VMVERBA ND SMAG VERBANDSMAGAZIN
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
vm Ve r b a nd s M a g a z i n Themen, Trends und Fakten der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft – VdW Rheinland Westfalen #5 2021 24 MODERNISIERUNGSOFFENSIVE + NEUE IMPULSE IN DER WOHNRAUMFÖRDERUNG 22 ELEKTROMOBILITÄT IN DER WOHNUNGSWIRTSCHAFT KOSTENFREIES ANGEBOT FÜR VERBANDSMITGLIEDER 4 SCHWERPUNKT – ARCHITEKTUR UND BAUKULTUR Schön soll es sein!
EDITORIAL 1 Architektur und Baukultur zu bezahlbaren Mieten D er Wohnungsbau in Nordrhein- schaften immer wieder, wie der gute Umgang Westfalen und dem nördlichen mit der baukulturellen Substanz der vergan- Rheinland-Pfalz ist historisch von genen Jahre an die Bedürfnisse der heutigen verschiedenen gesellschaftlichen und somit Zeit angepasst werden kann. auch baukulturellen Entwicklungen beein- flusst. Sie prägen das Image und die Identität Die bauliche Schönheit mit den aktuellen der Region und können architektonische Ansprüchen an das Wohnen zu verbinden Landmarken setzen. Die Zechensiedlungen und gleichzeitig preiswerten Wohnraum verbindet jeder mit dem Ruhrgebiet, den zur Verfügung zu stellen, stellt die gemein- roten Klinker mit dem Münsterland und die wohlorientierte Wohnungswirtschaft im- Großwohnsiedlungen prägten wohl alle vom mer wieder vor neue Aufgaben und bedarf Krieg zerstörten Großstädte an Rhein und einer entsprechenden Wertschätzung. Mit Ruhr, die im Sinne der Funktionstrennung Auszeichnungen etwa durch die vorbild- errichtet wurden. lichen Bauten NRW oder den Deutschen Bauherrenpreis werden eben diese qualitativ Es wird deutlich: Die Wohnkultur muss Ant- hochwertigen Lösungen stärker in der Öf- Quelle: Roland Baege/VdW Rheinland Westfalen worten auf die Fragen der Zeit liefern. Das fentlichkeit herausgestellt. Modellprojekte bedeutet für uns als Wohnungswirtschaft nach vorne zu treiben fordert auch die Unter- baulich ansprechende, nachfragegerechte stützung der Politik durch die Förderungen „Baukultur muss und eben auch bezahlbare Wohnformen zu von innovativen Lösungen im Neubau und Antworten auf die schaffen. Der Klimawandel und die demo- im Bestand. Denn ohne eine zielgerichtete grafischen Herausforderungen sind auch Förderung durch den Bund und das Land ist Fragen der Zeit geben“ baukulturell die Wegweiser in die Zukunft die Entwicklung baukultureller Qualitäten des Bauens von nutzungsgemischten Quar- unter dem Aspekt der Bezahlbarkeit nicht tieren und fordern architektonisch und städ- immer möglich. tebaulich qualitätvolle Antworten. In dem Zuge ist nicht nur der Neubau, sondern insbesondere auch die Entwicklung des Alexander Rychter Bestands gefragt. Denn 99 Prozent unserer Wohnungen sind gebaut und doch zeigen Verbandsdirektor des die Mitgliedsunternehmen und -genossen- VdW Rheinland Westfalen 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
2 INHALT 4 15 28 Schön soll es sein! Boden- und Baulandpolitik Imagekampagnen und Mieterkom- gemeinwohlorientiert gestalten munikation Quelle: ggw/Fotograf Gerd Kaemper Quelle: Erbbauverein Köln e.G. Quelle: VdW/Roland Baege SCHWERPUNKT Live & digital: Ansprechende 21 „Die Wohnungswirtschaft ist durch Debatten um genossenschaftliches politische und gesetzliche Vorgaben 4 Schön soll es sein! Wohnen 35. Symposium – Perspektiven für im Bereich Mobilität zunehmend gefordert“ Architektur und Baukultur Wohnungsgenossenschaften Bundesweites Netzwerk Wohnen und 8 Wohnen als Teil der Baukultur NRW Mobilität Die Perspektive aus der Praxis 15 Boden- und Baulandpolitik gemein- 9 „Ich plane mit Leidenschaft lebens- wohlorientiert gestalten 22 „Die nachträgliche Ausrüstung Praxisaustausch zwischen Verbänden von Bestandswohngebäuden spielt werte Gebäude und Quartiere“ für die Elektromobilität eine ganz Die Perspektive aus der Praxis 16 Digitalisierung und Menschen- wesentliche Rolle“ orientierung in der zukünftigen 10 „Gesellschaftlich etwas bewirken Personalarbeit Interview mit Dr.-Ing. Matthias Dürr, Leiter „Kompetenzzentrum Elektro- und einen Denkanstoß geben“ 9. Forum Personal Out of the Box: Fassadenkunst von Mobilität NRW“ innerfields 24 Modernisierungsoffensive + 11 Ein „Big Beautiful Building“ blickt AKTUELLES NRW für zukunftsfähigen und bezahl- baren Wohnraum Richtung Zukunft Citywohnpark Duisburg Neue Förderimpulse für die Woh- 17 Jetzt anmelden und erfahren, was nungswirtschaft Nordrhein-Westfalen die Wohnungswirtschaft bewegt! 12 Lünens neue alte Mitte 20. VdW-Forum Wohnungswirtschaft Zukunftsweisender Umbau einer Kaufhausimmobilie 18 „Wir wollen in NRW als Koalition AKTUELLES RLP eine Entlastung bei der Grunder- 13 Der „Sedansberg“: Ein Quartier werbsteuer erreichen“ wird Musterknabe Der VdW Rheinland Westfalen im 25 Wohnungspolitik: Klimaneutralität Gastbeitrag von Oliver Zier, mit Blick auf Baukosten Gespräch mit Christof Rasche, MdL, Geschäftsführer der Gemeinnützi- Neuer Koalitionsvertrag Vorsitzender der FDP-Landtagsfrak- gen Wohnungsbaugesellschaft mbH tion NRW 20. Bauforum Rheinland-Pfalz: Wuppertal Neues Arbeiten – neues Wohnen? 20 Lebendige Innenstädte für NRW Veranstaltung VdW Rheinland Westfalen unterstützt AKTUELLES Innenstadtoffensive NRW 26 Von Altenkirchen bis Zweibrücken Die rheinland-pfälzische Wohnraum- Metropolregion Köln im förderung im Jahr 2020 Marktüberblick 14 Erfolgreiche Digitalisierung – wie machen es unsere europäischen Studie für Eigentumswohnungen im 27 Bundespolitische Gespräche zu Nachbarn? Neubau 2020 / 2021 Mieterstrom und Mietendeckel European Summer School 2021 Insta-Live-Talks mit Bundestagsabge- ordneten Der Trend zum Mehrfamilienhaus hält an Baugenehmigungen 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
INHALT 3 30 32 43 Steuerliche Aspekte der CO2- Neue E-Lastenräder erobern Wie wird aus Holz zusätzlicher Bepreisung und von Mieterstrom Bochum Wohnraum im Bestand? im Fokus Quelle: Tamara – stock.adobe.com Quelle: GWV Quelle: Wald und Holz NRW VDW-ARBEITSKREISE 34 Autark mit Wasserstoff RECHT Euskirchener Baugesellschaft mbH 28 Imagekampagnen und (EUGEBAU) 41 Bundesverfassungsgericht erklärt Mieterkommunikation Berliner Mietendeckel für nichtig Arbeitskreis Marketing & PR 35 „Jeder Bestandshalter wird über Mietrecht kurz oder lang zum Klimaschützer“ 29 Mietverhältnisse im Spannungsfeld Interview mit Oliver Knuth, Geschäftsführer der Euskirchener 42 DSGVO-Bußgeld gegen Deutsche zwischen Digitalisierung und Recht- Wohnen SE sprechung Baugesellschaft mbH (EUGEBAU) Landgericht Berlin stellt Verfahren ein Arbeitskreis Recht 36 Technische Unterstützung für ganz- 30 Steuerliche Aspekte der CO2- heitliches Bestandspflegekonzept Praxisbericht: EWG Hagen eG und TECHNIK UND MULTIMEDIA Bepreisung und von Mieterstrom im Fokus Quadratis GmbH gehen auf Nummer Arbeitskreis Steuern und Bilanzie- sicher 43 Wie wird aus Holz zusätzlicher rung Wohnraum im Bestand? Online-Seminar „Aufstockungen in Holzbauweise“ TERMINE ARBEITSGEMEINSCHAFTEN 44 Starkes Signal – Bundesrat nimmt Entschließungsantrag der nordrhein-westfälischen Landesre- 31 Für ein starkes Miteinander vor Ort STEUERN gierung an Treffpunkt Regionale Arbeitsgemein- schaften Novelle des Telekommunikationsge- 38 Gewinnabführungsverträge – setzes Anpassung in Altfällen Körperschaftsteuer 45 Fehlerquellen bei der Einführung AUS DEN UNTERNEHMEN von Software-Lösungen Nutzungsdauer von Computerhard- Digitale Transformation und -software 32 Neue E-Lastenräder erobern Einkommensteuer Bochum GWV und BOGESTRA starten durch 39 Änderungen im Gemeinnützigkeits- recht 33 Seit 100 Jahren für bezahlbaren Abgabenordnung 46 FÜR SIE GELESEN Wohnraum und gesellschaftliche Verantwortung 47 SEMINARE Jubiläum der Bauverein Erftstadt eG 40 Referentenentwurf zur Modernisierung des Körperschaft- Barrierefrei und energetisch hoch- steuergesetzes Körperschaftsteuer Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbar- wertig: „Wohnen am Westbach“ keit wird die männliche Personenbezeichnung Neubauquartier der Wohnungsge- Entwurf eines Grundsteuerreform- gewählt. Die Angaben beziehen sich jedoch auf nossenschaft Herne-Süd eG Umsetzungsgesetzes beide Geschlechter. Grundsteuer 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
4 SCHWERPUNKT Schön soll es sein! ARCHITEKTUR UND BAUKULTUR >> Den Anspruch an Architektur setzen viele vor allem mit ästhetischer Schönheit gleich. Die großen Namen der Architektur spielen mit Farben, Formen und Materialien. Sie sind ein Sinnbild ihrer Zeit und das vermeintlich Herausragende ist oft doch in Sonderbau- ten zu finden. Ein Museum sticht ins Auge, die Stadtvilla und das hippe Altbauquartier auch, der bezahlbare Wohnungsbau bleibt da oft außen vor. Doch zu Recht? Bereits vor über 100 Jahren wurden Wohngebäude errichtet, die architektonischen und baukulturellen Charakter mit der Bezahlbarkeit des Wohnens vereinten. Wie ging es im Wandel der Zeit weiter? Und welches Bild wird heute gezeichnet? Quelle: ggw/Fotograf Gerd Kaemper „Schievenfeldsiedlung“ in Gelsenkirchen: Die ab dem Jahr 1915 erbaute ehemalige Bergarbeitersiedlung umfasst 321 Wohnungen und ist immer noch eine architektonische Besonderheit im Bestand der Gelsenkirchener Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft mbH Im Gespräch mit dem SZ-Magazin sagte schließt die gesamte gebaute Umwelt, stiftet Identität und steigert die Aufent- die Architektin Odile Decq jüngst Fol- also auch die Stadt- und Regionalpla- haltsqualität. gendes: „Niemand weiß, was Architektur nung, den Denkmalschutz und die Inge- eigentlich ist. Wenn Sie jemanden fragen, nieurbauleistungen sowohl am Gebäude Die Bestände der Mitgliedsunternehmen was ein Architekt tut, sagt er: Ein Archi- als auch im öffentlichen Raum mit ein. und -genossenschaften des VdW Rhein- tekt ist eine Person, die Gebäude entwirft. Sie unterliegt also zeitgenössischen und land Westfalen nehmen diese Epochen mit Aber das stimmt so nicht. Ein Gebäude zu lokalen Gegebenheiten, Denkrichtun- auf. Ihre Vielseitigkeit lässt sich auch durch entwerfen ist das Ergebnis! Davor findet gen, Haltungen und Werten. So spiegeln die lokalen Gegebenheiten und Aufgaben ein Prozess statt, es gibt eine bestimmte sich in unterschiedlichen Epochen auch erkennen. So zeigen sich bauliche Un- Art zu denken, es setzt ein Verständnis unterschiedliche Wertehaltungen in der terschiede zwischen dem baukulturellen für die Gesellschaft voraus, und dann gebauten Umwelt wider, welche auch die Verständnis und auch dem Verständnis macht man einen Vorschlag, wie man jeweiligen Ansprüche und Nachfrage an von Wohnen, zwischen Stadt und Land, anders oder sogar besser leben könnte. das Wohnen beinhaltet. Neben der Pla- dem historisch bedingten Schieferbau im Das Gebäude steht erst am Schluss.“ nung und Errichtung der Gebäude gehört Bergischen Land und den riesigen Beton- aber auch ihre Pflege und zeitgemäße bauten im Ruhrgebiet und den rheinischen Wer über Baukultur sprich, spricht über Umnutzung zu den entscheiden Para- Ballungsräumen. Viele der Wohnungsun- mehr als Ästhetik. Wie der Kulturbegriff metern der Baukultur. Diese Aufgabe ternehmen und -genossenschaften haben selbst stehen diese im stetigen Einfluss übernehmen nicht selten traditionsrei- eine lange Tradition, welche zum Teil über sich verändernder Parameter. Baukultur che und jüngere Wohnungsunternehmen hundert Jahre zurückreicht und somit eine geht über die Architektur hinaus und und -genossenschaften, denn Baukultur Reise durch die Bestände von ihrer Ent- 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
SCHWERPUNKT ARCHITEKTUR UND BAUKULTUR 5 stehung und Planung über die Pflege bis Das hohe Maß der Zerstörung bedurfte chitekten wie Le Corbusier stellten die zur Modernisierung und Anpassung an die eines umfassenden Neubaus von bezahl- Funktionstrennung in den Vordergrund. Bedürfnisse der heutigen Zeit ermöglicht. barem Wohnraum. War das bereits in den Um die hohe Nachfrage nach Wohnraum 1920er-Jahren gegründete Bauhaus in der für die Mittelschicht zu decken, entstan- Die Gartenstadt als Modelltyp NS-Zeit verrufen, gab es jetzt Hoffnung für den vielerorts Großwohnsiedlungen, wie Zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte Neues. Die durch Walter Gropius geprägte sie auch bis heute noch in städtischen sich ein genossenschaftlicher Grundge- Bewegung wandte sich vom Historismus Randlagen und in Zentren zu finden sind. danke zunächst in London, schnell aber ab und sah den praktischen Gedanken, Schrecken die wuchtigen Betonbauten auch in einer leichten Abwandlung vor etwa des modularen Bauens, auch für die viele auf den ersten Blick ab, so bestechen allem im Ruhrgebiet breit. Ebenezer How- Wohnbebauung. diese Gebäude durch ihre funktionalen ards Gartenstadt entsprang dem Wunsch, Grundrisse. Vielerorts erfreuten sie sich bei bezahlbares Wohnen und Leben in der Das funktionale Bauen prägte auch die einer breiten Bevölkerungsschicht großer Nähe zu den Zentren zu ermöglichen und Betonbauten der 50er- bis 70er-Jahre. Ar- Beliebtheit und sind erst mit der Stadt- >> zielgerichtet zu steuern. Die Gartenstadt- bewegung verbindet die Vorteile urbanen und ländlich geprägten Wohnens und er- möglichte den Siedlungsbau mit Gärten zur eigenen Nutzung. In Deutschland waren es gemeinwohlorientierte Wohnungsgesell- schaften, die etwa für die Angestellten in der Montanindustrie Wohnraum schafften. In den suburbanen Räumen sprossen die Gar- tenstädte, welche stets im räumlichen Zu- sammenhang mit Industriewerken standen. Die bis heute charakteristischen Torbauten dieser Siedlungen dienten zur Kontrolle der Zugänge. Nach innen boten sie durch die hohe Einwohnerdichte Schutz, aber auch soziale Kontrolle. Die Moderne des Bauhauses weicht den Betonbauten Nach dem Zweiten Weltkrieg drängte die Quelle: Wohnungsgenossenschaft Herne-Süd eG Nachfrage nach einem schnellen Wieder- aufbau. Mit der Baukultur des National- Ein Kind seiner Zeit: Die urbane Großwohnsiedlung der Wohnungsgenossenschaft Herne-Süd sozialismus sollte abgeschlossen werden. eG am Europaplatz in Herne entstand ab 1975 und wird derzeit umfassend modernisiert 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
6 SCHWERPUNKT flucht in den Folgejahren auch medial oft in Verruf geraten. Dass es Früchte trägt, dem entgegenzusteu- ern, zeigt das aktive Handeln vieler Woh- nungsunternehmen und -genossenschaften. Durch die regelmäßige Modernisierung können diese Bauten bis heute auch mit Erfolg bestehen. An einzelnen Fassaden trägt auch die Kunst dazu bei. Immer mehr Woh- nungsunternehmen und -genossenschaften sehen die Qualität ihrer Bestände als offene Galerien. Die Kunst am Bau steigert die Aufenthaltsqualität, richtet den Blick auf das Gebäude, prägt das Umfeld und lädt zum Verweilen ein. Bis in die 70er-Jahre hinein wurde das Leit- Quelle: Christoph Buckstegen bild der störungsfreien Funktionstrennung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit prakti- Der „Wohnpark Wasserhof“ der WohnBau eG in Goch ist ein ansprechender Vertreter der ziert. Erst danach wurde das Gebot der Mi- gegenwärtigen Baukultur: als barrierefreies sowie zentrumsnahes Wohnquartier erfüllt es viel- schung attraktiver, welches etwa eine Minde- fältige Ansprüche und passt sich in seiner Geschossigkeit der direkten Umgebung an rung des Verkehrsaufkommens prophezeite. Multifunktionale Quartiere wirken als das Die Perspektive der Wohnungswirtschaft What’s next? – Vielfältiges Bauen im Paradigma der aktuellen Zeit. Lebendige Das baukulturelle Erbe prägen also nicht Quartier Lebensräume sind polyfunktional. Sie ver- nur Architekten und Städtebauer, es wird In der aktuellen Debatte um Baukultur geht binden Leben, Wohnen, Arbeiten, Einkaufen von der gesamten Gesellschaft getragen. es vor allem um die Umnutzung im Bestand. und Erholung. Gemeinschaftliche Wohn- Auch die Wohnungswirtschaft hat in ver- What’s next? Diese Frage konkretisiert sich, formen und ökologische Baustoffe kommen schiedenen Epochen unter Fragestellun- wenn wir durch unsere Innenstädte schlen- hinzu. Ist die Zukunft des baukul- gen der Zeit zu dieser gesellschaftlichen dern oder Industriebrachen am Stadtrand turell bedeutenden Wohnens Aufgabe beigetragen, wie die Praxisbei- sehen. Die Baukultur ist wieder im Wandel. also auf Nachhaltigkeit und spiele auf den nachfolgenden Seiten des Die neuen Standor- Gemeinschaftssinn aus- Schwerpunktes eindrucksvoll zeigen. In te bieten mehr als gerichtet? Nordrhein-Westfalen übernimmt der Ver- nur Wohnen. ein Baukultur Nordrhein-Westfalen die Vernetzung baukultureller Akteure und Quelle: innerfields Mit dem Mural „Media Magdalena“ zog das Künstlerduo innerfields in der Lutherstadt Wittenberg eine lokal prägende Linie zwischen Gegen- wart und religiöser Geschichte 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
SCHWERPUNKT ARCHITEKTUR UND BAUKULTUR 7 widmet sich dabei gemeinsam mit dem Quelle: Marie-Luise Oberlaender VdW Rheinland Westfalen noch in diesem Jahr dem Thema Wohnen im ländlichen Raum. Darüber hinaus ist der VdW in der Jury der Auszeichnung der vorbildlichen Bauten in Nordrhein-Westfalen, welche immer wieder auch Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften prämiert. Und bei der Konferenz zur Schönheit und Lebens- fähigkeit der Stadt, welche auch dieses Jahr im Juni stattfinden wird, steht der Verband im Austausch mit Architekten zur Stärkung des Wertes der gemeinwohlorientierten Vielseitig: Das direkt am Fluss gelegene „Ruhrquartier“ der Mülheimer Wohnungsbau eG Wohnungsbestände. ist multifunktional konzeptioniert und bietet neben urbanem Wohnraum auch Raum für Gewerbeeinheiten Sowohl in Bezug auf die architektonische Ästhetik, als auch auf baukultureller Ebene vor Ort an einem Strang ziehen. Ganz neue nach neuen Grundrissen, privatem Grün der Konzeption und Werterhaltung heißt Herausforderungen an die gebaute Umwelt und der Wunsch nach mehr oder auch dies: Erfolgreich wird die Umsetzung da, setzt dann natürlich auch noch die Coro- weniger Gemeinschaft fordern ganzheitli- wo die Wohnungs- und Immobilienwirt- na-Pandemie. Wohnen und Arbeiten sind che Ansätze nach einer gesamtstädtischen schaft, die Kommune und die Menschen so eng zusammen wie noch nie. Die Frage Transformation. KK DAS NEUE EUROPÄISCHE BAUHAUS 100 Jahre nach der Bauhausbewegung, soll nun das „Neue Europäische Bauhaus“ kom- men. Es gehe um konkrete Veränderungen, existierende Verfahren, Beispiele und Kon- zepte, welche etwa die Nutzung von natur- basierten Baumaterialien oder Modulare, an- passungsfähige und mobile Lösungen für das Wohnen betreffen, aber auch um die Frage des zukünftigen Zusammenlebens im Einklang mit Natur und Umwelt. Nachhaltigkeit, Ästhetik und Inklusion stehen im Fokus. Wobei Inklusion aus der Perspektive Quelle: Europäische Union der EU-Kommission die Partizipation der han- delnden Akteure meint. Das neue Europäische Peter Köddermann, Baukultur NRW Bauhaus ist eine interdisziplinäre Initiative der Europäischen Kommission mit dem Ziel, eine „Der politische Wille, eine europäische Bauhausbewegung in Gang zu setzen, kann aus baukultureller nachhaltige, inklusive, intellektuell und emoti- Sicht nur unterstützt werden. Dabei beginnt jeder Bauhausansatz mit einer Überprüfung der eigenen onal ansprechende Zukunft zu entwickeln und Haltung zu gebauter Umwelt. Das betrifft die Grundbegriffe des Bauens genauso wie Wertvorstel- zu gestalten. Dazu gibt es viele gute Beispiele, lungen zur Nutzung von Gebautem. Bereits das historische Bauhaus fragte nach dem „modernen die im Rahmen einer europäischen Ausschrei- Menschen“ und setzte in dieser Auseinandersetzung neue Grundbegriffe für Raum und Gestaltung. bung gesammelt und prämiert werden. Nicht mehr und nicht weniger sollte heute Sinn und Auftrag der Bewegung sein.“ Die Wohnungswirtschaft in Deutschland ver- fügt bereits über umfangreiche Erfahrungen Richard Henning, HGMB Architekten und kann sich selbstbewusst an der Ausschrei- bung beteiligen. Anträge können noch bis zum „Die Initiative ,Europäisches Bauhaus‘ stellt die Frage, wie unser Zusammenleben in Zukunft aussehen 31. Mai 2021 eingereicht werden. soll. Dabei spielt die Gestaltung der gebauten Umwelt natürlich eine entscheidende Rolle. Sie prägt unser Bewusstsein, formt unsere Realität und beeinflusst unsere Empfindungen. Klimagerechtes und Weitere Informationen dazu finden nachhaltiges Bauen ist für uns als Architekten bereits seit langer Zeit ein selbstverständlicher Teil Sie auch unter: unserer Arbeit. Für mich muss bei jeder Planung das soziale Miteinander und das Wohlbefinden des https://share.vdw-rw.de/EU_Bauhaus Menschen im Vordergrund stehen. Dafür müssen wir Planer funktionierende Räume entwerfen.“ 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
8 SCHWERPUNKT DIE PERSPEKTIVE AUS DER PRAXIS Wohnen als Teil der Baukultur NRW Peter Köddermann ist verantwort- lich für das Programm von Baukultur Nordrhein-Westfalen e. V., einem Zu- sammenschluss des ehemaligen M:AI – Museum für Architektur und Ingenieur- kunst NRW mit StadtBauKultur NRW. Baukultur NRW schärft durch zahlreiche Ausstellungsprojekte, Veranstaltungs- formate und Publikationen den Blick auf die gebaute Umwelt und stellt aktuell unter dem Titel „Regionale Wohnkul- tur in NRW“ die Frage „Wie wollen wir wohen?“. Was bedeutet für Sie der Begriff der Quelle: Baukultur Nordrhein-Westfalen Baukultur in Bezug auf das bezahlbare Wohnen? Baukultur beinhaltet immer eine gesell- setzung räumlicher Qualitäten. Es müssen Neuausrichtung des Wohnens benötigt schaftliche Perspektive auf gebaute Um- Außenraumqualitäten entwickelt, gemein- aus baukultureller Sicht eine viel stär- welt und das Bauen. Somit ist das be- schaftsfördernde Räume oder ergänzende kere Beachtung in Ausbildung, Planung zahlbare Wohnen ein zentrales Element Angebote für Orte des Zusammenlebens und Umsetzung von Wohnbauaufgaben. baukultureller Betrachtung. Wenn die als wichtige Bauaufgaben begriffen werden. Der Umbau von Dienstleistungs- und Ge- Gestaltung bezahlbaren Wohnraums auf Dies fordert differente Wohnungszuschnitte, werbebauten zu Wohnraum als Element aktuelle soziale Anforderungen eingeht, um aktuellen und flexiblen Herausforderun- lebendiger Städte sollte zukünftig noch auf gemeinwohlorientierte Funktionen, gen Raum zu geben. Wer neue Mischungs- klarer in den Fokus gestellt werden. auf Bedingungen der Umwelt und auf verhältnisse als Qualifizierungskriterium in bauliche Qualitätsmaßstäbe, erlangt sie Quartiersentwicklungen ansieht, muss auch Mit welchen aktuellen eine baukulturelle Bedeutung. Dass die differente Raumsetzungen und ein weit- Projekten befasst sich Baukultur Berücksichtigung dieser Aufträge planbar aus breiteres Spektrum unterschiedlicher Nordrhein-Westfalen? und realisierbar ist, zeigen viele histori- Wohntypologien zulassen. Der Begriff Quar- Neben unserer Beschäftigung mit Stadt- sche, aber auch gute aktuelle Beispiele. tiersentwicklung wird zwar häufig disku- gestaltung sowie Kunst und Bau liegt für Dennoch werden Bauprojekte mit sehr un- tiert, aber leider noch zu selten konsequent uns ein Fokus auf dem Projekt „Regio- terschiedlichen baukulturellen Qualitäten umgesetzt. Nach heutigem Stand veraltete nale Wohnkultur in NRW“. Wir möch- umgesetzt. Wohnraum aus baukulturel- städtebauliche Leitbilder der Funktions- ten unseren Beitrag leisten, das Wohnen lem Anspruch als Lebensraum konzipie- separierung sind noch zu oft Grundlage und den Wohnraum in seinen vielfältigen ren zu wollen muss nicht im Gegensatz zu zur Bedarfsentwicklung im Wohnungsbau. Entwicklungen und Bedeutungen zu the- einer langfristigen ökonomischer Betrach- Die Zukunft fordert einen Mix aus Wohnen matisieren. Dazu reisen wir mit unseren tung stehen. Dies gilt auch dann, wenn und Arbeiten, aus Individual- und Gemein- Ausstellungen, Veranstaltungen und Pro- es um das bezahlbare Wohnen geht. Wir schaftsfunktionen auf Basis tradierter Pla- grammangeboten in den kommenden wünschen uns natürlich eine Steigerung nungsprozesse und mit einer städtebauliche Jahren durch NRW. Uns interessieren baukultureller Wertschätzung durch die Ausrichtung. Gute vorhandene Beispiele sowohl die Entwicklungen des regionalen an Planung und Bau beteiligten Akteure sollten dort viel öfter als Vorbild dienen. Wohnungsbaus, aktuelle Fragestellungen und sind der Meinung, dies ist eine aktu- vor Ort und nicht zuletzt die Erwartungen elle Erwartung der Bewohnerschaft. Der Umgang mit und die Neuausrichtung an das Wohnen in den Landesteilen. In von Baubeständen birgt viele Chancen einer diesem Jahr werden wir in Ostwestfalen- Welche Relevanz, Aufgaben und dringend nötigen Umbaukultur auch im Lippe gemeinsam mit vielen Akteuren Zielsetzungen hat Baukultur in der Wohnungsbau. Erste und zum Teil wirklich die enge Verbindung von Lebens- und Entwicklung von Wohnungsbeständen kreative Modellprojekte zeigen, welche Qua- Wohnqualität untersuchen und uns mit und im Wohnungsneubau? litäten möglich sind. Gerade der Umgang mit unterschiedlichen Wohntypologien aus- – Die Fragen und Aufgaben der baukulturel- Wohnbestand wird zukünftig eine weitaus einandersetzen. Peter Köddermann len Auseinandersetzung im Wohnungsbau höhere Relevanz in der Betrachtung von sind vielfältig. Denn es muss gesagt wer- Wohnraumentwicklung bekommen. Um- Weitere Infos finden Sie unter den: Wir brauchen einen verstärkte Um- baukultur als Ziel für eine umweltgerechte https://baukultur.nrw 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
SCHWERPUNKT ARCHITEKTUR UND BAUKULTUR 9 DIE PERSPEKTIVE AUS DER PRAXIS „Ich plane mit Leidenschaft lebenswerte Gebäude und Quartiere“ Richard Henning, Geschäftsführer des Stadtbaustein. In vielen Situationen ist des- Büros HGMB Architekten in Düsseldorf, halb Zurückhaltung und Respekt vor dem Ort hat den bezahlbaren Wohnungsbau schon oberstes Gebot. An anderer Stelle kann es aber immer zum Schwerpunkt seiner Arbeit wiederum sinnvoll sein, gestalterisch „Flagge gemacht. Er ist seit zwanzig Jahren selbst- zu zeigen“ und ein Zeichen zu setzen. Als ständiger Architekt. Die Hälfte davon als Beispiel haben wir hier zwei von uns geplante Geschäftsführer der HGMB Architekten Wohnquartiere in den Düsseldorfer Stadttei- aus Düsseldorf, ein Büro mit einer mittler- len Gerresheim und Benrath: Die Gebäude weile über fünfzigjährigen Geschichte als in Gerresheim orientieren sich in Form und Wohnungsbauarchitekten. Materialität stark an der Nachbarschaft, die Quelle: HGMB Architekten von Gründerzeitbauten in Blockrandstruk- „Schön soll es sein – Architektur und turen geprägt ist. Das Quartier in Benrath Bausubstanz ist ja hierzulande glücklicher- Baukultur“ ist der Titel des Verbands- dagegen fällt auf: Die Klimaschutzsiedlung weise recht beständig und langlebig. Eine Magazins. Was macht für Sie der Begriff präsentiert sich selbstbewusst und eigenstän- energieeffiziente Architektur ist aber auf je- der Schönheit und der Baukultur im dig am Stadteingang von Benrath und fun- den Fall ein wichtiger Baustein. Energie zu Zusammenhang mit dem bezahlbaren giert als städtebauliches Merkzeichen. Beide vergeuden ist keine gute Option. Dem demo- Wohnraum aus? Quartiere bieten aber die gleichen Qualitäten grafischen Wandel durch barrierefreies Bauen Schönheit ist für mich eine Empfindung, ein für ihre Bewohner: ein sorgfältig gestaltetes zu begegnen halte ich ebenfalls für sinnvoll. Bauchgefühl. An dem Ort, an dem ich wohne, Gesicht zum öffentlichen Straßenraum und Eine Wohnung sollte auch bis ins hohe Alter möchte ich mich wohlfühlen und ich selbst geschützte private und halböffentliche Grün- für den Bewohner nutzbar sein, und das sein dürfen. Dafür muss ein Wohnquartier flächen im Inneren. funktioniert nur durch eine weitestgehend die Voraussetzungen bieten. Die planeri- schwellenlose Bauweise. In der Bestandsent- schen Rezepte, die hier zum Erfolg führen, Wo sehen Sie Ihre Aufgabe als Archi- wicklung ist das natürlich nicht immer bis zur sind eigentlich seit langer Zeit bekannt. Auf tekt im Umgang mit gesellschaftlichen letzten Konsequenz möglich, aber auch hier städtebaulicher Ebene sind das eine eindeu- Ansprüchen, wie dem Klimawandel und kann man oft mit wenigen Maßnahmen Ver- tige und funktionierende Differenzierung dem demografischen Wandel, sowohl im besserungen herbeiführen. Quartiere sollten zwischen privaten, halböffentlichen und öf- Umgang mit der Bestandsentwicklung als immer einen ausgewogenen und vielfältigen fentlichen Räumen, eine ausgewogene Dich- auch im Neubau? Wohnungsmix anbieten, damit bewahrt sich te der Bebauung und möglichst viel Grün. Meine Aufgabe als Architekt ist die Planung der Bestandhalter die Möglichkeit, auf even- Die Architektur sollte in enger Verbindung von Gebäuden und Quartieren, die den aktu- tuelle Veränderungen der Wohnbedürfnisse mit dem Außenraum stehen und immer den ellen gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht zu reagieren. Was die Wohnungsgrundrisse Menschen als Maßstab haben. Mit einem werden. Wir sind die „Macher“, übersetzen angeht: Das mag zwar etwas langweilig klin- guten Entwurf lässt sich dies alles auch im Ideen und Wünsche in gebaute Realität. Als gen, aber aus unserer Erfahrung funktioniert bezahlbaren Wohnungsbau realisieren. Mit Fachleute müssen wir natürlich vorausschau- der klassische Wohnungsgrundriss – also einer gut durchdachten Grundrissgestaltung end denken und mögliche, zukünftige Ent- Wohnraum, Küche, Bad, Schlaf- und Kin- und einer wirtschaftlichen Konstruktion wicklungen im Blick behalten, damit unsere derzimmer, angeordnet an einem zentralen kann man eine Menge Geld sparen. Aus Planungen auch Flexibilität für die Konzepte Flur- immer noch am besten. Ich glaube, das meiner Erfahrung bleibt da meist noch genug in 20 Jahren erlaubt. Da ist es nicht dienlich, wird sich auch so schnell nicht ändern. Budget für eine schlichte, aber ansprechende jeden kurzlebigen Trend mitzunehmen, denn Richard Henning Architektur übrig. Welche baukulturellen Aspekte kommen in Wohngebäuden zur Geltung? Welche Formen, Materialien, Besonderheiten zeichnen den aktuellen bezahlbaren Wohnungsbau aus? Der aktuelle Wohnungsbau ist nach wie vor stark von der klassischen Moderne geprägt. Bei den Materialien bestimmen Putz- und Ziegelflächen das Bild. Erfreulicherweise finden sich aber auch immer mehr Beispiele, die eine stärkere Einordung in die Umgebung nicht scheuen. Ich finde, dass der Planer Quelle: HGMB Architekten immer dem Ort verpflichtet ist, dem er ein neues Gebäude hinzufügt. Jedes Haus ist ein Klimaschutzsiedlung „Am Wald“ der SWD, Düsseldorf 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
10 SCHWERPUNKT „Gesellschaftlich etwas bewirken und einen Denkanstoß geben“ OUT OF THE BOX: FASSADENKUNST VON INNERFIELDS >> Hinter „innerfields“ verbergen sich die Künstler Jakob Tory Bardou und Holger Weißflog. In ihrer Heimatstadt Berlin sind sie mit Graffiti und zahl- reichen anderen Einflüssen aufgewachsen und arbeiten seit 1998 zusammen. Von Auftragsarbeiten über freie Kunst an Fassaden oder auf Leinwand bis hin zu Kunstfestivals und anderen Kunstpro- jekten sind innerfields rund um den Globus aktiv. In ihrem Gastbeitrag erklären die Künstler ihre Arbeiten, in denen sie ihre Umgebung oft in figurativen, realistisch dargestellten Motiven mit grafi- schen Elementen und Symbolen adaptieren. Das Künstlerduo fasst die Kunst an Fassaden als gesell- schaftliches Wirken auf, will zum Nachdenken anregen, schrankenfreie Diskursräume öffnen – und leistet mit speziellen Farbstoffen sogar einen Beitrag zum Klimaschutz. Quelle: innerfields „FischersNetz“/Hamburg: Hoch im Norden malten innerfields den Käpt‘n ins Quartier „Wir hatten immer das Ziel, große Hausfassa- schen und den Effekt eines „intellektuellen“ wir seit Neuestem auch photokatalytische den zu bemalen. Anders als bei Leinwänden Stolpersteins zu erzielen. Wandfarbe an, die luftreinigende Eigen- sind wir über die Bilder auf Hausfassaden in schaften hat und Kohlenstoffdioxid bindet. direktem Austausch mit dem Wohnumfeld. Ein gut gesetztes Mural kann zu einer positi- Galerien oder Museen erscheinen häufig ven Aufwertung des Wohnumfeldes führen. Unser Antrieb und unsere Leidenschaft be- als elitäre Räume, die Malereien im öffentli- Zum einen setzt es mit seinen Farben und stehen darin, in der Gesellschaft zu wirken, chen Raum sind hingegen für alle Menschen Formen den großen grau-beige-weißen Fas- Diskussionen anzuregen und Menschen gleich zugänglich – ohne eine gesellschaftli- saden unserer Städte eine interessante Le- einen Denkanstoß oder einen ungewohn- che Schwelle überwinden zu müssen. Diese bendigkeit entgegen. Zum anderen sind sie ten Blickwinkel anzubieten. Wenn uns das Bilder können entdeckt, bewusst gesucht Kultur, die bereichert und Diskurse anregt. mit einem Mural bei nur einem Menschen werden oder auch im Laufe der Zeit neu ver- Viele unserer Wände und Projekte werden gelingt, hat sich für uns der Aufwand eines standen werden. Für uns ist es am schönsten, in Stadtführungen mit dem Schwerpunkt solchen Projektes gelohnt.“ innerfields wenn wir es schaffen, Passanten mit einem Urban Art eingebunden. Durch solche Ini- Bild auf ihren alltäglichen Wegen zu überra- tiativen können ganze Stadtteile zum Aus- flugsziel werden. Neben der Belebung, die Quelle: innerfields hierdurch von außen kommt, führt es auch häufig für die Ansässigen eines bemalten Ge- bäudes oder Stadtgebietes zu einer höheren Identifikation. Es tut gut, in einem kulturell relevanten Umfeld beheimatet zu sein. Bei der Umsetzung unserer Motive greifen wir inzwischen auf eine große Vielfalt von Materialien mit verschiedenen Eigenschaf- ten zurück. So arbeiten wir bei dunklen Farbtönen inzwischen mit thermoaktiven Farbsystemen, die bei Sonneneinstrahlung Quelle: Jérome Gerull „Newclear Power“/Schwerin: innerfields kühlend auf den Fassadenuntergrund wirken bilden regelmäßig gesellschaftlich relevante und einer Erhitzung des Gebäudes entge- Jakob Tory Bardou und Holger Weißflog Themen in ihrer Fassadenkunst ab genwirken. Ganz neu auf dem Markt, bieten sind „innerfields“ (v. l.) 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
SCHWERPUNKT ARCHITEKTUR UND BAUKULTUR 11 CITYWOHNPARK DUISBURG Ein „Big Beautiful Building“ blickt Richtung Zukunft D er „Citywohnpark“ in Duisburg- Im Rahmen des Wettbewerbs sollten die Au- Und die GEBAG bekommt Recht: Im Som- Hochfeld: Hier leben in über 420 ßen- und Dachflächen sowie die Fassadenge- mer 2018 wurde der Citywohnpark von der Wohnungen rund 1.200 Men- staltung und -sanierung in den Blick genom- Landesinitiative StadtBauKultur NRW als schen. Eine typische Siedlung aus den men werden. Es geht auch um die Sanierung „Big Beautiful Building“ ausgezeichnet. Das 70er-Jahren. Eigentümerin der Groß- von Schadstoffen sowie die Verwendung von Prädikat wurde im Europäischen Kulturer- wohnsiedlung ist die Duisburger Woh- zeitgemäßen und ggf. auch ökologischen bejahr an Bauwerke im Ruhrgebiet verge- nungsbaugesellschaft GEBAG. Baumaterialien. Durch die Schaffung von ben, die in den 1950er- bis 1970er-Jahren, öffentlichen Wegen soll der Stadtteil näher an der „Wirtschaftswunderzeit“, entstanden Die von Architekt Friedrich Krapoth ent- die Innenstadt und den Rhein angeschlossen und die als beispielhaftes Bauwerk für diese worfenen vier- bis achtgeschossigen Ge- werden: Der Citywohnpark soll künftig als Epoche gelten. bäude mit insgesamt 425 Wohnungen und Entree nach Hochfeld fungieren. Durch eine rund 30.000 Quadratmetern Wohnfläche verbesserte Freiraumgestaltung und die Auf- Und auch die Politik fördert den Geist des stellten Anfang der 1970er-Jahre, als die wertung der Eingangsbereiche der Häuser Erhalts von Großwohnsiedlungen: Die Siedlung erbaut wurde, eine erhebliche sollen Kommunikationsräume geschaffen technische sowie energetische Sanierung Erweiterung des Wohnraumangebots der werden, um das Miteinander der Bewohner des Citywohnparks wird mit Wohnraum- GEBAG in der Innenstadt dar – und das zu stärken. Außerdem sollen die Hauszu- fördermitteln aus der Modernisierungs- mit einer damals hochmodernen Architek- gänge weitestgehend barrierefrei gestaltet offensive „Besser Wohnen – Zu Hause im tur. Die damalige Maximalmiete von 3,20 werden. Das Verfahren für sich entscheiden Quartier“ in Höhe von bis zu 37 Millionen Deutsche Mark pro Quadratmeter sowie konnte das Team von Druschke und Grosser Euro gefördert. Projekte wie der Citywohn- die zentrale Lage sorgten für eine hohe Architektur zusammen mit wbp Landschafts- park zeigten „beispielhaft, wie breit ange- Nachfrage. Die Presse bejubelte die Groß- architekten, Bochum. legte Investitionen in den Wohnungsbe- wohnanlage seinerzeit als „Prunkstück“ im stand eine nachhaltige Aufwärtsspirale in Bestand der GEBAG. „Natürlich hätten wir uns auch für einen Ab- Quartieren und Stadtteilen in Gang set- riss entscheiden können“, so Bernd Wortmey- zen können“, so NRW-Bauministerin Ina „Der Citywohnpark ist ein klassisches Bei- er. „Doch mittlerweile wird der Citywohnpark Scharrenbach im Rahmen der Fördermit- spiel für die Wiederaufbauarchitektur der durch seine zentrale Lage und eine funktio- telbereitstellung. 1970er-Jahre“, berichtet Bernd Wortmey- nierende Grundrissgestaltung wieder stark er, Geschäftsführer der GEBAG. „Damals nachgefragt. Als kommunales Wohnungs- Die Sanierungsmaßnahmen im Citywohn- wurde noch deutlich verdichteter gebaut, unternehmen sehen wir die Bestandspflege park erfolgen in vier Bauabschnitten, die als wir es heute tun. In den Bestand wurde im Rahmen einer zukunftsorientierten Quar- Arbeiten im ersten Bauabschnitt haben im in den vergangenen Jahrzehnten jedoch tiersentwicklung als eine unserer Hauptauf- März 2021 begonnen. Die GEBAG rechnet wenig investiert, daher steht nun eine ganz- gaben an. Zudem ist der Erhalt der Siedlung aktuell mit einer Gesamtfertigstellung im heitliche Modernisierung einer unserer für uns auch ein Statement für den Erhalt Sommer 2025. größten Siedlungen auf dem Plan.“ Ende eines Stücks städtischer Architekturgeschich- Duisburger Wohnungsbaugesellschaft GEBAG 2018 wurde ein Wettbewerb initiiert mit te, das wir nicht einfach aufgeben möchten.“ dem Ziel, die energetische Sanierung und eine gestalterisch-funktionale Aufwertung der Wohnanlage anzustoßen. 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
12 SCHWERPUNKT ZUKUNFTSWEISENDER UMBAU EINER KAUFHAUSIMMOBILIE Lünens neue alte Mitte Die städtebauliche Ausgangslage war ein haben wir uns der Herausforderung gestellt, Die verbliebene ausgezeichnete Bausubs- Desaster: Im Herzen der der Stadt Lünen – das alte Hertie-Gebäude zu einem zukunfts- tanz erwies sich als optimale Ausgangslage: gern in der Eigenwerbung als Brücke sicheren Wohn- und Geschäftshaus mit Das Objekt hat heute die Anmutung eines zwischen Münsterland und Ruhrgebiet stadtbildprägender Wirkung zu machen“, Neubaus und bietet Raum für ein Café, ein bezeichnet – lag über Jahre hinweg eine erläutert Bauverein-Vorstand Andreas Za- Restaurant, eine Bank, eine Augenklinik, wuchtige, dem Verfall preisgegebene Kauf- remba, der gemeinsam mit seinem ehema- weitere gewerbliche Nutzer sowie 24 Woh- hausruine. ligen Vorstandskollegen Friedhelm Deuter nungen und 50 Tiefgaragenstellplätze. Die das Potenzial des Objektes erkannte. perfekte Lage und die komfortable Ausstat- Galt das Hertie-Haus mit 15.000 Quadratme- tung sicherten dem Bauverein eine vollstän- ter Verkaufsfläche bei der Eröffnung 1969 als Das Konzept des Umbaus bestand darin, dige Vermietung von Anfang an. großer Hoffnungsträger für die sich moderni- nicht das gesamte Gebäude komplett ab- sierende Stadt, so bot sich bei der Schließung zureißen und neu aufzubauen. Stattdessen Auch wenn nichts mehr an die ehemalige vierzig Jahre später eine traurige Perspek- wurde der Bestand bestmöglich genutzt: In Kaufhausnutzung erinnert, ist eine Tradition tive: Das Konzept des Universalkaufhauses einer spektakulären Aktion wurde ein großer geblieben: ‚Hertie‘ heißt das Gebäude bei hatte sich überlebt, die wuchtige, nur noch Abrissbagger auf das Gebäudedach gesetzt, den Lünern noch immer. notdürftig instand gehaltene Immobilie war der sich von oben nach unten durch den zu einer massiven Belastung der Innenstadt soliden Stahlbeton fraß. „Mit einer Investition von rund 14 Millionen geworden. Euro durch unsere Genossenschaft“, so das Aus dem Stahlbetongerippe schnitten Exper- Fazit von Bauverein-Vorstand Andreas Za- Aus dieser Ausgangslage heraus ergriff der ten mit großen Betonsägen die Tragstruktur remba, „haben wir ein energetisch optimiertes, Bauverein zu Lünen die Initiative: „Aus Ver- eines kleineren Gebäudes heraus. Zwei Ge- marktgerecht zugeschnittenes und optisch antwortung gegenüber den Menschen in schosse wurden abgetragen, in der Mitte sehr ansprechendes Gebäude realisiert, das die unserer Stadt und unserer Genossenschaft zudem eine Schneise herausgetrennt. Innenstadt auf Jahrzehnte bereichern wird.“ Bauverein zu Lünen Quelle: Bauverein zu Lünen Der Bauverein zu Lünen schaffte aus einem ehemaligen Kaufhaus neuen, urbanen Wohnraum 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
SCHWERPUNKT ARCHITEKTUR UND BAUKULTUR 13 GASTBEITRAG VON OLIVER ZIER, GESCHÄFTSFÜHRER DER GEMEINNÜTZIGEN WOHNUNGSBAUGESELLSCHAFT MBH WUPPERTAL Der „Sedansberg“: Ein Quartier wird Musterknabe E s ist ein schweißtreibender Anstieg Plan für ein Krankenhaus blockierte die Stadt von der Barmer City den Hang hi- weitere Bebauung, doch als das Hospital an nauf, an der schmucken Depen- anderer Stelle entstand, wurde der Berg ab dance der Kölner Musikhochschule vorbei 1919 frei für einen ganzen Stadtteil mit eige- und unter dem Viadukt der Nordbahntras- ner Infrastruktur. Rückstände einer Müllver- se hindurch bis zum Scheitel der Sedan- brennungsanlage lieferten das Baumaterial: straße. Die hohen Mietshäuser links ver- simpler Schlackenbeton, schlicht gefügt, aber decken die Sicht auf ihre Gärten, die sanft mit neobarockem Dekor versehen. und sonnenbeschienen zum Tal abfallen. Rechts liegen an Straßen, die nach Vögeln Kolonie in Wartestellung benannt sind, in zweiter Reihe gemütliche, Seit ihrer Komplettierung Anfang der kompakte Wohnhäuser. 1930-Jahre hat sich die Siedlung kaum ver- ändert, wohl aber Patina angesetzt und Des Kaisers neue Gelder Denkmalschutz erhalten. Die historische Sedan bewahrt die Erinnerung an die Anforderung, auf überschaubarer Fläche Schlacht von 1870. Ein Teil der Reparati- angenehmen Wohnraum für viele Menschen onsleistungen Frankreichs an Deutsch- zu bieten, ist dem neuen Wunsch gewichen, Quelle: Uwe Schinkel land floss in die expandierende Textilstadt citynah Ruhe mit gehobenem Wohnkomfort Oliver Zier, Geschäftsführer der GWG Barmen, die sich unweit ihres Zentrums und energetischen Qualitäten zu verknüp- und doch im Grünen neuen Wohnraum fen. Die charmanten Häuser an sorgsam er- leistete. „Sedansberg“ – das schmeichelte dachten, verkehrsarmen Straßenzügen und bruch dokumentiert. Komfortsteigerung mehr als der alte Name Mottenberg, auf in Reichweite des Nordparks erfüllten da- wie auch energetische und optische Auf- dem einst nur Gärten und versprengte mals nur einen Teil der Wünsche von heute. wertung schlagen sich in vielen Details Gehöfte lagen. Kurz nach 1870 startete die nieder: Dämmung der Dachböden und Barmer Baugesellschaft mit einem ersten Der beherzte Aufbruch Kellerdecken, überarbeitete Fenster, Tü- Siedlungsprogramm für Arbeiter. Mit dem Mit „Sanierung im Bestand“ wäre das, was ren und Treppenhäuser mit Rücksicht auf die GWG seit 2002 am Sedansberg leistet, Denkmalschutz, barrierearme Gestaltung, nur unzureichend beschrieben. In Wahrheit Ergänzung von Diebstahlsicherungen und wird ein konsequentes Umdenken reali- Videogegensprechanlagen, neue Elektro- siert, das den Qualitäten einer gewachsenen leitungen, Wandverkleidung, Bodenbelä- Siedlung den gebührenden Mehrwert ver- ge, barrierefreie Bäder, Erneuerung und schafft. Da Barmen allgemein und seinen Installation eines modernen Heizsystems. alten Arbeitersiedlungen im Besonderen das Durch Grundrissveränderungen wurden tradierte Image der Armut anhaftete, durfte großzügigere Wohnungen geschaffen, bei allem Aufwand das Mietgefüge nicht während zu den Mietergärten hin aufge- aus dem Ruder laufen. Dieser Quadratur ständerte Balkone den Blick ins Grüne des Kreises hat sich die GWG gestellt und öffnen. Oliver Zier, GWG-Geschäftsführer, als Anerkennung schon 2005 für die erste sieht dort den besonderen Mehrwert: „Wir Etappe ihres Modernisierungsprojekts den haben die Gartenanlage umgestaltet und NRW-Architekturpreis vorbildlicher Bauten für die Mieter parzelliert. Im Zentrum der erhalten. Ein weiterer Meilenstein war 2010 Außenanlagen ist eine Blumenwiese samt die Fertigstellung des mehrstöckigen „Köh- Bienenhotel entstanden. Darüber hinaus lerturms“ an der Amselstraße, Landmarke haben wir zwei Brunnen errichtet.“ Mit und Bezugspunkt im Quartier. In einem ihrem Modellhaus hat die GWG zugleich nächsten Bauabschnitt wurde bis 2019 der eine Initialzündung geschaffen, die andere Häuserzug Sedanstraße 75 – 89 modernisiert. Eigentümer am Sedansberg motivierte Quelle: Tom V Kortmann ebenfalls in die Modernisierung ihrer Häu- Freier Blick in die Zukunft ser zu investieren. Aktueller Plan auf dem Modellprojekt Hausnummer 85: Das Modellprojekt war dabei Hausnummer 85, Weg zum zukunftsfähigen Quartier ist die Schöne und Geschichtsträchtige bewahren das mit neuem Fassadenanstrich und neuer Realisierung einer E-Bike-Station. und zukunftsgerecht gestalten Dachdeckung schon nach außen den Auf- gwg Wuppertal 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
14 AKTUELLES EUROPEAN SUMMER SCHOOL 2021 Erfolgreiche Digitalisierung – wie machen es unsere europäischen Nachbarn? Die digitale Transformation der Woh- er Professionals Die Summer School wird seit nungswirtschaft ist in vollem Gange und 2021. Vom 5. bis 2017 von der EBZ Business hat durch die COVID-19-Pandemie an zum 16. Juli be- School (FH) und der Euro- Dynamik gewonnen. Arbeit und Kom- leuchten nam- pean Federation for Living in munikation mit Kollegen, Geschäfts- hafte Referenten Zusammenarbeit mit Housing partnern und Mietern findet zunehmend aus ganz Europa Europe, the European Fede- über digitale Kanäle statt. In den Quar- zukunftswei- ration of Public, Cooperative tieren helfen Apps und soziale Medien sende Entwick- and Social Housing and The dabei, gegenseitige Hilfen und Unterstüt- lungen aus den Housing Initiative for Eas- zung unter Nachbarn zu organisieren. Bereichen digi- tern Europe (IWO) für junge Prop-Tech-Innovationen versprechen tale Inklusion, Nachwuchstalente und an- betriebliche Prozesse schlanker, effizi- Förderung von gehende Führungskräfte der enter und kostengünstiger zu gestalten. sozialem Zu- Wohnungswirtschaft aus ganz Und auch virtuelle und hybride Modelle sammenhalt Europa veranstaltet. Der Euro- der Lehre und der beruflichen Weiter- im Quartier, päische Tisch, European Tab- bildung haben Einzug in viele Betriebe Smart-Home- le of Housing Corporations, ist gehalten. Doch welche innovativen Tech- Technologien, auch in diesem Jahr wieder Part- Quelle: EBZ Business Sch nologien sind vielversprechend? Erge- innovative Ge- ool ner der Veranstaltung. ben sich neben Chancen auch Risiken für schäftsmodelle für Wohnungsunternehmen Wohnungsunternehmen? Welche Best- und Digitalisierung der Arbeitswelt. Der Aus- Die Summer School wird von Dr. Jan Übla- Practice-Beispiele unserer europäischen tausch über die Grenzen des eigenen Landes cke, Professor für Quartiersentwicklung, Nachbarn sind für die Adaption im eige- und das Lernen voneinander stehen hierbei insb. Wohnen im Quartier an der EBZ nen Unternehmen vielversprechend? im Vordergrund. Die Veranstaltung findet Business School, und Laura Lünenschloß, über eine interaktive Online-Plattform statt Leitung Studienberatung, organisiert. Antworten auf diese Fragen gibt die Sum- und ist daher zeitlich gut mit beruflichen Weitere Informationen unter www.ebz- mer School for Young and Early Care- Tätigkeiten vereinbar. business-school.de Danisch/EBZ 35. SYMPOSIUM – PERSPEKTIVEN FÜR WOHNUNGSGENOSSENSCHAFTEN Live & digital: Ansprechende Debatten um genossenschaftliches Wohnen A m 1. Juni 2021 findet das 35. Sympo- sind sie damit für die Gesellschaft unver- sium – Perspektiven für Wohnungs- zichtbare Akteure am Wohnungsmarkt. genossenschaften statt und wird live und digital aus dem Studio 47 übertra- Einfach mal machen! gen. Unter dem Titel „Genossenschaften – In zwei Podiumsdiskussionen steht die Tat- Unverzichtbar für Gesellschaft und be- kräftigkeit von Genossenschaften im Mittel- zahlbares Wohnen“ veranstalten der VdW punkt. Dazu zeigen Vorstände aus Berlin, Rheinland Westfalen und das Institut für Ge- Hamburg, München und Dortmund ihre nossenschaften der Westfälischen Wilhelms- Projekte und Ansätze. Universität Münster mit Unterstützung des Vereins Wohnen in Genossenschaften den Darauf folgt die politische Diskussionsrunde Austausch zwischen Wohnungsgenossen- mit Stimmen aus der Bundes- und Landes- Quelle: VdW schaften und Politik. politik zur Frage nach genossenschaftlich relevanten Perspektiven auf die Bundestags- Wohnungsgenossenschaften sind verlässli- wahl am 26. September 2021. che Anbieter von qualitätsvollem Wohnraum – und das zu angemessenen Preisen. Durch Weiter Informationen und die Anmeldung Der VdW Rheinland Westfalen freut sich auf Bestandsmodernisierungen und Wohnungs- für das Symposium finden Sie über folgen- einen spannenden Austausch, der die Rolle neubau tragen sie zu einem lebenswerten den Link auf der Webseite des Verbandes: der Genossenschaften zur Bereitstellung von Umfeld für alle Generationen sowie zu Ener- https://share.vdw-rw.de/35_symposium_ bezahlbarem Wohnraum in den Mittelpunkt gie- und CO2-Einsparungen bei. In Summe Wohnungsgenossenschaften stellt. KK 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
AKTUELLES 15 PRAXISAUSTAUSCH ZWISCHEN VERBÄNDEN Boden- und Baulandpolitik gemeinwohlorientiert gestalten Der Deutsche Verband für Wohnungswe- sen, Städtebau und Raumordnung e. V. (DV) und der Bundesverband DIE STADT- ENTWICKLER haben am 13. April 2021 einen Praxisaustausch „Gemeinwohlori- entierte Boden- und Baulandpolitik für resiliente und lebendige Neubauquartiere“ veranstaltet, in dem Prof. Dr. Elke Pahl- Weber, Vorsitzende der AG Städtebau des Deutschen Verbandes, und Lutz Basse, Vorsitzender der AG Wohnungswesen, eine Vielzahl von Beiträgen aus der Grund- lagenforschung und der städtebaulichen Praxis präsentierten. Die strategische kommunale Boden- und Baulandpolitik hat vielerorts eine lange Zeit Quelle: Erbbauverein Köln e.G. keine übergeordnete Rolle gespielt. Die Dy- namik bei der Entwicklung der Baulandprei- In Köln-Vogelsang plant der Erbbauverein ein vormals städtisches Grundstück in enger se, der Mangel an bezahlbarem Wohnraum Kooperation mit der Stadt Köln und die zunehmende Flächenkonkurrenz verschiedener Nutzungen oder Investoren präsentierte hier ein Beispiel des Erbbauver- schaftlichen sowie Gemeinwesenakteuren hat aber dazu geführt, das mittlerweile auch eins Köln eG, bei dem die Genossenschaft gestaltet wird. Zukunftsfähige neue und abseits der angespannten Wohnungsmärk- im Stadtteil Vogelsang ein Grundstück der gewachsene Quartiere leben von einer aus- te wieder vermehrt bodenpolitische Kon- Stadt Köln übernommen hat, wodurch die gewogenen Mischung verschiedener Wohn- zepte mit einem breiten Instrumentenmix Genossenschaft ihren vorhandenen Bestand formen, Bauherren und Eigentumsformen, auf kommunaler Ebene ausprobiert wer- ergänzen kann. Die Stadt Köln hatte dazu im frei finanzierten, preisgedämpften und geför- den. Auch der VdW Rheinland Westfalen Vorfeld Kriterien erstellt, die beispielsweise derten Wohnungen sowie Eigenheimen und hatte sich dazu bereits im VerbandsMaga- in einer Förderquote von 30 Prozent und der brauchen ebenso qualitativ hochwertige öf- zin 03/2021 mit einem bodenpolitischen Versorgung von Geflüchteten mit Wohn- fentliche Räume und Frei- und Grünflächen Schwerpunkt in die Debatte eingebracht. raum bestand. Zudem sollte das Grundstück sowie Räume für wirtschaftliche Aktivitäten möglichst an eine Genossenschaft vergeben und das Gemeinwesen.“ Bezahlbarer Boden für bezahlbares werden. Der Erbbauverein hat diese Krite- Wohnen rien erfüllt, das Planungsverfahren wurde Das Grundlagenpapier möchten der DV Die Suche nach den passenden Instrumen- durch das Wohnungsamt der Stadt Köln eng und DIE STADTENTWICKLER im Rahmen ten und dem richtigen Maß des Eingriffs in begleitet und soll noch im Jahr 2021 abge- einer öffentlichen Fachveranstaltung am 17. lokale Bodenmärkte hat in den vergangenen schlossen werden. Juni 2021 vorstellen. Nähere Informationen Monaten zu teilweise kontroversen Debat- finden Sie unter https://www.deutscher- ten, auch auf der lokalen Ebene, geführt. Ziel des Praxisaustausches war die Erstellung verband.org ON eines kompakten Grundlagenpapiers, zu Im Praxisaustausch selber wurde zunächst dem auch bereits erste Thesen vorgestellt ein Überblick über den aktuellen Stand der wurden. WORKSHOP-HINWEIS Debatte und der kommunalen Anwendung durch Ricarda Pätzold vom Deutschen In- Die Leitschnur war dabei, so DV und STADT- Für alle, die mehr wissen wollen, lohnt sich stitut für Urbanistik (Difu) und Mathias ENTWICKLER, „dass resiliente und leben- der Online-Workshop „Die neue Boden- Metzmacher vom Bundesinstitut für Bau-, dige Neubauquartiere nur erreicht werden frage? – Auf teurem Grund entsteht kein Stadt- und Raumforschung (BBSR) gegeben. können, wenn dies durch ein breites Bündnis bezahlbares Wohnen!“ im Rahmen des Anschließend erfolgte die Präsentation von und Zusammenwirken von Kommunen, diesjährigen VdW-Forums Wohnungswirt- kommunalen Praxisbeispielen u. a. mit Ver- deren Wohnungsunternehmen und von schaft am 22. Juni 2021 - mit interessanten tretern der Städte Bielefeld und Hamburg. Stadtentwicklungs- und Grundstücksgesell- Beiträgen aus verschiedenen Perspektiven. schaften, Genossenschaften und anderen Im zweiten Teil des Workshops wurde die gemeinwohlorientieren Unternehmen, von Mehr Infos und Anmeldung unter www. wohnungswirtschaftliche Perspektive in privaten Immobilienunternehmen (Bauträ- vdw-forum-wohnungswirtschaft.de den Blick genommen. Mathias Metzmacher gern und Projektentwicklern) und zivilgesell- 05/2021 • VerbandsMagazin des VdW Rheinland Westfalen
Sie können auch lesen