Wie Schwarz-Rot punkten will Gesundheit und Pflege

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Wie Schwarz-Rot punkten will Gesundheit und Pflege
Das AOK-Forum für Politik, Praxis und Wissenschaft
                                            			                     Ausgabe 3/2018, 21. Jahrgang

                                                                                 VOLKSENTSCHEID
                                                                                   Was den Bürgern
                                                                                  ihre Klinik wert ist

                                                                                     INNOVATION
                                                                                Was Roboter in der
                                                                                    Pflege leisten

           serumfrage:
    G+G-Le o richtig?
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     Wie Schwarz-Rot
     punkten will
                                                               Gesundheit und Pflege
                                                               im Koalitionsvertrag –
                                                               eine kritische Analyse

           G+G-STUDIENREISE: „Pflege in Skandinavien“ · Infos unter www.kompart.de
Wie Schwarz-Rot punkten will Gesundheit und Pflege
Die Pressestellen der AOK

    Gesundheit ist unser
    Thema!  www.aok-presse.de                                              Unter
                                                                           ■
                                                                               zur gesetzlichen Krankenversicherung,
                                                                                                                                    bieten wir Ihnen:
                                                                               aktuelle Infos und Nachrichten sowie Zahlen und Fakten

                                                                           ■   den AOK-Medienservice (ams) mit gesundheitspolitischen
                                                                               und verbraucherorientierten Informationen.

A O K- B U N D E S V E R B A N D                                                      Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin                Tel. 0 30/3 46 46-2309
Pressesprecher: Dr. Kai Behrens                                                       kai.behrens@bv.aok.de                                   0 30/3 46 46-2655
Pressereferent: Michael Bernatek                                                      michael.bernatek@bv.aok.de                              0 30/3 46 46-2298
Pressereferentin: Christine Göpner-Reinecke                                           christine.goepner-reinecke@bv.aok.de                    0 30/3 46 46-2467
Pressereferent: Peter Willenborg                                                      peter.willenborg@bv.aok.de                         Fax: 0 30/3 46 46-2507

AOK BADEN-WÜRT TEMBERG
                                                                                      Presselstraße 19, 70191 Stuttgart                  Tel. 07 11/25 93-231
Hauptverwaltung
                                                                                      presse@bw.aok.de                                   Fax: 07 11/25 93-100
Pressesprecher: Kurt Wesselsky

A O K B AY E R N – D I E G E S U N D H E I T S K A S S E
                                                                                      Carl-Wery-Straße 28, 81739 München                 Tel. 0 89/6 27 30-226
Zentrale
                                                                                      presse@by.aok.de                                   Fax: 0 89/6 27 30-650099
Pressesprecher: Michael Leonhart

AOK BREMEN/BREMERHAVEN                                                                Bürgermeister-Smidt-Straße 95, 28195 Bremen        Tel. 04 21/17 61-549
Pressesprecher: Jörn Hons                                                             joern.hons@hb.aok.de                               Fax: 04 21/17 61-91540

AOK – DIE GESUNDHEITSKASSE IN HESSEN
                                                                                      Basler Straße 2, 61352 Bad Homburg v.d.H.          Tel. 0 61 72/2 72-161
Direktion
                                                                                      ralf.metzger@he.aok.de                             Fax: 0 61 72/2 72-139
Pressesprecher: Ralf Metzger

AOK – DIE GESUNDHEITSKASSE FÜR NIEDERSACHSEN
                                                                                      Hildesheimer Straße 273, 30519 Hannover            Tel. 05 11/87 01-10123
Direktion
                                                                                      carsten.sievers@nds.aok.de                         Fax: 05 11/2 85-331 0123
Pressesprecher: Carsten Sievers

AOK NORDOST – DIE GESUNDHEITSKASSE                                                    Wilhelmstraße 1                                    Tel. 0800/265 080-22202
Pressesprecher (komm.): Matthias Gabriel                                              10963 Berlin                                       Fax: 0800/265 080-22926
                                                                                      presse@nordost.aok.de

                                                                                      Kopenhagener Straße 1, 44269 Dortmund              Tel. 02 31/41 93-10145
                                                                                      presse@nw.aok.de
AOK NORDWEST – DIE GESUNDHEITSKASSE
Pressesprecher: Jens Kuschel
                                                                                      Edisonstraße 70, 24145 Kiel                        Tel. 04 31/6 05-211 71
                                                                                      presse@nw.aok.de

                                                                                      Kasernenstraße 61                                  Tel. 02 11/87 91-1038
AOK RHEINLAND/HAMBURG – DIE GESUNDHEITSKASSE
                                                                                      40213 Düsseldorf                                   Fax: 02 11/87 91-1145
Pressesprecherin: Dr. Ellen von Itter
                                                                                      ellen.vonitter@rh.aok.de

                                                                                      Virchowstraße 30                                   Tel. 0 63 51/4 03-419
AOK RHEINLAND-PFALZ/SAARLAND – DIE GESUNDHEITSKASSE
                                                                                      67304 Eisenberg/Pfalz                              Fax: 0 63 51/4 03-701
Pressereferent: Jan Rößler
                                                                                      jan.roessler@rps.aok.de

                                                                                      Sternplatz 7                                       Tel. 0800/1 05 90-1 1144
AOK PLUS – DIE GESUNDHEITSKASSE FÜR SACHSEN UND THÜRINGEN
                                                                                      01067 Dresden                                      Fax: 0800/1 05 90 02-104
Pressesprecherin: Hannelore Strobel
                                                                                      presse@plus.aok.de

                                                                                      Lüneburger Straße 4
A O K S A C H S E N - A N H A LT – D I E G E S U N D H E I T S K A S S E                                                                 Tel. 03 91/28 78-44422
                                                                                      39106 Magdeburg
Pressesprecherin: Anna-Kristina Mahler                                                                                                   Fax: 03 91/28 78-44576
                                                                                      presse@san.aok.de

                                                                                    www.aok-presse.de
Wie Schwarz-Rot punkten will Gesundheit und Pflege
Einwurf
             Beim Fleisch ist weniger mehr
             Wenn wir seltener Steak, Schnitzel oder Wurst essen, profitieren Gesundheit,
             Umwelt und Klima, meint Hubert Weiger. Der Naturschützer fordert politische
             Strategien für einen ökologischen Wandel in der Tierhaltung.

             Die Bundesbürger verzehren pro Kopf und Jahr Vorschrift ist, sollte es verpflichtend für andere
             durchschnittlich etwa 60 Kilogramm Fleisch. Die tierische Produkte geben.
             Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt             Immer mehr Menschen ernähren sich bereits
             hingegen, Fleisch in Maßen zu essen – zwischen 300 vegetarisch oder vegan, essen also kein Fleisch oder
             und 600 Gramm pro Woche, also maximal rund gar keine tierischen Lebensmittel. Rund zwölf Pro-
             30 Kilogramm im Jahr. Niemand lässt sich gerne zent der Bundesbürger sind Flexitarier – bei ihnen
             vorschreiben, was auf dem Teller landet. Dennoch: kommen Fleisch und Wurstwaren nur gelegentlich
             Wenn wir weniger Fleisch essen, schützen wir Ge- auf den Tisch. Die Ernährungsindustrie bereitet sich
             sundheit, Umwelt und Klima.                            auf einen geringeren Fleischkonsum vor und setzt
                Für kein Gut der Welt wird so viel Land benötigt auf vegetarische und vegane Produkte. Doch indus-
             wie für die Herstellung von tieri-                                        triell hochverarbeitete und impor-
             schen Produkten wie Fleisch. Ob-                                          tierte Produkte sind nicht notwen-
             wohl tierische Produkte nur 17            Rund zwölf Prozent              dig für eine ausgewogene fleisch-
             Prozent des globalen Kalorienbe-                                          freie Ernährung. Vielmehr sollten
             darfs decken, beansprucht ihre
                                                       der Bundesbürger                die Produkte ökologisch und sozi-
             Produktion 77 Prozent des gesam-                 essen nur                al verträglich in der Region produ-
             ten Agrarlandes. Die Flächen wer-        gelegentlich Fleisch. ziert werden. Die Alternativen sind
             den stetig ausgeweitet. Folgen der                                        beispielsweise Kartoffeln, Hülsen-
             intensiven Tierhaltung sind vieler-                                       früchte und Getreideprodukte.
             orts steigende Nitratwerte im Grundwasser. Außer- Informationskampagnen wirken bei Ernährungs-
             dem können antibiotikaresistente Keime in die themen nur langsam und sind abhängig vom medi-
             Umwelt gelangen. So fanden Wissenschaftler kürz- alen Druck, der Kreativität und der Überzeugungs-
             lich in niedersächsischen Gewässern Bakterien, die kraft der Argumente. So ist beispielsweise rund zwei         Prof. Dr. Hubert Weiger, geboren
             sogar gegen das für den Menschen wichtige Reser- Dritteln der Verbraucherinnen und Verbraucher der              1947, ist seit 2002 Vorsitzender
             veantibiotikum Colistin resistent sind. Colistin wird Zusammenhang zwischen dem Konsum tierischer               des BUND Naturschutz in Bayern
             insbesondere in der industriellen Geflügelmast in Lebensmittel und dem Klimaschutz nicht bewusst.               und seit 2007 Vorsitzender des
             großen Mengen eingesetzt.                              Gefragt nach Maßnahmen zum Klimaschutz bei               Bundes für Umwelt und Naturschutz
                Wenn wir Fleisch essen, dann sollten die Tiere der eigenen Ernährung nennen nur 36 Prozent eine              Deutschland (BUND). Der Forstwis-
             aus besserer Haltung kommen, am besten von der Reduktion des Fleischkonsums.                                    senschaftler lehrte an den Universi-
             Weide. Rinder, Schafe und Ziegen fressen Gras und         Die zivilgesellschaftlichen Initiativen zur Ver-      täten Kassel und München das
             verwandeln es in die wertvollen Lebensmittel Milch ringerung des Fleischverzehrs sind zwar wichtig,             Fach Naturschutz. Hubert Weiger ist
             und Fleisch. Außerdem ist Grünland ein klimawirk- können aber staatliches Handeln nicht ersetzen. Ein           Mitglied des Obersten Naturschutz-
             samer Kohlenstoffspeicher. Eine nachhaltige Be- ökologischer Wandel in der Tierhaltung ist nur mit              beirates beim Bayerischen Staats-
             weidung fördert die Humusbildung. Jede Tonne neuen politischen Strategien und einem geschärften                 ministerium für Umwelt, Gesundheit
             zusätzlicher Humus im Boden entlastet die Atmo- Bewusstsein bei Verbrauchern möglich. Abgesehen                 und Verbraucherschutz. Er gehört
             sphäre um mehr als 1,8 Tonnen CO2. Außerdem von Ankündigungen hat die verantwortliche Politik                   seit 2004 dem Rundfunkrat des
             benötigt die ökologische Landwirtschaft die Aus- wenig getan, um die Bedingungen in der Nutztier-               Bayerischen Rundfunks an und ist
             scheidungen der Tiere, um die Pflanzen zu düngen. haltung zu verbessern.                                        Mitheraus­geber der Zeitschrift
                Leider können Verbraucherinnen und Verbrau-            Saubere Gewässer und gesunde Böden kann es            movum. Weiger lebt mit seiner
             cher abgesehen von Bioprodukten nicht erkennen, nur geben, wenn die Politik die Tierhaltung wieder              Frau in Fürth und hat zwei Kinder.
             aus welcher Haltung tierische Lebensmittel stam- an die Fläche bindet. Die Bundesregierung muss eine
             men. Der Bund für Umwelt und Naturschutz staatliche Haltungskennzeichnung einführen. Ein                        Kontakt:
Foto: BUND

             Deutschland setzt sich deshalb für mehr Transpa- freiwilliges Tierwohllabel mit laschen Anforderungen           www.bund.net > über uns
             renz ein. Eine Kennzeichnung, wie sie für Eier bereits reicht für eine echte Trendwende nicht aus. √

             Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang                                                                                                               3
Wie Schwarz-Rot punkten will Gesundheit und Pflege
Editorial
Fibel für Reformer
                       Jetzt haben wir es schwarz auf weiß:                                       M AGAZI N
                       Hermann Gröhe war Deutschlands
                       fleißigster Gesundheitsminister. Bele-
                       gen lässt sich das mit der druckfrischen                                   12   KOMPETENZ GEHT NUR GEMEINSAM
                       „Reformfibel 2.0“ aus dem KomPart-                                              Der Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz
                       Verlag. Denn von den 184 Seiten, die                                            liegt vor. Nun machen sich viele Verantwortliche in
                       das „Handbuch der Gesundheitsrefor-
                                                                                                       Politik und Praxis daran, ihn in die Tat umzusetzen.
                                                                                                       Von Karola Schulte
                       men“ umfasst, widmen sich 70 Seiten
H.-B. Henkel-Hoving,
Chefredakteur
                       allein den Gesetzeswerken, die unter                                       14   GEMEINSAME DIGITALE SACHE
                       der Regie des Christdemokraten ent-                                             Premiere: Beim Thema E-Health ziehen erstmals sechs
standen sind. Alle seine Vorgänger waren zumindest in                                                  Verbände und Organisationen an einem Strang. Ihr
quantitativer Hinsicht weniger produktiv.                                                              Ziel: eine schlüssige Agenda für die Digitalisierung.
    Doch mit der Reformfibel 2.0 lassen sich nicht nur Rekord­                                         Von Hans-Bernhard Henkel-Hoving
halter ermitteln und Stammtischwetten gewinnen – oder
wissen Sie noch, wann das Krankenhaus-Notopfer eingeführt                                         15   KRAFTAKT FÜR DIE PFLEGE
und wann es wieder abgeschafft wurde? Die Neuauflage der                                               Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff erfasst den Hilfe­
Reformfibel ist vor allem ein prakti-                                                                  bedarf besser. Dieses Fazit zieht der Medizinische
sches Nachschlagewerk, das stichwort-                                                                  Dienst der Krankenversicherung nach gut einem Jahr.
                                                                                                       Von Thomas Hommel
artig die Inhalte von mehr als 40 wich-
tigen Gesundheitsgesetzen zusammen-
                                                                                                  16   VORBILD FÜR VERNETZTE VERSORGUNG
fasst – vom Gesundheitsreformgesetz                                                                    Eine aktuelle Studie zeigt: Die Disease-Management-
im Jahr 1989 bis zum Heil- und                                                                         Programme für chronisch Kranke tragen schon heute
Hilfsmittel-Versorgungsgesetz 2017.                                                                    zur sektorenübergreifenden Versorgung bei.
    Darüber hinaus zeichnen Hinter-            KomPart-Verlag(Hrsg.)
                                              KomPart-Verlag   (Hrsg.)                                 Von Anja Schramm
grundtexte Legislaturperiode für                   Reformfibel2.0
                                               Die Reformfibel
                                               Die                2.0
Legislaturperiode ein prägnantes Bild
                                              Handbuchder
                                              Handbuch derGesundheitsreformen
                                                           Gesundheitsreformen    bis Ende
                                                                              bis Ende 20172017
                                                                                                  18   UNABHÄNGIGE BEWERTUNG HAT VORRANG
von der jeweiligen gesundheitspoliti-                                                                  Brüssel will die Bewertung von Arzneimitteln und
schen Bühne. So lassen sich Fakten                                                                     Medizinprodukten vereinheitlichen. Kritiker
schnell erfassen und Entwicklungs­ 30 Jahre Gesundheitspolitik                                         befürchten den Verlust nationaler Qualitätsstandards.
                                                                                                       Von Thomas Rottschäfer
linien besser nachvollziehen. Histori- auf 184 Seiten: Die Reform­
sche Karikaturen von Horst Haitzin- fibel 2.0 ist ein kompaktes
                                                                                                  19   „MISTEN SIE IHR HANDY AUS“
ger runden das Nachschlagewerk aus Nachschlagewerk. Mehr                                               Fast Nonstop checken Menschen ihr Smartphone und
                                           Infos auf der letzten Seite
der Feder von Hartmut Reiners und dieser Ausgabe.                                                      erfüllen damit ihr Bedürfnis nach sozialer Verbunden-
Otmar Müller ab.                                                                                       heit. Gleichzeitig laufen sie Gefahr, süchtig zu werden,
    Neugierig geworden? Sie können die Reformfibel 2.0                                                 warnt die Literaturwissenschaftlerin Daniela Otto.
unter www.kompart.de/shop bestellen. Oder Sie machen bei
der G+G-Leserumfrage zum Koalitionsvertrag von Union und
SPD mit und gewinnen eine von 20 Ausgaben. Unseren Frage­
bogen finden Sie in diesem Heft und selbstverständlich
unter www.kompart.de.

   Viel Glück wünscht Ihnen

                 henkelhoving@kompart.de
Wie Schwarz-Rot punkten will Gesundheit und Pflege
TIT EL

                                                                                                                             20   WIE SCHWARZ-ROT PUNKTEN WILL
                                                                                                                                  E-Health, Notfallversorgung, Pflegestellen – der
                                                                                                                                  schwarz-rote Koalitionsvertrag enthält manch gute
                                                                                                                                  Reformansätze – nicht aber beim Wettbewerb.
                                                                                                                                                                                            20
                                                                                                                                  Von Kai Senf                                             Bestandsaufnahme: Welche Plus- und Minuspunkte
                                                                                                                                                                                           der schwarz-rote Koalitionsvertrag hat

                                                                                                                             THEM EN

                                                                                                                             28   EIN RÖCKCHEN FÜR EMMA
                                                                                                                                  In einer Kieler Demenz-WG sorgt Roboter Emma für
                                                                                                                                  Schwung. Der Hightech-Helfer unterstützt die Betreuer,
                                                                                                                                  ist aber kein Ersatz für menschliche Zuwendung.
                                                                                                                                  Von Bärbel Triller

                                                                                                                             34   BARES NACH DEM BÜRGERVOTUM
                                                                                                                                  Manches Krankenhaus überlebt nur, weil Bürger für

                                                                                                                                                                                            28
                                                                                                                                  den Fortbestand stimmen. Müssten sie für den Erhalt
                                                                                                                                  zahlen, könnte ihr Votum anders ausfallen.
                                                                                                                                  Von Andreas Beivers und Lilia Waehlert

                                                                                                                                                                                           Hightech: Welche Rolle Roboter wie Emma
Titel: istockphoto/Visual_Intermezzo; Fotos: istockphoto/Visual_Intermezzo, Carsten Rehder/dpa; Illustration: Oliver Weiss

                                                                                                                                                                                           in der Pflege spielen können

                                                                                                                             RUB R IK EN

                                                                                                                                   9 Rundruf Update fürs Gesundheitswissen
                                                                                                                                  11 Kommentar Ungedeckte Schecks
                                                                                                                                  42 Recht Arzt muss umfassend aufklären
                                                                                                                                  44 AOK-Notizen Aktuelles aus Bund und Ländern

                                                                                                                                                                                            34
                                                                                                                                  46 Service Bücher, Termine und mehr
                                                                                                                                  48 Debatte Mehr Anerkennung für Organspender
                                                                                                                                  49 Nachlese Briefe an die Redaktion
                                                                                                                                  49 Impressum Wer steckt hinter G+G?
                                                                                                                                                                                           Analyse: Was bei Bürgerentscheiden über
                                                                                                                                  50 Letzte Seite BECKs Betrachtungen                      Klinikstandorte fehlt
Wie Schwarz-Rot punkten will Gesundheit und Pflege
Spektrum
           STUDIE
           Büro statt
           Arztbesuch
           Zur Arbeit gehen trotz einer
           Krankheit ist in Deutschland
           ein weit verbreitetes Phäno-
           men. So geben laut einer
           ­A nalyse für den Index „Gute
            Arbeit“ des Deutschen Ge-
            werkschaftsbundes (DGB)
            mehr als zwei Drittel der be-
            fragten Beschäftigten (67 Pro-
            zent) an, dass sie in den zwölf
            Monaten vor der Befragung
            mindestens einmal krank zur
            Arbeit gegangen sind. Etwa
            jeder zweite arbeitete eine
            Woche oder mehr, obwohl er        Präsentismus: Etwa zwei Drittel der Arbeitnehmer in Deutschland gehen auch krank zur Arbeit.
            sich gesundheitlich angeschla-
            gen fühlte. Einer früheren Be-
            fragung zufolge ist der „Prä-     Charité. Narzissmus bezeich-            MEDIZIN                              im Bundesarztregister hinter-
            sentismus“ häufig eng verbun-     net eine übersteigerte Selbst-          Neue Anreize                         legten Adressdaten der Haus-
            den mit der Sorge um den Ar-      liebe. Zu einem Krankheits-                                                  arztpraxen durch die Kassen-
            beitsplatz. Unter ­Präsentismus   bild wird das Phänomen
                                                                                      für Landärzte                        ärztliche Bundesvereinigung
            verstehen Arbeits­psychologen     dann, wenn der Betroffene               Die Bundesregierung will sich        habe derweil ergeben, dass auf
            und Arbeitsmediziner das          unter den Auswirkungen                  weiter um eine bessere ärztli-       einer Fläche von rund 10.000
            Verhalten von Arbeitneh-          ­leidet und Symptome einer              che Versorgung auf dem Land          Quadratkilometern rund
            mern, die trotz Krankheit am       narzisstischen Persönlich-             bemühen. Das Thema sei               173.000 Einwohner in
            Arbeitsplatz erscheinen.           keitsstörung entwickelt. Wie           auch in dieser Wahlperiode           Deutschland mehr als zehn
            Arbeits­verdichtung und hohe       Wissenschaftler um Professor           ein „Schwerpunkt“, heißt es          Kilometer vom nächsten
            psychische Arbeitsbelastungen      Dr. Stefan Röpke sowie                 in einer Antwort auf eine An-        Hausarzt entfernt wohnten.
            erhöhen die Wahrscheinlich-        Dr. Aline Vater von der                frage der FDP-Fraktion. Zu-          Davon betroffen seien neben
            keit, dass Beschäftigte krank      ­K linik für P     ­ sychiatrie und    letzt seien bereits mehrere Ini-     der Inselbevölkerung vor
            zur Arbeit gehen. Ist das           Psychotherapie am Charité-            tiativen ergriffen worden, um        allem dünn besiedelte Gebiete
            ­Betriebsklima dagegen gut,         Campus B        ­ enjamin Franklin    die medizinische Versorgung          in Mecklenburg-Vorpom-
             bleiben kranke Beschäftigte        zeigen konnten, hat das ge-           in ländlichen und struktur-          mern, Brandenburg, Thürin-
             eher zu Hause. Für den DGB-­       samtgesellschaftliche Umfeld          schwachen Regionen zu ver-           gen sowie im Grenzgebiet zu
             Index Gute Arbeit werden           Auswirkungen auf das Ent-             bessern, so etwa im Zuge des         Luxemburg und Österreich. √
             ­jedes Jahr bundesweit mehrere     stehen von Narzissmus. Für            GKV-Versorgungsstruktur­
              ­Tausend zufällig ausgewählte     ihre ­Untersuchung zogen die          gesetzes 2011 sowie des GKV-           MEHR INFOS:
               Beschäftigte befragt. √          ­Forscher Daten aus einer             Versorgungsstärkungsgesetzes           Bundestagsdrucksache
                                                 ­a nonymen Internetumfrage           2015. Eine Auswertung der              19/751
            MEHR INFOS:                           heran, an der sich mehr als
            www.dgb.de > Themen                   1.000 Bundesbürger beteilig-
                                                  ten. „Keinen Unterschied
                                                  ­sehen wir in der jungen Ge-         kurz & bündig
           PSYCHOLOGIE                             neration, die zum Zeitpunkt
           Westen anfälliger                       des Mauerfalls noch nicht           +++ DIABETES: Die Deutsche Diabetes Gesellschaft hat für einen
                                                                                       „Nationalen Diabetesplan“ geworben. Dieser sollte ein Diabetesregister
                                                   ­geboren oder noch nicht in
           für Narzissmus                           der Schule war und somit           mit flächendeckenden Patientendaten enthalten, um wirksame Präven-
           Menschen, die in den alten               ­unter gleichen westlichen         tionsstrategien zu entwickeln. +++ KRANKENVERSICHERUNG: Die
                                                                                       Zahl der Einzel- und Gruppenversicherungen in der privaten Kranken-
           Bundesländern aufgewachsen                ­Bedingungen aufgewachsen
                                                                                       versicherung ist seit 2010 leicht gesunken. Laut einer Antwort der
                                                                                                                                                                    Foto: istockphoto/Geber86

           sind, weisen höhere Narziss-               ist. Hier sind Narzissmus und
                                                                                       Bundes­regierung auf eine Anfrage der Linksfraktion ging die Zahl von
           mus-Werte auf als jene, die in             Selbstwert in Ost und West       rund 8,9 Millionen im Jahr 2010 auf 8,6 Millionen im Jahr 2016 zurück.
           den neuen Ländern soziali-                 gleich ausgeprägt“, betonte      Größtes Unternehmen ist die „Debeka“ mit rund 2,3 Millionen Verträgen,
           siert wurden. Das zeigen                   Charité-Wissenschaftlerin        kleinstes die „St. Martinus Kranken“ mit etwa 800 Verträgen.
           ­Untersuchungen der Berliner               Aline Vater. √

       6                                                                                                                               Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang
Wie Schwarz-Rot punkten will Gesundheit und Pflege
Foto: iStockphoto/adisa
           G+G-Studienreise

           Pflege in Skandinavien
          Selbstbewusste Pflegekräfte mit Hochschulabschluss, die im Team mit Ärzten und
          Therapeuten Patienten betreuen: Was in Deutschland noch die Ausnahme ist, ist in
          Skandinavien längst die Regel. Doch wie gelingt eine gute, interdisziplinäre Versor-
          gung im Alltag? Die G+G-Studienreise „Pflege in Skandinavien: interdisziplinär                                                            „Bei der Pflege in interdisziplinären
          versorgt besser!“ mit Unterstützung des Deutschen Pflegerates gibt Antworten.                                                                Teams hat Skandinavien die
             Vom 6. bis 8. Juni 2018 laden wir Sie ein, vor Ort in Malmö und Kopenhagen                                                              Nase vorn. Die G+G-Studienreise
          innovative Projekte kennenzulernen. Kommunale Gesundheitszentren, Palliativcare,                                                             bietet Einblicke in innovative
          Telemedizin, Notfallambulanzen – aus erster Hand erfahren die Teilnehmer mehr                                                               Projekte, die auch hierzulande
          darüber, welche Aufgaben Pflegekräfte hier übernehmen. Vorträge von einheimischen                                                                  passen können.“
          Experten zur Rolle der Pflege in Skandinavien insgesamt runden das Programm ab.
                                                                                                                                                    Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerates
             Für Nachfragen zur G+G-Studienreise steht Ihnen Karin Dobberschütz unter
          k.dobberschuetz@kompart.de gerne zur Verfügung.

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                            Ja, ich will teilnehmen:
           an der G+G-Studienreise nach Skandinavien vom 6. bis 8. Juni 2018 zum Preis von 1.395,- Euro
           pro Person und melde mich hiermit verbindlich an.
           (Die Zahl der Plätze ist begrenzt, Teilnahmebestätigung erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Im Reisepreis enthalten sind zwei Hotel-
           übernachtungen mit Frühstück, ein Mittag- und ein Abendessen, Bustransfers und Reiseunterlagen. Kosten für An- und Abreise fallen zusätzlich an.)

           Vorname Name                                                                                     Institution/Firma

           Rechnungsanschrift: Straße/Hausnummer                                                            PLZ/Ort

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           Bitte den ausgefüllten und unterschriebenen Anmeldecoupon per Fax (030/22011-105) oder als Scan per E-Mail (verlag@kompart.de) senden an:
           KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin.

          Veranstalter der G+G-Studienreise ist die KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin.
          Der Reisepreis ist 28 Tage vor Beginn der Reise gegen Rechnung fällig. Es gelten die AGB der KomPart für Studienreisen: www.kompart.de.
Wie Schwarz-Rot punkten will Gesundheit und Pflege
Spektrum
                    UMFRAGE                                                                                                   per alles zu geben“. Das
                    Informationsbedarf                    Zitat des Monats                                                    ­Thema des AOK-Sonderprei-
                                                                                                                               ses lautete „Ich komm’ nicht
                    zu Pflegeleistungen                                                                                        aus dem Katalog! – Zwischen
                    Ein Jahr nach der jüngsten             Blindtext
                                                           Viren sind dieist es wieRivalen
                                                                          einzigen    in derumElekt-
                                                                                               die                             ­Fitnesstrend und Körper-
                    Pflegereform fühlen sich               Herrschaft über unseren Planeten.                                    wahn“. Der AOK-Bundesver-
                    ­Betroffene und Angehörige             rizität.
                                                           Wir müssenWoaufesDraht
                                                                              Kontakt     gibt,
                                                                                   sein, um      gibt
                                                                                            mit ihnen                           band beteiligt sich seit Jahren
                     nicht gut über Leistungen der                                                                              mit einem Sonderpreis am
                     Pflegeversicherung infor-
                                                           es auch
                                                           Schritt    Spannung.
                                                                   zu halten.                                                   Schülerzeitungswettbewerb,
                     miert. Das geht aus einer             Professor Joshua Lederberg (1925–2008),                              der von der Jugendpresse
                                                           Pierre Mendès-France (1907–1982),  französischer Politiker
                     neuen Untersuchung des                US-amerikanischer Molekularbiologe                                   Deutschland und den
                     Zentrum für Qualität in der                                                                                ­Ländern getragen wird. √
                     Pflege (ZQP) hervor. Mit
                     Einführung der Pflegestär-        Wahrnehmung solcher und              NEUROPHYSIOLOGIE                   MEHR INFOS:
                     kungsgesetze hatte der Ge-        weiterer Veränderungen               Traumata erhöhen                   www.aok-bv.de >
                     setzgeber in der zurückliegen-    ­einschätzen zu können, be-                                             Pressemitteilungen
                     den Legislatur umfangreiche        fragte das ZQP mehr als 900
                                                                                            Krankheitsrisiko
                     Leistungsausweitungen be-          pflegende Angehörige im             Wer im Kindesalter schwere
                     schlossen. So wurden etwa          ­A lter von 40 bis 85 Jahren.       traumatische Erfahrungen          INSTITUT
                     das Pflegegeld sowie Pflege-        33 Prozent der Befragten           macht, der ist als Erwachse-      Gute Noten für
                     sachleistungen erhöht, ein          ­f ühlen sich über die Leistun-    ner anfälliger für Krank­
                     Entlastungsbetrag zur Unter-         gen der P   ­ flegeversicherung   heiten der Psyche, aber auch
                                                                                                                              Gesundheitsinfos
                     stützung im Alltag von 125           für die von ihnen versorgten      für Herz-Kreislauf-Erkran-        „Interessant“, „verständlich“,
                     Euro pro Monat für Pflege­           ­Pflegebedürftigen nicht sehr     kungen, gastrointestinale         „ansprechend“: Die neuen
                     bedürftige eingeführt, die zu         gut i­nformiert – bei den        ­Störungen, Diabetes mellitus     Poster und Flyer des Instituts
                     Hause versorgt werden, und            ­L eistungen für sich selbst      sowie Krebsleiden. Frühe         für Qualität und Wirtschaft-
                     Leistungen für Tages- und              sind es s­ ogar 44 Prozent. √    Stresssituationen könnten        lichkeit im Gesundheitswesen
                     Nachtpflege sowie für Ver-                                              ­Effekte auf das Gehirn, den     (IQWiG) kommen offenbar
                     hinderungs- und Kurzzeit-           MEHR INFOS:                          Stoffwechsel und das Im-        gut an. Das habe eine Befra-
                     pflege erweitert. Um die            www.zqp.de                           munsystem haben, die diese      gung von ­Testnutzern erge-
                                                                                              Erkrankungen begünstigen,       ben, teilte das Institut mit.
                                                                                              warnten Experten der            Positiv hervorge­hoben hätten
                                                                                              ­Deutschen Gesellschaft für     die Tester auch „die Kürze

   Köpfe und Karrieren                                                                         Klinische Neurophysiologie
                                                                                               und Funktionelle Bildgebung
                                                                                               (DGKN). √
                                                                                                                              der Gesundheitsinformatio-
                                                                                                                              nen, ihre Struktur und
                                                                                                                              ­Bebilderung“. Das IQWiG
                                                                                                                               hat die gesetzliche Aufgabe,
                     +++ MARTINA NIEMEYER, 51, ist vom Verwaltungsrat der                                                      evidenzbasierte und allge-
                     AOK Rheinland-Pfalz/Saarland zur neuen Vorstandsvor-                   NACHWUCHSTALENTE                   meinverständliche Gesund-
                     sitzenden der Gesundheitskasse gewählt worden. Die bis-                Schüler beleuchten                 heitsinformationen für alle
                     herige stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK                                                      Bürger zur Verfügung zu
                                                                                            Fitnesswahn

                                                                                                                                                                      Fotos: AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
                     NordWest wird Nachfolgerin von Dr. Irmgard Stippler,                                                      ­stellen. Vorrangiges Medium
                     die als Vorstandschefin zur AOK Bayern gewechselt ist.                 Mit ihrem Beitrag „Im Fit-          dafür ist die Website
                     Dr. Niemeyer hat sich in verschiedenen Schlüsselpositionen             nesswahn“ hat die Schüler­          ­gesundheitsinformation.de.
                     bei großen gesetzlichen Krankenkassen bewährt. Unter                   zeitung „jacobsblick“ der Ja-        „Doch mit einer Website
  anderem arbeitete die promovierte Astrophysikerin beim AOK-Bundesverband                  cob-Grimm-Schule in Kassel           ­a llein lassen sich nicht alle
  und beim Wissenschaftlichen Institut der AOK.                                             den Sonderpreis der AOK               Menschen erreichen“, sagte
                                                                                            beim Schülerzeitungswettbe-           Klaus Koch, Ressortleiter
  +++ INGEBORG KRÄGELOH-MANN, 64, Ärztliche Direktorin                                      werb 2017/2018 gewonnen.              Gesundheits­information
  der Tübinger Universitätsklinik für Kinder- und Jugend-                                   Der Beitrag beleuchte die ver-        beim IQWiG. Ergänzend
  medizin, hat die Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft                               schiedenen Facetten des aktu-         ­seien daher Poster und Flyer
  für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) übernommen. Ihr                                      ellen Optimierungswahns und            zu häufigen Gesundheitspro-
  Vorgänger, Professor Dr. Ertan Mayatepek aus Düsseldorf,                                  halte „den Spiegel vor“, so die        blemen – darunter Kopfläuse
  wird die wissenschaftliche Fachgesellschaft ein weiteres Jahr                             Jury. Die Redaktion des halb-          und Fieber bei Kindern –
  als Vizepräsident begleiten. Neuer DGKJ-Generalsekretär                                   jährlich erscheinenden „ja-            ­entwickelt worden. √
  ist Privat-Dozent Dr. Burkhard Rodeck, Chefarzt des Christ-                               cobsblick“ habe deutlich ge-
  lichen Kinderhospitals Osnabrück.                                                         macht, „was Menschen moti-         MEHR INFOS:
                                                                                            viert, für den perfekten Kör-      www.iqwig.de > Presse

         8                                                                                                                               Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang
Wie Schwarz-Rot punkten will Gesundheit und Pflege
PATIENTENSICHERHEIT                NORDRHEIN-WESTFALEN
                                                                                                                                                        Rundruf
                                                                                 Medikationsfehler                  Hausärzte bewerten
                                                                                 häufig vermeidbar                  Delegation positiv
                                                                                 Bundesweit sind jährlich           Zwei Drittel der Hausärzte in
                                                                                                                                                       Update fürs Gesundheitswissen
                                                                                 rund 250.000 Krankenhaus-          NRW bewerten die Möglich-          Sich bewusst ernähren, an der frischen Luft bewegen,
                                                                                 einweisungen auf vermeid­          keit, Tätigkeiten zu delegie-      ­Gesundheitsinformationen richtig deuten: Was lässt sich
                                                                                 bare Fehler bei der Medi­          ren, grundsätzlich positiv. Das     aus Ihrer Sicht für mehr Gesundheitskompetenz tun?
                                                                                 kation zurückzuführen. Das         geht aus einer Untersuchung
                                                                                 geht aus einer Antwort der         des Instituts für Allgemein-                          ANNELIE BUNTENBACH, Vorstandsmitglied des Deutschen Ge-
                                                                                 Bundesregierung auf eine           medizin der Charité Berlin                            werkschaftsbundes: Die Gesundheitskompetenz zu steigern
                                                                                 ­A nfrage der FDP-Fraktion         für das Landeszentrum Ge-                             heißt auch, die Arbeitsbedingungen und den Gesundheits-
                                                                                  hervor. Die Angaben stützen       sundheit NRW hervor. Vor-                             schutz in Betrieben, Unternehmen und Verwaltungen zu
                                                                                  sich ­auf vorliegende Unter­      teile sehen die Befragten vor                         verbessern. Muskel-Skelett-Erkrankungen nehmen zu, immer
                                                                                  suchungen. Diese zeigen,          allem in kürzeren Wartezeiten                         mehr Beschäftigte klagen über großen Arbeitsdruck und
                                                                                  dass rund fünf Prozent aller      für die Patienten. Für ihre ei-                       damit verbundene psychische Belastungen. Reflexhaft wird
                                                                                                                    gene Arbeitsorganisation wer-                         oft auf die nötige individuelle Gesundheitskompetenz ver-
                                                                                                                    den Zeitersparnis und höhere       wiesen. Was wir aber tatsächlich brauchen, sind Arbeitgeber, die Verantwortung
                                                                                                                    Arbeitszufriedenheit als Plus-     übernehmen und diejenigen Rahmenbedingungen, die überhaupt erst krank
                                                                                                                    punkte genannt. Vorbehalte         machen, systematisch im Sinne der Beschäftigten verbessern.
                                                                                                                    bestehen noch wegen eines
                                                                                                                    möglichen Mehraufwands in          DR. ACHIM DERCKS, stellvertretender Hauptgeschäftsführer
                                                                                                                    der Anfangsphase sowie hin-        des Deutschen Industrie- und Handelskammertages: Die zu-
                                                                                                                    sichtlich juristischer Fragen. √   nehmende Digitalisierung im Gesundheitsbereich erfordert
                                                                                                                                                       neue Kompetenzen bei allen Beteiligten. Dazu gehört, dass
                                                                                                                                                       Gesundheitsberufe um digitale Inhalte wie die Anwendung
                                                                                                                    PFLEGE                             digitaler Technologien in der Versorgung ergänzt werden.
                                                                                                                    Bewegung nutzt                     Aber auch Patienten benötigen digitale Gesundheitskom-
                                                                                                                                                       petenz, indem etwa Ärzte den Einsatz von Gesundheits-Apps
                                                                                                                    Heimbewohnern                      vorleben. Schließlich sind digitale Gesundheitskompetenzen für die Unterneh-
                                                                                                                    Prävention in der stationären      men wichtig, um zum Beispiel digitale Anwendungen erfolgreich in den Markt
                                                                                                                    Pflege zahlt sich aus, wie ein     einzuführen. All das kann zu Effizienzsteigerungen führen und einen Beitrag
                                                                                 ­ linikeinweisungen die Folge
                                                                                 K                                  Forschungsprojekt der Hoch-        zur Finanzstabilität der gesetzlichen Krankenversicherung leisten.
                                                                                 unerwünschter Arzneimittel-        schule Fulda belegt. Danach
                                                                                 wirkungen sind. Ein Viertel        fördert körperliche und geisti-                      HEINZ-PETER MEIDINGER, Präsident des Deutschen Lehrerver­
                                                                                 der Fälle ließen sich vermei-      ge Aktivität nicht nur die                           bandes: Dem Bildungssystem kommt bei der Förderung der
                                                                                 den, heißt es weiter. Im Zuge      Selbstständigkeit der Heimbe-                        Gesundheitskompetenz eine zentrale Rolle zu. Der Deutsche
                                                                                 des demografischen Wandels         wohner. Sie wirkt sich auch                          Lehrerverband fordert aus diesem Grund ein für alle Bun-
                                                                                 sei mit einem höheren Anteil       positiv auf kognitive Fähigkei-                      desländer verbindliches Gesamtkonzept zur Gesundheits-
                                                                                 multimorbider Menschen zu          ten aus. „Bisherige Über-                            erziehung – beginnend in den Kinderhorten und Kinder-
                                                                                 rechnen, die der Polypharma-       sichtsarbeiten gaben keine                           gärten bis hin zum Hochschulbereich. Dazu braucht es nicht
                                                                                 kotherapie bedürften. Durch        hinreichend genauen Antwor-                          unbedingt die Etablierung eines neuen Schulfachs, aber
Fotos: iStockphoto/alvarez, DGB/Simone M. Neumann, DIHK, DPhV/Stefan Kuhn, DHB

                                                                                 jedes neu angewandte Medi-         ten auf die Frage, ob Präventi-    zumindest verbindliche Vorgaben als Querschnittsaufgabe aller Fächer und in
                                                                                 kament steige jedoch das Risi-     on auch noch in der stationä-      den entsprechenden Lehrplänen. Aber: Ohne den intensiven Einbezug der
                                                                                 ko für Arzneimittelinteraktio-     ren Pflege wirksam ist“, sagte     Erziehungsberechtigten kann Gesundheitserziehung nicht erfolgreich sein.
                                                                                 nen. Um Medikationsfehler          Professor Beate Blättner vom
                                                                                 zu ­verhindern, haben Patien-      Fachbereich Pflege und Ge-         ANDREAS MICHELMANN, Präsident des Deutschen Handball-
                                                                                 ten, die mindestens drei Arz-      sundheit der Hochschule Ful-       bundes: Gesundheitskompetenz ist Lebenskompetenz. Wer
                                                                                 neimittel verordnet bekom-         da. Auch viele Heimleitungen       gut leben und erfolgreich im Beruf oder Sport sein möchte,
                                                                                 men, Anspruch auf einen            hätten Zweifel an solchen In-      muss sich um seine Gesundheit als Basis kümmern. Deshalb
                                                                                 ­Medi­kationsplan. Laut Bun-       terventionen. Daher habe           hat sich der Deutsche Handballbund entschieden, eine Ge-
                                                                                  desregierung s­ ollen die Medi-   man nach entsprechenden in-        sundheitspartnerschaft mit der AOK einzugehen. Mit un-
                                                                                  kationspläne möglichst bald       ternationalen Studien gesucht.     seren Nationalspielerinnen und Nationalspielern als Vor-
                                                                                  elektronisch verfügbar sein. √    Ergebnis: Maßnahmen zur            bildern ermutigen wir Kinder und Jugendliche, selbst Sport
                                                                                                                    Förderung von Bewegung, die        zu treiben und bewusst für ihren Körper und ihre Gesundheit zu handeln.
                                                                                   MEHR INFOS:                      über das alltägliche Maß hin-      Mannschaftssport im Allgemeinen – und Handball im Besonderen – bewegt
                                                                                   Bundestagsdrucksache             ausgehen, begünstigen Aktivi-      Menschen. Und Bewegung ist ein Baustein für Gesundheit.
                                                                                   19/849                           täten des täglichen Lebens. √

                                                                                 Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang                                                                                                                 9
Wie Schwarz-Rot punkten will Gesundheit und Pflege
Spektrum
                   PSYCHE                                                                                                        z­ ersplittert. So gibt es
                   Kindeswohl bei                                                                                                 ­überdurchschnittlich viele
                                                                                                                                   ­K liniken mit weniger als 100
                   Trennung beachten                                                                                                Betten. Personal ist knapp –
                   Eltern verlieren nach Ein-                                                                                       dabei würde es für die
                   schätzung des Bremer                                                                                             ­Summe aller Behandlungen
                   ­Psychologen ­Stefan Rücker                                                                                       reichen, müsste das Personal
                    bei Trennungen zu oft das                                                                                        sich nicht auf die Menge aller
                    Kindeswohl aus dem Blick.                                                                                        Krankenhäuser verteilen.
                    „Häufig sind die ­seelischen                                                                                     „Wir bauen Über­k apazitäten
                    Verletzungen der zerstrittenen                                                                                   ab, wo wir ­können. Die Zahl
                    Partner so groß, dass die                                                                                        der Betten sinkt. Aber wir
                    ­K inder als Waffe gegen den                                                                                     müssen auch an die Sorgen
                     Partner genutzt werden“,                                                                                        und Ängste der Patientinnen
                     ­sagte Rücker dem Evangeli-                                                                                     und Patienten denken“, sagte
                      schen Pressedienst (epd). In                                                                                   Landessozialminister
                      der Folge drohten den Kin-                                                                                     ­Manfred Lucha. Beim
                      dern große gesundheit­liche                                                                                     ­Umbau der Strukturen gehe
                      Gefahren, so der ­Experte                                                                                        kein Weg vorbei an der Bün-
                      ­weiter. Jedes Jahr seien in         Mama und Papa getrennt: Eine Studie fragt nach den Folgen.                  delung von Leistungen, zeig-
                       Deutschland mehr als                                                                                            ten sich die Experten einig.
                       170.000 Kinder von der                                                                                          ­Entsprechende Vorstöße gibt
                       Scheidung oder Trennung             BADEN-WÜRTTEMBERG                 Vorstandsvorsitzender der                  es im ­Hohenlohekreis, in
                       ­ihrer Eltern betroffen. Dabei      Krankenhäuser                     AOK Baden-Württemberg,                     Rastatt und Lörrach. „Die
                        gehe es immer auch um das                                            anlässlich einer Tagung der                stärkere Spezialisierung der
                        Umgangsrecht nach der
                                                           unter Druck                       ­Initiative Tageszeitung (ITZ)             Kliniken ist der richtige
                        ­Trennung. Im Auftrag des          Experten haben mit Blick auf       in Stuttgart. Daten der                   Weg“, unterstrich AOK-­
                         Bundesfamilienministeriums        die Umstrukturierung der           ­Landeskrankenhausgesellschaft            Vorstandschef Hermann. Die
                         ­arbeitet Rücker derzeit an       ­K liniklandschaft in Baden-        zufolge ist die wirtschaftliche          Kasse setzt sich auch dafür
                          ­einer bundesweiten Studie        Württemberg mehr Tempo             Situation vieler Kliniken                ein, dass die Qualitäts­
                           zum Thema „Kindeswohl            angemahnt. „Der p  ­ olitische     ­k ritisch. Knapp die Hälfte             indikatoren aus dem
                           und Umgangsrecht“. Im            Wille ist da, wenngleich            der Krankenhäuser hat das               Krankenhausstruktur­gesetz
                           ­R ahmen der Analyse sollen      längst nicht alle Hausauf­          Jahr 2016 mit roten Zahlen              des Bundes Eingang in die
                            rund 1.200 Familien ­befragt    gaben gemacht sind“, sagte          abgeschlossen. Die Klinik-              Landeskrankenhausplanung
                            werden. √                       Dr. Christopher Hermann,            landschaft gilt zudem als               finden. √

       SELBSTVERWALTUNG IM GESPRÄCH
           „Präventionsgedanken noch stärker in die Pflege einbringen“
           Die AOK Niedersachsen bietet seit Kurzem kostenlose Schulungen für Pflegeprofis und Betreuungskräfte in
           ­Pflegeeinrichtungen. Dazu Fragen an Ulrich Gransee, alternierender Verwaltungsratsvorsitzender der Kasse.

           G+G: Herr Gransee, welches Ziel verfolgt die AOK Niedersachsen mit           Hier sehen wir in erster Linie Pflegefachkräfte als Teilnehmer und
           ihren Schulungen für stationäre und teilstationäre Pflegeeinrichtungen?      Multiplikatoren. Der andere Bereich umfasst Schulungen für ein
           GRANSEE: Wir möchten damit den Präventionsgedanken noch stärker              Mobilitätstraining. Hier gehören die Betreuungskräfte und Alltags­
                                                                                                                                                                         Foto: AOK Niedersachsen, iStockphoto/FatCamera

           als bisher in den Bereich der Pflege einbringen. Unsere Fachkräfte           assistenten zur Zielgruppe.
           geben in Schulungsveranstaltungen zur Bewegungsförderung ihr
           Wissen als Handwerkszeug an die Beschäftigten der Pflegeeinrich-             G+G: Inwiefern können Heimbewohner von dem Angebot profitieren?
           tungen weiter, damit daraus dauerhaft Bewegungsprogramme als                 GRANSEE: Ziel ist, das Wohlbefinden sowie die körperliche Aktivität
           Gruppenangebote für die Bewohnerinnen und Bewohner entstehen.                und die Gesundheit der Heimbewohner insgesamt zu stabilisieren
                                                                                        und zu festigen. Es geht um eine Stärkung der individuellen Ressour-
           G+G: Um welche Inhalte geht es bei den Schulungen?                           cen. Auch pflegebedürftige Menschen mit Funktionseinbußen be­sitzen
           GRANSEE: Wir haben zwei Schwerpunkte gesetzt. Zunächst die Schu-             Gesundheitspotenziale, die es zu fördern gilt. Es profitieren letzt­
           lungen für ein gezieltes und individuelles Balance- und Krafttraining.       endlich alle Beteiligten.

       10                                                                                                                                   Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang
CHRONISCHE KRANKHEITEN           Westfalen steht mit seinen
                                                                                    Kommentar
               Programme ernten                 ­Gesundheitsausgaben im Jahr
                                                 2015 auf Platz eins im Länder-
               viel Zuspruch                     vergleich. Mit 74,8 Milliarden
               Chronisch kranke Menschen
               profitieren von der Teilnahme
                                                 Euro lasse das bevölkerungs-
                                                 reichste B
                                                          ­ undesland Bayern
                                                                                   Ungedeckte Schecks
               an strukturierten Behand-         (53,9 M
                                                       ­ illiarden Euro) und       Anreize für mehr Qualität und Wettbewerb im Gesundheitsbereich
               lungsprogrammen, sogenann-        Baden-Württemberg (44,1           suche man im Koalitionsvertrag der GroKo vergeblich, moniert
               ten Disease-Management-           Milliarden E­ uro) hinter sich,   Andreas Mihm. Den Versicherten drohten dennoch höhere Kosten.
               Programmen (DMP). Diese           so das Statistische Landesamt
               werden von den Kassen für         NRW. Schlusslicht bei den                               VIEL IST DARÜBER DEBATTIERT WORDEN, dass die
               Patienten mit Diabetes, Koro-     Ausgaben ist Bremen mit 2,5                             großen Parteien sich immer ähnlicher werden. In der
               narer Herzkrankheit, Asthma,      Milliarden Euro. Es folgen das                          Gesundheitspolitik gilt das nicht. Einer der wenigen
               COPD und Brustkrebs ange-         Saarland mit 4,3 Milliarden
                                                                                                         Unterscheidungspunkte zwischen Union und SPD
               boten. Wie aus dem Quali-         Euro und Hamburg mit 6,9
                                                                                                         war die Bürgerversicherung. Die Sozialdemokraten
               tätsbericht 2017 der Kassen-      Milliarden Euro. √
               ärztlichen Bundesvereinigung                                                              waren unbedingt dafür, die anderen unbedingt
               hervorgeht, stieg die Zahl der    MEHR INFOS:                                             dagegen. Niemand in der SPD hat erwartet, dass das
               Einschreibungen in DMP bis        www.destatis.de > Presse                                Projekt in den Koalitionsvertrag gelangt. Aber sie
               Ende 2016 auf 7,9 Millionen.                                        hat die Forderung danach genutzt, um einen maximalen gesundheits-
               Das entspricht einem Plus von                                       politischen Ertrag einzufahren: Rückkehr zur Beitragssatzparität,
               2,6 Prozent gegenüber 2015.      MEDIZINTECHNIK                     Aufbohren der Fallpauschalen für die Pflegepersonalfinanzierung in
               Der Bericht analysiert zudem     Roboter unterstützt                Kliniken, Hausarzttermine von der Terminservicestelle, eine Kommis-
               die Entwicklung der Quali-
               tätsziele der Programme und
                                                Klinikpatienten                    sion, die über ein „modernes Vergütungssystem“ für privat- und kassen-
               stellt dabei eine deutliche      Mithilfe eines Roboters kön-       ärztliche Honorierung berät.
               ­Verbesserung bei verschiede-    nen ältere Patienten am Stutt-         Das läuft hinaus auf mehr staatliche Einflussnahme auf Kosten der
                nen Kriterien wie etwa den      garter Robert-Bosch-Kran-          Selbstverwaltung. Kleine Wettbewerbselemente – Differenzierung der
                Blutdruckwerten bei Diabeti-    kenhaus seit Kurzem wieder         Zusatzbeiträge, Transparenz der Behand-
                kern und Patienten mit Koro-    das Laufen lernen. Das Gerät       lungskosten im Krankenhaus – geraten
                narer Herzkrankheit fest. √     „Andago“ unterstütze das           noch kleiner. Die notwendige Reform der            Für das Wörtchen
                                                Training von Alltagsbewe-
                 MEHR INFOS:                    gungen und Gleichgewichts-
                                                                                   Krankenhausfinanzierung bleibt aus.                Beitragserhöhung
                                                                                   Das ist kein positiver Ertrag der Verhand-         fehlte wohl der Mut.
                 www.kbv.de >                   übungen, so die Klinik. Der
                 Qualitätsbericht 2017          Roboter könne Menschen             lungen, die informell unter der Über-
                                                nach Schlaganfall, Schädel-        schrift „Verbesserungen für Pflegekräfte“
                                                Hirn-Trauma oder anderen           stehen. Doch hier verteilt die Politik ungedeckte Schecks. So verspricht
               STATISTIK                        neurologischen Verletzungen        sie mehr Stellen und Personal – wissend, dass es in keiner Branche län-
               Eine Milliarde für               helfen, ihre Bewegungsfähig-       ger dauert, eine freie Stelle neu zu besetzen: 171 Tage. Zum anderen sind
                                                keit zu verbessern. „Andago“
               Gesundheit am Tag                folgt den Angaben zufolge
                                                                                   nicht nur die Kosten für höhere Gehälter, 8.000 neue Pflegestellen und
                                                                                   die Angleichung der Mindesthöhe an Westniveau (10,55 Euro) unbe-
               Die Gesundheitsausgaben in       intuitiv der Bewegung des Pa-
                                                                                   kannt, sondern auch deren Verteilung. Allein bei den Patienten wird
               Deutschland haben im ver-        tienten durch elektrisch
               gangenen Jahr erstmals die       ­a ngetriebene Räder vorwärts      man das kaum abladen wollen. Aber für das Wörtchen „Beitragser­
               Marke von einer Milliarde         und rückwärts. Auch seitliche     höhung“ fehlte wohl der Mut.
               ­Euro am Tag überschritten.       Wendungen sowie das Gehen             Dem neuen Minister Jens Spahn eröffnet das Chancen und Risiken.
                Für 2017 prognostizierte das     über Hindernisse und unter-       Denn dieser Regierungsvertrag mauert ihn nicht so ein wie der letzte
                Statistische Bundesamt einen     schiedliche Oberflächen er-       den nun abgelösten Hermann Gröhe. Allein zwei Kommissionen zur
                Anstieg der Ausgaben gegen-      kennt der Roboter. Clemens        Honorarreform sowie zur sektorenübergreifenden Versorgung böten
                über 2016 um 4,9 Prozent auf     Becker, Chefarzt der Klinik
                                                                                   Chancen zur politischen Profilierung. Anderseits müsste Spahn sich
                über 374 Milliarden Euro.        für Geriatrische Rehabilitati-
                                                                                   dann mit machtvollen Lobbygruppen anlegen. Das würde neben den
                Von 2015 bis 2016 hatten sie     on am Robert-Bosch-Kran-
                sich um 3,8 Prozent auf 356,5    kenhaus, sagte, „Andago“          kaum zu umgehenden Beitragssatzerhöhungen weitere Risiken schaf-
                Milliarden Euro oder 4.330       könne älteren Patienten die       fen. Im Gesundheitsressort gibt es wenig zu gewinnen, aber viel zu
                Euro je E­ inwohner erhöht.      Rückkehr ins eigene Wohn-         verlieren. Jens Spahn, obschon jung an Jahren, weiß das. Er ist alt an
                Dies entsprach einem Anteil      umfeld ermöglichen. √             gesundheitspolitischer Erfahrung. √
Foto: Privat

                von 11,3 Prozent am Bruttoin-
                landsprodukt. Nordrhein-        Siehe auch Beitrag ab Seite 28.    Andreas Mihm ist Hauptstadt-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

               Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang                                                                                                                      11
PRÄVENTION
Magazin

           Kompetenz geht nur gemeinsam
           Ein Nationaler Aktionsplan soll die Gesundheitskompetenz in Deutschland stärken.
           Schon bei der Veröffentlichung ist klar: Um hier voranzukommen, müssen sich viele
           Verantwortliche in Politik und Praxis in Bewegung setzen. Von Karola Schulte

           Gesundheitskompetenz ist vielfältig:         die nächsten Schritte. Zum Schluss hakt     zend weiterer Autoren aus Wissenschaft
           Wenn Ben und Leyla in der Kita gemein-       er gezielt nach, ob sie tatsächlich alles   und Praxis einen gut 60-seitigen Leitfa-
           sam Gemüse schnippeln, lernen sie spie-      verstanden hat und mit seinen Vorschlä-     den, um die Gesundheitskompetenz in
           lend, warum Möhren und Gurken für sie        gen einverstanden ist.                      Deutschland zu stärken. Mit 15 Empfeh-
           besser sind als Chips und Schokolade.           Ob Kitas und Schulen, Kommunen,          lungen rufen sie die Akteure darin in den
           Stehen Impfungen für die beiden an,          Politik, Verbraucherorganisationen und      vier Bereichen alltägliche Lebenswelten,
           wissen ihre Eltern vom Hausarzt, dass        Krankenkassen oder Ärzte und Pfleger:       Gesundheitssystem, chronische Erkran-
           ihre Krankenkasse im Internet zuverläs-      Sie alle können Menschen dabei unter-       kungen und Forschung, dazu auf, aktiv
           sige Infos zum Für und Wider anbietet;       stützen, informierte Entscheidungen in      zu werden. Dazu gehören unter anderem:
           für Leylas Mutter, die kaum deutsch          Gesundheitsfragen zu treffen und Wissen     „Die Gesundheitskompetenz im Beruf
           spricht, stehen sie in ihrer Muttersprache   für ihre Gesundheit oder den Umgang         und am Arbeitsplatz fördern“, „Den Um-
                                                                                                    gang mit Gesundheitsinformationen in
                                                                                                    den Medien erleichtern“, „die Navigation
                                                                                                    im Gesundheitssystem erleichtern“, „Ge-
                                                                     „Wir haben                     sundheitsinformationen nutzerfreundlich
                                                                   dicke Bretter zu                 gestalten“, „die Partizipation von Patien-
                                                                 bohren. Da darf sich               ten erleichtern“, „Fähigkeit zum Selbst-
                                                                                                    management von Menschen mit chroni-
                                                                 niemand vom Acker                  schen Erkrankungen und ihren Familien
                                                                       machen.“                     fördern“. Im Leitfaden zeigen zudem
                                                                                                    Beispiele guter Praxis, wie sich Gesund-
                                                                                                    heitskompetenz im Alltag fördern lässt.
                                                                          Hermann Gröhe
                                                                   nahm den Aktionsplan             Leitfaden folgt auf Alarmzahlen. 15 Emp-
                                                                      als Schirmherr und            fehlungen, das klingt zunächst nicht viel.
                                                                     geschäftsführender             Doch verwies der Schirmherr des Akti-
                                                                    Gesundheitsminister             onsplans und geschäftsführende Bundes-
                                                                               entgegen.
                                                                                                    gesundheitsminister Hermann Gröhe bei
                                                                                                    der Übergabe in Berlin darauf, welche
                                                                                                    „dicken Bretter“ es zu bohren gelte, um
                                                                                                    sie umzusetzen. Angesichts der alarmie-
                                                                                                    renden Zahlen in Sachen Gesundheits-
                                                                                                    kompetenz ließ er jedoch keinen Zweifel
                                                                                                    daran, dass „die Empfehlungen nottun“.
           zur Verfügung. Weil Bens Oma kürzlich        mit Erkrankungen besser für sich zu         Deshalb dürfe sich nun auch „niemand
           eine Alzheimer-Diagnose bekam, sucht         nutzen. Aus Sicht von Doris Schaeffer,      vom Acker machen“, sagte er bei dem
           sie in ihrem Stadtteil eine Beratungsstel-   Klaus Hurrelmann, Ullrich Bauer und         Symposium.
           le auf. Dort erfährt sie nicht nur, wo sie   Kai Kolpatzik ist es höchste Zeit, dass         Die alarmierenden Zahlen hatten für
           qualitätsgesicherte und unabhängige          Politik und Praxis ihre Verantwortung       die Gesundheitswissenschaftler Doris
           Informationen findet, sondern auch,          dafür wahrnehmen und jeder in seinem        Schaeffer, Klaus Hurrelmann und Ullrich
           welche Unterstützungsangebote es in der      Bereich die richtigen Stellschrauben        Bauer sowie den Leiter der Abteilung
           Nachbarschaft gibt und wie sie Kontakt       dreht. Mit dem Nationalen Aktionsplan       Prävention beim AOK-Bundesverband,
                                                                                                                                                      Foto: Anita Back

           zur Selbsthilfegruppe in ihrem Viertel       Gesundheitskompetenz (NAP) erarbei-         Kai Kolpatzik, den Anstoß gegeben, den
           aufnehmen kann. Ihr Hausarzt bespricht       teten die vier Gesundheitsexperten des-     NAP auf den Weg zu bringen: Eine Stu-
           mit ihr anstehende Untersuchungen und        halb gemeinsam mit einem guten Dut-         die hatte 2016 ergeben, dass mehr als die

      12                                                                                                                 Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang
Hälfte der Menschen in Deutschland                                                                                            Aufgaben sind klar. Orientieren, über-
Schwierigkeiten haben, Gesundheits­                             Nur                                                           setzen, beraten: So uneins Ärzte, Kran-
informationen zu finden, zu bewerten,                     sieben Prozent                                                      kenkassen und Apotheker sonst sind, so
zu verstehen und für sich und ihre Ge-                   der Menschen in                                                      einig waren sich die Interessenvertreter
sundheit umzusetzen. Besonderer Hand-                  Deutschland verfügen                                                   nun darüber, dass hier ihre gemeinsamen
                                                        über eine sehr gute,
lungsbedarf besteht demnach in den                     38 Prozent über eine                                                   Aufgaben liegen, um die Gesundheits­
Bereichen Krankheitsversorgung, Prä-                       ausreichende                                                       kompetenz zu stärken. Bundesärztekam-
vention und Gesundheitsförderung. Ge-                 Gesundheitskompetenz.                                                   mer-Präsident Frank Ulrich Montgome-
sundheitskompetenz ist also mehr als                                                                                          ry betonte die Rolle von sprechender
reines Wissen. Vielmehr geht es darum,                                                                                        Medizin und besserer Zusammenarbeit
Angebote zu schaffen und Strukturen zu                          Drei bis                                                      der Gesundheitsprofessionen. Die Ge-
                                                          fünf Prozent der
verankern, die es Menschen möglichst                 Gesundheitskosten ließen                                                 schäftsführerin bei der Bundesvereini-
leicht machen, für sich passende Infor-             sich laut Weltgesundheits­                                                gung Deutscher Apothekerverbände,
mationen zu finden, zu filtern und so                 organisation durch eine                                                 Christiane Eckert-Lill, beteuerte, Bera-
kompetentere Gesundheitsentscheidun-              bessere Gesundheitskompetenz                                                tungsangebote von Krankenkassen und
gen treffen zu können.                              einsparen. Für Deutschland                                                Kommunen seien keine Konkurrenz. Der
                                                       wären das über zehn
                                                           Milliarden Euro.                                                   Präsident des Deutschen Pflegerats, Franz
Aktionsplan geht alle an. Die Vielfalt der                                                                                    Wagner, betrachtete es angesichts belas-
im NAP angesprochenen Arbeitsfelder                                                                                           teter Pflegekräfte als Aufgabe, den Fokus
spiegelte sich in der Zusammensetzung                           Etwa                                                          „ein Stück weit nach innen“ zu richten.
der Podien des Symposiums: Weit mehr                       jeder dritte der                                                   Für chronisch kranke Menschen sei der
als ein Dutzend Gesundheitsexperten                     35 Mitgliedsstaaten                                                   Plan wichtig, weil sie „besonders intensiv“

                                                                                      Quellen: Schaeffer et. al., WHO, OECD
erläuterten den 250 Gästen, welche Auf-              der Organisation für wirt­                                               mit gesundheitsbezogenen Entscheidun-
                                                    schaftliche Zusammenarbeit
gaben sie aus dem Plan ableiten. Ärzte                und Entwicklung (OECD)                                                  gen zu tun hätten, sagte der Bundesge-
und Apotheker waren ebenso vertreten                  hat bereits Aktionspläne                                                schäftsführer der Bundesarbeitsgemein-
wie Pflege, Krankenkassen und Selbst-                  erstellt oder arbeitet                                                 schaft Selbsthilfe, Martin Danner.
hilfe, Verbraucher- und Arbeitsschützer,                       daran.
Bildungs- und Ernährungsexperten.                                                                                             Messbare Erfolge anstreben. Auf den
    Die Hamburger Gesundheitssenatorin                                                                                        Koalitionsvertrag und die damit verbun-
Cornelia Prüfer-Storcks etwa betrachtete                                                                                      denen Chancen für eine bessere Gesund-
es als eine der Aufgaben, besonders schwer                                                                                    heitskompetenz blickten die Teilnehmer
erreichbare Menschen zu erreichen, zum                                                                                        je nach Funktion und politischer Position
Beispiel mit Migrationshintergrund.          Jeder muss vor Ort ansetzen. Vernetzung                                          naturgemäß skeptisch bis erwartungs-
„Wenn Menschen nicht nur Gesundheits-        statt Alleingang, dauerhaftes Engage-                                            froh. Unabhängig davon gab Gesund-
kompetenz, sondern auch Gesundheits-         ment statt Projektitis, nutzerfreundliche                                        heitsexpertin Ilona Kickbusch, die das
system-Kompetenz haben sollen, müssen        Angebote statt Elfenbeinturm-Aktionen:                                           Symposium gemeinsam mit dem Kaba-
wir das System verändern.“                   Die Teilnehmer der Podiumsrunden wa-                                             rettisten Eckart von Hirschhausen mo-
    Aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden      ren sich einig, dass dies zentrale Erfolgs-                                      derierte, ein konkretes Ziel als Gradmes-
des AOK-Bundesverbandes, Martin              kriterien für den Aktionsplan sind. Die                                          ser für den Erfolg aus: Alle sollen gemein-
Litsch, darf Gesundheitskompetenz kein       Präsidentin der Bundesanstalt für Ar-                                            sam dafür sorgen, dass sich die Gesund-
„Etikett“ sein, sondern muss „strukturell    beitsschutz und Arbeits­medizin, Isabel                                          heitskompetenz künftig jedes Jahr um
verankert“ und als Querschnittsaufgabe       Rothe, hält „niedrigschwellige Angebote“                                         ein Prozent verbessert. √
aller Ministerien und gleichzeitig von       für kleine und mittlere Betriebe für not-
Ländern und Kommunen verstanden              wendig und wünschte sich für die Um-
werden. Die AOK-Angebote von Fakten-         setzung des Plans „einen straffen Zeitho-                                                    Lese- und Webtipps
boxen bis zu Online-Navigatoren seien        rizont“. Die Leiterin der Bundeszentrale
gut aber auch noch ausbaufähig. „Wir         für gesundheitliche Aufklärung (BZgA),                                           •	S chaeffer, D./Hurrelmann, K./ Bauer, U./
müssen die Menschen noch stärker in          Heidrun Thaiss, will „abchecken, wo wir                                            Kolpatzik, K. (Hrsg.): Nationaler Aktionsplan
                                                                                                                                Gesundheitskompetenz. Die Gesundheits-
ihrer jeweiligen Lebenssituation errei-      an bestehende Projekte andocken kön-
                                                                                                                                kompetenz in Deutschland stärken. Berlin:
chen“, sagte Litsch. Der Bundesverband       nen“. Die Abteilungsleiterin am Landes-
                                                                                                                                KomPart 2018. Zum Download unter www.
förderte den Nationalen Aktionsplan          institut für Lehrerbildung und Schulent-                                           nap-gesundheitskompetenz.de
finanziell ebenso wie die Robert Bosch       wicklung, Beate Proll, und die Leiterin                                          •	S chaeffer, D./ Hurrelmann, K./ Bauer, U./
Stiftung. Deren stellvertretende Vorsit-     des Bundeszentrums für Ernährung,                                                  Kolpatzik, K.: Wissen nach Plan. In: G+G
zende der Geschäftsführung, Uta-Micae-       Margareta Büning-Fesel, sahen einige                                               2/2018, S. 21 – 25
la Dürig, zeigte sich überzeugt, eine grö-   Punkte im NAP aber auch skeptisch. Die                                           •	Schaeffer, D./Vogt, D./Berens, E.-M./Hurrel-
ßere Gesundheitskompetenz leiste „einen      Autoren gaben ihnen mit auf den Weg,                                               mann, K.: Gesundheitskompetenz der Bevöl-
Beitrag zu mehr Teilhabe und indirekt zu     in ihren Bereichen individuell passende                                            kerung in Deutschland. Ergebnisbericht 2016
mehr Versorgungsgerechtigkeit“.              Lösungsansätze zu entwickeln.

Ausgabe 3/18, 21. Jahrgang                                                                                                                                                      13
VERBÄNDE
Magazin

           Gemeinsame digitale Sache
           Es ist eine Premiere: Zum ersten Mal ziehen sechs Verbände und Organisationen beim
           Thema E-Health an einem Strang. Ziel ist eine schlüssige Agenda für die Digitalisierung
           des Gesundheitswesens. Von Hans-Bernhard Henkel-Hoving

           Einzelinteressen zu verfolgen, ist im        gen die Verfasserinnen und Verfasser der      und Ländern eine flächendeckende Breit-
           Gesundheitswesen gang und gäbe. Umso         gemeinsamen Erklärung auf mehr Mit-           bandverkabelung sicherzustellen, nicht
           bemerkenswerter ist es deshalb, dass jetzt   sprache – hier sei „eine wesentlich stärke-   zuletzt, um in strukturschwachen Regi-
           erstmals sechs zum Teil sehr unterschied-    re Beteiligung von Medizin-Informati-         onen die Gesundheitsversorgung „lang-
           liche Organisationen beim Thema elek-        kern aus Wissenschaft und Praxis erfor-       fristig auch mithilfe von E-Health-An-
           tronische Vernetzung gemeinsame Sache        derlich.“                                     wendungen“ aufrecht zu erhalten. Um
           machen und sich auf „Eckpfeiler für eine                                                   Gesundheitsprofis und Patienten den
           digitale Transformation des deutschen        Alle Gesundheitsberufe einbeziehen.           Umgang mit digitalen Anwendungen zu
           Gesundheitswesens“ verständigt haben.        Wichtig ist den Organisationen und Ver-       erleichtern, plädieren die sechs Organi-
              Mit von der Partie sind sehr bekannte     bänden darüber hinaus, alle Gesund­           sationen und Verbände für einen Ausbau
           Namen und etwas weniger geläufige            heitsberufe – und nicht nur die Ärzte-        der „Digital Health Literacy“ sowie ent-
           Abkürzungen: Neben dem Aktionsbünd-          schaft – in die Digitalisierung des Ge-       sprechende Bildungsangebote. Sinnvoll
           nis Patientensicherheit (APS), dem Bun-                                                    sei zudem, Patienten eine freiwillige Spen-
           desverband Managed Care e.V. (BMC),                                                        de ihrer Daten für die Versorgungsfor-
           dem Deutschen Netzwerk Versorgungs-                 Die Digitalisierung                    schung zu ermöglichen.
           forschung (DNVF) und der Gesellschaft
           für Recht und Politik im Gesundheits-           ist für Leistungserbringer                 Drei Ministerien gefragt. Unterm Strich
           wesen (GRPG) haben sich auch der Ver-              Pflicht, für Patienten                  appellieren die Sechs an die Politik, „im
           band digitale Gesundheit e.V. (VdigG)                                                      Diskurs mit den Akteuren im Gesund-
           und der Bund zur Verbreitung digitaler                ist sie freiwillig.                  heitswesen und den Bürgerinnen und
           Innovationen im Gesundheitswesen e.V.                                                      Bürgern eine inhaltlich schlüssige Agen-
           (BVdIG) beteiligt – überschlägig gerech-                                                   da für die Digitalisierung des deutschen
           net dürften den beteiligten Organisatio-     sundheitswesens einzubeziehen. Darum          Gesundheitswesens zu erarbeiten und
           nen mehrere hundert Institutionen und        seien in die technischen Strukturen der       diese konsequent umzusetzen.“ Insbeson-
           Einzelpersonen angehören.                    elektronischen Gesundheitskarte ver-          dere die drei Bundesministerien für Ge-
                                                        bindlich „praxisrelevante und intersek-       sundheit, Wirtschaft sowie Bildung und
           Fernbehandlungsverbot lockern. Doch          torale Schnittstellenlösungen“ zu integ-      Forschung seien hier gefordert – eine
           die gemeinsame Erklärung der Sechs hat       rieren, die zum Beispiel auch die Bereiche    schöne Aufgabe für den neuen Bundes-
           nicht nur aufgrund der schieren Menge        Apotheken, Pflege, Reha und Heilmittel        gesundheitsminister Jens Spahn und die
           der vertretenen Interessen Gewicht. Die      umfassen. Konsequenterweise folgern die       Große Koalition. √
           Eckpfeiler lassen ebenso wegen ihrer In-     Verbände: „Die Digitalisierung ist für die
           halte aufhorchen. So plädieren die Ver-      Leistungserbringer Pflicht.“ In die digi-
                                                                                                                  Fortsetzung folgt
           bände und Organisationen nicht nur für       tale Obligo nehmen sie zugleich alle öf-
           eine bundesweit einheitliche Lockerung       fentlichen und privaten Kostenträger –         Die Diskussion über eine digitale Agenda ist
           des Fernbehandlungsverbotes für Ärzte        einschließlich der Beihilfestellen und der     mit der gemeinsamen Erklärung der sechs
           und andere Berufsgruppen: „Hier sollte       gesetzlichen Unfallversicherung.               Verbände und Organisationen nicht zu Ende:
           der nächste Ärztetag ein Zeichen setzen!“                                                   Beim 5. Gevko-Symposium am 11. und 12.
           APS, BMC und Co. machen sich auch            Digital Literacy fördern. Für die Patien-      September 2018 in Berlin können sich Inte-
           für ein „dauerhaftes und angemessenes        tinnen und Patienten hingegen müsse die        ressierte in den Diskurs einbringen. Mehr
           Innovationsbudget für digitale Versor-       Nutzung digitaler Gesundheitsangebote          Infos und Anmeldung unter www.gevko.de
           gungsmodelle“ stark, nicht zuletzt, um       und -strukturen freiwillig bleiben, das            Der vollständige Text der Eckpfeiler für
           solche Angebote ausreichend evaluieren       informationelle Selbstbestimmungsrecht         eine digitale Transformation des deutschen
                                                                                                       Gesundheitswesens findet sich als PDF zum
           zu können. Gegenüber dem Innovations-        dürfe „nicht aufgeweicht“ werden. Um
                                                                                                       Download auf den Websites der sechs betei-
           ausschuss des Gemeinsamen Bundesaus-         die Chancen der Digitalisierung tatsäch-       ligten Verbände und Organisationen.
           schusses und dessen Expertenbeirat drän-     lich nutzen zu können, sei indes von Bund

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