Von der Fallanalyse zur Behandlungskompetenz - aus eigenen Fällen lernen Kongressband - WissHom

 
WEITER LESEN
Von der Fallanalyse zur Behandlungskompetenz - aus eigenen Fällen lernen Kongressband - WissHom
WissHom-Kongress

                                                                        ICE 14
Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie
Scientific Society for Homeopathy

                    14. Internationaler Coethener Erfahrungsaustausch (ICE 14)
                    20.–22. November 2014 in Köthen (Anhalt)

                    Von der Fallanalyse
                    zur Behandlungskompetenz –
                    aus eigenen Fällen lernen
                    Kongressband
                    Angelika Gutge-Wickert und Ulrike Kessler (Hrsg.)

                    Schriftenreihe der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie (WissHom)
                    Köthen (Anhalt) 2015
Von der Fallanalyse zur Behandlungskompetenz - aus eigenen Fällen lernen Kongressband - WissHom
Impressum
Schriftenreihe der
Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie (WissHom)

Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie e. V. (WissHom)
Wallstraße 48
06366 Köthen (Anhalt)
Deutschland
www.wisshom.de

Redaktion und Satz:
Mag. phil. Christine Doppler (Berlin)
lektorat@wisshom.de
www.christine-doppler.net
Die Personenbezeichnungen in den Beiträgen
beziehen sich in der Regel gleichermaßen auf Frauen und Männer.

Umschlag-Gestaltung:
setz it. Richert GmbH (Sankt Augustin)
www.setzit.de

Druck:
Repro Central – Martin & Richter GbR (Berlin)
www.repro-central.de

© WissHom. Köthen (Anhalt): 2015
Ausnahmen im Copyright sind jeweils angegeben.
Von der Fallanalyse zur Behandlungskompetenz - aus eigenen Fällen lernen Kongressband - WissHom
Editorial

Mit dem 14. Internationalen Coethener Erfahrungsaustausch (ICE 14)
vom 20. bis 22. November 2014 in Köthen (Anhalt) hat die Wissen-
schaftliche Gesellschaft für Homöopathie (WissHom) die im Jahre 2001
begründete Tradition fortgesetzt, jedes Jahr im Herbst zu einem
wissenschaftlichen Gesprächsforum rund um Forschung, Praxis und Lehre
in der Homöopathie einzuladen.
Das Thema „Von der Fallanalyse zur Behandlungskompetenz – aus eigenen
Fällen lernen“ wurde aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet: Wie
können wir Praxiserfahrungen nutzen, um unser homöopathisches Wissen
individuell und kollektiv zu vertiefen? Von der Sammlung von Kasuistiken zu
festständigen Krankheiten bis zur Umsetzung der Informationen aus
wissenschaftlichen Studien werden beim ICE 14 die Möglichkeiten
aufgezeigt, die unsere Behandlungskompetenz stärken. Das wird ergänzt mit
Fragestellungen: Wie bereichert uns fachärztliches Wissen in der Beurteilung
eines Heilverlaufs? Welche didaktischen Erfahrungen können wir aus den
Reformbestrebungen im Medizinstudium übernehmen? Wie sehen die
aktuellen Erklärungsmodelle zur Wirksamkeit hochpotenzierter Substanzen
aus?
Die im vorliegenden Kongressband versammelten Beiträge mögen Ihnen
eine interessante und bereichernde Lektüre sein.

Angelika Gutge-Wickert (Berlin)
Apothekerin und Ärztin – Homöopathie
2. Vorsitzende WissHom

Ulrike Kessler, MSc (Basel)
Educational Director
Swiss International Law School (SiLS)

Köthen (Anhalt), im November 2015
Von der Fallanalyse zur Behandlungskompetenz - aus eigenen Fällen lernen Kongressband - WissHom
Von der Fallanalyse zur Behandlungskompetenz - aus eigenen Fällen lernen Kongressband - WissHom
Inhalt
                  2 Impressum

      Vorwort     3 Angelika Gutge-Wickert / Ulrike Kessler
                    Editorial

                  5 Inhaltsverzeichnis

Bericht ICE 14    7 Gerhard Bleul
                    Bericht über den ICE 14

     Vorträge     9 Frederik Schroyens
                    How to add clinical experience to the Repertory?

                 12 Gerhard Bleul
                    Mononukleose – Aufarbeitung der klinischen Erfahrungen mit
                    Homöopathie

                 19 Christian Lucae
                    Behandlung der Streptokokken-Angina

                 20 Peter Dieter
                    Die Ärztliche Approbationsordnung und Reformen des
                    Medizinstudiums

                 24 Ulrich Koch
                    Zur Notwendigkeit eines ganzheitlichen Behandlungsansatzes in der
                    Therapie psychischer Störungen

                 27 Ulf Riker
                    Von der Fallanalyse zur Behandlungskompetenz – aus eigenen
                    Fehlern lernen

                 32 K. Rüdiger Wiebelitz / André-Michael Beer
                    Vom Manuskript zur Publikation: Erfahrungen auf dem Weg zur
                    Veröffentlichung eines RCTs mit einem Komplexhomöopathikum

                 40 Micha Bitschnau
                    Rezidivierende vulvovaginale Infekte in der homöopathischen Praxis

                 42 Doris Diekhans
                    Die Relevanz der PSA-Erhöhung in der homöopathischen Therapie der
                    Prostatahyperplasie

                 44 Stephan Baumgartner
                    Wassercluster, Nanopartikel, Nanoblasen, Lebenskräftestrukturen oder
                    nicht-lokale Verschränkungen? Homöopathische Erklärungsmodelle
                    unter der Lupe

                 45 Stefan Wildfang
                    Egal ob Lupus oder Sjögren – Hauptsache Homöopathie

    Seminare     53 Klaus von Ammon
                    Wie bewerte ich eine Studie?

                 54 Christa Raak / Peter Dieter
                    Problem based learning: Fallbeispiel aus Sicht der Biochemie
                    und der Homöopathie

                 58 Rainer Schäferkordt
                    Empirische Homöopathie durch Falldokumentation: das WissHom-
                    Forschungsprojekt „Empirium“

                 60 Heiner Frei
                    Dozentenseminar: Bönninghausen-Methode und Polariätsanalyse
Von der Fallanalyse zur Behandlungskompetenz - aus eigenen Fällen lernen Kongressband - WissHom
Von der Fallanalyse zur Behandlungskompetenz - aus eigenen Fällen lernen Kongressband - WissHom
7

Gerhard Bleul (Hünstetten, D)

Bericht über den ICE 14: Von der Fallanalyse zur
Behandlungskompetenz – aus eigenen Fällen lernen*

Frederik Schroyens (B): Wie kommen klinische                       Praktisch werden auch die pathognomonischen
Erfahrungen ins Repertorium?                                       Geistes- und Gemütssymptome zur Mittelfindung
Schon in den ersten Repertorien wurden auch klini-                 verwendet (z. B. der Inhalt der Wahnvorstellungen).
sche Erfahrungen aufgenommen. Meist waren die                      Beispiel 1: Kasuistik einer 45-jährigen Frau mit
Kriterien für die Aufnahme unklar. Sie werden aktuell              schwerer Depression, mit Aurum met. behandelt.
neu diskutiert und sollen Transparenz gewährleisten.               Positive Zeichen im Verlauf sind:
                                                                   1. Initiale Verbesserung von Energie, psychischer
Gerhard Bleul (D): Mononukleose – Aufarbeitung                         Verfassung, Wohlbefinden, Schlaf und Menses
der klinischen Erfahrung mit Homöopathie                           2. Erstreaktion, auch Erstverschlimmerung (selten!)
„Festständige Krankheiten“ sind nach Hahnemann                     3. Ausscheidungsreaktionen
spezifische Krankheitsentitäten, die in der Regel durch            4. Frühzeichen nach Zafiriou: Müdigkeit und
einen definierten Krankheitserreger hervorgerufen                      Schläfrigkeit, vermehrter Appetit, reduziertes
werden und für die es eine eingeschränkte Auswahl                      Sexualverlangen, verminderte Mensesblutung
passender homöopathischer Arzneimittel gibt, einen                 5. Sekunden- und Kurzzeitphänomene
Mittelpool. 28 Fälle von Mononukleose in der eigenen               6. Entwicklung nach der Heringschen Regel,
Praxis wurden retrospektiv ausgewertet. Die Effekti-                   besonders Auftreten der Symptome in der
vität bestimmter Arzneimittel konnte belegt werden.                    umgekehrten Reihenfolge des Auftretens
Für einige Mittel, die in Repertoriumsrubriken für die             7. Zeitlicher Verlauf der Symptomatik und Zunahme
Mononukleose gelistet sind, gibt es keine ausreichen-                  der Dauer der Arzneiwirkung
den Belege.                                                        8. Verbesserung von Befunden
Im Anschluss an den Vortrag entstand der Vorschlag,                9. Beginn eines Entwicklungsprozesses
eine neue WissHom-Arbeitsgruppe zu gründen, die                    Beispiel 2: Kasuistik einer 46-jährigen Patientin mit
sich mit der Frage der spezifischen Infektions-                    depressiven Phasen, 3-4 Mal pro Jahr, Behandlung mit
krankheiten und ihrer spezifischen Mittel weiter                   Carc. und Sepia. Deutliche Zeichen der Besserung,
befasst.                                                           aber unverändert depressive Phasen, daher zusätzlich
                                                                   Antidepressiva, darunter anhaltend beschwerdefrei.
Christian Lucae (D): Behandlung der Strepto-                       Fazit: Psychische Störungen lassen sich gut homöo-
kokken-Angina                                                      pathisch behandeln. Eine solitär homöopathische
Die Eltern der erkrankten Kinder stellen nicht selten              Behandlung ist nicht immer ausreichend und wird oft
besorgte Fragen: „Gehen da nicht die Nieren kaputt?                mit anderen nichtmedikamentösen Maßnahmen oder
Im Internet steht, da wird das Herz krank.“ In der                 mit Psychopharmaka kombiniert, dabei können Dosis
Cochrane-Analyse konnte allerdings kein Nutzen der                 und Nebenwirkungen reduziert werden. Schulmedizin
Antibiotika-Therapie bzgl. Verhinderung von                        kann also, wie historisch gewachsen, das komple-
Glomerulonephritis und Rheumatischem Fieber                        mentäre Verfahren zur Homöopathie sein.
nachgewiesen werden. Die Tonsillo-Pharyngitis wird
häufig auch von Viren ausgelöst, daher soll nicht sofort           Ulf Riker (D): Aus Fehlern lernen – ein "Borreliose-
ein Antibiotikum gegeben werden. Homöopathische                    Fall" entpuppt sich als Psychosomatose
Mittel werden klassisch nach subjektiven und                       Fallbericht: 42-jährige Patientin, vor 5 Jahren Diagnose
objektiven Symptomen gewählt, die Kenntnis des                     einer Borreliose, damals wandernde
Erregers ist zweitrangig.                                          Gelenkschmerzen, Borrelien-Antikörper erhöht,
                                                                   Doxycyclin 200 täglich für 24 Tage, darunter wässrige
Peter Dieter (D): Die ärztliche Approbations-                      Durchfälle, keine Besserung, keine Änderung der
ordnung und Reformen des Medizinstudiums                           Serologie. Der Rheumatologe fand weiter nichts, der
In Deutschland gibt es zurzeit 37 medizinische                     von ihm empfohlene Hautarzt sagte, es gäbe auch eine
Fakultäten, von denen 8 einen Modellstudiengang                    Psoriasis-Arthritis sine Psoriasis. Ein Heilpraktiker
anbieten. Der Unterricht soll fachübergreifend und                 macht Störfeldsuche, unterspritzt Narben. Ein Zahnarzt
problemorientiert sein. Die Politik sollte sich nicht in die       findet keine Herde.
Reformprozesse einmischen.                                         Dann ging sie zu einem „Borreliose-Spezialisten“,
                                                                   bekam ein Cephalosporin über 17 Wochen, danach sei
Ulrich Koch (D): Zur Notwendigkeit eines ganzheit-                 der Leukozyten-Transformationstest negativ gewesen,
lichen Behandlungsansatzes in der Therapie                         damit die „Borreliose geheilt“, die Beschwerden und die
psychischer Störungen                                              übliche Borreliose-Serologie waren allerdings
Hahnemanns Behandlungskonzept unterscheidet                        unverändert.
Geistes- und Gemütskrankheiten, die aus körperlichen               Sehr viele Symptome, erste Verordnung: Calc-p. –
Krankheiten entstanden sind (Therapie: antipsorisch,               einiges wurde besser, Gelenksymptomatik unverän-
Diätetik und Lebensordnung) und solche, die im Gemüt               dert. Zweites Mittel: Silicea. Der Nacken fühlt sich freier
entstanden sind (psychische Heilmittel).                           an, die Gelenksymptomatik ist eher noch schlechter.
_____________________
* Der Beitrag ist in einer gekürzten Fassung erschienen in:
  ZKH 2015; 59 (1): 54–55.

                                             Gerhard Bleul. Bericht über den ICE 14.
                                      ICE 14. Köthen (Anhalt) 2014. www.wisshom.de. 2015.
Von der Fallanalyse zur Behandlungskompetenz - aus eigenen Fällen lernen Kongressband - WissHom
8

Dritte Überlegung: Colchicum. Gegenprobe mit der              Fall einer ca. 45-jährigen Frau mit Sjögren-Syndrom:
Methode Bönninghausen bestätigt es. C200: 1 Woche             keine Besserung nach Silicea, sehr gute Besserung
schlimmer, dann 1 Woche beschwerdefrei, dann                  auf Nat-c. Analyse der Symptomauswahl: die
wieder Schmerzen, nach 2 Wochen Colch. C1000,                 körperlichen, besonders die pathognomonischen
welches noch einige Male wiederholt wurde. Darunter           Symptome gaben den Ausschlag, die Überbetonung
Abklingen der Beschwerden.                                    der Geistessymptome führten anfangs zum falschen
                                                              Mittel.
K. Rüdiger Wiebelitz (D): Vom Manuskript zur                  Fall einer Frau mit rezidivierenden Zystitiden: Sehr gute
Publikation – Erfahrungen auf dem Weg zur                     Reaktion auf Agaricus. Nach einem akuten Schreck
Veröffentlichung eines RCT mit einem Komplex-                 zunächst Aconitum (erfolglos), dann Agaricus
homöopathikum                                                 wiederholt (gut). Längerfristige Weiterbehandlung mit
Eine Arbeit, die über die klinische Prüfung eines             Sepia.
Komplexmittels mit 11 Bestandteilen berichtete, wurde
bei mehreren Zeitschriften eingereicht. Immer wieder          Seminare
unterschiedliche Gründe, die gegen eine (sofortige)           Zusätzlich zu den Vorträgen wurden im Rahmen des
Publikation sprachen, wurden angeführt: zu viele Drop-        Kongresses drei Seminare parallel angeboten: Klaus
outs, zu viel Multimorbidität, schlechtes Englisch,           von Ammon (Wie bewerte ich eine Studie?), Rainer
unvollständige Literaturrecherche, zusätzlich                 Schäferkordt (Empirische Homöopathie durch
gewünschte Grafiken usw. Planungsbeginn war Mai               Falldokumentation) und Peter Dieter / Christa Raak
2003, Studienbeginn 12/2003, erste Einreichung bei            (Problem based learning: Fallbeispiel aus Sicht der
Zeitschrift 7/2009, dritte Einreichung bei der 3.             Biochemie und der Homöopathie). Darüber hinaus gab
Zeitschrift 2/2012, Publikation akzeptiert 5/2012.            es ein Dozentenseminar mit Heiner Frei (Anwendung
Fazit: Wenn das Ergebnis negativ gewesen wäre, wäre           der Bönninghausen-Methode und der Polaritäts-
die Arbeit sicher sofort akzeptiert worden.                   analyse).

Micha Bitschnau (A): Rezidivierende vulvovaginale             Abschlussdiskussion
Infekte                                                       Die Abschlussdiskussion unter der Moderation von
Da konventionelle Therapien bei Rezidiven rasch an            Klaus von Ammon befasste sich im Wesentlichen mit
Wirksamkeit verlieren, ist die Homöopathie, unterstützt       folgenden Fragen:
von Phytotherapie, die Methode der Wahl.                      1. Welches Thema im Bereich der Homöopathie
                                                                  interessiert die Teilnehmenden am meisten?
Doris Diekhans (D): Die Relevanz der PSA-
Erhöhung in der homöopathischen Therapie der                  2. Welches Thema bringt die Homöopathie voran?
Prostatahyperplasie                                           3. Welche Themen eignen sich dafür, die Akzeptanz
An drei Fallbeispielen wird der Verlauf des PSA-Wertes            der Homöopathie in der Öffentlichkeit zu erhöhen?
unter rein homöopathischer Behandlung gezeigt und
die medizinische und rechtliche Problematik diskutiert.

Stephan Baumgartner (D / CH): Erklärungsmodelle               _____________________________
für die Wirkung homöopathischer Potenzen                      Zur Person
An einem Diagramm zeigt der Referent sehr anschau-            Vgl. Seite 18.
lich, wo die verschiedenen Erklärungsmodelle für die
Homöopathie angesiedelt sind. Links steht die „Geist-
artigkeit“, d. h. die nicht-materielle Wirkung homöo-
pathischer Mittel, rechts stehen materielle Nachweis-
versuche. Oben steht die Kausalität, deterministische
Effekte, unten die Akausalität. Die meisten zeit-
genössischen Erklärungsmodelle sind materiell (physi-
kalisch). Die „geistartigen“ Hypothesen sind häufig
akausal (Walach: Nicht-Lokalität, Jung: Synchronizität,
Atmanspacher et al.: Schwache Quantentheorie).
Beispiele für nicht-materielle Kräfte neben der homöo-
pathischen Arzneikraft sind die Gravitation und der
Magnetismus. Die klassische Physik kennt Materie (mit
den Sinnen wahrnehmbar) und Kräfte (nicht mit den
Sinnen wahrnehmbar). Wenn Materielles auf
Materielles über eine Entfernung wirkt, wird auf die
Existenz einer Kraft logisch geschlossen, somit ist sie
immateriell und geistartig, aber auch kausal
(deterministisch), d. h. eine Fernwirkung ist möglich.

Stefan Wildfang (D): Egal ob Lupus oder Sjögren –
Hauptsache Homöopathie
Bedeutung der Symptome für die Mittelwahl (§ 6:
Veränderungen des jetzt Kranken vom ehemaligen
gesunden Zustand, § 211: Gemütszustand gibt oft am
meisten den Ausschlag).

                                         Gerhard Bleul. Bericht über den ICE 14.
                                  ICE 14. Köthen (Anhalt) 2014. www.wisshom.de. 2015.
Von der Fallanalyse zur Behandlungskompetenz - aus eigenen Fällen lernen Kongressband - WissHom
9

Frederik Schroyens (Gent, B)

How to add clinical experience to the Repertory?

Abstract                                                        Now and in the future, clinical information can also
                                                                be added with transparency. The different ways to do
Clinical experience has been added to the Repertory             so were explained. Once homeopaths are applying
since the first repertories. In the past, such additions        this, we can reflect on using this information with
were most often made without transparency and                   different perspectives.
without perspective, other than to have the addition
in the repertory.                                               These perspectives were reviewed. They define the
                                                                way that clinical information should be entered in the
The criteria to include clinical additions following            repertory, which brings us back to the initial point.
several authors were reviewed. As a conclusion, an              The following pictures are selected from the Power-
easy and logical proposal to do so was discussed.               point presentation. © Frederik Schroyens.

                           Frederik Schroyens. How to add clinical experience to the Repertory?
                                  ICE 14. Köthen (Anhalt) 2014. www.wisshom.de. 2015.
Von der Fallanalyse zur Behandlungskompetenz - aus eigenen Fällen lernen Kongressband - WissHom
10

Frederik Schroyens. How to add clinical experience to the Repertory?
       ICE 14. Köthen (Anhalt) 2014. www.wisshom.de. 2015.
11

The Author
Dr Frederik Schroyens, MD                                      In 1987 he was appointed as the main link between
                                                               George Vithoulkas and the programming team of the
                     F. Schroyens is a 1977 medical            University of Namur (Belgium) during the develop-
                     graduate of the State University          ment of the Vithoulkas Expert System. He has been
                     of Gent (Belgium) and a 1978              accompanying George Vithoulkas on his seminars
                     graduate of the one-year                  from 1988 to 1995 as well as assisting him during
                     Homeopathic Training Course               most of his consultations during that time.
                     at the Faculty for Homeopathy
                     in London (FFHom).                        Frederik Schroyens published an introduction to
                                                               homeopathy in 1984 in Dutch, which has been
                     He is practicing homeopathy               translated into French and Portuguese. In 1993 he
                     since 1978.                               edited a printed version of "Synthesis", the expanded
                                                               Repertory linked to the Radar project. A computer
In 1981 Dr Schroyens has been the constitutive                 version of Synthesis exists in ten languages. This
President of VSU, the first Flemish homeopathic                Repertory has also been printed one to ten times in
school in Belgium. VSU has given a one-year                    Dutch, English, French, German, Italian and
introductory training on homeopathy to more than               Spanish. Translations into various other languages
1.250 students and fully trained over 200                      are ongoing.
homeopaths. The homeopathic education is build up
over a five-year program. He has also founded the              From 1995 onwards several books based on
Masi-workshops in Belgium and Holland.                         Synthesis have been published in several languages,
                                                               such as "1001 Small Remedies" and "Arzneimittel-
Frederik Schroyens was one of the first Radar-users            bilder von Gemüt und Traume". Since 1994, Dr
in 1986 and became so enthusiastic about the                   Schroyens is a member of the Provings Subcommi-
increasing possibilities Computer Science is offering          ttee of the European Committee for Homeopathy.
to Homeopathy, that, because of his dedication to
the program, he has become the Scientific Co-                  Dr Schroyens has been lecturing on homeopathy
ordinator of the Radar related project soon                    and on his team's work in most European countries
afterwards.                                                    as well as in South Africa, Asia, North and South
                                                               America.
                                                               Contact
                                                               E-Mail: FSchroyens@archibel.com

                          Frederik Schroyens. How to add clinical experience to the Repertory?
                                 ICE 14. Köthen (Anhalt) 2014. www.wisshom.de. 2015.
12

Gerhard Bleul (Hünstetten, D)

Mononukleose – Aufarbeitung der klinischen Erfahrung
mit Homöopathie
„Klinische“ Rubriken in den Repertorien, d. h. Rubriken mit Krankheitsnamen, sind zahlreich, aber oft nicht
von guter Qualität. Sie sind nicht immer gut definiert, sie enthalten einerseits ungesicherte Einträge und
andererseits sind viele Mittel, die sich bei mehreren Autoren nachweislich bewährt haben, nicht aufgeführt.
Es stellt sich die Frage, wie klinische Erfahrungen auf zuverlässige Weise in die Repertorien aufgenommen
werden können. In diesem Beitrag beschränke ich mich dabei auf das Beispiel der Mononukleose. Zunächst
sind die Begriffe „klinische Erfahrung“ und „festständige Krankheiten“ zu klären.

1. Zusammenfassung
In meiner Praxis habe ich retrospektiv 28 Fälle von             Sie wurden und werden vielfach veröffentlicht, oft als
Mononukleose ausgewertet und dabei einige                       kurze Hinweise in Zeitschriften (in der ZKH gab es über
Arzneimittel gefunden, die sich oft bewährt haben,              viele Jahre eine Serie: z. B. Bd. 40(4); 1996:164–165,
sowie weitere Arzneien, die in Einzelfällen erfolgreich         die Zeitschrift „Homöopathie konkret“ führt seit Jahren
waren. Zu fast allen Arzneimitteln konnte ich                   eine Rubrik „Praxissplitter“, begründet von Heli
Bestätigungen bei anderen Autoren finden. Auch Mittel,          Retzek). Hering hat sie in seinen Guiding Symptoms
die bei Mononukleose wiederholt nicht halfen, also              mit vertikalen Strichen markiert. Es ist vielfach gesagt
offensichtlich nicht zum entsprechenden Mittelpool              worden – fast könnte es als Konsens bezeichnet
gehören, konnten identifiziert werden.                          werden –, dass erst die therapeutische Verifikation ein
                                                                Prüfsymptom bestätigt und es bis dahin als unsicher zu
Die klinischen Rubriken der gängigen Repertorien, die           gelten hat.
sich auf die Mononukleose beziehen, werden benannt,
verglichen und auf ihren Gehalt überprüft. Dabei zeigt          Therapeutische Erfahrungen, die in Prüfungen
sich eine unvollständige und teilweise schlecht belegte         nicht gefunden werden können, sind z. B. die
Auswahl.                                                        Erfahrungen in bestimmten Lebensabschnitten wie
                                                                Säuglingszeit, Pubertät, Schwangerschaft, Menopause
Zur Etablierung, Ergänzung und Korrektur klinischer             oder Alter. Sie können aus Prüfungssymptomen nicht
Rubriken wird vorgeschlagen, die Rubriktitel eindeutig          hergeleitet werden; sie sind aber wertvolle Hinweise
zu definieren und die Mittelzuordnung über ein Peer             und entscheiden oft die Mittelwahl.
Review bzw. eine Redaktion oder eine vergleichbare
Qualitätssicherung zu überprüfen. Die Zuverlässigkeit           Auch die sogenannten bewährten Indikationen
der Angaben und das Vertrauen der Nutzer könnte                 entstehen aus therapeutischen Erfahrungen. Schon
damit entscheidend gestärkt werden.                             Hahnemann hat für bestimmte Krankheiten solche
                                                                Hinweise gegeben. So hat er für Pseudokrupp auf die
Unsere Forschungsaufgaben bei spezifischen                      3 wichtigsten Mittel Aconitum, Spongia und Hepar
Krankheiten sind ihre Identifikation, die Sammlung und          sulfuris verwiesen. [RAL I, Acon., S. 436 f., RAL VI,
Bewertung der therapeutischen Erfahrungen auch im               Spong.,S. 195 ff.]
Peer Review und die Begründung spezifischer
Mittelpools.                                                    RAL VI, Spong., S. 195 ff.: „Die merkwürdigste Heil-
                                                                Anwendung des Röst-Schwammes hat die Homöo-
                                                                pathie gegen die fürchterliche akute Krankheit, häutige
2. Was ist klinische Erfahrung?                                 Bräune genannt, gefunden, theils in andern Symp-
                                                                tomen dieser Arznei theils und vorzüglich in dem
In der therapeutischen Anwendung kann die – positive            Symptome (145), doch so dass die Lokal-Entzündung
oder negative – Wirkung eines homöopathischen                   zuvörderst durch eine möglichst kleine Gabe innerlich
Arzneimittels beobachtet und erlebt werden                      gegebnen Akonits gemindert oder getilgt worden sey.
•   in Bezug auf ein Prüfungssymptom (Verifikation),            Den Neben-Gebrauch einer kleinen Gabe kalkerdiger
                                                                Schwefel-Leber wird man selten dabei nöthig finden.“
•   in Bezug auf ein Symptom, das aus
    Arzneimittelprüfungen nicht bekannt ist [laut               Sy. 145: „Schweres Athemholen, als ob ein Stöpsel in
    Hahnemann, Org. § 142, ein „Gegenstand höherer              der Kehle steckte und der Athem durch die
    Beurtheilungskunst und bloß Meistern in der                 Verengerung des Kehlkopfs nicht hindurch könnte (n.
    Beobachtung überlassen.“],                                  ½ St.) (Lehmann, a.a.O.).“
•   in Bezug auf einen Umstand, der in Prüfungen                Und er hat für die Behandlung der Sykose nur zwei
    nicht eruiert werden kann: Wirkung in einem                 Mittel (Thuja und Nitricum acidum, CK Bd. 1, S. 105–
    besonderen Lebensabschnitt, ein bestimmtes                  106), für die Behandlung der Syphilis nur ein Mittel
    Syndrom (Symptomkombination), eine bestimmte                (Mercurius) und dessen Salze benannt (CK Bd. 1, S.
    Krankheit (z. B. eine „festständige Krankheit“).            111–112).
Verifikationen eines Prüfungssymptoms sind                      Für das Sydenham’sche Scharlachfieber hat er nur
Erfahrungen, die durch erfolgreiche Arbeit mit solchen          Aconitum als spezifisches Heilmittel erwähnt (Organon
Symptomen in der Therapie gemacht werden.                       6, § 73, Anm. 2):

                   Gerhard Bleul. Mononukleose – Aufarbeitung der klinischen Erfahrung mit Homöopathie.
                                   ICE 14. Köthen (Anhalt) 2014. www.wisshom.de. 2015.
13

„Nach dem Jahre 1801 ward ein aus Westen                        Aechtheit eines wohlthätigen instinktartigen Prinzci-
gekommenes Purpur-Friesel (Roodvonk), mit dem                   piums in uns] aufzusetzen, vermag ich nicht, so
Scharlachfieber von den Aerzten verwechselt,                    festständig es auch in sich selbst seyn mag.“
ungeachtet jenes ganz andere Zeichen als dieses hatte           (Diätisches Gespräch, vorzüglich über den Magen-
und jenes an Belladonna, dieses an Aconit sein                  instinkt; Freund der Gesundheit, 1792. In: Gesammelte
Schutz- und Heilmittel fand, letztere auch meist nur            kleine Schriften von Hahnemann, hrsg. von Schmidt
sporadisch, ersteres stets nur epidemisch erschien. In          JM. Stuttgart: Haug Verlag in MVS; S. 138).
den letzten Jahren scheinen sich hie und da beide zu
einem Ausschlagsfieber von eigner Art verbunden zu
haben, gegen welches das eine wie das andere dieser             4. Was sind festständige Krankheiten?
beiden Heilmittel, einzeln nicht mehr genau                     Eine immer gleichartig auftretende Krankheit nennt
homöopathisch passend gefunden wird.“                           Hahnemann „fest bestimmte, sich gleich bleibende
Die Repertoriumsrubriken, die klinische                         Krankheit“ (RAL, Bd. 2, Beleuchtung der Quellen, S.
Erfahrungen betreffen, sind schon im Original Kent              XLI ff.)
(6. Auflage 1916) vielfältig. Beispiele besonders im            Im Organon (§ 50) werden im Zusammenhang mit
Kapitel Fieber: cerebro-spinal fever, exanthematic              „homöopathischen Natur-Heilungen“ … „die wenigen
fever (measles), gastric fever, puerpural fever, septic         miasmatischen, festständigen Krankheiten …, die
fever etc., im Kapitel Haut: chicken-pox, psoriasis,            Krätze, die Masern und die Menschenpocken“
zoster (zona), im Kapitel Husten: whooping.                     benannt. „Miasmatisch“ heißt hier noch eindeutig durch
Auch bei Oscar Boericke (9. Auflage 1927, teilweise             einen bestimmten Erreger hervorgerufen.
original, teilweise in Anlehnung an das Kent’sche
Repertorium) finden sich viele solcher Rubriken:                In der zweiten Anmerkung zu § 81 nennt Hahnemann
syphilitische Demenz, Puerperalmanie, verzögerter               festständige Krankheiten „gleichartig wiederkehrend“
Verschluss der Fontanellen, Glaukom, Heuschnupfen               und unterscheidet sie von den „unzähligen
u. v. a.                                                        Krankheitsformen“ der Psora sowie von den
                                                                epidemischen Krankheiten, welche sich „jedes Mal als
Erfahrungen mit bestimmten, genauer definierten                 eine andere, neue, nie ganz so dagewesene Krankheit
Krankheitszuständen (z. B. Nervenverletzungen, Peri-            auszeichnet“.
analthrombose, Erwartungsangst, Unfallschock,
verspätete Menarche u. v. a.) haben schon früh zu
klassischen Empfehlungen, den „bewährten                         Eine festständige Krankheit ist also eine näher
Indikationen“ geführt. Aus der Wiener Schule von                 bestimmte Krankheitsentität, die in sehr ähnlicher
Mathias Dorcsi sind Autoren wie Willibald Gawlik,                Weise bei allen Erkrankten abläuft und über große
Norbert Enders und Manfred Wiesenauer                            Zeiträume mit konstanter Symptomatik bekannt ist.
hervorgegangen, die ganze Bücher darüber
veröffentlicht haben.                                           Die meisten Akutkrankheiten, die wir mit klinischen
                                                                Diagnosen – und nicht nur mit Phänomenen wie
                                                                Schnupfen, Husten, Kopfschmerz, Durchfall –
3. Was heißt „festständig“?                                     bezeichnen, gehören dazu.
Im 19. Jahrhundert und in Hahnemanns Schriften                  Ein Kriterium für die „Festständigkeit“ (Spezifität) ist ein
bedeutet „festständig“                                          spezifischer Krankheitserreger. Auch einige chronische
•   gleichartig auftretend                                      Krankheiten mit wenig variabler Symptomatik –
•   gleichartig wiederkehrend                                   beispielsweise die Borreliose – können als
•   fest bestimmt                                               „festständig“ bezeichnet werden.
•   sich gleich bleibend
•   einheitlich                                                  Um eine Krankheit als „festständig“ zu bezeichnen,
•   konstant                                                     d. h. als eindeutig durch ihre vorherrschende,
•   also: spezifisch                                             immer gleichartige Symptomatik als Krankheits-
                                                                 entität zu erkennen, scheinen folgende Elemente
Bezüglich der Wirkung von Arzneimitteln schreibt                 notwendig zu sein:
Hahnemann:
                                                                 •   genau definierte Ursache bzw.
„Noch sind keine Grundsätze allgemein anerkannt,                     mikrobiologischer Krankheitserreger
nach denen die Heilkräfte der (auch noch nicht zu
Heilabsichten am Krankenbette gebrauchten)                       •   genau definierte Symptomatik, die in der
Arzneyen festständig im voraus bestimmt werden                       Gesamtheit der bei allen Erkrankten
könnten, ohne sie erst den ewig langen, fast nie                     erscheinenden Symptome keine Verwechslung
beweisenden, gemeinschädlichen Weg passiren zu                       mit anderen Krankheiten zulässt.
lassen, sie am Krankenbette auf gut Glück zu
probiren“. (Ueber die Surrogate ausländischer
Arzneyen und die jüngst von der medicinischen                   5. Mononukleose als festständige
Facultät in Wien angegebenen Ueberflüssigkeitsgrade                Krankheit
der letztern; vergl. allg. Anz. Nr. 305; in: Gesammelte
kleine Schriften von Hahnemann, hrsg. von Schmidt               Für die Mononukleose trifft diese Definition zu. Sie wird
JM. Stuttgart: Haug Verlag in MVS; S. 515).                     hervorgerufen durch das Epstein-Barr-Virus, hat eine
                                                                besondere Epidemiologie und eine relativ gut zu
Auch ein Prinzip oder System nennt Hahnemann                    beschreibende Symptomenkonstellation, die in ihrer
„festständig“, wenn es sicher, beständig oder schlüssig         Gesamtheit nur wenige Verwechslungsmöglichkeiten
ist: „Ein schulgerechtes System darüber [über die               bietet.

                   Gerhard Bleul. Mononukleose – Aufarbeitung der klinischen Erfahrung mit Homöopathie.
                                   ICE 14. Köthen (Anhalt) 2014. www.wisshom.de. 2015.
14

Klinisches Bild                                                 Erst 4–8 Wochen später sind Antikörper gegen das
                                                                EBNA () nachzuweisen, welche lebenslang
Im Vordergrund stehen Schwellung des Lymph-                     persistieren.
gewebes, Mattigkeit und Fieber. Die Tonsillen sind
anfangs nur gerötet, im weiteren Verlauf häufig weiß,           Differenzialdiagnostisch EBV-nukleäres Antigen sind
grau oder schmutzig-grün belegt. Die Halslymphknoten            außer den oben genannten Tonsillitiden Zytomegalie
schmerzen. Falls Mundgeruch auftritt, ist er faulig.            und Toxo-plasmose zu erwägen, aber auch Mumps,
                                                                Röteln, Leukämie, maligne Lymphome.
Auch das Lymphgewebe im Nasenrachen ist häufig
geschwollen, was zu einer Behinderung der                       Therapie
Nasenatmung führt. In 50 % der Fälle ist die Milz
geschwollen und schmerzhaft, auch die Leber kann                Die konventionelle Therapie ist laut einschlägiger
betroffen sein (Schwellung, Schmerzen, Übelkeit, in             Literatur „symptomatisch“ (Bettruhe, Mundspülungen,
seltenen Fällen Ikterus) sowie, eher selten, die Augen          Analgetika, Antiphlogistika), evtl. auch unter stationärer
(Konjunktivitis, Iridozyklitis, Neuritis nervi optici).         Beobachtung. Wichtig ist die „Vermeidung einer
                                                                wirkungslosen Antibiotikabehandlung auch bei
Eine Verwechslung mit der Streptokokken-Angina ist              schwerer Pharyngitis“ [Rebhandl E, Rabady S, Mader
leicht möglich, deren Tonsillenbeläge allerdings eher           F (Hrsg.): EbM-Guidelines für Allgemeinmedizin. Köln:
stippchenartig und weiß-gelblich sind, mit einem                Deutscher Ärzte-Verlag; 2006]
charakteristischen süßlichen Geruch. Symptome der
Nase, Milz und Leber sind dabei meist nicht                     Die homöopathische Behandlung erfolgt nach gezielter
festzustellen.                                                  und individueller Mittelwahl. Wegen der anfangs
                                                                uncharakteristischen Symptomatik ist manchmal
Die Angina Plaut-Vincenti, hervorgerufen durch das              Mittelwechsel nötig. Die Mittelwahl wird extrem
Fusobacterium fusiforme, verläuft meist ohne Fieber             erleichtert, wenn wir uns aus einem spezifischen
bei geringer Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens            Mittelpool bedienen, was im Folgenden weiter
und betrifft häufig nur eine Seite.                             ausgeführt werden soll.
Ätiologie                                                       Chronische Mononukleose
Michael Epstein und Yvonne Barr haben das Virus
                                                                •   Verzögerte Verläufe – anhaltendes Fieber,
1964 beschrieben, sie fanden es in einem Burkitt-
                                                                    Gewichtsverlust, persistierende Lymphknoten- und
Lymphom. Die Ansteckung erfolgt durch Tröpfchen-
                                                                    Milzschwellung – sind sehr selten.
infektion („Kissing Disease“, „Kusskrankheit“), die
Inkubationszeit beträgt wie bei den meisten Virus-              •   Häufiger: monatelange uncharakteristische
erkrankungen ca. 14 Tage (5–21 Tage, Thomas [15]                    Schwächeperiode nach akuter Erkrankung, wofür
gibt 4–6 Wochen an). Ein Frühjahrs- und Herbstgipfel                sich Carc. und Nat-m. als homöopathische Mittel
ist bekannt.                                                        bewährt haben.
                                                                •   EBV gilt als Kofaktor für Burkitt-Lymphom und
Jugendliche scheinen während der gesamten Pubertät                  Nasopharyngealkarzinom.
eine besondere Erkrankungsbereitschaft zu haben.
Häufig gibt es kleinere Endemien in Schulklassen oder
                                                                Mononukleose im Repertorium
Cliquen. Nicht selten fällt die Erkrankung in die Zeit
eines verstärkten Selbstfindungsprozesses, in dem die           Synthesis 7 hat unter „Fieber“ – „Drüsenfieber (=
zunehmende Eigenständigkeit und Ablösung vom                    Mononucleosis infectiosa)“ einen einzigen Eintrag:
Elternhaus zwar schon geahnt, aber noch nicht gelebt            „Carc.“ (Quelle: Foubister).
werden kann, auch mit der Befürchtung, Zuwendung
und Anerkennung zu verlieren, wenn man den eigenen              Radar 10.5 führt unter „Allgemeines – Mononukleose
inneren Bestrebungen folgt.                                     (= Drüsenfieber)“ die folgenden Mittel auf (Quellen in
                                                                Klammern): Calc (A. Geukens), Calen (F. Master),
Die stärkste Ausprägung der Erkrankung wird bei                 Carc (div. Quellen), Influ (Julian), Merc. (A. Geukens),
Jugendlichen gesehen, kleinere Kinder haben oft eine            Mur-ac (Morrison), Nat-m (A. Geukens), Ph-ac
leichtere Symptomatik, so dass die Krankheit oft als            (Morrison), Toxo-g (Toxoplasma gondii – Unterrubrik
einfaches Fieber oder Halsentzündung erscheint. Auch            „bei Kindern“, Julian).
eine stille Feiung (abortive Form) ist häufig. In West-
europa haben über 95 % der 30-jährigen EBV-Anti-                Die Quellenlage ist enttäuschend. Othon André Julian
körper [12 u. a.], eine andere Quelle nennt 80–90 %             schreibt in “Materia medica of biotherapics (ex-
[15].                                                           nosodes)”, EH English G4 2007 über “Influenzinum“:
                                                                „Leucopenia with mononucleosis“. Nun ist aber die
Labordiagnostik                                                 Mononukleose charakterisiert durch eine Leukozytose
                                                                mit Monozytose, nicht durch Leukopenie. Der Hinweis
Zur Diagnostik tragen der Ausschluss einer bakteriellen         ist nicht plausibel.
Besiedlung (Tonsillenabstrich), evtl. ein Mononukleose-
                                                                Ähnlich verhält es sich mit „Toxoplasma gondii“, zu
Schnelltest und vor allem der Laborbefund bei. Die
                                                                dem Julian schreibt: „Syndrome of Mononucleose
Monozyten sind charakteristischerweise auf über 10 %
erhöht, die Gesamtzahl der Leukozyten meist                     infection of young children with a sub-febrile state,
                                                                discrete adenopathy, eosinophilia and reaction of
hochnormal oder mäßig erhöht, im Differenzialblutbild
                                                                Bunnel-Davidson negative.” Die Bunnel-Davidsohn-
treten Reizformen auf. Die spezifischen Antikörper
                                                                Reaktion ist aber bei Mononukleose positiv, womit
(EBV-IgM und EBV-IgG) sind oft erst im weiteren
Verlauf (nach 1–3 Wochen) nachweisbar.                          auch dieser Hinweis unklar und nicht plausibel bleibt.

                   Gerhard Bleul. Mononukleose – Aufarbeitung der klinischen Erfahrung mit Homöopathie.
                                   ICE 14. Köthen (Anhalt) 2014. www.wisshom.de. 2015.
15

                         Im Repertorium Universale ist Mononukleose an drei Stellen zu finden:

          Seite             Rubrik                                     Mittel

          Zus.-Bd. 495      41. Allgemeines / Mononukleose,            carc. [Morrison], foll. [Vermeulen]
                            Nachwirkungen von

          Zus.-Bd. 411      38. Fieber / Mononukleose, nach            carc. [Dockx u. Kokelenberg]

          Bd. 2 3380        Fieber / Drüsenfieber, Mononukleose,       cadm. [Julian], carc. [Boyd], hir. [Julian]
                            akut oder chronisch

Die Angabe von Carcinosinum ist unstrittig, auch wenn            Diese drei überprüften Angaben überzeugen nicht, um
die Auswahl der Referenzen zu knapp und                          die Mittel dem Mononukleose-Pool zuzuordnen.
ungewöhnlich ist.
                                                                 ISIS Vision führt dieselben Mittel wie MacRepertory
•   Zu Folliculinum zitiert Vermeulen [Synopt. MM 2]             auf, ergänzt durch Calendula mit der Quellenangaben
    nur Cooper [BHJ 1990], der es für „junge Männer              „Julian“ bzw. „Möllinger“, der Calen. geprüft hatte.
    nach Pfeifferschem Drüsenfieber oder mit einem
                                                                 Die Stichwortsuche für Mononukleose in „Reference
    Zustand, der als ‚postvirales Syndrom’ identifiziert
                                                                 Works“ [Warkentin DK, Hourigan M (Hrsg.): Reference
    wird“, empfiehlt. „In diesen Fällen beginne ich
                                                                 Works Pro 3.1.1.4. San Rafael: Kent Homeopathic
    immer mit Carc., füge aber Foll. hinzu, wenn Carc.
                                                                 Associates; 1992–2003] ergibt 59 Quellen mit 32
    keine anhaltende Wirkung erzielt.“
                                                                 Arzneimitteln, darunter meist nur Fallberichte mit
•   Zu Cadmium erwähnt Julian [MM of new hom.                    abgelaufener Mononukleose in der Anamnese, d. h.
    remedies] unter „Clinical Diagnosis, Circulatory             keine spezifischen Behandlungsfälle. Somit war diese
    System“ „Glandular fever“ ohne genaue                        Recherche erfolglos.
    Quellenangabe.
•   Bei Hirudo medicinalis nennt Julian [ebd.] unter
    „Clinical Diagnosis, Respiratory System“ Tonsillitis;
    glandular fever (infectious mononucleosis)“ und
    führt 3 Quellen aus 1964 an: Raeside, Zinke und
    Hui-Bon-Hoa.

                              Empfehlungen aus der homöopathischen Literatur
           Verschiedene Autoren haben sich in therapeutischen Kompendien zur Mononukleose geäußert:

          Autor               Empfehlungen

          Hirte [2004]        bei akutem Verlauf: Bar-c, Chin-s, Hep, Kali-m, Lac-c, Lach, Lyc, Merc-i-f,
                              Merc-i-r, Merc, Merc-cy, Phyt, Sil
                              bei chronischem Verlauf: Bapt, Carbn-s, Carb-v, Carc, Chin, Cist, EBV-
                              Nosode, Gels, Nat-m, Ph-ac, Psor

          Droege [2005]       „nahezu alle homöopathischen Arzneimittel“, insbesondere die aus den
                              Rubriken für Tonsillitis und grippale Infekte; für chronische Folgen: Carc

          Friese [1998]       „Mittel der Wahl“ einzig Kalium iodatum D3

          Graf [2003]         wie bei anderen Tonsillitiden: Acon, Ail, Apis, Bapt, Bell, Calc, Dulc, Hep, Ign,
                              Lac-c, Lyc, Merc, Merc-c, Nit-ac, Nux-v, Phyt, Rhus-t, Sil, Sulf, Tub

          Schier [1941]       drei Mittel, welche „die Genesung beschleunigen können“: Ars-i, Bell, Sulf

6. Meine Erfahrungen in der Behandlung                           •   und/oder Nachweis eines erhöhten EBV-IgM
   der Mononukleose                                              •   und/oder Ausschluss einer Streptokokken-Anginga
                                                                     durch Schnelltest
Mein Vorgehen bei der Sammlung und Aufarbeitung
                                                                 bei jeweils typischer klinischer Symptomatik.
meiner klinischen Erfahrung mit der Behandlung von
Mononukleose war wie folgt: Retrospektiv habe ich alle           Es waren 28 Fälle. Nicht immer war der Verlauf
auffindbaren Dokumentationen der Mononukleose-                   geradlinig und zufrieden stellend. Schwierigkeiten in
Fälle meiner Praxis im Zeitraum von 1999 bis 2013                der Therapie waren unter anderem auf geringe
ausgewertet.                                                     Erfahrung, Behandlung durch mehrere Ärzte,
                                                                 Vorbehandlung mit Antibiotika und komplizierende
Kriterien waren
                                                                 Vorerkrankungen zurückzuführen. Diese Fallsammlung
• Nachweis einer Monozytose                                      ist veröffentlicht in der AHZ 2014.

                    Gerhard Bleul. Mononukleose – Aufarbeitung der klinischen Erfahrung mit Homöopathie.
                                    ICE 14. Köthen (Anhalt) 2014. www.wisshom.de. 2015.
16

FALLBEISPIELE                                                      Fall 14 (2007–2011) w13

                                                                   akute fieberhafte Tonsillitis, nur linksseitig, mit
Fall 1 (1999–2008) w14                                             einer schmerzhaften Aphthe über der linken
                                                                   Tonsille. Keine Wirkung des anfangs gegebenen
akute Mononukleose, vorbestehendes Symptom                         Rhus-t. C30. Jetzt beide Tonsillen gerötet,
bleibt unverändert                                                 Halslymphknoten bds. geschwollen, Leber und Milz
Vorbehandlung wegen Brennen der Harnröhre mit                      leicht druckschmerzhaft, Halsschmerz verstärkt
Lyc. C30 erfolglos. Schwellung, leichter Schmerz                   durch Salziges. Labor: Leukozyten 6.100,
und Verhärtung des rechten Kieferwinkel-                           Monozyten 10.9%, EBV IgG 47 U/ml, IgM > 160
Lymphknotens, Rachen o.p.B. EBV IgM pos.,                          U/ml. Eine Gabe Nat-m. C30. Rückmeldung nach
EBNA neg.                                                          3 Tagen: kein Fieber mehr, es geht besser, ihr sei
Kali-i. C30 (1x, nach 5 Tagen wiederholt).                         langweilig und sie wolle wieder in die Schule.
Halsbeschwerden nach wenigen Tagen
abgeklungen, Brennen der Harnröhre unverändert.
Merc-c. D30 (1x) beseitigt die restlichen                          Fall 27 (2013–2011) w14
Beschwerden.
                                                                   Schwellung der Mandeln, Temperatur gering
                                                                   erhöht, Bauch- und Kopfschmerzen. Es begann vor
                                                                   3 Tagen mit glasigen Augen, wenig Veränderung
Fall 2 (2001–2008) w47
                                                                   nach Belladonna. Sie ist jetzt schlapp, liegt nur,
                                                                   habe großen Kummer, die erste große Liebe,
chronische Müdigkeit, weitere Beschwerden
anderer Art                                                        reagiert mit Rückzug. Klinische Diagnose:
                                                                   Mononukleose. 1x Nat-m. C30. Nach 3 Tagen
Extreme Müdigkeit mit häufigem Einschlafen,                        vermehrt Schnupfen, am Nasensteg wund. Befund:
„wenn ich es mir leisten kann, am Wochenende“,                     beide Tonsillen und Rachen hochrot, Eiterpropf auf
seit einer fieberhaften Halsentzündung vor 8                       der linken Tonsille, starke Halslymphknoten-
Jahren ohne Labordiagnostik. Auch nach                             schwellung, Oberlidschwellung, Leber und Milz bei
Ausgleich eines Eisenmangels keine Änderung.                       Inspiration am Rippenbogen, druckschmerzhaft.
Vorbehandlung mit Bromum C200 (1x), worauf                         Labor: Leukozyten 7.000, Monozyten 9,7%, GOT
eine Ovarialzyste verschwand.                                      22 U/l, GPT 16 U/l, EBNA 29 E/ml, EBV IgG 283
Nach Carc. D200 (1x) Schlafbedürfnis deutlich                      E/ml, Cytomegalie IgM neg., damit laborchemisch
geringer. Nach ½ Jahr fieberhafter Infekt, der unter               zeitlich zurückliegende Mononukleose.
Rhus-t. D6 schnell abklang. Im Anschluss dieselbe                  Nach Gabe von Nit-ac. C30 schlecht geschlafen,
Mattigkeit wie im Vorjahr; Wiederholung von Carc.                  langsame Besserung, noch grünlicher Schnupfen
D200 (1x); nach 5 Tagen deutliche Besserung bis                    und muffiger Mundgeruch, weiter Rückzugs-
auf Hustenanfälle mit Atemnot, die auf Brom C30                    tendenz. Sep. C30 verändert nichts, Carc. C30
(1x) schnell verschwanden.                                         nach weiteren 3 Tagen bewirkt, dass sie direkt
                                                                   munter wird und zu einer Freundin gehen möchte;
                                                                   2 Tage später bekommt sie ihre Menarche und ist
Fall 3 (2004–2007) w14                                             "erwachsen geworden, auf Augenhöhe".

akute Mononukleose
ängstliche Grundhaltung, erfolglos Antibiotikum                Wahlanzeigende Symptome
Vorbehandlung mit Penicillin, darunter eher                    •     Oft waren dies nicht die krankheitsspezifischen,
schlimmer. Starker Husten, grünlicher Schnupfen,                     sondern individuelle Symptome
Angst, eine tödliche Krankheit zu haben. Labor:                      (Begleitsymptome, die mit der Mononukleose nicht
Monozyten 10,6%, EBV IgM
17

Die häufigsten Mittel                                            Wichtige Arzneimittel in der homöopathischen
                                                                 Literatur
Bestimmte Arzneimittel haben sich in der Gesamtschau
dieser Fälle besonders bewährt: Carc (7x), Lyc (2x),             [Autoren: Bahemann, Droege, Friese, Gawlik, Graf,
Merc (2x), Merc-c (2x), Nat-m (8x).                              Hirte, Julian, Köhler, Quilisch]
In Einzelfällen überzeugend waren: Bar-m (1x), Carb-             •   Polychreste mit besonderem Bezug zum inneren
an (1x), Echi (1x), Hep (1x), Kali-bi (1x), Kali-i (1x),             Hals (z. B. Lac-c, Lach, Lyc, Nit-ac, Phos, Sep)
Merc-i-f (1x), Merc-i-r (1x), Nit-ac (1x), Phyt (1x), Sep        •   Kalium-Salze (Kali-bi, Kali-br, Kali-i, Kali-m, Kali-s)
(1x). Für alle Mittel fand ich Bestätigungen in der
Literatur.                                                       •   Mercurius-Verbindungen (Merc, Merc-c, Merc-i-f,
                                                                     Merc-i-r)
Zwei Mittel waren vermutlich nicht für die Mono-                 •   einige „kleinere“ Mittel (Ail, Bapt, Bar-c, Cist, Echi,
nukleose, sondern allein für die behandelten Patienten               Hep, Ign, Phyt)
charakteristisch: Brom, Ph-ac.
                                                                 •   für die Behandlung der nachfolgenden Schwäche
Meist oder regelmäßig erfolglos war ich mit den                      insbesondere Nat-m und Carc.
folgenden Mitteln, die ich erinnere, aber nicht                  •   Die Angaben zu weiteren Nosoden (Psor., Tub-
systematisch aufgezeichnet habe: Bell, Acon, Phos.                   bov.) erscheinen nicht ausreichend begründet.

                             Mein Vorschlag zu einem Mittelpool Mononukleose

            Erkrankung                          Mittel

            Akute Mononukleose                  Carc, Echi, Hep, Ign, Kali-bi, Kali-br, Kali-i, Kali-m, Kali-s
                                                Lac-c, Lach, Lyc, Merc, Merc-c, Merc-i-f, Merc-i-r, Nat-m,
                                                Nit-ac, Phyt, Sep

            Schwäche nach                       Carc, EBV-Nosode, Nat-m
            Mononukleose

            für die Aufnahme in den             Ail, Ars-i, Bapt, Bar-c, Bar-m, Bell, Calc, Calen, Carbn-s,
            Mononukleose-Mittelpool zu          Carb-v, Chin,
            wenige bzw. keine Belege            Chin-s, Cist, Gels, Influ, Merc-cy, Mur-ac, Sil, Sulf, Toxo-g

Vorschläge für die Etablierung, Ergänzung                        Mehr Sicherheit bei der Herstellung klinischer Rubriken
und Korrektur klinischer Rubriken                                sowie bei Ergänzungen und Streichungen würde ein
                                                                 Peer Review bzw. eine Redaktion bieten. Eine
Bezüglich der Mononukleose erweisen sich nach                    Möglichkeit ist die Erstellung und das Führen einer
meiner Erfahrung die entsprechenden Rubriken der                 Liste von Experten, also Anwendern der Homöopathie
gängigen Repertorien als unzureichend. Kaum                      mit großer Erfahrung und/oder entsprechenden
bekannte Mittel haben es durch einen einzigen                    Publikationen, die dann jeweils aktuell Veränderungen
Quellenhinweis in die Rubrik geschafft, viele wichtige           solcher Rubriken kommentieren und im Konsens
Mittel, teilweise auch Polychreste, sind nicht in den            entscheiden sollten.
Rubriken zu finden.
                                                                 Vereinfacht wäre es auch denkbar, dass die
Klinische Rubriken – also therapeutische Hinweise für            entsprechende Rubrik-Überschrift Indizes erhält mit
die Behandlung festständiger Krankheiten – bringen               den befragten und zustimmenden Experten. Mit
besondere Probleme und Gefahren mit sich. Durch ein              eventuell noch geringerem Aufwand ließe sich analog
einziges Stichwort, den Krankheitsnamen, wird ein                eines Wiki ein Online-Beurteilungssystem etablieren, in
ganzes Syndrom bezeichnet. Wenig erfahrene                       dem jeder Interessierte (unter Namensnennung) die
Anwender werden verleitet, ohne genauere                         Einträge kommentiert. Die Zuverlässigkeit der Angaben
Absicherung eines der erwähnten Mittel anzuwenden.               und das Vertrauen der Nutzer könnte damit
Es muss also klar sein, dass                                     entscheidend gestärkt werden.

•   die Rubrik wirklich eine definierte Krankheit
    bezeichnet                                                   8. Aufgaben für die Forschung in der
•   die enthaltenen Mittel in mehreren Fällen, belegt               Homöopathie
    durch mehrere Autoren, bei der definierten                   Die Praxisforschung bezüglich spezifischer
    Krankheit erfolgreich waren.                                 Krankheiten hat folgende Aufgaben:
Eventuell wären Unterrubriken mit zusätzlicher                   •   Identifikation „festständiger“ (spezifischer)
Symptomatik hilfreich; im Fall von Mononukleose z. B.                Krankheiten
die folgenden:
                                                                 •   systematische Sammlung der Erfahrungen mit der
•   M. mit starker Schleimbildung                                    homöopathischen Behandlung dieser Krankheiten
•   M. mit Leberschmerzen und/oder -schwellung                   •   Beurteilung der Kasuistiken im Peer Review
•   M. mit Milzschmerzen und/oder -schwellung                    •   Publikation von Vorschlägen für Mittelpools solcher
                                                                     spezifischer Krankheiten

                    Gerhard Bleul. Mononukleose – Aufarbeitung der klinischen Erfahrung mit Homöopathie.
                                    ICE 14. Köthen (Anhalt) 2014. www.wisshom.de. 2015.
18

Literatur                                                             Zur Person
1. Bahemann A: Kalium bromatum bei infektiöser                        Gerhard Bleul
    Mononukleose. ZKH 2002; 46(6): 232–233.                           Arzt für Allgemeinmedizin, Homöopathie, Chirotherapie
2. Bleul G: Klinisches Stichwort – Mononukleose. AHZ
    2006(5); 251: 236–241.                                                                    Jahrgang 1954, Allgemeinarzt mit
                                                                                              Schwerpunkt Homöopathie, seit 1986
3. Bleul G. Mononukleose und ihre homöopathische                                              in eigener vertragsärztlicher Praxis.
    Therapie. AHZ 2014; 259 (1): 12–18.                                                       Qualitätszirkelmoderation seit 1993,
4. Droege H: Infektionskrankheiten; in: Geißler J, Quak T                                     Weiterbildungsermächtigung für
    (Hrsg.): Leitfaden Homöopathie. München: Urban &                                          Homöopathie seit 1997.
    Fischer; 2005.
                                                                                              Von 1997 bis 2003 2. Vorsitzender des
5. Friese KH: Homöopathie in der HNO-Heilkunde, 3. Aufl.                                      DZVhÄ. 2001 Mitgründer des
    Stuttgart: Hippokrates; 1998.                                                             Europäischen Instituts für
6. Gawlik W: Homöopathie und konventionelle Therapie, 3.                                      Homöopathie (InHom) und der
    Aufl. Stuttgart: Hippokrates; 1997.                                                       Homöopathie-Stiftung des DZVhÄ in
7. Graf F: Homöopathie und die Gesunderhaltung von                                            Köthen (Anhalt).
    Kindern und Jugendlichen. Ascheberg: Sprangsrade                  Gründungsmitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft für
    Verlag; 2003.                                                     Homöopathie (WissHom) und Sprecher der Sektion
8. Hahnemann S: Die chronischen Krankheiten, Band 1, 2.               „Weiterbildung, Fortbildung und Lehre“. Mitarbeit in den
    Aufl. Düsseldorf: J.E. Schaub; 1835.                              Arbeitsgruppen Lernziele und E-Learning.
9. Hahnemann, Samuel: Gesamte Arzneimittellehre – Alle                Seit 2002 Mitherausgeber der Allgemeinen Homöopathischen
    Arzneien Hahnemanns, Hrsg. von Lucae C und Wischner               Zeitung (AHZ). Herausgeber einer Lehrbuchreihe des DZVhÄ
    M, 3 Bände. Stuttgart: Haug Verlag; 2007.                         zur homöopathischen Weiterbildung und einer Sammlung
10. Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst, 6. Auflage,             verschiedener Methoden der „Homöopathischen Fallanalyse“.
                                                                      Leitung von Weiterbildungskursen, Fallseminaren und
    Paris 1842. Nachdruck Heidelberg: Haug Verlag; 1987–
    1995.                                                             Supervision für Homöopathie.
                                                                      Mitautor von Homöopathie-Ratgebern und Kompendien,
11. Hirte M: Infektiöse Mononukleose; in: Pfeiffer H, Drescher
    M, Hirte M (Hrsg.): Homöopathie in der Kinder- und                Veröffentlichung zahlreicher Zeitschriftenbeiträge, Leitung der
    Jugendmedizin. München: Urban & Fischer; 2004.                    A–F-Weiterbildungskurse in Wiesbaden, regelmäßige
                                                                      Ärzteseminare am eigenen Praxisstandort.
12. Julian OA: Materia Medica of New Homoeopathic
    Remedies. Beaconsfield: Beaconsfield Publishers; 1979             Kontakt
    (Original French edition 1971).                                   Mail: post@gerhard-bleul.de
13. Köhler G: Lehrbuch der Homöopathie, Band 2: Praktische            Web: www.gerhard-bleul.de
    Hinweise zur Arzneiwahl, 5. Auf. Stuttgart: Hippokrates;          Anschrift: Neukirchner Straße 9a, D–65510 Hünstetten
    2001.
14. Morrison R: Desktop Guide To Keynotes and Confirmation
    Symptoms. Albany: Hahnemann Clinic Publishing; 1993.
15. Quilisch W: Die Homöopathische Praxis – Ein Leitfaden,
    3. Auf. Stuttgart: Hippokrates; 1987.
16. Rebhandl E, Rabady S, Mader F (Hrsg.): EbM-Guidelines
    für Allgemeinmedizin. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag; 2006
17. Schroyens F (Hrsg.): Synthesis, 7. Aufl. Greifenberg:
    Hahnemann Institut, 1998.
18. Schroyens F (Hrsg.): Radar 10.5 für Windows. Gent:
    Archibel; 2006.
19. Seideneder A: Mitteldetails der homöopathischen
    Arzneimittel, 3 Bde., 2. Aufl. Ruppichteroth: Similimum;
    2000.
20. Thomas L: Labor und Diagnose, 8. Aufl., 2 Bde. Frankfurt:
    TH-Books, 2012.
21. Vermeulen F: Synoptische Materia Medica 2. Haarlem:
    Emryss bv Publishers; 1998.
22. Warkentin DK, Hourigan M (Hrsg.): ReferenceWorks Pro
    3.1.1.4. San Rafael: Kent Homeopathic Associates; 1992–
    2003.
23. Zandvoort Rv: Repertorium Universale, 2 Bände u.
    Zusatzband. Ruppichteroth: Similimum; 2005.

                     Gerhard Bleul. Mononukleose – Aufarbeitung der klinischen Erfahrung mit Homöopathie.
                                     ICE 14. Köthen (Anhalt) 2014. www.wisshom.de. 2015.
19

Christian Lucae (Baldham, D)

Behandlung der Streptokokken-Angina

Zusammenfassung                                                 Literaturauswahl
Die GAS-Tonsillopharyngitis (Gruppe A-Streptokokken)            Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie
stellt ein häufig vorkommendes Krankheitsbild nicht nur         e.V. (DGPI): DGPI Handbuch – Infektionen bei Kindern
in der pädiatrischen, sondern auch in der allgemein-            und Jugendlichen. 6. Auflage; Stuttgart: Thieme; 2013.
medizinischen und HNO-ärztlichen Praxis dar.
                                                                Frei H. Die homöopathische Behandlung der
Die konventionellen Therapieempfehlungen haben in               Tonsillopharyngitiden bei Kindern. Schweizerische
den letzten Jahren eine Wandlung erfahren: Galt das             Zeitschrift für Ganzheitsmedizin 2000; 12: 37−40.
Unterlassen einer antibiotischen Therapie bei nach-
gewiesener GAS-Tonsillopharyngitis bis vor kurzem               Hübner J, Jansson A: Scharlach-Alarm − Lassen Sie
noch als ärztlicher Kunstfehler, wird inzwischen von            sich nicht verrückt machen! pädiatrie hautnah 2012;
dem breiten Einsatz von Antibiotika abgeraten und eine          24: 428−431.
differenzierte Therapie empfohlen. Der aktuell                  Lucae C. Hals-, Nasen-, Ohrenerkrankungen. In: Pfeiffer
empfohlene Standard der Fachgesellschaften wurde                H, Drescher M, Hirte M (Hrsg.): Homöopathie in der
vor dem Hintergrund der Studienlage im Vortrag                  Kinder- und Jugendmedizin. 2., überarb. u. erw. Auflage.
diskutiert.                                                     München: Elsevier/Urban & Fischer; 2007, 399−429.
Für die homöopathische Behandlung ist die Kenntnis              Nusche M: Homöopathie oder Penicillin bei
des Erregers zweitrangig, da sie sich an den                    Mandelentzündung? Eine prospektive klinische Studie.
Phänomenen der Erkrankung mit den subjektiv vom                 Stuttgart: Hippokrates Verlag; 1998.
Patienten beschriebenen und bei der Untersuchung
objektiv festgestellten Symptomen orientiert. Die               Toepfner N, Berner R: Gruppe-A-Streptokokken-
Therapiemöglichkeiten mit homöopathischen Arzneien              Infektionen im Kindesalter. MoKi 2011; 8: 775−784.
wurden mit einem Blick in die homöopathische Literatur          Trichard M, Chaufferin G, Nicoloyannis N: Pharma-
und anhand von eigenen Kasuistiken akuter und                   coeconomic comparison between homeopathic and
chronisch-rezidivierender Verläufe dargestellt.                 antibiotic treatment strategies in recurrent acute
Der vollständige Vortrag ist in der Zeitschrift für             rhinopharyngitis in children. Homeopathy 2005; 94:
Klassische Homöopathie (ZKH) nachzulesen:                       3−9.
Lucae C: Behandlung der Streptokokken-Angina.                   Wächtler H, Chenot JF: Die Halsschmerz-Leitlinie der
ZKH 2015; 59 (1): 33–41. Online zu finden unter:                Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und
http://dx.doi.org//10.1055/s-0034-1395844                       Familienmedizin. HNO 2011; 59: 480−484.

_____________________________

Zur Person
Dr. med. Christian Lucae                                        Christian Lucae ist Autor zahlreicher Aufsätze, Bücher
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin                          und Patientenratgeber, darunter Arzneifindung in der
                                                                Homöopathie und Grundbegriffe der Homöopathie
                     Dr. med. Christian Lucae führt             (beide KVC Verlag), Die häufigsten Fragen an den
                     eine eigene Praxis mit Schwer-             Kinderarzt (Natur und Medizin e. V.), Mitautor des
                     punkt Homöopathie und Natur-               Kursbuch Homöopathie (Elsevier) und Homöopathie bei
                     heilver-fahren in Baldham bei              Heuschnupfen (Hippokrates Verlag).
                     München.
                                                                Gemeinsam mit Dr. med. Matthias Wischner hat er die
                     Er promovierte über das Thema              Gesamte Arzneimittellehre von Samuel Hahnemann
                     "Die Bestrebungen zur Institutio-          herausgegeben (Haug Verlag). Er ist Mitherausgeber
                     nalisierung der Homöopathie an             der Zeitschrift für Klassische Homöopathie und am
                     deutschsprachigen Universitäten            Internet-Blog www.informationen-zur-homoeopathie.de
                     von 1812 bis 1933".                        beteiligt.
Im Rahmen des Projekts Homöopathie in der Pädiatrie             Kontakt
der Karl und Veronica Carstens-Stiftung arbeitete er an         Website: www.lucae.net
verschiedenen Münchner Kinderkliniken, zuletzt am Dr.
von Haunerschen Kinderspital.

                                  Christian Lucae. Behandlung der Streptokokken-Angina.
                                  ICE 14. Köthen (Anhalt) 2014. www.wisshom.de. 2015.
Sie können auch lesen