Regionalspitäler formieren und wehren sich Des hôpitaux régionaux se rebiffent
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Hospital Forum 12/2017 Focus Regionalspitäler formieren und wehren sich Des hôpitaux régionaux se rebiffent Interview du mois Focus Interna Révolution numérique: Les patients veulent plus H+ Kongress zu Mensch rattraper le retard 4 de transparence 15 und Technologie 24
Publireportage Kommunikation im Berufsalltag Kommunikation im Berufsalltag Ob im Spital, in der Privatpraxis oder in Kommunikationstraining an der Reflexion über Kommunikation Gruppen, Teams und Abteilungen, de- der ambulanten Betreuung: Patientinnen Berner Fachhochschule Anschliessend an jede Trainingssituation ren Mitglieder anhand von praktischen und Patienten, Klientinnen und Klienten Die Berner Fachhochschule Gesundheit erhalten die Teilnehmenden eine Rück- Beispielen ihre Kommunikationsfertigkei- stehen im Fokus unserer Berufstätig- bietet für bestehende Teams oder als meldung zu ihrem Handeln. Zu hören, ten im Berufsalltag reflektieren oder keit. Unsere innere Haltung und unser interne Fortbildung für Mitarbeiten- wie sie gewirkt haben und was ihre verändern möchten. Kommunikationsverhalten prägen jede dengruppen massgeschneiderte Semi- Aussagen, ihr Verhalten beim Gegen- Begegnung und jede Beziehung mit nare mit Kommunikationstrainings oder über bewirken, eröffnet den Beteiligten Patientinnen und Patienten. Dienstleis- Forumtheater an. Im Rahmen von halb- eine neue Perspektive. Das Feedback- tungen im Gesundheitswesen werden tägigen oder ein- bis zweitägigen Schu- gespräch ist der Kern des Kommunikati- Individuelle Beratung durch Kommunikation unterstützt und lungen vertiefen die Teilnehmenden onstrainings. Es ermöglicht den Berufs- Berner Fachhochschule oft ist es unsere Kommunikationsfähig- ein von ihnen gewähltes Thema im Be- fachpersonen über die Kommunikation Gesundheit keit, die von Klientinnen und Klienten reich der Kommunikation. Dazu gehören nachzudenken, ihr eigenes Kommunikati- Tanja Andrist bewertet wird. herausfordernde Gespräche, Motivatio- onsverhalten oder allfällige Kommunika- Koordinatorin Kommunikation ist deshalb in allen nal Interviewing, Aggressionsmanage- tionsmuster zu reflektieren. Kommunikationstraining Berufen des Gesundheitswesens eine ment, Gespräche mit Angehörigen, das Murtenstrasse 10, 3008 Bern zentrale Kompetenz. In den Gesprächen Überbringen einer schwierigen Nach- Diverse Kliniken, Spitäler und Ver- mit Patientinnen und Patienten, richt, interdisziplinäre Zusammenar- bände gehören bereits zur Klientel der Telefon +41 31 848 45 52 beit, usw. Mit Fallbeispielen aus dem Berner Fachhochschule Gesundheit. tanja.andrist@bfh.ch Kommunikation wirkt immer. Berufsalltag wird das Thema konkret Die Rückmeldungen zu den Kommunika- gesundheit.bfh.ch / umgesetzt. Professionelle Schauspiele- tionstrainings sind durchwegs positiv, kommunikationsschulung Wie genau können wir rinnen und Schauspieler übernehmen weil die Teilnehmenden das Gespräch mitbestimmen. die Rollen der Gesprächspartnerinnen in ihrer eigenen Berufsrolle erleben und -partner und ermöglichen den Teil- und auf ihr Kommunikationsverhalten Klientinnen und Klienten, in der Begeg- nehmenden das Üben in einer praxis- direkt ein Feedback erhalten. Dadurch nung mit Angehörigen, in der interdis- nahen Situation. Die Settings werden je können Erkenntnisse aus den Trainings ziplinären Zusammenarbeit oder inner- nach aktuellem Bedürfnis gewählt und im Berufsalltag integriert werden und halb der eigenen Berufsgruppe – anlehnend an die beschriebenen Her- die Fortbildungen wirken nachhaltig. überall sind kommunikative Fertigkeiten ausforderungen als Fallbeispiele gestal- Das massgeschneiderte Dienstleistungs- gefragt und unverzichtbar. tet. angebot eignet sich für bestehende
Editorial Rolf Gilgen, Chefredaktor Competence Der K(r)ampf der Regionalspitäler Hôpitaux régionaux: le combat est lancé Regionalspitäler proben den Aufstand: Zehn mittelgrosse Häuser mit Dix hôpitaux de taille moyenne, qui em- ploient entre 500 et 1 200 collabora- je rund 500 bis 1 200 Mitarbeitenden haben im Oktober beim Bun- teurs, ont déposé en octobre un recours desverwaltungsgericht Beschwerde eingereicht gegen einen Ent- auprès du Tribunal administratif fédéral contre une décision du gouvernement scheid der Zürcher Kantonsregierung. Diese will ab 2018 Änderun- zurichois. Ce dernier entend modifier la gen an der Spitalliste vornehmen und unter anderem in bestimmten liste hospitalière dès 2018. Il veut entre autres prescrire des nombres minimaux Fachdisziplinen Mindestfallzahlen pro Operateur vorschreiben. Wird de cas par chirurgien pour certaines dis- die Mindestfallzahl nicht erreicht, verliert das Spital den Leistungs- ciplines spécialisées. Si le seuil n’est pas atteint, l’hôpital perdra le mandat de auftrag. Diese Tatsache hat das Fass in etlichen Direktionen zum prestations. Pour plusieurs directeurs, Überlaufen gebracht. c’est la goutte d’eau qui fait déborder le vase. Les hôpitaux régionaux se sentent Die regionalen Spitäler fühlen sich eh schon unter Druck durch Ent- déjà sous pression: pour certains, les for- faits DRG ne couvrent pas les coûts. De wicklungen in jüngerer Zeit: In manchen Häusern sind DRG-Fallpau- plus, les interventions du Conseil fédéral schalen nicht kostendeckend, Eingriffe des Bundesrats in den Tarmed dans le TARMED ainsi que l’introduction de listes d’interventions à effectuer en sowie die Einführung von Listen mit Eingriffen, welche ambulant ambulatoire plutôt qu’en stationnaire fe- statt stationär vorzunehmen sind, führen zu Ertragseinbrüchen. ront fondre les recettes. Les hôpitaux ré- gionaux estiment que les mesures prises Regionalspitäler sehen durch staatliche Massnahmen ihre Wettbe- par l’Etat menacent leur capacité concur- werbsfähigkeit bedroht. Zudem würde die Verlagerung von Fällen rentielle. De surcroît, le transfert de cas des régions vers les hôpitaux de prise en weg aus den Regionen in die Zentrumsspitäler das Gesundheitswe- charge centralisée renchérira les coûts de sen verteuern. Der Kanton Zürich argumentiert freilich anders: Die la santé. Le canton de Zurich avance d’au- tres arguments: selon lui, ces mesures Massnahmen seien nötig, um Qualität und Wirtschaftlichkeit der sont nécessaires à la garantie de la qua- Leistungserbringung zu sichern. Das forsche Vorgehen der Zürcher lité et de l’économicité. Mais le Conseil d’Etat zurichois suscite un certain scepti- Regierung stösst allerdings auch ausserhalb der Kantonsgrenzen auf cisme hors des frontières cantonales éga- Skepsis: Der Kanton Graubünden setzt zum Beispiel lieber auf ein lement: les Grisons, par exemple, misent sur la décentralisation avec leur réseau de dezentrales Versorgungsnetz und hält nichts von den Zürcher Min- soins et ne sont pas partisans de la règle destfall-Regeln. Competence hat mit Exponenten aus allen Lagern des nombre minimaux de cas. Le combat des hôpitaux régionaux gesprochen und stellt die Frage, ob sich der Kampf der Regionalspitä- va-t-il se muer en une polémique entre ler zu einem Richtungsstreit unter den Kantonen ausweitet. ■ les cantons sur la ligne à suivre? ■ Competence 12/2017 1
Inhalt / Contenu 8 10 Foto: UniversitätsSpital Zürich Foto: Kantonsspital Uri Focus: Regionalspitäler aus dem Aargau, der Innerschweiz Focus: Im Kanton Zürich sollen neu auch mit Mindestfallzahlen und in Glarus setzen sich gegen Überregulierung ein. pro Operateur Gelegenheitsoperationen verhindert werden. Interview du mois Focus Fathi Derder Regionalspitäler wehren sich 4 Développer un écosystème à start-up pour rattraper 7 Les remèdes zurichois font tousser notre retard 8 Überregulierung gefährdet bewährte regionale Versorung 10 Kanton Zürich: Qualitätsanforderungen dienen den Patienten und sind keine Schikanen 12 IG Primärspitäler: Neue Spitalliste gefährdet regionale Versorgung 14 Graubünden lehnt Mindestfallzahlen ab 15 Fixer des critères clairs et évaluer les résultats 16 «La spécialisation n‘est pas forcément synonyme de centralisation» Photo: Nadia Schweizer
24 28 Foto: Nadia Schweizer Foto: Nadia Schweizer Interna: Der 60. H+ Kongress hat unter dem Titel «Mensch und Portrait: Der pensionierte Chefarzt Jean-Pierre Barras sieht vor Technologie: Digitale Dynamik ohne Grenzen?» stattgefunden. allem bei der ärztlichen Weiterbildung Optimierungsbedarf. Panorama 18 Politradar 19 Gastkolumne / Tribune libre Portrait 20 Inside 28 In der ärztlichen Weiterbildung ist mehr Personalentwicklung nötig Background 30 Who is new 22 Hochkostenfälle: Wo steht SwissDRG? 32 Science 33 Agenda Interna 34 IHS 24 H+ Kongress 2017: Innovation mit mehr Fokussierung auf die Bedürfnisse 35 SNL 26 Tag der Kranken 2018: 36 Schluss-Strich / Coup de crayon Zeit für dich – Zeit für mich – Zeit für uns 37 Outlook / Impressum Umschlagillustration: Daniel Karrer, Zürich
Interview du mois Développer un écosystème à start-up pour rattraper notre retard Vous revenez de Californie, qu’avez-vous avons un tissu de PME très riche. Nous de- de plus en plus ce rôle de nous aider à nous découvert dans la Silicon Valley? vons avoir des ambitions: les Etats-Unis, maintenir en bonne santé… Et dans l’idéal, D’abord que la Silicon Valley a pris une l’Asie et Israël créent le monde de demain, cela devrait permettre de faire baisser les avance incroyable dans le numérique! Les et l’Europe en est absente. Google, Apple, coûts! petites start-up d’il y a 20 ans sont deve- Facebook, Amazon et d’autres sont deve- nues des acteurs économiques majeurs, des nues en 20 ans les sociétés les plus puissan- Comment la numérisation peut-elle faire conglomérats actifs dans tous les domaines, tes du monde et veulent occuper tous les baisser les coûts de la santé? y compris la santé. En second lieu, j’ai cons- terrains, y compris la recherche et la santé... Si la prévention se développe et qu’on peut taté une obsession de la croissance expo- avec l’immortalité pour objectif. prévenir au lieu d’intervenir, les coûts vont nentielle, c’est le terme qu’on entend par- baisser. Cela même si, dans une première tout. Tout va beaucoup plus vite et beau- Que vous inspire cette foi dans phase, il peut y avoir une petite inquiétude coup plus fort que dans notre logique de l’innovation? que la numérisation ait un impact négatif croissance linéaire, en Europe. C’est inquié- Si je peux garantir à mes enfants qu’ils ne sur les coûts parce que tous ces algorithmes tant pour nous, parce que notre retard va mourront pas du cancer, je trouve ça plutôt sont coûteux à développer. Mais déjà à s’agrandir. Nous courons le risque de perdre cool! Je me réjouis des perspectives dans le court terme, si on peut éviter une thérapie, notre leadership si nous ne réagissons pas, domaine de la santé: la mé- cela aura un impact très fort pour la ré- si nous ne développons pas un écosystème decine préventive et per- duction des coûts. C’est l’objectif. comme le leur, parce que c’est dans les sonnalisée, la possibilité start-up que se développent ces applica- pour le médecin d’ana- Vous êtes invité à conclure le tions de croissance exponentielle, qui peu- lyser nos données à Congrès de H+ sur la marche vent ensuite être intégrées dans les entre- distance, tous ces pro- du numérique: quel message prises existantes. Et tout repose sur le grès permettront de essentiel souhaitez-vous faire numérique! Il y a 20 ans, le numérique était construire un vrai sys- passer? un secteur à part de l’économie réelle, tème de santé, alors que Nous, politiciens, devons mettre aujourd’hui tout est numérique. nous sommes mainte- en place des conditions-cadres nant plutôt dans un sys- pour développer des entreprises Comme président du Réseau, un lobby qui tème de maladie centré et des solutions innovan- représente les intérêts des start-up de la sur les soins. Le mé- tes qui nous permet- Health Valley lémanique, vous devez decin aura tent de répondre pourtant être enchanté de l’évolution de ces dernières années, avec le Campus Biotech, le Human Brain Project, les succès de Sophia Genetics ou d’ADC Therapeutics. Est-ce que ce n’est pas Photo: Nadia Schweizer beaucoup déjà pour un petit pays? Nous ne sommes pas un petit pays sur le plan économique, nous sommes un im- mense pays avec des multinationales comme Novartis, Roche, Nestlé, présentes dans les quatre coins du monde et nous 4 Competence 12/2017
aux défis du numérique. Et comment faire Suisse était en train de rater le virage du Fathi Derder, rédacteur en chef de l’AGEFI, pour avoir des entreprises comme les entre- numérique. Pourquoi ce retard est-il si conseiller national PLR, président du Réseau, Lausanne; info@derder.ch prises israéliennes ou californiennes? C’est difficile à combler? là mon message aux hôpitaux: pour avoir un Nous avons pris beaucoup trop de retard! Il système de santé efficace en Suisse, nous y a une prise de conscience depuis deux ou devons intégrer les innovations et nous de- trois ans, au niveau du Conseil fédéral en vons devenir un pôle d’excellence en la ma- tout cas, mais tout va lentement dans le Ökosystem für tière, parce que nous aurons une meilleure rythme de prise de décision et c’est embê- Start-ups entwickeln qualité des soins et parce que ce sera plus tant. La formation et la recherche sont ex- bénéfique pour l’ensemble de notre popula- cellentes, notre tissu économique aussi, nos Fathi Derder hielt am H+ Kongress 2017 tion d’avoir des entreprises actives dans la infrastructures, notre fédéralisme et notre das Abschlussreferat. Der FDP-Nationalrat santé et qui se portent bien. Or pourquoi stabilité politique sont une force, tout est là ist Präsident der Organisation «Le avons-nous trop peu de start-up? Et pour que notre pays reste solide mais notre Réseau», welche die Interessen von Start- comment peut-on développer en Suisse le système de décision est trop lent par rap- ups des «Health Valley lémanique» ver- système à start-up le plus efficient possible, port à la rapidité de l’évolution. Et nous tritt. Der Rückstand der Schweiz an- pour être au niveau de la Silicon Valley, de la sommes face à une révolution transversale, gesichts des exponentiellen digitalen côte ouest, de Tel-Aviv, de Singapour, de qui concerne tous les départements, alors Wachstums beunruhigt ihn. Auf der tous ces pays qui construisent les entre- que chacun ne voit que son secteur! ökonomischen Ebene fordert er, in der prises de demain? Nous devons aider nos Schweiz ein für Start-ups förderliches entreprises à trouver les fonds dont ils ont Sur le plan politique, quelles mesures Ökosystem zu entwickeln. Hierfür fehlen besoin et j’encourage les hôpitaux à colla- préconisez-vous pour accélérer la gemäss Derder noch zwei Elemente: mehr borer plus avec les start-up, pour augmenter numérisation? Risikokapital und mehr Talente. Das le poids de ces entreprises à l’avenir. Il faudrait un référent unique pour tous les investierte Kapital steuerlich zu be- départements de la Confédération. Le dos- günstigen und die Einkommenssteuer an- «Nous sommes restés sier électronique du patient, par exemple, zupassen, würden es erlauben, Sparkapital concerne six départements au premier plan. zu mobilisieren. Neben der Ausbildung au rythme du 20e siècle, Il y a bien un effort de coordination, avec un von mehr Ingenieuren sollten mit einer alors que toute une région comité consultatif de la stratégie numérique offensiven Migrationspolitik mehr Gut- du monde est partie qui réunit les sept départements réguliè- ausgebildete angezogen werden. In der rement, mais ce n’est pas assez fréquent. Et Politik, die von langsamen Entscheidungs- à un rythme exponentiel.» comme chaque département est organisé prozessen geprägt ist, plädiert er für ein en silo, il partage peu ses informations. starkes Leadership, sei es mit dem Aufbau Le monde de la santé produit déjà des Donc il faut attendre une réunion pour de- eines Staatssekretariats für Digitalisierung masses de données, partagez-vous les mander une information qu’on rechigne à oder indem in dieser Thematik ein inquiétudes concernant l’utilisation de nous donner. Il faudrait une équipe qui puis- Bundesrat die Führung übernimmt und ces données à des fins commerciales ou le se gérer tous ces aspects en permanence! Je rasche Entscheidungen treffen kann. risque de discrimination que pourraient préconise donc soit de créer un secrétariat Derder ermutigt zudem die Spitäler, enger exercer les assureurs ? d’Etat au numérique, soit de confier tout le mit Start-ups zusammenzuarbeiten, um Les assurances ont toujours cherché à cou- numérique à un conseiller fédéral, qui ait le das Gewicht dieser Unternehmen künftig vrir de préférence les bons risques et je ne lead pour prendre des décisions rapidement zu steigern. ■ vois pas de problèmes à ce qu’elles influen- dans un univers qui évolue extrêmement cent la responsabilité de leurs assurés dont vite. Mais ce serait une révolution et on n’en elles connaissent certaines données, comme emprunte pas le chemin. Nous sommes res- sélective n’est pas une immigration mas- l’activité physique. Mais il est clair qu’il faut tés au rythme du 20e siècle, alors que toute sive! Il faut en outre faciliter l’accès des des garde-fous pour éviter les abus: la une région du monde est partie à un rythme start-up aux capitaux. Des capitaux étran- Suisse est en train de réviser la loi sur la exponentiel, qui peut faire tomber un géant gers pourquoi pas, mais on a de l’argent en protection des données et peut devenir en moins de cinq ans. Suisse: il y a 800 milliards de francs qui dor- exemplaire, alors que les Etats-Unis ne le ment dans les caisses de pension et sur les sont pas. C’est une condition indispensable Sur le plan économique, quelles mesures comptes d’épargne. Il faut confier ces mon- pour créer une relation de confiance entre préconisez-vous pour créer un tants à des fonds de placements, défisca- tous. Cela passe par une transparence totale écosystème favorable aux start-up? liser les capitaux investis, revoir l’impôt sur sur l’utilisation des données et par un enga- Il nous manque deux éléments pour déve- la fortune, bref il faut prendre des mesures gement très fort de l’Etat, qui doit mettre lopper un écosystème à start-up: plus de ca- pour augmenter le capital-risque, on ne des obligations et des garanties. pitaux et plus de talents. Nous devons for- peut pas juste attendre qu’il se passe mer plus d’ingénieurs et importer plus de quelque chose… ■ Vous êtes entré en politique en 2010 gens bien formés grâce à une politique A lire: Fathi Derder, Le prochain Google sera suisse parce que vous aviez l’impression que la migratoire plus agressive. L’immigration (à 10 conditions), Editions Slatkine, Genève, 2015, 184 p. Competence 12/2017 5
Trends und Perspektiven im Gesundheitswesen Machbarkeit — Finanzierbarkeit — Ethik 28. Februar und 1. März 2018 KKL Luzern Informationen und Anmeldung BE SMART! trendtage-gesundheit.ch Edouard Christopher Gerd Brigitte Battegay Bensch Gigerenzer Tag Klinikdirektor Innere Director Strategy & Direktor Max Planck Dekanin Rechts- Medizin Universitäts- Spital Zürich New Business Development, Institute for Human Development wissenschaftliche Fakultät Uni Zürich Medizin mit Philips AG Schweiz Augenmass #TGL2018 Hauptsponsoren: Sponsoren: Im pu 8 in lsnac . Feb Modulare Weiterbildungen für Profis de r C hmit ruar are tag 20 im Gesundheits- und Sozialwesen Ga Um 18 str on welt individuell – zielorientiert – praxisbezogen om et ie hik www.careum-weiterbildung.ch Spital-Stellenportal www.competence-hospitalforum.ch Die Stellen-Plattform für Kader und Fachkräfte im Gesundheitswesen! ■ Ihre Stellenanzeigen bei den richtigen Zielgruppen ■ Einfache Aufschaltung (PDF schicken) ■ Kostengünstiges Angebot (CHF 550 pro PDF) ■ Attraktive Möglichkeiten für zusätzliche Print-Publikation Kundenberatung: bw Medien AG | 8840 Einsiedeln | Telefon 055 418 82 00 | www.bwmedien.ch
Focus Introduction Marie-Claire Chamot, rédactrice Competence Zürcher Heilmittel verbreiten Husten Les remèdes zurichois Der Kanton Zürich hat den Ton angege- ben. Die Spitalplanungs-Leistungsgruppen (SPLG) sind weitverbreitet. Nun sollen in font tousser sechs Leistungsgruppen auch Mindestfall- zahlen pro Operateur gelten. Trotz der Be- teuerung, dass diese zu keiner weiteren Konzentration führen werden, ist der Wi- derstand gross. Die betroffenen Regional- spitäler befürchten, dass die Massnahmen ausgeweitet werden, was die Attraktivi- tät, Konkurrenz- und Überlebensfähigkeit beinträchtigen wür-de. Sie fühlen sich be- reits durch den ausgeweiteten Geltungs- bereich der hochspezialisierten Medizin, die verstärkte Prioritätensetzung ambu- lant vor stationär sowie den Tarifdruck be- droht. Auch in der lateinischen Schweiz ist Le canton de Zurich a beaucoup donné le La Suisse latine n’est pas à l’abri des re- Zentralisierung ein Thema. Aber da hier ton en Suisse. Son Groupeur de prestations mous et polémiques sur la centralisation. Koordinierung im Vordergrund steht, wur- pour la planification hospitalière (GPPH) a Mais, incités à la concertation plus qu’à la de die Debatte von den Regionalspitälern fait école dans presque toute la Suisse et il concurrence, ses hôpitaux de proximité ne noch nicht aufgenommen. Der Kanton a été le premier à conditionner certains sont pas encore entrés dans ce débat parti- Waadt hat eine Diskussion zwischen dem mandats de prestations à la preuve d’une culier. Vaud ouvre la discussion entre son Universitätsspital und der Vereinigung der expérience suffisante. Au nom des coûts et hôpital universitaire et sa fédération d’hôpi- Waadtländer Regionalspitäler eröffnet. de la sécurité des soins, le gouvernement taux régionaux. Les cantons de Genève, du Die Kantone Genf, Wallis, Jura und Tessin zurichois veut renforcer ces mesures pour Valais, du Jura et du Tessin ont réuni ou sont haben bereits oder sind daran, die öffent- six groupes de prestations, en ajoutant en train de réunir leurs hôpitaux publics lichen Spitäler in kantonale Strukturen zu cette fois comme condition un nombre de dans des structures cantonales uniques. A integrieren. In Neuenburg hat die Bevölke- cas minimal par opérateur. Il a beau assurer Neuchâtel, c’est la population qui contraint rung die Regierung dazu verpflichtet, zwei que ces nouveaux seuils ne conduiront pas le gouvernement à maintenir deux hôpitaux Akutspitäler anstelle eines Zentrumspitals à une concentration supplémentaire des de soins aigus au lieu d’un hôpital centralisé beizubehalten. Angesichts der Position soins dans quelques établissements centra- dans le chef-lieu. Vu sa situation entre les zwischen zwei Universitätsspitälern in lisés, la résistance fait tache d’huile. Les hôpitaux universitaires de deux cantons zwei Nachbarkantonen, ist das Freiburger hôpitaux frondeurs craignent une générali- voisins, l’hôpital fribourgeois est particuliè- Spital besonders stark von MIndestfallzah- sation des mesures prises à Zurich, avec rement concerné par la question des quotas len betroffen, wie dies neulich zwei Pro- des effets en cascade sur leur attractivité, minimaux, comme l’a montré cet été un fessuren in einem Mediengespräch aufge- leur capacité concurrentielle et leur survie, face-à-face médiatique entre deux profes- zeigten. Aber alle Spitäler erwarten mit qu’ils jugent déjà menacées par le mou- seurs sur la sécurité des soins. Mais tous at- Interesse den Ausgang der Beschwerde, vement de concentration dû à la médecine tendent avec intérêt l’issue du recours dé- die von zehn Deutschschweizer Regional- hautement spécialisée, la priorité accordée posé par dix hôpitaux alémaniques. C’est spitälern eingereicht worden ist. ■ à l’ambulatoire et la pression sur les tarifs. elle qui donnera le ton cette fois-ci. ■ Competence 12/2017 7
Focus Überregulierung gefährdet bewährte regionale Spitalversorgung Der Zusammenschluss «Nähe schafft Ge- fenden Regulatorien ergebnisorientiert und rie (Grund-, Schwerpunkt-/Zentrumsver- sundheit. Ihr Spital in der Region.» wurde weitergehende Vorschriften, wie z. B. die sorgung, Universitätsspitäler) differen- 2016 von Aargauer Regionalspitälern zur Strukturvorgaben aus dem Leistungsgrup- ziert werden. Heute werden diesbezüglich Wahrung der Gesundheitsversorgung der penkonzept nach regionalen Gegebenheiten alle Spitäler über einen Leist geschlagen. Bevölkerung in den Regionen des Kantons zu gestalten. Deshalb setzen sich die Regio- Unsinnige administrative und fachliche Aargau lanciert. Da auch die meisten Spitäler nalspitäler für folgende Massnahmen ein: Auflagen, die die Wirtschaftlichkeit ge- der Zentralschweiz sowie in Glarus die Das starke und bewährte abgestufte fährden und verhindern, dass Häufiges Gesundheitsversorgung gefährdet sehen, Schweizer Versorgungssystem (Grund-, kostengünstig und zu guter Qualität in haben sie sich der Aargauer Initiative eben- Schwerpunkt-/Zentrumsversorger, Uni- der Nähe des Wohnortes erbracht werden falls angeschlossen. Wie es aussieht, werden versitätsspitäler) muss erhalten bleiben. kann, müssen abgeschafft werden. sich bald weitere Regionen – im Gespräch Die strukturellen und personellen Anfor- Die HSM-Liste darf nicht ohne breite Dis- sind Zürich und Bern – der Vereinigung derungen, die im Rahmen der Zuteilung kussion und Vernehmlassung bzw. ohne anschliessen, denn auch in diesen Gebieten der Leistungsaufträge an die Spitäler ge- Einbezug von mittleren und kleinen Leis- ist die Gesundheitsversorgung der Bevölke- stellt werden (z. B. Vorhaltezeiten, Fach- tungsanbietern von der ursprünglich dis- rung ausserhalb der Zentren in Gefahr. qualifikationen) müssen pro Spitalkatego- kutierten Liste abweichen und immer wei- Strukturqualität statt Ergebnisqualität Gesundheitswesen – Wünsche Seit geraumer Zeit finden Entwicklungen «Bitte sagen Sie mir, was für ein Gesundheitswesen in der Schweiz Sie sich wünschen. Wenn Sie mit statt, welche die bewährte und intakte regi- dem ersten Teil der Vorgabe übereinstimmen, wählen Sie die Zahl 1 oder nahe bei 1. Wenn Sie mit dem onale Gesundheitsversorgung der Bevölke- zweiten Teil der Vorgabe übereinstimmen, wählen Sie die Zahl 6 oder eine Zahl nahe bei 6.» rung gefährden. So werden die Spitäler mit immer mehr und immer engeren regulatori- 100% in % Stimmberechtigter schen Bedingungen daran gehindert, die regionale Gesundheitsversorgung der Bevöl- weiss nicht / 80% keine Antwort kerung im gewünschten Rahmen aufrecht- 6 zuerhalten. 5 Zwei Beispiele für diese einengende 60% 4 Überregulierung sind die Vorgaben der Inter- 3 kantonalen Vereinbarung für die hoch spezi- 40% 2 alisierte Medizin (IVHSM) sowie die Vorga- 1 ben der kantonalen Spitalleistungsgruppen- 20% kataloge (SPLG). Diese sind vor allem an Strukturqualität statt an Ergebnisqualität orientiert. Für die Gesundheitsversorgung 0% 2014 2015 2016 2017 sind jedoch nicht praxisferne Vorgaben ent- Möchten Sie ein Gesundheitswesen in der Schweiz, … scheidend, sondern das Ergebnis der an den in dem eine Konzentrierung auf die Zentren stattfindet Patienten erbrachten medizinischen, thera- oder in dem auch in den Randregionen ein breites medizinisches Angebot existiert? peutischen und pflegerischen Leistungen. Quelle: gfs.bern, H+ Spital- und Klinik-Barometer (Juni 2017: N = 1200) Um eine effektive und effiziente Gesund- heitsversorgung zum Wohle der Bevölke- Laut dem H+ Spital- und Klinik-Barometer neigen die Stimmberechtigten tendenziell stärker zu einem rung aufrechtzuerhalten, sind die übergrei- breiten Angebot in Randregionen als im Vorjahr (61% mit Werten 4 bis 6, +7%). 8 Competence 12/2017
tere Gebiete regulieren, die nicht zur Abnehmender Wettbewerb hochspezialisierten Medizin gehören. und Monopolbildung IVHSM muss alle laufenden und geplanten Die aktuelle Gesundheitspolitik ist zurzeit Ausweitungen abbrechen und sich auf leider teilweise von einer einseitigen Zentra- ihre Kernaufgabe konzentrieren. Der be- lisierungsdiskussion geprägt, gepaart mit stehende Strukturkatalog muss wieder der falschen Vorstellung, die Kosten würden auf die ursprünglich diskutierten und dabei sinken und die Qualität steigen. Zent- durchaus sinnvollen Bereiche zurückge- ralisierung führt jedoch unweigerlich zu ab- fahren werden, um eine umfassendere nehmendem Wettbewerb, zu Monopolbil- Daniel Schibler, Direktor Asana Spital, Menziken; Gesundheitsversorgung in den Regionen dung und damit zu schlechteren Leistungen. info@spitalmenziken.ch zu ermöglichen. Dies bei höheren Kosten, längeren Wartezei- Fortunat von Planta, Direktor Kantonsspital Uri, ten und zunehmender Anonymität der Pati- Präsident der Spitäler Zentralschweiz; Regionalspitäler zentraler Pfeiler der enten. info@ksuri.ch Beide sind Mitglied der Vereinigung «Nähe schafft Gesundheitsversorgung Zudem missachtet die unter dem reinen Gesundheit. Ihr Spital in der Region». Um diese Ziele zu erreichen, wird «Nähe Kostenaspekt geführte Zentralisierungsdis- schafft Gesundheit. Ihr Spital in der Region.» kussion viele wichtige Argumente. So wird auf verschiedenen Kanälen aktiv werden nicht miteinbezogen, dass zu einer raschen und aufzeigen, dass die Regionalspitäler ein Gesundheitsversorgung sowie zu einer La proximité, zentraler Pfeiler in der Gesundheitsversor- schnellen und optimalen Heilung Faktoren gung der Bevölkerung sind und einen subs- wie Nähe, Vertrautheit und übersichtliche c’est la santé tanziellen und bewährten Beitrag für die Strukturen gehören. Eine Steigerung der Les hôpitaux argoviens ont lancé en umfassende und qualitativ hochstehende Qualität wird dann erreicht, wenn Patienten- 2016 une opération intitulée «Nähe Gesundheitsversorgung in ihren Einzugsge- pfade zwischen den Institutionen der ver- schafft Gesundheit. Ihr Spital in der bieten leisten. schiedenen Versorgungsstufen gut koordi- Region», en traduction libre «La proxi- Die Regionalspitäler arbeiten wirt- niert, Triagekriterien gemeinsam abgespro- mité, c’est la santé. Votre hôpital dans la schaftlich erfolgreich und bieten Leistungen chen und die Zuweisungs- und Verlegungs- région». Objectif: préserver la couverture in der Regel günstiger an als Universitäts- prozesse verbindlich festgelegt sind. Dafür sanitaire de la population dans les diver- und Zentrumsspitäler. Immer neue Anforde- braucht es die Zusammenarbeit aller Institu- ses régions du canton d’Argovie. Comme rungen und Regulatorien führen nicht auto- tionen innerhalb einer Versorgungsregion. la plupart des hôpitaux de Suisse cen- matisch zu mehr Patientensicherheit und Können mit einer solchen Zusammenarbeit trale et de Glaris jugent eux aussi la cou- Behandlungsqualität, sondern wirken sich auch noch Infrastrukturbedarf und Personal- verture sanitaire menacée par une régle- kontraproduktiv auf die Versorgungssicher- kompetenz koordiniert werden, würde dies mentation excessive, ils se sont associés heit aus. Zentralisierung ist eben nicht eventuell sogar der Kostendruck abschwä- à l’alliance argovienne. D’autres régions gleichbedeutend mit Qualitätssteigerung. chen. sont susceptibles de les rejoindre bien- Eine Zentralisierung der Grundversorgung tôt – Berne et Zurich sont notamment führt zudem unweigerlich zu einer erhebli- In geografischen Räumen denken en discussion. Les hôpitaux régionaux chen Kostensteigerung, da in den Zentren Die Gemeinschaft «Nähe schafft Gesundheit. veulent montrer qu’ils sont un pilier cen- Kapazitäten geschaffen und damit Infra- Ihr Spital in der Region.» ist davon über- tral de la couverture sanitaire. Ils travail- struktur, die in den Regionen bereits vorhan- zeugt, dass eine von der Bevölkerung ge- lent avec succès sur le plan économique et den ist, auf- und/oder ausgebaut werden wünschte qualitativ hochstehende und pro- offrent en général des prestations moins muss. fessionelle medizinische Versorgung nur coûteuses que les grands hôpitaux centra- möglich ist, wenn die Gesundheitsversor- lisés, universitaires ou non. Ajouter tou- gung in geografischen Räumen gedacht und jours de nouvelles exigences et réglemen- Mitglieder «Nähe schafft Gesundheit. geplant wird. In diesem Sinne verstehen sich tations n’améliore pas automatiquement Ihr Spital in der Region.» die Spitäler in der Region als Teil einer bis- la sécurité des patients et la qualité des Aargau: Spital Muri; ASANA Gruppe AG: lang bewährten und gut funktionierenden traitements, mais agit de façon contre- Spital Menziken, Spital Leuggern; Versorgungskette, angefangen vom Haus- productive sur la garantie de couverture Gesundheitszentrum Fricktal; Spital arzt über die Regionalspitäler, die Kantons- sanitaire. Une médecine de haute qualité, Laufenburg spitäler bis hin zu den Universitätsspitälern. comme le souhaite la population, n’est Diese bewährte Kette darf im Interesse einer possible que si la couverture sanitaire est Zentralschweiz: Spital Einsiedeln; optimalen Versorgung der Bevölkerung nicht pensée et prévue dans toutes les régions Spital Lachen; Spital Schwyz; Kantons- zerstört werden. Mit anderen Worten: Es géographiques. spital Uri; Kantonsspital Obwalden; geht also darum, bei der Diskussion und Pla- Autrement dit, il faut à l’avenir de Zuger Kantonsspital; Hirslanden- nung der zukünftigen Gesundheitsversor- nouveau mieux tenir compte des besoins Gruppe: Klinik St. Anna, Andreasklinik; gung wieder vermehrt die Bedürfnisse der de la population, qui souhaite une prise Kantonsspital Glarus Q Bevölkerung nach einer raschen, vertrauten en charge médicale de proximité, rapide Info: www.regionalspitaeler.ch und nahen medizinischen Betreuung zu et sûre. ■ berücksichtigen. Q Competence 12/2017 9
Focus Qualitätsanforderungen dienen dem Patienten und sind keine Schikanen «Die Diskussionen um Mindestfallzahlen eine wichtige Qualitätsanforderung für die zwischen 2012 und 2015 bei Behandlun- werden derzeit mit zum Teil völlig absur- Zürcher Listenspitäler. Denn grundsätzlich gen mit Mindestfallzahlen mehr als doppelt den Argumenten geführt, die nichts mit gilt: Mit steigender Fallzahl steigt die Quali- so stark wie bei Behandlungen ohne Min- der wissenschaftlichen Evidenz zu tun tät der Behandlung und sinkt das Risiko, destvorgaben; und die Fallkosten stiegen haben», konstatierte der Präsident der dass bei einem Eingriff Fehler passieren. bei Behandlungen mit Mindestfallzahlen Schweizerischen Akademie der Medizini- rund dreimal weniger stark als in den übri- schen Wissenschaften (SAMW), Daniel Sinkende Mortalitätsrate und weniger gen Bereichen. Scheidegger, vor kurzem. Ob der ehemalige stark ansteigende Fallkosten Vorsitzende des HSM-Fachorgans damit Mit jährlich zehn Fällen pro Spital und Be- Mindestfallzahlen haben auch die aktuelle Debatte im Kanton Zürich handlung wurden die Mindestfallzahlen und um die Spitalplanung des Kantons Zü- 2012 vorerst bewusst niedrig festgelegt. sich von 2012 bis 2015 rich gemeint haben könnte? Sie gelten seither für knapp 30 verschie- hinsichtlich Qualität und dene stationäre Eingriffe und haben sich Wirtschaftlichkeit positiv Mit der Fallzahl steigt die Qualität hinsichtlich Qualität und Wirtschaftlichkeit Der Kanton Zürich hat mit der Spitalpla- positiv ausgewirkt. Dies konnte die Ge- ausgewirkt. nung und der Spitalliste 2012 als erster sundheitsdirektion in einer fundierten Ana- Kanton Mindestfallzahlen für einzelne me- lyse aufgrund der Erfahrungen der ersten Übung macht den Meister – dieser all- dizinische Eingriffe festgelegt. Sie bilden vier Jahre aufzeigen: So sank die Mortalität gemeine Grundsatz gilt aber nicht nur mit Blick auf das einzelne Spital bzw. das Unter- suchungs-, Behandlungs- und Pflegeteam, sondern auch für den einzelnen Arzt. Zahl- reiche Studien belegen, dass sich die Be- handlungsqualität durch eine Verbindung von Mindestfallzahlen pro Spital mit Min- destfallzahlen pro Operateur weiter verbes- sern lässt; in ihrem Gutachten «Mindestfall- zahlen im akutstationären Bereich» hat das die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) 2016 untermauert. Auch für das Bundesverwaltungsgericht ist der Zusammenhang evident; entsprechend hielt es unlängst fest: «Es ist gerichtsnoto- risch, dass die Erfahrung des Arztes und seines Teams mit der Anzahl von erledigten Fällen wächst. Mindestfallzahlen dienen Foto: Copyright BZ Pflege unbestrittenermassen der Qualitätssiche- rung.» Gelegenheitsoperationen verhindern Der Kanton Zürich setzt diese Erkenntnisse Ab 2019 müssen Listenspitäler in definierten Bereichen auch Mindestfallzahlen pro Operateur einhalten. auf das Jahr 2019 für die Spitäler auf der 10 Competence 12/2017
Zürcher Spitalliste um. So hat der Regie- Mindestfallzahlen pro Spital festgehalten, rungsrat gezielt für sechs Leistungsgrup- dass die Gesundheitsdirektion die ersten pen auch Mindestfallzahlen pro Operateur Erfahrungen analysieren wird. Bei positiven definiert. Die Werte liegen zwischen 10 Resultaten sei geplant, «die bestehenden und 50 Fällen pro Jahr und sind damit Mindestfallzahlen anzupassen sowie die ebenfalls bewusst tief angesetzt. In dieser Einführung weiterer Mindestfallzahlen zu Form und Höhe führen die Vorgaben pro prüfen». Dies kommt nun mit dem ergän- Operateur denn auch nicht, wie teilweise zenden Instrument von Mindestfallzahlen suggeriert, zu eigentlichen Spitalkonzent- pro Operateur zum Tragen. Die vorgesehe- Dr. Thomas Heiniger, Regierungsrat, rationen, sondern verhindern in erster Linie nen Änderungen kündigte der Regierungs- Gesundheitsdirektor Kanton Zürich; Gelegenheitsoperationen. Denn nicht mehr rat bereits Mitte 2016 an. Gleichzeitig thomas.heiniger@gd.zh.ch zugelassen sein werden Operateure, denen führte die Gesundheitsdirektion umfas- eine minimale Routine und Erfahrung zur sende Hearings mit Fachexperten der Spi- Durchführung der betreffenden Operation täler durch. Gestützt auf deren Beurteilun- fehlt. In solchen Fällen ist nach Einschät- gen erfolgte die Vernehmlassung zu den zung der Gesundheitsdirektion die Patien- konkret geplanten ergänzenden Anforde- La méthode a déjà fait tensicherheit höher zu gewichten als das rungen. Interesse der Spitäler an einem möglichst ses preuves diversifizierten Angebot. «Regulierungswut» des Kantons versus Dans sa planification et sa liste hospita- ökonomische Interessen der Spitäler lière 2012, le canton de Zurich a été le Mit Selbstverantwortung und Control- Mit andern Worten: Die erfahrungsge- premier à fixer des nombres de cas mini- ling keine Mengenausweitung stützte Überzeugung im Kanton Zürich, maux pour certaines interventions médi- Bemerkenswert ist, dass gerade einzelne dass Mindestfallzahlen ein sinnvolles Inst- cales. Avec 10 cas annuels par hôpital et Spitaldirektoren und Ärzte als Argument rument sind, wird in der Regel von den par traitement, les seuils sont bas. Ils gegen Mindestfallzahlen pro Operateur ins Fachärzten aus den betroffenen Disziplinen sont en vigueur depuis lors pour près de Feld führen, solche Vorgaben könnten ei- geteilt; genauso wie von zahlreichen Leis- 30 interventions stationnaires et ont eu nen Arzt in Versuchung führen, mehr als tungserbringern im Kanton und von Pati- un effet positif, assure le conseiller d’Etat nötig zu operieren. Wo bleibt da die entenstellen, die die Regelungen begrüs- Thomas Heiniger. Entre 2012 et 2015, le (Selbst-)Verantwortung der Ärzteschaft sen. Anders beurteilen es jene Spitäler, die taux de mortalité a diminué plus de deux und Leistungserbringer? Der Kanton jeden- gegen den Regierungsratsbeschluss Be- fois plus dans les traitements soumis à falls wird den Spitälern und Ärzten, die – schwerde führen. Sie sehen darin insbeson- des seuils minimaux que dans les autres wie sie selber in den Raum stellen – zur Er- dere «Regulierungswut» und ein «Aufblä- traitements. Et les coûts par cas ont aug- reichung von Mindestfallzahlvorgaben un- hen der Bürokratie». Letzteres lässt sich menté environ trois fois moins que dans nötige Eingriffe zum Nachteil des Patienten leicht entkräften: Die Spitäler erfassen die les autres secteurs. (Überversorgung, Fehlversorgung) vorneh- Operationen ihrer Ärzte sowieso – allein De nombreuses études démontrent men, im Rahmen des Indikations- und Qua- schon aus ureigenem Interesse. Zusätzlich que la qualité des soins peut encore être litätscontrollings entgegenwirken. wird also nur die Übermittlung der Daten améliorée en liant le nombre de cas mini- an den Kanton nötig. Dazu reicht eine ein- mal par hôpital à un nombre de cas mini- Bewusst tief angesetzte fache Programmierung – mit der laufenden mal par opérateur. Le canton de Zurich medizintechnischen Entwicklung kommen applique ces conclusions pour l’année Mindestfallzahlen pro die Zürcher Spitäler jeweils auch höchst 2019 aux hôpitaux de sa liste. Dans ce Operateur führen nicht zu kompetent klar. Das «Regulierungs»-Argu- but, le Conseil d’Etat a défini des nombres Spitalkonzentrationen, ment stellte der «Tages-Anzeiger» in den de cas minimaux par opérateur pour six Kontext der «ökonomischen Interessen» groupes de prestations. Les seuils sont sondern verhindern in der Spitäler und analysierte: «Sie wollen sciemment fixés bas, entre 10 et 50 cas erster Linie Gelegenheits- keine Leistungsaufträge verlieren, weil das par an. Sous cette forme et à ce niveau, operationen. weniger Patienten und weniger Einnahmen ces exigences ne conduisent pas à des für sie bedeuten würde.» concentrations hospitalières, mais empê- chent en premier lieu les opérations Transparenter Prozess Patient will Sicherheit occasionnelles. Les chirurgiens sans une Zürich setzt bei der kantonalen Spitalpla- Wie auch immer – am Schluss entscheidet routine minimale et une expérience suffi- nung seit Beginn an auf Transparenz im der Patient. Und der will Sicherheit. Für Spi- sante pour conduire une opération n’y se- Prozess und auf fachliche Abstützung. So täler ist es daher empfehlenswert, Mindest- ront plus autorisés. Dans de tels cas, la wurde das Leistungsgruppenkonzept im fallzahlen nicht als Schikane der Politik zu sécurité du patient a plus de poids que Rahmen der Spitalplanung 2012 unter Bei- bekämpfen, sondern als eines von mehre- l’intérêt des hôpitaux à diversifier le plus zug von über 100 Fachexperten erarbeitet. ren qualitätsfördernden und -sichernden possible leur offre, juge le conseiller Bereits im Strukturbericht 2011 wurde im Elementen zur eigenen und eigenständigen d’Etat. ■ Zusammenhang mit der Einführung der Positionierung im Markt zu nutzen. Q Competence 12/2017 11
Focus Neue Spitalliste gefährdet die regionale Versorgung Gewiss hat der Kanton Zürich in vielerlei auch die langfristige Planung der personel- Mit dem Erlass neuer Spitallisten wird die Hinsicht Vorzeigecharakter. Und was im len, materiellen und finanziellen Ressour- wirtschaftliche Basis und die Investitionssi- Kanton Zürich gemacht wird, setzen viele cen in den Spitälern. cherheit der Spitäler jedoch untergraben. andere Kantone ebenfalls um. Nun scheint Dies vor allem deshalb, weil die Planbarkeit es aber, dass die Gesundheitsdirektion Wirtschaftliche Basis wird untergraben für die betroffenen Spitäler stark beein- übers Ziel hinausgeschossen ist. Auf ihren Infolge der seit 2012 geltenden Spitalfi- trächtigt wird. Wenn die Regeln während Antrag hin hat der Regierungsrat jüngst nanzierung nach Krankenversicherungsge- des Spiels geändert werden, wird es beschlossen, die Spitallisten bereits auf setz (KVG) müssen mit den Leistungspau- schwierig, im Spiel zu bleiben. den Beginn des kommenden Jahres respek- schalen (KVG-Vergütungen) auch die Was Vielen nicht bewusst ist: Es kön- tive per 1. Januar 2019 anzupassen. Dies Investitionen finanziert werden. Der Leis- nen aufgrund der Mindestfallzahlen oder obwohl die heutige Spitalplanung auf tungsauftrag bestimmt die von den Spitä- weiterer Voraussetzungen laufend Leis- Grundlagen beruht, die bis ins Jahr 2020 lern für die Investitionen kalkulierten Ein- tungsaufträge verloren gehen, neue dazu- Gültigkeit hätten. Unter diesen Vorausset- nahmen. Kurzfristige Änderungen des gewinnen kann das Regionalspital kaum. zungen wurden die entsprechenden Leis- Leistungsauftrags müssen daher die Aus- Dies hat zur Folge, dass das Leistungsange- tungsvereinbarungen mit den Spitälern ab- nahme bilden, sachlich klar begründet wer- bot für die regionale Versorgung laufend geschlossen. Und auf dieser Basis erfolgte den und eine gewisse Dringlichkeit haben. ausgedünnt wird und im Extremfall der me- Foto: Copyright BZ Pflege Mindestfallzahlvorgaben sind gemäss IG Primärspitäler dazu geeignet, die Regionalspitäler zu «Notfallstationen mit Zusatzleistungen» zu degradieren. 12 Competence 12/2017
dizinische Fortschritt der Bevölkerung nur in lern tätig sein können, läuft dies schliesslich den städtischen Zentren zu Gute kommt. Es auf eine Verhinderung der Berufsentfaltung ist so kaum möglich, auf veränderte Bedürf- sowie der fachlichen Weiterentwicklung hin- nisse der Bevölkerung nach Gesundheitsleis- aus. Dem Anliegen einer qualitativ hochste- tungen einzugehen. henden regionalen Gesundheitsversorgung läuft dies diametral entgegen. Die zentrale Mindestfallzahlen: Stein des Anstosses Frage lautet: Ist das im Sinne der Patienten Einer der Hauptkritikpunkte am Erlass der und wirkt die zunehmende Zentralisierung Zürcher Regierung ist, dass neu Mindest- kostendämpfend? Gemäss der jüngst veröf- Matthias A. Pfammatter, Direktor See-Spital fallzahlen pro Operateur in einzelnen Leis- fentlichen repräsentativen Umfrage, dem H+ Horgen/Kilchberg, Mitglied IG Primärspitäler; tungsgruppen eingeführt werden sollen. Spital- und Klinik-Barometer, wünscht die matthias.pfammatter@see-spital.ch Als Grund für die Einführung dieses neuen Bevölkerung eine starke, regional veran- Parameters werden die Qualitätssteigerung kerte Spitalversorgung. Ausserdem zeigt und die Wirtschaftlichkeit angeführt. Das der jährlich von der Zürcher Gesundheitsdi- Argument tönt zwar plausibel, den Beweis rektion veröffentlichte Fallkostenvergleich, Des hôpitaux für diese Annahmen bleibt die Gesund- dass die Kosten in Zentrumsspitälern deut- régionaux déclassés heitsdirektion jedoch schuldig. Unklar ist lich höher liegen als in den regionalen Spitä- auch, wie diese Mindestfallzahlen erhoben lern. Les listes hospitalières du canton de werden müssen und welche Regeln im De- Zurich seront adaptées début 2018 et tail Gültigkeit haben. Es ist aber zu be- Regionalspitäler reichen Beschwerde ein 2019, alors que la planification actuelle fürchten, dass damit eine weitere adminis- Naturgemäss sind von den beschlossenen est en principe valable jusqu’en 2020. trative Belastung auf die Operateure und Massnahmen vor allem die Regionalspitäler Selon la communauté d’intérêt qui réunit Spitäler zukommen wird. Kostensenkend betroffen. Während die Zentrumsspitäler les hôpitaux de soins aigus de base, cette wird sich dies bestimmt nicht auswirken. die Fallzahlen problemlos erreichen und mesure touche fortement la planification Das Argument der Qualität und Wirtschaft- mit einer höheren Baserate kalkulieren des hôpitaux concernés. L’un des princi- lichkeit greift nur bei hochspezialisierten können, besteht bei den Regionalspitälern paux points critiques est l’introduction Eingriffen, z. B. bei der Herzchirurgie, nicht die Gefahr, einzelne Leistungsgruppen zu de nouveaux nombres de cas minimaux aber bei den betroffenen Leistungsgruppen verlieren. Die Patientenströme würden sich par opérateur dans certains secteurs dé- gemäss dem Beschluss der Zürcher Regie- in eine andere Richtung bewegen und ein finis. Il y a lieu de craindre une charge rung. schwer zu durchbrechender Abwärtstrend administrative accrue ainsi qu’une nou- würde einsetzen. Die Massnahme ist geeig- velle vague de centralisations. En cas de Zentralisierungsschub zu erwarten net, die Regionalspitäler zu «Notfallstatio- doute, les patients et les médecins opte- Mit der Einführung der Mindestfallzahlen nen mit Zusatzleistungen» zu degradieren. ront pour l’hôpital centre et contre ist zudem zu erwarten, dass eine weitere Weil die Massnahme aber auch juris- l’hôpital régional. Cela ne sera pas sans Welle der Zentralisierung ausgelöst wird. tisch auf tönernen Füssen steht, haben die effet sur le recrutement du personnel et Patienten und Ärzte werden sich im Zwei- Regionalspitäler im Kanton Zürich beschlos- les flux de patients, et cela conduira à un felsfall für das Zentrumsspital und gegen sen, beim Bundesverwaltungsgericht Be- affaiblissement de la formation de base das Regionalspital entscheiden. Dies wird schwerde gegen den Beschluss der Regie- et postgraduée des médecins. Limiter nicht nur Auswirkungen auf die Personalre- rung einzureichen. l’activité de médecins spécialisés à cer- krutierung und die Patientenströme haben, tains hôpitaux choisis par le canton cons- sondern auch zu einer Schwächung der Wenn das Beispiel Schule macht titue une intervention massive dans leur ärztlichen Aus- und Weiterbildung führen. Die Beschwerde ist auch deshalb gerecht- activité professionnelle et leur liberté fertigt, weil die Anknüpfung der Mindest- économique. Et les hôpitaux régionaux Mit den neuen Spitallisten fallzahlen an den Operateur anstelle des seraient dégradés en services d’urgences Listenspitals bzw. des Leistungserbringers avec prestations complémentaires au wird die wirtschaftliche im Planungs- und Vergütungssystem nach mépris des patients, qui souhaitent une Basis und die Investitions- KVG systemwidrig ist. Die Frage wäre be- offre hospitalière dans leur région. ■ sicherheit der Spitäler rechtigt, welche Überraschung als nächstes auf die Regionalspitäler warten würde. untergraben. Aber auch der Umstand, dass vor Ablauf ist unklar, welche langfristige Strategie der der laufenden Vereinbarung und ohne eine Kanton insbesondere in Bezug auf die regi- Nicht von der Hand zu weisen ist auch Gesamtstrategie, die dem Beschluss zu- onal verankerten Spitäler verfolgt. die Tatsache, dass die Massnahme ein mas- grunde liegt, nun einzelne Massnahmen Es dürfte sich somit für andere Kantone siver Eingriff in die Erwerbstätigkeit bzw. in herausgepflückt und umgesetzt werden, lohnen, nicht dem Beispiel des Kantons die Wirtschaftsfreiheit der Ärzte im Sinn ei- ist nicht vertrauenserweckend. Missstände, Zürich nachzueifern und die bewährte, qua- nes faktischen Berufsverbots darstellt. die ein rasches Eingreifen erforderlich ge- litativ hochstehende regionale Gesundheits- Wenn spezialisierte Ärzte nur noch in be- macht hätten, wurden jedenfalls nicht an- versorgung nicht ohne Not aufs Spiel zu set- stimmten, vom Kanton ausgewählten Spitä- geführt und sind auch nicht erkennbar. Es zen. Q Competence 12/2017 13
Sie können auch lesen