VOLONTÄRIN WURDE ICH VOM CHEFREDAKTEUR ANGEFASST" - Medium Magazin
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„ALS #02/2021 VOLONTÄRIN WURDE ICH VOM CHEFREDAKTEUR ANGEFASST“ 02/2021 | Euro 12 | Postfach 1152, 83381 Freilassing · ISSN 0178-8558 · Y9072 E | Machtmissbrauch, Sexismus, Diskriminierung: Die Branche hat ein Problem mit ihrer Führungskultur. Betroffene schildern ihre Erfahrungen. LOVEMOBIL: Wie Anja Reschke mit Kritik an der gefälschten NDR-Doku umgeht. DEBATTE: Hört auf, die Leser für dumm zu verkaufen. PRAXIS: 7+1 Tipps für bessere Ideen. DOSSIER: Wie wir lernen, richtig zuzuhören.
sich unsere Protagonistinnen und Gesprächspartner anschlie- Editorial ßend fühlen? Dabei geht es noch nicht einmal nur um die gro- ßen emotionalen Geschichten oder nie veröffentlichte Texte. Immer wieder fragen mich Bekannte nach ihren Begegnungen Hören wir mit Journalistinnen und Journalisten irritiert, ob das eigent- lich so üblich wäre. Dass etwa der Reporter vor dem Recher- chegespräch ganz engagiert und nahbar gewesen sei, anschlie- ßend aber nur noch nach mehrmaliger Nachfrage unwillig und überhaupt knapp auf Mails geantwortet habe? Bei vielen hinterlässt das einen unangenehmen Beigeschmack. Ich glaube, dass wir „Zuhören“ nicht bloß als Mittel zum richtig zu? Zweck, sondern als elementare journalistische Fähigkeit be- greifen müssen. Nicht nur als selbstbezogene Informations- aufnahme, sondern als Akt der Empathie und Aufrichtigkeit. Und vor allem nicht als Tätigkeit, die dann endet, wenn wir unsere Geschichte im Kasten haben. Wir haben dem Zuhören deshalb ein Dossier gewidmet. Dar- in erzählt eine junge Frau, was sie im Umgang mit Medien er- lebt hat. Wir fragen aber auch: Wie gelingt ein Dialog in Zeiten Warum mich ein Fehler bis heute des Hasses? Und woher kommt angesichts von Podcast-Boom umtreibt. Und was das mit unserem und Clubhouse-Hype eigentlich diese neue Sehnsucht danach, anderen zuzuhören? aktuellen Dossier zu tun hat. Die Branche macht es sich zu einfach Zugehört haben auch Eva Hoffmann und Pascale Müller, die beiden Autorinnen unserer Titelgeschichte. Sie haben sich ALEXANDER GRAF nach den Compliance-Vorwürfen gegenüber „Bild“-Chefre- ist Chefredakteur des „medium magazins“ dakteur Julian Reichelt auf die Suche gemacht. Denn eines ist klar: Allzu wohlfeil war die Selbstgefälligkeit, mit der die Af- färe von der übrigen Branche beobachtet wurde: „War ja klar, dass es bei den Machos vom Boulevard so zugeht.“ Die Wahr- heit ist: Toxische Führungskultur gibt es in der gesamten deut- schen Medienlandschaft – egal, ob im distinguierten Feuille- ton oder der Lokalsportredaktion, ob bei der Wochenzeitung I oder der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt. Uns ging es ch habe in meinem Volontariat einen Fehler nicht darum, einen konkreten Fall veröffentlichungsreif zu re- gemacht, der mich bis heute prägt. Mein Ver- cherchieren. Wir wollten ein grundlegendes Problem aufzei- ständnis von Journalismus war damals ziem- gen. 189 Journalistinnen und Journalisten haben ihre Erfah- lich idealistisch: Ich wollte vor allem große rungen geschildert. Mit 25 von ihnen haben die Reporterinnen Geschichten erzählen, wollte die Ambigui- ausführliche Gespräche geführt. Um ehrlich zu sein: Ich war tät unserer Welt in nuancierten Texten auf- selten nach einer Lektüre so wütend und frustriert. zeigen, wollte Menschen eine Stimme geben, Wie Müller und Hoffmann ihre Recherche erlebt haben und denen sonst keiner zuhört. Zwei von diesen was aus ihrer Sicht zu tun ist, darüber werde ich mit den bei- Menschen habe ich dabei tief enttäuscht. den freien Journalistinnen beim „medium magazin Talk“ spre- Die beiden hatten erschütternde persönli- chen. Unser neues Live-Video-Format gibt es künftig zu jeder che Schicksale zu erzählen. Ich traf sie also Ausgabe. Bei der Premiere am 12. Mai, 17.30 Uhr, werden au- mehrmals, hörte ihnen stundenlang zu, krit- ßerdem Moritz Tschermak und Mats Schönauer vom „Bild- zelte Notizblöcke voll, sprach mit etlichen Expertinnen – und blog“ zu Gast sein. Die beiden Journalisten beschäftigen sich schrieb ihre Geschichte nie auf. Ich bekam das Thema einfach seit Jahren kritisch mit der Arbeit der größten deutschen Bou- nicht in den Griff. Bei jedem neuen Entwurf hatte ich das Ge- levardzeitung und haben daraus jetzt ein Buch gemacht, über fühl, der Komplexität und Tiefe dieser Biografien nicht ge- das wir sprechen werden. recht zu werden. Fast über ein Jahr verdrängte ich in einer Ich würde mich freuen, wenn Sie uns dabei zuhören – und Mischung aus Eitelkeit und Scham diese Erkenntnis, bis ich natürlich auch mitdiskutieren. auf das wiederholte Nachfragen der Protagonisten schließlich (Anmeldungen an: events@oberauer.com) eine verdruckste Mail samt Bitte um Entschuldigung schrieb. Was mussten diese Menschen denken, wie mussten sie sich PS: Die Pandemie hat vergangenes Jahr auch unseren Veran- fühlen? Sie hatten sich mir, einem Unbekannten, vollkommen staltungsformaten – „Journalistinnen und Journalisten des geöffnet – aber wozu? Ich glaube, dass ich mit dieser Erfahrung Jahres“ und „Top 30 bis 30“ – einen Strich durch die Planung nicht allein bin. Als Journalistinnen und Journalisten bedie- gemacht. Wer unsere Herausgeberin Annette Milz kennt, kann nen wir uns regelmäßig der Geschichten anderer Leute. Wir sich denken, dass sie sich davon nicht entmutigen lässt. Es tun das meist mit guten Absichten. Wir denken dann wirklich, freut mich also, dass es mittlerweile neue Termine für beide dass unsere Reportagen vergessene Schicksale sichtbar ma- Events gibt: Am 21. Juni findet die „Top 30 bis 30“-Konferenz chen. Dass wir mit unseren Recherchen Missstände aufzeigen. in Frankfurt/Main statt, am 2. August werden die besten Jour- Und wenn die Geschichte mal nicht klappt, dann ist das halt nalistinnen und Journalisten des Jahres 2020 in Berlin ausge- so. Weiter geht’s. Aber machen wir uns Gedanken darüber, wie zeichnet. 02.2021 5
Inhalt. 02/2021 IMPRESSUM TITEL medium magazin VORSICHT, Unabhängige Zeitschrift für Journalistinnen und Journalisten 35. Jg., Nr. 2/2021 Gegründet von Sebastian Turner Herausgeberin TOXISCH! Annette Milz Chefredakteur Alexander Graf (V.i.S.d.P., Mannheim) Redaktion Daniel Bouhs (Berlin), Dr. Anne Nach den Compliance-Vorwürfen gegen „Bild“-Chef Julian Reichelt ist das Haeming (Berlin), Senta Krasser (Köln), Thema Führungskultur in den Fokus gerückt. Doch Probleme gibt es nicht Ulrike Langer (Seattle), Inge Seibel nur beim Boulevard. Zahlreiche Betroffene haben uns ihre Erfahrungen mit (Hamburg), Florian Sturm (Leipzig) Machtmissbrauch, Sexismus und Diskriminierung in deutschen Medien- häusern geschildert. Seite 12 Anzeigen- und Medienberatung Ruperta Oberauer Tel. +43 6225 2700-35 ruperta.oberauer@oberauer.com Redaktion Mollstraße 49a, 68165 Mannheim RUBRIKEN MEDIEN UND BERUF redaktion@mediummagazin.de www.mediummagazin.de #twitter @mediummagazin 08 Kurz und bündig. Verleger 20 „Wir sind die Bewahrer der www.facebook.com/mediummagazin träumen von Drohnen, Demokratie“. Anja Reschke über VG Wort. kritischen Journalismus. Verlag und Medieninhaber Charlotte Theile, Alexander Graf Johann Oberauer GmbH 10 Zwischenruf. Warum der Postanschrift: Postfach 11 52, Wechsel in die PR uns nicht 28 Gesichter der Pandemie. Der 83381 Freilassing verbrennt. Viktoria Bolmer Fotograf Roland Schmid über Zentrale: Fliederweg 4, seine preisgekrönte Arbeit. A-5301 Salzburg-Eugendorf 68 Weicherts Innovationscheck. Samantha Zaugg Tel. +43 6225 2700-0, Fax -11 Start-up Flip deckt Greenwashing auf. 30 Austin am Schreibtisch. Welche Produktion Stephan Weichert Medientrends die digitale SXSW Sabrina Weindl, Gerald Neubacher, bewegten. Ulrike Langer Elmar Schörghofer 72 Kiosk. Welche Magazine jetzt Freie suchen. Bernd Stössel 32 Jäger der Datenspuren. Wie Abo- und Vertriebshotline die OSINT-Community die Tel. +43 6225 2700-41, Fax -44 74 Presserecht. Versteckte Netzrecherche revolutioniert. E-Mail: abo@mediummagazin.de Kamera: Was dürfen verdeckte Tobias Hausdorf Recherchen? Gero Himmelsbach Druck 34 Sitzen bleiben oder rausgehen? Druckerei Roser, Salzburg 76 Kolumne. Fest angestellt oder Was macht Corona mit unseren frei? Wie wir leichter radikale Recherchen? Daniel Bouhs Foto: Hendrik Lüders, Bram Budel Entscheidungen treffen. Michael Obert 38 Zweimal Meinung ohne alles, bitte. Der Debattenjournalismus 80 Köpfe und Karrieren. Wer bei verkauft die Leser für dumm. Eine der dpa für Audio-Innovationen Streitschrift. Jörg Scheller sorgen soll. 70 Wo Leben und Tod verhandelt 82 Fragebogen. Jona Teichmann: werden. Was die eindrückliche Abhängig vom Tischkalender. Doku über eine Corona-Station auszeichnet. Florian Sturm 6 02.2021
Anja Reschke: „Ich hasse es, wenn Henk van Ess: „Reporter könnten schon Elena Gasthaus: „Für das Voice- Leute mich fragen, ob ich eine ihre Arroganz ablegen. Viele Leute sind Zeitalter ist uns eine eigene Haltungsjournalistin sei.“ Seite 20 schneller oder kompetenter.“ Seite 32 Markenstimme wichtig.“ Seite 46 DOSSIER PRAXIS JOURNALISTEN WERKSTATT 42 Verdienen wir ihre 57 Ultimative Abo-Treiber. Welche Geschichte? Wie sich Themen online wirklich Abos Menschen fühlen, die sich verkaufen. Journalisten anvertrauen. Senta Krasser Samantha Zaugg 62 Toolbox. Smarte Tricks für 46 Wie die Zukunft klingt. beweiskräftige Screenshots. Die neue Sehnsucht nach Sebastian Meineck dem gesprochenen Wort. Eva Wolfangel 64 7 + 1 Tipps für bessere Ideen. Warum sich unsere Autorin 50 Von Trollen und Goldschätzen. vor guten Einfällen kaum noch Personal Branding. Wie kann ein guter Dialog mit retten kann. Katharina Jakob Die neue „Journalisten-Werkstatt“ den Nutzern gelingen? von Julian Heck ist im Abonnement Benedikt Herber gratis dieser Ausgabe beigelegt. 54 „Hatten wir das nicht schon?“ Nachbestellungen: Vom verzweifelten Kampf shop.oberauer.com/werkstatt/ ums Gehörtwerden in der journalisten-werkstatt Redaktionskonferenz. Janine Gloor 02.2021 7
VORSIC Titel. Führungskultur TOXISC V orgesetzte, die jüngeren Kolleginnen den als andere ist groß. Trotzdem gibt die Umfrage an den Hintern fassen. Redakteure, die einen Einblick in die Probleme in Redaktionen. Schwarze Kolleginnen rassistisch belei- Mit rund 25 Personen haben wir weitergehende digen. Frauen, die wegen Sexismus und Interviews geführt und sind konkreten Vorwürfen Übergriffigkeit den Traum aufgeben, nachgegangen. Sie schildern ein durch Angst, Mob- Journalistin zu werden. Die schreiben: „Ich bin lei- bing und Druck geprägtes Arbeitsklima. Das Thema ser geworden, schlage bestimmte Themen nicht Führungskultur ist mit den Compliance-Vorwürfen mehr vor. Spreche Probleme nicht mehr offen an. gegenüber „Bild“-Chef Julian Reichelt zwar zuletzt Mein Selbstbewusstsein hat stark gelitten. Der Job, in den öffentlichen Diskurs gerückt, in der Debat- der immer mein Traum war, fühlt sich eher wie ein te jedoch auf den Springer-Verlag reduziert worden. Albtraum an.“ Die Recherche zeigt, dass kaum eine Redaktion von Toxische Führungskultur, Sexismus und andere For- Problemen frei ist. Und dass der Branche dadurch men der Diskriminierung sind in deutschen Medien viele qualifizierte Mitarbeitende verloren gehen. weit verbreitet. Das zeigt eine Recherche des „medi- Toxisch, darunter fasst diese Recherche ein Be- um magazins“. In weniger als einer Woche meldeten triebsklima, das Diskriminierung fördert oder zumin- sich auf eine Umfrage, die Erfahrungen mit Führungs- dest nicht verhindert. Etwa Mobbing, psychischen kultur abfragte, 189 Journalistinnen und Journalis- Druck und das Ausnutzen von Machtverhältnissen. ten und schilderten ihre Erfahrungen in deutschen Damit verbunden schilderten Befragte finanziel- Print-, Online-, Hörfunk- und Fernsehredaktionen. le Benachteiligung, extreme Arbeitsbelastung, aber Darunter Fernsehjournalistinnen mit 30 Jahren Be- auch rassistische sowie sexistische Sprache und se- rufserfahrung genauso wie Journalismusschülerin- xuelle Übergriffe. nen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Personen, die So ein „giftiges“ Klima betrifft grundsätzlich alle schlechte Erfahrungen gemacht haben, häufiger mel- Mitarbeitenden, einige aber mehr als andere. 75 Pro- 12 02.2021
HT, Wie es um die Führungskultur in deutschen Medienhäusern steht? Besorgniserregend. Das legt eine Recherche H! des „medium magazins“ nahe, in der Betroffene ihre Erfahrungen schildern. TEXT: Eva Hoffmann, Pascale Müller zent der Befragten, also 142 Personen, identifizier- werden. Eine ehemalige Führungskraft einer großen ten sich als Frauen, drei als divers, die restlichen Zeitung erzählt am Telefon, wie ein Chefredakteur als Männer. Das Geschlecht steht in dieser Umfrage eine erledigte Aufgabe mit „brav“ kommentierte. mehrheitlich in direktem Zusammenhang mit Dis- Nirgends ist die Abhängigkeit von Vorgesetzten, kriminierungserfahrungen. Journalistinnen of Co- Mentoren und Dozierenden so groß wie beim Be- lor erleben außerdem Rassismus, LGBTIQ-Personen rufseinstieg. Insbesondere Praktikantinnen und Queerfeindlichkeit. Eine Kamerafrau bei einem öf- Volontärinnen berichten von unangemessenen Be- fentlich-rechtlichen Medium schildert: „Als eine les- rührungen, sexistischen und abwertenden Kom- bische Kamerafrau in den Aufzug kam, stieg mein mentaren. Aus einem Journalismus-Studiengang Team die nächste Etage komplett aus, obwohl wir da berichtet eine Studentin: „(…) ich habe einen Do- nicht hinmussten. Ich folgte verwundert, wobei an- zenten, der kein Seminar ohne Herrenwitz oder Be- gemerkt wurde, dass es nicht zu ertragen sei, mit ei- merkungen über das Äußere einer Frau schafft. Bei ner Lesbe Aufzug zu fahren.“ Projektarbeit in Gruppen wendet er sich grundsätz- lich an männliche Gruppenmitglieder, wenn Ent- Kritikerinnen gelten als „Spielverderberin“ scheidungen zu treffen sind.“ Über das Klima an Am Anfang steht oft degradierende Sprache. Mehr- einer weiteren Journalismusschule schreibt eine fach berichten Teilnehmende der Umfrage, dass in Schülerin: „Sexismus wird offen vor sich hergetra- ihren Redaktionen das N-Wort benutzt werde. „Ag- gen. Es herrscht ein Bild davon, wie Frauen sich zu gressive Abwehr von Kritik daran“ und Darstellung kleiden, wie sie zu sein haben, um ernst genom- als „Spielverderberin“ seien Reaktionen, wenn dies men zu werden.“ Frauen geben an, dass sie dadurch angesprochen würde. Erwachsene Frauen berichten, massiv daran zweifeln, ob sie für den Beruf geeig- wie sie mit „Mädchen“, „Mädels“, „Hase“, „Fräu- net sind, andere schreiben, sie hätten Angst- und lein“, „Mäuschen“ oder „Schätzchen“ angesprochen Schlafstörungen entwickelt. 02.2021 13
Haltung. Anja Reschke „Wir sind die Bewahrer der Demokratie“ Als Chefin von „Dokumentation und Kultur“ beim NDR kämpft Anja Reschke mit einem Fälschungsskandal. Als Moderatorin von „Panorama“ ist die 48-Jährige zum Gesicht von Haltung und Moral geworden. Ein Gespräch über kritischen Journalismus – und den eigenen Umgang mit Kritik. INTERVIEW: Charlotte Theile, Alexander Graf FOTO: Hendrik Lüders 02.2021 21
Beruf. Onlinerecherche Jäger der Datenspuren Investigative Recherche wird im Netz zunehmend zum Hobby ambitionierter Amateure. Die freiwillige Community hat viel Zeit – und ist Redaktionen deshalb oft voraus. Chance oder Konkurrenz für den Journalismus? A n einem Montag im April dreht Julia Bayer wieder einmal den Spieß um: Ob- wohl die Journalistin selbst die Antwort kennt, stellt sie um 11:59 Uhr das Foto eines Pappschilds vor einem leeren Laden auf Twitter und fragt die Netzgemeinde, was da wann und wo aufgenommen wurde. Spielt es für diese Geschichte eine Rolle, dass es ein April-Montag war? Überhaupt nicht. Bei Quiztime, einem auf Twitter bekann- ten Spiel, allerdings schon: Hier dreht sich alles um Zeit- und Geodaten. Quiz- time animiert jeden Tag dazu, ein Rätsel mittels Onlinerecherche zu lösen. Schon tags darauf kommentiert „Devil873“ mit „Wiener Straße 22, 10999 Berlin around 25.03.2021“, der Nutzer „Kino“ legt zu- dem seinen Rechercheweg offen. in liegt deren Macht. Hinzu kommt die Henk van Ess: Der Niederländer und „Das Spiel habe ich auf einer Bahnfahrt enorme Datenmenge im Netz. Was spie- ehemalige Bellingcat-Mitarbeiter gilt als von Köln nach Bonn erfunden, als ich lerisch erscheint, ist für manche Recher- Guru in der OSINT-Szene. spontan ein Foto für ein Recherchese- chen unabdingbar geworden. minar hochgeladen habe“, sagt Bayer, 38 Nach dem Sturm auf das US-Kapitol am Jahre alt und Investigativjournalistin bei 6. Januar waren es etwa Netzwerke von der Deutschen Welle. Kaum in Bonn an- Usern wie Kino und Devil873, die zahl- Informationsfluten profilieren können. gekommen, hatte sie schon die Antwort reiche der Aufrührer identifiziert ha- Wächst hier also eine neue Konkurrenz eines Twitternutzers erhalten. Auch Kino ben – deutlich schneller als traditionelle heran? und Devil873 sind wahrscheinlich eher Medien und sogar die Ermittlungsbehör- Anruf bei einer Koryphäe: Henk van nicht Journalistinnen wie Bayer, sondern den. Crowdsourcing heißt es, wenn der Ess bietet für das Gespräch sein „Ru- gehören einer Community an, die sich im Schwarm gemeinsam das Internet nach di-Carrell-Deutsch“ an. Der Niederlän- Netz unter dem Schlagwort „Open Source Quellen durchforstet. Auch das bekann- der hat für Bellingcat gearbeitet und gilt Intelligence“ (OSINT) sammelt. Der Be- teste Recherchenetzwerk Bellingcat be- weltweit als Experte in der Faktencheck- griff stammt aus der Welt der Nachrich- steht hauptsächlich aus Freiwilligen, die und OSINT-Community. „Freiwillige ha- Foto: Bram Budel tendienste und steht für im Netz frei zu- nicht journalistisch ausgebildet sind. Re- ben etwas, das viele Medien nicht ha- gängliche Informationen. In Deutschland cherchieren, das ist aber das Grundhand- ben“, sagt van Ess: „Zeit.“ Er ist ein Fan ist die Szene eher übersichtlich, poten- werk im Journalismus – eine Fähigkeit, der „Bürgerrecherche“. Regelmäßig bin- ziell kann aber die ganze Welt bei solch mit der sich professionelle Journalistin- det er die Öffentlichkeit ein, wenn eine einer Recherche mitmachen. Und dar- nen und Journalisten in Zeiten digitaler Suche stockt, zum Beispiel, weil sie nach 32 02.2021
Iran führt. Dabei machen unterschiedli- Der Vorteil: „Mit digitaler Fußarbeit kann recht aufzuzeigen. Als Julia Bayer zu den che Menschen mit: Das können Leute vor mehr erledigt werden und es gibt für je- sogenannten Umerziehungslagern für die Ort sein, die Erkenntnisse aus dem Netz des Thema Experten“, sagt Stegers. „Die Uiguren in China recherchierte, stieß sie überprüfen, oder „der Vater, der für den legen Datenbanken für die verrücktesten auf öffentliche Ausschreibungen für Bau- Bundesnachrichtendienst arbeitet und Dinge an.“ Zum Beispiel für alle Brücken aufträge. Ein Whistleblower hatte die abends zur Entspannung eine OSINT- über den Rhein mit Länge, Baujahr, wann „KarakaxList“ geteilt, ein Dokument, in Challenge löst, statt Netflix zu gucken.“ sie erneuert wurden. Diese Expertise hilft. dem unter anderem vier Lager erwähnt Das Verhältnis zwischen OSINT-Com- Allerdings wirft OSINT auch ethische wurden. In diesen soll die muslimische munity und Medien würde van Ess den- Fragen auf, mit denen sich der Journalis- Minderheit in der Region Xinjiang umer- noch als symbiotisch bezeichnen: Die mus beschäftigen muss: Gerade, wenn es zogen werden. Bayers Aufgabe: Sie muss- Zusammenarbeit bringt Namensbe- um die Identifizierung von Personen geht te die Liste verifizieren. „In China werden kanntheit für die einen, Recherchekennt- und eine Crowd recherchiert. Falschver- die Lager ‚Ausbildungszentren‘ genannt“, nisse für die anderen. „Ich könnte frech dächtigungen, öffentliches Teilen von Na- sagt Bayer, „für die gab es Bauaufträge.“ sagen, der ,Spiegel‘ bekommt viel Recher- men – das komme immer wieder vor, sagt Und die wiederum waren im Netz öffent- che für wenig Geld“, sagt er über die Er- Stegers. Einen Kodex gäbe es nicht, wie lich zu finden. Satellitenbilder zeigten zu- kenntnisse zum sogenannten Tiergar- auch, bei einer riesigen Netzgemeinde. Er dem die Camps – samt Wachtürmen und tenmord an Zelimkhan Khangoshvili. sei vorsichtig und entscheide individuell, Stacheldraht. Selbst ein verschwiegenes Bellingcat hatte entscheidende Informa- dann fragt er sich: „Wo hört die Recherche Regime verrät sich also manchmal durch tionen zum mutmaßlichen Mörder, dem auf und wo fängt das Doxing an?“ so etwas Bürokratisches wie eine Aus- russischen Agenten Vadim Krasikov, ge- Eine Grauzone ist auch in anderer Hin- schreibungspflicht. sammelt, der Khangoshvili im August sicht erreicht: Bellingcat beispielsweise 2019 in Berlin erschossen hatte. Die Ge- teilt Erkenntnisse mit Polizei und Ermitt- schichte werden die meisten Menschen lungsbehörden, um Straftäter zu fassen. aber letztlich im Magazin gelesen haben, Ein Vorgehen, das im Journalismus hoch TOBIAS HAUSDORF nicht bei Bellingcat. umstritten ist. arbeitet als freier Journalist in Berlin. „Manche können eben nicht so gut In vielen Gegenden der Welt wird es al- @tohausdorf schreiben, dafür besser Onlinequellen lerdings erst durch OSINT möglich, Un- suchen und Daten analysieren“, sagt van Ess. Sein Tipp an Redaktionen lautet des- halb: „Reporter könnten schon etwas ihre Arroganz ablegen.“ Es gebe genug Leute, die schlauer, schneller oder kompetenter seien. „Und warum nicht das Publikum OPEN SOURCE INTELLIGENCE bei Fragen einbeziehen?“, sagt er. Wo an- dere Journalisten vorsichtig wären, kennt Die 5 wichtigsten Tools er keine Scheu. Immerhin: Die Techniken sind in den Empfohlen von Henk van Ess 3 Für die Bestimmung der Aufnah- Redaktionen angekommen: Satelliten- und Fiete Stegers mezeit von Bildern und Videos ist bilder und Landkarten auswerten, Bil- sonnenverlauf.de praktisch: Die der umgekehrt suchen und Schiffsbewe- „Das Wichtigste ist die Fähigkeit, Seite kann den Sonnenstand von gungen tracken – ein Investigativressort für eine Recherchefrage auch das jedem Ort der Welt zu jeder Zeit kann ohne diese Methoden kaum mehr richtige Tool anzuwenden“, sagt anzeigen. arbeiten. Doch eine Entwicklung sei für Henk van Ess. Manchmal brauche den Journalismus tatsächlich gefährlich: es auch gar keines, nur Kreativität. 4 Mit graph.tips lässt sich Face- Viel Expertise geht verloren und wandert book systematisch durchsuchen. aus der Branche ab. „Die Medien haben 1 „Internet Archive“ – der Name Nicht besonders gut erklärt, „ein es liegen gelassen“, sagt Henk van Ess. sagt alles: 1996 hat die Non- Nerdtool“ laut van Ess, aber mit „Mittlerweile wollen auch andere Akteu- Profit-Organisation angefangen, nützlichen Filterfunktionen. re selbst Recherchefähigkeit zur Verfü- auf web.archive.org das Internet gung haben: Greenpeace, Human Rights zu archivieren. Mit der „Wayback 5 Overpass-turbo.eu ermöglicht Watch, Anwaltskanzleien.“ Machine“ können frühere systematische Anfragen bei OSINT ist mittlerweile häufig auch Be- Versionen einer Website OpenStreetMap. Zum Beispiel: standteil der journalistischen Ausbildung. aufgerufen werden, selbst Zeige alle Supermärkte auf Sizi- Der Journalist und Trainer Fiete Stegers gelöschte Seiten. lien an oder alle Shell-Tankstellen tauchte tiefer in die Community ein, als er Deutschlands. die NDR-Volos in Onlinerecherche schul- 2 Umgekehrte Bildersuche mit te. Mit dem Arabischen Frühling sei sein Yandex: Wer die Herkunft von Interesse dann noch mehr gestiegen: Als Bildern untersucht, bekommt mit Teil eines „Tagesschau“-Teams analysier- der russischen Suchmaschine te er Social-Media-Bilder und -Videos aus oft konkretere Ergebnisse als bei den Regionen und schulte Kolleginnen. Google. 02.2021 33
Dossier Zuhören Verdienen wir ihre Geschichte? Zuhören ist mehr als das, was man mit den Ohren macht. Besonders im Umgang mit Menschen, die für Journalisten ihr Innerstes nach außen kehren. Auch Jasmin S. hat ihre Geschichte in den Medien erzählt. Und sich dabei oft missverstanden gefühlt. TEXT UND FOTO: Samantha Zaugg J asmin S. sitzt in der Sonne und wartet. Ne- Woran sie sich vor allem erinnert, ist die Über- ben ihr steht ein großer Rucksack. Da drin treibung: „Es wird immer alles so dramatisiert.“ Die ist ihre ganze Praxis. Sie arbeitet selbst- Journalisten suchten Bestätigung für ein Bild, das ständig als Podologin, macht Hausbesuche sie schon im Kopf hatten: „Sie wollen hören, wie und ist deshalb mit viel Gepäck unterwegs. schlimm die Dinge sind, die wir erlebt haben, wie Um ihre Familie zu schützen, tritt Jasmin S. nicht mit schlimm es im Heim war und wie die Behörden ver- ihrem vollen Namen auf. Sie kommt direkt von der sagt haben. Ich finde, man sollte Geschichten nicht Arbeit, erzählt von den alten Menschen, bei denen so pauschal erzählen. Aber oft gibt es ein Schema sie Hausbesuche macht. Sie seien oft einsam und das und dann wird das so gemacht.“ sei schade. S. will heute von dem erzählen, was sie Ein Beispiel: Im Rahmen einer Aktionswoche gibt mit Medien und Journalisten erlebt hat. Sie hat nie Jasmin S. ein Interview. Die Journalistinnen erlebt in einer Redaktion gearbeitet, sie hat nie Kommuni- sie als sehr einfühlsam. Sie fühlt sich sicher, kann kationswissenschaft studiert. Daher spricht sie nicht gegenlesen, mehrmals Korrekturen anbringen. Al- von Framing oder Newswert, auch wenn es genau les gut so weit. Bis sie auf Facebook den Social-Me- um diese Themen geht. Jasmin S. weiß, wie es sich dia-Teaser für den Beitrag sieht. Da steht: Sie leidet anfühlt, Journalistinnen und Journalisten gegen- bis heute. „Damit hatte ich sehr Mühe. Ich arbeite überzusitzen, sie hat sich aus diesen Erfahrungen vereinzelt auch mit Fachstellen und berate sie. Und ein reflektiertes Wissen erarbeitet. Jasmin S. wuchs wenn die das lesen, denken sie, die ist zu labil, mit in einer suchtbelasteten Familie auf. Schon als jun- der wollen wir sicher nicht zusammenarbeiten.“ Ob- ger Mensch hat sie schwierige Situationen erlebt und wohl der Social-Media-Text später geändert wurde, gemeistert. In der Schweiz, wo Jasmin S. lebt, ist ihre blieb ein komisches Gefühl. Kindheit schon einige Male öffentlich verhandelt worden, der Verband Sucht Schweiz hat sie an Re- Opfer, Opfer, Opfer daktionen vermittelt. Jasmin S. wollte ihre Stimme „In so einer Situation erfährt eine Person Kontroll- nutzen, um auf die Schicksale der Kinder aufmerk- verlust und Ohnmacht“, sagt Marie Anaïs Zottnick. sam zu machen, die das Gleiche erleben wie sie frü- Sie ist Psychotherapeutin am Institut für Trauma- her. Doch dabei lief vieles schief. bearbeitung in Frankfurt. Für Betroffene sei es be- 42 02.2021
JASMIN S.: „Sie wollen hören, wie schlimm die Dinge sind, die wir erlebt haben, wie schlimm es im Heim war und wie die Behörden versagt haben. Ich finde, man sollte Geschichten nicht so pauschal erzählen. Aber oft gibt es ein Schema und dann wird das so gemacht.“ 02.2021 43
PERSONAL BRANDING Journalisten INHALT Einleitung: Die Macht der eigenen Marke 2-3 Standpunkt-Fragen 4-5 Werkstatt Sichtbar werden mit Relevanz Umgang mit Gegenwind Kristine Schmidt: „Ein riesiger Vorteil“ 6-8 9 1 0-11 Nachgefragt – sechs Fallbeispiele 12-15 10 Bausteine zur Markenbildung 15 Personal Branding Tipps zur Selbstvermarktung im Journalismus 1
PERSONAL BRANDING Die Macht der eigenen Marke Warum es sich als Journalistin oder Journalist lohnt, in Personal Branding Zeit zu investieren. FOTOS: ADOBE STOCK, CHRISTOPHER GRIGAT Julian Heck unterstützt als Personal-Branding-Berater Selbstständige und Unternehmer bei ihrer Positionierung und Selbstvermarktung. Als Journalist hat er u. a. mit knapp 20 die hyperlokale Onlinezeitung weiterstadtnetz.de gegründet und gehört zum „Top 30 bis 30“-Jahrgang 2012. Heute schreibt und podcastet er über Personal Branding und Social Selling mit Linkedin. Besonders wichtig ist ihm seine Botschaft: „Bleib dir treu!“ https://julianheck.de 2
PERSONAL BRANDING Wer gesehen werden möchte, muss sich sehen lassen. Journa- erhöht nicht nur die Chancen bei der Anfrage für einen Auftrag, listinnen und Journalisten sind längst nicht mehr nur Teil einer sondern steigert sogar die Wahrscheinlichkeit, vom Auftraggeber Medienmarke – egal ob angestellt oder selbstständig. Sie kön- direkt angesprochen zu werden. Personal Branding ist somit nen sich insbesondere jetzt im Social-Media-Zeitalter selbst zu indirekt ein Instrument zur Kundengewinnung. einer Marke machen mit Vorteilen für sich und Arbeit- oder Bei Angestellten sieht das etwas anders aus. Sie brauchen Auftraggeber. Personal Branding hat das Potenzial, wirklich keine neuen Aufträge – mal abgesehen von einer nebenberuf- etwas zu bewegen. lichen Selbstständigkeit, sondern sie können mit gelungenem Aber was bedeutet Personal Branding eigentlich? Dahinter Personal Branding ihr Ansehen beim Arbeitgeber verbessern verbirgt sich kein neuer Trend. Im Grunde betreiben viele und die eigene Attraktivität für neue Jobs steigern. Schließlich Medienschaffende, wie auch Selbstständige in anderen zeigt jemand durch die Online-Aktivität kontinuierlich Live- Bereichen, Unternehmer und Angestellte schon lange eine Form Arbeitsproben. von Personal Branding – manchmal, ohne von Personal Branding Ganz abgesehen von wirtschaftlichen Auswirkungen für den etwas zu wissen. Sie vermarkten sich und ihre Leistung teils eigenen Geldbeutel profitieren Medienschaffende aber doppelt. intuitiv und sprechen über Themen, die interessieren. Dadurch Sie können über ihre Marke auch einen starken, direkten Draht werden sie als Person – bewusst oder unbewusst – zu einer zu Lesern, Hörern oder Zuschauern aufbauen und damit das Marke. Personal Branding ist der strategische Prozess des Ohr direkt beim Konsumenten haben. Das wiederum eröffnet Markenaufbaus und der Markenführung als Mensch. neue Räume zur Recherche. Im Unternehmenskontext, also dem Corporate Branding, ist Personal Branding ist allerdings viel mehr, als ein paar Social- das längst geübte Praxis. Apple, Tesla oder Nike sind Beispiele Media-Posts zu veröffentlichen. Wir sprechen hier von für große Marken. Sie stehen für ein Thema – zum Beispiel strategischer Markenführung – von der Positionierung über Computer, Autos oder Sport – und bestimmte Eigenschaften Themen und sich als Persönlichkeit bis hin zu konkreten – etwa Design, Innovation und Ermutigung. All diese Marken Schritten, die Zielgruppe mit den eigenen Botschaften zu haben eine große Community um sich herum und noch mehr erreichen. als das: Sie haben Fans. Nutzen Sie die Tipps aus dieser Werkstatt als Sprungbrett ins Einzelne Personen sind natürlich nicht mit einem Unternehmen Personal Branding oder einfach nur zur Selbstüberprüfung: Wo wie etwa Tesla zu vergleichen, aber es gibt durchaus Parallelen. stehen Sie und wofür wollen Sie stehen? Denn auch und vielleicht sogar gerade im Personal Branding Und gewinnen Sie mit Ihrer Präsenz das Vertrauen anderer von Medienschaffenden geht es darum, für etwas zu stehen Menschen – nicht des Personal Brandings halber, sondern weil und Menschen anzusprechen, die zur eigenen Zielgruppe passen. Sie etwas zu sagen haben. Das bedeutet aber zunächst: Wer sich selbst als Marke etablieren möchte, braucht innere Klarheit und gezielte Sichtbarkeit. Im Grunde sind sogar all diejenigen Journalisten und Z U D I E S E R W E R K S TAT T Journalistinnen, die von anderen indidivuell wahrgenommen werden, schon eine jeweils eigene Marke – obwohl die Person Wofür stehen Sie? selbst vielleicht nicht mal aktiv anstrebt, eine zu sein. Jeff Bezos, der Amazon-Chef, hat das mal gut auf den Punkt gebracht: Die Pandemie stellt vieles infrage – bei nicht wenigen auch den „Eine Marke ist das, was andere über sie sagen, wenn sie nicht eigenen beruflichen Weg. Das monatelange Arbeiten unter im Raum ist.“ Lockdown-Bedingungen im Homeoffice lenkt den Blick Darauf haben wir zwar erst einmal keinen direkten Einfluss, zwangsläufig vom Wir auf das eigene Ich. Es gibt wohl niemanden, aber wir können dennoch bis zu einem gewissen Grad steuern, der sich nicht irgendwann in diesen Tagen fragt: Wie soll es wie wir „im Außen“ wirken möchten. Positionieren wir uns weitergehen? Und wie stelle ich die richtigen Weichen, um mich in nicht selbst, positionieren uns andere in ihren Köpfen. und nach der Krise zu behaupten? Die Google-Suchergebnisse machen das schön anschaulich: Wir haben uns deshalb für diese Werkstatt das Thema Perso- Wenn jemand Ihren Namen googelt und auf der ersten Seite nal Branding vorgenommen – also Mittel und Wege zu einer erfolg- nichts über Sie findet, sind Sie digital quasi nicht existent. Wenn reichen journalistischen Personenmarke. Unser Autor Julian Heck jemand etwas über Sie findet, was andere geschrieben haben, beschäftigt sich schon lange mit diesem Thema und der gerade im kann das für Sie gut oder auch schlecht ausgehen, je nach Be- Journalismus zentralen Frage: Wofür will ich eigentlich stehen? Das richterstattung. Wenn Sie sich aber als Personenmarke selbst Thema hat ihn so fasziniert, dass er dazu sogar ein eigenes sehen, überlassen Sie das nicht mehr dem Zufall, sondern Sie Unternehmen gegründet hat: die TrueBrand-Academy. tun aktiv etwas dafür, die Ergebnisse auf Seite eins bei Google Damit beweist er am eigenen Beispiel, was gute Selbstvermark- durch eigene Inhalte positiv zu beeinflussen. Personal Branding tung bewirken kann. Es muss ja nicht gleich ein Start-up sein. Aber hat also sehr viel mit gezielter Wirkung zu tun. wenn diese Werkstatt Ihnen dabei hilft, sich im Markt und auch in Für Journalistinnen und Journalisten hat die Investition in der eigenen Redaktion gut und womöglich noch besser zu den eigenen Markenaufbau viele Vorteile. Wer freiberuflich behaupten, würden wir uns freuen. tätig stets darum bemüht sein muss, neue Aufträge an Land zu ziehen, dem hilft die bewusste Sichtbarkeit bei potenziellen Annette Milz, Herausgeberin Auftraggebern, deren Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Das „medium magazin“ und „Journalisten-Werkstatt“ 3
Ende der E-Paper Vorschau. Sie wollen weiterlesen? Bestellen Sie jetzt das komplette Heft als Printausgabe oder E-Paper. ZUM SHOP Das Medium Magazin ist auch als Abo inkl. Journalisten Werkstatt erhältlich. VORTEILE ENTDECKEN Infos und Kontakt vertrieb@oberauer.com www.oberauer.com
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