Freund und Helfer. Sucher und Retter - RCC bei der Kantonspolizei Zürich - Cockpit - Magazin

 
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Freund und Helfer. Sucher und Retter - RCC bei der Kantonspolizei Zürich - Cockpit - Magazin
Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 06/Juni 2017                  CHF 8.20 /   5.50

      RCC bei der Kantonspolizei Zürich
      Freund und Helfer.
      Sucher und Retter.
0 6

      770010 011006

                        Military Aviation                  Military Aviation   Civil Aviation

                        Alpnach – ein Fest, LIMA´17 mit einer Genève Aéroport:
                        zwei Jubiläen       Weltpremiere      Visionen des CEO
      9
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Freund und Helfer. Sucher und Retter - RCC bei der Kantonspolizei Zürich - Cockpit - Magazin
Cockpit 06 2017             Editorial         3

                                                                                                                                              Foto: Ian Lienhard
Take your seats
Liebe Leserinnen und Leser

Ü
        ber den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein!        Als wahr gewordener Albtraum präsentiert sich die Situation bei
        Das hat nicht nur der deutsche Sänger Reinhard Mey in sei-    der traditionsreichen Alitalia (Seite 46). Sie ist – auch vom Autor –
        nem berühmt gewordenen, gleichnamigen Lied erkannt,           mehrfach schon totgeschrieben worden, aber jetzt steht der Zeiger
auch unser Mitarbeiter Ian Lienhard kann dies bestätigen, nachdem     wirklich nur noch ein paar Sekunden vor Mitternacht. Nur dank
er an Bord einer Cessna C185 ein Bücker (Bild) nach seinem Start      eines staatlichen Notkredits ist der Flugbetrieb für die nächsten
vom Flugplatz Biel Kappelen ablichtete.                               sechs Monate garantiert. Ohne diesen wäre Alitalia Mitte Mai Pleite
Da kommen bei mir unweigerlich Erinnerungen auf, als ich vor          gegangen! Die Alitalia verbrennt ähnlich wie die Air Berlin jeden
                         einigen Jahren einmal in einem Bücker        Tag 1 Million Euro.
                         131 Jungmann mitfliegen durfte. Vom           Da hat sich der Flughafen Genf viel besser aus der Affäre gezogen.
                         Flugplatz Speck in Fehraltorf ging es mit    Der nach wie vor mehrheitlich dem Kanton Genf gehörende Aéro-
                         Pilot Reto Seipel um den Zürcher Haus-       port de Genève liefert der Staatskasse jedes Jahr Millionen ab und
                         berg Uetliberg über den Zürichsee zurück     kann sich trotzdem im Konkurrenzumfeld behaupten. Eine Priva-
                         auf den kleinen, beschaulichen Flugplatz     tisierung ist kein Thema. Wie Flughafendirektor André Schneider
                         im Zürcher Oberland. Obwohl alles andere     das Geld für die Ausbauprojekte findet, sagt er im Monatsinterview
                         als schwindelfrei, genoss ich jede Sekunde   (Seiten 20 und 21).
                         des Flugs und kam mir im Kombi und mit
                         Fliegerbrille irgendwie vor wie ein Flug-
                         pionier. Ein wahr gewordener Traum!          Patrick Huber, Chefredaktor
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Cockpit 06 2017                       Inhalt       5

     Military Aviation                                General Aviation                                                      Military Aviation
6 Flugshow auf Langkawi
   mit vielen Exoten
8 Militärflugplatz Alpnach
                                                28 Vision – Lilium-Jet für
                                                   den individuellen Luft-
                                                   verkehr
                                                                                               14                           Griechenland nimmt
                                                                                                                            Abschied von den Phantom
   feiert Geburtstag
                                                      Helicopter
10 Gripen-Nein an der
   Urne – Ein Debriefing                         33 Data Sheet: Kaman
                                                   K-1200 «K-MAX»
14 Griechenland mustert
   Phantom RF4E aus                                   History
     Cover Story                                36 Erstes Schweizer
                                                   Jagdflugzeug
16 Blick hinter die Kulis-
   sen des Rescue Coordi-
                                                      Regelmässige                                                          Civil Aviation
   nation Center der Kapo                             Rubriken

                                                                                               22
   Zürich                                                                                                                   André Auer: auch heute noch
                                                3     Take your seats
     Civil Aviation                             9     Inside                                                                mit der Aviatik verbunden
20 Monatsinterview mit                          19    Your Captain speaking…
   André Schneider, CEO                         31    SHA inside
   des Genève Aéroports                         32    Heli-Focus
22 Was macht eigentlich…                        35    Vor 50 Jahren
   André Auer?
                                                38    Gallery
24 Geschäftsleute wenden
                                                42    News und Services
   sich vermehrt den Low
   Cost Airlines zu                             48    HB-Register
                                                50    Letzte Seite:
                                                      Wettbewerb, Agenda                                                    General Aviation

                                                                                               28                           Vision – Elektro-Jets statt
                                                                                                                            Autos in der Zukunft?

     Mittelposter
26 Die Russian Knights mit
   ihren Su-30SM-Maschi-
   nen gehörten an der LIMA
   in Malaysia zu den fliegeri-
   schen Höhepunkten.
     Foto: Reto Schneeberger

Titelbild: Der AS 350 B3 HB-ZKZ der Kapo Zürich beim Start zu
einer Trainingsmission ab Dübendorf. Foto: Tim Boin

 Herausgeber:                   Anzeigenverkauf:              Schnupperabo (für 3             Text- und                   Tim Boin, Andrea Bolliger,     Artikel und Fotos nur nach
 Jordi AG – das Medienhaus      Jordi AG – das Medienhaus     Monate): Fr. 20.–               Bildredaktion:              Daniel Dubouloz, Hansjörg      Absprache einsenden.
 Verlag «Cockpit»               Michael Mettler               Einzelverkaufspreis: Fr. 8.20   Swiss Aviation Media        Egger, Markus Herzig, Felix    Druckvorstufe:
 Postfach 96, 3123 Belp         Aemmenmattstrasse 22          inkl. Porto und MWSt.           Zurzacherstrasse 64         Meier, Walter Hodel, Felix     Swiss Aviation Media
 Zentrale: +41 31 818 01 11     3123 Belp                     Auslandabo steuerfrei, Porto    5200 Brugg                  Kälin, Ian Lienhard, Georg     Zurzacherstrasse 64
 Fax: +41 31 819 38 54          Telefon +41 31 818 01 17      nach Aufwand.                   Telefon: +41 56 442 92 46   Mader, Rolf Müller, Hellmut    CH-5200 Brugg
 www.cockpit.aero               inserate@cockpit.aero         Preisänderungen                 Fax: +41 56 442 92 43       Penner, Markus Rindisbacher,   Telefon: +41 56 442 92 46
                                                              vorbehalten.                    redaktion@cockpit.aero      Jürgen Schelling, Reto
 Gesamtverantwortung:           Aboservice:                                                                                                              verlag@swissaviation.ch
                                                              Auflage                         Website: www.cockpit.aero   Schneeberger, Samuel
 Gabriel Jordi                  Jordi AG – das Medienhaus                                                                                                Druck und Vertrieb:
                                                              9000 Exemplare                                              Sommer, Dr. Bruno Stanek,
 Verlagssupport: Daniel Jordi   Aemmenmattstrasse 22                                      Chefredaktor: Patrick Huber                                    Jordi AG – das Medienhaus
                                                                                                                          Hans-Heiri Stapfer, Thomas
 «Cockpit» erscheint            Shenja Graber                 Flughafenauflage Zürich und Chefin vom Dienst:                                             Aemmenmattstrasse 22
                                                                                                                          Strässle, Dennis Thomsen,
 monatlich am Ende              3123 Belp                     Basel: 3000 Exemplare       Patricia Andrighetto                                           3123 Belp
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 des Vormonats und ist          Telefon +41 31 818 01 27                                                                                                 (gedruckt auf FSC-
                                abo@cockpit.aero              Notariell beglaubigt                                        Anton E. Wettstein, Marco
 Verbandsorgan der Swiss                                      2012                            Redaktions-                 Zatta, Rino Zigerlig, Sven     zertifiziertem Papier)
 Helicopter Association         Abonnementspreise:            Total verkaufte Auflage:        Mitarbeitende:              Zimmermann, Franz Zussner      ISSN 0010-0110
 (SHA) und Partner der AOPA     Inlandabo jährlich Fr. 87.–   4677 Exemplare                  Jean-Luc Altherr, Daniel
 Switzerland.                                                                                 Bader, Joël Bessard,
Freund und Helfer. Sucher und Retter - RCC bei der Kantonspolizei Zürich - Cockpit - Magazin
6     Military Aviation             Cockpit 06 2017

      LIMA´17

    Weltpremiere: «Russian
    Knights» auf Su-30

    Premiere vor Palmen: zwei der «Russian Knights» beim Start zu einem
    der ersten Auftritte mit den brandneuen Su-30SM.

    Seit der Entfremdung zwischen Europa und Russland ab 2014 müssen europäische Fans von Kunstflugstaffeln
    geografisch weit ausholen, um das russische Aushängeschild zu erleben. Die «Russischen Recken» sind seit-
    dem nur auf innerrussischen Airshows oder in arabischen und asiatischen Ländern anzutreffen, so Mitte März
    auf der malaysischen Tropeninsel Langkawi im Rahmen der LIMA´17. «Cockpit» erlebte dort sogar eine Welt-
    premiere: den ersten Auftritt mit dem neuen Muster Su-30SM.

    D
             ie 1991 beim 234. «Proskurowski»         in Moskau/Schukowski soll die Formation        gramm zunehmen, ist der in der DDR gebo-
             Garderegiment (234. GvTsPAT) in          wieder zu sechst sein.                         rene Oberst Alekseew überzeugt. Grund sei
             Kubinka – 60 Kilometer westlich          Mit der gemischten Formation aus Ein-          die neue Hochagilität der Su-30, basierend
    von Moskau – aufgestellte Demonstrations-         und Zweisitzern waren die «Recken» be-         auf den Canard-Vorflügeln und Drei-Ach-
    staffel hat erst letzten Oktober ihre Su-27 be-   reits mehrmals Teilnehmer an der seit 1991     sen-Schubvektorsteuerung der Austrittsdü-
    ziehungsweise Su-27UB durch die ab 2012           alle zwei Jahre auf der Ferieninsel abgehal-   sen mit einer Rate von 30°/Sekunden, um
    mit 60 Stück bei der russischen Luftwaffe         tenen Veranstaltung. Hier ereignete sich       15° in alle Richtungen. Beides ist integriert
    (VKS) eingeführten Su-30SM ersetzt. An der        auch ihre grösste Tragödie mit vier Toten,     in eine neue Flugsteuerungsregelung mit
    Langkawi International Maritime and Aero-         als beim Heimflug am 12. Dezember 1995          durchaus sichtbarem Resultat: noch mehr
    space Exhibition (LIMA) in Malaysia war           bei widrigem Tropenwetter zwei Su-27 und       und radikalere Cobra-, Tailslide- und Mehr-
    somit deren erster Auftritt ausserhalb Russ-      eine Su-27UB beim Anflug auf Cam Ranh           achsentrudelmanöver sind möglich. Das
    lands, beziehungsweise gemäss ihrem Kom-          in Vietnam kontrolliert in einen nahegele-     AL-31FP Turbofantriebwerk der Su-30SM
    mandanten Oberst Andrej Alekseew der ers-         genen Berg flogen. «Verletzung der Anflug-       mit 79,43 kN Trocken- beziehungsweise
    te volle Auftritt überhaupt zu sehen. Wegen       regeln» durch den Navigator der führenden      130,76 kN Nachbrennerschub basiert, wie
    des oft prekären Winterwetters in Russland        Il-76 gilt als Unfallursache.                  auch der ganze Entwurf, auf dem schon
    konnte noch nicht so oft trainiert werden                                                        15 Jahre zuvor von IRKUT entwickelten
    und daher war bis Langkawi lediglich ein          Hochagilität ergibt mehr Einzeldemos           «Exportschlager» Su-30MKI für Indien.
    einfacheres Programm in Viererformati-            Generell werde – das war auch schon in         Ein anderer «Recke», Major Smirnow, er-
    on einstudiert worden. Bis zur – übrigens         Malaysia festzustellen – durch das neue        läuterte, warum das Team letztes Jahr nicht
    auf Mitte Juli vorverlegten – MAKS-Show           Muster der Anteil von Einzeldemos im Pro-      gleich auf die noch modernere Su-35 umge-
Freund und Helfer. Sucher und Retter - RCC bei der Kantonspolizei Zürich - Cockpit - Magazin
7

                           stiegen ist. Der Einsitzer ist ja ab 2014 einge-
                           führt und in Syrien schon verwendet wor-
                           den. «Es wäre aber wünschenswert, wenn
                           alle Maschinen exakt gleiche Eigenschaften
                           hätten», so Smirnow. «Zudem wäre es bei
                           langen Verlegungen – wie in Langkawi ma-
                           nifestiert – wesentlich angenehmer, wenn
                           man sich Steuerung und Navigation teilen
                           könnte, oder – wetterabhängig – dank Dop-
                           pelsteuerung einer der beiden Piloten auch
                           mal die Augen zumachen könnte. Ausser-
                           dem können nun in allen sechs Maschinen
                           VIPs oder Fotografen mitfliegen.»

                           Wirtschaftlicher Hintergrund
                           Die Delegation aus fünf Su-30SM samt Er-
                           satzmaschine und Il-76-Begleitflugzeug
                           nahm wohl nicht nur zur Erbauung der Zu-
                           schauer den weiten Weg auf sich, der sich
                           über sechs Etappen erstreckte (Perm, Nowo-
                           sibirsk, Irkutsk sowie China und Vietnam).
                           Hier geht es auch um Absatz. Laut dem
                           ebenfalls mitreisenden IRKUT-Direktor
                           Demchenko ist Asien für die diversen
                           Suchoj-Modelle seit über 20 Jahren der
                           Schlüsselmarkt (Indien, China, Vietnam,
                           Malaysia und Indonesien) mit fast 1000 ver-
Fotos: Reto Schneeberger

                           kauften Maschinen samt diverser Lizenzfer-
                           tigungen. Bei Gastgeber Malaysia geht es in
                           Bälde auch wieder um russische Flugzeuge,
                           nämlich bei der Frage, ob die 20 Jahre alte
                           MiG-29N wieder durch Maschinen aus
                           Russland (weitere Su-30MKM) oder durch
                           westliche Muster wie Eurofighter, Rafále,
                           Gripen oder (weitere) F-18 ersetzt werden;
                           oder aber nochmals lebensdauerverlängert
                           werden…                                            Oben: Eine gemischte, malaysische Formation von zweisitzigen Hawk 108 und einsitzigen
                                                                              Hawk 208 beim Eröffnungsdisplay zur LIMA´17. Mitte: Erstmals in Südostasien zu sehen: Das
                           Georg Mader                                        südkoreanische Demoteam Black Eagles mit acht KAI T-50.

                           Eine F/A-18D der Royal Malaysian Air Force eröffnete die LIMA´17 mit einem tiefen und knapp unterschallschnellen Überflug.
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8     Military Aviation            Cockpit 06 2017

      75 Jahre Militärflugplatz Alpnach

    Ein Fest – zwei Jubiläen
    Mit einem Tag der Öffentlichkeit feierte das Flugplatzkommando 2 75 Jahre Militärflugplatz Alpnach und das
    30-Jahr-Jubiläum des AS332M1 «Super Puma». Vorführungen der Transporthelikopter und Vorbeiflüge des
    PC-7 TEAM waren die einzigen fliegerischen Darbietungen.

    D
             ie Jubiläumsfeierlichkeiten in Alp-
             nach waren geprägt von den flie-
             gerischen Demonstrationen der                                                                               Das Super Puma
    AS332M1 «Super Puma» und AS532UL                                                                                     Display Team mit
    «Cougar Mk. 1». Jeweils sechs Helikop-                                                                               einem Feuerwerk
                                                                                                                         aus Flares über
    ter starteten zu einer eindrücklichen Vor-                                                                           dem Alpnacher-
    führung der verschiedenen Einsatzspekt-                                                                              see.
    ren. Sie holten mit einer 50 Meter langen
    Leine einen Baumstamm aus einem ge-
    rodeten Waldstück, flogen Löscheinsätze
    mit dem Bambi Bucket und transportier-
    ten ein leichtes Armeegeländefahrzeug an
    einer 20 Meter langen Leine zum Flugplatz
    Alpnach. Zwei Helikopter zeigten das takti-

                                                                                                                                             Foto: Walter Hodel
    sche Absetzen von Soldaten und aus einem
    Helikopter seilten sich fünf Mitglieder ei-
    ner Spezialeinheit ab. Den Abschluss bil-
    dete jeweils die atemberaubende Flugvor-
    führung des Super Puma Display Teams mit
    Hauptmann Robin Stauber und dem neuen
    Teammitglied Major Sebastian Hanimann
    im Cockpit. Beide gehören zur Lufttrans-                                                                             Demonstration der
    portstaffel 8, die in Alpnach stationiert ist,                                                                       Luftwaffe, unter
    und von Hanimann als Staffelkommandant                                                                               anderem mit einer
    geführt wird.                                                                                                        Abseilaktion.

    Helikopter-Geschichte
    Am Boden konnte das Publikum hinter
    die Kulissen der Luftwaffe und der Ruag
    schauen. Die statische Ausstellung zeig-
    te Flugzeuge und Helikopter, die in den
    letzten 75 Jahren in Alpnach stationiert
    waren. Höhepunkte waren die Schweizer
    Morane-Saulnier D-3801 (HB-RCF/J-143),
    die North American P-51D Mustang
    (D-FPSI) aus Deutschland und der Northrop
    F-5E Tiger II (J-3038) mit einem speziell be-
    malten Seitenleitwerk zum 75. Jubiläum
    der Fliegerstaffel 19. Mit Ausnahme der
    SA365N «Dauphin 2» zeigten die Organi-
    satoren alle aktuellen und bisherigen Heli-
    kopter der Schweizer Luftwaffe. Den ersten
    Schweizer Armeehelikopter Hiller UH-12B
    (KAB-202), den Sud Aviation S.O.1221-1S
    «Djinn» (V-23) und die SE.3130 «Alouette
                                                                                                                                              Fotos: Andrea Bolliger

    II» (V-49) holten sie aus dem Flieger Flab
    Museum Dübendorf nach Alpnach.

    Walter Hodel                                     Sechs Helikopter des Typs AS 332M1 («Super Puma») und AS532UL («Cougar») in Action.
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Cockpit 06 2017            Military Aviation                                9

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Swiss Hornet Display Team
Jahresprogramm 2017
H
         auptmann Nicolas «Vincent»
         Rossier von der Fliegerstaffel 17 hat
         in dieser Saison seinen Staffelkolle-
gen Hauptmann Julien «Teddy» Meister als
Hornet Solo Display Pilot abgelöst.
Als Einstieg waren vom 24. April bis 3. Mai
täglich zwei Trainingsblöcke geplant. Lei-
der mussten die meisten dieser Trainings-
einheiten wegen des schlechten Wetters
ausfallen. Bis am 4. Mai, dem ersten von
zwei Reservetagen, konnte Rossier kein
volles Flugprogramm in mittlerer Höhe flie-
gen. Das wäre jedoch eine Voraussetzung für
ein Training des Schönwetterprogramms
auf tiefer Flughöhe gewesen. Aus diesem
Grund wurden weitere Flüge in der zweiten
Mai-Woche eingeplant.

Zuerst nach Bordeaux
Seine erste Vorführung vor Publikum wird
Rossier in Südwestfrankreich über dem

                                                                                                                                             Foto: Walter Hodel
Luftwaffenstützpunkt Bordeaux-Mérignac
zeigen. Die zwei nächsten Vorführungen
sind ebenfalls in Frankreich geplant: Die
erste über dem Aérodrom de Cerny im fran-
zösischen La Ferté-Alais und die zweite über
dem Luftwaffenstützpunkt St. Dizier-Robin-       welche zwei Staffeln Saab JAS-39 Gripen be-    Schweiz wird Rossier in seinem ersten Jahr
son, wo Dassault Rafale der Armée de l’Air       heimatet.                                      nur in Villeneuve, Sion und auf der Axalp
stationiert sind.                                Der fünfte Auslandaufenthalt Rossiers ist      zu sehen sein.
Die nächste ausländische Station ist die         in Belgien geplant, wo er zusammen mit
schwedische Luftwaffenbasis Luleå/Kallax,        der Patrouille Suisse auftreten wird. In der   Walter Hodel

Juni                                                                    September
3.          La Ferté-Alais (F), Meeting Aérien –                        8.     Hechtel (B), 40. International Airshow Sanicole
            Le Temps des Hélices (Airshow)                                     (www.sanicole.com)
            (www.ajbs.fr)                                               15.    Sion VS, Breitling Sion Airshow
                                                                               (www.breitlingsionairshow.com)
Juli
1.          St. Dizier (F), Meeting de l’Air Base Aerienne 113          Oktober
            (Airshow)                                                   11.     Axalp BE, Fliegerschiessen, Vorführung
            (www.fosa.fr)                                                       (www.lw.admin.ch)

August                                                                  Alle Angaben ohne Gewähr.
19.    Villeneuve VD, Acro Show (Fallschirmspring-Event),               Aktuelle Infos mit weiteren Hinweisen sind auf der Website des
       9. Compétition Internationale de parapente                       Patrouille Suisse Fan Clubs PSFC (www.patrouillesuisse.ch) oder
       acrobatique (www.acroshow.ch)                                    der Luftwaffe (www.luftwaffe.ch) aufgeführt. Auf den Facebook-
26.    Luleå (S), Nordic Air Show (Schwedische Luftwaffe)               Seiten des Swiss Hornet Display Teams und des PSFC findet man
       (www.forsvarsmakten.se)                                          die tagesaktuellen Informationen, wie zum Beispiel die Einsatz-
                                                                        zeiten oder eventuelle Absagen der Vorführung.
Freund und Helfer. Sucher und Retter - RCC bei der Kantonspolizei Zürich - Cockpit - Magazin
10    Military Aviation    Cockpit 06 2017

      Gripen-Nein an der Urne – Ein Debriefing

     Kampfjet-Evaluation –
     Demokratie bis zum Crash?
     Wo liegen die wahren Gründe dafür, dass sich der Souverän am 18. Mai 2014 gegen den Gripen entschied?
     Und vor allem: Welches sind die ausschlaggebenden Faktoren, damit eine nächste Abstimmung einen an-
     deren Ausgang nimmt? Im Sinne eines Debriefings analysiert der frühere Chef der Schweizer Armee, Korps-
     kommandant a.D. Christophe Keckeis, die «Chronik des Scheiterns», spannt den Bogen über die Beschaf-
     fungsgeschichte der vergangenen Jahrzehnte und zeigt konkrete Möglichkeiten auf, wie das Kapitel der
     Beschaffung neuer Kampfjets doch noch erfolgreich enden kann.
11

S
      eit 102 Jahren gibt es die Luftwaffe. Bei                 Später widerfuhr dann allen Prototypen von     • Dem Gripen-Gegner, der Gruppe für eine
      jeder neuen Etappe ihrer Entwicklung                      Kampfflugzeugen, die unsere Ingenieure            Schweiz ohne Armee, gelang zum ersten
      haben die Schweizer sich viel Mühe                        vorschlugen, dasselbe Schicksal: Sie wur-        Mal eine grosse Operation gegen die
gegeben – und tun das auch weiterhin.                           den von der Politik aufgrund mangelnden          Armee, da sie nicht rechtzeitig erkannt
Es brauchte allerdings fünf Jahre (1910-                        Verständnisses und Vertrauens verworfen.         wurde.
1914) und den Beginn eines Weltkriegs,                          Ich denke dabei an den P-16 und den N-20.      • Ein riesiges Engagement aller Fachleute,
um den Armeestab davon zu überzeu-                              1964 wurde der Kauf der Mirage zu einer          die sich für diesen Kauf eingesetzt haben.
gen, dass der Krieg auch in der Luft ausge-                     «Mirage-Affäre». 1972 endete die verglei-      • Die Qualität der drei beurteilten Flug-
tragen würde. Dann brauchte es acht Jah-                        chende Evaluation des Corsair und des Mi-        zeuge, die alle das Pflichtenheft erfüllten.
re und einen weiteren Weltkrieg, um das                         lan mit einem Nullentscheid.
Überwachungsgeschwader zu gründen,                              2004 wurde das erste Rüstungsprogramm          Der Hauptfehler
mit dem Auftrag, die Souveränität des Luft-                     nach dem klaren Votum der Schweizer            Die unstete politische Führung, die ab den
raums über der Schweiz zu gewährleisten.                        (76 Prozent) für die Armee XXI abgelehnt,      Anfängen des Projekts für einen Kauf neuer
Die Bedrohung war seit 1933 offensicht-                         weil es den Kauf von zwei Casa 235 für         Kampfflugzeuge als Ersatz für die Hunter
lich. Die Verordnung zur Schaffung des Ge-                      120 Millionen vorsah. 2009 beantragte der      und die Tiger zu beobachten war, war nach
schwaders wurde 1941 unterzeichnet, und                         Chef des VBS, statt das klare Ergebnis der     meinem Dafürhalten der Hauptgrund für
dessen operative Einsatzbereitschaft wurde                      vergleichenden Evaluation von Eurofigh-         dieses Scheitern. Zahlreiche Fehler fin-
1943 erreicht.                                                  ter, Gripen und Rafale gutzuheissen, einen     det man auf allen Ebenen unserer Demo-
                                                                neuen sicherheitspolitischen Bericht 2010,     kratie: Parlament, Bundesrat, Bundeskanz-
                                                                um Zeit zu gewinnen und sich elegant sei-      lei und VBS. Acht Jahre sind zwischen der
                                                                ner politischen Verantwortlichkeit zu ent-     Unterzeichnung des Einsatzkonzepts und
                                                                ziehen. Am 18. Mai 2014 lehnte das Volk den    der finalen Abstimmung des Souveräns ver-
                                                                Kauf des Gripen ab.                            gangen. In dieser Zeit änderten der Bundes-
                                                                                                               rat und der Chef des VBS mehrere Male und
                                                                Argumente, die einen Erfolg hätten             gänzlich ihren Standpunkt. Die Entschei-
                                                                möglich machen müssen                          dung über den Flugzeugtyp vom Novem-
                                                                Wir wollen versuchen, die Hauptgründe          ber 2011 sorgte für grosse Überraschung.
                                                                für diese letzte Niederlage zu ermitteln und   Denn der Rafale lag nach der Evaluation
                                                                Möglichkeiten aufzeigen, wie man es beim       weit vorn, gefolgt vom Eurofighter und
                                                                nächsten Mal besser machen kann. Erinnern      dann vom Gripen. Im Glauben, politisch
                                                                wir uns zunächst noch einmal an Argumen-       richtig zu handeln, entschied sich der Chef
                                                                te, die vor dem Scheitern vor dem Souverän     des VBS für das kostengünstigste Flugzeug.
                                                                einen Erfolg hätten ermöglichen müssen:        Die Ergebnisse an den Urnen haben gezeigt,
                                                                • Das von der Expertengruppe «Neues            dass die Schweizer «den weniger Guten»
                                                                   Kampfflugzeug» (NKF) 2007 verfasste          nicht mögen; sie wollen den Besten. Das war
                                                                   Einsatzkonzept war solide und langfris-     bereits im Zusammenhang mit Mirage und
                                                                   tig angelegt. Es erwies sich bis 2014 als   F/A-18 der Fall.
                                                                   richtig und ausgewogen.                     Die der Abstimmung über den Gripen
                                                                • Der Prozess des Masterplans des Armee-       vorangegangene Abstimmung vom 9. Feb-
                                                                   stabs war ausgezeichnet.                    ruar 2014 über die Masseneinwanderung hat
                                                                • Der Konflikt in der Ukraine im Jahr 2013      die Schweiz und vor allem die Westschweiz
                                                                   hat die vergessenen Ängste vor einem        in helle Aufregung versetzt. Starke Emoti-
                                                                   möglichen Krieg in Europa wieder ge-        onen gegenüber der SVP, die für dieses Er-
                                                                   weckt, aber zu spät, um die Abstimmung      gebnis verantwortlich war, begleiteten die
                                                                   noch entscheidend zu beeinflussen. Dies      Bürgerinnen und Bürger lange Zeit. Schnell
                                                                   hätte der wesentliche Faktor sein müs-      wurde Bedarf an einer Revanche signalisiert
                                                                   sen, denn es ging darum, unserer Armee      und die fand unglücklicherweise bei der
                                                                   etwas zurückzugeben, was sie 1994 ver-      nächsten Abstimmung statt: nämlich bei je-
                                                                   loren hatte: nämlich die unverzichtbare     ner über den Kauf des Gripen. Zudem kom-
                                                                   Kohärenz, um einen Konflikt mit opera-       mentierten die Medien drei Wochen lang
                                                                   tivem Feuer führen zu können.               die vorangegangene Abstimmung, statt sich
                                                                • Die Entscheidung Brasiliens, den Gripen      direkt in die Informationskampagne für die
                                                                   zu kaufen, war beruhigend.                  nächste zu stürzen. Diese drei Wochen ha-
                                                                • Das «Extrablatt» mit den Beiträgen der       ben möglicherweise gefehlt, um dem Volk
                                                                   drei am unmittelbarsten betroffenen         die Notwendigkeit des Kaufs des Gripen zu
                                                                   Bundesräte wurde sehr wohl verstanden,      vermitteln.
                                                                   kam aber zu spät.                           Die Führung der Kampagne lag zunächst
                                                                • Der Einsatz verschiedener Gruppen von        in den Händen der CVP. Doch plötzlich
                                                  Foto: © VBS

                                                                   Armeebefürwortern war beispielhaft.         und ohne nähere Begründung gab die Par-
                                                                • Der Vertrag zwischen den Regierungen         tei dieses Projekt auf und die SVP musste
                                                                   war aussergewöhnlich.                       in die Bresche springen, um ihren einzigen
12     Military Aviation           Cockpit 06 2017

     Bundesrat aus der Sackgasse zu holen.          als «problematisch» für die Neutralität der   strophale Entgleiten der Information effizi-
     Der Präsident der FDP, die traditionell die    Schweiz eingestuft. Zahlreiche Neuenbur-      ent korrigiert.
     Armee befürwortet, sprach sich gegen das       ger Stimmen gingen unnötigerweise an den      Junge Mitglieder der FDP, künftige Füh-
     Gripen-Projekt aus und verunsicherte damit     Urnen verloren.                               rungskräfte unseres Landes, stimmten mit
     viele üblicherweise pro-Armee eingestellte     Das Dossier des Projekts «Luftpolizeidienst   der GSoA gegen den Gripen, sagten aber, sie
     Bürger.                                        24» (LP24) wurde nachlässigerweise mehr-      seien für die Armee.
     Und als letzten Punkt bei der unsteten Füh-    fach aufgeschoben, da es an politischem       Sehr viele Offiziere sprachen sich gegen den
     rung stelle ich den gänzlichen Mangel am       Mut und Sachverstand mangelte, während        Gripen aus wie auch Meinungsführer und
     Willen zu einem Debriefing fest. Das ist der    die Indikatoren unmissverständlich wa-        ehemalige Militärpiloten, denen es an Sinn
     Grund, der mich dazu bewogen hat, diesen                                                     für Loyalität gegenüber unseren Institutio-
     Artikel zu schreiben.                                                                        nen mangelt.
                                                    «Der Schweizer Souverän mag                   Einige aktive und pensionierte Berufs-
     Was sonst noch Stimmen gekostet hat                                                          piloten haben auch noch nach der Wahl
     Auf unserem weiteren Weg des «fact fin-         es nicht, wenn Mitglieder des                 des Typs am 30. November 2011 weiterhin
     ding» sind folgende Tatsachen festzuhalten:                                                  ihre persönliche Vorliebe für den Rafale
     Seitens VBS beispielsweise der Mangel an
                                                    Bundesrats so entschlossen                    zum Ausdruck gebracht. Diese Meinungs-
     politischem Mut im Jahr 2009, denn statt       Abstimmungsergebnisse                         führer haben fatale Zweifel gesät, die mass-
     das klare Ergebnis der vergleichenden Eva-                                                   geblich zum Scheitern der Abstimmung für
     luation gutzuheissen, forderte der Chef des    vorwegnehmen.»                                den Gripen beigetragen haben.
     VBS einen neuen sicherheitspolitischen                                                       Und als letzten «diversen» Punkt sehe ich
     Bericht. Zudem teilte er sehr schnell mit,                                                   unmittelbar nach dem Scheitern vom 18.
     dass er diese Frage das Stimmvolk beantwor-    ren. Es brauchte erst die Vorstellungskraft   Mai das schnelle Vergessen eines der Haupt-
     ten lassen wolle, obwohl alle Indikatoren      eines äthiopischen Linienpiloten, der mit-    argumente der Kampagne, nämlich das
     (Jahresbericht «Sicherheit» der Militäraka-    ten in der Gripen-Kampagne mit 202 Passa-     Dienstalter und den begrenzten operativen
     demie an der ETH Zürich und des Center for     gieren als Geiseln an Bord in Genf per Funk   Wert unserer Tiger.
     Security Studies in Zürich) ganz klar darauf   um politisches Asyl bat, um dieses Projekt
     hindeuteten, dass die Mehrheit des Volkes      endlich weiter voranzutreiben. Die Armee      Was sollte man beim nächsten Mal
     kein neues Kampfflugzeug wollte.                wurde drei Monate lang in den Medien ver-     besser machen?
     Die unglücklicherweise von vielen Bürgern      spottet wegen ihrer Abwesenheit «ausser-      Es macht Sinn, mit einer geopolitischen
     als arrogant empfundene voreilige Äusse-       halb der Bürozeiten», obwohl der für die      Einschätzung unserer Lage in der Welt zu
     rung am Wahlabend im September 2013            Einsatzzentrale der Luftwaffe zuständige      beginnen. Unsere Parlamentarier täten gut
     (72,3 Prozent für eine Milizarmee) mit den     Offizier gegen vier Uhr morgens einen bei-     daran, den Kontakt mit ihren Berufskolle-
     Worten «dieses Ergebnis zeigt, dass wir kein   spielhaften, mit den Nachbarländern abge-     gen der Nachbarländer oder nicht gebunde-
     Problem haben werden, das Projekt Gripen       stimmten Job gemacht hatte.                   ner Staaten zu suchen. Ich empfehle ihnen
     durchzubringen», hat zahlreiche Wähler                                                       an dieser Stelle nachdrücklich die Lektü-
     verstimmt. Der Schweizer Souverän mag          Armeepräsenz während Kampagne                 re des Werks «Comment Poutine change le
     es nicht, wenn Mitglieder des Bundesrats so    Die politische Loyalität des Armeechefs       monde» von Jean- François Bouthors.
     entschlossen Abstimmungsergebnisse vor-        («Es gilt das Primat der Politik») hat sei-   Dank und Lob geht an den neuen Chef des
     wegnehmen.                                     ne Präsenz in der breiten Öffentlichkeit      VBS, der unverzüglich die vorbereitenden
     Das Kommunikationskonzept war schwach          begrenzt. Die Kampagne des Militärs war       Arbeiten für den Kauf eines neuen Kampf-
     und unangemessen. Viele Anmerkungen            zaghaft und von katastrophalen Wegleitun-     flugzeugs eingeleitet und zwei Gruppen ge-
     von Gruppen, die an der Front und in di-       gen seitens VBS gelähmt. Die wirklichen       bildet hat; eine aus Experten und eine aus
     rektem Kontakt mit dem Souverän arbeiten,      Experten waren nicht berechtigt, sich zu      «Begleitern». Man wird einen langen Atem
     wurden nicht berücksichtigt.                   äussern, obwohl sie organisiert und unter-    brauchen, denn es ist bekannt, dass der Pro-
     Die Ankündigung des künftigen Stationie-       richtet waren.                                zess mindestens zwei Legislaturperioden
     rungskonzepts der Armee nach dem Projekt       Durch undichte Stellen bei der Evaluation     dauern wird. Man muss daher über diesen
     der Weiterentwicklung der Armee (WEA)          des Gripen im Jahr 2008 wurde bekannt,        gesamten langen Zeitraum auf für die Bür-
     mitten in der Kampagne (als noch nichts        dass 98 Punkte festgehalten wurden, die       ger zugängliche und verständliche Weise
     definitiv beschlossen war), aus dem hervor-     zu korrigieren waren, um bis 2018 (Pro-       kommunizieren.
     geht, dass die Luftwaffe sich von der Basis    duktion des Flugzeugs Gripen E für die        In allen künftigen sicherheitspolitischen
     Sitten zurückziehen wird, hat Tausende von     Schweiz) das Pflichtenheft zu erfüllen. Die-   Berichten muss nun auf den Bedarf an
     Stimmen der Walliser gekostet.                 se Tatsache verdeutlicht die Seriosität der   diesem Flugzeug hingewiesen werden. Ein
     Die Kritik des VBS-Chefs am Bundesprä-         Evaluationsmethode. Sie zeigt auch, dass      Bedarf, der klar und deutlich im Dokument
     sidenten, der gleichzeitig den Vorsitz der     die Schweiz nach der Mirage-Affäre ver-       «Ziele des Bundesrates in der Legislaturpla-
     Organisation für Sicherheit und Zusam-         standen hat, wie Rüstungsgüter zu evaluie-    nung xx bis xx» sowie in den «Jahreszielen»
     menarbeit in Europa (OSZE) hatte und sich      ren sind. Die Medien haben hingegen diese     des Bundesrats formuliert werden muss.
     auf hervorragende Weise in der Angelegen-      positiven Tatsachen in negative Argumen-      Es muss zudem regelmässig der Dialog mit
     heit des Ukraine-Kriegs engagierte, wurden     te gegen das Flugzeug verwandelt, das so-     allen Verteidigungsministern der Nachbar-
     nicht gern gesehen; vor allem in der West-     gar als «Papierflugzeug» bezeichnet wurde.     länder und der nicht gebundenen Staaten in
     schweiz nicht. Die beispielhafte Arbeit von    Zu keinem Zeitpunkt hat der Rüstungschef      Europa gepflegt werden. Auf dieser Ebene
     Bundesrat Burkhalter wurde von der SVP         und Schirmherr der Evaluation dieses kata-    entstehen gute Ideen für eine Sicherheitspo-
13

litik in Kooperation. Man muss ausserdem         Der Film «Das Gripenspiel»                      sen. Durch diese Entscheidung konnte der
weiterhin die Interoperabilität ins Visier       Der Film von Frédéric Gonseth zeigt ganz        gefährlichen Isolierung unserer Armee
nehmen. Naturkatastrophen, der Schutz            deutlich:                                       Einhalt geboten werden. Die Lernkurve
von Konferenzen und des Luftraums, die           • die Problematik einer Entscheidung die-       passt sich allmählich an, und in einigen
Förderung des Friedens, humanitäre Mis-            ser Art durch den Souverän aufgrund der       Bereichen, insbesondere bei der Luftwaffe,
sionen und die internationalen Stäbe sind          geringen Popularität der Sicherheitspo-       wurden in den vergangenen 35 Jahren
die besten Foren, um dies rechtzeitig zu er-       litik;                                        historische Fortschritte gemacht. Der
reichen, ohne unsere Neutralität zu miss-        • die Bedeutung einer langfristigen Kom-        sicherheitspolitische Bericht 2000 («Sicher-
achten.                                            munikation;                                   heit durch Kooperation») war ein grosser
Man muss schliesslich ein einfaches und          • die Grenzen der direkten Demokratie           Moment der Wahrheit. Er hat mit der Re-
standardisiertes Kommunikationsdossier             beim Treffen komplexer Entscheidungen;        form Armee XXI ermöglicht, diesen Kultur-
erstellen, begleitet von standardisierten        • die Bedeutung der Fähigkeit, einen Drit-      wandel und die Veränderung der Dimen-
Merkblättern und Anleitungsmodulen für             tel der Unentschlossenen zum richtigen        sion der Überlegungen in Gang zu setzen.
Referenten (Experten und Parlamentarier).          Zeitpunkt zu überzeugen.                      Nachdem er im Zeitraum 2008 bis 2015 ver-
Der Chef der Armee, die Stabschefs der           Die bedeutende Lehre dieses Films ist           nachlässigt wurde, hat er heute wieder den
Armee, die höheren Stabsoffiziere (HSO)           nach meiner persönlichen Einschätzung,          prominentesten Platz bei der Einschätzung
und alle Offiziere und Piloten müssen sys-        dass man in Zukunft vermeiden muss, den         der geostrategischen Lage.
tematisch den militärischen Bedarf dieses        Souverän mit solchen schwierigen Ent-
Flugzeugs kommunizieren.                         scheidungen zu konfrontieren. Es muss           Das Debriefing
                                                 ein Kampfflugzeug über das Rüstungspro-          Die Luftfahrt erfordert absolute Aufrichtig-
                                                 gramm gekauft werden und nicht über eine        keit. Wer das nicht verstanden hat, wird in
«Die Luftfahrt erfordert                         Volksabstimmung.                                ihr nicht lange überleben. Daher ist die Kul-
                                                                                                 tur des Debriefings (Fact-Finding) hier sehr
absolute Aufrichtigkeit. Wer das                 Die Bedeutung von Luftoperationen               weit entwickelt. Dabei geht es darum, über
                                                 Der gesamte terrestrische Teil der Welt ist     alle aufgetretenen Fehler emotionslos und
nicht verstanden hat, wird in
                                                 auf dem Luftweg erreichbar. 70 Prozent sind     vor allem ohne sich zu bitterer Kritik hin-
ihr nicht lange überleben.»                      auf dem Seeweg erreichbar. Nur knapp ein        reissen zu lassen, zu sprechen. Diese heil-
                                                 Drittel unserer Erde lässt sich zu Fuss er-     same Kultur des Debriefing scheint noch
                                                 schliessen. Und trotzdem interessiert sich      nicht alle gewünschten Ebenen unserer
Es muss eine engagierte, tägliche und            unsere Armee vor allem für Bodentruppen         Demokratie erreicht zu haben. Und viel-
attraktive Information eingeleitet werden        und vernachlässigt systematisch die un-         leicht liegt es ein wenig daran, dass die wich-
über das Projekt LP24, über die Aktivitäten      umgängliche Dimension des Luftraums             tigste Lehre der Geschichte die ist, dass wir
im Luftraum, die täglichen Dienstleistun-        von Operationen. Zudem ist die Luftwaffe        keine Lehren aus ihr ziehen.
gen der Luftwaffe, die Konflikte in strategi-     die einzige Waffengattung der Schweizer
schen Interessengebieten, die uns betreffen.     Armee, die im Zweiten Weltkrieg gekämpft        Christophe Keckeis
Es muss eine rigorose Disziplin von den          hat. Sie ist ausserdem die einzige Waffen-
Meinungsführern gefordert werden (Par-           gattung, die seit 1979 (Schweizer Piloten
lamentarier, Bundesräte, Bundesverwal-           in Israel und umgekehrt) den direkten
tung, ehemalige und aktive HSO, ehemali-         Kontakt zu Kriegserfahrungen in moder-           Zur Person – Christophe Keckeis
ge und aktive Offiziere, ehemalige Piloten,       nen Konflikten gesucht hat. Der Rest der                            Christophe Keckeis (1945)
Offiziersgesellschaft und Fachoffiziersge-         Armee hat seine letzte Schlacht 1847 ge-                           ist ehemaliger Luftwaffen-
sellschaften, Industrielle und andere). Dies     führt. Heute ist der Simulator König, darin                        pilot und war von 2004 bis
scheint mir heute die grösste Herausforde-       überlebt man immer.                                                2007 Chef der Schweizer
rung zu sein.                                                                                                       Armee. Seit 2008 ist Keck-
Es muss zu gegebener Zeit die Operation          Die Frage nach dem Sinn einer Armee                                eis Präsident des Genfer
«DRIVE» aus dem Jahr 1993 wiederholt wer-        Seit 72 Jahren hat die Schweiz keinen Krieg                        Zentrums für die demokra-
den (jede Gemeinde der Schweiz wird von          mehr an ihren Grenzen erlebt. Immer mehr                           tische Kontrolle der Streit-
einem Experten, nach Möglichkeit in Be-          Bürger glauben, dass uns dieses Privileg für     kräfte (Geneva Centre for the Democratic Con-
gleitung eines Politikers, informiert). Und es   immer gegeben ist. Kein Parlamentarier un-       trol of Armed Forces, DCAF). Von 2008 bis
muss eine Kultur des Debriefings auf allen        serer Bundesversammlung hat den Krieg            2011 war er ausserdem im International Ad-
Ebenen über acht bis zehn Jahre entwickelt       erlebt, aber jeder Parlamentarier weiss, dass    visory Board of the Center of Security, Eco-
werden.                                          er nicht wiedergewählt wird, weil er als Ver-    nomics and Technology der Universität St.
Der Bundesrat und die Bundeskanzlei              treter einer herausragenden Sicherheitspo-       Gallen. Im 2009 war er Militärischer Experte
müssen auf die Bedeutung des Kalenders           litik geglänzt hätte. Diese Tatsachen werfen     in der Independent International Fact-Finding
und die Inhalte der Abstimmungstage              regelmässig wieder die Frage nach dem Be-        Mission on the Conflict in Georgia (IIFFMCG).
achten. Das Scheitern des Gripen ist zum         darf an einer Armee auf – und erinnern uns       Der vollständige Beitrag (in französischer
grossen Teil auf die Wirkung der Abstim-         an die Jahre ab 1933.                            Sprache) der hier publizierten Zusammen-
mung vom 9. Februar auf den 18. Mai 2014                                                          fassung seiner Analyse über das Scheitern der
zurückzuführen sowie auf den Zeitpunkt           Die Neutralität                                  Gripen-Beschaffung an der Urne ist erschie-
der Gripen-Abstimmung (vier Monate vor           Vor 20 Jahren hat sich die Schweiz der           nen in der «La Revue militaire suisse» (RMS).
der AIR14).                                      Partnerschaft für den Frieden angeschlos-
14     Military Aviation           Cockpit 06 2017

       Griechenland mustert RF-4E aus

     Der Film
     ist zu Ende
     Mit der Landung von drei Phantom-Aufklä-
     rern am Vormittag des 5. Mai 2017 schloss
     sich in Larissa ein weiteres Kapitel der
     griechischen Luftwaffe. Zeitgleich endete
     mit der Ausserdienststellung der RF-4E
     Phantom auch die Mission der 348. Takti-
     schen Aufklärungsstaffel «Matia» («Augen»)
     nach 64 Jahren Dienstzeit.

     D
             ie Elliniki Polemiki Aerooria (Griechische Luftwaffe)         als Glücksfall: Im Mai 1993 konnten die ersten von insgesamt 27
             beschaffte im Zuge einer Modernisierung ab 1971 unter         Phantom-Aufklärern aus Beständen der Luftwaffe übernommen
             dem Projekt «Peace Icarus» total 62 F-4 Phantom, inklusive    werden. Während 20 Maschinen nach einer Generalüberholung
     8 RF-4E Phantom-Aufklärer. Diese acht Maschinen gingen zur 348.       durch die Hellenic Aerospace Industry zur 348. MTA gingen, en-
     MTA (Mira Taktikis Anagnoriseos = Taktische Aufklärungsstaffel)       deten die sieben verbleibenden Maschinen als Ersatzteilspender
     in Larissa und bedeuteten eine massive Aufstockung der Aufklä-        für die bestehende Flotte.
     rungsmöglichkeiten, da die Staffel bis anhin für ihre Missionen die
     in den 50er-Jahren gebaute RF-84F Thunderflash einsetzte.              Ende nach 64 Jahren
                                                                           Die 348. Aufklärungsstaffel «Matia» (Augen) war seit ihrer Indienst-
     Maschinen aus Deutschland                                             stellung für die Taktische Aufklärung eingesetzt worden und zählt
     Mit der Stilllegung der betagten Thunderflash im Jahr 1991 ver-        innerhalb der Luftwaffe zu einer der geschichtsträchtigsten Staf-
     blieben nur noch die Phantom für die Aufklärungsrolle, wobei          feln. Die im August 1953 aufgestellte Einheit setzte die RT-33A
     sich die Flotte durch drei Abstürze beachtlich dezimiert hatte und    Shooting Star sowie die RF-84F Thunderflash ein, bevor am 3. No-
     dadurch die Einsatzbereitschaft arg strapazierte. Die Ausmusterung    vember 1978 mit der Landung der ersten RF-4E Phantom das wich-
     der RF-4E in Deutschland erwies sich für die griechische Luftwaffe    tigste Kapitel in ihrer Chronik begann. Dieses Kapitel schloss sich
15

                                                                           Foto: Daniel Bader
                                                                    Fotos: Erik Bruijns & Mark de Greeuw

39 Jahre später mit der Ausserdienststellung der RF-4E Phantom.
Da die Taktische Aufklärung nun durch F-16 Fighting Falcon mit
entsprechenden Aufklärungsbehältern übernommen wird, sollte
dies zum letzten Kapitel der «Matia» werden.

Emotionaler Abschied
Dass diese Verabschiedung für viele Beteiligte ein emotionaler
Moment war, ist nach über sechs Jahrzehnten verständlich. Die
Gründe dafür mögen vielseitig sein, aber am treffendsten dazu war
wohl die Aussage von Oberstleutnant Papadimitriou, dem letzten
                                                                                                             Eine RF-4E-Crew macht sich bereit für eine Nachtmission. Zum
Kommandanten der 348. MTA: «Die Phantom ist ein Teil unseres
                                                                                                           Ende der Dienstzeit der 348. MTA erhielt diese Phantom mit der
Lebens geworden. »                                                                                         Kennung 7499 eine spektakuläre Sonderbemalung. Bei dieser RF-4E
                                                                                                           handelt es sich um eine der aus Deutschland übernommenen Maschi-
                                                                                                           nen.    RF-4E Phantom II mit Tarnanstrich. Piloten der 48. Takti-
Daniel Bader                                                                                               schen Aufklärungsstaffel vor einer RF-4E.
16     Cover Story          Cockpit 06 2017

      Rescue Coordination Center

     Hilfe! Polizei!
     Sie sind weder Sonderkommando noch Spezialeinheit, aber ganz sicher ausserordentliche Polizeikräfte: das
     kleine Team der Kapo Zürich und sein Helikopter. Sie beherrschen das Suchen und Retten. Dennoch sind sie
     froh um jede Spur, die Piloten hinterlassen.

     I
         n den Glarner Alpen geht es momentan um jede Minute, jede          tronische «Schweisshund» gibt plötzlich laut. Ein Heading zeigt in
         Sekunde fast. Um Leben und Tod. Bei diesen Witterungsverhält-      Richtung der vermeintlichen Quelle. Der Pilot dreht ab und folgt
         nissen muss der Vermisste und vielleicht Verletzte so schnell      der nun immer deutlicher werdenden Spur. Die Kollegen auf der
     wie möglich gefunden werden. Die Signale seines Mobiltelefons          Rückbank suchen die Szenerie mit den Augen und der Wärmebild-
     sind die erfolgversprechendste Fährte, die es aufzunehmen gilt.        kamera ab. Die Suche damit ist nicht einfach, weil im Sommer quasi
     Vorausgesetzt, man findet sie. Rechtzeitig.                             alles am Boden warm ist, während der Winter für eine sehr rasche
     Der Einsatzleiter schaut gebannt auf das Display im Cockpit, das       Auskühlung des Körpers sorgt.
     ihm ein Zeichen gibt, sobald das Handy am Boden Verbindung mit         Der Handy-Locator sagt der Crew, dass sie ganz in der Nähe des
     dem Handy-Locator in der Luft aufnehmen würde. Das Hightech-           Natels sein müssen. Drei geschulte Augenpaare scannen inten-
     Gerät an Bord mimt einen Mobilfunkmasten. Allerdings muss sich         siv die Gegend, das vierte vor allem auch die Bordinstrumente vor
     der Locator im Umkreis von maximal 50 Kilometern des sendenden         sich. Und dann plötzlich sehen sie ihn. An einem Abhang, steil und
     Natels befinden. Doch eine Garantie für eine Kontaktaufnahme gibt       felsig. Ihr quickfideler Arbeitskollege winkt ihnen zu und macht
     es selbst dann nicht. Das Gerät kann in einer Felsspalte liegen oder   mit zwei Daumen hoch klar: mission accomplished.
     auf eine andere Art abgedeckt sein. Dennoch, Retter und zu Retten-
     de haben es nicht mehr mit einer Nadel, sondern einem Strohhalm        Übung macht Meister
     im Heuhaufen zu tun. Einem, an den sich alle klammern. Der elek-       Nahezu täglich trainiert die Helikopter-Mannschaft der Kantons-
17

Links: Vorbereitungen für einen
Trainingsflug im Hangar in Dübendorf.
Rechts: «Regieraum» Cockpit.
Rechts unten: Kreiselstabilisiertes
Kamerasystem mit Wärmebildsensor
am eigenen Ausleger und Handy-
Locator an der Unterseite des Eurocopters
(weisser Zylinder).

polizei Zürich den Ernstfall. Oft mit Leuten
aus den eigenen Reihen, die die Vermissten
mimen und die Crew planmässig vor grosse
Herausforderungen stellen. Der Polizei
steht dabei ein Hubschraubertyp zur Ver-
fügung, der den (inoffiziellen) Höhenwelt-
rekord hält und bereits auf dem Mount
Everest gelandet wurde, und der mit mo-
dernster Technik ausgestattet ist – nicht
nur für Search-and-Rescue-Missionen. Bei-
des muss im Notfall buchstäblich blind be-
herrscht werden. Denn die Augen braucht
die Crew zum Finden.
Der Eurocopter AS 350 B3+ oder H125

                                                                                                                                                   Fotos: Tim Boin
oder Ecureuil ist an sich schon ein kleines
Wunderwerk der Technik. Die Hightech je-
doch, die im Auftrag der Kantonspolizei in-
nen und aussen zusätzlich ein- und ange-
baut worden ist, machen den blauweissen         überliegenden Seite der Kamera befestigt        Nebeldurchstossverfahren (HDF-Zertifizie-
Hubschrauber mit der Immatrikulation            werden kann, dient weniger der Suche als        rung) und andere. Zudem garantiert sie, dass
HB-ZKZ zu einer wahren Wunderwaffe – im         der georeferenzierten Vermessung. Mit ihm       jeder der drei Piloten oft genug in der Luft
Kampf gegen die Zeit, wohlgemerkt. Denn         kann die Polizei grössere Ereignisse aus der    ist, um einen allzeit optimalen Trainings-
darum geht es bei den allermeisten Einsät-      Vogelperspektive dreidimensional festhal-       stand zu haben. Im Notfall sind dank dem
zen. Dann nämlich, wenn es sich um einen        ten. Sei es ein Verkehrsunfall mit vielen       steten Drill Heli und Crew in einer halben
oder mehrere Vermisste handelt. Im Schnitt      involvierten Fahrzeugen, ein Erdrutsch,         Stunde startklar, wenn die Sicherheits- und
sind das zwei Personen pro Monat. Dann          Hochwasser, ein Grossbrand oder Ähnli-          Meteobedingungen stimmen.
kommen in der Regel der Handy-Locator           ches. Die damit generierten 3D-Modelle
und das kreiselstabilisierte Kamerasystem       sind unterdessen eine grosse Hilfe bei der      Vom SOS zum RCC
mit Wärmebildsensor zum Tragen. Letzte-         Ursachenforschung geworden.                     Die Suche nach vermissten Personen ist
res ist wahrscheinlich das auffälligste Merk-   Die Crew muss wie eingangs erwähnt eine         grundsätzlich Aufgabe der Polizei. Ein ver-
mal aussen am Eurocopter. Wie ein kleiner,      Menge Technik im Griff haben. Dennoch           misstes Flugzeug samt Insassen ist jedoch
auf den Kopf gestellter R2-D2 sieht es aus      besteht die Mannschaft rund um den Euro-        ein Fall, den das Militär übernimmt.
und ist am Ende eines eigenen Auslegers         copter aus Polizisten, die auch abseits von     Overdue und ELT-Signal landen zunächst
befestigt. Diese ausgeklügelte Optik liefert    der Basis in Dübendorf tätig sind. Die Ein-     in Kloten, beim RCC, dem Rescue Coor-
Bilder mit grossem Zoomfaktor und auch          heit besteht damit aus Spezialisten für Flug-   dination Center, das der Kapo Zürich un-
solche aus dem Infrarotbereich. Auf der         missionen und Generalisten für die restli-      tersteht. Hier wird mit Hochdruck geprüft,
Rückbank des Hubschraubers lässt sich die       che Polizeiarbeit.                              ob es sich tatsächlich um einen Notfall han-
entsprechende Steuerung plus Monitor mit        Drei Piloten sind es nur, die sich Dienst-      delt. Solange nicht das Gegenteil bewiesen
wenigen Handgriffen montieren und kann          plan, Bereitschaft und die Arbeit im Cock-      ist, ist es einer. In diesem ersten Schritt sam-
dort von einer Person bedient werden. Das       pit teilen. Während bei Einsätzen am Tag        melt das RCC wichtige Informationen zu
einzige Problem dabei kann allerdings auch      nur einer von ihnen den H125 steuert, neh-      den involvierten Personen, zum Flugzeug,
die ausgefeilteste Technik nicht lösen: mög-    men nachts zwei Piloten, wenn nötig mit         zur Flugroute, zu den Angehörigen und so
liche Kinetose oder Übelkeit des Bedien-        Night Vision Goggles, in den Helisitzen         weiter. Muss davon ausgegangen werden,
personals – durch ein verwirrtes Gleich-        Platz. Ihre Lizenzen, CPL/H mit Mountain-       dass es sich um eine Notlage handelt, über-
gewichtsorgan, das versucht, Fluglage und       und Nachtflugerweiterung, haben sie mit in       gibt das RCC das komplette Informations-
Bildschirmbild in Einklang zu bringen.          den Polizeidienst gebracht oder neben dem       paket samt weiterer Verantwortung an das
                                                Dienst erarbeitet. Eine Ausbildung zum          Militär, genauer gesagt an die Luftwaffe. In
Eine Wissenschaft für sich                      Hubschrauberpiloten bietet die Kantons-         dieser Phase wird aufgeboten, wer sich am
Der 3D Airborne Scanner, der an der             polizei Zürich nicht an. Sehr wohl aber alle    besten für den Auftrag eignet – technisch,
Aussenseite des Helikopters an der gegen-       nötigen Zusätze wie Unterlastausbildung,        organisatorisch oder geografisch. Das kann
18     Cover Story          Cockpit 06 2017

       Freund und Helfer. Sucher und Retter.

                                                                                                                                                    Fotos: Tim Boin
     Dübendorf – Abflug zur nächsten Trainingsmission.

     die Armee selbst, aber selbstverständlich auch die Rega, die Air        eines ist aber in den allermeisten Fällen Verlass: Mindestens eine
     Zermatt, die Alpine Air Ambulance oder eben die Kapo Zürich sein.       Person im Flugzeug hat heutzutage ein Handy dabei. Zwar muss
     Natürlich können auch mehrere Stellen gleichzeitig, beziehungs-         die Kapo Zürich ihre Ortungstechnik permanent mit komplizier-
     weise alle gemeinsam, in Aktion treten.                                 ten Verfahren an die neuesten Technologien der Mobiltelefonie an-
                                                                             passen, aber das Handy ist und bleibt eine verlässliche Signalquel-
     Fährten der Luftfahrt                                                   le und dient oft als entscheidende Fährte für die SAR-Beteiligten.
     Will ein Segelflug- oder Privatpilot der Kapo Zürich die Arbeit so
     einfach wie möglich machen und sich damit selbst die höchsten           Die Polizei bittet um Ihre Mithilfe
     Chancen einer Rettung sichern, so steckt im Rumpf seines Flug-          Wenn man sich also mal wieder fragt, wo die Polizei ist, wenn man
     zeugs ein korrekt angemeldetes, modernes GPS-gekoppeltes ELT.           sie braucht, dann hängt das im Fall eines verunglückten Flugzeugs
     Dessen «alte» Signale mit 121.5 MHz werden höchstwahrschein-            enorm vom Betroffenen selbst ab.
     lich von einem Airliner empfangen, der permanent diese Frequenz         «Als Pilot in der Schweiz hat man das grosse Glück, in einem Gebiet
     abhört. Die «neuen» Signale mit 406 MHz landen dagegen via              zu fliegen, in dem die Qualität der Rettungskräfte, des Materials und
     Satellit blitzartig beim RCC. Dank korrektem Eintrag im Register        der unterstützenden Technologien auf höchstem Niveau ist. Die-
     wissen die Retter dort sofort, mit wem und mit was sie es zu tun        ses Glück sollten wir als Piloten nicht zu sehr herausfordern und
     haben: Name, Flugzeugtyp, Kennzeichen, Handynummer und an-              stattdessen mit grösster Gewissenhaftigkeit fliegen», mahnt Marc
     deres sind bekannt. Hat der verantwortungsvolle Pilot auch noch         Schnetzer, der sowohl im Polizeidienst als auch privat im Helikop-
     einen Flugplan aufgegeben, Freunde und Bekannte informiert,             tercockpit sitzt. Sein Appell soll gerade die Privatpiloten – in Ma-
     regelmässig per Funk seine Position durchgegeben und ein aufge-         schinen mit und ohne Motor – animieren, auf ihren Flügen Spuren
     ladenes Natel in der Tasche, sind die Aussichten gut, geortet, gefun-   zu hinterlassen. Spuren, die die Helfer schnellstmöglich zum Un-
     den und gerettet zu werden.                                             fallort führen würden. Jede Minute Ungewissheit ist eine zu viel.
     Dieser akribische Typ von Pilot kommt in der Praxis leider häufig        Für den Verunglückten, für die Angehörigen und für die Retter.
     nur theoretisch vor und die Kantonspolizei Zürich sieht sich meist
     mit einer deutlich kniffligeren Herausforderung konfrontiert. Auf        Tim Boin

     ¬ Eine detaillierte Übersicht über die Thematik SAR gibt die Broschüre der SUST unter folgendem Link:
     https://www.sust.admin.ch/inhalte/pdf/Spezielle_Untersuchungen/SAR_Studie_Broschuere.pdf
Cockpit 06 2017              Civil Aviation                     19
                                                                       Your Captain speaking…

Neu auf der C Series
Umschulung auf einen neuen Flugzeugtyp – ein
grosser Schritt für einen Piloten. Betül Capan von
der Swiss berichtet in ihrer ersten Kolumne über
ihre Erfahrungen.

A
        n dieser Stelle zunächst einmal herzliche Grüsse an meinen
        Kollegen Kevin Fuchs, von dem ich die Kolumne über-
        nommen habe. Ich freue mich, diese interessante Arbeit
zusammen mit meinem Kollegen Jan Liebich fortführen zu dür-
fen und Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf meinen spannenden
und abwechslungsreichen Arbeitsalltag als Linienpilotin auf der
C Series mitzunehmen.
Mein Name ist Betül Capan, ich bin 26 Jahre alt und seit mehr als
drei Jahren First Officer bei Swiss. Mit der Umschulung auf den
Avro RJ-100, auch Jumbolino genannt, habe ich meine Karriere im
November 2013 begonnen. Gerne blicke ich auf diese Zeit zurück.
Vor allem der last flight ist mir in guter Erinnerung geblieben. Ein
ganz gewöhnlicher Arbeitstag, der sich dem Ende zuneigte und
doch den besonderen Unterschied aufwies, dass ich den Jumbolino
das letzte Mal mit meinem Kollegen zusammen Richtung Zürich
steuern würde. Der kurze Flug von Luxemburg nach Zürich ver-
ging im wahrsten Sinne des Wortes «wie im Flug». Nachdem wir
die Landeerlaubnis für die Piste 14 erhalten hatten, setzte ich mit

                                                                                                                                              Bild: zvg
Wehmut im Hinblick auf den Abschied, aber mit grosser Vorfreude
auf die C Series, zu meiner letzten Landung an. Nach Verabschie-
dung der Passagiere und Abschluss meiner Tagesrotation, durfte das     Ein bisschen Herzklopfen vor dem ersten Flug auf der C Series: Betül
obligatorische Erinnerungsfoto mit der Crew nicht fehlen, bevor es     Capan.
im Crewbus Richtung Operations Center ging. Ein letztes Mal fiel
mein Blick zurück – nun hiess es nach zweieinhalb Jahren «Adieu        nun das absolute Highlight einer jeden Umschulung bevor – das
Jumbolino» und «Grüezi C Series».                                      Landetraining.

Die Umschulung                                                         Das Landetraining
Bereits eine Woche später begann die Umschulung auf die C Series.      Endlich nahte der Tag, an dem man morgens aufsteht, die Uniform
Im Anschluss an eine herzliche Begrüssung seitens Flottenführung       anzieht, die bereits zwei Monate im Schrank darauf wartet, getra-
zum bevorstehenden Type Rating zogen wir Richtung Flughafen,           gen zu werden, und in die Maschine steigt. Der Moment, wenn
um unser zukünftiges «Arbeitsgerät» zu inspizieren. Dort stand sie     man beim Start die Beschleunigung spürt, den Jet bei der Rotati-
nun, eine wunderschöne CS100, 34,9 m lang mit einer Flügelspann-       onsgeschwindigkeit zum Abheben bewegt und anschliessend nach
weite von 35,1 m und zwei grossen Pratt & Whitney PW1524G-             einem Visual Circuit, der sogenannten Platzrunde, wieder sicher
Triebwerken. Bereits äusserlich machte die C Series einen glanz-       auf der Landebahn aufsetzt. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl,
vollen Eindruck, doch mit Betreten des Cockpits steigerte sich die     das fest mit dem Beruf verbunden ist.
Vorfreude darauf, diesen modernen und innovativen Jet in naher         Das zweitägige Landetraining fand im wunderschönen Pula, Kro-
Zukunft zu fliegen, zu einem überwältigenden Gefühl.                    atien, statt. Mit erfolgreichem Abschluss und einem Lächeln im
Der Beginn der Umschulung wurde mit dem technischen Kurs ein-          Gesicht war ich bereit für meinen ersten Arbeitstag auf der Linie
geleitet. Dieses Modul dient dazu, alle Systeme und Limitationen       mit der C Series. Endlich hiess es wieder Flüge vorbereiten, Passa-
der C Series kennen und verstehen zu lernen. Daran schliesst der       giere begrüssen und Richtung Startbahn rollen, um unsere Flug-
Instrument Procedure Trainer, kurz IPT genannt, an. In dieser Ler-     gäste sicher und entspannt an ihre Destinationen zu befördern.
neinheit werden vor allem die technischen Kenntnisse vertieft und      Liebe Leserinnen und Leser, ich hoffe, Sie haben sich angeschnallt,
die Procedures trainiert, bevor das Flugtraining auf dem Full Flight   Ihre Sitze in eine aufrechte Position gebracht und freuen sich, mich
Simulator erfolgt, Notfallszenarien simuliert und der Umgang da-       auf dieser Reise zu begleiten. Vergessen Sie während des Fluges
mit trainiert wird. Trotz der exzellenten Ausbildung und der hoch-     nicht, die atemberaubende Aussicht von oben zu geniessen.
professionellen Kolleginnen und Kollegen hofft man natürlich,
dass der Ernstfall im realen Leben ausbleibt.
Mit erfolgreichem Durchlauf der einzelnen Kursabschnitte stand         Betül Capan
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