Stolberg blüht auf Helfen Sie mit, Stolberg insektenfreundlicher zu machen! - HIERONYMUS
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Das Kupferstadtmagazin 07/08 2020 | 24 www.hieronymus-magazin.de Stolberg blüht auf Helfen Sie mit, Stolberg insektenfreundlicher zu machen! Neues Geschäft im Steinweg NEUE RUBRIK Zinkhütter Hof Stilvolles Ambiente bei DLZ Stolberg - Raum für Führung im „Blattrausch Concepts“ Wachstum und Innovation Industriemuseum
Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, zweifelsohne hätte niemand damit gerechnet, dass wir eine solche erste Jahreshälfte durchleben werden. Im März, April und auch noch teilweise im Mai galten strenge Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Auch der Hieronymus konnte deshalb in seiner letzten Ausgabe nur online erscheinen. Die restriktiven Maßnah- men wie die Schul- und Kindergartenschließungen sind zwar inzwischen vorüber, aber natürlich gelten wichtige Hygienevorschriften noch weiterhin, um eine zweite Ausbreitungswelle zu verhindern. Größere Veranstaltungen werden noch für längere Zeit nicht möglich sein. In vielerlei Hinsicht ist diese Pandemie eine große Herausforderung. Die städtischen und auch privaten Haus- halte sind sehr angespannt, die wirtschaftliche Lage mindestens schwierig. Als Stadt haben wir versucht, durch Beitragserlasse, Bewerbung, Beratung und verschiedenste Hilfsangebote und Hilfsinitiativen sowohl die privaten Haushalte als auch die heimische Wirtschaft bestmöglich zu stützen. Aber natürlich kann derzeit keine Kommune die Verluste oder auch die gestiegene Arbeitslosigkeit komplett auffangen. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass die wirtschaftlichen Folgen nicht nachhaltig, sondern in den meisten Branchen nur vorübergehend sind. In der aktuellen Hieronymus-Ausgabe werden Sie beispielsweise über die Arbeit des städtischen Krisenstabes informiert, in dem ich mich mit Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung und dem Bevölkerungsschutz regelmäßig zur aktuellen Lage austausche. Darüber hinaus können Sie sich auf einen sehr interessanten Artikel über ein mir sehr wichtiges Projekt freuen: die Wiedereröffnung des Servicepoints am Stolberger Hauptbahnhof. Es ist für die Attraktivität unseres Hauptbahnhofes als Verkehrsknotenpunkt extrem wichtig, dass dort wichtige Dienstleistungen nun wieder angeboten werden. Nun stehen die Sommerferien an. Für viele werden es sehr ungewöhnliche Ferien, weil eventuell ursprünglich geplante Urlaube abgesagt oder verlegt werden mussten. Ich wünsche Ihnen trotz allem einen wunderschönen Sommer und schöne freie Tage! Herzliche Grüße Ihr Patrick Haas Bürgermeister 07/08 2020 Das Kupferstadtmagazin 3
Impressum & Inhalt Impressum & Inhalt Impressum ÖFFNUNGSZEITEN Servicestelle Rathausfoyer Die Öffnungszeiten der einzelnen Ämter Herausgeber: Kupferstadt Stolberg Redaktions- und Anzeigenleitung: Rathausstraße 11-13, 52222 Stolberg entnehmen Sie bitte der Internetseite Rathausstraße 11-13, 52222 Stolberg oecher-design Medienagentur Auflage: 5.000 Exemplare Telefon: 02402 13-0 www.stolberg.de Telefon: 02402 9979922 Vertrieb: kostenlose Verteilung an post@hieronymus-magazin.de ca. 200 Auslegestellen in Stolberg Mo 08:00–12:30 Uhr Es wird empfohlen, weiterhin Termine redaktion@hieronymus-magazin.de Erscheint: 2-monatlich Di 08:00–12:30, 14:00–16:00 Uhr zur Erledigung der Angelegenheiten zu Produktion und oecher-design Medienagentur vereinbaren. Für den Bürgerservice, das Bildmaterial: Toni Dörflinger, N icole Brodehl, Mi 08:00–12:30, 14:00–16:00 Uhr Gestaltung: Nicole Scherrers, Christiane Lühr Heike Eisenmenger, Christian Altena, Sozialamt, das Jugendamt und die Ab- Do 08:00–12:30, 14:00–17:30 Uhr teilung Personenstandswesen ist eine Cockerillstr. 100, 52222 Stolberg POWER+RADACH, Hanrath Event GmbH, Jürgen Detemple, Katrin Bünten, Adobe Fr 08:00–12:30 Uhr Terminvereinbarung weiterhin zwingend Telefon: 02402 9979922 post@hieronymus-magazin.de Stock sowie eigene Aufnahmen erforderlich. Anzeigen- und Redaktionsschluss für die Ausgabe 09/10 2020 ist der 10. August 2020. HIERONYMUS? HIERONYMUS! Burgherr, Vordenker, Wirtschaftsförderer: Hieronymus von Efferen Inhalt (ca. 1500 bis 1552) war zwar ein „Zugezogener“, hat aber in Stolberg viel bewegt und die Renaissance ins Vichttal gebracht. Im Laufe der Zeit ist der einstige Lehnsmann ein bisschen in Vergessenheit geraten – zu Unrecht, wie wir meinen. Denn er brachte die Burg in Schuss, förderte das Messinggewerbe vor Ort, rief die erste Gemeindekirche ins Leben und führte das Hochgericht ein. Daher haben wir dem neuen Kupferstadtmagazin kurzerhand den Namen „Hieronymus“ verpasst. Denn spannende Geschichte(n) gab es damals und gibt es noch heute zuhauf in der Kupferstadt. Hierony- mus hat vorgemacht, wie man Stolberger Stadtgeschichte schreibt. Wir möchten diese gemeinsam mit den Stolberger Bürgerinnen und Bürgern fortschreiben. Und da passt kein Name besser als: HIERONYMUS! Aktuelles Historie Kultur Service INFO Mehr Infos zu Hieronymus: Der kleine Vogelsänger 6 ZeitZeichnen 14 Finni un Knotterbüll 26 Verborgene Orte 19 www.hieronymus-magazin.de/vonefferen.pdf KLASSIK FESTIVAL MOMENTUM 7 Archivale des Monats 18 Stolberger Motive 26 Vereinsleben 25 Die komplette Ausgabe des Kupferstadtmagazins Atelierhaus & Skulpturengarten 7 Geschichten, Gaststätten, Ronny - die Kinderseite 27 Hieronymus ist auch online erhältlich! Stolberg blüht auf 8 Geschäfte 20 www.hieronymus-magazin.de Blattrausch Concepts 10 DÜRFEN WIR VORSTELLEN? 12 Ein Foto – eine Geschichte 22 www.facebook.com/HieronymusMagazin Kiosk am Hauptbahnhof 13 Geschichten, Gaststätten, Nachbericht SAE 15 Geschäfte 16 www.instagram.com/HieronymusMagazin DLZ Stolberg Neue Rubrik 16 Biologische Station 17 Anregungen & Kritik gerne an: post@hieronymus-magazin.de Führung im Zinkhütter Hof 21 Fahrrad-Stellplätze 23 Die veröffentlichten redaktionellen Beiträge und Fotos sind urheber- rechtlich geschützt und dürfen - auch auszugsweise - ohne Zustim- Lebensretter Euregio 24 mung des Urhebers nicht verwendet oder verwertet werden. Blumenmeer im Steinweg 24 4 Das Kupferstadtmagazin 07/08 2020 07/08 2020 Das Kupferstadtmagazin 5
Aktuelles KLASSIK FESTIVAL MOMENTUM Auch wenn die meisten Sommer-Festivals abgesagt wurden, brauchen die Musikfreunde im Aachener Raum nicht auf musikalische Delikatessen in den Sommerfe- zerts, das Intendantin Patricia Buzari und Marina Baranova rien verzichten. bestreiten werden. Und zwar mit Beethovens Klaviersonate op. 110 und dem 3. Klavierkonzert. Aufgrund der Corona-Be- Unter Einhaltung der aktuellen Hygienemaßnahmen wird die schränkungen muss diesmal auf ein Orchester verzichtet wer- deutsch-iranische Pianistin und Klavierpädagogin Patricia den, so dass Patricia Buzari den Orchesterpart am 2. Flügel Buzari zum fünften Mal ihr „Klassik Festival Momentum Stol- ersetzen wird. Am Samstag, den 11. Juli um 19.30 Uhr, fin- berg“ im Museum für Industrie-, Wirtschafts- und Sozialge- det das Festival mit einem Duo/Trio-Abend von Sheila Arnold schichte „Zinkhütter Hof“ durchführen. Vom 6. bis 11. Juli (Klavier), Sandrine Cantoreggi (Violine) und Alexander Rami- wird das Museum mit seinem pittoresken Ambiente als rez (Gitarre) seinen Abschluss. Auf dem Programm stehen u.a. Der kleine Vogelsänger Austragungsstätte von sieben Konzerten der Spitzen- Werke von Beethoven, Mozart und Bartók. klasse zur Verfügung stehen, die Patricia Buzari wiederum Bereits im letzten Jahr reiste etwa ein Fünftel der Besucher abwechslungsreich und mit hohem künstlerischem Anspruch aus ganz Deutschland an, womit das Festival mittelfristig und der Füürpitt von Christian Altena zusammengestellt hat. Zu den sieben Konzerten, die unter dem Motto „Pilgerfahrt zu Beethoven“ stehen, gehört auch zum wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt Stolberg und der Region beiträgt. Zu den unverrückbaren Markenzeichen ein Kinderkonzert am 11. Juli um 11:30 Uhr, das sich mit Mo- des Festivals gehören für Patricia Buzari „Internationalität zarts „Zauberflöte“ beschäftigen wird. und höchste Qualitätsansprüche“, wobei mit der internatio- „Heda! Bist du der Lange Hein?“, rief der kleine Vogelsänger, „Du verstehst das nicht!“ Er räusperte sich und fuhr umso Renommierte Künstler, darunter der Pianist und Echopreis- nal weitgestreuten Besetzung zugleich ein deutliches Zeichen als er nach vielen kleinen Schritten in einer Straße auf die lauter und bedeutungsvoller fort: „Arbeit ist das ganze träger Alexander Krichel, unterstützen dieses kulturelle Er- gegen jede Art von Rassismus gesetzt werden soll. Figur traf, vor der er nun stand. Leben!“ eignis mit ihrer Teilnahme. Alexander Krichel wird in diesem „Nein, ich bin der Alte Fritz!“ Sein Standpunkt schien nicht so beweglich, wie er vorgab, Rahmen das Eröffnungskonzert am 6. Juli mit Werken von INFO „Der Alte ...“ überlegte der kleine Vogelsänger. überlegte sich der kleine Vogelsänger. Alle Infos unter: www.festival-momentum.de Beethoven und Liszt bestreiten. Es folgen Konzerte mit dem „Nein, der krause Moritz!“, rief die Figur, die sich anscheinend „Dir hat man die Vögel gegeben, mit denen du singst, an- Duo Antia Couto (Klavier) und Maxim Barbash (Violoncello), Tickets ab Donnerstag, den 18. Juni, bei eventim.de, einen kleinen Spaß mit dem Kleinen Vogelsänger erlauben dere stehen im kühlen Wald oder lassen sich von der Sonne ein Abend mit Stipendiaten der „YAC Deutsche Stiftung Mu- in der Bücherstube Stolberg (Rathausstr. 4, wollte. bescheinen und andere, die ...“ Der Füürpitt zögerte. sikleben“ und dem Dudok Streichquartett. Am Freitag, den Tel.: 02402-909084) und an der Abendkasse im „Mein Kleiner, ich bin der Füürpitt!“, erklärte er ihm. „Der Lan- „Und andere tun was?“, fragte der neugierige kleine Vogel- 10. Juli, steht Beethoven im Mittelpunkt eines Benefizkon- Zinkhütter Hof (Cockerillstr. 90). ge Hein steht schon lange nicht mehr. Was willst du denn sänger. ATELIERHAUS & SKULPTURENGARTEN von ihm? Und fasse dich bitte kurz, siehst du nicht, dass ich „Nun ...“, der Füürpitt holte Luft, „Nun, die Füürpitte, die arbeite?“ Münsterbuscher, die Schwambülle, wie man auch sagt, „Ich wollte ihn fragen, was Stolberg ist. Auf meiner Suche wir waren immer fleißige Arbeiter. In der Zinkhütte, in der traf ich schon viele, aber noch niemanden, der arbeitet.“, Bleihütte, in der Glashütte, in der Kesselschmiede. Und so WORKSHOP KREATIVES AUS STEIN erklärte der kleine Vogelsänger. arbeite auch ich für immerdar als letzter der alten Art.“ Wir dürfen wieder Workshops geben. „Das war mir klar. Alle im Ruhestand oder Tagediebe!“, ent- Der kleine Vogelsänger staunte. In unseren Workshops werden unter professioneller Anleitung Skulpturen aus Porenstein gefertigt. Während des Arbeitens mit gegnete der arbeitende Füürpitt. „Aber nicht weit von hier, da steht einer, dessen Arbeit ein Säge, Feile und Schleifpapier wird ganz nebenbei das dreidimensionale Vorstellungsvermögen geschult und zugleich die Fein- „Oh!“ Der kleine Vogelsänger war überrascht. „Alle, die ich anderes Geschäft ist. Meines schafft Lohn, Brot und ja, auch motorik beider Hände trainiert. Ob erste Erfahrungen sammeln oder vorhandene intensivieren: Wir vermitteln die notwendigen traf, standen dort in Ruhe und hatten ihren eigenen Stand- Müdigkeit.“ Der Füürpitt seufzte. „Und seines nichts als Techniken und unterstützen dabei, eigene Ideen oder neue Impulse umzusetzen. punkt. Und bei dir ist das anders?“ Erleichterung, Tag um Tag.“ Termine für Erwachsene / Anfänger / Fortgeschrittene: „Sieh‘ doch, wie dynamisch ich mich bewege, wie ich voller „Kann er mir davon erzählen, was Stolberg ist?“, fragte der Sa. & So.11. / 12. Juli Sa. & So. 01. / 02. August Kraft die Muffeln der Zinköfen beschicke und wie ich ihrer kleine Vogelsänger. Sa. & So.18. / 19. Juli Sa. & So. 08. / 09. August Hitze trotze!“, antwortete der Füürpitt voller Mühsal. „Er kann dir gewisslich von seinem Malefiz, das er sein jeweils: von 10.00 bis 15.00 Uhr „Ich bin der Füürpitt, der am Feuer steht. Ohne Unterlass Geschäft nennt, erzählen, kleiner Vogelsänger!“, sagte der Preis pro Teilnehmer / Wochenende / 2 x 5 Std.: 111,- Euro inkl. MwSt. arbeite ich an den Öfen der Münsterbuscher Zinkhütte, hörst dynamische Füürpitt, der wieder eine schwungvolle Drehung du?“ vollführte. Veranstaltungsort: ATELIERHAUS & SKULPTURENGARTEN / HAMMERBERG „Halte Ausschau nach dem Bareschesser!“ rief der ange- Hammerberg 13 / 52222 Stolberg Der kleine Vogelsänger hörte. strengte Füürpitt und achtete nicht länger des kleinen Ansprechpartner: Birgit Engelen / Grafik-Design & Kunst „Du arbeitest immer? Auch sonntags?“ ANMELDUNG erforderlich: Tel. 02402 4904 oder 0176 45011591 Vogelsängers. „Immer, das siehst du doch. Arbeit ist das halbe Leben! Was „Bareschesser!“, dachte sich der kleine Vogelsänger. „Was birgitengelen@gmx.de, alle Infos unter www.birgit-engelen.de soll ich auch sonst tun?“, fragte der Füürpitt mürrisch. mag dieses Baresch sein, dessen er ein bekannter Esser zu „Also doch nur das halbe Leben?“, fragte der Kleine Vogel- sein scheint?“ Er würde es rausfinden, dachte er sich und Ferienkurse für KIDS - SKULPTUREN GESTALTEN AUS PORENSTEIN sänger. machte sich frohgemut von dannen auf der Suche nach dem Mi./Do. – 01./02. Juli auch mit Oma/Opa, Mi./Do. – 08./09. Juli, Mi./Do. – 15./16. Juli auch mit Oma/Opa stets erleichterten Bareschesser. Mi./Do. – 29./30. Juli, Mi./Do. – 05./6. August auch mit Oma/Opa 6 Das Kupferstadtmagazin 07/08 2020 ANMELDUNG erforderlich: Tel. 02402 4904 07/08 2020 Das Kupferstadtmagazin 7
Aktuelles Aktuelles Stolberg blüht auf Die öffentlichen Beete werden zweimal jährlich durch Mit- den zugehörigen Beeten der Stadt Stolberg zu übernehmen. Insektenfreundliche Blühstreifen und Nisthilfen für Insekten arbeiter der Stadt Stolberg gepflegt. Dazu gehört das Entfer- nen von Unkraut und Müll sowie das Zurückschneiden der Dabei gilt zu beachten, dass bei Trockenheit bewässert und herabfallendes Laub beseitigt wird. Die Rückschnitte und Bepflanzung. Aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes werden weitere Pflege an den Bäumen übernimmt dabei die Kupfer- Vielen Menschen sind sie lästig, dabei sind Insekten sehr Insektenfreundlicher Vorgarten die Beete mit möglichst pflegeleichten Pflanzen bestückt, die stadt Stolberg. nützliche Tiere, ohne die ein Leben nicht möglich wäre. Sie In vielen Vorgärten der Kupferstadt überwiegt eine pflan- den Boden abdecken und schön aussehen. sind unverzichtbare Bestäuber von Blütenpflanzen, Erzeuger zenfreie Gestaltung mit Flächen aus Kies und Schotter. Auch Interessierte Bürger können sich an die Mitarbeiter der von Honig und Nahrungsquelle von Vögeln und Nagetieren. exotische Pflanzen oder Gräser sind zu finden, die allerdings Viele Bürger der Kupferstadt haben eigene Vorstellungen, wie Grünflächenabteilung des Technischen Betriebsamtes Außerdem tragen die Krabbeltiere entscheidend zum natürli- für heimische Insekten keinerlei Nutzen bringen. Die Tiere die Beete in direkter Nachbarschaft aussehen könnten. Um wenden. chen Gleichgewicht unserer Umwelt bei. finden hier keine Nahrungsquellen oder Rückzugsmöglich- ihre Zufriedenheit sicherzustellen, vergibt die Stadt Stolberg keiten. Dabei leisten sie als Bestäuber einen wichtigen Bei- Patenschaften für ein oder mehrere Beete an die Anwohner. Der intensive Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft trag zur Versorgung des Menschen mit Nahrungsmitteln und So können sie selber entscheiden, wie diese Flächen ausse- INFO macht das Überleben für die meisten Insekten schwierig. spielen eine entscheidende Rolle für unser Ökosystem. hen sollen. Dabei übernehmen die Paten die Wässerung, die Technisches Betriebsamt der Kupferstadt Stolberg Auch der Trend zum pflegeleichten Garten hat es ihnen Ein naturnaher und insektenfreundlicher Vorgarten über- komplette Pflege sowie benötigte Rückschnitte und Nach- Industriestraße 60, 52224 Stolberg in den letzten Jahren nicht leicht gemacht. Um der Natur zeugt mit natürlicher Ästhetik und bietet zahlreiche weitere pflanzungen. Auch für die Wildkraut- und Müllbeseitigung wieder mehr Raum zu geben und damit wichtige Ersatz- Vorteile. Er schafft Lebensräume für die Krabbeltiere und ver- Bei Besuchen wird um telefonische Terminverein- sind sie selbst verantwortlich. Zusätzlich besteht die Mög- lebensräume für die Tiere zu schaffen, legt das Technische schönert das Ortsbild mit zahlreichen bunten Blüten. Durch lichkeit, eine Patenschaft für einen oder mehrere Bäume mit barung gebeten. Betriebsamt der Kupferstadt Stolberg an geeigneten Stellen weniger Gestein wird weniger Hitze erzeugt, Niederschläge Blühstreifen an. Diese werden mit speziell auf die heimische können besser versickern. Es gibt viele Gestaltungsmög- Herr Frank Skottke (Leiter Abteilung Grünflächen) Flora und Fauna zugeschnittenen Samenmischungen einge- lichkeiten, den Vorgarten mit wenig Pflegeaufwand in ein Tel.: 02402 122316 sät und bringen Blüten hervor, die den heimischen Insekten blühendes Paradies zu verwandeln. Dabei sollte unbedingt E-Mail: frank.skottke@stolberg.de als wertvolle Nahrungsquelle dienen. darauf geachtet werden, heimische Pflanzen zu verwenden. Kunstdünger und Pestizide sind selbstverständliche tabu! Herr Willi Philippengracht (Leiter Abteilung Friedhöfe) Die ideale Ergänzung zu den Blühstreifen sind Insektenho- Zäune und Mauern können mit Schling- oder Kletterpflan- Tel.: 02402 122317 tels, die zusätzlich im Stadtgebiet angebracht werden und zen verziert und so zum Magnet für Insekten werden. Duft- E-Mail: willi.philippengracht@stolberg.de den Tieren als Nisthilfe dienen und Unterschlupf bieten. pflanzen und Kräutergärten bereichern Hobbygärtner und Insekten gleichermaßen. Auch Bäume und Sträucher bilden Da die städtischen Grünflächen für das Anlegen von Blüh- Anziehungspunkte für die Tiere und bereichern den Vorgar- streifen nur bedingt geeignet sind, werden die Bürger durch ten mit ihrer natürlichen Schönheit. die Stadt Stolberg bei ihrem Vorhaben unterstützt, den eige- Wer seinen Vorgarten in eine grüne Oase umwandeln möch- technische Gase + Propan nen Garten in ein Paradies für Insekten zu verwandeln. Mit- te, kann sich von Mitarbeitern des Technischen Betriebsam- Schweißzubehör arbeiter der Grünflächenabteilung verteilen Samentütchen tes beraten lassen. Ballongas / Ballons mit Samen für Wildblumenwiesen. Mit wenig Aufwand kann so eine Menge bewirkt und die Artenvielfalt gefördert wer- Baum- und Beetpaten in der Kupferstadt Stolberg gesucht den. Je blütenreicher Gärten sind, desto mehr Tierarten kön- In der Kupferstadt werden viele Stolberger Straßen mit neu- nen sich dort ansiedeln. Neben den Samentütchen sind auch en Beeten und Baumbeeten ausgestattet. Das bringt gleich Nisthilfen ab einer Blühfläche von 10 m² beim Technischen mehrere Vorteile: Zum einen kann mit ihrer Hilfe der Ver- Neben den Samentütchen sind auch artgerechte Betriebsamt kostenlos erhältlich, solange der Vorrat reicht. kehrsraum besser strukturiert werden, zum anderen tragen Nisthilfen bei der Verwaltung ab einer Sie geben einen interessanten Einblick in die Lebensweise der die Bepflanzungen zur Verringerung der Fahrgeschwindigkeit Größe von 10 m² Blühfläche kostenlos erhältlich Insekten. bei. Die Bäume, Sträucher und Blumen dienen Insekten zu- (solange der Vorrat reicht). sätzlich als Rückzugsmöglichkeit und verbessern das Klima. 8 Das Kupferstadtmagazin 07/08 2020 07/08 2020 Das Kupferstadtmagazin 9
Aktuelles Aktuelles Was lieben Sie an Ihrem Job? Svenja Oebel: Das Gesamtkonzept aus Vielseitigkeit und Individualität gefällt mir sehr gut, aber das Wichtigste ist, dass ich den Laden betrete und es sich anfühlt, als würde ich nach Hause kommen. Hier kann ich authentisch sein, meinen Hund mitnehmen und selbstbestimmt arbeiten. Außerdem mag ich den Kundenkontakt, die unterschiedlichen Men- schen mit ihren Geschichten. Es ist schön, eine Anlaufstelle für jedermann zu sein. Was haben Sie beruflich gemacht, bevor Sie „Blatt- rausch Concepts“ gegründet haben? Svenja Oebel: Ich habe als freie Handelsvertreterin bei der Bank gearbeitet. Das war eine gute Vorbereitungszeit für meine jetzige freiberufliche Tätigkeit. Stilvolles Ambiente bei „Blattrausch Concepts“ Was sind Ihre Ziele für die Zukunft? Svenja Oebel: Ich würde gerne mit meinem Laden annä- Neues Geschäft im Steinweg hernd an die 70-jährige Tätigkeit meiner Oma kommen. Mein größtes Ziel ist es aber, mit genau so viel Leidenschaft und Herzblut den Laden erfolgreich weiterzuführen. Außerdem Eine große Bereicherung für alle Kupferstädter ist das neue rausch Concepts“, der die Produktpalette mit schönen Interi- möchte ich natürlich als Ur-Stolberger-Steinwegmädchen Geschäft der 31-jährigen Stolbergerin Svenja Oebel („Fräu- eur- und Lifestyle-Produkten für jedermann ergänzt. die Stadt wiederbeleben und andere dadurch motivieren und lein Blattrausch“), Gründerin von „Blattrausch Concepts“. Die ihnen zeigen, dass Ideen mit genügend Biss und Disziplin Unternehmerin hat vor gut zwei Jahren ihre Leidenschaft Gründung zu Zeiten von Corona, ist das nicht riskant? umsetzbar sind. zum Beruf gemacht und überzeugt mit außergewöhnlichen Svenja Oebel: Die Idee nahm Anfang Dezember bis Mitte Interieur- und Lifestyle-Produkten sowie filigranen Design- Januar Form an, als Corona noch kein wirkliches Thema in konzepten für besondere Anlässe. Seit dem 22. Mai ist sie Deutschland war. Ich bin sehr zuversichtlich und motiviert im Steinweg zu finden. Im Interview erzählt die gebürtige und denke, wenn ich diese Zeit überstehe, dann kann kaum INFO Stolbergerin, warum sie ihren Job liebt und welche Ziele sie etwas Schlimmeres kommen. für die Zukunft hat. Blattrausch Concepts Steinweg 63 Sie haben Ihr Unternehmen in Stolberg gegründet und 52222 Stolberg sich im Steinweg niedergelassen. Tel.: 0171 4712 442 Wie ist es dazu gekommen? www.blattrauschconcepts.de Svenja Oebel: Den Traum, in Stolberg zu gründen, habe ich schon länger gehegt und gepflegt. Meine Oma hat hier im Alter von 15 Jahren ihre Ausbildung gemacht und 70 Jahre E-Mail: hallo@fraeulein-blattrausch.de blattrauschconcepts Online-Banking. an diesem Ort gearbeitet. Sie hatte ein Geschäft für Leder- waren, das für mich wie ein zweites Zuhause war. Als meine Einfach & sicher Oma aufgehört hat, zu arbeiten, gab sie mir ihren Segen für die Verwirklichung meines Traumes und überreichte mir den von zu Hause. Ladenschlüssel. Ab März begann ich dann gemeinsam mit meinem Opa, das Geschäft umzubauen. Erledigen Sie Ihre Älteste Konditorei und Café in der Finanzgeschäfte im Was erwartet die Kupferstädter bei „Blattrausch Concepts“? eigenen Wohnzimmer. 3. Generation seit 1948 in Stolberg Wie ist die Idee zu „Blattrausch Concepts“ entstanden? Svenja Oebel: Bei mir finden sie Geschenkideen und Dinge Ganz bequem mit Svenja Oebel: Durch das intensive Vorbereiten der Deko, der im Bereich Deko, Lifestyle-Produkte sowie blumige Geschen- dem übersichtlichen Online-Banking der Floristik und der Papeterie meiner eigenen Hochzeit und kideen für Groß und Klein. Außerdem wird es Blumen- und Sparkasse. der enger Freunde, wurde der Wunsch in mir geweckt, auch Adventskranz-Workshops bei mir im Laden geben. Rathausstraße 50/52 anderen Menschen mit meinen handgefertigten Lieblings- Gemeinsam 52222 Stolberg da durch. stücken eine Freude zu machen und so meinen Traum von Wie wird „Blattrausch Concepts“ in Stolberg angenommen? 02402-22909 Tel.: 02402 22909 Selbständigkeit und Selbstbestimmtheit zu leben. Aus der Svenja Oebel: Ich würde aus den ersten Wochen sagen, dass Uhr Hochzeitstätigkeit als „Fräulein Blattrausch“ entwickelte sich es gut ankommt. Die Resonanz ist durchaus positiv und ich Di-Fr. 8:30-16:00 00 Uh r das Konzept für den Einzelhandel und Concept Store, „Blatt- bin sehr zuversichtlich. Sa. 9:00-1 5: Sparkasse 17 :0 0 Uh r So. 10:30- sparkasse-aachen.de/online-banking Aachen 10 Das Kupferstadtmagazin 07/08 2020 07/08 2020 Das Kupferstadtmagazin 11 20_05_Anz_95x135_Zuhause_N.indd 1 07.05.20 08:26
NEUE RUBRIK Aktuelles Aktuelles DÜRFEN WIR VORSTELLEN? Servicepunkt am Stolberger Hauptbahnhof Menschen im Rathaus ganz persönlich wiedereröffnet Welche Stadt kann schon von sich behaupten, zwei Rathäuser zu haben! Die Kupferstadt zumindest schon. Denn hier gibt es ein altes historisches Rat- Seit Ende April gab der ehemalige Kiosk im Stolberger Haupt- haus und direkt daneben einen neueren und größeren Gebäudekomplex. Genau- bahnhof ein trauriges Bild ab. Geschlossene Türen, kein Zu- so unterschiedlich wie die beiden Gebäude sind auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei der Stadtverwaltung gang mehr zum WC, kein Zugang zum Ticketautomaten der arbeiten. 897 Menschen und 28 Auszubildende sind es zurzeit insgesamt. Allein im Rathaus und den Außenstellen kommt man ASEAG, kein Verkauf. Der Verein Dorv als bisheriger Betrei- auf rund 250, die sich auf 196 Büroräume verteilen. In 12 Ämtern mit 39 Fachabteilungen stehen die Belange der knapp 57.000 ber hat den Betrieb des Kiosks aus wirtschaftlichen Gründen Einwohner/innen auf der Agenda. Soweit die nackten Zahlen. einstellen müssen, nachdem die Öffnungszeiten bereits im Vorfeld zurückgefahren werden mussten. Wir möchten in dieser Rubrik allerdings die Menschen vorstellen, die im Rathaus arbeiten. Ganz persönlich. Freuen Sie sich in jeder Ausgabe auf ein neues oder auch bekanntes Gesicht. Bürgermeister Patrick Haas hat seitdem intensiv sondiert, In der vierten Folge: Michael Ramacher, Beigeordneter für Schule, Jugend und Soziales. um eine baldige Wiederöffnung des Servicepoints zu ermög- lichen – mit Erfolg. Mit der „WABe e.V. – Diakonisches Netz- Name, Alter, Familienstand: Nach diesem Motto arbeite ich tagtäglich: werk Aachen“ ist ein verlässlicher und innovativ denkender Michael Ramacher. Ich bin 40 Jahre alt, verheiratet und Vater Ich habe leider keinen griffigen Spruch … Mein Motto ist neuer Partner gefunden, der den Kiosk zukünftig betreiben von drei Kindern (zwei Mädchen 9 und 7 und einem Jungen) eher, dass ich jeden Tag versuche, möglichst viele Gespräche wird. Seit dem 03. Juni steht der Kiosk den Pendlern zu führen, um den bestmöglichen Ausgleich zwischen allen wieder zur Verfügung, inklusive der WC-Anlage, dem Ticke- „Der Kiosk ist für die Attraktivität unseres Hauptbahn- Funktion: Interessen zu finden. tautomaten, Kaffee, Backwaren und dem sonst für einen Ki- hofes unverzichtbar. Mit diesem nun mit langfristigen Kon- Beigeordneter für Schule, Jugend und Soziales (und Sport, osk üblichen Warensortiment. WABe-Geschäftsführer Peter zepten wiedereröffneten Servicepunkt, dem modernen und Kultur und Tourismus) Mein schönster Moment / meine schönste Begegnung Brendel betont die gute Zusammenarbeit mit der Stadtver- großen P+R-Parkhaus, den Fahrradboxen auf dem moderni- im Rathaus: waltung und dem Gebäudeeigentümer EVS: „Seit Beginn der sierten Bahnhofsvorplatz (die bald noch ausgebaut werden), Das sind meine Aufgaben im Rathaus: Der schönste Moment war die Ankunft an meinem ersten Gespräche mit dem Bürgermeister und der EVS sind rund vier dem Skywalk und eben dem Kiosk ist der Haltpunkt Stolberg Gemeinsam mit dem Bürgermeister und dem Ersten Bei- Tag, auch wenn ich natürlich etwas angespannt war. Trotz- Wochen vergangen. Dass wir es in dieser kurzen Zeit schaf- Hauptbahnhof gut und innovativ ausgestattet“, so Bürger- geordneten leite ich die Verwaltung und kümmere mich im dem: Beim Durchqueren der Eingangstür oder der Tür zu fen, den Kiosk wiederzueröffnen, ist eigentlich unmöglich.“ meister Patrick Haas. Speziellen um die Ämter in meinem Dezernat (Jugendamt, meinem Büro wusste ich: Das wird für viele Jahre mein Alltag Die Öffnungszeiten sind in der Anfangszeit von 05:30 Uhr bis Sozialamt und das Amt für Schule, Sport, Kultur und Tou- sein. Das ist schon ein sentimentaler Moment. 17:00 Uhr, Ausweitungen sind nach dem ersten Anlaufen be- Dies sei besonders deshalb wichtig, weil der Hauptbahnhof rismus). Dabei versuche ich als Schnittstelle zwischen Politik reits in Planung. Die WABe betreibt in Stolberg beispielsweise als Drehkreuz für die weiteren Mobilitätsplanungen eine ent- und Verwaltung zu moderieren und gleichzeitig die Kolle- Mein erster Arbeitstag im Rathaus: schon eine Produktionswerkstatt und ein Sozialkaufhaus. scheidende Rolle spiele. Mit der Verlängerung der Euregio- ginnen und Kollegen dabei zu unterstützen, die fachlichen Ist erst ein paar Wochen her und fing mit einer mehr oder Bürgermeister Patrick Haas ist sich sicher, dass die WABe bahn und der besseren Taktung des Fernverkehrs wird der Themen und Projekte weiterzuentwickeln. weniger verzweifelten Suche nach dem Ausgang aus der als neuer Betreiber eine langfristige und sinnvolle Lösung Hauptbahnhof in den nächsten Jahren zu einem wichtigen Tiefgarage an. Danach wurde es – wie in der vorherigen Ant- darstellt. Mit frischem Wind und neuen Ideen, die vom Knotenpunkt ausgebaut. „Der Kiosk“, so Haas weiter, „ist also Morgens im Büro angekommen – das mache ich als erstes: wort beschrieben – wesentlich besser und ich wurde sehr Kaffee-Verkauf auf dem Bahnsteig bis hin zur Fahr- ein toller Baustein für die Attraktivität des ÖPNV in Stolberg Das Jackett ausziehen und unbedingt einen Kaffee trinken, nett empfangen. rad-Reparatur vor Ort reichen, wird die WABe mit Un- und ist damit ein grundlegender Faktor für die städtischen dabei checke ich dann die E-Mails der letzten Nacht. terstützung von Stadt, EVS und einigen Sponsoren alles Planungen im Bereich der Nachhaltigen Mobilität.“ Meine absolute Stärke: dafür tun, einen lebendigen Treffpunkt für Umsteigende Das darf auf meinem Schreibtisch in meinem Büro nicht Ich bin sehr zielstrebig, kann mich schnell in neue Sachver- oder An- bzw. Abfahrende zu etablieren, der zugleich fehlen: halte einarbeiten und diese dann auch selbstbewusst und wirtschaftlich arbeiten kann. Auf meinem Schreibtisch steht immer mein Tablet, mein mit eigenen Ideen begleiten. Als ehemaliger Leiter des Düre- Handy, sehr oft Kaffee und ein Bild meiner Familie. Die ner Sozialamtes liegen mit natürlich auch die thematischen Süßigkeiten habe ich an den Besprechungstisch verbannt, Schwerpunkte des Dezernates II am Herzen. damit ich aufstehen müsste, um zu naschen. Das verbindet mich mit Stolberg: Das liebe ich an meinem Job: Natürlich noch nicht so viel wie bei Menschen, die hier auf- Das unglaublich vielfältige Aufgabengebiet und die ganz gewachsen sind. Im Vergleich zu anderen Städten ist mir aber verschiedenen Projekte. Außerdem bietet mein Job mir die eines sofort ins Auge gefallen, was mir sehr gefällt: Die Men- Möglichkeit, sehr unterschiedliche Menschen kennenzuler- ge an historischen Gebäuden oder historischer Bausubstanz. nen. Es ist großartig, Einflussmöglichkeiten auf die Weiter- Das gibt es so woanders nur sehr selten. entwicklung der Verwaltung nehmen zu können und damit das Leben und Arbeiten in Stolberg möglichst ein bisschen Mein Lieblingsort in Stolberg: zu verbessern. Die Burg. Zum einen wegen ihrer historischen Bedeutung, aber natürlich auch wegen der grandiosen Aussicht auf die Talachse, die Industrie an der Zweifaller Straße bis hin zur 12 Das Kupferstadtmagazin 07/08 2020 Voreifel. 07/08 2020 Das Kupferstadtmagazin 13
Historie Aktuelles „Nachbericht“ aus der Arbeit des SAE Der Stab für Außergewöhnliche Ereignisse Im März spitzte sich die Lage schnell zu: Lange unterschätzt Der SAE arbeitet eng mit den Krisenstäben der StädteR- zeigen die Corona-Ausbrüche in Italien und dann schließ- egion und der anderen Kommunen in der StädteRegion lich in Heinsberg, dass das Virus auch in Europa nicht mehr zusammen. „Wir sind das ein oder andere Mal an den neu- aufzuhalten sein wird. Infiziertenketten waren nicht mehr en Erlassen des Landes verzweifelt“, berichtet Bürgermeister nachzuvollziehen. Die Kupferstadt Stolberg musste also Haas in der Erinnerung, dass vielfach Erlasse sehr kurz vor reagieren. Als eine der ersten Städte hat sie deshalb dem eigentlichen Datum eintrafen oder unklar formuliert den Stab für Außergewöhnliche Ereignisse (SAE) am 11. waren. Insbesondere in der Thematik der Schulöffnungen sei März 2020 aktiviert. Dieser Stab wird auch bei anderen die Informationspolitik der Landesregierung katastrophal ge- außergewöhnlichen Ereignissen aktiv, zuletzt beim Sturm- wesen, bei allem Verständnis für die Schwierigkeit der Lage. tief Sabine im Februar. Er berät über die nächsten Schritte, Vor allem hinsichtlich der wichtigen Öffentlichkeitsarbeit aus überblickt regelmäßig die aktuelle Lage und setzt die Erlasse dem SAE heraus sei das nicht immer einfach zu koordinieren der Landesregierung um. Mitglieder des Corona-SAE sind ne- gewesen. ben dem Bürgermeister und den Beigeordneten der Bevölkerungs- Aus dem SAE heraus wurden beispiels- schutz, das Ordnungsamt, das weise die Verteilung von Schutzmate- ZeitZeichnen - Stolberg vor unserer Zeit Hauptamt sowie die Pressespre- cher von Stadt und Feuerwehr. rialien an die medizinischen Bedarf- sträger in der Region, die Verteilung von Paketen mit Schutzmaterialien Rames á Draps am Steinweg von Christian Altena In den ersten zwei Wochen an die Schülerinnen und Schüler so- tagte der SAE in einem so wie an Lehrerinnen und Lehrer, die genannten „Weißbereich“ im Zugangsregelungen für das Rathaus, Sommer 1810: seit Tagen Sonnenschein, kein Regen in Sicht, Genauestens hatten Johann Adam Schleicher, Bürgermeis- Konferenzraum im Rathaus. die internen Homeoffice-und Arbeits- ideal zur Trocknung von Tuchen. Seit fast einhundert Jahren ter und Vorsitzender des wirtschaftlichen Chambre consul- Beschlossen wurde in den ersten zeitregelungen, die Koordination von werden auch an Vicht und Inde wollene Stoffe verarbeitet. tative, der regionalen Handelskammer mit Sitz in Stolberg, Tagen unter anderem die zügige Schul- und Kitaschließungen und Die Kupfermeisterfamilie Peltzer hatte das Gewerbe in der und Johann Wilhelm Meigen, in Stolberg ansässiges, wissen- technische Ausstattung der Ver- deren Wiedereröffnung, Maßnahmen Kupferstadt eingeführt und auch andere, wie die Stolten- schaftliches Multitalent, den ersten Stadtplan mit französi- waltung (z.B. mit VPN-Tunneln), zur Unterstützung der heimischen hoffs oder Offermanns, nutzten die Stolberger Vorzüge. Die schen Beschreibungen, ausgeführt. Weitere Rames á Draps um unter anderen Homeoffice in Wirtschaft und er heimischen Ver- gesamte Aachener Region von Vaals bis Eupen und Monschau standen auf dem Hammerfeld (heute Betriebsgelände von breitem Ausmaß zu ermöglichen eine oder der Einsatz der Ordnungs- war ein Zentrum der Tuchproduktion. In Stolberg begonnen Mäurer&Wirtz) und im Hintergrund zeigt die Zeichnung am und damit das interne Infektions- amt-Mitarbeiter abgestimmt und hatte Mathias von Asten 1719 mit einer ersten Tuchfabrik im ländlich geprägten Hang des Donnerbergs das Dach eines risiko entscheidend zu senken. koordiniert. Auch die zahlreichen in- Kupferhof Schart. In der Folge wurden der Knautzenhof, der Rame á Feu, eines sogenannten Stauch- bzw. Stochrahms Auch der SAE selber tagt deshalb ternen und externen Anfragen wurden Hof Krone und der Offermannshof am Rande der Altstadt (von stochen=anheizen). Dies bezeichnete ein Trockenhaus seit Anfang April nur noch in Vi- im SAE beraten und beantwortet. errichtet und weitere Kupferhöfe und -mühlen für verschie- der Tuchmacher, das ähnlich langgestreckt wie die Frei- deokonferenzen, stets nach fester dene Produktionsschritte der Tuchherstellung genutzt. luftrahmen war und demselben Zweck diente: der Trocknung Tagesordnung mit Berichten der Feuerwehr und des Ord- Insgesamt, so betont der Bürgermeister, stimme im SAE von Tüchern in geschlossenen Gebäuden durch Ofenwärme, nungsamtes, Abstimmung der aktuellen Lage, Koordination nicht nur die menschliche Komponente, sondern auch So auch Hof Sonnenthal und der Hof Enkerei. Auf Wiesen, wenn das Wetter eine Nutzung der Rahmen draußen nicht der anstehenden Entscheidungen sowie der Abstimmung des die fachliche. Auch die Zusammenarbeit mit den Ämtern in die am Steinweg lagen, hatte man zwei Rames á Draps, zwei erlaubte. Presseberichtes. der Verwaltung und der Politik, „von der wir bei der Umset- Tuchrahmen, aufgestellt. Sie dienten der Trockung der her- zung der Erlasse stets große und breite Rückendeckung er- gestellten Tuche nach dem Waschen und Walken. Sie waren Wer nun in der Szenerie die trocknenden Tuche prüft, ist nicht Jeden Abend informierte Bürgermeister Patrick Haas im fahren haben“, sei sehr gut: „Die positive Entwicklung dieser auf den etwa fünfzig Meter langen Gestellen aufgespannt, bekannt. Denn viele Details der Tuchmachergeschichte und Anschluss an die Sitzung via Videobotschaft aus dem Pandemie in der StädteRegion zeigt: Das Krisenmanagement die fast genau in Ost-West-Ausrichtung standen, so dass das so beispielsweise die genauen Verhältnisse der Tuchverarbei- SAE zur aktuellen Lage. „Vor allem der März und der April hat insgesamt gut funktioniert.“ Sonnnenlicht effektiv auf die wollenen Stoffbahnen wirken tung in der Enkerei liegen noch im Dunkel der Geschichte. waren natürlich sehr anspruchsvoll und zeitlich intensiv. Je- konnte. Im Hintergrund liegt jenseits der Vicht das Herren- den Abend haben wir noch Videobotschaften aufgenommen, Der SAE steht natürlich auch weiterhin stets in Abruf- haus der Enkerei, wo immer noch auch eine Moulin á calami- Die Original-Grafiken von ZeitZeichnen von Christian geschnitten und hochgeladen. Das war trotz des Aufwandes bereitschaft, „aber trotz des tollen Arbeitsklimas und ne, eine Galmeimühle, betrieben wurde und links außerhalb Altena in der Artibus-Ausstellung in der Burg-Galerie: aber wichtig, um die Stolbergerinnen und Stolberger bei allen der großartigen Kollegen hoffe ich inständig, dass wir des Bildes muss man sich den zugehörigen Hof Sonnenthal Sonntag, 12. bis Sonntag, 26. Juli 2020 teils einschneidenden Maßnahmen mitzunehmen und stets in dieser Runde so bald nicht mehr in dieser Quantität vorstellen, der noch eine Fonderie de laiton, eine Messinggie- Eintritt frei. Besichtigung unter Berücksichtigung der Ab- auf dem aktuellen Stand zu halten.“ Seit nun gut drei Wo- zusammenkommen müssen.“ ßerei, beherbergte. Später stand auf der gezeigten Wiese das stands- und anderen Hygieneregeln innerhalb der allgemei- chen tagt der SAE seltener, weil die Lage inzwischen ruhiger bekannte Hotel Scheufen und heute ein markantes Wohn- nen Öffnungszeiten der Burg Stolberg. geworden ist und ein Großteil der Maßnahmen inzwischen hochhaus gegenüber der Kortumstraße. zurückgefahren werden konnte. 14 Das Kupferstadtmagazin 07/08 2020 07/08 2020 Das Kupferstadtmagazin 15
Aktuelles Aktuelles NEUE RUBRIK Veranstaltungstipps der Biologischen Station In jeder Ausgabe berichten wir über Neuigkeiten aus 22.8.-30.8.2020 28.08.2020, Freitag dem DLZ. Kunst trifft… Fledermaus erst in 2021 Vom Glockenfrosch, der eine Kröte ist Die für Ende August auf dem Hammerberg im Skulpturengar- ten von Birgit Engelen geplante Kunstaktion wird aufgrund der aktuellen Situation um ein Jahr verschoben. Eine solche Ausstellung verlangt jede Menge Vorbereitung und auch Pla- nungssicherheit die aufgrund der Corona-Krise nicht mög- lich war. Fürs nächste Jahr werden sich die KünstlerInnen mit neuer Kreativität dem wichtigen Thema annehmen. Natürlich wird auch das Thema Fledermäuse und Corona-Virus thema- tisiert. Die naturschutzfachlichen Informationen werden wie geplant von Seiten des Arbeitskreises Fledermausschutz und der Biologischen Station bereitgestellt. Auf der Schwarzen Halde im Wurmtal lebt der „Glocken- frosch“. Eigentlich ist es eine Kröte und zwar eine ganz be- DLZ Stolberg KUN ST ... sondere. Was das kleine Tier auszeichnet, wo und wie es tr ifft lebt, wird anhand von Spielen und Experimenten vermittelt. Raum für Wachstum und Innovation Auf einem Streifzug durch den Lebensraum des „Glocken- frosches“ treffen die Kinder auf weitere Tiere, die zum Leben FLEDERMAUS der Amphibien gehören. Festes Schuhwerk und lange Beklei- Stolberg als Wirtschaftsstandort bietet viele Möglichkeiten, im Dienstleistungsbereich Fuß zu fassen. Aus diesem Grund dung sind von Vorteil. Für Kinder von 8 - 14 Jahren mit Be- wurde 1996 das Zentrum für industrieorientierte Dienstleistungen Stolberg (DLZ) gegründet. Unternehmen wurde hier eine neue gleitperson Heimat gegeben, sodass in und um Stolberg zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen werden konnten. Der Wandel der Kupfer- stadt hin zu einer modernen Wirtschaftsstruktur konnte beginnen. AUGUST 2021 Zeit: 20.30 - 22.30 Uhr Treffpunkt: Parkplatz Teuterhof, Teuterhof 1A, S K U L P T U R E N G A RT E N - H A M M E R B E R G Existenzgründer finden im DLZ auch heute noch einen geeigneten Standort, um sich weiterzuentwickeln und zu wach- S T O L B E R G 52146 Würselen sen. Die modernen Räumlichkeiten bieten ihnen dabei eine optimale Infrastruktur und ermöglichen Synergieeffekte, w w w . b s - a a c h e n . d e Kooperationen und Zusammenarbeit. Über 40 Firmen mit rund 160 Angestellten aus unterschiedlichen Branchen ha- Die Teilnahme ist kostenlos. ben sich derzeit hier angesiedelt: „Die Gründer erhalten im Dienstleistungszentrum eine Rundumbetreuung: Von der Idee über die Entwicklung bis in die Selbstständigkeit werden sie von uns begleitet“, so Birgit Baucke, Geschäftsführerin des Zentrums für INFO Wir bitten aber um vorherige Anmeldung bei der Biologischen Station über: industrieorientierte Dienstleistungen Stolberg. Umgang mit Fledermäusen/Corona vs. Fledermäuse www.bs-aachen.de oder Tel.: 02402-12617-0. • es gibt bisher keinen Nachweis, dass unsere heimi- Im nächsten Jahr feiert das DLZ bereits sein 25-jähriges Bestehen. Es blickt auf eine lange Erfahrung zurück, in der es viele schen Fledermäuse mit dem Virus infiziert sind. Unternehmen mit seiner Hilfe geschafft haben, sich in der Kupferstadt zu etablieren und dadurch die Stadt zu bereichern und • generell gilt auch weiterhin Wildtiere gar nicht oder zu beleben. nur mit Handschuhen anzufassen. Beim Fund einer geschwächten oder ins Haus verirrten Fledermaus INFO finden Sie unter www.fledermausschutz.de alle Infos. Auch die Biologische Station steht mit Rat Kontakt: und Tat zur Seite. Zentrum für industrieorientierte Dienstleistungen (DLZ) Stolberg GmbH Cockerillstr. 100, 52222 Stolberg Tel.: 02402 125 100 www.dlz-stolberg.de info@dlz-stolberg.de 16 Das Kupferstadtmagazin 07/08 2020 07/08 2020 Das Kupferstadtmagazin 17
Historie Service Archivale des Monats Verborgene Orte Teil 5 von Christian Altena Geheime Stube in der Burg von Toni Dörflinger Ämterweise: „Anlage der Communal-Straßen-Strecke von Hoch über der Stadt, ein markanter Punkt über den Dächern der Altstadt, mit Stolberg nach der zugehörigen Station der rheinischen Ei- spitzer Haube bekrönt und doch ein unbekannter, unzugänglicher und verbor- senbahn“ 1849 (Dokument des Liegenschaftsamtes) gener Ort: die oberste Stube im Westturm der Burg. Seit Jahrzehnten tummeln sich hier nur Spinnen, die seit Arachnoiden-Generationen keine menschliche Im Jahr 1841 wurde die Eisenbahnstrecke Köln-Aachen als Ruhestörung fürchten müssen. eine der ersten Deutschlands eröffnet. Sie wurde 1843 mit der Grenzüberschreitung nach Belgien die erste internationa- In der zweiten Hälfte le Bahnlinie überhaupt. Personen- und Güterverkehr wurden des 16. Jahrhunderts regional wie international vernetzt. Und Stolberg hatte Anteil hatte Unterherr Johann daran, da es weit vor den Toren der Stadt eine eigene Station von Efferen den Turm erhalten hatte. Aber nicht nur Gleise, auch der Straßenbau ausbauen lassen. Aus war Teil einer modernen Mobilität, die im 19. Jahrhundert dem alten Wehrturm Grundlage und Instrument der Industrialisierung war. wurde ein Schlossturm mit prächtiger Haube In der Akte ST 905 des Liegenschaftsamtes findet sich das und zwei übereinan- Archivale für Juni mit dem „Verzeichnis über die Entnahme Heidegelände und 28 Ruthen Ackerland (eine preußische Heimlicher Blick in die verborgene Stube: Nicht derliegenden Amts- von Grundeigenthum Behufs Anlage der Communal-Stra- Rute= ca. 14qm, ein preußischer Morgen= ca. 2500qm). In leicht ist der Zugang und daher nur ein heimlicher stuben (Büros wür- ßen-Strecke von Stolberg nach der zugehörigen Station der der „Bürgermeisterei Würselen im katasterlichen Verbunde Blick zu den alten Fenstern möglich. den wir heute sagen). rheinischen Eisenbahn“ vom 18. Februar 1849. Die Maßnah- der Bürgermeisterei Forst“ lagen in Atsch bzw. Katzheck ins- Die untere bekannt me der Akte betrifft die eigentumsrechtlichen Vorarbeiten gesamt 124 Morgen Waldland, von denen drei Morgen und als „Bürgermeisterzimmer“, wo Schultheiß und/oder Bürgermeister ihre Geschäfte für die Schaffung der Rhenania- und Eisenbahnstraße, um 168 Ruthen für die Trasse abgetreten wurden. tätigten und Dokumente lagerten. Und darüber eine weitere fast runde Stube die heutige Innenstadt mit dem außerhalb gelegenen Bahn- vermutlich für den Gerichtsschreiber, da dieses ein weiteres wichtiges Amt der Unter- hof zu verbinden. Die Gewerbe- und Industriebetriebe des Zahlreiche weitere Verhandlungen und „Cessions-Verträge“ herrschaft mit Hochgerichtsbarkeit darstellte. Fast rund, da der Turm aus baulichen Stolberger Raumes benötigten die Verbindung, zumal der (Abtretungsverträge) führten bis 1850 zum Abschluss des Gründen eine eher ovale Grundrissform aufweist. Also ein kleiner ‚Büroturm‘ mit zwei Verkehr auf der Bahnstrecke sukzessive anstieg. Die Stati- Straßenprojektes. Von der Mühle führte nun eine geradli- Zimmern für zwei Bedienstete der örtlichen Verwaltung. Federkiele ersetzten nun die on selbst lag auf Eschweiler Gebiet, während die Atsch als nige Straße „zur Eisenbahn“, zeitweise auch Bahnhofstraße Waffen und Tinte die Munition. Der vierhundert Jahre später im neuen Stadtzentrum Siedlung nicht existierte. Atsch war ein Wald im Gebiet der genannt (heute Eisenbahnstraße) bis Atsch, wo eine Barriere errichtete Büroturm hat nun „einige“ Büros für „einige“ Beschäftigte mehr. Dort nutzt Gemeinde Forst, erschlossen von vielen Waldwegen, die effi- an der Gemeindegrenze Stolberg-Forst (heute Atsch Dreieck) man Kugelschreiber und PC statt Schreibfeder und Büttenpapier. Die Zeiten ändern zientem Transport industrieller Güter nicht gerecht wurden. die neue Trasse bis zum Bahnhof teilte. Die neuen, teils durch sich. Leistungsfähige Straßen in umgebende Orte wurden erst private Investoren erstellten Straßen wurden vielerorts mit im Lauf des 19. Jahrhunderts geschaffen und von Stolbergs Barrieren versehen, wo Führer von Fuhrwerken Wegegeld zu Auch für den Turm und seine Stuben: die untere der beiden Obergeschosse ist Stadtkern bis zum Bahnhof mussten geschlängelte Gassen entrichten hatten. Es dauerte nur wenige Jahre, bis an der bequem über den Wehrgang erreichbar. Weiter unten nutzen Pfadfinder schließlich und Wege eingeschlagen werden. neuen Rhenaniastraße ein chemischer Industriebetrieb das die unterste Kammer des Turmes im Erdgeschoss, die dort ihren Zugang hat. In die alte Wald- zu einem Industriegebiet umformte und einer der oberste Stube gelangte man über einen rückwärtigen Treppenturm. Da kommt Moritz Für die Anlage einer modernen und direkten Verbindung größten des Stolberger Raumes wurde. 1935 kamen dann Kraus, unser Burgretter und Bauherr, ins Spiel. Seiner (Neu)Bauleidenschaft fiel der waren nun Verhandlungen mit der Gemeinde Forst, dem Atsch und das Bahnhofsgelände auch verwaltungstechnisch alte, hölzerne Turm zum Opfer. Ersetzt wurde er durch einen hoch aufragenden neuen Eschweiler Bergwerksverein, dem Grafen von Kesselstatt so- zu Stolberg. Turm aus Stein, der einen modernen, ganz und gar unmittelalterlichen Aufzug aufneh- wie Mitgliedern der Industriellenfamilien Schleicher, Lynen, men sollte. Durchaus bequem, aber nie eingebaut. Und nach dem Zweiten Weltkrieg Prym und anderer notwendig. Sie waren 1848 vom Eschwei- entfernte man viele von Kraus‘ Zutaten an der Burg und so auch den allzu auffälligen ler Bergwerksverein angestoßen worden, der Interesse hatte, Aufzugsturm, der den Westturm etwas zu selbstbewusst überragte. seine „Atscher Zeche“ für Steinkohle anzubinden. Das Doku- ment vom 18. Februar 1849 listet einige Grundeigentümer Mit dem abgegangenen Turm ist nun die oberste Stube seit 70 Jahren nicht mehr mit ihren Parzellen auf, die Teile ihrer Grundstücke verkaufen regulär zugänglich. Die ovale Stube dreißig Meter über dem Vichtbach hat in der sollten. Die Bürgermeister von Werner (Stolberg) und Kuck Blick von unten auf den Turm: schmalsten Ausdehnung etwa vier Meter, in der breitesten fast fünf. Die beiden die wenigsten machen sich über die beiden (Forst) bestätigten die Angaben dem königlich-preußischen Kreuzstockfenster blicken auf die Altstadt herab. Sie sind ein wenig kleiner als die des Wegebaumeister. Aus Wilhelm Ramions Eigentum im Bereich Obergeschosse Gedanken. Das Bürgermeister- Bürgermeisterzimmers darunter und hatten auch nie Fensterläden, während sich die zimmer befindet sich hinter den unteren Schlossberg wurden an Flächeninhalt 11 Ruthen Ackerland alten, eisernen Kloben für die alten Schlagläden des 16. Jahrhunderts noch teilweise und 145 Ruthen Heide in Anspruch genommen, aus dem Fenstern. Die oberen verbergen unübersehbar in den Fenstergewänden der repräsentativen Stube entdecken lassen. Nach diesem hoch über der Stadt den verborgenen Ort. Graf Kesselstattschen Majorat (ehem. Inhaber der Unterherr- kurzen, heimlichen Blick in die staubige Stube überlassen wir den verborgenen Ort schaft Stolberg) ein Morgen und 32 Ruthen an Wiesen- und wieder den Burgspinnen … 18 Das Kupferstadtmagazin 07/08 2020 07/08 2020 Das Kupferstadtmagazin 19
Historie Aktuelles Geschichten, Gaststätten, Geschäfte INDUSTRIEGESCHICHTE HAUTNAH Zweifalls Gaststätte Galmei von Toni Dörflinger Führung im Industriemuseum Zinkhütter Hof Brückensprengung mit Folgen Zerstörungen erlitt das Gebäude im Zweiten Weltkrieg. Ursache war eine Brückenspren- gung in der unmittelbaren Nachbarschaft. Um den Vormarsch der Alliierten zu behin- dern, hatte das deutsche Militär im Septem- ber 1944 die Vichtbachbrücke am Ortseingang gesprengt. Demnach waren drei Jahre später von Gastronomin Elisabeth Frings erhebliche Wiederaufbauarbeiten zu leisten: Nicht nur das Dach musste erneuert werden, sondern auch sämtliche Fenster und Türen. Außerdem bedurfte die Kegelbahn einer Wiederherstel- lung. 1960 erhielt die Gaststätte einen neuen Anbau, indem fortan Saal und Kegelbahn un- Johann Bendels Elternhaus ist die heutige Gaststätte „Gal- tergebracht waren. mei“ im Stadtteil Zweifall. Ob der Lehrer und Autor zahlrei- cher regionaler und überregionaler historischer Veröffent- Pocken und Karneval im anderen Territorium lichungen in dem zweigeschossigen Bruchsteinhaus auch geboren wurde, ist unbekannt. Denn das Gebäude wurde im Dieser Saal wurde zwei Jahren später Schauplatz einer ganz gleichen Jahr errichtet, als Johann Bendel das Licht der Welt besonderen Karnevalsfeier. Im Kreis Monschau, wozu ein erblickte. Bauherrn des am Ortseingang liegenden Gebäudes Großteil des heutigen Stadtteils Zweifall gehörte, waren we- waren seine Eltern Bernard Bengel und Anna Hubertina geb. gen einer Pockenepidemie in den ersten Monaten des Jahres Der Zinkhütter Hof, Museum für Industrie-, Wirtschafts- und Weiterhin bietet das Museum, dank der museumseigenen Dujardin. Schließlich ist im Türsturz ein wappenförmiger 1962 Großveranstaltungen verboten. Und das ausgerechnet Sozialgeschichte, präsentiert in drei Ausstellungsblöcken Pädagogin, ein Forum mit vielseitigem und spannendem An- Stein eingelassen, der die Aufschrift B. Bengel und A. H. Dü- zu Karneval! Aber die Zweifaller umgingen das Verbot, in- aufschlussreiche, interessante Exponate und Dokumen- gebot für Kinder im Grundschulalter an. jardin sowie das Baujahr 1863 aufweist. Der Lehrer, der nicht dem sie ihre Karnevalsfeier in den Kreis Aachen verlegten, zu tationen zu den Themen „Stolberger Gold“ (Messing), nur in Zweifall, sondern auch in Köln-Mühlheim tätig war, der die Gaststätte als ein Teil der Gemeinde Kornelimünster „Stolberger Zink“ und „Aachener Nadel“. Die sogenannte INFO änderte später seinen Familiennamen von Bengel in Bendel. gehörte. Schließlich war der Kreis Aachen wegen der zu er- „Villa“ des Museums, am Kopfende des Bauensembles gele- Deswegen ist im Türsturz Bengel zu lesen. wartenden geringen Infektionsgefahr von dem Verbot nicht gen, wird heute genutzt als Kunstdepartement und stellt in Jeden letzten Sonntag im Monat um 11:00 Uhr betroffen. Somit eine Situation, die mit der derzeit herr- den Räumlichkeiten bedeutende Werke namhafter lokaler Preis: 4,50 Euro pro Person (Eintritt Museum) Klassizistische Fassade schenden Pandemie vergleichbar ist. 1965 wurde im hinteren Künstler aus. So ist die Reihe „in memoriam“ mittlerweile Treffpunkt: Eingang Museum, Cockerillstraße 90 Bereich ein Wohngebäude zur Beherbergung der Hotelgäste überregional bekannt und erfährt großen Zulauf. Seit letz- Anmeldung NICHT erforderlich! Vermutlich hat das 1863 errichtete Gebäude von Beginn erstellt. Bauherr war der Frings-Sohn Josef Gigo, der inzwi- tem Jahr beherbertgt sie ebenfalls eine neue Dauerausstel- lung zur „Medizintechnik“ und einem weltweit bekannten Führung für individuelle Gruppen zum Wunschtermin an als Gaststätte gedient. Schließlich war die Bezeichnung schen Gaststätte und Grundstück übernommen hatte. „Gasthaus Bengel“ im Ort ein Begriff für gediegene Gastlich- Medikament, dem „Penicillin“. möglich. keit. Die Gestaltung der dreiachsigen Front ist vom Klassi- Fassade ist Baudenkmal zismus gekennzeichnet. Tür- und Fensterlaibungen bestehen Auch der „Zinkhütter Hof“ als reines Bauensemble be- aus Blaustein. Über dem Türsturz befindet sich ein horizon- Ein erneuter Besitzerwechsel erfolgte 1988. Matthias und trachtet ist ein bemerkenswertes und imposantes Denkmal tales Gesims. Schon um 1900 besaß das Gebäude auf seiner Doris Nelissen übernahmen das traditionsreiche Bauwerk. der Frühindustrialisierung (1830er Jahre) und lohnt alleine rechten Seite einen Anbau der die Kegelbahn beherbergte. Mit diesem Besitzerwechsel war auch eine Halbierung des schon deshalb einen Besuch. Die in Bausubstanz und Er- 1922 gab Johann Bendel sein Buch „Das Dorf Zweifall im großen Grundstücks verbunden. Der hintere Bereich wurde scheinungsbild komplett erhaltene Anlage kann (zumindest Vichttal“ heraus: Ein Werk, das bis heute Basis ortsgeschicht- abgetrennt. Derzeit ist Besitzer der Gaststätte, deren Fassade für Deutschland) als einzigartiges Zeitdokument frühindust- licher Forschungen ist. In den späten 1920er Jahren ging die seit Juli 1990 ein eingetragenes Baudenkmal der Kupferstadt rieller Zweckarchitektur gelten. Gaststätte in den Besitz der Familie Frings über und wurde Stolberg ist, Hans Jaquet. Der Gaststätte angeschlossen ist seitdem „Gasthaus Frings“ genannt. ein Eiscafe. Außerdem besitzt das Haus zwölf Hotelzimmer. Heute ist der Zinkhütter Hof, neben der Nutzung als Indust- Mit dem bestuhlten Vorplatz, der denkmalgeschützten Fassa- riemuseum, überregional bekannter und faszinierender Ver- de und der populären Gastronomie, ist das „Galmei“ am Ort- anstaltungsort für regional bedeutende Events. So finden seingang von Zweifall eine Bereicherung für das Stadtbild. hier große Konzerte, Sonderausstellungen, Oldtimertreffen und andere spannende Veranstaltungen statt, die Gäste von nah und fern anlocken. 20 Das Kupferstadtmagazin 07/08 2020 07/08 2020 Das Kupferstadtmagazin 21
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