Produkte für den Weltmarkt - ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE Titelthema: Made in Schleswig-Holstein - IHK Schleswig-Holstein
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01/2018 · Januar Ausgabe Flensburg · 72324 ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE Produkte für den Weltmarkt � Titelthema: Made in Schleswig-Holstein � Wirtschaft im Gespräch: Daniel Karasek, Theater Kiel � Recht und Steuern: Datenschutzgrundverordnung
O b Kongress, Event, Meeting oder Seminar, Weihnachtsfeier oder Bankett – das Tagungshotel Grand La Strada in Kassel bietet Großes! O zentral in Deutschland – bestens erreichbar O 10 Minuten zum ICE-Bahnhof Kassel Wilhelmshöhe O 5 Minuten zur Autobahn und Stadtmitte O 850 Parkplätze O zentrale und ruhige Lage nahe dem „Staatspark Karlsaue“ O schickes Ambiente E ines der größten privat geführten Tagungshotels ist zugleich Kassels vielseitigste Hotelwelt: O 1.000 Betten in 484 modernen Zimmern, Suiten und Appartements (komplett renoviert in 2017) O 40 Tagungsräume O Exklusiver Kongress- und Event-Saal „Palazzo“ für bis zu 1.000 Personen mit neun Metern Deckenhöhe, geschwungenen Galerien und imposanten Freitreppen rechts und links der Bühne O vier Restaurants und Bars O täglich Livemusik in der Lobby O Wellness-Spa mit Sauna, Pool und Fitness O Bowlingcenter mit vier Bahnen und eigener Bowling-Bar Wir freuen uns auf Sie! Ihr Team vom Grand La Strada Raiffeisenstr. 10 . 34121 Kassel . Tel.: 05 61 / 2 09 00 . E-Mail: info@lastrada.de . www.lastrada.de
Mein Standpunkt �� Liebe Kolleginnen und Kollegen, A nfang 2017 standen wir vor der Frage, wer zukünftig die politische Führung in Bund und Land haben wird. Ende Juni stand die Landesregierung in neuer Kons- tellation: schwarz-grün-gelb. Das Jamaika-Bündnis hat einen Koalitionsvertrag vorgelegt, der eine neue Handschrift und ein gemeinsames Ziel erkennen lässt. Die IHK Schleswig-Holstein hatte Wahlkampf und Regierungsbildung so intensiv begleitet wie nie zuvor. Ein mit den Unternehmen entwickelter Forde- rungskatalog benennt die wichtigsten wirtschaftspolitischen Themenfelder und präzisiert die Erwartungen und Anforde- rungen, denen die Regierung aus Sicht der Wirtschaft gerecht werden sollte. Seit der Vorlage des Koalitionsvertrags dient unser Forde- rungskatalog als Richtschnur, mit der die IHK Schleswig-Hol- stein die politische Arbeit im Verlaufe der Legislaturperiode bewerten wird. Eine erste Einschätzung haben die Vollver- sammlungen der drei IHKs im Juli gemeinsam verabschiedet. Auf dieser Basis wird die IHK Schleswig-Holstein regelmäßig und öffentlichkeitswirksam politische Entscheidungen und deren Anwendung, die dem Wohl des Landes und seiner wirt- schaftlichen Entwicklung gerecht werden, einfordern. Schwieriger gestaltete sich die Regierungsbildung auf Bun- desebene. Dort ist die Botschaft der Wirtschaft offenbar nicht angekommen: Die Wirtschaft ist auf verlässliche Rahmen- bedingungen angewiesen. Unter parteitaktischen Manövern dürfen Unternehmen, Gesellschaft und das ganze Land nicht Foto: Olaf Malzahn leiden. Gut, dass die Gerichte unabhängig von Legislaturperioden arbeiten und wichtige Entscheidungen treffen. Das Bundes- verfassungsgericht hatte darüber zu entscheiden, ob unser Grundgesetz die gesetzliche Mitgliedschaft jedes Gewerbetrei- benden in einer IHK abdeckt oder nicht. Die Antwort der Ju- findung in der IHK im Austausch mit Ihnen, unseren Mit- risten ist erneut ein „Ja ohne Wenn und Aber“. Für uns ist die gliedern, erfolgen. Verbunden mit der wirtschaftspolitischen Begründung dabei Legitimation und Verpflichtung zugleich. Kompetenz der IHK-Organisation und ihrer Erfahrung im Die Begründung lautet: Nur wenn alle Gewerbetreiben- Umgang mit Politik und Verwaltung ist dieses Zusammenwir- den Mitglieder sind, kann die IHK ein Gesamtinteresse der ken ein wesentlicher Baustein einer ausgewogenen Politikbe- Wirtschaft in der Region ermitteln, um ihre Kernaufgabe der ratung und Interessenvertretung, die uns der Gesetzgeber ins Beratung von Politik und Verwaltung zu erfüllen. Dabei hat Stammbuch geschrieben hat. die IHK auch Minderheitenmeinungen zu berücksichtigen. Sehr geehrte Unternehmerinnen und Unternehmer, die Diesen Auftrag nehmen wir in Zeiten immer aggressiver ver- Wirtschaft im Norden hat sich unbeeindruckt gezeigt von den tretener Partial- oder gar Einzelinteressen sehr ernst. Koalitionsverhandlungen in Berlin. Trotz der Hängepartie Erfolgreich ausfüllen kann die IHK-Organisation diesen sind die Unternehmen gut aufgestellt. Ich wünsche Ihnen, dass Auftrag nur mit der Unterstützung möglichst vieler ihrer es auch im Jahr 2018 so bleibt. �� Mitglieder, der Unternehmerinnen und Unternehmer unse- res Landes – also mit Ihrer Hilfe. Wir benötigen Ihren Input Mit den besten Wünschen für das neue Jahr aus Ihrem unternehmerischen Alltag. Je mehr und je präziser, desto besser. Dadurch erfahren wir, welche Probleme Sie kon- Ihre kret umtreiben und akut belasten, wie Sie mit ihnen umge- hen, wie Sie aus Herausforderungen neue Chancen machen und letztlich doch am Markt erfolgreich sind. Ihr Input stärkt und verbreitert unsere Entscheidungsgrundlagen. Zugleich ist Friederike C. Kühn er ein Beleg dafür, dass Meinungsbildung und Entscheidungs- Präsidentin der IHK Schleswig-Holstein 01/18 1
�� Wirtschaft im Bild Sicherheit mit Innovationen Die Herose GmbH Arma- turen und Metalle in Bad Oldesloe sorgt weltweit für Sicherheit im Umgang mit technischen Gasen, Dämpfen und Flüssigkeiten. Eine moderne Fertigung mit zertifi- ziertem Qualitätsmanagement und mehr als 140 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung sowie im Vertrieb von Armaturen machen das Unternehmen zu einem weltweit führenden Hersteller und Lieferanten für Armaturen und Sicherheitsventile. Zum Einsatz kom- men die Produkte etwa in der Tieftemperaturtechnik, bei Small-Scale-LNG-Anwendungen, in allgemeinen industriellen Anwendungen oder bei ölgekühlten Trans- formatoren. �� Foto: Herose GmbH 2 01/18
Themen der Wirtschaft �� ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE Mein Standpunkt 1 Wirtschaft im Bild 2 Neues im Norden Zitat des Monats 4 Köpfe der Wirtschaft 5 Foto: Gisma Steckverbinder GmbH Titelthema – Made in Schleswig-Holstein Produkte aus dem Norden: Innovationen für den Weltmarkt 6 Erfindungen aus Schleswig-Holstein: von Fax bis Echolot 10 Design-Initiative Nord e. V.: vom Kunden her denken 11 Ernährungswirtschaft: Schleswig-Holstein tischt auf 12 Produktvielfalt: erfolgreich in der Nische Wirtschaft im Gespräch 14 �6 Daniel Karasek, Generalintendant des Theaters Kiel 16 Unternehmen und Märkte Made in Schleswig-Holstein Zwergenwiese: wo Bio gelebt wird 18 Justizvollzugsanstalten: Produzieren hinter Gittern 20 Titelthema Das produzierende Gewerbe in Schleswig-Holstein ist in Bewegung: Starke Industriebranchen trumpfen mit Weltmarktführern und Aus dem IHK-Bezirk hohen Exporten auf, während wichtige Zukunftsbranchen stetig wachsen. Regionalteile Flensburg, Kiel und Lübeck 21 Lesen Sie im Titelthema unter anderem über bekannte Marktführer der IHK Schleswig-Holstein Ernährungswirtschaft, den Trend zur Regionalität, das Partnerprogramm Landesbestenehrung 2017: „Der echte Norden“, die Design-Initiative Nord und berühmte Erfindungen furioser Start ins Berufsleben 38 aus Schleswig-Holstein. �� Standort Schleswig-Holstein Fördermittel für Fehmarnbelt: Daniel Karasek, den Flaschenhals beseitigen 40 Maritime Konjunktur: Theater Kiel Hafenwirtschaft deutlich optimistischer 41 �� Impulse und Finanzen Wirtschaft im Gespräch Heute gibt Handelsstudie 2017: digitale Chancen für den Handel 42 es einen starken Schulterschluss zwi- schen Kunst und Wirtschaft, sagt Da- �� Zukunft mit Bildung niel Karasek. Seit 2006 ist der Sohn Studiengang Industrial Engineering: des Literaturkritikers Hellmuth Ka- Masterstudium für künftige Manager 44 rasek Generalintendant des Theaters Foto: Pepe Lange Ausbildung in Teilzeit: morgens Krawatte, abends Trikot 45 Kiel. Mit der Wirtschaft sprach er �� Technik und Trends Neues ElektroG: Pflichten zur Registrierung Breitbandausbau: Neues Bündnis macht Tempo 46 48 � 16 über die Rolle des Kaufmanns auf der Bühne sowie sein Erfolgsrezept für ein wirtschaftlich erfolgreiches Theater. �� Globale Märkte Neuer Zertifikatslehrgang: Neue Regeln Know-how für das Auslandsgeschäft �� Recht und Steuern Datenschutzgrundverordnung: 49 beim Datenschutz � 50 neue Regeln beim Datenschutz 50 Recht und Steuern Die neue Da- tenschutzgrundverordnung (DS- Veranstaltungen der IHK 52 GVO) stellt ab Mai 2018 neue An- Die IHK gratuliert 53 forderungen an Betriebe und er- fordert einen nicht unerheblichen Foto: iStock.com/D3Damon Treffpunkt Wirtschaft Umstellungsaufwand. Unterneh- mit Rätsel der Wirtschaft 54 mer sind dann noch mehr in der Pflicht, die Datenschutzvorschrif- Hart am Wind ten laufend einzuhalten und dies Grünner & Baas, Kolumne 56 zu dokumentieren. Ein Überblick Titelbild: Tablettenpresse der Firma Fette (Foto: LMT Group) über die wichtigsten Regeln. 01/18 3
Die Besten aus Schleswig- Holstein: Claudia Zagarus, Janina Clausen, Moderatorin Barbara Schöneberger, Jana Cristin Rohr, Heike Kummer, Vorsitzende des DIHK- Bildungsausschusses, Kevin Lindström, DIHK- Präsident Eric Schweitzer Foto: DIHK/Schicke/Ebner und Ruth Pieperhoff (von links) ter und Sinfonieorchester Bundesbestenehrung 2017 diesem Erfolg gratulieren wir herzlich und GmbH, Harrislee wünschen den jungen Fachkräften eine • Jana Cristin Rohr, Personaldienstleis- Fünf Top-Azubis erfolgreiche Fortsetzung ihrer perfekt ge- starteten Berufskarriere. Als Vorbilder be- tungskauffrau, Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR, Kiel aus dem Norden legen sie eindrucksvoll, welche attraktiven • Claudia Zagarus, Buchhändlerin, Buch- Chancen eine duale Berufsausbildung mit handlung Wilhelm Gosch, Inhaber Sie gehören zu den besten Azubis ihren Aufstiegsperspektiven durch höhere Martin Gosch, Kappeln Deutschlands des Prüfungsjahrgangs Berufsbildung bietet.“ Die norddeutschen Etwa 1.000 Gäste nahmen an der Preis- 2017: Gleich fünf ehemalige Lehrlinge aus Bundesbesten sind: verleihung teil – neben den Eltern Ver- Schleswig-Holstein sind im Dezember • Janina Clausen, Hauswirtschafterin, treter der Ausbildungsbetriebe, Berufs- in Berlin von Dr. Eric Schweitzer, Präsi- Seniorenheim Eiderstedt GmbH, Teten- schullehrer, Bundestagsabgeordnete sowie dent des Deutschen Industrie- und Han- büll Präsidenten und Hauptgeschäftsführer der delskammertages, sowie EU-Kommissar • Kevin Lindström, Fachkraft für Lagerlo- IHKs. Entertainerin Barbara Schöneberger Günther Oettinger ausgezeichnet worden. gistik, Montblanc-Simplo GmbH, Eller- führte durch die Veranstaltung. red �� Friederike C. Kühn, Präsidentin der IHK bek Schleswig-Holstein, freute sich mit den • Ruth Pieperhoff, Bühnenmalerin und Alle Infos unter Prüfungsbesten und ihren Betrieben und -plastikerin, Fachrichtung Malerei, www.bit.ly/beste-2017 würdigte die exzellenten Leistungen: „Zu Schleswig-Holsteinisches Landesthea- Regionalkonferenz der Metropolregion nahmen in Neumünster teil. Smart City, Smart Region, digitale Städte – hinter diesen Schlagworten steht ein Begriff: Vernet- Digitales Land – digitale Stadt zung. Entfernungen zwischen Land und Stadt verringern sich durch digitale Zusammenarbeit und der Lebensraum wird so- mit attraktiver. Besonders groß sind die Herausforderungen im D ie Regionalkonferenz der Metropolregion Hamburg Ländlichen: Nur mit schnellem Internet lassen sich Fachkräfte Ende November stand unter dem Motto „Digitales hier nieder. Gleichzeitig ergeben sich enorme Chancen: Nicht Land – digitale Stadt – zusammen den Weg gestalten“. jedes Krankenhaus muss künftig jeden Spezialisten bereithal- Mehr als 300 Fachleute aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ten. Experten sitzen Kilometer entfernt und bewerten die Daten. Wandel gestalten Auch in Städten ergibt sich ein großes Po- tenzial: So arbeiten Mobilitätsunternehmen daran, neue An- Zitat des Monats gebote wie den „Shuttle-on-Demand-Service“ zu entwickeln. Schleswig-Holsteins Digitalisierungsminister Dr. Robert Ha- beck sagte: „Die Digitalisierung ist mehr als eine technische „Gründerteams haben Parallelen zu einer Band. Aufgabe. Sie durchdringt alle Bereiche: Arbeit, Gesundheit Man nutzt unterschiedliche Instrumente, hat aber und Energie. Das betrifft die Lebenswirklichkeit der Men- ein gemeinsames Verständnis davon, wie es im schen unmittelbar. Unser Job ist, diesen Wandel politisch zu gestalten.“ red �� Zusammenspiel klingen soll.“ Christian Henschel, CEO der adjust GmbH, im Onlinemagazin „t3n“ Mehr unter: www.bit.ly/mrh-konferenz 4 01/18
Neues im Norden �� Delegiertentag und interschau 2018 Köpfe der Wirtschaft Schausteller zu Gast in Neumünster In der Cima Beratung + Management GmbH in Lübeck ist der Geschäftsführer Mario S. Mensing V om 27. bis 30. Januar wird Neumünster zum Treffpunkt im Herbst 2017 nach 20 Jahren aus der operativen der Schausteller. Die Vorbereitungen für den 69. Dele- Ebene in eine beratende Tätigkeit gewechselt. Der giertentag laufen bereits auf Hochtouren. Die Schau- fortan alleinige Geschäftsführer Roland Wölfel wird stellerverbände Schleswig-Holstein e. V. und Westküste e. V. künftig unterstützt von einem Geschäftsleitungs- stellen begleitend ein vielfältiges Rahmenprogramm zusam- kreis aus regionalen Standortleitern und Partnern. men. Dabei bietet der Veranstaltungsort in den Holstenhallen Mensing prägte als Vordenker, City-Manager und Pionier lange Jah- Neumünster beste Rahmenbedingungen für den kommenden re die Beratungsgesellschaft für Einzelhandels- und Standortent- Delegiertentag und die interschau 2018. wicklung. Zukunft des Gewerbes Der Delegiertentag ist der zentrale Christian Scharrer hat für das Gourmet-Restau- Schaustellerkongress in Deutschland. In den Fachgruppensit- rant Courtier des Weissenhaus Grand Village Resort zungen, Arbeitskreisen und Ausschüssen sowie in einem gro- & Spa in Wangels im Kreis Ostholstein den zweiten ßen Schaustellerplenum werden die Delegierten in Neumüns- Michelin-Stern geholt. Das geht aus dem kürzlich ter verbandspolitische Themen diskutieren und die Weichen veröffentlichten Guide Michelin 2018 hervor. Schar- für die berufliche Zukunft des Schaustellergewerbes und der rer ist bereits seit zwei Jahren Küchenchef in dem Fotos: Oliver Lassen, Cima Volksfeste in Deutschland stellen. red �� Restaurant. Der gebürtige Badener perfektionierte sein Handwerk zuvor bei Harald Wohlfahrt in der Schwarzwaldstube und im Schlosshotel Bühlerhöhe. Für das Buddenbrooks in Trave- Mehr unter münde erkochte Scharrer mehrere Jahre in Folge einen Michelin- www.delegiertentag-sh.de Stern. �� Anzeige Mikrokredit vom Bund – ab sofort wieder im Norden Kapital für Firmen und Selbständige Mein Mikrokredit – die unbürokratische Finanzierung für kleinere Unternehmen Die Bundesministerien setzen die sehr erfolgreiche Zusammenar- beit mit dem führenden Mikrokreditanbieter in Norddeutschland, der Mikrokredit Schleswig-Holstein GmbH fort. Die schnelle un- bürokratische Kreditvergabe hat sich inzwischen als sichere Fi- nanzierungsalternative etabliert. Dazu der geschäftsführende Ge- sellschafter Philipp Eitel: „Viele Unternehmer scheitern bei den konventionellen Bankinstituten am zu geringen Kreditvolumen oder den fehlenden Sicherheiten. Neben Existenzgründern können gerade auch Unternehmen, die schon länger am Markt etabliert sind, Kredite erhalten, um ihren Finanzbedarf zu decken“. Das vom Bund akkreditierte Mikrofinanzinstitut vergibt Darlehen von 1.000 bis zu 20.000 Euro. Ca. 1.250 gewährte Kredite allein in Schleswig- Holstein machen deutlich, dass der Bedarf an unbürokratischer Finanzierung überwältigend groß ist. Besonders Handwerker und Dienstleistungsbetriebe stehen bei der Aktion „Mein Mikrokredit“ im Mittelpunkt. Aber keine Branche und Personengruppe ist aus- geschlossen. Der Zinssatz liegt für Laufzeiten bis zu 48 Monaten einheitlich bei 7,9 %. Die Kreditentscheidung erfolgt innerhalb von 48 Stunden. Weitere Informationen unter www.mikrokredit-sh.de oder Telefon 0451 5859-222. 01/18 5
�� Titelthema Made in Schleswig-Holstein Fotos: Günter Andersen Shopper Manufaktur, Gisma Steckverbinder GmbH Ein Gisma-Mitarbeiter zieht die Schrauben eines Steckers von ei- nem hydraulischen Hammer fest. Innovationen für den Weltmarkt Produkte aus dem Norden Das produzierende Gewerbe in Schleswig-Holstein ist in Bewegung: Starke Industriebranchen trumpfen mit Weltmarktführern und hohen Exporten auf, während wichtige Zukunftsbranchen stetig wachsen. Wie vielfältig der Wirtschaftsmotor Schleswig-Holsteins ist, zeigen drei Unternehmen mit ganz unterschiedlichen Geschichten. D ie Industrie in Schleswig-Hol- frischen Zahlen verkündet. Der Umsatz „Der Wirtschaftsstandort Schleswig- stein wächst: Diese frohe Bot- der größeren Industriebetriebe im Land Holstein verfügt über starke Branchen schaft hat das Statistikamt Nord ist in den ersten drei Quartalen 2017 wie Ernährungswirtschaft, Maschinen- erst kürzlich im November 2017 mit im Vergleich zu 2016 um neun Prozent bau, chemische und pharmazeutische auf 25,2 Milliarden Euro gestiegen. Eine Industrie, maritime Wirtschaft, Ener- Exportquote von 41 Prozent und Aus- giewirtschaft sowie Medizintechnik. landsumsätze von 10,3 Milliarden Euro Mit seinen gut ausgebildeten und mo- (plus vier Prozent) zeigen, wie gefragt tivierten Fachkräften und seiner Hoch- die Produkte aus dem echten Norden schul- und Forschungslandschaft bietet weltweit sind. Auch wenn der hiesigen der Standort hervorragende Rahmenbe- Industrie im Vergleich zur restlichen dingungen.“ Doch wer steht eigentlich Republik eine geringere Bedeutung zu- hinter den Zahlen? Ganze 98 Prozent kommt, sorgen ein starker Mix aus he- der schleswig-holsteinischen Industrie rausragenden Zukunftsbranchen und gehören dem Mittelstand an. leistungsstarken Basisbranchen sowie Ein international agierender Mittel- 107.100 Beschäftigte für gute Wachs- ständler ist die Gisma Steckverbinder tumsperspektiven. GmbH aus Neumünster. Das Unter- „Unsere Industriebetriebe schaffen nehmen gehört innerhalb der heteroge- und sichern Arbeitsplätze, sie sorgen für nen maritimen Wirtschaft zum zweit- Wertschöpfung und Wirtschaftswachs- stärksten Bereich der Meerestechnik/ tum, und sie stehen für Stabilität und Schiffbauzulieferer – hinter der Schiff- Innovation“, sagt Dr. Martin Kruse, Fe- fahrt und gefolgt vom Schiffbau. Der Geschäftsführer Sven Andersen mit einem Unus derführer der IHK Schleswig-Holstein Weltmarktführer produziert in dieser Shopper Hava für Industrie, Umwelt und Rohstoffe. Zukunftsbranche gleich für vier Markt- 6 01/18
Titelthema Made in Schleswig-Holstein �� Wirtschaftliche Schwerpunkte in Schleswig-Holstein Die Karte zeigt die wirtschaftli- chen Schwerpunkte in Schleswig- Sylt Holstein. Sie ist dem Strategiepapier „Schleswig-Holstein 2030“ entnom- men, mit dem die IHK Schleswig- 5 Holstein im Jahr 2012 die Initiative Flensburg ergriffen hat, um Impulse für eine po- sitive Zukunft des Landes zu setzen. Dabei wurden vier Zukunftsbranchen 7 identifiziert: Tourismus, Gesundheits- Damp wirtschaft, maritime Wirtschaft und Kiel erneuerbare Energien. Altenholz Vor allem in den großen Städten und in der Metropolregion Hamburg Rendsburg 210 haben sich produzierendes Gewer- Helgoland Heide 215 404 be, technologieorientierte Unterneh- Plön Büsum 23 men und damit verbundene Dienst- 1 leistungen angesiedelt. In den Küs- Neumünster 21 tenregionen ist der Tourismus stark Itzehoe Bad Segeberg und auch die Gesundheitswirtschaft. Bad Bramstedt Lübeck 5 An der Westküste findet sich zudem Brunsbüttel 7 eine starke Ballung im Bereich der Borstel 20 20 erneuerbaren Energien – mit einem Zukunftsbranchen: Elmshorn Pinneberg besonderen Fokus auf Windkraft. erneuerbare Im Wettbewerb der Regionen Energien Logistik 26 Wedel 404 muss Schleswig-Holstein seine Stär- Gesundheits Handel ken weiter ausbauen, seine wirt- wirtschaft (Schwerpunkte) 24 schaftliche Basis ertüchtigen und 25 maritime Hochschul und Geesthacht zudem die Zusammenarbeit mit den Wirtschaft Forschungsstandorte 5 Nachbarn vorantreiben. Schleswig- 1 Basisbranchen: Holstein kommt dabei aufgrund sei- Tourismus– wirtschaft Maschinenbau, Elektro , Energie und Umwelttechnik, chemische Industrie und Ernährungswirtschaft ner Scharnierfunktion zwischen den Metropolen Skandinaviens und der Metropolregion Hamburg eine zen Quelle: IHK Schleswig-Holstein, Strategiepapier „Schleswig-Holstein 2030“ Grafik: 4=1 Gesellschaft zur Entwicklung von Multimedia-Software mbH trale Rolle zu. �� Ist Ihr Netzwerk für die EU-DSGVO gewappnet? Wir unterstützen Sie: tenzing - Dr. Müller & Partner GmbH IT-Solutions Hutmacherring 6 | 23556 Lübeck | Tel. 0451 873000 | kontakt@tenzing.de | www.tenzing.de Besuchen Sie uns auch auf der IT for Business am 07.02.18 in den Media Docks Ihr Partner für 01/18 7 Ab 25. Mai 2018 gilt die EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO).
�� Titelthema Made in Schleswig-Holstein segmente Steckverbindungen, die unter ein partnerschaftlicher Umgang mit den Höchste Exportquote Konsequent auf Wasser etwa wichtige Daten- und Leis- Kunden, betont Frerck. „Zudem setzen den Weltmarkt ausgerichtet hat sich tungsübertragungen ermöglichen. Un- wir auf eine Doppelstrategie: Neben der Maschinenbau. Mit der höchsten ter den Segmenten erneuerbare Ener- standardisierten Steckern fertigen wir Exportquote, den zweitgrößten Um- gien, Industrietechnik und U-Boote auch individuelle Lösungen an, um neue satzzahlen nach der Ernährungswirt- seien die Steckverbinder für die Öl- und Anforderungsprofile zu erfüllen. Dafür schaft und als Treiber von Innovationen Gasförderung das innovationsstärkste, haben wir unter unseren 68 Mitarbei- und Forschung gilt der Maschinenbau sagt Managing Director Tobias Frerck. tern elf Ingenieure, die alle Lösungen als Leitbranche der Gesamtwirtschaft. „Das sind Steckverbindungen für Kon- selbst entwerfen“, sagt Frerck. Mit einer Exportquote von 91 Prozent trolleinheiten, die bei der autonomen übertrifft die Fette Compacting GmbH Ölförderung zur Anwendung kommen.“ Funktionalität Für „Made in Schles- (LMT Group) die Branchenquote von Die verschiedenen Einsatzgebiete stellen wig-Holstein“ par excellence steht die 63,7 Prozent. Der weltweit führende laut Frerck höchste Anforderungen an Günter Andersen Shopper Manufaktur Anbieter von integrierten Lösungen die Stecker. Ölgefüllte und druckausge- in Satrup im Kreis Schleswig-Flensburg. für die industrielle Tablettenherstellung Das Familienunternehmen produziert in Schwarzenbek im Kreis produziert seit 1959 Einkaufs- Herzogtum Lauenburg Tablettenpres- roller und ist damit in Deutsch- sen und Kapselfüllmaschinen. Weltweit land und vielen europäischen werde in etwa jede zweite Tablette auf Ländern Marktführer. „Mein Pressen der Fette Compacting GmbH Vater hat damals die ersten nach GMP-Anforderungen produziert, Shopper noch im Pferdestall sagt Olaf J. Müller, Vorsitzender der Ge- hergestellt – wir waren der ers- schäftsführung der LMT Group. Ein Al- te Hersteller in Deutschland“, leinstellungsmerkmal sei im Weltmarkt sagt Geschäftsführer Sven An- auch das Servicenetz: „Wir betreiben als dersen. Rund 200.000 Shopper einziger Hersteller ein globales Netz- verkaufe der Betrieb jährlich, werk mit fünf voll ausgerüsteten und der Exportanteil digital vernetzten Compe- liegt laut Ander- Konsequent auf tence Centern mit mehr sen bei 35 Prozent. den Weltmarkt als 100 Service- und An- Inzwischen sei die ausgerichtet wendungstechnikern“. Eine Stückzahl etwas zentrale Herausforderung rückläufig, dafür hat sich der im Export sei, die weltweit habe der Mittel- Maschinenbau. uneinheitlichen Regeln im ständler durch Auge zu behalten: „Die An- neue Features und Techniken forderungen an den Bedienerschutz ba- Wertigkeit und Umsatz stei- sieren in aller Regel auf lokalen Normen. gern können. „Es gibt weltweit Hier orientieren sich viele asiatische sicherlich kein anderes Unter- Länder an europäischen Normen – die nehmen, das sich so intensiv Staaten Nordamerikas hingegen fordern mit diesem Produkt beschäftigt zum Teil Konstruktionen, die mit der in wie wir“, so Andersen. Neben Europa angebotenen Technik komplett Funktionalität sei vor allem inkompatibel sind.“ Auch der hohe For- der Service entscheidend. Das schungsgrad der Branche spiegelt sich Foto: LMT Group Prädikat „Made in Germany“ bei Fette Compacting wider. So seien spiele bei Händlern durchaus Investitionen in die Kompetenzen der eine große Rolle. Dass die sich Mitarbeiter ein wesentlicher Teil der Zu- wandelnde Altersstruktur in kunftsstrategie. Inzwischen verfüge die Mitarbeiter der Fette Compacting GmbH bei der Herstellung Deutschland dem Betrieb in Gruppe über drei Akademien weltweit. einer Tablettenpresse die Karten spielt, sieht Ander- „Damit reagiert die LMT Group auf die sen nicht so. „Wir werden eher wachsende Bedeutung wissensbasierter glichene sowie unter Wasser nass steck- vom Zuwachs der Städte profitieren, da Dienstleistungen“, sagt Müller. �� bare Verbindungssysteme werden aus dort Einkaufsmöglichkeiten leicht zu hochwertigen Materialien mit hochmo- Fuß zu erreichen sind.“ Daher produzie- Autor: Benjamin Tietjen dernen und präzisen CNC-Maschinen re die Manufaktur vermehrt Kupplungs- IHK-Redaktion Schleswig-Holstein gefertigt und ermöglichen Einsatztiefen systeme, mit deren Hilfe sich die Shopper tietjen@ihk-luebeck.de von bis zu 10.000 Meter. Dank diesem an Fahrräder und E-Bikes hängen lassen. Know-how erreiche das Unternehmen Laut Andersen ein Alleinstellungsmerk- Mehr unter eine Exportquote von 80 Prozent. Zu mal der Satruper. „E-Bikes sind eine www.gisma-connectors.de den langjährigen Kunden gehöre auch vielversprechende Alternative zum Auto. www.andersen-shopper.de die ThyssenKrupp-Werft in Kiel. Wich- Daher investieren wir derzeit stark in die www.fette-compacting.de tig für das internationale Geschäft sei Entwicklung und in Kooperationen.“ 8 01/18
WWW.BARTRAM-BAUSYSTEM.DE on de r Vi sion V t. zum Projek 2800 Referenzen Foto: Timo Willke im Industrie- und Gewerbebau Premiumpartner-Event auf Gut Wittmoldt am Kleinen Plöner See WTSH-Partnerprogramm Botschafter des echten Nordens Bereits mehr als 300 Unterneh- Je nach Art der Mitgliedschaft ste- men beteiligen sich am Partnerpro- hen den Unternehmen und Institutio- gramm „Schleswig-Holstein. Der nen unterschiedliche Leistungen zur echte Norden“ der Wirtschaftsför- Verfügung: So erhält jeder Partner ein derung und Technologietransfer Willkommenspaket mit einer Mar- Schleswig-Holstein GmbH (WTSH). kenbotschafter-Erstausstattung und Beim Startschuss im Dezember 2014 wird in das Onlineportal integriert. waren es noch sechs Partner, die im Zudem können Partner die Marke branchenübergreifenden Netzwerk als „Schleswig-Holstein. Der echte Nor- Botschafter des Wirtschaftsstandorts den“ in einem bestimmten Rahmen Schleswig-Holstein aktiv waren. Ten- für eigene Marketingzwecke nutzen. denz: weiterhin steigend. Schließlich erhalten sie Zugang zu di- Gemeinsam werben die Partner versen Tools und Plattformen, um das etwa für die vielfältigen Karrierechan- eigene Unternehmen zu präsentieren cen in Schleswig-Holsteins starkem und sich besser zu vernetzen. Mittelstand, um Studierenden attrakti- Premiumpartner können sich zu- ve Zukunftsperspektiven aufzuzeigen dem an speziellen Events und Netz- und gut ausgebildete Fachkräfte für werkveranstaltungen beteiligen und den Standort zu gewinnen. Dazu wer- sind in exklusiven Printpublikationen den die Partner aktiv ins Standortmar- vertreten – etwa in der Broschüre „Kar- keting eingebunden. Denn schließlich riere in Schleswig-Holstein“, die mitt- kann niemand überzeugender für die lerweile zur Standardausstattung von Vorteile eines Wirtschaftsstandorts Karrieremessen und den Career Cen- Das individuelle Bau-System werben als die ansässigen Unterneh- tern der Hochschulen im Land zählt. men selbst. Ginge es nach der WTSH, soll es Entwurf und Planung nicht bei den mehr als 300 Partnern Marketing-Tools „Als Botschafter bleiben: „Die rasant wachsende Nach- Festpreis wollen wir dazu beitragen, die viel- frage freut uns sehr“, sagt Judith Kunze fältigen Qualitäten des echten Nor- von der WTSH. „Schließlich vergrö- Fixtermin dens auch jenseits der Landesgrenzen ßert sich mit jedem neuen Partner die bekannter zu machen“, sagt Dr. Sven Strahlkraft unserer Initiative.“ red �� 40 Jahre Erfahrung Wieczorek, Geschäftsführer der Wit- Alles aus einer Hand te Pumps & Technology GmbH in Ansprechpartnerin Tornesch. „Dabei können wir uns als WTSH, Judith Kunze Partner nicht nur aktiv einbringen, Telefon: (0431) 66666-822 Wir beraten Sie gern persönlich. sondern sind auch Teil eines bran- partnerprogramm@wtsh.de chenübergreifenden und wachsenden Dipl.-Ing. Fr. Bartram GmbH & Co. KG Netzwerks, über das wir schon viele Mehr unter Ziegeleistraße · 24594 Hohenwestedt wertvolle Kontakte knüpfen konn- www.partner-sh.de Tel. +49 (0) 4871 778-0 ten.“ Fax +49 (0) 4871 778-105 info@bartram-bausystem.de MITGLIED GÜTEGEMEINSCHAFT BETON
�� Titelthema Made in Schleswig-Holstein Von Fax bis Echolot Kompass in der Ostsee. 1907 folgte der erste Kreiselkompass der Welt, ein Jahr später wurde dieser auf dem Linienschiff SMS Deutschland verwendet. 1925 kam mit dem Kugelkom- pass die „nächste Generation“ auf. Die optimierte Variante, der Erfindungen aus Schleswig-Holstein Kommen Drei-Kreisel-Kompass, ist neben GPS bis heute das wichtigste Erfindungen nicht meistens aus den USA? Und wenn in Navigationsinstrument auf Schiffen. Deutschland einmal eine Innovation entsteht, stammt sie Eine weitere Entwicklung, die bis heute zum Einsatz kommt, ist das Echolot zur Messung von Wassertiefen. Auch dann nicht von hippen Entwicklern aus der Großstadt? dieses nautische Gerät stammt von einem Schleswig-Holstei- So denkt wohl manch einer. Doch auch in Schleswig- ner, nämlich von Alexander Behm. Seit dem Untergang der Holstein wurden Produkte entwickelt, die es zu Weltruhm Titanic arbeitete er an einem Ortungssystem für Eisberge, was brachten. schließlich das Sonometer zur Messung von Schallwellen her- vorbrachte. Mit keinem Geringeren als Hermann Anschütz- Kaempfe tüftelte Behm weiter an der Erfindung. Nach dem G leich die erste Erfindung ist aus der Geschichte der Ersten Weltkrieg hielt dann das Behm-Lot, heute als Echolot Kommunikation nicht mehr wegzudenken und steht bekannt, Einzug in die Seefahrt. heute noch in vielen Büros: das Faxgerät. 1956 entwi- Eine neuere Erfindung ist der Scuddy, ein Elektroroller, der ckelte der Kieler Ingenieur Dr. Rudolf Hell das Kleinfaxgerät einer Vespa ähnelt, allerdings rund 100 Kilo leichter ist. Seine KF 108. Vier Minuten dauerte damals die Übertragung einer Erfinder sind die Kieler Jörn Jacobi und Tim Ascheberg. 2009 DIN-A5-Seite. Was in Zeiten von E-Mails und WhatsApp quä- begannen die beiden nach ihrem Studium mit der Herstellung. lend langsam erscheint, war damals eine Revolution. Schnell Heute werden die wendigen Roller in ganz Europa verkauft. nutzten viele Postverwaltungen das Fax zur Übertragung von �� Telegrammen – und schon bald eroberte es die Welt. Beim Toben und Spielen vergessen Kinder oft alles. Auf Autorin: Andrea Henkel, freie Journalistin rutschigen Flächen wie Fliesen oder Parkett kommt es da redaktion@ihk-sh.de schnell zu Unfällen. Das muss nicht sein, dachte sich der Luftfahrtingenieur Manfred Huber, als seine Tochter mit dem Quelle Laufen begann. So funktionierte er eine von ihm konstruierte shz.de, Miriam Richter Maschine zur Beflockung von T-Shirts kurzerhand um und brachte kleine Silikonpunkte auf Socken an. Damit waren IHK-Website – Innovationsberatung die Antirutschsocken erfunden. 1987 brachte er mit seiner www.ihk-schleswig-holstein.de Firma Mahe in Nortorf im Kreis Rendsburg-Eckernförde die (Dokument-Nr. 108) Strümpfe auf den Markt. Meilensteine der Nautik Die Schleswig-Holsteiner sind ein Volk der Seefahrer. Und so ist es nicht verwunderlich, dass viele Erfin- dungen aus diesem Bereich kom- men. Die erste, der Kreiselkompass, stammt von dem Konstrukteur und Fabrikanten Hermann Anschütz- Kaempfe. Ab 1901 entwickelte er den Magnetkompass weiter. Der Vorteil: Der Kreiselkompass funkti- oniert unabhängig vom Erdmagnetismus und zeigt die astronomische Nordrichtung an. 1904 erprobte der Erfinder mit der Kaiserlichen Ma- rine in Kiel seinen ersten Foto: iStock.com/robuart 10 01/18
Titelthema Made in Schleswig-Holstein �� Vom Kunden her denken Design-Initiative Nord e. V. Das Design gestaltet schon lange nicht mehr nur die Hülle eines Produkts – vielmehr werden die Methoden des Designprozesses in der Entwicklung und Steuerung bestimmend eingesetzt. Die Design-Initiative Nord e. V. hat zu diesem Thema eine neue Veranstaltungsreihe konzipiert, die den Kunden in den Mittelpunkt stellt. D esignkompetenz ist ein einflussreicher Faktor für den „Social Media + Contentmarketing + Crowdfunding“ und wirtschaftlichen Erfolg und kann darüber hinaus ge- „Service-Design“. sellschaftliche Entwicklungen bestimmen. Dies gilt Jeder Veranstaltungsblock beginnt mit einer Vortragsver- umso mehr, je weiter die technische, ökonomische und kul- anstaltung und einer Podiumsdiskussion. Ein Abendseminar turelle Globalisierung voranschreitet und Produkte und In- sowie ein Tagesworkshop runden das Programm ab. red �� formationen aus aller Welt an Menschen verschiedenster Her- kunft gerichtet sind. Nutzen Sie auch unsere Neue Fähigkeiten Die digitale Transformation ist ein ent- monatlichen Beratungstage scheidender Auslöser für diese Veränderungsprozesse mit mit der IHK einem großen Zukunftspotenzial für Designer. Denn neben Oberflächen für Apps oder Bildschirme benötigen Unterneh- men zunehmend auch Unterstützung auf neuen, unbekannten Wegen. „Veränderte Anforderungen und Sichtweisen erfor- dern neue Fähigkeiten“, sagt Torsten Meyer-Bogya, geschäfts- Wir unterstützen führender Vorstand der Design-Initiative Nord. „Gerade wenn Ihren Start in die Selbstständigkeit Produkte und Dienstleistungen neu zu denken sind, kann dies nicht wie bisher erfolgen, denn sonst bekommt jeder nur das, was er schon vorher hatte.“ IB.SH Mikrokredit Dafür hat die Design-Initiative Nord eine neue Veranstal- tungsreihe konzipiert: „User driven – Fokus: Kunde“, die den • Gründungsdarlehen bis 25.000 Euro Kunden in den Mittelpunkt des Handelns stellt. Die Schwer- • ohne Eigenmittel punkte sind dabei „Design-Thinking + Kreativmethoden“, • vorzeitige Rückzahlung kostenfrei möglich • schnell und unbürokratisch Sprechen Sie Ihre IHK und die Nächste Veranstaltungen IB.SH Förderlotsen an! 25. bis 26. Januar 2018 in Büdelsdorf: Social Media + Foto: meyerbogya.de, shutterstock_10702668 Contentmarketing + Crowdfunding Investitionsbank Schleswig-Holstein 20. bis 21. Februar 2018, Haus der Wirtschaft in Kiel: Tel. 0431 9905-3365 · foerderlotse@ib-sh.de Service-Design, Seminar „Digitale Transformation bewäl- www.ib-sh.de/mikrokredit tigen“ und Tagesworkshop „Innovationsprojekte ansto- ßen“ Mehr unter www.design-initiative.de 01/18 11
Schleswig-Holstein tischt auf Wurstprodukte. Die Marke hat einen so guten Klang, dass sie in den Kreis der „Marken des Jahrhunderts“ aufgenom- men wurde. Ernährungswirtschaft Wenn es ums Essen geht, führt kein Weg Böklunder führte bereits in den 30er- an „delikaten Marken“ aus Schleswig-Holstein vorbei. Denn die Jahren als Erster in Deutschland die Lebensmittelindustrie gilt neben dem Maschinenbau als wichtigste weitgehend automatische Fertigung von Würstchen ein. Und damit es besonders Branche des verarbeitenden Gewerbes im Land, rund sieben Milliarden appetitlich aussieht, erfanden man auch Euro Umsatz machte sie 2015. Dazu gehören Marktführer wie Harry Brot, gleich das Würstchen im Glas – diese Langnese Honig und Böklunder. Idee sollte sich als Jahrhundertwurf in der Betriebsgeschichte erweisen. Der Markt- führer mit rund 550 Mitarbeitern gehört M üsli hin, Joghurt her: 98 Pro- delsgeschäfte auszuliefern. „Unsere Fah- heute der zur Mühlen Gruppe (mehr als zent der Deutschen brauchen rer kommen täglich mit frischen Broten 600 Millionen Euro Umsatz) an. ihr täglich Brot auf dem Teller. und sorgen dafür, dass im Brotregal im- Zum Markenkern zählt neben der Auch die Nummer eins unter Deutsch- mer alles frisch ist“, erläutert Marketing- Innovationskraft die anerkannt hohe lands Großbäckereien weiß den Appetit Chefin Karina Alikhan. Produktqualität der Würstchen im Glas, auf Vollkorn und Co. zu nutzen. Fast Neben traditionellen Brotsorten wie der Grill- und Bratwürste und von Auf- jeder zweite Kunde kennt die Marke dem Steinofenbrot, das nach dem Grün- schnitt und Streichwurst. „Damit dies mit dem Qualitätsversprechen „Frisch dungjahr der Bäckerei „1688“ benannt auch in Zukunft so bleibt, investiert das wie Harry“: die Harry-Brot GmbH mit ist, gibt es mittlerweile neue Renner im Unternehmen kontinuierlich vor allem Sitz in Schenefeld (Kreis Pinneberg). Sortiment. So habe sich das „Vital+Fit“ in Forschung und Entwicklung“, sagt Der geschäftsführende Gesellschafter durch die Gunst der Kunden an die Spit- Geschäftsführer Axel Knau. Hans-Jochen Holthausen – die zehnte ze geschoben, berichtet Alikhan. Das Böklunder entdeckte früh die Wer- Fotos: Harry-Brot GmbH, Böklunder, Langnese Generation nach Firmengründer Johan Malz-Mehrkornbrot biete, was der Ver- bechancen des Fernsehens und startete Hinrich Harry – kann eine steile Um- braucher erwarte: Es sei saftig, ein biss- schon in den 60er-Jahren erste Kampag- satzkurve vorweisen: In den vergange- chen kernig und richtig herzhaft. nen. Bis heute sind die Produkte beliebt nen fünf Jahren hat das Unternehmen bei Familien und der Renner auf Kin- um fast 30 Prozent zugelegt. 2016 wurde Würstchen im Glas Mit Lust beißen dergeburtstagen. Das entdecken nicht Brot für 952 Millionen Euro Umsatz ge- die Deutschen auch in das „Würstchen nur die Deutschen: Böklunder expor- backen. vom Lande“, wie die Böklunder Fleisch- tiert in die ganze Welt. 4.120 Harry-Mitarbeiter sind im Ein- warenfabrik GmbH & Co. KG für ihre satz, um die Backwaren in neun Groß- Produkte wirbt. In Böklund im Kreis Spontaner Entschluss In mehr als bäckereien herzustellen und sie über Schleswig-Flensburg entstehen in ei- 50 Ländern können Freunde süßen 43 Vertriebsstellen an 9.300 Einzelhan- nem hochmodernen Werk die beliebten Brotaufstrichs eine echte Lebensmittel- 12 01/18
Titelthema Made in Schleswig-Holstein �� Regionalmarketing Kurze Wege und Klimaschutz Regionalität ist ein Megatrend im Kon sehr guter, naturreiner Qualität nachgewie- sumbereich: Netzwerke wie „Feinhei- sen werden. misch“ haben sich etabliert und Super- marktketten haben eigene Regionalmar- Herkunftscodes Für die meisten Verbrau- ken entwickelt – das Gütesiegel „Qualität cher ist der Direktbezug vom Produzenten aus Schleswig-Holstein“ hat jüngst 50-jäh- die Ausnahme. Die Verbraucher müssen sich riges Jubiläum gefeiert und ist immer noch anhand der Informationen am jeweiligen Ar- gefragt. Was steckt hinter der Vorliebe für tikel über die Herkunft orientieren können, regionale Produkte? um zu erkennen, welcher Grad an Regionali- Professor Dr. Holger Thiele von der Fach- tät tatsächlich vorliegt. Das gilt vor allem für legende kaufen: Der Honig der Lang- hochschule Kiel ist als Wissenschaftler mit die weiterverarbeiteten Artikel, aber auch für nese Honig GmbH & Co. KG mit Sitz dem Thema Regionalmarketing befasst und ursprüngliche Produkte. Um zum Beispiel in Bargteheide (Kreis Stormarn) gehört ebenfalls zu den Marken des Jahrhun- derts. „Das Geheimnis unseres Erfolgs liegt im weltweit geschätzten Langnese- Honiggeschmack und in der außeror- dentlichen Qualität unserer Produkte“, sagt Marketingleiter Peter Kohl. Bei der Entstehung dieser starken Marke halfen Glück und Zufall mit: Ohne Erfahrung in diesem Geschäft kaufte der Importeur Karl Rolf Seyferth 1925 an der Hamburger Börse 5.000 Kilo Foto: TASH/Ingo Wandmacher kalifornischen Honig – aus einem spon- tanen Entschluss heraus. Das Geschäft florierte bald. Dem Kaufmann Viktor Langnese, der eine bekannte Biskuit- Fabrik betrieb, kaufte Seyferth die Mar- kenrechte ab – für 300 Reichsmark. Jetzt fehlte noch ein unverwechsel- bares Erscheinungsbild: Das typische Die Nachfrage nach regionalem Obst ist ungebrochen hoch. Langnese-Glas entstand. Nach 1950 kaufte Langnese eigene Imkereien in unterscheidet zwischen egoistischen und nachzuvollziehen, woher Milch stammt, Guatemala, Salvador und Mexiko und altruistischen Motiven: „Zu erstgenann- braucht es häufig einen zweiten Blick und die führte strenge Qualitätskontrollen ein. ten zählen das Bedürfnis nach Frische, Ge- Möglichkeit, Herkunftscodes zu dechiffrie- Geschmackstests in Lebensmittelge- schmack oder gesunden Inhaltsstoffen. Wird ren. Hier Erleichterung zu schaffen, ist eine schäften führten schließlich zur einzig- die Kaufentscheidung mit Blick auf den Kli- der zentralen Forderungen von Thiele: „Das artigen Langnese-Rezeptur. maschutz durch kurze Transportwege, den muss für den Käufer einfacher nachzuvoll- 1958 wurde Langnese Honig erst- Erhalt von Arbeitsplätzen und die Stärkung ziehen sein. Das vom Bundesministerium mals deutscher Marktführer – und diese der Region getroffen, fällt das in den zweiten für Ernährung und Landwirtschaft etablierte Position behauptet das Unternehmen Bereich“, erklärt er. Alle Befragungen zeigten Regionalfenster-Siegel ist ein Mittel für eine auch im 90. Jahr seines Bestehens. Mehr einen starken Wunsch nach Regionalität. transparente Kennzeichnung.“ Bei einer sol- als 20 Prozent Marktanteil und ein Be- Das betrifft in erster Linie Lebensmittel, aber chen Markierung werden auf einem Infor- kanntheitsgrad von 96 Prozent sprechen auch andere Produkte. So werden auch Fe- mationsfeld Herkunft und Verarbeitungsort für sich. �� rienangebote mit dem Schleswig-Holsteiner der einzelnen Zutaten gut erkennbar aufge- Gütesiegel gelabelt. Zu den Kriterien, die bei führt. �� Autor: Joachim Welding den Bauernhöfen und Anbietern von Ferien- Freier Journalist wohnungen geprüft werden, gehören unter Autorin: Astrid Jabs redaktion@ihk-sh.de anderem ein effektives Qualitätsmanage- Freie Journalistin mentsystem, eine hochwertige Ausstattung, redaktion@ihk-sh.de Mehr unter Angebote für Kinder und die Möglichkeit, www.harry-brot.de am Landleben teilzuhaben. Nicht zuletzt FH Kiel – Agrarwissenschaft www.boeklunder.de muss die Verwendung eigens angebauter www.bit.ly/agrar-fhkiel www.langnese-honig.de und selbst hergestellter Lebensmittel von 01/18 13
�� Titelthema Made in Schleswig-Holstein Erfolgreich in der Nische Produktvielfalt Schleswig-Holsteins Wirtschaft ist von kleinen und mittleren Betrieben geprägt. Das macht sie besonders vielfältig. Viele Unternehmen haben sich in Nischen angesiedelt und es zu großem Erfolg gebracht. Wie das gehen kann, zeigen die Walterwerk GmbH & Co. KG in Kiel und die Rohmilchkäserei Backensholz GmbH & Co. KG in Oster-Ohrstedt im Kreis Nordfriesland. Käselaib der Käserei Backensholz dete Familienunternehmen auf die Her- stellung von Maschinen zur Produktion von Eiswaffeln. Branchengrößen wie Nestlé und Unilever gehören zu den größten Kunden – Indien, die USA und Fernost zu den wichtigsten Absatzmärk- ten. Zentraler Erfolgsfaktor ist, dass alles aus einer Hand kommt. „Wir haben alles in unserem Kieler Werk – von der For- schung über die Entwicklung und Pro- duktion bis hin zum Aftersales-Service. Dadurch können wir sehr flexibel und Produziert Eiswaffeln für den Weltmarkt: Walterwerk in Kiel schnell agieren“, sagt Marketingchefin Fotos: Walterwerk GmbH & Co. KG, Rohmilchkäserei Backensholz GmbH & Co. KG Anika Bartels. E s sind beachtliche Zahlen: 330 Gastronomen und Privatkunden schät- In der Forschung arbeitet der Ausbil- hofeigene Kühe geben täglich zen die Produkte. Diese kommen auch dungsbetrieb auch mit der Fachhoch- rund 9.000 Liter Milch, aus denen international gut an: So wurden schon schule Kiel zusammen. „Außerdem 900 Kilogramm Käse gewonnen werden. mehrere Käsesorten mit dem begehrten kennen unsere Kundenbetreuer die Mit ihrer Käserei in Oster-Ohrstedt zwi- World Cheese Award prämiert. Auf dem Kunden größtenteils schon seit vielen schen Husum und Schleswig hat die Fa- Erfolg ausruhen kann und will sich die Jahren.“ Zudem haben die Maschinen milie Metzger-Petersen 1991 ein Erfolgs- Familie aber nicht. „In den vergangenen eine sehr hohe Leistungsfähigkeit: Das projekt auf den Weg gebracht. Vor zwei Jahren sind immer mehr Landwirte auf Topmodell schafft 20.000 Waffeln pro Jahren übernahm Thilo Metzger-Peter- Bio umgestiegen. Dadurch haben wir Stunde. Besonders großen Wert legen sen in zweiter Generation die Leitung. heute eine ganz andere Konkurrenzsitu- die 100 Mitarbeiter auf die Langlebig- „Mittlerweile bieten wir 15 Käsesorten ation, die auch die Preise für Futtermit- keit und Energieeffizienz der Maschi- an“, sagt er. Die Produktion läuft nach tel ansteigen lässt“, so Metzger-Petersen. nen. Eine Teigtechnologin sorgt dafür, Bioland-Richtlinien und auf der Basis „Um weiter gut bestehen zu können, dass Teig und Maschinen immer perfekt von Rohmilch. „Rohmilch ist eine frische wollen wir noch mehr selbst machen. aufeinander abgestimmt sind. Die wei- und unbehandelte Milch, die bei der Ver- Wir haben schon jetzt eine hohe Selbst- tere Entwicklung sehen Bartels und ihre arbeitung eine Temperatur von 40 Grad versorgungsquote, doch da wird noch Kollegen positiv: „Der Eismarkt wächst nicht übersteigt. So bleibt die natürliche einiges hinzukommen. Wir haben schon rasant. Wir wollen auch in Zukunft In- Flora erhalten.“ Das macht die Herstel- jetzt diverse Ideen.“ novationsführer bleiben.“ �� lung recht aufwendig, da noch strenger als bei der Verarbeitung von erhitzter Exportschlager Eiswaffeln Mit der Autorin: Andrea Henkel Milch auf die Hygiene geachtet werden Walterwerk GmbH & Co. KG befindet Freie Journalistin muss. Abnehmer sind vor allem Käse- sich in Kiel ein echter Weltmarktführer. redaktion@ihk-sh.de fach- und Ökogroßhändler – aber auch 1951 spezialisierte sich das 1935 gegrün- 14 01/18
Deutsche Bank Wer zu spät kommt, den bestrafen die Zinsen. Finanzieren Sie jetzt, damit Sie später keine Kompromisse machen müssen. Stärken Sie heute Ihr Geschäft von morgen und nutzen Sie die aktuell günstigen Zinsen. Mit den interessanten Finanzierungsmöglichkeiten der Deutschen Bank für Unternehmen. deutsche-bank.de/gewerbliche-finanzierung Wenn aus Bank Hausbank wird. 01/18 15
�� Wirtschaft im Gespräch „Nicht mehr der Böse mit Aktentasche“ Wirtschaft und Theater Seit 2006 ist Daniel Karasek, Sohn des Literaturkritikers Hellmuth Karasek, Generalintendant des Theaters Kiel. Mit der Wirtschaft sprach er über die Rolle des Kaufmanns in der Dramaturgie und auf der Bühne sowie sein Erfolgsrezept für ein wirtschaftlich erfolgreiches Theater. Wirtschaft: Herr Karasek, durch Ihren Vater wurde Ihnen Szene aus Richard Wagners die Liebe zur Kultur sicher in die Wiege gelegt. Warum haben „Siegfried“ am Theater Kiel Sie sich schließlich für das Theater entschieden? Daniel Karasek: Mein Vater war Dramaturg und ist so praktisch mit dem Theater groß geworden. Die meisten „The- Wirtschaft: Insbesondere das Fernsehen zeichnet oft ein aterkinder“ tendieren in dieselbe Richtung wie ihre Eltern. negatives Unternehmerbild. Wie ist das im Theater? Wenn man erst einmal in diese Atmosphäre eintaucht, ist es Karasek: Im Theater ist die Sichtweise sehr viel differen- sehr schwierig, das gegen andere Welten einzutauschen. zierter. Nehmen Sie etwa Shakespeare: Im „Kaufmann von Ve- nedig“ ist Shylock auf den ersten Blick negativ gezeichnet. Tat- sächlich ist aber auch hier bereits die Sichtweise äußerst kom- plex. Die meisten Dramatiker erarbeiten eher ein ambivalentes Bild des Kaufmanns. In Henrik Ibsens Werk „Ein Volksfeind“ zum Beispiel wird der Unternehmer zwar durchaus kritisch, aber nicht plakativ als „das Böse“, sondern als komplexer Cha- rakter dargestellt. Wirtschaft: Wie hat sich das Bild des Unternehmers im Theater im Laufe der Zeit verändert? Karasek: In den 20er-Jahren gab es etwa durch Bertolt Brecht eine sehr kritische Auseinandersetzung mit dem Kapi- talismus, der in seiner nackten Form ja tatsächlich nicht un- bedingt ein menschliches Schild vor sich trägt. Auch in den 70er- und 80er-Jahren war es noch recht beliebt, dem Unter- nehmer einen negativen Charakter zu verleihen. Mittlerweile hat sich das grundlegend geändert. Das liegt zum einen daran, dass die Mittelschicht gewachsen und dadurch die Differenz zwischen Unternehmer und Gesellschaft nicht mehr so groß ist. Auch die Globalisierung hat das Ihre getan. Zwar finden noch immer kritische Auseinandersetzungen statt, aber nicht mehr mit dem Unternehmer als Person, sondern eher mit übergeordneten, „unheimlichen“ Mächten. Zudem gibt es etwa durch Kultursponsoring einen starken Schulterschluss zwischen Kunst und Wirtschaft. Wirtschaft: Inwieweit tragen die Medien und insbesondere Zur Person das Theater zur Entstehung eines Bildes bestimmter Personen- Daniel Karasek, Jahrgang 1959, wurde in München geboren und gruppen in der Öffentlichkeit bei? ist in Stuttgart, Caracas und Hamburg aufgewachsen. Seine The- Karasek: Vor allem das Fernsehen spielt hier aus meiner aterkarriere begann in der Zeit von 1980 bis 1983 als Assistent am Sicht eine sehr große Rolle. Aber natürlich haben auch ande- Schauspiel Köln. Sein weiterer Weg führte ihn unter anderem nach re Kulturformen wie etwa das Theater Einfluss. Ich habe aber Frankfurt am Main, Stuttgart und Nürnberg. Neben seiner Tätigkeit den Eindruck, dass das politische Theater in den vergangenen als freier Regisseur an unterschiedlichen Häusern war er für einige zehn Jahren stark zurückgegangen ist. Es gibt noch immer en- Foto: Pepe Lange Zeit Direktionsmitglied des Thalia Theaters in Hamburg. Seit 2003 ist gagierte gesellschaftskritische Theatermacher, aber auch hier Daniel Karasek Intendant des Kieler Schauspiels und seit 2006 Gene- hat ein Wandel stattgefunden. Während das politische Theater ralintendant des Theaters Kiel. �� der 60er und 70er noch sehr plakativ das Bild des „Bösen mit der Aktentasche“ gezeichnet hat, findet heute eine deutlich 16 01/18
Wirtschaft im Gespräch �� Millionen. An öffentlichen Geldern be- kommen wir 34 Millionen Euro, die etwa zu gleichen Teilen auf das Land Schleswig- Holstein und die Stadt Kiel entfallen. Der wirtschaftliche Erfolg eines Theaters ba- siert auf mehreren Faktoren. Da ist zuerst einmal der Spielplan, der das Interesse des Publikums wecken muss. Für uns haben alle Genres den gleichen Stellenwert – von der Operette über klassische Bühnenstücke bis hin zu vermeintlich „kleineren“ Formen wie etwa Weihnachtsaufführungen. Wir haben in allen Bereichen denselben künst- lerischen Anspruch, ob Kinder- und Ju- gendtheater, Ballett, Schauspiel, Oper oder Konzertwesen. Das ist wichtig, um gutes Foto: Olaf Struck Theater zu machen. Außerdem sollte man das Publikum hin und wieder überraschen. Hier in Kiel ist das Vertrauen in das Thea- ter sehr groß. Dadurch können wir es uns erlauben, auch hin und wieder zu experi- größere ästhetische Differenzierung statt. Schwarz-Weiß-Ma- mentieren. Eine ganz zentrale Rolle spielen auch die Ensem lerei wird im Theater generell eher als langweilig und unintel- bles und Künstler mit ihrer Qualität und Persönlichkeit, denn ligent gesehen. sie sind die Menschen, die man auf der Straße trifft und mit Wirtschaft: Sie sprachen über einen stärkeren Schulter- denen man sich identifiziert. Und natürlich braucht man ein schluss zwischen Kunst und Wirtschaft. Welche Rolle spielt starkes Marketing. Zuletzt darf man auch als Theaterleitung das Theater Kiel für die regionale Wirtschaft und umgekehrt? keine Berührungsängste den Leuten gegenüber haben. Karasek: Der Stellenwert ist auf beiden Seiten deutlich ge- Wirtschaft: Welche Ziele und Wünsche haben Sie als Ge- wachsen. Früher wurde das Theater sehr stark in Richtung der neralintendant des Kieler Theaters für die kommenden Jahre? öffentlichen Hand als Geldgeber gerückt. Das hat sich mit den Karasek: Der erste Wunsch ist natürlich, dass die Ideen zum Teil massiven Einsparungen um die Jahrtausendwende nicht versiegen. Dafür muss man manchmal seinen Blick auf geändert. So rückte etwa das Thema Kultursponsoring stärker die Dinge verändern, kritikfähig sein und neue Impulse etwa in den Fokus. In Kiel pflegen wir durch unterschiedliche For- junger Mitarbeiter zulassen. Das habe ich mir vorgenom- men des Sponsorings eine sehr gute Zusammenarbeit mit den men. �� Unternehmen vor Ort. Das hat sicher viel mit dem Erfolg zu tun, den wir inzwischen haben. Darauf basierend können wir Interview: Andrea Henkel den Betrieben eine starke öffentliche Bühne bieten. Freie Journalistin Wirtschaft: Sie sagten, dass die öffentlichen Zuschüsse zu- redaktion@ihk-sh.de rückgegangen sind. Wie schaffen Sie es, trotzdem wirtschaft- lich erfolgreich zu bleiben? Theater Kiel Karasek: Als ich 2003 nach Kiel kam, lag der Selbsterwirt- www.theater-kiel.de schaftungsertrag bei 1,6 Millionen Euro. Heute sind es fünf Patentanwälte 01/18 17
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