UBS Real Estate Focus - ab - Immobilienmarkt Schweiz 2013
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UBS Real Estate Focus CIO WM Research Januar 2013 Immobilienmarkt Schweiz 2013 Wohnimmobilien Geschäftsimmobilien Börsennotierte Immobilien Preise klettern Neubauprojekte treffen auf Kurse steuern in ruhigeres unermüdlich weiter schwindende Nachfrage Fahrwasser ab
Inhalt 3 Editorial Geschäftsimmobilien 4 Auf einen Blick 19 Büroflächen – Überangebotsrisiken in der Deutschschweiz Markttreiber 21 Verkaufsflächen – Mieten erstaunlich 5 Wie weiter mit Geldpolitik und robust Zinsen? 22 Überblick Geschäftsimmobilien 7 Bevölkerungsalterung steigert 23 Einkaufszentren bei Investoren gefragt Nachfrage nach mittelgrossen 25 Finanzierung neuer Spitalprojekte als Wohnungen Herausforderung 8 Überblick Markttreiber Immobilien 27 Innovative Arbeitsplatzkonzepte zur nachhaltigen Effizienzsteigerung Wohnimmobilien 9 Eigenheime – Vorerst noch keine Börsennotierte Immobilien Trendwende 29 Immobilienaktien – Zurück zur 11 Mietwohnungen – Risiken bei Normalität Anlageimmobilien 31 Immobilienfonds – Auf dem 12 Überblick Wohnimmobilien Prüfstand 13 Stand der Umsetzung beim 32 Überblick börsennotierte Immobilien Zweitwohnungsbau 33 Produktpalette der indirekten 15 RPG-Revision definiert Immobilienanlagen Spielregeln neu 35 Methoden der Performancemessung 17 Mieterschutz schwebt zwischen 37 Direkte und indirekte Immobilien Buchstaben und ungesicherter anlagen langfristig im Gleichschritt Praxis Fragen und Antworten 39 Fragen und Antworten rund um Immobilien UBS Real Estate Focus 2013 Diese Publikation wurde durch UBS AG erstellt. Bitte beachten Sie die wichtigen rechtlichen Informationen am Ende der Publikation. Aus der Performance der Vergangenheit kann nicht auf künftige Renditen geschlossen werden. Die angegebenen Marktpreise sind Schlusskurse der jeweiligen Hauptbörse.
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Mit den Mechanismen der Regulierung sind wir von Kindesbeinen an vertraut. Aus gerüstet mit Gummistiefeln, bauten wir am Bachbett emsig Staudämme aus Steinen, Ästen und Blättern, fasziniert von unserer Fähigkeit, den Verlauf des Wassers nach unseren Vorstellungen zu regulieren. Doch immer wieder durchbrach die Strömung unsere in Sisyphusarbeit konstruierten Hindernisse und bahnte sich so einen neuen Weg. Daniel Kalt Staaten erlassen restriktive Gesetze und Vorschriften, um unerwünschte Markt ergebnisse zu beseitigen. Da die natürlichen Marktprozesse dabei gestört werden, suchen sich die Marktkräfte – analog zur Strömung im Bachbett – neue Wege. Die dabei entstehenden Nebenwirkungen können fatal sein, wie dies Horst Siebert, deutscher Ökonom, in seinem Buch Der Kobra-Effekt eindrücklich aufzeigte: Um eine Kobraplage abzuwehren, setzte einst die britische Kolonialverwaltung in Indien ein Kopfgeld für jede erlegte Schlange aus. Anfänglich ein Erfolg, doch mit der Zeit begann die Bevölkerung, im grossen Stil Kobras zu züchten. Schon bald wurde die Wirkung erkannt und die Prämie wieder abgeschafft. Daraufhin befreiten die Züch ter die wertlos gewordenen Reptilien, so dass sich die Zahl der Kobras gar verviel Claudio Saputelli fachte. Kurz gesagt: Die Regulierung verschlimmerte die Plage. Auch der Schweizer Immobilienmarkt wird aufgrund des andauernden Baubooms und der regionalen Überhitzung mehr und mehr reguliert. So wurden neue Richt linien betreffend Mindestanforderungen bei Hypothekarfinanzierungen erlassen, und die Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative steht an. In unserer diesjährigen Ausgabe des UBS Real Estate Focus beleuchten wir den Stand der Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative. Zudem zeigen wir generell den Einfluss der Regulatoren auf den Mietwohnungsmarkt auf und nehmen die Revision des Raumplanungs gesetzes (Volksabstimmung März 2013) und deren Konsequenzen unter die Lupe. Wie Kinder am Bachbett haben Regulatoren oft die Tendenz, ihre Relikte stehen zu lassen. Doch während das nächste Gewitter die von Kinderhand fabrizierten Stau dämme wegschwemmt, werden Regulierungen nach einer Krise leider eher noch weiter ausgebaut. Bei den aktuellen und zur Diskussion stehenden Regulierungen bleiben zwei Punkte zu hoffen. Erstens, dass sich die daraus entstehenden Neben wirkungen in Grenzen halten, und zweitens, dass unnötige Einschränkungen bei einer Beruhigung des Immobilienmarkts wieder beseitigt werden. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre. Daniel Kalt Claudio Saputelli Chefökonom Schweiz Leiter Global Real Estate Research CIO Wealth Management Research CIO Wealth Management Research UBS AG UBS AG UBS Real Estate Focus Januar 2013 3
Auf einen Blick Wohnimmobilien Geschäftsimmobilien Börsennotierte Immobilien In einzelnen Regionen sind Eigenheime Im Schweizer Büroflächenmarkt trifft Das laufende Jahr dürfte für die Kurse bereits überbewertet, doch tiefe Zinsen eine sich abschwächende Nachfrage auf von Immobilienaktien relativ unspekta und die hohe Einwanderung stützen die eine hohe Neubauaktivität. Am stärksten kulär werden. Bei den börsennotierten Preise. In boomenden Wirtschaftszentren sind Grossstädte in der Deutschschweiz Immobilienfirmen stehen jedoch Opti und an attraktiven Wohnlagen weisen betroffen. Projektpromotoren werden mierungen der Mieteinnahmen und die Preise das grösste Korrekturpotenzial sich auf eine anspruchsvollere Flächen Strategieanpassungen an. Veränderun auf. Wir rechnen frühestens Ende 2014 vermarktung einstellen müssen. gen bergen Chancen, aber auch Risiken. mit einer Trendwende. Seite 9 Seite 19 Seite 29 Immobilienanlagen, insbesondere Mehr Die Detailhandelsumsätze stehen unter Börsennotierte Immobilienfonds bieten familienhäuser, liegen im Trend. Doch der Druck. Aktuell macht der Branche vor tägliche Liquidität, sind aber auch Kurs Markt ist ausgetrocknet, was die Preis allem die Frankenstärke zu schaffen. schwankungen ausgesetzt. Zudem wer spirale seit der Finanzkrise 2008 kontinu Dennoch bleiben Verkaufsliegenschaften den Immobilienfonds mit einem Agio ierlich antreibt. Es gilt, die Risiken nicht aufgrund ihrer starken Performance bei gehandelt. Da diese Agios derzeit sehr aus den Augen zu verlieren. Seite 11 Investoren beliebt. Allerdings dürften hoch sind, bieten sich Gewinnmitnah sich die Renditen fortan abschwächen. men an. Seite 31 Seite 21 Im Fokus Im Fokus Im Fokus Stand der Umsetzung beim Einkaufszentren bei Investoren Produktpalette der indirekten Zweitwohnungsbau gefragt Immobilienanlagen Am 11. März 2012 hat das Schweizer Die Schweiz zählt 168 Einkaufszentren, Indirekte Immobilienanlagen haben in volk die eidgenössische Volksinitiative zehn weitere sind im Bau und 19 mittel der Schweiz in den letzten Jahren einen «Schluss mit dem uferlosen Bau von fristig geplant. Zwar sind die Kapitalkos Boom erlebt, nicht zuletzt aufgrund der Zweitwohnungen» angenommen. Der ten zurzeit niedrig, doch der Schweizer weltweit tiefen Zinsen und der Unsicher Anteil von Zweitwohnungen wurde auf Markt bietet relativ geringe Anlagemög heiten an den Märkten. Das Angebot höchstens 20 Prozent festgelegt. Die lichkeiten. Grossinvestoren finden im an indirekten Immobilienanlagen hat sich Umsetzung der Initiative fordert Behör Ausland einen dynamischen Markt für stark verändert und wird sich laufend den und Gerichte heraus und verunsi Einkaufszentren. Seite 23 erweitern. Seite 33 chert Immobilieneigentümer. Seite 13 Finanzierung neuer Spitalprojekte Methoden der Performancemessung RPG-Revision definiert als Herausforderung Information und Transparenz sind grund Spielregeln neu Die in die Jahre gekommene Spitalinfra legende Bedürfnisse. Dies erhöht die Die Revision des Raumplanungsgesetzes struktur muss erneuert und effizienter Anforderungen an die Leistungsmessung (RPG) soll der Zersiedelung der Schweiz gestaltet werden. Auch wenn sich die sowohl als Entscheidungsgrundlage wie einen Riegel vorschieben. Das politisch Projektpipelines gefüllt haben, bleibt die auch für das Risikomanagement. Eine umstrittene Referendum kommt im März Finanzierung vorerst ein schwieriges klare Differenzierung der Einflussfaktoren 2013 vors Volk. Eine Annahme hätte Unterfangen. Wir rechnen mit einer Redi und Performance-Ebenen ist gefragt. geringe Auswirkungen auf die Immo mensionierung der Projektvorhaben. Seite 35 bilienpreise. Seite 25 Seite 15 Direkte und indirekte Immobilien Innovative Arbeitsplatzkonzepte zur anlagen langfristig im Gleichschritt Mieterschutz schwebt zwischen nachhaltigen Effizienzsteigerung In der kurzen Frist bewegen sich direkte Buchstaben und ungesicherter Praxis Offene, flexible Raumlösungen unterstüt und indirekte Immobilienrenditen nicht Grundabsicht des Schweizer Mieterschut zen die individuelle Arbeitsgestaltung. systematisch in die gleiche Richtung. zes ist es, übermässige Renditen zu ver Gleichzeitig sind Unternehmen gezwun Langfristig können sich jedoch die Ren hindern. Wenn sich für Mieter die uner gen, die wirtschaftliche Effizienz und die diten nicht beliebig voneinander ent wünschten Folgen dieser Vorschriften Nachhaltigkeit zu erhöhen. Mit neuen fernen. Dies hat wichtige Implikationen bislang in Grenzen halten, so ist dies Arbeitsplatzkonzepten können laufende für Investoren. Seite 37 nicht der Weisheit der Gesetzgebung, Immobilienkosten wesentlich gesenkt sondern einer – so paradox es klingen werden. Seite 27 mag – unbeabsichtigt unvollständigen Durchsetzung zu verdanken. Seite 17 4 UBS Real Estate Focus Januar 2013
Architekt: architecum gmbh / architecum sàrl Projekt: GoldenPass Markttreiber Wie weiter mit Geldpolitik und Zinsen? Zinsen beeinflussen die Preise von Ver Beispiellose Ausweitung der Schweizer Caesar Lack mögensanlagen, auch die Immobilien Geldpolitik CIO Wealth Management Research, UBS AG preise. Die aktuell äusserst expansive Weltweit sind die Zinsen seit Jahren auf Tal Geldpolitik hat die Zinsen auf Tiefstwerte fahrt und erreichten vielerorts Allzeittiefst absinken lassen, der noch vorhandene werte. In gewissen Währungen werden sogar Spielraum nach unten ist minimal. Doch negative Renditen vermeldet – so ist in der die nächste Bergfahrt kommt bestimmt. Schweiz zum Beispiel die Rendite der Bundes Eine Absicherung ist zu empfehlen. obligationen bis zu einer Fristigkeit von mehre ren Jahren hinaus negativ. Verantwortlich für Die fallenden Zinsen sind zusammen mit dem dieses Marktumfeld sind die Notenbanken der starken Bevölkerungswachstum die Hauptgrün westlichen Industrieländer, welche ihre Geld de für den Anstieg der Immobilienpreise in der politik seit mehreren Jahren stetig ausweiten, Schweiz. Die Zinsen wiederum werden weitge um die Konjunktur und das Finanzsystem zu hend von der Geldpolitik bestimmt: Am kurzen stützen. Nachdem der Leitzins, das konventio Ende ist die Zinskurve durch den geldpoliti nelle Instrument der Geldpolitik, auf null gefal schen Leitzins verankert. In der Schweiz ist dies len war, gingen viele Notenbanken in den letz der 3-Monats-Libor, der seit Anfang 2009 ten Jahren dazu über, ihre Geldpolitik durch praktisch bei null liegt. Am langen Ende reflek unkonventionelle Massnahmen weiter zu lo tieren die Zinsen die Teuerungserwartungen. ckern. Seither erhöhen sie die Liquidität im Die Geldpolitik bestimmt jedoch langfristig Finanzsystem und kaufen Wertschriften zweifel auch die Teuerung. Dies macht die Geldpolitik hafter Qualität. Gradmesser für unkonventio der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu nelle Massnahmen sind unter anderem die einem zentralen Faktor für die Entwicklung der Notenbank-Bilanzsumme und die Liquidität im hiesigen Immobilienpreise. Bankensystem. Gemessen an beiden Indikato UBS Real Estate Focus Januar 2013 5
Markttreiber ren fuhr die SNB in den vergangenen Jahren den Devisenmärkten zur Schwächung des Fran die weltweit expansivste Geldpolitik, knapp kens könnten das Zinsniveau sogar noch etwas gefolgt von der Bank of England und bedeu weiter absenken. Der Immobilienmarkt dürfte tend expansiver als die US-Notenbank Federal somit bis auf weiteres, womöglich noch über Reserve. Im Vorkrisenvergleich vervierfachte mehrere Jahre, von sehr tiefen Zinsen profitieren. die SNB ihre Bilanzsumme und verachtfachte die Liquidität im Bankensystem. Tiefen Hypothekarzinssatz langfristig sichern Der Grund für die expansive Geldpolitik der Dennoch raten wir zu Festhypotheken mit SNB ist etwas anders gelagert als im Ausland: langer Laufzeit. Obwohl nicht ausgeschlossen Während im Ausland primär eine Konjunktur werden kann, dass eine kurzfristige rollende schwäche bekämpft wird, ist die Geldpolitik Finanzierung letztlich billiger käme, wiegen die der SNB auf die Schwächung des Frankens hohen Risiken einer solchen Strategie die relativ ausgerichtet, um die Deflations- und Rezes geringe Ersparnis nicht auf. Nach unten ist sionsgefahr in der Schweiz zu mindern. Doch nämlich der Spielraum für die Zinsen sehr be trotz leicht anderer Ausgangslage ist das Resul schränkt, nach oben hingegen offen: Die kurz tat dasselbe. Die sowohl im historischen wie fristigen Zinsen können kaum mehr weiter auch im internationalen Vergleich beispiellose fallen; bei den längerfristigen Zinsen ist wo Ausweitung der Schweizer Geldpolitik liess die möglich noch ein kleines Abwärtspotenzial von Zinsen in der Schweiz auf ein Rekordtief fallen. maximal einem halben Prozentpunkt vorhan den. Nach oben aber besteht ein ungleich Rekordtiefe Zinskosten mit grossem grösseres Potenzial, sollte die Teuerung kurz- Aufwärtspotenzial oder mittelfristig entgegen den Erwartungen Während 150 Jahren, von 1850 bis zur Jahr ansteigen. Daher ist die kurzfristige Finanzie tausendwende, fluktuierten die Hypothekar rung von Wohneigentum ein Spiel mit dem zinsen in der Schweiz zumeist zwischen 3,5 und Feuer. Spätestens ab 2015 halten wir einen 5,5 Prozent; im Mittel lagen sie bei 4,5 Prozent. weltweiten Anstieg der Teuerungsraten und Im vergangenen Jahrzehnt sank der durch der Zinsen aufgrund der ultraexpansiven globa schnittliche Hypothekarsatz erstmals unter len Geldpolitik für wahrscheinlich. Als Absiche 3 Prozent, und im Herbst 2012 betrug der rung ist es heute schon empfehlenswert, die Durchschnittssatz aller ausstehenden Hypothe tiefen Zinsen langfristig anzubinden. ken noch 2,3 Prozent. 10-Jahres-Hypotheken waren für 2,1 Prozent, 2-Jahres-Hypotheken gar für 1,3 Prozent erhältlich. Aktuell betragen die laufenden Kosten für Immobilieneigentümer somit nur noch einen Bruchteil dessen, was sie früher ausmachten. Dies erhöht die Bereit schaft, höhere Kaufpreise zu bezahlen, und treibt somit die Immobilienpreise hoch. Hypothekarzinsen auf Allzeittief In Prozent Der weitere Zinsverlauf ist für den Schweizer 7 Immobilienmarkt matchentscheidend. Stagnie 6 rende oder sogar noch leicht fallende Zinsen 5 begünstigen weitere Preissteigerungen am 4 Immobilienmarkt, während ein Zinsanstieg die Preisentwicklung dämpft. Wir erwarten, dass 3 die extreme Tiefzinsphase noch längere Zeit 2 andauern wird. Die SNB dürfte ihren Leitzins 1 frühestens im Jahr 2015 anheben. Auch die 1850 1870 1890 1910 1930 1950 1970 1990 2012 Teuerungsraten – und als Folge die Langfrist Variable Hypothek 10-Jahres-Festhypothek Hypothekarischer zinsen – dürften in der Schweiz vorerst noch Referenzzinssatz relativ tief bleiben. Interventionen der SNB an Quellen: SNB, UBS 6 UBS Real Estate Focus Januar 2013
Markttreiber Bevölkerungsalterung steigert Nachfrage nach mittelgrossen Wohnungen Die hohe Einwanderung verjüngt die Alterung dominiert auch Elias Hafner Bevölkerung in der Schweiz, was die bei konstanter Einwanderung CIO Wealth Management Research, UBS AG Nachfrage nach grossen Wohnungen Wie eine fortlaufende Immigration die Alters erhöht. Doch unter dem Strich kann pyramide im Jahr 2017 beeinflussen wird, ist in sie die Alterung der Bevölkerung nicht der Grafik dargestellt. Falls es wider Erwarten aufhalten. Das Wohnungsangebot muss zu einem vollkommenen Migrationstopp kom mit der Entwicklung Schritt halten. men sollte, so werden rund 145 000 weniger Personen auf die Altersklasse zwischen 30 und Die letzten Jahrgänge der Babyboom-Gene 49 Jahren entfallen. Wird sich die Immigration ration erreichen nun das fünfzigste Alters jedoch wie in den letzten Jahren fortsetzen, jahr. Die nachfolgenden Jahrgänge sind wird die Anzahl Personen in dieser Alterschicht geburtenschwach, infolgedessen die Bevölke in etwa konstant bleiben. Aufgrund der gestie rung zunehmend älter wird. Die Migration genen Gesamtbevölkerung wird diese Alters hingegen bewirkt eine Verjüngung der Popu schicht anteilsmässig aber auch im Szenario mit lation. Somit verändert sich die Alterspyrami Migration an Gewicht verlieren. de der Schweizer Bevölkerung. Da die Men schen je nach Lebensabschnitt unterschiedliche Eine Fortsetzung der aktuellen Zuwanderung Wohnungsgrössen bevorzugen, bestehen kann somit die Zunahme des Anteils der über direkte Auswirkungen auf den Immobilien 50-Jährigen verlangsamen, jedoch nicht ver markt. hindern. Bei einer schwächeren Zuwanderung wird sich die Alterung der Bevölkerung hinge Immigration verjüngt gen noch schneller vollziehen. die Bevölkerungsstruktur Seit Einführung der vollen Personenfreizügigkeit Alterspyramide bestimmt 2007 stieg die Nettoimmigration in die Schweiz die Wohnungsnachfrage drastisch an; die Bevölkerung überschritt im Die Struktur der Alterspyramide hat einen ent Sommer 2012 die Acht-Millionen-Grenze. Da scheidenden Einfluss auf den Immobilienmarkt. die Altersstruktur der Migrantinnen und Migran Je nach Alter haben die Menschen verschiede ten nicht derjenigen der bestehenden Bevölke ne Präferenzen bezüglich Wohnungsgrössen. rung entspricht, wird die Bevölkerungspyramide Die 20- bis 29-Jährigen suchen vor allem kleine merklich beeinflusst. In den letzten fünf Jahren Mietwohnungen (ein bis zwei Zimmer). Haupt hätte ein Szenario ohne Migration vor allem bei nachfrager nach Einfamilienhäusern und gros den 20- bis 49-Jährigen eine grosse Lücke ge sen Mietwohnungen (fünf und mehr Zimmer) genüber der tatsächlichen Entwicklung hinter lassen. Denn 25 Prozent aller Einwanderer sind zwischen 30 und 39 Jahre alt und 13 Prozent Schweizer Bevölkerungsstruktur 2017 zwischen 40 und 49 Jahren. Bei den 20- bis Altersstruktur in Prozent nach Altersklassen 29-Jährigen sind es sogar über 35 Prozent. Hin gegen stellen die Personen ab 50 Jahren gerade einmal 6 Prozent der Immigranten. Zum Ver 90 gleich: Diese Altersschicht macht in der Bevölke 80 rungsstruktur zurzeit 37 Prozent aus. 70 60 50 Diese Verjüngung der hiesigen Population 40 wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass sich der 30 grösste Teil der Einwanderer im Alter der Fami 20 liengründung befindet und vorwiegend die 10 älteren Jahrgänge aus der Schweiz auswan 0 0 0,5 1,0 1,5 2,0 dern. Die Ausbuchtung der Bevölkerungspyra 2017 mit Migration 2017 ohne Migration mide rutschte folglich nicht einfach über die Quellen: BFS, UBS Zeit nach oben, sondern die Basis der Pyramide Das Szenario beruht auf einer Fortschreibung der Migration sowie Geburten- und Sterberaten verbreiterte sich aufgrund der Migration. seit 2007. Das Szenario wurde über fünf Jahre berechnet. UBS Real Estate Focus Januar 2013 7
Markttreiber sind hingegen in erster Linie in der Altersklas legten seit 2007 um 5 Prozentpunkte zu und se zwischen 30 und 49 zu finden. Dies sind stellen aktuell mit rund 60 Prozent klar den meist Familien, die in der Regel auch über grössten Teil der neugebauten Wohnungen eine höhere Kaufkraft verfügen. Bei Personen dar. Dass auch der Anteil von kleinen Wohnun ab 50 Jahren steigt die Präferenz für Eigen gen mit ein bis zwei Zimmern stieg, dürfte tumswohnungen beziehungsweise für mittel vor allem darauf zurückzuführen sein, dass grosse Mietwohnungen (drei bis vier Zimmer). neben der Bevölkerungsalterung auch die Haushaltsgrössen rückläufig sind und die Zahl Mit dem Älterwerden der Babyboom-Genera der Ein-Personen-Haushalte ansteigt. tion fallen immer mehr Personen in die Alters klasse über 50 Jahre. Somit verschiebt sich die Zuwanderungsstrom bleibt stark Nachfrage von grossen zu mittelgrossen Woh Die Anziehungskraft der Schweiz scheint nach nungen. Wie erwähnt, erhöht die Einwande wie vor ungebrochen zu sein. Einerseits bleiben rung zwar die Nachfrage, insbesondere im die Abwanderungsgründe aus den Herkunfts Segment für kleinere Mietwohnungen sowie ländern, wie schlechtere wirtschaftliche Aus Einfamilienhäuser und grosse Mietwohnungen. sichten und erhöhte Arbeitslosigkeit, bestehen. Doch auch bei konstanter Migration wird der Andererseits locken Faktoren wie der Fachkräf Anteil der Personen über 50 Jahren weiter temangel und das hohe Lohnniveau weiterhin zunehmen, so dass mittelgrosse Wohnungen gut ausgebildete Personen in die Schweiz. Die attraktiver werden. Dies dürfte zu erhöhter Steuerattraktivität spricht zudem vermögende Bautätigkeit in diesem Segment führen. Personen an. Erstellungsmarkt reagiert Trotz Konjunkturabschwächung gehen wir von Der Markt scheint diese Nachfrageverschie einer anhaltenden Nachfrage nach ausländischen bung zu antizipieren. Auf dem Erstellungs Fachkräften und entsprechend einem anhalten markt ist klar ein Trend hin zu Wohnungen den Zuwanderungsstrom aus. Wir rechnen des mit einer tieferen Zimmerzahl zu erkennen. halb 2013 mit einem Anstieg der Bevölkerung Machten die grossen Wohnungen 2007 noch um rund 1,1 Prozent. Die Alterung der Bevölke rund 38 Prozent aller neuerstellten Wohnun rung dürfte dadurch leicht verlangsamt, aber gen aus, so schrumpfte ihr Anteil bis 2011 nicht gestoppt werden. Folglich dürfte sich der auf 27 Prozent. Die mittelgrossen Wohnungen Trend zu mittelgrossen Wohnungen fortsetzen. Überblick Markttreiber Immobilien Sofern nicht anders erwähnt, verstehen sich alle Angaben in Prozent und als Wachstum im Vorjahresvergleich 20131 20122 2011 2010 10 Jahre 3 Konjunktur und Einkommen Bruttoinlandprodukt, real 0,9 1,0 1,9 3,0 1,9 Bauinvestitionen, real 2,1 – 3,0 2,4 3,5 1,1 Lohnwachstum, real 0,8 1,0 1,0 0,8 1,3 Inflation und Zinsen Durchschnittliche Jahresteuerung 0,2 – 0,7 0,2 0,7 0,7 3-Monats-Libor CHF 4 0,1 0,0 0,1 0,2 0,8 Rendite 10-Jahres-Bundesobligationen 4 1,1 0,6 0,7 1,7 2,0 Bevölkerung und Beschäftigung Bevölkerungsbestand 1,1 1,1 1,1 1,1 0,9 Beschäftigung, in Vollzeitäquivalenten 1,5 1,6 1,1 0,6 1,0 Arbeitslosenquote 3,2 2,9 2,8 3,5 3,3 1 Prognose UBS Quellen: Seco, BFS, UBS 2 Hochrechnungen bzw. Prognosen UBS (Stand 3. Januar 2013) 3 Mittelwert: 2003 bis 2012 4 Ende Jahr 8 UBS Real Estate Focus Januar 2013
Architekt: www.umbra.ch Wohnimmobilien Eigenheime – Vorerst noch keine Trendwende In einzelnen Regionen sind Eigenheime anzunähern. Seit dem Tiefstand 1998 stiegen Elias Hafner bereits überbewertet, doch tiefe Zinsen die Preise für Eigenheime im Durchschnitt um CIO Wealth Management Research, UBS AG und die hohe Einwanderung stützen die rund 60 Prozent. Doch Durchschnitte sind irre Preise. In boomenden Wirtschaftszentren führend. So wohnt die Hälfte der Schweizer Matthias Holzhey und an attraktiven Wohnlagen weisen Bevölkerung in Regionen, wo die Immobilien CIO Wealth Management Research, UBS AG die Preise das grösste Korrekturpotenzial preise weniger als 40 Prozent zulegten, während auf. Wir rechnen frühestens Ende 2014 mit 20 Prozent der Bevölkerung mit Preisanstiegen einer Trendwende. von 70 bis zu über 100 Prozent konfrontiert sind. Immobilien an guten Lagen behalten langfristig Die Kaufkraft kurbelt die Nachfrage an ihren Wert – eine verbreitete Ansicht und ein Ausgangspunkt der Preisentwicklung waren die vielgeäusserter Irrtum in Zeiten boomender Im grossen Wirtschaftszentren Zürich und Genf mobilienmärkte. In der Regel sind die Immobili sowie einzelne Wohngebiete, die einkommens enpreise an Top-Lagen volatiler als an durch starke Einwohnerinnen und Einwohner anzogen, schnittlichen Lagen. Beispielsweise schnellten am und auch die grossen Tourismuszentren. Sowohl Genfersee die Preise für Eigentumswohnungen am Genferseebogen als auch im Grossraum Ende der 1980er Jahre extrem in die Höhe, bevor Zürich spielte sich ein Beschäftigungswunder ab. sie um mehr als 30 Prozent korrigierten. Darauf Allein seit Mitte 2007 wuchs die Zahl der Ar hin musste 17 Jahre lang Wasser die Rhone hi beitsplätze in der Genferseeregion mit 8,6 Pro nunterfliessen, inflationsbereinigt sogar 20 Jahre, zent und im Kanton Zürich mit 6,9 Prozent sehr bis die Preise wieder dasselbe Niveau erreichten. stark. Bei einem Grossteil der Neubeschäftigten handelt es sich um gut ausgebildete Immigran Der Schweizer Immobilienmarkt scheint sich nun ten mit hohen Einkommen, was die Nachfrage wiederum dem Höhepunkt eines Preiszyklus nach Wohnraum und somit die Preise stark an UBS Real Estate Focus Januar 2013 9
Wohnimmobilien steigen liess. In den Berggebieten wurde der schweizweit nur eine Abflachung der Preissteige Immobilienmarkt von den touristischen Zentren rungen. Bei Eigentumswohnungen erwarten wir mit ihren grossen Zweitwohnungsmärkten ge 2013 einen Preisanstieg von 3,0 Prozent, bei trieben. Die stark anziehenden Immobilienpreise Einfamilienhäusern von 2,5 Prozent. Auch bei in vielen dieser Regionen verdrängten die einhei diesem moderaten Preiswachstum dürften die mische Bevölkerung, die nun gezwungen war, Risiken in vielen Regionen aber weiter zuneh auf die Agglomeration auszuweichen. In der men. Wir erwarten, dass neben den aktuellen Folge dehnte sich der Boom auf die umliegen Gefahrenregionen (siehe Abbildung) weitere den Gebiete aus. Beispiele für diese Entwicklung Städte wie Luzern und Sitten sowie zusätzliche sind Teile des Kantons Freiburg und Aargau. Agglomerationsgebiete auf dem Risikoradar auftauchen werden. Bewertungen teils zu hoch Beschäftigung, Bevölkerung und Einkommen Bis der Preiszyklus zu Ende geht, werden die haben stark zugenommen – doch rechtfertigt Immobilienpreise an einigen der besten Wohn dies die Preissteigerungen der letzten Jahre? lagen bereits eine beträchtliche Fallhöhe erreicht Wir halten einen Teil der Regionen aus zwei haben. Eine Trendwende am Immobilienmarkt Gründen für überbewertet. Erstens reagiert der erwarten wir frühestens Ende 2014. Typische Immobilienbestand nur mit Verzögerung auf Vorzeichen sind eine Zunahme der Schaltdauer Preissteigerungen. So übertraf der Nachfrage bei Inseraten und eine sich öffnende Schere boom in den Städten das auf den Markt kom zwischen offerierten und effektiv gezahlten mende Angebot bei weitem und trieb die Preise Preisen. Ein möglicher Auslöser der bevorstehen in die Höhe. Doch dank Bauboom und zuneh den Trendwende dürfte eine höhere Inflations mender Verdichtung wird künftig die Zahl der erwartung sein, die zu Zinserhöhungen führt. Wohnungen in den Städten Zürich, Lausanne Doch auch beim aktuellen Zinsniveau besteht und Genf überdurchschnittlich zunehmen. Dies keine Sicherheit. Eine realistischere Sichtweise dürfte Immobilien tendenziell wieder verbilligen. des Risiko-Ertrags-Verhältnisses auf dem Immo bilienmarkt in Kombination mit zu starkem Zweitens liess eine gefährliche Mischung aus Wachstum der Anzahl Wohnungen dürfte aus optimistischen Erwartungen hinsichtlich Preis reichen, um die Preisentwicklung zu kippen. entwicklung und -stabilität, extrem günstiger Finanzierungsbedingungen sowie mangelnder Investitionsalternativen die Zahlungsbereitschaft für Liegenschaften an sehr guten Lagen explo dieren. Für die einheimische Bevölkerung stiegen dadurch die Wohnkosten, was üblicherweise Immer mehr Regionen in der Gefahrenzone einen Wegzug in die Agglomerationen attraktiv Risikoradar für den Wohnimmobilienmarkt Schweiz – 3. Quartal 2012 macht. In der Regel funktioniert dieses Auswei chen auf benachbarte Gebiete als Sicherheits n Monitoringregionen ventil und dämpft die Preise. Doch die starke n Gefahrenregionen Basel-Stadt Zuwanderung der letzten Jahre setzte diesen Unteres Baselbiet Glattal-Furttal Limmattal Mechanismus ausser Kraft. Knonaueramt Zürich Pfannenstiel Zimmerberg Zug March Weitere Städte auf dem Risikoradar Innerschwyz Wir rechnen in den kommenden zwei Jahren Nidwalden nicht mit einem merklichen Anstieg der Zinsen. Davos Morges Lausanne Saanen-Obersimmental Auch wird die Suche nach sicheren Anlagen ein Nyon Vevey Oberengadin wichtiges Thema bleiben. Weiter sind die Proble me in der Eurozone ungelöst und können jeder Genève zeit die Finanzmärkte wieder mit voller Wucht treffen. Verbunden mit dem immer noch hohen Bevölkerungswachstum von rund 1,1 Prozent sehen wir keinen Marschhalt, sondern Quelle: UBS 10 UBS Real Estate Focus Januar 2013
Wohnimmobilien Mietwohnungen – Risiken bei Anlageimmobilien Immobilienanlagen, insbesondere Mehr ist die Zinsdifferenz zu langjährigen sicheren Claudio Saputelli familienhäuser, liegen im Trend. Doch der Geldanlagen. Zurzeit werfen Top-Immobilien CIO Wealth Management Research, UBS AG Markt ist ausgetrocknet, was die Preis mindestens 2,4 Prozentpunkte mehr Rendite spirale seit der Finanzkrise 2008 kontinu ab als 10-Jahres-Bundesobligationen (Stand: ierlich antreibt. Es gilt, die Risiken nicht Dezember 2012), was ein Spitzenwert ist; im aus den Augen zu verlieren. langjährigen Durchschnitt sind es lediglich 1,5 Prozentpunkte Mehrrendite. Immobilien als Teil des Privatvermögens zu halten, blickt in der Schweiz auf eine lange Auch wenn die Anfangsrenditen in gefragten Tradition zurück. So verbleiben Häuser oft Regionen erheblich gesunken sind, legitimiert über Jahrzehnte in Familienbesitz und werden die hohe Zinsdifferenz an sich den grossen nur veräussert, wenn es die finanzielle Situa Ansturm auf Mehrfamilienhäuser. Doch aufge tion oder die Erbfolge erfordert. Der Anteil passt. Die Zinsdifferenz hat im jetzigen Umfeld, der Mehrfamilienhäuser, die sich in Privatbe in dem die Schweizerische Nationalbank die sitz befinden, beträgt hohe 60 Prozent, ob langjährigen Zinsen durch ihre ultraexpansive wohl Immobilien als Anlageklasse es in den Geldpolitik gezielt tief hält, an Aussagekraft letzten 25 Jahren nicht immer leicht hatten. So eingebüsst. Zwar verzögert die Verunsicherung blähte sich hierzulande Ende der 1980er Jahre um den Verlauf der Eurokrise weiterhin die eine Immobilienblase auf, und Betongold galt Normalisierung der Zinsbildung in der Schweiz, als spekulativ. Mit dem Platzen der Blase in den gleichwohl kann davon ausgegangen werden, 1990er Jahren gingen massive Werteinbussen dass eine Trendwende ab 2014 durchaus im einher, und nach der Jahrtausendwende waren Bereich des Möglichen liegt. Bei einem Anzie Aktien das grosse Thema, so dass Immobilien hen der Zinsen werden Immobilieninvestoren insbesondere Performance-orientierten Investo die heute in Kauf genommenen ausserordent ren als langweilig und wenig lukrativ erschienen. lich tiefen Anfangsrenditen überdenken und allenfalls ihre Vermögenswerte in rentablere Doch dann plötzlich die Wende: Während Anlagen umschichten wollen, was die Immo der Finanzkrise 2008/2009 brachen Aktien bilienpreise entsprechend unter Druck setzen kurse wie Kartenhäuser zusammen, worauf wird. sich Anlegerinnen und Anleger auf wertstabile und börsenunabhängige Sachwerte zurück Mietausfälle und notwendige besannen. Begünstigt wurde die Nachfrage Sanierungen sind einzukalkulieren nach Immobilien zudem von einem äusserst Doch auch wenn Anlageimmobilien insgesamt vorteilhaften Umfeld wie tiefen Zinsen, hohem als stabile Sachwerte in unsicheren Zeiten gel Bevölkerungswachstum und sinkenden Leer ten, sind gegenwärtig nebst der Zinsentwick ständen. Doch mittlerweile, nach rund vier lung noch zwei weitere Risiken zu beachten. Jahren, ziehen am Immobilienmarkthorizont Das Erste sind mögliche Mietausfälle aufgrund wieder schwarze Wolken auf – sprich: zu stark gestiegene und deshalb nicht nachhaltige Zinsdifferenz über dem langjährigen Durchschnitt trotz Kaufpreise bei Mehrfamilienhäusern. sinkender Rendite Vergleich Zürcher Mietwohnungen und 10-Jahres-Bundesobligationen, in Prozent Zinsdifferenz verliert an Aussagekraft 5 Seit 2008 betrugen die Preissteigerungen für 4 Renditeliegenschaften durchschnittlich rund 3 6 Prozent jährlich. Als Folge davon verringerten sich über diese Zeitspanne auch die Nettoan 2 fangsrenditen (Netto-Mieteinnahmen im ersten 1 Jahr im Verhältnis zum Kaufpreis), so beispiels 0 weise in den fünf grössten Schweizer Städten 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 von durchschnittlich 4,0 auf 3,2 Prozent für Spitzenrenditen Mietwohnungen Durchschnitt Renditedifferenz erstklassige Lagen (in Zürich gar 2,8 Prozent). Rendite 10-Jahres-Bundesobligationen Renditedifferenz Doch viel wichtiger als die Renditebetrachtung Quellen: Wüest & Partner, SNB, UBS UBS Real Estate Focus Januar 2013 11
Wohnimmobilien steigender Leerstände. Seit 2010 befanden sich mieten (Mieten für Wieder-, Erst- oder konstant 70 000 Wohnungen und mehr im Neuvermietung) legten hingegen im Jahres Bau, was im langjährigen Vergleich einer Ange vergleich relativ stark zu (plus 3,1 Prozent), botsausweitung von satten 40 Prozent ent wenngleich gesamtschweizerisch erstmals spricht. Verschärfend kommt hinzu, dass Miet wieder eine Abflachung der Mietpreisanstiege wohnungen im oberen Preissegment bei den festzustellen war. In Genf und Zürich war 2012 aktuell vorteilhaften Finanzierungsbedingun jedoch (noch) keine Beruhigung der Angebots gen zunehmend von Eigenheimen konkurren mieten erkennbar: In der Rhonestadt wurde ziert werden. Das zweite Risiko lauert in der ein Anstieg von 9,3 Prozent und in der Limmat von unerfahrenen Investoren oft falsch einge stadt von 4,6 Prozent verzeichnet. In den letz schätzten Qualität einer Bestandesimmobilie. ten Jahren schnellten die Angebotsmieten in Unerwartet hohe Sanierungs- und Renova den beiden Metropolen derart empor, dass tionskosten unmittelbar nach dem Kauf kön sich die Frage stellt, wie die Mieter in teuren nen die Renditeerwartungen des Anlegers Wohnungen reagieren werden, wenn der hy schnell enttäuschen. pothekarische Referenzzinssatz eines Tages wieder zu klettern beginnt. Ein Anstieg um Versteckte Mietsteigerungspotenziale 1 Prozentpunkt ergäbe bei den aktuell bereits sind ein zweischneidiges Schwert hohen Niveaus ein nicht unbedeutendes Miet An der Mietpreisfront setzte sich 2012 der steigerungspotenzial von 12 Prozent. Inwieweit Trend früherer Jahre fort. Der hypothekarische sich eine Hypothekarzinserhöhung auf die Referenzzinssatz sank um 0,25 Prozentpunkte Mieterschaft überwälzen lässt, wird die Zu auf neu 2,25 Prozent. Entsprechend stiegen kunft zeigen. Immerhin dürfte ein allfälliger die Bestandesmieten (Mieten für fortbeste Anstieg des hypothekarischen Referenzzins hende Mietverhältnisse) letztes Jahr mit rund satzes (aufgrund dessen Berechnungsmethode) 0,6 Prozent nur noch marginal. Die Angebots relativ langsam erfolgen. Überblick Wohnimmobilien Sofern nicht anders erwähnt, verstehen sich alle Angaben in Prozent und als Wachstum im Vorjahresvergleich 20131 20122 2011 2010 10 Jahre 3 Wohnbau und Leerstände Reinzugang Wohnungen (Anzahl) 52 000 49 500 48 081 45 005 41 551 Leerwohnungsquote 1,0 0,9 0,9 0,9 1,0 Mietwohnungen Angebotspreise Mietwohnungen 2,0 3,1 2,8 1,7 3,2 Angebotspreise Mietwohnungen Neubau 0,5 1,3 – 0,9 – 1,4 1,1 Preisindex Bestandesmieten 0,5 0,6 1,3 1,1 1,5 Hypothekarischer Referenzzinssatz 4 2,0 2,3 2,5 2,8 – Leerstehende Mietwohnungen (Anzahl) – 30 916 30 816 28 947 29 095 Gesamtrendite Direktanlage Wohnen 5,0 6,0 7,8 5,8 5,8 Eigenheime Angebotspreise Eigentumswohnungen 3,0 5,1 4,8 5,2 4,1 Transaktionspreise Eigentumswohnungen – 6,5 8,7 5,8 5,7 Angebotspreise Einfamilienhäuser 2,5 3,7 4,1 4,7 3,1 Transaktionspreise Einfamilienhäuser – 5,0 6,3 2,8 3,9 Variabler Hypothekarzinssatz, alle Banken 4 2,7 2,7 2,7 2,7 3,0 Wachstum Hypothekarkredite, alle Banken 4,5 5,1 4,8 5,0 4,5 Leerstehende Eigenheimwohnungen (Anzahl) – 8 006 7 601 7 766 7 861 1 Prognose UBS Quellen: Wüest & Partner, BFS, SNB, IPD, UBS 2 Hochrechnungen bzw. Prognosen UBS (Stand 3. Januar 2013) 3 Mittelwert: 2003 bis 2012 4 Ende Jahr 12 UBS Real Estate Focus Januar 2013
Im Fokus Wohnimmobilien Stand der Umsetzung beim Zweitwohnungsbau Am 11. März 2012 hat das Schweizervolk ist festgelegt, dass Wohnsitz und Wochenauf Carmen Walker Späh die eidgenössische Volksinitiative «Schluss enthalt zu Erwerbs- oder Ausbildungszwecken Rechtsanwältin mit eigener Kanzlei, Zürich mit dem uferlosen Bau von Zweitwohnun in der Gemeinde (auch Personalhäuser) zur gen» angenommen. Der Anteil von Zweit Benutzung von Erstwohnungen berechtigen. wohnungen wurde auf höchstens 20 Pro Für diese Zielgruppen darf auf alle Fälle neu zent festgelegt. Die Umsetzung der gebaut werden. Unter gewissen Voraussetzun Initiative fordert Behörden und Gerichte gen dürfen auch in Zukunft Zweitwohnungen heraus und verunsichert Immobilien bewilligt werden: Wohnungen, die vor dem eigentümer. 11. März 2012 bestanden oder rechtskräftig bewilligt wurden, dürfen unter Vorbehalt be In der Schweiz gibt es gemäss eidgenössischer stehender Nutzungsbeschränkungen und ohne Volkszählung 2000 etwa 500 000 Zweitwoh Vergrösserung von Erst- zu Zweitwohnungen nungen. Das macht knapp 13 Prozent des ge und umgekehrt umgenutzt werden. Wurde samten Wohnungsbestandes der Schweiz aus. aber die Nutzung als Erstwohnung grundbuch 40 Prozent der Zweitwohnungen befinden sich lich gesichert oder die Sicherung in der noch in den typischen touristischen Gebieten ausser nicht ausgeführten Baubewilligung festgeschrie halb von Städten und Agglomerationen. Einige ben, darf keine Umnutzung stattfinden. Ausser Gemeinden kennen seit Jahren Beschränkun dem darf die Umnutzung nicht missbräuchlich gen des Zweitwohnungsbaus und die Revision sein; sie darf also nicht zum anschliessenden des Raumplanungsgesetzes (RPG) vom 1. Juli Neubau einer Erstwohnung führen. 2011 nahm die Kantone bereits in die Pflicht. Trotzdem wurde die Initiative angenommen. Hotels, die seit mehr als 25 Jahren bestehen und gemäss einem unabhängigen Gutachten Nach dem neuen Artikel 75b der Schweizeri nicht mehr wirtschaftlich weitergeführt wer schen Bundesverfassung (BV) wird der Anteil den können, dürfen zu Zweitwohnungen von Zweitwohnungen am Gesamtbestand der umgebaut werden. Andere Hotels dürfen zu Wohneinheiten und der für Wohnzwecke ge qualifiziert touristisch bewirtschafteten Zweit nutzten Bruttogeschossfläche einer Gemeinde wohnungen – mit oder ohne Stockwerkeigen auf höchstens 20 Prozent beschränkt. Die Ver tum – umgenutzt werden (sogenannte Appart fassung verpflichtet die Gemeinden, ihren Erst hotels): Wohnungen nicht individualisiert wohnungsanteilplan und den detaillierten ausgestaltet, hotelmässiges Betriebskonzept Stand seines Vollzugs alljährlich zu veröffentli inklusive Infrastruktur wie Rezeption, minimale chen. Weiter gilt, dass seit dem 1. Januar 2013 Betriebsgrösse. Weiter ist nachzuweisen, dass keine Bewilligungen für Zweitwohnungen die hotelmässigen Leistungen von einer Mehr mehr erteilt werden können – sie wären nichtig. zahl der Gäste effektiv in Anspruch genommen Am 22. August 2012 beschloss der Bundesrat werden, und es ist eine branchenübliche Lösung die Verordnung über den Bau von Zweitwoh zur Finanzierung von Erneuerungsinvestitionen nungen (Zweitwohnungsverordnung, ZWV) und nachzuweisen. Auch muss die Eigennutzung setzte sie auf den 1. Januar 2013 in Kraft. Dazu durch den Eigentümer stark eingeschränkt verfasste das Bundesamt für Raumentwicklung werden (zum Beispiel drei Wochen während einen erläuternden Bericht. Verordnung und der Hauptsaison). Es genügt nicht, neue Woh Bericht bringen eine Handhabe für einige der nungen über eine Vertriebsorganisation zur dringendsten Fragen, die sich den Behörden Vermietung anzubieten. nach der Annahme der Initiative stellten. Die Verordnung gilt bis im März 2014. Bis dann Möglich bleibt gemäss ZWV die Erstellung von muss eine Ausführungsgesetzgebung ausge Zweitwohnungen in landschaftsprägenden arbeitet sein (vgl. Art. 197 Ziff. 9 BV). Bauten (zum Beispiel Rustici und Maiensässe), falls diese den strengen Voraussetzungen der Was darf ab dem 1. Januar 2013 Raumplanungsverordnung entsprechen. Auch bewilligt werden? dürfen Baubewilligungen, die sich auf vor dem Art. 2 ZWV zum Begriff der Zweitwohnung ist 11. März 2012 genehmigte, projektbezogene nicht leicht verständlich. Im erläutenden Bericht Sondernutzungspläne stützen, nach altem UBS Real Estate Focus Januar 2013 13
Im Fokus Wohnimmobilien Recht beurteilt werden, unter der Voraussetzung, wurden, erstellt werden. Wird hingegen auf dass der Sondernutzungsplan sehr detailliert ist. das Rechtsmittel eingetreten, stellt sich die Frage, welches Recht anzuwenden ist. Grund Standortgemeinden sätzlich gilt: Eine Rechtsänderung während des Die Liste im Anhang der ZWV führt die von Rechtsmittelverfahrens wird nur berücksichtigt, der Beschränkung des Zweitwohnungsbaus falls dies zur Durchsetzung eines wesentlichen betroffenen Gemeinden auf. Sie wird jährlich öffentlichen Interesses oder zur Erhaltung der überarbeitet; die Gemeinden können den öffentlichen Ordnung nötig ist oder für die Gegenbeweis antreten. Die Neuaufnahme Betroffenen «milderes Recht» bedeutet. einer Gemeinde in die Liste kann auch im Rahmen eines Rechtsmittelverfahrens erfol Aber auch Bewilligungen nach der neuen ZWV gen. Die Liste basiert auf der Anzahl Zweit können angefochten werden. Verordnungen wohnungen im Vergleich zum Gesamtwoh dürfen – anders als Gesetze – auf ihre Überein nungsbestand in einer Gemeinde und nicht stimmung mit der Bundesverfassung überprüft auf dem Vergleich von Bruttogeschossflä werden. Grundsätzlich besteht also ein Risiko: chen; die Definition der Bruttogeschossfläche Das Bundesgericht könnte entscheiden, dass die ist schweizweit nicht einheitlich. So steht die ZWV in gewissen Punkten gegen die neue Ver Regelung im Widerspruch zur neuen Verfas fassungsbestimmung verstösst. Dann wäre der sungsbestimmung, welche auch einen Ver Bau bereits genehmigter Zweitwohnungen trotz gleich der Bruttogeschossfläche verlangt. erteilter Genehmigung nicht möglich. Relevante Gesetzesbestimmungen Rechtsmittelverfahren Ausblick Der Verband Helvetia Nostra, der den Verfas Mit dem Volksentscheid vom 11. März 2012 – Verordnung über den Bau von Zweitwohnungen sungsartikel lancierte, erhob bis Ende November ist die Raumplanung definitiv vom politischen (ZWV) und erklärender 2012 gemäss Medienberichten 1400 Einspra Stiefkind zum breit debattierten öffentlichen Bericht: chen gegen Bauprojekte für Zweitwohnungen. Thema geworden. Die Zweitwohnungsver www.are.admin.ch/ themen/raumplanung/ Ob Helvetia Nostra in dieser Angelegenheit über ordnung hat Investoren und Behörden für die 00236/04094 ein Beschwerderecht verfügt, wurde bis zum nächsten anderthalb Jahre eine Leitplanke – Raumplanungsgesetz Redaktionsschluss nicht rechtskräftig entschie gegeben. Ob sie in allen Teilen den gerichtli (RPG): www.admin.ch/ den. Helvetia Nostra ist eine verbandsbeschwer chen Überprüfungen standhält, wird sich ch/d/sr/c700.html deberechtigte Organisation und stützt ihr Be weisen. Der nächste Akt erfolgt am 3. März – Raumplanungsverordnung schwerderecht auf einzelne Bundesgesetze. 2013 mit der Abstimmung über eine RPG- (RPV): www.admin.ch/ ch/d/sr/c700_1.html Sowohl das Walliser Kantonsgericht als auch Teilrevision, die als Gegenvorschlag zur Land – Bundesverfassung (BV): das Verwaltungsgericht Graubünden haben schaftsinitiative Rückzonungen überdimensio www.admin.ch/ch/d/sr/ Helvetia Nostra in neueren Entscheiden das nierter Bauzonen zum Ziel hat. c101.html Beschwerderecht bezüglich Zweitwohnungs bau jedoch aberkannt. Die Frage ist zum Re daktionsschluss vor Bundesgericht hängig. Worauf beim Immobilienkauf zu achten ist Daneben gibt es Einsprachen von Nachbarn. Deren Legitimation wird fallweise zu entschei Befindet sich das Objekt in einer von der Zweitwohnungsbau- den sein. Zwar hat die Verfassungsbestimmung Beschränkung betroffenen Gemeinde, muss vor allem der Grund keine primär nachbarschützende Funktion, buchauszug hinsichtlich Nutzungsbeschränkungen sorgfältig geprüft kann aber von Nachbarn im Zusammenhang werden. Selbst ohne Eintrag sollten vertiefte Abklärungen über den mit anderen Rügen vorgebracht werden. rechtlichen Status der Immobilie bei der Standortgemeinde getroffen werden. Zu empfehlen ist die Konsultation der ursprünglichen Bau Die von Rechtsmitteln (zum Beispiel Rekursen) gesuchsunterlagen; dies alles liegt auch im Interesse des Verkäufers betroffenen Bauprojekte sind nicht rechtskräf (Gewährleistung). Im Bereich der Hotellerie gibt die neue Verordnung tig bewilligt, und es darf nicht mit dem Bau den touristischen Anliegen gegenüber den landschaftsschützerischen begonnen werden. Treten die Gerichte (das klar den Vorzug. Bei den Apparthotels gelten verschärfte Anforderun Bundesgericht als letzte Instanz) nicht auf die gen, die mit dem klassischen Stockwerkeigentum nicht mehr viel Rechtsmittel ein, dann erwachsen die Projekte gemeinsam haben und wofür der Markt vorhanden sein muss. in Rechtskraft und können so, wie sie bewilligt 14 UBS Real Estate Focus Januar 2013
Im Fokus Wohnimmobilien RPG-Revision definiert Spielregeln neu Die Revision des Raumplanungsgesetzes RPG-Revision müssen nicht benötigte Bauzonen Matthias Holzhey soll der Zersiedelung der Schweiz einen wieder rückgängig gemacht werden. Da eine CIO Wealth Management Research, UBS AG Riegel schieben. Das politisch umstrittene exakte Bedarfsermittlung für eine solche Zeit Referendum kommt im März 2013 vors periode unmöglich ist, wird die neue Regelung Maciej Skoczek Volk. Eine Annahme hätte geringe Aus nur für Flächen eine Rolle spielen, die aller Vor CIO Wealth Management Research, UBS AG wirkungen auf die Immobilienpreise. aussicht nach gar nie nachgefragt werden. Eine Verknappung des Bodenangebots und dadurch Das seit 1979 bestehende Raumplanungsge steigende Immobilienpreise sind also unwahr setz (RPG) sollte die räumliche Ausdehnung des scheinlich. Doch auch nicht erschlossenes und Immobilienmarkts begrenzen. Doch in der nicht benötigtes Bauland hat alleine aufgrund Praxis hebeln die Marktkräfte das RPG teilweise der Möglichkeit einer profitablen künftigen Nut aus. Dies wurde insbesondere dadurch begüns zung einen höheren Wert als reine Landwirt tigt, dass die Bauzonenreserven in der Vergan schaftszone. Über die Höhe der Entschädigun genzeit grosszügig angelegt wurden: 180 000 gen wird im Einzelfall entschieden werden. In der rund 300 000 Hektaren Siedlungsfläche Kantonen mit einer in der Vergangenheit sehr der Schweiz sind als Bauzone eingeteilt; der grosszügigen Einzonungspraxis werden diese Rest ist grösstenteils Landwirtschaftszone. Bei durchaus ins Gewicht fallen. den bebauten Bauzonen bestehen noch Reser ven von rund 15 000 Hektaren, die für eine Bauverpflichtung Million Menschen Wohnraum böten. Weitere Die Kantone sollen gemäss RPG-Revision mit 38 000 Hektaren sind unbebaute Bauzone. der Möglichkeit der Bauverpflichtung über ein Instrument verfügen, um die Landhortung Herausforderungen bei der Raumplanung einzudämmen und eine Verdichtung der Bal Die Erfüllung von raumplanerischen Zielen lungszentren zu erwirken. Landhortung be kennt grundsätzlich zwei Schwierigkeiten. steht, wenn ein Grundstück, das mit Gewinn Erstens ist Raumplanung häufig ein Eingriff in überbaut werden könnte, aufgrund höherer die Eigentumsrechte. Damit gestaltet sich die Umsetzung im politischen Prozess schwierig, insbesondere wenn nicht adäquat entschädigt Raumplanung – Übersicht werden kann. Hinterzimmer-Deals oder über Bundesgesetz über die Raumplanung (RPG) vom 22. Juni 1979 (1. Januar 1980 in Kraft, mit Änderungen) dimensionierte Bauzonen sind die Folge. Zwei Änderung vom 15. Juni 2012 (Referendum zustande gekommen) tens verlangt die Raumplanung nach sehr lang Abstimmungstermin 3. März 2013 fristiger Perspektive; Prognosen über lange Wichtigste Änderungen/Ergänzungen des neuen Raumplanungsgesetzes Artikel Änderungen/Ergänzungen Zeiträume sind jedoch nie verlässlich, was ei Ziele Art. 1 Abs. 1 – Trennung von Bau- und Nichtbaugebiet nen enormen Handlungsspielraum schafft. und Abs. 2 – Lenkung der Siedlungsentwicklung nach innen – Schaffung kompakter Siedlungen Die zunehmende Ausdehnung der Siedlungs Planungsgrundsätze Art. 3 Abs. 3 abis – Massnahmen (…) zur Verdichtung der Siedlungsfläche fläche und die sehr grosszügige Interpretation sollen getroffen werden des RPG durch einzelne Kantone gaben Anlass Ausgleich und Art. 5 Abs. 1 – Satz von mindestens 20 Prozent auf Planungsvorteile von Entschädigung neu und dauerhaft einer Bauzone zugewiesenem Boden zu einer Gesetzesrevision. Diese sieht drei Än – Ausgleich wird fällig bei Veräusserung oder Überbauung derungen vor, die für Eigentümer von Bauland – Abgabe kann für die Bemessung der Grundstückgewinn- von direkter Bedeutung sind: die Rückzonung steuer vom Gewinn in Abzug gebracht werden von nicht benötigtem Bauland, die Möglichkeit Richtplaninhalt Art. 8a – Jeder Kanton erstellt einen Richtplan – Vorhaben mit gewichtigen Auswirkungen auf Raum und der Kantone, die Überbauung von Baulandre Umwelt bedürfen einer Grundlage im Richtplan serven zu erzwingen, und die Abschöpfung Bauzonen Art. 15 – Bauzonen entsprechen dem Bedarf für die nächsten von mindestens 20 Prozent der durch Einzo 15 Jahre nung von Bauland entstehenden Gewinnen. – Überdimensionierte Bauzonen müssen reduziert werden – Land kann einer Bauzone zugewiesen werden, wenn es in den nächsten 15 Jahren benötigt und der Richtplan einge- Rückzonungen halten wird Das bestehende RPG sieht nur die Ausscheidung Art. 15a – Bei öffentlichem Interesse kann eine Frist für die Über von Bauzonen vor, die voraussichtlich während bauung von Bauland gesetzt werden der nächsten 15 Jahre benötigt werden. Gemäss Quellen: Eidgenössisches Parlament, UBS UBS Real Estate Focus Januar 2013 15
Im Fokus Wohnimmobilien künftiger Gewinnerwartungen brachliegt. Der und Preissteigerungen; auch unter Berücksichti Eigentümer wird durch eine Bauverpflichtung gung unterschiedlicher restriktiver Anwendung um einen potenziellen Wertzuwachs enteignet, der kantonalen Raumplanung und weiterer was volkswirtschaftlich unter realistischen Faktoren wie Leerständen oder Gemeindetypen. Annahmen keinem Wohlfahrtsverlust gleich Es scheint, dass in der Vergangenheit bei einem kommt. Nachfrageanstieg kurzerhand neue Bauzonen geschaffen wurden. Allerdings dürfte dieses Instrument nicht oft zur Anwendung kommen. Erstens ist die Fläche Wenig Neues für den Immobilienmarkt an nicht überbauten Bauzonen in den Zentren Aus volkswirtschaftlicher Sicht werden einer naturgemäss relativ gering. Zweitens dürfte, seits die umstrittenen Punkte der RPG-Revision angesichts des boomenden Immobilienmark auf dem Immobilienmarkt wohl keine allzu tes, die Erwartung noch höherer Nettoerträge grossen Wellen schlagen. Andererseits dürfte in der Zukunft – sei es durch fallende Baukos das RPG die Ausdehnung der Siedlungsfläche ten oder steigende Einnahmen – mittlerweile auch kaum eindämmen. Dennoch wird die limitiert sein. Es handelt sich also um eine Gesetzesrevision dem Primat der Raumplanung Massnahme, die sich kaum spürbar auf den über den Immobilienmarkt Vorschub leisten Immobilienmarkt auswirken dürfte, aber auch und die Spielregeln neu festlegen. Aus einer nur marginal zur Verdichtung beitragen kann. langfristigen Perspektive zentral ist die Stoss richtung des Gesetzes, die Siedlungsverdich Mehrwertabgabe tung stärker zu gewichten – ein Trend, der sich Die Schweiz verfügt zwar über eine grosse Flä jedoch aufgrund der grundsätzlichen Knapp che nicht überbauter Bauzonen, die sich aber heit an guten Lagen auch ohne zusätzliche nicht in den nachgefragten Gebieten befinden. bundesstaatliche Vorgaben fortsetzen wird. Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung werden deshalb in den nächsten Jahren vielerorts den noch Einzonungen nötig. Grundeigentümer, deren Land zu Bauland aufgewertet wird, wer den bei Annahme des Referendums bei Verkauf Baurecht als Ausweg oder Überbauung des Landes eine Abgabe von mindestens 20 Prozent des erzielten Mehrwerts – zusätzlich zur Grundstückgewinnsteuer – ent Gemäss Revision des Raumplanungsgesetzes wird Land an zentralen richten müssen. Unter der Annahme, dass nur Lagen nicht mehr brachliegen können. Fehlen genügend Eigenmittel attraktives Bauland eingezont wird, wird sich und Einkommen oder auch Expertise und Zeit, so bietet sich ein Ver eine Überbauung oder ein Verkauf für den kauf des Grundeigentums an. Doch das ist nicht die einzige Möglich Landeigentümer rentieren. Die zusätzliche keit. Falls beispielsweise Land in Familieneigentum bleiben soll, kann Steuerlast wird er jedoch aus seiner Gewinn auf das Baurecht ausgewichen werden. Der Grundeigentümer kann marge begleichen müssen, denn die Verkaufs dabei einem Investor das Recht auf maximal 100 Jahre abtreten, auf preise dürften aufgrund gleichbleibender oder unter der Bodenfläche ein Bauwerk zu errichten oder ein beste Zahlungsbereitschaft der Käufer praktisch un hendes zu nutzen. Als Gegenleistung erhält er einen Baurechtszins; verändert bleiben der Festlegung und Anpassung dieser Verzinsung ist hinsichtlich der sehr langen Vertragsdauer besondere Beachtung zu schenken. Der Immobilienpreise werden kaum tangiert Zinssatz orientiert sich üblicherweise an den gängigen Hypothekar Vorhandene statistische Daten lassen kaum zinssätzen oder an Marktrenditen und wird regelmässig angepasst. Schlüsse zu, wie die Zonenplanung generell die Entscheidend ist, ob der dem Zins zugrundeliegende Wert des Bodens Immobilienpreisentwicklung beeinflusst. In Ge in regelmässigen Abständen an den Marktpreis angepasst wird. Falls meinden mit grossen verfügbaren Flächen an nicht, trägt hauptsächlich der Investor die Chancen und Risiken mög Bauland dürfte die Preisentwicklung langsamer licher Wertänderungen des Bodens, andernfalls bleiben diese beim vonstattengehen als in Gemeinden ohne nen Grundeigentümer. Läuft das Baurecht aus, übernimmt der Grund nenswerte Reserven. Statistische Analysen zei eigentümer die bestehenden Bauwerke gegen eine entsprechende gen jedoch von 2007 bis 2011 keinen messbaren Entschädigung. Zusammenhang zwischen unbebautem Bauland 16 UBS Real Estate Focus Januar 2013
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