VAA Magazin Boden schützen - Chemie in Pflanzen

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VAA Magazin Boden schützen - Chemie in Pflanzen
Zeitschrift für Führungskräfte in der Chemie                 Ausgabe Juni 2014

VAA Magazin
Interessenvertretung · Juristischer Service · Publikationen · Bildung · Netzwerk

Chemie in Pflanzen:

Boden
schützen
Tagung in Seeheim:
Verband steuern
VAA Magazin Boden schützen - Chemie in Pflanzen
VAA Assekuranz Agentur GmbH

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VAA Magazin Boden schützen - Chemie in Pflanzen
Inhalt

Spezial
06    Pflanzen- und Bodenschutz
      Anpassungsfähige Ackerkrume

                                                  Foto: Anna E – Fotolia
VAA
12    Delegiertentagung in Seeheim
      Vorstand neu gewählt

18    Podiumsdiskussion in Dresden
                                                                                                   6
      Standort Sachsen hat Zukunft

19    Aufsichtsratswahlen
      Erfolg bei Merck

20    Betriebsratswahlen
      Ergebnis von 2010 übertroffen

21    Altersvorsorge für Apotheker
      Rentenversicherung ändert Rechtsprechung

BRANCHE                                                                                            18
24    Globalisierung
      Interview mit Professor Holger Görg

Meldungen
28    Kieler Forscher bauen Möbiusmolekül

ULA Nachrichten
31    Sprecherausschusstag 2014
      Industrie im digitalen Zeitalter                                                             28

Management
39    Eignungsdiagnostik und Assessments
      Richtig rekrutieren

Recht
                                                  Coverfotos: MaxyM, Cody Wheeler – Shutterstock

42    Interview mit Ilga Möllenbrink
      Fallstricke im Aufhebungsvertrag
                                                                                                   31
44    Erben und Vererben
      Unterhalt trotz Kontaktabbruch zu Eltern?

Vermischtes
47    ChemieGeschichte(n)

48    Glückwünsche

49    Kreuzworträtsel, Sudoku

50    Leserbriefe, Termine, Vorschau, Impressum
                                                                                                   44

                                                                                                    VAA MAGAZIN Juni 2014   3
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Chemie im Bild

Gesunder Boden liefert gesunden Ertrag: Über die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt.
Auf einem Hektar werden dabei pro Jahr durchschnittlich neun Kilogramm Pflanzenschutzmittel und 2,5 Kilogramm
Wirkstoffe eingesetzt. 2011 erhielten laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit 691 Pflan-
zenschutzmittel mit insgesamt 258 Wirkstoffen ihre Zulassung. Foto: Sunny studio – Fotolia
VAA Magazin Boden schützen - Chemie in Pflanzen
Editorial

Gute Tradition
Es ist Mitte Juni: für die meisten Menschen hierzulande die
wohl schönste Zeit des Jahres. Der Frühling hinterlässt dem
Frühsommer eine sattgrüne Farbenpracht. Die Sonnentage sind
lang wie nie, die Nächte dafür noch nicht so unerträglich heiß
wie in tropischen Sommerwochen. Die Erdbeerernte ist in
vollem Gang. Dagegen wird die Spargelsaison schon sehr bald
beendet – traditionell zum Johannistag am 24. Juni. Das wohl-
schmeckende, laut Statistischem Bundesamt am häufigsten
angebaute Freilandgemüse in Deutschland ist also schon fast
vollständig abgeerntet. Mit einem hoffentlich guten Ertrag für
die Landwirte. Aber wovon hängt dieser Ertrag überhaupt ab?
Von gesunden Böden mit einer biologisch aktiven Mikroflora.
Und da kommt die Chemie ins Spiel. Denn der chemische

                                                                                                                     Foto: Leuschner – VAA
Pflanzenschutz leistet in der Landwirtschaft einen wichtigen
Beitrag für eine produktive und ausgewogene Bodenchemie.
Entgegen der meist kritischen öffentlichen Wahrnehmung ge-
hen Pflanzen- und Bodenschutz nämlich Hand in Hand. Mehr
Informationen hierzu im Heft – im aktuellen Spezial auf den
Seiten sechs bis elf. So viel vorweg: Es kommt ganz auf den
intelligenten, maßvollen und vielfältigen Einsatz an.

Intelligent, maßvoll und vielfältig ist auch die Arbeit der VAA-Mandatsträger in den Betrieben. Mit Tatkraft
und Verantwortung setzen sich die Verbandsvertreter in den Gremien der Mitbestimmung ein. Dies zahlt
sich aus, nicht zuletzt bei Wahlen: ob zum Betriebsrat, zum Sprecherausschuss oder zum Aufsichtsrat. Die
Kandidaten des VAA konnten Erfolge verbuchen. An dieser Stelle seien besonders die tollen Ergebnisse der zu
Ende gegangenen Betriebsratswahlen hervorzuheben. Dazu ein ausführlicher Artikel auf Seite 20.

Mancherorts werden die guten Resultate des VAA mit Skepsis aufgenommen. Dazu gibt es jedoch keinen Grund.
Denn eine starke Stimme der außertariflichen und leitenden Angestellten kommt der betrieblichen Mitbe-
stimmung und der Unternehmensmitbestimmung nur zugute! Ein starker, selbstbewusster VAA ist gut für das
Klima in der Sozialpartnerschaft, die in der Chemie weiterhin vertrauensvoll und konstruktiv bleiben wird.
Unsere Sozialpartner wissen genau, was sie am VAA haben. Sie wissen auch, dass es dem VAA um Ergänzung,
und nicht um Konkurrenz geht – schon gar nicht um Kampfrhetorik. Nein, in der Chemie-Sozialpartnerschaft
sorgt gerade der VAA für eine ausgewogene Vertretung aller Mitarbeiter. In der Chemie ist es gute Tradition,
dass Branchen- und Berufsgewerkschaft kooperieren. Das soll auch so bleiben.

Was ebenfalls dauerhaft bleibt, ist der zunehmend globale Charakter unserer Wirtschafts- und Arbeitswelt. Globali-
sierung gehört für alle Unternehmen mittlerweile zum Kerngeschäft, ob Start-up oder Großindustrie. Globali-
sierung bedeutet zugleich Verfügbarkeit der Arbeit rund um den Globus, rund um die Uhr. Warum Deutschland
davon profitiert? Die Antwort gibt es im Magazin auf den Seiten 24 und 25. In diesem Sinne ist auch der VAA
zu begreifen – fest in Deutschland verwurzelt, aber über seine Mitglieder global denkend und handelnd.

Gerhard Kronisch
VAA-Hauptgeschäftsführer

                                                                                              VAA MAGAZIN Juni 2014                          5
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Spezial

Foto: Anna E – Fotolia
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Spezial

Pflanzen- und Bodenschutz

Neues Leben
aus der Krume
7,2 Milliarden Menschen leben zurzeit auf der Erde. Und mit der Weltbevölkerung wächst auch der Bedarf an
Lebensmitteln. Anders sieht es mit der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus: Laut UN-Ernährungs- und
Landwirtschaftsorganisation FAO standen 2013 weltweit 4,9 Milliarden Hektar zur Verfügung, davon allerdings nur 1,4
Milliarden Hektar Ackerland. Das Wachstumspotenzial? Begrenzt. Wie kann der steigende, mancherorts sprichwörtliche
Hunger nach Agrarrohstoffen gedeckt werden? Eine wichtige Rolle spielt dabei der chemische Pflanzenschutz. Doch dieser
bringt wenig, wenn nicht gleichzeitig Acht auf das wohl kostbarste Agrargut gegeben wird – den Boden.
Von Timur Slapke

Ein Archiv der besonderen Art: silbern         aber desto höher die Wasserspeicherkapa-        dem Leiter der Abteilung Umweltsicher-
glänzende Kryotanks, in Reihen gestaffelt,     zität“, erklärt Weinfurtner. In der Abtei-      heit bei der Bayer CropScience AG Dr. Ri-
mit Stickstoff gekühlt. So hoch wie ein aus-   lung Ökologische Chemie am IME-Stand-           chard Schmuck aus der Empirik keine Bei-
gewachsener Mensch, würden locker fünf         ort Schmallenberg forscht der studierte         spiele bekannt, dass sich Wirkstoffkombi-
Erwachsene hineinpassen. Doch gelagert         Agrarwissenschaftler seit 2000.                 nationen negativ auf die Umwelt ausge-
werden hier winzige Proben zu je zehn                                                          wirkt hätten: „In der weit überwiegenden
Gramm. 200 pro Tank. Die Innentempera-         Aber was genau sind eigentlich Pflanzen-        Zahl der untersuchten Stoffgemische wur-
tur von minus 150 Grad Celsius wird per-       schutzmittel? Nichts anderes als organische,    de deren Wirkung von der Toxizität einer
manent elektronisch überwacht. Zuvor           biologisch aktive Moleküle. Hinsichtlich ih-    Einzelkomponente oder der additiven Wir-
wird jede einzelne Probe, die im Archiv        rer Wirkung auf den Boden führt Dr. Peter       kung der darin enthaltenen Wirkstoffe be-
der Umweltprobenbank am Fraunhofer-In-         Burauel von der Rheinischen Friedrich-Wil-      stimmt.“ Auch aus Hunderten von Feldver-
stitut für Molekularbiologie und Ange-         helms-Universität Bonn aus: „Ich sehe kei-      suchen ließen sich keine Hinweise auf un-
wandte Ökologie (IME) in Schmallenberg         ne grundsätzliche Belastung der Böden mit       erwartete, umweltrelevante Wirkungsstei-
gelagert werden soll, in einer speziellen      Pflanzenschutzmitteln, die kritisch ist.“ Vor   gerungen von Testsubstanzen durch ande-
Kryomühle vermahlen.                           allem auf dem Gebiet der Angewandten Ra-        re Pflanzenschutzmittel oder chemische
                                               dioagronomie und des Verbleibs von Pflan-       Stoffe ableiten.
Idyllisch gelegen, auf einem Hügel, werden     zenschutzmitteln im Agrarökosystem ist
hier im tiefsten Sauerland neben unzähli-      Burauel ein ausgewiesener Experte. Be-
gen Tier- und Pflanzenproben aus unter-        trachtet man auf einem Hektar Ackerland         Adaptionskünstler Mikroorganismen
schiedlichsten Ökosystemen auch Boden-         die oberste Bodenschicht, auch Krume ge-
proben aus ganz Deutschland aufbewahrt.        nannt, dann beträgt der Gehalt an organi-       Sechs bis sieben Millionen Bakterien leben
Am Institut selbst führen Wissenschaftler      schem Kohlenstoff ungefähr 1,2 Prozent.         in nur einem Gramm Ackerboden. Dies
Untersuchungen von Bodentypen, aber            Burauel präzisiert: „Gerechnet auf einen        sorgt für eine natürlich hohe Regenerati-
auch von Pflanzenschutzmitteln durch.          Hektar sind das circa 40.000 Tonnen orga-       onsfähigkeit. Allerdings kennt die Wissen-
Forscher wie Karlheinz Weinfurtner prü-        nische Kohlenstoffe in der obersten Kru-        schaft nur etwa fünf Prozent der Bodenmi-
fen, wie viele Schadstoffe überhaupt ins       menschicht.“ In diesen Pool werden in           kroben. Sicher ist aber: Ihre Anpassungs-
Wasser, in die Pflanze oder direkt zum         Deutschland 1 bis maximal 1,5 Kilogramm         fähigkeit ist enorm. Manche Böden setzen
Menschen gelangen können. Dabei sind der       Kohlenstoffe aus Pflanzenschutzmitteln          daher Pflanzenschutzmittel so schnell um,
Gehalt an organischer Substanz und der         stammend eingebracht. Eine verschwindend        dass die Mittel gar nicht erst ihre Wirkung
pH-Wert des Bodens von großem Interes-         geringe Menge.                                  entfalten können. „In den USA gibt es sol-
se. „Der Anteil von Sand, Schluff und Ton                                                      che problem soils“, berichtet Peter Burau-
ist relevant für die Bindigkeit eines Bodens   In der Industrie sieht man dies ähnlich,        el aus eigener Erfahrung. Um die adaptive
und für die Wasserleitfähigkeit. Je tonhal-    auch hinsichtlich möglicher Kombinatio-         Funktionalität der Bodenmikroflora weiß
tiger, desto schlechter die Wasserleitung,     nen unterschiedlicher Wirkstoffe. So sind       auch Richard Schmuck, der von Haus 
VAA Magazin Boden schützen - Chemie in Pflanzen
Beim Ökolandbau gibt es strengere Vorschriften über den Einsatz von chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln als in der
herkömmlichen Landwirtschaft. Doch auf fruchtbaren Böden spricht aus wissenschaftlicher Sicht nur wenig gegen eine intensive
Bewirtschaftung. Foto: jillchen – Fotolia

aus Biologe ist. Bereits vor seiner Tätigkeit   weise die Auswirkungen auf eine Reihe         teresse, geforderte Standardtests durchzu-
in der Industrie hat sich das langjährige       von Nicht-Zielorganismen untersuchen, er-     führen, sondern auch in kritischen Fällen
VAA-Mitglied mit der Umweltrisikocha-           klärt Fraunhofer-Bodenkundler Karlheinz       die sich aus den spezifischen Eigenschaf-
rakterisierung von Chemikalien und syn-         Weinfurtner. „Nur wenn man den Nach-          ten des Mittels ergebenden Bedenken
thetischen Pflanzenschutzmitteln beschäf-       weis erbringt, dass die abgeschätzten Kon-    durch aufwändige Studien auszuräumen“,
tigt. Zu Schmucks heutigen Aufgaben ge-         zentrationen bei der Anwendung eines          betont Weinfurtner. Allerdings berge eine
hört die umfassende Bewertung der Aus-          Mittels sicher unterhalb der Schadens-        zu restriktive Zulassungsregulierung auch
wirkungen aller von seinem Unternehmen          schwelle für die empfindlichsten Organis-     Gefahren, mahnt Richard Schmuck von
vermarkteten Pflanzenschutztechnologien.        men sind, wird ein Mittel zugelassen.“ Pe-    Bayer CropScience. Die Anzahl der Wirk-
                                                ter Burauel bestätigt: „Wären weltweit sol-   stoffe drohe so weiter abzunehmen und da-
Bis ein Mittel auf den Markt kommt,             che Bedingungen gültig, hätten wir kein       mit die Option des Produktwechsels ein-
braucht es einen langen Atem. Von der           Problem.“                                     zuschränken.
Erstsynthese bis zur Vermarktung dauert
die Zulassung eines Pflanzenschutzmittels                                                     In der Öffentlichkeit wird der Einsatz
in der Regel zehn bis zwölf Jahre. Zum          Risiken restriktiver Regulierung              von Pflanzenschutzmitteln überwiegend
Vergleich: Die durchschnittliche Nut-                                                         kritisch wahrgenommen. Die Vergangen-
zungsdauer eines Wirkstoffes in der Land-       Bei der Zulassung liegt die Nachweis-         heit wirkt bis heute nach: Der großflächi-
wirtschaft liegt zwischen 20 und 40 Jah-        pflicht für die Unschädlichkeit bei der In-   ge Einsatz von Herbiziden und Insekti-
ren. Für die Entwicklung fallen Investitio-     dustrie. Fehlen Studien oder sind diese aus   ziden wie Atrazin oder DDT im vorigen
nen von ungefähr 250 Millionen Euro an.         Sicht der Regulationsbehörden nicht aus-      Jahrhundert hat dauerhaft Ängste ge-
In der EU sind die Zulassungsbedingungen        reichend, wird keine Zulassung erteilt.       weckt. So war im Fall des mittlerweile
sehr straff geregelt. Man müsse beispiels-      „Daher hat die Industrie nicht nur ein In-    längst verbotenen Insektizids DDT zum

8    VAA MAGAZIN Juni 2014
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Zum Pflanzenschutz gehört auch die Untersuchung von Pflanzen wie Soja oder Mais in
                                             speziellen Gewächshäusern. Foto: Bayer CropScience AG

damaligen Zeitpunkt überhaupt nicht ab-      Streng genommen sind Boden- und Pflan-        den, erläutert Peter Burauel. Es ist ein ein-
sehbar, dass sich das Pflanzenschutzmit-     zenschutz zwei völlig verschiedene Regula-    facher evolutiver Prozess: Wenn ein hoher
tel weltweit verteilt und in der Nahrungs-   tionsbereiche. Während man beim Pflan-        Druck entsteht, wirkt sich dies auf eine Po-
kette akkumuliert. Denn Beurteilungen        zenschutz wirkstoffbezogen vorgeht, ist Bo-   pulation aus, wodurch schneller Resisten-
der Wirksamkeit und der Toxikologie          denschutz eine medienbezogene Betrach-        zen ausgebildet werden. Burauel beruhigt:
können immer nur nach dem jeweils ak-        tung. Man schützt nicht den Boden an sich,    „Diesen Druck können wir jedoch durch
tuellen Stand der Wissenschaft erfolgen.     sondern dessen Funktionen. IME-Wissen-        Pflanzenschutzmittelvielfalt vermindern.“
Gerade da sei man in den letzten Deka-       schaftler Karlheinz Weinfurtner erklärt den
den aber unglaublich gut geworden, be-       Unterschied: „Wir betrachten die Schadstof-   Zum Bodenschutz gehört auch der Grund-
teuert Pflanzenschutzexperte Burauel.        fe nicht anhand ihrer absoluten Gehalte,      wasserschutz: Denn die landwirtschaftliche
Auch im Landwirtschaftszentrum Mon-          sondern anhand ihrer Wirkungspfade.“          Nutzfläche ist gleichzeitig ein Schutzschild
heim bei Bayer CropScience ist man sich                                                    für das Grundwasser. Daher dürfen aus der
über die Notwendigkeit strenger ökolo-       Was aber sind die effektivsten Methoden,      Ackerkrume keine Chemikalien in tiefere
gischer Verträglichkeits- und Effektivi-     um Böden zu schützen? Vielfalt. Und zwar      Bodenschichten eintreten und möglicher-
t ätspr üf u ngen bew usst. R ichard         sowohl bei den Kulturpflanzen als auch bei    weise Grundwasserressourcen verunreini-
Schmuck betont: „Die im Bereich Pflan-       den eingesetzten Pflanzenschutzmitteln.       gen. Während die Belastung durch Indust-
zenschutz tätigen Unternehmen verste-        Problematisch wird es nämlich dann, wenn      riechemikalien für die Bodendegradation
hen sich als Partner der Landwirtschaft      etwa bei resistenten Sorten ein Pflanzen-     weltweit nur zu einem Prozent eine Rolle
und sorgen durch umfangreiche und            schutzmittel direkt, in hoher Dosis und       spielt, ist die Erosion durch Regen oder
sorgfältige Untersuchungen ihrer Pro-        mehrere Jahre hintereinander appliziert       Wind der Hauptgrund für Bodendegradati-
dukte dafür, dass keine unvertretbaren       wird. Das widerspreche der Umsetzungsfä-      on. Pro Kopf der Weltbevölkerung geht es
Auswirkungen auf die Böden auftreten.“       higkeit und Selbstreinigungskraft der Bö-     da um 4,1 Tonnen erodierende 

                                                                                                       VAA MAGAZIN Juni 2014         9
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Spezial

                                                                                Bodenpartikel. Peter Burauel warnt: „Mit
                                                                                zunehmenden Trockenperioden, Sturmereig-
                                                                                nissen und starken Regenfällen wird sich die
                                                                                Erosionsgefahr weltweit verstärken.“ Es
                                                                                wird also immer wichtiger, die Ackerkrume
                                                                                geschützt und bedeckt zu lassen. „Durch
                                                                                Erosion der Krume wird auch der Kohlen-
                                                                                stoff weggetragen, wodurch die Böden ver-
                                                                                armen und weniger fruchtbar werden“, sagt
                                                                                Burauel. Bei einem abnehmenden Kohlen-
                                                                                stoffgehalt im Boden werde auch die Filter-
                                                                                und Pufferfunktion beeinträchtigt. Daher
                                                                                komme es besonders auf das Verständnis der
                                                                                verschiedenen Funktionen des Bodens an,
                                                                                der eben nicht ausschließlich Erträge liefern
                                                                                soll.

                                                                                Demografieprognosen der UN gehen von ei-
                                                                                nem weltweiten Bevölkerungsanstieg auf
                                                                                über neun Milliarden Menschen bis 2050 aus.
                                                                                Nimmt man den Klimawandel und Ressour-
                                                                                cenmangel hinzu, ist eine Steigerung der Ag-
                                                                                rarproduktivität um jährlich ein bis zwei Pro-
                                                                                zent nötig, um zumindest den Anteil der hun-
                                                                                gernden Bevölkerung nicht ausweiten zu las-
                                                                                sen. Ein weiterer Hebel: die Reduzierung des
                                                                                Fleischkonsums. Darin sind sich Experten
                                                                                wie Peter Burauel und Karlheinz Weinfurt-
                                                                                ner, aber auch viele Industrievertreter wie Ri-
                                                                                chard Schmuck einig. So würde die Intensi-
                                                                                tät beim Pflanzenanbau und der Bodenbear-
Erst die Dosis macht das Gift: Um Böden zu schützen und deren Fruchtbarkeit     beitung verringert. Das Problem liegt in der
nachhaltig zu gewährleisten, kommt es vor allem auf Streuung und Vielfalt an,   gesellschaftlichen Akzeptanz. Zudem ist ge-
sowohl beim Anbei der Pflanzenkulturen als auch beim Einsatz von                rade in Schwellenländern die umgekehrte
Pflanzenschutzmitteln. Foto: Thomas Kauffelt – Deere & Company                  Tendenz zu beobachten.

10   VAA MAGAZIN Juni 2014
Spezial

                                             „Bei der Mittelvielfalt haben wir in Zukunft sicherlich noch
                                                                    Nachholbedarf.“

                                           Dr. Peter Burauel, Privatdozent für Bodenkunde und Radioag-
                                            ronomie an der Universität Bonn und Leiter der Stabsstelle
                                                  ZukunftsCampus am Forschungszentrum Jülich.

Können Agrar- und Agrochemieindustrie            sind. Stoffe zu speichern und umzuwandeln          grenzt sind die weltweiten Anbauflächen.
vielleicht vom ökologischen Landbau ler-         ist die Hauptfunktion.“ Kritisch wird es im-       Im Gegenteil: „Wir verlieren global immer
nen? In der Tat. So könnte man sich im In-       mer dann, wenn die Belastungen durch Che-          mehr Flächen durch Erosionen und Degra-
tensivlandbau überlegen, ob Fruchtfolgen         mikalien oder Umwelteinflüsse so massiv            dationen“, so Weinfurtner. „Da ist Mitteleu-
wieder aufgelockert und mehr Kulturpflan-        werden, dass sie zu einem Abbau des Koh-           ropa eine paradiesische Ausnahme.“ Doch
zen in eine Fruchtfolge aufgenommen wer-         lenstoffgehalts führen. So sind in Deutsch-        auch in Deutschland, vor allem im Osten,
den. Bei Pflanzenschutzmitteln sollte sich       land die Waldböden weitgehend und stark            sind klimabedingte Schwierigkeiten zu er-
die Industrie um eine bessere Beleuchtung        versauert – ein Vermächtnis aus der starken        warten. Für einen effektiven Bodenschutz
von Umweltwirkungen und Genaktivität             industriellen Schadstoffbelastung bis in die       braucht man künftig also noch mehr Daten
der Kulturpflanzen bemühen, um die Effi-         späten Siebziger Jahre. „In diesem Punkt ist       und Informationsverzahnungen, um Wir-
zienz der Wirkstoffe zu steigern. „Bei der       die Regenerationsfähigkeit des Bodens ei-          kungen und Wirkstoffkombinationen bes-
Mittelvielfalt haben wir in Zukunft sicher-      gentlich nicht vorhanden“, stellt Weinfurt-        ser abschätzen können. Weinfurtner gibt zu:
lich noch Nachholbedarf“, ergänzt Peter          ner fest. Dieses Problem kriege man nur            „Das ist eine Herausforderung für die Wis-
Burauel, der seit 2012 außerdem die Stabs-       noch durch technische Maßnahmen wie                senschaft und auch für die Industrie, die wir
stelle ZukunftsCampus am Forschungs-             Waldkalkung in den Griff. Landwirte kal-           gemeinsam bearbeiten müssen.“
zentrum Jülich leitet.                           ken ihre Böden schon seit Jahrzehnten.
                                                 Auch wenn die Landwirtschaft sehr viele            Ein verbessertes Verständnis von Struktur-
Während man Luft- und Wasserverschmut-           Stoffe in die Böden einbringt: Sie entnimmt        und Funktionskopplung sollte zum langfris-
zungen sieht und riecht, nimmt man Boden-        gleichzeitig nicht weniger durch die Ernte.        tigen Erhalt der Bodenleistung erheblich
verschmutzungen oft gar nicht oder nur in-       Für die Landwirte gilt daher: Vielfalt, Vor-       beitragen, ist sich Richard Schmuck von
direkt wahr. Die schleichende Belastung der      sicht und Augenmaß beim Einsatz von Dün-           Bayer CropScience sicher. Nicht außen vor
Böden mit Schadstoffen sieht man auch heu-       ge- und Pflanzenschutzmitteln.                     gelassen werden dürfe auch das erhebliche
te noch nicht. So gibt es erst seit 1999 ein                                                        Potenzial im Bereich des Digital Farmings,
Bodenschutzgesetz. Weinfurtner erklärt das                                                          das gezieltere Düngung und Pflanzenschutz
Dilemma: „Böden vertragen über sehr lan-         Neue Wirkstoffklassen nötig                        unter Berücksichtigung kleinsträumiger
ge Zeit sehr viel mehr als Luft und Wasser,                                                         Gegebenheiten ermögliche. Beim Pflanzen-
doch ist der kritische Punkt erst erreicht,      Eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben der          schutz selbst werde man sich noch stärker
sind sie erschöpft. Dann schafft man es auch     Industrie ist die Entwicklung neuer Wir-           um die Integration verfügbarer Technologi-
nicht, sie in kurzer Zeit wiederherzustellen.“   kungswege und -mechanismen. Ähnlich                en zum optimalen Pf lanzenschutz bei
                                                 wie bei Antibiotika nimmt die Entwick-             gleichzeitiger Minimierung der Ressour-
Grundsätzlich ist ein Boden dann gesund,         lungsrate neuer Wirkstoffklassen ab. Das           cen- und Umweltbeanspruchung bemühen.
wenn er seine Funktionen erfüllen kann.          müsse aber das Ziel sein, meint Fraunhofer-        Agrarwissenschaftler Peter Burauel fasst
Karlheinz Weinfurtner resümiert: „Wir al-        Forscher Karlheinz Weinfurtner. Man kön-           zusammen: „Generell brauchen wir den
le leben davon, dass Böden zur Durchfüh-         ne die Dosierung von Pflanzenschutzmit-            chemischen Pflanzenschutz, er muss nur in-
rung von Transferprozessen in der Lage           teln nicht unbegrenzt erhöhen. Ebenfalls be-       telligent angewandt werden.“ 

                                                                                                                VAA MAGAZIN Juni 2014         11
Bruns,
                                                                                             Dr. Rola nd Leroux, Dr. Daniele
                          näch ste Legi slatu rper iode : Rainer Nachtra b, 2. Vorsitzender,                        Don ié. Foto s: Leuschner – VAA
Im VAA-Vor stand für die                                                           tin Bewersdorf und Dr. Frédéric
                 k, Dr. Thom as Fisc her, 1. Vors itzender, Schatzmeister Dr. Mar
Dr. Wolfram Uzic

Delegiertentagung in Seeheim

Neuer Vorstand gewählt
Für die nächsten drei Jahre hat der VAA einen neuen Vorstand, turnusgemäß gewählt von den Delegierten Anfang Mai auf
ihrer Tagung im Lufthansa Training & Conference Center Seeheim. Außerdem hat das oberste Verbandsorgan zahlreiche
politische Beschlüsse gefasst und Strategien für die Zukunft diskutiert. Am Vorabend eröffnete der Trendforscher Matthias
Horx mit seinem Vortrag „Kreativer Kapitalismus“ die Veranstaltung.

                                                              der politischen
                                  n si ch an de r Diskussion
              elegierte habe                 Wilfried Robe
                                                           rs von der
 Zahlreiche D                nter auch Dr.
            te ilig t, da ru
 Anträge be
                   Westfalen.
 Landesgruppe

12   VAA MAGAZIN Juni 2014
VAA

                                                                                                              10. Mai
                                                                                       An der Tagung am
                                                                                                           0
                                                                                       nahmen rund 20
                                                                                          leg ier te au s de n Werks-
                                                                                       De
                                                                                                         up pe n teil.
                                                                                       und Landesgr

„Hier teilen wir vieles miteinander: Erfahrungen, Strategien oder auch Kritik.“

    Dr. Thomas Fischer in seiner Eröffnungsrede zur Delegiertentagung.

                In se ine r An sp ra
                                     ch e ho b de r 1. VA
                Ab sc hn eid en be                           A-Vo rs itzen de Dr
                                     i de n Au fsi chtsr                           . Th om as Fis ch
                                                          at s- un d Betri eb                        er da s gu te
                he rvor. De s Weit                                             sr at swah len in za
                                     er en sp ra ch Fis                                             hlr eic he n Betri eb
                Gl ob ali sie ru ng                       ch er die  Ta rif-, En er gie -                                 en
                                    un d ak tu ell e Pr oje                               un d Re nten po liti
                                                            kte de s VA A an                                   k sowi e die
                                                                               .

                                                                                              VAA MAGAZIN Juni 2014             13
VAA

                                                                       ährend
                                                             Gespräch w
                                             a   Madaus im
                                 und Angelik
            M an ue la Rousseau
      Prof.                   n (v. l.).
                  af feepause
      einer der K

     Beschlüsse der Tagung
     Industriepolitik
     Die deutsche Industrie muss im globalen Wettbewerb durch
     eine spürbare Verbesserung der Rahmenbedingungen gestärkt
     werden, um die Standortattraktivität zu sichern.

     Erneuerbare-Energien-Gesetz
     Bei der EEG-Reform ist ein vollständiger Bestandsschutz für
     industrielle Eigenstromerzeugungsanlagen zu garantieren.

     Tarifeinheit
     Die Chemie-Sozialpartner sind gefordert, eine trilaterale Verein-
     barung zur Verankerung der branchenspezifischen Tarifpluralität
     unter dem Dach der Tarifeinheit abzuschließen.

     Kalte Progression
     Das verfügbare Nettoeinkommen darf nicht durch die kalte
     Progression geschmälert werden.

     Teilzeit
     Die vorhandenen gesetzlichen Möglichkeiten für alternative
     Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit müssen von den Unternehmen
     besser genutzt werden.

     Beschäftigungsfähigkeit
     An öffentlichen Bildungseinrichtungen müssen zertifizierte                                                   iten deutlich mehr als
                                                                                Führungskräfte in der Chemie arbe
                                                                                                                  Prof. Wolfgang Appel in
     Weiterbildungsangebote für hochqualifizierte Arbeitnehmer mit              der Bevölkerungsdurchschnitt, so
                                                                                                                  halten von Managern
     anerkannten Abschlüssen entstehen.                                         seinem Vortrag zum Arbeitszeitver
                                                                                                               am   10. Mai in Seeheim.
                                                                                auf der VAA-Delegiertentagung

14     VAA MAGAZIN Juni 2014
VAA

                                                         In seinem Vortrag am Vorabend der Delegier tentagung analysie
                                                                                                                        rte Matthias
                                                         Horx die Wechselwirkungen von sozialen, technologischen und
                                                                                                                        wirtschaftlichen
                                                         Trends in Bezug auf die aktuellen gesellschaftspolitischen Debatte
                                                                                                                            n.

                                                                              Trendjäger Horx erklärt
                                                                              Zukunft der Arbeitswelt
                                                                              Unter dem Titel „Kreativer Ka-
                                                                              pitalismus“ präsentierte der
            „Kreativität ist langsam und ‚umständlich‘.“                      renommierte Trend- und Zu-
                                                                              kunftsforscher Matthias Horx
             Matthias Horx vom Zukunftsinstitut beim                          bei der Vorabendveranstal-
             Vortrag über kreativen Kapitalismus am                           tung der Delegiertentagung
                Vorabend der Delegiertentagung.                               seine Sicht auf die Zukunft
                                                                              der Arbeitswelt. Der Gründer
                                                                              des „Zukunftsinstituts“ analy-
                                                                              sierte in seinem Vortrag die
                                                                              Wechselwirkungen von sozi-
                                                                              alen, technologischen, öko-
                                                                              nomischen und politischen Trends in Bezug auf die aktuellen
                                                                              gesellschaftspolitischen Debatten. Dabei thematisierte Horx,
                                                                              der seit 2007 als Dozent an der Zeppelin Universität in Fried-
                                                                              richshafen Prognostik und Früherkennung lehrt und sich der
                                                                              Weiterentwicklung der „Futurologie” zu einer Consulting-Dis-
                                                                              ziplin widmet, auch generelle Überlegungen zu Entstehung
                                                                              wichtiger Trends: „Zukunft entsteht nicht linear, sondern im-
                                                                              mer aus einer Bewegung, aus einer Schleife heraus.“ Häufig
                                                                              entstehe aus einem Trend und einem Gegentrend schließlich
                                                                              ein Synthesetrend, der die weitere Entwicklung maßgeblich be-
                                                                              einflusst. Als einen zentralen Trend für die zukünftige Arbeit in
                                                                              der Wissensgesellschaft arbeitete Horx die steigende Bedeu-
                                                                              tung der Kreativität heraus. Diese Entwicklung werde auch
                                                                              durch bestimmte Megatrends befördert: „Die Globalisierung
                                                                              hat die ökonomischen Prozesse massiv beeinflusst. Wir gera-
                                                                              ten in einen starken Innovationsdruck, weil auch der Rest der
VAA -Hau ptge schä ftsfü hrer Gerh                                            Welt unser Wohlstandsniveau erreichen will.“ Für die Zukunft
                                   ard Kron isch , Tagu ngsl eiter
Dr. Roland Leroux und Vorstand                                                der Menschheit insgesamt gab Horx eine grundsätzlich opti-
                                smitglied Dr. Wolfram Uzick (v. l.).
                                                                              mistische Prognose ab: „Kein ausgehender Rohstoff wird die
                                                                              Menschheit zurück in die Steinzeit katapultieren. Die Steinzeit
                                                                              ist auch nicht an einem Mangel an Steinen zu Ende gegangen.“
 Fotos: Leuschner – VAA

                                                                                                                VAA MAGAZIN Juni 2014             15
VAA-Delegiertentagung 2014

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Angela Merkel, CDU
                                       Innovationsnation in Europa.
Unser Land ist heute die führende
                                         sten in Europa, die Arbeits-
Unser Wachstum ist eines der höch
                                       Deutschland das einzige Land
losenquote die zweitniedrigste und
                                        amthaushalt die letzten zwei
der EU, in dem der öffentliche Ges
                                      ausgekommen ist. Gleichzeitig
Jahre ohne zusätzliche Schulden
                                   drei Prozent des Brut toinlands-
 werden in Deutschland nahezu
                                     icklung investier t. Damit erfüllen
 produktes in Forschung und Entw
                                   ches Ziel. Wir wollen dies en er-
                                                                             Sigmar Gabriel, SPD
 wir ein gemeins ame s europäis
                                    n und setzen dabei auch auf Sie,
 folgreichen Weg weiter fortsetze                                            Unternehmen haben es in der Han
                                    Führ ung skrä fte der deu tsch en                                           d, Fachkräften attraktive Bedingu
 die leite nde n Ang este llten und                                          zu bieten: durc h ange mes sene                                        ngen
                                                                                                                 Verg ütun g ihre r Arbe it, durc h
 Chemieindustrie.                                                            Verhältnisse am Arbeitsplatz und                                       faire
                                                                                                                   durch eine innovationsfreundliche
                                                                            Atm osphäre. Die Verbände spie
                                                                                                                len in diesem Konzept der Sozi
                                                                            Marktwirtschaft eine wichtige Rolle                                     alen
                                                                                                                    . „Wir tschaftspolitik für den Men
                                                                            schen“ heißt auch, Sozialpartne                                               -
                                                                                                              rschaft und unternehmerische Vera
                                                                            wortung gleichermaßen zu stärk                                            nt-
                                                                                                               en. Ihr Verband steht für das Leitb
                                                                            verantwortungsbewusster Unte                                               ild
                                                                                                             rnehmen. Ich bin Ihnen dankbar
                                                                            öffentliches Bekenntnis zur Arbeitneh                                 für Ihr
                                                                                                                   merfreizügigkeit in Europa und Ihre
                                                                            Unterstützung beim Elterngeld Plus
                                                                                                                . Und noch eine andere Besonder
                                                                           zeichnet Ihre Unternehmen aus:                                           heit
                                                                                                               Mit hocheffizienten Industrieanla
                                                                           und einem innovationsreichen Prod                                        gen
                                                                                                                 uktkatalog sind Sie wichtige Akte
                                                                           für das Gelingen der Energiewende                                        ure
                                                                                                                 . Deshalb bitte ich Sie: Mischen
                                                                           sich ein und gestalten Sie als Expe                                      Sie
                                                                                                                rtinnen und Experten unsere Ges
                                                                           schaft mit!                                                              ell-
Cem Özdemir, Bündnis 90/Die Grünen
                                                                                                          e Produkte können nur
                                                                 Viele neue, innovative, klimafreundlich
                                                                                                         entwickel t werd en. Ich
                                                                 mit Hilfe der chemische n Indu strie
                                                                                                        Der Klimaschutz braucht
                                                                 möchte es in aller Deutlichkeit sagen:
                                                                                                              helfen, Gebäude zu
                                                                 Sie und Ihre Innovationen. Chemie kann
                                                                                                            den Verkehr sauberer
                                                                 dämmen, Solarstrom zu erzeugen oder
                                                                                                            die chemische Indus-
                                                                 zu gestalten. Auch beim Recycling trägt
                                                                                                        Rohstoffe wie seltene Er-
                                                                 trie entscheidend dazu bei, wertvolle
                                                                                                         ngigkeit von Rohstoffim-
                                                                  den wiederzugewinnen und die Abhä
                                                                                                          zur Erhöhung der Ener-
                                                                  porten zu verringern. Die Potenziale
                                                                                                            .
                                                                  gie- und der Materialef fizienz sind hoch

 Katja Kipping, DIE LINKE
  Gemeinsam mit Ihnen glauben wir, dass
                                              gute Arbeitsbedingungen,
 die Vermeidung von Stres s am Arbe
                                        itsplatz und Arbeitszeiten, die
 eine Vereinbarkeit von Familie, Freizeitak
                                             tivitäten und Beruf ermög-
 lichen, die großen Herausforderungen
                                           unserer Zeit sind. Um diese
 Herausforderungen anzugehe n, brau
                                          cht es mehr Mitbestimmung
 des Einzelnen und der Betriebsräte
                                       bei Fragen der Gestaltung der
 Arbeitsaufgabe und der Arbeitsorganis
                                           ation, des Arbeitsumfeldes
und bei der pers onell en Ausg estal
                                      tung des Arbe itsbe reich s. Wir
brauchen zudem eine Ausrichtung der
                                       Arbeitszeit an den Bedürfnissen
der Beschäftigten. Es bedarf verbindlic
                                          her Ansprüche der Beschäf-         Horst Seehofer, CSU
                                                                                                                                                           Foto: Stephan Erfurt – Deutscher Bundestag

tigte n auf familienge rechte Arbe itsze
                                         iten; Arbe it und Priva tlebe n
müssen vereinbar sein.
                                                                             Di e ch em isc he Ind
                                                                                                    us tri e ist Zuku nft
                                                                             ak tuell wird uns                             un d ha t Zuku nft.
                                                                                                  wieder bewusst,                              Ge rad e
                                                                            Deutschland hat.                          we  lch e be sondere n St
                                                                                                  Da zu zählt insbeso                              ärken
                                                                            trie als eine der tra                       ndere die chemisc
                                                                                                  ditionsreichsten Sä                        he Ind  us-
                                                                            zum Wohlstand un                             ulen, die seit Gene
                                                                                                  d Er folg Deutschlan                        rat ion en
                                                                           Kompetenz, Forsc                              ds beiträgt. Er fah
                                                                                                  hung und Entwick                           rung und
                                                                           von Unternehmen                             lung, ein enges Mi
                                                                                                , Hochschulen un                            teinander
                                                                           gewachsenen Struk                        d Ge  sellschaft – unsere
                                                                                                  turen sind erfolgrei                          derar t
                                                                           bewundernd anerk                             ch und werden int
                                                                                                  annt.                                    ern ati onal
VAA

Podiumsdiskussion in Dresden

Standort Sachsen stärken
Rund 50 Gäste aus Politik und
Wirtschaft haben sich Mitte Mai in
Dresden getroffen, um über
Geschichte, Rahmenbedingungen,
Wettbewerbsfähigkeit und Zukunft der
Pharmabranche am traditionsreichen
Standort Sachsen zu sprechen. Im
Mittelpunkt der Diskussion mit
sächsischen Landtagsabgeordneten:
die Interessen der Chemie-
Führungskräfte in den neuen
Bundesländern.

                                                                                 Zum Thema „Großraum
                                                                                                          Dresden – Zentrum der
                                                                                mit telständischen che
                                                                                                        misch-pharmazeutische
                                                                                Industrie?“ debattiert                           n
                                                                                                       en: Prof. Thomas Beiss
                                                                                Tor sten Herbst, MdL                          wenger,
                                                                                                      FDP, Aline Fiedler, Md
                                                                                Moderatorin Katharina                        L CDU,
                                                                                                        Gerlach, Dr. Jana Pin
                                                                                DIE LINKE, Prof. Claus                        ka, MdL
                                                                                                        Rüger, TU Dresden (v.
                                                                                                                               l.).

                                                         umriss Professor
                               am 15. Mai in Dresden
     In seinem Impulsvor trag                   rau sfo rde rungen wie die
                            die zahlreichen He
     Thomas Beisswenger                               erserkrankungen,
                             klung, zunehmende Alt
      demografische Entwic                           armaindustrie eine der
                            , aufgrund derer die Ph
      Antibiotikaresistenzen
                             ranchen darstellt.
      wichtigsten Zukunftsb

                     Nach der Podiumsdiskussion blieben zahlreiche Gäste bis
                     in die späten Abendstunden zum Netzwerken im Hotel
                     Elbflorenz in der Dresdner Altstadt. Fotos: Dehlis – VAA

18   VAA MAGAZIN Juni 2014
VAA

Aufsichtsratswahlen bei Merck

Erfolg auf ganzer Linie
Mit einem Paukenschlag sind die
Aufsichtsratswahlen bei der Merck
KGaA in Darmstadt zu Ende
gegangen: VAA-Kandidaten konnten
die Hälfte aller zur Wahl stehenden
Sitze gewinnen.

Vier von acht Sitzen im neu gewählten
Merck-Aufsichtsrat gingen an die Kandi-
daten des VAA. Während die Vorsitzen-
de der Werksgruppe Merck Dr. Mechthild
Auge erneut als eine von insgesamt fünf
Arbeitnehmervertretern gewählt wurde,
konnte Dr. Gabriele Eismann einen zu-
sätzlichen Arbeitnehmersitz für den Ver-
band erringen. „Es ist uns gelungen, un-
ser Ergebnis im Vergleich zur letzten Auf-
sichtsratswahl zu verdoppeln“, so die
frisch wiedergewählte Aufsichtsrätin
Mechthild Auge. „Dieser Erfolg geht auf
das Konto eines überzeugenden Konzep-
tes und auf die gute Teamarbeit des Wahl-
kampfteams.“ Das Kompliment gelte al-
len Beteiligten, sowohl vor Ort in Darm-
stadt als auch in der VAA-Kampagnen-
zentrale in Köln.

Erstmals ist es dem VAA zudem gelun-
gen, einen der beiden Gewerkschaftssit-
ze zu gewinnen. Der bisherige Vertreter
der leitenden Angestellten im Aufsichts-
rat Dr. Karl Heinz Scheider konnte die-
sen Erfolg für sich verbuchen. Auf den
freigewordenen, einzigen Sitz der Leiten-
den neu gewählt wurde mit dem Vorsit-
zenden des Sprecherausschusses bei
Merck Dr. Dietmar Oeter ebenfalls der
Kandidat des VAA.
                                             Schon das Wahlplakat macht den Schwerpunkt der VAA-Kampagne zu den
„Ohne Übertreibung kann man bei den          Aufsichtsratswahlen bei Merck deutlich: die richtige Mischung. Die Expertise aus den
Aufsichtsratswahlen bei Merck von ei-        Geschäftsbereichen Pharma und Chemie zusätzlich zu den Funktionären aus Gewerkschaft
nem wirklich großartigen Ergebnis spre-      und Betriebsrat hat die Wähler überzeugt. Fotos: MPI für Polymerforschung, Merck
chen“, bestätigt der Stellvertretende
Hauptgeschäftsführer des VAA Manfred
Franke. Die hohen Erwartungen vonsei-        ert die Wahlkampfaktivitäten für die        müdlichen Einsatzes haben die VAA-
ten des Kampagnenteams seien übertrof-       Aufsichtsrats- und Betriebsratswahlen       Kandidaten in Darmstadt auf ganzer Li-
fen worden. Franke koordiniert die Auf-      vonseiten der VAA-Geschäftsstelle.          nie überzeugt. Dies zeigt: Engagement
sichtsratsarbeit des Verbandes und steu-     „Dank ihrer Kompetenz und ihres uner-       lohnt sich!“ 

                                                                                                    VAA MAGAZIN Juni 2014      19
VAA

Ergebnisse der Betriebsratswahlen

VAA baut Stellung aus
In den meisten Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie sind die Betriebsratswahlen 2014 bereits
vorbei. Dabei zeichnet sich ein klarer Erfolgstrend für den VAA ab: Bei Redaktionsschluss standen für die
VAA-Kandidaten 227 Mandate in 106 Betrieben zu Buche. Zur Erinnerung: Ende 2010 hatten Verbandsmitglieder
insgesamt 213 Mandate in 118 Betrieben erringen.

„Wenn sich unsere Annahmen realisieren       In derzeit 14 Betrieben ist der VAA erst-   stieg sie bei der Roche Diagnostics GmbH
lassen, gehen wir diesmal von über 230       malig oder seit Langem wieder vertreten,    in Mannheim von drei auf vier und in
Mandaten aus“, schätzt der Stellvertreten-   so zum Beispiel bei der B. Braun Mel-       Penzberg von vier auf sechs Mandate. Ei-
de VAA-Hauptgeschäftsführer Manfred          sungen AG. Dort haben die VAA-Kandi-        nen Anstieg von einem Mandat auf drei
Franke. „Damit hätten wir unsere Position    daten aus dem Stand vier Mandate ge-        Mandate meldet die VAA-Liste bei der
in den Betrieben weiter gestärkt.“ Im VAA    holt. Gleiches ist dem Verband bei der      Wacker Chemie AG in Burghausen. In der
ist Franke verantwortlich für die Koordi-    Aur ubis AG in Hamburg gelungen.            Daiichi Sankyo Gruppe ist die Mandats-
nierung der Betriebsratsarbeit und die Be-   Ebenfalls auf Anhieb hat der VAA drei       zahl betriebsübergreifend von drei auf
treuung der Betriebsratswahlkampagne.        Betriebsratsmandate in der Betriebsstät-    acht angestiegen, bei der Siemens AG in
Schon jetzt liege man mit den Ergebnissen    te Nord Ost der TÜV SÜD Chemie Ser-         Frankfurt am Main von drei auf vier.
merklich über der Planke des Vergleichs-     vice GmbH gewonnen.
zeitraums der letzten Betriebsratswahlen                                                 Seine Stellung ausgebaut hat der VAA im
im Jahr 2010.                                Besonders hervorzuheben ist das Wahler-     Heraeus Konzern: In den Standorten in
                                                           gebnis bei der Deutz AG       Hanau und Leverkusen sicherten sich die
                                                           in Köln: Erstmals in die-     Kandidaten insgesamt sieben Betriebs-
                                                           sem Metallbetrieb ange-       ratssitze. Bemerkenswert dabei: Allein im
                                                           treten, hat der VAA direkt    Gemeinschaftsbetrieb Rhein Main gelang
                                                           drei Mandate errungen.        ein gewaltiger Sprung von einem Mandat
                                                           Auch bei der Pricewater-      auf nunmehr fünf Mandate. Einen Zu-
                                                           houseCoopers Wi r t-          wachs um zwei auf jetzt drei Mandate gibt
                                                           schaftspr üf ungsgesell-      es unter anderem bei der Solvay Acetow
                                                           schaft AG in Düsseldorf       GmbH in Freiburg. Dabei ist der Verband
                                                           konnten VAA-Kandidaten        dort überhaupt erst seit 2010 vertreten.
                                                           sofort drei Mandate ge-
                                                           winnen. „Das zeigt, dass      Die Positivliste ließe sich noch weiter fort-
                                                           der VAA auch branchen-        setzen, meint Manfred Franke. Alles in al-
                                                           übergreifend eine starke      lem seien die Wahlergebnisse ein Beleg für
                                                           Vertretung für AT-Ange-       die hervorragende Arbeit der VAA-Be-
                                                           stellte bietet“, kommen-      triebsräte in den Betrieben vor Ort. Auch
                                                           tiert VAA-Betriebsratsex-     der Vorsitzende der Kommission Betriebs-
                                                           perte Franke das Ergebnis     räte Dr. Theodor Reuters (im Bild) bestä-
                                                           in den „chemiefernen“         tigt: „AT-Arbeit im Betriebsrat bringt ei-
                                                           Betrieben.                    nen echten Mehrwert und zahlt sich aus:
                                                                                         sowohl für das Unternehmen als auch die
                                                            Fest verwurzelt in Chemie    Belegschaft als auch unseren Verband.“
                                                            und Phar ma kann der
                                                            VAA eine deutliche Stei-     Für die endgültige Analyse der Betriebs-
                                                            gerung in vielen Unter-      ratswahlergebnisse werden Werksgruppen
                                                            nehmen seiner Stamm-         und Einzelmitglieder gebeten, die Resul-
                                                            branche vermelden: Wäh-      tate – soweit noch nicht geschehen – an die
                                                            rend die Mandatszahl bei     VAA-Geschäftsstelle in Köln unter der
                                                            der BASF SE von fünf auf     E-Mail-Adresse claudia.klein@vaa.de
 Foto: Wim Woeber – VAA
                                                            sieben gewachsen ist,        zu melden. 

20   VAA MAGAZIN Juni 2014
VAA

versicherungspflicht

Rentenversicherung
ändert Befreiungspraxis
Mitglieder der sogenannten verkammerten Berufe – dazu gehören Apotheker, Mediziner, Architekten und Juristen – sind
verpflichtet, Beiträge an das jeweilige Versorgungswerk ihres Berufsstandes abzuführen und erhalten dafür entsprechende
Rentenanwartschaften. Unter bestimmten Voraussetzungen entfällt dann die Pflichtmitgliedschaft in der Gesetzlichen
Rentenversicherung. Nun hat die Deutsche Rentenversicherung Bund ihre Befreiungspraxis geändert und damit die
Befreiung vieler Apotheker und Mediziner in der chemischen Industrie von der Versicherungspflicht infrage gestellt.

Bereits Ende 2011 hatte die Deutsche Ren-
tenversicherung Bund (DRV) im Rahmen
einer Betriebsprüfung bei einem Pharma-
betrieb festgestellt, dass die dort beschäf-
tigten Apotheker aus ihrer Sicht nicht die
für die Befreiung von der Gesetzlichen
Rentenversicherung erforderlichen Vor-
aussetzungen erfüllen. Die DRV begrün-
dete dies im Wesentlichen damit, dass ei-
ne zur Befreiung von der gesetzlichen Ren-
tenversicherungspflicht berechtigende be-
rufsspezifische Beschäftigung nur dann in        Durch die geänderte Befreiungspraxis steht die Befreiung vieler Apotheker und Mediziner in
Betracht komme, wenn die Approbation als         der chemischen Industrie von der Rentenversicherungspflicht infrage. Foto: Merck
Apotheker objektiv unabdingbare Voraus-
setzung für die fragliche Tätigkeit ist. Die
gerichtliche Auseinandersetzung darüber          eine sogenannte „Vertrauensschutzrege-         Als Reaktion auf diese Praxis fordern die Ar-
vor den Sozialgerichten dauert noch an.          lung“ veröffentlicht. Daraus geht hervor,      beitgeber die betroffenen Arbeitnehmer nun
                                                 dass für jede nach dem 31. Oktober 2012        vermehrt auf, sofort neue Befreiungsanträge
Hiervon unabhängig hat das Bundessozi-           neu aufgenommene Beschäftigung ein             zu stellen. Wird ein solcher Antrag abgelehnt,
algericht (BSG) in einer Entscheidung vom        neuer Antrag auf Befreiung von der Versi-      weil der Arbeitnehmer in den letzten Jahren
31. Oktober 2012 (Aktenzeichen: B 12 R           cherungspflicht gestellt werden muss.          aus Sicht der DRV keine befreiungsfähige
3/11 R) klargestellt, dass die einmal ausge-                                                    Tätigkeit ausgeübt hat, muss der Arbeitgeber
sprochene Befreiung von der gesetzlichen         Außerdem beschreibt die Mitteilung die         für bis zu vier Jahre Beiträge an die Renten-
Rentenversicherungspflicht nicht auf Dau-        Vorgehensweise bei Beschäftigungen, die        versicherung nachentrichten. Der Verjäh-
er erfolgt, sondern nur für die jeweilige Tä-    vor diesem Stichtag aufgenommen wur-           rungszeitraum wird kalenderjährlich berech-
tigkeit gilt, für die sie beantragt wurde. Bei   den. Besonders bedeutsam sind die Aussa-       net und umfasst bei einer im Jahr 2014 abge-
jedem Wechsel der Tätigkeit ist daher ein        gen über Arbeitnehmer, die in der Vergan-      lehnten Befreiung das angefangene Jahr 2014
neuer Befreiungsantrag bei der DRV zu            genheit zwar für die Ausübung einer klas-      sowie die Jahre 2010 bis 2013.
stellen, wobei der Antrag binnen drei Mo-        sischen berufsspezifischen Tätigkeit befreit
naten nach dem Tätigkeitswechsel gestellt        worden waren, in der Zwischenzeit aber die     Wer von seinem Arbeitgeber aufgefordert
werden muss. Andernfalls ist eine erneute        Beschäftigung gewechselt haben, ohne ei-       wird, die Befreiung von der gesetzlichen
Befreiung nur noch ab dem Zeitpunkt der          ne neue Befreiung beantragt zu haben, al-      Rentenversicherung neu zu beantragen,
Antragstellung wirksam, unabhängig da-           so nicht im Besitz einer aktuell gültigen      sollte dem nachkommen. Gegen negative
von, ob die materiellen Befreiungsvoraus-        Befreiung sind. In diesen Fällen weist die     Bescheide können Arbeitnehmer bei den
setzungen bereits zuvor vorgelegen haben.        DRV den jeweiligen Arbeitgeber bei Be-         Sozialgerichten vorgehen. VAA-Mitglieder
                                                 triebsprüfungen darauf hin, dass bei der       können dabei die besondere Expertise der
Als Umsetzung des BSG-Urteils hat die            nächsten Betriebsprüfung eine neue Be-         VAA-Juristen beim Befreiungsrecht in An-
DRV im Januar 2014 auf ihrer Homepage            freiung vorgelegt werden müsse.                spruch nehmen. 

                                                                                                             VAA MAGAZIN Juni 2014         21
Wirtschaft in Zahlen

     Renteneintrittsalter: Reformen zeigen Wirkung
     64,5

     64,0

     63,5

     63,0

     62,5

     62,0
             2000     2001     2002      2003    2004      2005     2006     2007     2008      2009             2010      2011     2012

        Durchschnittliches Zugangsalter gesetzliche Altersrente
        Durchschnittliches Zugangsalter gesetzliche Altersrente – Männer
        Durchschnittliches Zugangsalter gesetzliche Altersrente – Frauen
     Quelle: Deutsche Rentenversicherung, Foto: auremar – Fotolia

Rentenpolitik: Einfluss heißt
Verantwortung                                                                                        Zwischenruf

Es gibt nicht viele Bereiche, in denen sich     scheidungen, dass diese auch Wirkung zei-
politische Entscheidungen so direkt und         gen. Dieser direkte Einfluss bedeutet aber
spürbar auf das Arbeitsleben auswirken,         auch, dass die Politik mit den Instrumenten
                                                                                                Foto: VAA

wie es in der Rentenpolitik der Fall ist. Das   der Rentenpolitik besonders verantwor-
gilt insbesondere im Hinblick auf die ge-       tungsvoll umgehen muss! Und gerade die-                                               Dr. Thomas
setzliche Regelaltersgrenze. Am Verlauf         sem Anspruch wird die Rente mit 63 nicht                                              Fischer
des durchschnittlichen Zugangsalters in die     gerecht. Die volkswirtschaftliche Fragwür-
gesetzliche Altersrente seit dem Jahr 2000      digkeit dieses Vorhabens haben die „Wirt-                   ist 1. Vorsitzender des VAA.
lässt sich dieser Einfluss ablesen. So wur-     schaftsweisen“ unlängst in ihrem Früh-
de beispielsweise der Weg in die vorzeitige     jahrsgutachten aufgezeigt.
Rente durch die Verkürzung der Bezugs-                                                          jenigen Arbeitnehmer, die durch ihre kör-
zeiten des Arbeitslosengeldes im Rahmen         Dass es vor dem Hintergrund des demo-           perlich anspruchsvollen Berufsbilder nur
der Hartz-Gesetze 2006 und 2008 deutlich        grafischen Wandels nicht sinnvoll sein          selten auf 45 Beitragsjahre kommen und
erschwert. Auch die schrittweise Anhebung       kann, die mühsam errungene Abkehr von           häufig Erwerbsminderungsrenten in An-
des Regelrentenalters auf 67 Jahre entfaltet    der Frühverrentungspolitik durch ein ge-        spruch nehmen müssen, profitieren hinge-
bereits ihre Wirkung. Eine aktuelle Studie      genteiliges Signal in Frage zu stellen, liegt   gen kaum von dieser Rentenreform. Auch
des Deutsches Institutes für Wirtschaftsfor-    auf der Hand. Bleibt der Aspekt der Ge-         die Generationengerechtigkeit bleibt au-
schung in Berlin zeigt: Rentenreformen ha-      rechtigkeit, der von den Befürwortern der       ßen vor, denn mittelfristig wird die Ren-
ben erheblichen Einfluss auf das Verhalten      Rente mit 63 immer wieder ins Feld ge-          te mit 63 die Beitragssätze stärker steigen
der Menschen beim Renteneintritt. Das ist       führt wird: Von der Möglichkeit zum ab-         lassen. Im Ergebnis bleibt also festzuhal-
für Rentenpolitiker sicherlich einerseits ein   schlagsfreien Renteneintritt nach 45 Bei-       ten: Das Rentenpaket der Großen Koaliti-
Grund zur Freude: Denn bestimmt wün-            tragsjahren werden vor allem ohnehin gut        on ist weder ökonomisch sinnvoll noch ist
schen sie sich bei ihren politischen Ent-       verdienende Facharbeiter profitieren. Die-      es gerecht. 

22    VAA MAGAZIN Juni 2014
Ihr Verbandsreisebüro

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Sandra Rademacher       Claudia Peter       Nina Motte           Marion Bleckmann
+49 2191 9288-238       +49 2191 9288-242   +49 2191 9288-246    +49 2191 9288-232
rademacher@merkana.de   peter@merkana.de    motte@merkana.de     gruppen@merkana.de

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Thüringsberg 20              vaa@merkana.de               Tel.: +49 2191 9288-0
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Branche

Interview mit Professor Holger Görg

Globalisierung:
Deutschland profitiert
Die Globalisierung gilt als einer der entscheidenden Megatrends der Gegenwart. Aber welche volkswirtschaftlichen
Mechanismen verbergen sich hinter diesem Phänomen? Und wie wirkt sich die zunehmende Verflechtung der
Weltwirtschaft auf die deutsche Wirtschaft aus? Das VAA Magazin sprach darüber mit Professor Holger Görg, Leiter
des Forschungsbereichs „Internationale Arbeitsteilung“ am Institut für Weltwirtschaft in Kiel.

VAA Magazin: Globalisierung ist als Begriff               VAA Magazin: Wie wirkt sich die Globali-        Das relativ einfache „Zusammenschrauben“
in aller Munde. Was sich aber genau dahin-                sierung der Weltwirtschaft auf die deut-        wird immer mehr in andere Länder verla-
ter verbirgt, bleibt häufig unklar. Wie wird              sche Wirtschaft aus? Sind wir eher Gewin-       gert. Nehmen wir das Beispiel Deutschland
das Phänomen aus wirtschaftswissen-                       ner oder Verlierer?                             und China: Deutschland hat die Vorausset-
schaftlicher Sicht definiert?                                                                             zungen bei der Infrastruktur und bei der Be-
                                                          Görg: Generell ist Deutschland natürlich        schäftigungsstruktur, um forschungsinten-
Görg: Der Begriff „Globalisierung“ wird                   ein Land, das sehr stark in der Globalisie-     sive Produkte herstellen zu können. China
in der Tat sehr häufig und mit unter-                     rung drin steckt. Die deutsche Wirtschaft       hat jedenfalls im Moment noch den großen
schiedlichen Bedeutungen benutzt. Aus                     ist sehr exportintensiv, wir importieren        Vorteil, dass es dort billige Arbeitskräfte
wissenschaftlicher, aber auch aus unter-                  aber auch sehr viele Vorleistungen, Dienst-     gibt. Dann ist es natürlich sinnvoll, dass die
nehmerischer Sicht bedeutet Globalisie-                   leistungen und Güter aus anderen Ländern.       arbeitsintensiven Stufen der Produktion
rung zunächst einmal die wachsende und                    Aber auch was den Austausch von Wissen          dorthin verlagert werden. Das ist für die chi-
immer wichtiger werdende Verflechtung                     angeht, sind wir international sehr stark       nesische Volkswirtschaft gut, die sich dar-
von internationalen Beziehungen. Es                       verflochten. Deutschland ist also ganz ge-      auf spezialisieren kann, und das ist für die
geht dabei um internationalen Handel,                     wiss eines der Länder, die von der Globa-       deutsche Volkswirtschaft gut, die sich auf
internationale Kapitalflüsse, Migration                   lisierung profitieren. Denken Sie an die Fi-    die forschungsintensiven Aspekte der Pro-
und auch um den Transfer von Wissen.                      nanzkrise, die einige Länder stark getrof-      duktion konzentrieren kann. Das ist jeden-
Also die zunehmende internationale Ver-                   fen hat. Deutschland hat gut dagestanden.       falls die Theorie und in der Praxis sieht man
netzung von Personen, Unternehmen und                     Dafür gibt es natürlich viele Faktoren, aber    zumindest die klare Tendenz dazu.
Staaten.                                                  zu einem Teil ist das sicherlich der inter-
                                                          nationalen Vernetzung und der Exportstär-       VAA Magazin: Was geschieht, wenn die jet-
                                                          ke zu verdanken.                                zigen Schwellenländer technologisch auf-
                                                                                                          holen?
                                                          VAA Magazin: Welche wirtschaftlichen Me-
                                                          chanismen verbergen sich hinter diesen          Görg: Natürlich stellen Länder wie China,
                                                          Globalisierungsvorteilen?                       Brasilien oder Indien inzwischen auch hö-
                                                                                                          herwertige Produkte her und investieren
                                                          Görg: Grundsätzlich ist die Idee ganz ein-      mehr in Forschung und Entwicklung. Sie
                                                          fach: Es geht bei der Globalisierung darum,     klettern sozusagen die Leiter der Pro-
Foto: privat

                                                          dass sich Unternehmen, die in einem be-         duktqualität langsam nach oben. Das hat
                                       Prof. Holger       stimmten Land produzieren, auf das spezi-       auch Implikationen für Länder wie Deutsch-
                                       Görg               alisieren, was sie besonders gut können.        land. Bislang ist diese Entwicklung aber noch
                                                          Gleichzeitig werden andere Aspekte, die für     auf einem sehr niedrigen Niveau und es ist
               ist Leiter des Forschungsbereichs „In-     die Produktion ebenfalls wichtig sind, in an-   für die Schwellenländer auch nicht ohne Pro-
               ternationale Arbeitsteilung“ am Institut   dere Länder ausgelagert, in denen diese As-     bleme, dabei weiterzukommen. Deutschland
               für Weltwirtschaft in Kiel und Professor   pekte besser gemacht werden können. In          operiert nach wie vor an der Technology
               für Außenwirtschaft an der Christian-      Deutschland geht der Trend eindeutig hin        Frontier, also der Grenze dessen, was tech-
               Albrechts-Universität zu Kiel.             zu forschungs- und entwicklungsintensiven       nologisch möglich ist. Die Herausforderung
                                                          Produkten, aber auch zu Dienstleistungen.       für unser Land und die hier ansässigen Un-

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ternehmen ist es, dort zu bleiben. Also wei-   VAA Magazin: Welchen Beitrag kann die         ich schon angesprochen habe. Wenn sich
terhin hochwertige Forschung und Entwick-      Wirtschaftspolitik dazu leisten, dass         an dieser Struktur etwas zum Negativen
lung zu leisten, neue Innovationen zu entwi-   Deutschland weiterhin zu den Gewinnern        hin ändert, hat das natürlich gerade in ei-
ckeln und diese auf den Markt zu bringen.      der Globalisierung gehört?                    ner globalisierten Volkswirtschaft Aus-
                                                                                             wirkungen. Wenn es die hochqualifizier-
VAA Magazin: Wie wichtig sind aus Ihrer        Görg: Politik muss die Rahmenbedingun-        ten Beschäftigten, die forschen und ent-
Sicht die industriepolitischen Rahmenbe-       gen dafür schaffen, dass Unternehmen und      wickeln können, in Deutschland nicht
dingungen für die Standortentscheidungen       Personen an der Globalisierung teilnehmen     mehr in ausreichender Zahl gibt, stellt sich
von Unternehmen?                               können. In der Finanzkrise hat sich die       für Unternehmen die Frage, ob sie etwas
                                               deutsche Bundesregierung zu Recht nicht       anderes herstellen, weil sie international
Görg: Wenn man sich eine Volkswirtschaft       allzu sehr von Forderungen in Richtung        nicht mehr wettbewerbsfähig sind, oder
generell und die Standortentscheidungen        Protektionismus treiben lassen. In anderen    ob sie diese Stufen der Produktion im
von Unternehmen anschaut, sind dabei           Ländern wurden da teilweise deutlich mehr     Ausland ansiedeln.
hauptsächlich die wirtschaftlichen Grund-      Maßnahmen in dieser Richtung ergriffen.
faktoren ausschlaggebend. Es muss eine         Unternehmen müssen frei und ohne große        Es gibt inzwischen sicherlich in einem ge-
gute Infrastruktur geben, man muss in die-     Probleme investieren und importieren kön-     wissen Maße einen Fachkräftemangel, aber
sem Land ohne Risiko arbeiten können und       nen, sich im Ausland niederlassen und wie-    zumindest im Moment ist das aus meiner
es muss gut ausgebildete Beschäftigte ge-      der zurückkommen können.                      Sicht noch kein großes Problem. Längerfris-
ben. Wenn diese fundamentalen Faktoren                                                       tig könnte es durch den demografischen
da sind und sich ein Land dadurch abhebt,      VAA Magazin: Werden die Auswirkungen          Wandel aber ein Problem werden. Das ist al-
dass es vielleicht zusätzlich eine gute For-   der demografischen Entwicklung im Hin-        lerdings insofern schwierig zu prognostizie-
schungsförderung hat, kann das natürlich       blick auf die Globalisierung für den Stand-   ren, weil es dabei auch darauf ankommt, wie
ein Bonus sein. Auf der Ebene der Gesamt-      ort Deutschland zum Problem?                  ein Land mit Migration umgeht. Denn Ar-
wirtschaft ist das aus meiner Sicht aber                                                     beitskräfte kann man ja bekanntermaßen
eher das Tüpfelchen auf dem i. Für einzel-     Görg: Problem würde ich es nicht nennen,      nicht nur aus der einheimischen Bevölke-
ne Unternehmen können solche Faktoren          aber die Beschäftigungsstruktur ist eben      rung rekrutieren, sondern man kann sie
allerdings durchaus ausschlaggebend sein.      einer dieser fundamentalen Faktoren, die      auch aus dem Ausland „herlocken“. 

                                                                                                                            Foto: Siever – Fotolia
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