2017 Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf

 
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2017 Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf
2017
Herausgegeben
von der
Landzunft Regensdorf
2017 Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf
Die Filiale Regensdorf wünscht
Ihnen ein erfolgreiches und
glückliches Jahr 2017.

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        besser hören – dabei sein
                                                             Gratis Hörtest & Hörgeräteservice ‡
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                                                             09.00 – 12.00
                                                             13.30 – 18.00

 Zentrum U 8105 Regensdorf U Eingang West > UBS > Lift > 1. Stock U Tel. 044 840 08 08 U www.hoer-regensdorf.ch

www.aecherliholz.ch
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www.ekz.ch/eltop
                                                                      Elektroinstallation
                                                                      Gebäudeautomation
                                                                      Telematik/IT
                                                                      Service 24h-Pikett

                                                                              s sion    ell.
                                                                        ro fe
                                                         S c h n ell. P
                                                    Nah.

    Elektrizitätswerke des Kantons Zürich
    Eltop Regensdorf
    Stationsstrasse 5, 8105 Regensdorf
    Direkt 058 359 47 60, regensdorf@ekzeltop.ch

                              INGENIEURBÜRO K. STRICKLER

                              Bachstrasse 10                      Tel. 044 841 16 61
                              8106 Adlikon b. Regensdorf          strickler@strickler-ing.ch


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2017 Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf
Visilab Regensdorf
         Zentrum 1
        Regensdorf
      Tel: 044 870 68 80
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Neubauten
                                   Bauunternehmung
                                        Regensdorf                                                   Umbauten
                                                                                                     Reparatur- und
                                                                                                     Tiefbauarbeiten

GENERALUNTERNEHMUNG
Schlüsselfertige Bauten
                                                                                                     Telefon 044 840 43 65

     Immer da, wo Zahlen sind.

                                                                              en:
                                                             Mehr erfahr
                                                                iff ei se n. ch /ansprüche
                                                             ra

                                                                                             10832

Bei wachsenden Ansprüchen
sind wir der richtige Anlagepartner.

Ein kleines oder grösseres Vermögen aufbauen? Oder
einfach Ihr Geld richtig angelegt wissen? Wir unterstützen
Sie mit umfassender, kompetenter Beratung und machen
aus Ihren Zielen eine Vermögensstrategie.

                                                                 Wir machen den Weg frei
2017 Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf
Wir unter-
                                                                                                                                 stützen Ihre
                                                                                                                                 Heraus-
                                                                                                                                 forderung!
                                                                                                                                 bamag-maschinen.ch

                                                                                                                                                                                                                         BAMAG Maschinen AG
                                                                                                                                                                                                                         8105 Regensdorf
                                                                                                                                                                                                                         info@bamag-maschinen.ch
                                                                                                                                                                                                                         Tel. 044 843 40 00
                                                                                                                                                                                                                         Fax 044 843 40 01

             Wenn Hydraulik – dann HANSA-FLEX

             Ob Ittigen, Regensdorf, Muttenz oder Lamone Cadempino – mit unserem flächendeckenden Niederlassungsnetz
             sind wir stets in Ihrer Nähe. An jedem Standort bieten wir das komplette Programm der Hydraulik: Von der einfa-
             chen Ersatzschlauchleitung bis hin zu leistungsstarken Hydraulikzylindern. Unsere Einsatzfahrzeuge des Hydraulik-
             Sofortservice sind stets nur einen Anruf entfernt – persönlich, schnell und zuverlässig.
Jetzt neu:

                                                                                                                                 HANSA-FLEX Hydraulik AG      HANSA-FLEX Hydraulik SA            HANSA-FLEX Hydraulik AG      HANSA-FLEX Hydraulik AG
                                                                                                                                 Worblentalstr. 32            Via industria, Centro Vedeggio 2   Frohburgerstrasse 32         Querstrasse 19
                                                                                                                                 3063 Ittigen                 6814 Lamone-Cadempino              4132 Muttenz                 8105 Regensdorf
                                                                                                                                 Tel.: +41 31 9174545         Tel.: +41 91 6100920               Tel.: +41 61 4657070         Tel.: +41 44 3776200
                                                                                                                                 E-Mail: itt@hansa-flex.com   E-Mail: chl@hansa-flex.com         E-Mail: chm@hansa-flex.com   E-Mail: chr@hansa-flex.com

                                     www.hansa-flex.ch
2017 Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf
Restaurant Hardegg
           Schweizer Spezialitäten wie Fondue, Rösti, Entrecôte

  Restaurant Hardegg                                                            www.hardegg.ch
  Watterstrasse 185                                                             Di-So offen
  8105 Regensdorf beim Bahnhof                                                  Tel. 044 840 31 50

          Firmenanlässe, Ausflüge, Mittagsmenu, Abendmenu und à la carte

 Das sympathische GWÖLB-Team übernimmt für Sie:

          Organisation von Anlässen wie Hochzeiten,
          Geburtstage, Vernissagen, Firmenausflüge,
                Geschäftsessen, Konzerte etc.

   Catering mit hofeigenen Produkten und Weindegustationen
                                                               Gwölb
                                                               Organisation von Anlässen
  Das feierliche «Drumherum» wie gemütliche Rebbergfahrten,            Familie Anita & Karl Wegmüller
    Künstlerauftritte, romantische Garten-Apéros, Musik etc.        /JFEFSIBTMJTUSBTTFt8BUU
                                                                 5FMt'BY
                Wir freuen uns auf Ihren Besuch!                 FNBJMJOGP!HXPFMCDItXXXHXPFMCDI

P. Stahel Malergeschäft
                                                   Alles strahlt       –      wo Stahel malt!

8112 Otelfingen
8105 Regensdorf     Tel. 044 844 46 35

                                                                                                           

         'HU)DFKPDQQIU,KUH%|GHQ

         5RODQG%HFN'RUIVWU:DWW7HO
2017 Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf
Roth Gerüste AG
                   Querstrasse 24
                   8105 Regensdorf
                   Tel. 044 843 12 22
                   Fax 044 843 12 23
                   zuerich@rothgerueste.ch
                   www.rothgerueste.ch

   Gerüstbau auf
höchstem Niveau

                     Tel. 044 840 50 20
                     www.nouvellefleur.ch
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Schellenberg Schreinerei AG
,KU3DUWQHUIU+RO]XQG*ODV
Tel: 044 840 25 25
       

                           Neu an der Wiesackerstrasse 133
                           In 8105 Regensdorf
2017 Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf
Farben · Chemikalien · Bastelshop · Rohstoffe
           Ihr schäft                                                                Chemische Reinigung · Schwimmbadtechnik

           c h ge rben
       F a       r F a                                                                                         Duttweiler
             f ü                                                                                                   +Hohl
                                                                                                                     AG
                         Watterstrasse 92 8105 Regensdorf Telefon 044 840 31 77
                       Sämtliche Autofarbtöne in jeder Menge, sowie in Sprays erhältlich.

                Projektierung                                                                    EDV-Installationen, Netzwerke
                Elektro-Installationen / KNX                                                     Telekommunikationsanlagen
                Beleuchtungskörper                                                               Telefonapparate, ADSL
                Solaranlagen (Photovoltaik)                                                      Energiespar Beratungen
                Alarmanlagen
             Holenbachstrasse 89                                                                            www.haenseler-ag.ch
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Regan-Zunftblatt 2017
                                Für die Bewohner und Freunde von Regensdorf, Watt und Adlikon
                                Herausgegeben von der Landzunft Regensdorf

                                55. Jahrgang 2017
                                www.landzunft-regensdorf.ch

Geleitwort                                                                                Inhalt:

Regensdorf – ein reges Dorf                                                               REGENSDORFER
                                                                                          GESCHICHTE                     2
Dass dieser Slogan nicht bloss als leere Floskel daher-                                   – Die Friedhöfe
kommt, zeigte sich am letzten Muttertag auf der Schul-                                      von Regensdorf
anlage Pächterried in Watt. Bei prächtigen äusseren Bedin-
gungen und einer perfekt hergerichteten Arena sorgten die                                 JUGEND IM FURTTAL              6
Organisatoren mit über 500 freiwilligen Helferinnen und
                                                                                          – 100 Jahre Pfadi im Furttal
Helfern für ein glanzvolles Zürcher Kantonal-Schwingfest.
Watt-Regensdorf präsentierte sich den Tausenden Schwing-                                  DORFPOESIE                   14
sportfreunden von seiner besten Seite.
Nur wenige mögen sich daran erinnern, dass Regensdorf vor über drei Jahrzehnten           – Verse und Gedichte
schon einmal Schauplatz eines «Kantonalen» war: Im Jahr 1984 begegneten sich die            aus der Lokalpresse
Schwinger auf den Sägemehlplätzen der damals neuen Sportanlage Wisacher. Seither          HEIMATKUNDLICHER
hat der Schweizer Nationalsport einen regelrechten Boom erlebt, und dies nicht nur
                                                                                          SPAZIERGANG      15
in den angestammten ländlichen Gegenden, sondern auch in städtischen Agglomera-
tionen. Die 16. Auflage des Zürcher Kantonal-Schwingfestes in Watt-Regensdorf gehörte     – Dem Furtbach entlang –
mit 6’500 Zuschauern zu den vier bestbesuchten kantonalen und regionalen Festen der         von Buchs bis an die Limmat
Schweiz. Den eindrücklichsten Beweis für die gestiegene Popularität des Kampfes im
Sägemehl lieferte im August das Eidgenössische Schwingfest in Estavayer-le-Lac.           MUSEUM                       23
Ob ein solcher Anlass auf kantonaler oder eidgenössischer Ebene organisiert wird – es     – Das Gemeindemuseum
braucht die Initiative mutiger Leute, eine solche Herausforderung anzunehmen und die        Regensdorf 2015/16
Überzeugung, dass breite Bevölkerungskreise hinter einem derartigen Grossanlass ste-
hen. Und vor allem braucht es die Bereitschaft vieler Freiwilliger, sich in irgendeiner   ZUNFT                        25
Form zu engagieren. Dass solche Herausforderungen in Regensdorf immer wieder mit          – Jahresbericht
Erfolg angepackt werden, beweist das unvergessliche Schwingfest in Watt. In diese Ka-       des Zunftmeisters
tegorie gehören sicher auch Beispiele wie die Gewerbeausstellungen in Regensdorf
                                                                                          – Neues Zunftlokal
oder das weit über die Gemeindegrenzen hinaus beliebte Watterfäscht.
                                                                                            «Sagihuus» Regensdorf
Was macht solche und viele kleinere Anlässe im Dorf möglich? Es ist die Bereitschaft
vieler, ihre Fähigkeiten für die Gemeinschaft einzusetzen, ohne gleich nach Entschädi-    IN MEMORIAM                  31
gung zu fragen. Dies gilt für die über 500 Helferinnen und Helfer am Schwingfest eben-
so, wie für die unzähligen Mitglieder in den zahlreichen Vereinen von Regensdorf,         – Erich Meier
Adlikon und Watt. Nicht zuletzt müssen hier auch die Inhaber politischer Ämter auf        – Hans Frei-Hadorn
verschiedensten Stufen genannt werden. In Regensdorf scheint, zumindest Stand
                                                                                          GEMEINDELEBEN                33
heute, die Suche nach Kandidaten für politische Ämter noch erfolgversprechender zu
sein als in vielen anderen Gemeinden.                                                     – Aus der Arbeit des
Die Mitarbeit an einem kantonalen Schwingfest und die aktive Mitwirkung in einem            Gemeinderates 2015/16
Verein oder einer Behörde, all dies macht Regensdorf zum regen Dorf. Dass es tat-         – Panorama
sächlich ein Dorf oder vielmehr eine Stadt ist, wo man nicht nur zum Schlafen lebt,         Kultur und Freizeit
durften rund 70 Neuzuzüger erfahren: Sie wurden vom Gemeinderat zu einem Begrüs-          – Kantonal-Schwingfest Watt
sungs-Apéro ans Schwingfest eingeladen und konnten gleich einen unbestrittenen
Höhepunkt in ihrer neuen Wohngemeinde hautnah miterleben.                                 – Die ältesten Einwohner
Aus dieser Sicht ist der ausführliche Bericht über diesen Anlass im Regan Zunftblatt      – Einwohnerstatistik
am richtigen Ort, geht es diesem ja auch darum, solche Meilensteine in der Dorf-
                                                                                          IMPRESSUM                    44
geschichte festzuhalten und zu dokumentieren.
                                                                                          Alle Zunftblätter abrufbar unter:
                   Peter Gutknecht, OK-Mitglied Zürcher Kantonal-Schwingfest 2016         www.landzunft-regensdorf.ch

                                                                                                                         1
REGENSDORFER GESCHICHTE

     Die Friedhöfe von Regensdorf
     Eingefriedete Grabstätten spielen in menschlichen Gemeinschaften seit jeher eine zentrale Rolle: Sie sind ein
     Ort des Gedenkens an die Vorfahren, ein Ort des religiösen Totenkults und eine Einrichtung der öffentlichen
     Hygiene. Deshalb ist die Geschichte der Friedhöfe auch ein wesentliches Element der Ortsgeschichte.
     Von Lucas Wüthrich

     Der Friedhof bei der Kirche                                   sie dem Gemeinderat zu bedenken gab, dass der bestehen-
     Friedhöfe lagen in unseren Breiten früher immer in der        de Gottesacker demnächst voll belegt sei. Im Hinblick dar-
     Nähe der Gotteshäuser. So fanden sich auch in Regensdorf      auf gedachte die Gemeinde, Land von Jakob (Schaaggi)
     Gräber nicht nur bei der heutigen Kirche, sondern auch bei    Meier gegenüber der Kirche zu erwerben. Es war dies ein
     der Kirche von Oberregensdorf (der heutigen sogenann-         schmaler Streifen zwischen dem Bauernhaus von Jakob
     ten «Niklaus-Kapelle», erbaut um 1200) und auch bei der       Meier (ehemals Watterstrasse 18) und der Schmitte von
     Ottilienkapelle in Watt. Da seit der Reformation (1529)       Jakob Kappeler, über den man zum Turnplatz der Primar-
     die drei Dörfer Regensdorf, Watt und Adlikon eine einzige     schule und zum Turnschopf des Turnvereins gelangte. Man
     Kirchgemeinde bilden, wurden die Toten nur noch bei der       nahm an, der Bau eines neuen Schulhauses auf dem Rug-
     Pfarrkirche in Regensdorf begraben. Wohl seit hochmittel-     genacher würde diesen Turnplatz bald einmal überflüssig
     alterlicher Zeit befand sich da ein Friedhof, der von der     machen. Ans Zentrum dachte damals noch niemand.
     Kirchgemeinde verwaltet wurde. Die Niederregensdorfer         Die Diskussion, welcher Platz für den neuen Friedhof in Be-
     Kirche hat vermutlich drei Vorgänger: eine bis jetzt un-      tracht falle, wurde im Zusammenhang mit dem Bebauungs-
     bekannte romanische Kirche (wohl aus dem 12. Jh.), eine       plan 1944 intensiv geführt. Architekt Furrer plädierte für
     gotische (aus dem 14. Jh., abgebrochen 1556) und eine         ein Grundstück gegenüber der alten Post und gedachte hier
     spätgotische (1556 –1705). Der Friedhof bei der noch ste-     auch einen kleinen Dorfpark anzulegen. Architekt O. Stark
     henden Kirche von 1705 wurde bis 1951/52 benutzt.             sah den Friedhof gar im Ehrenhau an der Wehntalerstrasse.
                                                                   In Betracht gezogen wurden auch Plätze im Holenbach und
                                                                   im Lettenhau. Es kristallisierte sich aber doch die Platzie-
                                                                   rung auf dem Land von Jakob Meier direkt gegenüber der
                                                                   Kirche heraus, obwohl hier für spätere Erweiterungen kein
                                                                   grosser Spielraum blieb.

     Der Friedhof bei der Kirche – mit den letzen Gräbern

     Übergang an die Politische Gemeinde
     Mit der Neuregelung des Zivilstandswesens in der revidier-
     ten Bundesverfassung von 1874 (in Regensdorf eingeführt
     1876) wurde das ganze Bestattungswesen Angelegenheit          Eingang zum Friedhof 1949 – 1988
     der weltlichen anstelle der kirchlichen Behörden. Mit eini-
     ger Verspätung, am 4. August 1900, trat die Kirchgemeinde     Der Friedhof gegenüber der Kirche
     demzufolge das Friedhofsareal an die politische Gemeinde      Gemeinderat Grossmann vertrat die Ansicht, dass man in
     ab, unentgeltlich und mit der Zusicherung, dass das Areal,    unserer Zeit keine Friedhöfe mehr in den Dörfern selbst
     nachdem es nicht mehr als Friedhof benutzt würde, wieder      baue, sondern ausserhalb. Wie recht hatte er! Die Mehrheit
     an die Kirchgemeinde zurückfalle1. Die Verhältnisse in        jedoch, vor allem vertreten durch Tierarzt Dr. Peter Jung,
     räumlicher 2 und sanitarischer Hinsicht wurden in den         glaubte, der Friedhof müsse in der Nähe der Kirche platziert
     letzten Jahrzehnten des Friedhofs bei der Kirche (ca.         sein, damit man bei Abdankungen nicht weit gehen müsse
     1920 –1952) immer unhaltbarer, so dass sich der Bau eines     und die Leute den sonntäglichen Kirchengang mit dem
     neuen und grösserern Friedhofs nicht mehr umgehen liess.      Besuch am Grabe verbinden könnten. Er befürwortete
                                                                   in der Gemeindeversammlung vom 25. Juni 1944 den
     Suche nach einem neuen Platz                                  von der Gesundheitsbehörde beantragten Landkauf von 30
     Schon im Juni 1942, mitten im Krieg, mahnte der Friedhofs-    Aren von Jakob Meier zu Fr. 4.50 pro m2 für den neuen
     verwalter die Notwendigkeit eines neuen Friedhofs an, und     Friedhof. Der Gemeinderat stellte sich gegen die Gesund-
     1943 schloss sich die Gesundheitsbehörde dem an, indem        heitsbehörde und wollte auf den Kauf verzichten oder die

     2
REGENSDORFER GESCHICHTE

ganze Liegenschaft mitsamt dem Hof von Jakob Meier als          geläutet, bei Kindern nur mir der kleinsten. Reihengräber
wertvolle Landreserve in der Dorfmitte erwerben. Eine Op-       hatten eine Laufzeit von 30 Jahren, private eine von 60
tion auf die gesamte Liegenschaft hatte nach einem Augen-       Jahren mit der Möglichkeit der Verlängerung um 30 Jahre.
schein im Juni allerdings ergeben, dass das Haus «in vieler
Hinsicht baufällig» sei. Der Vermittlungsantrag von Jakob       Die neue Friedhofanlage
Schwarz, damals Friedhofsvorsteher, vorerst einmal die 30       Der neue Friedhof wurde 1949 angelegt und im folgenden
Aren sicherzustellen und dann weiterzusehen, wurde ange-        Jahr mit den ersten Gräbern belegt. Die Bauabrechnung
nommen. Der Kaufvertrag über das Land von Jakob Meier           vom 1. November 1950 wies Kosten von Fr. 119’400.– aus.
wurde am 18. Juli 1944 abgeschlossen.                           Von Jakob Bader im Obstgarten wurde noch Land an der
                                                                Affolternstrasse, in der Gegend des heutigen «Dorfparks»,
                                                                angekauft, das man für eine allfällige Friedhofserweiterung
                                                                vorsah. Eine kleine Leichenhalle ergänzte die Anlage 1952
                                                                (Kosten Fr. 41’000.–); später, 1964, wurde sie um einen
                                                                zweiten Aufbahrungsraum erweitert (für Fr. 53’000.–). Man
                                                                rechnete damit, dass der Friedhof nach 30 Jahren, um
                                                                1990, fast voll belegt wäre, weshalb man sich schon damals
                                                                mit dem Gedanken an einen Grossfriedhof ausserhalb des
                                                                Ortszentrums zu beschäftigten begann.

Brunnen mit Sitzbank im heutigen «Park» des alten Friedhofs

An der Gemeindeversammlung vom 25. Januar 1948 kam
die Friedhofsfrage nochmals zur Sprache. Auf das Gelände
gegenüber der Alten Post wurde zugunsten des Landes
neben dem Hof von Jakob Meier verzichtet. Zu den bereits
1944 gekauften 30 Aren wurden nunvon ihm weitere 20
Aren (für Fr. 9.–/m2) und von Eugen Eichmann 3,1 Aren (für
Fr. 8.–/m2) erworben, womit der Platzbedarf abgedeckt
war, also total 53 Aren, rund sechsmal so viel wie beim alten   Grabmal der Familie Wernecke hinter der Kirche
Friedhof.
Am 6. November 1949 genehmigte die Gemeinde eine neue           Der alte Friedhof bei der Kirche wurde 1952 abgeräumt
Friedhofsverordnung. Danach zahlte sie 30 % an die Kosten       bis auf das Grabmal der Familie Wernecke vom Katzensee-
einer Kremation, stellte gratis einen «schwarzen oder brau-     gut. Dies entsprach einer Vereinbarung zwischen Frau
nen Tannensarg mit Schieber» und ein Reihen- oder Urnen-        Wernecke und der politischen Gemeinde, sowie der Kirch-
grab sowie «eine Vergütung für das Grabgeläute» zur Ver-        gemeinde von 1900/1906. Das Grabmal hinter dem Turm
fügung. Bei Erwachsenen wurde mit allen vier Glocken            setzt sich zusammen aus der Marmorbüste von Baron Her-
                                                                mann August Emil Wernecke (von Bildhauer Louis Wethli)
                                                                und einem am Kreuz trauernden Engel mit der Inschrift
                                                                «Ruhestätte der Familie Wernecke». Die zweite Frau von
                                                                Wernecke war eine Gönnerin der Kirche; sie stiftete 1901
                                                                namens ihrer Familie die alte Orgel und 1907 einen Anteil
                                                                an das neue Kirchengestühl gegen die Zusicherung des blei-
                                                                benden Familiendenkmals3.
                                                                Der bei der Kirche 1952 neu gebaute Brunnen, der über
                                                                eine Leitung vom alten Schulhaus gespeist wird, wurde mit
                                                                einer getriebenen Kupferplakette zu Ehren von Giacomo
                                                                Gossweiler 4 versehen, der 1915/17 das neue Geläute und
                                                                einen Fonds für Gemeinnützigkeit gestiftet hatte 5. Der ehe-
                                                                malige Friedhof wurde lediglich mit Rasen und einigen Bäu-
Brunnen zu Ehren von Giacomo Gossweiler (1852 – 1917)           men begrünt und blieb sonst frei.

                                                                                                                          3
REGENSDORFER GESCHICHTE

     1961 fand eine Landumlegung an der Südgrenze des Fried-       wort «Sinn» von Hansulrich Maurer, Architekt SIA Regens-
     hofs statt, damit eine Erweiterung möglich wurde. Da die      dorf, und bei der Gartenarchitektur für das Projekt von Fred
     Landbesitzer in den Verkauf nicht einwilligten, wurde mit     Eicher, Landschaftsarchitekt BSLA Zürich. Diese beiden Ar-
     Expropriation gedroht.                                        chitekturbüros wurde mit der baureifen Ausarbeitung des
     Beim Bau des Zentrums hatte man auf den Friedhof Rück-        Projekts beauftragt. Am 8. Juni 1986 bewilligte die Ge-
     sicht zu nehmen; es wurde damals, 1968, die Meinung ge-       meindeversammlung den Baukredit in der Höhe von 5,8
     äussert, «dass bis 1985 sowieso ein neuer Friedhof bereit-    Millionen (1101 Ja gegen 385 Nein).
     gestellt werden müsse». Das zur Erweiterung vorgesehene       Die Hochbauten und die 1. Etappe der Friedhofsanlage für
     Land wurde freigehalten und in einen kleinen Park mit Kin-    2150 Gräber wurden 1987–88 realisiert. Die Aufrichte der
     derspielplatz umgewandelt.                                    Hochbauten fand am 26. November 1987 statt und am
     Es hatte sich gelohnt, den Friedhof im Zentrum bei der Kir-   5. November 1988 wurde der neue Friedhof feierlich der
     che anzulegen, wurde er doch viel besucht und stellte eine    Bevölkerung übergeben. Die Bauabrechnung vom 25. Sep-
     Art Ruhepol in der Mitte des Dorfes dar. Die Partie mit den   tember 1995 wies Kosten von 5,9 Millionen aus, womit der
     Familiengräbern, besonders am Eingang des Friedhofs,          Baukredit nur leicht überzogen wurde. Die Zufahrt zum
     enthält eine Anzahl schöner und kunstvoll gearbeiteter        Friedhof Dörndler von der Holenbachstrasse über den neu
     Grabsteine.                                                   angelegten «Dörndlerweg» kostete zusätzlich etwas über
                                                                   eine Million.
                                                                   Für die neue Friedhofsanlage wurde auch eine neue Fried-
                                                                   hofs- und Bestattungsverordnung erlassen. Sie ersetzte
                                                                   jene von 1968. Neu war die Aufhebung öffentlicher Leichen-
                                                                   geleite 7. Dagegen stellte Hans Frei einen Gegenantrag, wo-
                                                                   nach «öffentliche Leichengeleite nicht prinzipiell nicht, son-
                                                                   dern in der Regel nicht stattfinden». Mit 60 zu 46 Stimmen
                                                                   wurde dem zugestimmt. Es fanden aber seither keine Lei-
                                                                   chengeleite mehr statt. Pro Grab gab es nunmehr zwei
                                                                   Urnen, Familiengräber können nur noch an Einwohner von
                                                                   Regensdorf, Watt und Adlikon vergeben werden. Die Lauf-
                                                                   zeit eines solchen Grabes wurde auf 40 Jahre festgelegt,
                                                                   mit möglicher Verlängerung um 30 Jahre.
     Tor zum neuen Friedhof Dörndler bei der Eröffnung 1988        Die Abdankungskapelle von Architekt Hansulrich Maurer
                                                                   weist innen einen quadratischen Grundriss auf mit übereck
     Der neue Friedhof                                             gestellter Bestuhlung, die Wände sind in hellem Sichtback-
     ausserhalb des Dorfes im Dörndler 6                           stein gemauert. Jedem Besucher eröffnet sich durch ein
     1981 setzte die Planung für einen grösseren und ausserhalb    umlaufendes Oberlichtband, das sich treppenartig nach der
     der Ortschaft liegenden Friedhof ein, so wie Gemeinderat      Chorecke absenkt, der befreiende Blick auf die Lägern und
     Grossmann das schon 1944 postuliert hatte. Die Gemeinde       in die Weite des Himmels. Mit der schön gestalteten Orgel
     sicherte sich im Dörndler, unterhalb des Weidgangs, 2,3 ha    ist die Möglichkeit gegeben, den ausgewogenen Raum auch
     Land. 1983 bewilligte die Gemeindeversammlung den Land-       für besinnliche Anlässe und Konzerte zu nutzen. Durch das
     kauf von 15’557m² für Fr. 339’000.– (Fr. 25.–/m²).            Öffnen einer Faltwand kann der Raum auf eine Kapazität
     Der vom Gemeinderat am 18. Januar 1983 festgelegte            von über 200 Personen erweitert werden.
     Standort, der später im kommunalen Gesamtplan verankert
     wurde, sollte am Anfang eine Fläche von 61a belegen und       Der künstlerische Schmuck im Dörndler
     Platz für 1100 Gräber bieten. Für den Endausbau sah man       Den Warteraum und die drei Aufbahrungsräume neben dem
     eine Fläche von 1,8 ha für 3600 Gräber vor.                   Kirchenraum versah man mit einem modernen Wand-
     Drei Planungsteams von Landschaftsarchitekten und Archi-      schmuck der Künstlerin Verena Rutz. Sie schuf mit 14
     tekten sollten ein Projekt ausarbeiten, wofür die Gemein-     Frauen aus der Gemeinde textile Blattgebilde, die vom
     deversammlung am 2. Mai 1984 einen Projektierungskredit       Kunstschmied Christoph Friedrich in pflanzlich gestaltete
     von Fr. 175’000.– zur Verfügung stellte. Der Gemeinderat      Eisenrahmen gefasst wurden und sich an der Wand als
     bestellte eine siebenköpfige Planungskommission.              Malerei fortsetzen. Man mag in dieser Komposition dunkel
     Das Preisgericht entschied sich am 19. Februar 1985 bei       blühende Bäume erkennen, die im Herbst durch den Wind
     den Hochbauten einstimmig für das Projekt mit dem Kenn-       ihren Schmuck verlieren.

     4
REGENSDORFER GESCHICHTE

                                                                   De Fridhoof – en bsundere Ort
                                                                   S git Lüüt, wo säged, freiwillig giengted si nie deet häre.
                                                                   Sie müesstid zfescht an Tod tänke, a truurigi Abschiid,
                                                                   di eigeni Äntlichkeit. Das peeländi si nume.
                                                                   S git anderi, wo de Friedhoof sogar dänn bsueched,
                                                                   wänn s gar kän Name uf emene Graabstei käned. Sie
                                                                   gnüüssed eifach d’Rueh, fröied sich a de Böim und Blue-
                                                                   me und gschpüüred öppis wie n es Uufghobesii. De Frid-
                                                                   hoof verzellt ja mit siine Pflanze, wo n em Himmel ent-
                                                                   gägewachsed, au vo der Ewigkeit, von ere Hoffnig, das
                                                                   mit em Tod nöd alles stirbt. Und de Fridhof git öis z ver-
                                                                   staa, das jede Mänsch choschtbaar und wertvoll bliibt,
                                                                   au wänn er nüme da isch. All die pflägte Greber und
Das treppenförmige Fenster der Abdankungskapelle                   sorgfältig uusgsuechte Grabstei sind Züüge vo däm.
                                                                   Und no öppis gaat mer dur de Chopf, wänn ich a öisi
Auf dem Friedhofsgelände steht an unübersehbarer Stelle            Fridhööf z Rägischtorf dänke: Immer wieder sind Män-
eine hohe Stele aus weissem Marmor mit querliegendem               sche deet fescht truurig und elei. Und immer wieder
Abschluss, die als Verbindung vom Leben zum Tod verstan-           erläb i au, wie Mänsche a däm Ort ganz bsunders für
den werden kann. Das kapitellartige obere Ende mit einem           enand lueged. Wie Gschprööch möglich wärded, wo
in einer Hand geborgenen Kopf versinnbildlicht das behü-           suscht nienet würded stattfinde und sich Mänsche
tete Eingehen in die ewige Ruhe. Vom Bildhauer Josef Wyss          umarmed, wo das suscht nöd miechted.
stammt auch die kleine blütenumrankte Pyramide in der              De Friidhoof isch en bsundere Ort, ja. Mich tunkt, er
Eingangspartie. Diese Kunstwerke wurden 1990 und 1991              seig wien es Bild fürs Läbe überhaupt, im Bsundere au
eingeweiht 8.                                                      für s Läbe vo allne, wo daa beerdiget sind.
Vom neuen Friedhof am nördlichen Abhang des Altbergs               Pflanze und Gschtalte, Schöönheit und Nööchi händ da
geniesst man den Weitblick übers Furttal zu den Lägern.            drin gnauso Platz wie Verwelke und Uusriisse, Looslaa
Die Zufahrt vom Zentrum aus über den Holenbach dauert              und Begrabe. Hells und Dunkels, Seensucht und Verzwi-
nur einige Minuten. Die Anlage des Friedhofs von Garten-           iflig – so nööch binenand, i jedem Läbe.
architekt Fred Eicher ist grosszügig disponiert und schmiegt       Eva Caspers, Pfarrerin, bei einer Beerdigung im alten
sich harmonisch in die Halde des unteren Weidgangs.                Friedhof
Die Anlage wird seit 1988 belegt. Im Endausbau wird sie
für rund 100 Jahre den Ansprüchen genügen. Sie ist als
                                                               1
neues besinnliches Zentrum der Gemeinde von der Bevöl-           Dieser Fall trat 1972 ein, da der alte Friedhof bei der Kirche 1952
                                                                 aufgehoben worden war.
kerung akzeptiert worden.                                      2
                                                                 Die Parzelle mit Kirche und Friedhof umfasst nur ca. 12 Aren, d.h.
Da sie über keine Glocke verfügt, laden bei Abdankungen          für die Gräber allein blieben nur etwa 8 Aren. Die Gräber (und die
nach wie vor die Glocken der reformierten Kirche zum Trau-       Zwischenräume) wurden deshalb immer kleiner und in kürzeren
                                                                 Abständen neu belegt.
ergang ein, die Glocken werden im Dörndler gehört.             3
                                                                 Regan-Zunftblatt 1966, S. 13; 1969, S. 20-22; 1976, S. 14; 1984,
                                                                 S. 27. – Baron Wernecke erwarb das Katzenseegut 1882, von den
                                                                 Erben wurde es 1907 verkauft.
                                                               4
                                                                 Über Giacomo Gossweiler (1852– 1917) siehe Regan-Zunftblatt
                                                                 1966, S. 13–19 und Zunftblatt 2008, S. 9 –11
                                                               5
                                                                 Den Brunnen baute Gärtner Othmar Meier, die Kupfertafel schuf
                                                                 Hans Trudel.
                                                               6
                                                                 Zur Einweihung des Friedhofs am 5.11.1988 gab der Gemeinderat
                                                                 eine Schrift heraus unter dem Titel «Feierliche Übergabe der neuen
                                                                 Friedhofanlage Dörndler».
                                                               7
                                                                 Leichengeleite: Früher wurde der Sarg mit einem feierlich ge-
                                                                 schmückten, von Pferden gezogenen Wagen im Trauerhaus abge-
                                                                 holt und zum Friedhof gefahren – gefolgt vom Zug der Trauernden,
                                                                 die dem Verstorbenen «das letzte Geleit gaben». Dieser Brauch
                                                                 wurde 1962 von der Kirchenpflege vor allem mit Rücksicht auf den
                                                                 zunehmenden Strassenverkehr aufgehoben. Dies, nachdem der
                                                                 Leichenwagen seit 1908 immer von der gleichen Familie geführt
                                                                 worden war. Stattdessen wurde ein Leichenauto angeschafft.
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Abschluss der Marmorstele von Josef Wyss                         Regan-Zunftblatt 1992, S. 21–23.

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JUGEND IM FURTTAL

      100 Jahre Pfadi im Furttal
      Die Pfadfinderbewegung hat eine lange, grosse Tradition und ist auch heute noch die grösste Jugendorgani-
      sation der Schweiz. Wie sie schon früh auch in Regensdorf Fuss fasste und sich hier durch Irrungen und Wir-
      rungen durch oft schwierige Zeiten entwickelte und allen Modeströmungen zum Trotz sich selber treu blieb,
      berichtet der folgende Beitrag.                                                          von Andreas Ambühl

                                                                    gründet. Angesichts des Grauens des Weltkrieges fiel die
                                                                    Idee des englischen Generals Lord Baden-Powell («BiPi»),
                                                                    eine Jugendorganisation zu gründen, bei der Nationalität,
                                                                    Rasse, Religion, soziale Schicht etc. keine Rollen spielen
                                                                    sollte, auf fruchtbaren Boden. Die Möglichkeit, Kindern
                                                                    nebst der Schule eine sinnvolle Freizeitbetätigung in der
                                                                    freien Natur zu ermöglichen, fand vor allem in städtischen
                                                                    Gebieten sowie den entstehenden Agglomerationen An-
                                                                    klang. Die Uniformen hatten – und haben immer noch – den
                                                                    Zweck, soziale Unterschiede unkenntlich zu machen und
                                                                    alle Pfadfinder als gleichwertig zu betrachten. Abzeichen
      Die Anfänge                                                   sollen Verantwortungen (Leiter) sowie Kenntnisse der ein-
      Die Pfadfinderabteilung Alt-Regensberg feiert dieses Jahr     zelnen Mitglieder (sogenannte Spezialabzeichen «SpezEx»)
      ihr 100-jähriges Bestehen. Wie bei jedem Jubiläum dieser      hervorheben. Die Farben der Krawatten, Abteilungsabzei-
      Dimension verweist man gerne auf Gründerurkunden,             chen und, bis noch vor wenigen Jahrzehnten, gar die Farbe
      Gründerväter (Mütter hatten zu dieser Zeit leider wenig zu    der Socken (!) zeigten die Gruppenzugehörigkeit des ein-
      sagen) und dergleichen. Nun, bei unserer Pfadfinderabtei-     zelnen Pfadis an.
      lung verhält es sich ähnlich wie mit der Gründung der Eid-
      genossenschaft: Man weiss, dass es war, man weiss jedoch
      nicht genau wer, wann und wo. Darum lohnt es sich, einen
      Blick in die noch vorhandenen Dokumente zu werfen. Hier-
      zu ein Zitat aus der «Kundschafter-Chronik» von 1923:
      «Bereits in den Jahren 1917/18 regte sich in den beiden
      Gemeinden Affoltern und Regensdorf der Pfadfindergedan-
      ke. Zuerst wurde in Regensdorf eine Abteilung gegründet
      durch den in Affoltern wohnenden Feldmeister Bruno Selt-
      ner. Später wurden diese beiden Abteilungen, also Affol-
      tern, welche inzwischen auch ins Leben gerufen wurde, und
      Regensdorf zusammengeschlossen. Nachdem sich jedoch
      der Leiter B.Seltner gezwungen sah, seines Studiums           Pfingstlager in Bremgarten, 1924
      wegen die Pfadfindersache auf die Seite zu legen, zerfielen
      die Abteilungen bis auf wenige Überreste.» Der Nachfolger     Die Kundschafterzeit
      von B.Seltner hiess Albert Bopp.                              Nun aber zurück zu unserer Abteilung: Die frühesten
                                                                    schriftlichen Aufzeichnungen, die noch existieren, datieren
                                                                    wie bereits erwähnt, aus dem Jahre 1923. In den Dörfern
                                                                    Regensdorf und Affoltern bei Zürich existierte damals eine
                                                                    kleine Gruppe, die sich dem Pfadfinderleben widmete. Sie
                                                                    hiessen zunächst nicht Pfadfinder, sondern sie nannten sich
                                                                    «Kundschafter», deren Bewegung man auf den 1.1.1924
                                                                    beitrat. Die «Kundschafterbewegung» verstand sich als
                                                                    schweizerische Konkurrenz zu der aus England «importier-
                                                                    ten» Pfadfinderbewegung. Sie existierte allerdings nicht
                                                                    lange. Die erste schriftlich dokumentierte Übung dieser hie-
                                                                    sigen Gruppe fand am 17. Juni 1923 statt und stand unter
                                                                    dem Motto «Samariter».
      Rast in Buchs bei Abteilungsübung, 1924                       In den ersten Jahren ihrer Existenz streckte die Kundschaf-
                                                                    tergruppe ihre Fühler auch nach anderen, grösseren Abtei-
      Der Anschluss an die Pfadfinderbewegung                       lungen aus. Mit den Abteilungen «Lägern» und «Glocken-
      Die ersten Pfadfindergruppen entstanden 1907 in England.      hof» wurden gemeinsame Übungen abgehalten. Schliesslich
      Schon 1910 sprang der Funke auch auf die Schweiz über,        entschied man sich, selbständig zu bleiben. Auf den Fotos
      und 1913 wurde der Schweizerische Pfadfinderbund ge-          der 1920er-Jahre sieht man, dass ihre Uniformen mit den-

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JUGEND IM FURTTAL

jenigen der späteren Pfadfinder identisch sind. Auch die    rungen, z.B. eine von Affoltern auf den Horgenerberg. Man
Aktivitäten sind bis heute ähnlich geblieben.               liest in der Chronik oft von Propagandamärschen und Aus-
Wenn man die Chroniken der ersten Jahre durchliest, so      märschen die oft, vor allem bei grösseren Veranstaltungen
werden die Übungen, wie man die «wöchentlichen Aktivi-      wie bei Kundschafterlandsgemeinden, stattfanden. Auf den
täten» nennt, durchaus kritisch beschrieben. Da ist von     Fotos aus dieser Zeit sieht man die Burschen diszipliniert
verbranntem Kakao die Rede, auch zu dünner Tee wird be-     in Reih und Glied, mit Fahnen und manchmal mit Trommel-
mängelt, und zu nasses Wetter hinderte die damaligen        begleitung marschieren – eine damals übliche Art sich zu
Pfadfinder am Seilbrückenbau. Dies ist kein Wunder, waren   präsentieren. Sie ähnelten in der Form den Aufmärschen
die gebräuchlichen Hanfseile um einiges empfindlicher als   von politischen Parteien und Gewerkschaften in den Zwi-
die heutigen Seile aus Nylon oder anderen Kunstfasern.      schenkriegsjahren.
Kälte und Hitze, Nässe und Trockenheit: alles Themen, die   Einige Highlights wie das Betrachten des Feuerwerkes am
Pfadis bis heute beschäftigten.                             «Zürifest» auf Pontons im See und das Upgrade von 3.-
                                                            Klasse-Bahnbilletten in die 2. Klasse würden heutige Pfadis
                                                            auch nicht verachten. Aber der Schreibende glaubt kaum,
                                                            dass die SBB einer Pfadigruppe die 1. Klasse zur Verfügung
                                                            stellen würde... Trotzdem: An die erste Grossveranstaltung,
                                                            der Kundschafter-Landsgemeinde, fuhr man schon mit Autos!
                                                            In den ersten Jahren dieser Kundschaftergruppe existierte
                                                            keine eigentliche Vereinsstruktur. Erst am 27. Februar
                                                            1925 wurde erstmals ein Abteilungsvorstand ernannt. Er
                                                            setzte sich aus folgenden Mitgliedern zusammen: Dr.
                                                            Ernst Furrer, Affoltern,
                                                            Sekundarlehrer und,
                                                            laut dem «Historischen
                                                            Lexikon der Schweiz»,
                                                            Verfasser mehrerer wis-
Ausmarsch in der Formation                                  senschaftlicher Publi-
                                                            kationen1; Ad. Oesch,
Noch einige Kuriositäten, die wir uns heute kaum mehr       Buchdrucker, Affoltern,
vorstellen können: Die Übungen waren nicht immer am         sowie Rud. Meissner,
Samstagnachmittag wie heute. Es war durchaus üblich,        Ingenieur, Regensdorf.
diese auf den Mittwochnachmittag oder den Sonntag zu        Zum Leiter wurde Wal-
legen. Zudem ist zu lesen, dass manche Übung wegen          ter Süssmann ernannt.
schlechtem Wetter ausgefallen ist. Verständlich, wenn man   Aufgrund des Weg-
in Betracht zieht, dass damals die Wettertauglichkeit der   zuges von einigen Füh-
meist wollenen oder baumwollenen Kleider zweifelhaft war    rern der Gruppe ver-
und Tumbler sowie Entfeuchter noch nicht existierten.       schwand diese bald
Interessant ist auch, dass einige der Übungen im Sommer     einmal vorübergehend
schon auf 05.00 Uhr morgens angesetzt wurden, getreu        von der Bildfläche.
dem lateinischen Leitsatz «Carpe diem»!                                              Stolzes Logo
                                                                                     der Abteilung Alt-Regensberg
Aktivitäten von «Kundschaftern» und Pfadis
Vergleicht man die Inhalte der damaligen Übungen mit        Neuanfang bei den Pfadfindern
heute, sieht man Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede.     Einige der ehemaligen Leiter gründeten 1928 in Oerlikon
Seilkunde, Lagerbau, Samariterkunde sowie Nachrichten-      die Pfadfinderabteilung «Krambambuli», die 1930 in Pfad-
übermittlung mit Licht und Signalfahnen gehören immer       finderabteilung «Landenberg» umgetauft wurde. Die Abtei-
noch zum Repertoire des Pfadfinderlebens, aber es wurden    lung schien recht erfolgreich zu sein, konnte doch schon
auch Schnelllauf, Steinstossen sowie Hoch- und Weitsprung   1933 der Zug (Pfadfindergruppe) «Alt-Regensberg» ge-
geübt.                                                      gründet werden, Leitung: Fritz Meissner. Dieser wurde spä-
Auf die Marschtüchtigkeit wurde viel Wert gelegt. In den    ter aufgeteilt in zwei Halbzüge, und der Name «Alt-Regens-
20er-Jahren waren viele Übungen recht happige Wande-        berg» verschwand vorübergehend.

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JUGEND IM FURTTAL

      Definitive Abteilungsgründung und Krisen                       23. August: Da erste Versuche der Abteilung «Landenberg»,
      Die Abteilung entwickelte sich aber schnell. Vor allem das     in Regensdorf eine Gruppe zu bilden, gescheitert sind, wird
      Jahr 1941 war gekennzeichnet von Ereignissen, welche die       ein neuer Versuch unternommen.
      weitere Entwicklung von Alt-Regensberg prägen sollten.         6. September: Die Abteilung wird in den Schweizerischen
                                                                     Pfadfinderbund (SPB) aufgenommen.
                                                                     27. September: Rücktritt von Trudi Stauffer, neue Wolfsfüh-
                                                                     rerin Trudi Seiler v/o Zirp
                                                                     4. Oktober: Die Pfadfinder des Kantons Zürich werden neu
                                                                     organisiert. Aus drei Verbänden wird ein Kantonalverband
                                                                     mit neun Korps. «Alt-Regensberg» wird dem Korps «Lä-
                                                                     gern» mit den Abteilungen «Gryfenberg» (Zürich11), «Werd-
                                                                     egg» (Zürich 11), «Landenberg» (Zürich 11) und «Seldwyla»
                                                                     (Bülach) zugeteilt.

      Titelblatt Abteilungszeitung «Die Welle»

      11. Januar: Nach einer Werbeaktion in Affoltern wurde mit
      9 Buben eine erste Übung durchgeführt
      25. Januar: Gründung des Zuges «Alt-Regensberg» auf der
      Burgruine Alt-Regensberg. Gleichzeitig wurde der Zug in
      die Abteilung «Landenberg» aufgenommen
      26. April: Erste Wolfsübung
      17. Mai: Gründung eines Stammes der Wolfsmeute «Lan-
      denberg». Erste Leiterin: Trudi Stauffer                       Erste Übung der Gruppe «Alt-Regenberg», 1941
      18. Mai: Erster Zugsfamilienabend auf Anregung von Pfar-
      rer Gantenbein im Kirchgemeindehaus Affoltern                  Pfadibetrieb in den Kriegsjahren
      31. Mai / 2. Juni: Erstes Pfingstlager in Schönenberg ob       Wie während des Krieges üblich, wurden auch die Pfadfin-
      Wädenswil.                                                     der in die Landesverteidigung im weiteren Sinne einge-
      1. Juni: Trennung von der Abteilung «Landenberg»               spannt. So wird in der «Welle» ein Landdiensttag beschrie-
      7. Juni: Definitive Gründung der Pfadfinderabteilung «Alt-     ben: Da helfen die Wölfe einen Tag lang einem Bauern auf
      Regensberg». Erster Abteilungsleiter: Fm2 Hugo Wenninger       dem Acker. Auch Sprache und Inhalte einiger Artikel wider-
      v/o Fuchs, späterer Oberrichter. Der Zug «Alt-Regensberg»      spiegeln diese Zeit. Den Bericht über das Sommerlager
      verlässt die Abteilung «Landenberg». Die Abteilungsleitung     1941 in Seelisberg leitet der Abteilungsleiter folgender-
      besteht nebst dem Abteilungsleiter aus Abteilungssekretär      massen ein: «Es ist eigentlich selbstverständlich, dass die
      Alt-Pfadfinder Ernst Weber, Zugsführer Jfm Jean Greber,        Alt-Regensberger im Jahre des 650. Jubiläums der Eidge-
      Wolfsführerin Jwf Trudi Stauffer und Jfm Hans Kathan.          nossenschaft für ihr Sommerlager die Urschweiz wählten.»
      21./22. Juni: Teilnahme an der Kantonalen Pfadfinder-          Und dass der Bericht des Abteilungsleiters in der «Welle»
      landsgemeinde als erstem Grossanlass der Abteilung             mit «Tages-Befehl an die ganze Abteilung» überschrieben
      5. Juli: Erste Übung in Regensdorf                             wurde, sagt einiges über diese schwierige Zeit aus.
      12. Juli: Erstausgabe der Abteilungszeitschrift «Die Welle».   Die Kriegsjahre verliefen für unsere Pfadiabteilung recht
      Jahresabonnement für 12 Ausgaben: Fr. 2.–                      turbulent. Sie stellten die noch junge Abteilung auf einige
      14. Juli: Erste Elternversammlung. Haupttraktanden: Ge-        Proben. Es war Aktivdienstzeit, junge Pfadileiter mussten
      nehmigung der Statuten, Wahl des Elternkommitees. Die-         nicht nur Rekrutenschule und allenfalls Unteroffiziers- bzw.
      ses setzt sich aus Hr. Pfarrer A. Gantenbein und den Herren    Offiziersschulen absolvieren, sie verschwanden auch regel-
      E. Geering, H. Meili, R. Meier und W. Süssmann zusammen.       mässig für längere Zeit im Aktivdienst und standen für Mo-
      27. Juli – 6. August: Erstes Sommerlager in Seelisberg.        nate und Jahre den Pfadis nicht zur Verfügung. Auch die

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JUGEND IM FURTTAL

Durchführung von Lagern stellte die jungen Leiter und Lei-      schrieben und mit den legendären «Schnapsdruckern» ver-
terinnen vor Probleme, die heute, glücklicherweise, nicht       vielfältigt. Nur der Umschlag aus festerem Papier, mit dem
mehr und hoffentlich nie mehr vorkommen. So zum Beispiel        Abteilungsabzeichen versehen, wurde in einer Buchdrucke-
Lebensmittelrationierungen, denn nebst dem Lagerbeitrag         rei hergestellt. Nach und nach wurde es üblich, dass zur
mussten alle Lagerteilnehmer noch zusätzlich ihre Rationie-     Kostendeckung der Zeitschrift Inserate angenommen wur-
rungsmarken beisteuern. Gut, dass die Pfadis «Armeeratio-       den, meist von lokalen Geschäften aus Affoltern und Re-
nen» bekamen, das heisst, ein wenig mehr als die Normal-        gensdorf.
bürger. Dass die Rationierung nicht immer sehr ernst            Auch der Pfadibetrieb bekam wieder den nötigen Schwung.
genommen wurde, zeigt ein Ausschnitt aus einem Bericht          Schon im August 1947 konnten einige Alt-Regensberger am
der «Welle» vom Oktober 1942, geschrieben von der Wolfs-        World Scout Jamboree teilnehmen, das in Moisson, Frank-
führerin Trudi Seiler v/o Zirp:                                 reich, stattfand. Nach Jahren der kriegsbedingten Isolation
«Durchnässt, müde, doch froh und befriedigt wurden wir          war dies eine Gelegenheit, internationale Kontakte mit
schliesslich in den Wald zum Mittagessen abkommandiert.         Gleichgesinnten aus aller Welt zu knüpfen. Die Berichte der
Was da alles zum Vorschein kam, unglaublich! Das Kriegs-        Teilnehmer zeugen vom Staunen über die verschiedenen
wirtschaftsamt wird hoffentlich diesen Bericht nicht lesen,     Kulturen, die im gemeinsamen Haus der Pfadfinderbewe-
so darf ich es wohl wagen, einen kleinen Einblick in die un-    gung zusammenfanden.
geheuren Fressalienmengen zu geben: Da zerrte z.B .einer
aus einem Rucksack zwei Würste, zwei grosse Birnen-             Die «Welle» und das erste Pfadiheim
wecken mit ungeheurem Volumen heraus».                          Ein Höhepunkt in der Chronik von Alt-Regensberg ist sicher
                                                                die Einweihung des ersten Pfadiheimes im Hönggerwald,
                                                                wobei «Heim» ein wenig übertrieben ist, «Hütte» wäre an-
                                                                gebrachter. Sie wurde, laut Hüttenchronik, als recht bau-
                                                                fälliger Schuppen von den Turnern übernommen, und zwar
                                                                gratis! Nicht ganz gratis war dann der Umbau, zumindest,
                                                                wenn man den Arbeitseinsatz nicht mit einbezieht. Trotz-
                                                                dem konnte im Oktober 1947 die Hütte, der man den
                                                                Namen «Hohen Rätien» gab, eingeweiht werden. Jetzt hat-
                                                                ten die Pfadis bei schlechtem Wetter einen Unterstand. Bis
                                                                dato waren sie jeweils auf den Goodwill einiger Pfadieltern
                                                                angewiesen, die aber nach den Indoor-Übungen die gute
                                                                Stube oder den Keller tüchtig reinigen mussten.

Strammes Antreten

Ein weiteres Kuriosum dieser Jahre: einige Pfadfinder, die
mit dem Velo unterwegs waren, wurden von der Polizei ein-
dringlich ermahnt. Grund: Sie fuhren in der Nacht – mit
Licht! Verdunkelung lässt grüssen!
Schwierige Zeiten hatte die Abteilung auch während der
letzten Kriegsjahre: Viele Leiter fehlten; wer noch leiten
konnte, war überlastet. Es begann eine Zerreissprobe, die
Abteilung stand kurz vor dem Zerfall.

Aufschwung nach dem Krieg
Nach dem Krieg besserte sich die Lage wieder. Junge und         Pfadiversprechen Waldweihnacht 1959
alte Leiter, sowie ehemalige Pfadis und Pfadieltern ergriffen
die Initiative und erweckten die Abteilung zu neuem Leben.      Nicht alles verlief so gut wie der Hütten(um)bau. Die Abtei-
Die «Welle», die ab 1943 nur noch unregelmässig erschie-        lungszeitschrift musste nach 1947 aus finanziellen Gründen
nen war, wurde 1947 unter dem neuen Titel «Alt-Regens-          ihr Erscheinen einstellen. Dadurch verlor die Abteilung ein
berg-Kurier» wiederbelebt. Die 6 Exemplare pro Jahr waren       wichtiges Kommunikationsmittel. Lagerberichte, Übungs-
alle im A5-Format, von den Leitern selbst auf Matrizen ge-      beschreibungen, Informationen für Aktive und Eltern – all

                                                                                                                          9
JUGEND IM FURTTAL

                                                                     an die Suche nach einem geeigneten Standort. Schon bald
                                                                     wurde man fündig: ein Grundstück am Waldrand bei der
                                                                     Ruine Alt-Regensberg, besser könnte es gar nicht laufen!
                                                                     Nur lag erstens das Grundstück in einem Naturschutzge-
                                                                     biet, zweitens gehörte es dem Kanton und drittens darf
                                                                     beim und im Wald gar nicht gebaut werden... Also alles
                                                                     nochmals von vorne!
                                                                     In der Welle 4/1963 dann die entscheidende Information:
                                                                     Die Heimkommission, präsidiert von Prof. H. Gerber, hat
                                                                     entschieden, eine «Stiftung Pfadfinderheim Alt-Regens-
                                                                     berg» zu gründen und gleichzeitig einen Stiftungsrat zu er-
                                                                     nennen. Zweck der Stiftung:
      Herbstlager 1951 in Origlio                                    «1. Die Sammlung von Geldern für die Errichtung eines
                                                                     Pfadfinderheimes der Abteilung Alt-Regensberg und
      das konnte nicht mehr zielgerichtet publiziert werden. Erst    2. nach Äuffnung des für die Errichtung jenes Heims erfor-
      1951 wurde die «Welle» wieder zum Leben erweckt. Aller-        derlichen Betrages, der Bau und Betrieb desselben».
      dings erschien sie nicht in der gewünschten Regelmässig-       Der Stiftungsrat befasst sich mit den eigentlichen Aufgaben
      keit, sondern einige Jahre lang nur in wenigen Ausgaben,       zum Bau des Heimes. Im gleichen Bericht wird auch der Ar-
      in anderen Jahren gar nicht. Erst ab 1958 konnte ein regel-    chitekt des Heims vorgestellt: Hans Gerber v/o Falk, ehe-
      mässiges Erscheinen organisiert werden. Dies dauert, zum       maliger Zugführer Zug «Erlach». Die Pläne als solche kön-
      Glück, bis heute an.                                           nen nicht gezeigt werden, aber das geplante Heim wird
      1955 dann eine weitere Hiobsbotschaft: Die Pfadihütte ist      schon recht detailliert beschrieben. Als Höhepunkt der
      abgebrannt! Wie es dazu kam, ist unsicher, schriftliche Auf-   Nachricht: Ein Bauplatz wurde gefunden! Es handelt sich
      zeichnungen fehlen. Es sollen aber noch Alt-Pfadis existie-    um ein grösseres Gelände im «Harlachen», am nördlichen
      ren, die sich daran erinnern können. Anhand der spärlichen     Waldrand des Gubrists, oberhalb der Weiningerstrasse.
      Informationen, die uns vorliegen, müssen einige Pfadis ein
      Feuer entfacht haben, in korrektem Abstand zu den Bäu-
      men, wie sie es gelernt hatten, aber zu nahe an der Hütte.
      Nun musste die Abteilung einige Jahre ohne Unterkunft und
      Schutzdach für Übungen bei schlechtem Wetter auskommen.

                                                                     Broschürentitel der Stiftung Pfadfinderheim Alt-Regensberg

                                                                     Endlich – ein eigenes Regensdorfer Pfadiheim
                                                                     Die Jahre 1963 und 1964 standen nun ganz im Zeichen des
                                                                     Heimbaus: Die Finanzierung musste sichergestellt werden.
      Die Pfadi-Hütte «Hohen Rätien» 1947                            Zeitungssammelaktionen, Spenden, bezahlte Freiwilligen-
                                                                     arbeit, Verkauf von Geschenken an Basaren und Märkten –
      Neuer Anlauf                                                   dies alles und noch eine beträchtliche Anzahl Stunden Fron-
      Im Januar 1962, anlässlich eines «Höcks» wurde die Idee        arbeit am Bau mussten die LeiterInnen der Pfadiabteilung
      eines Pfadiheims von den Leitern wieder aufgegriffen. Am       mit den normal laufenden Pfadiaktionen wie Übungen und
      8. Juni wurde das Begehren der Elternversammlung vorge-        Lager unter einen (Pfadi-) Hut bringen. Dies war nicht ganz
      tragen, welche diesen Vorstoss begrüsste. Sofort ging es       einfach. Es gab, und dies verschwiegen auch einige Autoren

      10
JUGEND IM FURTTAL

in der «Welle» nicht, Spannungen und Zerreissproben. End-     gerte sich das Einzugsgebiet der Abteilung vom Dreieck Af-
lich, im September 1966, konnte das Pfadiheim eingeweiht      foltern – Regensberg – Höngg ins Furttal, das ab den 70er-
werden! Die Abteilung war nun stolze Besitzerin eines, nach   Jahren ein immenses Bevölkerungswachstum erlebte, im
damaliger Ansicht, avantgardistisch aussehenden, einfa-       Gegensatz zu den Stadtquartieren, wo die Bevölkerungs-
chen aber zweckmässigen Pfadiheimes! Und, was sehr            zahl tendenziell abnahm, und vor allem die Zahl junger
wichtig war, es zog wieder so etwas wie eine pfadfinderi-     Familien zurückging.
sche Normalität in die Abteilung ein. Man war nicht mehr
abgelenkt durch den Bau des Heimes und konnte sich nun
voll und ganz den pfadfinderischen Tätigkeiten widmen.
Auch äussere Ereignisse beeinflussten den Pfadibetrieb. Ich
zitiere aus der Welle 4/ Dezember 1967: «Ab sofort ist es
jedem Fähnli, jedem Stamm und jeder Meute, ebenso den
Rovern strikte verboten, Lager oder Übungen oder sonst
irgend welche Anlässe durchzuführen an Orten, wo bereits
Fälle von Tollwut vorgekommen sind!»

                                                              Freizeiteinsatz auf der Heim-Baustelle, 1964

                                                              Vorunterricht und Jugend & Sport
                                                              Während Jahrzehnten war die Pfadfinderbewegung im mi-
                                                              litärischen Vorunterricht (VU) eingespannt. Die älteren Le-
                                                              serInnen unter Ihnen können sich sicher noch daran erin-
                                                              nern. Für die jüngeren ein Zitat aus dem Historischen
                                                              Lexikon der Schweiz: «Anknüpfend an aufklärerisch-ideali-
                                                              stische Vorstellungen propagierte der erste Entwurf einer
                                                              Armeereform von 1868 die Einführung eines militärisch-
                                                              turnerischen Vorunterrichts, der die physische Entwicklung
                                                              der Männer zwischen obligatorischer Volksschule und Re-
                                                              krutenschule fördern sollte»...

Alle helfen beim Heimbau

Vielleicht erinnert sich der eine Leser oder die andere Le-
serin noch an diese Zeit, als man mit einem Knüppel be-
waffnet auf den Spaziergang im Wald oder auf ein Schul-
reisli ging. Dank der Umsicht der Behörden und der
effizienten Bekämpfung der Tollwut war diese Gefahr aber
relativ rasch gebannt. Aber kaum war Tollwut kein Thema
mehr, lauerte die Natur schon mit neuen Tücken auf:
Zecken! Die allsamstägliche Absuche des Wolfs- oder Pfa-      Korpswettkämpfe in Regensdorf, 1964
dikörpers nach diesen blutsaugenden Insekten gehören in
vielen Familien schon zu einem festen Ritual. Aber im Un-     Die Pfadigruppen konnten ihre Lager und Übungen also
terschied zur Tollwut ist hier noch keine Lösung in Sicht.    dem VU anmelden und bekamen dafür Geld und leihweise
                                                              Material (Blachen, Schanzwerkzeuge etc.). Dafür mussten
Konsolidierung                                                die Jungen ab 16 Jahren (Mädchen waren davon ausge-
Das nächste Jahrzehnt brachte keine einschneidenden,          schlossen!) ein klar definiertes Sportprogramm absolvie-
wohl aber schleichende Änderungen: Nach und nach verla-       ren. In den Genuss dieser Privilegien kamen aber nicht

                                                                                                                      11
JUGEND IM FURTTAL

      alle Sportarten, nur solche, die auch «militärisch nützlich»    Zusammenarbeit Meitli- und Bubenpfadi
      waren wie Leichtathletik, Schiessen, Geländespiele etc. In      1977 ein neuer Meilenstein: Man beschloss, mit der Meit-
      den Nachkriegsjahren kam dieses Programm immer mehr             lipfadi Regensdorf, die kurz zuvor gegründet worden war,
      in die Kritik. Sport wurde ganzheitlicher gesehen, Aspekte      enger zusammenzuarbeiten. Dies hatte für beide Abteilun-
      Gesundheit und Prävention spielten eine immer wichtigere        gen einige Vorteile. So konnte die Meitlipfadi zum Beispiel
      Rolle. Zudem kam man zur Einsicht, dass sich auch Mäd-          von der Infrastruktur, sprich vom Pfadiheim, profitieren,
      chen (!) sportlich betätigen sollten, genau gleich wie die      während manche zukünftige Wolfsführerin aus den Reihen
      Jungen.                                                         der Schwesterabteilung rekrutiert werden konnte. Selbst-
                                                                      verständlich bekamen sie auch ihren gebührenden Platz in
                                                                      der «Welle». Auch wurde die Meitlipfadiabteilung umbe-
                                                                      nannt. Sie hiess nun, wen wundert’s, «Meitlipfadi Altburg».
                                                                      Mittlerweile, und das darf man mit Befriedigung feststellen,
                                                                      ist aus der kleinen Schwester eine ebenbürtige Partnerin
                                                                      auf Augenhöhe geworden. Doch werden sie ihre Geschichte
                                                                      bei Gelegenheit wohl selbst erzählen.

      Schwer bepackt ins Herbstlager nach Aurigeno, 1964

      1972 entstand «Jugend und Sport» (J+S), eine staatliche
      Organisation, die ein sehr breites Spektrum von Sportarten
      unterstützt und für Kinder ab dem Vorschulalter da ist.
      Damit begann für die Pfadi ein neues Zeitalter: Man konnte
      mehr Kinder für Lager und Übungen anmelden, Leihmate-
      rial bekam man auch und sogar eine Geldentschädigung für
      den Aufwand. Natürlich müssen einige Vorgaben erfüllt
      werden! Aber sie sind jeweils auf die beteiligten Kinder zu-    Gemeinsam am Rägifäscht
      geschnitten und haben den militärischen Aspekt gänzlich
      verloren. Nicht unwesentlich: Unsere Pfadileiter werden         Unserer Pfadi heute
      auch als J+S-Leiter ausgebildet. Sie erhalten eine moderne      2008, und da gehörte unsere Abteilung zusammen mit den
      Führungsausbildung, die manchem Management-Lehrgang             Meitlipfadi Altburg zu den Pionieren, wurde die «Fünkli-»
      durchaus ebenbürtig ist! Die Ausgaben von J+S, sei es für       bzw. «Biber-Stufe» eingeführt für Kinder im Vorschulalter,
      die Pfadi oder für andere Sportarten, sind also eine der loh-   ab ca. 5 Jahren. Sie beschäftigen sich vor allem mit Spielen,
      nendsten Verwendungen von Steuergeldern.                        Basteln und Singen. Ab etwa 7 Jahren können sie in die
                                                                      Wolfsstufe übertreten. Erwähnenswert ist noch die einzige
                                                                      Bedingung für die Aufnahme als «Fünkli/Biber»: Sie sollten
                                                                      selbständig ein WC aufsuchen können...

                                                                      Veränderungen – und was bleibt
                                                                      Nebst den demographischen Verschiebungen änderten sich
                                                                      auch innerhalb der Pfadi einige der früher als sakrosankt
                                                                      betrachteten Traditionen: Am sichtbarsten wohl die Uni-
                                                                      form. War sie früher bis ins letzte Detail vorgeschrieben,
                                                                      wurde sie ab Ende der 60er-Jahren mehr und mehr dem
                                                                      Zeitgeist angepasst. Jeans wurden erlaubt, die farbigen
                                                                      Übersocken verschwanden, ebenso die blauen Manche-
                                                                      sterhosen (im Sommer kurz, im Winter Knickerbocker) und
      Meitlipfadi Altburg                                             der steife Hut. Letzterer wird noch «weich» getragen, Hemd

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JUGEND IM FURTTAL

und Krawatte als Zeichen der Zugehörigkeit einer Abteilung
blieben. Ebenso blieben, wenn auch modifiziert, alle Sorten
von Abzeichen und Pfeifenschnüren für Leiter. Neu dazu
kamen Linolschnittaufdrucke auf den Pfadihemden. In (fast)
jedem Lager oder Leiterkurs wird so einer gefertigt, und die
Teilnehmer drucken ihn jeweils auf ihr Hemd, als Erinne-
rung, aber auch als eine Art Auszeichnung, wo man schon
gewesen ist.
Auch pädagogisch hat sich einiges verändert. Hatten in den
Anfangszeiten Disziplin und Gehorsam einen sehr hohen
Stellenwert, so stehen heute Kreativität, Engagement und
soziales Verhalten (Teamgeist) im Vordergrund. Waren Lei-       Bundeslager 1960 in Bonaduz
terkurse früher eher Instruktionen, so gleichen sie heute
fast Managementseminarien, an denen den LeiterInnen             Berufslehren. Daneben wird den Heranwachsenden durch
nebst Kenntnissen über Organisation, Pfaditechnik auch          die Medien die ach so coole Welt des Konsums und der
Rechtliches sowie Pädagogik und Psychologie vermittelt          Selbstdarstellung permanent vorgeführt. Ist das persönli-
werden.                                                         che Engagement «out»? Darum sind die Pfadis, wie auch
                                                                andere Vereine, froh um junge Männer und Frauen, die ihre
                                                                Freizeit für andere Menschen, für ein Ideal, hergeben, ganz
                                                                nach einem Zitat von «BiPi» (Lord Robert Baden-Powell),
                                                                mit dem ich diese kleine Abteilungsgeschichte3 abschlies-
                                                                sen möchte:
                                                                «Doch der wahre Weg, Glück zu erlangen, besteht darin, an-
                                                                dere Menschen glücklich zu machen. Versucht, die Welt ein
                                                                bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden
                                                                habt.»

Waldweihnacht 1985

Hat sich etwas geändert in Bezug auf die Haltung der Pfa-
dis? Leserinnen und Leser mögen selber vergleichen und
urteilen. Als Beispiel hier ein Zitat aus der «Welle» 1/1951:
«Was ist der Rover?
Der Rover ist:
– ein gläubiger Christ (dies kollidiert ein wenig mit dem
   Pfadfinderischen Grundsatz, dass alle Religionen gleich-
   berechtigt sind)
– ein verantwortungsbewusster Staatsbürger
– ein Diener an Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde
                                                                1
– verträglich im Umgang mit Mitmenschen»                          «Verfasser zahlreicher vegetationskundl. und naturwissenschaftl.
                                                                  Artikel, z.B. in der NZZ, der «Zürcher Illustrierten» (Wanderatlas)
Während den Kriegsjahren und danach zu Beginn des Kal-            und der «Schweiz. Lehrerzeitung». F. war ein früher Förderer der
ten Krieges war manchmal auch die Rede von «Wehrtüch-             Geobotanik und ein erfolgreicher, vielseitiger Vermittler naturwis-
tigkeit» – siehe auch «militärischer Vorunterricht».              senschaftl. Erkenntnisse.»
                                                                2
                                                                  Fm: Feldmeister, Jfm: Jungfeldmeister – höhere Pfadiführer
                                                                3
                                                                  Quellenangaben und Dank:
Pfadi in der Zukunft?                                             Diese Zusammenfassung war nur möglich durch die Hilfe vieler
Wir sind im Heute angelangt. Die Lebensumstände in den            Menschen, die irgendwie mit der Pfadi verbunden sind oder waren.
letzten 50 Jahren haben sich rasant geändert. Doch hat sich       Mein Dank gilt André Lernhart v/o Jumbo, Stephan Hartl v/o Togo,
                                                                  Peter Egloff v/o Onyx, Holger Nötel v/o Waldi, Stefan Imlauer v/o
der Mensch als solcher geändert? Man spürt bei vielen jun-        Zabli und viele weitere, die mich mit ihrem Wissen, ihren Erinne-
gen Leitern den erhöhten Leistungsdruck in Schulen und            rungen und ihrer konkreten Hilfe unterstützt haben.

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