Wie Schwarz-Rot punkten will Gesundheit und Pflege
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Das AOK-Forum für Politik, Praxis und Wissenschaft Ausgabe 3/2018, 21. Jahrgang VOLKSENTSCHEID Was den Bürgern ihre Klinik wert ist INNOVATION Was Roboter in der Pflege leisten serumfrage: G+G-Le o richtig? gt die GroK Lie Wie Schwarz-Rot punkten will Gesundheit und Pflege im Koalitionsvertrag – eine kritische Analyse G+G-STUDIENREISE: „Pflege in Skandinavien“ · Infos unter www.kompart.de
Die Pressestellen der AOK Gesundheit ist unser Thema! www.aok-presse.de Unter ■ zur gesetzlichen Krankenversicherung, bieten wir Ihnen: aktuelle Infos und Nachrichten sowie Zahlen und Fakten ■ den AOK-Medienservice (ams) mit gesundheitspolitischen und verbraucherorientierten Informationen. A O K- B U N D E S V E R B A N D Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin Tel. 0 30/3 46 46-2309 Pressesprecher: Dr. Kai Behrens kai.behrens@bv.aok.de 0 30/3 46 46-2655 Pressereferent: Michael Bernatek michael.bernatek@bv.aok.de 0 30/3 46 46-2298 Pressereferentin: Christine Göpner-Reinecke christine.goepner-reinecke@bv.aok.de 0 30/3 46 46-2467 Pressereferent: Peter Willenborg peter.willenborg@bv.aok.de Fax: 0 30/3 46 46-2507 AOK BADEN-WÜRT TEMBERG Presselstraße 19, 70191 Stuttgart Tel. 07 11/25 93-231 Hauptverwaltung presse@bw.aok.de Fax: 07 11/25 93-100 Pressesprecher: Kurt Wesselsky A O K B AY E R N – D I E G E S U N D H E I T S K A S S E Carl-Wery-Straße 28, 81739 München Tel. 0 89/6 27 30-226 Zentrale presse@by.aok.de Fax: 0 89/6 27 30-650099 Pressesprecher: Michael Leonhart AOK BREMEN/BREMERHAVEN Bürgermeister-Smidt-Straße 95, 28195 Bremen Tel. 04 21/17 61-549 Pressesprecher: Jörn Hons joern.hons@hb.aok.de Fax: 04 21/17 61-91540 AOK – DIE GESUNDHEITSKASSE IN HESSEN Basler Straße 2, 61352 Bad Homburg v.d.H. Tel. 0 61 72/2 72-161 Direktion ralf.metzger@he.aok.de Fax: 0 61 72/2 72-139 Pressesprecher: Ralf Metzger AOK – DIE GESUNDHEITSKASSE FÜR NIEDERSACHSEN Hildesheimer Straße 273, 30519 Hannover Tel. 05 11/87 01-10123 Direktion carsten.sievers@nds.aok.de Fax: 05 11/2 85-331 0123 Pressesprecher: Carsten Sievers AOK NORDOST – DIE GESUNDHEITSKASSE Wilhelmstraße 1 Tel. 0800/265 080-22202 Pressesprecher (komm.): Matthias Gabriel 10963 Berlin Fax: 0800/265 080-22926 presse@nordost.aok.de Kopenhagener Straße 1, 44269 Dortmund Tel. 02 31/41 93-10145 presse@nw.aok.de AOK NORDWEST – DIE GESUNDHEITSKASSE Pressesprecher: Jens Kuschel Edisonstraße 70, 24145 Kiel Tel. 04 31/6 05-211 71 presse@nw.aok.de Kasernenstraße 61 Tel. 02 11/87 91-1038 AOK RHEINLAND/HAMBURG – DIE GESUNDHEITSKASSE 40213 Düsseldorf Fax: 02 11/87 91-1145 Pressesprecherin: Dr. Ellen von Itter ellen.vonitter@rh.aok.de Virchowstraße 30 Tel. 0 63 51/4 03-419 AOK RHEINLAND-PFALZ/SAARLAND – DIE GESUNDHEITSKASSE 67304 Eisenberg/Pfalz Fax: 0 63 51/4 03-701 Pressereferent: Jan Rößler jan.roessler@rps.aok.de Sternplatz 7 Tel. 0800/1 05 90-1 1144 AOK PLUS – DIE GESUNDHEITSKASSE FÜR SACHSEN UND THÜRINGEN 01067 Dresden Fax: 0800/1 05 90 02-104 Pressesprecherin: Hannelore Strobel presse@plus.aok.de Lüneburger Straße 4 A O K S A C H S E N - A N H A LT – D I E G E S U N D H E I T S K A S S E Tel. 03 91/28 78-44422 39106 Magdeburg Pressesprecherin: Anna-Kristina Mahler Fax: 03 91/28 78-44576 presse@san.aok.de www.aok-presse.de
Einwurf Beim Fleisch ist weniger mehr Wenn wir seltener Steak, Schnitzel oder Wurst essen, profitieren Gesundheit, Umwelt und Klima, meint Hubert Weiger. Der Naturschützer fordert politische Strategien für einen ökologischen Wandel in der Tierhaltung. Die Bundesbürger verzehren pro Kopf und Jahr Vorschrift ist, sollte es verpflichtend für andere durchschnittlich etwa 60 Kilogramm Fleisch. Die tierische Produkte geben. Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Immer mehr Menschen ernähren sich bereits hingegen, Fleisch in Maßen zu essen – zwischen 300 vegetarisch oder vegan, essen also kein Fleisch oder und 600 Gramm pro Woche, also maximal rund gar keine tierischen Lebensmittel. Rund zwölf Pro- 30 Kilogramm im Jahr. Niemand lässt sich gerne zent der Bundesbürger sind Flexitarier – bei ihnen vorschreiben, was auf dem Teller landet. Dennoch: kommen Fleisch und Wurstwaren nur gelegentlich Wenn wir weniger Fleisch essen, schützen wir Ge- auf den Tisch. Die Ernährungsindustrie bereitet sich sundheit, Umwelt und Klima. auf einen geringeren Fleischkonsum vor und setzt Für kein Gut der Welt wird so viel Land benötigt auf vegetarische und vegane Produkte. Doch indus- wie für die Herstellung von tieri- triell hochverarbeitete und impor- schen Produkten wie Fleisch. Ob- tierte Produkte sind nicht notwen- wohl tierische Produkte nur 17 Rund zwölf Prozent dig für eine ausgewogene fleisch- Prozent des globalen Kalorienbe- freie Ernährung. Vielmehr sollten darfs decken, beansprucht ihre der Bundesbürger die Produkte ökologisch und sozi- Produktion 77 Prozent des gesam- essen nur al verträglich in der Region produ- ten Agrarlandes. Die Flächen wer- gelegentlich Fleisch. ziert werden. Die Alternativen sind den stetig ausgeweitet. Folgen der beispielsweise Kartoffeln, Hülsen- intensiven Tierhaltung sind vieler- früchte und Getreideprodukte. orts steigende Nitratwerte im Grundwasser. Außer- Informationskampagnen wirken bei Ernährungs- dem können antibiotikaresistente Keime in die themen nur langsam und sind abhängig vom medi- Umwelt gelangen. So fanden Wissenschaftler kürz- alen Druck, der Kreativität und der Überzeugungs- lich in niedersächsischen Gewässern Bakterien, die kraft der Argumente. So ist beispielsweise rund zwei Prof. Dr. Hubert Weiger, geboren sogar gegen das für den Menschen wichtige Reser- Dritteln der Verbraucherinnen und Verbraucher der 1947, ist seit 2002 Vorsitzender veantibiotikum Colistin resistent sind. Colistin wird Zusammenhang zwischen dem Konsum tierischer des BUND Naturschutz in Bayern insbesondere in der industriellen Geflügelmast in Lebensmittel und dem Klimaschutz nicht bewusst. und seit 2007 Vorsitzender des großen Mengen eingesetzt. Gefragt nach Maßnahmen zum Klimaschutz bei Bundes für Umwelt und Naturschutz Wenn wir Fleisch essen, dann sollten die Tiere der eigenen Ernährung nennen nur 36 Prozent eine Deutschland (BUND). Der Forstwis- aus besserer Haltung kommen, am besten von der Reduktion des Fleischkonsums. senschaftler lehrte an den Universi- Weide. Rinder, Schafe und Ziegen fressen Gras und Die zivilgesellschaftlichen Initiativen zur Ver- täten Kassel und München das verwandeln es in die wertvollen Lebensmittel Milch ringerung des Fleischverzehrs sind zwar wichtig, Fach Naturschutz. Hubert Weiger ist und Fleisch. Außerdem ist Grünland ein klimawirk- können aber staatliches Handeln nicht ersetzen. Ein Mitglied des Obersten Naturschutz- samer Kohlenstoffspeicher. Eine nachhaltige Be- ökologischer Wandel in der Tierhaltung ist nur mit beirates beim Bayerischen Staats- weidung fördert die Humusbildung. Jede Tonne neuen politischen Strategien und einem geschärften ministerium für Umwelt, Gesundheit zusätzlicher Humus im Boden entlastet die Atmo- Bewusstsein bei Verbrauchern möglich. Abgesehen und Verbraucherschutz. Er gehört sphäre um mehr als 1,8 Tonnen CO2. Außerdem von Ankündigungen hat die verantwortliche Politik seit 2004 dem Rundfunkrat des benötigt die ökologische Landwirtschaft die Aus- wenig getan, um die Bedingungen in der Nutztier- Bayerischen Rundfunks an und ist scheidungen der Tiere, um die Pflanzen zu düngen. haltung zu verbessern. Mitherausgeber der Zeitschrift Leider können Verbraucherinnen und Verbrau- Saubere Gewässer und gesunde Böden kann es movum. Weiger lebt mit seiner cher abgesehen von Bioprodukten nicht erkennen, nur geben, wenn die Politik die Tierhaltung wieder Frau in Fürth und hat zwei Kinder. aus welcher Haltung tierische Lebensmittel stam- an die Fläche bindet. Die Bundesregierung muss eine men. Der Bund für Umwelt und Naturschutz staatliche Haltungskennzeichnung einführen. Ein Kontakt: Foto: BUND Deutschland setzt sich deshalb für mehr Transpa- freiwilliges Tierwohllabel mit laschen Anforderungen www.bund.net > über uns renz ein. Eine Kennzeichnung, wie sie für Eier bereits reicht für eine echte Trendwende nicht aus. √ Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang 3
Editorial Fibel für Reformer Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: M AGAZI N Hermann Gröhe war Deutschlands fleißigster Gesundheitsminister. Bele- gen lässt sich das mit der druckfrischen 12 KOMPETENZ GEHT NUR GEMEINSAM „Reformfibel 2.0“ aus dem KomPart- Der Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz Verlag. Denn von den 184 Seiten, die liegt vor. Nun machen sich viele Verantwortliche in das „Handbuch der Gesundheitsrefor- Politik und Praxis daran, ihn in die Tat umzusetzen. Von Karola Schulte men“ umfasst, widmen sich 70 Seiten H.-B. Henkel-Hoving, Chefredakteur allein den Gesetzeswerken, die unter 14 GEMEINSAME DIGITALE SACHE der Regie des Christdemokraten ent- Premiere: Beim Thema E-Health ziehen erstmals sechs standen sind. Alle seine Vorgänger waren zumindest in Verbände und Organisationen an einem Strang. Ihr quantitativer Hinsicht weniger produktiv. Ziel: eine schlüssige Agenda für die Digitalisierung. Doch mit der Reformfibel 2.0 lassen sich nicht nur Rekord Von Hans-Bernhard Henkel-Hoving halter ermitteln und Stammtischwetten gewinnen – oder wissen Sie noch, wann das Krankenhaus-Notopfer eingeführt 15 KRAFTAKT FÜR DIE PFLEGE und wann es wieder abgeschafft wurde? Die Neuauflage der Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff erfasst den Hilfe Reformfibel ist vor allem ein prakti- bedarf besser. Dieses Fazit zieht der Medizinische sches Nachschlagewerk, das stichwort- Dienst der Krankenversicherung nach gut einem Jahr. Von Thomas Hommel artig die Inhalte von mehr als 40 wich- tigen Gesundheitsgesetzen zusammen- 16 VORBILD FÜR VERNETZTE VERSORGUNG fasst – vom Gesundheitsreformgesetz Eine aktuelle Studie zeigt: Die Disease-Management- im Jahr 1989 bis zum Heil- und Programme für chronisch Kranke tragen schon heute Hilfsmittel-Versorgungsgesetz 2017. zur sektorenübergreifenden Versorgung bei. Darüber hinaus zeichnen Hinter- KomPart-Verlag(Hrsg.) KomPart-Verlag (Hrsg.) Von Anja Schramm grundtexte Legislaturperiode für Reformfibel2.0 Die Reformfibel Die 2.0 Legislaturperiode ein prägnantes Bild Handbuchder Handbuch derGesundheitsreformen Gesundheitsreformen bis Ende bis Ende 20172017 18 UNABHÄNGIGE BEWERTUNG HAT VORRANG von der jeweiligen gesundheitspoliti- Brüssel will die Bewertung von Arzneimitteln und schen Bühne. So lassen sich Fakten Medizinprodukten vereinheitlichen. Kritiker schnell erfassen und Entwicklungs 30 Jahre Gesundheitspolitik befürchten den Verlust nationaler Qualitätsstandards. Von Thomas Rottschäfer linien besser nachvollziehen. Histori- auf 184 Seiten: Die Reform sche Karikaturen von Horst Haitzin- fibel 2.0 ist ein kompaktes 19 „MISTEN SIE IHR HANDY AUS“ ger runden das Nachschlagewerk aus Nachschlagewerk. Mehr Fast Nonstop checken Menschen ihr Smartphone und Infos auf der letzten Seite der Feder von Hartmut Reiners und dieser Ausgabe. erfüllen damit ihr Bedürfnis nach sozialer Verbunden- Otmar Müller ab. heit. Gleichzeitig laufen sie Gefahr, süchtig zu werden, Neugierig geworden? Sie können die Reformfibel 2.0 warnt die Literaturwissenschaftlerin Daniela Otto. unter www.kompart.de/shop bestellen. Oder Sie machen bei der G+G-Leserumfrage zum Koalitionsvertrag von Union und SPD mit und gewinnen eine von 20 Ausgaben. Unseren Frage bogen finden Sie in diesem Heft und selbstverständlich unter www.kompart.de. Viel Glück wünscht Ihnen henkelhoving@kompart.de
TIT EL 20 WIE SCHWARZ-ROT PUNKTEN WILL E-Health, Notfallversorgung, Pflegestellen – der schwarz-rote Koalitionsvertrag enthält manch gute Reformansätze – nicht aber beim Wettbewerb. 20 Von Kai Senf Bestandsaufnahme: Welche Plus- und Minuspunkte der schwarz-rote Koalitionsvertrag hat THEM EN 28 EIN RÖCKCHEN FÜR EMMA In einer Kieler Demenz-WG sorgt Roboter Emma für Schwung. Der Hightech-Helfer unterstützt die Betreuer, ist aber kein Ersatz für menschliche Zuwendung. Von Bärbel Triller 34 BARES NACH DEM BÜRGERVOTUM Manches Krankenhaus überlebt nur, weil Bürger für 28 den Fortbestand stimmen. Müssten sie für den Erhalt zahlen, könnte ihr Votum anders ausfallen. Von Andreas Beivers und Lilia Waehlert Hightech: Welche Rolle Roboter wie Emma Titel: istockphoto/Visual_Intermezzo; Fotos: istockphoto/Visual_Intermezzo, Carsten Rehder/dpa; Illustration: Oliver Weiss in der Pflege spielen können RUB R IK EN 9 Rundruf Update fürs Gesundheitswissen 11 Kommentar Ungedeckte Schecks 42 Recht Arzt muss umfassend aufklären 44 AOK-Notizen Aktuelles aus Bund und Ländern 34 46 Service Bücher, Termine und mehr 48 Debatte Mehr Anerkennung für Organspender 49 Nachlese Briefe an die Redaktion 49 Impressum Wer steckt hinter G+G? Analyse: Was bei Bürgerentscheiden über 50 Letzte Seite BECKs Betrachtungen Klinikstandorte fehlt
Spektrum STUDIE Büro statt Arztbesuch Zur Arbeit gehen trotz einer Krankheit ist in Deutschland ein weit verbreitetes Phäno- men. So geben laut einer A nalyse für den Index „Gute Arbeit“ des Deutschen Ge- werkschaftsbundes (DGB) mehr als zwei Drittel der be- fragten Beschäftigten (67 Pro- zent) an, dass sie in den zwölf Monaten vor der Befragung mindestens einmal krank zur Arbeit gegangen sind. Etwa jeder zweite arbeitete eine Woche oder mehr, obwohl er Präsentismus: Etwa zwei Drittel der Arbeitnehmer in Deutschland gehen auch krank zur Arbeit. sich gesundheitlich angeschla- gen fühlte. Einer früheren Be- fragung zufolge ist der „Prä- Charité. Narzissmus bezeich- MEDIZIN im Bundesarztregister hinter- sentismus“ häufig eng verbun- net eine übersteigerte Selbst- Neue Anreize legten Adressdaten der Haus- den mit der Sorge um den Ar- liebe. Zu einem Krankheits- arztpraxen durch die Kassen- beitsplatz. Unter Präsentismus bild wird das Phänomen für Landärzte ärztliche Bundesvereinigung verstehen Arbeitspsychologen dann, wenn der Betroffene Die Bundesregierung will sich habe derweil ergeben, dass auf und Arbeitsmediziner das unter den Auswirkungen weiter um eine bessere ärztli- einer Fläche von rund 10.000 Verhalten von Arbeitneh- leidet und Symptome einer che Versorgung auf dem Land Quadratkilometern rund mern, die trotz Krankheit am narzisstischen Persönlich- bemühen. Das Thema sei 173.000 Einwohner in Arbeitsplatz erscheinen. keitsstörung entwickelt. Wie auch in dieser Wahlperiode Deutschland mehr als zehn Arbeitsverdichtung und hohe Wissenschaftler um Professor ein „Schwerpunkt“, heißt es Kilometer vom nächsten psychische Arbeitsbelastungen Dr. Stefan Röpke sowie in einer Antwort auf eine An- Hausarzt entfernt wohnten. erhöhen die Wahrscheinlich- Dr. Aline Vater von der frage der FDP-Fraktion. Zu- Davon betroffen seien neben keit, dass Beschäftigte krank K linik für P sychiatrie und letzt seien bereits mehrere Ini- der Inselbevölkerung vor zur Arbeit gehen. Ist das Psychotherapie am Charité- tiativen ergriffen worden, um allem dünn besiedelte Gebiete Betriebsklima dagegen gut, Campus B enjamin Franklin die medizinische Versorgung in Mecklenburg-Vorpom- bleiben kranke Beschäftigte zeigen konnten, hat das ge- in ländlichen und struktur- mern, Brandenburg, Thürin- eher zu Hause. Für den DGB- samtgesellschaftliche Umfeld schwachen Regionen zu ver- gen sowie im Grenzgebiet zu Index Gute Arbeit werden Auswirkungen auf das Ent- bessern, so etwa im Zuge des Luxemburg und Österreich. √ jedes Jahr bundesweit mehrere stehen von Narzissmus. Für GKV-Versorgungsstruktur Tausend zufällig ausgewählte ihre Untersuchung zogen die gesetzes 2011 sowie des GKV- MEHR INFOS: Beschäftigte befragt. √ Forscher Daten aus einer Versorgungsstärkungsgesetzes Bundestagsdrucksache a nonymen Internetumfrage 2015. Eine Auswertung der 19/751 MEHR INFOS: heran, an der sich mehr als www.dgb.de > Themen 1.000 Bundesbürger beteilig- ten. „Keinen Unterschied sehen wir in der jungen Ge- kurz & bündig PSYCHOLOGIE neration, die zum Zeitpunkt Westen anfälliger des Mauerfalls noch nicht +++ DIABETES: Die Deutsche Diabetes Gesellschaft hat für einen „Nationalen Diabetesplan“ geworben. Dieser sollte ein Diabetesregister geboren oder noch nicht in für Narzissmus der Schule war und somit mit flächendeckenden Patientendaten enthalten, um wirksame Präven- Menschen, die in den alten unter gleichen westlichen tionsstrategien zu entwickeln. +++ KRANKENVERSICHERUNG: Die Zahl der Einzel- und Gruppenversicherungen in der privaten Kranken- Bundesländern aufgewachsen Bedingungen aufgewachsen versicherung ist seit 2010 leicht gesunken. Laut einer Antwort der Foto: istockphoto/Geber86 sind, weisen höhere Narziss- ist. Hier sind Narzissmus und Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion ging die Zahl von mus-Werte auf als jene, die in Selbstwert in Ost und West rund 8,9 Millionen im Jahr 2010 auf 8,6 Millionen im Jahr 2016 zurück. den neuen Ländern soziali- gleich ausgeprägt“, betonte Größtes Unternehmen ist die „Debeka“ mit rund 2,3 Millionen Verträgen, siert wurden. Das zeigen Charité-Wissenschaftlerin kleinstes die „St. Martinus Kranken“ mit etwa 800 Verträgen. Untersuchungen der Berliner Aline Vater. √ 6 Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang
Foto: iStockphoto/adisa G+G-Studienreise Pflege in Skandinavien Selbstbewusste Pflegekräfte mit Hochschulabschluss, die im Team mit Ärzten und Therapeuten Patienten betreuen: Was in Deutschland noch die Ausnahme ist, ist in Skandinavien längst die Regel. Doch wie gelingt eine gute, interdisziplinäre Versor- gung im Alltag? Die G+G-Studienreise „Pflege in Skandinavien: interdisziplinär „Bei der Pflege in interdisziplinären versorgt besser!“ mit Unterstützung des Deutschen Pflegerates gibt Antworten. Teams hat Skandinavien die Vom 6. bis 8. Juni 2018 laden wir Sie ein, vor Ort in Malmö und Kopenhagen Nase vorn. Die G+G-Studienreise innovative Projekte kennenzulernen. Kommunale Gesundheitszentren, Palliativcare, bietet Einblicke in innovative Telemedizin, Notfallambulanzen – aus erster Hand erfahren die Teilnehmer mehr Projekte, die auch hierzulande darüber, welche Aufgaben Pflegekräfte hier übernehmen. Vorträge von einheimischen passen können.“ Experten zur Rolle der Pflege in Skandinavien insgesamt runden das Programm ab. Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerates Für Nachfragen zur G+G-Studienreise steht Ihnen Karin Dobberschütz unter k.dobberschuetz@kompart.de gerne zur Verfügung. ++ JETZT ANMELDEN +++ JETZT ANMELDEN +++ JETZT ANMELDEN +++ JETZT ANMELDEN +++ JETZT ANMELDEN +++ JETZT ANMELDEN +++ JETZT ANMELDEN +++ Ja, ich will teilnehmen: an der G+G-Studienreise nach Skandinavien vom 6. bis 8. Juni 2018 zum Preis von 1.395,- Euro pro Person und melde mich hiermit verbindlich an. (Die Zahl der Plätze ist begrenzt, Teilnahmebestätigung erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Im Reisepreis enthalten sind zwei Hotel- übernachtungen mit Frühstück, ein Mittag- und ein Abendessen, Bustransfers und Reiseunterlagen. Kosten für An- und Abreise fallen zusätzlich an.) Vorname Name Institution/Firma Rechnungsanschrift: Straße/Hausnummer PLZ/Ort E-Mail Datum, Unterschrift Bitte den ausgefüllten und unterschriebenen Anmeldecoupon per Fax (030/22011-105) oder als Scan per E-Mail (verlag@kompart.de) senden an: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin. Veranstalter der G+G-Studienreise ist die KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin. Der Reisepreis ist 28 Tage vor Beginn der Reise gegen Rechnung fällig. Es gelten die AGB der KomPart für Studienreisen: www.kompart.de.
Spektrum UMFRAGE per alles zu geben“. Das Informationsbedarf Zitat des Monats Thema des AOK-Sonderprei- ses lautete „Ich komm’ nicht zu Pflegeleistungen aus dem Katalog! – Zwischen Ein Jahr nach der jüngsten Blindtext Viren sind dieist es wieRivalen einzigen in derumElekt- die Fitnesstrend und Körper- Pflegereform fühlen sich Herrschaft über unseren Planeten. wahn“. Der AOK-Bundesver- Betroffene und Angehörige rizität. Wir müssenWoaufesDraht Kontakt gibt, sein, um gibt mit ihnen band beteiligt sich seit Jahren nicht gut über Leistungen der mit einem Sonderpreis am Pflegeversicherung infor- es auch Schritt Spannung. zu halten. Schülerzeitungswettbewerb, miert. Das geht aus einer Professor Joshua Lederberg (1925–2008), der von der Jugendpresse Pierre Mendès-France (1907–1982), französischer Politiker neuen Untersuchung des US-amerikanischer Molekularbiologe Deutschland und den Zentrum für Qualität in der Ländern getragen wird. √ Pflege (ZQP) hervor. Mit Einführung der Pflegestär- Wahrnehmung solcher und NEUROPHYSIOLOGIE MEHR INFOS: kungsgesetze hatte der Ge- weiterer Veränderungen Traumata erhöhen www.aok-bv.de > setzgeber in der zurückliegen- einschätzen zu können, be- Pressemitteilungen den Legislatur umfangreiche fragte das ZQP mehr als 900 Krankheitsrisiko Leistungsausweitungen be- pflegende Angehörige im Wer im Kindesalter schwere schlossen. So wurden etwa A lter von 40 bis 85 Jahren. traumatische Erfahrungen INSTITUT das Pflegegeld sowie Pflege- 33 Prozent der Befragten macht, der ist als Erwachse- Gute Noten für sachleistungen erhöht, ein f ühlen sich über die Leistun- ner anfälliger für Krank Entlastungsbetrag zur Unter- gen der P flegeversicherung heiten der Psyche, aber auch Gesundheitsinfos stützung im Alltag von 125 für die von ihnen versorgten für Herz-Kreislauf-Erkran- „Interessant“, „verständlich“, Euro pro Monat für Pflege Pflegebedürftigen nicht sehr kungen, gastrointestinale „ansprechend“: Die neuen bedürftige eingeführt, die zu gut informiert – bei den Störungen, Diabetes mellitus Poster und Flyer des Instituts Hause versorgt werden, und L eistungen für sich selbst sowie Krebsleiden. Frühe für Qualität und Wirtschaft- Leistungen für Tages- und sind es s ogar 44 Prozent. √ Stresssituationen könnten lichkeit im Gesundheitswesen Nachtpflege sowie für Ver- Effekte auf das Gehirn, den (IQWiG) kommen offenbar hinderungs- und Kurzzeit- MEHR INFOS: Stoffwechsel und das Im- gut an. Das habe eine Befra- pflege erweitert. Um die www.zqp.de munsystem haben, die diese gung von Testnutzern erge- Erkrankungen begünstigen, ben, teilte das Institut mit. warnten Experten der Positiv hervorgehoben hätten Deutschen Gesellschaft für die Tester auch „die Kürze Köpfe und Karrieren Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN). √ der Gesundheitsinformatio- nen, ihre Struktur und Bebilderung“. Das IQWiG hat die gesetzliche Aufgabe, +++ MARTINA NIEMEYER, 51, ist vom Verwaltungsrat der evidenzbasierte und allge- AOK Rheinland-Pfalz/Saarland zur neuen Vorstandsvor- NACHWUCHSTALENTE meinverständliche Gesund- sitzenden der Gesundheitskasse gewählt worden. Die bis- Schüler beleuchten heitsinformationen für alle herige stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Bürger zur Verfügung zu Fitnesswahn Fotos: AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin NordWest wird Nachfolgerin von Dr. Irmgard Stippler, stellen. Vorrangiges Medium die als Vorstandschefin zur AOK Bayern gewechselt ist. Mit ihrem Beitrag „Im Fit- dafür ist die Website Dr. Niemeyer hat sich in verschiedenen Schlüsselpositionen nesswahn“ hat die Schüler gesundheitsinformation.de. bei großen gesetzlichen Krankenkassen bewährt. Unter zeitung „jacobsblick“ der Ja- „Doch mit einer Website anderem arbeitete die promovierte Astrophysikerin beim AOK-Bundesverband cob-Grimm-Schule in Kassel a llein lassen sich nicht alle und beim Wissenschaftlichen Institut der AOK. den Sonderpreis der AOK Menschen erreichen“, sagte beim Schülerzeitungswettbe- Klaus Koch, Ressortleiter +++ INGEBORG KRÄGELOH-MANN, 64, Ärztliche Direktorin werb 2017/2018 gewonnen. Gesundheitsinformation der Tübinger Universitätsklinik für Kinder- und Jugend- Der Beitrag beleuchte die ver- beim IQWiG. Ergänzend medizin, hat die Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft schiedenen Facetten des aktu- seien daher Poster und Flyer für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) übernommen. Ihr ellen Optimierungswahns und zu häufigen Gesundheitspro- Vorgänger, Professor Dr. Ertan Mayatepek aus Düsseldorf, halte „den Spiegel vor“, so die blemen – darunter Kopfläuse wird die wissenschaftliche Fachgesellschaft ein weiteres Jahr Jury. Die Redaktion des halb- und Fieber bei Kindern – als Vizepräsident begleiten. Neuer DGKJ-Generalsekretär jährlich erscheinenden „ja- entwickelt worden. √ ist Privat-Dozent Dr. Burkhard Rodeck, Chefarzt des Christ- cobsblick“ habe deutlich ge- lichen Kinderhospitals Osnabrück. macht, „was Menschen moti- MEHR INFOS: viert, für den perfekten Kör- www.iqwig.de > Presse 8 Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang
PATIENTENSICHERHEIT NORDRHEIN-WESTFALEN Rundruf Medikationsfehler Hausärzte bewerten häufig vermeidbar Delegation positiv Bundesweit sind jährlich Zwei Drittel der Hausärzte in Update fürs Gesundheitswissen rund 250.000 Krankenhaus- NRW bewerten die Möglich- Sich bewusst ernähren, an der frischen Luft bewegen, einweisungen auf vermeid keit, Tätigkeiten zu delegie- Gesundheitsinformationen richtig deuten: Was lässt sich bare Fehler bei der Medi ren, grundsätzlich positiv. Das aus Ihrer Sicht für mehr Gesundheitskompetenz tun? kation zurückzuführen. Das geht aus einer Untersuchung geht aus einer Antwort der des Instituts für Allgemein- ANNELIE BUNTENBACH, Vorstandsmitglied des Deutschen Ge- Bundesregierung auf eine medizin der Charité Berlin werkschaftsbundes: Die Gesundheitskompetenz zu steigern A nfrage der FDP-Fraktion für das Landeszentrum Ge- heißt auch, die Arbeitsbedingungen und den Gesundheits- hervor. Die Angaben stützen sundheit NRW hervor. Vor- schutz in Betrieben, Unternehmen und Verwaltungen zu sich auf vorliegende Unter teile sehen die Befragten vor verbessern. Muskel-Skelett-Erkrankungen nehmen zu, immer suchungen. Diese zeigen, allem in kürzeren Wartezeiten mehr Beschäftigte klagen über großen Arbeitsdruck und dass rund fünf Prozent aller für die Patienten. Für ihre ei- damit verbundene psychische Belastungen. Reflexhaft wird gene Arbeitsorganisation wer- oft auf die nötige individuelle Gesundheitskompetenz ver- den Zeitersparnis und höhere wiesen. Was wir aber tatsächlich brauchen, sind Arbeitgeber, die Verantwortung Arbeitszufriedenheit als Plus- übernehmen und diejenigen Rahmenbedingungen, die überhaupt erst krank punkte genannt. Vorbehalte machen, systematisch im Sinne der Beschäftigten verbessern. bestehen noch wegen eines möglichen Mehraufwands in DR. ACHIM DERCKS, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Anfangsphase sowie hin- des Deutschen Industrie- und Handelskammertages: Die zu- sichtlich juristischer Fragen. √ nehmende Digitalisierung im Gesundheitsbereich erfordert neue Kompetenzen bei allen Beteiligten. Dazu gehört, dass Gesundheitsberufe um digitale Inhalte wie die Anwendung PFLEGE digitaler Technologien in der Versorgung ergänzt werden. Bewegung nutzt Aber auch Patienten benötigen digitale Gesundheitskom- petenz, indem etwa Ärzte den Einsatz von Gesundheits-Apps Heimbewohnern vorleben. Schließlich sind digitale Gesundheitskompetenzen für die Unterneh- Prävention in der stationären men wichtig, um zum Beispiel digitale Anwendungen erfolgreich in den Markt Pflege zahlt sich aus, wie ein einzuführen. All das kann zu Effizienzsteigerungen führen und einen Beitrag linikeinweisungen die Folge K Forschungsprojekt der Hoch- zur Finanzstabilität der gesetzlichen Krankenversicherung leisten. unerwünschter Arzneimittel- schule Fulda belegt. Danach wirkungen sind. Ein Viertel fördert körperliche und geisti- HEINZ-PETER MEIDINGER, Präsident des Deutschen Lehrerver der Fälle ließen sich vermei- ge Aktivität nicht nur die bandes: Dem Bildungssystem kommt bei der Förderung der den, heißt es weiter. Im Zuge Selbstständigkeit der Heimbe- Gesundheitskompetenz eine zentrale Rolle zu. Der Deutsche des demografischen Wandels wohner. Sie wirkt sich auch Lehrerverband fordert aus diesem Grund ein für alle Bun- sei mit einem höheren Anteil positiv auf kognitive Fähigkei- desländer verbindliches Gesamtkonzept zur Gesundheits- multimorbider Menschen zu ten aus. „Bisherige Über- erziehung – beginnend in den Kinderhorten und Kinder- rechnen, die der Polypharma- sichtsarbeiten gaben keine gärten bis hin zum Hochschulbereich. Dazu braucht es nicht kotherapie bedürften. Durch hinreichend genauen Antwor- unbedingt die Etablierung eines neuen Schulfachs, aber Fotos: iStockphoto/alvarez, DGB/Simone M. Neumann, DIHK, DPhV/Stefan Kuhn, DHB jedes neu angewandte Medi- ten auf die Frage, ob Präventi- zumindest verbindliche Vorgaben als Querschnittsaufgabe aller Fächer und in kament steige jedoch das Risi- on auch noch in der stationä- den entsprechenden Lehrplänen. Aber: Ohne den intensiven Einbezug der ko für Arzneimittelinteraktio- ren Pflege wirksam ist“, sagte Erziehungsberechtigten kann Gesundheitserziehung nicht erfolgreich sein. nen. Um Medikationsfehler Professor Beate Blättner vom zu verhindern, haben Patien- Fachbereich Pflege und Ge- ANDREAS MICHELMANN, Präsident des Deutschen Handball- ten, die mindestens drei Arz- sundheit der Hochschule Ful- bundes: Gesundheitskompetenz ist Lebenskompetenz. Wer neimittel verordnet bekom- da. Auch viele Heimleitungen gut leben und erfolgreich im Beruf oder Sport sein möchte, men, Anspruch auf einen hätten Zweifel an solchen In- muss sich um seine Gesundheit als Basis kümmern. Deshalb Medikationsplan. Laut Bun- terventionen. Daher habe hat sich der Deutsche Handballbund entschieden, eine Ge- desregierung s ollen die Medi- man nach entsprechenden in- sundheitspartnerschaft mit der AOK einzugehen. Mit un- kationspläne möglichst bald ternationalen Studien gesucht. seren Nationalspielerinnen und Nationalspielern als Vor- elektronisch verfügbar sein. √ Ergebnis: Maßnahmen zur bildern ermutigen wir Kinder und Jugendliche, selbst Sport Förderung von Bewegung, die zu treiben und bewusst für ihren Körper und ihre Gesundheit zu handeln. MEHR INFOS: über das alltägliche Maß hin- Mannschaftssport im Allgemeinen – und Handball im Besonderen – bewegt Bundestagsdrucksache ausgehen, begünstigen Aktivi- Menschen. Und Bewegung ist ein Baustein für Gesundheit. 19/849 täten des täglichen Lebens. √ Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang 9
Spektrum PSYCHE z ersplittert. So gibt es Kindeswohl bei überdurchschnittlich viele K liniken mit weniger als 100 Trennung beachten Betten. Personal ist knapp – Eltern verlieren nach Ein- dabei würde es für die schätzung des Bremer Summe aller Behandlungen Psychologen Stefan Rücker reichen, müsste das Personal bei Trennungen zu oft das sich nicht auf die Menge aller Kindeswohl aus dem Blick. Krankenhäuser verteilen. „Häufig sind die seelischen „Wir bauen Überk apazitäten Verletzungen der zerstrittenen ab, wo wir können. Die Zahl Partner so groß, dass die der Betten sinkt. Aber wir K inder als Waffe gegen den müssen auch an die Sorgen Partner genutzt werden“, und Ängste der Patientinnen sagte Rücker dem Evangeli- und Patienten denken“, sagte schen Pressedienst (epd). In Landessozialminister der Folge drohten den Kin- Manfred Lucha. Beim dern große gesundheitliche Umbau der Strukturen gehe Gefahren, so der Experte kein Weg vorbei an der Bün- weiter. Jedes Jahr seien in Mama und Papa getrennt: Eine Studie fragt nach den Folgen. delung von Leistungen, zeig- Deutschland mehr als ten sich die Experten einig. 170.000 Kinder von der Entsprechende Vorstöße gibt Scheidung oder Trennung BADEN-WÜRTTEMBERG Vorstandsvorsitzender der es im Hohenlohekreis, in ihrer Eltern betroffen. Dabei Krankenhäuser AOK Baden-Württemberg, Rastatt und Lörrach. „Die gehe es immer auch um das anlässlich einer Tagung der stärkere Spezialisierung der Umgangsrecht nach der unter Druck Initiative Tageszeitung (ITZ) Kliniken ist der richtige Trennung. Im Auftrag des Experten haben mit Blick auf in Stuttgart. Daten der Weg“, unterstrich AOK- Bundesfamilienministeriums die Umstrukturierung der Landeskrankenhausgesellschaft Vorstandschef Hermann. Die arbeitet Rücker derzeit an K liniklandschaft in Baden- zufolge ist die wirtschaftliche Kasse setzt sich auch dafür einer bundesweiten Studie Württemberg mehr Tempo Situation vieler Kliniken ein, dass die Qualitäts zum Thema „Kindeswohl angemahnt. „Der p olitische k ritisch. Knapp die Hälfte indikatoren aus dem und Umgangsrecht“. Im Wille ist da, wenngleich der Krankenhäuser hat das Krankenhausstrukturgesetz R ahmen der Analyse sollen längst nicht alle Hausauf Jahr 2016 mit roten Zahlen des Bundes Eingang in die rund 1.200 Familien befragt gaben gemacht sind“, sagte abgeschlossen. Die Klinik- Landeskrankenhausplanung werden. √ Dr. Christopher Hermann, landschaft gilt zudem als finden. √ SELBSTVERWALTUNG IM GESPRÄCH „Präventionsgedanken noch stärker in die Pflege einbringen“ Die AOK Niedersachsen bietet seit Kurzem kostenlose Schulungen für Pflegeprofis und Betreuungskräfte in Pflegeeinrichtungen. Dazu Fragen an Ulrich Gransee, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der Kasse. G+G: Herr Gransee, welches Ziel verfolgt die AOK Niedersachsen mit Hier sehen wir in erster Linie Pflegefachkräfte als Teilnehmer und ihren Schulungen für stationäre und teilstationäre Pflegeeinrichtungen? Multiplikatoren. Der andere Bereich umfasst Schulungen für ein GRANSEE: Wir möchten damit den Präventionsgedanken noch stärker Mobilitätstraining. Hier gehören die Betreuungskräfte und Alltags Foto: AOK Niedersachsen, iStockphoto/FatCamera als bisher in den Bereich der Pflege einbringen. Unsere Fachkräfte assistenten zur Zielgruppe. geben in Schulungsveranstaltungen zur Bewegungsförderung ihr Wissen als Handwerkszeug an die Beschäftigten der Pflegeeinrich- G+G: Inwiefern können Heimbewohner von dem Angebot profitieren? tungen weiter, damit daraus dauerhaft Bewegungsprogramme als GRANSEE: Ziel ist, das Wohlbefinden sowie die körperliche Aktivität Gruppenangebote für die Bewohnerinnen und Bewohner entstehen. und die Gesundheit der Heimbewohner insgesamt zu stabilisieren und zu festigen. Es geht um eine Stärkung der individuellen Ressour- G+G: Um welche Inhalte geht es bei den Schulungen? cen. Auch pflegebedürftige Menschen mit Funktionseinbußen besitzen GRANSEE: Wir haben zwei Schwerpunkte gesetzt. Zunächst die Schu- Gesundheitspotenziale, die es zu fördern gilt. Es profitieren letzt lungen für ein gezieltes und individuelles Balance- und Krafttraining. endlich alle Beteiligten. 10 Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang
CHRONISCHE KRANKHEITEN Westfalen steht mit seinen Kommentar Programme ernten Gesundheitsausgaben im Jahr 2015 auf Platz eins im Länder- viel Zuspruch vergleich. Mit 74,8 Milliarden Chronisch kranke Menschen profitieren von der Teilnahme Euro lasse das bevölkerungs- reichste B undesland Bayern Ungedeckte Schecks an strukturierten Behand- (53,9 M illiarden Euro) und Anreize für mehr Qualität und Wettbewerb im Gesundheitsbereich lungsprogrammen, sogenann- Baden-Württemberg (44,1 suche man im Koalitionsvertrag der GroKo vergeblich, moniert ten Disease-Management- Milliarden E uro) hinter sich, Andreas Mihm. Den Versicherten drohten dennoch höhere Kosten. Programmen (DMP). Diese so das Statistische Landesamt werden von den Kassen für NRW. Schlusslicht bei den VIEL IST DARÜBER DEBATTIERT WORDEN, dass die Patienten mit Diabetes, Koro- Ausgaben ist Bremen mit 2,5 großen Parteien sich immer ähnlicher werden. In der narer Herzkrankheit, Asthma, Milliarden Euro. Es folgen das Gesundheitspolitik gilt das nicht. Einer der wenigen COPD und Brustkrebs ange- Saarland mit 4,3 Milliarden Unterscheidungspunkte zwischen Union und SPD boten. Wie aus dem Quali- Euro und Hamburg mit 6,9 war die Bürgerversicherung. Die Sozialdemokraten tätsbericht 2017 der Kassen- Milliarden Euro. √ ärztlichen Bundesvereinigung waren unbedingt dafür, die anderen unbedingt hervorgeht, stieg die Zahl der MEHR INFOS: dagegen. Niemand in der SPD hat erwartet, dass das Einschreibungen in DMP bis www.destatis.de > Presse Projekt in den Koalitionsvertrag gelangt. Aber sie Ende 2016 auf 7,9 Millionen. hat die Forderung danach genutzt, um einen maximalen gesundheits- Das entspricht einem Plus von politischen Ertrag einzufahren: Rückkehr zur Beitragssatzparität, 2,6 Prozent gegenüber 2015. MEDIZINTECHNIK Aufbohren der Fallpauschalen für die Pflegepersonalfinanzierung in Der Bericht analysiert zudem Roboter unterstützt Kliniken, Hausarzttermine von der Terminservicestelle, eine Kommis- die Entwicklung der Quali- tätsziele der Programme und Klinikpatienten sion, die über ein „modernes Vergütungssystem“ für privat- und kassen- stellt dabei eine deutliche Mithilfe eines Roboters kön- ärztliche Honorierung berät. Verbesserung bei verschiede- nen ältere Patienten am Stutt- Das läuft hinaus auf mehr staatliche Einflussnahme auf Kosten der nen Kriterien wie etwa den garter Robert-Bosch-Kran- Selbstverwaltung. Kleine Wettbewerbselemente – Differenzierung der Blutdruckwerten bei Diabeti- kenhaus seit Kurzem wieder Zusatzbeiträge, Transparenz der Behand- kern und Patienten mit Koro- das Laufen lernen. Das Gerät lungskosten im Krankenhaus – geraten narer Herzkrankheit fest. √ „Andago“ unterstütze das noch kleiner. Die notwendige Reform der Für das Wörtchen Training von Alltagsbewe- MEHR INFOS: gungen und Gleichgewichts- Krankenhausfinanzierung bleibt aus. Beitragserhöhung Das ist kein positiver Ertrag der Verhand- fehlte wohl der Mut. www.kbv.de > übungen, so die Klinik. Der Qualitätsbericht 2017 Roboter könne Menschen lungen, die informell unter der Über- nach Schlaganfall, Schädel- schrift „Verbesserungen für Pflegekräfte“ Hirn-Trauma oder anderen stehen. Doch hier verteilt die Politik ungedeckte Schecks. So verspricht STATISTIK neurologischen Verletzungen sie mehr Stellen und Personal – wissend, dass es in keiner Branche län- Eine Milliarde für helfen, ihre Bewegungsfähig- ger dauert, eine freie Stelle neu zu besetzen: 171 Tage. Zum anderen sind keit zu verbessern. „Andago“ Gesundheit am Tag folgt den Angaben zufolge nicht nur die Kosten für höhere Gehälter, 8.000 neue Pflegestellen und die Angleichung der Mindesthöhe an Westniveau (10,55 Euro) unbe- Die Gesundheitsausgaben in intuitiv der Bewegung des Pa- kannt, sondern auch deren Verteilung. Allein bei den Patienten wird Deutschland haben im ver- tienten durch elektrisch gangenen Jahr erstmals die a ngetriebene Räder vorwärts man das kaum abladen wollen. Aber für das Wörtchen „Beitragser Marke von einer Milliarde und rückwärts. Auch seitliche höhung“ fehlte wohl der Mut. Euro am Tag überschritten. Wendungen sowie das Gehen Dem neuen Minister Jens Spahn eröffnet das Chancen und Risiken. Für 2017 prognostizierte das über Hindernisse und unter- Denn dieser Regierungsvertrag mauert ihn nicht so ein wie der letzte Statistische Bundesamt einen schiedliche Oberflächen er- den nun abgelösten Hermann Gröhe. Allein zwei Kommissionen zur Anstieg der Ausgaben gegen- kennt der Roboter. Clemens Honorarreform sowie zur sektorenübergreifenden Versorgung böten über 2016 um 4,9 Prozent auf Becker, Chefarzt der Klinik Chancen zur politischen Profilierung. Anderseits müsste Spahn sich über 374 Milliarden Euro. für Geriatrische Rehabilitati- dann mit machtvollen Lobbygruppen anlegen. Das würde neben den Von 2015 bis 2016 hatten sie on am Robert-Bosch-Kran- sich um 3,8 Prozent auf 356,5 kenhaus, sagte, „Andago“ kaum zu umgehenden Beitragssatzerhöhungen weitere Risiken schaf- Milliarden Euro oder 4.330 könne älteren Patienten die fen. Im Gesundheitsressort gibt es wenig zu gewinnen, aber viel zu Euro je E inwohner erhöht. Rückkehr ins eigene Wohn- verlieren. Jens Spahn, obschon jung an Jahren, weiß das. Er ist alt an Dies entsprach einem Anteil umfeld ermöglichen. √ gesundheitspolitischer Erfahrung. √ Foto: Privat von 11,3 Prozent am Bruttoin- landsprodukt. Nordrhein- Siehe auch Beitrag ab Seite 28. Andreas Mihm ist Hauptstadt-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang 11
PRÄVENTION Magazin Kompetenz geht nur gemeinsam Ein Nationaler Aktionsplan soll die Gesundheitskompetenz in Deutschland stärken. Schon bei der Veröffentlichung ist klar: Um hier voranzukommen, müssen sich viele Verantwortliche in Politik und Praxis in Bewegung setzen. Von Karola Schulte Gesundheitskompetenz ist vielfältig: die nächsten Schritte. Zum Schluss hakt zend weiterer Autoren aus Wissenschaft Wenn Ben und Leyla in der Kita gemein- er gezielt nach, ob sie tatsächlich alles und Praxis einen gut 60-seitigen Leitfa- sam Gemüse schnippeln, lernen sie spie- verstanden hat und mit seinen Vorschlä- den, um die Gesundheitskompetenz in lend, warum Möhren und Gurken für sie gen einverstanden ist. Deutschland zu stärken. Mit 15 Empfeh- besser sind als Chips und Schokolade. Ob Kitas und Schulen, Kommunen, lungen rufen sie die Akteure darin in den Stehen Impfungen für die beiden an, Politik, Verbraucherorganisationen und vier Bereichen alltägliche Lebenswelten, wissen ihre Eltern vom Hausarzt, dass Krankenkassen oder Ärzte und Pfleger: Gesundheitssystem, chronische Erkran- ihre Krankenkasse im Internet zuverläs- Sie alle können Menschen dabei unter- kungen und Forschung, dazu auf, aktiv sige Infos zum Für und Wider anbietet; stützen, informierte Entscheidungen in zu werden. Dazu gehören unter anderem: für Leylas Mutter, die kaum deutsch Gesundheitsfragen zu treffen und Wissen „Die Gesundheitskompetenz im Beruf spricht, stehen sie in ihrer Muttersprache für ihre Gesundheit oder den Umgang und am Arbeitsplatz fördern“, „Den Um- gang mit Gesundheitsinformationen in den Medien erleichtern“, „die Navigation im Gesundheitssystem erleichtern“, „Ge- „Wir haben sundheitsinformationen nutzerfreundlich dicke Bretter zu gestalten“, „die Partizipation von Patien- bohren. Da darf sich ten erleichtern“, „Fähigkeit zum Selbst- management von Menschen mit chroni- niemand vom Acker schen Erkrankungen und ihren Familien machen.“ fördern“. Im Leitfaden zeigen zudem Beispiele guter Praxis, wie sich Gesund- heitskompetenz im Alltag fördern lässt. Hermann Gröhe nahm den Aktionsplan Leitfaden folgt auf Alarmzahlen. 15 Emp- als Schirmherr und fehlungen, das klingt zunächst nicht viel. geschäftsführender Doch verwies der Schirmherr des Akti- Gesundheitsminister onsplans und geschäftsführende Bundes- entgegen. gesundheitsminister Hermann Gröhe bei der Übergabe in Berlin darauf, welche „dicken Bretter“ es zu bohren gelte, um sie umzusetzen. Angesichts der alarmie- renden Zahlen in Sachen Gesundheits- kompetenz ließ er jedoch keinen Zweifel daran, dass „die Empfehlungen nottun“. zur Verfügung. Weil Bens Oma kürzlich mit Erkrankungen besser für sich zu Deshalb dürfe sich nun auch „niemand eine Alzheimer-Diagnose bekam, sucht nutzen. Aus Sicht von Doris Schaeffer, vom Acker machen“, sagte er bei dem sie in ihrem Stadtteil eine Beratungsstel- Klaus Hurrelmann, Ullrich Bauer und Symposium. le auf. Dort erfährt sie nicht nur, wo sie Kai Kolpatzik ist es höchste Zeit, dass Die alarmierenden Zahlen hatten für qualitätsgesicherte und unabhängige Politik und Praxis ihre Verantwortung die Gesundheitswissenschaftler Doris Informationen findet, sondern auch, dafür wahrnehmen und jeder in seinem Schaeffer, Klaus Hurrelmann und Ullrich welche Unterstützungsangebote es in der Bereich die richtigen Stellschrauben Bauer sowie den Leiter der Abteilung Nachbarschaft gibt und wie sie Kontakt dreht. Mit dem Nationalen Aktionsplan Prävention beim AOK-Bundesverband, Foto: Anita Back zur Selbsthilfegruppe in ihrem Viertel Gesundheitskompetenz (NAP) erarbei- Kai Kolpatzik, den Anstoß gegeben, den aufnehmen kann. Ihr Hausarzt bespricht teten die vier Gesundheitsexperten des- NAP auf den Weg zu bringen: Eine Stu- mit ihr anstehende Untersuchungen und halb gemeinsam mit einem guten Dut- die hatte 2016 ergeben, dass mehr als die 12 Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang
Hälfte der Menschen in Deutschland Aufgaben sind klar. Orientieren, über- Schwierigkeiten haben, Gesundheits Nur setzen, beraten: So uneins Ärzte, Kran- informationen zu finden, zu bewerten, sieben Prozent kenkassen und Apotheker sonst sind, so zu verstehen und für sich und ihre Ge- der Menschen in einig waren sich die Interessenvertreter sundheit umzusetzen. Besonderer Hand- Deutschland verfügen nun darüber, dass hier ihre gemeinsamen über eine sehr gute, lungsbedarf besteht demnach in den 38 Prozent über eine Aufgaben liegen, um die Gesundheits Bereichen Krankheitsversorgung, Prä- ausreichende kompetenz zu stärken. Bundesärztekam- vention und Gesundheitsförderung. Ge- Gesundheitskompetenz. mer-Präsident Frank Ulrich Montgome- sundheitskompetenz ist also mehr als ry betonte die Rolle von sprechender reines Wissen. Vielmehr geht es darum, Medizin und besserer Zusammenarbeit Angebote zu schaffen und Strukturen zu Drei bis der Gesundheitsprofessionen. Die Ge- fünf Prozent der verankern, die es Menschen möglichst Gesundheitskosten ließen schäftsführerin bei der Bundesvereini- leicht machen, für sich passende Infor- sich laut Weltgesundheits gung Deutscher Apothekerverbände, mationen zu finden, zu filtern und so organisation durch eine Christiane Eckert-Lill, beteuerte, Bera- kompetentere Gesundheitsentscheidun- bessere Gesundheitskompetenz tungsangebote von Krankenkassen und gen treffen zu können. einsparen. Für Deutschland Kommunen seien keine Konkurrenz. Der wären das über zehn Milliarden Euro. Präsident des Deutschen Pflegerats, Franz Aktionsplan geht alle an. Die Vielfalt der Wagner, betrachtete es angesichts belas- im NAP angesprochenen Arbeitsfelder teter Pflegekräfte als Aufgabe, den Fokus spiegelte sich in der Zusammensetzung Etwa „ein Stück weit nach innen“ zu richten. der Podien des Symposiums: Weit mehr jeder dritte der Für chronisch kranke Menschen sei der als ein Dutzend Gesundheitsexperten 35 Mitgliedsstaaten Plan wichtig, weil sie „besonders intensiv“ Quellen: Schaeffer et. al., WHO, OECD erläuterten den 250 Gästen, welche Auf- der Organisation für wirt mit gesundheitsbezogenen Entscheidun- schaftliche Zusammenarbeit gaben sie aus dem Plan ableiten. Ärzte und Entwicklung (OECD) gen zu tun hätten, sagte der Bundesge- und Apotheker waren ebenso vertreten hat bereits Aktionspläne schäftsführer der Bundesarbeitsgemein- wie Pflege, Krankenkassen und Selbst- erstellt oder arbeitet schaft Selbsthilfe, Martin Danner. hilfe, Verbraucher- und Arbeitsschützer, daran. Bildungs- und Ernährungsexperten. Messbare Erfolge anstreben. Auf den Die Hamburger Gesundheitssenatorin Koalitionsvertrag und die damit verbun- Cornelia Prüfer-Storcks etwa betrachtete denen Chancen für eine bessere Gesund- es als eine der Aufgaben, besonders schwer heitskompetenz blickten die Teilnehmer erreichbare Menschen zu erreichen, zum je nach Funktion und politischer Position Beispiel mit Migrationshintergrund. Jeder muss vor Ort ansetzen. Vernetzung naturgemäß skeptisch bis erwartungs- „Wenn Menschen nicht nur Gesundheits- statt Alleingang, dauerhaftes Engage- froh. Unabhängig davon gab Gesund- kompetenz, sondern auch Gesundheits- ment statt Projektitis, nutzerfreundliche heitsexpertin Ilona Kickbusch, die das system-Kompetenz haben sollen, müssen Angebote statt Elfenbeinturm-Aktionen: Symposium gemeinsam mit dem Kaba- wir das System verändern.“ Die Teilnehmer der Podiumsrunden wa- rettisten Eckart von Hirschhausen mo- Aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden ren sich einig, dass dies zentrale Erfolgs- derierte, ein konkretes Ziel als Gradmes- des AOK-Bundesverbandes, Martin kriterien für den Aktionsplan sind. Die ser für den Erfolg aus: Alle sollen gemein- Litsch, darf Gesundheitskompetenz kein Präsidentin der Bundesanstalt für Ar- sam dafür sorgen, dass sich die Gesund- „Etikett“ sein, sondern muss „strukturell beitsschutz und Arbeitsmedizin, Isabel heitskompetenz künftig jedes Jahr um verankert“ und als Querschnittsaufgabe Rothe, hält „niedrigschwellige Angebote“ ein Prozent verbessert. √ aller Ministerien und gleichzeitig von für kleine und mittlere Betriebe für not- Ländern und Kommunen verstanden wendig und wünschte sich für die Um- werden. Die AOK-Angebote von Fakten- setzung des Plans „einen straffen Zeitho- Lese- und Webtipps boxen bis zu Online-Navigatoren seien rizont“. Die Leiterin der Bundeszentrale gut aber auch noch ausbaufähig. „Wir für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), • S chaeffer, D./Hurrelmann, K./ Bauer, U./ müssen die Menschen noch stärker in Heidrun Thaiss, will „abchecken, wo wir Kolpatzik, K. (Hrsg.): Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz. Die Gesundheits- ihrer jeweiligen Lebenssituation errei- an bestehende Projekte andocken kön- kompetenz in Deutschland stärken. Berlin: chen“, sagte Litsch. Der Bundesverband nen“. Die Abteilungsleiterin am Landes- KomPart 2018. Zum Download unter www. förderte den Nationalen Aktionsplan institut für Lehrerbildung und Schulent- nap-gesundheitskompetenz.de finanziell ebenso wie die Robert Bosch wicklung, Beate Proll, und die Leiterin • S chaeffer, D./ Hurrelmann, K./ Bauer, U./ Stiftung. Deren stellvertretende Vorsit- des Bundeszentrums für Ernährung, Kolpatzik, K.: Wissen nach Plan. In: G+G zende der Geschäftsführung, Uta-Micae- Margareta Büning-Fesel, sahen einige 2/2018, S. 21 – 25 la Dürig, zeigte sich überzeugt, eine grö- Punkte im NAP aber auch skeptisch. Die • Schaeffer, D./Vogt, D./Berens, E.-M./Hurrel- ßere Gesundheitskompetenz leiste „einen Autoren gaben ihnen mit auf den Weg, mann, K.: Gesundheitskompetenz der Bevöl- Beitrag zu mehr Teilhabe und indirekt zu in ihren Bereichen individuell passende kerung in Deutschland. Ergebnisbericht 2016 mehr Versorgungsgerechtigkeit“. Lösungsansätze zu entwickeln. Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang 13
VERBÄNDE Magazin Gemeinsame digitale Sache Es ist eine Premiere: Zum ersten Mal ziehen sechs Verbände und Organisationen beim Thema E-Health an einem Strang. Ziel ist eine schlüssige Agenda für die Digitalisierung des Gesundheitswesens. Von Hans-Bernhard Henkel-Hoving Einzelinteressen zu verfolgen, ist im gen die Verfasserinnen und Verfasser der und Ländern eine flächendeckende Breit- Gesundheitswesen gang und gäbe. Umso gemeinsamen Erklärung auf mehr Mit- bandverkabelung sicherzustellen, nicht bemerkenswerter ist es deshalb, dass jetzt sprache – hier sei „eine wesentlich stärke- zuletzt, um in strukturschwachen Regi- erstmals sechs zum Teil sehr unterschied- re Beteiligung von Medizin-Informati- onen die Gesundheitsversorgung „lang- liche Organisationen beim Thema elek- kern aus Wissenschaft und Praxis erfor- fristig auch mithilfe von E-Health-An- tronische Vernetzung gemeinsame Sache derlich.“ wendungen“ aufrecht zu erhalten. Um machen und sich auf „Eckpfeiler für eine Gesundheitsprofis und Patienten den digitale Transformation des deutschen Alle Gesundheitsberufe einbeziehen. Umgang mit digitalen Anwendungen zu Gesundheitswesens“ verständigt haben. Wichtig ist den Organisationen und Ver- erleichtern, plädieren die sechs Organi- Mit von der Partie sind sehr bekannte bänden darüber hinaus, alle Gesund sationen und Verbände für einen Ausbau Namen und etwas weniger geläufige heitsberufe – und nicht nur die Ärzte- der „Digital Health Literacy“ sowie ent- Abkürzungen: Neben dem Aktionsbünd- schaft – in die Digitalisierung des Ge- sprechende Bildungsangebote. Sinnvoll nis Patientensicherheit (APS), dem Bun- sei zudem, Patienten eine freiwillige Spen- desverband Managed Care e.V. (BMC), de ihrer Daten für die Versorgungsfor- dem Deutschen Netzwerk Versorgungs- Die Digitalisierung schung zu ermöglichen. forschung (DNVF) und der Gesellschaft für Recht und Politik im Gesundheits- ist für Leistungserbringer Drei Ministerien gefragt. Unterm Strich wesen (GRPG) haben sich auch der Ver- Pflicht, für Patienten appellieren die Sechs an die Politik, „im band digitale Gesundheit e.V. (VdigG) Diskurs mit den Akteuren im Gesund- und der Bund zur Verbreitung digitaler ist sie freiwillig. heitswesen und den Bürgerinnen und Innovationen im Gesundheitswesen e.V. Bürgern eine inhaltlich schlüssige Agen- (BVdIG) beteiligt – überschlägig gerech- da für die Digitalisierung des deutschen net dürften den beteiligten Organisatio- sundheitswesens einzubeziehen. Darum Gesundheitswesens zu erarbeiten und nen mehrere hundert Institutionen und seien in die technischen Strukturen der diese konsequent umzusetzen.“ Insbeson- Einzelpersonen angehören. elektronischen Gesundheitskarte ver- dere die drei Bundesministerien für Ge- bindlich „praxisrelevante und intersek- sundheit, Wirtschaft sowie Bildung und Fernbehandlungsverbot lockern. Doch torale Schnittstellenlösungen“ zu integ- Forschung seien hier gefordert – eine die gemeinsame Erklärung der Sechs hat rieren, die zum Beispiel auch die Bereiche schöne Aufgabe für den neuen Bundes- nicht nur aufgrund der schieren Menge Apotheken, Pflege, Reha und Heilmittel gesundheitsminister Jens Spahn und die der vertretenen Interessen Gewicht. Die umfassen. Konsequenterweise folgern die Große Koalition. √ Eckpfeiler lassen ebenso wegen ihrer In- Verbände: „Die Digitalisierung ist für die halte aufhorchen. So plädieren die Ver- Leistungserbringer Pflicht.“ In die digi- Fortsetzung folgt bände und Organisationen nicht nur für tale Obligo nehmen sie zugleich alle öf- eine bundesweit einheitliche Lockerung fentlichen und privaten Kostenträger – Die Diskussion über eine digitale Agenda ist des Fernbehandlungsverbotes für Ärzte einschließlich der Beihilfestellen und der mit der gemeinsamen Erklärung der sechs und andere Berufsgruppen: „Hier sollte gesetzlichen Unfallversicherung. Verbände und Organisationen nicht zu Ende: der nächste Ärztetag ein Zeichen setzen!“ Beim 5. Gevko-Symposium am 11. und 12. APS, BMC und Co. machen sich auch Digital Literacy fördern. Für die Patien- September 2018 in Berlin können sich Inte- für ein „dauerhaftes und angemessenes tinnen und Patienten hingegen müsse die ressierte in den Diskurs einbringen. Mehr Innovationsbudget für digitale Versor- Nutzung digitaler Gesundheitsangebote Infos und Anmeldung unter www.gevko.de gungsmodelle“ stark, nicht zuletzt, um und -strukturen freiwillig bleiben, das Der vollständige Text der Eckpfeiler für solche Angebote ausreichend evaluieren informationelle Selbstbestimmungsrecht eine digitale Transformation des deutschen Gesundheitswesens findet sich als PDF zum zu können. Gegenüber dem Innovations- dürfe „nicht aufgeweicht“ werden. Um Download auf den Websites der sechs betei- ausschuss des Gemeinsamen Bundesaus- die Chancen der Digitalisierung tatsäch- ligten Verbände und Organisationen. schusses und dessen Expertenbeirat drän- lich nutzen zu können, sei indes von Bund 14 Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang
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