UBS Real Estate Focus - ab - Immobilienmarkt Schweiz 2013

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UBS Real Estate Focus - ab - Immobilienmarkt Schweiz 2013
UBS Real Estate Focus
CIO WM Research
Januar 2013

Immobilienmarkt Schweiz
2013

Wohnimmobilien       Geschäftsimmobilien          Börsennotierte Immobilien
Preise klettern      Neubauprojekte treffen auf   Kurse steuern in ruhigeres
unermüdlich weiter   schwindende Nachfrage        Fahrwasser

ab
UBS Real Estate Focus - ab - Immobilienmarkt Schweiz 2013
Inhalt
 3 Editorial                                            Geschäftsimmobilien
 4 Auf einen Blick                                      19 Büroflächen – Überangebotsrisiken in
                                                           der Deutschschweiz
Markttreiber                                            21 Verkaufsflächen – Mieten erstaunlich
 5 Wie weiter mit Geldpolitik und                          robust
   Zinsen?                                              22 Überblick Geschäftsimmobilien
 7 Bevölkerungsalterung steigert                        23 Einkaufszentren bei Investoren gefragt
   Nachfrage nach mittelgrossen                         25 Finanzierung neuer Spitalprojekte als
   Wohnungen                                               Herausforderung
 8 Überblick Markttreiber Immobilien                    27 Innovative Arbeitsplatzkonzepte zur
                                                           nachhaltigen Effizienzsteigerung
Wohnimmobilien
 9 Eigenheime – Vorerst noch keine                      Börsennotierte Immobilien
   Trendwende                                           29 Immobilienaktien – Zurück zur
11 Mietwohnungen – Risiken bei                             Normalität
   Anlageimmobilien                                     31 Immobilienfonds – Auf dem
12 Überblick Wohnimmobilien                                Prüfstand
13 Stand der Umsetzung beim                             32 Überblick börsennotierte Immobilien
   Zweit­wohnungsbau                                    33 Produktpalette der indirekten
15 RPG-Revision definiert                                  Immobilienanlagen
   Spielregeln neu                                      35 Methoden der Performancemessung
17 Mieterschutz schwebt zwischen                        37 Direkte und indirekte Immobilien­
   Buchstaben und ungesicherter                            anlagen langfristig im Gleichschritt
   Praxis
                                                        Fragen und Antworten
                                                        39 Fragen und Antworten rund um
                                                           Immobilien

UBS Real Estate Focus 2013
Diese Publikation wurde durch UBS AG erstellt. Bitte beachten Sie die wichtigen rechtlichen Informationen
am Ende der Publikation. Aus der Performance der Vergangenheit kann nicht auf künftige Renditen geschlossen
werden. Die an­gegebenen Marktpreise sind Schluss­kurse der jeweiligen Hauptbörse.
UBS Real Estate Focus - ab - Immobilienmarkt Schweiz 2013
Editorial
                    Liebe Leserin, lieber Leser

                    Mit den Mechanismen der Regulierung sind wir von Kindesbeinen an vertraut. Aus­
                    gerüstet mit Gummistiefeln, bauten wir am Bachbett emsig Staudämme aus Steinen,
                    Ästen und Blättern, fasziniert von unserer Fähigkeit, den Verlauf des Wassers nach
                    unseren Vorstellungen zu regulieren. Doch immer wieder durchbrach die Strömung
                    unsere in Sisyphusarbeit konstruierten Hindernisse und bahnte sich so einen neuen
                    Weg.
Daniel Kalt
                    Staaten erlassen restriktive Gesetze und Vorschriften, um unerwünschte Markt­
                    ergebnisse zu beseitigen. Da die natürlichen Marktprozesse dabei gestört werden,
                    suchen sich die Marktkräfte – analog zur Strömung im Bachbett – neue Wege. Die
                    dabei entstehenden Nebenwirkungen können fatal sein, wie dies Horst Siebert,
                    deutscher Ökonom, in seinem Buch Der Kobra-Effekt eindrücklich aufzeigte: Um
                    eine Kobraplage abzuwehren, setzte einst die britische Kolonialverwaltung in Indien
                    ein Kopfgeld für jede erlegte Schlange aus. Anfänglich ein Erfolg, doch mit der Zeit
                    begann die Bevölkerung, im grossen Stil Kobras zu züchten. Schon bald wurde die
                    Wirkung erkannt und die Prämie wieder abgeschafft. Daraufhin befreiten die Züch­
                    ter die wertlos gewordenen Reptilien, so dass sich die Zahl der Kobras gar verviel­
Claudio Saputelli   fachte. Kurz gesagt: Die Regulierung verschlimmerte die Plage.

                    Auch der Schweizer Immobilienmarkt wird aufgrund des andauernden Baubooms
                    und der regionalen Überhitzung mehr und mehr reguliert. So wurden neue Richt­
                    linien betreffend Mindestanforderungen bei Hypothekarfinanzierungen erlassen,
                    und die Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative steht an. In unserer diesjährigen
                    Ausgabe des UBS Real Estate Focus beleuchten wir den Stand der Umsetzung der
                    Zweitwohnungsinitiative. Zudem zeigen wir generell den Einfluss der Regulatoren
                    auf den Mietwohnungsmarkt auf und nehmen die Revision des Raumplanungs­
                    gesetzes (Volksabstimmung März 2013) und deren Konsequenzen unter die Lupe.

                    Wie Kinder am Bachbett haben Regulatoren oft die Tendenz, ihre Relikte stehen zu
                    lassen. Doch während das nächste Gewitter die von Kinderhand fabrizierten Stau­
                    dämme wegschwemmt, werden Regulierungen nach einer Krise leider eher noch
                    weiter ausgebaut. Bei den aktuellen und zur Diskussion stehenden Regulierungen
                    bleiben zwei Punkte zu hoffen. Erstens, dass sich die daraus entstehenden Neben­
                    wirkungen in Grenzen halten, und zweitens, dass unnötige Einschränkungen bei
                    einer Beruhigung des Immobilienmarkts wieder beseitigt werden.

                    Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.

                    Daniel Kalt                                 Claudio Saputelli
                    Chefökonom Schweiz                          Leiter Global Real Estate Research
                    CIO Wealth Management Research              CIO Wealth Management Research
                    UBS AG                                      UBS AG

                                                                          UBS Real Estate Focus Januar 2013   3
UBS Real Estate Focus - ab - Immobilienmarkt Schweiz 2013
Auf einen Blick
    Wohnimmobilien                                 Geschäftsimmobilien                          Börsennotierte Immobilien

    In einzelnen Regionen sind Eigenheime          Im Schweizer Büroflächenmarkt trifft         Das laufende Jahr dürfte für die Kurse
    bereits überbewertet, doch tiefe Zinsen        eine sich abschwächende Nachfrage auf        von Immobilienaktien relativ unspekta­
    und die hohe Einwanderung stützen die          eine hohe Neubauaktivität. Am stärksten      kulär werden. Bei den börsennotierten
    Preise. In boomenden Wirtschaftszentren        sind Grossstädte in der Deutschschweiz       Immobilienfirmen stehen jedoch Opti­
    und an attraktiven Wohnlagen weisen            betroffen. Projektpromotoren werden          mierungen der Mieteinnahmen und
    die Preise das grösste Korrekturpotenzial      sich auf eine anspruchsvollere Flächen­      Strategieanpassungen an. Veränderun­
    auf. Wir rechnen frühestens Ende 2014          vermarktung einstellen müssen.               gen bergen Chancen, aber auch Risiken.
    mit einer Trendwende. Seite 9                  Seite 19                                     Seite 29

    Immobilienanlagen, insbesondere Mehr­          Die Detailhandelsumsätze stehen unter        Börsennotierte Immobilienfonds bieten
    familienhäuser, liegen im Trend. Doch der      Druck. Aktuell macht der Branche vor         tägliche Liquidität, sind aber auch Kurs­
    Markt ist ausgetrocknet, was die Preis­        allem die Frankenstärke zu schaffen.         schwankungen ausgesetzt. Zudem wer­
    spirale seit der Finanzkrise 2008 kontinu­     Dennoch bleiben Verkaufsliegenschaften       den Immobilienfonds mit einem Agio
    ierlich antreibt. Es gilt, die Risiken nicht   aufgrund ihrer starken Performance bei       gehandelt. Da diese Agios derzeit sehr
    aus den Augen zu verlieren. Seite 11           Investoren beliebt. Allerdings dürften       hoch sind, bieten sich Gewinnmitnah­
                                                   sich die Renditen fortan abschwächen.        men an. Seite 31
                                                   Seite 21

    Im Fokus                                       Im Fokus                                     Im Fokus

    Stand der Umsetzung beim                       Einkaufszentren bei Investoren               Produktpalette der indirekten
    Zweitwohnungsbau                               gefragt                                      Immobilienanlagen
    Am 11. März 2012 hat das Schweizer­            Die Schweiz zählt 168 Einkaufszentren,       Indirekte Immobilienanlagen haben in
    volk die eidgenössische Volksinitiative        zehn weitere sind im Bau und 19 mittel­      der Schweiz in den letzten Jahren einen
    «Schluss mit dem uferlosen Bau von             fristig geplant. Zwar sind die Kapitalkos­   Boom erlebt, nicht zuletzt aufgrund der
    Zweitwohnungen» angenommen. Der                ten zurzeit niedrig, doch der Schweizer      weltweit tiefen Zinsen und der Unsicher­
    Anteil von Zweitwohnungen wurde auf            Markt bietet relativ geringe Anlagemög­      heiten an den Märkten. Das Angebot
    höchstens 20 Prozent festgelegt. Die           lichkeiten. Grossinvestoren finden im        an indirekten Immobilienanlagen hat sich
    Umsetzung der Initiative fordert Behör­        Ausland einen dynamischen Markt für          stark verändert und wird sich laufend
    den und Gerichte heraus und verunsi­           Einkaufszentren. Seite 23                    erweitern. Seite 33
    chert Immobilien­eigentümer. Seite 13
                                                   Finanzierung neuer Spitalprojekte            Methoden der Performancemessung
    RPG-Revision definiert                         als Herausforderung                          Information und Transparenz sind grund­
    Spielregeln neu                                Die in die Jahre gekommene Spitalinfra­      legende Bedürfnisse. Dies erhöht die
    Die Revision des Raumplanungsgesetzes          struktur muss erneuert und effizienter       An­forderungen an die Leistungsmessung
    (RPG) soll der Zersiedelung der Schweiz        gestaltet werden. Auch wenn sich die         sowohl als Entscheidungsgrundlage wie
    einen Riegel vorschieben. Das politisch        Projektpipelines gefüllt haben, bleibt die   auch für das Risikomanagement. Eine
    umstrittene Referendum kommt im März           Finanzierung vorerst ein schwieriges         klare Differenzierung der Einflussfaktoren
    2013 vors Volk. Eine Annahme hätte             Unterfangen. Wir rechnen mit einer Redi­     und Performance-Ebenen ist gefragt.
    geringe Auswirkungen auf die Immo­             mensionierung der Projektvorhaben.           Seite 35
    bilienpreise.                                  Seite 25
    Seite 15                                                                                    Direkte und indirekte Immobilien­
                                                   Innovative Arbeitsplatzkonzepte zur          anlagen langfristig im Gleichschritt
    Mieterschutz schwebt zwischen                  nachhaltigen Effizienzsteigerung             In der kurzen Frist bewegen sich direkte
    Buchstaben und ungesicherter Praxis            Offene, flexible Raumlösungen unterstüt­     und indirekte Immobilienrenditen nicht
    Grundabsicht des Schweizer Mieterschut­        zen die individuelle Arbeitsgestaltung.      systematisch in die gleiche Richtung.
    zes ist es, übermässige Renditen zu ver­       Gleichzeitig sind Unternehmen gezwun­        Langfristig können sich jedoch die Ren­
    hindern. Wenn sich für Mieter die uner­        gen, die wirtschaftliche Effizienz und die   diten nicht beliebig voneinander ent­
    wünschten Folgen dieser Vorschriften           Nachhaltigkeit zu erhöhen. Mit neuen         fernen. Dies hat wichtige Implikationen
    bislang in Grenzen halten, so ist dies         Arbeitsplatzkonzepten können laufende        für Investoren. Seite 37
    nicht der Weisheit der Gesetzgebung,           Immobilienkosten wesentlich gesenkt
    sondern einer – so paradox es klingen          werden. Seite 27
    mag – unbeabsichtigt unvollständigen
    Durchsetzung zu verdanken. Seite 17

4   UBS Real Estate Focus Januar 2013
UBS Real Estate Focus - ab - Immobilienmarkt Schweiz 2013
Architekt: architecum gmbh / architecum sàrl
                                                                                                                                Projekt: GoldenPass

Markttreiber
Wie weiter mit Geldpolitik und Zinsen?
Zinsen beeinflussen die Preise von Ver­           Beispiellose Ausweitung der Schweizer               Caesar Lack
mögensanlagen, auch die Immobilien­               Geldpolitik                                         CIO Wealth Management
                                                                                                      Research, UBS AG
preise. Die aktuell äusserst expansive            Weltweit sind die Zinsen seit Jahren auf Tal­
Geldpolitik hat die Zinsen auf Tiefstwerte        fahrt und erreichten vielerorts Allzeittiefst­
absinken lassen, der noch vorhandene              werte. In gewissen Währungen werden sogar
Spielraum nach unten ist minimal. Doch            negative Renditen vermeldet – so ist in der
die nächste Bergfahrt kommt bestimmt.             Schweiz zum Beispiel die Rendite der Bundes­
Eine Absicherung ist zu empfehlen.                obligationen bis zu einer Fristigkeit von mehre­
                                                  ren Jahren hinaus negativ. Verantwortlich für
Die fallenden Zinsen sind zusammen mit dem        dieses Marktumfeld sind die Notenbanken der
starken Bevölkerungswachstum die Hauptgrün­ westlichen Industrieländer, welche ihre Geld­
de für den Anstieg der Immobilienpreise in der politik seit mehreren Jahren stetig ausweiten,
Schweiz. Die Zinsen wiederum werden weitge­ um die Konjunktur und das Finanzsystem zu
hend von der Geldpolitik bestimmt: Am kurzen stützen. Nachdem der Leitzins, das konventio­
Ende ist die Zinskurve durch den geldpoliti­      nelle Instrument der Geldpolitik, auf null gefal­
schen Leitzins verankert. In der Schweiz ist dies len war, gingen viele Notenbanken in den letz­
der 3-Monats-Libor, der seit Anfang 2009          ten Jahren dazu über, ihre Geldpolitik durch
praktisch bei null liegt. Am langen Ende reflek­ unkonventionelle Massnahmen weiter zu lo­
tieren die Zinsen die Teuerungserwartungen.       ckern. Seither erhöhen sie die Liquidität im
Die Geldpolitik bestimmt jedoch langfristig       Finanzsystem und kaufen Wertschriften zweifel­
auch die Teuerung. Dies macht die Geldpolitik hafter Qualität. Gradmesser für unkonventio­
der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu         nelle Massnahmen sind unter anderem die
einem zentralen Faktor für die Entwicklung der Notenbank-Bilanzsumme und die Liquidität im
hiesigen Immobilienpreise.                        Bankensystem. Gemessen an beiden Indikato­

                                                                                            UBS Real Estate Focus Januar 2013                          5
UBS Real Estate Focus - ab - Immobilienmarkt Schweiz 2013
Markttreiber

    ren fuhr die SNB in den vergangenen Jahren        den Devisenmärkten zur Schwächung des Fran­
    die weltweit expansivste Geldpolitik, knapp       kens könnten das Zinsniveau sogar noch etwas
    gefolgt von der Bank of England und bedeu­        weiter absenken. Der Immobilienmarkt dürfte
    tend expansiver als die US-Notenbank Federal      somit bis auf weiteres, womöglich noch über
    Reserve. Im Vorkrisenvergleich vervierfachte      mehrere Jahre, von sehr tiefen Zinsen profitieren.
    die SNB ihre Bilanzsumme und verachtfachte
    die Liquidität im Bankensystem.                   Tiefen Hypothekarzinssatz
                                                      langfristig sichern
    Der Grund für die expansive Geldpolitik der       Dennoch raten wir zu Festhypotheken mit
    SNB ist etwas anders gelagert als im Ausland:     langer Laufzeit. Obwohl nicht ausgeschlossen
    Während im Ausland primär eine Konjunktur­        werden kann, dass eine kurzfristige rollende
    schwäche bekämpft wird, ist die Geldpolitik       Finanzierung letztlich billiger käme, wiegen die
    der SNB auf die Schwächung des Frankens           hohen Risiken einer solchen Strategie die relativ
    ausgerichtet, um die Deflations- und Rezes­       geringe Ersparnis nicht auf. Nach unten ist
    sionsgefahr in der Schweiz zu mindern. Doch       nämlich der Spielraum für die Zinsen sehr be­
    trotz leicht anderer Ausgangslage ist das Resul­ schränkt, nach oben hingegen offen: Die kurz­
    tat dasselbe. Die sowohl im historischen wie      fristigen Zinsen können kaum mehr weiter
    auch im internationalen Vergleich beispiellose    fallen; bei den längerfristigen Zinsen ist wo­
    Ausweitung der Schweizer Geldpolitik liess die möglich noch ein kleines Abwärtspotenzial von
    Zinsen in der Schweiz auf ein Rekordtief fallen. maximal einem halben Prozentpunkt vorhan­
                                                      den. Nach oben aber besteht ein ungleich
    Rekordtiefe Zinskosten mit grossem                grösseres Potenzial, sollte die Teuerung kurz-
    Aufwärtspotenzial                                 oder mittelfristig entgegen den Erwartungen
    Während 150 Jahren, von 1850 bis zur Jahr­        ansteigen. Daher ist die kurzfristige Finanzie­
    tausendwende, fluktuierten die Hypothekar­        rung von Wohneigentum ein Spiel mit dem
    zinsen in der Schweiz zumeist zwischen 3,5 und Feuer. Spätestens ab 2015 halten wir einen
    5,5 Prozent; im Mittel lagen sie bei 4,5 Prozent. weltweiten Anstieg der Teuerungsraten und
    Im vergangenen Jahrzehnt sank der durch­          der Zinsen aufgrund der ultraexpansiven globa­
    schnittliche Hypothekarsatz erstmals unter        len Geldpolitik für wahrscheinlich. Als Absiche­
    3 Prozent, und im Herbst 2012 betrug der          rung ist es heute schon empfehlenswert, die
    Durchschnittssatz aller ausstehenden Hypothe­ tiefen Zinsen langfristig anzubinden.
    ken noch 2,3 Prozent. 10-Jahres-Hypotheken
    waren für 2,1 Prozent, 2-Jahres-Hypotheken
    gar für 1,3 Prozent erhältlich. Aktuell betragen
    die laufenden Kosten für Immobilien­eigentümer
    somit nur noch einen Bruchteil dessen, was
    sie früher ausmachten. Dies erhöht die Bereit­
    schaft, höhere Kaufpreise zu bezahlen, und
    treibt somit die Immobilienpreise hoch.           Hypothekarzinsen auf Allzeittief
                                                      In Prozent
    Der weitere Zinsverlauf ist für den Schweizer     7
    Immobilienmarkt matchentscheidend. Stagnie­       6
    rende oder sogar noch leicht fallende Zinsen
                                                      5
    begünstigen weitere Preissteigerungen am
                                                      4
    Immobilienmarkt, während ein Zinsanstieg die
    Preisentwicklung dämpft. Wir erwarten, dass       3

    die extreme Tiefzinsphase noch längere Zeit       2
    andauern wird. Die SNB dürfte ihren Leitzins      1
    frühestens im Jahr 2015 anheben. Auch die          1850        1870   1890   1910    1930       1950     1970     1990       2012

    Teuerungsraten – und als Folge die Langfrist­          Variable Hypothek        10-Jahres-Festhypothek          Hypothekarischer
    zinsen – dürften in der Schweiz vorerst noch                                                                    Referenzzinssatz

    relativ tief bleiben. Interventionen der SNB an   Quellen: SNB, UBS

6   UBS Real Estate Focus Januar 2013
UBS Real Estate Focus - ab - Immobilienmarkt Schweiz 2013
Markttreiber

Bevölkerungsalterung steigert Nachfrage
nach mittelgrossen Wohnungen

Die hohe Einwanderung verjüngt die                  Alterung dominiert auch                                                     Elias Hafner
Bevölkerung in der Schweiz, was die                 bei konstanter Einwanderung                                                 CIO Wealth Management
                                                                                                                                Research, UBS AG
Nachfrage nach grossen Wohnungen                    Wie eine fortlaufende Immigration die Alters­
erhöht. Doch unter dem Strich kann                  pyramide im Jahr 2017 beeinflussen wird, ist in
sie die Alterung der Bevölkerung nicht              der Grafik dargestellt. Falls es wider Erwarten
aufhalten. Das Wohnungsangebot muss                 zu einem vollkommenen Migrationstopp kom­
mit der Entwicklung Schritt halten.                 men sollte, so werden rund 145 000 weniger
                                                    Personen auf die Altersklasse zwischen 30 und
Die letzten Jahrgänge der Babyboom-Gene­            49 Jahren entfallen. Wird sich die Immigration
ration erreichen nun das fünfzigste Alters­         jedoch wie in den letzten Jahren fortsetzen,
jahr. Die nachfolgenden Jahrgänge sind              wird die Anzahl Personen in dieser Alterschicht
geburtenschwach, infolgedessen die Bevölke­         in etwa konstant bleiben. Aufgrund der gestie­
rung zunehmend älter wird. Die Migration            genen Gesamtbevölkerung wird diese Alters­
hingegen bewirkt eine Verjüngung der Popu­          schicht anteilsmässig aber auch im Szenario mit
lation. Somit verändert sich die Alterspyrami­      Migration an Gewicht verlieren.
de der Schweizer Bevölkerung. Da die Men­
schen je nach Lebensabschnitt unterschiedliche      Eine Fortsetzung der aktuellen Zuwanderung
Wohnungsgrössen bevorzugen, bestehen                kann somit die Zunahme des Anteils der über
direkte Auswirkungen auf den Immobilien­            50-Jährigen verlangsamen, jedoch nicht ver­
markt.                                              hindern. Bei einer schwächeren Zuwanderung
                                                    wird sich die Alterung der Bevölkerung hinge­
Immigration verjüngt                                gen noch schneller vollziehen.
die Bevölkerungsstruktur
Seit Einführung der vollen Personenfreizügigkeit    Alterspyramide bestimmt
2007 stieg die Nettoimmigration in die Schweiz      die Wohnungsnachfrage
drastisch an; die Bevölkerung überschritt im        Die Struktur der Alterspyramide hat einen ent­
Sommer 2012 die Acht-Millionen-Grenze. Da           scheidenden Einfluss auf den Immobilienmarkt.
die Altersstruktur der Migrantinnen und Migran­     Je nach Alter haben die Menschen verschiede­
ten nicht derjenigen der bestehenden Bevölke­       ne Präferenzen bezüglich Wohnungsgrössen.
rung entspricht, wird die Bevölkerungspyramide      Die 20- bis 29-Jährigen suchen vor allem kleine
merklich beeinflusst. In den letzten fünf Jahren    Mietwohnungen (ein bis zwei Zimmer). Haupt­
hätte ein Szenario ohne Migration vor allem bei     nachfrager nach Einfamilienhäusern und gros­
den 20- bis 49-Jährigen eine grosse Lücke ge­       sen Mietwohnungen (fünf und mehr Zimmer)
genüber der tatsächlichen Entwicklung hinter­
lassen. Denn 25 Prozent aller Einwanderer sind
zwischen 30 und 39 Jahre alt und 13 Prozent
                                                    Schweizer Bevölkerungsstruktur 2017
zwischen 40 und 49 Jahren. Bei den 20- bis
                                                    Altersstruktur in Prozent nach Altersklassen
29-Jährigen sind es sogar über 35 Prozent. Hin­
gegen stellen die Personen ab 50 Jahren gerade
einmal 6 Prozent der Immigranten. Zum Ver­          90
gleich: Diese Altersschicht macht in der Bevölke­   80
rungsstruktur zurzeit 37 Prozent aus.               70
                                                    60
                                                    50
Diese Verjüngung der hiesigen Population            40
wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass sich der    30
grösste Teil der Einwanderer im Alter der Fami­     20
liengründung befindet und vorwiegend die            10
älteren Jahrgänge aus der Schweiz auswan­            0
                                                          0                  0,5                    1,0               1,5                  2,0
dern. Die Ausbuchtung der Bevölkerungspyra­               2017 mit Migration              2017 ohne Migration
mide rutschte folglich nicht einfach über die       Quellen: BFS, UBS
Zeit nach oben, sondern die Basis der Pyramide      Das Szenario beruht auf einer Fortschreibung der Migration sowie Geburten- und Sterberaten
verbreiterte sich aufgrund der Migration.           seit 2007. Das Szenario wurde über fünf Jahre berechnet.

                                                                                                                   UBS Real Estate Focus Januar 2013            7
Markttreiber

    sind hingegen in erster Linie in der Altersklas­                            legten seit 2007 um 5 Prozentpunkte zu und
    se zwischen 30 und 49 zu finden. Dies sind                                  stellen aktuell mit rund 60 Prozent klar den
    meist Familien, die in der Regel auch über                                  grössten Teil der neugebauten Wohnungen
    eine höhere Kaufkraft verfügen. Bei Personen                                dar. Dass auch der Anteil von kleinen Wohnun­
    ab 50 Jahren steigt die Präferenz für Eigen­                                gen mit ein bis zwei Zimmern stieg, dürfte
    tumswohnungen beziehungsweise für mittel­                                   vor allem darauf zurückzuführen sein, dass
    grosse Mietwohnungen (drei bis vier Zimmer).                                neben der Bevölkerungsalterung auch die
                                                                                Haushaltsgrössen rückläufig sind und die Zahl
    Mit dem Älterwerden der Babyboom-Genera­                                    der Ein-Personen-Haushalte ansteigt.
    tion fallen immer mehr Personen in die Alters­
    klasse über 50 Jahre. Somit verschiebt sich die                             Zuwanderungsstrom bleibt stark
    Nachfrage von grossen zu mittelgrossen Woh­                                 Die Anziehungskraft der Schweiz scheint nach
    nungen. Wie erwähnt, erhöht die Einwande­                                   wie vor ungebrochen zu sein. Einerseits bleiben
    rung zwar die Nachfrage, insbesondere im                                    die Abwanderungsgründe aus den Herkunfts­
    Segment für kleinere Mietwohnungen sowie                                    ländern, wie schlechtere wirtschaftliche Aus­
    Einfamilienhäuser und grosse Mietwohnungen.                                 sichten und erhöhte Arbeitslosigkeit, bestehen.
    Doch auch bei konstanter Migration wird der                                 Andererseits locken Faktoren wie der Fachkräf­
    Anteil der Personen über 50 Jahren weiter                                   temangel und das hohe Lohnniveau weiterhin
    zunehmen, so dass mittelgrosse Wohnungen                                    gut ausgebildete Personen in die Schweiz. Die
    attraktiver werden. Dies dürfte zu erhöhter                                 Steuerattraktivität spricht zudem vermögende
    Bautätigkeit in diesem Segment führen.                                      Personen an.

    Erstellungsmarkt reagiert                                                   Trotz Konjunkturabschwächung gehen wir von
    Der Markt scheint diese Nachfrageverschie­                                  einer anhaltenden Nachfrage nach ausländischen
    bung zu antizipieren. Auf dem Erstellungs­                                  Fachkräften und entsprechend einem anhalten­
    markt ist klar ein Trend hin zu Wohnungen                                   den Zuwanderungsstrom aus. Wir rechnen des­
    mit einer tieferen Zimmerzahl zu erkennen.                                  halb 2013 mit einem Anstieg der Bevölkerung
    Machten die grossen Wohnungen 2007 noch                                     um rund 1,1 Prozent. Die Alterung der Bevölke­
    rund 38 Prozent aller neuerstellten Wohnun­                                 rung dürfte dadurch leicht verlangsamt, aber
    gen aus, so schrumpfte ihr Anteil bis 2011                                  nicht gestoppt werden. Folglich dürfte sich der
    auf 27 Prozent. Die mittelgrossen Wohnungen                                 Trend zu mittelgrossen Wohnungen fortsetzen.

    Überblick Markttreiber Immobilien
    Sofern nicht anders erwähnt, verstehen sich alle Angaben in Prozent und als Wachstum im Vorjahresvergleich

                                                                               20131                20122        2011   2010            10 Jahre 3
    Konjunktur und Einkommen
    Bruttoinlandprodukt, real                                                     0,9                   1,0       1,9     3,0                    1,9
    Bauinvestitionen, real                                                        2,1                 – 3,0       2,4     3,5                    1,1
    Lohnwachstum, real                                                            0,8                   1,0       1,0     0,8                    1,3
    Inflation und Zinsen
    Durchschnittliche Jahresteuerung                                              0,2                 – 0,7       0,2     0,7                    0,7
    3-Monats-Libor CHF 4                                                          0,1                   0,0       0,1     0,2                    0,8
    Rendite 10-Jahres-Bundesobligationen 4                                        1,1                   0,6       0,7     1,7                    2,0
    Bevölkerung und Beschäftigung
    Bevölkerungsbestand                                                           1,1                   1,1       1,1     1,1                    0,9
    Beschäftigung, in Vollzeitäquivalenten                                        1,5                   1,6       1,1     0,6                    1,0
    Arbeitslosenquote                                                             3,2                   2,9       2,8     3,5                    3,3
    1
      Prognose UBS                                                                                                             Quellen: Seco, BFS, UBS
    2
      Hochrechnungen bzw. Prognosen UBS (Stand 3. Januar 2013)
    3
      Mittelwert: 2003 bis 2012
    4
      Ende Jahr

8   UBS Real Estate Focus Januar 2013
Architekt: www.umbra.ch

Wohnimmobilien
Eigenheime – Vorerst noch keine Trendwende
In einzelnen Regionen sind Eigenheime                 anzunähern. Seit dem Tiefstand 1998 stiegen         Elias Hafner
bereits überbewertet, doch tiefe Zinsen               die Preise für Eigenheime im Durchschnitt um        CIO Wealth Management
                                                                                                          Research, UBS AG
und die hohe Einwanderung stützen die                 rund 60 Prozent. Doch Durchschnitte sind irre­
Preise. In boomenden Wirtschaftszentren               führend. So wohnt die Hälfte der Schweizer          Matthias Holzhey
und an attraktiven Wohnlagen weisen                   Bevölkerung in Regionen, wo die Immobilien­         CIO Wealth Management
                                                                                                          Research, UBS AG
die Preise das grösste Korrekturpotenzial             preise weniger als 40 Prozent zulegten, während
auf. Wir rechnen frühestens Ende 2014 mit             20 Prozent der Bevölkerung mit Preisanstiegen
einer Trendwende.                                     von 70 bis zu über 100 Prozent konfrontiert sind.

Immobilien an guten Lagen behalten lang­fristig       Die Kaufkraft kurbelt die Nachfrage an
ihren Wert – eine verbreitete Ansicht und ein         Ausgangspunkt der Preisentwicklung waren die
vielgeäusserter Irrtum in Zeiten boomender Im­        grossen Wirtschaftszentren Zürich und Genf
mobilienmärkte. In der Regel sind die Immobili­       sowie einzelne Wohngebiete, die einkommens­
enpreise an Top-Lagen volatiler als an durch­         starke Einwohnerinnen und Einwohner anzogen,
schnittlichen Lagen. Beispiels­weise schnellten am    und auch die grossen Tourismuszentren. Sowohl
Genfersee die Preise für Eigentumswohnungen           am Genferseebogen als auch im Grossraum
Ende der 1980er Jahre extrem in die Höhe, bevor       Zürich spielte sich ein Beschäftigungswunder ab.
sie um mehr als 30 Prozent korrigierten. Darauf­      Allein seit Mitte 2007 wuchs die Zahl der Ar­
hin musste 17 Jahre lang Wasser die Rhone hi­         beitsplätze in der Genferseeregion mit 8,6 Pro­
nunterfliessen, inflationsbereinigt sogar 20 Jahre,   zent und im Kanton Zürich mit 6,9 Prozent sehr
bis die Preise wieder dasselbe Niveau erreichten.     stark. Bei einem Grossteil der Neubeschäftigten
                                                      handelt es sich um gut ausgebildete Immigran­
Der Schweizer Immobilienmarkt scheint sich nun        ten mit hohen Einkommen, was die Nachfrage
wiederum dem Höhepunkt eines Preiszyklus              nach Wohnraum und somit die Preise stark an­

                                                                                                UBS Real Estate Focus Januar 2013              9
Wohnimmobilien

     steigen liess. In den Berg­gebieten wurde der       schweizweit nur eine Abflachung der Preissteige­
     Immobilienmarkt von den touristischen Zentren       rungen. Bei Eigentumswohnungen erwarten wir
     mit ihren grossen Zweitwohnungsmärkten ge­          2013 einen Preisanstieg von 3,0 Prozent, bei
     trieben. Die stark anziehenden Immobilienpreise     Einfamilienhäusern von 2,5 Prozent. Auch bei
     in vielen dieser Regionen verdrängten die einhei­   diesem moderaten Preiswachstum dürften die
     mische Bevölkerung, die nun gezwungen war,          Risiken in vielen Regionen aber weiter zuneh­
     auf die Agglomeration auszuweichen. In der          men. Wir erwarten, dass neben den aktuellen
     Folge dehnte sich der Boom auf die umliegen­        Gefahrenregionen (siehe Abbildung) weitere
     den Gebiete aus. Beispiele für diese Entwicklung    Städte wie Luzern und Sitten sowie zusätzliche
     sind Teile des Kantons Freiburg und Aargau.         Agglomerationsgebiete auf dem Risikoradar
                                                         auftauchen werden.
     Bewertungen teils zu hoch
     Beschäftigung, Bevölkerung und Einkommen            Bis der Preiszyklus zu Ende geht, werden die
     haben stark zugenommen – doch rechtfertigt          Immobilienpreise an einigen der besten Wohn­
     dies die Preissteigerungen der letzten Jahre?       lagen bereits eine beträchtliche Fallhöhe erreicht
     Wir halten einen Teil der Regionen aus zwei         haben. Eine Trendwende am Immobilienmarkt
     Gründen für überbewertet. Erstens reagiert der      erwarten wir frühestens Ende 2014. Typische
     Immobilienbestand nur mit Verzögerung auf           Vorzeichen sind eine Zunahme der Schaltdauer
     Preissteigerungen. So übertraf der Nachfrage­       bei Inseraten und eine sich öffnende Schere
     boom in den Städten das auf den Markt kom­          zwischen offerierten und effektiv gezahlten
     mende Angebot bei weitem und trieb die Preise       Preisen. Ein möglicher Auslöser der bevorstehen­
     in die Höhe. Doch dank Bauboom und zuneh­           den Trendwende dürfte eine höhere Inflations­
     mender Verdichtung wird künftig die Zahl der        erwartung sein, die zu Zinserhöhungen führt.
     Wohnungen in den Städten Zürich, Lausanne           Doch auch beim aktuellen Zinsniveau besteht
     und Genf überdurchschnittlich zunehmen. Dies        keine Sicherheit. Eine realistischere Sichtweise
     dürfte Immobilien tendenziell wieder verbilligen.   des Risiko-Ertrags-Verhältnisses auf dem Immo­
                                                         bilienmarkt in Kombination mit zu starkem
     Zweitens liess eine gefährliche Mischung aus        Wachstum der Anzahl Wohnungen dürfte aus­
     optimistischen Erwartungen hinsichtlich Preis­      reichen, um die Preisentwicklung zu kippen.
     entwicklung und -stabilität, extrem günstiger
     Finanzierungsbedingungen sowie mangelnder
     Investitionsalternativen die Zahlungsbereitschaft
     für Liegenschaften an sehr guten Lagen explo­
     dieren. Für die einheimische Bevölkerung stiegen
     dadurch die Wohnkosten, was üblicherweise
                                                         Immer mehr Regionen in der Gefahrenzone
     einen Wegzug in die Agglomerationen attraktiv       Risikoradar für den Wohnimmobilienmarkt Schweiz – 3. Quartal 2012
     macht. In der Regel funktioniert dieses Auswei­
     chen auf benachbarte Gebiete als Sicherheits­       n Monitoringregionen
     ventil und dämpft die Preise. Doch die starke       n Gefahrenregionen                      Basel-Stadt

     Zuwanderung der letzten Jahre setzte diesen                                            Unteres Baselbiet
                                                                                                                              Glattal-Furttal
                                                                                                                  Limmattal
     Mechanismus ausser Kraft.                                                                                  Knonaueramt
                                                                                                                           Zürich
                                                                                                                                  Pfannenstiel
                                                                                                                     Zimmerberg
                                                                                                                            Zug        March

     Weitere Städte auf dem Risikoradar                                                                                         Innerschwyz

     Wir rechnen in den kommenden zwei Jahren                                                                         Nidwalden

     nicht mit einem merklichen Anstieg der Zinsen.                                                                                              Davos

                                                                  Morges Lausanne Saanen-Obersimmental
     Auch wird die Suche nach sicheren Anlagen ein           Nyon                Vevey                                                           Oberengadin

     wichtiges Thema bleiben. Weiter sind die Proble­
     me in der Eurozone ungelöst und können jeder­         Genève

     zeit die Finanzmärkte wieder mit voller Wucht
     treffen. Verbunden mit dem immer noch hohen
     Bevölkerungswachstum von rund 1,1 Prozent
     sehen wir keinen Marschhalt, sondern                Quelle: UBS

10   UBS Real Estate Focus Januar 2013
Wohnimmobilien

Mietwohnungen – Risiken bei
Anlageimmobilien
Immobilienanlagen, insbesondere Mehr­               ist die Zinsdifferenz zu langjährigen sicheren                            Claudio Saputelli
familienhäuser, liegen im Trend. Doch der           Geldanlagen. Zurzeit werfen Top-Immobilien                                CIO Wealth Management
                                                                                                                              Research, UBS AG
Markt ist ausgetrocknet, was die Preis­             mindestens 2,4 Prozentpunkte mehr Rendite
spirale seit der Finanzkrise 2008 kontinu­          ab als 10-Jahres-Bundesobligationen (Stand:
ierlich antreibt. Es gilt, die Risiken nicht        Dezember 2012), was ein Spitzenwert ist; im
aus den Augen zu verlieren.                         langjährigen Durchschnitt sind es lediglich
                                                    1,5 Prozentpunkte Mehrrendite.
Immobilien als Teil des Privatvermögens zu
halten, blickt in der Schweiz auf eine lange        Auch wenn die Anfangsrenditen in gefragten
Tradition zurück. So verbleiben Häuser oft          Regionen erheblich gesunken sind, legitimiert
über Jahrzehnte in Familienbesitz und werden        die hohe Zinsdifferenz an sich den grossen
nur veräussert, wenn es die finanzielle Situa­      Ansturm auf Mehrfamilienhäuser. Doch aufge­
tion oder die Erbfolge erfordert. Der Anteil        passt. Die Zinsdifferenz hat im jetzigen Umfeld,
der Mehrfamilienhäuser, die sich in Privatbe­       in dem die Schweizerische Nationalbank die
sitz befinden, beträgt hohe 60 Prozent, ob­         langjährigen Zinsen durch ihre ultraexpansive
wohl Immobilien als Anlageklasse es in den          Geldpolitik gezielt tief hält, an Aussagekraft
letzten 25 Jahren nicht immer leicht hatten. So     eingebüsst. Zwar verzögert die Verunsicherung
blähte sich hierzulande Ende der 1980er Jahre       um den Verlauf der Eurokrise weiterhin die
eine Immobilienblase auf, und Betongold galt        Normalisierung der Zinsbildung in der Schweiz,
als spekulativ. Mit dem Platzen der Blase in den    gleichwohl kann davon ausgegangen werden,
1990er Jahren gingen massive Werteinbussen          dass eine Trendwende ab 2014 durchaus im
einher, und nach der Jahrtausendwende waren         Bereich des Möglichen liegt. Bei einem Anzie­
Aktien das grosse Thema, so dass Immobilien         hen der Zinsen werden Immobilieninvestoren
insbesondere Performance-orientierten Investo­      die heute in Kauf genommenen ausserordent­
ren als langweilig und wenig lukrativ erschienen.   lich tiefen Anfangsrenditen überdenken und
                                                    allenfalls ihre Vermögenswerte in rentablere
Doch dann plötzlich die Wende: Während              Anlagen umschichten wollen, was die Immo­
der Finanzkrise 2008/2009 brachen Aktien­           bilienpreise entsprechend unter Druck setzen
kurse wie Kartenhäuser zusammen, worauf             wird.
sich Anlegerinnen und Anleger auf wertstabile
und börsenunabhängige Sachwerte zurück­             Mietausfälle und notwendige
besannen. Begünstigt wurde die Nachfrage            Sanierungen sind einzukalkulieren
nach Immobilien zudem von einem äusserst            Doch auch wenn Anlageimmobilien insgesamt
vorteilhaften Umfeld wie tiefen Zinsen, hohem       als stabile Sachwerte in unsicheren Zeiten gel­
Bevölkerungswachstum und sinkenden Leer­            ten, sind gegenwärtig nebst der Zinsentwick­
ständen. Doch mittlerweile, nach rund vier          lung noch zwei weitere Risiken zu beachten.
Jahren, ziehen am Immobilienmarkthorizont           Das Erste sind mögliche Mietausfälle aufgrund
wieder schwarze Wolken auf – sprich: zu stark
gestiegene und deshalb nicht nachhaltige            Zinsdifferenz über dem langjährigen Durchschnitt trotz
Kaufpreise bei Mehrfamilienhäusern.                 sinkender Rendite
                                                    Vergleich Zürcher Mietwohnungen und 10-Jahres-Bundesobligationen, in Prozent
Zinsdifferenz verliert an Aussagekraft              5
Seit 2008 betrugen die Preissteigerungen für        4
Renditeliegenschaften durchschnittlich rund
                                                    3
6 Prozent jährlich. Als Folge davon verringerten
sich über diese Zeitspanne auch die Nettoan­        2
fangsrenditen (Netto-Mieteinnahmen im ersten        1
Jahr im Verhältnis zum Kaufpreis), so beispiels­
                                                    0
weise in den fünf grössten Schweizer Städten            1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
von durchschnittlich 4,0 auf 3,2 Prozent für              Spitzenrenditen Mietwohnungen                Durchschnitt Renditedifferenz
erstklassige Lagen (in Zürich gar 2,8 Prozent).           Rendite 10-Jahres-Bundesobligationen         Renditedifferenz
Doch viel wichtiger als die Renditebetrachtung      Quellen: Wüest & Partner, SNB, UBS

                                                                                                                 UBS Real Estate Focus Januar 2013      11
Wohnimmobilien

     steigender Leerstände. Seit 2010 befanden sich mieten (Mieten für Wieder-, Erst- oder
     konstant 70 000 Wohnungen und mehr im          Neuvermietung) legten hingegen im Jahres­
     Bau, was im langjährigen Vergleich einer Ange­ vergleich relativ stark zu (plus 3,1 Prozent),
     botsausweitung von satten 40 Prozent ent­      wenngleich gesamtschweizerisch erstmals
     spricht. Verschärfend kommt hinzu, dass Miet­  wieder eine Abflachung der Mietpreisanstiege
     wohnungen im oberen Preis­segment bei den      festzustellen war. In Genf und Zürich war 2012
     aktuell vorteilhaften Finanzierungsbedingun­   jedoch (noch) keine Beruhigung der Angebots­
     gen zunehmend von Eigenheimen konkurren­       mieten erkennbar: In der Rhonestadt wurde
     ziert werden. Das zweite Risiko lauert in der  ein Anstieg von 9,3 Prozent und in der Limmat­
     von unerfahrenen Investoren oft falsch einge­  stadt von 4,6 Prozent verzeichnet. In den letz­
     schätzten Qualität einer Bestandesimmobilie.   ten Jahren schnellten die Angebotsmieten in
     Unerwartet hohe Sanierungs- und Renova­        den beiden Metropolen derart empor, dass
     tionskosten unmittelbar nach dem Kauf kön­     sich die Frage stellt, wie die Mieter in teuren
     nen die Renditeerwartungen des Anlegers        Wohnungen reagieren werden, wenn der hy­
     schnell enttäuschen.                           pothekarische Referenzzinssatz eines Tages
                                                    wieder zu klettern beginnt. Ein Anstieg um
     Versteckte Mietsteigerungspotenziale           1 Prozentpunkt ergäbe bei den aktuell bereits
     sind ein zweischneidiges Schwert               hohen Niveaus ein nicht unbedeutendes Miet­
     An der Mietpreisfront setzte sich 2012 der     steigerungspotenzial von 12 Prozent. Inwieweit
     Trend früherer Jahre fort. Der hypothekarische sich eine Hypothekarzinserhöhung auf die
     Referenzzinssatz sank um 0,25 Prozentpunkte Mieterschaft überwälzen lässt, wird die Zu­
     auf neu 2,25 Prozent. Entsprechend stiegen     kunft zeigen. Immerhin dürfte ein allfälliger
     die Bestandesmieten (Mieten für fortbeste­     Anstieg des hypothekarischen Referenzzins­
     hende Mietverhältnisse) letztes Jahr mit rund  satzes (aufgrund dessen Berechnungsmethode)
     0,6 Prozent nur noch marginal. Die Angebots­ relativ langsam erfolgen.

     Überblick Wohnimmobilien
     Sofern nicht anders erwähnt, verstehen sich alle Angaben in Prozent und als Wachstum im Vorjahresvergleich

                                                                                20131                20122         2011              2010               10 Jahre 3
     Wohnbau und Leerstände
     Reinzugang Wohnungen (Anzahl)                                             52 000                49 500       48 081            45 005                   41 551
     Leerwohnungsquote                                                             1,0                   0,9         0,9                0,9                      1,0
     Mietwohnungen
     Angebotspreise Mietwohnungen                                                  2,0                   3,1         2,8                1,7                      3,2
     Angebotspreise Mietwohnungen Neubau                                           0,5                   1,3       – 0,9              – 1,4                      1,1
     Preisindex Bestandesmieten                                                    0,5                   0,6         1,3                1,1                      1,5
     Hypothekarischer Referenzzinssatz 4                                           2,0                   2,3         2,5                2,8                         –
     Leerstehende Mietwohnungen (Anzahl)                                             –               30 916       30 816            28 947                   29 095
     Gesamtrendite Direktanlage Wohnen                                             5,0                   6,0         7,8                5,8                      5,8
     Eigenheime
     Angebotspreise Eigentumswohnungen                                             3,0                   5,1         4,8                5,2                      4,1
     Transaktionspreise Eigentumswohnungen                                           –                   6,5         8,7                5,8                      5,7
     Angebotspreise Einfamilienhäuser                                              2,5                   3,7         4,1                4,7                      3,1
     Transaktionspreise Einfamilienhäuser                                            –                   5,0         6,3                2,8                      3,9
     Variabler Hypothekarzinssatz, alle Banken 4                                   2,7                   2,7         2,7                2,7                      3,0
     Wachstum Hypothekarkredite, alle Banken                                       4,5                  5,1          4,8               5,0                       4,5
     Leerstehende Eigenheimwohnungen (Anzahl)                                        –                8 006        7 601             7 766                     7 861
     1
       Prognose UBS                                                                                                       Quellen: Wüest & Partner, BFS, SNB, IPD, UBS
     2
       Hochrechnungen bzw. Prognosen UBS (Stand 3. Januar 2013)
     3
       Mittelwert: 2003 bis 2012
     4
       Ende Jahr

12   UBS Real Estate Focus Januar 2013
Im Fokus Wohnimmobilien

Stand der Umsetzung beim
Zweitwohnungsbau
Am 11. März 2012 hat das Schweizervolk            ist festgelegt, dass Wohnsitz und Wochenauf­       Carmen Walker Späh
die eidgenössische Volksinitiative «Schluss       enthalt zu Erwerbs- oder Ausbildungszwecken        Rechtsanwältin mit eigener
                                                                                                     Kanzlei, Zürich
mit dem uferlosen Bau von Zweitwohnun­            in der Gemeinde (auch Personalhäuser) zur
gen» angenommen. Der Anteil von Zweit­            Benutzung von Erstwohnungen berechtigen.
wohnungen wurde auf höchstens 20 Pro­             Für diese Zielgruppen darf auf alle Fälle neu
zent festgelegt. Die Umsetzung der                gebaut werden. Unter gewissen Voraussetzun­
Initiative fordert Behörden und Gerichte          gen dürfen auch in Zukunft Zweitwohnungen
heraus und verunsichert Immobilien­               bewilligt werden: Wohnungen, die vor dem
eigentümer.                                       11. März 2012 bestanden oder rechtskräftig
                                                  bewilligt wurden, dürfen unter Vorbehalt be­
In der Schweiz gibt es gemäss eidgenössischer     stehender Nutzungsbeschränkungen und ohne
Volkszählung 2000 etwa 500 000 Zweitwoh­          Vergrösserung von Erst- zu Zweitwohnungen
nungen. Das macht knapp 13 Prozent des ge­        und umgekehrt umgenutzt werden. Wurde
samten Wohnungsbestandes der Schweiz aus.         aber die Nutzung als Erstwohnung grundbuch­
40 Prozent der Zweitwohnungen befinden sich       lich gesichert oder die Sicherung in der noch
in den typischen touristischen Gebieten ausser­   nicht ausgeführten Baubewilligung festgeschrie­
halb von Städten und Agglomerationen. Einige      ben, darf keine Umnutzung stattfinden. Ausser­
Gemeinden kennen seit Jahren Beschränkun­         dem darf die Umnutzung nicht missbräuchlich
gen des Zweitwohnungsbaus und die Revision        sein; sie darf also nicht zum anschliessenden
des Raumplanungsgesetzes (RPG) vom 1. Juli        Neubau einer Erstwohnung führen.
2011 nahm die Kantone bereits in die Pflicht.
Trotzdem wurde die Initiative angenommen.         Hotels, die seit mehr als 25 Jahren bestehen
                                                  und gemäss einem unabhängigen Gutachten
Nach dem neuen Artikel 75b der Schweizeri­        nicht mehr wirtschaftlich weitergeführt wer­
schen Bundesverfassung (BV) wird der Anteil       den können, dürfen zu Zweitwohnungen
von Zweitwohnungen am Gesamtbestand der umgebaut werden. Andere Hotels dürfen zu
Wohneinheiten und der für Wohnzwecke ge­          qualifiziert touristisch bewirtschafteten Zweit­
nutzten Bruttogeschossfläche einer Gemeinde wohnungen – mit oder ohne Stockwerkeigen­
auf höchstens 20 Prozent beschränkt. Die Ver­ tum – umgenutzt werden (sogenannte Appart­
fassung verpflichtet die Gemeinden, ihren Erst­ hotels): Wohnungen nicht individualisiert
wohnungsanteilplan und den detaillierten          ausgestaltet, hotelmässiges Betriebskonzept
Stand seines Vollzugs alljährlich zu veröffentli­ inklusive Infrastruktur wie Rezeption, minimale
chen. Weiter gilt, dass seit dem 1. Januar 2013 Betriebsgrösse. Weiter ist nachzuweisen, dass
keine Bewilligungen für Zweitwohnungen            die hotelmässigen Leistungen von einer Mehr­
mehr erteilt werden können – sie wären nichtig. zahl der Gäste effektiv in Anspruch genommen
Am 22. August 2012 beschloss der Bundesrat        werden, und es ist eine branchenübliche Lösung
die Verordnung über den Bau von Zweitwoh­         zur Finanzierung von Erneuerungsinvestitionen
nungen (Zweitwohnungsverordnung, ZWV) und nachzuweisen. Auch muss die Eigennutzung
setzte sie auf den 1. Januar 2013 in Kraft. Dazu durch den Eigentümer stark eingeschränkt
verfasste das Bundesamt für Raumentwicklung werden (zum Beispiel drei Wochen während
einen erläuternden Bericht. Verordnung und        der Hauptsaison). Es genügt nicht, neue Woh­
Bericht bringen eine Handhabe für einige der nungen über eine Vertriebsorganisation zur
dringendsten Fragen, die sich den Behörden        Vermietung anzubieten.
nach der Annahme der Initiative stellten. Die
Verordnung gilt bis im März 2014. Bis dann        Möglich bleibt gemäss ZWV die Erstellung von
muss eine Ausführungsgesetzgebung ausge­          Zweitwohnungen in landschaftsprägenden
arbeitet sein (vgl. Art. 197 Ziff. 9 BV).         Bauten (zum Beispiel Rustici und Maiensässe),
                                                  falls diese den strengen Voraussetzungen der
Was darf ab dem 1. Januar 2013                    Raumplanungsverordnung entsprechen. Auch
bewilligt werden?                                 dürfen Baubewilligungen, die sich auf vor dem
Art. 2 ZWV zum Begriff der Zweitwohnung ist 11. März 2012 genehmigte, projektbezogene
nicht leicht verständlich. Im erläutenden Bericht Sondernutzungspläne stützen, nach altem

                                                                                           UBS Real Estate Focus Januar 2013      13
Im Fokus Wohnimmobilien

     Recht beurteilt werden, unter der Voraussetzung,    wurden, erstellt werden. Wird hingegen auf
     dass der Sondernutzungsplan sehr detailliert ist.   das Rechtsmittel eingetreten, stellt sich die
                                                         Frage, welches Recht anzuwenden ist. Grund­
     Standortgemeinden                                   sätzlich gilt: Eine Rechtsänderung während des
     Die Liste im Anhang der ZWV führt die von           Rechtsmittelverfahrens wird nur berücksichtigt,
     der Beschränkung des Zweitwohnungsbaus              falls dies zur Durchsetzung eines wesentlichen
     betroffenen Gemeinden auf. Sie wird jährlich        öffentlichen Interesses oder zur Erhaltung der
     über­arbeitet; die Gemeinden können den             öffentlichen Ordnung nötig ist oder für die
     Gegen­beweis antreten. Die Neuaufnahme              Betroffenen «milderes Recht» bedeutet.
     einer Gemeinde in die Liste kann auch im
     Rahmen eines Rechtsmittelverfahrens erfol­          Aber auch Bewilligungen nach der neuen ZWV
     gen. Die Liste basiert auf der Anzahl Zweit­        können angefochten werden. Verordnungen
     wohnungen im Vergleich zum Gesamtwoh­               dürfen – anders als Gesetze – auf ihre Überein­
     nungsbestand in einer Gemeinde und nicht            stimmung mit der Bundesverfassung überprüft
     auf dem Vergleich von Bruttogeschossflä­            werden. Grundsätzlich besteht also ein Risiko:
     chen; die Definition der Bruttogeschossfläche       Das Bundesgericht könnte entscheiden, dass die
     ist schweizweit nicht einheitlich. So steht die     ZWV in gewissen Punkten gegen die neue Ver­
     Regelung im Widerspruch zur neuen Verfas­           fassungsbestimmung verstösst. Dann wäre der
     sungsbestimmung, welche auch einen Ver­             Bau bereits genehmigter Zweitwohnungen trotz
     gleich der Bruttogeschossfläche verlangt.           erteilter Genehmigung nicht möglich.
                                                                                                           Relevante
                                                                                                           Gesetzesbestimmungen
     Rechtsmittelverfahren                               Ausblick
     Der Verband Helvetia Nostra, der den Verfas­        Mit dem Volksentscheid vom 11. März 2012          – Verordnung über den
                                                                                                             Bau von Zweitwohnungen
     sungsartikel lancierte, erhob bis Ende November     ist die Raumplanung definitiv vom politischen       (ZWV) und erklärender
     2012 gemäss Medienberichten 1400 Einspra­           Stiefkind zum breit debattierten öffentlichen       Bericht:
     chen gegen Bauprojekte für Zweitwohnungen.          Thema geworden. Die Zweitwohnungsver­               www.are.admin.ch/
                                                                                                             themen/raumplanung/
     Ob Helvetia Nostra in dieser Angelegenheit über     ordnung hat Investoren und Behörden für die         00236/04094
     ein Beschwerderecht verfügt, wurde bis zum          nächsten anderthalb Jahre eine Leitplanke         – Raumplanungsgesetz
     Redaktionsschluss nicht rechtskräftig entschie­     gegeben. Ob sie in allen Teilen den gerichtli­      (RPG): www.admin.ch/
     den. Helvetia Nostra ist eine verbandsbeschwer­     chen Überprüfungen standhält, wird sich             ch/d/sr/c700.html
     deberechtigte Organisation und stützt ihr Be­       weisen. Der nächste Akt erfolgt am 3. März        – Raumplanungsverordnung
     schwerderecht auf einzelne Bundesgesetze.           2013 mit der Abstimmung über eine RPG-              (RPV): www.admin.ch/
                                                                                                             ch/d/sr/c700_1.html
     Sowohl das Walliser Kantonsgericht als auch         Teilrevision, die als Gegenvorschlag zur Land­
                                                                                                           – Bundesverfassung (BV):
     das Verwaltungsgericht Graubünden haben             schaftsinitiative Rückzonungen überdimensio­        www.admin.ch/ch/d/sr/
     Helvetia Nostra in neueren Entscheiden das          nierter Bauzonen zum Ziel hat.                      c101.html
     Beschwerderecht bezüglich Zweitwohnungs­
     bau jedoch aberkannt. Die Frage ist zum Re­
     daktionsschluss vor Bundesgericht hängig.            Worauf beim Immobilienkauf zu achten ist
     Daneben gibt es Einsprachen von Nachbarn.
     Deren Legitimation wird fallweise zu entschei­       Befindet sich das Objekt in einer von der Zweitwohnungsbau-
     den sein. Zwar hat die Verfassungsbestimmung         Beschränkung betroffenen Gemeinde, muss vor allem der Grund­
     keine primär nachbarschützende Funktion,             buchauszug hinsichtlich Nutzungsbeschränkungen sorgfältig geprüft
     kann aber von Nachbarn im Zusammenhang               werden. Selbst ohne Eintrag sollten vertiefte Abklärungen über den
     mit anderen Rügen vorgebracht werden.                rechtlichen Status der Immobilie bei der Standortgemeinde getroffen
                                                          werden. Zu empfehlen ist die Konsultation der ursprünglichen Bau­
     Die von Rechtsmitteln (zum Beispiel Rekursen)        gesuchsunterlagen; dies alles liegt auch im Interesse des Verkäufers
     betroffenen Bauprojekte sind nicht rechtskräf­       (Gewährleistung). Im Bereich der Hotellerie gibt die neue Verordnung
     tig bewilligt, und es darf nicht mit dem Bau         den touristischen Anliegen gegenüber den landschaftsschützerischen
     begonnen werden. Treten die Gerichte (das            klar den Vorzug. Bei den Apparthotels gelten verschärfte Anforderun­
     Bundesgericht als letzte Instanz) nicht auf die      gen, die mit dem klassischen Stockwerkeigentum nicht mehr viel
     Rechtsmittel ein, dann erwachsen die Projekte        gemeinsam haben und wofür der Markt vorhanden sein muss.
     in Rechtskraft und können so, wie sie bewilligt

14   UBS Real Estate Focus Januar 2013
Im Fokus Wohnimmobilien

RPG-Revision definiert Spielregeln neu
Die Revision des Raumplanungsgesetzes           RPG-Revision müssen nicht benötigte Bauzonen Matthias Holzhey
soll der Zersiedelung der Schweiz einen         wieder rückgängig gemacht werden. Da eine                                CIO Wealth Management
                                                                                                                         Research, UBS AG
Riegel schieben. Das politisch umstrittene      exakte Bedarfsermittlung für eine solche Zeit­
Referendum kommt im März 2013 vors              periode unmöglich ist, wird die neue Regelung                            Maciej Skoczek
Volk. Eine Annahme hätte geringe Aus­           nur für Flächen eine Rolle spielen, die aller Vor­                       CIO Wealth Management
                                                                                                                         Research, UBS AG
wirkungen auf die Immobilienpreise.             aussicht nach gar nie nachgefragt werden. Eine
                                                Verknappung des Bodenangebots und dadurch
Das seit 1979 bestehende Raumplanungsge­        steigende Immobilienpreise sind also unwahr­
setz (RPG) sollte die räumliche Ausdehnung des scheinlich. Doch auch nicht erschlossenes und
Immobilienmarkts begrenzen. Doch in der         nicht benötigtes Bauland hat alleine aufgrund
Praxis hebeln die Marktkräfte das RPG teilweise der Möglichkeit einer profitablen künftigen Nut­
aus. Dies wurde insbesondere dadurch begüns­ zung einen höheren Wert als reine Landwirt­
tigt, dass die Bauzonenreserven in der Vergan­ schaftszone. Über die Höhe der Entschädigun­
genzeit grosszügig angelegt wurden: 180 000     gen wird im Einzelfall entschieden werden. In
der rund 300 000 Hektaren Siedlungsfläche       Kantonen mit einer in der Vergangenheit sehr
der Schweiz sind als Bauzone eingeteilt; der    grosszügigen Einzonungspraxis werden diese
Rest ist grösstenteils Landwirtschaftszone. Bei durchaus ins Gewicht fallen.
den bebauten Bauzonen bestehen noch Reser­
ven von rund 15 000 Hektaren, die für eine      Bauverpflichtung
Million Menschen Wohnraum böten. Weitere        Die Kantone sollen gemäss RPG-Revision mit
38 000 Hektaren sind unbebaute Bauzone.         der Möglichkeit der Bauverpflichtung über ein
                                                Instrument verfügen, um die Landhortung
Herausforderungen bei der Raumplanung einzudämmen und eine Verdichtung der Bal­
Die Erfüllung von raumplanerischen Zielen       lungszentren zu erwirken. Landhortung be­
kennt grundsätzlich zwei Schwierigkeiten.       steht, wenn ein Grundstück, das mit Gewinn
Erstens ist Raumplanung häufig ein Eingriff in  überbaut werden könnte, aufgrund höherer
die Eigentumsrechte. Damit gestaltet sich die
Umsetzung im politischen Prozess schwierig,
insbesondere wenn nicht adäquat entschädigt
                                                Raumplanung – Übersicht
werden kann. Hinterzimmer-Deals oder über­      Bundesgesetz über die Raumplanung (RPG) vom 22. Juni 1979 (1. Januar 1980 in Kraft, mit Änderungen)
dimensionierte Bauzonen sind die Folge. Zwei­ Änderung vom 15. Juni 2012 (Referendum zustande gekommen)
tens verlangt die Raumplanung nach sehr lang­ Abstimmungstermin 3. März 2013
fristiger Perspektive; Prognosen über lange     Wichtigste Änderungen/Ergänzungen des neuen Raumplanungsgesetzes
                                                                        Artikel          Änderungen/Ergänzungen
Zeiträume sind jedoch nie verlässlich, was ei­
                                                 Ziele                  Art. 1 Abs. 1    – Trennung von Bau- und Nichtbaugebiet
nen enormen Handlungsspielraum schafft.                                 und Abs. 2       – Lenkung der Siedlungsentwicklung nach innen
                                                                                                         – Schaffung kompakter Siedlungen
Die zunehmende Ausdehnung der Siedlungs­                      Planungsgrundsätze Art. 3 Abs. 3 abis – Massnahmen (…) zur Verdichtung der Siedlungsfläche
fläche und die sehr grosszügige Interpretation                                                        sollen getroffen werden
des RPG durch einzelne Kantone gaben Anlass                   Ausgleich und              Art. 5 Abs. 1   – Satz von mindestens 20 Prozent auf Planungsvorteile von
                                                              Entschädigung                                neu und dauerhaft einer Bauzone zugewiesenem Boden
zu einer Gesetzesrevision. Diese sieht drei Än­                                                          – Ausgleich wird fällig bei Veräusserung oder Überbauung
derungen vor, die für Eigentümer von Bauland                                                             – Abgabe kann für die Bemessung der Grundstückgewinn-
von direkter Bedeutung sind: die Rückzonung                                                                steuer vom Gewinn in Abzug gebracht werden
von nicht benötigtem Bauland, die Möglichkeit                 Richtplaninhalt            Art. 8a         – 	Jeder Kanton erstellt einen Richtplan
                                                                                                         – 	Vorhaben mit gewichtigen Auswirkungen auf Raum und
der Kantone, die Überbauung von Baulandre­                                                                  Umwelt bedürfen einer Grundlage im Richtplan
serven zu erzwingen, und die Abschöpfung
                                                              Bauzonen                   Art. 15         – Bauzonen entsprechen dem Bedarf für die nächsten
von mindestens 20 Prozent der durch Einzo­                                                                 15 Jahre
nung von Bauland entstehenden Gewinnen.                                                                  – Überdimensionierte Bauzonen müssen reduziert werden
                                                                                                         – Land kann einer Bauzone zugewiesen werden, wenn es in
                                                                                                           den nächsten 15 Jahren benötigt und der Richtplan einge-
Rückzonungen                                                                                               halten wird
Das bestehende RPG sieht nur die Ausscheidung                                            Art. 15a        – Bei öffentlichem Interesse kann eine Frist für die Über­
von Bauzonen vor, die voraussichtlich während                                                              bauung von Bauland gesetzt werden
der nächsten 15 Jahre benötigt werden. Gemäss                Quellen: Eidgenössisches Parlament, UBS

                                                                                                                           UBS Real Estate Focus Januar 2013          15
Im Fokus Wohnimmobilien

     künftiger Gewinnerwartungen brachliegt. Der      und Preissteigerungen; auch unter Berücksichti­
     Eigentümer wird durch eine Bauverpflichtung      gung unterschiedlicher restriktiver Anwendung
     um einen potenziellen Wertzuwachs enteignet,     der kantonalen Raumplanung und weiterer
     was volkswirtschaftlich unter realis­tischen     Faktoren wie Leerständen oder Gemeindetypen.
     Annahmen keinem Wohlfahrtsverlust gleich­        Es scheint, dass in der Vergangenheit bei einem
     kommt.                                           Nachfrageanstieg kurzerhand neue Bauzonen
                                                      geschaffen wurden.
     Allerdings dürfte dieses Instrument nicht oft
     zur Anwendung kommen. Erstens ist die Fläche     Wenig Neues für den Immobilienmarkt
     an nicht überbauten Bauzonen in den Zentren      Aus volkswirtschaftlicher Sicht werden einer­
     naturgemäss relativ gering. Zweitens dürfte,     seits die umstrittenen Punkte der RPG-Revision
     angesichts des boomenden Immobilienmark­         auf dem Immobilienmarkt wohl keine allzu
     tes, die Erwartung noch höherer Nettoerträge     grossen Wellen schlagen. Andererseits dürfte
     in der Zukunft – sei es durch fallende Baukos­   das RPG die Ausdehnung der Siedlungsfläche
     ten oder steigende Einnahmen – mittlerweile      auch kaum eindämmen. Dennoch wird die
     limitiert sein. Es handelt sich also um eine     Gesetzesrevision dem Primat der Raumplanung
     Massnahme, die sich kaum spürbar auf den         über den Immobilienmarkt Vorschub leisten
     Immobilienmarkt auswirken dürfte, aber auch      und die Spielregeln neu festlegen. Aus einer
     nur marginal zur Verdichtung beitragen kann.     langfristigen Perspektive zentral ist die Stoss­
                                                      richtung des Gesetzes, die Siedlungsverdich­
     Mehrwertabgabe                                   tung stärker zu gewichten – ein Trend, der sich
     Die Schweiz verfügt zwar über eine grosse Flä­   jedoch aufgrund der grundsätzlichen Knapp­
     che nicht überbauter Bauzonen, die sich aber     heit an guten Lagen auch ohne zusätzliche
     nicht in den nachgefragten Gebieten befinden.    bundesstaatliche Vorgaben fortsetzen wird.
     Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung werden
     deshalb in den nächsten Jahren vielerorts den­
     noch Einzonungen nötig. Grundeigentümer,
     deren Land zu Bauland aufgewertet wird, wer­
     den bei Annahme des Referendums bei Verkauf       Baurecht als Ausweg
     oder Überbauung des Landes eine Abgabe von
     mindestens 20 Prozent des erzielten Mehrwerts
     – zusätzlich zur Grundstückgewinnsteuer – ent­    Gemäss Revision des Raumplanungsgesetzes wird Land an zentralen
     richten müssen. Unter der Annahme, dass nur       Lagen nicht mehr brachliegen können. Fehlen genügend Eigenmittel
     attraktives Bauland eingezont wird, wird sich     und Einkommen oder auch Expertise und Zeit, so bietet sich ein Ver­
     eine Überbauung oder ein Verkauf für den          kauf des Grund­eigentums an. Doch das ist nicht die einzige Möglich­
     Landeigentümer rentieren. Die zusätzliche         keit. Falls beispielsweise Land in Familieneigentum bleiben soll, kann
     Steuerl­ast wird er jedoch aus seiner Gewinn­     auf das Baurecht ausgewichen werden. Der Grundeigentümer kann
     marge begleichen müssen, denn die Verkaufs­       dabei einem Investor das Recht auf maximal 100 Jahre abtreten, auf
     preise dürften aufgrund gleichbleibender          oder unter der Bodenfläche ein Bauwerk zu errichten oder ein beste­
     Zahlungs­bereitschaft der Käufer praktisch un­    hendes zu nutzen. Als Gegenleistung erhält er einen Baurechtszins;
     verändert bleiben                                 der Festlegung und Anpassung dieser Verzinsung ist hinsichtlich der
                                                       sehr langen Vertragsdauer besondere Beachtung zu schenken. Der
     Immobilienpreise werden kaum tangiert             Zinssatz orientiert sich üblicherweise an den gängigen Hypothekar­
     Vorhandene statistische Daten lassen kaum         zinssätzen oder an Marktrenditen und wird regelmässig angepasst.
     Schlüsse zu, wie die Zonenplanung generell die    Entscheidend ist, ob der dem Zins zugrunde­liegende Wert des Bodens
     Immobilienpreisentwicklung beeinflusst. In Ge­    in regelmässigen Abständen an den Marktpreis angepasst wird. Falls
     meinden mit grossen verfügbaren Flächen an        nicht, trägt hauptsächlich der Investor die Chancen und Risiken mög­
     Bauland dürfte die Preisentwicklung langsamer     licher Wertänderungen des Bodens, andernfalls bleiben diese beim
     vonstattengehen als in Gemeinden ohne nen­        Grundeigentümer. Läuft das Baurecht aus, übernimmt der Grund­
     nenswerte Reserven. Statistische Analysen zei­    eigentümer die bestehenden Bauwerke gegen eine entsprechende
     gen jedoch von 2007 bis 2011 keinen messbaren     Entschädigung.
     Zusammenhang zwischen unbebautem Bauland

16   UBS Real Estate Focus Januar 2013
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