Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1914
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Bezugs -Preise : Km platze monatlich 1K ; mit täglicher Für unverlangt erngesandte Manuskripte über¬ postversendung in Oesterreich-Ungarn vierteljährig K 4 .30, Anzeigen werden billigst nach Tarif berechnet. — VÄ nimmt die 5christleitung keine Verantwortung. mehrmaliger Einschaltung' entsprechender Rabatt . — Unsere nach Deutschland K T.—, nach den übrigen Ländern des Rücksendungen erfolgen nur . wenn das entsprechende Weltpostvereins K 9.—. Linzel " Nummer 10 h. Verwaltung und jedes Inseraten -Vureau des In - und Ku^ pörto beiliegt. landes nimmt Aufträge entgegen. Montag Nr . 170 27. Zuli 1914. Wochenkalender : Montag 27. Pantaleon . Dienstag 23. Viktor P . Mittwoch 29. Martha I . Donnerstag 30 . Abdon und Sennen . Freitag 31 . f Ignaz , Lojola . Sams¬ tag 1. Petri Kettenfeier . Sonntag 2. Portiuncula -Ablatz. Vord;mK"isge Sorbic -lund Montenegro. Zwiespalt im Dreiverband . — Der Dreibund einig und stark Noch immer ist der eigentliche Kriegszustan' ' Tischen Kreisen ausgekocht ftürd. Man wird 1Montenegros an Serbien berichtet. Me beiden nicht erklärt worden, es gibt sogar noch Op . t TÄchöon den Enkeln PojMkins nicht blussen serbischen Staaten haben also ein Bündnis auf misten, die meinen, er werde sich doch noch ve, V ' schon deshalb nicht, weil ja Rußland das Gedeih und Verderb geschlossen— Md es wird meiden lassen, während die allgemeine Ans..!)/"V - Minen Japan besiegte, einen Waffen- dahin geht, daß der Konflikt mit Serbien in das ßaüg mit zwei so kräftigen Gegnern, wie es wohl nur das letztere als Schicksal erübrigen. akute Stadium getreten und die radikale Operation Oesterröjch und das Deutsche Reich sind, nicht Mrivallelegramme der „Innsbr . Machrichten ". sich nicht mehr wird umgehen lassen. Der An¬ wagen kann — so gerne es möchte. Daß mehr Hamburg, 27 . Juli . Als die Ablehnung schauung, daß es gelingen werden, den bewaff¬ oder weniger mit dem Säbel geklappert werden der österreichisch -ungarischen Note durch Serbien neten Zusammenstoß auf Oesterreich und Ser¬ wird, haben wir ja erwartetet, wir sind aber bekannt wurde, kam allenthalben die Befriedi¬ bien zu beschränken , wofür man das schöne Wort schon daran gewöhnt und glauben, daß die gung über das Vorgehen Oesterreich-Ungarns „lokalisieren" erfunden hat, kann man sich an¬ martialische Pose weniger für uns, als für Ser¬ zum Ausdruck. Die Musikkapellen spielten die schließen; sie hat viel für sich. bien bestimmt ist, dem man für seine Hunde¬ deutsche und die österreichische Bol'kshymne, die In dieser Richtung bemüht sich besonders die treue doch etwas vorschauspielert und dem man von den Anwesenden begeistert mit gesungen wur¬ englische Regierung, deren Haltung bei den pan- Potemkinsche Dörfer voraaukelt. Rußland hat den. flawistischen Hetzern im Süden und Osten Europas Serbien bisher immer im Stich gelassen, es keine Freude erwecken durfte. Die Stimmung tu wird auch diesmal nicht anders handeln. Daß Ofenpest, 26 . Juli . Die Bevölkerung brachte England drückt sich am besten in einer heute ein¬ man aber bei uns auf alles gefaßt ist und dem deutschen Generalkonsul Grafen v. Fürsten- gelangten Meldung aus, die besagt, daß Eng¬ alle Möglichkeiten ins Auge faßt, ist selbst¬ berg-Stammheim begeisterte Ovationen dar, bei land für Serbien keinen Finger rühre . J !n Frank¬ verständlich. Vorsicht ist eben die Mütter der welchen auf den treuen Bundesgenossen Deutsch¬ reich hat man angesichts des Ernstes der Lage Weisheit und in kritischen Zeiten das nächst¬ land und auf Kaiser Wilhelm Hochrufe ausge¬ anscheinend die kriegerischen Gelüste etwas ver¬ liegend«. bracht wurden. Graf v. Fürstenberg-Stammheim loren ; man scheint dort absolut nicht geneigt zu Hier möchten wir gleich der Bevölkerung in dankte mit herzlichen Worten für die Ovationen. sein, einen Vorstoß Rußlands mit dem Säbel Erinnerung rufen, daß Mitteilungen über Mobi¬ Die Manifestanten zogen sodann in voller Ruhe wieder ab. in der Faust zu unterstützen und dabei alles.zu ver¬ lisierungsmaßnahmen, Truppenverschiebungen u. lichen, was Frankreich in den letA' u Fr 'ed^ns- s. w., nicht durch die Presse veröffentlicht werden London, 27 . Juli . Das Reuterbüro mel¬ ja'- ' hüten errungen hat, seinen Wohlstand , seine dürfen und wie rigoros das Verbot gehandhabt det aus Belgrad : Die Straßen sind mit Re¬ Kolonien, den Glauben an die eigene Kraft, die wird, hat ja am deutlichsten die Beschlagnahme servisten überfüllt, die zu ihren Regimentern ein¬ man allgemein überschätzt. unseres Samstagblattes bewiesen. rücken. Sämtliche Eisenbahnen sind ganz in den Aber selbst an der Newa wird nichts so heiß Von den heute vorliegenden Meldungen wäre Händen der Militärbehörden. gegessen, als es in Belgrad und in den pan- noch jene hervorzuheben, welche den Anschluß (NachdruL vervoren .) selbst wenn er schon graue Haare hat, wie Diese unfreundlichen Worte, die Lore gehört Aus Mitleid. dieser dir so interessante Fremdling ." hatte, ließen ihr gutes Herz erst recht auf- Lore errötete ein wenig und murmelte, daß wallen ; ohne noch ein Wort zu verlieren, Skizze von C. Wellnet sie lediglich „ aus Mitleid" den armen Kerl schritt sie hinüber zu dem Fremden, der sich auffordern wollte, der nun schon das dritte bei ihrer Annäherung mit erfreuter Miene er¬ Lore Winter sah schon zum drittenmale hin¬ Mal dort so einsam und fremd dasäße. über nach dem Vorraum der Tennisplätze, wo hob. die sogenannten Wartebänke standen. In diesem Augenblicke näherte sich ein junger Längst schon hatte er die schlanke Gestalt, Bekannter den beiden Spielerinnen . Als er sie, Richtig, da saß er wieder, der nicht mehr begrüßt hatte, fragte ihn Grete spöttisch, ob die geschmeidigen Bewegungen der ausgezeicft Herr jm weißen Flanellanzug , der sein sonnen¬ er heute besser spielen wolle als neulich, da neten Spielerin bewundert und er, ein Mann gebräuntes Antlitz um so dunkler erschei¬ sie beide gemeinsam von der allein spielenden von Erfahrung , sand bedeutend mehr Gefallen nen ließ. Der vornehme Tennisklub, dem Lore Lore geschlagen worden waren. an dem schlichten Gesicht mit den großen brau¬ und ihre Freundin Grete Hiller angehörten, nen Augen als an dem selbstbewußtenMienen¬ Hierin war die hübsche Grete ungerecht, denn spiel ihrer schönen Gegnerin. hatte eine große Anzahl von Mitgliedern, die nur ihr eigenes mangelhaftes Spiel war schuld sich nicht immer alle untereinander kannten. an ihrer Niederlage gewesen. „Entschuldigen Sie, " begann Lore, „ wir sahen Dieser Herr mußte neu eingetreten sein, denn Eigentlich verkehrte sie nur mit Lore, um Sie aus der Wartebank — würde cs Ihnen andere Bekannte, welche die jungen Mädchen von deren ausgezeichnetemSport zu lernen und vielleicht recht sein, mit uns zu spielen?" nach dem 'interessanten Fremden gefragt, wu߬ zu profitieren. Sie hätte sonst die Freund¬ „Mit dem allergrößten Vergnügen," erwi¬ ten über seinen Namen und Stand keine Aus¬ schaft dieser bescheidenen Ma 'erin nicht gesucht, derte der Herr, der seine Mütze abgenommen, kunft zu geben. denn Grete legte Wert auf Stand und Geld. harte und sich vor der freundlichen jungen Jetzt wandte sich Lore mit einem entschlos¬ Nach dem ersten Spiele erzählte Grete wie) Dame verbeugte. senen Blick zu ihrer Freundin und rief: beiläufig ihrem Partner , dag Lore aus reinem In demselben Augenblick aber kam ein Diener „Ich gehe hin, Grete, und fordere ihn aus! Mitleid, wie sie spöttisch sagte, den fremden in Livree von der anderen Seite über den Das ist doch nun einmal hier bei uns cir* Herrn zum mitspielen aussordern wollte. Platz, geführt vom Klubdiener, auf den Frem¬ eingesührte Sitte , daß Leute, die keine Part» „Ach, der !" ries Gustav Werner gering¬ den zu. ner haben, auf der Wartebank sitzen." schätzend , „der wird wohl lein gefährlicherGeg¬ „Aber du kannst es aus keinen Fall tun," ner sein, irgend so ein Neuling, der sich in undDieser wechselte merkwürdigerweisedie Farbe sagte schnell: widersprach-Grete Hiller, die bei weitem schö-' unseren- Kmb düngen wi ll -Je exklusiver wir nere von den beiden Mädchen. „Einen wirb- sind, umso häufiger versuchen natürlich Min¬ „Entschuldigen Sie , ich sehe, daß man mich fremden Herrn holt man nicht zum mitspielen. derwertige bei uns Anschluß zu finden." horr. Wenn Se aber gestatten, daß ich morgen um dieselbe Zeit mitspiele . . ,,,,,, t
Seite 2 . Nr . 170. Innsbrucker Nachrichten Montag den 27. Vom Kaiser. Abbruch der diplomatischen Beziehungen. bringen lassen. Bald schlossen auch die übri¬ Ischl , 27. Juli . Der Kaiser arbeitete den gen Geschäfte und es begann ein förmlicher Wien , 26. Juli . Heute um halb 12 Uhr Auszug von Familien aus der Stadt , der viel¬ ganzen Sonntag sehr angestrengt. vormittags ist dem serbischen Gesandten Jovano- vic der Abbruch der diplomatischen Beziehungen Stadt fach auf hochbepacktenWagen erfolgte. Die Baron Giesl in Wien eingetroffen. bot ein Bild der größten Verwirrung und notifiziert worden; gleichzeitig wurden ihm die Unruhe. Es entstand unter der Bevölkerung Der Gesandte Baron Giesl ist hier einge¬ Pässe zugestellt. troffen. Er überbrachte dem Grafen Berchtold eine wahre Panik, die durch Gerüchte über den die Antwort Serbiens. Die Oberbefehlshaber- bevorstehenden Einmarsch der österreichischen Wien , 27. IM . Der deutsche Botschafter Wien , 27. Juli . Den Oberbefehl über die Truppen und durch Gerüchte über ein Bom¬ v. Tschirschkv und Botschaftsrat Prin,z Stol- österreichische Armee erhält voraussichtlich Erz- bardement der Stadt noch erhöht wurde. In berg konferierten mit dem Grasen Berchtold. herzog Friedrich, in Serbien steht der Kron¬ den Wendstunden tauchte in den Straßen ans prinz Alexander an der Spitze der Truppen. den Vororten kommender Mob auf, unter dem Freilassung des serbischen Generalstabchefs sich viele Zigeuner befanden, und versuchte an Vorzeitige Rückkehr des italienischen Generalstabs¬ einzelnen Stellen Plünderungen . Das Militär, Woiwoden Putnik. chefs. — Vorkehrungen. das in Patrouillen die Straßen durchzog, ging Wien , 26. IM . Der verhaftete serbische Mailland , 27. Juli . Die „Unione" meldet: gegen das Gesindel mit der Waffe vor. Gegen Generalstabschef Putnik wurde freigelassen. Dar zur Zeit in Venedig zum Sommeraufenthalt Mitternacht kam es vor einem Bierrestaurant W i en, 27. Juli . Zur Anhaltung des serbischen weilende neue Chef des! Generalstabes ist infolge am Kalimegdan zu einem ernsten Zusammen¬ Generalst.abschefs Woiwoden Putnik wird von der internationalen Spannung nach Rom zurück- stoß zwischen der Rotte und den Soldaten , die kompetenter Seite folgendes mitgeteilt : Nach! den gekehrt. Die Kommandanten der drei Häfen gegen die Menge eine Salve ab gaben. Auch bestehenden militärischen Vorschriften ist im Falle Venedig, Spezia und Neapel sind zu einer außer¬ im Norden der Stadt kam es zu schweren Ex¬ des Bevorstehens kriegerischer Ereignisse jeder ordentlichen Konferenz nach Rom berufen worden. zessen. Offizier der feindlichen Macht, wenn er auf öster¬ San Giuliano bricht ebensalls seinen Urlaub ab. reichischem oder ungarischem Gebiete betreten wird, Die österreichischenStaatsbahnen. anzuhalten, was sich schon mit Rücksicht auf mög¬ Rom , 27. Juli . Der Minister des Aeußern Die Staatsbahndirektion Innsbruck ersucht liche Spionage genügend erklärt. Aus diesem di San Giuliano ist aus Bad Fiuppi hieher zu¬ uns um Aufnahme folgender Erklärung: Grunde mußte die Anhaltung des serbischen Ober¬ rückgekehrt. V er ke h r s b e schr ä n ku n g e n infolge der kommandanten Generals Putnik in Budapest zu¬ Der Kurssturz an der Pariser Börse. Mobilisierung. nächst erfolgen. Es sei jedoch bemerkt, daß! alle Paris , 27. Juli . Um das Umsichgreifen, Meldungen, welche von der Anwendung von Bra¬ einer Börsenpanik zu verhindern, welche gleich Auf Grund der Allerhöchst angeordneten teil- chialgewalt gegen Putnik berichten, glatt erfun¬ zu Beginn namentlich die französische Rente be¬ weisen Mobilisierung ist aus mehreren Linien den sind. Die Arretierung des Generals ist selbst¬ troffen hat, beschlossen die Wechselmaklersowie der k. k. österr. Staatsbahnen , der k. k. priv. verständlich unter Beobachtung der seinem mili¬ eine Anzahl Bankhäuser, alle Spekulationsverkäufe Südbahngesellschast , der königl. ungar . Staats¬ tärischen Range entsprechenden Formen vorge¬ in französischer Rente abzulehnen; außerdem bahnen, der k. u. k. Militärbahn Toberlyni— nommen worden. Er wurde ins Ofenpester Mili-- wurde beschlossen Banjaluka-Vorstadt und auf allen Linien der , in der Kulisse den Handel tärkasino geleitet und dort mit aller Courtoisie mit französischer Rente bis aus weiteres ein¬ bosn.-herzeg. Landesbahnen, ferner auf den in empfangen. Seither wurde, da die österreichisch¬zustellen. deren Betriebe befindlichen Linien der k. k. ungarische Armee von viel zu ritterlicher Gesin¬ Der neue russische Gesandte für Belgrad. Süddalmatinischen Staatsbahnen , teils eine Be¬ nung erfüllt ist, um die serbische Armee ihres schränkung, teils eine Einstellung des Zivil¬ Oberkommandanten berauben zu wollen, die Ver¬ Berlin, 27 . Juli . Nach einer Meldung aus personen-, Zivilgepäcks- und des Zivileil- und fügung getroffen, daß Putnik die Möglichkeit ge¬ Petersburg wurde der Direktor des Bureaus für Frachtgutverkehres, überdies auf einigen Linien boten werde, die Reise in seine Heimat fortzu¬ Balkanangelegenheiten im Ministerium des der königl. ungarischen Staatsbähnen die Ein¬ setzen. Zu diesem Zwecke ist ihm ein Extrazug Aeußern Fürst Gregor Trubetzkoi an Stelle stellung des Gesamtverkehres — d. i. auch eine und ein Salonwagen zur Verfügung gestellt wor¬ des verstorbenen Gesandten v. Hartwig zum Ge¬ Sperrung für keinen von Zivilpersonen im mili¬ den. sandten in Belgrad ernannt. tärischen und öffentlichen Interesse — angeordnet worden. Der ritterliche Kaiser. Mobilisierung in Montenegro. Die Strecken, die von dieser Verfügung ge¬ Budapest , 27. Juli . Die Freilassung, Put- Ragusa, 27 . Juli . Einer Meldung aus troffen werden, bezw. die Beschränkungen, wel¬ niks wurde auf direkten Beiebl des Kaisers Cetinje zufolge hat der Kronrat unter dem chen der Zivilpersonen-, Zivilgepäcks- und Zivil¬ angeordnet. Vorsitze des Königs die allgemeine Mobilisie¬ güterverkehr vom Zeitvnnkte der Mobilisierung rung beschlossen. an unterliegen, ist aus zwei Kundmachungen, Der 28. Juli — erster Mobilisierungstag. Zur Flucht des Belgrader Hofes . — Panik. welche in den Warteräumen und Bahnmaga¬ Bei der von der Staatsbahn angekündigten Semlin, 27 . Juli . Aus dem Palais des zinen affischiert sind und im Verordnungsblatte Einstellung, beziehungsweise Einschränkung des Prinzen Paul ist auf zahlreiche Wagen ver¬ für Eisenbahnen und Schiffahrt publiziert wer¬ Zivilverkehres auf einzelnen Bahnlinien wird als ladenes Gepäck expediert worden. Die Archive den, zu entnehmen. erster Mobilisierungstag der 28. Juli bezeichnet. der Regierung wurden unter militärischem Eine dritte in derselben Weise veröffentlichte Der .Gesamtverkehr wird auf den zur Südost¬ Schutz "zur Bahn geschafft. Alle Bankhäuser Kundmachung trifft für alle österr. Verwaltun¬ grenze führenden Linien eingestellt. sind geschlossenund haben ihre Depots sort- gen geltende Bestimmungen über Einführung der „Gewiß, gern," erwiderte Lore lächelnd, in¬ Am nächsten Nachmittag standen wieder Grete, als ihren eigenen Partner zu gewinnen. Aber dem sie sich! umwandte und zu dem Netz zu¬ Lore und Gustav Werner zusammen vor dem es gelang ihr nicht. Mit einem Lächeln, das rückschritt. dichten Buschwerk, hinter dem der Tennisplatz durchaus nichts Väterliches an sich! hatte, wandte „Was für eine entzückend weiche Stimme lag. sich! Baron v. Wetterstein an Lore und fragte sie hat," dachte der Herr in dem weißen Fla- „Jetzt weiß ich", sagte Gustav, „ wer der sie, ob die „ westfälische Landschaft von L. Win¬ nellanzug. „Aber wahrscheinlich hat sie meinen Graukopf ist, den Fräulein Winter gestern an- ter" aus der Kunstausstellung von ihr her- Diener schon viel früher gesehen als ich! und sprach.^ . rnhre. daher Wird wohl ihre plötzliche freundliche Auf¬ „Nun ", ries Grete, „ich nehme an, er rst ent /,3a ", sagte sie mit ihrem herzgewinnenden, forderung herrühren !" Gerichtsrat oder dergleichen — wenn's hoch¬ Hellen Lachen, „ich habe dieses Bild gemalt, Es war kein Wunder, wenn der Fremde so kommt." weil es die schönste Heidestelle ist, die ich je dachte. War er doch kein anderer als der „Wetten, daß Sie seinen Namen gewußt im Leben kennen gelernt habe. Ich war im Baron Wolf von Wetterstein, der erst vor einem haben, Fräulein Lore?" wandte sich Gustav an vergangenen Winter in Westfalen." Vierteljahr von seinem hohen diplomatischen Lore und lächelte verschmitzt. „In meiner Heimat", siel er ihr in die Rede. Posten im Ausland zurückgetreten und hierher „Und denken Sie , Fräulein Winter, Sie haben gekommen war, um sich in der Heimat se߬ „O nein", ries Grete mit ungewohnter Leb¬ ein Stückchen meines eigenen Landes so wun¬ haft zu machen. haftigkeit. „Ich kann bezeugen, daß Lore keine derschön verewigt." Wohl hatte er graue Haare, aber alt war er' Ahnung von seinem Namen hat. Vorhin erst „Nicht möglich!" stammelte Lore. noch nicht und vor allem fühlte er sich noch^fragte mich dieser mitleidige Engel, ob sie „Doch", versicherte er. „Eulenbruch steht unter durchaus .jugendlich. nichts Unpassendes getan habe, indem sie den dem Bild — Eulenburg in Westfalen ist mein So gut, wie er ein vorzüglicher Reiter und Fremden ansprach." Stammgut . Ich habe heute Vormittag das Schwimmer war, so gut spielte er auch Tennis „Es tat mir so leid", versicherte Lore treu¬ Bild gekauft." und Fußball. herzig. „Ich konnte mir nicht helfen, ich mußte Lore ließ den Schläger fallen und klatschte Er hatte es sich in den Kopf gesetzt , daß es endlich tun, nachdem ich schon drei Tage vor Freude in die Hände. Dann reichte sie ihm man in dem Klub seinen Namen noch nicht auf gegen den Wunsch hierzu angekämpft hatte. mit einer frischen, herzhaften Bewegung die die allen zugängliche Mitgliederliste schrieb. Zu Uebrigens ist es doch ganz egal, wie er heißt." Rechte und rief: oft im Leben hatte er erfahren müssen, daß „Na ", rief Gustav, „ so ganz egal ist' s nicht! „Das ist aber lieb von Ihnen ! Ich danke man ihn nach Rang und Geld behandelte und Was würden Sie sagen, wenn wir den in Ihnen vielmals ! Und nun wollen wir unsere daß die Freundschaft der Damen nur zu oft den Zeitungen so oft erwähnten Baron Wetter¬ Partie ansangen !" ausging von der versteckten Hoffnung, eine „ gute stein hier als Gast begrüßen könnten?" Das Spiel begann und schon nach wenigen Partie " zu machen. Noch bevor die junge Dame etwas antworten Schlägen zeigte es sich, daß der Baron ein Er wollte so gern um seiner selbst willen ge¬ konnte, bog die weißgekleideteGestalt des Ba¬ Meister darin war. liebt sein! rons um das Gebüsch. Lore hatte es kaum bemerkt, als sie in ihrer Das Mißtrauen , das er gegen Lore gefaßt: Er hatte jedes Wort des Gespräches gehört ehrlichen Gerechtigkeitsofort einen Wechsel Vor¬ daß sie nämlich erst dann aufgefordert, als sie und wußte jetzt, wie unrecht er gestern in Ge¬ schlag. , war natürlich danken der jUlmen Malerin getan hatte. seinen livrierten Diener erblickte „Das geht nicht!" rief sie aus . „Wir beide ganz unberechtigt. Diie schone Grete versuchte jetzt den Baron sind die geübteren Spieler , Herr Baron . Bitte^
Montag den 27. Jul : 1914, Innsbrucker Nuchrichteu Nr. 170. Seite 3. Zuschlagsfristen, ferner über eine Verkürzung Entfernung des serbischen Wappens am Ein wichtiger militärischer Kurier für das 14. der Fristen für die Be- und Entladung der Güter¬ Triester Konsulate. Korps. wagen und der lagergeldfreien Abnahme der Triest, 26 . Juli . Hier wurde die Abnahme In I n n s b r u ck ist gestern um 10 Uhr abends Güter, weiter über die Erhöhung des Lager¬ des serbischen Wappens beim serbischen Konsulate ein militärischer Kurier angekommen, welcher für geldes und endlich Bestimmungen über die An¬ erzwungen. das 14. Korps wichtige militärische Akten mit¬ nahme von Gütern unter dem Vorbehalte ihrer Tie Oesterreicher flüchten aus Serbien. brachte. Der Inhalt derselben wird geheim ge¬ Einlagerung f)% zur möglichen Beförderung. Serbische Schanzenbauten am serbischen Donau- halten. Die Stimmung in Serbien. User. Eine Kriegserklärung nicht notwendig. Semlin, 27 . Juli . Das letzte Schiff ist ge¬ Semlin, 26 . Juli . Mit dem rumänischen Berlin, 27 . Juli . Der „Lokalanzeiger" stern abends 10 Uhr von Belgrad nach Semlin Dampfer „Bessarab" trafen österreichischemeldet: Der britische Botschafter in Berlin, abgegangen. Es war mit Reisenden, hauptsäch¬ Flüchtlinge aus Serbien ein. Goschen, reist von London ab und begibt sich lich O e ste r r ei cher und Ungarn überfüllt. Semlin, 26 . Juli . Donauaufwärts wer¬ wegen der österreichisch -serbischen Disserenzen Diese brachten die Nachricht vom Abtransport den am serbischen User Schanzen ausgeworfen. auf seinen Posten zurück. Der hiesige griechische der Geldvorräte der serbischen National¬ Es herrscht dort lebhafte Bewegung. Gesandte ist nach München abgereist, um dort bank und erzählten, daß Kronprinz Alexan¬ mit dem griechischenMinisterpräsidenten Veni- der mittels Separatzuges nach Nisch gefahren Die Bewachung der Bahnstrecke. selos, der zur Zeit in München weilt, zu kon¬ sei. In Semlin herrsche ungeheure Be¬ Die Staatsbahnlinie von Bregenz bis ferieren. geisterung. Reiche Bürger haben den Mili¬ Innsbruck und von Innsbruck bis zur Lan¬ tärbehörden Automobile und Fuhrwerke zur Ver¬ desgrenze und weiter, wird strenge bewacht, teils Ein Telegramm Pasitsch" an den serbischen Ge¬ fügung gestellt. Die Post wurde den Militär¬ von Militär , teils von Organen der Staats¬ sandten in Berlin. behörden unterstellt. Der abends fällige Expre߬ bahnen. Berlin, 27 . Juli . Die „Telegraphen-Union" zug von Saloniki ist nicht angekommen; der erfährt, daß der hiesige serbische Gesandte vom An besonders wichtigen Stellen , wie zum Bei¬ Schnellzug Semlin —Belgrad ist nicht abgegangen. spiel am Westeingange zum Tunnel bei Ratten¬ Ministerpräsidenten Pasitsch folgendes Telegramm Die Mobilifierung in Serbien. erhalten hat : „ Gestern Nachmittag 5% Uhr habe berg, stehen Soldaten mit „Bajonett auf" . Die ich die Antwortnote auf die österreichische Note Belgrad, 27 . Juli . Eine Stunde nach der Strecke von Wörgl gegen die Landesgrenze be¬ überreicht. Als der österreichisch -ungarische Ge¬ Abreise des Gesandten Baron Giesl erschienen wacht eine Abteilung des 59. Infanterie -Regi¬ sandte die Note entgegengenommenhatte, erklärte in Belgrad Extraausgaben, welche die Mobi¬ ments. er, er müsse diese erst mit seinen Instruktionen lisierung der gesamten serbischen Armee Auch Feldjäger des 12. Bataillons in Inns¬ vergleichen und werde dann sofort Antwort er¬ mitteilten. In den Straßen sammelten sich große bruck wurden zur Streckenbewachung herangezogen. teilen. Als ich in die Gesandtschaftzurückkehrte, Menschenmassen an, die über Terrazia und die Patriotische Demonstrationen. machte mir der österreichische Gesandte die Mit¬ Michaelstraße vor den Konak zogen und fort¬ gesetzt„ Krieg" riefen. Kronprinz Alexander fuhr Wien, 26 . Juli . Vor dem Kriegsministerium teilung, daß er durch die Antwort Serbiens nicht befriedigt sei. Freiherr v. Giesl verließ dann eine halbe Stunde später im Auto nach Ka- kam es zu großen Demonstrationen. Die Menge sofort mit dem Gesandtschaftspersonal Belgrad lemegdan, um dort die militärischen Vorbereitun¬ brach in Hochrufe auf Oesterreich, Deutschland und übergab dem deutschen Gesandten das Archiv; gen zu besichtigen. Abends erschien die Gendar¬ und Italien aus. die österreichischen Untertanen wurden dem Schutze merie in den großen Fabriken, um die Arbeiter Ein Seröenfreund verhaftet. des deutschen Gesandten unterstellt. In der Ant¬ abzuholen und in die Kasernen zu geleiten. Auf dem Bahnhofe in Wörgl war gestern wort des österreichischen Gesandten war auch her¬ Belgrad, 27 . Juli . Bei den Kasernen mel¬ Sonntag abends ein Trupp Soldaten des 59. vorgehoben, daß die diplomatischen Beziehungen den sich viele Bauern , die mit G ew eh r en, Infanterie -Regiments, die als Wachedetache¬völlig abgebrochen seien. Die serbische Regie¬ Bomben und Krieg sausrüstung beteilt ment kommandiert waren. Die Mannschaften rung hat die Skuptschina für den 27. Juli werden; überhaupt sind massenhaft Leute in hatten dort ihre Gewehre zu Pyramiden Zu¬ einberufen und der Kronprinz hat im bäuerlicher Tracht zu sehen, die aus den sammengestellt und warteten aus den Anschlu߬ Namen des Königs den Mobilma¬ Landgegenden hieher gekommen sind. Viele von zug. Die feldmäßig ausgerüsteten Soldaten chungsbefehl an die Armee hinaus- ihnen tragen bereits ein Gewehr geschultert erregten großes Aufsehen und hatten die An¬ gegeben. Heute oder morgen wird eine Pro¬ und haben einen ihnen aus dem Balkankrieg ver¬ sammlung einer Menge von Menschen zur klamation erscheinen, in der gesagt wird, daß die. bliebenen Brotsack umgehängt. Die meisten dieser Folge. Da hatte ein unbekannter Mann , an¬ serbischen Staatsangehörigen , welche nicht militär¬ Leute nehmen direkt den Weg zu den Kasernen scheinend ein slawischer Arbeiter, die Frechheit, pflichtig sind, ruhig ihren Geschäften nachgehen und viele Einrückende werden von den Ange¬ „Hoch Serbien !" zu rufen. Der Mann wurde können, während die Militärpflichtigen sofort,, hörigen zu Kasernen und den Bahnhof begleitet. sofort verhaftet. wenn sie einberufen werden, sich zu ihren Kom¬ Bulgarien bleibt neutral. Einstellung des privaten Drahtverkehres mandos zu begeben haben. Es gehen Ihnen wei¬ Sofia, 26 . Juli . Es verlautet, daß der ser¬ Berlin —Oesterreich. tere Instruktionen zu, aus denen Sie ersehew bische Gesandte bei der Regierung wegen ihrer Berlin, 27 . Juli . Der drahtliche Privatver¬ werden, daß wir in unserer Note bis an die Haltung im österreichisch - serbischen Konflikt an¬ kehr mit Oesterreich-Ungarn ist gesperrt. äußerste Grenze des Möglichen gegangen sind. gefragt hat. Die bulgarische Regierung hat ge¬ Pasitsch." antwortet, daß sie neutral verbleibt. Das deutsche Kaiserpaar kehrt zurück. Veröffentlichung des Beweismatermles gegen die Kundgebungen in Deutschland. Berlin, 27 . Juli . Das Kaiserpaar kehrt serbische Regierung bezüglich der Mordtat am Berlin, 26 . Juli . In allen Städten Deutsch¬ zurück. Das österreichisch -ungarische General- 28. Juni. lands fanden die herzlichstenKundgebungen für Konsulat verständigte die Wehrpflichtigenvon der Berlin, 27 . Juli . Wie die „National- Oesterreich statt. Anordnung der teilweisen Mobilisierung. zeitung" aus Wien meldet, beschloß der gemein¬ same Ministerrat die Veröffentlichung des ge¬ wechseln Sie doch mit Herrn Werner. Es wird und ihre Eleganz keinerlei Effekt aus den Ba¬ samten Beweismaterials gegen die serbische Re¬ mir Spaß machen, auszuprobieren, ob ich Sie ron machte. gierung in Sachen der Sarajewver Mordan¬ besiegen kann." Das Spiel schwankte lange ungewiß hin und stiftung. „Das ", erwiderte er leise, so daß es die her, bis der Baron an das Netz herantrat und Die serbischen Geheimbündeleien im Deutschen anderen nicht hören konnten, „das haben Sie mit einem feinen, kaum bemerkbaren Lächeln Reiche. bereits getan, Fräulein Winter ." zu Gustav und Lore sprach: Berlin, 27 . Juli . Tie Berliner Polizei hat Er war selbst erstaunt über die Schnellig¬ „Zürnen Sie mir nicht, meine verehrten den österreichischen Behörden das Material über¬ keit, mit der er hier einer Dame huldigte, die Gegner, wenn ich Sie jetzt schMk" wiesen, das bei der letzten polizeilichen Bean- weder eine Schönheit, noch hochgeboren , noch „Oho !" rief Lore. lustig-
Seite 4. Nr. I70e Fnnsbrucker Nachrichten Montag den 27. Juli ldl *> Die Ausnahmsverfügungen. die Festsetzung der Vergütungen für die auf kriegerische Haltung der serbischen Regierung her¬ Amtlich wird kundgemacht: Grund des Kriegsleistungsgesetzesgeleisteten per¬ vorgerufen wurde, in einem ungemein scharfen Die auswärtige Lage hat nunmehr eine Gestal¬ sönlichen Dienste beigestellten Fuhrwerke, Tiere, Tone gehalten. Die Depesche soll einen Umfang tung angenommen, welche die Bedachtnahme auf Kraftfahrzeuge und Verpslegsartikel; von 2000 Wörtern gehabt haben und sich,zu eini¬ die militärischen Erfordernisse zum obersten Ge¬ die Hintanhaltung des Mißbrauches von Brief gen Punkten sehr eingehend geäußert haben. bote macht. In dieser Erwägung wurde eine Reihe tauben. Zu den Meldungen über Mobilmachungspläne von Verfügungen im Innern der Monarchie ge¬ Wie wir erfahren, sind analoge Ausnahms- Rußlands. troffen, welche einerseits dazu dienen sollen, frev- Verfügungen , wie sie laut amtlicher Mitteilung für Petersburg, 27 . Juli . Die Mobilmachung lerischen Unternehmungen gegen die Sicherheit die im Reichsrate verrretenen Königreiche und der russischen Armee wird für jeden Augenblick und die Verteidigung des Staates entgegenzu¬ Länder in Kraft gesetzt wurden, auch für Ungarn, erwartet. In militärischen Kreisen verlautet, daß treten, andererseits aber bestimmt sind, auch un¬ Bosnien und der Herzegowina erlassen worden. General Hennenkamp, Generalkommandant des beabsichtigte Gefährdungen und Beeinträchtigun¬ Militärbezirks Wilna, und General Iwanow , Ge¬ gen der öffentlichen Interessen hintanzuhalten. Von unseren Freunden und neralkommandant des Militärbezirks Kiew- zu Die Geheimhaltung und Sicherung aller militäri¬ Verbündeten. Armeesührern ernannt werden, ferner heißt es> schen Vorkehrungen gegen Auskundschaftung , Stö¬ daß eine Persönlichkeit, deren Name nicht genannt Die Rückkehr des deutschen Kaisers. wird, die aber kein anderer als der Cheskomman- rung und unbefugte Veröffentlichung im eigenen Lande soll verbürgt, alle Vorbereitungen der be¬ Berlin, 27 . Juli . Entgegen der ursprüng¬ dant der Gardetrupepn und Militärgouverneur waffneten Macht sollen: gefördert und ihr die lichen Absicht trifft der Kaiser erst heute früh von Petersburg , Großfürst Nikolaus Nikolaje- Hilfsquellen des eigeüen Landes im weitesten Maß mit der „ Hohenzollern" in Kiel ein und fährt witsch sein dürfte, mit der Führung der Armee erschlossen werden. unmittelbar daraus mittels Hofsonderzugesnach beauftragt wird. Wenngleich diese schon seit Jahren als wohl¬ Potsdam werter. Die genaue Zeit der An¬ Petersburg, 27 . Juli . Die Grenzkorps erwogene Vorsorge vorbereiteten Maßnahmen in kunft in Potsdam ist noch nicht bestimmt. wurden mobilisiert. Wiener Morgenblätter mel¬ mancher Richtung einschneidende Wirkung auf das Die „Norddeutsche" über die Lage. den, daß mehrere Dampfer in der Nähe Bell¬ normale bürgerliche Leben haben, so darf im Hin¬ Berlin, 27 . Juli . Die „ Nordd. Allg. Ztg." grads von serbischem Militär beschossen wor¬ blick auf den Ernst der Stunde doch mit Sicher¬ schreibt in ihrer Wochenrundschau: Die auf den seien. heit erwartet werden, daß die schwere Verant¬ Grund der Untersuchung wegen des Mordes an Rückberusung der in der Schweiz weilenden Russen wortung, welche zu diesen Schritten bestimmen dem Thronfolger in Sarajewo von Oesterreich- Zürich, 27 . Juli . Alle in der Schweiz mußte, von allen Bewohnern des gemeinsamen Ungarn an Serbien gestellten Forderungen müs¬ wohnenden Russen erhielten telegraphisch Be- Vaterlandes gewürdigt werden wird. sen gerechtfertigt erscheinen, wenn man die Be¬ fehl, in die Heimat zurückzukehren. D'ie Regierung ist sich der großen Opfer, welche gründung dieser Forderungen mit dem der Sache allen Kreisen der Bevölkerung auferlegt sind, wohl gebührenden Ernst würdigt. Die Beteiligung ser¬ FranzösischeMeldungen über die Haltung Ru߬ bewußt; verständnisvolle, bereitwillige Befol¬ bischer Persönlichkeiten, auch amtlicher, an der lands. gung der Ausnahmsverfügungen wird diese Opfer von langer Hand vorbereiteten Verschwörung Paris, 27 . Juli . Der „Figaro " meldet, mildern iptb 'jene Beschränkungenleichter tragen gegen das Leben des Erzherzogs und an den daß Rußland beschlossen habe, das Armeekorps lassen, die, nur unter dem Zwange der Notwen¬ Zettelungen gegen die Reichseinheit der habs¬ von Kiew zu mobilisieren. digkeit verfügt, sobald als möglich wieder nor¬ burgischen Monarchie ist aufgedeckt worden. Die Paris, 26 . Juli . Der „Figaro " erhielt malen Verhältnissen Platz machen sollen. -ungarische Regierung hat sich bereit von seinem Berichterstatter in Petersburg über österreichisch Es wurden fünf kaiserliche Verordnungen auf erklärt, den Mächten Einsicht in das Untersuchungs¬ die Haltung Rußlands folgende Nachricht: Grund des Z 14 des Staatsgrundgesetzes, fer¬ material zu geben, ein Beweis, daß sie von der Die Stellung Rußlands zu dem Konflikt, der ner eine Reihe von Ministerialverordnungen er¬ Unanfechtbarkeit ihrer Ermittelungen und von sich nun ausgetan hat, steht fest. Der russische lassen, welche sogleich in Kraft treten. der Gerechtigkeit ihrer Forderungen überzeugt ist. außerordentliche Ministerrat hat eine ener¬ Die kaiserlichen Verordnungen beziehen sich Sollte wider Erwarten Serbien diese Forderun¬ gische Intervention beschlossen. Diese auf: gen ablehnen, so hoffen wir, daß im Gefühl Haltung ist vom Kriegsminister Suchomlinow 1. Die Uebertragung von Befugnissender poli¬ des Ernstes der Lage die Regierungen der Gro߬ vorgeschlagen und von der nächsten Umgebung tischen Verwaltung an den Höchstkommandieren¬mächte es sich sämtlich angelegen sein lassen des Zaren vollkommen gebilligt worden. Aus den der Streikräfte in Bosnien, der Herzegowina werden, zu verhüten, daß aus der unvermeid¬ diese W^ise triumphiert der Vorschlag endgtiltig. Lind Dalmatien; lichen österreichisch -ungarisch-serbischen Ausein¬ Der russische Botschafter in Paris , Jswolsky, 2. die Mitwirkung der Gemeinden und öffent¬ andersetzung weiter um sich greifende Verwick¬ ist sofort nach Paris zurückgefahren , um die lichen Beamten an den Ausgaben der Landes¬ lungen hervorgehen. Geschäfte wieder zu übernehmen. Das österrei¬ verteidigung und die Bestrafung der Verletzung chische Ultimatum erwartete hier niemand, weil einer Amtspflicht; Die Bundestreue in Italien . — In Monte¬ Graf Berchtold noch vor vier Tagen den: rus¬ 3. die Bestrafung der Störung des öffent¬ negro übernimmt Italien den Schuh der sischen' Botschafter in Wien und auch in Berlin lichen Betriebes und der Verletzung einer Lie¬ Österreicher. die formelle Versicherung gegeben hat, daß kein serungspflicht; Rom, 27 . Juli . „ L'Jtalia " bringt aus Ultimatum überreicht, werden würde. (Es ist 4. die zeitweilige Unterstellung von Zivilper¬ dem Ministerium des Aeußern die Nachricht, ja auch formell kein „ Ultimatum", sondern eine sonen unter die Militärgerichtsbarkeit; daß Italien noch am Samstag mittags seine „befristete Note" .) 5. die Unterstellung der aus die Kriegsartikel Botschafter bei den Mächten angewiesen habe, Paris, 26 . Juli . Weiter meldet der „Fi¬ nicht beeideten, in aktiver Dienstleistungstehenden die vollständige Uebereinstimmung der italieni¬ garo" aus Petersburg , daß man in den rus¬ Militärpersonen unter die Bestimmungen des schen Regierung mit den Maßnahmen Oester¬ sischen höchsten Kreisen das österreichische Vor¬ zweiten Teiles des Militärstrafgesetzbuches. reichs gegen Serbien zu erklären. Die ita¬ gehen als eine Herausforderung Rußlands be¬ Die gleichzeitig erlassenen Ministerial-Verord- lienische Regierung hat den erforderlich wer¬ trachte, von dem man wußte, daß es augen¬ nungen betreffen: denden Schutz für die österreichischenStaats¬ blicklich mit seiner Streikbewegung beschäftigt die Suspension staatsgrundgesetzlicherBestim¬ angehörigen in Montenegro übernommen. sei. Es stehe fest, daß der Streik in Rußland mungen bezüglich der persönlichen Freiheit, des Wien, 26 . Juli . Der italienische Botschaf¬ mit ausländischem Gelde geführt worden sei, Hausrechtes, des Vereins- und Versammlungs- ter gab dem Grasen Berchtold die solennste und Rußland sei entschlossen , sich mit Gewalt »rechtes, des Briefgeheimnisses und der Preß- Kundgebung der Bundestreue ab. jedem Angriffe Oesterreichs entgegenzustellen. J freiheit; Paris, 26 . Juli . Eine vor der österreichischen Man dürfe sich allerdings noch nicht beschränkende polizeiliche Anordnungen über das Botschaft versuchte Demonstration wurde von der einem allzu schwarzen Pessimismus Paßwesen; Polizei verhindert ; hiebei wurden mehrere Ver¬ hin geben. Weiter melden die Blätter , daß beschränkende polizeilicheAnordnungen in Be¬ haftungen vorgenommen. die Streikbewegung in Rußland beendet sei, zug auf den Besitz von Waffen, Munitionsgegen¬ Wien, 26 . Juli . Die Oesterreichisch -Un- weil die Arbeiter selbst, ohne daß ein Druck ständen und Sprengstoffen und den Verkehr mit gachsche Bank erhöhte ihren Zinsfuß um ein auf sie ansgeübt worden wäre, beschlossen haben, denselben; Prozent. in Anbetracht der drohenden Situation ihren die Einstellung der Wirksamkeitder Geschwor- Die Auffassung in Italien. Streit mit den Arbeitgebern für den Augen¬ nengerichte; R o m, 27. Juli . An maßgebender Stelle blick zu vergessen und die Arbeit in den Fabri¬ die Unterstellung von Zivilpersonen, die sich hat man nicht jede Hoffnung ausgegeben, daß ken wieder auszunehmen. strafbarer Handlungen wider die Kriegsmacht des es vielleicht doch! noch gelingen könnte, wenn Die russischen Blufsversuche. Staates schuldig machen, unter die Militärstraf¬ schon nicht einen kriegerischen Konflikt ganz zu gerichtsbarkeit; Berlin, 27 . Juli . Die 'Bluffversuche der vermeiden, so doch ihn zu isolieren. Die Blät¬ Petersburger Blätter und des in derselben Rich¬ die Einschränkung und Ueberwachung des Tele¬ ter verweisen darüber, daß Oesterreich ! gegen¬ tung arbeitenden Petersburger „Times'" -Kor- graphen- und Telephonverkehres; über Serbien die wirtschaftliche Sperre aus der respondenten, durch welche in Wien und Berlin ein ausdrücklichesVerbot der Veröffentlichung Donaulinie * sowie andere Zwangsmaßregeln der Eürdruck einer unmittelbar bevorstehenden militärischer Nachrichten in Druckschriften; . habe, um es zur Annahme der allseits als russischen Aktion erweckt werden soll, werden an die Anordnung des Verbotes der in Serbien gerecht anerkannten Forderungen zu zwingen. amtlicher Stelle mit Gelassenheit gewürdigt. erscheinenden periodischenDruckschriftenund der Standrechtsverfügmrgen in Rußland. Die österreichisch-ungarische Note wurde an amt¬ Revision der von dort einlangenden nichtperiodi¬ Petersburg, 27 . Juli . Der Zustand des licher Stelle in Paris und Petersburg verhält¬ schen Druckschriften; außerordentliches Schutzes ist für Moskau und nismäßig ruhig ausgenommen. Diese Wirkung die Behandlung der Postsendungen; Petersburg und die dazu gehörigen Gouverne¬ wurde dadurch erzielt, daß in der allerletzten Zeit ein Verbot der 'Einfuhr mehrerer Artikel; ments erklärt worden. Außerdem ist ein Ver¬ nach Paris und Petersburg eröffnet wurde, ein Verbot der Ausfuhr und Durchfuhr meh- bot ergangen, innerhalb Jahresfrist bestimmte Deutschland beharre auf dem Standpunkte, daß rer Artikel; Nachrichten über Heer und Flotte zu veröffent¬ die österreich-ungarisch-serbische Auseinanderset¬ die Verhütung von Wehrpflichtverletzungenlichen. zung isoliert zu bleiben und eine Einmischung durch Grenzüberschreitung; Die russische Aufreizung Serbiens. von dritter Seite sich nicht zu vollziehen habe. das Inkrafttreten der Bestimmungen des Wien, 27 . Juli . Wie es heißt, war das Deutschland ließ an beiden Stellen wissen, daß Kriegsleistungsgesetzes^ Telegramm aus Petersburg , durch welches die jedes Dazwischentreten einer dritten Macht für
Monrag oen •zv. 3111t mi Fnnsvruiker Nachrreyren Nr. 170. Seite 5. Deutschland den Bündnis fall in allen Konsequen¬ Die Semlirrer Donaubrücke von den Ser wünschte Lokalisierung des Konfliktes mit Ser¬ zen bedeutet. den in die Luft gesprengt. bien nicht erzielt werden wird. Drohende Agrar-Unruhen in Rußland. Wien, 27 . Juli . Die „Montagszeitung" Erhöhung des Zinsfußes der österreichisch- meldet, daß die Serben die Donaubrücke von Angarischsn Bank. Berlin, 27 . Juli . Die Blätter melden aus Petersburg : Nach einwandfreien Informationen Semlin haben. nach Belgrad in die Luft gesprengt Wien, 27 . Juli . Das Exekutivkomiteedes sind gegenwärtig in 32 größeren und kleineren Generalrates ho: öAerreichsich- ungarischen Orten Rußlands Arbeiterausstäude, welche über¬ Die Schließung des ungarischenReichstages. Bank hat in seiner heute unter dem Vor¬ all einen ausgesprochenpolitischen Charakter ha¬ Ofenpest, 27 . Juli . Am Dienstag erfolgt sitze des Gouverneurs abgehaltenen Sitzung die ben. Dazu kommt eine schwere Mißernte in einer die Schließung der Session des Reichstages. Erhöhung des Bankzinsfußes um ein Perzent Reihe von Gouvernements. Abgesandte des revo¬ NeuemilitarischeMaßnahmen in Serbien. beschlossen und wird daher von heute, 27.., an für lutionären Komitees überfluten die Provinzen und Belgrad, 27 . Juli . Der Kronprinz hat den Eskompte von Wechseln , Warrants und Effek¬ suchen die Bauernschaft für ihre Ideen zu ge¬ namens des Königs das Dekret betreffend die ten der Zinsfuß von fünf Perzent für Darlehen winnen. Man befürchtet Agrarunruhen . Im In¬ Mobilisierung der Gesamtarmee unterzeichnet auf Staatsrenten , Salinenscheine, österreichische nern Rußlands sieht es bedenklich aus. und eine Proklamation an das Volk erlassen Staatsschatzscheine , ungarische Tresorscheine, un¬ Der Streik in Petersburg. mit der Aufforderung, ruhig in den Häusern garische Staatskassenscheine und Pfandbriefe der Oesterreichisch -ungarischen Bank der Satz von P et e r s b ur g , 27. Juli . Die Zahl der Strei¬ zu bleiben, weil, falls das Vaterland ange¬ 5i/z Perzent und auf andere Wertpapiere von kenden betrug heute früh 130.500, wovon 8000 griffen würde, die Armee es soweit als mög¬ 6 Perzent gelten. im Laufe des Tages die Arbeit wieder auf¬ lich verteidigen werde. Die Haltung Deutschlands. nehmen. In der Stimmung der Arbeiter ist eine Wien, 27 . Juli . Die serbische Heereslei¬ wesentliche Beruhigung eingetreten. tung konzentriert große Trnppenmassen bei Berlin, 27 . Juli . Das Wolff' sche Bureau Semenria . , meldet: Die unrichtigen, offenbar tendenziösen Verfügungen der Südbühn. Patriotische Demonstrationen inSarajewo Ausstreuungen einzelner Pariser Blätter über den Die ungarischen Linien der Südbahn , ferner Sarajewo, 27 . Juli . Gestern abends kam Inhalt der Unterredung des deutschen Botschafters alle Linien im Grenzgebiete von Serbien haben es zu interessanten patriotischen Kundgebun¬ Freiherrn v. Schoen mit dem interimistischen französischenMinister des Aeußern sind bereits ihren Betrieb ganz oder teilweise eingestellt. In gen. Im Vorhof der Kaisermoschee waren Mos- Tirol erfolgte bisher keine Vetriebseinstel- lims aller Stände versammelt. Abg. Mutpelie von 'der „ Agence Havas" richtiggestellt worden. lung. Für Tirol gültig sind aber jene Be¬ hielt eine begeisterte Ansprache, worauf die Die 'deutsche Regierung hat in Paris keine andere stimmungen der Südbahn , welche das Lager¬ Moslims unter Führung der Notabeln zum Sprache geführt als bei allen übrigen Kabinet¬ geld um 100 Prozent erhöhten und die Konak zogen. Als der Landeschef auf der Ter¬ ten und insbesondere auch in Petersburg und Ladefristen innerhalb 6 Tagesstunden fest¬ rasse erschien, wurde er stürmisch, alklamjert. London. Sie hat überall gleichmäßig den Stand¬ setzten. Die Ladezeit ist von 8 Uhr früh bis Amantovic richtete an ihn eine patriotische punkt vertreten, daß sie den Konflikt zwischen 6 Uhr abends. Ansprache, worin er der unerschütterlichen Treue Oesterreich gelegenheit - Ungarn und Serbien als eine An¬ betrachte, die diese beiden Staaten mb Ergebenheit der Moslims , sowie ihrer freu¬ digen Bereitwilligkeit, für den Kaiser und die allein anaehe und deshalb lokalisiert bleiben müsse., Monarchie Gut und Blut zu opfern, Ausdruck Ihre Bestrebungen gehen darin, daß auch die Weitere Meldungen. gab. FZM . Potiorek antwortete in kroatischer übrigen Mächte diesen Standpunkt zu dem ihri¬ Neuerliche Kundgebungen. Sprache, indem er für die Ovationen dankte gen machen, damit der Friede Europas erhal¬ ten bleibe. und die bewährte Treue der Muselmanen her- * * * Wien, 27 . Juli . Gestern wurden wieder pa¬ vorhob. Abends zogen, gefolgt von einer un¬ triotische Kundgebungen in der inneren Stadt absehbaren Volksmenge aller Stände und jeden veranstaltet. Gegen 6 Uhr abends zogen Hunderte Alters, in ihrer Mitte Ossiziere und die dienst¬ Innsbruck unter Eindruck dem von Personen vor die italienische Botschaft, um freien Mannschaften der Garnison, mehrere der letzten Ereignisse. dort Sympathiekundgebungen zu veranstalten. Ein Musikkapellen vor dem Konak. Landeschef Po¬ Dichte Volksmsffen drängten sich den Nach¬ Herr hielt eine Ansprache, worin er der treuen tiorek erwartete von der Generalität umgeben mittag über durch die Straßen und besonders in BundesgenossenschaftKönig Viktor Emanuels ge¬ den Zug auf der Terrasse des Konaks. Nach¬ der Maria Theresienstraße steigerte sich, der Ver¬ dachte. dem die Volkshymne gesungen worden war, kehr ins Unheimliche. Zu beiden Seiten der Wien, 27 . Juli . Bis spät nachts fanden vor hielt der Landeschef eine zündende Ansprache Straße drängte und schob sich eine unabsehbare dem Rathaus großartige patriotische Kund¬ und schloß mit einem Hoch auf den Kaiser, Menschenmenge vorwärts und staute sich vor gebungen statt. Der Bürgermeister hielt eine die Armee und die Monarchie. Die Hochrufe unsereren Extra-Ausgabestellen, wo im Laufe $e| zündende Ansprache, die wiederholt von brausen¬ wurden von der Menschenmenge stürmisch wie¬ gestrigen Tages 11 Ausgaben erschienen. JmiüD den Hochrufen unterbrochen wurde. Als der derholt. Hierauf wurde unter den Klängen des neue Leute strömten der Maria Theresienstraße; Bürgermeister des Kaisers gedachte, wollten die Radetzky -Marsches und des Prinz Eugen-Lie¬ zu und die Polizei hatte Mühe, den Verkehr! Hochrufe auf den Kaiser kein Ende nehmen. Dann des der Umzug durch die Stadt fortgesetzt , wo¬ aufrecht zu erhalten. hob der Bürgermeister die Bündestreue Deutsch¬ bei allenthalben unbeschreiblicheBegeisterung In den Abendstunden erneuerten sich dann die lands und Italiens besonders hervor, was zu herrschte. Auf dem Wege zum Konak hatten Kundgebungen, bei denen vor allem der Um-, endlosen Hochrufen auf Kaiser Wilhelm und alle Teilnehmer an dem Zuge an jener Stelle, stand auffiel, daß äußerst zahlreich sehr junge König Viktor Emanuel Anlaß gab. Man rief: wo das Attentat auf den Thronfolger und Leute teilnahmen. „Es lebe Deutschland!" „ Es lebe Italien !" seine Gemahlin erfolgt ist, Halt gemacht und Wie schon nachmittags angekündigt war, sollte! „Heil !" „ Eviva !" Die Menge sang die Bolks- Gebete verrichtet. um 8 Uhr abends eine Abendausgabe unseres hymne „Heil dir im Siegerkranz" und den ita¬ Sarajevo, 27 . Juli . In den Abendstunden Blattes erscheinen. Schon lange vor der festge- lienischen Königsmarsch. Die begeisterten Kund¬ war Sarajewo der Schauplatz patriotischer Ma¬ setzten Stunde sammelten sich vor unserem Ge-j gebungen für Deutschland und Italien , für ihre nifestationen. Eine große Menschenmenge zog vor schäftsgebäude Hunderte von Neugierigen, die Herrscher und ihre Armeen wollte kein Ende den Konak, wo der Landeschef in kroatischer.dichtgedrängt die Ausgabe des Blattes erwar¬ nehmen. Unter Absingung des „Prinz Eugen- Sprache auf eine Ansprache erwiderte und die be¬ tete , welches sich um einiges verzögerte, da wir Marsches" zogen die Massen zum Deutschmeister währte Treue der Muselmanen hervorhob. Die noch die neuesten Meldungen in der Nummer un* Denkmal, wo neuerlich Kundgebungen stat'fan¬ Anwesenden brachten jubelnde Hochrufe auf den terbringen wollten. Die Stimmung in der Men^e! den. Bis Mitternacht hallten die Straßen Wiens Kaiser aus . Der Landeschef schloß mit einem .Hoch war eine sehr gehobene und jede der neuerschien-^ wider von den lauten Kundgebungen der Menge auf Se . Majestät, die Armee und die Monarchie, nen Nachrichten wurden mit lauten Kundgebun¬ für den Kaiser, die Armee und die Verbündeten was lebhaften Widerhall bei der Menschenmenge gen ausgenommen. Reiche. fand. Darauf wurde unter Absingen des Radetzky- Ueber ein Schaufenster unseres Geschäftsgebäu- Ischl , 27. Juli . Im hiesigen Theater gab und Prinz -Eugen-Liedes ein Umzug gehalten. deS war eine Leinwand gespannt worden, auf die es gestern großartige Kundgebungen für unseren Ueberall herrschte lebhafte Begeisterung. Auf die einlaufenden Nachrichten von einem vorzüg¬ Kaiser und Kaiser Wilhelm. dem Wege zum Konak wurden an dem Platze, lichen elektrischenProjektionsapparat pro¬ wo das Attentat stattgefunden hatte, Gebete ver¬ jiziert wurden. In den Pansen schalteten wir Graz, 27 . Juli Die Burg , in welcher Statt¬ richtet. halter Graf Clary seinen Sitz hat, war wieder¬ Bilder unseres Kaisers, des Deutschen Kaisers Die Lokalisierung möglich. und unseres „ Freundes" — Peter von Ser¬ holt der Schauplatz enthusiastischer Kundgebun¬ bien ein. gen der Bevölkerung. Die nach vielen Hunderten Berlin, 27 . Juli . In diplomatischenKreisen zählende Menschenmenge , die die Stadt durch¬ wird es als feststehend erklärt, daß zwischen Die patriotischen Kundgebungen wurden in zog, nahm ihren Weg zur Burg , woselbst An¬ Deutschland und England derzeit intensive Innsbruck bis spät in die Nacht fortgesetzt und sprachen gehalten wurden. Verhandlungen stattfinden, welche auf eine Lo¬ als um Mitternacht noch die Regimentsmusik kalisierung des K»nfliktes abzielen. Man ver¬ zu einem Zapfenstreich ausrückte, da sammel¬ Triest , 27. Juli . Der Versuch der Menge, spricht sich von diesen Verhandlungen umsomehr zum russischen Konsulat vorzudringen, wurde einen Erfolg , als nach Pariser Informationen ten sich Tausende von freudig erregten Menschen um diese und marschierten nt gehobener Stim¬ durch Wachabteilungen rechtzeitig verhindert. in Frankreich keineswegs die Tendenz mung, patriotische Lieder singend, durch die Hierauf zogen die Manifestanten zur Statt¬ herrscht, wegen Serbien eine europäi¬ Straßen der Stadt . — Erst gegen 4 Uhr früh halterei sowie zum italienischen und zum deut¬ sche Kouflagratiou zuzulassen. Würde fanden die Kundgebungen ein Ende. schen Konsulat, wo sie ebenso wie beim Umzug es wider Erwarten doch zu einer solchen kommen, Wir wollen aber die Gelegenheit nicht vorüber¬ durch die Straßen die Volkshymne, die „ Wacht so soll die Neutralität der Nordsee aus¬ gehen lassen, ohne an dieser Stelle ein ernstes am Rhein" und das Lied der „Lega Nationale" gesprochen werden , so daß Deutschland Wort an das Volk zu richten. Gerade bei den sangen. in der Lage wäre , mit seiner Flotte die heute spät nachts erfolgten Kundgebungen Baron Giesl beim Kaiser. Nordsee zu beherrschen. ist der feierliche, ernste Moment arg außeracht Wien, 27 . Juli . Der Gesandte Baron Giesl Wien, 27 . Juli . Der Börsenkommissär gelassen worden und die Demonstrationszüge, die ist nach Ischl abgereist. Er wird nachmittag Zwierzina hat mitgeteilt, daß dermalen kein halbwüchsige Burschen unter Anschluß des Pöbels beim Kaiser ' in Audienz erscheinen. Grund zur Annahme vorliegt, daß die er¬ arrangierten , sind ganz und gar nicht geeig- i
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