MAGAZIN - Zwei Räder für die Zukunft Neue (Velo-)Wege braucht das Land - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

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MAGAZIN - Zwei Räder für die Zukunft Neue (Velo-)Wege braucht das Land - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
VCS mAGAZIN
                                                   1 / März 2018

                     F Ü R M O B I L I TÄT M I T Z U K U N F T

 Zwei Räder
 für die Zukunft
 Neue (Velo-)Wege
 braucht das Land.
 Seite 18
MAGAZIN - Zwei Räder für die Zukunft Neue (Velo-)Wege braucht das Land - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
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MAGAZIN - Zwei Räder für die Zukunft Neue (Velo-)Wege braucht das Land - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
EDITORIAL                                                                                     P O L I T IK
                                                                                                        4      Kurz & bündig
          Bloss nicht die Nerven verlieren!
                                                                                                        6      Unterwegs zu mehr Bahninfrastruktur
                                                                                                               Das meint der VCS zum Ausbauschritt 2035
                                                        Liegt die Zukunft der Mobilität
© VCS/Susanne Troxler

                                                                                                               der Bahninfrastruktur
                                                        auf dem Rücken der Draht-
                                                                                                        8      Alkoholiker ans Steuer?
                                                        esel? Vielleicht – aber dann                           Die Wegfahrsperre ist dringend nötig!
                                                        gibt es noch sehr viel zu tun.
                                                                                                        12     Freudig flanieren
                                                        Und diese Mobilitätswende                              In Biel hat ein ganzes Quartier den Flâneur d’Or
                                                        muss im Kopf beginnen. Bei                             gewonnen
                        jeder (Verkehrs-)Planung braucht es Menschen, die
                                                                                                        D OS SIE R
                        das Velo selbstverständlich einbeziehen. Doch auch
                                                                                                        18     Zwei Räder für

                                                                                                                                         © Fotolia/sergeialyohsin
                        im Alltag wünsche ich mir ab und zu etwas mehr Denk-
                                                                                                               die Zukunft?
                        arbeit. Wer mit dem Velo unterwegs ist und Verkehrs-
                                                                                                        Was in Kopenhagen Alltag ist,
                        regeln mit arrogantem Grinsen übersieht, erweist der
                                                                                                        soll es auch in der Schweiz
                        Sache einen Bärendienst. Wer fordert, sollte auch was                           werden: Gezielte, weitsichti-
                        leisten. Und sei es nur, die angebrachte Rücksicht auf                          ge Veloförderung
                        andere, schwächere Verkehrsteilnehmerinnen zu zei-
                        gen. Der Weg zu einem selbstverständlichen Miteinan-
                        der ist noch ein weiter. Mit kühlem Kopf und warmem                             30     MITGLIEDER ANGEBOTE
                        Herz solle man an eine schwierige Aufgabe treten, hat
                        mir mal ein Vorgesetzter gesagt. Und bloss nicht die                            36     BERICHTE AUS DEN VC S-REGIONEN
                        Nerven verlieren! Das gilt es auch in den Bemühungen
                        um gescheite Veloförderung zu beherzigen.                                       R E I SE N
                        Möchten Sie mit dem Zug in den Süden? Dann können                               46     Wandern entlang der ligurischen Riviera
                        Sie sich jetzt schon auf die Ausgabe 2 freuen: Darin                                   Die mediterrane Wintersonne lacht in Camogli

                        widmen wir das Dossier dann dem Thema «Mit dem                                  48                   Durch Strassburgs Gassen radeln
                                                                                                                             In Strassburg gehört das Velo dazu
                        Zug ans Meer». Urs Geiser gibt Ihnen ab der Seite 46
                        einen Vorgeschmack mit seinen Ligurien-Tipps. Und
                        wenn Sie etwas weniger Zeit haben, dürfen Sie sich                              50     Zugfahren und Wandern
                                                                                                               Drei Fahrten, die auch das Wandern erlauben
                        von Peter Krebs inspirieren lassen. Er stellt auf den
                        Seiten 50 und 51 drei Touren vor, die eine Bahnfahrt
                                                                                                        56     D E B AT T E
                        und eine kurze Wanderung kombinieren.                                                  Verbrenner raus aus den Innenstädten
                        Ihre Zuschriften zum letzten Editorial haben mich                                      Wird die Luft dann sauberer?
                        sehr gefreut. Sie finden eine Auswahl auf Seite 57. Mit
                                                                                                        57     LESERBRIEFE
                        diesem Editorial verabschiede ich mich von Ihnen. Ich
                        danke Ihnen für all Ihre warmherzigen, aber auch kri-
                                                                                                        64     WETTBEWERB
                        tischen Rückmeldungen zum VCS-Magazin.
                                  Dominique Eva Rast, Redaktionsverantwortliche VCS-Magazin             65     BITTE MITDENKEN!
                                                                                                               Die Wahl des Transportmittels als Gewissensfrage?

                                                                                                        66     C ARTOON

                        Titelbild: Dank dieser Velostrassen in Bern fährt man im Breitenrain-Quartier
                        sicher und komfortabel. (© Fabian Lütolf)

                                                                                                                                                                    VCS MAGAZIN 1/18   3
MAGAZIN - Zwei Räder für die Zukunft Neue (Velo-)Wege braucht das Land - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
POLITIK

         Ständerat will mehr Sicherheit
         bei Lastwagen
         Der VCS Verkehrs-Club der Schweiz freut sich über den

                                                                                                         © hykoe/Fotolia
         Entscheid der Verkehrskommission des Ständerats, auf gefähr-
         lichen Strecken nur noch Lastwagen zuzulassen, die über zeit-
         gemässe digitale Fahrassistenzsysteme verfügen.                                                                   Der technische Fortschritt macht Lastwagen sicherer.

         Überraschend deutlich haben die Mitglieder der ständerätlichen                                                    se- sowie Spurhalteassistenten zwingend sein müssen für LKWs,
         Verkehrskommission einer Standesinitiative des Kantons Tessin                                                     die auf den gefährlichen Strecken durch die Alpen unterwegs sein
         zugestimmt. Mit 10 zu 2 Stimmen haben sie entschieden, dass alle                                                  wollen. Der Entscheid freut den ganzen VCS, denn damit wird die
         Lastwagen im alpenquerenden Verkehr eine Sicherheitsausstattung                                                   Sicherheit beispielsweise im Gotthard-Strassentunnel erhöht. Digi-
         haben müssen, wie sie für neue Modelle seit 2015 Pflicht ist. Hin-                                                tale Fahrassistenzsysteme sind für neue LKWs bereits seit dem Jahr
         ter der Standesinitiative steht Bruno Storni, VCS-Vizepräsident und                                               2015 Pflicht. All jenen Lastwagen, die nicht über diese Ausrüstung
         SP-Grossrat. Storni argumentiert mit dem technischen Fortschritt.                                                 verfügen, bietet der Bahnverlad eine sinnvolle Alternative. Damit
         Denn verhindern will die Standesinitiative vor allem Unfälle, die                                                 wird die Schweizer Verlagerungspolitik gestärkt. Bis diese Mass-
         besonders schwer ausfallen, wenn Lastwagen beteiligt sind. Des-                                                   nahme definitiv eingeführt wird, braucht es 2018 und 2019 noch
         halb verlangt die Standesinitiative, dass unter anderem Notbrem-                                                  weitere, hoffentlich ebenso erfreuliche Parlamentsentscheide.

         Château-d’Œx ist der                                                                                              Umstrittene Fernbusse
         «Goldene Verkehrsknoten»
                                                                                                                           Falls Fernbuslinien in der Schweiz eingeführt werden, müssen sie ge-
                                                                               ©Philippe Gasser, Citec

                                                                                                                           wisse Regeln und Normen erfüllen, damit sie den bestehenden öffent-
                                                                                                                           lichen Verkehr nicht gefährden. Der VCS Verkehrs-Club der Schweiz
                                                                                                                           hat sich im Ständerat erfolgreich gegen den extremen Liberalisie-
                                                                                                                           rungsvorschlag der FDP gestemmt. Zur Erinnerung: Ein Fernbus stösst
                                                                                                                           bei gleicher Auslastung rund zehn Mal mehr CO2 aus als ein Zug.

                                                                                                                           Erfolgreicher Bus alpin
                                                                                                                           Der vom VCS unterstützte Verein Bus alpin mit seinen ÖV-Ergän-
                                                                                                                           zungsangeboten in mittlerweile 15 Schweizer Bergregionen wächst
                                                                                                                           weiter. In der Region Pany-St. Antönien wurde letzten Sommer
         Am Bahnhof Château-d’Œx werden die Reisenden sympathisch empfangen.                                               erfolgreich ein Testbetrieb auf drei Linien gestartet. Mit der bereits
                                                                                                                           bestehenden touristischen Busverbindung von Lenk im Simmental
         Der «FLUX – Goldener Verkehrsknoten» ist eine der bedeutendsten                                                   zur Iffigenalp konnte die frequenzstärkste Linie im Verein aufge-
         Auszeichnungen im öffentlichen Verkehr. Mit dem Preis wird ein                                                    nommen werden. Insgesamt wurden im Sommer 2017 rund 67 000
         Verkehrsknoten ausgezeichnet, der sowohl aus Sicht der Kundinnen                                                  Passagiere befördert.
         und Kunden als auch aus betrieblicher und gestalterischer Sicht
                                                                                                                           Der Busbetrieb in der Region Lenk-Simmental
         überzeugt. PostAuto, der VCS Verkehrs-Club der Schweiz und der
                                                                                                                                                                                                    © zvg

         Verband öffentlicher Verkehr verleihen den FLUX jedes Jahr.
         Dieses Jahr lautete der Schwerpunkt «Freizeitknoten mit Meter-
         spur». Um die 100 Umsteigeknoten mit Meterspurbahnen gibt es
         in den touristischen Gebieten der Schweiz. Ein Fünftel davon hat
         in den letzten Jahren in den Umbau investiert und wurde von der
         Jury genauer unter die Lupe genommen. In die Endauswahl kamen
         Château-d’Œx (VD), Arosa (GR) und Innertkirchen (BE). Das Ren-
         nen gemacht hat Château d’Œx. Die Gemeindevertreter konnten
         im Rahmen des PostAuto-Verkehrsforums Movimento in Bern den
         FLUX 2017 entgegennehmen. PostAuto, der VCS Verkehrs-Club der
         Schweiz und der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) bilden die
         Trägerschaft und haben den FLUX zum elften Mal verliehen. Die
         Siegergemeinde erhält 5000 Franken.

4   VCS MAGAZIN 1/18
MAGAZIN - Zwei Räder für die Zukunft Neue (Velo-)Wege braucht das Land - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
POLITIK

                                                                          Weniger Lastwagen queren die Alpen

                                                                                                                                                                                                                                       ©SBB CFF FFS
                                                                          Zwischen Juli 2015 und Juni 2017 ist die Zahl der Lastwagen und
                                                                          Sattelschlepper, welche die Alpen passierten, um 5,6 Prozent
                                                                          gesunken. Dafür hat der Schienengüterverkehr um 18,8 Prozent
                                                                          zugenommen und damit Ende 2016 einen Marktanteil von 71 Pro-
                                                                          zent erreicht. Das ist das Fazit des neusten Verlagerungsberichts
                                                                          des Bundes. Dennoch wird das Ziel, die Zahl der Transitfahrten
                                                                          auf 650 000 pro Jahr zu senken, mit aktuell knapp einer Million
                                                                                                                  Lastwagen durch die Schwei-
                                                                                                                  zer Alpen weiterhin nicht              Die Re 460 ist fit für die Zukunft und spart dabei viel Strom.
© Peter Lauth

                                                                                                                  erreicht. Die Verkehrskom-
                                                                                                                  mission des Nationalrates              Die Lok 2000 spart Strom
                                                                                                                  verlangt deshalb eine
                                                                                                                  Gesamtschau mit zusätzli-              Design-Ikone, Rückgrat des Fernverkehrs, Lok 2000: Sie hat viele
                                                                                                                  chen Massnahmen, um das                Namen und wird von vielen geliebt. Die roten Lokomotiven des
                                                                                                                  eigentlich seit 2017 gültige           Typs Re 460 sind seit 1992 Zugpferd der meisten Intercity-Züge
                                                                                                                  Ziel möglichst schnell zu              und bilden das Rückgrat der nationalen Flotte des Fernverkehrs.
                                                                                                                  erreichen.                             Nun haben die ersten Lokomotiven die Hälfte ihrer Lebensdauer
                                                                                                                                                         erreicht und werden im SBB-Industriewerk Yverdon-les-Bains um-
                                                                                                                                                         fangreich modernisiert. Dabei stehen Energieeffizienz, Zuverlässig-
                                                                                                                                                         keit und Verfügbarkeit im Zentrum. Nach der Modernisierung sind
                                                                                                                                                         die Loks deutlich energieeffizienter unterwegs. Durch technische
                                                                                                                                                         Optimierungen, wie beispielsweise einem neuen Stromrichter,
                                                                                                                                                         leistet die gesamte Flotte einen Energiesparbeitrag von jährlich
                                                                                                                Güter gehören auf die                    rund 27 Gigawattstunden. Dies entspricht dem Energieverbrauch
                                                                                                                Bahn – eigentlich.                       der Stadt Olten in einem Jahr, also rund 5000 Haushalten.

                                                                          CO2-EINSPARUNG, WENN DOPPELT SO VIELE MENSCHEN VELO STATT AUTO FAHREN WIE HEUTE

                                                                                          3x                          = Kilometer
© muellerluetolf.ch/INTERFACE Politikstudien Forschung Beratung, Luzern

                                                                                                                         21 000

                                                                                                                                                                           =
                                                                          Was bringt es, neue Veloverbindungen zu bauen? Dieser Frage ging das Tief-   zwischen Aarberg und Lyss, Lyss und Busswil sowie entlang des Lyssbachs
                                                                          bauamt des Kantons Bern auf den Grund. Die Ergebnisse sind hocherfreulich:   einsparen, befragte ein Expertenteam Velofahrende vor Ort. Damit wurde
                                                                          Die Erfolgskontrolle zweier Projekte in Lyss (Berner Seeland) und Tavannes   die Energie- und CO2-Bilanz ermittelt. Auf das Jahr hochgerechnet ergibt sich
                                                                          (Berner Jura) zeigen, dass Velowege und gezielte Kommunikation darüber       eine Einsparung von 6400 Megajoule und rund 3,7 Tonnen CO2. Das ent-
                                                                          Energie und CO2 sparen. Das Projekt VELOguide wurde zwischen 2013            spricht der CO2-Emmission von 21 000 Kilometern eines Autos mit Verbren-
                                                                          und 2015 durchgeführt. Um herauszufinden, wie viel CO2 die Velorouten        nungsmotor oder drei Flügen von Zürich nach New York.

                                                                                                                                                                                                                            VCS MAGAZIN 1/18         5
MAGAZIN - Zwei Räder für die Zukunft Neue (Velo-)Wege braucht das Land - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
POLITIK

         Auf dem Weg zu FABI 2035
                                       Von Filippo Rivola   Kaum haben die Arbeiten für den Ausbauschritt 2025 begonnen,
                                                            muss man bereits über den nächsten nachdenken. Der VCS hat
                                                            zum Projekt 2030/2035 Stellung bezogen, das Ende 2017 in die
                                                            Vernehmlassung ging.

         D    er Fonds zur Finanzierung und zum
              Ausbau der Eisenbahninfrastruktur
         (FABI) wurde als Gegenvorschlag zur Ini-
                                                            Kapazitätsprobleme bestehen. Deshalb wur-
                                                            de auch eine Variante zu 11,5 Milliarden mit
                                                            dem Zeitrahmen 2035 erarbeitet, die mehr
         tiative «Für den öffentlichen Verkehr» ge-         Projekte umfasst. Zudem eliminiert sie Eng-
         schaffen. Diese wurde seinerzeit vom VCS           pässe besser, bringt mehr Stabilität und Sys-
         lanciert. Es gibt einen grossen Unterschied        tematisierung bei den Fahrplänen sowie eine
         zu den früheren, zeitlich befristeten Fonds        grössere Rentabilität der Investitionen.
         wie jenem für die Bahn 2000 oder die NEAT:
         Bei FABI ist vorgesehen, dass er zeitlich un-                   Arbeiten rechtzeitig beenden
         begrenzt läuft und sein Geld sowohl für den        Alles in allem werden sich die Bahnreisen-
         laufenden Unterhalt als auch für den Aus-          den einige Jahre länger gedulden müssen
         bau der Eisenbahninfrastruktur eingesetzt          und können dafür dann von wesentlich bes-
         wird. Er dient dazu, das gesamte Bahnnetz          seren Transportleistungen profitieren. Zu-
         der Schweiz – das Normalspurnetz ebenso            dem hatte man schon bei der Erarbeitung
         wie regionale Schmalspurlinien – zu unter-         des Ausbauschritts 2025 festgestellt,
         halten und das Angebot im ganzen Land ko-          dass eine Reihe wichtiger Arbeiten
         ordiniert auszubauen.                              sehr lange Bauzeiten erfordern –
                                                            namentlich jene, die grosse
                            Mehr Bahn bereits 2025          Bahnhöfe betreffen. Deshalb
         Der erste Ausbauschritt des FABI wird ge-          wird ihre Inbetriebnahme
         genwärtig umgesetzt und die verschiede-            erst deutlich nach dem
         nen Bauarbeiten sollten im Idealfall 2025 ab-      ursprünglich festgeleg-
         geschlossen sein. Mit den investierten rund        ten Termin möglich
         6,4 Milliarden Franken wird es möglich,            sein. Indem man ei-
         auf den wichtigsten Fernverkehrslinien den         nen etwas weiter
         Halbstundentakt sowie auf Regionallinien in
         den Agglomerationen den Viertelstunden-
         takt einzuführen. Trotz dieser grossen In-
         vestitionen werden jedoch die bereits umge-
         setzten oder noch laufenden Ausbauarbeiten
         nicht ausreichen, um die Nachfrage auf der
         Schiene für Personen- und Gütertransporte
         über 2040 hinaus zu befriedigen.

                2030 oder 2035: Warten lohnt sich
         Zusammen mit den Kantonen und Bahn­
         unternehmen hat das Bundesamt für Ver-
         kehr (BAV) bereits den Inhalt des nächsten
         Ausbauschritts erarbeitet. Die ausgewiese-         gefassten Zeithorizont
         nen Bedürfnisse waren mit insgesamt unge-          vorsieht, vergrössert man auch
         fähr 52 Milliarden Franken sehr hoch. Des-         die Chance, alle Arbeiten rechtzeitig zu
         halb hat man rasch gemerkt, dass die bis 2030      Ende zu bringen. Aufgrund dieser Überle-
         zur Verfügung stehenden 7 Milliarden nur           gungen hat sich der VCS dafür entschieden,
         einen kleinen Teil der dringendsten Arbei-         die Realisierung des Ausbauschritts 2035 für
         ten abdecken können. Danach bleiben grosse         11,5 Milliarden Franken zu unterstützen.

6   VCS MAGAZIN 1/18
MAGAZIN - Zwei Räder für die Zukunft Neue (Velo-)Wege braucht das Land - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
POLITIK

Verbesserungen im Personenverkehr mit der Variante Ausbauschritt 2030                                                        Wo wird gebaut?
                                                                                                  Die grössten Investitionen konzentrieren
                                                                                                  sich auf die Region rund um Zürich mit dem
                                                                                                  Brüttener Tunnel (auf der Linie Zürich–Win-
           Angebotsverdichtung Personenverkehr
                                                                                                  terthur) und der zweiten Etappe des Basistun-
                                                                                                  nels Zimmerberg (auf der Linie Zürich–Zug).
           Mehr Sitzplätze durch Doppelstock-
           züge bzw. Zugverlängerungen                     Verbesserung Erreichbarkeit            Diese beiden Infrastrukturen werden zusam-
                                                           durch neue Haltestelle                 men mit den damit verbundenen Bauwerken
           Beschleunigung                                                                         ein Drittel der für den Ausbauschritt 2035
                                                                                                  vorgesehenen 11,5 Milliarden beanspruchen.
           Verbesserung Stabilität,                        Verbesserung                           Hier ist der VCS kritisch eingestellt, denn es
           Systematisierung                                Publikumsanlagen                       gibt Alternativen zu diesen sehr teuren Bau-
                                                                                                  ten. Ein Ausbau der bestehenden Linien er-
                                                                                                  möglicht eine gleichwertige Kapazitätserhö-
                                                                                                  hung und könnte schneller realisiert werden.
                                                                                                  Die dabei freiwerdenden Beträge können an-
                                                                                                  derswo genutzt werden. Das würde eine bes-
                                                                                                  sere Verteilung der Investitionen über das
                                                                                                  ganze Land und in andere, ebenso nötige
                                                                                                  Infrastrukturen gewährleisten. Denn sonst
                                                                                                  können wegen des beschränkten Finanzrah-
                                                                                                  mens wichtige Werke wie der Vollausbau des
                                                                                                  Lötschberg-Basistunnels oder der neuen Li-
                                                                                                  nie zwischen Neuenburg und La Chaux-de-
                                                                                                  Fonds nicht umgesetzt werden.

                                                                                                                  Überlastete Linien ausbauen
                                                                                                  Weitere bedeutende Investitionen gibt es im
                                                                                                   Léman-Bogen (drittes Gleis zwischen Al-
                                                                                                        laman und St-Prex) und in der Region
                                                                                                          rund um Lenzburg, den am stärks-
                                                                                                           ten überlasteten Linien der Schweiz.
                                                                                                          Auch auf den Linien Biel–Basel und
                                                                                                         Weinfelden–Konstanz wird die Trans-
                                                                                                        portkapazität erhöht. Ebenso wird der
                                                                                                         Güterverkehr mit kürzeren Fahrzeiten
                                                                                                          und stabileren Fahrplänen profitie-
                                                                                                           ren. Auf verschiedenen Regionallini-
                                                                                                            en wird der Taktfahrplan verdichtet
                                                                                                            (Einführung des Halbstunden- oder
                                                                                                           sogar Viertelstundentakts). Die Linie
                                                                                                         Lugano–Ponte Tresa wird zur Tram-
                                                                                                     bahn umgebaut, mit einem neuen Tun-
                                                                                                  nel, der das Stadtzentrum von Lugano direkt
                                                                                                  mit der sich stark entwickelnden Vedeggio-
                                                                                                  Region verbinden wird.
                                                           © Bundesamt für Verkehr BAV
                                                                                                        Regional- und Güterverkehr stärken
                                                                                                  Schliesslich sind in zahlreichen Regionen
                                                                                                  neue Haltestellen für den Regionalverkehr
                                                                                                  geplant und es sollen mehrere wichtige Um-
                                                                                                  steigebahnhöfe wie Landquart, Morges oder
                                         Die vollständige Liste der geplanten Arbeiten kann auf   Olten umgebaut werden, um die hohe Zu-
                                         der Webseite des Bundesamts für Verkehr eingesehen       nahme der Reisendenzahlen aufzufangen.
                                         werden:                                                  Gleichzeitig sind in Regionen wie dem Thur-
                                                                                                  tal oder der Basse-Broye, die für die Logis-
                                         www.bav.admin.ch ➔ Verkehrsträger ➔ Eisenbahn ➔          tik wichtig sind, neue Einrichtungen für den
                                         Ausbau Eisenbahnstruktur ➔ Ausbauschritte 2035           Gütertransport vorgesehen.

                                                                                                                                        VCS MAGAZIN 1/18   7
MAGAZIN - Zwei Räder für die Zukunft Neue (Velo-)Wege braucht das Land - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
POLITIK

                                                          Alkoholiker ans Steuer?
                                 Von Dominique Eva Rast   Das Verkehrssicherheitsprogramm via sicura rettet Leben:
                                                          Von 2000 bis 2016 sank die Zahl der Verkehrstoten von 600 auf 200.
                                                          Unverständlich, dass griffige Massnahmen nicht umgesetzt werden.

         A    lkohol-Wegfahrsperre: Ein sperriger
              Begriff, hinter dem sich eine Einrich-
         tung verbirgt, die Leben rettet. Das Ge-
                                                          wie übermässiger Alkoholkonsum: Trunk-
                                                          sucht führte gemäss der Statistik der Ad-
                                                          ministrativmassnahmen des Bundesamtes
                                                                                                                                                  Im März im Nationalrat
                                                                                                                             Der Bundesrat hat das Programm via sicu-
                                                                                                                             ra evaluiert und stellt nun gewisse Mass-
         rät stellt sicher, dass der Fahrer nüchtern      für Strassen 2016 zu 2177 Ausweisentzügen.                         nahmen zur Diskussion. In Bezug auf die
         ist. Nach dem Einschalten der Zündung            Nur wer einmal mit mehr als 1,6 Promille                           Wegfahrsperre ist das aber sinnlos, da die
         muss der Fahrer eine Atemprobe abge-             oder drei Mal mit über 0,8 Promille erwischt                       Wirksamkeit natürlich nicht vorab beurteilt
         ben. Ist diese in Ordnung, gibt die Steuer-      wird, riskiert, eine entsprechende Wegfahr-                        werden kann. Erfahrungen aus Finnland
         einheit das Anlasserrelais des Fahrzeugs         sperre einbauen zu müssen.                                         und Schweden zeigen, dass die Massnah-
         frei. Schummeln ist nicht möglich, denn                                                                             me sehr gut greift und stark zur Verkehrs-
         während des Pustens wird automatisch                                     Spezielle Auffassung                       sicherheit beiträgt. Die Beratungsstelle für
         ein Foto geschossen. Kostenpunkt: um die                              von Gewaltentrennung                          Unfallverhütung rechnet gar mit 40 bis 60
         2000 Franken, dazu kommen die Monta-             Der Bundesrat hat per Verordnung 2013 ent-                         Schwerverletzten pro Jahr. Jährlich könn-
         gekosten.                                        schieden, einzelne Massnahmen von via si-                          ten geschätzt 3 bis 5 Menschenleben gerettet
                                                          cura gestaffelt in Kraft zu setzen. So weit, so                    werden. Ausserdem heiss diskutiert wird die
                               Nur für schwere Fälle      gut. Etwas speziell mutet aber an, dass ein ei-                    Definition von Raserei. Darunter fällt, wer
         Betroffen davon wären wenige Menschen,           gentlich beschlossenes Gesetz teilweise ein-                       in einer Tempo-30-Zone mit 70 oder mehr
         aber der Präventionseffekt wäre hoch, sagt       fach nicht in Kraft tritt. Das ist bei den ge-                     Stundenkilometern erwischt wird. Inner-
         die Direktorin der Beratungsstelle für Un-       nannten Massnahmen aber der Fall. Das                              orts – bei zulässigen 50 km/h – gilt dies ab
         fallverhütung, Brigitte Buhmann, in einem        Unverständnis ist deshalb gross, nicht nur                         100 Stundenkilometern, ausserorts bei Tem-
         Interview. Denn die Sache hat einen Haken:       bei der bfu. Sogar der TCS findet, dass bei                        po 80 ab 140 km/h und auf Autobahnen mit
         Der Bundesrat will die bis dato noch nicht       schwerwiegenden Fällen und bei Wiederho-                           Limite 120 ab 200 km/h. Es geht unter ande-
         eingeführte Wegfahrsperre aus dem Pro-           lungstätern die Wegfahrsperre in Ordnung                           rem um die Frage, ob die Mindeststrafe neu
         gramm via sicura streichen. Kaum ein Ver-        sei, der ACS positioniert sich nicht gegen die                     unter einem Jahr liegen darf. Der VCS ist of-
         gehen im Strassenverkehr ist so gefährlich       Massnahme.                                                         fen für gewisse Feinjustierungen. Grund-
                                                                                                                             sätzlich ist es aber wichtig und richtig, dass
                                                                                                                             das Gesetz streng ist. Damit stärkt man die
                                                                                                                             soziale Norm und den Grundsatz, dass ab-
                                                                                                     © redaktion93/Fotolia

                                                                                                                             sichtliches Rasen nicht tolerierbar ist. Wer-
                                                                                                                             den diese Massnahmen nun aufgeweicht,
                                                                                                                             nimmt man in Kauf, dass die Zahl der Ver-
                                                                                                                             letzten und tödlich verunglückten Menschen
                                                                                                                             wieder steigt.

                                                                                                                                                          via sicura wirkt
                                                                                                                             Dass via sicura wirkt, ist eigentlich klar: Im
                                                                                                                             Sommer 2016 veröffentlichte das Astra ei-
                                                                                                                             nen Evaluationsbericht. Darin steht schwarz
                                                                                                                             auf weiss, dass zwischen 2013 und 2015 Dut-
                                                                                                                             zende Tote und Hunderte Schwerverletzte
                                                                                                                             pro Jahr verhindert werden konnten. Beson-
                                                                                                                             ders wirksam ist neben dem Lichtobligatori-
                                                                                                                             um am Tag das Verbot für gewisse Personen,
                                                                                                                             unter Alkoholeinfluss zu fahren. Die Weg-
                                                                                                                             fahrsperre geht in die gleiche Richtung. Wie-
                                                                                                                             so sich dagegen Widerstand regt, ist unver-
                                                                                                                             ständlich.

8   VCS MAGAZIN 1/18
MAGAZIN - Zwei Räder für die Zukunft Neue (Velo-)Wege braucht das Land - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
Inserat

«Das kaufe ich bei VELOPLUS,
 weil es dann perfekt auf meinen
 Körper eingestellt ist – für eine
 bequeme Fahrt ins Büro.»

BASEL BIEL EMMENBRÜCKE OSTERMUNDIGEN ST.GALLEN WETZIKON WINTERTHUR ZÜRICH
MAGAZIN - Zwei Räder für die Zukunft Neue (Velo-)Wege braucht das Land - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
Sportlich Reisen mit dem Patria Randonneur
                                                                handgebaut in Deutschland
Solarspar macht aus Sonne
Strom. Werden Sie Mitglied und                                                                                                                 Das Modell RANDONNEUR ist
                                                                                                                                                  nach dem Begriff für
                                                                                                                                                     sportliche Tourenfahrer
tragen Sie zur Enegiewende bei.                                                                                                                        benannt. Entstanden
                                                                                                                                                         aus der Liebe zur
                                                                                                                                                           entspannten
                                                                                                                                                           Randonneurkultur,
Der Verein Solarspar setzt sich seit über 25 Jahren für                                                                                                    soll dieses Rad
erneuerbare Energien und Energieeffizienz ein.                                                                                                            als Begleiter auf
                                                                                                                                                        Ihren künftigen
Mit unseren Mitgliedern bauen und betreiben wir
                                                                                                                                                     Traumtouren dienen.
Solaranlagen für sauberen Strom.
Zusammen mit uns schaffen Sie einen Mehrwert für die Umwelt.
                                                                              Walser & Rufer • 6372 Ennetmoos • 041 6107126 • www.diverso.ch
www.solarspar.ch/mitglied-werden

                                                                VCS-Ratgeber «Kinder- und Warentransport per Velo»
                                                                                                              Veloanhänger und Transportvelos sind als prak-
                                                                                                              tische, umweltfreundliche Helfer im Alltag nicht
                                                                                                              mehr wegzudenken.
                                                                                                              Doch welches Gefährt deckt welche Bedürfnisse
                                                                                                              am besten ab?
                                                                                                              Der neue Ratgeber bietet eine Übersicht über die
                                                                                                              vielfältigen Transportmöglichkeiten mit dem Velo.
                                                                  Kinder- und Warentransport per Velo
                                                                  Ein Leitfaden für den guten Kaufentscheid
                                                                                                              Eine Checkliste erleichtert Ihnen die zweckmässige
                                                                  Mit Unterstützung vom
                                                                                                              Auswahl aus der Angebotspalette. Jede Transport-
                                                                                                              variante, jedes Modell hat Vor- und Nachteile.
                                     Sonnenenergie gewinnen
                                                                Ausführlichere Informationen und Bestellung eines Gratis-Exemplares:
                                                                www.verkehrsclub.ch/velotransport
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                                                                                                                                     Upstreet5
                                                                                                                                                       -------------------

                                                                                                                         Innovativer Stilist

                                                                                                                                                        --------------------

                                                                                                                                       Erfahre mehr unter
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POLITIK

                                                  Umwelt unter Druck
                         Von Dominique Eva Rast   Umweltvorlagen haben im nationalen Parlament einen schweren
                                                  Stand. Insbesondere Vertreter von FDP und SVP betrieben im Jahr
                                                  2017 fast ausnahmslos geradezu eine umweltfeindliche Politik.

I

                                                                                                 © Fotolia/dendron
   m Umweltrating analysiert die Umwelt-          10 Prozent und bewegt sich damit auf Höhe
   allianz (VCS, WWF, Pro Natura, Green-          der CVP.
peace) jährlich anhand einer Auswahl                 Stimmte die FDP-Fraktion in der Legis-
von Abstimmungen, wie umweltfreund-               latur 2011–2015 wenigstens noch fast jeder
lich Parlamentarierinnen und Parlamenta-          dritten Umweltvorlage zu, unterstützten
rier abstimmen. Das Resultat erstaunt nicht:      Vertreterinnen und Vertreter der FDP im
Seit den Wahlen 2015 stimmen die Ratsmit-         Jahr 2017 nur noch knapp jedes fünfte Mal
glieder deutlich weniger umweltfreundlich.        umweltpolitische Anliegen. Damit bewegt
Das hängt mit den Sitzgewinnen der SVP            sich die Umweltpolitik der FDP-Nationalrä-
und FDP bei den Wahlen 2015 sowie mit             tinnen und -Nationalräte seit 2015 weg von
dem nochmals deutlich gesunkenen Um-              CVP und BDP hin zur Anti-Umweltpolitik
weltbewusstsein bei den FDP-Nationalräten         der SVP. Die SVP, Lega und das Mouvement
zusammen. Insgesamt fielen im Nationalrat         Citoyens Genevois (MCG) erreichen mit 8 bis
nur noch 37 Prozent der 19 bewerteten Ab-         9 Prozent erneut sehr schlechte Wertungen.
stimmungen zugunsten des Umweltschut-
zes aus. In der Legislatur 2011–2015 lag die-                       Vorsicht bei den Wahlen                          Im Bundeshaus herrschen düstere Zeiten
ser Wert noch bei 60 Prozent.                     In den kommenden Wahlen gilt es also, ge-                          für den Umweltschutz.
                                                  nau hinzuschauen: Die Vertreterinnen und
                         Grüne und SP vorne       Vertreter von den Grünen, der SP, der EVP
Wenn es um die Anliegen der Umwelt geht,          und der GLP stimmen im nationalen Parla-      dieser Parteien sind sehr gross. Bei FDP und
ist auf die Grünen, die SP und die PdA immer      ment immer oder fast immer umweltfreund-      SVP gibt es nur ganz wenige Politikerinnen
und auf EVP und GLP fast immer Verlass.           lich ab. Bei den Vertreterinnen und Vertre-   und Politiker, die bei einzelnen Themen für
    Die CVP hat wie im letzten Rating bei der     tern der CVP und der BDP gilt es, bei jedem   Umweltschutz eintreten.
Hälfte der untersuchten Abstimmungen um-          Kandidaten genau hinzuschauen. Denn die
weltfreundlich abgestimmt. Die BDP verliert       umweltpolitischen Unterschiede innerhalb      www.umweltrating.ch

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POLITIK

          Ausgezeichnetes Fussgängerparadies
                                        Von Camille Marion   Bei der neunten Verleihung des Preises «Flâneur d’Or» hat die Jury die
                                                             Neugestaltung der Schüssinsel in Biel ausgezeichnet. Natur, Erholung
                                                             und ein entspanntes Miteinander machen den Erfolg aus.

                                                                                                                             Die Schüssinsel mit ihrer
                                                                                                                             Rundform ist zum beliebten
                                                                                                                             Treffpunkt und Erholungsort
                                                                                                                             der Stadt Biel geworden.

                                                                                                                                    Das hügelige Ufer der Schüssinsel wird
                                                                                                                                  vom gleichnamigen Fluss und vom Stebler-
                                                                                                                                  Kanal umrahmt. Für die Neugestaltung
                                                                                                                                  mussten zwar zahlreiche Bäume gefällt
                                                                                                                                  werden, gleichzeitig wurden aber fast 600
                                                                                                                                  neue Bäume gepflanzt. Ebenso sollen in den
                                                                                                                                  nächsten Jahren wachsende Sträucher ein
                                                                                                                                  angenehmes Grüngefühl vermitteln.

                                                                                                                                                           Erholung im Grünen
                                                                                                                                  Der Hauptweg führt mitten durch die Natur­
                                                                                                                                  oase, seine Abzweigungen schlängeln sich
                                                                                                                                  durch das satte Grün. Rund um die Insel
                                                                                                                                  führen sechs Brücken über das ruhige Was-
                                                                                                                                  ser und stellen die Verbindung zu den um-
                                                                                                                                  liegenden Quartieren sicher. Mit ihren über
                                                                                                                                  50 000 Quadratmetern bietet die Insel eine
                                                                                                        © Jon Naiman, 2017

                                                                                                                                  weitläufige Erholungsfläche. Seit der Eröff-
                                                                                                                                  nung im Juni 2017 ist sie für zahlreiche Bie-
                                                                                                                                  lerinnen und Bieler zu einem beliebten Treff-
                                                                                                                                  punkt und Ort für Spaziergänge geworden.
                                                                                                                                  Der grosse Spielplatz und die Picknickstel-

          D   er Wettbewerb «Flâneur d’Or» wird alle
              drei Jahre von Fussverkehr Schweiz or-
          ganisiert und vom Bundesamt für Stras-
                                                             siers eingereicht worden. Schliesslich über-
                                                             zeugte das Projekt der Schüssinsel mit ihrer
                                                             Doppelfunktion nicht nur als Fussgänger-
                                                                                                                                  le erfreuen vor allem Familien. Joggerinnen
                                                                                                                                  und Jogger teilen sich die Wege mit Flanie-
                                                                                                                                  renden und Kinderwagen, während es sich
          sen sowie weiteren Partnern, darunter auch         verbindung, sondern auch als Erholungs-                              die älteren Besucherinnen und Besucher auf
          dem VCS, unterstützt. Er wird für Einrich-         raum die Jurymitglieder am meisten. In Biel                          den vielen Sitzbänken bequem machen.
          tungen verliehen, die gezielt den Fussver-         führt ein Weg vom Schüss-Ufer bei der Tau-                              Bei ihrem Projekt hat die zweisprachige
          kehr im öffentlichen Raum fördern. Die aus         benlochschlucht via Stadtzentrum bis zum                             Stadt aber auch an die Velofahrenden ge-
          Verkehrsplanern, Geografinnen, Ingenieu-           See. Er bildet das Rückgrat des Fusswegnet-                          dacht. Der Hauptweg quer durch die Schüss-
          ren, Journalistinnen und Landschaftsarchi-         zes in der Stadt. Nur ein Abschnitt war bis-                         insel figuriert auf der Karte des Bieler Velo-
          tekten zusammengesetzte Jury zeichnet Pro-         her nicht eingerichtet und die Stadt Biel woll-                      wegnetzes und die Zahl der Fahrräder hat
          jekte aus, welche vor allem der Sicherheit der     te diese Lücke schliessen. Beim Ausbau des                           die Erwartungen übertroffen. Doch die Jury
          Fussgängerinnen und Fussgänger dienen.             letzten Wegstücks achtete sie darauf, einen                          des «Flâneur d’Or» stellt mit Befriedigung
                                                             gemütlichen und einladenden öffentlichen                             fest, dass die Sicherheit der Fussgänger kei-
                                 Hauptpreis für Biel         Raum zu gestalten. Zusätzlich zum Weg                                neswegs darunter leidet.
          Bei der jüngsten Ausgabe hatte die Jury die        wurde deshalb auch ein hübscher Grünpark
          Qual der Wahl, waren doch mehr als 50 Dos-         geschaffen.                                                          www.flaneurdor.ch

12   VCS MAGAZIN 1/18
POLITIK

Anderswo in der Schweiz

                                                         © zvg
Die Jury des «Flâneur d’Or 2017» hat
acht weitere Auszeichnungen für Projekte
vergeben, die sie besonders überzeugt
haben. Hier drei Beispiele aus den Kan-
tonen Aargau, Genf und Tessin.

                                                                                      In Niederlenz (AG) wurde das Ortszentrum, das
                                                                                    täglich 10 000 Fahrzeuge durchqueren, verkehrs-
                                                                                      beruhigt und als öffentlicher Raum aufgewertet.

                                                                 © zvg
                                                                                  Das Projekt erhöht die Sicherheit von Fussgängerin-
                                                                                     nen und Fussgängern und gibt ihnen mehr Raum.

                                                                         In Genf hat sich die Place du Vélodrome verwandelt. Das Quar-
                                                                         tier de la Jonction ist sehr lebendig und eine Neugestaltung war
                                                                         nötig, um den Bedürfnissen von Anwohnern und Gewerbetrei-
                                                                         benden zu entsprechen. Der Platz ist nun zu einem angeneh-
                                                                         men Ort geworden, an dem man gerne verweilt und sich erholt.

                                                                                                                                                © zvg
In Riva San Vitale (TI) wurde die Piazza Grande neu
   gestaltet und die Höchstgeschwindigkeit gesenkt.
   Die Fussgängerinnen und Fussgänger haben Platz
     und Sichtbarkeit gewonnen, was ihre Sicherheit
 spürbar erhöht. Die Jury anerkennt besonders, dass
    der Platz in zwei Zonen aufgeteilt wurde, die sich
ergänzen: auf der einen Seite ein gepflastertes Band,
                    auf der anderen ein asphaltiertes.

      BETTER
      TO RIDE
      FREE.
   FREE LINE:
                                                                                                                         NE W!
   Klassischer Planenlook ohne PVC. Wasserdichte
   Radtaschenserie in neuen stylischen Farben.

                                                                                                                            VCS MAGAZIN 1/18           13
POLITIK

               Immer mehr Haushalte verzichten
               auf ein eigenes Auto
                                                Von Yves Chatton   In den letzten fünfzehn Jahren hat die Zahl der autofreien Haushalte
                                                                   deutlich zugenommen, ein Trend, der auch in den nächsten Jahren
                                                                   anhalten dürfte. Der VCS organisierte letztes Jahr zwei Fachseminare,
                                                                   um über die Herausforderungen zu diskutieren.

                                                                                                                  ten, Dienstleistungen und Freizeitangeboten
       © VCS

                                                                                                                  in Städten und Dörfern zu fördern, während
                                                                                                                  die Zahl der Pflichtparkplätze für Neubau-
                                                                                                                  ten gesenkt werden sollte. Entscheidend ist,
                                                                                                                  dass wir bei der Planung unserer Städte zu-
                                                                                                                  künftige Lebensformen berücksichtigen, da-
                                                                                                                  mit die Quartiere, die wir heute bauen, auch
                                                                                                                  morgen noch funktionieren. 

                                                                                                                  Mehr Informationen über Planung, Bau und
                                                                                                                  Organisation von autofreien/autoarmen Wohn-
                                                                                                                  quartieren mit konkreten Beispielen unter
                                                                                                                  www.wohnbau-mobilitaet.ch

                                                                                                                        Schon gewusst?
               Die Wohnbaugenossenschaft Soubeyran in Genf ist eine neue autofreie Siedlung.                              35 Prozent des Endenergieverbrauchs
                                                                                                                        entfallen in der Schweiz auf den Verkehrs­

               S    icher haben Sie schon von der 2000-Watt-
                    Gesellschaft gehört? Dieses energie-
               politische Modell zielt darauf ab, den Ver-
                                                                   versität Lausanne wurden neun Wohnpro-
                                                                   jekte in der Schweiz und in Deutschland un-
                                                                   tersucht. Ein grosser Anteil der Haushalte
                                                                                                                        sektor.

                                                                                                                          22 Prozent der Haushalte in der Schweiz
               brauch der Primärenergie zu reduzieren,             (41 Prozent), die an der Studie von Dokto-           sind autofrei.
               um eine faire und nachhaltige Gesellschaft          rand Daniel Baehler teilnahmen, sind Fami-
               zu schaffen. Jeder Erdenbewohner soll jetzt         lienhaushalte. Für ihre Entscheidung, auto-            In städtischen Räumen sind ein Drittel
               und in Zukunft die gleiche Menge Energie            frei zu leben, geben die befragten Haushalte         der mit dem Auto zurückgelegten Strecken
               beanspruchen können. In diesem Zusam-               vor allem drei Gründe an: vorhandene Alter-          kürzer als 3 Kilometer.
               menhang spielt unsere Mobilität eine ent-           nativen zum Privatauto, die Tatsache, dass
               scheidende Rolle. Mehr als ein Drittel des          sie ganz einfach kein Auto brauchen, sowie
                                                                                                                          Die durchschnittliche Wegstrecke, die in
               Endenergieverbrauchs in der Schweiz ent-            ökologische Motive.
                                                                                                                        der Schweiz mit einem Elektrovelo zurück-
               fällt auf den Verkehrssektor, am meisten ver-
                                                                                                                        gelegt wird, beträgt 4,4 Kilometer.
               braucht der Strassenverkehr.                                                Rolle der Behörden
                                                                   Genau hier müssen die Behörden anset-
                                                                                                                         95 Prozent der Zeit bleiben Privat­autos
                         Immer mehr autofreie Haushalte            zen, denn unsere Mobilität wird massgeb-
               Die gute Nachricht: Immer mehr Haushal-             lich vom Angebot und von der Raument-                ungenutzt.
               te verzichten auf ein Privatfahrzeug. Im Jahr       wicklungspolitik beeinflusst. Gemeinden
               2015 lebten 22 Prozent der Schweizer Haus-          und Kantone müssen zusammenspannen,                    Der Bau eines Tiefgaragen-Parkplatzes
               halte ohne Auto, Tendenz zunehmend. In              um das Mobilitätsangebot auszubauen und              kostet 30 000 bis 50 000 Franken.
               grossen Städten wie Bern oder Zürich be-            die Bevölkerung über die Alternativen zum
               trägt dieser Anteil sogar mehr als 50 Prozent.      Privatfahrzeug zu informieren. Gleichzeitig            Basel-Stadt ist der einzige Kanton, der
               Ein Leben ohne Privatauto ist also möglich!         ist die städtebauliche Verdichtung und die           keine Pflichtparkplatzzahl für Neubauten
               Im Rahmen einer Doktorarbeit an der Uni-            Nähe von Wohnraum, Arbeitsort, Geschäf-              kennt.

14   VCS MAGAZIN 1/18
POLITIK

Luftverschmutzung sichtbar gemacht

                                                                                                        © VCS/Joshua Guelmino
Sechs Wochen lang leuchtete es meist rot von der Heiliggeistkirche in
Bern: Der VCS Verkehrs-Club der Schweiz zeigte mit einer Lichtinstal-
lation, dass die Luftqualität an stark befahrenen Strassen schlecht ist.
                                                                             Von Dominique Eva Rast

«D      iesel-Autos machen krank», sagt
        Martin Winder, Kampagnenleiter
beim VCS. Denn die Belastung durch Stick-
                                                     Schweizer. Stickoxide verursachen Krebs
                                                     sowie Asthma, Herz- und Kreislauferkran-
                                                     kungen. Gemäss einer Studie der Europä-
oxide (NOx) ist an vielen verkehrsbelaste-           ischen Gesundheitsagentur kam es in der
ten Orten in der ganzen Schweiz nach wie             Schweiz 2012 zu rund 950 vorzeitigen To-
vor deutlich zu hoch. Hauptverursacher sind          desfällen durch überhöhte Stickoxid-Belas-
Diesel-Autos, die viel zu viel NOx ausstossen.       tung. Stickoxide tragen zur Überdüngung
   Die Grenzwerte für das Jahresmittel der           von Ökosystemen bei. Zudem sind NO x
NOx-Belastung werden an vielen stark befah-          Vorläuferstoffe von saurem Regen, Fein-                               Rot bedeutet zu viel NOx in der Luft: Der Grenzwert
renen Standorten Jahr für Jahr überschritten.        staub und Ozon.                                                       wird an stark befahrenen Strassen oft überschritten.
An der BAFU-Messstation Bollwerk Bern,
die die Daten für den Stadtluft-Anzeiger lie-              Mindestens 6d-TEMP-Norm erfüllen!
ferte, wurde der Grenzwert für das Jahres-           Um die NOx-Belastung endlich in den Griff        bald gestoppt werden. Eine entsprechende
mittel seit Messbeginn noch nie eingehalten.         zu bekommen, muss der Verkauf von Die-           Motion der VCS-Präsidentin Evi Allemann
   Das hat direkte Auswirkungen auf                  selautos, die nicht mindestens die Abgas-        wird im Parlament in der Frühjahrssession
die Gesundheit der Schweizerinnen und                norm Euro 6d-TEMP erfüllen, möglichst            behandelt. 

Vollzugsnotstand bei Lärmsanierungen
                                  Von Julian Bieri   Bis Ende März hätten schweizweit alle Strassen lärmsaniert sein
                                                     müssen. Doch Bund, Kantone und Gemeinden haben getrödelt.
                                                     Der VCS macht Druck mit einer Petition.

S   chlafstörungen sind eine verbreitete Folge von Stras-
    senlärm. Durch den Stress, den Lärm auslöst,
steigt zudem das Herzinfarkt-Risiko. Weniger
                                                                                                  Rückmeldungen aus den VCS-Sektionen zeigen
                                                                                                      nun: Vielerorts wurden nur Schallschutz-
                                                                                                         fenster eingebaut. Wer lüften oder bei
bekannt ist, dass sich die stete Geräuschku-                                                               offenem Fenster schlafen will, bleibt
lisse auch sehr negativ auf die Lernfähigkeit                                                                dem Lärm ausgesetzt.
der Schulkinder auswirkt.                                                                                       Der VCS lanciert jetzt eine Peti-
    Dies wäre eigentlich Grund genug, die                                                                    tion, die Bund und Kantone aufruft,
Lärmproblematik endlich ernst zu neh-                                                                        das Problem Strassenlärm endlich
men. Seit 30 Jahren kannten die Be-                                                                         gezielt anzugehen. 
hörden den Termin für die drin-
gend nötigen Lärmsanierungen
von Strassen. Fakt ist: Sie ha-                                                                                                       Unterschreiben Sie
ben ihren Auftrag auf allen                                                                                                     die Petition: online unter
Staatsebenen nicht erfüllt.                                                                                                         www.stopp-laerm.ch
    Wichtig ist, dass beim Lärmschutz die opti-
malen Massnahmen getroffen werden. Alle wesentli-
chen Akteure anerkennen die Priorität von Massnah-
men an der Quelle – zum Beispiel Temporeduktionen.                                          Unterschriftenbogen auf der letzten Seite dieses Magazins

                                                                                                                                                                  VCS MAGAZIN 1/18   15
Veranstalter: BikeDays.ch GmbH, Zürich
ZÜRICH 6.-8. APRIL 2018
    SCHIFFBAU |TURBINENPLATZ

                                              Eintritt frei | urbanbikefestival.ch | #urbanbikefestival

               Fr. 25.–
                                                 Pannenhilfe
                                                 für E-Bikes
                                                 Wir machen Sie mobil !

                                                 E-Bikes sind komplexer und schwerer
                                                 als konventionelle Velos und können
                                                 selbst bei einfachen Schäden ( wie z. B.
                                                 Reifen ) oft nicht selbständig vor Ort
                                                 repariert werden. Die E-Bike-Assistance
                                                 hilft Ihnen weiter.

                                                 Für Bestellungen und Informationen :
                                                 – per Telefon 031 328 58 11 oder
                                                 – via Internet www.verkehrsclub.ch/e-bike
                          © Julia Heiri/VCS
POLITIK

«Attraktion Velo für jede Schulstufe»
                  Von Yvonne Müller, Pro Velo Schweiz   Jugendliche gut auf den Verkehr vorbereiten und zum Velofahren moti-
                                                        vieren: Die Plattform Schule+Velo gibt auf ihrer Website einen Überblick
                                                        über attraktive Velo-Animationsprogramme und zeigt, welches Modul
                                                        sich auf welcher Schulstufe gut in den Schulalltag integrieren lässt.

A   uch an diesem Morgen im Januar ist Zoe
    auf dem Weg zur Schule mit dem Velo
unterwegs. «Ich nehme immer das Velo für
                                                           An Zoes Schule gibt es überdachte Velo-
                                                        parkplätze und die Schule organisiert Velo-
                                                        kurse. Dies ist eine günstige Voraussetzung,
                                                                                                                            öffentlichen Verkehrsmitteln oder durch so-
                                                                                                                            genannte Elterntaxis: Die Kinder werden mit
                                                                                                                            dem Auto zur Schule gefahren.
den Schulweg», sagt die 13-jährige Schülerin            dass Kinder und Jugendliche das Velo für den
aus Bern. «Ausser wenn es Glatteis hat oder             Schulweg benutzen, wie eine Studie aus dem                                   Veloanimation für jede Schulstufe
wenn Schnee liegt», fügt sie dann aber doch             Kanton Zürich zeigt: Die Velonutzung ist bei                        Am Ende der Schulzeit sollen Jugendliche
noch hinzu.                                             einer positiven Haltung der Schulleitung be-                        als vollwertige Verkehrsteilnehmende aus-
   Seit Zoe zehn Jahre alt ist, ermutigen sie           ziehungsweise der Schulpflege rund dreimal                          gebildet sein, dafür setzt sich die «Allianz
ihre Eltern, mit dem Velo in die Schule zu              höher als bei einer eher negativen Haltung.                         Schule+Velo» ein. Auf der Online-Plattform
fahren. Der Schulweg führt sie durch die In-                                                                                von Schule+Velo können Lehrpersonen für
nenstadt von Bern und somit auch entlang                      Velo wäre Verkehrsmittel erster Wahl                          jede Altersstufe praktische Angebote finden.
stark befahrener Strecken. «Es ist für uns              Die Studie aus Zürich hat ebenfalls aufge-                          Zum Beispiel Kinder im Alter bis zehn Jah-
wichtig, dass sie sich selber diesen Schulweg           zeigt, dass für rund die Hälfte der Kinder                          re üben mit dem animierten Geschicklich­
zutraut», sagt ihr Vater. Das Velofahren un-            das Velo das bevorzugte Verkehrsmittel für                          keitsparcours bikecontrol den Umgang mit
terstütze so ihre Selbstsicherheit, betont er.          den Schulweg wäre. Tatsächlich benutzen                             dem Velo. Die 10- bis 16-Jährigen themati-
                                                        aber nur rund 18 Prozent das Velo für den                           sieren mit bike2school während eines Mo-
     Mit dem eigenen Fahrplan unterwegs                 Schulweg. Für diese Diskrepanz gibt es ver-                         nats das Velo. Mittels eines Wettbewerbs
Für Zoe ist das Velo das beste Verkehrsmittel           schiedene Gründe, so zum Beispiel wenig ve-                         motiviert bike2school Schülerinnen und
für den Weg zur Schule: «Am Morgen wer-                 lofreundliche Regelungen oder Empfehlun-                            Schüler, während der Aktion so oft wie mög-
de ich beim Velofahren richtig wach. Die fri-           gen der Schulen und die Haltung der Eltern.                         lich mit dem Velo zur Schule zu fahren. Die
sche Luft tut gut und ich bin viel schneller als        Gesamtschweizerisch gesehen nimmt der                               Jugendlichen in der Sekundarstufe II kön-
mit dem ÖV», sagt sie. Am meisten schätzt               Veloanteil am Schulweg seit 1994 kontinu-                           nen mit dem animierten Angebot DEFI
Zoe, dass sie fahren kann, wann sie will, weil          ierlich ab. Ersetzt werden die abnehmenden                          VELO auf spielerische Weise die zahlrei-
sie keinem Fahrplan zu folgen braucht.                  Fuss- und Veloanteile durch mehr Wege mit                           chen Facetten des Velos entdecken. Parallel
                                                                                                                            dazu finden interessierte Lehrpersonen auf
                                                                                                                            Schule+Velo diverse Unterrichtsmaterialien
Schülerin übt das Velofahren auf dem Schulhausplatz
                                                                                                                            rund um die Themen Velo und Verkehrser-
                                                                                                                            ziehung, wie zum Beispiel Anleitungen für
                                                                                                                            die Planung eines Veloausflugs oder Sicher-
                                                                                                                            heitstipps über das Verhalten im Kreisel.

                                                                                                                                 Schule+Velo ist die Plattform für alle
                                                                                                                                 Veloangebote an Schulen in der Schweiz.
                                                                                                                                 Die Plattform wird von der «Allianz
                                                                                                                                 Schule+Velo» unter der Federführung von
                                                                                                                                 Pro Velo Schweiz und Swiss Cycling betrie-
                                                                                                                                 ben und von EnergieSchweiz unterstützt. In
                                                                                                                                 der Allianz haben sich 13 Programmanbie-
                                                                                                                                 ter, Verbände und private und öffentliche
                                                                                                                                 Organisationen zusammengeschlossen. Ihr
                                                                                                       © Pro Velo Schweiz

                                                                                                                                 gemeinsames Ziel ist, dass das Velo fester
                                                                                                                                 Bestandteil im Schulalltag wird.
                                                                                                                                 www.schule-velo.ch

                                                                                                                                                                   VCS MAGAZIN 1/18   17
© Fabian Lütolf

                  DOSSIER

                                  Für eine Welt mit mehr
                  18   VCS MAGAZIN 1/18
DOSSIER

        Liegt die Zukunft der Mobilität auf dem Rücken der Drahtesel?
        Vielleicht – aber dann gibt es noch sehr viel zu tun. Diese
        Mobilitätswende muss im Kopf beginnen. Bei jeder (Verkehrs-)
        Planung braucht es Menschen, die das Velo selbstverständlich
        einbeziehen.

Velos
                                                              VCS MAGAZIN 1/18   19
DOSSIER

                                         Das Velo in die Verfassung bringen
                                         Die Velo-Initiative will das Velofahren im ganzen Land stärken. Was heute schon für Fuss- und Wanderwege
                                         gilt, soll auch für Velowege möglich werden: Die Initiative bietet die Chance, ein durchgehendes Wegenetz zu
                                         schaffen. Von Dominique Eva Rast

                                                                                W     ahrscheinlich wird das Volk im
                                                                                      Jahr 2018 darüber abstimmen, ob
                                                                                die Veloförderung in der Schweiz einen
                                                                                                                               arbeitet. «Dieser schwächt die Initiative
                                                                                                                               mit einer Kann-Formulierung zwar lei-
                                                                                                                               der ab», erklärt Evi Allemann, Vizeprä-
                                                                                Schritt vorankommt. Die Velo-Initia-           sidentin des Trägervereins. «Doch die
                                                                                tive fordert, dass Veloförderung in der        Landesregierung anerkennt mit diesem
                                                                                Verfassung verankert wird. Ziel ist, den       Schritt, dass das Velo als kosteneffizi-
                                                                                Artikel 88 der Bundesverfassung zu er-         entes, gesundheitsförderndes und um-
                                                                                gänzen. Aktuell geht es darin um die           weltfreundliches Fahrzeug viel für die
                                                                                «Förderung des Wanderns und Zu-Fuss-           Allgemeinheit leisten kann.» Der Stän-
                                                                                Gehens». Neu soll auch Velofahren er-          derat hat diesen Gegenentwurf Ende No-
                                                                                wähnt werden. Mit der Initiative erhält        vember 2017 angenommen. Als Nächstes
                                                                                der Bund die Kompetenz, Rahmenbe-              wird der Nationalrat Initiative und Ge-
                                                                                dingungen zur Veloförderung zu defi-           genentwurf beraten. Der Trägerverein
                                                                                nieren und Kantone und Gemeinden bei           Velo-Initiative wird das Ende der par-
                                                                                der Umsetzung zu unterstützen.                 lamentarischen Beratungen abwarten,
                                                                                   Der Bundesrat hat einen direkten Ge-        bevor ein Entscheid über einen Rückzug
        © Trägerverein Velo-Initiative

                                                                                genvorschlag zur Velo-Initiative ausge-        der Initiative gefällt wird. In jedem Fall
                                                                                                                               werden Volk und Stände das letzte Wort
                                                                                                                               haben. 
                                                                            Selbstverständlich mit dem Velo: Am 1. März 2016
                                                                            wurde die Velo-Initiative eingereicht.             www.velo-initiative.ch

     Jedem sein Rad

     Kommt der Frühling, steigt die Lust, sich
     in den Velosattel zu schwingen. Manche
     waren tapfer und sind den ganzen Winter,
     trotz Regen und Schnee, mit dem Velo zur
     Arbeit oder zum Einkaufen gefahren. Ande-
     re verräumen das Velo beim ersten Schnee
     und steigen ins Tram oder in den warmen
     Bus. Die Schweiz hat in Sachen Veloförde-
     rung noch einiges zu tun, angefangen bei
     einer Infrastruktur, die sicher ist und Lust
     macht, aufs Auto zu verzichten.
     Der VCS setzt sich genau dafür ein und
     plädiert etwa dafür, den Strassenraum so
     aufzuteilen, dass auch Velos ihren Platz
     finden. Dies kommt allen zugute, nämlich
                                                                    Der schnelle E-Bike-Alltag: Ein E-Bike mit
     auch den Autofahrenden. Denn wenn mehr
                                                                    gelber Nummer verkürzt die Zeit des Arbeits-
     Menschen aufs Velo umsteigen, gibt es
                                                                    weges. Ideal ist, wenn es beim Arbeitsplatz
     weniger Autos und dadurch weniger Stau.
                                                                    genügend geschützte Abstellplätze und Lade-
                                                                    stationen hat.

20    VCS MAGAZIN 1/18
DOSSIER

    Ein Schlaraffenland für Velos

                                                                                                         © Fotolia/zoomingfoto1712
    Eine wirklich velogerechte Welt: Wie stellen wir uns diese vor? Wir haben
    uns umgehört und bauen Luftschlösser, für Menschen und Fahrräder.
    Von Dominique Eva Rast

    L   etztes Jahr hat das Velo seinen 200. Ge-
        burtstag gefeiert. Der VCS hat einen
    Ideenwettbewerb lanciert. Erreicht ha-
                                                      Stöcke: Das möchte man gern auf dem
                                                      Velo transportieren, mit einer einfachen
                                                      Befestigungsmöglichkeit.
    ben uns interessante Vorschläge, manche             Wie lassen sich Velo und öffentlicher
    sind bereits umgesetzt, andere sind Ge-           Verkehr kombinieren?
    dankenspielereien. Die Ideen lassen sich          Gewünscht sind mehr und bessere Velo-
    zusammenfassen:                                   abstellplätze sowie innerstädtische Ver-
      Wie wird man sichtbar?                          bindungen, die schnell und komforta-
    Jacken, Rucksäcke, Taschen, Velokörbe             bel sind.                                                                      Welche Wünsche haben Sie?
    sowie weitere Accessoires sollten reflek-
    tieren, und zwar so, dass sie ästhetisch                                 Gedankenspiele
    und elegant wirken.                               Und dann bleibt Platz zum Träumen:               terwegs wären? Gewisse Studien sagen,
      Wie fährt man sicher und komfor-                  Was würde passieren, wenn es in der            dass Lärm die Gesundheit und die Ent-
    tabel?                                            ganzen Schweiz Velospuren gäbe?                  wicklung von Kindern massiv schädigt.
    Der Zweiradverkehr wird politisch nicht             Wie würden die Menschen auf Fahr-                Auf bikeable.ch können Velofahrerin-
    (genügend) ernst genommen. Misch-                 radbrücken reagieren?                            nen und Velofahrer auf gefährliche Stel-
    flächen, welche sich Fussgänger, Velo,              Wäre unsere Luft nicht viel sauberer,          len hinweisen. So werden Gemeinden
    E-Bike teilen, haben keine Zukunft.               wenn jeder zwei Mal pro Woche das Velo           aufmerksam gemacht, wo bauliche Ver-
       Wie kann man Güter einfach trans-              statt das Auto nutzen würde?                     besserungen am dringendsten notwen-
    portieren?                                          Würden unsere Kinder besser schlafen,          dig sind. Wie wird es sein, wenn sie der-
    Aktenkoffer, Harassen, sogar Skis und             wenn statt Autos nur noch Fahrräder un-          einst alle umgesetzt sind?

                                                                                                 Mit dem Velo pendeln: E-Bikes mit genügend grosser Reichweite

                                                                                                                                                                                          © muellerluetolf.ch
                                                                                                 oder Velofahrerinnen und -fahrer mit Kondition legen auf gut aus-
                                                                                                 gebauten Velowegen gerne auch längere Strecken zurück.

Die Gewohnheitsfahren-
                                                                       Die Alltagsfahrenden: Wer ganzjährig Velo fährt, braucht
den: Fahrradfahren
                                                                          gut signalisierte und unterhaltene Velowege. Ein für den
eignet sich auch für
                                                                              Winter ausgerüstetes Velo, gepaart mit Routine und
Alltagswege im Quar-
                                                                                 viel Erfahrung im Verkehr, bringt Vielfahrer
tier oder den Trans-
                                                                                     sicher ans Ziel.
port der Kleinen in die
Kindertages­stätte. Gerade dabei spielt Sicherheit eine wichtige Rolle:
Kindersitze empfiehlt der VCS nur für kurze Strecken. Deutlich sicherer
sind Kinderanhänger fürs Velo.                                                                                                                                   VCS MAGAZIN 1/18   21
DOSSIER

                                                                                                                             Basel
                                                                                                                                                       Winterthur
                                                                                                                              1 Pilotstation
                                                                                                                                                   Zürich
                                                                                        La Chaux-de-Fonds            Biel/Bienne

                        Die bunte Welt
                                                                                              Le Locle                               Luzern
                                                                                                                      Bern
                                                                                                    Neuchâtel
                                                                                                            Les Lacs-Romont

                                                                                                                                                                     © Pro Velo/Atelier Müller Lütolf
                        der Leihvelos                                                           Yverdon-
                                                                                                les-Bains
                                                                                                              Fribourg    Thun

                                                                                           La Côte     Lausanne-Morges
                        In der Schweiz gibt es verschiedene Leihvelo-                                        Riviera
                        Systeme. Wir geben einen Überblick.
                        Von Dominique Eva Rast                                            Genève                                                 Locarno
                                                                                                                     Sion

                                                                                                                                                            Lugano

                        W      er rasch ein Velo braucht, findet ein
                               stetig wachsendes Angebot an Leih-
                        velos vor. Neben Systemen, die eigene Ab-
                                                                           PubliBike
                                                                        PostAuto, Rent a Bike und die SBB be-              Smide
                        stellplätze haben und diese bewirtschaf-        treiben grosse Stationen in Lausanne            Smide ist ein stationsloses E-Bike-Ver-
                        ten, versuchen auch Obike, smide und            und Sitten. Im Frühling 2018 eröffnen           leihsystem. Es ist seit April 2017 in Zü-
                        LimeBike in der Schweiz Fuss zu fassen.         auch Stationen in Zürich (2250 Velos)           rich verfügbar.
                        Diese Fahrräder kann man ausliehen und          und Bern (2400 Velos).                             Obike
                        irgendwo abstellen. Dies führt teilwei-           Velospot                                      Obike ist weltweit tätig. In der Schweiz
                        se zu Kritik, wenn eine Stadt zu wenige         Velospot hat minimale Stationsinfra-            sind die orangen Velos in Zürich und
                        Abstellflächen hat. Deshalb plädiert der        struktur. Grosse Stationen existieren in        Winterthur verfügbar. Obike hat keine
                        VCS dafür, dass sich alle Anbieter mit den      Biel und Genf.                                  Stationen, gesucht und ausgeliehen wer-
                        städtischen Behörden absprechen. Wenn              nextbike                                     den die Velos mit Hilfe einer App.
                        sich alle an die Spielregeln halten, verläuft   Seit 2009 betreibt nextbike einen Velo-            LimeBike
                        der Verleih in geregelten Bahnen.               selbstverleih in der Zentralschweiz. In         LimeBike ist seit Dezember 2017 mit 480
                                                                        Luzern gibt es einen flächendeckenden           limettengrünen Velos in Zürich vertre-
                                                 Sechs Systeme          Betrieb, dazu kommen weitere, kleinere          ten. Das System ist ebenfalls stationslos.
                        In der Schweiz sind derzeit sechs Velo-         Netze in anderen Zentralschweizer Ge-
                        selbstverleih-Systeme in Betrieb.               meinden.                                        www.bikesharing.ch/de/

                                                                             Es gibt noch viel zu tun: Ein zusammenhängendes,
                                                                             gut signalisiertes Netz an Velowegen abseits von stark
                                                                             befahrenen Strassen fehlt in der Schweiz. Das kann –
                                                                             zu Stosszeiten – rasch zu gefährlichen Situationen führen.

                                                                                                                              Sportlich unterwegs:
                                                                                                     Velofahren um des Velofahrens willen geniesst,
                                                                                                             wer mit einem Rennvelo unterwegs ist.

22   VCS MAGAZIN 1/18
DOSSIER

Schnell, sicher, bequem

                                                                                         © spuno/Fotolia
Wer den Veloverkehr fördern will, muss in Infrastruktur investieren:
Pläne dafür gibt’s in den Schweizer Städten. Papiere dazu existieren –
die Umsetzung hapert. Von Dominique Eva Rast

«M        asterplan Velo: Zürich lädt zum
          Velofahren ein»: Das Dokument
aus dem Jahr 2012 zeigt, was passieren
                                            dem Haus, meist bleibt nur der öffentli-
                                            che Raum. In den Städten existieren rund
                                            um den Bahnhof Veloparkhäuser. In Bern
müsste, damit sich bis 2025 die Anzahl      etwa reichen aber nicht einmal diese, um
der Velofahrten verdoppelt. Fünf Jah-       dem Heer der Drahtesel gerecht zu wer-
re sind seit der Niederschrift vergangen.   den. Und die Situation wird sich in den
Umgesetzt wird per nächsten Frühling        nächsten Jahren verschärfen, wenn der
immerhin ein städtisches Veloverleihsys-    Bahnhof umgebaut wird.
tem. In Sachen Infrastruktur bleibt noch
sehr viel zu tun, der Kampf um Radstrei-                      Bewusstsein schärfen                         So soll es sein: klar getrennte Spuren für Velos,
fen versus Parkplätze tobt ungehindert.     Den Arbeitsweg mit dem Velo zurück-                            Strassen und alle, die zu Fuss unterwegs sind.
                                            legen, das möchten viele. Dazu braucht
             Wohin mit dem Drahtesel?       es aber sichere, komfortable Wege. Feh-
Am Anfang und Ende jeder Fahrt braucht      lende Velostreifen, parkierte Autos, de-
es einen Abstellplatz fürs Velo. So ba-     ren Türen sich zum Veloweg hin öffnen
nal das klingt, so desaströs sieht es in    oder Mischflächen für Fussgängerin-
der Praxis aus: Eine Familie, die in ei-    nen und Radfahrer verunmöglichen die-
ner Mietwohnung lebt, will einen Velo-      sen Wunsch aber oft. Es braucht, darauf
anhänger und zwei Räder für Erwachse-       weist auch der «Masterplan» hin, bei je-
ne diebstahlsicher abstellen. Mit grossem   der (Siedlungs-)Planung das Bewusstsein
Glück hat sie einen gedeckten Platz vor     für Menschen, die Velofahren wollen.      www.stadt-zuerich.ch/velo

                                                                                                                                   Rücksichtsvoll unterwegs: Bikerin-
                                                                                                                                   nen und Biker geniessen die Natur.
                                                                                                                                   Respekt vor der Natur und Rück-
                                                                                                                                   sichtnahme auf alle anderen, die
                                                                                                                                   ebenfalls unterwegs sind, gehören
                                                                                                                                   selbstverständlich dazu.
                                                                                                                                                               VCS MAGAZIN 1/18   23
DOSSIER

                        Vorsicht beim Vortritt
                                                Von Dominique Eva Rast   Die Veloregeln bleiben 2018 gleich. Wer regelmässig Velo
                                                                         fährt, weiss: Besondere Aufmerksamkeit braucht es bei
                                                                         «Kein Vortritt», «Stopp», Linksabbiegen und Rotlicht.

                        R    und drei Millionen Velofahrende gibt
                             es in der Schweiz. Das Nebeneinan-
                        der von Motorisiert und Nichtmotori-
                                                                         oder zu spät bemerkt wurden. Umso wich-
                                                                         tiger ist die ungeteilte Aufmerksamkeit der
                                                                         Autofahrer. Dazu gehört, dass das Handy
                                                                                                                       Ampel auf Rot steht. In Basel fand dazu
                                                                                                                       ein Pilotversuch bei geeigneten Ampeln,
                                                                                                                       welche entsprechend signalisiert wur-
                        siert verläuft dabei nicht immer reibungs-       im Auto nicht benutzt wird. Den Velofah-      den, statt. Die Auswertungen zeigen: Die
                        los. Der dichte Verkehr erfordert grosse         renden rät Rytz: «Es ist wichtig, dass man    neue Signalisierung funktioniert. Ob die
                        Aufmerksamkeit. Da erstaunt es nicht,            auf sich aufmerksam macht!» Nötig ist das     Strassenverkehrsgesetzgebung angepasst
                        dass die Missachtung des Vortrittsrechts         nicht nur bei Nacht oder in der Dämme-        wird, ist zurzeit noch nicht klar. Bis Mit-
                        die häufigste Ursache für Kollisionen mit        rung. Über 80 Prozent der Kollisionen pas-    te 2018 wird das Bundesamt für Strassen
                        Velofahrerinnen und Velofahrern ist. Ge-         sieren nämlich bei Tag. Deshalb gilt: Klare   ASTRA einen entsprechenden Vorschlag
                        fragt sind gegenseitige Rücksichtnahme,          Handzeichen! Einen Helm oder ein Klei-        in die Vernehmlassung geben.
                        vorausschauendes Fahren, Kontrollblick           dungsstück in auffälliger Farbe tragen.
                        nach links und rechts und alles, was die         Der Sichtbarkeit dient auch, wenn man mit                           Komfort für Velos
                        Sichtbarkeit der Velofahrenden verbes-           ausreichend Sicherheitsabstand vom rech-      Ausgewertet wird aktuell auch der Pilot-
                        sern kann.                                       ten Rand fährt, statt dem rechten Stras-      versuch «Velostrassen». Die Velostrassen
                                                                         senrand entlangzuschleichen und in jede       sollen ihren Nutzerinnen und Nutzern
                                         Aufmerksamkeit nötig            Parklücke einzutauchen.                       in erster Linie als «Velo-Komfortrou-
                        Michael Rytz, Projektleiter Verkehrssicher-                                                    ten» in den Quartieren dienen und ein
                        heit beim VCS, erklärt, dass es oft zu Kol-                            Rechts trotz Rot?       sicheres und möglichst unterbruchsfrei-
                        lisionen mit Radfahrenden kommt, weil            Viele Velofahrerinnen und Velofahrer          es Vorankommen ermöglichen. Neben
                        diese von Fahrzeuglenkenden übersehen            biegen auch mal nach rechts ab, wenn die      der Stadt Bern beteiligen sich die Städte

                  Ausflüge: Ideal, wenn es entlang der
                  Strecke genügend einladende Plätze
                  für einen Zwischenhalt gibt. Für ein
                  gemütliches Picknick im Grünen eignen
                  sich Veloanhänger. Darin lässt sich der
                  Grill, Kinderspielsachen und vieles
                  mehr verstauen.
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