MAGAZIN - Zwei Räder für die Zukunft Neue (Velo-)Wege braucht das Land - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
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VCS mAGAZIN 1 / März 2018 F Ü R M O B I L I TÄT M I T Z U K U N F T Zwei Räder für die Zukunft Neue (Velo-)Wege braucht das Land. Seite 18
Passion für hochwertige Bioweine Probierpaket Spitzenbioweine Aus Kroatien Brime, Plavac Mali 2015 NZZ: «Überaus gelungen» CHF 18.80 pro Flasche Aus Spanien Valcaliente, Pago Rioja Reserva 2011 Ganz grosse Rioja-Reserva! CHF 24.00 pro Flasche Aus Frankreich Château Mourgues du Grès 2013 Sensationeller Wert aus Südfrankreich Einzigartige Lagen vom Weingut Rizman im Süden von Dalmatien. CHF 18.50 pro Flasche 6er Probierpaket Hochwertige Bioweine von kleinen bis mittelgrossen Familienbetrieben sind Spitzenbioweine Das Plus für VCS-Mitglieder: die Passion von amiata. Seit vielen Jahren pflegen wir partnerschaftliche nur CHF 98.00 Sie sparen CHF 24.60 und profitieren Kontakte zu Winzern, die ihre Reben mit besonderer Sorgfalt nach biologischen (statt 122.60) inkl. Porto. von einer portofreien Lieferung. Richtlinien anbauen und im Keller auf sanften Ausbau setzen. Bestellmöglichkeiten amiata Damir Štimac vom Weingut Rizman Coupon unfrankiert einsenden Langgasse 16, CH-9008 St. Gallen «Unsere Lagen und das mediterrane Klima sind eine Online www.amiata.ch/vcs Tel 071 250 10 15, Fax 071 250 10 18 ideale Voraussetzung für hochwertigen ökologischen Anbau. Telefon 071 250 10 15 info@amiata.ch, www.amiata.ch Dabei setzen wir auf einheimische Traubensorten.» Hotelcard – das Halbtax für Hotels Hotel Meierhof Davos Dorf | Graubünden Doppelzimmer inkl. Frühstück ab CHF 188.– statt CHF 376.– (pro Zimmer) Albergo Ristorante I Grappoli Sessa | Tessin Hotelcard für 1 Jahr CHF 79.– statt CHF 99.– Doppelzimmer inkl. Frühstück ab www.hotelcard.ch/vcs-easter CHF 92.– statt CHF 184.– (pro Zimmer) 0800 083 083 (Rabattcode vcs-easter angeben)
EDITORIAL P O L I T IK 4 Kurz & bündig Bloss nicht die Nerven verlieren! 6 Unterwegs zu mehr Bahninfrastruktur Das meint der VCS zum Ausbauschritt 2035 Liegt die Zukunft der Mobilität © VCS/Susanne Troxler der Bahninfrastruktur auf dem Rücken der Draht- 8 Alkoholiker ans Steuer? esel? Vielleicht – aber dann Die Wegfahrsperre ist dringend nötig! gibt es noch sehr viel zu tun. 12 Freudig flanieren Und diese Mobilitätswende In Biel hat ein ganzes Quartier den Flâneur d’Or muss im Kopf beginnen. Bei gewonnen jeder (Verkehrs-)Planung braucht es Menschen, die D OS SIE R das Velo selbstverständlich einbeziehen. Doch auch 18 Zwei Räder für © Fotolia/sergeialyohsin im Alltag wünsche ich mir ab und zu etwas mehr Denk- die Zukunft? arbeit. Wer mit dem Velo unterwegs ist und Verkehrs- Was in Kopenhagen Alltag ist, regeln mit arrogantem Grinsen übersieht, erweist der soll es auch in der Schweiz Sache einen Bärendienst. Wer fordert, sollte auch was werden: Gezielte, weitsichti- leisten. Und sei es nur, die angebrachte Rücksicht auf ge Veloförderung andere, schwächere Verkehrsteilnehmerinnen zu zei- gen. Der Weg zu einem selbstverständlichen Miteinan- der ist noch ein weiter. Mit kühlem Kopf und warmem 30 MITGLIEDER ANGEBOTE Herz solle man an eine schwierige Aufgabe treten, hat mir mal ein Vorgesetzter gesagt. Und bloss nicht die 36 BERICHTE AUS DEN VC S-REGIONEN Nerven verlieren! Das gilt es auch in den Bemühungen um gescheite Veloförderung zu beherzigen. R E I SE N Möchten Sie mit dem Zug in den Süden? Dann können 46 Wandern entlang der ligurischen Riviera Sie sich jetzt schon auf die Ausgabe 2 freuen: Darin Die mediterrane Wintersonne lacht in Camogli widmen wir das Dossier dann dem Thema «Mit dem 48 Durch Strassburgs Gassen radeln In Strassburg gehört das Velo dazu Zug ans Meer». Urs Geiser gibt Ihnen ab der Seite 46 einen Vorgeschmack mit seinen Ligurien-Tipps. Und wenn Sie etwas weniger Zeit haben, dürfen Sie sich 50 Zugfahren und Wandern Drei Fahrten, die auch das Wandern erlauben von Peter Krebs inspirieren lassen. Er stellt auf den Seiten 50 und 51 drei Touren vor, die eine Bahnfahrt 56 D E B AT T E und eine kurze Wanderung kombinieren. Verbrenner raus aus den Innenstädten Ihre Zuschriften zum letzten Editorial haben mich Wird die Luft dann sauberer? sehr gefreut. Sie finden eine Auswahl auf Seite 57. Mit 57 LESERBRIEFE diesem Editorial verabschiede ich mich von Ihnen. Ich danke Ihnen für all Ihre warmherzigen, aber auch kri- 64 WETTBEWERB tischen Rückmeldungen zum VCS-Magazin. Dominique Eva Rast, Redaktionsverantwortliche VCS-Magazin 65 BITTE MITDENKEN! Die Wahl des Transportmittels als Gewissensfrage? 66 C ARTOON Titelbild: Dank dieser Velostrassen in Bern fährt man im Breitenrain-Quartier sicher und komfortabel. (© Fabian Lütolf) VCS MAGAZIN 1/18 3
POLITIK Ständerat will mehr Sicherheit bei Lastwagen Der VCS Verkehrs-Club der Schweiz freut sich über den © hykoe/Fotolia Entscheid der Verkehrskommission des Ständerats, auf gefähr- lichen Strecken nur noch Lastwagen zuzulassen, die über zeit- gemässe digitale Fahrassistenzsysteme verfügen. Der technische Fortschritt macht Lastwagen sicherer. Überraschend deutlich haben die Mitglieder der ständerätlichen se- sowie Spurhalteassistenten zwingend sein müssen für LKWs, Verkehrskommission einer Standesinitiative des Kantons Tessin die auf den gefährlichen Strecken durch die Alpen unterwegs sein zugestimmt. Mit 10 zu 2 Stimmen haben sie entschieden, dass alle wollen. Der Entscheid freut den ganzen VCS, denn damit wird die Lastwagen im alpenquerenden Verkehr eine Sicherheitsausstattung Sicherheit beispielsweise im Gotthard-Strassentunnel erhöht. Digi- haben müssen, wie sie für neue Modelle seit 2015 Pflicht ist. Hin- tale Fahrassistenzsysteme sind für neue LKWs bereits seit dem Jahr ter der Standesinitiative steht Bruno Storni, VCS-Vizepräsident und 2015 Pflicht. All jenen Lastwagen, die nicht über diese Ausrüstung SP-Grossrat. Storni argumentiert mit dem technischen Fortschritt. verfügen, bietet der Bahnverlad eine sinnvolle Alternative. Damit Denn verhindern will die Standesinitiative vor allem Unfälle, die wird die Schweizer Verlagerungspolitik gestärkt. Bis diese Mass- besonders schwer ausfallen, wenn Lastwagen beteiligt sind. Des- nahme definitiv eingeführt wird, braucht es 2018 und 2019 noch halb verlangt die Standesinitiative, dass unter anderem Notbrem- weitere, hoffentlich ebenso erfreuliche Parlamentsentscheide. Château-d’Œx ist der Umstrittene Fernbusse «Goldene Verkehrsknoten» Falls Fernbuslinien in der Schweiz eingeführt werden, müssen sie ge- ©Philippe Gasser, Citec wisse Regeln und Normen erfüllen, damit sie den bestehenden öffent- lichen Verkehr nicht gefährden. Der VCS Verkehrs-Club der Schweiz hat sich im Ständerat erfolgreich gegen den extremen Liberalisie- rungsvorschlag der FDP gestemmt. Zur Erinnerung: Ein Fernbus stösst bei gleicher Auslastung rund zehn Mal mehr CO2 aus als ein Zug. Erfolgreicher Bus alpin Der vom VCS unterstützte Verein Bus alpin mit seinen ÖV-Ergän- zungsangeboten in mittlerweile 15 Schweizer Bergregionen wächst weiter. In der Region Pany-St. Antönien wurde letzten Sommer Am Bahnhof Château-d’Œx werden die Reisenden sympathisch empfangen. erfolgreich ein Testbetrieb auf drei Linien gestartet. Mit der bereits bestehenden touristischen Busverbindung von Lenk im Simmental Der «FLUX – Goldener Verkehrsknoten» ist eine der bedeutendsten zur Iffigenalp konnte die frequenzstärkste Linie im Verein aufge- Auszeichnungen im öffentlichen Verkehr. Mit dem Preis wird ein nommen werden. Insgesamt wurden im Sommer 2017 rund 67 000 Verkehrsknoten ausgezeichnet, der sowohl aus Sicht der Kundinnen Passagiere befördert. und Kunden als auch aus betrieblicher und gestalterischer Sicht Der Busbetrieb in der Region Lenk-Simmental überzeugt. PostAuto, der VCS Verkehrs-Club der Schweiz und der © zvg Verband öffentlicher Verkehr verleihen den FLUX jedes Jahr. Dieses Jahr lautete der Schwerpunkt «Freizeitknoten mit Meter- spur». Um die 100 Umsteigeknoten mit Meterspurbahnen gibt es in den touristischen Gebieten der Schweiz. Ein Fünftel davon hat in den letzten Jahren in den Umbau investiert und wurde von der Jury genauer unter die Lupe genommen. In die Endauswahl kamen Château-d’Œx (VD), Arosa (GR) und Innertkirchen (BE). Das Ren- nen gemacht hat Château d’Œx. Die Gemeindevertreter konnten im Rahmen des PostAuto-Verkehrsforums Movimento in Bern den FLUX 2017 entgegennehmen. PostAuto, der VCS Verkehrs-Club der Schweiz und der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) bilden die Trägerschaft und haben den FLUX zum elften Mal verliehen. Die Siegergemeinde erhält 5000 Franken. 4 VCS MAGAZIN 1/18
POLITIK Weniger Lastwagen queren die Alpen ©SBB CFF FFS Zwischen Juli 2015 und Juni 2017 ist die Zahl der Lastwagen und Sattelschlepper, welche die Alpen passierten, um 5,6 Prozent gesunken. Dafür hat der Schienengüterverkehr um 18,8 Prozent zugenommen und damit Ende 2016 einen Marktanteil von 71 Pro- zent erreicht. Das ist das Fazit des neusten Verlagerungsberichts des Bundes. Dennoch wird das Ziel, die Zahl der Transitfahrten auf 650 000 pro Jahr zu senken, mit aktuell knapp einer Million Lastwagen durch die Schwei- zer Alpen weiterhin nicht Die Re 460 ist fit für die Zukunft und spart dabei viel Strom. © Peter Lauth erreicht. Die Verkehrskom- mission des Nationalrates Die Lok 2000 spart Strom verlangt deshalb eine Gesamtschau mit zusätzli- Design-Ikone, Rückgrat des Fernverkehrs, Lok 2000: Sie hat viele chen Massnahmen, um das Namen und wird von vielen geliebt. Die roten Lokomotiven des eigentlich seit 2017 gültige Typs Re 460 sind seit 1992 Zugpferd der meisten Intercity-Züge Ziel möglichst schnell zu und bilden das Rückgrat der nationalen Flotte des Fernverkehrs. erreichen. Nun haben die ersten Lokomotiven die Hälfte ihrer Lebensdauer erreicht und werden im SBB-Industriewerk Yverdon-les-Bains um- fangreich modernisiert. Dabei stehen Energieeffizienz, Zuverlässig- keit und Verfügbarkeit im Zentrum. Nach der Modernisierung sind die Loks deutlich energieeffizienter unterwegs. Durch technische Optimierungen, wie beispielsweise einem neuen Stromrichter, leistet die gesamte Flotte einen Energiesparbeitrag von jährlich Güter gehören auf die rund 27 Gigawattstunden. Dies entspricht dem Energieverbrauch Bahn – eigentlich. der Stadt Olten in einem Jahr, also rund 5000 Haushalten. CO2-EINSPARUNG, WENN DOPPELT SO VIELE MENSCHEN VELO STATT AUTO FAHREN WIE HEUTE 3x = Kilometer © muellerluetolf.ch/INTERFACE Politikstudien Forschung Beratung, Luzern 21 000 = Was bringt es, neue Veloverbindungen zu bauen? Dieser Frage ging das Tief- zwischen Aarberg und Lyss, Lyss und Busswil sowie entlang des Lyssbachs bauamt des Kantons Bern auf den Grund. Die Ergebnisse sind hocherfreulich: einsparen, befragte ein Expertenteam Velofahrende vor Ort. Damit wurde Die Erfolgskontrolle zweier Projekte in Lyss (Berner Seeland) und Tavannes die Energie- und CO2-Bilanz ermittelt. Auf das Jahr hochgerechnet ergibt sich (Berner Jura) zeigen, dass Velowege und gezielte Kommunikation darüber eine Einsparung von 6400 Megajoule und rund 3,7 Tonnen CO2. Das ent- Energie und CO2 sparen. Das Projekt VELOguide wurde zwischen 2013 spricht der CO2-Emmission von 21 000 Kilometern eines Autos mit Verbren- und 2015 durchgeführt. Um herauszufinden, wie viel CO2 die Velorouten nungsmotor oder drei Flügen von Zürich nach New York. VCS MAGAZIN 1/18 5
POLITIK Auf dem Weg zu FABI 2035 Von Filippo Rivola Kaum haben die Arbeiten für den Ausbauschritt 2025 begonnen, muss man bereits über den nächsten nachdenken. Der VCS hat zum Projekt 2030/2035 Stellung bezogen, das Ende 2017 in die Vernehmlassung ging. D er Fonds zur Finanzierung und zum Ausbau der Eisenbahninfrastruktur (FABI) wurde als Gegenvorschlag zur Ini- Kapazitätsprobleme bestehen. Deshalb wur- de auch eine Variante zu 11,5 Milliarden mit dem Zeitrahmen 2035 erarbeitet, die mehr tiative «Für den öffentlichen Verkehr» ge- Projekte umfasst. Zudem eliminiert sie Eng- schaffen. Diese wurde seinerzeit vom VCS pässe besser, bringt mehr Stabilität und Sys- lanciert. Es gibt einen grossen Unterschied tematisierung bei den Fahrplänen sowie eine zu den früheren, zeitlich befristeten Fonds grössere Rentabilität der Investitionen. wie jenem für die Bahn 2000 oder die NEAT: Bei FABI ist vorgesehen, dass er zeitlich un- Arbeiten rechtzeitig beenden begrenzt läuft und sein Geld sowohl für den Alles in allem werden sich die Bahnreisen- laufenden Unterhalt als auch für den Aus- den einige Jahre länger gedulden müssen bau der Eisenbahninfrastruktur eingesetzt und können dafür dann von wesentlich bes- wird. Er dient dazu, das gesamte Bahnnetz seren Transportleistungen profitieren. Zu- der Schweiz – das Normalspurnetz ebenso dem hatte man schon bei der Erarbeitung wie regionale Schmalspurlinien – zu unter- des Ausbauschritts 2025 festgestellt, halten und das Angebot im ganzen Land ko- dass eine Reihe wichtiger Arbeiten ordiniert auszubauen. sehr lange Bauzeiten erfordern – namentlich jene, die grosse Mehr Bahn bereits 2025 Bahnhöfe betreffen. Deshalb Der erste Ausbauschritt des FABI wird ge- wird ihre Inbetriebnahme genwärtig umgesetzt und die verschiede- erst deutlich nach dem nen Bauarbeiten sollten im Idealfall 2025 ab- ursprünglich festgeleg- geschlossen sein. Mit den investierten rund ten Termin möglich 6,4 Milliarden Franken wird es möglich, sein. Indem man ei- auf den wichtigsten Fernverkehrslinien den nen etwas weiter Halbstundentakt sowie auf Regionallinien in den Agglomerationen den Viertelstunden- takt einzuführen. Trotz dieser grossen In- vestitionen werden jedoch die bereits umge- setzten oder noch laufenden Ausbauarbeiten nicht ausreichen, um die Nachfrage auf der Schiene für Personen- und Gütertransporte über 2040 hinaus zu befriedigen. 2030 oder 2035: Warten lohnt sich Zusammen mit den Kantonen und Bahn unternehmen hat das Bundesamt für Ver- kehr (BAV) bereits den Inhalt des nächsten Ausbauschritts erarbeitet. Die ausgewiese- gefassten Zeithorizont nen Bedürfnisse waren mit insgesamt unge- vorsieht, vergrössert man auch fähr 52 Milliarden Franken sehr hoch. Des- die Chance, alle Arbeiten rechtzeitig zu halb hat man rasch gemerkt, dass die bis 2030 Ende zu bringen. Aufgrund dieser Überle- zur Verfügung stehenden 7 Milliarden nur gungen hat sich der VCS dafür entschieden, einen kleinen Teil der dringendsten Arbei- die Realisierung des Ausbauschritts 2035 für ten abdecken können. Danach bleiben grosse 11,5 Milliarden Franken zu unterstützen. 6 VCS MAGAZIN 1/18
POLITIK Verbesserungen im Personenverkehr mit der Variante Ausbauschritt 2030 Wo wird gebaut? Die grössten Investitionen konzentrieren sich auf die Region rund um Zürich mit dem Brüttener Tunnel (auf der Linie Zürich–Win- Angebotsverdichtung Personenverkehr terthur) und der zweiten Etappe des Basistun- nels Zimmerberg (auf der Linie Zürich–Zug). Mehr Sitzplätze durch Doppelstock- züge bzw. Zugverlängerungen Verbesserung Erreichbarkeit Diese beiden Infrastrukturen werden zusam- durch neue Haltestelle men mit den damit verbundenen Bauwerken Beschleunigung ein Drittel der für den Ausbauschritt 2035 vorgesehenen 11,5 Milliarden beanspruchen. Verbesserung Stabilität, Verbesserung Hier ist der VCS kritisch eingestellt, denn es Systematisierung Publikumsanlagen gibt Alternativen zu diesen sehr teuren Bau- ten. Ein Ausbau der bestehenden Linien er- möglicht eine gleichwertige Kapazitätserhö- hung und könnte schneller realisiert werden. Die dabei freiwerdenden Beträge können an- derswo genutzt werden. Das würde eine bes- sere Verteilung der Investitionen über das ganze Land und in andere, ebenso nötige Infrastrukturen gewährleisten. Denn sonst können wegen des beschränkten Finanzrah- mens wichtige Werke wie der Vollausbau des Lötschberg-Basistunnels oder der neuen Li- nie zwischen Neuenburg und La Chaux-de- Fonds nicht umgesetzt werden. Überlastete Linien ausbauen Weitere bedeutende Investitionen gibt es im Léman-Bogen (drittes Gleis zwischen Al- laman und St-Prex) und in der Region rund um Lenzburg, den am stärks- ten überlasteten Linien der Schweiz. Auch auf den Linien Biel–Basel und Weinfelden–Konstanz wird die Trans- portkapazität erhöht. Ebenso wird der Güterverkehr mit kürzeren Fahrzeiten und stabileren Fahrplänen profitie- ren. Auf verschiedenen Regionallini- en wird der Taktfahrplan verdichtet (Einführung des Halbstunden- oder sogar Viertelstundentakts). Die Linie Lugano–Ponte Tresa wird zur Tram- bahn umgebaut, mit einem neuen Tun- nel, der das Stadtzentrum von Lugano direkt mit der sich stark entwickelnden Vedeggio- Region verbinden wird. © Bundesamt für Verkehr BAV Regional- und Güterverkehr stärken Schliesslich sind in zahlreichen Regionen neue Haltestellen für den Regionalverkehr geplant und es sollen mehrere wichtige Um- steigebahnhöfe wie Landquart, Morges oder Die vollständige Liste der geplanten Arbeiten kann auf Olten umgebaut werden, um die hohe Zu- der Webseite des Bundesamts für Verkehr eingesehen nahme der Reisendenzahlen aufzufangen. werden: Gleichzeitig sind in Regionen wie dem Thur- tal oder der Basse-Broye, die für die Logis- www.bav.admin.ch ➔ Verkehrsträger ➔ Eisenbahn ➔ tik wichtig sind, neue Einrichtungen für den Ausbau Eisenbahnstruktur ➔ Ausbauschritte 2035 Gütertransport vorgesehen. VCS MAGAZIN 1/18 7
POLITIK Alkoholiker ans Steuer? Von Dominique Eva Rast Das Verkehrssicherheitsprogramm via sicura rettet Leben: Von 2000 bis 2016 sank die Zahl der Verkehrstoten von 600 auf 200. Unverständlich, dass griffige Massnahmen nicht umgesetzt werden. A lkohol-Wegfahrsperre: Ein sperriger Begriff, hinter dem sich eine Einrich- tung verbirgt, die Leben rettet. Das Ge- wie übermässiger Alkoholkonsum: Trunk- sucht führte gemäss der Statistik der Ad- ministrativmassnahmen des Bundesamtes Im März im Nationalrat Der Bundesrat hat das Programm via sicu- ra evaluiert und stellt nun gewisse Mass- rät stellt sicher, dass der Fahrer nüchtern für Strassen 2016 zu 2177 Ausweisentzügen. nahmen zur Diskussion. In Bezug auf die ist. Nach dem Einschalten der Zündung Nur wer einmal mit mehr als 1,6 Promille Wegfahrsperre ist das aber sinnlos, da die muss der Fahrer eine Atemprobe abge- oder drei Mal mit über 0,8 Promille erwischt Wirksamkeit natürlich nicht vorab beurteilt ben. Ist diese in Ordnung, gibt die Steuer- wird, riskiert, eine entsprechende Wegfahr- werden kann. Erfahrungen aus Finnland einheit das Anlasserrelais des Fahrzeugs sperre einbauen zu müssen. und Schweden zeigen, dass die Massnah- frei. Schummeln ist nicht möglich, denn me sehr gut greift und stark zur Verkehrs- während des Pustens wird automatisch Spezielle Auffassung sicherheit beiträgt. Die Beratungsstelle für ein Foto geschossen. Kostenpunkt: um die von Gewaltentrennung Unfallverhütung rechnet gar mit 40 bis 60 2000 Franken, dazu kommen die Monta- Der Bundesrat hat per Verordnung 2013 ent- Schwerverletzten pro Jahr. Jährlich könn- gekosten. schieden, einzelne Massnahmen von via si- ten geschätzt 3 bis 5 Menschenleben gerettet cura gestaffelt in Kraft zu setzen. So weit, so werden. Ausserdem heiss diskutiert wird die Nur für schwere Fälle gut. Etwas speziell mutet aber an, dass ein ei- Definition von Raserei. Darunter fällt, wer Betroffen davon wären wenige Menschen, gentlich beschlossenes Gesetz teilweise ein- in einer Tempo-30-Zone mit 70 oder mehr aber der Präventionseffekt wäre hoch, sagt fach nicht in Kraft tritt. Das ist bei den ge- Stundenkilometern erwischt wird. Inner- die Direktorin der Beratungsstelle für Un- nannten Massnahmen aber der Fall. Das orts – bei zulässigen 50 km/h – gilt dies ab fallverhütung, Brigitte Buhmann, in einem Unverständnis ist deshalb gross, nicht nur 100 Stundenkilometern, ausserorts bei Tem- Interview. Denn die Sache hat einen Haken: bei der bfu. Sogar der TCS findet, dass bei po 80 ab 140 km/h und auf Autobahnen mit Der Bundesrat will die bis dato noch nicht schwerwiegenden Fällen und bei Wiederho- Limite 120 ab 200 km/h. Es geht unter ande- eingeführte Wegfahrsperre aus dem Pro- lungstätern die Wegfahrsperre in Ordnung rem um die Frage, ob die Mindeststrafe neu gramm via sicura streichen. Kaum ein Ver- sei, der ACS positioniert sich nicht gegen die unter einem Jahr liegen darf. Der VCS ist of- gehen im Strassenverkehr ist so gefährlich Massnahme. fen für gewisse Feinjustierungen. Grund- sätzlich ist es aber wichtig und richtig, dass das Gesetz streng ist. Damit stärkt man die soziale Norm und den Grundsatz, dass ab- © redaktion93/Fotolia sichtliches Rasen nicht tolerierbar ist. Wer- den diese Massnahmen nun aufgeweicht, nimmt man in Kauf, dass die Zahl der Ver- letzten und tödlich verunglückten Menschen wieder steigt. via sicura wirkt Dass via sicura wirkt, ist eigentlich klar: Im Sommer 2016 veröffentlichte das Astra ei- nen Evaluationsbericht. Darin steht schwarz auf weiss, dass zwischen 2013 und 2015 Dut- zende Tote und Hunderte Schwerverletzte pro Jahr verhindert werden konnten. Beson- ders wirksam ist neben dem Lichtobligatori- um am Tag das Verbot für gewisse Personen, unter Alkoholeinfluss zu fahren. Die Weg- fahrsperre geht in die gleiche Richtung. Wie- so sich dagegen Widerstand regt, ist unver- ständlich. 8 VCS MAGAZIN 1/18
Inserat «Das kaufe ich bei VELOPLUS, weil es dann perfekt auf meinen Körper eingestellt ist – für eine bequeme Fahrt ins Büro.» BASEL BIEL EMMENBRÜCKE OSTERMUNDIGEN ST.GALLEN WETZIKON WINTERTHUR ZÜRICH
Sportlich Reisen mit dem Patria Randonneur handgebaut in Deutschland Solarspar macht aus Sonne Strom. Werden Sie Mitglied und Das Modell RANDONNEUR ist nach dem Begriff für sportliche Tourenfahrer tragen Sie zur Enegiewende bei. benannt. Entstanden aus der Liebe zur entspannten Randonneurkultur, Der Verein Solarspar setzt sich seit über 25 Jahren für soll dieses Rad erneuerbare Energien und Energieeffizienz ein. als Begleiter auf Ihren künftigen Mit unseren Mitgliedern bauen und betreiben wir Traumtouren dienen. Solaranlagen für sauberen Strom. Zusammen mit uns schaffen Sie einen Mehrwert für die Umwelt. Walser & Rufer • 6372 Ennetmoos • 041 6107126 • www.diverso.ch www.solarspar.ch/mitglied-werden VCS-Ratgeber «Kinder- und Warentransport per Velo» Veloanhänger und Transportvelos sind als prak- tische, umweltfreundliche Helfer im Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch welches Gefährt deckt welche Bedürfnisse am besten ab? Der neue Ratgeber bietet eine Übersicht über die vielfältigen Transportmöglichkeiten mit dem Velo. Kinder- und Warentransport per Velo Ein Leitfaden für den guten Kaufentscheid Eine Checkliste erleichtert Ihnen die zweckmässige Mit Unterstützung vom Auswahl aus der Angebotspalette. Jede Transport- variante, jedes Modell hat Vor- und Nachteile. Sonnenenergie gewinnen Ausführlichere Informationen und Bestellung eines Gratis-Exemplares: www.verkehrsclub.ch/velotransport Solarspar CH-4450 Sissach T +41 61 205 19 19 www.solarspar.ch Upstreet5 ------------------- Innovativer Stilist -------------------- Erfahre mehr unter facebook.com/flyerbikes flyer-bikes.com/urban
POLITIK Umwelt unter Druck Von Dominique Eva Rast Umweltvorlagen haben im nationalen Parlament einen schweren Stand. Insbesondere Vertreter von FDP und SVP betrieben im Jahr 2017 fast ausnahmslos geradezu eine umweltfeindliche Politik. I © Fotolia/dendron m Umweltrating analysiert die Umwelt- 10 Prozent und bewegt sich damit auf Höhe allianz (VCS, WWF, Pro Natura, Green- der CVP. peace) jährlich anhand einer Auswahl Stimmte die FDP-Fraktion in der Legis- von Abstimmungen, wie umweltfreund- latur 2011–2015 wenigstens noch fast jeder lich Parlamentarierinnen und Parlamenta- dritten Umweltvorlage zu, unterstützten rier abstimmen. Das Resultat erstaunt nicht: Vertreterinnen und Vertreter der FDP im Seit den Wahlen 2015 stimmen die Ratsmit- Jahr 2017 nur noch knapp jedes fünfte Mal glieder deutlich weniger umweltfreundlich. umweltpolitische Anliegen. Damit bewegt Das hängt mit den Sitzgewinnen der SVP sich die Umweltpolitik der FDP-Nationalrä- und FDP bei den Wahlen 2015 sowie mit tinnen und -Nationalräte seit 2015 weg von dem nochmals deutlich gesunkenen Um- CVP und BDP hin zur Anti-Umweltpolitik weltbewusstsein bei den FDP-Nationalräten der SVP. Die SVP, Lega und das Mouvement zusammen. Insgesamt fielen im Nationalrat Citoyens Genevois (MCG) erreichen mit 8 bis nur noch 37 Prozent der 19 bewerteten Ab- 9 Prozent erneut sehr schlechte Wertungen. stimmungen zugunsten des Umweltschut- zes aus. In der Legislatur 2011–2015 lag die- Vorsicht bei den Wahlen Im Bundeshaus herrschen düstere Zeiten ser Wert noch bei 60 Prozent. In den kommenden Wahlen gilt es also, ge- für den Umweltschutz. nau hinzuschauen: Die Vertreterinnen und Grüne und SP vorne Vertreter von den Grünen, der SP, der EVP Wenn es um die Anliegen der Umwelt geht, und der GLP stimmen im nationalen Parla- dieser Parteien sind sehr gross. Bei FDP und ist auf die Grünen, die SP und die PdA immer ment immer oder fast immer umweltfreund- SVP gibt es nur ganz wenige Politikerinnen und auf EVP und GLP fast immer Verlass. lich ab. Bei den Vertreterinnen und Vertre- und Politiker, die bei einzelnen Themen für Die CVP hat wie im letzten Rating bei der tern der CVP und der BDP gilt es, bei jedem Umweltschutz eintreten. Hälfte der untersuchten Abstimmungen um- Kandidaten genau hinzuschauen. Denn die weltfreundlich abgestimmt. Die BDP verliert umweltpolitischen Unterschiede innerhalb www.umweltrating.ch NEU Z CONSOLE PACK • Extra Tasche für Smartphone • benutzbarer Touchscreen und Kopfhörerausgang • schnelle Velcro Verschluss Befestigung • 420D Ripstop Polyester wasserabweisend • Ab sofort im Markt erhältlich in M 0.75 oder L 1.2 Liter. Händler- & Artikelinfos:
POLITIK Ausgezeichnetes Fussgängerparadies Von Camille Marion Bei der neunten Verleihung des Preises «Flâneur d’Or» hat die Jury die Neugestaltung der Schüssinsel in Biel ausgezeichnet. Natur, Erholung und ein entspanntes Miteinander machen den Erfolg aus. Die Schüssinsel mit ihrer Rundform ist zum beliebten Treffpunkt und Erholungsort der Stadt Biel geworden. Das hügelige Ufer der Schüssinsel wird vom gleichnamigen Fluss und vom Stebler- Kanal umrahmt. Für die Neugestaltung mussten zwar zahlreiche Bäume gefällt werden, gleichzeitig wurden aber fast 600 neue Bäume gepflanzt. Ebenso sollen in den nächsten Jahren wachsende Sträucher ein angenehmes Grüngefühl vermitteln. Erholung im Grünen Der Hauptweg führt mitten durch die Natur oase, seine Abzweigungen schlängeln sich durch das satte Grün. Rund um die Insel führen sechs Brücken über das ruhige Was- ser und stellen die Verbindung zu den um- liegenden Quartieren sicher. Mit ihren über 50 000 Quadratmetern bietet die Insel eine © Jon Naiman, 2017 weitläufige Erholungsfläche. Seit der Eröff- nung im Juni 2017 ist sie für zahlreiche Bie- lerinnen und Bieler zu einem beliebten Treff- punkt und Ort für Spaziergänge geworden. Der grosse Spielplatz und die Picknickstel- D er Wettbewerb «Flâneur d’Or» wird alle drei Jahre von Fussverkehr Schweiz or- ganisiert und vom Bundesamt für Stras- siers eingereicht worden. Schliesslich über- zeugte das Projekt der Schüssinsel mit ihrer Doppelfunktion nicht nur als Fussgänger- le erfreuen vor allem Familien. Joggerinnen und Jogger teilen sich die Wege mit Flanie- renden und Kinderwagen, während es sich sen sowie weiteren Partnern, darunter auch verbindung, sondern auch als Erholungs- die älteren Besucherinnen und Besucher auf dem VCS, unterstützt. Er wird für Einrich- raum die Jurymitglieder am meisten. In Biel den vielen Sitzbänken bequem machen. tungen verliehen, die gezielt den Fussver- führt ein Weg vom Schüss-Ufer bei der Tau- Bei ihrem Projekt hat die zweisprachige kehr im öffentlichen Raum fördern. Die aus benlochschlucht via Stadtzentrum bis zum Stadt aber auch an die Velofahrenden ge- Verkehrsplanern, Geografinnen, Ingenieu- See. Er bildet das Rückgrat des Fusswegnet- dacht. Der Hauptweg quer durch die Schüss- ren, Journalistinnen und Landschaftsarchi- zes in der Stadt. Nur ein Abschnitt war bis- insel figuriert auf der Karte des Bieler Velo- tekten zusammengesetzte Jury zeichnet Pro- her nicht eingerichtet und die Stadt Biel woll- wegnetzes und die Zahl der Fahrräder hat jekte aus, welche vor allem der Sicherheit der te diese Lücke schliessen. Beim Ausbau des die Erwartungen übertroffen. Doch die Jury Fussgängerinnen und Fussgänger dienen. letzten Wegstücks achtete sie darauf, einen des «Flâneur d’Or» stellt mit Befriedigung gemütlichen und einladenden öffentlichen fest, dass die Sicherheit der Fussgänger kei- Hauptpreis für Biel Raum zu gestalten. Zusätzlich zum Weg neswegs darunter leidet. Bei der jüngsten Ausgabe hatte die Jury die wurde deshalb auch ein hübscher Grünpark Qual der Wahl, waren doch mehr als 50 Dos- geschaffen. www.flaneurdor.ch 12 VCS MAGAZIN 1/18
POLITIK Anderswo in der Schweiz © zvg Die Jury des «Flâneur d’Or 2017» hat acht weitere Auszeichnungen für Projekte vergeben, die sie besonders überzeugt haben. Hier drei Beispiele aus den Kan- tonen Aargau, Genf und Tessin. In Niederlenz (AG) wurde das Ortszentrum, das täglich 10 000 Fahrzeuge durchqueren, verkehrs- beruhigt und als öffentlicher Raum aufgewertet. © zvg Das Projekt erhöht die Sicherheit von Fussgängerin- nen und Fussgängern und gibt ihnen mehr Raum. In Genf hat sich die Place du Vélodrome verwandelt. Das Quar- tier de la Jonction ist sehr lebendig und eine Neugestaltung war nötig, um den Bedürfnissen von Anwohnern und Gewerbetrei- benden zu entsprechen. Der Platz ist nun zu einem angeneh- men Ort geworden, an dem man gerne verweilt und sich erholt. © zvg In Riva San Vitale (TI) wurde die Piazza Grande neu gestaltet und die Höchstgeschwindigkeit gesenkt. Die Fussgängerinnen und Fussgänger haben Platz und Sichtbarkeit gewonnen, was ihre Sicherheit spürbar erhöht. Die Jury anerkennt besonders, dass der Platz in zwei Zonen aufgeteilt wurde, die sich ergänzen: auf der einen Seite ein gepflastertes Band, auf der anderen ein asphaltiertes. BETTER TO RIDE FREE. FREE LINE: NE W! Klassischer Planenlook ohne PVC. Wasserdichte Radtaschenserie in neuen stylischen Farben. VCS MAGAZIN 1/18 13
POLITIK Immer mehr Haushalte verzichten auf ein eigenes Auto Von Yves Chatton In den letzten fünfzehn Jahren hat die Zahl der autofreien Haushalte deutlich zugenommen, ein Trend, der auch in den nächsten Jahren anhalten dürfte. Der VCS organisierte letztes Jahr zwei Fachseminare, um über die Herausforderungen zu diskutieren. ten, Dienstleistungen und Freizeitangeboten © VCS in Städten und Dörfern zu fördern, während die Zahl der Pflichtparkplätze für Neubau- ten gesenkt werden sollte. Entscheidend ist, dass wir bei der Planung unserer Städte zu- künftige Lebensformen berücksichtigen, da- mit die Quartiere, die wir heute bauen, auch morgen noch funktionieren. Mehr Informationen über Planung, Bau und Organisation von autofreien/autoarmen Wohn- quartieren mit konkreten Beispielen unter www.wohnbau-mobilitaet.ch Schon gewusst? Die Wohnbaugenossenschaft Soubeyran in Genf ist eine neue autofreie Siedlung. 35 Prozent des Endenergieverbrauchs entfallen in der Schweiz auf den Verkehrs S icher haben Sie schon von der 2000-Watt- Gesellschaft gehört? Dieses energie- politische Modell zielt darauf ab, den Ver- versität Lausanne wurden neun Wohnpro- jekte in der Schweiz und in Deutschland un- tersucht. Ein grosser Anteil der Haushalte sektor. 22 Prozent der Haushalte in der Schweiz brauch der Primärenergie zu reduzieren, (41 Prozent), die an der Studie von Dokto- sind autofrei. um eine faire und nachhaltige Gesellschaft rand Daniel Baehler teilnahmen, sind Fami- zu schaffen. Jeder Erdenbewohner soll jetzt lienhaushalte. Für ihre Entscheidung, auto- In städtischen Räumen sind ein Drittel und in Zukunft die gleiche Menge Energie frei zu leben, geben die befragten Haushalte der mit dem Auto zurückgelegten Strecken beanspruchen können. In diesem Zusam- vor allem drei Gründe an: vorhandene Alter- kürzer als 3 Kilometer. menhang spielt unsere Mobilität eine ent- nativen zum Privatauto, die Tatsache, dass scheidende Rolle. Mehr als ein Drittel des sie ganz einfach kein Auto brauchen, sowie Die durchschnittliche Wegstrecke, die in Endenergieverbrauchs in der Schweiz ent- ökologische Motive. der Schweiz mit einem Elektrovelo zurück- fällt auf den Verkehrssektor, am meisten ver- gelegt wird, beträgt 4,4 Kilometer. braucht der Strassenverkehr. Rolle der Behörden Genau hier müssen die Behörden anset- 95 Prozent der Zeit bleiben Privatautos Immer mehr autofreie Haushalte zen, denn unsere Mobilität wird massgeb- Die gute Nachricht: Immer mehr Haushal- lich vom Angebot und von der Raument- ungenutzt. te verzichten auf ein Privatfahrzeug. Im Jahr wicklungspolitik beeinflusst. Gemeinden 2015 lebten 22 Prozent der Schweizer Haus- und Kantone müssen zusammenspannen, Der Bau eines Tiefgaragen-Parkplatzes halte ohne Auto, Tendenz zunehmend. In um das Mobilitätsangebot auszubauen und kostet 30 000 bis 50 000 Franken. grossen Städten wie Bern oder Zürich be- die Bevölkerung über die Alternativen zum trägt dieser Anteil sogar mehr als 50 Prozent. Privatfahrzeug zu informieren. Gleichzeitig Basel-Stadt ist der einzige Kanton, der Ein Leben ohne Privatauto ist also möglich! ist die städtebauliche Verdichtung und die keine Pflichtparkplatzzahl für Neubauten Im Rahmen einer Doktorarbeit an der Uni- Nähe von Wohnraum, Arbeitsort, Geschäf- kennt. 14 VCS MAGAZIN 1/18
POLITIK Luftverschmutzung sichtbar gemacht © VCS/Joshua Guelmino Sechs Wochen lang leuchtete es meist rot von der Heiliggeistkirche in Bern: Der VCS Verkehrs-Club der Schweiz zeigte mit einer Lichtinstal- lation, dass die Luftqualität an stark befahrenen Strassen schlecht ist. Von Dominique Eva Rast «D iesel-Autos machen krank», sagt Martin Winder, Kampagnenleiter beim VCS. Denn die Belastung durch Stick- Schweizer. Stickoxide verursachen Krebs sowie Asthma, Herz- und Kreislauferkran- kungen. Gemäss einer Studie der Europä- oxide (NOx) ist an vielen verkehrsbelaste- ischen Gesundheitsagentur kam es in der ten Orten in der ganzen Schweiz nach wie Schweiz 2012 zu rund 950 vorzeitigen To- vor deutlich zu hoch. Hauptverursacher sind desfällen durch überhöhte Stickoxid-Belas- Diesel-Autos, die viel zu viel NOx ausstossen. tung. Stickoxide tragen zur Überdüngung Die Grenzwerte für das Jahresmittel der von Ökosystemen bei. Zudem sind NO x NOx-Belastung werden an vielen stark befah- Vorläuferstoffe von saurem Regen, Fein- Rot bedeutet zu viel NOx in der Luft: Der Grenzwert renen Standorten Jahr für Jahr überschritten. staub und Ozon. wird an stark befahrenen Strassen oft überschritten. An der BAFU-Messstation Bollwerk Bern, die die Daten für den Stadtluft-Anzeiger lie- Mindestens 6d-TEMP-Norm erfüllen! ferte, wurde der Grenzwert für das Jahres- Um die NOx-Belastung endlich in den Griff bald gestoppt werden. Eine entsprechende mittel seit Messbeginn noch nie eingehalten. zu bekommen, muss der Verkauf von Die- Motion der VCS-Präsidentin Evi Allemann Das hat direkte Auswirkungen auf selautos, die nicht mindestens die Abgas- wird im Parlament in der Frühjahrssession die Gesundheit der Schweizerinnen und norm Euro 6d-TEMP erfüllen, möglichst behandelt. Vollzugsnotstand bei Lärmsanierungen Von Julian Bieri Bis Ende März hätten schweizweit alle Strassen lärmsaniert sein müssen. Doch Bund, Kantone und Gemeinden haben getrödelt. Der VCS macht Druck mit einer Petition. S chlafstörungen sind eine verbreitete Folge von Stras- senlärm. Durch den Stress, den Lärm auslöst, steigt zudem das Herzinfarkt-Risiko. Weniger Rückmeldungen aus den VCS-Sektionen zeigen nun: Vielerorts wurden nur Schallschutz- fenster eingebaut. Wer lüften oder bei bekannt ist, dass sich die stete Geräuschku- offenem Fenster schlafen will, bleibt lisse auch sehr negativ auf die Lernfähigkeit dem Lärm ausgesetzt. der Schulkinder auswirkt. Der VCS lanciert jetzt eine Peti- Dies wäre eigentlich Grund genug, die tion, die Bund und Kantone aufruft, Lärmproblematik endlich ernst zu neh- das Problem Strassenlärm endlich men. Seit 30 Jahren kannten die Be- gezielt anzugehen. hörden den Termin für die drin- gend nötigen Lärmsanierungen von Strassen. Fakt ist: Sie ha- Unterschreiben Sie ben ihren Auftrag auf allen die Petition: online unter Staatsebenen nicht erfüllt. www.stopp-laerm.ch Wichtig ist, dass beim Lärmschutz die opti- malen Massnahmen getroffen werden. Alle wesentli- chen Akteure anerkennen die Priorität von Massnah- men an der Quelle – zum Beispiel Temporeduktionen. Unterschriftenbogen auf der letzten Seite dieses Magazins VCS MAGAZIN 1/18 15
Veranstalter: BikeDays.ch GmbH, Zürich ZÜRICH 6.-8. APRIL 2018 SCHIFFBAU |TURBINENPLATZ Eintritt frei | urbanbikefestival.ch | #urbanbikefestival Fr. 25.– Pannenhilfe für E-Bikes Wir machen Sie mobil ! E-Bikes sind komplexer und schwerer als konventionelle Velos und können selbst bei einfachen Schäden ( wie z. B. Reifen ) oft nicht selbständig vor Ort repariert werden. Die E-Bike-Assistance hilft Ihnen weiter. Für Bestellungen und Informationen : – per Telefon 031 328 58 11 oder – via Internet www.verkehrsclub.ch/e-bike © Julia Heiri/VCS
POLITIK «Attraktion Velo für jede Schulstufe» Von Yvonne Müller, Pro Velo Schweiz Jugendliche gut auf den Verkehr vorbereiten und zum Velofahren moti- vieren: Die Plattform Schule+Velo gibt auf ihrer Website einen Überblick über attraktive Velo-Animationsprogramme und zeigt, welches Modul sich auf welcher Schulstufe gut in den Schulalltag integrieren lässt. A uch an diesem Morgen im Januar ist Zoe auf dem Weg zur Schule mit dem Velo unterwegs. «Ich nehme immer das Velo für An Zoes Schule gibt es überdachte Velo- parkplätze und die Schule organisiert Velo- kurse. Dies ist eine günstige Voraussetzung, öffentlichen Verkehrsmitteln oder durch so- genannte Elterntaxis: Die Kinder werden mit dem Auto zur Schule gefahren. den Schulweg», sagt die 13-jährige Schülerin dass Kinder und Jugendliche das Velo für den aus Bern. «Ausser wenn es Glatteis hat oder Schulweg benutzen, wie eine Studie aus dem Veloanimation für jede Schulstufe wenn Schnee liegt», fügt sie dann aber doch Kanton Zürich zeigt: Die Velonutzung ist bei Am Ende der Schulzeit sollen Jugendliche noch hinzu. einer positiven Haltung der Schulleitung be- als vollwertige Verkehrsteilnehmende aus- Seit Zoe zehn Jahre alt ist, ermutigen sie ziehungsweise der Schulpflege rund dreimal gebildet sein, dafür setzt sich die «Allianz ihre Eltern, mit dem Velo in die Schule zu höher als bei einer eher negativen Haltung. Schule+Velo» ein. Auf der Online-Plattform fahren. Der Schulweg führt sie durch die In- von Schule+Velo können Lehrpersonen für nenstadt von Bern und somit auch entlang Velo wäre Verkehrsmittel erster Wahl jede Altersstufe praktische Angebote finden. stark befahrener Strecken. «Es ist für uns Die Studie aus Zürich hat ebenfalls aufge- Zum Beispiel Kinder im Alter bis zehn Jah- wichtig, dass sie sich selber diesen Schulweg zeigt, dass für rund die Hälfte der Kinder re üben mit dem animierten Geschicklich zutraut», sagt ihr Vater. Das Velofahren un- das Velo das bevorzugte Verkehrsmittel für keitsparcours bikecontrol den Umgang mit terstütze so ihre Selbstsicherheit, betont er. den Schulweg wäre. Tatsächlich benutzen dem Velo. Die 10- bis 16-Jährigen themati- aber nur rund 18 Prozent das Velo für den sieren mit bike2school während eines Mo- Mit dem eigenen Fahrplan unterwegs Schulweg. Für diese Diskrepanz gibt es ver- nats das Velo. Mittels eines Wettbewerbs Für Zoe ist das Velo das beste Verkehrsmittel schiedene Gründe, so zum Beispiel wenig ve- motiviert bike2school Schülerinnen und für den Weg zur Schule: «Am Morgen wer- lofreundliche Regelungen oder Empfehlun- Schüler, während der Aktion so oft wie mög- de ich beim Velofahren richtig wach. Die fri- gen der Schulen und die Haltung der Eltern. lich mit dem Velo zur Schule zu fahren. Die sche Luft tut gut und ich bin viel schneller als Gesamtschweizerisch gesehen nimmt der Jugendlichen in der Sekundarstufe II kön- mit dem ÖV», sagt sie. Am meisten schätzt Veloanteil am Schulweg seit 1994 kontinu- nen mit dem animierten Angebot DEFI Zoe, dass sie fahren kann, wann sie will, weil ierlich ab. Ersetzt werden die abnehmenden VELO auf spielerische Weise die zahlrei- sie keinem Fahrplan zu folgen braucht. Fuss- und Veloanteile durch mehr Wege mit chen Facetten des Velos entdecken. Parallel dazu finden interessierte Lehrpersonen auf Schule+Velo diverse Unterrichtsmaterialien Schülerin übt das Velofahren auf dem Schulhausplatz rund um die Themen Velo und Verkehrser- ziehung, wie zum Beispiel Anleitungen für die Planung eines Veloausflugs oder Sicher- heitstipps über das Verhalten im Kreisel. Schule+Velo ist die Plattform für alle Veloangebote an Schulen in der Schweiz. Die Plattform wird von der «Allianz Schule+Velo» unter der Federführung von Pro Velo Schweiz und Swiss Cycling betrie- ben und von EnergieSchweiz unterstützt. In der Allianz haben sich 13 Programmanbie- ter, Verbände und private und öffentliche Organisationen zusammengeschlossen. Ihr © Pro Velo Schweiz gemeinsames Ziel ist, dass das Velo fester Bestandteil im Schulalltag wird. www.schule-velo.ch VCS MAGAZIN 1/18 17
© Fabian Lütolf DOSSIER Für eine Welt mit mehr 18 VCS MAGAZIN 1/18
DOSSIER Liegt die Zukunft der Mobilität auf dem Rücken der Drahtesel? Vielleicht – aber dann gibt es noch sehr viel zu tun. Diese Mobilitätswende muss im Kopf beginnen. Bei jeder (Verkehrs-) Planung braucht es Menschen, die das Velo selbstverständlich einbeziehen. Velos VCS MAGAZIN 1/18 19
DOSSIER Das Velo in die Verfassung bringen Die Velo-Initiative will das Velofahren im ganzen Land stärken. Was heute schon für Fuss- und Wanderwege gilt, soll auch für Velowege möglich werden: Die Initiative bietet die Chance, ein durchgehendes Wegenetz zu schaffen. Von Dominique Eva Rast W ahrscheinlich wird das Volk im Jahr 2018 darüber abstimmen, ob die Veloförderung in der Schweiz einen arbeitet. «Dieser schwächt die Initiative mit einer Kann-Formulierung zwar lei- der ab», erklärt Evi Allemann, Vizeprä- Schritt vorankommt. Die Velo-Initia- sidentin des Trägervereins. «Doch die tive fordert, dass Veloförderung in der Landesregierung anerkennt mit diesem Verfassung verankert wird. Ziel ist, den Schritt, dass das Velo als kosteneffizi- Artikel 88 der Bundesverfassung zu er- entes, gesundheitsförderndes und um- gänzen. Aktuell geht es darin um die weltfreundliches Fahrzeug viel für die «Förderung des Wanderns und Zu-Fuss- Allgemeinheit leisten kann.» Der Stän- Gehens». Neu soll auch Velofahren er- derat hat diesen Gegenentwurf Ende No- wähnt werden. Mit der Initiative erhält vember 2017 angenommen. Als Nächstes der Bund die Kompetenz, Rahmenbe- wird der Nationalrat Initiative und Ge- dingungen zur Veloförderung zu defi- genentwurf beraten. Der Trägerverein nieren und Kantone und Gemeinden bei Velo-Initiative wird das Ende der par- der Umsetzung zu unterstützen. lamentarischen Beratungen abwarten, Der Bundesrat hat einen direkten Ge- bevor ein Entscheid über einen Rückzug © Trägerverein Velo-Initiative genvorschlag zur Velo-Initiative ausge- der Initiative gefällt wird. In jedem Fall werden Volk und Stände das letzte Wort haben. Selbstverständlich mit dem Velo: Am 1. März 2016 wurde die Velo-Initiative eingereicht. www.velo-initiative.ch Jedem sein Rad Kommt der Frühling, steigt die Lust, sich in den Velosattel zu schwingen. Manche waren tapfer und sind den ganzen Winter, trotz Regen und Schnee, mit dem Velo zur Arbeit oder zum Einkaufen gefahren. Ande- re verräumen das Velo beim ersten Schnee und steigen ins Tram oder in den warmen Bus. Die Schweiz hat in Sachen Veloförde- rung noch einiges zu tun, angefangen bei einer Infrastruktur, die sicher ist und Lust macht, aufs Auto zu verzichten. Der VCS setzt sich genau dafür ein und plädiert etwa dafür, den Strassenraum so aufzuteilen, dass auch Velos ihren Platz finden. Dies kommt allen zugute, nämlich Der schnelle E-Bike-Alltag: Ein E-Bike mit auch den Autofahrenden. Denn wenn mehr gelber Nummer verkürzt die Zeit des Arbeits- Menschen aufs Velo umsteigen, gibt es weges. Ideal ist, wenn es beim Arbeitsplatz weniger Autos und dadurch weniger Stau. genügend geschützte Abstellplätze und Lade- stationen hat. 20 VCS MAGAZIN 1/18
DOSSIER Ein Schlaraffenland für Velos © Fotolia/zoomingfoto1712 Eine wirklich velogerechte Welt: Wie stellen wir uns diese vor? Wir haben uns umgehört und bauen Luftschlösser, für Menschen und Fahrräder. Von Dominique Eva Rast L etztes Jahr hat das Velo seinen 200. Ge- burtstag gefeiert. Der VCS hat einen Ideenwettbewerb lanciert. Erreicht ha- Stöcke: Das möchte man gern auf dem Velo transportieren, mit einer einfachen Befestigungsmöglichkeit. ben uns interessante Vorschläge, manche Wie lassen sich Velo und öffentlicher sind bereits umgesetzt, andere sind Ge- Verkehr kombinieren? dankenspielereien. Die Ideen lassen sich Gewünscht sind mehr und bessere Velo- zusammenfassen: abstellplätze sowie innerstädtische Ver- Wie wird man sichtbar? bindungen, die schnell und komforta- Jacken, Rucksäcke, Taschen, Velokörbe bel sind. Welche Wünsche haben Sie? sowie weitere Accessoires sollten reflek- tieren, und zwar so, dass sie ästhetisch Gedankenspiele und elegant wirken. Und dann bleibt Platz zum Träumen: terwegs wären? Gewisse Studien sagen, Wie fährt man sicher und komfor- Was würde passieren, wenn es in der dass Lärm die Gesundheit und die Ent- tabel? ganzen Schweiz Velospuren gäbe? wicklung von Kindern massiv schädigt. Der Zweiradverkehr wird politisch nicht Wie würden die Menschen auf Fahr- Auf bikeable.ch können Velofahrerin- (genügend) ernst genommen. Misch- radbrücken reagieren? nen und Velofahrer auf gefährliche Stel- flächen, welche sich Fussgänger, Velo, Wäre unsere Luft nicht viel sauberer, len hinweisen. So werden Gemeinden E-Bike teilen, haben keine Zukunft. wenn jeder zwei Mal pro Woche das Velo aufmerksam gemacht, wo bauliche Ver- Wie kann man Güter einfach trans- statt das Auto nutzen würde? besserungen am dringendsten notwen- portieren? Würden unsere Kinder besser schlafen, dig sind. Wie wird es sein, wenn sie der- Aktenkoffer, Harassen, sogar Skis und wenn statt Autos nur noch Fahrräder un- einst alle umgesetzt sind? Mit dem Velo pendeln: E-Bikes mit genügend grosser Reichweite © muellerluetolf.ch oder Velofahrerinnen und -fahrer mit Kondition legen auf gut aus- gebauten Velowegen gerne auch längere Strecken zurück. Die Gewohnheitsfahren- Die Alltagsfahrenden: Wer ganzjährig Velo fährt, braucht den: Fahrradfahren gut signalisierte und unterhaltene Velowege. Ein für den eignet sich auch für Winter ausgerüstetes Velo, gepaart mit Routine und Alltagswege im Quar- viel Erfahrung im Verkehr, bringt Vielfahrer tier oder den Trans- sicher ans Ziel. port der Kleinen in die Kindertagesstätte. Gerade dabei spielt Sicherheit eine wichtige Rolle: Kindersitze empfiehlt der VCS nur für kurze Strecken. Deutlich sicherer sind Kinderanhänger fürs Velo. VCS MAGAZIN 1/18 21
DOSSIER Basel Winterthur 1 Pilotstation Zürich La Chaux-de-Fonds Biel/Bienne Die bunte Welt Le Locle Luzern Bern Neuchâtel Les Lacs-Romont © Pro Velo/Atelier Müller Lütolf der Leihvelos Yverdon- les-Bains Fribourg Thun La Côte Lausanne-Morges In der Schweiz gibt es verschiedene Leihvelo- Riviera Systeme. Wir geben einen Überblick. Von Dominique Eva Rast Genève Locarno Sion Lugano W er rasch ein Velo braucht, findet ein stetig wachsendes Angebot an Leih- velos vor. Neben Systemen, die eigene Ab- PubliBike PostAuto, Rent a Bike und die SBB be- Smide stellplätze haben und diese bewirtschaf- treiben grosse Stationen in Lausanne Smide ist ein stationsloses E-Bike-Ver- ten, versuchen auch Obike, smide und und Sitten. Im Frühling 2018 eröffnen leihsystem. Es ist seit April 2017 in Zü- LimeBike in der Schweiz Fuss zu fassen. auch Stationen in Zürich (2250 Velos) rich verfügbar. Diese Fahrräder kann man ausliehen und und Bern (2400 Velos). Obike irgendwo abstellen. Dies führt teilwei- Velospot Obike ist weltweit tätig. In der Schweiz se zu Kritik, wenn eine Stadt zu wenige Velospot hat minimale Stationsinfra- sind die orangen Velos in Zürich und Abstellflächen hat. Deshalb plädiert der struktur. Grosse Stationen existieren in Winterthur verfügbar. Obike hat keine VCS dafür, dass sich alle Anbieter mit den Biel und Genf. Stationen, gesucht und ausgeliehen wer- städtischen Behörden absprechen. Wenn nextbike den die Velos mit Hilfe einer App. sich alle an die Spielregeln halten, verläuft Seit 2009 betreibt nextbike einen Velo- LimeBike der Verleih in geregelten Bahnen. selbstverleih in der Zentralschweiz. In LimeBike ist seit Dezember 2017 mit 480 Luzern gibt es einen flächendeckenden limettengrünen Velos in Zürich vertre- Sechs Systeme Betrieb, dazu kommen weitere, kleinere ten. Das System ist ebenfalls stationslos. In der Schweiz sind derzeit sechs Velo- Netze in anderen Zentralschweizer Ge- selbstverleih-Systeme in Betrieb. meinden. www.bikesharing.ch/de/ Es gibt noch viel zu tun: Ein zusammenhängendes, gut signalisiertes Netz an Velowegen abseits von stark befahrenen Strassen fehlt in der Schweiz. Das kann – zu Stosszeiten – rasch zu gefährlichen Situationen führen. Sportlich unterwegs: Velofahren um des Velofahrens willen geniesst, wer mit einem Rennvelo unterwegs ist. 22 VCS MAGAZIN 1/18
DOSSIER Schnell, sicher, bequem © spuno/Fotolia Wer den Veloverkehr fördern will, muss in Infrastruktur investieren: Pläne dafür gibt’s in den Schweizer Städten. Papiere dazu existieren – die Umsetzung hapert. Von Dominique Eva Rast «M asterplan Velo: Zürich lädt zum Velofahren ein»: Das Dokument aus dem Jahr 2012 zeigt, was passieren dem Haus, meist bleibt nur der öffentli- che Raum. In den Städten existieren rund um den Bahnhof Veloparkhäuser. In Bern müsste, damit sich bis 2025 die Anzahl etwa reichen aber nicht einmal diese, um der Velofahrten verdoppelt. Fünf Jah- dem Heer der Drahtesel gerecht zu wer- re sind seit der Niederschrift vergangen. den. Und die Situation wird sich in den Umgesetzt wird per nächsten Frühling nächsten Jahren verschärfen, wenn der immerhin ein städtisches Veloverleihsys- Bahnhof umgebaut wird. tem. In Sachen Infrastruktur bleibt noch sehr viel zu tun, der Kampf um Radstrei- Bewusstsein schärfen So soll es sein: klar getrennte Spuren für Velos, fen versus Parkplätze tobt ungehindert. Den Arbeitsweg mit dem Velo zurück- Strassen und alle, die zu Fuss unterwegs sind. legen, das möchten viele. Dazu braucht Wohin mit dem Drahtesel? es aber sichere, komfortable Wege. Feh- Am Anfang und Ende jeder Fahrt braucht lende Velostreifen, parkierte Autos, de- es einen Abstellplatz fürs Velo. So ba- ren Türen sich zum Veloweg hin öffnen nal das klingt, so desaströs sieht es in oder Mischflächen für Fussgängerin- der Praxis aus: Eine Familie, die in ei- nen und Radfahrer verunmöglichen die- ner Mietwohnung lebt, will einen Velo- sen Wunsch aber oft. Es braucht, darauf anhänger und zwei Räder für Erwachse- weist auch der «Masterplan» hin, bei je- ne diebstahlsicher abstellen. Mit grossem der (Siedlungs-)Planung das Bewusstsein Glück hat sie einen gedeckten Platz vor für Menschen, die Velofahren wollen. www.stadt-zuerich.ch/velo Rücksichtsvoll unterwegs: Bikerin- nen und Biker geniessen die Natur. Respekt vor der Natur und Rück- sichtnahme auf alle anderen, die ebenfalls unterwegs sind, gehören selbstverständlich dazu. VCS MAGAZIN 1/18 23
DOSSIER Vorsicht beim Vortritt Von Dominique Eva Rast Die Veloregeln bleiben 2018 gleich. Wer regelmässig Velo fährt, weiss: Besondere Aufmerksamkeit braucht es bei «Kein Vortritt», «Stopp», Linksabbiegen und Rotlicht. R und drei Millionen Velofahrende gibt es in der Schweiz. Das Nebeneinan- der von Motorisiert und Nichtmotori- oder zu spät bemerkt wurden. Umso wich- tiger ist die ungeteilte Aufmerksamkeit der Autofahrer. Dazu gehört, dass das Handy Ampel auf Rot steht. In Basel fand dazu ein Pilotversuch bei geeigneten Ampeln, welche entsprechend signalisiert wur- siert verläuft dabei nicht immer reibungs- im Auto nicht benutzt wird. Den Velofah- den, statt. Die Auswertungen zeigen: Die los. Der dichte Verkehr erfordert grosse renden rät Rytz: «Es ist wichtig, dass man neue Signalisierung funktioniert. Ob die Aufmerksamkeit. Da erstaunt es nicht, auf sich aufmerksam macht!» Nötig ist das Strassenverkehrsgesetzgebung angepasst dass die Missachtung des Vortrittsrechts nicht nur bei Nacht oder in der Dämme- wird, ist zurzeit noch nicht klar. Bis Mit- die häufigste Ursache für Kollisionen mit rung. Über 80 Prozent der Kollisionen pas- te 2018 wird das Bundesamt für Strassen Velofahrerinnen und Velofahrern ist. Ge- sieren nämlich bei Tag. Deshalb gilt: Klare ASTRA einen entsprechenden Vorschlag fragt sind gegenseitige Rücksichtnahme, Handzeichen! Einen Helm oder ein Klei- in die Vernehmlassung geben. vorausschauendes Fahren, Kontrollblick dungsstück in auffälliger Farbe tragen. nach links und rechts und alles, was die Der Sichtbarkeit dient auch, wenn man mit Komfort für Velos Sichtbarkeit der Velofahrenden verbes- ausreichend Sicherheitsabstand vom rech- Ausgewertet wird aktuell auch der Pilot- sern kann. ten Rand fährt, statt dem rechten Stras- versuch «Velostrassen». Die Velostrassen senrand entlangzuschleichen und in jede sollen ihren Nutzerinnen und Nutzern Aufmerksamkeit nötig Parklücke einzutauchen. in erster Linie als «Velo-Komfortrou- Michael Rytz, Projektleiter Verkehrssicher- ten» in den Quartieren dienen und ein heit beim VCS, erklärt, dass es oft zu Kol- Rechts trotz Rot? sicheres und möglichst unterbruchsfrei- lisionen mit Radfahrenden kommt, weil Viele Velofahrerinnen und Velofahrer es Vorankommen ermöglichen. Neben diese von Fahrzeuglenkenden übersehen biegen auch mal nach rechts ab, wenn die der Stadt Bern beteiligen sich die Städte Ausflüge: Ideal, wenn es entlang der Strecke genügend einladende Plätze für einen Zwischenhalt gibt. Für ein gemütliches Picknick im Grünen eignen sich Veloanhänger. Darin lässt sich der Grill, Kinderspielsachen und vieles mehr verstauen. 24 VCS MAGAZIN 1/18
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