Regionalspitäler formieren und wehren sich Des hôpitaux régionaux se rebiffent

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Regionalspitäler formieren und wehren sich Des hôpitaux régionaux se rebiffent
Hospital Forum

                                                               12/2017

  Focus
  Regionalspitäler formieren und wehren sich
  Des hôpitaux régionaux se rebiffent
Interview du mois       Focus                       Interna
Révolution numérique:   Les patients veulent plus   H+ Kongress zu Mensch
rattraper le retard 4   de transparence 15          und Technologie 24
Regionalspitäler formieren und wehren sich Des hôpitaux régionaux se rebiffent
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Kommunikation im Berufsalltag

  Kommunikation
                                                  im Berufsalltag
Ob im Spital, in der Privatpraxis oder in   Kommunikationstraining an der              Reflexion über Kommunikation               Gruppen, Teams und Abteilungen, de-
der ambulanten Betreuung: Patientinnen      Berner Fachhochschule                      Anschliessend an jede Trainingssituation   ren Mitglieder anhand von praktischen
und Patienten, Klientinnen und Klienten     Die Berner Fachhochschule Gesundheit       erhalten die Teilnehmenden eine Rück-      Beispielen ihre Kommunikationsfertigkei-
stehen im Fokus unserer Berufstätig-        bietet für bestehende Teams oder als       meldung zu ihrem Handeln. Zu hören,        ten im Berufsalltag reflektieren oder
keit. Unsere innere Haltung und unser       interne Fortbildung für Mitarbeiten-       wie sie gewirkt haben und was ihre         verändern möchten.
Kommunikationsverhalten prägen jede         dengruppen massgeschneiderte Semi-         Aussagen, ihr Verhalten beim Gegen-
Begegnung und jede Beziehung mit            nare mit Kommunikationstrainings oder      über bewirken, eröffnet den Beteiligten
Patientinnen und Patienten. Dienstleis-     Forumtheater an. Im Rahmen von halb-       eine neue Perspektive. Das Feedback-
tungen im Gesundheitswesen werden           tägigen oder ein- bis zweitägigen Schu-    gespräch ist der Kern des Kommunikati-
                                                                                                                                    Individuelle Beratung
durch Kommunikation unterstützt und         lungen vertiefen die Teilnehmenden         onstrainings. Es ermöglicht den Berufs-      Berner Fachhochschule
oft ist es unsere Kommunikationsfähig-      ein von ihnen gewähltes Thema im Be-       fachpersonen über die Kommunikation          Gesundheit
keit, die von Klientinnen und Klienten      reich der Kommunikation. Dazu gehören      nachzudenken, ihr eigenes Kommunikati-       Tanja Andrist
bewertet wird.                              herausfordernde Gespräche, Motivatio-      onsverhalten oder allfällige Kommunika-      Koordinatorin
    Kommunikation ist deshalb in allen      nal Interviewing, Aggressionsmanage-       tionsmuster zu reflektieren.                 Kommunikationstraining
Berufen des Gesundheitswesens eine          ment, Gespräche mit Angehörigen, das                                                    Murtenstrasse 10, 3008 Bern
zentrale Kompetenz. In den Gesprächen       Überbringen einer schwierigen Nach-           Diverse Kliniken, Spitäler und Ver-
mit Patientinnen und Patienten,             richt, interdisziplinäre Zusammenar-       bände gehören bereits zur Klientel der       Telefon +41 31 848 45 52
                                            beit, usw. Mit Fallbeispielen aus dem      Berner Fachhochschule Gesundheit.            tanja.andrist@bfh.ch
Kommunikation wirkt immer.                  Berufsalltag wird das Thema konkret        Die Rückmeldungen zu den Kommunika-          gesundheit.bfh.ch /
                                            umgesetzt. Professionelle Schauspiele-     tionstrainings sind durchwegs positiv,       kommunikationsschulung
Wie genau können wir                        rinnen und Schauspieler übernehmen         weil die Teilnehmenden das Gespräch
mitbestimmen.                               die Rollen der Gesprächspartnerinnen       in ihrer eigenen Berufsrolle erleben
                                            und -partner und ermöglichen den Teil-     und auf ihr Kommunikationsverhalten
Klientinnen und Klienten, in der Begeg-     nehmenden das Üben in einer praxis-        direkt ein Feedback erhalten. Dadurch
nung mit Angehörigen, in der interdis-      nahen Situation. Die Settings werden je    können Erkenntnisse aus den Trainings
ziplinären Zusammenarbeit oder inner-       nach aktuellem Bedürfnis gewählt und       im Berufsalltag integriert werden und
halb der eigenen Berufsgruppe –             anlehnend an die beschriebenen Her-        die Fortbildungen wirken nachhaltig.
überall sind kommunikative Fertigkeiten     ausforderungen als Fallbeispiele gestal-   Das massgeschneiderte Dienstleistungs-
gefragt und unverzichtbar.                  tet.                                       angebot eignet sich für bestehende
Regionalspitäler formieren und wehren sich Des hôpitaux régionaux se rebiffent
Editorial

                                                                         Rolf Gilgen,
                                                                         Chefredaktor Competence

Der K(r)ampf der
Regionalspitäler                                                         Hôpitaux régionaux:
                                                                         le combat est lancé
Regionalspitäler proben den Aufstand: Zehn mittelgrosse Häuser mit       Dix hôpitaux de taille moyenne, qui em-
                                                                         ploient entre 500 et 1 200 collabora-
je rund 500 bis 1 200 Mitarbeitenden haben im Oktober beim Bun-          teurs, ont déposé en octobre un recours
desverwaltungsgericht Beschwerde eingereicht gegen einen Ent-            auprès du Tribunal administratif fédéral
                                                                         contre une décision du gouvernement
scheid der Zürcher Kantonsregierung. Diese will ab 2018 Änderun-         zurichois. Ce dernier entend modifier la
gen an der Spitalliste vornehmen und unter anderem in bestimmten         liste hospitalière dès 2018. Il veut entre
                                                                         autres prescrire des nombres minimaux
Fachdisziplinen Mindestfallzahlen pro Operateur vorschreiben. Wird       de cas par chirurgien pour certaines dis-
die Mindestfallzahl nicht erreicht, verliert das Spital den Leistungs-   ciplines spécialisées. Si le seuil n’est pas
                                                                         atteint, l’hôpital perdra le mandat de
auftrag. Diese Tatsache hat das Fass in etlichen Direktionen zum         prestations. Pour plusieurs directeurs,
Überlaufen gebracht.                                                     c’est la goutte d’eau qui fait déborder le
                                                                         vase.
                                                                               Les hôpitaux régionaux se sentent
Die regionalen Spitäler fühlen sich eh schon unter Druck durch Ent-      déjà sous pression: pour certains, les for-
                                                                         faits DRG ne couvrent pas les coûts. De
wicklungen in jüngerer Zeit: In manchen Häusern sind DRG-Fallpau-        plus, les interventions du Conseil fédéral
schalen nicht kostendeckend, Eingriffe des Bundesrats in den Tarmed      dans le TARMED ainsi que l’introduction
                                                                         de listes d’interventions à effectuer en
sowie die Einführung von Listen mit Eingriffen, welche ambulant          ambulatoire plutôt qu’en stationnaire fe-
statt stationär vorzunehmen sind, führen zu Ertragseinbrüchen.           ront fondre les recettes. Les hôpitaux ré-
                                                                         gionaux estiment que les mesures prises
Regionalspitäler sehen durch staatliche Massnahmen ihre Wettbe-          par l’Etat menacent leur capacité concur-
werbsfähigkeit bedroht. Zudem würde die Verlagerung von Fällen           rentielle. De surcroît, le transfert de cas
                                                                         des régions vers les hôpitaux de prise en
weg aus den Regionen in die Zentrumsspitäler das Gesundheitswe-          charge centralisée renchérira les coûts de
sen verteuern. Der Kanton Zürich argumentiert freilich anders: Die       la santé. Le canton de Zurich avance d’au-
                                                                         tres arguments: selon lui, ces mesures
Massnahmen seien nötig, um Qualität und Wirtschaftlichkeit der           sont nécessaires à la garantie de la qua-
Leistungserbringung zu sichern. Das forsche Vorgehen der Zürcher         lité et de l’économicité. Mais le Conseil
                                                                         d’Etat zurichois suscite un certain scepti-
Regierung stösst allerdings auch ausserhalb der Kantonsgrenzen auf       cisme hors des frontières cantonales éga-
Skepsis: Der Kanton Graubünden setzt zum Beispiel lieber auf ein         lement: les Grisons, par exemple, misent
                                                                         sur la décentralisation avec leur réseau de
dezentrales Versorgungsnetz und hält nichts von den Zürcher Min-         soins et ne sont pas partisans de la règle
destfall-Regeln. Competence hat mit Exponenten aus allen Lagern          des nombre minimaux de cas.
                                                                               Le combat des hôpitaux régionaux
gesprochen und stellt die Frage, ob sich der Kampf der Regionalspitä-    va-t-il se muer en une polémique entre
ler zu einem Richtungsstreit unter den Kantonen ausweitet. ■             les cantons sur la ligne à suivre? ■

                                                                                        Competence 12/2017        1
Regionalspitäler formieren und wehren sich Des hôpitaux régionaux se rebiffent
Inhalt / Contenu

                         8                                                                                        10

                                                                                                                                                                              Foto: UniversitätsSpital Zürich
                                                                                    Foto: Kantonsspital Uri

                         Focus: Regionalspitäler aus dem Aargau, der Innerschweiz                                  Focus: Im Kanton Zürich sollen neu auch mit Mindestfallzahlen
                         und in Glarus setzen sich gegen Überregulierung ein.                                      pro Operateur Gelegenheitsoperationen verhindert werden.

                         Interview du mois                                                                        Focus
                         Fathi Derder                                                                              Regionalspitäler wehren sich
                   4     Développer un écosystème à start-up pour rattraper                                   7    Les remèdes zurichois font tousser
                         notre retard
                                                                                                              8    Überregulierung gefährdet bewährte regionale Versorung

                                                                                                              10 Kanton Zürich: Qualitätsanforderungen dienen den
                                                                                                                 Patienten und sind keine Schikanen

                                                                                                              12 IG Primärspitäler: Neue Spitalliste gefährdet
                                                                                                                 regionale Versorgung

                                                                                                              14 Graubünden lehnt Mindestfallzahlen ab

                                                                                                              15 Fixer des critères clairs et évaluer les résultats

                                                                                                              16 «La spécialisation n‘est pas forcément synonyme
                                                                                                                 de centralisation»
Photo: Nadia Schweizer
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24                                                                                    28

                                                              Foto: Nadia Schweizer

                                                                                                                                                      Foto: Nadia Schweizer
     Interna: Der 60. H+ Kongress hat unter dem Titel «Mensch und                         Portrait: Der pensionierte Chefarzt Jean-Pierre Barras sieht vor
     Technologie: Digitale Dynamik ohne Grenzen?» stattgefunden.                          allem bei der ärztlichen Weiterbildung Optimierungsbedarf.

    Panorama
18 Politradar

19 Gastkolumne / Tribune libre                                                        Portrait
20 Inside                                                                             28 In der ärztlichen Weiterbildung ist mehr
                                                                                         Personalentwicklung nötig
     Background                                                                       30 Who is new
22 Hochkostenfälle: Wo steht SwissDRG?                                                32 Science

                                                                                      33 Agenda
     Interna
                                                                                      34 IHS
24 H+ Kongress 2017:
   Innovation mit mehr Fokussierung auf die Bedürfnisse                               35 SNL

26 Tag der Kranken 2018:                                                              36 Schluss-Strich / Coup de crayon
   Zeit für dich – Zeit für mich – Zeit für uns
                                                                                      37 Outlook / Impressum
                                                                                                                                                                              Umschlagillustration: Daniel Karrer, Zürich
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Interview du mois

Développer un écosystème à start-up
pour rattraper notre retard

Vous revenez de Californie, qu’avez-vous         avons un tissu de PME très riche. Nous de-        de plus en plus ce rôle de nous aider à nous
découvert dans la Silicon Valley?                vons avoir des ambitions: les Etats-Unis,         maintenir en bonne santé… Et dans l’idéal,
D’abord que la Silicon Valley a pris une         l’Asie et Israël créent le monde de demain,       cela devrait permettre de faire baisser les
avance incroyable dans le numérique! Les         et l’Europe en est absente. Google, Apple,        coûts!
petites start-up d’il y a 20 ans sont deve-      Facebook, Amazon et d’autres sont deve-
nues des acteurs économiques majeurs, des        nues en 20 ans les sociétés les plus puissan-     Comment la numérisation peut-elle faire
conglomérats actifs dans tous les domaines,      tes du monde et veulent occuper tous les          baisser les coûts de la santé?
y compris la santé. En second lieu, j’ai cons-   terrains, y compris la recherche et la santé...   Si la prévention se développe et qu’on peut
taté une obsession de la croissance expo-        avec l’immortalité pour objectif.                 prévenir au lieu d’intervenir, les coûts vont
nentielle, c’est le terme qu’on entend par-                                                        baisser. Cela même si, dans une première
tout. Tout va beaucoup plus vite et beau-        Que vous inspire cette foi dans                   phase, il peut y avoir une petite inquiétude
coup plus fort que dans notre logique de         l’innovation?                                     que la numérisation ait un impact négatif
croissance linéaire, en Europe. C’est inquié-    Si je peux garantir à mes enfants qu’ils ne       sur les coûts parce que tous ces algorithmes
tant pour nous, parce que notre retard va        mourront pas du cancer, je trouve ça plutôt       sont coûteux à développer. Mais déjà à
s’agrandir. Nous courons le risque de perdre     cool! Je me réjouis des perspectives dans le      court terme, si on peut éviter une thérapie,
notre leadership si nous ne réagissons pas,      domaine de la santé: la mé-                            cela aura un impact très fort pour la ré-
si nous ne développons pas un écosystème         decine préventive et per-                                  duction des coûts. C’est l’objectif.
comme le leur, parce que c’est dans les          sonnalisée, la possibilité
start-up que se développent ces applica-         pour le médecin d’ana-                                       Vous êtes invité à conclure le
tions de croissance exponentielle, qui peu-      lyser nos données à                                          Congrès de H+ sur la marche
vent ensuite être intégrées dans les entre-      distance, tous ces pro-                                      du numérique: quel message
prises existantes. Et tout repose sur le         grès permettront de                                          essentiel souhaitez-vous faire
numérique! Il y a 20 ans, le numérique était     construire un vrai sys-                                       passer?
un secteur à part de l’économie réelle,          tème de santé, alors que                                     Nous, politiciens, devons mettre
aujourd’hui tout est numérique.                  nous sommes mainte-                                           en place des conditions-cadres
                                                 nant plutôt dans un sys-                                      pour développer des entreprises
Comme président du Réseau, un lobby qui          tème de maladie centré                                              et des solutions innovan-
représente les intérêts des start-up de la       sur les soins. Le mé-                                                   tes qui nous permet-
Health Valley lémanique, vous devez              decin aura                                                                  tent de répondre
pourtant être enchanté de l’évolution
de ces dernières années, avec le Campus
Biotech, le Human Brain Project, les
succès de Sophia Genetics ou d’ADC
Therapeutics. Est-ce que ce n’est pas
                                                                                                                                                Photo: Nadia Schweizer

beaucoup déjà pour un petit pays?
Nous ne sommes pas un petit pays sur le
plan économique, nous sommes un im-
mense pays avec des multinationales
comme Novartis, Roche, Nestlé, présentes
dans les quatre coins du monde et nous

4        Competence 12/2017
Regionalspitäler formieren und wehren sich Des hôpitaux régionaux se rebiffent
aux défis du numérique. Et comment faire            Suisse était en train de rater le virage du          Fathi Derder, rédacteur en chef de l’AGEFI,
pour avoir des entreprises comme les entre-         numérique. Pourquoi ce retard est-il si              conseiller national PLR, président du Réseau,
                                                                                                         Lausanne; info@derder.ch
prises israéliennes ou californiennes? C’est        difficile à combler?
là mon message aux hôpitaux: pour avoir un          Nous avons pris beaucoup trop de retard! Il
système de santé efficace en Suisse, nous           y a une prise de conscience depuis deux ou
devons intégrer les innovations et nous de-         trois ans, au niveau du Conseil fédéral en
vons devenir un pôle d’excellence en la ma-         tout cas, mais tout va lentement dans le
                                                                                                         Ökosystem für
tière, parce que nous aurons une meilleure          rythme de prise de décision et c’est embê-           Start-ups entwickeln
qualité des soins et parce que ce sera plus         tant. La formation et la recherche sont ex-
bénéfique pour l’ensemble de notre popula-          cellentes, notre tissu économique aussi, nos         Fathi Derder hielt am H+ Kongress 2017
tion d’avoir des entreprises actives dans la        infrastructures, notre fédéralisme et notre          das Abschlussreferat. Der FDP-Nationalrat
santé et qui se portent bien. Or pourquoi           stabilité politique sont une force, tout est là      ist Präsident der Organisation «Le
avons-nous trop peu de start-up? Et                 pour que notre pays reste solide mais notre          Réseau», welche die Interessen von Start-
comment peut-on développer en Suisse le             système de décision est trop lent par rap-           ups des «Health Valley lémanique» ver-
système à start-up le plus efficient possible,      port à la rapidité de l’évolution. Et nous           tritt. Der Rückstand der Schweiz an-
pour être au niveau de la Silicon Valley, de la     sommes face à une révolution transversale,           gesichts des exponentiellen digitalen
côte ouest, de Tel-Aviv, de Singapour, de           qui concerne tous les départements, alors            Wachstums beunruhigt ihn. Auf der
tous ces pays qui construisent les entre-           que chacun ne voit que son secteur!                  ökonomischen Ebene fordert er, in der
prises de demain? Nous devons aider nos                                                                  Schweiz ein für Start-ups förderliches
entreprises à trouver les fonds dont ils ont        Sur le plan politique, quelles mesures               Ökosystem zu entwickeln. Hierfür fehlen
besoin et j’encourage les hôpitaux à colla-         préconisez-vous pour accélérer la                    gemäss Derder noch zwei Elemente: mehr
borer plus avec les start-up, pour augmenter        numérisation?                                        Risikokapital und mehr Talente. Das
le poids de ces entreprises à l’avenir.             Il faudrait un référent unique pour tous les         investierte Kapital steuerlich zu be-
                                                    départements de la Confédération. Le dos-            günstigen und die Einkommenssteuer an-
«Nous sommes restés                                 sier électronique du patient, par exemple,           zupassen, würden es erlauben, Sparkapital
                                                    concerne six départements au premier plan.           zu mobilisieren. Neben der Ausbildung
au rythme du 20e siècle,                            Il y a bien un effort de coordination, avec un       von mehr Ingenieuren sollten mit einer
alors que toute une région                          comité consultatif de la stratégie numérique         offensiven Migrationspolitik mehr Gut-
du monde est partie                                 qui réunit les sept départements réguliè-            ausgebildete angezogen werden. In der
                                                    rement, mais ce n’est pas assez fréquent. Et         Politik, die von langsamen Entscheidungs-
à un rythme exponentiel.»                           comme chaque département est organisé                prozessen geprägt ist, plädiert er für ein
                                                    en silo, il partage peu ses informations.            starkes Leadership, sei es mit dem Aufbau
Le monde de la santé produit déjà des               Donc il faut attendre une réunion pour de-           eines Staatssekretariats für Digitalisierung
masses de données, partagez-vous les                mander une information qu’on rechigne à              oder indem in dieser Thematik ein
inquiétudes concernant l’utilisation de             nous donner. Il faudrait une équipe qui puis-        Bundesrat die Führung übernimmt und
ces données à des fins commerciales ou le           se gérer tous ces aspects en permanence! Je          rasche Entscheidungen treffen kann.
risque de discrimination que pourraient             préconise donc soit de créer un secrétariat          Derder ermutigt zudem die Spitäler, enger
exercer les assureurs ?                             d’Etat au numérique, soit de confier tout le         mit Start-ups zusammenzuarbeiten, um
Les assurances ont toujours cherché à cou-          numérique à un conseiller fédéral, qui ait le        das Gewicht dieser Unternehmen künftig
vrir de préférence les bons risques et je ne        lead pour prendre des décisions rapidement           zu steigern. ■
vois pas de problèmes à ce qu’elles influen-        dans un univers qui évolue extrêmement
cent la responsabilité de leurs assurés dont        vite. Mais ce serait une révolution et on n’en
elles connaissent certaines données, comme          emprunte pas le chemin. Nous sommes res-          sélective n’est pas une immigration mas-
l’activité physique. Mais il est clair qu’il faut   tés au rythme du 20e siècle, alors que toute      sive! Il faut en outre faciliter l’accès des
des garde-fous pour éviter les abus: la             une région du monde est partie à un rythme        start-up aux capitaux. Des capitaux étran-
Suisse est en train de réviser la loi sur la        exponentiel, qui peut faire tomber un géant       gers pourquoi pas, mais on a de l’argent en
protection des données et peut devenir              en moins de cinq ans.                             Suisse: il y a 800 milliards de francs qui dor-
exemplaire, alors que les Etats-Unis ne le                                                            ment dans les caisses de pension et sur les
sont pas. C’est une condition indispensable         Sur le plan économique, quelles mesures           comptes d’épargne. Il faut confier ces mon-
pour créer une relation de confiance entre          préconisez-vous pour créer un                     tants à des fonds de placements, défisca-
tous. Cela passe par une transparence totale        écosystème favorable aux start-up?                liser les capitaux investis, revoir l’impôt sur
sur l’utilisation des données et par un enga-       Il nous manque deux éléments pour déve-           la fortune, bref il faut prendre des mesures
gement très fort de l’Etat, qui doit mettre         lopper un écosystème à start-up: plus de ca-      pour augmenter le capital-risque, on ne
des obligations et des garanties.                   pitaux et plus de talents. Nous devons for-       peut pas juste attendre qu’il se passe
                                                    mer plus d’ingénieurs et importer plus de         quelque chose… ■
Vous êtes entré en politique en 2010                gens bien formés grâce à une politique            A lire: Fathi Derder, Le prochain Google sera suisse
parce que vous aviez l’impression que la            migratoire plus agressive. L’immigration          (à 10 conditions), Editions Slatkine, Genève, 2015, 184 p.

                                                                                                                            Competence 12/2017                     5
Regionalspitäler formieren und wehren sich Des hôpitaux régionaux se rebiffent
Trends und Perspektiven im Gesundheitswesen
                                                                                                               Machbarkeit — Finanzierbarkeit — Ethik

      28. Februar und 1. März 2018
      KKL Luzern

      Informationen und Anmeldung                                                                       BE SMART!
      trendtage-gesundheit.ch

      Edouard                 Christopher Gerd                            Brigitte
      Battegay                Bensch      Gigerenzer                      Tag
      Klinikdirektor Innere   Director Strategy &   Direktor Max Planck   Dekanin Rechts-
      Medizin Universitäts-
      Spital Zürich
                              New Business
                              Development,
                                                    Institute for Human
                                                    Development
                                                                          wissenschaftliche
                                                                          Fakultät Uni Zürich
                                                                                                              Medizin mit
                              Philips AG Schweiz
                                                                                                              Augenmass
                                                                                                                                           #TGL2018

Hauptsponsoren:                                                                            Sponsoren:

                                                                                                                           Im
                                                                                                                              pu      8
                                                                                                                            in lsnac . Feb
                  Modulare Weiterbildungen für Profis                                                                         de
                                                                                                                                 r C hmit ruar
                                                                                                                                    are tag 20
                  im Gesundheits- und Sozialwesen                                                                                       Ga Um 18
                                                                                                                                          str
                                                                                                                                             on welt
                  individuell – zielorientiert – praxisbezogen                                                                                 om et
                                                                                                                                                 ie hik
                  www.careum-weiterbildung.ch

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Regionalspitäler formieren und wehren sich Des hôpitaux régionaux se rebiffent
Focus Introduction

                                                                                                     Marie-Claire Chamot,
                                                                                                     rédactrice Competence

                                                                                                     Zürcher Heilmittel
                                                                                                     verbreiten Husten

Les remèdes zurichois                                                                                Der Kanton Zürich hat den Ton angege-
                                                                                                     ben. Die Spitalplanungs-Leistungsgruppen
                                                                                                     (SPLG) sind weitverbreitet. Nun sollen in

font tousser                                                                                         sechs Leistungsgruppen auch Mindestfall-
                                                                                                     zahlen pro Operateur gelten. Trotz der Be-
                                                                                                     teuerung, dass diese zu keiner weiteren
                                                                                                     Konzentration führen werden, ist der Wi-
                                                                                                     derstand gross. Die betroffenen Regional-
                                                                                                     spitäler befürchten, dass die Massnahmen
                                                                                                     ausgeweitet werden, was die Attraktivi-
                                                                                                     tät, Konkurrenz- und Überlebensfähigkeit
                                                                                                     beinträchtigen wür-de. Sie fühlen sich be-
                                                                                                     reits durch den ausgeweiteten Geltungs-
                                                                                                     bereich der hochspezialisierten Medizin,
                                                                                                     die verstärkte Prioritätensetzung ambu-
                                                                                                     lant vor stationär sowie den Tarifdruck be-
                                                                                                     droht.
                                                                                                          Auch in der lateinischen Schweiz ist
Le canton de Zurich a beaucoup donné le                La Suisse latine n’est pas à l’abri des re-   Zentralisierung ein Thema. Aber da hier
ton en Suisse. Son Groupeur de prestations       mous et polémiques sur la centralisation.           Koordinierung im Vordergrund steht, wur-
pour la planification hospitalière (GPPH) a      Mais, incités à la concertation plus qu’à la        de die Debatte von den Regionalspitälern
fait école dans presque toute la Suisse et il    concurrence, ses hôpitaux de proximité ne           noch nicht aufgenommen. Der Kanton
a été le premier à conditionner certains         sont pas encore entrés dans ce débat parti-         Waadt hat eine Diskussion zwischen dem
mandats de prestations à la preuve d’une         culier. Vaud ouvre la discussion entre son          Universitätsspital und der Vereinigung der
expérience suffisante. Au nom des coûts et       hôpital universitaire et sa fédération d’hôpi-      Waadtländer Regionalspitäler eröffnet.
de la sécurité des soins, le gouvernement        taux régionaux. Les cantons de Genève, du           Die Kantone Genf, Wallis, Jura und Tessin
zurichois veut renforcer ces mesures pour        Valais, du Jura et du Tessin ont réuni ou sont      haben bereits oder sind daran, die öffent-
six groupes de prestations, en ajoutant          en train de réunir leurs hôpitaux publics           lichen Spitäler in kantonale Strukturen zu
cette fois comme condition un nombre de          dans des structures cantonales uniques. A           integrieren. In Neuenburg hat die Bevölke-
cas minimal par opérateur. Il a beau assurer     Neuchâtel, c’est la population qui contraint        rung die Regierung dazu verpflichtet, zwei
que ces nouveaux seuils ne conduiront pas        le gouvernement à maintenir deux hôpitaux           Akutspitäler anstelle eines Zentrumspitals
à une concentration supplémentaire des           de soins aigus au lieu d’un hôpital centralisé      beizubehalten. Angesichts der Position
soins dans quelques établissements centra-       dans le chef-lieu. Vu sa situation entre les        zwischen zwei Universitätsspitälern in
lisés, la résistance fait tache d’huile. Les     hôpitaux universitaires de deux cantons             zwei Nachbarkantonen, ist das Freiburger
hôpitaux frondeurs craignent une générali-       voisins, l’hôpital fribourgeois est particuliè-     Spital besonders stark von MIndestfallzah-
sation des mesures prises à Zurich, avec         rement concerné par la question des quotas          len betroffen, wie dies neulich zwei Pro-
des effets en cascade sur leur attractivité,     minimaux, comme l’a montré cet été un               fessuren in einem Mediengespräch aufge-
leur capacité concurrentielle et leur survie,    face-à-face médiatique entre deux profes-           zeigten. Aber alle Spitäler erwarten mit
qu’ils jugent déjà menacées par le mou-          seurs sur la sécurité des soins. Mais tous at-      Interesse den Ausgang der Beschwerde,
vement de concentration dû à la médecine         tendent avec intérêt l’issue du recours dé-         die von zehn Deutschschweizer Regional-
hautement spécialisée, la priorité accordée      posé par dix hôpitaux alémaniques. C’est            spitälern eingereicht worden ist. ■
à l’ambulatoire et la pression sur les tarifs.   elle qui donnera le ton cette fois-ci. ■

                                                                                                                    Competence 12/2017       7
Regionalspitäler formieren und wehren sich Des hôpitaux régionaux se rebiffent
Focus

Überregulierung gefährdet bewährte
regionale Spitalversorgung

Der Zusammenschluss «Nähe schafft Ge-           fenden Regulatorien ergebnisorientiert und                                rie (Grund-, Schwerpunkt-/Zentrumsver-
sundheit. Ihr Spital in der Region.» wurde      weitergehende Vorschriften, wie z. B. die                                 sorgung, Universitätsspitäler) differen-
2016 von Aargauer Regionalspitälern zur         Strukturvorgaben aus dem Leistungsgrup-                                   ziert werden. Heute werden diesbezüglich
Wahrung der Gesundheitsversorgung der           penkonzept nach regionalen Gegebenheiten                                  alle Spitäler über einen Leist geschlagen.
Bevölkerung in den Regionen des Kantons         zu gestalten. Deshalb setzen sich die Regio-                              Unsinnige administrative und fachliche
Aargau lanciert. Da auch die meisten Spitäler   nalspitäler für folgende Massnahmen ein:                                  Auflagen, die die Wirtschaftlichkeit ge-
der Zentralschweiz sowie in Glarus die             Das starke und bewährte abgestufte                                     fährden und verhindern, dass Häufiges
Gesundheitsversorgung gefährdet sehen,             Schweizer Versorgungssystem (Grund-,                                   kostengünstig und zu guter Qualität in
haben sie sich der Aargauer Initiative eben-       Schwerpunkt-/Zentrumsversorger, Uni-                                   der Nähe des Wohnortes erbracht werden
falls angeschlossen. Wie es aussieht, werden       versitätsspitäler) muss erhalten bleiben.                              kann, müssen abgeschafft werden.
sich bald weitere Regionen – im Gespräch           Die strukturellen und personellen Anfor-                               Die HSM-Liste darf nicht ohne breite Dis-
sind Zürich und Bern – der Vereinigung             derungen, die im Rahmen der Zuteilung                                  kussion und Vernehmlassung bzw. ohne
anschliessen, denn auch in diesen Gebieten         der Leistungsaufträge an die Spitäler ge-                              Einbezug von mittleren und kleinen Leis-
ist die Gesundheitsversorgung der Bevölke-         stellt werden (z. B. Vorhaltezeiten, Fach-                             tungsanbietern von der ursprünglich dis-
rung ausserhalb der Zentren in Gefahr.             qualifikationen) müssen pro Spitalkatego-                              kutierten Liste abweichen und immer wei-

Strukturqualität statt Ergebnisqualität         Gesundheitswesen – Wünsche
Seit geraumer Zeit finden Entwicklungen
                                                «Bitte sagen Sie mir, was für ein Gesundheitswesen in der Schweiz Sie sich wünschen. Wenn Sie mit
statt, welche die bewährte und intakte regi-
                                                dem ersten Teil der Vorgabe übereinstimmen, wählen Sie die Zahl 1 oder nahe bei 1. Wenn Sie mit dem
onale Gesundheitsversorgung der Bevölke-        zweiten Teil der Vorgabe übereinstimmen, wählen Sie die Zahl 6 oder eine Zahl nahe bei 6.»
rung gefährden. So werden die Spitäler mit
immer mehr und immer engeren regulatori-
                                                100%                                                                                           in % Stimmberechtigter
schen Bedingungen daran gehindert, die
regionale Gesundheitsversorgung der Bevöl-                                                                                                        weiss nicht /
                                                  80%                                                                                             keine Antwort
kerung im gewünschten Rahmen aufrecht-
                                                                                                                                                  6
zuerhalten.
                                                                                                                                                  5
      Zwei Beispiele für diese einengende         60%
                                                                                                                                                  4
Überregulierung sind die Vorgaben der Inter-
                                                                                                                                                  3
kantonalen Vereinbarung für die hoch spezi-       40%
                                                                                                                                                  2
alisierte Medizin (IVHSM) sowie die Vorga-
                                                                                                                                                  1
ben der kantonalen Spitalleistungsgruppen-
                                                  20%
kataloge (SPLG). Diese sind vor allem an
Strukturqualität statt an Ergebnisqualität
orientiert. Für die Gesundheitsversorgung          0%
                                                                 2014                    2015                    2016              2017
sind jedoch nicht praxisferne Vorgaben ent-                        Möchten Sie ein Gesundheitswesen in der Schweiz, …
scheidend, sondern das Ergebnis der an den                    in dem eine Konzentrierung auf die Zentren stattfindet
Patienten erbrachten medizinischen, thera-                                            oder
                                                   in dem auch in den Randregionen ein breites medizinisches Angebot existiert?
peutischen und pflegerischen Leistungen.
                                                Quelle: gfs.bern, H+ Spital- und Klinik-Barometer (Juni 2017: N = 1200)
Um eine effektive und effiziente Gesund-
heitsversorgung zum Wohle der Bevölke-          Laut dem H+ Spital- und Klinik-Barometer neigen die Stimmberechtigten tendenziell stärker zu einem
rung aufrechtzuerhalten, sind die übergrei-     breiten Angebot in Randregionen als im Vorjahr (61% mit Werten 4 bis 6, +7%).

8        Competence 12/2017
tere Gebiete regulieren, die nicht zur         Abnehmender Wettbewerb
  hochspezialisierten Medizin gehören.           und Monopolbildung
  IVHSM muss alle laufenden und geplanten        Die aktuelle Gesundheitspolitik ist zurzeit
  Ausweitungen abbrechen und sich auf            leider teilweise von einer einseitigen Zentra-
  ihre Kernaufgabe konzentrieren. Der be-        lisierungsdiskussion geprägt, gepaart mit
  stehende Strukturkatalog muss wieder           der falschen Vorstellung, die Kosten würden
  auf die ursprünglich diskutierten und          dabei sinken und die Qualität steigen. Zent-
  durchaus sinnvollen Bereiche zurückge-         ralisierung führt jedoch unweigerlich zu ab-
  fahren werden, um eine umfassendere            nehmendem Wettbewerb, zu Monopolbil-
                                                                                                  Daniel Schibler, Direktor Asana Spital, Menziken;
  Gesundheitsversorgung in den Regionen          dung und damit zu schlechteren Leistungen.       info@spitalmenziken.ch
  zu ermöglichen.                                Dies bei höheren Kosten, längeren Wartezei-      Fortunat von Planta, Direktor Kantonsspital Uri,
                                                 ten und zunehmender Anonymität der Pati-         Präsident der Spitäler Zentralschweiz;
Regionalspitäler zentraler Pfeiler der           enten.                                           info@ksuri.ch
                                                                                                  Beide sind Mitglied der Vereinigung «Nähe schafft
Gesundheitsversorgung                                  Zudem missachtet die unter dem reinen
                                                                                                  Gesundheit. Ihr Spital in der Region».
Um diese Ziele zu erreichen, wird «Nähe          Kostenaspekt geführte Zentralisierungsdis-
schafft Gesundheit. Ihr Spital in der Region.»   kussion viele wichtige Argumente. So wird
auf verschiedenen Kanälen aktiv werden           nicht miteinbezogen, dass zu einer raschen
und aufzeigen, dass die Regionalspitäler ein     Gesundheitsversorgung sowie zu einer             La proximité,
zentraler Pfeiler in der Gesundheitsversor-      schnellen und optimalen Heilung Faktoren
gung der Bevölkerung sind und einen subs-        wie Nähe, Vertrautheit und übersichtliche
                                                                                                  c’est la santé
tanziellen und bewährten Beitrag für die         Strukturen gehören. Eine Steigerung der          Les hôpitaux argoviens ont lancé en
umfassende und qualitativ hochstehende           Qualität wird dann erreicht, wenn Patienten-     2016 une opération intitulée «Nähe
Gesundheitsversorgung in ihren Einzugsge-        pfade zwischen den Institutionen der ver-        schafft Gesundheit. Ihr Spital in der
bieten leisten.                                  schiedenen Versorgungsstufen gut koordi-         Region», en traduction libre «La proxi-
     Die Regionalspitäler arbeiten wirt-         niert, Triagekriterien gemeinsam abgespro-       mité, c’est la santé. Votre hôpital dans la
schaftlich erfolgreich und bieten Leistungen     chen und die Zuweisungs- und Verlegungs-         région». Objectif: préserver la couverture
in der Regel günstiger an als Universitäts-      prozesse verbindlich festgelegt sind. Dafür      sanitaire de la population dans les diver-
und Zentrumsspitäler. Immer neue Anforde-        braucht es die Zusammenarbeit aller Institu-     ses régions du canton d’Argovie. Comme
rungen und Regulatorien führen nicht auto-       tionen innerhalb einer Versorgungsregion.        la plupart des hôpitaux de Suisse cen-
matisch zu mehr Patientensicherheit und          Können mit einer solchen Zusammenarbeit          trale et de Glaris jugent eux aussi la cou-
Behandlungsqualität, sondern wirken sich         auch noch Infrastrukturbedarf und Personal-      verture sanitaire menacée par une régle-
kontraproduktiv auf die Versorgungssicher-       kompetenz koordiniert werden, würde dies         mentation excessive, ils se sont associés
heit aus. Zentralisierung ist eben nicht         eventuell sogar der Kostendruck abschwä-         à l’alliance argovienne. D’autres régions
gleichbedeutend mit Qualitätssteigerung.         chen.                                            sont susceptibles de les rejoindre bien-
Eine Zentralisierung der Grundversorgung                                                          tôt – Berne et Zurich sont notamment
führt zudem unweigerlich zu einer erhebli-       In geografischen Räumen denken                   en discussion. Les hôpitaux régionaux
chen Kostensteigerung, da in den Zentren         Die Gemeinschaft «Nähe schafft Gesundheit.       veulent montrer qu’ils sont un pilier cen-
Kapazitäten geschaffen und damit Infra-          Ihr Spital in der Region.» ist davon über-       tral de la couverture sanitaire. Ils travail-
struktur, die in den Regionen bereits vorhan-    zeugt, dass eine von der Bevölkerung ge-         lent avec succès sur le plan économique et
den ist, auf- und/oder ausgebaut werden          wünschte qualitativ hochstehende und pro-        offrent en général des prestations moins
muss.                                            fessionelle medizinische Versorgung nur          coûteuses que les grands hôpitaux centra-
                                                 möglich ist, wenn die Gesundheitsversor-         lisés, universitaires ou non. Ajouter tou-
                                                 gung in geografischen Räumen gedacht und         jours de nouvelles exigences et réglemen-
  Mitglieder «Nähe schafft Gesundheit.           geplant wird. In diesem Sinne verstehen sich     tations n’améliore pas automatiquement
  Ihr Spital in der Region.»                     die Spitäler in der Region als Teil einer bis-   la sécurité des patients et la qualité des
  Aargau: Spital Muri; ASANA Gruppe AG:          lang bewährten und gut funktionierenden          traitements, mais agit de façon contre-
  Spital Menziken, Spital Leuggern;              Versorgungskette, angefangen vom Haus-           productive sur la garantie de couverture
  Gesundheitszentrum Fricktal; Spital            arzt über die Regionalspitäler, die Kantons-     sanitaire. Une médecine de haute qualité,
  Laufenburg                                     spitäler bis hin zu den Universitätsspitälern.   comme le souhaite la population, n’est
                                                 Diese bewährte Kette darf im Interesse einer     possible que si la couverture sanitaire est
  Zentralschweiz: Spital Einsiedeln;
                                                 optimalen Versorgung der Bevölkerung nicht       pensée et prévue dans toutes les régions
  Spital Lachen; Spital Schwyz; Kantons-
                                                 zerstört werden. Mit anderen Worten: Es          géographiques.
  spital Uri; Kantonsspital Obwalden;
                                                 geht also darum, bei der Diskussion und Pla-           Autrement dit, il faut à l’avenir de
  Zuger Kantonsspital; Hirslanden-
                                                 nung der zukünftigen Gesundheitsversor-          nouveau mieux tenir compte des besoins
  Gruppe: Klinik St. Anna, Andreasklinik;
                                                 gung wieder vermehrt die Bedürfnisse der         de la population, qui souhaite une prise
  Kantonsspital Glarus Q
                                                 Bevölkerung nach einer raschen, vertrauten       en charge médicale de proximité, rapide
  Info: www.regionalspitaeler.ch                 und nahen medizinischen Betreuung zu             et sûre. ■
                                                 berücksichtigen. Q

                                                                                                                  Competence 12/2017            9
Focus

Qualitätsanforderungen dienen dem
Patienten und sind keine Schikanen

«Die Diskussionen um Mindestfallzahlen               eine wichtige Qualitätsanforderung für die                                zwischen 2012 und 2015 bei Behandlun-
werden derzeit mit zum Teil völlig absur-            Zürcher Listenspitäler. Denn grundsätzlich                                gen mit Mindestfallzahlen mehr als doppelt
den Argumenten geführt, die nichts mit               gilt: Mit steigender Fallzahl steigt die Quali-                           so stark wie bei Behandlungen ohne Min-
der wissenschaftlichen Evidenz zu tun                tät der Behandlung und sinkt das Risiko,                                  destvorgaben; und die Fallkosten stiegen
haben», konstatierte der Präsident der               dass bei einem Eingriff Fehler passieren.                                 bei Behandlungen mit Mindestfallzahlen
Schweizerischen Akademie der Medizini-                                                                                         rund dreimal weniger stark als in den übri-
schen Wissenschaften (SAMW), Daniel                  Sinkende Mortalitätsrate und weniger                                      gen Bereichen.
Scheidegger, vor kurzem. Ob der ehemalige            stark ansteigende Fallkosten
Vorsitzende des HSM-Fachorgans damit                 Mit jährlich zehn Fällen pro Spital und Be-                               Mindestfallzahlen haben
auch die aktuelle Debatte im Kanton Zürich           handlung wurden die Mindestfallzahlen
und um die Spitalplanung des Kantons Zü-             2012 vorerst bewusst niedrig festgelegt.                                  sich von 2012 bis 2015
rich gemeint haben könnte?                           Sie gelten seither für knapp 30 verschie-                                 hinsichtlich Qualität und
                                                     dene stationäre Eingriffe und haben sich                                  Wirtschaftlichkeit positiv
Mit der Fallzahl steigt die Qualität                 hinsichtlich Qualität und Wirtschaftlichkeit
Der Kanton Zürich hat mit der Spitalpla-             positiv ausgewirkt. Dies konnte die Ge-                                   ausgewirkt.
nung und der Spitalliste 2012 als erster             sundheitsdirektion in einer fundierten Ana-
Kanton Mindestfallzahlen für einzelne me-            lyse aufgrund der Erfahrungen der ersten                                       Übung macht den Meister – dieser all-
dizinische Eingriffe festgelegt. Sie bilden          vier Jahre aufzeigen: So sank die Mortalität                              gemeine Grundsatz gilt aber nicht nur mit
                                                                                                                               Blick auf das einzelne Spital bzw. das Unter-
                                                                                                                               suchungs-, Behandlungs- und Pflegeteam,
                                                                                                                               sondern auch für den einzelnen Arzt. Zahl-
                                                                                                                               reiche Studien belegen, dass sich die Be-
                                                                                                                               handlungsqualität durch eine Verbindung
                                                                                                                               von Mindestfallzahlen pro Spital mit Min-
                                                                                                                               destfallzahlen pro Operateur weiter verbes-
                                                                                                                               sern lässt; in ihrem Gutachten «Mindestfall-
                                                                                                                               zahlen im akutstationären Bereich» hat das
                                                                                                                               die Zürcher Hochschule für Angewandte
                                                                                                                               Wissenschaften (ZHAW) 2016 untermauert.
                                                                                                                               Auch für das Bundesverwaltungsgericht ist
                                                                                                                               der Zusammenhang evident; entsprechend
                                                                                                                               hielt es unlängst fest: «Es ist gerichtsnoto-
                                                                                                                               risch, dass die Erfahrung des Arztes und
                                                                                                                               seines Teams mit der Anzahl von erledigten
                                                                                                                               Fällen wächst. Mindestfallzahlen dienen
                                                                                                   Foto: Copyright BZ Pflege

                                                                                                                               unbestrittenermassen der Qualitätssiche-
                                                                                                                               rung.»

                                                                                                                               Gelegenheitsoperationen verhindern
                                                                                                                               Der Kanton Zürich setzt diese Erkenntnisse
Ab 2019 müssen Listenspitäler in definierten Bereichen auch Mindestfallzahlen pro Operateur einhalten.                         auf das Jahr 2019 für die Spitäler auf der

10        Competence 12/2017
Zürcher Spitalliste um. So hat der Regie-      Mindestfallzahlen pro Spital festgehalten,
rungsrat gezielt für sechs Leistungsgrup-      dass die Gesundheitsdirektion die ersten
pen auch Mindestfallzahlen pro Operateur       Erfahrungen analysieren wird. Bei positiven
definiert. Die Werte liegen zwischen 10        Resultaten sei geplant, «die bestehenden
und 50 Fällen pro Jahr und sind damit          Mindestfallzahlen anzupassen sowie die
ebenfalls bewusst tief angesetzt. In dieser    Einführung weiterer Mindestfallzahlen zu
Form und Höhe führen die Vorgaben pro          prüfen». Dies kommt nun mit dem ergän-
Operateur denn auch nicht, wie teilweise       zenden Instrument von Mindestfallzahlen
suggeriert, zu eigentlichen Spitalkonzent-     pro Operateur zum Tragen. Die vorgesehe-
                                                                                                Dr. Thomas Heiniger, Regierungsrat,
rationen, sondern verhindern in erster Linie   nen Änderungen kündigte der Regierungs-          Gesundheitsdirektor Kanton Zürich;
Gelegenheitsoperationen. Denn nicht mehr       rat bereits Mitte 2016 an. Gleichzeitig          thomas.heiniger@gd.zh.ch
zugelassen sein werden Operateure, denen       führte die Gesundheitsdirektion umfas-
eine minimale Routine und Erfahrung zur        sende Hearings mit Fachexperten der Spi-
Durchführung der betreffenden Operation        täler durch. Gestützt auf deren Beurteilun-
fehlt. In solchen Fällen ist nach Einschät-    gen erfolgte die Vernehmlassung zu den
zung der Gesundheitsdirektion die Patien-      konkret geplanten ergänzenden Anforde-           La méthode a déjà fait
tensicherheit höher zu gewichten als das       rungen.
Interesse der Spitäler an einem möglichst
                                                                                                ses preuves
diversifizierten Angebot.                      «Regulierungswut» des Kantons versus             Dans sa planification et sa liste hospita-
                                               ökonomische Interessen der Spitäler              lière 2012, le canton de Zurich a été le
Mit Selbstverantwortung und Control-           Mit andern Worten: Die erfahrungsge-             premier à fixer des nombres de cas mini-
ling keine Mengenausweitung                    stützte Überzeugung im Kanton Zürich,            maux pour certaines interventions médi-
Bemerkenswert ist, dass gerade einzelne        dass Mindestfallzahlen ein sinnvolles Inst-      cales. Avec 10 cas annuels par hôpital et
Spitaldirektoren und Ärzte als Argument        rument sind, wird in der Regel von den           par traitement, les seuils sont bas. Ils
gegen Mindestfallzahlen pro Operateur ins      Fachärzten aus den betroffenen Disziplinen       sont en vigueur depuis lors pour près de
Feld führen, solche Vorgaben könnten ei-       geteilt; genauso wie von zahlreichen Leis-       30 interventions stationnaires et ont eu
nen Arzt in Versuchung führen, mehr als        tungserbringern im Kanton und von Pati-          un effet positif, assure le conseiller d’Etat
nötig zu operieren. Wo bleibt da die           entenstellen, die die Regelungen begrüs-         Thomas Heiniger. Entre 2012 et 2015, le
(Selbst-)Verantwortung der Ärzteschaft         sen. Anders beurteilen es jene Spitäler, die     taux de mortalité a diminué plus de deux
und Leistungserbringer? Der Kanton jeden-      gegen den Regierungsratsbeschluss Be-            fois plus dans les traitements soumis à
falls wird den Spitälern und Ärzten, die –     schwerde führen. Sie sehen darin insbeson-       des seuils minimaux que dans les autres
wie sie selber in den Raum stellen – zur Er-   dere «Regulierungswut» und ein «Aufblä-          traitements. Et les coûts par cas ont aug-
reichung von Mindestfallzahlvorgaben un-       hen der Bürokratie». Letzteres lässt sich        menté environ trois fois moins que dans
nötige Eingriffe zum Nachteil des Patienten    leicht entkräften: Die Spitäler erfassen die     les autres secteurs.
(Überversorgung, Fehlversorgung) vorneh-       Operationen ihrer Ärzte sowieso – allein               De nombreuses études démontrent
men, im Rahmen des Indikations- und Qua-       schon aus ureigenem Interesse. Zusätzlich        que la qualité des soins peut encore être
litätscontrollings entgegenwirken.             wird also nur die Übermittlung der Daten         améliorée en liant le nombre de cas mini-
                                               an den Kanton nötig. Dazu reicht eine ein-       mal par hôpital à un nombre de cas mini-
Bewusst tief angesetzte                        fache Programmierung – mit der laufenden         mal par opérateur. Le canton de Zurich
                                               medizintechnischen Entwicklung kommen            applique ces conclusions pour l’année
Mindestfallzahlen pro                          die Zürcher Spitäler jeweils auch höchst         2019 aux hôpitaux de sa liste. Dans ce
Operateur führen nicht zu                      kompetent klar. Das «Regulierungs»-Argu-         but, le Conseil d’Etat a défini des nombres
Spitalkonzentrationen,                         ment stellte der «Tages-Anzeiger» in den         de cas minimaux par opérateur pour six
                                               Kontext der «ökonomischen Interessen»            groupes de prestations. Les seuils sont
sondern verhindern in                          der Spitäler und analysierte: «Sie wollen        sciemment fixés bas, entre 10 et 50 cas
erster Linie Gelegenheits-                     keine Leistungsaufträge verlieren, weil das      par an. Sous cette forme et à ce niveau,
operationen.                                   weniger Patienten und weniger Einnahmen          ces exigences ne conduisent pas à des
                                               für sie bedeuten würde.»                         concentrations hospitalières, mais empê-
                                                                                                chent en premier lieu les opérations
Transparenter Prozess                          Patient will Sicherheit                          occasionnelles. Les chirurgiens sans une
Zürich setzt bei der kantonalen Spitalpla-     Wie auch immer – am Schluss entscheidet          routine minimale et une expérience suffi-
nung seit Beginn an auf Transparenz im         der Patient. Und der will Sicherheit. Für Spi-   sante pour conduire une opération n’y se-
Prozess und auf fachliche Abstützung. So       täler ist es daher empfehlenswert, Mindest-      ront plus autorisés. Dans de tels cas, la
wurde das Leistungsgruppenkonzept im           fallzahlen nicht als Schikane der Politik zu     sécurité du patient a plus de poids que
Rahmen der Spitalplanung 2012 unter Bei-       bekämpfen, sondern als eines von mehre-          l’intérêt des hôpitaux à diversifier le plus
zug von über 100 Fachexperten erarbeitet.      ren qualitätsfördernden und -sichernden          possible leur offre, juge le conseiller
Bereits im Strukturbericht 2011 wurde im       Elementen zur eigenen und eigenständigen         d’Etat. ■
Zusammenhang mit der Einführung der            Positionierung im Markt zu nutzen. Q

                                                                                                               Competence 12/2017       11
Focus

Neue Spitalliste gefährdet die
regionale Versorgung

Gewiss hat der Kanton Zürich in vielerlei           auch die langfristige Planung der personel-         Mit dem Erlass neuer Spitallisten wird die
Hinsicht Vorzeigecharakter. Und was im              len, materiellen und finanziellen Ressour-          wirtschaftliche Basis und die Investitionssi-
Kanton Zürich gemacht wird, setzen viele            cen in den Spitälern.                               cherheit der Spitäler jedoch untergraben.
andere Kantone ebenfalls um. Nun scheint                                                                Dies vor allem deshalb, weil die Planbarkeit
es aber, dass die Gesundheitsdirektion              Wirtschaftliche Basis wird untergraben              für die betroffenen Spitäler stark beein-
übers Ziel hinausgeschossen ist. Auf ihren          Infolge der seit 2012 geltenden Spitalfi-           trächtigt wird. Wenn die Regeln während
Antrag hin hat der Regierungsrat jüngst             nanzierung nach Krankenversicherungsge-             des Spiels geändert werden, wird es
beschlossen, die Spitallisten bereits auf           setz (KVG) müssen mit den Leistungspau-             schwierig, im Spiel zu bleiben.
den Beginn des kommenden Jahres respek-             schalen (KVG-Vergütungen) auch die                       Was Vielen nicht bewusst ist: Es kön-
tive per 1. Januar 2019 anzupassen. Dies            Investitionen finanziert werden. Der Leis-          nen aufgrund der Mindestfallzahlen oder
obwohl die heutige Spitalplanung auf                tungsauftrag bestimmt die von den Spitä-            weiterer Voraussetzungen laufend Leis-
Grundlagen beruht, die bis ins Jahr 2020            lern für die Investitionen kalkulierten Ein-        tungsaufträge verloren gehen, neue dazu-
Gültigkeit hätten. Unter diesen Vorausset-          nahmen. Kurzfristige Änderungen des                 gewinnen kann das Regionalspital kaum.
zungen wurden die entsprechenden Leis-              Leistungsauftrags müssen daher die Aus-             Dies hat zur Folge, dass das Leistungsange-
tungsvereinbarungen mit den Spitälern ab-           nahme bilden, sachlich klar begründet wer-          bot für die regionale Versorgung laufend
geschlossen. Und auf dieser Basis erfolgte          den und eine gewisse Dringlichkeit haben.           ausgedünnt wird und im Extremfall der me-

                                                                                                                                                       Foto: Copyright BZ Pflege

Mindestfallzahlvorgaben sind gemäss IG Primärspitäler dazu geeignet, die Regionalspitäler zu «Notfallstationen mit Zusatzleistungen» zu degradieren.

12        Competence 12/2017
dizinische Fortschritt der Bevölkerung nur in    lern tätig sein können, läuft dies schliesslich
den städtischen Zentren zu Gute kommt. Es        auf eine Verhinderung der Berufsentfaltung
ist so kaum möglich, auf veränderte Bedürf-      sowie der fachlichen Weiterentwicklung hin-
nisse der Bevölkerung nach Gesundheitsleis-      aus. Dem Anliegen einer qualitativ hochste-
tungen einzugehen.                               henden regionalen Gesundheitsversorgung
                                                 läuft dies diametral entgegen. Die zentrale
Mindestfallzahlen: Stein des Anstosses           Frage lautet: Ist das im Sinne der Patienten
Einer der Hauptkritikpunkte am Erlass der        und wirkt die zunehmende Zentralisierung
Zürcher Regierung ist, dass neu Mindest-         kostendämpfend? Gemäss der jüngst veröf-
                                                                                                     Matthias A. Pfammatter, Direktor See-Spital
fallzahlen pro Operateur in einzelnen Leis-      fentlichen repräsentativen Umfrage, dem H+          Horgen/Kilchberg, Mitglied IG Primärspitäler;
tungsgruppen eingeführt werden sollen.           Spital- und Klinik-Barometer, wünscht die           matthias.pfammatter@see-spital.ch
Als Grund für die Einführung dieses neuen        Bevölkerung eine starke, regional veran-
Parameters werden die Qualitätssteigerung        kerte Spitalversorgung. Ausserdem zeigt
und die Wirtschaftlichkeit angeführt. Das        der jährlich von der Zürcher Gesundheitsdi-
Argument tönt zwar plausibel, den Beweis         rektion veröffentlichte Fallkostenvergleich,
                                                                                                     Des hôpitaux
für diese Annahmen bleibt die Gesund-            dass die Kosten in Zentrumsspitälern deut-          régionaux déclassés
heitsdirektion jedoch schuldig. Unklar ist       lich höher liegen als in den regionalen Spitä-
auch, wie diese Mindestfallzahlen erhoben        lern.                                               Les listes hospitalières du canton de
werden müssen und welche Regeln im De-                                                               Zurich seront adaptées début 2018 et
tail Gültigkeit haben. Es ist aber zu be-        Regionalspitäler reichen Beschwerde ein             2019, alors que la planification actuelle
fürchten, dass damit eine weitere adminis-       Naturgemäss sind von den beschlossenen              est en principe valable jusqu’en 2020.
trative Belastung auf die Operateure und         Massnahmen vor allem die Regionalspitäler           Selon la communauté d’intérêt qui réunit
Spitäler zukommen wird. Kostensenkend            betroffen. Während die Zentrumsspitäler             les hôpitaux de soins aigus de base, cette
wird sich dies bestimmt nicht auswirken.         die Fallzahlen problemlos erreichen und             mesure touche fortement la planification
Das Argument der Qualität und Wirtschaft-        mit einer höheren Baserate kalkulieren              des hôpitaux concernés. L’un des princi-
lichkeit greift nur bei hochspezialisierten      können, besteht bei den Regionalspitälern           paux points critiques est l’introduction
Eingriffen, z. B. bei der Herzchirurgie, nicht   die Gefahr, einzelne Leistungsgruppen zu            de nouveaux nombres de cas minimaux
aber bei den betroffenen Leistungsgruppen        verlieren. Die Patientenströme würden sich          par opérateur dans certains secteurs dé-
gemäss dem Beschluss der Zürcher Regie-          in eine andere Richtung bewegen und ein             finis. Il y a lieu de craindre une charge
rung.                                            schwer zu durchbrechender Abwärtstrend              administrative accrue ainsi qu’une nou-
                                                 würde einsetzen. Die Massnahme ist geeig-           velle vague de centralisations. En cas de
Zentralisierungsschub zu erwarten                net, die Regionalspitäler zu «Notfallstatio-        doute, les patients et les médecins opte-
Mit der Einführung der Mindestfallzahlen         nen mit Zusatzleistungen» zu degradieren.           ront pour l’hôpital centre et contre
ist zudem zu erwarten, dass eine weitere              Weil die Massnahme aber auch juris-            l’hôpital régional. Cela ne sera pas sans
Welle der Zentralisierung ausgelöst wird.        tisch auf tönernen Füssen steht, haben die          effet sur le recrutement du personnel et
Patienten und Ärzte werden sich im Zwei-         Regionalspitäler im Kanton Zürich beschlos-         les flux de patients, et cela conduira à un
felsfall für das Zentrumsspital und gegen        sen, beim Bundesverwaltungsgericht Be-              affaiblissement de la formation de base
das Regionalspital entscheiden. Dies wird        schwerde gegen den Beschluss der Regie-             et postgraduée des médecins. Limiter
nicht nur Auswirkungen auf die Personalre-       rung einzureichen.                                  l’activité de médecins spécialisés à cer-
krutierung und die Patientenströme haben,                                                            tains hôpitaux choisis par le canton cons-
sondern auch zu einer Schwächung der             Wenn das Beispiel Schule macht                      titue une intervention massive dans leur
ärztlichen Aus- und Weiterbildung führen.        Die Beschwerde ist auch deshalb gerecht-            activité professionnelle et leur liberté
                                                 fertigt, weil die Anknüpfung der Mindest-           économique. Et les hôpitaux régionaux
Mit den neuen Spitallisten                       fallzahlen an den Operateur anstelle des            seraient dégradés en services d’urgences
                                                 Listenspitals bzw. des Leistungserbringers          avec prestations complémentaires au
wird die wirtschaftliche                         im Planungs- und Vergütungssystem nach              mépris des patients, qui souhaitent une
Basis und die Investitions-                      KVG systemwidrig ist. Die Frage wäre be-            offre hospitalière dans leur région. ■
sicherheit der Spitäler                          rechtigt, welche Überraschung als nächstes
                                                 auf die Regionalspitäler warten würde.
untergraben.                                     Aber auch der Umstand, dass vor Ablauf            ist unklar, welche langfristige Strategie der
                                                 der laufenden Vereinbarung und ohne eine          Kanton insbesondere in Bezug auf die regi-
     Nicht von der Hand zu weisen ist auch       Gesamtstrategie, die dem Beschluss zu-            onal verankerten Spitäler verfolgt.
die Tatsache, dass die Massnahme ein mas-        grunde liegt, nun einzelne Massnahmen                   Es dürfte sich somit für andere Kantone
siver Eingriff in die Erwerbstätigkeit bzw. in   herausgepflückt und umgesetzt werden,             lohnen, nicht dem Beispiel des Kantons
die Wirtschaftsfreiheit der Ärzte im Sinn ei-    ist nicht vertrauenserweckend. Missstände,        Zürich nachzueifern und die bewährte, qua-
nes faktischen Berufsverbots darstellt.          die ein rasches Eingreifen erforderlich ge-       litativ hochstehende regionale Gesundheits-
Wenn spezialisierte Ärzte nur noch in be-        macht hätten, wurden jedenfalls nicht an-         versorgung nicht ohne Not aufs Spiel zu set-
stimmten, vom Kanton ausgewählten Spitä-         geführt und sind auch nicht erkennbar. Es         zen. Q

                                                                                                                     Competence 12/2017          13
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