglich mit Rasen und einigen Bäu- Brunnen zu Ehren von Giacomo Gossweiler (1852 – 1917) men begrünt und blieb sonst frei. 3
REGENSDORFER GESCHICHTE 1961 fand eine Landumlegung an der Südgrenze des Fried- wort «Sinn» von Hansulrich Maurer, Architekt SIA Regens- hofs statt, damit eine Erweiterung möglich wurde. Da die dorf, und bei der Gartenarchitektur für das Projekt von Fred Landbesitzer in den Verkauf nicht einwilligten, wurde mit Eicher, Landschaftsarchitekt BSLA Zürich. Diese beiden Ar- Expropriation gedroht. chitekturbüros wurde mit der baureifen Ausarbeitung des Beim Bau des Zentrums hatte man auf den Friedhof Rück- Projekts beauftragt. Am 8. Juni 1986 bewilligte die Ge- sicht zu nehmen; es wurde damals, 1968, die Meinung ge- meindeversammlung den Baukredit in der Höhe von 5,8 äussert, «dass bis 1985 sowieso ein neuer Friedhof bereit- Millionen (1101 Ja gegen 385 Nein). gestellt werden müsse». Das zur Erweiterung vorgesehene Die Hochbauten und die 1. Etappe der Friedhofsanlage für Land wurde freigehalten und in einen kleinen Park mit Kin- 2150 Gräber wurden 1987–88 realisiert. Die Aufrichte der derspielplatz umgewandelt. Hochbauten fand am 26. November 1987 statt und am Es hatte sich gelohnt, den Friedhof im Zentrum bei der Kir- 5. November 1988 wurde der neue Friedhof feierlich der che anzulegen, wurde er doch viel besucht und stellte eine Bevölkerung übergeben. Die Bauabrechnung vom 25. Sep- Art Ruhepol in der Mitte des Dorfes dar. Die Partie mit den tember 1995 wies Kosten von 5,9 Millionen aus, womit der Familiengräbern, besonders am Eingang des Friedhofs, Baukredit nur leicht überzogen wurde. Die Zufahrt zum enthält eine Anzahl schöner und kunstvoll gearbeiteter Friedhof Dörndler von der Holenbachstrasse über den neu Grabsteine. angelegten «Dörndlerweg» kostete zusätzlich etwas über eine Million. Für die neue Friedhofsanlage wurde auch eine neue Fried- hofs- und Bestattungsverordnung erlassen. Sie ersetzte jene von 1968. Neu war die Aufhebung öffentlicher Leichen- geleite 7. Dagegen stellte Hans Frei einen Gegenantrag, wo- nach «öffentliche Leichengeleite nicht prinzipiell nicht, son- dern in der Regel nicht stattfinden». Mit 60 zu 46 Stimmen wurde dem zugestimmt. Es fanden aber seither keine Lei- chengeleite mehr statt. Pro Grab gab es nunmehr zwei Urnen, Familiengräber können nur noch an Einwohner von Regensdorf, Watt und Adlikon vergeben werden. Die Lauf- zeit eines solchen Grabes wurde auf 40 Jahre festgelegt, mit möglicher Verlängerung um 30 Jahre. Tor zum neuen Friedhof Dörndler bei der Eröffnung 1988 Die Abdankungskapelle von Architekt Hansulrich Maurer weist innen einen quadratischen Grundriss auf mit übereck Der neue Friedhof gestellter Bestuhlung, die Wände sind in hellem Sichtback- ausserhalb des Dorfes im Dörndler 6 stein gemauert. Jedem Besucher eröffnet sich durch ein 1981 setzte die Planung für einen grösseren und ausserhalb umlaufendes Oberlichtband, das sich treppenartig nach der der Ortschaft liegenden Friedhof ein, so wie Gemeinderat Chorecke absenkt, der befreiende Blick auf die Lägern und Grossmann das schon 1944 postuliert hatte. Die Gemeinde in die Weite des Himmels. Mit der schön gestalteten Orgel sicherte sich im Dörndler, unterhalb des Weidgangs, 2,3 ha ist die Möglichkeit gegeben, den ausgewogenen Raum auch Land. 1983 bewilligte die Gemeindeversammlung den Land- für besinnliche Anlässe und Konzerte zu nutzen. Durch das kauf von 15’557m² für Fr. 339’000.– (Fr. 25.–/m²). Öffnen einer Faltwand kann der Raum auf eine Kapazität Der vom Gemeinderat am 18. Januar 1983 festgelegte von über 200 Personen erweitert werden. Standort, der später im kommunalen Gesamtplan verankert wurde, sollte am Anfang eine Fläche von 61a belegen und Der künstlerische Schmuck im Dörndler Platz für 1100 Gräber bieten. Für den Endausbau sah man Den Warteraum und die drei Aufbahrungsräume neben dem eine Fläche von 1,8 ha für 3600 Gräber vor. Kirchenraum versah man mit einem modernen Wand- Drei Planungsteams von Landschaftsarchitekten und Archi- schmuck der Künstlerin Verena Rutz. Sie schuf mit 14 tekten sollten ein Projekt ausarbeiten, wofür die Gemein- Frauen aus der Gemeinde textile Blattgebilde, die vom deversammlung am 2. Mai 1984 einen Projektierungskredit Kunstschmied Christoph Friedrich in pflanzlich gestaltete von Fr. 175’000.– zur Verfügung stellte. Der Gemeinderat Eisenrahmen gefasst wurden und sich an der Wand als bestellte eine siebenköpfige Planungskommission. Malerei fortsetzen. Man mag in dieser Komposition dunkel Das Preisgericht entschied sich am 19. Februar 1985 bei blühende Bäume erkennen, die im Herbst durch den Wind den Hochbauten einstimmig für das Projekt mit dem Kenn- ihren Schmuck verlieren. 4
REGENSDORFER GESCHICHTE De Fridhoof – en bsundere Ort S git Lüüt, wo säged, freiwillig giengted si nie deet häre. Sie müesstid zfescht an Tod tänke, a truurigi Abschiid, di eigeni Äntlichkeit. Das peeländi si nume. S git anderi, wo de Friedhoof sogar dänn bsueched, wänn s gar kän Name uf emene Graabstei käned. Sie gnüüssed eifach d’Rueh, fröied sich a de Böim und Blue- me und gschpüüred öppis wie n es Uufghobesii. De Frid- hoof verzellt ja mit siine Pflanze, wo n em Himmel ent- gägewachsed, au vo der Ewigkeit, von ere Hoffnig, das mit em Tod nöd alles stirbt. Und de Fridhof git öis z ver- staa, das jede Mänsch choschtbaar und wertvoll bliibt, au wänn er nüme da isch. All die pflägte Greber und Das treppenförmige Fenster der Abdankungskapelle sorgfältig uusgsuechte Grabstei sind Züüge vo däm. Und no öppis gaat mer dur de Chopf, wänn ich a öisi Auf dem Friedhofsgelände steht an unübersehbarer Stelle Fridhööf z Rägischtorf dänke: Immer wieder sind Män- eine hohe Stele aus weissem Marmor mit querliegendem sche deet fescht truurig und elei. Und immer wieder Abschluss, die als Verbindung vom Leben zum Tod verstan- erläb i au, wie Mänsche a däm Ort ganz bsunders für den werden kann. Das kapitellartige obere Ende mit einem enand lueged. Wie Gschprööch möglich wärded, wo in einer Hand geborgenen Kopf versinnbildlicht das behü- suscht nienet würded stattfinde und sich Mänsche tete Eingehen in die ewige Ruhe. Vom Bildhauer Josef Wyss umarmed, wo das suscht nöd miechted. stammt auch die kleine blütenumrankte Pyramide in der De Friidhoof isch en bsundere Ort, ja. Mich tunkt, er Eingangspartie. Diese Kunstwerke wurden 1990 und 1991 seig wien es Bild fürs Läbe überhaupt, im Bsundere au eingeweiht 8. für s Läbe vo allne, wo daa beerdiget sind. Vom neuen Friedhof am nördlichen Abhang des Altbergs Pflanze und Gschtalte, Schöönheit und Nööchi händ da geniesst man den Weitblick übers Furttal zu den Lägern. drin gnauso Platz wie Verwelke und Uusriisse, Looslaa Die Zufahrt vom Zentrum aus über den Holenbach dauert und Begrabe. Hells und Dunkels, Seensucht und Verzwi- nur einige Minuten. Die Anlage des Friedhofs von Garten- iflig – so nööch binenand, i jedem Läbe. architekt Fred Eicher ist grosszügig disponiert und schmiegt Eva Caspers, Pfarrerin, bei einer Beerdigung im alten sich harmonisch in die Halde des unteren Weidgangs. Friedhof Die Anlage wird seit 1988 belegt. Im Endausbau wird sie für rund 100 Jahre den Ansprüchen genügen. Sie ist als 1 neues besinnliches Zentrum der Gemeinde von der Bevöl- Dieser Fall trat 1972 ein, da der alte Friedhof bei der Kirche 1952 aufgehoben worden war. kerung akzeptiert worden. 2 Die Parzelle mit Kirche und Friedhof umfasst nur ca. 12 Aren, d.h. Da sie über keine Glocke verfügt, laden bei Abdankungen für die Gräber allein blieben nur etwa 8 Aren. Die Gräber (und die nach wie vor die Glocken der reformierten Kirche zum Trau- Zwischenräume) wurden deshalb immer kleiner und in kürzeren Abständen neu belegt. ergang ein, die Glocken werden im Dörndler gehört. 3 Regan-Zunftblatt 1966, S. 13; 1969, S. 20-22; 1976, S. 14; 1984, S. 27. – Baron Wernecke erwarb das Katzenseegut 1882, von den Erben wurde es 1907 verkauft. 4 Über Giacomo Gossweiler (1852– 1917) siehe Regan-Zunftblatt 1966, S. 13–19 und Zunftblatt 2008, S. 9 –11 5 Den Brunnen baute Gärtner Othmar Meier, die Kupfertafel schuf Hans Trudel. 6 Zur Einweihung des Friedhofs am 5.11.1988 gab der Gemeinderat eine Schrift heraus unter dem Titel «Feierliche Übergabe der neuen Friedhofanlage Dörndler». 7 Leichengeleite: Früher wurde der Sarg mit einem feierlich ge- schmückten, von Pferden gezogenen Wagen im Trauerhaus abge- holt und zum Friedhof gefahren – gefolgt vom Zug der Trauernden, die dem Verstorbenen «das letzte Geleit gaben». Dieser Brauch wurde 1962 von der Kirchenpflege vor allem mit Rücksicht auf den zunehmenden Strassenverkehr aufgehoben. Dies, nachdem der Leichenwagen seit 1908 immer von der gleichen Familie geführt worden war. Stattdessen wurde ein Leichenauto angeschafft. 8 Abschluss der Marmorstele von Josef Wyss Regan-Zunftblatt 1992, S. 21–23. 5
JUGEND IM FURTTAL 100 Jahre Pfadi im Furttal Die Pfadfinderbewegung hat eine lange, grosse Tradition und ist auch heute noch die grösste Jugendorgani- sation der Schweiz. Wie sie schon früh auch in Regensdorf Fuss fasste und sich hier durch Irrungen und Wir- rungen durch oft schwierige Zeiten entwickelte und allen Modeströmungen zum Trotz sich selber treu blieb, berichtet der folgende Beitrag. von Andreas Ambühl gründet. Angesichts des Grauens des Weltkrieges fiel die Idee des englischen Generals Lord Baden-Powell («BiPi»), eine Jugendorganisation zu gründen, bei der Nationalität, Rasse, Religion, soziale Schicht etc. keine Rollen spielen sollte, auf fruchtbaren Boden. Die Möglichkeit, Kindern nebst der Schule eine sinnvolle Freizeitbetätigung in der freien Natur zu ermöglichen, fand vor allem in städtischen Gebieten sowie den entstehenden Agglomerationen An- klang. Die Uniformen hatten – und haben immer noch – den Zweck, soziale Unterschiede unkenntlich zu machen und alle Pfadfinder als gleichwertig zu betrachten. Abzeichen Die Anfänge sollen Verantwortungen (Leiter) sowie Kenntnisse der ein- Die Pfadfinderabteilung Alt-Regensberg feiert dieses Jahr zelnen Mitglieder (sogenannte Spezialabzeichen «SpezEx») ihr 100-jähriges Bestehen. Wie bei jedem Jubiläum dieser hervorheben. Die Farben der Krawatten, Abteilungsabzei- Dimension verweist man gerne auf Gründerurkunden, chen und, bis noch vor wenigen Jahrzehnten, gar die Farbe Gründerväter (Mütter hatten zu dieser Zeit leider wenig zu der Socken (!) zeigten die Gruppenzugehörigkeit des ein- sagen) und dergleichen. Nun, bei unserer Pfadfinderabtei- zelnen Pfadis an. lung verhält es sich ähnlich wie mit der Gründung der Eid- genossenschaft: Man weiss, dass es war, man weiss jedoch nicht genau wer, wann und wo. Darum lohnt es sich, einen Blick in die noch vorhandenen Dokumente zu werfen. Hier- zu ein Zitat aus der «Kundschafter-Chronik» von 1923: «Bereits in den Jahren 1917/18 regte sich in den beiden Gemeinden Affoltern und Regensdorf der Pfadfindergedan- ke. Zuerst wurde in Regensdorf eine Abteilung gegründet durch den in Affoltern wohnenden Feldmeister Bruno Selt- ner. Später wurden diese beiden Abteilungen, also Affol- tern, welche inzwischen auch ins Leben gerufen wurde, und Regensdorf zusammengeschlossen. Nachdem sich jedoch der Leiter B.Seltner gezwungen sah, seines Studiums Pfingstlager in Bremgarten, 1924 wegen die Pfadfindersache auf die Seite zu legen, zerfielen die Abteilungen bis auf wenige Überreste.» Der Nachfolger Die Kundschafterzeit von B.Seltner hiess Albert Bopp. Nun aber zurück zu unserer Abteilung: Die frühesten schriftlichen Aufzeichnungen, die noch existieren, datieren wie bereits erwähnt, aus dem Jahre 1923. In den Dörfern Regensdorf und Affoltern bei Zürich existierte damals eine kleine Gruppe, die sich dem Pfadfinderleben widmete. Sie hiessen zunächst nicht Pfadfinder, sondern sie nannten sich «Kundschafter», deren Bewegung man auf den 1.1.1924 beitrat. Die «Kundschafterbewegung» verstand sich als schweizerische Konkurrenz zu der aus England «importier- ten» Pfadfinderbewegung. Sie existierte allerdings nicht lange. Die erste schriftlich dokumentierte Übung dieser hie- sigen Gruppe fand am 17. Juni 1923 statt und stand unter dem Motto «Samariter». Rast in Buchs bei Abteilungsübung, 1924 In den ersten Jahren ihrer Existenz streckte die Kundschaf- tergruppe ihre Fühler auch nach anderen, grösseren Abtei- Der Anschluss an die Pfadfinderbewegung lungen aus. Mit den Abteilungen «Lägern» und «Glocken- Die ersten Pfadfindergruppen entstanden 1907 in England. hof» wurden gemeinsame Übungen abgehalten. Schliesslich Schon 1910 sprang der Funke auch auf die Schweiz über, entschied man sich, selbständig zu bleiben. Auf den Fotos und 1913 wurde der Schweizerische Pfadfinderbund ge- der 1920er-Jahre sieht man, dass ihre Uniformen mit den- 6
JUGEND IM FURTTAL jenigen der späteren Pfadfinder identisch sind. Auch die rungen, z.B. eine von Affoltern auf den Horgenerberg. Man Aktivitäten sind bis heute ähnlich geblieben. liest in der Chronik oft von Propagandamärschen und Aus- Wenn man die Chroniken der ersten Jahre durchliest, so märschen die oft, vor allem bei grösseren Veranstaltungen werden die Übungen, wie man die «wöchentlichen Aktivi- wie bei Kundschafterlandsgemeinden, stattfanden. Auf den täten» nennt, durchaus kritisch beschrieben. Da ist von Fotos aus dieser Zeit sieht man die Burschen diszipliniert verbranntem Kakao die Rede, auch zu dünner Tee wird be- in Reih und Glied, mit Fahnen und manchmal mit Trommel- mängelt, und zu nasses Wetter hinderte die damaligen begleitung marschieren – eine damals übliche Art sich zu Pfadfinder am Seilbrückenbau. Dies ist kein Wunder, waren präsentieren. Sie ähnelten in der Form den Aufmärschen die gebräuchlichen Hanfseile um einiges empfindlicher als von politischen Parteien und Gewerkschaften in den Zwi- die heutigen Seile aus Nylon oder anderen Kunstfasern. schenkriegsjahren. Kälte und Hitze, Nässe und Trockenheit: alles Themen, die Einige Highlights wie das Betrachten des Feuerwerkes am Pfadis bis heute beschäftigten. «Zürifest» auf Pontons im See und das Upgrade von 3.- Klasse-Bahnbilletten in die 2. Klasse würden heutige Pfadis auch nicht verachten. Aber der Schreibende glaubt kaum, dass die SBB einer Pfadigruppe die 1. Klasse zur Verfügung stellen würde... Trotzdem: An die erste Grossveranstaltung, der Kundschafter-Landsgemeinde, fuhr man schon mit Autos! In den ersten Jahren dieser Kundschaftergruppe existierte keine eigentliche Vereinsstruktur. Erst am 27. Februar 1925 wurde erstmals ein Abteilungsvorstand ernannt. Er setzte sich aus folgenden Mitgliedern zusammen: Dr. Ernst Furrer, Affoltern, Sekundarlehrer und, laut dem «Historischen Lexikon der Schweiz», Verfasser mehrerer wis- Ausmarsch in der Formation senschaftlicher Publi- kationen1; Ad. Oesch, Noch einige Kuriositäten, die wir uns heute kaum mehr Buchdrucker, Affoltern, vorstellen können: Die Übungen waren nicht immer am sowie Rud. Meissner, Samstagnachmittag wie heute. Es war durchaus üblich, Ingenieur, Regensdorf. diese auf den Mittwochnachmittag oder den Sonntag zu Zum Leiter wurde Wal- legen. Zudem ist zu lesen, dass manche Übung wegen ter Süssmann ernannt. schlechtem Wetter ausgefallen ist. Verständlich, wenn man Aufgrund des Weg- in Betracht zieht, dass damals die Wettertauglichkeit der zuges von einigen Füh- meist wollenen oder baumwollenen Kleider zweifelhaft war rern der Gruppe ver- und Tumbler sowie Entfeuchter noch nicht existierten. schwand diese bald Interessant ist auch, dass einige der Übungen im Sommer einmal vorübergehend schon auf 05.00 Uhr morgens angesetzt wurden, getreu von der Bildfläche. dem lateinischen Leitsatz «Carpe diem»! Stolzes Logo der Abteilung Alt-Regensberg Aktivitäten von «Kundschaftern» und Pfadis Vergleicht man die Inhalte der damaligen Übungen mit Neuanfang bei den Pfadfindern heute, sieht man Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede. Einige der ehemaligen Leiter gründeten 1928 in Oerlikon Seilkunde, Lagerbau, Samariterkunde sowie Nachrichten- die Pfadfinderabteilung «Krambambuli», die 1930 in Pfad- übermittlung mit Licht und Signalfahnen gehören immer finderabteilung «Landenberg» umgetauft wurde. Die Abtei- noch zum Repertoire des Pfadfinderlebens, aber es wurden lung schien recht erfolgreich zu sein, konnte doch schon auch Schnelllauf, Steinstossen sowie Hoch- und Weitsprung 1933 der Zug (Pfadfindergruppe) «Alt-Regensberg» ge- geübt. gründet werden, Leitung: Fritz Meissner. Dieser wurde spä- Auf die Marschtüchtigkeit wurde viel Wert gelegt. In den ter aufgeteilt in zwei Halbzüge, und der Name «Alt-Regens- 20er-Jahren waren viele Übungen recht happige Wande- berg» verschwand vorübergehend. 7
JUGEND IM FURTTAL Definitive Abteilungsgründung und Krisen 23. August: Da erste Versuche der Abteilung «Landenberg», Die Abteilung entwickelte sich aber schnell. Vor allem das in Regensdorf eine Gruppe zu bilden, gescheitert sind, wird Jahr 1941 war gekennzeichnet von Ereignissen, welche die ein neuer Versuch unternommen. weitere Entwicklung von Alt-Regensberg prägen sollten. 6. September: Die Abteilung wird in den Schweizerischen Pfadfinderbund (SPB) aufgenommen. 27. September: Rücktritt von Trudi Stauffer, neue Wolfsfüh- rerin Trudi Seiler v/o Zirp 4. Oktober: Die Pfadfinder des Kantons Zürich werden neu organisiert. Aus drei Verbänden wird ein Kantonalverband mit neun Korps. «Alt-Regensberg» wird dem Korps «Lä- gern» mit den Abteilungen «Gryfenberg» (Zürich11), «Werd- egg» (Zürich 11), «Landenberg» (Zürich 11) und «Seldwyla» (Bülach) zugeteilt. Titelblatt Abteilungszeitung «Die Welle» 11. Januar: Nach einer Werbeaktion in Affoltern wurde mit 9 Buben eine erste Übung durchgeführt 25. Januar: Gründung des Zuges «Alt-Regensberg» auf der Burgruine Alt-Regensberg. Gleichzeitig wurde der Zug in die Abteilung «Landenberg» aufgenommen 26. April: Erste Wolfsübung 17. Mai: Gründung eines Stammes der Wolfsmeute «Lan- denberg». Erste Leiterin: Trudi Stauffer Erste Übung der Gruppe «Alt-Regenberg», 1941 18. Mai: Erster Zugsfamilienabend auf Anregung von Pfar- rer Gantenbein im Kirchgemeindehaus Affoltern Pfadibetrieb in den Kriegsjahren 31. Mai / 2. Juni: Erstes Pfingstlager in Schönenberg ob Wie während des Krieges üblich, wurden auch die Pfadfin- Wädenswil. der in die Landesverteidigung im weiteren Sinne einge- 1. Juni: Trennung von der Abteilung «Landenberg» spannt. So wird in der «Welle» ein Landdiensttag beschrie- 7. Juni: Definitive Gründung der Pfadfinderabteilung «Alt- ben: Da helfen die Wölfe einen Tag lang einem Bauern auf Regensberg». Erster Abteilungsleiter: Fm2 Hugo Wenninger dem Acker. Auch Sprache und Inhalte einiger Artikel wider- v/o Fuchs, späterer Oberrichter. Der Zug «Alt-Regensberg» spiegeln diese Zeit. Den Bericht über das Sommerlager verlässt die Abteilung «Landenberg». Die Abteilungsleitung 1941 in Seelisberg leitet der Abteilungsleiter folgender- besteht nebst dem Abteilungsleiter aus Abteilungssekretär massen ein: «Es ist eigentlich selbstverständlich, dass die Alt-Pfadfinder Ernst Weber, Zugsführer Jfm Jean Greber, Alt-Regensberger im Jahre des 650. Jubiläums der Eidge- Wolfsführerin Jwf Trudi Stauffer und Jfm Hans Kathan. nossenschaft für ihr Sommerlager die Urschweiz wählten.» 21./22. Juni: Teilnahme an der Kantonalen Pfadfinder- Und dass der Bericht des Abteilungsleiters in der «Welle» landsgemeinde als erstem Grossanlass der Abteilung mit «Tages-Befehl an die ganze Abteilung» überschrieben 5. Juli: Erste Übung in Regensdorf wurde, sagt einiges über diese schwierige Zeit aus. 12. Juli: Erstausgabe der Abteilungszeitschrift «Die Welle». Die Kriegsjahre verliefen für unsere Pfadiabteilung recht Jahresabonnement für 12 Ausgaben: Fr. 2.– turbulent. Sie stellten die noch junge Abteilung auf einige 14. Juli: Erste Elternversammlung. Haupttraktanden: Ge- Proben. Es war Aktivdienstzeit, junge Pfadileiter mussten nehmigung der Statuten, Wahl des Elternkommitees. Die- nicht nur Rekrutenschule und allenfalls Unteroffiziers- bzw. ses setzt sich aus Hr. Pfarrer A. Gantenbein und den Herren Offiziersschulen absolvieren, sie verschwanden auch regel- E. Geering, H. Meili, R. Meier und W. Süssmann zusammen. mässig für längere Zeit im Aktivdienst und standen für Mo- 27. Juli – 6. August: Erstes Sommerlager in Seelisberg. nate und Jahre den Pfadis nicht zur Verfügung. Auch die 8
JUGEND IM FURTTAL Durchführung von Lagern stellte die jungen Leiter und Lei- schrieben und mit den legendären «Schnapsdruckern» ver- terinnen vor Probleme, die heute, glücklicherweise, nicht vielfältigt. Nur der Umschlag aus festerem Papier, mit dem mehr und hoffentlich nie mehr vorkommen. So zum Beispiel Abteilungsabzeichen versehen, wurde in einer Buchdrucke- Lebensmittelrationierungen, denn nebst dem Lagerbeitrag rei hergestellt. Nach und nach wurde es üblich, dass zur mussten alle Lagerteilnehmer noch zusätzlich ihre Rationie- Kostendeckung der Zeitschrift Inserate angenommen wur- rungsmarken beisteuern. Gut, dass die Pfadis «Armeeratio- den, meist von lokalen Geschäften aus Affoltern und Re- nen» bekamen, das heisst, ein wenig mehr als die Normal- gensdorf. bürger. Dass die Rationierung nicht immer sehr ernst Auch der Pfadibetrieb bekam wieder den nötigen Schwung. genommen wurde, zeigt ein Ausschnitt aus einem Bericht Schon im August 1947 konnten einige Alt-Regensberger am der «Welle» vom Oktober 1942, geschrieben von der Wolfs- World Scout Jamboree teilnehmen, das in Moisson, Frank- führerin Trudi Seiler v/o Zirp: reich, stattfand. Nach Jahren der kriegsbedingten Isolation «Durchnässt, müde, doch froh und befriedigt wurden wir war dies eine Gelegenheit, internationale Kontakte mit schliesslich in den Wald zum Mittagessen abkommandiert. Gleichgesinnten aus aller Welt zu knüpfen. Die Berichte der Was da alles zum Vorschein kam, unglaublich! Das Kriegs- Teilnehmer zeugen vom Staunen über die verschiedenen wirtschaftsamt wird hoffentlich diesen Bericht nicht lesen, Kulturen, die im gemeinsamen Haus der Pfadfinderbewe- so darf ich es wohl wagen, einen kleinen Einblick in die un- gung zusammenfanden. geheuren Fressalienmengen zu geben: Da zerrte z.B .einer aus einem Rucksack zwei Würste, zwei grosse Birnen- Die «Welle» und das erste Pfadiheim wecken mit ungeheurem Volumen heraus». Ein Höhepunkt in der Chronik von Alt-Regensberg ist sicher die Einweihung des ersten Pfadiheimes im Hönggerwald, wobei «Heim» ein wenig übertrieben ist, «Hütte» wäre an- gebrachter. Sie wurde, laut Hüttenchronik, als recht bau- fälliger Schuppen von den Turnern übernommen, und zwar gratis! Nicht ganz gratis war dann der Umbau, zumindest, wenn man den Arbeitseinsatz nicht mit einbezieht. Trotz- dem konnte im Oktober 1947 die Hütte, der man den Namen «Hohen Rätien» gab, eingeweiht werden. Jetzt hat- ten die Pfadis bei schlechtem Wetter einen Unterstand. Bis dato waren sie jeweils auf den Goodwill einiger Pfadieltern angewiesen, die aber nach den Indoor-Übungen die gute Stube oder den Keller tüchtig reinigen mussten. Strammes Antreten Ein weiteres Kuriosum dieser Jahre: einige Pfadfinder, die mit dem Velo unterwegs waren, wurden von der Polizei ein- dringlich ermahnt. Grund: Sie fuhren in der Nacht – mit Licht! Verdunkelung lässt grüssen! Schwierige Zeiten hatte die Abteilung auch während der letzten Kriegsjahre: Viele Leiter fehlten; wer noch leiten konnte, war überlastet. Es begann eine Zerreissprobe, die Abteilung stand kurz vor dem Zerfall. Aufschwung nach dem Krieg Nach dem Krieg besserte sich die Lage wieder. Junge und Pfadiversprechen Waldweihnacht 1959 alte Leiter, sowie ehemalige Pfadis und Pfadieltern ergriffen die Initiative und erweckten die Abteilung zu neuem Leben. Nicht alles verlief so gut wie der Hütten(um)bau. Die Abtei- Die «Welle», die ab 1943 nur noch unregelmässig erschie- lungszeitschrift musste nach 1947 aus finanziellen Gründen nen war, wurde 1947 unter dem neuen Titel «Alt-Regens- ihr Erscheinen einstellen. Dadurch verlor die Abteilung ein berg-Kurier» wiederbelebt. Die 6 Exemplare pro Jahr waren wichtiges Kommunikationsmittel. Lagerberichte, Übungs- alle im A5-Format, von den Leitern selbst auf Matrizen ge- beschreibungen, Informationen für Aktive und Eltern – all 9
JUGEND IM FURTTAL an die Suche nach einem geeigneten Standort. Schon bald wurde man fündig: ein Grundstück am Waldrand bei der Ruine Alt-Regensberg, besser könnte es gar nicht laufen! Nur lag erstens das Grundstück in einem Naturschutzge- biet, zweitens gehörte es dem Kanton und drittens darf beim und im Wald gar nicht gebaut werden... Also alles nochmals von vorne! In der Welle 4/1963 dann die entscheidende Information: Die Heimkommission, präsidiert von Prof. H. Gerber, hat entschieden, eine «Stiftung Pfadfinderheim Alt-Regens- berg» zu gründen und gleichzeitig einen Stiftungsrat zu er- nennen. Zweck der Stiftung: Herbstlager 1951 in Origlio «1. Die Sammlung von Geldern für die Errichtung eines Pfadfinderheimes der Abteilung Alt-Regensberg und das konnte nicht mehr zielgerichtet publiziert werden. Erst 2. nach Äuffnung des für die Errichtung jenes Heims erfor- 1951 wurde die «Welle» wieder zum Leben erweckt. Aller- derlichen Betrages, der Bau und Betrieb desselben». dings erschien sie nicht in der gewünschten Regelmässig- Der Stiftungsrat befasst sich mit den eigentlichen Aufgaben keit, sondern einige Jahre lang nur in wenigen Ausgaben, zum Bau des Heimes. Im gleichen Bericht wird auch der Ar- in anderen Jahren gar nicht. Erst ab 1958 konnte ein regel- chitekt des Heims vorgestellt: Hans Gerber v/o Falk, ehe- mässiges Erscheinen organisiert werden. Dies dauert, zum maliger Zugführer Zug «Erlach». Die Pläne als solche kön- Glück, bis heute an. nen nicht gezeigt werden, aber das geplante Heim wird 1955 dann eine weitere Hiobsbotschaft: Die Pfadihütte ist schon recht detailliert beschrieben. Als Höhepunkt der abgebrannt! Wie es dazu kam, ist unsicher, schriftliche Auf- Nachricht: Ein Bauplatz wurde gefunden! Es handelt sich zeichnungen fehlen. Es sollen aber noch Alt-Pfadis existie- um ein grösseres Gelände im «Harlachen», am nördlichen ren, die sich daran erinnern können. Anhand der spärlichen Waldrand des Gubrists, oberhalb der Weiningerstrasse. Informationen, die uns vorliegen, müssen einige Pfadis ein Feuer entfacht haben, in korrektem Abstand zu den Bäu- men, wie sie es gelernt hatten, aber zu nahe an der Hütte. Nun musste die Abteilung einige Jahre ohne Unterkunft und Schutzdach für Übungen bei schlechtem Wetter auskommen. Broschürentitel der Stiftung Pfadfinderheim Alt-Regensberg Endlich – ein eigenes Regensdorfer Pfadiheim Die Jahre 1963 und 1964 standen nun ganz im Zeichen des Heimbaus: Die Finanzierung musste sichergestellt werden. Die Pfadi-Hütte «Hohen Rätien» 1947 Zeitungssammelaktionen, Spenden, bezahlte Freiwilligen- arbeit, Verkauf von Geschenken an Basaren und Märkten – Neuer Anlauf dies alles und noch eine beträchtliche Anzahl Stunden Fron- Im Januar 1962, anlässlich eines «Höcks» wurde die Idee arbeit am Bau mussten die LeiterInnen der Pfadiabteilung eines Pfadiheims von den Leitern wieder aufgegriffen. Am mit den normal laufenden Pfadiaktionen wie Übungen und 8. Juni wurde das Begehren der Elternversammlung vorge- Lager unter einen (Pfadi-) Hut bringen. Dies war nicht ganz tragen, welche diesen Vorstoss begrüsste. Sofort ging es einfach. Es gab, und dies verschwiegen auch einige Autoren 10
JUGEND IM FURTTAL in der «Welle» nicht, Spannungen und Zerreissproben. End- gerte sich das Einzugsgebiet der Abteilung vom Dreieck Af- lich, im September 1966, konnte das Pfadiheim eingeweiht foltern – Regensberg – Höngg ins Furttal, das ab den 70er- werden! Die Abteilung war nun stolze Besitzerin eines, nach Jahren ein immenses Bevölkerungswachstum erlebte, im damaliger Ansicht, avantgardistisch aussehenden, einfa- Gegensatz zu den Stadtquartieren, wo die Bevölkerungs- chen aber zweckmässigen Pfadiheimes! Und, was sehr zahl tendenziell abnahm, und vor allem die Zahl junger wichtig war, es zog wieder so etwas wie eine pfadfinderi- Familien zurückging. sche Normalität in die Abteilung ein. Man war nicht mehr abgelenkt durch den Bau des Heimes und konnte sich nun voll und ganz den pfadfinderischen Tätigkeiten widmen. Auch äussere Ereignisse beeinflussten den Pfadibetrieb. Ich zitiere aus der Welle 4/ Dezember 1967: «Ab sofort ist es jedem Fähnli, jedem Stamm und jeder Meute, ebenso den Rovern strikte verboten, Lager oder Übungen oder sonst irgend welche Anlässe durchzuführen an Orten, wo bereits Fälle von Tollwut vorgekommen sind!» Freizeiteinsatz auf der Heim-Baustelle, 1964 Vorunterricht und Jugend & Sport Während Jahrzehnten war die Pfadfinderbewegung im mi- litärischen Vorunterricht (VU) eingespannt. Die älteren Le- serInnen unter Ihnen können sich sicher noch daran erin- nern. Für die jüngeren ein Zitat aus dem Historischen Lexikon der Schweiz: «Anknüpfend an aufklärerisch-ideali- stische Vorstellungen propagierte der erste Entwurf einer Armeereform von 1868 die Einführung eines militärisch- turnerischen Vorunterrichts, der die physische Entwicklung der Männer zwischen obligatorischer Volksschule und Re- krutenschule fördern sollte»... Alle helfen beim Heimbau Vielleicht erinnert sich der eine Leser oder die andere Le- serin noch an diese Zeit, als man mit einem Knüppel be- waffnet auf den Spaziergang im Wald oder auf ein Schul- reisli ging. Dank der Umsicht der Behörden und der effizienten Bekämpfung der Tollwut war diese Gefahr aber relativ rasch gebannt. Aber kaum war Tollwut kein Thema mehr, lauerte die Natur schon mit neuen Tücken auf: Zecken! Die allsamstägliche Absuche des Wolfs- oder Pfa- Korpswettkämpfe in Regensdorf, 1964 dikörpers nach diesen blutsaugenden Insekten gehören in vielen Familien schon zu einem festen Ritual. Aber im Un- Die Pfadigruppen konnten ihre Lager und Übungen also terschied zur Tollwut ist hier noch keine Lösung in Sicht. dem VU anmelden und bekamen dafür Geld und leihweise Material (Blachen, Schanzwerkzeuge etc.). Dafür mussten Konsolidierung die Jungen ab 16 Jahren (Mädchen waren davon ausge- Das nächste Jahrzehnt brachte keine einschneidenden, schlossen!) ein klar definiertes Sportprogramm absolvie- wohl aber schleichende Änderungen: Nach und nach verla- ren. In den Genuss dieser Privilegien kamen aber nicht 11
JUGEND IM FURTTAL alle Sportarten, nur solche, die auch «militärisch nützlich» Zusammenarbeit Meitli- und Bubenpfadi waren wie Leichtathletik, Schiessen, Geländespiele etc. In 1977 ein neuer Meilenstein: Man beschloss, mit der Meit- den Nachkriegsjahren kam dieses Programm immer mehr lipfadi Regensdorf, die kurz zuvor gegründet worden war, in die Kritik. Sport wurde ganzheitlicher gesehen, Aspekte enger zusammenzuarbeiten. Dies hatte für beide Abteilun- Gesundheit und Prävention spielten eine immer wichtigere gen einige Vorteile. So konnte die Meitlipfadi zum Beispiel Rolle. Zudem kam man zur Einsicht, dass sich auch Mäd- von der Infrastruktur, sprich vom Pfadiheim, profitieren, chen (!) sportlich betätigen sollten, genau gleich wie die während manche zukünftige Wolfsführerin aus den Reihen Jungen. der Schwesterabteilung rekrutiert werden konnte. Selbst- verständlich bekamen sie auch ihren gebührenden Platz in der «Welle». Auch wurde die Meitlipfadiabteilung umbe- nannt. Sie hiess nun, wen wundert’s, «Meitlipfadi Altburg». Mittlerweile, und das darf man mit Befriedigung feststellen, ist aus der kleinen Schwester eine ebenbürtige Partnerin auf Augenhöhe geworden. Doch werden sie ihre Geschichte bei Gelegenheit wohl selbst erzählen. Schwer bepackt ins Herbstlager nach Aurigeno, 1964 1972 entstand «Jugend und Sport» (J+S), eine staatliche Organisation, die ein sehr breites Spektrum von Sportarten unterstützt und für Kinder ab dem Vorschulalter da ist. Damit begann für die Pfadi ein neues Zeitalter: Man konnte mehr Kinder für Lager und Übungen anmelden, Leihmate- rial bekam man auch und sogar eine Geldentschädigung für den Aufwand. Natürlich müssen einige Vorgaben erfüllt werden! Aber sie sind jeweils auf die beteiligten Kinder zu- Gemeinsam am Rägifäscht geschnitten und haben den militärischen Aspekt gänzlich verloren. Nicht unwesentlich: Unsere Pfadileiter werden Unserer Pfadi heute auch als J+S-Leiter ausgebildet. Sie erhalten eine moderne 2008, und da gehörte unsere Abteilung zusammen mit den Führungsausbildung, die manchem Management-Lehrgang Meitlipfadi Altburg zu den Pionieren, wurde die «Fünkli-» durchaus ebenbürtig ist! Die Ausgaben von J+S, sei es für bzw. «Biber-Stufe» eingeführt für Kinder im Vorschulalter, die Pfadi oder für andere Sportarten, sind also eine der loh- ab ca. 5 Jahren. Sie beschäftigen sich vor allem mit Spielen, nendsten Verwendungen von Steuergeldern. Basteln und Singen. Ab etwa 7 Jahren können sie in die Wolfsstufe übertreten. Erwähnenswert ist noch die einzige Bedingung für die Aufnahme als «Fünkli/Biber»: Sie sollten selbständig ein WC aufsuchen können... Veränderungen – und was bleibt Nebst den demographischen Verschiebungen änderten sich auch innerhalb der Pfadi einige der früher als sakrosankt betrachteten Traditionen: Am sichtbarsten wohl die Uni- form. War sie früher bis ins letzte Detail vorgeschrieben, wurde sie ab Ende der 60er-Jahren mehr und mehr dem Zeitgeist angepasst. Jeans wurden erlaubt, die farbigen Übersocken verschwanden, ebenso die blauen Manche- sterhosen (im Sommer kurz, im Winter Knickerbocker) und Meitlipfadi Altburg der steife Hut. Letzterer wird noch «weich» getragen, Hemd 12
JUGEND IM FURTTAL und Krawatte als Zeichen der Zugehörigkeit einer Abteilung blieben. Ebenso blieben, wenn auch modifiziert, alle Sorten von Abzeichen und Pfeifenschnüren für Leiter. Neu dazu kamen Linolschnittaufdrucke auf den Pfadihemden. In (fast) jedem Lager oder Leiterkurs wird so einer gefertigt, und die Teilnehmer drucken ihn jeweils auf ihr Hemd, als Erinne- rung, aber auch als eine Art Auszeichnung, wo man schon gewesen ist. Auch pädagogisch hat sich einiges verändert. Hatten in den Anfangszeiten Disziplin und Gehorsam einen sehr hohen Stellenwert, so stehen heute Kreativität, Engagement und soziales Verhalten (Teamgeist) im Vordergrund. Waren Lei- Bundeslager 1960 in Bonaduz terkurse früher eher Instruktionen, so gleichen sie heute fast Managementseminarien, an denen den LeiterInnen Berufslehren. Daneben wird den Heranwachsenden durch nebst Kenntnissen über Organisation, Pfaditechnik auch die Medien die ach so coole Welt des Konsums und der Rechtliches sowie Pädagogik und Psychologie vermittelt Selbstdarstellung permanent vorgeführt. Ist das persönli- werden. che Engagement «out»? Darum sind die Pfadis, wie auch andere Vereine, froh um junge Männer und Frauen, die ihre Freizeit für andere Menschen, für ein Ideal, hergeben, ganz nach einem Zitat von «BiPi» (Lord Robert Baden-Powell), mit dem ich diese kleine Abteilungsgeschichte3 abschlies- sen möchte: «Doch der wahre Weg, Glück zu erlangen, besteht darin, an- dere Menschen glücklich zu machen. Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt.» Waldweihnacht 1985 Hat sich etwas geändert in Bezug auf die Haltung der Pfa- dis? Leserinnen und Leser mögen selber vergleichen und urteilen. Als Beispiel hier ein Zitat aus der «Welle» 1/1951: «Was ist der Rover? Der Rover ist: – ein gläubiger Christ (dies kollidiert ein wenig mit dem Pfadfinderischen Grundsatz, dass alle Religionen gleich- berechtigt sind) – ein verantwortungsbewusster Staatsbürger – ein Diener an Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde 1 – verträglich im Umgang mit Mitmenschen» «Verfasser zahlreicher vegetationskundl. und naturwissenschaftl. Artikel, z.B. in der NZZ, der «Zürcher Illustrierten» (Wanderatlas) Während den Kriegsjahren und danach zu Beginn des Kal- und der «Schweiz. Lehrerzeitung». F. war ein früher Förderer der ten Krieges war manchmal auch die Rede von «Wehrtüch- Geobotanik und ein erfolgreicher, vielseitiger Vermittler naturwis- tigkeit» – siehe auch «militärischer Vorunterricht». senschaftl. Erkenntnisse.» 2 Fm: Feldmeister, Jfm: Jungfeldmeister – höhere Pfadiführer 3 Quellenangaben und Dank: Pfadi in der Zukunft? Diese Zusammenfassung war nur möglich durch die Hilfe vieler Wir sind im Heute angelangt. Die Lebensumstände in den Menschen, die irgendwie mit der Pfadi verbunden sind oder waren. letzten 50 Jahren haben sich rasant geändert. Doch hat sich Mein Dank gilt André Lernhart v/o Jumbo, Stephan Hartl v/o Togo, Peter Egloff v/o Onyx, Holger Nötel v/o Waldi, Stefan Imlauer v/o der Mensch als solcher geändert? Man spürt bei vielen jun- Zabli und viele weitere, die mich mit ihrem Wissen, ihren Erinne- gen Leitern den erhöhten Leistungsdruck in Schulen und rungen und ihrer konkreten Hilfe unterstützt haben. 13
Sie können auch lesen