WAS DER TOURISMUS JETZT BRAUCHT - STAMMGAST.ONLINE
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4 2020 Österreichische Post AG, MZ GZ02Z031575M, Manstein Zeitschriften, Brunner Feldstr. 45, 2380 Perchtoldsdorf; Retouren an Postfach 100, 1350 Wien Wie die Krise unsere Branche verändern wird Was der Tourismus jetzt braucht Weintrends & Szenedrinks Hotelreports: Das Capri & Stern „wir verkaufen Nachhaltigkeit als Emotionen“ Trumpf in der Krise
Coronavirus-Maßnahmenpaket für den Tourismus Die schnelle und unbürokratische Soforthilfe Informieren Sämtliche Informationen und Antworten Unbürokratische Abwicklung auf die wichtigsten Fragen zur ÖHT Corona- und möglichst schnelle Zu- virus-Soforthilfemaßnahme finden Sie auf zählung der Haftungen – das ist unserer Website unter: unser Credo im Zuge der Corona- virus-Soforthilfemaßnahme für den Tourismus. Derzeit ist es für Banken Globe oeht.at/corona-soforthilfe aufgrund der Rahmenbedingungen schwer möglich, den Tourismus- und Oder kontaktieren Sie uns persönlich über Freizeitbetrieben die nötige Liquidi- unsere Hotline: tät bereit zu stellen. Die wirtschaft- liche Lage ist unsicher, Besiche- Envelope hotline@oeht.at rungsmöglichkeiten gibt es kaum. Wir benötigen für die 80 % ÖHT-Bundes- haftung keinerlei Sicherheiten! Weil es jetzt gilt, die Unternehmen rasch zu unterstützen und den Wirtschaftsmo- Antrag stellen tor Tourismus nachhaltig zu stärken! Den Antrag zu Ihrem Förderansuchen kön- nen Sie – nach Abstimmung mit Ihrer Haus- KommR Mag. Wolfgang Kleemann bank – online in wenigen Schritten über das Generaldirektor der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank ÖHT Kundenportal stellen. Hier gelangen Sie direkt zum Portal: https://portal.oeht.at Für eine rasche und unkomplizierte Ab- wicklung werden bei Anträgen im Rahmen des Coronavirus-Maßnahmenpakets keine Originaldokumente benötigt! Absicherung erhalten Ab Eingang der vollständigen Unterlagen dauert der Bewilligungsprozess maximal 3 Werktage. Die Haftungserklärung wird Ihnen und Ihrer Hausbank direkt übermittelt. © TVB Paznaun - Ischgl www.oeht.at
3 Augen auf und durch! D ie Zeiten sind ungewöhnlich für alle und nicht im guten Sinne. Wir haben lange überlegt, ob unsere Leser, die vielen Betriebe, die vor riesigen He rausforderungen stehen, gerade jetzt eine Aus gabe brauchen. Uns war jedoch sehr bald klar: Abstand Ja, jetzt erst recht und vor allem als Bekennt halten: räumlich, nis an die schönste Branche der Welt. aber nicht In Zeiten der Unsicherheit ist das geschriebene inhaltlich. Wort auf Papier sehr weise zu wählen, weil die Zeit seine Bedeutung so schnell überholt. Wir blicken mit Ihnen gemeinsam vorwärts, beleuchten Stra tegien für den Neustart, sammeln Schicksale ge nauso wie Initiativen und Gedanken, die Mut ma chen (ab Seite 6). Auf Geschichten und Gesichter, die unsere Branche so wertvoll machen, haben wir ebenso nicht vergessen (ab Seite 12). Auch wenn Betriebe eingeschränkt oder geschlossen sind, der Unternehmergeist blickt nach vorn. Wir sind für Sie da und halten gemeinsam die Wirtschaft am Laufen(den). Den Inhalt dieser Aus gabe haben wir komplett umgekrempelt, den Um fang gestrafft und werden auch die kommenden best Ausgaben komprimieren. Tagesaktuell und schnell informieren wir Sie online mit einem starken Team Margaretha Jurik & auf unserer Plattform Stammgast.Online. Eine Thomas Schweighofer Empfehlung ist der Stammgast.Online-Newsletter, der Sie in der Krisenzeit zusätzlich zu Dienstag und zeit Freitag nun auch am Mittwoch über alle wichtigen Entwicklungen informiert. Schweren Herzens müssen wir leider unser Hotel & Touristik TRENDFORUM in den Herbst verschieben (mehr Informationen auf Seite 11). Wir alle wünschen uns eine Rückkehr zur Nor malität, die wird nach überstandener Krise aber eine andere sein als gewohnt. Wir wünschen Ih nen viel Kraft und Glück. Vor allem aber Ihnen und Ihren Lieben Gesundheit. Ihre Foto © Sabine Klimpt In Sachen Frische macht uns niemand etwas vor. Über 1000 Lebensmittel liefern wir innerhalb von 24 Stunden m.jurik@manstein.at, t.schweighofer@manstein.at direkt vom Produzenten in Ihre Küche. Einzigartig schnell stammgast.online und zuverlässig. 07248 685 94, www.kroeswang.at Frische bringt’s.
news Führungswechsel bei Brau Union Österreich Der bisherige Vorstandsvorsitzende Slowenien. Nach weiteren drei Jahren Magne Setnes wechselt zum Mutterkon als Key-Account-Direktor im Lebensmit zern Heineken, sein Nachfolger Klaus telhandel führt er seit 2018 das Ge Schörghofer startet am 1. Mai 2020. schäftsfeld Lebensmittelhandel und Schörghofer kommt aus den eigenen Rei wurde in das Managementteam der Brau hen der Brau Union, er war zuletzt als Union Österreich bestellt. Magne Setnes Controlling-Leiter tätig. In den Jahren folgt Marc Gross als Chief Supply Chain seine Laufbahn bei Heineken und übte 2014 und 2015 unterstützte er für zwei Officer bei Heineken International, und verschiedene Managementfunktionen Jahre als Finance- und Logistik-Manager wird zugleich Mitglied im Heineken Glo in den Bereichen Supply Chain, For den Geschäftsaufbau für Heineken in bal Executive Team. Setnes startete 2000 schung & Entwicklung und Export aus. Jetzt mehr von Arcotel Corona und die Wirtschaft Die heimische Hotelgruppe mit zehn Häusern in Einen scharfen, aber im besten Fall kurzen Einbruch der Konjunktur Österreich und Deutschland hat eine neue Mar vermutet das WIFO in einem Konjunkturszenario (Stand Ende März; kenstrategie und in so einem Umfeld können lediglich Szenarien angenommen wer positioniert sich den). Allgemein gilt: Die Auswirkungen hängen wesentlich davon ab, als „Arcotel – Das wie lange die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus in Kraft blei Mehr Hotel“. Mit ben. Wenn die Maßnahmen bis Ende April in Kraft bleiben, im Mai einem Service allmählich wieder aufgehoben werden und sich die Lage im Sommer programm, das normalisiert, wird die österreichische Wirtschaft 2020 um 2,5 % 27 Punkte umfasst, schrumpfen. Für die touristische Bruttowertschöpfung geht es um und mit dem em 10,5 % abwärts – im besten Fall, also falls der Tourismus ab Sommer pathisch auf indi wieder auf Touren kommt: Dann fehlen der Branche 2,2 Mrd. Euro viduelle Bedürf an Umsatz, sonst noch mehr. Laut WIFO ist kein Wirtschaftsbereich nisse eingegangen stärker betroffen. wird, sollen Gäste Eigentümerin Renate Wimmer und Mitarbeiter und Vorstand Martin Lachout sind vom neuen Konzept überzeugt. noch enger an sich gebunden werden. Ein „Signature Move“ ist das Arcotel-Achterl: In ei gens dafür gekennzeichneten Gläsern wird ab so fort bei offenen Weinen mehr als üblich bei einer Bestellung ausgeschenkt. „Während überall ‚smart technology‘ und ‚weniger ist mehr‘ im Trend lie Foto © Brau Union Österreich, Arcotel Hotels, bluedesign - stock.adobe.com gen, schlagen wir bei Arcotel ganz bewusst einen anderen Weg ein. Bei uns steht der Mensch im Vor dergrund“, so Vorstand Martin Lachout. Impressum: Medium: Hotel & Touristik, ISSN 1817-1281; Medieninhaber/Verleger: Manstein Zeitschriftenverlagsges.m.b.H., Verlagsort/Anschrift Redaktion/Herausgeberin/ Medieninhaber: Brunner Feldstraße 45, 2380 Perchtoldsdorf, Internet: stammgast.online, Tel.: +43/1/866 48-0, Fax: +43/1/866 48-100, ISDN: 01/869 94 79; Gründer: Hans-Jörgen Manstein; Vertretungsbefugte Organe: Mag. Dagmar Lang MBA, Mag. Markus Gstöttner; Aufsichtsrat: Klaus Kottmeier, Peter Ruß, Peter Kley, Angela Wisken; Herausgeber: Mag. Dagmar Lang, MBA; Chefredaktion: Mag. (FH) Margaretha Jurik (maj / m.jurik@manstein.at) & Mag. Thomas Schweighofer (tosc / t.schweighofer@manstein.at); Mitarbeiter Redaktion: Thomas Reisenzahn, Mag. (FH) Axel Schimmel; Marketing- und Anzeigenleitung: Harald E. Meyer (h.meyer@manstein.at), Anzeigen: MartinPichler-Puschenjak; Lektorat: Thomas F isher, MSc.; Art Director/Grafisches Konzept: Christian H uttar; Coverfoto: Kateryna Kovarzh - stock.adobe.com; H ersteller: Friedrich Druck & Medien GmbH, H erstellungsort: Zamenhofstraße 43, 4020 Linz; E rscheinungsweise: 10 x im Jahr; DVR-Nr. 075/3220. Für Inhalt und Gestaltung haftet der Auftraggeber. Abo 2020: Inland € 57,– (exkl. 10 % MwSt.), Ausland € 84,– (exkl. 10 % MwSt.), Studenten 50 % Ermäßigung, Vertrieb: +43/1/866 48-511, Katharina Artner (k.artner@manstein.at). Impressum gemäß § 25 MedienG ist unter s tammgast.on- line/impressum.html abrufbar. Aus Gründen der Lesbarkeit wird darauf verzichtet, geschlechtsspezifische Formulierungen zu verwenden. Soweit personenbe- zogene Bezeichnungen nur in männlicher Form angeführt sind, beziehen sie sich auf Männer und Frauen in gleicher Weise.
inhalt4|20 coverstory Österreich online & Eine Welt in Aufruhr, die gerade die schönste Bran- virtuell erleben mit che der Welt hochgradig prüft. Hotel & Touristik #austrianhomestories sammelt Erkenntnisse, Strategien, Schicksale aber Der Tourismus ist zum Erliegen gekommen. Die auch Lichtblicke in Zeiten Österreich Werbung hat ihr B2C-Portal daher auf 06 der Krise. Die „geschlos- „virtuelle Erlebnisse“ umgestellt: www.austria.info sene Gesellschaft“ braucht nach dem Schock nun Von Übertragungen der Sammlung ist derzeit in deut- insbesondere Mut und Staatsoper über virtuelle Mu- scher und englischer Sprache strategischen Weitblick. seums-Touren bis zu verfügbar und wird laufend 360-Grad-Videos von Na- erweitert. turerlebnissen, von heimi- Gerne können Sie uns Ihren schen Rezepten zum Nach- virtuellen Content übermit- 04 News & Impressum kochen bis zu Onlineshops für teln. Sollten Ihre Inhalte the- 11 Journale: TRENDFORUM verschoben heimische Produkte: Das matisch und zeitlich passen, Team Content Management werden wir sie gerne im Zuge der Österreich Werbung hat unserer Geschichten auf un- als #austrianhomestories die seren Kanälen ausspielen. Da- 12 besten Online-Inhalte zusam- für benötigen wir 360°-Bilder/ mengestellt. Damit wir uns Videos, virtuelle Touren, inter- bei unseren Gästen als Ur- aktive virtuelle Angebote, laubsdestination in Erinne- spannende Vor-Ort-Videos rung halten und nach der (bitte keine Werbefilme), inter- 12 Hotel Stern: Erfolg mit Nachhaltigkeit 16 Ausgerechnet: Restart nach der Krise 18 Hotel Das Capri: Weil der Mensch zählt 22 ÖHT: Unterstützung für die Branche Foto © luismolinero - stock.adobe.com, Familien-Landhotel Stern, Gasthof Post Lech 24 BEZAHLTE ANZEIGE/Fotos/Screenshots: Österreich Werbung Krise wieder voll durchstar- essante Podcasts oder Hör- 24 F&B-Trends: „Wir verkaufen Emotionen“ ten können. Diese Content- beispiele à la „So klingt die 26 Szenedrinks: Die Barkarte aufwerten Sammlung kommt bei unse- Region“ etc. Einsendungen an: 29 Techniklösungen: Klug investieren ren Gästen sehr gut an. Auch anfrage@austria.info 30 Foodtrends: Inspiration zur Vorfreude zahlreiche Medien im In- und 32 Gastro in der Krise: Innovative Ideen Ausland haben die Angebote www.austria.info/de/ 34 ruhmservice: Rainer Wöss übernommen. Die Content- austrianhomestories
Das Prinzip Hoffnung Eine Welt in Aufruhr, die gerade die schönste Branche der Welt hochgradig prüft. Foto © luismolinero - stock.adobe.com, Falkensteiner Hotels & Residences Hotel & Touristik sammelt Erkenntnisse, Strategien, Schicksale, aber auch Lichtblicke in Zeiten der Krise. Die „geschlossene Gesellschaft“ braucht nach dem Schock nun insbesondere Mut und strategischen Weitblick. Autoren: Margaretha Jurik & Thomas Schweighofer S chon wieder dreimal würfeln, dabei sind die beiden kammer normalerweise viel unterwegs ist. Doch das Hotel Gegner mit ihren Figuren schon fast komplett im ist geschlossen, an der Rezeption findet ein Kurierdienst Ziel. Petra Nocker-Schwarzenbacher hat schon statt, die Mitarbeiter sind zur Kurzarbeit angemeldet und lange nicht mehr Mensch, ärgere Dich nicht ge- Nocker-Schwarzenbacher hat neben ihrem Homeoffice und spielt, schon gar nicht mit beiden Töchtern Alexandra und unzähligen Telefonaten auch Zeit für ungewohnte Dinge, Elisabeth. Die Eigentümerin des Hotel Brückenwirt in St. Jo- wie Brettspiele mit der Familie. hann im Pongau ist momentan viel zu Hause, obwohl sie als Per Ende März sind nun alle Hotels und Gastronomiebe- Bundesspartenobfrau für Freizeitwirtschaft der Wirtschafts- triebe geschlossen. Die Maßnahmen zur Eindämmung der
7 Ready for Restart cover Pandemie haben Tourismusunternehmer unterschiedlich Fachverbandsobfrau der Sparte Hotellerie in der Wirtschafts- getroffen, zumal die Beschränkungen nicht zeitgleich und kammer, die Mitarbeiter ihrer beiden Hotels in der Südsteier- flächendeckend eingetreten sind. Die Unsicherheit sorgte mark und im niederösterreichischen Kamptal sind ebenfalls bei vielen für Schock und Ratlosigkeit. Wird es Entschädi- zum Teil für dieses Modell angemeldet. Kraus-Winkler kennt gungen für die Betriebe geben? Wie hoch und für wen und alle Details zu Kurzarbeit, Betriebsschließungen und Mitar- vor allem wann? beitermodellen, sie verhandelt seit Wochen an allen Ecken und Enden mit, justiert nach, ruft dort an, wo es brennt. In Zeiten wie diesen kommt es auf die Vernetzung an, und Was Betriebe rettet die funktioniert bestens, wie Kraus-Winkler gegenüber Hotel Seit Anfang März arbeiten die systemrelevanten Apparate, & Touristik stolz erwähnt. Denn in der Wirtschaftskammer, die Regierung, die Interessenvertreter und Sozialpartner auf die ja bekanntlich in Bundesländerfachgruppen unterteilt Hochtouren: Anträge und Beschlüsse passieren unvergleich- ist, ist der Kommunikationsbedarf äußerst groß. Die Struk- lich schnell bürokratische Hürden, Verordnungen und Erlässe tur der Bundesländerfachgruppen mache sich hier bezahlt, brauchen kaum Werktage, um in Kraft zu treten. „In harten denn jedes Bundesland hat spezifische Anforderungen, in Zeiten wie diesen ist es beinahe Freude, als Interessenvertre- der Hotellerie und im Tourismus ganz spezifische Bedürf- tung zu arbeiten“, hört man da aus der Wirtschaftskammer. nisse und auch seine eigenen Fälle. Wenn etwas ansteht, Aufgaben gibt es genug, kann jeder gleich für seinen Schwachstellen und Bedürf- Bereich sprechen. In Whats- nisse werden schneller ge- App-Gruppen findet der hört. Am Beispiel der Kurzar- Austausch beinahe zeitgleich beit sieht man, was in solchen Wir haben diese statt, fast rund um die Uhr Ausnahmesituationen mög- Entwicklung von sind alle in Alarmbereit- lich ist: Das neue Modell für Anfang an sehr schaft. Tourismusbetriebe wurde ernst genommen Vom AMS bis zu den Anfang März mit einem Vo- und das Voran Sozialpartnern gibt es nun lumen von 20 Millionen Euro schreiten eng keine Hemmungen, alle von der Regierung präsen- maschig beob Dinge werden schnell und tiert, nach Rücksprache mit achtet. unbürokratische besprochen, Kammer, Branchenvertre- Otmar Michaeler, diskutiert und so gut wie tern und auch dem AMS CEO Falkensteiner möglich meist gleich gelöst. wurde das Angebot noch Michaeler Tourism „Wir haben eine Gastro- Group mehrfach ausgeweitet und Gruppe, eine Hotel-Gruppe abgeändert. mit allen Geschäftsführern, Das Modell zielt vor allem eine mit allen Obleuten und darauf ab, dass bei einer eine WKO-spartenin- (langsamen) Wiederaufnahme der Geschäfte die Mitarbeiter terne“, berichtet Kraus-Winkler aus ihrem derzeit sehr inten- nicht erst mühsam rekrutiert und zurückgeholt werden müs- siven Arbeitsalltag. sen. Hotelier und ÖHV-Vizepräsident Alexander Ipp formu- liert es gegenüber Hotel & Touristik so: „Du kannst in Wahr- Strategien für den Neustart heit nur Arbeitsplätze für die Menschen und die Wirtschaft erhalten, wenn du das Unternehmen rettest“, und so lautet Nach den ersten Maßnahmen, die ein Betrieb nun setzen auch sein einziges erklärtes Ziel in volatilen Zeiten wie die- kann und muss, darunter fallen beispielsweise Anträge zur Steu- sen: „Mein Plan ist ganz einfach: Mit allen Mitteln das Unter- erstundung, die Erweiterung der Haftungsrahmen, Anträge nehmen retten!“ für Förderungen oder Unterstützung in Härtefällen (siehe Links auf Seite 9) ist der Blick nach vorne wichtig. „Es ist mindestens so schwer, einen geschlossenen Betrieb Es gibt keine Hemmungen wieder aufzusperren, wie ihn in so einer Situation von einem „Das neue Kurzarbeitszeitmodell ist nämlich wirklich eine Tag zum anderen zuzusperren“, ist sich Susanne Kraus-Winkler gute Lösung, aktuell bekommt der Arbeitnehmer bis zu 90 Pro- sicher. Denn man müsse sich als Unternehmer zunächst aus der zent vom AMS, die Arbeitszeit lässt sich unglaublich flexibel eigenen Chaos-Schockstarre lösen und wieder einen freien Kopf gestalten, man zeigt seinem Team, dass man auch in schwe- für Kommunikation, Marketing und Betriebswirtschaft bekom- ren Zeiten zusammenzustehen versucht und wenn es wieder men. „Wir müssen beobachten, was um uns herum passiert, los geht, ist man schnell wieder mit seiner Belegschaft am welche Kernmärkte absehbar wieder zu einem Absatzmarkt Start“, betont Susanne Kraus-Winkler. Sie ist nicht nur werden können? Aufbau ist wichtig, in der Kommunikation
cover Ready for Restart 8 und auch im Marketing. Kraus Winkler ative www.urlaubsfreude.at. Auf dieser geht davon aus, dass vorerst, hoffentlich Plattform bekommen die österreichischen schon ab Sommer, der Inlands- Beherbergungsbetriebe die Chance, ihren markt die stärkste Nachfrage sein wird, Betrieb zu präsentieren und Hotelgut- diese Umstände sprechen alle für einen Ur- scheine anzubieten. Die Branche zieht der- laub in Österreich – „die Lust nach Fern- zeit mehr denn je an einem Strang, wie die- reisen wird wahrscheinlich noch ein wenig ses Zeichen der Solidarität zeigt. Gäste gedämpft bleiben“, so Kraus-Winkler. können sich hier einfach einen Überblick verschaffen und helfen so die Zeit zu über- brücken. „Die Vorfreude auf den nächsten Strategien einer Hotelgruppe Urlaub ist da wohl der schönste Nebenef- Otmar Michaeler, CEO der Falkenstei- Susanne Kraus-Winkler ( WKO) kämpft fekt“, so Michaeler. ner Michaeler Tourism Group, berichtet unermüdlich um beste Rahmenbedingun- gen für die Hotellerie. von den Anfängen der Krise. „Als Ende Fe- Eröffnen sich neue Chancen? bruar die ersten Vorzeichen der Corona- Krise in Europa spürbar wurden, haben wir 16-Stunden-Tage sind in den Homeoffi- diese Entwicklung von Anfang an sehr ernst ces der Österreichischen Hoteliervereini- genommen und das Voranschreiten eng- gung (ÖHV) derzeit keine Ausnahme. Die maschig beobachtet“, so Michaeler. Damit Branchenvertretung kämpft für ihre Mit- konnte schon früh intern ein Krisenstab glieder um bestmögliche Voraussetzungen, gebildet werden, um im Ernstfall schnell, um viele Betriebe zu retten. „Beim Umgang vorbereitet und besonnen reagieren zu kön- mit den wirtschaftlichen Herausforderun- nen. Einige Häuser wurden zum Schutz gen will ich gar niemandem zu große Vor- der eigenen Mitarbeiter und Gäste auch würfe machen, aber es gibt schon Verbes- vorsorglich geschlossen oder geplante Sai- serungsbedarf“, betont ÖHV-Präsidentin sonstarts auf einen späteren Zeitpunkt ver- Michaela Reitterer angesprochen auf die- legt. Neben der Einstellung von Dienstrei- sen Kampf und beklagt: „Dass die Hotels sen stellte man in einem weiteren Schritt in Westösterreich so rasch geschlossen auch die Büros in Österreich, Italien und Die Jahre der Rekorde sind vorläufig wurden und im Ostern nicht, ist natürlich Kroatien weitgehend auf Homeoffice um. vorbei, sagt Petra Stolba (ÖW), aber man eine Katastrophe für Unternehmen, die werde die Krise überwinden. „Gleichzeitig schöpfen wir im Rahmen der über Jahre in Versicherungen investieren behördlichen Regelungen alle Möglichkei- und jetzt offenbar leer ausgehen, weil eine ten aus, um möglichst viele Arbeitsplätze Verordnung vorenthalten wird. Ich will zu sichern. In Österreich in Form von Kurz- nicht an der Stelle der Verantwortlichen Foto © Isabella Abel, ÖW/Jungwirth, www.florianlechner.com, Anthony Brown - stock.adobe.com arbeit, in Italien mit Hilfe der Lohnaus- sein, wenn Arbeitsplätze auf Dauer verlo- gleichkasse.“ ren gehen, obwohl der Betrieb ausreichend Für bestehende Buchungen und den na- versichert war. Dafür würde mir jedes Ver- henden Neustart versucht sich die Falken- ständnis fehlen. Und den betroffenen Un- steiner Gruppe so gut wie nur irgendwie ternehmern und Mitarbeitern wohl auch.“ möglich zu wappnen: „Wir appellieren an Für die Zukunft gelte es, auch die Tü- unsere Gäste, Urlaube nicht komplett zu cken der Zusammenarbeit mit den Online- stornieren. Das Angebot von Verschiebun- giganten zu überwinden, diese seien in die- gen und auch das Angebot, derzeit gebuchte ser Krise noch deutlicher hervorgetreten Urlaube in Gutscheine umzuwandeln, wer- als bisher. Reitterer: „Vielleicht eröffnen den von unseren Gästen sehr gut angenom- sich uns da neue Chancen. Jedenfalls wird men“. Die Solidarität und der Optimismus Alexander Ipp (Ipp Hotels): „Mein Plan ist jeder seine Stärken herausstreichen müs- der treuen Gäste bestärken das Unterneh- ganz einfach: Mit allen Mitteln das sen. Es wird sich auszahlen, wenn man ein Unternehmen retten!“ men: „Es tut sehr gut, in diesen teilweise gutes Verhältnis zu seinem Team hatte. schweren Momenten so viel Rückhalt und Und man wird natürlich auch Reserven Gemeinschaftsgefühl zu erfahren.“ Um etwas davon der gesam- brauchen – psychische, physische, finanzielle.“ ten Branche geben zu können, die gerade in Österreich von ei- Es kann und wird für viele Betriebe zu einem echten Neu- ner Vielzahl an kleinen, familiengeführten Betrieben geprägt start kommen, betont man in der ÖHV. Das heißt auch, alte Ge- ist, die in dieser Situation nicht die Strukturen und Möglich- wohnheiten abzuwerfen, den Betriebe zumindest im kleinen keiten einer Gruppe haben, startete die Hotelgruppe die Initi- Rahmen zu restrukturieren, wenn größere Maßnahmen eine
längere Vorbereitungszeit brauchen. „Wir alle hätten uns das gerne erspart. Aber wenn der Shutdown schon da ist, machen wir das Beste daraus“, so Reitterer. HEimmarkt und Nahmärkte noch wichtiger Die Stimmen mehren sich, die einen generellen Neustart des Tourismus fordern. Nicht zuletzt in Tirol, das im Ausland als „Corona-Hotspot“ ausgemacht wurde – CNN etwa berichtete groß „How an Austrian ski resort helped coronavirus spread Abgeschnallt: Die Wintersaison ist frühzeitig vorüber, die Aprés-Ski- across Europe“ und Der Spiegel schrieb von #ischglgate – Wie Gaudi als Konzept wird mittlerweile von vielen Seiten kritisch hinterfragt. Die Frage ist, zu Recht? der Skiort zur Virenschleuder wurde“ – und dessen Image zu- mindest mittelfristig beschädigt sein dürfte. Für die Tirol Wer- bung wird die Aufgabe in Zukunft also keineswegs leichter. Ak- Informationen & Hilfe tuell geht es noch darum, mit den Gästen in Kontakt zu bleiben Unsere Onlineplattform Stammgast.Online berichtet und für ihre Fragen da zu sein. „Ich sehe hier auch viel Enga- tagesaktuell über alle wichtigen Entwicklung und gement unserer Gastgeber. Wenn es die Situation dann zulässt, Themen zur Coronavirus-Krise. Kammern, Branchen werden wir die Aktivitäten schrittweise wieder hochzufahren vertreter und Behörden haben auf ihren Plattformen – zuerst mit Fokus auf den Heimmarkt, insbesondere Tirol. In alle wichtigen Aspekte zur Hilfestellung für Betriebe, der Folge können wir die Maßnahmen auf unsere Nahmärkte die laufend aktualisiert werden, zusammengestellt, ausdehnen“, erklärt Florian Phleps, Geschäftsführer der Tirol Anbei finden Sie die wichtigsten Kontakte und Links: Werbung, im Gespräch mit Hotel & Touristik. Dass in den letz- ten Jahren von den Gastgebern in Österreichs wichtigstem Tou- ••Tourismus-Servicestelle im Bundesministerium rismusbundesland auch sehr viel richtig gemacht wurde, be- für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus: weist das zahlreiche Feedback von Gästen, die aufmuntern und tourism@bmlrt.gv.at, mitteilen, dass sie wieder auf Urlaub kommen werden. Phleps: www.bmlrt.gv.at/tourismus/corona-tourismus.html „Das stimmt mich für die Zeit nach der Corona-Krise positiv.“ ••Infoline der WKÖ: 0590900-4352, infopoint_ Von Wiederaufbau möchte man daher auch bei der Öster- Coronavirus@wko.at, www.wko.at/branchen/ reich Werbung (ÖW) gar nicht sprechen, denn dieser ist dann tourismus-freizeitwirtschaft/start.html nötig, wenn man davor alles einreißt – und das Allerwichtigste ••ÖHV-Mitgliederservice: + 43 1 5330952-25, in dieser Krise ist, genau das zu vermeiden. Auch wenn es ge- www.oehv.at/themen-recht/corona/ lingen sollte, den Großteil der Betriebe liquide und wirtschaft- ••AMS: https://www.ams.at/unternehmen/ lich am Leben zu halten, die Rekordjahre sowohl bei Nächti- personalsicherung-und-fruehwarnsystem/kurzarbeit gungen als auch den Tourismuseinnahmen, an die man sich in ••Infoline Coronavirus der AGES: 0800 555 621 den letzten Jahren so gewöhnt hatte, wird es vermutlich länger europaeische.at
cover Ready for Restart 10 nicht mehr geben. „Wir verstehen uns in liche Interviews mit realisitischen Ausbli- der Krise als Informationsdrehscheibe – cken stehe man im April zur Verfügung. als Schnittstelle zwischen den Organisati- Um die Wirtschaft in dieser Krise best- onen und informieren die Branche über möglich zu unterstützen, hat die Bundes- aktuelle Entwicklungen auf austriatourism. regierung (Stand Ende März) ein Hilfspa- com sowie in unserem B2B-Newsletter ÖW ket im Ausmaß von 38 Milliarden Euro News“, formuliert ÖW-Chefin Petra Stolba geschnürt, vier Milliarden Euro für Kurz- die Aufgabe der Organisation in dieser Si- arbeit und Unterstützung der KMU, neun tuation. Österreich-Gäste informiert man Milliarden Euro für Garantien und Haf- tagesaktuell auf austria.info über die neu- tungen zur Kreditsicherung, 15 Milliarden esten Entwicklungen. Auch die Angebote, Euro Notfallhilfe für besonders betroffene Österreich derzeit „virtuell zu entdecken“, „Es wird sich auszahlen, wenn man ein Branchen und zehn Milliarden für Steu- werden weltweit sehr gut angenommen. gutes Verhältnis zu seinem Team hatte“, erstundungen. sagt Michaela Reitterer (ÖHV). Stolba: „Was ich mit Stolz sagen kann: Die Als Anlaufstelle und offenes Ohr für Österreich Werbung war von Anfang an Schicksale aller Art sieht sich auch Petra ‚on duty‘“. Nocker-Schwarzenbacher in ihrer Rolle als Wenn es dann soweit ist, dass die Rei- Bundesspartenobfrau. „Ich weiß als realis- setätigkeit wieder einsetzt, wird es essen- tischer Mensch auch, dass es wahrschein- ziell sein, dass die Kommunikation abge- lich einige wirtschaftlich nicht schaffen wer- stimmt ist und zum richtigen Zeitpunkt den.“ Mitarbeiter, die früher Kost und Logis gestartet wird, betont man bei der ÖW. als Teil des Lohns erhielten, sind plötzlich Der Wettbewerb wird durchaus intensiv wieder mit hohen Kosten für Mieten und sein, weil sich natürlich auch der Mitbe- Essen konfrontiert, Bergführer haben bei- werb zurückmelden wird und der klein- spielsweise von heute auf morgen über- teilig strukturierte heimische Tourismus haupt kein Geschäft, von heute auf morgen möglicherweise Gefahr läuft, in der Flut auf null hieß es auch für viele in der Veran- der Messages unterzugehen. Es gilt, ko- staltungsbranche. Es geht sich einfach für ordiniert und stark aufzutreten. „Wir wer- viele nicht aus, auf Arbeitgeber- wie auf Ar- den uns sehr genau ansehen müssen, auf Nach der Krise wird es einen Fokus auf den beitnehmerseite. Ein Aspekt, der auch die welchen Märkten wir im Marketing wann Heimmarkt geben, betont Florian Phleps sonst nicht immer harmonisch wirkenden (Tirol Werbung). einen Fokus setzen“, betont Stolba. Der Vertreter von Kammer und Gewerkschaft Inlandsmarkt und die Nahmärkte werden zusammenschweißt: Es gehe um das ge- sicher eine große Rolle spielen. Die Ge- meinsame Ziel, Betriebe am Leben zu hal- schäftsführerin der Österreich Werbung ten und Mitarbeiter in der Beschäftigung. ist jedenfalls überzeugt, dass wir diese Und das geht gerade nur gemeinsam. schwierige Zeit überwinden werden: „Vor Die Chance, jetzt in die Mitarbeiter und allem, weil wir im Tourismus die dafür so den Sommer zu investieren, die haben nicht zentralen Eigenschaften – Menschlichkeit alle. Fehlende Liquidität lähmt die Hand- und das Vertrauen aufeinander – in un- lungsfähigkeit. Generell, doch besonders seren Genen haben.“ in Zeiten der Unvorsehbarkeit. Der Touris- mus gehört zu den Branchen, die bisher aus Krisen gestärkt hervorgegangen sind Milliardenpaket für die (siehe auch Seite 16 f.). „Die Wertschätzung Wirtschaft Foto © www.florianlechner.com, franzoss.com, WKO zwischen Betrieb und Mitarbeiter wird Die Absehbarkeit einer Lockerung der wachsen!“ Und wenn es wieder losgeht, Maßnahmen, das Zurückkehren zu einer Petra Nocker-Schwarzenbacher (WKO) sind sie bereit. Vielleicht auch für eine normaleren Situation in Bezug auf Öff- kämpft fürs Ziel, Betriebe liquide und Runde Mensch-Ärgere-Dich-nicht in der Mitarbeiter in Beschäftigung zu halten. nungszeiten, Betriebsamkeit und beson- Mittagspause. ders in der Buchungslage bleibt vage. Auch das Bundesministerium für Tourismus möchte noch keine Ein- Wir möchten darauf hinweisen, dass die Aktualität dieses schätzung wagen, zu unsicher sind die Entwicklungen, zu schnell Artikels nach bestem Wissen und Gewissen überprüft wurde, alle ändere sich alles. Seitens der Sektionsleitung für Tourismus si- Angaben jedoch zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses gegol- cherte man Hotel & Touristik zu, dass man mit aller Kraft und ten haben. Die letzten Wochen bewiesen oft, wie schnell sich allen Kräften daran arbeite, Existenzen zu sichern. Für ausführ- Ereignisse, Inhalte und Regelungen selbst überholen können.
11 trendforum Hotel & Touristik TREND- FORUM kommt später Unsere Veranstaltung vom 5. Mai 2020 müssen wir schweren Herzens in den Herbst verschieben. HOTELLERIE NEU DENKEN I INNOVATIONEN ALS n das Programm haben wir viel Herzblut gesteckt, die Vor- SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG BEN tragenden haben sich teilweise schon intensiv vorbereitet, es war eine spannende und runde Sache. Doch nun verschiebt sich E R S C H I E gerade alles in der Welt, Wesentliches kehrt sich um, Prioritä- WIR V BST ����! AUF HER ten wandeln sich. Wir sind überzeugt, dass das Thema „Hotel- ik.at lerie neu denken“ gerade nach der Krise eine ganz besondere elundtourist auf trendforum.hot inhaltliche Aufgabe bekommt. Und dieser wollen wir gerecht at ionen dazu Alle Inform werden, heute wie im Herbst. Wir werden weiterhin viel Energie und Herzblut in die Veran- staltung stecken. Wir werden die Themen der neuen Zeit und ihrer Schwerpunkte anpassen und wir werden das Programm wieder ganz auf Sie und Ihre Wissensbedürfnisse ausrichten. Liebe Leser, bleiben Sie gespannt, wir halten Sie am Laufen- © Shutterstock den. Alle Informationen dazu unter: trendforum.hotelundtouristik.at DIE SCHÖNSTE BRANCHE DER WELT BRAUCHT JETZT MEHR DENN JE ZUSAMMENHALT. LASST UNS GEMEINSAM DIE TOURISMUSWIRTSCHAFT AM LAUFEN(DEN) HALTEN. WIR UNTERSTÜTZEN ALS SERIÖSES FACHMAGAZIN MIT FUNDIERTEN INFORMATIONEN. DAFÜR STEHT HOTEL & TOURISTIK. Harald Meyer Anzeigenleitung Hotel & Touristik Thomas Schweighofer Chefredakteur Hotel & Touristik Margaretha Jurik Chefredakteurin Hotel & Touristik Dagmar Lang Geschäftsführerin & Herausgeberin Hotel & Touristik
Family Business auf tirolerisch: die Familie Föger. Wie weniger zu mehr wird „I schaug auf Di. Du schaugsch auf mi.“ ist Motto und gelebte Überzeugung im Tiroler Familien-Landhotel Stern. Das honorieren die Gäste auch in schwierigen Zeiten. Autor: Thomas Schweighofer E ine Familiengeschichte als Wirte und Gastgeber von hochgezogen, alle Gäste bekamen eine umfassende Informa- über 500 Jahren – so geht echte Nachhaltigkeit. Frü- tion zur Lage, gefährdete Mitarbeiter blieben daheim. Der Be- her am Fernpass, seit Anfang des vorigen Jahrhun- trieb hielt dank der Hilfe eines kleinen Kernteams so lange of- derts in Obsteig am Mieminger Plateau westlich von fen, bis alle Gäste abgereist waren und jenen, die erst anreisen Innsbruck, bietet die Familie Föger Jung und Alt, den Weitge- wollten, abgesagt werden konnte. reisten ebenso wie den Nachbarn, köstliche Speis, kühlen Trank und weiches Bett. In all diesen Jahren galt es unzählige Schwie- Gelungene Krisenarbeit rigkeiten zu bewältigen, so wie jetzt in Zeiten von Corona. „Wir sind das Ganze sehr proaktiv angegan- Anfang März ereilte die Menschen der Re- gen und haben trotz der Situation wunder- gion die Nachricht, dass der praktische Arzt Was früher selbst bare Resonanz erhalten“, ist Föger stolz. „Der von Mieming positiv auf Covid-19 getestet wor- verständlich war, Vorteil unseres Hauses ist, dass wir Nachhal- den war. Die Informationskette der Behörden ist heute CSR. tigkeit schon lange leben. Dementsprechend Foto © Familien-Landhotel Stern funktionierte zum Glück schnell und offen, er- ist das Verhältnis mit unseren Mitarbeitern René Föger zählt René Föger, der Hotelier und Wirt des und den Gästen, die sehr loyal sind.“ Bis Mitte Familien-Landhotels Stern, im Gespräch mit Mai sind alle Stornierungen kostenlos, danach Hotel & Touristik: „Da wir geplant hatten, wird es kostenlose Umbuchungen geben, falls Mitte März den Betrieb zu schließen und in die traditionelle Reisebeschränkungen irgendwann einmal wieder auftauchen. Frühjahrspause zu gehen, hat uns das nicht ganz am falschen „Damit nehmen wir unseren Gästen die Sorge, dass sie ihr Geld Fuß erwischt.“ Im Haus wurden sofort Schutzmaßnahmen bei einer Buchung versenken. Und deshalb hat Stand jetzt kei-
13 Nachhaltig erfolgreich mein haus ner eine Reservierung ab 15. Mai (Anm.: der vorläufig geplante wirklich, ich mag es nicht laut sagen, weil wir noch mittendrin Tag der Wiedereröffnung) zurückgenommen. Von den Stor- stecken, dass wir viel daraus lernen“, so Föger. „Dass wir näm- nierungen bis dorthin sagt der Großteil, sie kommen auf je- lich wieder andere Prioritäten setzen, öfter auf Nice-to-have- den Fall wieder und ein kleiner Teil hat gleich umgebucht.“ Sachen verzichten und nicht immer nur auf noch mehr, noch Für die Mitarbeiter dauert die Frühjahrspause jetzt leider größer und noch erfolgreicher schielen.“ rund eineinhalb Monate länger. Die meisten hatten einen be- Die Absage an den unbändigen Wachstumszwang ist der Kern fristen Arbeitsvertrag und wären dann Anfang April zurück- dessen, was das Familien-Landhotel Stern aus- und erfolgreich gekehrt. Mit den verbliebenen vier fixen Arbeitskräften arbei- macht. Als der Tiroler 2004 in den Familienbetrieb einstieg, hatte tet Föger intensiv an den zukünftigen Reservierungen bis in dieser schon bessere Zeiten gesehen. Die Selbstverständlichkeit den August hinein. der Nachhaltigkeit im Zusammenleben mit Mensch, Natur und Auf Nachfrage zur gelungenen Krisenkommunikation meint Region, wie Jahrhunderte lang gelebt, war mit dem wachsenden der Hotelier: „Aus dem Handgelenk schüttelt man das nicht, Wohlstand etwas verloren gegangen. Die Betriebsübergabe funk- aber in solchen Situationen habe ich ein extrem hohes Verant- tionierte zum Glück ganz problemlos, der Seniorchef legte den wortungsgefühl und bin ein Frontrunner, der die Kommuni- Schlüssel auf den Tisch und meinte zum Junior: „Jetzt mach du“. kation übernimmt, Regeln setzt, Sicherheit gibt und versucht, Föger: „Ich habe daher einfach anders denken und die Sache an- in alle Richtungen zu denken.“ ders angehen müssen. Dadurch ist der Platz für kreative Ideen und neue Ansätze da gewesen. Wir haben uns viele Fragen ge- stellt wie: Wer sind wir, wohin gehören wir, was wollen wir?“ „Nicht schwer, aber Arbeit“ Dann kam noch dazu, dass in der Region die wintertou- Es ist beinahe ironisch, wenn es nicht gar so tragisch wäre, ristische Infrastruktur abhandenkam, fürs Skigebiet war die dass die derzeitige Lage mehr für den Klimaschutz bewirkt als letzte Talfahrt gekommen. „Da war für mich klar, dass ich die ganzen zaghaft beschlossenen Maßnahmen der Machtha- meine Verbundenheit mit der Region, unsere Tradition und ber der Welt zusammen. Die Verluste an Sicherheit, Gesund- meine ‚grüne‘ Einstellung noch proaktiver angehen muss.“ heit und Wohlstand wünscht sich niemand, „aber ich hoffe Ab diesem Zeitpunkt gab es ein klares strategisches Konzept, EnTgElTlICHE EInSCHAlTung dES BMlRT bmlrt.gv.at CoronaviruS Coronavirus-Soforthilfe für den Tourismus Der Tourismus ist massiv von den Folgen des Coronavirus betroffen. Um die Tourismuswirtschaft in dieser schwierigen Situation zu unterstützen und existenz- bedrohende Liquiditätsengpässe zu vermeiden, hat die Bundesregierung ein Corona- virus-Maßnahmenpaket geschnürt. Alle Infos dazu finden Sie laufend aktualisiert auf der Website des BMLRT unter www.bmlrt.gv.at/tourismus/corona-tourismus/ corona-maßnahmenpaket bzw. direkt bei der ÖHT unter www.oeht.at
mein haus Nachhaltig erfolgreich 14 Aktive Entspannung im Urlaub auch für die kleinen Gäste wird im traditionsverbundenen Betrieb großgeschrieben. die 500 Jahre als Gastgeber wurden in die heutige Zeit über- fach ohne Fleisch. Jeder Gastronomiebetrieb in Österreich setzt. „Wir haben viele Maßnahmen gesetzt, damit das für „schimpft sich“, dass er regional kocht und regionale Lebens- alle begreifbar ist und im Betrieb von oben bis unten umge- mittel verwendet, tatsächlich tun es die wenigsten, ärgert sich setzt wird.“ Der Startschuss dazu fiel 2010, seitdem geht die Föger. Klar, wenn der Produkteinkauf mehr kostet, dann muss Entwicklungsarbeit stetig voran. der Wirt den Preis zu einem gewissen Maße dem Gast weiter- Die Gäste und Mitarbeiter davon zu überzeugen „ist nicht geben. Das funktioniert nur dann, wenn man ihm den Mehr- schwer, aber Arbeit“, so Föger. „Damit es wirkungsvoll ist, müs- wert erklärt und hinter der Sache steht. „Kein Mensch merkt sen alle am gleichen Strang ziehen. Du musst dich viel intensi- den Unterschied, ob für die Spatzeln ein Käfigei oder ein regi- ver mit den Leuten auseinandersetzen, versuchen, sie mit ein- onales Freilandei verwendet wurde. Letztendlich ist es aber das zubinden.“ Das alles bedeutet ein Mehr an Kommunikation auch gegenüber den Gästen, die kritischer sind als der reine Konsummensch. Föger: „Ich habe mich nie vor Arbeit ge- sträubt, dadurch war es keine Last, sondern eine Freud`“. Das Generationenhaus für Familien Wer sind die Gäste im Familien-Landhotel Stern? Der Name verrät es schon, doch man sieht sich mehr als Generationen- haus, wo alle zusammenkommen können und sollen. Das Thema Nachhaltigkeit war früher für die Gäste ein Entschei- dungsfaktor auf der unteren Ebene, mittlerweile ist das Thema deutlich nach oben gerückt. Die Zeiten haben sich gewandelt. „Wir bieten unser Angebot und Tätigkeiten nicht dogmatisch an, sondern wir probieren, ein natürliches Produkt anzubieten, das auch Leute anspricht, bei denen Nachhaltigkeit nicht an ers- ter Stelle steht. Bei uns ist das kein Marketinggag.“ Die Auszeich- nungen und Siegel wie Trigos oder das Österreichische Umwelt- zeichen für das Stern sind hilfreich, aber diese alleine helfen und bringen nichts, ist der Hotelier überzeugt. „Schlussendlich geht es darum, was beim Gast ankommt“, so Föger. Deshalb funktionieren auch Angebote wie das Larchbaden Foto © Familien-Landhotel Stern (sanft entspannen in den Lärchenwiesen der Region) oder Son- nenaufgangswanderungen. „Man kann anbieten, was man will, schlussendlich ist es Kommunikation und Überzeugungsarbeit“, so der Gastgeber. „Wenn wir nicht ständig, das ganze Mitarbei- terteam, dahinter wären, um die Leute zu überzeugen, dass das lässig ist, würden sie es nicht machen.“ Lässig ist auch der Be- Die Gastronomie bietet echte regionale Produkte, köstlich zubereitet stellhit „Eardige Menü“ mit Produkten aus der Region und viel- und serviert in gemütlichem Ambiente. Das ist Authentizität.
| BA12-10G | Der Grundstein viel bessere Produkt.“ Bestellten vor zehn Jahren nur 3 Pro- zent das Eardige Menü, sind es mittlerweile 40 Prozent. für die Architektur Und auf ähnliche Weise ist es gelungen, dass der An- teil jener, die mit der Bahn anreisen (bis Innsbruck, an- schließend gibt es ein Abholservice) seit 2014 von nur der Zukunft 0,5 Prozent auf mittlerweile 8 Prozent gestiegen ist. Über- Building Automation von Beckhoff zeugungsarbeit verlangt Konsequenz und Geduld. Nachhaltigkeit tut nicht weh Föger betrachtet die Entwicklung im Stern weniger als revolutionär, sondern als evolutionär. Was in den ver- gangenen zehn Jahren passiert ist, erscheint als Gesam- tes betrachtet riesig, die einzelnen Schritte jedoch waren klein, aber kontinuierlich. „So haben wir auch jeden mit- nehmen können und keiner hat das Gefühl, das ist jetzt auf einmal ganz anders.“ René Föger ist der festen Überzeugung, dass sich Wirt- schaft und Nachhaltigkeit einander nicht ausschließen. Im Gegenteil, da gibt es viele Schnittpunkte und die kann man leben. Als Beherbergungs- und Gastronomiebetrieb habe man einen wichtigen Multiplikatoreffekt, um ein Umdenken bewirken zu können. Ungefähr 5.000 Men- Skalierbare Der Automatisierungs- schen besuchen jedes Jahr das Hotel Stern, rund dreimal Steuerungstechnik baukasten mehr das Wirtshaus. „Wenn wir den allen nur ein paar Das modulare Steuerungssystem Das Beckhoff-Busklemmen- von Beckhoff bietet Lösungen system für die Anbindung Tipps mitgeben können, dass Nachhaltigkeit keine Ein- vom leistungsstarken Industrie-PC der Datenpunkte unterstützt bahn ist oder wehtut oder Genussverlust bedeutet, nicht oder Embedded-PC als Gebäude- mit 400 verschiedenen unbedingt mehr kosten muss, sich lohnt und es wert ist, leitrechner bis zum dezentralen I/O-Klemmen alle gängigen wir Impulse mitgeben können für das tägliche Verhalten Ethernet-Controller. Sensoren und Aktoren. daheim, dann bewegen wir viel“, so Föger. & Hotel Stern & René Föger www.beckhoff.at/building 35 Mitarbeiter Mit PC- und Ethernet-basierter Steuerungstechnik von 95 Grundbetten (exkl. Zustellbetten) Beckhoff lassen sich alle Gebäudefunktionen softwarebasiert rd. 200 Restaurantsitzplätze realisieren. Das durchgängige Automatisierungskonzept rd. 300 Öffnungstage mit Hard- und Softwarebausteinen für alle Gewerke bietet 28.000 Nächtigungen jährlich maximale Flexibilität bei geringen Engineeringkosten. Umsatz: 70 Prozent Hotel, 30 Prozent Wirtshaus Die Automatisierungssoftware TwinCAT beinhaltet alle Hauptmärkte: Deutschland circa 66 Prozent, dtl. da- wesentlichen Gebäudefunktionen sowie eine standardisierte hinter Schweiz, Niederlande, Frankreich. Anteil der Systemintegration über Ethernet, BACnet/IP, OPC UA oder Österreicher ist gering. Modbus TCP. Der Beckhoff Baukasten erfüllt eine Gebäude- automation nach Energieeffizienzklasse A. Hotelier und Gastgeber René Föger besuchte die Höhere Lehranstalt für Tourismus in Kleßheim, absolvierte anschließend ein Studium der Internati- onalen Wirtschaftswissenschaften in Innsbruck mit Auslandsjahr an der University of New Orleans (USA). Vor dem Einstieg in der Familienbetrieb war er als unter anderem Projektleiter bei D. Swarovski & Co AG für die Bereiche Internationale Marktfor- schung und Training tätig. www.hotelstern.at
kommentar Ausgerechnet 16 Restart nach der Krise Auf Basis von Szenarien skizziert Thomas Reisenzahn von der Prodinger Tourismusberatung die Möglichkeiten nach der Krise. I nsbesondere seit den gravierenden Auswirkungen der Co- singraten vorerst bis 09/2020 oder 12/2020 beantragen. vid-19-Krise hat sich bestätigt, dass der Tourismus nicht • Ansuchen um Überbrückungskredite (Kontokorrentkredite) nur ein Schönwetter-Geschäft ist. Es ist offensichtlich, rechtzeitig einreichen. dass die Hotellerie einen deutlichen Einbruch erleben wird. • Nicht notwendige Reparaturen verschieben. Maßnahmen, um gegenzusteuern, müssen sehr rasch getroffen • Nur die notwendigsten Zahlungen für die Aufrechterhaltung des werden. Unsere aktuelle Stressanalyse für die Österreichische Betriebes (Energie, Versicherung et cetera) durchführen. Hoteliervereinigung (ÖHV) hat ergeben, dass ein Auslastungs- einbruch von 15 bis 20 Prozent in der Sommersaison 2020 be- 2) Prognose der Umsatzentwicklung mit deutet, dass die meisten Hotelbetriebe tief in den Verlustbereich mehreren Szenarien abstürzen. Die Folgen des Coronavirus greifen natürlich in alle Wirtschaftsbereiche ein. Der für den Tourismus so wichtige Re- Wie antworten wir auf fallende Auslastungszahlen im restli- alkonsum wird ebenfalls sinken. Als Hoteliers müssen wir trotz- chen Tourismusjahr? Welche Preise sind derzeit durchzuset- dem nach vorne schauen und hoffen, dass die Verunsicherung zen? Welche Werbeaktionen können noch den Sommer 2020 im Tourismusland Österreich zeitnah weicht. Ein konkreter Hoff- ankurbeln? Ist der Hotelbetrieb auf alle Eventualitäten vorbe- nungsschimmer ist für uns, dass der heimische Tourismus in und reitet? Welche Auswirkung hat die Coronakrise auf meine Li- vor allem nach Krisenzeiten oft sehr gut funktioniert hat. quiditätslage in den nächsten Monaten? Es sollten Simulationen von verschieden Szenarien für 2020/21 berechnet werden. Das erste Geschäft, das im 2. Halbjahr 1) Kurzfristige Ausrichtung der Liquiditäts- 2020 zurückkommt, wird das nationale Geschäft sein. Viele und Finanzlage Menschen, die eine Pause von der Um Liquiditätsprobleme zu vermeiden, ist es daher not- Covid-19-Isolation brauchen, wer- wendig, in den nächsten Wochen und den einen Urlaub in der Heimat Monaten ein straffes buchen. Checks von Umsatz, Er- Liquiditäts-Regle- trag und Liquidität müssen so ment einzuhalten. In- rasch wie möglich durchgeführt mitten eines so gravie- werden. Die ersten Annahmen, renden Ereignisses ist die getroffen werden, basieren es überlebensnotwen- insbesondere auf Prognosen von Stammgästen dig, die Ertrags- und Li- und potenziellen Gästen aus den Nahmärkten. Mit einer de- quiditätslage permanent taillierten Szenarienplanung kann man unterschiedliche Pla- zu überprüfen. Inwieweit wurde noch genügend Cashflow er- nungsannahmen in verschiedenen Geschäftsentwicklungen Foto © imagecatalog - stock.adobe.com, Prodinger; Grafik © Prodinger wirtschaftet, um beispielweise Gehälter und Löhne sowie drin- gende und nicht aufschiebbare Zahlungen leisten zu können? Welche Höhe würde eine allfällige Cash-Lücke erreichen? Um Der Autor in den nächsten Monaten nicht noch mehr auf dem falschen Thomas Reisenzahn ist akadem. geprüfter Fuß erwischt zu werden lohnt es sich, frühzeitig und stetig den Tourismuskaufmann, Betriebsökonom, Umfang der Coronakrise strukturiert aufzuarbeiten. durchlief in seiner Laufbahn alle Bereiche des Hotelgewerbes. Er war Sofortmaßnahmen zu Absicherung des Betriebes: außerdem Generalsekretär der • Stundungen aller Finanzamtszahlungen beantragen (Lohn- Österreichischen Hoteliervereinigung nebenkosten, Umsatzsteuer …). Die Herabsetzung der Säum- (ÖHV) und ist derzeit Geschäftsführer niszuschläge ist ebenfalls zu beantragen. und Gesellschafter der Prodinger • Stundungen der SV-Beiträge. Beratungsgruppe. • Tilgungsfreistellung bei der Bank! Bei Banken und Leasing- www.prodinger.at partnern eine Aussetzung aller Kreditraten/Annuitäten/Lea-
17 Ausgerechnet kommentar abbilden. Aus der Annahme der unterschiedlichen Szenarien den. Eine Diskussion über Globalisierung sowie ein neuer Zusam- können der Handlungsbedarf und die erforderlichen Maßnah- menhalt, Verantwortung, Gemeinschaft und Familie werden in men abgeleitet werden. Die Ergebnisse werden mit quantita- Zukunft die touristischen Werbeaussagen prägen. Wir müssen in tiven Wirkungen auf Umsatz, Ergebnis, Cashflow und Hotel- unseren Botschaften die humane Komponente verstärken. kennzahlen verknüpft. Dies geschieht im Sinne von: „Wenn das In einer solchen Ausnahmesituation wird man sich vorerst auf eintritt, resultiert daraus …“ den Heim- und Nahmarkt konzentrieren. Im Jahr 2020 leiden die vom einheimischen Tourismus getriebenen Destinationen weniger als die international ausgerichteten. Bieten Sie den Gä- 3) Mitarbeitereinsatzplanung sten ganz einfach ein Mehr an Sicherheit. Das ist das, was die Das zentrale Ziel der Mitarbeitereinsatzplanung in Krisenzeiten Gäste hören wollen. Und bei Ihren treuen Stammgästen laufen besteht darin, dass sich die richtige Zahl an Mitarbeitern mit Sie damit ohnehin offene Türen ein. den passenden Qualifikationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort befindet. Insbesondere sind dabei kurz- und mittelfristige 5) Die Restart-Vorwärtsstrategie schon jetzt im Kopf Entwicklungen im Ausnahmejahr 2020 zu beachten. Eine ge- nau angepasste Mitarbeitereinsatzplanung gilt in diesen schwie- Ein guter Unternehmer denkt in schwierigen Situationen nicht rigen Zeiten als entscheidende Maßnahme. Die Optimierung der nur an Kostenreduktionen, sondern an neue Voraussetzungen, Produktivität und Anpassung an den Bedarf sowie die Optimie- neue Angebote, Marketingaussagen und versteckte Marktni- rung der Dienstpläne und Budgetierung der Mitarbeiterkosten schen. Er versucht trotzdem jetzt schon das Humankapital zu gehören in diesem Schritt zum Pflichtprogramm. halten und zu fördern sowie auch zu unterstützen. In vielen Ge- sprächen konnte wir auch feststellen, dass außergewöhnliche Unternehmer sich nicht scheuen, aktuell alles infrage zu stel- 4) Die Marketingwelt nach Corona len, was bisher als richtig galt. Sie denken trotz der ungewis- Soziale Verzichte, die materielle Detox-Phase und die Solidarität sen Zukunft positiv und sind gleichzeitig auch Querdenker im zu den Mitmenschen werden einen noch nie da gewesenen Pa- eigenen Betrieb. Außergewöhnliche Unternehmer denken sich radigmenwechsel einleiten. Insbesondere müssen potenzielle in die Post-Corona-Situation hinein und können die Situation in Gäste in Zukunft ganz anders im Marketing angesprochen wer- neue Erkenntnisse verwandeln. &
Georg Pastuszyn und Verena Brandtner-Pastuszyn wollen mit dem Das Capri und ihrem Team hoch hinaus. „Der besondere Ort, den wir uns vorstellen“ Das Hotel Capri in Wien sollte niemand unterschätzen, denn es ist eines der bestbewerteten Häuser der Stadt, als Arbeitsplatz außerordentlich attraktiv – und beides steht in engem Zusammenhang. Nun soll das Gesicht nach außen den inneren Glanzlichtern folgen. Autor: Thomas Schweighofer B ei unserem Besuch des Hotels Das Capri und der Ho- Über eine Drehtür geht es in die Lobby. Hier ist es hell, freund- Foto © Christine Wurnig, privat teliersfamilie Pastuszyn war Corona weit entfernt, lich, jedoch klein, etwa in Wohnzimmergröße. Die freundliche ein Problem in China, das Nachrichten produziert, Rezeptionistin, die im Capri die Bezeichnung „Gästebegeiste- unser Leben in Europa jedoch nicht beeinflusst. So rer“ trägt, doch dazu später mehr, hilft einem älteren Pärchen weit weg. Wie sehr kann man sich täuschen? mit osteuropäischem Akzent äußerst zuvorkommend mit den Die graue Fassade des Gebäudes sticht an diesem nebligen Highlights am Stadtplan. An den Wänden hängen zahlreiche Wintertag kaum hervor; das tun nur wenige in der Praterstraße. Plaketten und Auszeichnungen: etwa ein „Zertifikat für Exzel-
19 Hotel des Monats mein haus lenz“ von TripAdvisor, aber ebenso der Umweltpreis der Stadt nahm schrittweise die Leitung und Formung des Hotels. „Rück- Wien oder die Auszeichnung als Top-Lehrbetrieb. blickend waren die ersten sieben, acht Jahre die Kennenlernphase, die Einarbeitungsphase“, meint Pastuszyn. „Mittlerweile sind wir dabei, es wirklich zu unserem zu machen.“ Konsequente Weiterentwicklung „Wir haben das Capri zu einem der besten, wenn nicht dem Mehr Farbe, mehr Raum besten 3-Sterne-Haus der Stadt entwickelt“, ist Hotelier Georg Pastuszyn sichtlich stolz. Der geplante Umbau ist ein Seine Frau und Co-Geschäfts- wichtiger Teil des Plans. „Ak- führerin Verena Brandtner- tuell ist es ein feines, solides, Pastuszyn nickt zustimmend gut gepflegtes Stadthotel. und antwortet auf die Frage, Aber für uns noch nicht der was sie als Quereinsteigerin Die Mitarbeiter besondere Ort, den wir uns in die Hotellerie an der Ver- werden laufend in vorstellen“, betonen die bei- antwortung spannend findet: den Bewertungen den Hoteliers. „Wir haben ein Haus, das man erwähnt – seit Der Frühstücksbereich wird gestalten und für das man Jahren. Die Gäste vom zweiten in den ersten sich etwas überlegen kann spüren, dass es Stock wandern, größer wer- und in dem man die Ergeb- den Mitarbeitern den und optisch modern ge- nisse unmittelbar sieht.“ gut geht. staltet – so, wie es die Zimmer Inzwischen haben wir im Georg & Verena jetzt schon sind. Dann gibt es Frühstücksbereich Platz ge- Pastuszyn endlich einen Platz, wo Gäste nommen. Die Räume sind et- am Nachmittag gemütlich zu- was beengt, aber gemütlich sammensitzen, arbeiten oder und gepflegt. Man merkt, das am Abend einen Drink zu sich Haus wurde ursprünglich nehmen können. Im zweiten nicht als Hotel, sondern als Wohngebäude errichtet, was vom Stock entstehen dann neue Zimmer. Die Fassade verliert ihre Pa- Betreiber Flexibilität verlangt. tina, bekommt Farbe, wird ausdrucksstärker und einladender. Seniorchef Jacek Pastuszyn hatte den Betrieb Ende der 1990er Nicht zuletzt erhält das Hotel nach Jahrzehnten einen neuen Na- übernommen, nach einem ganzen Berufsleben in der Hotel- men, der allerdings noch ein Geheimnis bleibt. lerie – im Alter von 54 Jahren. Chapeau für diesen Mut. Das „Der vorherige Eigentümer war ein Ford-Capri-Fan, und im Haus war allerdings in einem recht schlechten Zustand, bot Alphabet war es weit vorne. Wir haben uns damit immer schwer- nur 35 Zimmer und war mehr Pension als Hotel. In den ersten getan, eine Geschichte zu erzählen. Es war nie ein Sehnsuchts- elf Jahren upgradete es der Senior es zu einem soliden 3-Sterne- ort mit Verbindung zu Wien“, so Verena Brandtner-Pastuszyn. Haus mit 70 Zimmern. 2008 stieg Sohn Georg ein und über- Zum neuen Namen nur so viel: Er hat einen engen Bezug zum Mit der Initiative Colombian Heritage Project unterstützt Julius Meinl kolumbianische Kaffeebauern. Mehr dazu auf meinlcoffee.com/colombian-heritage
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