SWISS JAZZ ORCHESTRA Saison 2020/21
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Wir planen die neue Saison Im Moment, in dem wir diese Saisonbroschüre alle die Verträge verlängert haben, ist alles satz bilden können. Das ist durchaus ein produzieren, ist nicht klar, wie die Saison andere als selbstverständlich. Dafür sind symbolischer Ausdruck, der für das ganze verlaufen wird, ob sie überhaupt wie geplant wir sehr dankbar. Orchester steht. Abgerundet wird das Bild beginnen kann oder ob sie – schlimmsten- von kurzen Porträts zweier Posaunistinnen, falls – überhaupt durchgeführt werden kann. Wir sind auch Arbeitgeber die als Stellvertreterinnen für Stammmusiker Wir stehen unter dem Eindruck der letzten Die aktuelle Lage ist für niemanden einfach, einspringen. Damit würdigen wir die Bedeu- Saison, die wir im März 2020 nach zwei und die Kulturbranche trifft es besonders tung der «Subs» für das Bestehen des SJO. Dritteln abbrechen mussten. hart. Wir sind dank der Unterstützung der Ohne diese Substitutes ginge es nicht, die öffentlichen Hand, unseren Sponsoren, Konzert könnten nicht jedes Mal in Vollbeset- Nichtsdestotrotz planen wir die Saison Partnern und Mitgliedern in einer privilegier- zung stattfinden. Und wir beleuchten mit 2020/21 wie immer. Wir, das sind die Verant- ten Lage, und diese hat es möglich gemacht, den zwei Musikerinnen auch das weibliche wortlichen für die Redaktion der Saison- dass wir unseren Musikern für die abgesag- Element, das in den letzten Jahren sachte broschüre, und vor allem ist es die musikali- ten Konzerte 80 Prozent der Gagen aus- an Gewicht zulegt. sche Leitung. Die weggebrochenen und zahlen konnten. Für die einzelnen Musiker/ zum Teil vorbereiteten Konzerte wurden teil- innen sieht die Situation unterschiedlich Wir bleiben trotz allem optimistisch und weise in das neue Programm übernommen. aus. Momentan haben viele kein gesichertes freuen uns auf die kommende Saison, die Dennoch war die Planung nicht einfach, Einkommen, und eine wesentliche Verbesse- hoffentlich im geplanten Rahmen statt- z. B. stellte sich die Frage, ob es Sinn macht, rung der aktuellen Lage ist in nächster Zeit finden kann. Es muss keine ausserordentli- Gäste aus Übersee überhaupt einzuladen. wohl nicht absehbar. Der zusätzliche admi- che Saison werden, eine normale wäre Wir danken allen Musikern, dass sie in dieser nistrative Aufwand, um die nötige Unter- unter diesen Umständen schon ein grosser für sie schwierigen Zeit durchgehalten stützung zu erhalten, ist für alle Beteiligten Erfolg. haben. Wir danken der musikalischen Leitung hoch und bringt leider auch nicht immer sehr herzlich, die trotz widriger Umstände die benötigten Resultate. Peter Knutti, Präsident erneut ein attraktives Saisonprogramm vor- Angela Schenker, Geschäftsführerin bereitet hat. Der grosse Dank gilt nament- Mit Stadt, Kanton und der Regionalkonferenz Mitte September lich Philip Henzi, Stefan Schlegel, Lukas Thoeni waren wir während der Corona-Zeit zusätz- und Johannes Walter sowie weiteren lich in ständigem Kontakt. Wir haben laufend Zuzüglern, aktuell vor allem David Blaser, informiert und konnten auf die wohlwollende Leider mussten wir uns von zwei Jürg Bucher, Andreas Tschopp und Matthias Unterstützung der Zuständigen zählen. So mit uns verbundenen, verstorbenen Tschopp. haben wir so gut wie möglich unsere Verant- Personen verabschieden: wortung als Arbeitgeber gegenüber den Hans Eisenring (17.6.1932–18.1.2020) Wir leben in guten Verhältnissen Musikern wahrgenommen. war der ehemalige Chef der SBB und In den letzten Monaten haben wir sehr viel langjähriges Vereinsmitglied, besuchte Solidarität erfahren und konkrete Unter- Wir stellen Musiker/innen regelässig die Konzerte und unter- stützung erhalten. Wir haben unseren Mit- des Orchesters vor stützte aus eigenen Mitteln Projekte, gliedern angeboten, dass wir auf Wunsch Wir haben Beat Blaser gebeten, auch für namentlich die CD «Lucidity». einen Drittel des Jahresbeitrags zurückzah- diese Ausgabe wieder ein Musikerporträt zu len. Keine einzige Person hat dies verlangt. schreiben. Nachdem er im letzten Jahr den Barbara Studer (5.5.1960–24.7.2020) Mit den Verantwortlichen des Bierhübeli Trompetensatz zum Gespräch gebeten hat, war Korrektorin unserer Texte, hatten wir eine erfreuliche Sitzung. Für die kommen diesmal die Posaunisten zu Wort. insbesondere der Saisonbroschüre. abgesagten Konzerte haben wir keine In den Haupttexten stellen in den Saison- Rückerstattung der bereits bezahlten Miete broschüren renommierte Journalisten die gefordert, da gerade auch Konzertveran- Musiker vor. Vor zwei Jahren interviewte stalter wie das Bierhübeli unter der Situa- Corinne Holtz mit Philipp Leibundgut einen tion leiden. Vielmehr haben wir in einer jungen und frischen, mit Till Grünewald einen gegenseitigen Absichtserklärung die Zu- Urmusiker der ersten Stunde. Jürg Solo- sammenarbeit um zwei Jahre verlängert. thurnmann schrieb ein ausführliches Porträt Ebenso positiv ist das Verhältnis zu unse- von Philip Henzi, der unser Pianist, Kompo- ren Sponsoren Securitas, Bank EEK, die nist, Arrangeur und musikalischer Co-Leiter Mobiliar, Haller + Jenzer, Armin Strom und ist. Und der ehemalige Leadsaxophonist auch zur Burgergemeinde Bern. Keiner Adrian Pflugshaupt verfasste den Haupttext hat Beitragsanteile zurückgefordert. Viel- gleich selbst. In diesem Jahr äussern sich mehr können wir auch in der kommenden die vier Posaunisten und beleuchten das Saison auf alle zählen. Auch für unsere Innenleben des Orchesters. Es kommt zum Sponsoren hat das Coronavirus negative Ausdruck, dass vier sehr verschiedene Auswirkungen, und die Tatsache, dass Persönlichkeiten einen homogenen Bläser- 3
Das SJO in Zahlen, Fakten und Zitaten Das SJO ist eine professionelle Big Das SJO hat mit herausragenden Gastspiele am Internat ionalen Band und wurde 2003 gegründet. Vertretern der Schweizer Jazzszene Jazzfestival Bern seit 2013 u. a. zusammengearbeitet, so z. B. mit mit Joshua Redman, Donny McCaslin, Lisette Spinnler, Franco Ambrosetti, Anat Cohen, Joey DeFrancesco, «Der Rolls Royce des Berner Domenic Landolf, Houry Dora Paquito D’Rivera, Peter Erskine, und Schweizer Jazz: Apartian, George Gruntz, Nicolas Roberta Gambarini, Jeff Hamilton. das Swiss Jazz Orchestra.» Masson, Trudi Strebi, Pepe Lienhard, – Alexander Tschäppät, Matthieu Michel, Marianne Racine, Alt-Stadtpräsident und Alt-Nationalrat Andy Scherrer oder Christoph Grab. «The Swiss Jazz Orchestra is a world-class big band.» – Peter Erskine Den Kern seiner Aktivitäten bildet «Das Orchester ist eine phantas eine wöchentliche Konzertserie tische Band. Spielfreude, Einsatz im Bierhübeli Bern von Mitte Oktober füreinander und für das Ganze sowie «Amazing Orchestra, fantastic bis Ende Mai, die etwa dreissig Zuverlässigkeit und Disziplin sind musicians.» Konzerte umfasst. Inklusive aller einmalig, ja beispielhaft.» – Joshua Redman externen Engagements hat – George Gruntz das SJO bereits über 700 Auftritte hinter sich. «You guys ROCK!» «Das Swiss Jazz Orchestra ist für mich die beste Jazz-Big-Band – Anat Cohen «Die vielseitigste, weltoffenste der Schweiz.» Grossformation im Schweizer Jazz.» – Pepe Lienhard Das SJO verfügt über mehr als – Peter Rüedi, Publizist 1000 Arrangements und Eigen kompositionen von Bandmitgliedern. «These guys blow me away. Bisher sind elf CDs produziert und Every time.» teilweise auf (inter)nationalen – Michael Zisman «Dem Swiss Jazz Orchestra ist es Konzerttourneen vorgestellt worden. gelungen, den Spagat zwischen Innovation und Tradition zu schaffen. Bisherige internationale Gast Die Band wird ihrem Namen in «The SJO is an impressive ensemble musiker waren u. a. Jamie Cullum, jeder Beziehung gerecht. Beeindru- in every respect.» Bob Mintzer, Jim Black, Julia ckend ist die nie nachlassende Hülsmann, Scott Robinson, Philip Spielfreude – wohl das Geheimnis – Jack Bowers, allaboutjazz.com Catherine, Shannon Barnett, des Erfolges dieser Big Band.» Grégoire Maret, Jerry Bergonzi, – Hazy Osterwald «Die Arbeit des SJO hat in der Alex Sipiagin und Miguel Zenon. Schweizer Big-Band-Szene einen Qualitätsschub ausgelöst. Per 2020 wird das SJO auf die Liste Alle wissen jetzt, wo der «BOOM! What an awesome band!» von Kulturinstitutionen mit min Hammer hängt. Ziemlich weit oben.» – Jim Black destens regionaler Bedeutung der – Peter Bürli, Redaktionsleiter Jazz SRF Regionalkonferenz Bern Mittelland aufgenommen. 2010 war das SJO «What a fantastic band!» Träger des grossen Kulturpreises – Kevin Hays der Burgergemeinde Bern. «This band is a present from heaven.» – Bert Joris 4
Meine Bank gewährt mir keine Hypothek, die für mich nicht in Frage kommt. Bank EEK AG Amthausgasse 14 / Marktgasse 19 Postfach, 3001 Bern 031 310 52 52 info@eek.ch, www.eek.ch
Fast die ganze Jazzgeschichte in vier Stimmen Alle vier bekennen sie sich zu ihrer uneingeschränkten Liebe zur Big Band, die Posaunisten des Swiss Jazz Orchestra. Denn für Musiker ihres Instruments ist die Big Band, das Jazz Orchestra, wie das heute etwas weiter gefasst heisst, der Ort, wo sie alle ihre Möglichkeiten ausspielen können: das Zusammenspiel in der Posaunen- section, das Eintauchen in einen farbigen und kraftvollen Klangkörper und natürlich das Alles-hinter-sich-Lassen als Solist. Vincent Lachat, Stefan Schlegel, Andi virtuose Posaune erzielt nicht die gleiche Trompete angefangen. Damals sagte man Tschopp und Reto Zumstein sind zusammen Wirkung wie eine schnelle Trompete oder noch – und das wurde mir gesagt – «Du hast ein wunderbares Quartett, dem man am ein Saxophon. zu dicke Lippen, das geht nicht». (alle lachen) liebsten allein zuhören möchte. In den zwölf Mit dem Waldhorn wars noch schlimmer, Jahren, in denen dieser Posaunensatz Lassen wir die Vorurteile! Ihr vier habt dann kam das Euphonium. Aber eigentlich zusammen spielt, ist er zu einer Einheit ge- die Posaune zu eurem Instrument gemacht. wollte ich Posaune spielen. Ich musste aller- wachsen, die ein blindes Einverständnis Wie kam das? Und wie war es später, dings warten, bis man meine Arme als genug zusammenhält. Ein Glücksfall also für eine als Jugendliche? War das locker mit den lang befand, das war mit etwa 14. Und zum Band wie das SJO – mit diesen vieren Gleichaltrigen, oder haben die euch Image noch dies: Meine Tochter spielt Posaune kann es nur gut gehen! Wir treffen uns mit etwas schief angeschaut, weil die Posaune beim Winterthurer Jugend-Symphonie- Corona-konformem Abstand draussen in vielleicht unsexy ist? orchester. Als einziges Mädchen wurde sie der Zürcher Europaallee. Das einzige Virus, von den Jungs super aufgenommen und das zu spüren ist, ist das Jazz- und Big- Reto: Ich wurde schlicht zur Posaune über- fühlt sich pudelwohl im Orchester. Das Prob- Band-Virus! redet. In Sarnen, wo ich aufgewachsen bin, lem ist wohl weniger die Posaune als über- war der Dirigent der Feldmusik zugleich haupt ein Musikinstrument, das ist heute Die Posaune hat immer wieder mit Vorurtei- Musikschulleiter. Der hat mein Talent bemerkt nicht mehr so attraktiv wie früher. len zu kämpfen. Zum Beispiel: Im klassischen und hat mir eine Posaune in die Hand ge- Orchester spielt die Posaune immer dann, drückt für eine Probelektion. Und dem Posau- Eure Anfänge liegen hinter euch, Vincent wenns laut sein soll. In der Guggenmusik ist nenlehrer ist es gelungen, mich zu packen. ist ungefähr 60, Stefan circa 50 und Andi sie das beliebteste Instrument. Was heisst: Dabei ist es geblieben. 40 Jahre alt, alle drei hervorragende Hauptsache laut! Andi: Meine Mutter erzählt, dass ich als Solisten. Meine Wahrnehmung von euch ist: kleiner Bub ein Dixielandkonzert gehört und Vincent ist der Traditionalist, Stefan der Stefan: Ich sag da nur: Urbie Green oder seither gesagt hätte, ich wolle Posaune Bebopper und Andi der Experimentelle. Tommy Dorsey. Viele Leute hier kennen die spielen. Dieser Wunsch ist geblieben, bis ich Stimmt diese Sicht? Posaune ja nur aus den Guggenmusiken, genug gross war für das Instrument. Die in vielen Ländern ist das Image der Posaune Faszination ist wohl über den Klang entstan- Vincent: Plus/minus 60 stimmt schon mal. ein anderes. In Kuba oder den USA, wo der den, und sie ist nach wie vor da. Und von Ich habe mit Dixieland angefangen, vielleicht Jazz präsenter ist als hier. Das Image in der wegen unsexy: Ein Musikinstrument ist viel- hört man das noch. Nachher kam der Swing, Schweiz ist tatsächlich überholungsbedürftig. leicht nicht so sexy, dafür macht man der Bebop, aber ich habe alles gern, auch Reto: Auch die Brassbandszene hat damit zu miteinander Musik, im Schulorchester, in modernere Spielarten. tun, dort geht es oft um laut, hoch und Bands. Dabei kann man zusammen extrem Stefan: Ich habe zuerst klassische Musik schnell. Bei uns Bassposaunisten ist es noch coole Erfahrungen machen! studiert, und etwas von diesem Klangideal schlimmer, da heisst es, wir beherrschten Vincent: Ich bin mit Musik aufgewachsen. ist wohl auch hängen geblieben. Den Bebop genau zwei Lautstärken: on und off. Mein Vater hat in der Blasmusik Posaune und die Art, wie da phrasiert wird, musste gespielt und in der Tanzband Saxophon. ich erst lernen. Das Swiss Jazz Orchestra ist Noch ein Vorurteil: Die Posaune ist träge, Trotzdem hat mich die Musik nicht interes- für mich ein riesen Glücksfall, weil es mir langsam und fett – ohne Eleganz. siert. Irgendwann fand mein Vater, man die Möglichkeit gibt, mich auch zwingt, neue müsse mich beschäftigen, und er brachte Dinge auszuchecken. Neues anzupacken, Andi: Auch das ist mittlerweile überholt – ein Flügelhorn mit. Ich brachte keinen Ton sich reinzuknien und dazuzulernen. Vor allem oder war noch gar nie wahr. Trotzdem ist es raus, das Mundstück war mir zu klein. Darauf auch in den Soli: Da muss man die Komfort- der Big-Band-Literatur zuweilen anzumer- wars ein Es-Horn und schliesslich das zone manchmal verlassen, für mich eine ken: Oft sind die interessanten Melodien bei Euphonium, was ich ausprobierte. Das spielte ziemliche Herausforderung! den Saxophonen und Trompeten, und die ich in der Blasmusik, bis ich etwa 15 war, Andi: Experimentell? Ich weiss nicht recht, Posaunen spielen einfach «Ba-Pa, MmBa-Pa» auch. Dann wechselte ich zur Posaune. Der was damit gemeint ist. Vielleicht stimmt und ein paar lange Töne. Es gibt allerdings Weg war also etwas ungewollt, aber es es insofern, als ich nicht in eine Schublade viele Posaunisten, die buchstäblich alles ist gut, dass es so gekommen ist. gesteckt werden möchte. Ich finds interes- spielen können. Stefan: Ich habe mit Klavier angefangen. sant, unterschiedliche Dinge zu machen und Stefan: Es hat auch mit der Lage zu tun, Meine Brüder spielten in der Blasmusik, sie in mein musikalisches Universum zu in der ein Posaunist spielt. Eine sehr und dahin wollte ich auch. Also habe ich mit integrieren. Eine Big Band ist ein cooler 6
Das gilt für den Posaunensatz, aber nicht nur. Wenn ich jemanden etwas spielen höre, was ich nicht kann, finde ich das eher positiv, als dass es mich unter Druck setzen würde. Reto: Es ist extrem positiv! Ich höre gern meinen Kollegen zu, wenn sie Dinge spielen, die ich nicht kann, das ist inspirierend. Ich denke dann: super, was der spielt! Vincent: Das geht über die Posaunensection hinaus, mich dünkt, die ganze Band funktio- niert so. Wir haben das Glück, dass im SJO ausschliesslich gute Musiker und angenehme Zeitgenossen sitzen. Die letzte CD haben wir in Deutschland aufgenommen, wir sind zusammen gereist, haben zusammen ge- gessen, nach der Aufnahme ein Bier getrun- ken; wir haben viel Zeit miteinander ver- bracht, und das war immer sehr entspannt und angenehm. Du, Vincent spielst die erste Stimme. Verschafft dir das eine spezielle Stellung in der Band? Vincent: Wahrscheinlich schon, ich gebe vor, wie etwas gespielt werden könnte, und die Ort für so was, man kann immer wieder Andi: Es hat viel damit zu tun, wie wir anderen folgen mir. Aber ich bin kein Dikta- anderes spielen, in neue Klangwelten tau- arbeiten. Wir spielen im Wochenrhythmus tor! Natürlich besprechen wir aber nicht chen – ein inspirierender Ort, finde ich. im Bierhübeli, und das Programm bekom- jede Kleinigkeit, das läuft selbstverständlich. Dass wir musikalisch unterschiedliche Wege men wir jeweils ungefähr eine Woche vor Die erste Posaune ist mit der ersten Trom- gehen, macht überdies die Section interes- dem Konzert, haben also wenig Zeit, uns pete allerdings kaum vergleichbar, der Lead- sant. Einerseits müssen wir einen gemein- vorzubereiten. So werden Soli oft nach stilis- trompeter führt die ganze Band an, von samen homogenen Klang finden – und ich tischen Präferenzen verteilt. Aber manch- ihm hört man jeden Ton. finde, das gelingt uns –, aber gleichzeitig mal muss man auch etwas spielen, was sind wir als Individuen sehr unterschiedlich, einem nicht so vertraut ist – eben: die Wie ist deine Position, Reto? Als tiefste was der Band Farbe gibt. Komfortzone verlassen. Stimme steht die ganze Band quasi auf Stefan: Wir müssen aber auch ehrlich sein, deinen Schultern. Wie ist das für dich? Euer Big-Band-Posaunensatz hat vier Andi kann einfach alles spielen; wenn etwas Stimmen. Vincent spielt erste, Stefan zweite, zu schwierig ist für uns, geben wir es ihm … Reto: Ich liefere, zusammen mit dem Bariton- Andi dritte und Reto die Bassposaune, Andi: … und ich spiele einfach einen Blues saxophon, das Fundament der Band. Das was ihr eine spezielle Funktion gibt. Aber darüber! (Gelächter) gibt uns schon eine gewisse Wichtigkeit in die übrigen drei Stimmen, sind die immer Vincent: Ich finds schön, dass da so unter- der Band, und diese Verantwortung nehme gleich aufgeteilt? schiedliche Leute miteinander unterwegs ich auch wahr. Und geniesse sie! sind. Ich möchte und könnte nicht jedes Solo Alle: Ja, die sind fix, wir wechseln eigentlich spielen, aber es inspiriert mich, Andi oder Ich nehme an, dass in einer Posaunen- nie. Stefan zuzuhören, wie sie eine Aufgabe an- section wohl die Intonation die Knacknuss packen. Und fürs Publikum ist es sowieso ist. Mit der Posaune muss man die Ton- Und was heisst das für die Solisten? interessanter, unterschiedlichen Musikern höhe selber suchen, ich stell mir das heraus- zuzuhören. fordernd vor. Andi: Meistens gibt es keine Soli für die Posaunen! (alle lachen) Natürlich seid ihr gute Kollegen, wie aber ist Stefan: Tatsächlich ist die Intonation für es mit der Konkurrenz unter euch vieren? mich der entscheidende Punkt. Sie hat Wenn es sie doch gibt, wer darf spielen? auch den Aspekt, dass alle vier gleich laut Derjenige, der stilistisch am nächsten beim Andi: Wir sind ja nicht mehr 20, Konkurrenz- spielen müssen, Klangausgleich also. Stück ist? gefühle hatte ich damals. Mittlerweile Bei uns funktioniert das einfach, aber ich finde ich das Nebeneinander inspirierend. hab auch schon erlebt, dass es nicht ging. 7
Die Intonation ist auch entscheidend, weil Wenn einer eine neue Posaune kaufen Es gibt ja nicht wenige Posaunisten, die wir in unserer Mittellage so etwas wie der würde, würde er sich mit seinen Kollegen wichtige Arrangeure wurden, Bob Brookmeyer Kitt zwischen den Registern sind. Und der absprechen? oder Slide Hampton zum Beispiel. Schreiben muss halten. die posaunenfreundlicher als andere? Andi: Ein Problem ist in gewissen Big Bands Stefan: Nein, dafür sind wir dann doch zu Oder eben im Gegenteil: Gibt es Arrangeure, auch, dass das Trompetenregister eher wenig gut bezahlt! (Gelächter) die mit den Posaunen nicht so viel anfangen hoch intoniert, wogegen die Saxophonisten können? tief sind. Und wir sind dazwischen. Und Saxophonisten spielen neben dem Saxophon je nachdem, mit wem man zusammenspielt, auch Klarinette und Flöten. Auch für Alle: Ja, die gibt es definitiv! muss man sich anpassen. Posaunisten gäbe es Alternativen: Tenorhorn, Andi: Sehr gut für uns schreibt zum Beispiel Euphonium, Ventilposaune, Tuba für Philip Henzi. Er kennt uns halt auch als Was mir auffällt, ist die unterschiedliche den Bassposaunisten. Ist das ein Thema Spieler, er traut uns etwas zu und setzt uns Bauart der verwendeten Instrumente: für euch? entsprechend ein. Aber es gibt da andere – enge Bohrungen versus weite, grosse Becher ich will keine Namen nennen –, die über- versus kleine, Ventile mit unterschied- Reto: Die Tuba gehört für mich dazu. Ich hab haupt nicht spannend für uns schreiben; lichen Intervallen – spielt das alles eine irgendwann damit angefangen. Ich brauch vielleicht schöne Musik zwar, aber eben: Rolle? sie kaum zehn Mal pro Saison, aber sie steht nicht so toll für Posaunen. zur Verfügung. In langsamen Stücken, wo Stefan: Brookmeyer schreibt wunderbar Reto: Wir haben uns, ohne es zu wollen, ein runder, weicher Klang gefragt ist, spiel für Posaune, auch Peter Herbolzheimer. für die richtigen Instrumente entschieden. ich gern Tuba. Leute, die das Instrument nicht so genau Meine Bassposaune hat eine weite Boh- Stefan: Ich spiele ab und zu Ventilposaune. kennen, schreiben oft Dinge, die zwar rung, einen grossen Becher für einen runden Arrangeure, die dieses Instrument selber am Klavier gut klingen, für uns aber nicht Klang. Andi, der die dritte Stimme spielt, spielten, haben es gern verwendet, Bob gerade bequem sind. benutzt eine weitere Bohrung als diejenigen Brookmeyer etwa oder Rob McConnell. Aber auf der ersten und zweiten Stimme, die es gibt wenige Arrangements, in denen Verschiedene von euch spielen oder haben beide relativ enge Instrumente ohne das verlangt wird. Ausser bei Philip Henzi! auch in klassischen Orchestern gespielt, irgendwelche Ventile spielen. Eigentlich Vincent: Ich würde ab und zu gern ein Solo auch in Blasorchestern. Wie gut gehen das optimal! auf dem Euphonium spielen, das wäre Spiel in der Jazz-Big-Band und solche wunderbar! Engagements zusammen? Stefan: Für mich geht es überhaupt nicht, ich hab aufgehört damit. Es geht klanglich nicht, und ich müsste wohl auch eine andere Posaune spielen, grösser mensuriert, mit Quartventil. Es ist wie bei den Sängern: Ein klassischer Sänger strebt einen grossen Klang an, er muss ein Theater füllen mit seiner Stimme, bei einem Jazz- oder Popsänger geht es mehr um die Phrasierung und solche Dinge. Drei von euch vieren sind Berufsmusiker. Welchen finanziellen Stellenwert hat das SJO in eurem Budget? Stefan: Durchaus einen wichtigen. Der arbeitsmässige Aufwand, für mich auch derjenige in der musikalischen Leitung, ist zwar nicht so bezahlt wie im klassischen Orchester. Trotzdem: Am Ende des Jahres fliesst doch ein rechter Batzen auf mein Konto, und der ist wichtig für mich. Andi: Es ist vielleicht mit einer kleinen Musik- schulstelle vergleichbar. Und wenn dann noch ein, zwei externe Projekte dazukom- men, ist das nicht zu vernachlässigen. 8
Zum Schluss habe ich die entscheidende Letzte Frage: Was würdet ihr euch für Frage: Weshalb spielt ihr in der Big Band, die Band wünschen? wo man doch in kleinen Besetzungen mehr Freiheit und mehr Gelegenheit zum Vincent: Mehr externe Konzerte! Jeden Improvisieren hätte. Was ist das Attrak- Montag im Bierhübeli ist wunderbar, es wäre tive daran? aber schön, auch darüber hinaus mehr spielen zu können. Vincent: Die Posaunensection! Ja, und das Stefan: Mehr mediale Aufmerksamkeit. Zusammenspiel und der Klang. Eine Big Band Ich finde zum Beispiel, es geht nicht, dass hat so viele Möglichkeiten, klanglich, formal. das Schweizer Fernsehen das Swiss Jazz Und dann ist auch das Soziale, das Zusam- Orchestra schlicht nicht wahrnimmt. Und mensein. das seit fünfzehn Jahren! Stefan: Ich bin ein fanatischer Big-Band-Fan Andi: Das finde ich auch. Und es wäre gut und war das schon als Kind. Als ich 11 war, und würde helfen, wenn wir regelmässig nahm mich mein Posaunenlehrer mit nach kleine Schweizer Tourneen machen könnten. Aber natürlich, wenn man den zeitlichen Auf- Stuttgart, zu einem Konzert von Peter Wir werden zu fest als Berner Band wahr- wand rechnet, dann ist es doch nicht so viel. Herbolzheimers «Rhythm Combination and genommen, was wir ja nicht sind – wir treffen Trotzdem: ein substanzieller Bestandteil. Brass». Das blies mich dermassen weg, uns hier in Zürich. Ich glaube auch, dass dass die Faszination mich nie mehr losgelas- viele Leute immer noch ein falsches Bild von Unterricht könnte ein weiterer Bestandteil sen hat! dieser Band haben, und es wäre super, sein, wie ists damit? Du, Vincent, unter- Reto: Für mich als Bassposaunist ist die wenn ein Gefäss gefunden würde, wo das richtest du? Big Band der einzige Ort, wo ich mein etwas korrigiert werden könnte. Eben: einmal Instrument wirklich ausspielen, wo ich Schub pro Jahr unsere musikalische und mediale Vincent: Praktisch nicht, ich lebe vom geben und in die Tiefe spielen kann. Präsenz ausserhalb Berns stärken! Spielen. Und deshalb ist das Einkommen Ich bin durch die Big Band zum Jazz gekom- durch das SJO so wichtig. Es ist kein men. Es fägt einfach, hier Bassposaune Monatslohn, von dem man alles zahlen zu spielen! könnte, aber es hat seinen Platz. Andi: In einer Big Band kann man viele Erfahrungen machen wie sonst nirgends, Wie war die Zeit für dich als Freelancer weil sie so viele Facetten hat. Das Zusam- jetzt während Corona? menspiel fühlt sich manchmal an, wie wenn man Teil eines riesigen Instrumentes wäre. Vincent: Reden wir ein anderes Mal Oder wenn die ganze Band zusammen einen darüber… nein, es ist wirklich eine harte Kick spielt, unterstützt vom Schlagzeug, Zeit, sehr hart. Nur, ich kann da nichts das ist eine körperliche Erfahrung. Und man ändern. Immerhin: Das SJO hat die vollen kann mit den vielen Stimmen wunderbare Gagen bezahlt! Akkorde bauen. Mittendrin zu sitzen, gibt Hühnerhaut. Wie ist das für die anderen? Zweite Gretchenfrage: Welches Programm Andi: Ich bin noch nicht verhungert, aber würdet ihr gerne mal spielen? Zum Autor das Ersparte ist langsam aufgebraucht. Beat Blaser (Jahrgang 1953) war lange Und ich glaube, dass die kritische Zeit erst Vincent: Ich kann es gar nicht sagen, wir Saxophonist und Saxophonlehrer, bis er sich kommt. Im vergangenen halben Jahr haben so viel Abwechslung! Wir haben vor gut zwanzig Jahren eines Besseren hätte ich viele vertraglich fixierte Konzerte Projekte gemacht mit John Clayton, besann und als Jazzredaktor zu Radio SRF 2 gehabt. Ich kann also Ersatz beantragen. mit Donny McCaslin, mit Scott Robinson … Kultur ging. Vor einem Jahr wurde er Maximal 80 Prozent hoffe ich so zu erhalten. Stefan: Wenn wir das Projekt mit pensioniert. Aber jetzt kommt das halbe Jahr, in dem Guillermo Klein nicht schon gemacht hätten, wenig fixiert ist und ich somit die entgan- müsste man sagen, das müssen wir genen Einnahmen nicht belegen kann. unbedingt machen, das war einfach der Keine Ahnung, was das für mich heisst. Hammer! Vincent: Wir alle hoffen natürlich, dass Andi: Vielleicht Darcy James Argue, den ich wir die nächste SJO-Saison im Bierhübeli einen sehr interessanten Arrangeur finde. beginnen und hoffentlich auch durch- Was ich allerdings jederzeit und immer ziehen können. Und dass vielleicht ein paar gern wieder machen würde, wäre ein neues externe Konzerte reinkommen. Programm von Philip Henzi. 9
Powerfrauen! alles, was eine Big-Band-Musikerin braucht: Sie liest mühelos ab Blatt, weiss sich im Klang der Posaunensection einzuordnen, hat genug Stehvermögen, um eine ganze Band auf ihren Schultern zu tragen, und ist über- dies eine freundliche und humorvolle Person. Nina Thöni und Kristine Solli Oppegaard sind in vielerlei Hinsicht unterschiedlich, ihre Erfahrungen als Frauen in einem Nina Thöni (Foto: A. Weyermann) männerdominierten Gewerbe allerdings gleichen sich über alle Unterschiede hinweg. Das begann bereits mit der Idee, Posaune zu lernen. Nina Thöni wurde als 10-Jährige (!) gefragt, wie sie dannzumal ihren eigenen Kindern mit der Posaune ein Schlaflied spielen wolle. Sie lernte erst Klarinette, um in pubertärem Trotz mit 12 zu finden: «Jetzt reichts!» – und mit Posaune anfing. Kristine Jeden Montag spielt das Swiss Jazz Orchestra machen das Rennen. Nina Thöni zum Bei- Solli Oppegaard musste solches in Norwegen im Bierhübeli, jedes Mal ein anderes Reper- spiel. Mit ihren 36 Jahren hat sie jede nicht hören, Skandinavien ist in Sachen toire. Das ist fordernd für die Musiker, musi- Menge Erfahrung, in Big Bands und kleinen Emanzipation definitiv weiter als die kalisch und zeitlich. Denn vom Engagement Besetzungen, in Rock und Pop, in Jazz Schweiz. Das Problem einer Instrumentalis- beim SJO allein kann niemand leben, andere und Blues, als Satzspielerin und als Solistin tin ist auch weniger ein individuelles als Gigs müssen drinliegen. Was natürlich heisst, ist sie erste Wahl. ein systemisches. Die Giele des SJO seien dass jemand anderes an diesem Abend auf immer hilfsbereit, sagen beide Frauen, dem SJO-Stuhl sitzt, ein «Sub» ist gesucht, Kristine Solli Oppegaard stammt aus auch sei die Atmosphäre heute eine andere wie das genannt wird, als Abkürzung von Norwegen, und sie ist mit ihren 25 Jahren als damals, als sie mit 19 zum ersten Mal «Substitute», ein Stellvertreter eben. Oder eine halbe Generation jünger als Nina. Nach im SJO gesessen habe, meint Nina Thöni. eine Stellvertreterin! Bern kam sie, um zu studieren. Ian Bousfield, Die Männer sind weicher geworden, können einer der erfahrensten klassischen Posau- Schwächen zeigen, von toxischer Männlich- Das Swiss Jazz Orchestra ist seit langem nisten, unterrichtet hier, von ihm wollte sie keit spürt sie nichts. Trotzdem: Eine weibliche bestrebt, Frauen in seine Reihen zu kriegen, lernen – klassisch natürlich. Nur, zu dieser Instrumentalistin muss sich in ihrer Sonder- und mittlerweile sind es doch etwa sechs, Zeit hatte sie schon jede Menge gross- rolle nach wie vor anders beweisen. Auf der die ihre Frau stellen, wenn Not am Mann ist. orchestrale Erfahrung, hatte in der schwedi- Bühne, besonders am Solomikrophon, Zwei davon sind Posaunistinnen, Kristine schen Bohuslän Big Band gespielt, der benötigt sie extra viel Mut, denn sie ist sich Solli Oppegaard und Nina Thöni. Groove der grossen Gebläse hatte sie schon stets bewusst, dass sie von Mitmusikern lange gepackt. Den suchte sie auch in Bern. und Publikum speziell kritisch – ist sie wohl Frau Dr. med. Nina Thöni eigentlich, und Sie tat es mit dem Selbstvertrauen der gut genug? – oder aber mit einem etwas der Titel sagt auch, weshalb sie seit länge- ambitionierten jungen Musikerin: mit einem gönnerhaftem Wohlwollen – die kann ja rich- rem nicht mehr im SJO-Posaunensatz Anruf beim SJO-Bassposaunisten Reto tig spielen! – angehört wird. Eigentlich sass. Denn neben einer Vollzeitstelle bis vor Zumstein nämlich, um ihm mitzuteilen, dass aber möchten sie mit den gleichen Mass- kurzem am Psychiatriezentrum Münsingen sie bereitstehe, wenn er Ersatz brauche. stäben gemessen werden wie ihre männli- und neu als Assistenzärztin Psychosomatik Was dann auch geschah – und Kristine war chen Kollegen. Solange aber gefühlte am Inselspital hat nicht mehr so viel Musik drin! Trotz ihres jugendlichen Alters hat sie 99 Prozent aller Blechblas-Lehrkräfte männlich Platz wie auch schon. Nina Thöni spielt oder sind, sich in den Big Bands höchstens gele- spielte ihre Posaune nicht nur im SJO, gentlich eine oder zwei Frauen finden, solan- sondern auch bei Schmidi Schmidhausers ge es für eine Frau selbstverständlicher ist, «Chica Torpedo» und im Bläsersatz von einen 40-Tönner zu steuern, als Posaune zu Sina und Lo & Leduc. Was etwas über ihre spielen, so lange wird es schwierig sein. musikalische Qualität aussagt. Musiker/ Role Models für Mädchen sind gefragt – mit innen wie Sina bespielen die grossen Bühnen, Nina Thöni und Kristine Solli Oppegaard mehr Geld ist im Spiel, und das schlägt beleben zwei die Berner Szene! Die Zeit wird sich in den Gagen nieder: So viel verdienen kommen, wo es nicht nur für Powerfrauen Jazzer eher selten! Sina und Lo & Leduc wie Nina oder Kristine selbstverständlich sein können ihre Musiker/innen also auswählen, wird, Posaune in einer Jazz-Big-Band zu jede(r) hat Lust, da mitzutun, die besten Kristine Solli Oppegaard (Foto: N. Pfister) spielen. Wir freuen uns drauf! (bb) 10
Burgergemeinde Bern Schon gewusst? 600 000 Franken betrug 2019 das Engagement der Burgergemeinde Bern im Bereich Musik. Gefördert wurden beispielsweise die Langnau Jazz Nights 2019, die Tour von King Pepe & The Queens, die Female* Music Lab von HELVETIAROCKT, die Stiftung Camerata Bern, die EP von Frutti di Mare, das Album von Jeans for Jesus, der Verein Berner Kammerorchester, die Clubtour «Itz mau Apokalypse» der Kummerbuben, die Konzerte des Chors im Breitsch, der Verein Swiss Jazz Orchestra, die Stiftung Konzert Theater Bern, der Verein Internationales Jazzfestival Bern und viele mehr. www.bgbern.ch RETHINK Bern: Uhrsachen - 031 318 01 18 Gravity Equal Force
Infos für Konzert- besucher/innen Die Montagskonzerte im Bierhübeli Bern Die stilistisch und inhaltlich sehr unterschiedlichen Konzerte des SJO werden in vier Kategorien präsentiert und bilden gemeinsam ein breit gefächertes, ausgewogenes Saisonprogramm. Dieses wird vom Kollektiv der musikalischen Leitung zusammengestellt und reflektiert die offene Haltung der Orchestermitglieder; Verneigungen vor der Tradition haben ebenso Platz wie zeitgenössische Werke. Jedes Konzert ist neu und eigenständig, gerade innerhalb SJO plays … einer Konzertkategorie, und bietet ungewohnten und gewohnten Konzerte mit einem spezifischen thematischen Repertoire, die Zuhörenden ein einmaliges Erlebnis. Details entnehmen Sie dem sich an der Kunst eines Instrumentalisten, Komponisten/Arrangeurs, Saisonprogramm auf den folgenden Seiten, den jeweils aktuellen Bandleaders, an einem Label oder an einer ganzen Ära der Jazz- Programmflyern sowie der SJO-Website. Um über News und Ände- geschichte orientieren. Der Begriff «plays» wird dabei grosszügig rungen informiert zu werden, abonnieren Sie unseren Newsletter. interpretiert, es können auch Werke aus dem Umfeld der unmittel- baren Namensgeber/innen (z. B. Vorbilder, Bandmitglieder, Epigonen) Latin im Repertoire figurieren. Vielen bekannten Namen der Jazz- Die lateinamerikanische Musik hat dem Jazz neue, stilbildende geschichte wurde bereits mit einem Konzert Tribut gezollt, darunter Impulse verliehen. Ihre Energie und Ausdruckskraft, ihre direkte Duke Ellington, Count Basie, Stan Kenton, Charles Mingus, Bob Emotionalität und der hohe Stellenwert des Rhythmus waren und Brookmeyer und Maria Schneider. sind für viele Jazzmusiker, angefangen bei Dizzy Gillespie und Stan Getz, eine lustvolle Herausforderung. Im «Latin»-Programm des SJO & … SJO finden sich u. a. Kompositionen von Miguel Zenon, Jerry Gonzalez, In diese Kategorie fallen sämtliche Konzerte mit Gastmusiker/innen. Perico Sambeat und Miguel Blanco. In den letzten Jahren hat zu- Dank seines Rufs und der Beziehungen seiner Mitglieder ist das nehmend auch Literatur aus angrenzenden Ecken der World Music SJO in der Lage, herausragende Musiker/innen als Gäste zu sich auf (Spanien, Afrika) Eingang in dieses Repertoire gefunden. die Bühne des Bierhübeli einzuladen. Dabei wechseln sich namhafte Exponentinnen und Exponenten der Schweizer und der internationalen Electric Jazzszene ab. Die Gäste bestimmen das Repertoire je nach Vorlie- Früher schlicht «Groove Night» genannt, zeichnen sich diese ben und Vorbereitungsmöglichkeiten mit; oft steuern sie auch eigene Konzerte durch die Klanglichkeit der elektrischen Instrumente in der Kompositionen oder Arrangements bei, einige das ganze Konzert- Rhythmusgruppe und ein entsprechend druckvolles Repertoire aus. programm. Der Funk der 70er-, der Jazz-Rock der 80er-Jahre, Hip Hop und elek- tronische Musik aus den letzten Jahrzehnten sind auch an den Jazz Unleashed Musikern des SJO nicht spurlos vorbeigegangen. Wichtige Bestand- Während der letzten Aprilwoche dreht sich in Bern alles rund um teile des dezibelstarken Programms sind Big-Band-Originals von improvisierte Musik. Gemeinsam zeigen sechs renommierte Berner Jaco Pastorius und Don Ellis, arrangierte Kompositionen u. a. von Jazz-Veranstalter, wie reichhaltig das musikalische Angebot der Herbie Hancock, Wayne Shorter, Pat Metheny oder den Brecker Stadt ist und sorgen dafür, dass die Woche zu einem ganz beson- Brothers sowie Stücke neueren Datums u. a. von Donny McCaslin, deren Highlight der Berner Musik-Szene wird. Niels Klein oder Philip Henzi. Veranstaltungsinformationen Eintrittspreise Normaleintritt (keine AHV-Reduktion) CHF 20 / *25 Das Bierhübeli bietet auf Anfrage attraktive Angebote für Apéros Studierende/Lernende (mit Ausweis) CHF 15 / *20 mit Gästen oder Freunden. Schulklassen (Preis pro Schüler) CHF 10 / *12 KulturLegi/IV CHF 10 / *12 Wir haben in enger Zusammenarbeit mit dem Bierhübeli ein Corona- Konzertdauer 20.00 bis ca. 22.00 Uhr, Schutzkonzept ausgearbeitet, welches laufend angepasst wird. Türöffnung 19.30 Uhr Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Website. * Preis Konzerte mit Gastmusiker/innen 12
Montagskonzerte Saison 2020/21 Oktober Januar April 19.10.20 11.1.21 12.4.21 Saisonstart: SJO Latin SJO plays Pat Metheny SJO plays Favorites 18.1.21 19.4.21 26.10.20 SJO Electric SJO Latin SJO Electric 25.1.21 26.4.21 SJO & Guillermo Klein SJO & Cinzia Catania November Februar Mai 2.11.20 1.2.21 3.5.21 SJO & Christoph Irniger SJO Latin SJO Electric 9.11.20 8.2.21 10.5.21 SJO Latin SJO plays Jim McNeely SJO & Efrat Alony & 16.11.20 15.2.21 Ed Partyka SJO plays Bebop SJO Electric 17.5.21 23.11.20 22.2.21 SJO Latin SJO Electric SJO & Seamus Blake 31.5.21 30.11.20 Saisonschluss: SJO & SJO & Joe Haider Ralph Alessi Dezember März 7.12.20 1.3.21 SJO Latin SJO Latin 14.12.20 8.3.21 SJO Electric SJO plays Phil Woods 21.12.20 15.3.21 SJO plays West Coast SJO Electric 22.3.21 SJO & Hildegunn Øiseth 29.3.21 SJO Latin Änderungen vorbehalten 13
Details Montagskonzerte Saison 2020/21 Tradition verwurzelt und von ihren Expo- nenten beeinflusst, er interpretiert Jazz aber nicht als einen bestimmten Sound oder Inhalt, sondern sieht ihn vielmehr als eine Herangehensweise ans Musizieren. Irniger hat sich in unterschiedlichen Formatio- nen zwischen Jazz, Rock und verwandten Musikstilen profiliert. Nebst seinem Trio und seiner Band «Pilgrim» hat er auch mit den «Cowboys from Hell» und als Mitglied einiger internationaler Bandprojekte sowie des Lucerne Jazz Orchestra Aufsehen erregt. Er hat bereits fünf Alben unter eigenem Namen veröffentlicht; Konzerte und Tourneen 19.10.20 führten ihn durch Europa, nach Asien 30.11.20 SJO plays Favorites und in die USA. Zudem ist er in der Pro- SJO & Joe Haider Wenn das SJO beim Saisonstart nach grammgruppe des Festivals «Unerhört!» und Wenn er damit droht, sich von den Bühnen monatelanger Pause wieder zum Abheben unterrichtet an der Zürcher Hochschule zurückzuziehen, schlägt das SJO noch ansetzt, soll zur Abwechslung mal kein/e der Künste und der Musikschule Konserva mal zu und lädt die europäische Jazzlegende Gastmusiker/in im Cockpit sitzen! Zu den torium Zürich. auf die Bierhübeli-Bühne! Zusätzlich zu fesselndsten und überraschendsten Auf- seiner Karriere als Pianist hat Joe Haider tritten des SJO gehören die Wunschkonzerte 16.11.20 nämlich u. a. mit Slide Hampton und Mel der Band selber. Die demokratische Funk- SJO plays Bebop Lewis grossartige Big-Band-Projekte reali- tionsweise des Orchesters wird dann zum Schnell, virtuos, kraftvoll – Bebop war zu siert. «Seit über 60 Jahren bin ich nun in musikalischen Prinzip, die beliebtesten Titel seiner Zeit eine Protestmusik. Die Suche Sachen Jazz als Pianist/Komponist/Arran- schaffens ins Repertoire. Vor allem eine nach neuen musikalischen Ausdrucksmöglich- geur/Pädagoge unterwegs, und es ist Gelegenheit für Raritäten aus der reichhalti- keiten führte zu einer intellektuell an- noch kein Ende abzusehen. Nun bin ich ja gen Bandgeschichte sowie geliebte Perlen, spruchsvollen Musik, die den Jazz endgültig inzwischen schon 84, aber immer noch die nicht in die Latin- und Electric-Schubladen von seiner funktionalen Bindung an die Tanz- frisch und munter dabei. Aber es klingt so passen wollen. Das SJO und seine Solisten musik befreite. Im Gegensatz zu den eher nach letzter Etappe oder Verlängerung zeigen sich also von ihrer ureigensten Seite kurzen Soli der Swing-Ära dürfen sich die mit anschliessendem Elfmeterschiessen, in einem eklektischen Konzertprogramm. Solisten beim Bebop austoben. Im New Yorker um im Fussballjargon zu sprechen. In meiner Gut möglich, dass auch Premieren von wäh- Stadtteil Harlem, besonders im Musiker- langen Karriere konnte ich viele Musiker- rend des Lockdown entstandenen Werken treffpunkt «Minton’s» kamen die wichtigsten kollegen kennenlernen und an vielen Kon- stattfinden … Musiker des Bebop zusammen: Pianist zerten als Pianist und Bandleader mitwir- Thelonius Monk, Schlagzeuger Kenny Clarke, ken. Dafür bin ich unendlich dankbar.» Gitarrist Charlie Christian, Trompeter Dizzy Gillespie und Altsaxophonist Charlie 21.12.20 Parker. Zu Ehren des 100. Geburtstags SJO plays West Coast von Charlie Parker (*29.8.1920) spielt das Die musikalische Ästhetik und der ganz SJO Bebop! eigene, sehr eingängige Sound des ziemlich entspannten West Coast Jazz beeinflussen bis heute viele Musiker/innen. In den 1950er- Jahren entstand in Los Angeles ein Gegen- gewicht zum New Yorker Cool Jazz. Dieses brauchte einen Namen, und dabei bediente man sich bei der Geographie: West Coast Jazz. Auch bei den Big-Band-Arrangeur/innen bezeichnet «West Coast» mehr eine örtliche Verankerung als eine Stilistik. Die Arrange- 2.11.20 ments von Marty Paich (*1925 in Oakland) SJO & Christoph Irniger und Bob Florence (*1932 in Los Angeles) klin- Eine herausragende Stimme der Schweizer gen denn auch sehr unterschiedlich, obwohl Jazzszene ist zu Gast – der Saxophonist beide dem West Coast Jazz zugeordnet Christoph Irniger. Sein Spiel ist stark in der werden: Paich schreibt karg, wenige Noten 14
am richtigen Ort, Florence fulminant, viele 8.2.21 Ramble»), als Sideman hat er u. a. mit Noten, aber auch diese am richtigen Ort. SJO plays Jim McNeely John Scofield, Dave Douglas und Gonzalo Beide arrangierten u. a. für die Orchester 2006 realisierte das SJO sein erstes Rubalcaba gearbeitet. von Stan Kenton, Count Basie, Frank Sinatra, Studioalbum in Zusammenhang mit einem Buddy Rich, und beide realisierten Aufnah- Kompositionsauftrag. Dieses Werk von 8.3.21 men mit eigenen Big Bands. Das SJO bewegt Jim McNeely – acht Kompositionen zu je SJO plays Phil Woods sich leichtfüssig Richtung Jahreswechsel einem Bild von Paul Klee – machte das Zum Anlass seines 90. Geburtstags feiern und präsentiert Werke von Paich und Florence, SJO international bekannt und geniesst wir das künstlerische Schaffen von aber auch einige weitere «West Coast»- bis heute einen hervorragenden Ruf. Altsaxophonist, Klarinettist und Kompo- Perlen. McNeely war Pianist u. a. von Stan Getz, nist/Arrangeur Phil Woods (1931–2015). Chet Baker oder Phil Woods und spielt Woods galt früh als einer der brillantesten seit Jahrzehnten im Vanguard Jazz Orchestra Nachfolger von Charlie Parker, er war (vormals Thad Jones/Mel Lewis). Als ein absoluter Meister der Bebop-Sprache, Komponist/Arrangeur arbeitete er u. a. für der sich aber mit einem eigenen unver- die Danish Radio Big Band, die Carnegie kennbaren Sound von seinem Idol absetzte. Hall Jazz Band, das Metropole Orkest, Er war zunächst begehrter Sideman u. a. die WDR Big Band Köln und das Stockholm von Dizzy Gillespie, Thelonious Monk und Jazz Orchestra, wobei er zwei Grammy- Quincy Jones und gefragter Studiomusiker Nominierungen erhielt. Er ist seit 2011 («Which Coca-Cola ads did you do? – You Chefdirigent der Big Band des Hessischen name it, I’m on it»). Ab 1968 lebte er einige Rundfunks (hr) in Frankfurt am Main. Jahre in Europa (er engagierte u. a. George Gruntz und Daniel Humair) und wurde nach seiner Rückkehr ein international etablier- ter Solokünstler – unsterblich bleibt sein Solo auf Billy Joels Ballade «Just the Way 25.1.21 You Are». Im November 2003 war Phil Woods SJO & Guillermo Klein für drei Konzerte der allererste Gast beim Nach beinahe zwei Jahren ist es höchste frisch gegründeten SJO. Zeit, den SJO-Gastkomponisten und Schöpfer des letzten Albums wieder auf die Bühne des Bierhübeli zu laden. Die Konzerte mit Guillermo Klein sind immer wieder neuartig, weil er seine Werke gerne weiterentwi- ckelt oder auseinandernimmt und wieder neu zusammensetzt oder auch neue Stücke mitbringt. Die Zusammenarbeit mit Klein ist für das SJO einzigartig, noch nie hat das 22.2.21 Orchester mit einem Gastmusiker eine so SJO & Seamus Blake tiefe musikalische Beziehung aufbauen kön- Das virtuose Spiel des kanadischen Saxo- nen. Er hat u. a. für Luciana Souza, Miguel phonisten Seamus Blake strahlt eine unwider- Zenon oder Joshua Redman gearbeitet und stehliche, natürliche Vollmundigkeit aus. leitet seit 25 Jahren seine eigene, hoch- Sein künstlerischer Output reicht von Solo- karätig besetzte Grossformation «Los aufnahmen als Sänger und Gitarrist über Guachos», die auf bereits sechs Alben doku- kraftvolle Post-Bop-Alben (zumeist im Quin- 22.3.21 mentiert ist. Mehr Informationen zum Album tett) bis zu orchestral geprägten oder SJO & Hildegunn Øiseth «Swiss Jazz Orchestra & Guillermo Klein» elektronischen Produktionen. Als junger Nicht nur Trompete und Flügelhorn spielt sind auf Seite 18 zu finden. Musiker in New York City machte er u. a. Hildegunn Øiseth, sondern auch das «Bukke- als spektakulärer Solist in der Mingus Big horn», ein traditionelles, aus Ziegenhorn Band und mit dem Gewinn der Thelonious bestehendes Instrument aus ihrer Heimat Monk Competition 2002 auf sich aufmerk- Norwegen. Diesen warmen Klang und die sam. Als (Co-)Leader hat er sechzehn Alben Einflüsse aus ihrer Arbeit im Mittleren Osten, veröffentlicht, aus welchen u. a. die mehr- in Asien und Afrika verbindet sie in ihrem fach dokumentierten Projekte mit seinem Spiel und ihren Stücken zu einer ungehörten Instrumentalkollegen Chris Cheek heraus- Musik voller Leichtigkeit und Melancholie. stechen («The Bloomdaddies» und «Reeds Die «striking trumpet voice of the Scandina- 15
vian jazz world» ist Leaderin im norwe- ihre Kompositionen und Arrangements in das sie später am renommierten Berklee gisch-palästinensischen Kollektiv «Sharaka», ganz Europa aufgeführt und unter ihrem College of Music fortsetzte und in Berlin, hat ihr eigenes Quartett, ist Mitglied von Namen bereits zwei Alben herausgegeben. an der Hochschule für Musik Hanns Eisler, Marilyn Mazurs «Shamania» und vertritt 2017 hat sie beim internationalen Kompo- abschloss. Norwegen im Jazz Baltica Ensemble. Als Mit- sitionswettbewerb Jazz Comp Graz den glied des Trondheim Jazz Orchestra fühlt ersten Preis sowie den Publikumspreis ge- Ed Partyka stammt aus Chicago und studier- sie sich auch im orchestralen Jazz heimisch, wonnen. Als Gastdirigenten begrüssen wir te an der Northern Illinois University, bis er und für den Abend mit dem Swiss Jazz Benjamin Knecht, der kurzerhand eine 1990 nach Deutschland zog. Als Posaunist, Orchestra bringt sie ihre Kompositionen mit. eigene Big Band gegründet und mit dieser Komponist und Bandleader/Dirigent hat er auch bereits ein Album veröffentlicht hat. neben den deutschen Rundfunk-Orchestern 12.4.21 mit dem Bob Brookmeyer New Art Orches- SJO plays Pat Metheny tra, dem Vienna Art Orchestra, Carla Bley Pat Metheny darf als einer der wichtigsten oder Mnozil Brass gearbeitet. Mit seinem Ed stilbildenden Gitarristen des modernen Jazz Partyka Jazz Orchestra hat er fünf Alben bezeichnet werden. Mitte der 70er-Jahre eingespielt, davon eines mit Efrat Alony als startete er seine Karriere in der Band von Gast («Songs of Love Lost», 2011). Gary Burton, um aber schon bald als Band- leader seine eigenen Kompositionen um- zusetzen. Obwohl in den verschiedensten Stilen zu Hause, ist seine ganz persönliche Handschrift immer klar erkennbar. Seine Musik ist ausgesprochen melodiös und far- benfroh. Über 20 Grammy Awards hat er bereits gewonnen, davon sieben mit der «Pat Metheny Group», seiner Working Band. Aus diesem Repertoire stammen auch die meisten der vielschichtigen Stücke, welche Bob Curnow extra für Big Band arrangiert hat. 31.5.21 SJO & Ralph Alessi Der Trompeter und Komponist stammt aus einer klassischen Musikerfamilie von San Francisco, wo er u. a. bei Charlie Haden studierte. Als unerschrockener und phanta- sievoller Improvisator wurde er u. a. von Steve Coleman und Sam Rivers angeheuert 10.5.21 und etablierte sich in der Szene um Jason SJO & Efrat Alony & Ed Partyka Moran, Uri Caine, Ravi Coltrane und Fred Die preisgekrönte Sängerin Efrat Alony Hersch. Zuletzt hat er sich auf Quartett- und gehört zu den wichtigsten Stimmen des Quintettbesetzungen konzentriert und auf 26.4.21 deutschen Jazz. Als Vokalistin und Kom- dem renommierten Label ECM veröffentlicht, SJO & Cinzia Catania ponistin trat sie beim Sunday Night Orches- das SJO präsentiert aber auch exklusiv seine Mit zwei jungen Vertretern der Schweizer tra, mit dem Jazz Orchestra Concertgebouw Werke für Big Band. Alessi ist ein phänome- Big-Band-Szene nimmt das SJO an «Jazz Amsterdam oder mit der Big Band des nal eigenständiger Meister der Trompete, Unleashed» teil. Die Sängerin und Kompo- Hessischen Rundfunks auf. 2014 gewann aber auch ein leidenschaftlicher Pädagoge; nistin Cinzia Catania hat ihre musikalische Alony den Deutschen Musikautorenpreis im er hat in Brooklyn eine unabhängige Impro- Ausbildung in Groningen, Graz und Luzern Bereich Jazzkomposition. Seit 2009 ist sie visationsschule gegründet, an diversen u. a. bei Dena DeRose, Ed Partyka, Susanne als Dozentin für Jazzgesang an der Hoch- US-Universitäten gelehrt und ist seit 2020 Abbühl und Dieter Ammann absolviert. schule der Künste in Bern tätig. Als Tochter Professor an der Hochschule der Künste Aufgrund ihrer Vielseitigkeit und stimmlichen irakischer Einwanderer in Haifa geboren, Bern. Flexibilität ist sie in Bands und Projekten wuchs Efrat Alony in Israel auf. Dort begann verschiedenster Stilrichtungen aktiv. Sie hat sie ihr Studium in Komposition und Gesang, 16
DAS ISCH NO MUSIG. Nznznznz – so klingt es, wenn unsere Druckmaschinen den Beat angeben. Wir beraten Sie gern rund um die Produktion und die Gestaltung Ihrer Drucksachen. Melden Sie sich jetzt bei unseren Kundenberatern. www.haller-jenzer.ch 17
CD Produktionen Swiss Jazz Orchestra & Guillermo Klein 2019, Sunnyside Records SSC 1552 Ein einzigartiges Aufeinandertreffen eines Guillermo Klein wurzelt. Gleichzeitig atmen sie den Geist eingespielten, im besten Sinne routinierten Es gibt viele Dirigenten, die in ihrer Arbeit des Jazz und leuchten in den orchestralen Ensembles mit einem herausragenden mit dem Orchester primär zeigen wollen, Farben eines Duke Ellington oder Gil Evans. aktuellen Komponisten. dass sie jeden kleinsten Lapsus hören, und in biederer Lehrmeisterart auf Details in Diese Musik ist gleichzeitig modern und tra- Nachdem das SJO in den letzten Jahren Dynamik, Artikulation und rhythmischer Prä- ditionell, gehalt- und humorvoll, intellektuell ausschliesslich Live-Alben mit mehrheitlich zision hinweisen. Guillermo Klein dagegen stimulierend, aber auch sehr emotional. bestehendem Repertoire veröffentlicht zieht es vor, den musikalisch-emotionalen hat, wurde diesmal wieder im Studio ein Gehalt seiner Stücke in den Vordergrund ambitioniertes Projekt – verbunden mit zu stellen, und überlässt alles andere der «Dieses Album ist ein einem Kompositionsauftrag – realisiert. Musikalität und Eigenverantwortung jedes Meisterwerk.» Dafür konnte mit Guillermo Klein einer der spannendsten zeitgenössischen Kom- einzelnen Musikers. «Fehler», Verspieler, erkennt er als Potenzial und bezieht sie – Tom Gsteiger, Der Bund ponisten gewonnen werden. spontan ins Arrangement mit ein; Eigeniniti- «Eine Art Offenbarung.» ative, Improvisation und Interpretation Im Rahmen seiner wöchentlichen Konzert sind nicht nur erlaubt oder geduldet, sondern – Peter Rüedi, Die Weltwoche serie im Bierhübeli hat das SJO regelmässig werden verlangt. So spielt man seine Stücke Gelegenheit, verschiedenste Gastmusiker/ in einer zauberhaften Balance zwischen «Ein musikalisches innen einzuladen. Die Band ist, was orches- Eigen- und Fremdbestimmung, mit dem fast Gipfeltreffen.» trale jazzverwandte Musik angeht, mit allen hypnotischen Gefühl, diese Noten seien – Georg Modestin, Jazz ’n’More Wassern gewaschen. Die ersten Auftritte hier und heute nur dazu da, dass man selbst mit dem Komponisten Guillermo Klein hatten als Individuum seinen Teil zum kollektiven «This is superb music.» die SJO-Musiker aber auf neues, unbe kanntes Terrain geführt und eine sehr spe- Musikerlebnis beiträgt. – Richard B. Kamins, steptempest zielle, fruchtbare Beziehung zwischen Klein ist ein Getriebener, ein ewiger Student Orchester und Komponist zutage gebracht. der Musik, ein profunder Kenner der klassi- Auch für das Publikum bleiben diese schen Kompositionslehre, der Jazzgeschichte, Abende unvergesslich. aber auch der neuen Musik und der Impro- visation als solchen. Seine Werke enthalten Inspiriert von diesen vielversprechenden mehr oder weniger auffällige Referenzen Erfahrungen, ist der elfte SJO-Tonträger an Johann Sebastian Bach, Igor Stravinsky entstanden. oder Steve Reich, sind aber offensichtlich stark in den folkloristischen Chacareras und Tangos seiner argentinischen Heimat ver- 18
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