Wander Das Tourismus- und Freizeitmagazin - Glarnerland Tourismus

Die Seite wird erstellt Bettina Stock
 
WEITER LESEN
Wander Das Tourismus- und Freizeitmagazin - Glarnerland Tourismus
AUSGABE 1, 2020

Das Tourismus- und Freizeitmagazin

Wander
Wander Das Tourismus- und Freizeitmagazin - Glarnerland Tourismus
BLICKFANG

            Adlerblick auf den Limmernsee von Juerg Hostettler

            Juerg Hostettler alias @aventouro hat mit seinem Bild
            hoch über dem Limmernsee im vergangenen Sommer
            einen Top-Shot auf Instagram gelandet.
            Wir laden Sie ein, Ihre Glarner Bilder auf Instagram
            mit #Glarnerland und #visitglarnerland oder @glarnerland-
            tourismus zu posten und uns via @glarnerland auf Facebook
            zu folgen.

 2
Wander Das Tourismus- und Freizeitmagazin - Glarnerland Tourismus
HERZLICH WILLKOMMEN

                                  Welche Bilder löst dieses Wortspiel bei Ihnen aus? Weckt es
                                  Erinnerungen an eine unvergessliche Wanderung mit Familie
                                  oder Freunden? Sind es die spannenden Erlebnisse aus Kin-
                                  dertagen? So oder so, Wandern wird einem im Glarnerland in
                                  die Wiege gelegt. Es gibt kaum eine Glarnerin oder einen Glar-
                                  ner, die noch nicht an den Oberblegisee bei Braunwald oder in
                                  Elm von Obererbs ins Ämpächli gewandert sind.
                                  Das Glarnerland ist bekannt für seine vielfältige Natur auf klei-
                                  nem Raum – und das direkt vor den Toren Zürichs. Dem teils
                                  fast mediterranen Klima am Ufer des Walensees auf 419 m ü.
                                  M. steht die Gletscherlandschaft des Tödis auf 3614 m ü. M.
                                  gegenüber. Eine alpine Arena, die Wanderfreunden eine Viel-
                                  zahl an Möglichkeiten bietet.

                                  Im vorliegenden neuen Tourismus- und Freizeitmagazin be-
                                  leuchten wir das Thema Wandern von verschiedenen Seiten.
                                  Es begleitet Sie vom ersten bis zum letzten Schritt, dabei wird
                                  Ihr Rucksack mit Inspiration und vielen praktischen Tipps für
                                  Ihre Ausflüge in die Glarner Bergwelt gefüllt. Die Möglichkei-
                                  ten, das Land Fridolins auf zwei Füssen zu entdecken, sind
                                  nahezu grenzenlos. Sei es auf einer leichten Wanderung oder
                                  auf einem abwechslungsreichen Themenweg mit Kind und
                                  Kegel, auf dem neuen Weitwanderweg Via Glaralpina oder auf
                                  weiteren hochalpinen Pfaden samt eindrücklichem Gletscher-
                                  erlebnis. Ich bin mir sicher: Da ist für alle etwas dabei.

                                  Dieses Magazin erscheint neu im Jahresrhythmus und so hat
                                  auch der Winter seinen festen Platz darin. Dieses Mal mit einer
                                  Reportage über das Winterwandern. Auf den pink markierten
1   Rucksack                      Wegen, inmitten der eindrucksvollen Kulisse der Glarner Ber-
Grundsätzlich ist Wandern         ge und der tief verschneiten Landschaft – ein spezieller Ge-
keine anspruchsvolle Angele-      nuss.
genheit: Schuhe binden,
Sonnenhut auf den Kopf und        Gerne nehmen wir Sie mit auf eine 365-Tage-Wanderung durch
los geht’s. Aber Herausforde-     unser Glarnerland und wünschen Ihnen viel Vergnügen beim
rungen gibt es immer, manch-      Lesen und Erkunden des Glarner Wanderlands.
mal bereits nach der ersten
Stunde: Durst, Hunger, eine
verschwitzte Stirn und müde       Fridolin Hösli, Geschäftsführer VISIT Glarnerland
Füsse. Vielleicht auch «Goofe,
wo chääred». Deshalb gilt:
Rucksack clever packen! Da
gehört Glarnerisches rein, weil
uns das jederzeit über den
Berg hilft.

                                                                                                                 3
Wander Das Tourismus- und Freizeitmagazin - Glarnerland Tourismus
WANDERPERLEN

Top 7 Wanderungen
Das Glarner Wanderwegnetz ist gross, über 1000 Kilometer Sommer-Wanderwege gibt es zu
entdecken. Da fällt die Wahl auf die schönsten Wanderungen nicht ganz leicht, doch wir
wagen uns daran und präsentieren sieben der beliebtesten Wanderungen im Glarnerland.

                    Rundwanderung Braun-
                     wald – Oberblegisee                                      Schabziger-Höhenweg
                                                                               Filzbach – Mullern
                      Der tiefblaue Oberblegisee zählt
                     zu den schönsten Bergseen in der                         Mit Wanderschuhen dem ältesten Marken-
                   Schweiz und versprüht viel Mystik                         produkt der Welt auf der Spur: Auf dem leich-
               wegen seines unerforschten Abflusses.                       ten Schabziger Höhenweg sind insgesamt zehn
               Wilde Bergbäche und eine wunderbare                     Informationstafeln verteilt, die über Geschichte,
               Alpenflora umrahmen dieses Natur­                  Produktion und Vermarktung des Zigers informieren.
               spektakel. Besonders beliebt ist dieser
               Ausflug bei Familien und Schulausflü-
               gen, weil er Wandern mit Picknicken,
               Sonnen und Baden vereint.                 Wanderung zum Muttsee
                                                         Eine spektakuläre Wanderung zum höchstgele-
                                                         genen Speicherbecken Europas, dessen Stau-
Aeugsten – Fessis Seeli                                  mauer mit 1050 Metern die längste der Schweiz
                                                         ist. Unterwegs gibt es viel Wild zu beobachten und
Diese wunderschöne mittel-                               die Muttseehütte SAC lädt zum Einkehren ein.
schwere Rundwanderung be-
ginnt oberhalb von Ennenda
bei der Bergstation der Aeugsten-
bahn. Nach einem Aufstieg über 700 Hö-                                         Höhenweg Obererbs – Ämpächli
henmeter erreicht man den ersten See
einer ganzen Seengruppe auf der Hoch­                                           Eine einfache, auch für Familien und Senio-
ebene mit wunderbarem Blick aufs Glar-                                         ren geeignete Wanderung. Unterwegs zeigen
ner Alpenpanorama.                                                           sich immer wieder herrliche Ausblicke auf die
                                                                          Tschingelhörner mit dem Martinsloch. Heimeli-
                                                                      ge Bergrestaurants locken zur gemütlichen Rast mit
                                                                      Nahrhaftem für Leib und Erfrischendem für die Seele.
                     Kärpfwanderung
                     Mettmen – Elm
                     (Wildmad)                                        Uferwanderung Klöntalersee /
                                                                      Plätz – Rhodannenberg
                  Eine mittelschwere Bergwanderung
               durch den Freiberg Kärpf, das älteste                  Zu den schönsten Tälern der Voralpen zählt das
               Wildschutzgebiet Europas, mit Gelegen-                     Klöntal, dessen sanfte Anmut inmitten einer
               heit zur Wildbeobachtung. Am höchs-                            bizarren Bergwelt neben Alpinisten vor
               ten Punkt der Wanderung eröffnet sich                            allem Künstler in den Bann gezogen
               ein herrliches Panorama zum Piz Sardo-                            hat. Sein Juwel ist der Klöntalersee,
               na und den Tschingelhörnern mit dem                               dessen oft spiegelglatte Oberfläche und
               berühmten Martinsloch.                                           das steil ansteigende Gebirgsmassiv
                                                                               ringsum Geist und Sinne verzaubern.

 4
Wander Das Tourismus- und Freizeitmagazin - Glarnerland Tourismus
ÜBERSICHT

                       06      Schlafen unter Sternen

                       13      Kultur und Sport

                       16      Mit Kindern in den Bergen

                       22      Feins vu da

                       27      Kultur und Genuss

                       28      Kräuterduft liegt in der Luft

                       33      Kultur und Geschenke

                       38      Besucherinfo

                       42      Heute und anä duäzis

                       48      Kultur und Musik

                       51      Kultur und Tradition                                                                                        2  Käse
                                                                                                                         Mindestens ein «Tschiele»
                       52      Wandern durch die Schneelandschaft
                                                                                                                     Glarner Alpkäse gehört in den
                                                                                                                         Rucksack eingepackt. Der
                                                                                                                     sättigt, und dank seiner Ome-
                       60      Glarnerland erleben                                                                        ga-3-Fettsäuren springen
                                                                                                                         Gross und Klein wie junge
                                                                                                                        Rehe über Stock und Stein.
                       66      Hesch gwüsst?                                                                          Vielleicht stammt der Käse ja
                                                                                                                      sogar von der Alp, auf der wir
                                                                                                                         gerade eine Rast einlegen.

           Titelbild   Herausgeber VISIT Glarnerland AG, Glarus, +41 (0)55 610 21 21 Redaktionsleitung Fredy Bühler Konzept,
        Wanderung      Gestaltung und Produktion Somedia Production AG, Zwinglistrasse 6, 8750 Glarus Redaktionelle Inhalte
Wildmad–Pleus Elm.     gem. Autoren-Storys Auflage 20 000 Exemplare Publireportagen VISIT Glarnerland AG, Kirchweg 82 A,
 Foto: Maya Rhyner     8750 Glarus, +41 (0)55 610 21 21

                                                                                                                                                 5
Wander Das Tourismus- und Freizeitmagazin - Glarnerland Tourismus
DRAUSSEN ZU HAUSE

 6
Wander Das Tourismus- und Freizeitmagazin - Glarnerland Tourismus
#VISITGLARNERLAND

Schlafen
unter Sternen
Meistens überkommt es Noël Laurent mitten unter der Woche – der
innere Drang, der Drang, rund um die Uhr draussen zu sein, «die Gerüche,
das Licht, die Geräusche – das alles vermisse ich so sehr, dass ich genau
weiss: Morgen übernachte ich wieder draussen in der Höhe.» Weit weg
von Lärm, Lichtsmog und Menschen.

TEXT UND BILDER Noël Laurent GetOutdoor GmbH, Jessica Wirth   BEARBEITUNG Maya Rhyner

                                                                                        7
Wander Das Tourismus- und Freizeitmagazin - Glarnerland Tourismus
DRAUSSEN ZU HAUSE

                      Noël Laurent aus Schwanden ist ein Out-         gens noch länger im Schatten «pfuusen»
                      door-Mensch. Durch und durch. Er ist            kann. «Sonnenauf- und Sonnenunter-
                      lieber draussen als drin, er ist lieber frei,   gänge geniesse ich am liebsten im
                      anstatt zwischen irgendwelchen Büro-            Herbst, da ist das Licht am speziellsten»,
                      oder «Budä»-Wänden zu sein. Noël ist            sagt er, bereits einen Rucksack aus dem
                      quasi draussen daheim. Im Glarnerland.          Regal im Keller holend, da und dort ein
                                                                      paar Handgriffe, und schwupp sind nütz-
                      Die Frage nach dem «Wo»                         liche Utensilien mit dabei. Die Frage
                      Ist einst der Entschluss gefasst, drehen        nach dem «Wo» bringt ihn oft in ein Di-
                      sich seine Gedanken hauptsächlich um            lemma. «Ich habe schon an unzähligen,
                      das «Wo». «Wo möchte ich hinwandern?            wunderschönen Orten übernachtet,
«Sonnenauf- und       Wo möchte ich erwachen? Das hängt na-           meistens unter freiem Himmel, manch-
                      türlich stark von der Jahreszeit ab», be-       mal unter dem Tarp und einige Male im
Sonnenuntergänge      schreibt er seine Vorgehensweise, da-           Schneebiwak. Ich verspüre jedoch nicht
                      heim in seinen vier Wänden in Schwan-           sonderlich viel Lust, ein solches Biwak
geniesse ich am       den. Jetzt im Januar – es liegt zwar wenig      zu graben. Deshalb tendiere ich eher
liebsten im Herbst,   Schnee und die Temperaturen sind für
                      seinen Geschmack viel zu hoch – hat er
                                                                      zum Tarp, eine leichte Plane, welche –
                                                                      mit ein wenig Fantasie – überall aufge-
da ist das Licht am   gerne frühmorgens schon Sonne. Sie              spannt werden kann.» Langsam, beim
                      wärmt und lässt ihn leichter aus dem            Packen, reift jeweils eine konkrete Idee
speziellsten.»        Schlafsack kriechen. Im Hochsommer              in ihm. Der Geschmack von Rauch, von
                      bevorzugt er Plätze, an denen er mor-           einem auf dem Feuer gekochten Essen

 8
Wander Das Tourismus- und Freizeitmagazin - Glarnerland Tourismus
«Ich bin ein Teil
unserer wunder­
schönen Natur,
mittendrin statt
nur dabei.»

kriecht in seine Gedanken. Jetzt weiss er:
Sein Ort wird irgendwo knapp über der
Baumgrenze an einem eher nach Osten
hin orientierten Hang sein. «Da finde ich
Holz und kann mir das Gewicht eines
Benzinkochers – welcher sehr zu emp-
fehlen ist, da er mich noch nirgendwo
auf der Welt im Stich gelassen hat – im
Rucksack sparen. Wildruhezonen und
Eidgenössische Wildschutzgebiete muss
ich meiden, da dort das Campieren, Zel-
ten und auch Biwakieren verboten ist»,
ergänzt er. «In den Regionen, in welchen
ich mich gedenke zu bewegen, muss ich
niemanden um Erlaubnis fragen», sagt
er noch. Wenn er aber mit Kindern oder
anderen Gästen in Talnähe auf Wiesen
oder an Waldrändern übernachtet, fragt
er immer den Bauer oder Landbesitzer.
«Das ist nichts weiter als anständig und
notwendig, damit wir dies auch in Zu-
kunft mit Gästen noch machen dürfen.»
Denn Noël Laurent und sein Kumpel
Rolf Bäbler bieten diese Abenteuer auch
anderen an.

Die Materialschlacht – oder mit so
wenig wie möglich auskommen
Glücklicherweise dürfe er von sich be-
haupten, schon sehr viel Erfahrung im
Packen seines Rucksacks zu haben.
Schlafsack, Matte und Biwaksack sind

                                             9
Wander Das Tourismus- und Freizeitmagazin - Glarnerland Tourismus
DRAUSSEN ZU HAUSE

rasch verstaut. Die Matte ist fast das Wichtigste: Sie   Mehl, Backpulver, Zucker und Honig ein.» Seine
soll leicht und robust, aber trotzdem recht dick und     treue, alte und «etwas verbrauchte» Bialetti-Kaffee­
komfortabel sein. «An Kleidung nehme ich nur das         maschine mit dem verschmolzenen Griff darf na-
Nötigste mit: ein Langarmshirt, eine fette Daunen-       türlich auch nicht fehlen. «Im Gegensatz zum Som-
jacke, Primaloft-Hosen, Socken, Halstuch, Kappe,         mer oder Herbst finde ich jetzt im Winter weder
Handschuhe und ein Fleece, um am Feuer zu kö-            essbare Pflanzen noch Pilze oder Beeren. Vor allem
cheln und zu ‹züüseln›. Stirnlampe, Pfanne, Feuer-       mit Heidelbeeren lässt sich sonst jedes Morgenes-
zeug, ein kleines Beil, Notapotheke und Lawinen-         sen versüssen.» Auch nach Silbermänteli oder Pfef-
schaufel vervollständigen mein Equipment.» Fast,         ferminze für Tee werde er im Schnee vergeblich
denn das Wichtigste kommt noch: das Essen! «Viele        suchen. Ein paar Tannenschösslinge oder Harz
Menschen haben das Gefühl, draussen k     ­ önne man     schmecke aber auch fantastisch. «Das Positive am
nur Pasta oder so langweiliges Fertigbeutel-Emul-        Schnee ist, dass ich mir bei der Planung keine Ge-
gatoren-Trekkerfood kochen. Kommt mal zu uns in          danken ums Wasser machen muss. Yin und Yang im
einen Kochkurs», sagt er schmunzelnd. Er versu-          realen Leben halt», sagt er.
che aber auch hier, im wahrsten Sinne des Wortes,
sich schlank zu halten. Zum Glück lässt sich so eini-    «Endlich kann ich los»
ges vakuumieren. «Bohnen sind super, sie brau-           Mit gepacktem Rucksack, knapp 15 Kilo schwer,
chen wenig Platz und geben viel her. Man kann sie        Bergschuhen und Stock zottelt er sodann los. Es ist
im Wasser wieder aufkochen und sie schmecken             frühlingshaft warm und soll über das ganze Wo-
wie frisch geerntet. Dazu nehme ich einige vorge-        chenende so bleiben. Vollmond soll heute auch
kochte Kartoffeln, eine Zwiebel, einen frisch geräu-     noch sein, das Tüpfelchen auf dem i. Schon bald
cherten Speck, Alpkäse und in Beutel abgefüllte          hat er die letzte Forststrasse hinter sich gelassen,
Gewürze mit. Fürs Morgenessen packe ich 500 g            vertraute, selten begangene Wege liegen vor ihm.

 10
Nach gut 1500 Höhenmetern hat er die         sen unters Tarp. Den Schlafsack lässt er    irgendwie doch nicht. Ich höre Tiere,
Waldgrenze erreicht, er hält Ausschau        noch in der Hülle, damit dieser vom Tau     nehme Gerüche wahr und bin ein Teil
nach einem geeigneten Platz und dür-         nicht feucht wird. Er zieht sich um,        unserer wunderschönen Natur, mitten-
rem Holz. Windgeschützt sollte sein Ge-      macht ein Feuer. Als Zündhilfe dient        drin statt nur dabei, wenn man so will.
mach sein und wenn möglich mit freier        ihm zuvor gesammeltes Harz, der beste       Klar gebe ich Sicherheit auf, gewinne
Sicht nach Osten. Ein grosser Stein          Zunder, den es gibt. Schon bald erfüllt     dafür scheinbar unendliche Freiheit
sticht ihm ins Auge. «Mit den Jahren, so     der Duft einer feinen Rösti mit Speck       und darf ein Teil des grossen Ganzen
glaube ich, habe ich so was wie eine In-     sein kleines Reich. Vollgefuttert und zu-   sein…»
tuition für gute Plätze entwickelt», er-     frieden sitzt er später am Feuer, hoch
zählt er. Vielleicht sei es aber jedes Mal   über dem Talboden und betrachtet den
auch nur pures Glück, meint er noch.         Mond, wie er rassig aufgeht und die
Egal, er ist dankbar für den wunderba-       weissen Hänge in sanftes Mondlicht
ren Platz. Unter dem Stein ist es trocken    tauchen lässt. Seine Gedanken, sagt er,
und schneefrei, daneben hat der Wind         schweifen zu all den Leuten im Tal und
ein perfektes Windloch für seinen            an die Fragen seiner Eltern und Mit-
Schlafplatz geformt. «Ich muss mich ein      menschen, ob er nie Angst und kalt ha-
wenig sputen, will ich doch vor dem          be so alleine im Dunkeln in den Bergen.
Eindunkeln mein Tarp spannen und             «Meine Antwort ist stets dieselbe: Na
Holz sammeln.» Das Tarp ist schnell ge-      klar, ich friere mir gerne den Allerwer-    «Mit den Jahren,
stellt, mit Schnee verschliesst er die       testen ab und sterbe leidenschaftlich
Stellen, an denen es nicht bis zum Bo-       gerne vor Angst. Nein, Spass beiseite.      so glaube ich, habe
den reicht, damit der Wind in der Nacht
nicht hindurch zieht. Holz findet er
                                             Kalt habe ich extrem selten und wenn,
                                             dann war ich immer selber schuld –
                                                                                         ich so was wie eine
ebenfalls schnell, da er sich mit Hoch-      sprich, schlechter Platz, wenig geges-      Intuition für gute
trotten schon einige dürre Tannen ein-       sen, etwas vergessen et cetera. Aber
geprägt hatte. Die Matte pustet er auf,      Angst habe ich keine. Vor wem oder was      Plätze entwickelt.»
stopft sie in den Biwaksack und legt die-    auch? Ich bin ja zum Glück alleine. Und

                                                                                                                            11
DRAUSSEN ZU HAUSE

Im Schoss der Glarner Berge
Die Sonne weckt Noël. Als Erstes nimmt
er den Feldstecher und sucht die Grate
nach Gämsen und anderen Tieren ab.
Ein Birkhahn – «er hat sich wahrschein-
lich in seiner Balzzeit vertan», sagt Noël
– krächzt unweit von ihm, zu Gesicht be-
kommt er ihn aber nicht. Er macht Feu-
er, «eine meiner absoluten Lieblingsbe-
schäftigungen, abgesehen vom Herum-
streunen im Wald». Aus dem Mehl und
den übrigen Zutaten backt er ein paar
Banouks, eine Art indianisches Brot,
welches ihm ein sehr guter Freund ein-
mal gezeigt hat. Schade, gibt’s keine
Heidelbeeren dazu, findet er. Dieses
Brot ist perfekt, wenn man draussen
unterwegs ist. «Man braucht nicht viel
Gewicht mitzuschleppen und es ist
trotzdem sehr nahrhaft. Darauf achte
ich sowieso immer. Das Essen muss
leicht, energiegeladen und vor allem
köstlich sein. Einen Salat mit hochzu-
schleppen, bringt nichts, er hat keine
Energie und braucht unnötig Platz.»
    Er baut sein Camp ab, verlässt diesen
Ort so, wie er ihn vorgefunden hat. Das
ist das Credo. «Niemals lasse ich Müll
zurück oder schände Bäume, Tiere oder
Pflanzen. Niemand soll merken, dass
ich hier war und eine wundervolle
Nacht verbringen durfte. Das ist Ehren-
sache», sagt Noël.
    Für ihn sind solche Erlebnisse essen-    Outdoor-Übernachtungen …
tiell, deshalb übernachtet er schon seit     … mit der Familie, Freunden oder alleine, Noël
Jahren praktisch täglich draussen und        Laurent und Rolf Bäbler machen es mit ihrer
geht dann frisch erholt zur Arbeit. «Es      GetOutdoor GmbH möglich. «Es gibt zahlreiche
wird mir immer wieder aufs Neue be-          coole Orte, welche bequem und ohne grosse
wusst, wie wunderschön und doch auch         Mühe zu erreichen sind – ideal, um mit dem
zerbrechlich unsere Natur, ja unser Le-      ‹Draussenpfuusen› zu beginnen», sagen Noël
ben ist. Für mich ist es nicht selbstver-    und Rolf. www.getoutdoorgmbh.ch.
ständlich, dass ich an einem so herrli-
chen Ort geboren wurde, gesund bin           Weitere Outdoor-Angebote und
und jeden Tag aufs Neue geniessen            Anbieter von Outdoor-Erlebnissen                 Noël Laurent
darf.» Diese Dinge seien ihm in der ver-     www.glarnerland.ch/outdoor
trauten Einsamkeit in der Höhe, «im
Schoss der Glarner Berge», immer ganz
besonders bewusst.

 12
KULTUR UND SPORT

Klettern für Anfänger                        Mit Muskelkraft über                        Mit dem E-Bike
und Cracks                                   Klausen und Pragel                          die Berge hoch
Neues Kletter-Video                          Ride the Alps – freie Fahrt für Velos       In Elm E-Bikes mieten

 «Feeling of Freedom: Klettern im Glar-      Unter dem Titel Ride The Alps werden        Das Holzchalet vis-à-vis der Talstation
nerland». Das neue Video zeigt die Schön-    zwischen Mai und September verschie-        der Sportbahnen ist die Mietstation für
heit, Action und Vielfältigkeit für Anfän-   dene Alpenpässe für den motorisierten       E-Bikes. Betrieben wird sie von Anja
ger und Fortgeschrittene, Familien und       Verkehr gesperrt, darunter der Klau-        Schneider und Martin Baumgartner in
Einzelpersonen. Es entsteht Lust auf den     senpass zwischen Linthal und Unter-         Kooperation mit Vreni Schneider Sport.
Klettersport.                                schächen. Nur auf der Glarnerseite ge-      Martin Baumgartner erklärt sein Enga-
Wer nicht nur zuschauen, sondern sel-        sperrt wird der Pragelpass, der das         gement mit folgenden Worten: «Nicht
ber klettern will, ist im Glarnerland gut    Klöntal mit dem Muotathal im Kanton         alle sind fit genug, um die Höhenmeter
bedient: Hier gibt es 45 Berggipfel, eine    Schwyz verbindet.                           zu den umliegenden Alpen allein aus
Vielzahl an Felswänden mit über 750             Damit sind die Strassen frei für Velo-   eigener Muskelkraft zu bewältigen.
eingerichteten Kletterrouten und meh-        fahrer in jeder Stärkeklasse. Ob schnell    E-Bikes machen das für jedermann
rere Hotspots für Boulder-Cracks. In         oder langsam, mit Muskelkraft oder          möglich.» Und weil E-Bikes im Trend
Braunwald hat es Klettersteige, auch         Elektropower, auf dem Tandem oder           seien, sei es auch für Elm höchste Zeit
solche für Kinder, wie der Hochseilgar-      mit Anhän ger: Ride the Alps bietet ein-    geworden, ein entsprechendes Angebot
ten auf dem Kerenzerberg. Fürs Winter-       malige autofreie Pass-Erlebnisse für al-    aufzubauen. Zusätzlich zur Vermietung
und Schlechtwettertraining gibts die         le Velofans.                                werden Bike- & Guide-Pauschalen ange-
beiden Boulder- und Kletterhallen in            Die Strecke über den Klausen kann        boten: Ein einheimischer Guide führt
Näfels und Filzbach. Wer Anleitung           von Linthal oder von Unterschächen          einen mit dem E-Bike an die schönsten
braucht, bucht einen Einsteigerkurs bei      her in Angriff genommen werden. Sie         Aussichtspunkte.
einer der Alpin- und Kletterschulen.         ist 35 Kilometer lang; von Unterschä-           Die E-Bikes können bequem über
   Klettern und Bouldern, indoor und         chen werden bei einer duchschnittli-        die Webseite der Mietstation reserviert
outdoor: Das liegt im Glarnerland auch       chen Steigung von 6,1% insgesamt 957        werden. Neben den herkömmlichen
geografisch ganz nah. Beste Vorausset-       Höhenmeter überwunden, von Linthal          E-Bike-Touren in der Ferienregion Elm
zungen, bei jeder Wetterlage diesem          beträgt die durchschnittliche Steigung      können die teilweise langen Wanderun-
Sport zu frönen oder unter fachkundi-        5,8%. und 1286 Höhenmeter. Die Pass-        gen in die Täler wie Mülibach-, Krauch-
ger Anleitung erste Klettergriffe zu ma-     höhe liegt 1948 Meter über Meer.            tal oder auf die Alp Ramin verkürzt wer-
chen, um dabei selber zu erleben, wie-                                                   den. So entstehen neue kombinierte
viel Spass Klettern machen kann.             Klausen: 26. September 2020,                Wander- und Biketouren.
                                             Pragel: 27. September 2020
www.glarnerland.ch/klettern                                                              www.vrenischneidersport.ch
                                             www.ridethealps.ch

                                                                                                                             13
MÄRCHENHAFT

                                                                                                      Traumhafte Aussicht mit

Wander- und Wunderland                                                                                traumhaften Erlebnissen.

für die ganze Familie
Erleben Sie eine wunderbare Märchenwelt vor imposanter Bergkulisse.
An schönster Aussichtslage thront das «Märchenhotel» auf der Sonnen-
terrasse Braunwald. Das mehrfach ausgezeichnete Haus gilt als eines der
besten Familienhotels der Schweiz. Nebst Genuss und Erholung bietet es
viele spannende Familienerlebnisse.

TEXT Andreas Ruflin   BILD Maya Rhyner

Braunwald ist idealer Ausgangspunkt         sige Märlibaum (entworfen vom Euro-         Fasziniert sind die Kleinen von den Ha-
für schöne Panorama-Wanderungen.            pa-Park Rust) in die Höhe. Im Stamm         sen, die ihr eigenes Schloss bewohnen,
Und was gibt es Schöneres, als einen        führt eine Wendeltreppe ins schweben-       der Hühnervilla, dem Aquarium-Lift,
Wandertag mit einem Aufenthalt im           de Vogelnest, zum Bartli Casino, zu den     oder sie erkunden zusammen mit den
«Märchenhotel» zu kombinieren? Das          Spieltischen oder den Märlitelefonen.       Lamas die Umgebung. Die täglich zwölf
Bergpanorama lässt sich in der Abend-       Und es gibt ein begehbares Puppenhaus.      Stunden durchgehende Kinderbetreu-
sonne aus dem 34 Grad warmen Aussen-           Nach einem aufregenden Tag schlafen      ung ist in der Übernachtung inbegriffen
pool bewundern. Die Sprudel-Liege lo-      alle wunderbar. Am nächsten Morgen           und gibt den Eltern die Möglichkeit, vom
ckert die müden Beine.                     ­geniesst die Familie ein üppiges Früh-      Wellness-Angebot zu profitieren.
   So gestärkt tauchen Gross und Klein     stücksbuffet. Die Aussicht auf die Glarner
in eine Märchenwelt ein. Die Erwachse-     Alpen lockt zum nächsten Erlebnis. Fa-
nen lassen sich von der Weindegusta-       milien, die hoch hinaus wollen, nehmen
tion und dem Abendessen verzaubern,        den Klettersteig in Angriff, der auch für
unterdessen erzählen die Märchenfee        unerfahrene Kletterer etwas bietet. Et-
und der Märchenonkel den Kindern           was gemächlicher ist ein Spaziergang auf
spannende Geschichten. Das Kinder-         dem Zwerg-Bartli-Erlebnisweg.
abendessen im «Saal für Könige» ist            Macht das Wetter einen Strich durch                Märchenhotel ****
dank der Lokomotive Emma ein unver-        die Rechnung, bietet das Märlihotel viel               Dorfstrasse 24, CH-8784 Braunwald
gessliches Erlebnis. Das neu gestaltete    Abwechslung. Die Kinder vergnügen                      Telefon +41 (0)55 653 71 71
Märliland lädt die Kinder auf Entde-       sich auf dem Abenteuerparcours im Pool                 info@maerchenhotel.ch
ckungstour ein. Mittendrin ragt der rie-   oder sausen die Wasserrutsche hinunter.                www.maerchenhotel.ch

 14
KULTUR UND SPIELE

Geissbock Charly                              Memory «Glarner-                           Klapperlapapp
im Freiberg Kärpf                             tüütsch–Hochdeutsch»                       in Braunwald
Duftbuch für Kinder ab 4 Jahren               Es Spiil für Chlii und Gross               Am 18. und 19. Juli 2020

Ein dunkler Schatten versetzt die Tiere       Si gchöred «Landsgmei», «Schabziger»,      Braunwald ist bekannt für seine Mär-
des Wildschutzgebiets Freiberg Kärpf in       «Öpfelbeggeli» und «Schiirännfareri        chenwelt. Passend dazu wird die Son-
Angst und Schrecken. Zum Glück finden         Vreni Schneider». Was chunnt Ine da        nenterrasse am Wochenende vom 18.
Geissbock Charly und Maulwurf Max he-         gad zeerscht i Sinn? Richtig – si alli     und 19. Juli einmal mehr zur Bühne des
raus, wer dahintersteckt: Es ist der mäch-    chänd ussem Glarnerland. Das isch es       Märchen- und Geschichtenspektakels.
tige Steinadler! Vergeblich versucht der      Tal, wo prezis zwüsched dr Zäntral- und    Unter freiem Himmel geben die be-
mutige Geissbock, den Adler zur Ver-          dr Oschtschwiiz liit. Sini mächtige Bärg   kanntesten      Märchenerzähler       der
nunft zu bringen. Nur dank einer gehöri-      gchöred zum UNESCO-Wälterb. Und            Schweiz Geschichten aus ihrem Reper-
gen Portion Baldrian gelingt es ihm, den      zwüsched de hööche Bärge und de viile      toire zum Besten. Als Stargast beehrt
Adler zu beruhigen. Als der benommene         Alpe reded d Lüüt e psunderi Mundart.      Peach Weber die Bühne des Klapperla-
Vogel kurz darauf in einen Bergsee stürzt,    Es isch ke Gheimspraach, nei, aber         papps am Sonntag, 19. Juli 2020, in
bittet Charly die Fische um Unterstüt-        wänn zwii Hiesigi mitenand reded, chas     Braunwald. Ganz besonders freuen wir
zung. Beeindruckt von so viel Hilfsbe-        schu sii, as e «Schamauch» nüd gad gar     uns, dass wir unter den Märchenerzäh-
reitschaft, realisiert der gerettete Adler,   alls verstaat.                             lerinnen auch zwei bekannte einheimi-
dass man mit gegenseitigem Respekt               I dem Fall hilft ds Memory-Spiil        sche Gesichter begrüssen dürfen: Marg-
mehr erreichen kann als mit Gewalt.           «Glarnertüütsch – Hochdeutsch» wiiter.     rit Gnos und Beatrix Künzli geben dem
   In dieser spannenden Geschichte            24 typischi Glarner Uusdrügg cha mä uf     Anlass hoch über dem Alltag den ein-
kann man durch Reiben auf der Buch-           luschtigi und spilerischi Art känneler-    maligen Glarner Charme.
seite folgende Düfte riechen: Gras, Bal-      ne. Wer das Spiil «allpott» macht, der         Alle vier Naturbühnen in Braunwald
drian, Brombeere, Arve, Steinbock,            füült sich bi sim neechschte Bsuech im     sind mit dem Kinderwagen erreichbar
Fisch und Tanne.                              Glarnerland gad schu echlä heimisch.       und so aufgestellt, dass diese auf einem
   Vom Geissbock Charly gibt es vier             Das Spiil isch us bedruggtem Karton     Rundweg nacheinander besucht wer-
weitere Geschichten. Der erste Band           und für Chind vu achti und Erwachsnigi     den können. Bei Regenwetter sorgt eine
«Der stinkende Geissbock» ist in Eng-         bis nüünenünzgi.                           Schlechtwetteralternative für das Pro-
lisch, Italienisch, Französisch, Spa-                                                    gramm im Trockenen. Klapperlapapp
nisch und auf Glarnertüütsch erhält-                                                     findet übrigens auch im Jahr 2021 statt.
lich.                                         Mä chunnts im Glarussell a dr
                                              Bahnhofstrass 23 z Glaris über.
www.duftbuch.ch                               Oder im Internet under                     www.klapperlapapp.ch
ISBN-13: 978-3855462988                       www.glarussell.ch

                                                                                                                              15
FAMILIENEINBLICKE

Mit Kindern in den
Bergen – die Top 6
Tipps der Angelones
Familie Angelone ist gerne aktiv. Alles begann vor Jahren mit einer Tour
von der Fridolinshütte zur Claridenhütte, die in einer Wanderung zur
Planurahütte gipfeln sollte. Das damals kinderlose Paar ahnte jedoch
nicht, dass diese Bergtour für lange Zeit die letzte sein sollte. «Mit Kindern
entdeckten wir das Glarnerland neu», sagt Mama Rita Angelone. Lesen
Sie ihre persönlichen Wandertipps für Familien mit Kindern.

TEXT Rita Angelone   BILDER Rita Angelone, Maya Rhyner

Als frischgebackene Eltern reduzierte sich unser         verträumt im Zickzack herum als schnurstracks
Bewegungsradius schlagartig. Rasch stellten wir          auf ein Ziel zu. Sie schauen nur auf den Boden
fest: Weniger ist mehr, und Wandern muss nicht           und entdecken dabei Steine, Gräser und Tierchen
zwingend in die Höhe gehen. Aus Bergtouren               am Wegrand. Deshalb schicken wir voraus: Bei
wurden Spaziergänge mit dem Kinderwagen –                den zeitlichen Angaben zu den beschriebenen
meist von meinem Heimatort Schwanden aus,                Wanderungen haben wir stets doppelt so viel Zeit
dem flachen Industrieweg Richtung Linthal ent-           gerechnet.
lang.
   Kinder wachsen schnell und fallen bekannt-            1. Auf Spurensuche – der Zwerg-Bartli-Erlebnisweg
lich nicht weit vom Stamm. Aufgrund des Bewe-            Braunwald
gungsdrangs unserer Jungs gehörten gemütliche            Unsere erste Familienwanderung führte uns nach
Spaziergänge bald einmal der Vergangenheit an.           Braunwald. Unsere Mission: Zwerg Bartli finden.
Nach dem Wanderentzug war endlich wieder Ac-             Der kleine Zwerg war jahrelang mit seinen Abenteu-
tion angesagt. Einfach anders, denn: Kinder sind         ern, die wir den Buben als Gute-Nacht-Geschichte
wahre Entschleunigungsprofis. Sie laufen lieber          vorlasen, im Kinderzimmer präsent. Leider haben

 16
17
FAMILIENEINBLICKE

Auf dem Spieleweg trifft
man viele Familien.

                           ihn unsere Buben dann weder im Zwer-      2. Der Weg ist das Ziel – der Spiele-
                           genschloss noch in Tidis Hüsli zu Ge-     und Erlebnisweg Glarnerland
                           sicht bekommen. Dank den vielen Na-       Auf dem Weg zu unseren vielen Aben-
                           turspektakeln auf dem Erlebnisweg und     teuern im Glarner Hinterland sind wir
                           einer gegrillten Cervelat an der Feuer-   eines Tages auf den Spiele- und Erleb-
                           stelle kamen sie jedoch problemlos über   nisweg gestossen. Mit einem Entde-
                           ihre Enttäuschung hinweg. Und ganz am     ckerset ausgestattet, haben wir uns ent-
                           Schluss sahen wir ihn dann doch noch:     lang der Linth auf eine Entdeckungsrei-
                           Auf der Talfahrt mit der Standseilbahn    se über zehn Stationen gemacht. Immer
                           erspähten wir ihn am Waldrand.            mit dabei: Eichi, das Spielweg-Maskott-
                           • leicht, 8,3 km, 3,5 h, Feuerstellen    chen. Der Weg ist ein tolles Ausflugsziel,
Weniger ist mehr           • sehr schön und sehr beliebt            das man mit einer Zugfahrt Zürich–Lin-
und Wandern muss           • aufgrund der Länge nicht für Klein­
                              kinder geeignet
                                                                     thal oder gleich mit einem Abstecher
                                                                     nach Braunwald verbinden kann.
nicht zwingend in          • die Stationen Rindenhüttli, Zwergen-   • leicht, 6 km, 3 h, kinderwagentauglich,
                              turm und Musiktruhe sind mit dem          Picknickplätze und Grillstellen
die Höhe gehen.               Kinderwagen erreichbar.                • sehr schön und lehrreich
                           • www.braunwald.ch                       • www.spieleunderlebnisweg.ch

 18
Auch im Winter
immer unterwegs:
                     Das Wandern wird
Familie Angelones.   für Kinder sofort
                     spannender, wenn
                     darum herum eine
                     Geschichte existiert.

                     3. Die Fantasiewelt der Kinder –
                     Zirkus Mugg
                     Auf unseren Zugfahrten zwischen Zü-
                     rich und Linthal ist uns stets der legendä-
                     re Zirkus Mugg, der in Betschwanden am
                     Industrieweg liegt, in die Augen gesto-
                     chen. Unsere Buben waren fasziniert
                     von dieser Zirkusstadt, die sie aus dem
                     Zugfenster bestaunten. Den familiären
                     Zirkus, wo Kinder und Erwachsene wie
                     echte Artisten trainieren, konnten wir
                     leider nie besuchen. Auch ergab sich für
                     unsere Buben nie die Gelegenheit, an
                     einem der Kinderzirkuslager teilzuneh-
                     men und in einem Zirkuswagen zu über-
                     nachten. Doch die Zirkusstadt war bei
                     verschiedenen Events ein Wegbegleiter.
                     • lohnenswerter Wanderabstecher vom
                        Industrieweg, und vielleicht wandert
                        manch kleiner Wanderer auch in die
                        Zirkusmanege
                     • Kinderzirkuslager vom 19. bis 31. Juli
                        2020, www.mugg.ch

                      4. Spielerisch lernen – der Riesenwald
                     in Elm
                     Das Wandern wird für Kinder spannen-
                     der, wenn darum herum eine Geschich-
                     te existiert. Deshalb lieben Kinder The-
                     menwege. Unterwegs auf dem Riesen-

                                                            19
FAMILIENEINBLICKE

                                                                                       Kinder sind wahre
                                                                                       Entschleunigungs-
waldweg haben die Geschichten, die         säge erschaffenen Tier- und Fabelskulp-
wir unseren Buben rund ums Martins-        turen aus Holz haben seine Neugier ge-      profis. Sie laufen
loch erzählt haben, dank dem sagen-        weckt und auch den Rest der Familie auf
umwobenen Riesen Martin ein Gesicht        diese Rundwanderung im versteckten          lieber verträumt im
bekommen. Über 17 Stationen mach-
ten sie als kleine Naturforscher klet-
                                           Glarner Hochtäli gluschtig gemacht.
                                           • Teils etwas steil und anspruchsvoll, 5
                                                                                       Zickzack herum als
ternd, balancierend oder musizierend         km, 2 h, Picknickplätze, Feuerstellen,    schnurstracks auf
lehrreiche Beobachtungen und erfuh-          Restaurant
ren dabei vieles rund um die beeindru-     • lehrreich, mit schönem Spielplatz         ein Ziel zu.
ckende Bergwelt des UNESCO-Welt-           • www.niederurnertaeli.ch
erbes Tektonikarena Sardona.
• Leicht, 2,5 km, 1,5 h, kinderwagen-      6. Herzstück in jeder Hinsicht –
  tauglich, Picknickplätze, Grillstellen   Mettmen Alp
  und Restaurant                           Unsere Jungs hegen nun den Wunsch,
• sehr schön und lehrreich                 eine «richtige» Bergtour zu unterneh-
• www.riesenwald.ch                        men. Mit Übernachtung in einer SAC-
                                           Hütte. Der Kreislauf schliesst sich: Für
Unterdessen sind unsere Jungs gross        unser erstes gemeinsames Hüttenaben-
und ihre Wanderlust hat, allen Unken-      teuer werden wir Eltern mit unseren
rufen zum Trotz, an nichts eingebüsst.     Jungs an genau jenen Punkt zurückkeh-
Der Funken ist definitiv übergesprun-      ren, wo vor Jahren unsere eigene Glar-
gen, und endlich können wir die nächs-     ner Bergliebe ihren Anfang genommen
ten Abenteuer auf unserer Familien-Bu-     hat: auf die Mettmen Alp. Von hier aus
cketlist gemeinsam angehen.                sind wir frisch verliebt und voller Zu-
                                           kunftspläne erstmals gemeinsam Rich-
5. Tiere und Fabelwesen – der              tung Leglerhütte marschiert. Die Mett-
Skulpturenweg im Niederurner Täli          men Alp ist das Herzstück des Freibergs
Wir sind grosse Tierliebhaber. Insbe-      Kärpf, dem ältesten Wildschutzgebiet
sondere der Jüngere, der stets mit sei-    Europas, und ist mit Bus und Luftseil-
ner Fotokamera unterwegs ist, fotogra-     bahn ab meinem Heimatort Schwanden
fiert gerne Tiere. Auf dem Skulpturen-     erreichbar. Für unsere Familie kann es       Heimwehglarnerin
weg im Niederurner Täli konnte er zwar     keinen passenderen Herzensort geben,         Rita Angelone ist in Schwanden
keine echten, dafür aber umso einzig-      um den Grundstein für «grössere» Berg-       geboren und aufgewachsen.
artigere Exemplare entdecken. Die über     touren zu legen.                             Heute lebt sie als Heimwehglarnerin
vierzig verschiedenen, mit einer Motor-    • leicht, 2,5 Stunden                        mit ihrem Mann und den 12- und
                                           • www.mettmen-alp.ch                         14-jährigen Söhnen in Zürich. Rita
                                                                                        Angelone betreibt den schweizweit
                                           Unser Glarnerland im Winter                  erfolgreichen Familienblog
                                           Auch wenn der nächste Winter noch weit       «Die Angelones»
                                           weg ist: Wir freuen uns jetzt schon da-      www.dieangelones.ch.
                                           rauf. In dieser neuen Familienphase ste-
                                           hen uns Tür und Tor offen für die ver-
3   Salami                                 schiedensten Winteraktivitäten: Winter-
Zum Glarner Alpkäse passt                  wanderungen, Schneeschuhtouren oder
echter Glarner Chämisalami,                vielleicht auch Eisfischen. Wie ich meine
die traditionsreiche Speziali-             drei Männer kenne, wird bei uns eine be-
tät in ihrer schwarzen Haut                sondere Form der Fortbewegung die un-
und dem unverwechselbaren                  bestrittene Nummer eins aller Win-
Rauchgeschmack. Also, rein                 ter-Aktivitäten bleiben: das Skifahren.
damit in den Rucksack.                     Sei es tageweise in Elm oder wie in den
                                           vergangenen zehn Jahren als traditionel-
                                           le Familien-Skiferien in Braunwald.

 20
21
ERFRISCHEND

ELMER Citro mit allen
Sinnen erleben
Woher kommt das ELMER Citro und wie kommt es in die Flaschen? Bei
den Mineralquellen Elm folgt man dem Wasser, von der Quelle bis zur
Abfüllanlage, und erfährt so viel Spannendes über das traditionsreiche
Mineralwasser. Ein Erlebnis für Gross und Klein.

TEXT RAMSEIER Suisse AG, Stephanie Waller   BILDER zvg

Die Entdeckungsreise beginnt beim                   Fünf Wissenstafeln entlang des We-      tikale Tische und Bänke zum Verweilen
Spielplatz am Dorfrand von Elm. Hier             ges erzählen die Geschichte des ELMER      und Picknicken ein. Kurz vor dem Ende
startet und endet der ELMER Citro Quel-          Citros und dessen Quellen, dabei lernt     des Weges gibt es das Highlight: der EL-
lenweg, eine leichte Rundwanderung.              man auch einiges über das Wasser allge-    MER Citro Brunnen! Er ist prallvoll mit
Die Anreise ist bequem mit öffentlichen          mein. So werden beim Quellenhüttli die     ELMER Citro Flaschen und wird täglich
Verkehrsmitteln möglich: mit dem Zug             Kinder auf Quellensuche geschickt:         aufgefüllt.
bis Bahnhof Schwanden, danach mit                Wer findet alle fünf «alten» Quellen?
dem Bus bis Elm. Wer mit dem Auto                Und wer ist dabei am schnellsten? Und      Quellenerlebnis
nach Elm fährt, findet beim Gemeinde-            weil viel Bewegung hungrig macht, gibt     Nach der Rundwanderung lohnt sich
zentrum Parkplätze. Der Quellenweg ist           es beim grossen Spielplatz eine Feuer-     ein Besuch in der Produktionsstätte, wo
mit offiziellen weissen Wegweisern für           stelle zum Grillieren.                     man das Quellenerlebnis mit allen Sin-
Themenwege beschildert; für Kinder-                 Etwa in der Hälfte des Rundweges        nen erleben kann. Während des Ab-
wagen ist er jedoch nicht geeignet.              steht das Quellenhüttli. Hier laden rus-   stiegs in den Quellenraum kann man

                                                                                                                  Umrahmt von den
                                                                                                                  Glarner Bergen
                                                                                                                  steht die Mineral-
                                                                                                                  quelle seit 1892 in
                                                                                                                  Elm.

 22
Wanderung
      entlang des
            Sernf.

                                                                                      Platz zum Spielen
                                                                                         und Grillieren.

                                                                                                                Interaktionspult
                                                                                                                mit Blick auf die
                                                                                                                   Abfüllanlage.

                                                                                      Wohlverdiente
                                                                                      Erfrischung beim
                                                                                      ELMER Citro
                                                                                      Brunnen.

die Felsen berühren, man hört die Was-    kennen. Von der Galerie aus erhält man
sertropfen und erfährt, wie Regen und     einen ausgezeichneten Blick auf die Ab-
geschmolzener Schnee durch die Schie-     füllanlage, die übrigens im Jahr 2017
ferschichten der Glarner Berge fliessen   komplett modernisiert wurde.
und nach acht Jahren als reines Mine-        Ein grosses Steuerpult bietet interak-
ralwasser aus der Quelle sprudeln.        tive Möglichkeiten, um alles über die                 Mineralquellen Elm
   Im Elmer Markenraum sorgen Vogel-      einzelnen Arbeitsschritte in der PET-                 Wiese, CH-8767 Elm
gezwitscher, Wasserrauschen und ein       und der Glas-Linie zu erfahren. Spiele-               Telefon +41 (0)58 434 44 00
grossartiges Panorama der Elmer Berg-     risch lernt man so, welche Maschine                   info@ramseier.ch
welt für eindrückliche Stimmung. Hier     welche Aufgaben erfüllt und wo sie in-                www.elmercitro.ch
erfahren die Besucher, wie sich ELMER     nerhalb der ganzen Anlage steht. Auf
im Laufe seiner über 90-jährigen Ge-      einem illustrierten Zeitstrahl wird ge-
schichte präsentiert hat und lernen die   zeigt, wie sich die Marke ELMER Citro
Geheimtipps der Tourismusregion Elm       über die Jahrzehnte entwickelt hat.

                                                                                                                              23
GENUSSVOLL

Wandern ist des Müllers Lust –
auf dem Weg zur Glarner Alpenbutter
Seit 1920 produziert die Café-Konditorei Müller AG im Glarnerland
hochstehende Produkte in aufwendiger Handarbeit. Die vierte Genera-
tion, bekannt als Müller FIVE, kreiert nicht nur Köstlichkeiten. Die fünf
Brüder sind auch gerne in den Bergen und kennen die Gelüste, die einen
überfallen können – vor oder nach einer Wanderung.

TEXT Simon Müller BILDER Simon Müller, Daniel Laupper, Sepp Müller, PhotoFrank

Im Glarnerland lohnt es sich, früh auf-         Müller in Näfels. Dort serviert das Per-      Nach dem Frühstück kann es losge-
zustehen, erst recht, wenn eine Wan-            sonal Köstlichkeiten, die aus regional     hen. Die Müller FIVE empfehlen den
derung auf dem Programm steht. Auf-             produzierter Milch, Butter und Eiern       Weg Richtung Obersee, zuerst vorbei
wachen inmitten der Glarner Bergwelt            gefertigt und mit exotischen Schoko­       am Freulerpalast, danach den Wald hin-
ist ein unvergessliches Erlebnis: Die           laden und überraschenden Aufstri-          auf zur «Ebnet», bis man schliesslich
Vögel zwitschern, die Sonne lässt die           chen kombiniert werden. Dabei legen        am Obersee ankommt. Den See kann
Bergspitzen leuchten und die frische            die Müller FIVE grossen Wert auf           man auch bequem mit dem Auto oder
Luft motiviert zum Wandern. Um sich             erstklassige Qualität der Rohstoffe,
                                                ­                                          sportlich mit dem Bike über die Berg­
dafür zu stärken, ist ein herzhafter            auf sorgfältige Handarbeit und sie         strasse erreichen. Oben angekommen,
Brunch der perfekte Start. Zum Bei-             pflegen die typisch glarnerische Gast-     bietet sich ein Rundgang um den klei-
spiel auf der Gartenterrasse des Café           freundschaft.                              nen Bergsee an; das ist für Familien ein

                                                                                                                 Seeumrundung
                                                                                                                 Obersee mit
                                                                                                                 wechselndem
                                                                                                                 Bergpanorama.

 24
Die bekannteste
    Glarnerin – die
   Glarner Pastete                                                                                           Handgerollte Crois-
     des Familien-                                                                                         sants mit Alpenbutter
   unternehmens.                                                                                            aus dem Oberseetal.

                                                                                                               Die fünf Gebrüder
                                                                                                               Müller kreieren
                                                                                                               Lebensfreude.

kurzweiliger Spaziergang. Das Obersee-     kurze Lieferwege, nachhaltige Produk-        satzschlaufe zum Plattenkreuz. Von dort
tal ist umgeben von Bergen, die sich im    tion sowie die Haltung der Tiere wichti-     oben geniesst man eine tolle Aussicht.
See spiegeln und so bei jedem Schritt      ge Merkmale für die Auswahl ihrer Lie-       Den erlebnisreichen Tag lässt man am
ein neues Bild auf die Wasseroberfläche    feranten und Rohstoffe. An einem war-        Besten im Café Müller mit einer selbst
zaubern. Für eine längere Wanderung        men Sommertag lädt die an die Alp an-        gemachten Glace ausklingen.
empfehlen die Müller FIVE, entweder        grenzende Bergbadi «Stafel» zum ge-
den Rautispitz (2283 m) zu besteigen       mütlichen Verweilen inmitten der Na-
oder Richtung Längenegg (1818 m) ins       tur ein. Ein Cervelat vom Grill, dazu fri-
Klöntal zu wandern oder zu biken.          sches Brot aus der Bäckerei und zum
    Auf halbem Weg um den See herum        Dessert ein Stückchen zartschmelzende
sieht man die Alp, bei welcher die fünf    FIVEchocolate – das ist Lebensfreude in                Café-Konditorei Müller AG
Brüder die Bergbutter von Bauer Willi      den Glarner Bergen.                                    Bahnhofstrasse 11, CH-8752 Näfels
Pianta beziehen. Sie wird das ganze Jahr      Der Abstieg nach Näfels kann wieder                 Telefon +41 (0)55 612 14 32
über für die handgerollten Croissants      zu Fuss oder mit ein bisschen Geduld                   info@cafe-mueller.ch
verwendet. Denn neben der erstklassi-      per Autostopp gemacht werden. Wer                      www.glarner-pasteten.ch
gen Qualität sind für die Müller FIVE      noch genügend Kraft hat, macht eine Zu-

                                                                                                                               25
WÜRZIG

Glarner Schabziger –
seit 1463 ein Begriff
Wer kennt ihn nicht, den berühmten Glarner Schabziger, das älteste
Schweizer Markenprodukt, wenn nicht gar weltweit. Nach ihm wird das
Glarnerland auch mit dem «Übernamen» Zigerschlitz genannt.

TEXT Hermann Luchsinger   BILDER GESKA AG

                                                                                           Dorf. Auch im Ausland ist der würzige
                                                                                           Magerkäse aus dem Glarnerland auch
                                                                                           heute noch anzutreffen. Wie dieses ein-
                                                                                           zigartige Produkt heute hergestellt wird,
                                                                                           kann man als Besucher bei einer Be-
                                                                                           triebsbesichtigung in Glarus miterleben.
                                                                                              Der grüne Magerkäse in der typi-
                                                                                           schen Kegelform erhält die Farbe und
                                                                                           den Geschmack durch den blauen
                                                                                           Bockshornklee, sprich Zigerklee. Er
                                                                                           wird hauptsächlich zum Abschmecken
                                                                                           und Verfeinern von Gerichten, Saucen,
                                                                                           Suppen, Apérohäppchen und Salaten
                                                                                           angewendet. Feinschmecker, die es et-
                                                                                           was kräftiger mögen, geniessen den
                                                                                           Glarner Schabziger in feine Scheibchen
                                                                                           gehobelt auch pur. Das Glarner Grüessli
                                                                                           mit Frischkäse oder das Zibu (Zigerbut-
                                                                                           ter) mit Butter gemischt sind fertige Zu-
                                                                                           bereitungen mit Glarner Schabziger, die
                                                                                           sich auch bereits seit mehreren Jahren
                                                                                           etabliert haben. Auch dazu gibt es viele
«Von Ziger ze machen». Der sogenannte       nannter «Glarner Ziger» verkauft, der          feine Rezepte zum Ausprobieren und
Beschluss von 1463 enthält detaillierte     sich von anderen Zigersorten unter-            Nachkochen. Man sagt ja, man liebt ihn
Vorschriften zur Herstellung des Glar-      schied. Das bekannte Glarner Milchpro-         oder man liebt ihn nicht, aber wer den
ner Zigers und schreibt vor, dass jeder     dukt lässt sich sogar bis weit ins Mittelal-   Glarner Schabziger noch nie probiert
Produzent sein «Zeichen» auf dem Zi-        ter zurückverfolgen. Im Glarner Schab-         hat, hat kulinarisch etwas verpasst.
gerstock anbringen soll. Die Verord-        ziger Buch ist die Geschichte bis in die
nung zielte darauf ab, einen einheitli-     heutige Gegenwart detailliert und um-
chen Qualitätsstandard durchzusetzen.       fangreich niedergeschrieben. Heute
Damit etablierte sich der Ziger bereits     wird der Glarner Schabziger exklusiv bei
vor über 555 Jahren als Markenprodukt.      der GESKA AG in Glarus hergestellt. Sie
Er gilt als das älteste Schweizer Marken-   ist die weltweit einzige Ziger Manufak-
produkt überhaupt – wenn nicht gar          tur, die diesen würzigen Magerkäse nach
weltweit.                                   dem uralten und geschützten Rezept                        GESKA AG
   Das 1463 verordnete Herstellungsver-     produziert und vermarktet. Das Glarner                    Ygrubenstrasse 14, CH-8750 Glarus
fahren war im Land Glarus wohl seit län-    Schabziger       Stöckli   findet      man                Telefon +41 (0)55 645 21 21
gerer Zeit gebräuchlich. Auf dem «Züri-     schweizweit in den Kühlregalen der                        info@geska.ch
cher Markt» wurde schon 1429 soge-          Grossverteiler sowie bei Detaillisten im                  www.geska.ch

 26
KULTUR UND GENUSS

Rezepte mit                                Chäsmärt mit                                Glarner
Glarner Schabziger                         Glarner Alpkäse AOP                         Chalberwurst IGP
Vom Apéro bis zum Hauptgang                1. Sonntag im Oktober in Elm                Das Landsgemeindemenü

Ziger ist laktosefrei, enthält keine Zu-   Immer am ersten Sonntag im Oktober          Kalbfleisch, Wurstspeck, Milch, Ei,
satzstoffe und wird in der Regel auch      wird das Truppenlager in Elm zum Zen-       Weissbrot und Gewürze – das Rezept
von Allergikern gut vertragen, da die      trum des Glarner Alpkäses AOP. Dann         der Chalberwurst gab immer wieder zu
allergenen Stoffe in der Kuhmilch durch    treffen sich die Älpler und Älplerinnen     reden, vor allem das Brot darin. An der
die Milchsäuregärung weitgehend ab-        von den Glarner Alpen und präsentieren      Landsgemeinde im Jahr 1920 wurde der
gebaut werden. Zudem zählt er zu den       an zahlreichen Marktständen ihren Alp-      Inhalt per Gesetz definiert. Das schwei-
fettärmsten Käsesorten und ist dank der    käse. Da liegen die Käselaibe bereit zum    zerische Lebensmittelgesetz von 1905
schonenden Milcheiweiss-Fermentati-        Kauf, dazu Häppchen zum Degustieren;        hingegen untersagte die Zugabe von
on leicht verdaulich. Also ideal, um       es gibt Fänz, Schabziger und selbst geba-   nicht-fleischlichen Bestandteilen; doch
damit leckere und gesunde Speisen zu       ckene Kuchen. Die Älplerinnen und Älp-      die Glarner Metzgermeister kämpften
komponieren. Dazu hat die Firma Ges-       ler nehmen sich Zeit, um mit den Gästen     für ihre Extrawurst. Mit Erfolg: Seit dem
ka zwei Kochbücher herausgegeben.          über Käse, Milch, Kühe, Gott und die        Jahr 1957 dürfen sie die Brühwurst nach
    Fingerfood, Apéro, Vorspeise – wie     Welt zu plaudern.                           dem original Glarnerrezept herstellen.
immer man die mundgerechten Häpp-             Ab 8 Uhr ist der Innenhof des Trup-          Eine Erklärung für die speziellen Zu-
chen nennen will, sie sind ein Hingu-      penlagers für Gäste geöffnet. In der        taten ist, dass man während den Hunger-
cker, und sie sind lecker. Das «Kochbuch   Festwirtschaft kann man ein Älplerz-        jahren zu Beginn des 19. Jahrhunderts
– Schabziger Fingerfood» verrät, wie       morgä geniessen, später typische Älp-       das Fleisch mit altem Brot streckte. Da
man aus dem würzigen Kräuterstöck-         lerspeisen wie Älplermagronen und Äl-       die Krisen jedoch Getreidekrisen waren
chen Schmackhaftes zaubert, das so-        plerrösti. Vor dem Truppenlager zeigt       und Weissbrot unerschwinglich, ist diese
wohl Auge als auch Gaumen erfreut. Es      eine Schnapsbrennerei, wie Hochpro-         Geschichte eher unwahrscheinlich. Der
enthält verschiedene raffinierte Rezep-    zentiges entsteht. Ein Höhepunkt ist der    Zusatz von Weissbrot, Ei und Milch deu-
te, bei denen sich der Kräuterkäse zum     Alpabzug direkt vor dem Truppenlager.       tet vielmehr auf eine Glarner Luxusvari-
Alleskönner entwickelt.                    Auch für die Kinder gibt es Unterhal-       ante der Kalbswurst hin. 2011 erhielt die
    Das «Schabziger Buch» zeigt auf 36     tung, unter anderem Ponyreiten und          Glarner Chalberwurst das IGP-Siegel und
Seiten, wie man mit diesem Käse            einen Streichelzoo.                         ist markenrechtlich geschützt.
schmackhafte Gerichte zubereiten kann.        Tipp: Bei schönem Wetter kann man            Zusammen mit Kartoffelstock und ge-
Beide Bücher enthalten zahlreiche Bil-     von Matt dem Sernf entlang in einer         dörrten und gekochten Zwetschgen ist
der und erzählen etwas über die traditi-   Stunde zum Truppenlager laufen. Zu-         sie bis heute das traditionelle Landsge-
onsreiche Geschichte dieses Käses.         rück fährt auch ein Bus.                    meindemenü.

www.geska.ch/shop                          www.glarona.ch                              www.patrimoineculinaire.ch

                                                                                                                            27
ACHTSAM UND NACHHALTIG

Kräuterduft
liegt in
der Luft
Achtsam wandern heisst wahrnehmen, was einen umgibt. Beim
aufmerksamen Hinsehen entdeckt man so manches Heilkraut. Die
langjährige Drogistin Annelise Rechsteiner kennt sie alle und erklärt,
was wie heilend wirkt.

TEXT Annelise Rechsteiner   BILDER Maya Rhyner

Spazieren, Wandern oder eine leichte Bergwande-          Die Energie des Waldes spüren
rung, das ist Balsam für die Seele. Zeit in der freien   Ein beglückendes Gefühl ist es auch, durch den
Natur zu verbringen, sei es nur eine halbe Stunde        Wald zu streifen. Im Uschenriet oder noch etwas
oder länger, schenkt Ruhe, Erholung und Besinn-          weiter Richtung Sool – oder in einem Wald Ihrer
lichkeit. Es weckt Inspiration und Lebensfreude.         Wahl. Auf weichem Waldboden zu laufen, die Stille
Die Natur hat das ganze Jahr Überraschungen für          zu geniessen und die kerzengeraden Rottannen zu
uns bereit:                                              bewundern, erfüllt einen mit einer wohltuenden
   Wenn man nach der ersten Schneeschmelze im            Ruhe; im Tannenbaum steckt Atem, Wärme und
Frühjahr die Wanderschuhe hervorholt und einen           Besinnlichkeit, aber auch grosse Heilkräfte für die
Streifzug durch die erwachende Natur unternimmt,         körperliche Gesundheit. Die Fichtenknospen ha-
entdeckt man ganz viel. Zum Beispiel auf der Wan-        ben eine schleimlösende, auswurffördernde und
derung von Glarus aus über Ennenda ins Uschen-           entzündungswidrige Wirkung bei Husten und Ka­
riet – dorfauswärts entlang alter Trockensteinmau-       tarrh. Diese Knospen sind in einigen Heilmitteln
ern Richtung Süden –, da begrüsst einen als erste        enthalten.
Jahresblüte der Huflattich mit seinen gelben, nach          Unter einer alten Wettertanne, voll mit Tannen-
Honig duftenden Blüten. Ein Zeichen, dass der            bart, lässt es sich wunderbar eine Pause einlegen,
«Blumenfrühling» erwacht. Goldene Schlüsselblu-          verweilen und Energie tanken. Tannenbart (Usnea
men, tiefblaue Gundelrebenblüten und der weisse          barbata) hilft zur Vorbeugung von Erkältungen. Be-
Schleier des Schlehdorns schmücken den Wander-           obachtet man die Natur und die Tiere, so kann man
pfad mit Blick auf die umliegende Bergwelt. Eine         viel von ihnen lernen. Rotwild bedient sich der «na-
wohltuende Pracht.                                       türlichen Medizin»; bei Husten fressen die Hirsche

 28
29
ACHTSAM UND NACHHALTIG

frischen Tannenbart, für sie ein natürli-    inhalten ganz oft Birkenblätter, Brenn-
ches Antibiotikum. Das kann man              nesselblätter, Zinnkraut, Löwenzahn-
durchaus einmal ausprobieren: fri-           wurzel- oder blätter, Schafgarben und
schen, hellgrünen Tannenbart pflü-           Ringelblumenblüten.
cken, 2-3 Minuten kauen und wieder              Eine weitere Wohltat ist es, sich in den
ausspucken. Oder auch einmal die Rin-        frühen Morgenstunden mit dem Ohr an
de eines Baumes genauer betrachten ist       den Birkenstamm zu lehnen, rundherum
interessant, Strukturen und Muster las-      Ruhe, dann kann man das Fliessen der
sen sich erkennen. Das Schulzimmer           Säfte im Stamm hören. Die Birke hilft dem
der Natur ist immer offen.                   Körper, innere Kraft zu schöpfen und ver-
   Die Wanderung vom Uschenriet nach         hilft zu Flexibilität und Verständnis.
Sool kann auf demselben Weg wieder zu-
rückgegangen werden. Oder man geht           Hinauf zu den Fessis Seeli
von Sool Richtung Burg Sola und hinun-       Es wird Frühsommer. Wir schnüren
ter nach Mitlödi zum Bahnhof SBB.            nun die leichten Bergschuhe und bege-
                                             ben uns ins Schiltgebiet ob Ennenda;
Auftanken beim Hochmoor                      von Aeugsten geht’s zur Furggel des
Ein anderer Weg führt uns durch das          Schafleger und weiter zu den Fessis
Hochmoor «Boggenmoor» im Schwän-             Seeli. Was der Bergfrühling hier bereit-
dital weit ob Näfels. Ein fast vergessenes   hält, lässt sich nicht in Worte fassen, das
Täli. Das Hochmoor ist umgeben von           muss man selber erleben: Polster mit
imposanten Birken. Im Frühling spries-       dem tintenblauen Frühlingsenzian,
sen die satten, hellgrünen Blätter der       über die ganzen Bergwiesen verteilt der
Birke, bringen Leichtigkeit und helfen,      blaue Enzian. Schaut man sich in die-
die Ballaststoffe des Winters abzubauen      sem Gebiet genau um, kann man immer
und auszuscheiden. Teemischungen             wieder den weissen Enzian, einen soge-
zur Anregung des Stoffwechsels be-           nannten Albino, erkennen.
                                                 Zwischen den Felsen strahlt uns die
                                             Aurikel entgegen, an feuchten Stellen je-
                                             weils bei Steinen erkennt man die rote
                                             Felsen-Primel, im sumpfigen Boden die
                                             Mehl-Primel und den Alpenhelm. Die Al-
                                             pweiden sind bedeckt von der Alpen-An-
                                             emone, oder je nach Bodenbeschaffen-
                                             heit blühen zwischendurch auch Schwe-
                                             fel-Anemonen. Die Anemonen verblühen
4  Grillade                                  und begleiten uns den ganzen Sommer
Auch am Grillplatz setzen wir                als strubblige Weggefährten, wir Glarner
Massstäbe und zücken zwei                    bezeichnen ihn als «Altmaa».
kulinarische Überraschungen
aus dem Rucksack: eine Glar-                 Wilder Thymian und die Königin
ner Kalberwurst und ein Zi-                  der Bergkräuter
gerstöckli. Die Wurst legen wir              Auch im ältesten Wildasyl, im Freiberg-
eingeschnitten auf den Rost                  Kärpf, ist im Juli der Bergsommer mit
über der glühenden Kohle,                    all den Naturschönheiten in voller Blü-
das Stöckli schaben wir mit                  te. Von Weitem riecht man den erfri-
dem Messer auf eine mit «Ang-                schenden Duft des wilden Thymians,
gä» bestrichene Scheibe Brot.                auch Quendel genannt. Diese Heil-
Darauf legen wir einen Schnitz               pflanze hilft bei Husten, Schnupfen
Apfel. Unvergleichlich.                      und Erkältungen. Man nennt den Quen-
                                             del das «Antibiotikum der armen Leu-          Frühlingsenzian | Huflattich | Wilder
                                             te». Seit alter Zeit weiss man, dass die-     Thymian, Quendel

 30
Sie können auch lesen