Wirkungsbericht 2018 - Brücke Le pont

 
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Wirkungsbericht 2018 - Brücke Le pont
Wirkungsbericht 2018
Wirkungsbericht 2018 - Brücke Le pont
Freiburg, Juni 2019

Franziska Theiler        Geschäftsleiterin
Alexia Knezovic          Verantwortliche Programm Togo/Benin
Cristina Ruiz-Gonzalez   Verantwortliche Programm El Salvador/Honduras
Andrea Gysel             Verantwortliche Programme Bolivien und Brasilien
Fabienne Jacomet         Verantwortliche Kommunikation und Entwicklungspolitik
Wirkungsbericht 2018 - Brücke Le pont
Inhaltsverzeichnis

1.      Institutionelle und organisationelle Entwicklung ....................................................... 2
2.      Programme ................................................................................................................... 4
     2.1. Regionalprogramm Zentralamerika ..................................................................... 4
       2.1.1. Kontext ............................................................................................................. 4
        2.1.2.      Entwicklungen im Programm ............................................................................ 8
        2.1.3.      Resultate und Wirkung 2018 ...........................................................................10
           2.1.3.1.        Einkommensförderung .............................................................................10
           2.1.3.2.        Berufliche Kompetenzen ..........................................................................13
           2.1.3.3.        Arbeitsrechte ............................................................................................14
           2.1.3.4.        Transversalthemen: Gender, Cultura de Paz und institutionelle Stärkung 18
     2.2. Landesprogramm Brasilien .................................................................................23
       2.2.1. Kontext ............................................................................................................23
        2.2.2.      Entwicklungen im Programm ...........................................................................24
        2.2.3. Resultate und Wirkung 2018 ...........................................................................25
          2.2.3.1. Berufliche Kompetenzen ..........................................................................25
           2.2.3.2.        Einkommensförderung .............................................................................26
           2.2.3.3.        Arbeitsrechte ............................................................................................28
           2.2.3.4.        Transversalthemen: Gender und institutionelle Stärkung .........................29
     2.3. Landesprogramm Bolivien ..................................................................................31
       2.3.1. Kontext ............................................................................................................31
        2.3.2.      Entwicklungen im Programm ...........................................................................32
        2.3.3.      Resultate und Wirkung 2018 ...........................................................................33
           2.3.3.1.        Berufliche Kompetenzen ..........................................................................33
           2.3.3.2.        Einkommensförderung .............................................................................34
           2.3.3.3.        Arbeitsrechte ............................................................................................36
           2.3.3.4.        Transversalthemen: Gender und institutionelle Stärkung .........................37
     2.4. Regionalprogramm Afrika ...................................................................................39
       2.4.1. Kontext ............................................................................................................39
       2.4.2. Entwicklungen im Programm ...........................................................................41
        2.4.3.      Resultate und Wirkung 2018 ...........................................................................44
           2.4.3.1.        Création de revenus .................................................................................44
           2.4.3.2.        Compétences professionnelles ................................................................51
           2.4.3.3.        Droits du travail, droits des femmes et des enfants ..................................55
           2.4.3.4.        Thèmes transversaux: genre et renforcement institutionnel......................56
3.      Kommunikation und entwicklungspolitische Sensibilisierung ................................59
4.      Partnerorganisationen und Abkürzungen .................................................................62
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1. Institutionelle und organisationelle Entwicklung
Das Umfeld für die NGOs im Bereich Entwicklungszusammenarbeit (EZA) hat sich 2018 stark
verändert. Der politische Druck auf die EZA und somit auch auf die DEZA ist nach wie vor sehr
gross. Die noch nicht verabschiedete NGO-Politik beinhaltet neue Modalitäten für die Zusam-
menarbeit mit den NGOs. So können neu NGOs mit einem Jahresbudget unter CHF 10 Mio.
nicht mehr als Einzelorganisationen einen Programmbeitrag beantragen. Deshalb hat Brücke
· Le pont intensive Verhandlungen mit anderen NGOs geführt, um künftig zusammen mit einer
anderen Organisation ein Programm einzugeben. Dies wird auch 2019 viele Ressourcen für
die Planung und Koordination in Anspruch nehmen.
Die finanzielle Situation war 2018 angespannt, weshalb Sparmassnahmen wie Budgetreduk-
tionen getroffen wurden. Die privaten Spenden waren im Gegensatz zum erfolgreichen Vorjahr
wieder rückläufig. Dafür haben sich die institutionellen Spenden positiv entwickelt. Der Finanz-
abschluss 2018 sieht dank des guten Wirtschaftens besser aus als ursprünglich budgetiert.
Brücke · Le pont überwies 2018 CHF 2 632 877 in die Programme. Der DEZA-Beitrag an das
Programm von Brücke · Le pont betrug 50%.

Der Personalbestand wurde durch natürliche Fluktuationen leicht reduziert und aus Spargrün-
den tief gehalten. Die Geschäftsstelle beschäftigte zum 31.12.2018 zehn Mitarbeitende mit
insgesamt 680 Stellenprozenten (im Vorjahr waren es noch elf Mitarbeitende mit 790 Stellen-
prozenten).
Bei den Gremien von Brücke · Le pont (Vorstand, Projektkommission, GPK, Aktionsrat) gab
es 2018 nur einen Wechsel: Ein Vorstandsmitglied ist nach 12-jährigem Engagement aus dem
Vorstand ausgetreten.
Die Freiwilligen, insbesondere von den Trägerorganisationen KAB und Travail.Suisse, haben
2018 mehr als 15 000 Stunden Freiwilligenarbeit für Brücke · Le pont in den Bereichen Ent-
wicklungspolitik und Sensibilisierung für EZA-Themen über den Verkauf von Fair Trade-Pro-
dukten geleistet.

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Die Geschäftsleiterin von Brücke · Le pont hat 2018 an den monatlichen Vorstandssitzungen
sowie der jährlichen Klausur der Trägerorganisation Travail.Suisse teilgenommen und dort die
Vorstandsmitglieder – und über diese die verschiedenen Verbände von Travail.Suisse – zu
Themen der Entwicklungszusammenarbeit und Entwicklungspolitik sensibilisiert. Auch die Ka-
näle der Verbände von Travail.Suisse konnten für die Information und Sensibilisierung genutzt
werden (siehe Kapitel 3).
Zudem hat Brücke · Le pont – aufbauend auf der Strategie 2018 bis 2021 – eine Fundraising-
und eine Kommunikations-Strategie verabschiedet, mit dem Ziel, ihre professionelle Entwick-
lungszusammenarbeit einem breiteren Publikum in der Schweiz zugänglich zu machen und
die Programme nachhaltig zu sichern.
Des Weiteren wurde 2018 ein einheitlicher Verhaltenskodex (inkl. Reglement zu Mobbing, Se-
xueller Belästigung und Machtmissbrauch sowie Kinder- und Jugendschutzpolitik) für die Ge-
schäftsstelle, Koordinationen, Partnerorganisationen und Mandatsträger verabschiedet und
eine Whistleblower-Stelle auf der Website aufgeschaltet, über die Vorfälle und Missstände
anonym gemeldet werden können.

Wirkungsbericht Brücke · Le pont 2018                                                      3
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2. Programme
2.1. Regionalprogramm Zentralamerika
    2.1.1. Kontext
Zentralamerika ist nach Einschätzung der
Vereinten Nationen wegen der äusserst
brutalen Kämpfe krimineller Gruppen eine
der gefährlichsten Regionen der Welt.
Obwohl beide Länder offiziell nicht als fra-
gile Staaten gelten, liegt Honduras in der
vom Fund for Peace 2018 durchgeführten
Analyse auf Rang 77/1781 und El Salva-
dor auf Rang 96/178. Je näher ein Land
in der Einstufung bei der Zahl 0 liegt,
desto stabiler ist es. Seit 2016 wurden
beide Länder von der Kategorie «warn-
ing» auf die Kategorie «elevated warn-
ing» umgestuft. Die Unsicherheit und Be- Landeskarte Honduras und El Salvador. In Grün die Gebiete, wo un-
drohung seitens des organisierten Ver- sere Projekte realisiert werden.
brechens ist einer der Hauptgründe für
die Emigration. Die remesas (Geldüberweisungen emigrierter HonduranerInnen an ihre zu-
rückgebliebenen Familienmitglieder) machten 2018 in El Salvador 18% und in Honduras
19.5% des Bruttoinlandprodukts aus – eine der höchsten Raten in Lateinamerika.

Im Oktober 2018 stand die MigrantInnen-Karawane, welche zu politischen Spannungen in
Zentralamerika, Mexiko und in den USA führte, im Mittelpunkt. Dieses neue Phänomen lässt
sich damit erklären, dass die MigrantInnen durch eine zusammenhaltende Menschenmenge
die Gefährlichkeit der Reise verringern wollen, weil sie als Gesamtgruppe weniger angreifbar
sind. Die Karawane startete von San Pedro Sula, im Norden von Honduras, und bestand aus
rund 7000 Personen2. Dazu schlossen sich schätzungsweise 2500 Personen aus El Salvador
an3. Die Spannungen in der Region waren gross: Die honduranische Regierung hat die Gren-
zen zwischen Honduras und Guatemala militarisiert. Auch haben diverse zivilgesellschaftliche
Organisationen der Regierung vorgeworfen, die MigrantInnen-Karawane sowie einzelne Lea-
derInnen – wie im Fall vom Journalisten und Menschenrechtsverteidiger Bartolo Fuentes – zu
kriminalisieren und «fake-news» zu verbreiten. Zudem hatte der Präsident der USA, Donald
Trump, 5200 Soldaten an die US-Grenze gesandt und mehrere Drohnachrichten über Twitter
veröffentlicht.

Die Migration und die Deportation bleibt in Zentralamerika eine grosse Herausforderung. Ge-
mäss der honduranischen Beobachtungsstelle für Migration wurden im Jahr 2018 insgesamt
75 279 Personen aus den USA nach Honduras deportiert, das entspricht einer Steigerung
von 56.8% gegenüber dem Vorjahr. In El Salvador waren es 14 122 Personen für den glei-
chen Zeitraum, das entspricht 4.2% weniger als im Jahr 2017. Die Gewaltspirale und die Mig-
ration hängen klar zusammen: Gemäss jüngst publizierten Studien4 gehören El Salvador und
Honduras zu den Ländern mit der höchsten Mordrate ausserhalb eines Kriegsgebietes.

1 Siehe http://fundforpeace.org/fsi/2018/04/24/fragile-states-index-2018-annual-report/
2 Siehe https://www.acnur.org/noticias/briefing/2018/10/5bcf24814/acnur-destaca-la-importancia-y-urgencia-de-
estabilizar-la-situacion-de.html
3 Siehe https://elmundo.sv/198-salvadorenos-dejan-el-pais-en-cuarta-caravana-migrante/
4 Siehe Studie vom International Displacement Monitoring Centre (IDMC) zur Situation der gewaltsam Vertriebenen

in El Salvador oder Transparency Data 2017.

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Wirkungsbericht 2018 - Brücke Le pont
Die bestehende humanitäre Krise ist vergleichbar mit jenen Ländern, welche sich im Krieg
befinden.

Die Straflosigkeit ist in der Region stark verbreitet: Je schwerer ein Verbrechen, desto selte-
ner wird dieses in der Regel aufgeklärt und desto weniger kommt es zu Verurteilungen. Die
Mehrheit der Gewalt geht auf das Konto des organisierten Verbrechens, der Drogenkartelle
und des Machtkampfs zwischen den zwei grossen, sich rivalisierenden (Jugend-)Banden Mara
Salvatrucha (MS-13) und Mara 18. Ausserdem werden viele MenschenrechtsverteidigerInnen
und UmweltschützerInnen, GewerkschaftsvertreterInnen, VertreterInnen von Bauernorganisa-
tionen, JournalistInnen und RechtsanwältInnen, die sich für grundlegende Rechte einsetzen,
von allen Seiten bedroht, belästigt oder kaltblütig ermordet.

Sowohl El Salvador als auch Honduras weisen eine grosse Einkommens- und Machtschere
zwischen einer kleinen, reichen Minderheit und einer in ärmlichen Verhältnissen lebenden
Mehrheit der Bevölkerung auf. Dementsprechend gehören beide Länder zu den 20 Ländern
weltweit mit der höchsten Einkommensdifferenz zwischen Reich und Arm: Der Gini-In-
dex für El Salvador beträgt 0.34, derjenige für Honduras 0.53. Letztere Einstufung bedeutet,
dass Honduras auf Platz 3 (nach Südafrika und Haiti) auf der Liste der ungleichsten Länder
der Welt steht. Im Jahr 2016 war Honduras noch auch Platz 6.

Die Wahrnehmung der Gesamtbevölkerung in Bezug auf die Korruption im öffentlichen Sek-
tor erreichte im Jahr 2018 in Honduras die Punktezahl 29/1005 und in El Salvador die Punkte-
zahl 35/100 (in den Jahren 2014-2017 waren es 29-31 respektive 33-39 Punkte). Beide Länder
liegen über dem weltweiten Durchschnitt von 43 Punkten.

El Salvador
Das Jahr 2018 war ein wichtiges Wahljahr für El Salvador, welches zu einem signifikanten
Rechtsruck geführt hat. Im März 2018 fanden die Gemeinde- und Parlamentswahlen statt.
Ein massiver Stimmenverlust der linken Regierungspartei Nationale Befreiungsfront Fara-
bundo Martí (FMLN) hat zu einer fast uneingeschränkten Dominanz der Rechten, beson-
ders der früheren Regierungspartei Alianza Republicana Nacionalista (Arena) geführt: Von
den 84 Sitzen im Parlament gewann die Rechtspartei Arena 37 und die Linkspartei FMLN 23
Sitze. Die zweitgrösste Rechtspartei GANA (Gran Alianza por la Unidad Nacional) kam auf 10
Sitze. Dieses Wahlergebnis hat vor allem die Konsequenz, dass die Linken in der Legislatur-
periode 2018-2021 zu einer unbedeutenden Kraft im Parlament geworden sind: Die FMLN hat
ihr Minimalziel von 29 Abgeordnetenmandaten verfehlt. Diese sind nötig, um in wichtigen Fra-
gen wie Budget, Wahl von Mitgliedern des Rechnungshofs, des Obersten Gerichts, der Gene-
ralstaatsanwaltschaft und der Wahlbehörde mitbestimmen zu können. Vetos des noch bis Mai
2019 amtierenden Präsidenten etwa gegen Massenentlassungen von Staatspersonal oder An-
nullierung von Fortschritten in der Steuergesetzgebung kann Arena nun zusammen mit den
anderen Rechtsparteien überstimmen. Neu werden seit März 2018 auch die meisten Gemein-
den durch die Rechten regiert: Die Rechtspartei Arena gewann in 138 der insgesamt 262 Ge-
meinden. Die Linkspartei FMLN gewann lediglich in 61 und die Rechtspartei GANA in 25 Ge-
meinden. Im Februar 2018 fanden zudem die Präsidentschaftswahlen statt. Der Favorit
Nayib Bukele wurde in der ersten Runde zum Wahlsieger erklärt. Der frühere Bürgermeister
der Hauptstadt San Salvador wurde im Jahr 2017 aus ideologischen Gründen aus der FMLN

5 Hinweis: Je korrupter ein Land wahrgenommen wird, desto näher bei der Zahl 0. Quelle: https://www.transpa-
rency.org/cpi2018

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ausgeschlossen. Er wechselte dann zur Rechtspartei GANA und startete seit 2018 seine Kam-
pagne mit dem erfolgreichen Motto «sie sind alle gleich». El Salvador war in den vergangenen
drei Jahrzehnten abwechselnd von Arena und FMLN regiert worden. Erstmals gewann also
ein Kandidat, der von einer anderen Partei stammt, womit von einem Epochenwandel die
Rede sein kann. Bukele hat im Wahlkampf versprochen, mehr in Bildung zu investieren und
die Korruption zu bekämpfen. Wie er gegen die wachsende und weitverbreitete Unsicherheit,
die seit 2017 anhaltende Wirtschaftskrise, Korruption, Privatisierung der Wasserversorgung
und Armutsbekämpfung vorgehen wird, steht offen. Die Amtsübernahme erfolgt im Juni 2019.

In El Salvador sank die Mordrate im Vergleich zu den Vorjahren, nämlich von 104 Morden pro
100 000 EinwohnerInnen im Jahr 2015 und auf 52 Morde pro 100 000 EinwohnerInnen im Jahr
2018. Trotzdem stellt sie weiterhin die höchste in der Region dar6. Seit April 2016 greift die
Regierung zu sogenannten «aussergewöhnlichen Massnahmen» bei der Bekämpfung der Kri-
minalität. Dazu gehören verschärfte Haftbedingungen und Aktionen von Armee, Polizei und
Spezialeinheiten, welche z.T. die Menschenrechte verletzen. Anhand des sogenannten «Plan
El Salvador Seguro»7 investiert die Regierung Millionen von Dollar in ihre Sicherheitspolitik,
die aus ihrer Sicht einem integralen Ansatz folgt. Die Massnahmen, die von zahlreichen Orga-
nisationen der Zivilgesellschaft als unverhältnismässig denunziert wurden, sollen schwere
Menschenrechtsverletzungen hervorgerufen haben. Grundlegende Reformen des Polizei- und
Justizsystems blieben bisher aus.

Gemäss offiziellen Angaben lag in El Salvador im Jahr 2018 die Arbeitslosigkeit im formellen
Arbeitsmarkt wie im Vorjahr bei 7% der Gesamtbevölkerung. Die Unterbeschäftigung beträgt
je nach Quelle zwischen 35% bis 45%. Auch der hohe Anteil an armen Haushalten ist be-
sorgniserregend: 2018 galten 30% aller Haushalte als arm. Der Bevölkerungsanteil der NINIs
(ni estudian ni trabajan), d.h. jene, die sich weder ausbilden noch arbeiten, betrug 2018 24%
                                                            und ist einer der höchsten in der Region.
                                                            Die Analphabetenrate im Land beträgt
                                                            gemäss offiziellen Angaben 10.5% (Vor-
                                                            jahr noch 10.9%), 2007 waren es noch
                                                            17.9%. Die stetige Senkung der Analpha-
                                                            betenrate wird mit dem 2009 ins Leben
                                                            gerufenen nationalen Programm zur Al-
                                                            phabetisierung, welches vom Bildungsmi-
                                                            nisterium umgesetzt wird, in Verbindung
                                                            gebracht. Das Ziel, bis ins Jahr 2018 den
                                                            Analphabetismus zu beseitigen, wurde
                                                            nicht erreicht. In El Salvador werden die
                                                            staatlichen        Ausbildungsprogramme
                                                            durch INSAFORP (Instituto Salvadoreño
 Wand zum Gedenken an den ermordeten Monseñor Óscar Romero, de Formación Profesional) durchgeführt.
 San Salvador.                                               Die Begünstigten sind vor allem benach-
                                                             teiligte Bevölkerungsgruppen, die bereits
in den Arbeitsmarkt (d.h. im formellen Sektor) integriert sind. Laut aktuellen Angaben wurden
zwischen Juni 2017 und Mai 2018 insgesamt 156 717 Personen (davon 45% Frauen und 55%
Männer) ausgebildet.

6 Vgl. http://elfaro.net/es/201703/internacionales/20196/Venezuela-cerr%F3-con-70-homicidios-por-cada-100000-
habitantes-solo-superado-por-El-Salvador.htm
7 Siehe http://www.presidencia.gob.sv/wp-content/uploads/2015/01/El-Salvador-Seguro.pdf

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Wirkungsbericht 2018 - Brücke Le pont
Honduras
Nebst der oben erwähnten MigrantInnen-Karawane war das Jahr 2018 gekennzeichnet durch
zahlreiche Protestaktionen landesweit gegen dem amtierenden Präsidenten Juan Orlando
Hernández. Grosse Teile der Zivilgesellschaft erachten weiterhin den Wahlprozess im Jahr
2017 als betrügerisch und verfassungswidrig. Der Ende 2017 ausgerufene Notstand aufgrund
der Proteste war mit zahlreichen Repressionen durch die Polizei und das Militär verbun-
den, welche Anfang 2018 fortgesetzt wurden. Durch die Vermittlung der Vereinten Nationen
(UN) während sieben Monaten konnte im August 2018 ein Nationaler Dialog begonnen wer-
den, in dem VertreterInnen aller politischer Parteien versuchen, über diverse Themen wie
Menschenrechte, Wahlprozess, Wahlbetrug etc. Konsens zu finden. Bis Ende 2018 konnten
einige Konsense erzielt werden, der bedeutendste davon in Bezug auf die Errichtung eines
unabhängigen nationalen Wahlgerichts. Über die Hauptforderungen der Opposition wie die
Befreiung der politischen Gefangenen oder grundlegende Reformen des Wahlprozesses (z.B.
Wiederwahl, zweite Runde während Präsidentschaftswahlen etc.) konnte bisher kein Konsens
erreicht und damit keine Reformen eingeleitet werden.

Ein beunruhigender Vorfall ereignete sich im November 2018, als der Bruder des Präsidenten,
Juan Antonio «Tony» Hernández, durch ein US-amerikanisches Gericht wegen Drogen- und
Waffenhandels festgenommen wurde. Die politische Opposition hat darauf angekündigt, dem
Kongress die Bildung einer Kommission zu unterbreiten, welche die mögliche Beteiligung des
Präsidenten in den Geschäften seines Bruders untersuchen soll.

Die im Januar 2016 durch den honduranischen Staat und die Vereinigung Amerikanischer
Staaten (OAS) ins Leben gerufene Mission zum Kampf gegen die Korruption und die Straflo-
sigkeit in Honduras (MACCIH) hat in den Jahren 2017 und 2018 einige berühmte Korruptions-
Fälle aufgedeckt sowie diverse Reformen vorgeschlagen. Die MACCIH stand aber ständig
unter Beschuss, da sie den fehlenden politischen Willen des Staates und der OAS denunzierte.
Dies hat im Februar 2018 dazu geführt, dass der Verantwortliche der MACCIH, Juan Jiménez
Mayor, sowie weitere Mitarbeiter gekündigt haben. Für die Korruptionsbekämpfung in Hondu-
ras ist dies ein herber Rückschlag, denn es zeigt, dass sogar internationale Missionen wenig
zur Besserung beitragen können. Nichtdestotrotz arbeitete die MACCIH weiterhin an der Un-
tersuchung diverser Korruptionsfälle, in die hochrangige
FunktionärInnen und PolitikerInnen involviert sein sollen,
wie «Caja Chica», «Arca Abierta», «Caso Pandora» und
andere.

Der Handlungsspielraum für die zivilgesellschaftlichen Or-
ganisationen hat sich in Honduras im Jahr 2018 laufend
verschlechtert, insbesondere seit November 2017. Organi-
sationen die sich zu pointiert für grundlegende Menschen-
rechte einsetzen, müssen nicht selten mit Repressionen
und Drohungen oder sogar mit Entführung oder Ermor-
dung ihrer MitarbeiterInnen rechnen. Das Jahr 2018 war
gekennzeichnet durch eine schockierende Welle an Mor-
den und Repressionen an Menschenrechts- und Um-
weltaktivistInnen. Gemäss unabhängigen Zahlen8 wur-
den im Jahr 2018 738 Menschenrechts- und Umweltakti-
vistInnen bedroht, verfolgt, festgenommen oder verbal «Träume mit den Händen erbauen»,
und/oder physisch angegriffen, in 45% der Fälle durch Tegucigalpa.

8   Jahresbericht 2018 von ACI Participa über die Menschenrechtssituation in Honduras.

Wirkungsbericht Brücke · Le pont 2018                                                     7
Wirkungsbericht 2018 - Brücke Le pont
staatliche repressive Sicherheitskräfte. Bereits im Jahr 2016 hat die NGO Global Witness Hon-
duras als das gefährlichste Land für Menschenrechts- und UmweltaktivistInnen weltweit ein-
gestuft9.

Gemäss offiziellen Angaben sank die Mordrate von 43 Morden im Jahr 2017 auf 41 Morde
pro 100 000 EinwohnerInnen im Jahr 2018. Die meisten Opfer sind junge Männer aus mar-
ginalisierten Quartieren in Tegucigalpa, San Pedro Sula, Choloma und El Progreso; urbane
Gebiete, wo alle unsere Projekte durchgeführt werden. Jedoch hat die Zahl der sogenannten
feminicidios (Frauenmorde) gemäss verschiedener honduranischer Frauenorganisationen in
den letzten Jahren von 300 Morden im Jahr 2010 auf über 350 Morde im Jahr 2018 zugenom-
men, was wiederum bedeutet, dass in Honduras alle 22 Stunden eine Frau ermordet wird. Die
Straflosigkeit bei Frauenmorden ist besonders hoch, nämlich bei 96%10.

In Honduras hat sich die Arbeitslosigkeit im formellen Arbeitsmarkt 2018 von 3.6% im Jahr
2013 auf 5.7% erhöht (wobei sie in Tegucigalpa bei 9.3% und in San Pedro Sula bei 7.8%
liegt). Von der Arbeitslosigkeit sind besonders Jugendliche betroffen, denn schätzungsweise
50% aller arbeitslosen Personen sind unter 25 Jahre alt. Zudem wird der Anteil der Unterbe-
schäftigten auf rund 49% geschätzt. Gerade Frauen, welche keine Anstellung in den maquilas
(exportorientierte Textilindustrie) finden und/oder nicht von remesas (Geldüberweisungen) al-
leine leben können, suchen ein Auskommen im informellen Sektor oder bieten ihre Dienste als
Hausangestellte an, deren Rechtslage sehr prekär ist. Auch die Zahl der NINIs (= ni estudian
ni trabajan) ist besorgniserregend: Im Jahr 2018 waren 22.4% der Gesamtbevölkerung (das
sind knapp 828 200 Personen, davon 656 629 Frauen) weder am Arbeiten noch am Lernen.
Die Tendenz ist steigend, für das Jahr 2019 wird damit gerechnet, dass zusätzlich 100 000
Personen als NINIs eingestuft werden. Auch der hohe Anteil an armen Haushalten ist besorg-
niserregend: Gemäss offiziellen Angaben lebten 2018 61.3% (im Jahr 2016 waren es noch
60.9%) der honduranischen Haushalte unter der Armutsgrenze. Davon sind 38.7% von ext-
remer Armut betroffen. Eine zusätzliche Herausforderung im Land stellt der Analphabetismus
dar. So konnten 2018 12.8% der HonduranerInnen weder lesen noch schreiben (2016 waren
es noch 11%). Die staatlichen Ausbildungsprogramme werden von zwei Institutionen durch-
geführt: INFOP (Instituto Nacional de Formación Profesional) und CONEANFO (Comisión Na-
cional de Educación No Formal). Sie bieten diverse Kurse vor allem in den Bereichen Dienst-
leistung, Handel und Tourismus an11. Dazu entwickeln sie Lehrpläne und zertifizieren ihre
Kurse. Die Institutionen werden teilweise von der Entwicklungszusammenarbeit und, vor allem
INFOP, vom privaten Sektor finanziert. Ähnlich wie in El Salvador zählen benachteiligte Be-
völkerungsgruppen im ganzen Land zu den Begünstigten, die meisten gehen bereits einer
Arbeit im formellen Sektor nach.

    2.1.2. Entwicklungen im Programm
Für die Programmphase 2017-2020 werden die drei Arbeitsschwerpunkte Einkommensförde-
rung, berufliche Kompetenzen sowie Arbeitsrechte beibehalten und konsolidiert. Im August
2018 fand ein Wechsel der lokalen Koordination in El Salvador statt. Dieser hat wesentlich
dazu beigetragen, die Synergien und den Austausch auf Regionalebene zu fördern. Nament-

9  Siehe https://www.globalwitness.org/en/campaigns/environmental-activists/honduras-deadliest-country-world-
environmental-activism/
10 Siehe https://tiempo.hn/visitacion-padilla-unas-250-mujeres-asesinadas-lo-va-del-2017/
11 Die genaue Zahl der angebotenen Kurse im Jahr 2018 lässt sich nicht präzisieren, da die offiziellen Zahlen

auch die durchgeführten Kurse aus assoziierten Ausbildungszentren beinhalten.

8
lich haben im Jahr 2018 die lokalen Koordinatorinnen Workshops mit allen Partnerorganisati-
onen durchgeführt und das regionale LogFrame 2017-2020 erläutert. Im September 2018 fan-
den mehrere Sitzungen zwischen den lokalen Koordinatorinnen und der Programmverantwort-
lichen statt, woraus ein periodisches Monitoringsystem für das LogFrame eingeführt wurde.
Auch wurden diverse Arbeitsinstrumente gemeinsam optimiert, darunter eine neue Monitoring-
tabelle zum Thema berufliche Kompetenzen und Arbeitsmarktintegration. Diese wird bereits
im Brasilien-Programm verwendet. Das erwähnte Dokument wurde mit den lokalen Koordina-
torinnen besprochen und gemeinsam dem Kontext des Regionalprogramms angepasst.
Dadurch wurden die Prozesse für die Berichterstattung optimiert und das Monitoring auf Pro-
jekt-, Landes-, und Regionalebene gestärkt. Schliesslich wurde Mitte 2018 das Thema Sicher-
heits- und Risikoanalysen sowie -protokolle mit den lokalen Koordinatorinnen aufgegriffen. Bis
Ende 2019 sollen diese Dokumente aktualisiert und mit dem Thema digitale Sicherheit ergänzt
werden.
Der Schwerpunkt Einkommensförderung wird
finanziell leicht ausgebaut. Im Jahr 2018 wurde
in El Salvador die erste reguläre Projektphase mit
der Partnerorganisation (PO) Fe y Alegría El Sal-
vador (2019-2021) durch unsere externe Projekt-
kommission genehmigt. Das Projekt mit der PO
legt seinen Schwerpunkt auf die Berufsberatung
und -vermittlung von Jugendlichen aus prekären
Verhältnissen. Die Bestrebungen zur Förderung
der Verantwortung und Beteiligung der Unterneh-
men an der Ausbildung und Vermittlung von Ar- Kursabsolvent, PO Fe y Alegría Honduras.
beitsplätzen für die Jugendlichen werden weiter
verstärkt. Auch die Sensibilisierung der Unternehmen und deren Personal in Bezug auf die
Transversalthemen Gender und cultura de paz wurde im Jahr 2018 vorangetrieben bzw. initi-
iert. Insbesondere mit der PO SSPAS in El Salvador konnten bisher sehr erfolgreiche Resul-
tate betreffend das Eingehen von Allianzen mit Unternehmen zur Arbeitsmarktintegration der
Jugendlichen erzielt werden, weshalb diese für die Projektphase 2018-2020 verstärkt wurden.
Die daraus erworbenen Erkenntnisse und best practices sollen dem Schwerpunkt der Einkom-
mensförderung im gesamten Regionalprogramm dienen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit
dem Netzwerk REDI (Red de Empleo Juvenil Digno) in El Salvador sowie die diversen Sensi-
bilisierungskampagnen zu Arbeit in Würde werden weitergeführt.
Der Schwerpunkt berufliche Kompetenzen wurde finanziell leicht ausgebaut. Dabei wird das
Angebot in Zusammenarbeit mit anderen AkteurInnen laufend der Nachfrage auf dem Arbeits-
markt angepasst. Ziel ist es, die Kurse durch nationale oder internationale Instanzen zertifizie-
ren zu lassen. Im Jahr 2018 wurde eine erste reguläre Projektphase (2019-2021) mit der PO
                                      Fe y Alegría Honduras durch unsere externe Projekt-
                                      kommission genehmigt. Die Transversalthemen Gender
                                      und cultura de paz werden weiterhin integraler Bestand-
                                      teil der Berufsbildungskurse sein. In El Salvador wird der
                                      Prozess der Standardisierung des Lehrplans für cultura
                                      de paz fortgesetzt. Die Möglichkeiten der Zusammenar-
                                      beit mit Unternehmen zu diesem Thema werden ausge-
                                      lotet bzw. weitergeführt. Auch in Honduras zeigt sich,
                                      dass die Vereinheitlichung des Lehrplans zu cultura de
Ausbildungsabsolventinnen, PO SAN.     paz sinnvoll und notwendig ist.

Wirkungsbericht Brücke · Le pont 2018                                                          9
Der Schwerpunkt Arbeitsrechte bleibt im gleichen Ausmass bestehen. Die Kampagnen zur
Sensibilisierung der verantwortlichen Behörden und der Bevölkerung werden weitergeführt
und die Gewerkschaften bzw. Netzwerke der Hausangestellten, der Heimarbeiterinnen und
der Maquila-Arbeiterinnen werden weiter gestärkt. Dies betrifft insbesondere das Lobbying zur
Ratifizierung der Konventionen 17712 und 18913
der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)
zum Thema Heimarbeit respektive Hausange-
stellte, sowie von Arbeitsgesetzreformen und In-
spektionen der Arbeitsbedingungen der Heimar-
beiterinnen und Maquila-Arbeiterinnen durch die
zuständigen staatlichen Instanzen. In Bezug auf
die Zusammenarbeit mit Heimarbeiterinnen in El
Salvador wurde im Jahr 2018 eine Pilotphase für
den Zeitraum 2019-2020 mit der Gewerkschaft Protestkundgebung von Hausangestellten, PO CEM-H.
SITRABORDO aufgegleist. Neu kooperieren wir direkt mit der 2016 gegründeten Gewerk-
schaft, mit der wir bisher indirekt über die PO MT gearbeitet haben und deren Gründung und
Stärkung wir von Anfang an mitgetragen haben.
Allianzen mit strategischen AkteurInnen vor Ort werden weiterhin gesucht bzw. gestärkt. So
haben wir im Juni 2018 mit Solidar Suisse in El Salvador ein «Memorandum of Understandig»
auf Landes- und Projektebene unterzeichnet. Das Hauptziel liegt darin, mittels Wissens- und
Erfahrungsaustausch die institutionelle Wirkung der Arbeit in den Bereichen berufliche Kom-
petenzen und Arbeitsmarktintegration von Jugendlichen in El Salvador zu steigern. Auch sol-
len dadurch Synergien und Komplementarität noch besser genutzt werden. Brücke · Le pont
möchte sich auch in Zukunft mit Schweizer AkteurInnen vor Ort (Solidar Suisse, Swisscontact,
DEZA) strategisch noch besser vernetzen und mögliche Potenziale für die Zusammenarbeit
gezielter angehen, insbesondere im Bereich der beruflichen Kompetenzen. In der Schweiz
wird Brücke · Le pont weiterhin aktiv an der Zentralamerika-Plattform14 und am Foro Suizo15
teilnehmen.

     2.1.3. Resultate und Wirkung 2018
     2.1.3.1. Einkommensförderung
In El Salvador konnte für 474 Jugendliche (279 Frauen und 195 Männer), die in den Berufs-
bildungsprojekten mit den PO FUSALMO, SSPAS und Fe y Alegría El Salvador ausgebildet
wurden, via die Stellenbörse PIL (Plataforma de Inserción Laboral)16 eine Arbeitsstelle vermit-
telt werden. Indirekt wurden dadurch 2370 Familienangehörige begünstigt. Im Jahr 2017 wa-
ren es noch 184 Jugendliche (120 Frauen und 64 Männer) und 920 Familienangehörige17.
Mitverantwortlich für die erfolgreiche Arbeitsmarktintegration waren auch die Stärkung der

12 Übereinkommen der ILO vom Juni 1996 über Heimarbeit.
13 Übereinkommen der ILO vom Juni 2011 über menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte.
14 Zentralamerika-Plattform: offene Allianz aller CH-Hilfswerke mit Programmen in Zentralamerika.
15 Schweizer Forum für Menschenrechte und Frieden in Guatemala und Honduras (Foro Suizo): Allianz aller in

Guatemala und Honduras tätigen CH-Organisationen.
16 Internetplattform zur Arbeitsmarktintegration, PIL (Plataforma de inserción laboral). Die PIL stellt ein wertvolles

Instrument in der erfolgreichen Vermittlung der Jugendlichen dar.
17 Für die deutlich besseren Resultate im Jahr 2018 verglichen mit dem Jahr 2017 gibt es mehrere Gründe: Einer-

seits wurden mit den PO FUSALMO und SSPAS 2018 eine neue dreijährige Projektphase initiiert, in der einerseits
mehr Kurse angeboten werden, andererseits die Massnahmen im Bereich der Arbeitsmarktintegration gestärkt wer-
den. Einen weiteren Grund bilden die bei weitem übertroffenen Jahresresultate der PO Fe y Alegría, mit der wir
zwischen 2017-2018 eine Pilotphase aufgegleist haben. Insbesondere im Jahr 2018, nachdem Mitte 2017 ein Ar-
beitsvermittlungsbüro eröffnet und Mitte 2018 ein Online-Webtool für die Jugendlichen in Betrieb genommen wur-
den, konnten die gesetzten Jahresziele erreicht bzw. übertroffen werden.

10
Partnerplattform REDI und die von ihr erfolgreich durchgeführten Öffentlichkeitskampagnen.
So hat der Erfahrungsaustausch von best practices unter den PO, welche zugleich Mitglieder
der REDI sind, zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Strategien zur Arbeitsmarktintegra-
tion in den einzelnen Projekten geführt.
In Jahr 2018 konnte ein grosser Erfolg in Bezug auf die best practices zur Arbeitsmarktin-
tegration von marginalisierten Jugendlichen verzeichnet werden: Unsere Partnerplatt-
form REDI hat sehr gute Erfahrungen in Bezug auf die Arbeitsmarktintegration gesammelt und
systematisiert. Dieses Know-How und die bewährten best practices stiessen auch auf das In-
teresse von Solidar Suisse in El Salvador. In der zweiten Jahreshälfte 2018 hat die REDI
Schulungen für die zuständigen Personen für die Arbeitsmarktintegration der PO von Solidar
Suisse zum Thema Arbeitsmarktintegration durchgeführt. Die REDI hat dadurch nicht nur
die bisher gewonnen Erkenntnisse systematisiert und sozialisiert, sondern sich auch als Ex-
pertin in diesem Bereich positioniert.
Durch das Projekt mit der PO SIMUTHRES (Gewerkschaft der Hausangestellten) konnte im
Jahr 2017 eine Stellenbörse für Hausangestellte aufgebaut werden. Im Jahr 2018 konnten
zusätzliche 24 Hausangestellte (insgesamt 62 Frauen) registriert und mehrere ArbeitgeberIn-
nen, welche eine Arbeit unter würdigen Bedingungen anbieten, erfasst werden. Dadurch konn-
ten 24 Hausangestellte (im Jahr 2016 noch 12 Hausangestellte) ihr Einkommen verbessern
(besserer Lohn und/oder Sozialleistungen) und indirekt 120 Familienangehörige begünstigt
werden.
                                         In Honduras konnten im Rahmen der Projekte mit den PO
                                         CFSJB, SAN und Fe y Alegría Honduras 244 Jugendliche
                                         (82 Frauen und 162 Männer) eine formale Anstellung inkl.
                                         Mindestlohn und Sozialleistungen finden. Zudem haben indi-
                                         rekt 1220 Familienangehörige davon profitiert. Im Jahr 2017
                                         waren es noch 180 Jugendliche (55 Frauen und 125 Männer)
                                         und 900 Familienangehörige. Zudem konnten im Jahr 2018
                                         195 Jugendliche (89 Frauen und 106 Männer), welche bei
                                         den PO SAN und Fe y Alegría Honduras einen Berufsbil-
                                         dungskurs absolviert haben, ein Praktikum in einem Unter-
                                         nehmen machen (im Jahr 2017 waren es 234 Jugendliche,
                                         davon 169 Frauen und 65 Männer). Des Weiteren haben in
                                         den Projekten mit CFSJB und SAN erstmals 63 Jugendliche
                                         (26 Frauen und 37 Männer) ein Kleinunternehmen gegründet,
                                         wodurch indirekt 325 Familienangehörige begünstigt wur-
                                         den. Davon erhielten 21 Jugendliche (7 Frauen und 14 Män-
                                         ner) finanzielle Unterstützung in Form von Materialien wie
Kursabsolvent, PO Fe y Alegría Honduras. Werkzeugkasten oder Schönheitsprodukte. Diese Unterstüt-
                                         zung wurde durch die Handelskammer von Tegucigalpa fi-
nanziert, welche mit unserer PO CFSJB in Allianz steht. Schliesslich wurde 2018 die Stellen-
börse PIL mittels Unterstützung der Konsulenten aus El Salvador weiter optimiert. Im Jahr
2018 haben alle drei PO CFSJB, SAN und Fe y Alegría Honduras die Daten der Jugendlichen
in die PIL integriert.
Sowohl in El Salvador als auch in Honduras leistet Brücke · Le pont einen wertvollen Beitrag
zur Stärkung der beruflichen Kompetenzen und Arbeitsvermittlung, wovon sowohl stellensu-
chende Jugendliche als auch die Unternehmen profitieren. Wie bereits im Vorjahr konnten
auch 2018 einzelne Absichtserklärungen mit Unternehmen abgeschlossen werden, welche
diese zur späteren Anstellung der ausgebildeten Jugendlichen verpflichten.

Wirkungsbericht Brücke · Le pont 2018                                                            11
Die Eingliederung der Jugendlichen in den formellen Arbeitsmarkt ist unter den gegebenen
wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen (Gewalt, Schutzgelderpressungen etc.) nach wie
vor eine grosse Herausforderung. Jugendliche, die aus prekären Verhältnissen kommen, wer-
den im Arbeitsmarkt oft stigmatisiert. Deshalb ist es für Brücke · Le pont von strategischer
Bedeutung, langfristige Allianzen mit Per-
sonalverantwortlichen von Unternehmen
einzugehen, um das gegenseitige Ver-
trauen zwischen ArbeitgeberInnen und
Jugendlichen gezielt zu fördern und die
Sensibilisierungs- und Lobbyarbeit zu-
gunsten der Vermittlung von Arbeitsplät-
zen für Jugendliche konsequent weiter-
zuführen. Obwohl die Zusicherung von
Arbeitsplätzen durch die Unternehmen
einen wichtigen Meilenstein im Zentral-
amerikaprogramm darstellt, möchte Brü-
cke · Le pont die Dienstleistung der Ar- Arbeitsmessen für Jugendliche, PO Fe y Alegría El Salvador.
beitsvermittlung gegenüber den Unter-
nehmen in Zukunft besser verkaufen: Diese sollen sich finanziell beteiligen. Hervorragendes
Beispiel hierfür ist das Projekt mit der PO SSPAS in El Salvador. Dort wurden 2017 gezielte
Partnerschaften mit Unternehmen eingegangen: Die Unternehmen waren in die Erarbeitung
der Lehrpläne eingebunden und die Jugendlichen absolvierten einen Grossteil der Berufsbil-
dung in den Unternehmen und wurden danach von diesen angestellt. Dieses Modell bildet das
Kernelement der Projektphase 2018-2020 mit der PO SSPAS und hat 2018 bereits grosse
Erfolge erzielt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen sollen zukünftig in alle
Berufsbildungsprojekte des Regionalprogramms einfliessen.
Auf der PIL figurieren die PO als Garantinnen für die fachlichen und sozialen Kompetenzen
der arbeitssuchenden Jugendlichen. Gleichzeitig prüfen die PO auch das Angebot der Firmen
genau, um «schwarze Schafe» herauszufiltern. Die PIL wird in beiden Ländern weiterentwi-
ckelt und die diesbezüglichen Synergien zwischen den Ländern werden vorangetrieben.
Bewährt haben sich folgende Praktiken:
   - Die Anstellung einer Person in jedem Projekt, die für die Beziehungspflege mit poten-
      ziellen ArbeitgeberInnen verantwortlich ist (sog. «gestoras/es»).
   - Das Abschliessen von Ausbildungsverträgen bzw. Absichtserklärungen mit Unterneh-
      men.
   - Der Austausch unserer Partnerorganisationen, welche zu Berufsbildungsprojekten ar-
      beiten, in der Partnerplattform REDI.
Der bisher angestrebte Fokus auf die Gründung von Kleinunternehmen hat sich in der Praxis
im Projekt mit der PO FUSALMO als nicht zielführend erwiesen. Die erfolgreiche Absolvierung
der Kurse zu Unternehmertum durch die Jugendlichen führt nicht automatisch zur Neugrün-
dung bzw. mittelfristig erfolgreichen Weiterführung von Unternehmen. Aus diesem Grund
wurde diese Komponente 2017 in den Berufsbildungsprojekten in El Salvador eingestellt.
Diese Erkenntnisse flossen auch in das Hondurasprogramm ein. 2018 wurde für die erste re-
guläre Projektphase (2019-2021) mit der PO Fe y Alegría Honduras ein neuer Anlauf in Be-
zug auf die Schulung zu und Gründung von Kleinunternehmen, mit diversen innovativen
Komponenten, gestartet. Inwiefern dieser erfolgreich sein wird, wird sich in den Jahren 2019
und 2020 zeigen.
Die Wichtigkeit der Einkommensförderung zeigt sich auch in anderen Projekten, welche sich
primär nicht diesem Schwerpunkt widmen. So wird beispielsweise in Honduras mit der PO

12
CEM-H (Hausangestelltennetzwerk) seit 2018 eine Stellenbörse für die Hausangestellten kon-
zipiert. Es handelt sich um einen mittelfristigen und kollektiven Prozess, in dem in einem ersten
Schritt im Jahr 2018 insgesamt 20 Mitglieder des Hausangestelltennetzwerks drei Workshops
besucht haben. Die Workshops haben ihnen einerseits die Theorie und die möglichen Umset-
zungsformen eines solidarischen und kollektiven Businessplans vermittelt. Andererseits wur-
den sie in Bezug auf die geltende Gesetzgebung betreffend die Gründung eines Unterneh-
mens geschult. Im Jahr 2019 werden sie, in einem zweiten Schritt, diverse Organisationsfor-
men und Businesspläne diskutieren bzw. ausarbeiten und gemeinsam entscheiden, wie sie
die Stellenbörse und die angebotenen Dienstleistungen umsetzen möchten.

     2.1.3.2. Berufliche Kompetenzen
                                                 In El Salvador haben 5331 Jugendliche
                                                 (3490 Frauen, 1841 Männer) im Rahmen
                                                 der Projekte der PO FUSALMO, SSPAS
                                                 und Fe y Alegría El Salvador ihre berufli-
                                                 chen und sozialen Kompetenzen gestärkt.
                                                 Davon 3634 Jugendliche (2398 Frauen und
                                                 1236 Männer) durch das von der PO Fe y
                                                 Alegría El Salvador im Jahr 2018 in Betrieb
                                                 gesetzte Webtool. Dieses neue Instrument,
                                                 welches die Weiterbildung der Jugendlichen
                                                 fördert, sowie die Inbetriebnahme eines Ar-
                                                 beitsvermittlungsbüros, das diverse Dienst-
Kursabsolventinnen, PO Fe y Alegría El Salvador. leistungen im Bereich der Stärkung von be-
ruflichen und sozialen Kompetenzen anbietet, erklären, weshalb im Jahr 2017 vergleichsweise
lediglich 968 Jugendliche (628 Frauen und 340 Männer) ausgebildet wurden.
Im Hinblick auf die Bekanntmachung der angebotenen Berufsbildungskurse unserer PO
konnte dank der erstmals im Jahr 2018 durchgeführten Publikationen und Aktivitäten un-
serer Partnerplattform REDI eine grössere Breitenwirkung erzielt werden: Zusätzliche
49 104 Personen (davon 58% Frauen und 42% Männer) wurden dadurch erreicht. Gemäss
unseren PO FUSALMO, SSPAS und Fe y Alegría El Salvador erhielten sie im Jahr 2018 dank
den unterstützenden Massnahmen der REDI durchschnittlich 50 zusätzliche interessierte Ju-
gendliche pro ausgeschriebenen Berufsbildungskurs. Schliesslich haben 11 Hausangestellte
aus dem Projekt mit der Gewerkschaft SIMUTHRES dank der Vernetzungsarbeit von Brücke
· Le pont Berufsbildungskurse, welche in ihrem Beruf relevant sind, bei unseren PO SSPAS
oder FUSALMO erfolgreich abgeschlossen.
In Honduras wurden 822 Jugendliche (381 Frauen und 441 Männer) in den Berufsbildungs-
projekten der drei PO CFSJB, SAN und Fe y Alegría Honduras ausgebildet18. Im Jahr 2017
waren es 1072 Jugendliche (606 Frauen und 466 Männer). Die Abnahme ist damit zu erklären,
dass für das Jahr 2018 weniger Anmeldungen, insbesondere aus dem Projekt mit der PO SAN,
verzeichnet wurden. Aufgrund des geschilderten Kontextes im Zusammenhang mit der Migra-
tion arbeitet unsere PO CFSJB in Honduras seit Ende 2017 mit dem Amt für deportierte Per-
sonen zusammen, wodurch auch in unserem Projekt rückkehrende MigrantInnen begünstigt
werden. Von den 361 Jugendlichen, welche im Jahr 2018 einen Berufskurs absolviert haben,
waren 28 (22 Männer und 6 Frauen) Jugendliche, welche von den USA nach Honduras de-
portiert worden waren. Zudem wurden durch die PO CFSJB und SAN (in Allianz mit der hon-

18231 der Jugendlichen sind junge Frauen, die von der PO SAN geschult wurden. 74 von ihnen haben die Ausbil-
dung abgeschlossen. Die anderen Jugendlichen haben das Schuljahr bzw. Ausbildungsjahr zwar erfolgreich ab-
geschlossen, nicht jedoch die zwei- bis dreijährige Aus- bzw. Berufsbildung.

Wirkungsbericht Brücke · Le pont 2018                                                                    13
duranischen Handelskammer) insgesamt 116 Jugendliche (38 Frauen, 78 Männer) im Unter-
nehmertum ausgebildet. Zusätzlich hat das Projekt mit der PO SAN 133 Eltern zu folgenden
Themen geschult: Arbeitsrechte, Umgang mit Jugendlichen, «Elternsein» (Kommunikation,
Respekt, Unterstützung) sowie sexuelle und reproduktive Rechte. Zudem diskutierte das Pro-
jektpersonal mit den Eltern die Rollenteilung zwischen Mann und Frau, denn oft gilt es als
normal, dass Mädchen für ihre Geschwister zu sorgen haben und sich um den Haushalt küm-
mern müssen. Dies geht natürlich auf Kosten der Ausbildungsmöglichkeiten. Die Sensibilisie-
rung sowie die Stärkung der Eltern in ihren persönlichen und sozialen Kompetenzen ist eine
wichtige Projektkomponente, um die Mädchen zu fördern und die Abbruchquote zu verringern.
Ziel ist es, die Eltern mit einer Vereinbarung zur Unterstützung ihrer Töchter bei der Ausbildung
zu bewegen. Sehr erfreulich war, dass 7 geschulte Eltern sich entschlossen, die erworbenen
Kenntnisse aktiv in ihren Gemeinden einzubringen. Dadurch wurden zusätzliche 197 Eltern
sensibilisiert. Sehr erfreulich war zudem das Engagement der Mädchen, welche die Berufs-
ausbildung im Bereich Gesundheit absolvieren: Sie haben Schulungen zum Thema Gesund-
heitsprävention in insgesamt 7 Schulen/In-
stituten durchgeführt und dadurch 1940
Personen sensibilisiert. Unter anderem ha-
ben sie über Themen wie Frühschwanger-
schaft und Schwangerschaftsprävention,
Hygiene, Essstörungen, Drogenkonsum,
sexuell übertragbare Krankheiten und Ver-
hütungsmittel referiert.
Im Jahr 2017 haben 4 Teammitglieder aus
dem Projekt mit der PO CFSJB ein Prakti-
kum in einem Unternehmen oder einer Insti- Kursabsolventin, PO CFSJB.
tution absolviert. Dadurch konnten sie ihre beruflichen und sozialen Kompetenzen verbessern.
Schliesslich haben im Jahr 2018 insgesamt 14 Mitglieder des Hausangestelltennetzwerks aus
dem Projekt mit CEM-H Berufsbildungskurse, welche in ihrem Beruf relevant sind, erfolgreich
abgeschlossen.
Alle Jugendliche wurden in komplementären Modulen zu Gender und cultura de paz19 ge-
schult. Zudem wurden die Jugendlichen im Rahmen der Berufskurse auf den Berufseinstieg
vorbereitet (Strategien zur Arbeitsstellensuche, Bewerbungsschreiben, Vorstellungsgespräch,
Arbeitskultur).

     2.1.3.3. Arbeitsrechte
In El Salvador wurden im Jahr 2018 insgesamt 237 Frauen zum Thema Menschen-, Frauen-
und Arbeitsrechte sowie Gewalt am Arbeitsplatz im Rahmen der Projekte mit den PO MT
und SIMUTHRES geschult. Auch absolvierten 27 Heimarbeiterinnen einen Diplomlehrgang
zum Thema Gesundheit am Arbeitsplatz. Zudem konnten 2 Heimarbeiterinnen, mit der Un-
terstützung der juristischen Beratung und Begleitung von MT, auf gerichtlichem Weg ihr
Recht auf Entschädigung gegenüber einer Maquila durchsetzen, wodurch insgesamt USD
3364 zu ihren Gunsten ausgesprochen wurden. Die Gewerkschaft der Heimarbeiterinnen
(SITRABORDO) konnte 21 und jene der Hausangestellten (SIMUTHRES) 116 Neumitglieder
gewinnen. Auch haben beide Gewerkschaften diverse Protestkundgebungen, Radiospots,
Pressekonferenzen und Kampagnen in den sozialen Netzwerken zu Themen wie Mindestlohn,
Arbeitsrechte und Arbeitsbedingungen lanciert. Schätzungsweise wurden dadurch 98 816
Personen erreicht. Auch haben aus beiden Projekten insgesamt 100 Frauen an nationalen

19Die Berufsbildungskurse im Regionalprogramm Zentralamerika beinhalten, aufgrund des anfangs dargestellten
Kontextes, das Transversalthema cultura de paz (Friedenskultur). Die Berufskurse enthalten Module über das Ken-
nenlernen und Anwenden von Instrumenten und Methoden der Gewaltprävention und Konfliktlösung.

14
und regionalen Austauschtreffen und Sitzungen mit Schlüsselakteuren – wie Gewerkschaften
und Organisationen der Zivilgesellschaft – teilgenommen. Einen wichtigen Etappensieg konnte
SITRABORDO im September 2018 erzielen, als sie – nach jahrelangem Kämpfen – eine Sit-
zung mit der Arbeitsministerin abhalten konnten, um die Arbeitsrechtssituation der Heimarbei-
terinnen zu denunzieren. Schliesslich haben MT und SITRABORDO auch im Jahr 2018 das
Theaterstück «Made in El Salvador», das von den Arbeitsbedingungen der Heimarbeiterin-
nen handelt, viermal aufgeführt. Das Theaterstück wurde schätzungsweise von 736 Personen
besucht.

Derechos Laborales – über eine Million Dollar zugunsten der Arbeitnehmenden
Das Projekt über Arbeitsrechte, das Brücke · Le pont zusammen mit der salvadorianischen
Generalstaatsanwaltschaft (Procuradoría General de la República, PGR) und der PO OR-
MUSA durchführt, ist ein voller Erfolg: Die Dienstleistungen seitens der PGR haben sich weiter
verbessert und in der Mehrheit der Fälle wurde eine Einigung erzielt. Dank der vier eingesetz-
ten GerichtsvollstreckerInnen erhielten im Jahr 2018 insgesamt 722 ArbeitnehmerInnen (256
Frauen, 466 Männer) Rückzahlungen von ausstehenden Löhnen und Sozialleistungen im Wert
von 1.1 Mio. US-Dollar. Im Vergleich: Im Jahr 2017 waren es 560 ArbeitnehmerInnen (183
Frauen, 377 Männer) und 1.2 Mio. US-Dollar und im Jahr 2016 waren es noch 310 Arbeitneh-
merInnen (109 Frauen, 201 Männer) und 0.5 Mio. US-Dollar. Zudem konnte in 84% der Fälle
(im Jahr 2017 noch 76%) eine Einigung erzielt werden, welche die ursprünglich eingeforderte
Gesamtsumme um über 50% überstieg.
Durch die gezielte Aus- und Weiterbildung des Per-
sonals aus der Abteilung für Arbeitsrechtsfragen der
PGR kann dieses die Urteile rechtskonform umset-
zen, die geschuldeten Leistungen einfordern und die
von der PGR erbrachten Dienstleistungen stetig ver-
bessern. Eine im Jahr 2018 durchgeführte Umfrage
hat ergeben, dass 92% von 484 befragten Arbeit-
nehmerInnen die Dienstleitungen der PGR als her-
vorragend, sehr gut bis gut einstufen. Zudem hat die
PGR im Jahr 2018 945 Fälle (623 Männer, 322
Frauen) bearbeitet, welche zu einer Einigung zwi-
schen dem/der ArbeitnehmerIn und dem Arbeitge-
ber führten.
                                                       Begünstigte ArbeitnehmerInnen dank Gerichtsvoll-
Die PO ORMUSA hat zusammen mit der PGR die streckerInnen, PO ORMUSA und PGR.
Erfolge an die Öffentlichkeit getragen, um zu zeigen,
dass staatliche Institutionen gute Arbeit leisten und um Druck durch die Bevölkerung oder das
Parlament ausüben zu können, falls die Regierung die Stellen wieder streichen will. Die Zu-
sammenarbeit mit der PGR ist für alle Beteiligten bereichernd: Die PO ORMUSA und Brücke
· Le pont haben viel über die internen Hürden der PGR gelernt. Durch die Verbesserung ihrer
Dienstleistungen hat die PGR ihre Position gestärkt und kann nun aufzeigen, wie wichtig ihre
Rolle und jene der GerichtsvollstreckerInnen sind. Im Rahmen dieses Projekts profitierten im
Jahr 2018 insgesamt 279 Personen aus der PGR und der Zivilgesellschaft von diversen Wei-
terbildungen, sei es in der Form von Tagungen und Seminaren oder im Rahmen des Diplom-
lehrganges zu Gewalt gegen Frauen am Arbeitsplatz.

CEDM – wichtige Etappensiege
Das politische Lobbying des Netzwerks CEDM (Concertación por un Empleo Digno para las
Mujeres), in dem die PO MT, SITRABORDO, ORMUSA und der Dachverband der Gewerk-
schaften FEASIES (Federación de Asociaciones o Sindicatos Independientes de El Salvador)

Wirkungsbericht Brücke · Le pont 2018                                                                 15
zusammenwirken, hat auch 2018 grosse Wirkung gezeigt: Für die lokalen Medien gilt CEDM
als wichtige Referenz im Zusammenhang mit Arbeitsrechten in El Salvador.
Mitte 2018 konnte CEDM im Rahmen eines Verhandlungstisches mit dem Maquila-Sektor ei-
nen grossen Erfolg erreichen: Gemäss salvadorianischem Gesetz werden die Arbeitnehme-
rinnen erst ab dem vierten Tag ihrer Arbeitsunfähigkeit durch die Sozialversicherungsanstalt
entschädigt. Im Zuge der Verhandlungen haben sich die Maquilas (also die ArbeitgeberInnen)
nun dazu verpflichtet, die Lücke der ersten drei Tage zu schliessen und den ArbeitnehmerIn-
nen diese Entschädigung in den ersten drei Tagen zu bezahlen. Bis Ende 2018 haben
nachweislich über 40 Maquilas diese Entschädigung bezahlt, womit direkt 70 000 Arbeitneh-
merInnen begünstigt wurden.
Einen weiteren Etappensieg erzielte die seit 2016 betriebene Lobbyarbeit von CEDM, mit Un-
terstützung von Brücke · Le pont, zum Thema Arbeitsschutz nach Mutterschaftsurlaub.
Konkret ging es darum, dass die Arbeitnehmerinnen nach ihrem Mutterschaftsurlaub über eine
Sperrfrist verfügen, in der ihnen der Arbeitgeber nicht kündigen kann. Das Thema wurde dank
der Lobby-Arbeit von CEDM im Parlament eingeführt. Dieses hat nach mehreren Debatten im
Juni 2018 entschieden, eine Sperrfrist von 6 Monaten für alle Arbeitgeber des öffentlichen
und privaten Sektors einzuführen. Ein Meilenstein! Die Gesetzesänderung trat im Juni 2018
in Kraft. Direkt davon profitieren schätzungsweise mehr als eine Million (1 116 935) Frauen.
Ebenfalls seit dem Jahr 2016 hat CEDM mit Unterstützung von Brücke · Le pont intensiv Lobby
betrieben, damit alle Unternehmen Kindertagesstätten für die Kinder der ArbeitnehmerIn-
nen garantieren. Im Mai 2018 hat das Parlament diese Reform angenommen. Seither sind alle
Unternehmen des öffentlichen und privaten Sektors, welche mindestens 100 ArbeitnehmerIn-
nen beschäftigen (ca. 10% aller Unternehmen im Land) dazu verpflichtet, Kindertagesstätten
einzurichten. Direkt davon profitieren schätzungsweise 594 000 Personen. Für CEDM und
Brücke · Le pont geht der Kampf weiter, denn das Ziel ist, dass alle Unternehmen dazu ver-
pflichtet werden, Kindertagesstätten anzubieten.
Schliesslich macht sich CEDM seit Mitte 2017 gezielt auch für die Arbeitsrechte der LGBT-
Community20 stark. Ende 2017 nahm CEDM am ersten Regionaltreffen zum Thema teil. CEDM
ist Gründungsmitglied des zentralamerikanischen Netzwerks «empleo y diversidad», das aus
acht Organisationen und Netzwerken aus Honduras, Guatemala, El Salvador und Nicaragua
besteht. 2018 hat CEDM begonnen, das Thema der Arbeitsrechte und Diskriminierung der
LGBT-Gemeinschaft in der Arbeitswelt in der öffentlichen Agenda zu positionieren. Bis Ende
2018 wurden erstmals 137 Personen aus diversen Gewerkschaften und anderen zivilgesell-
schaftlichen Organisationen zum Thema sensibilisiert und als BeraterInnen geschult.
Ebenso hat die Öffentlichkeitsarbeit des Partnernetzwerkes REDI im Jahr 2018 auf ihrer
Fanseite in den sozialen Netzwerken eine eindrückliche Reichweite erzielt: Die durchgeführten
7 Kampagnen zum Thema Arbeitsrechte haben insgesamt 87 300 Personen erreicht. Unter
anderem wurde für folgende Themen sensibilisiert: das Recht auf einen Arbeitsvertrag, ge-
setzliche Arbeitszeiten, Kündigungs- und Entschädigungsrecht, das Recht auf bezahlte Ferien
und 13. Monatslohn, Rechte der schwangeren Arbeitnehmerinnen sowie das Recht auf Verei-
nigungsfreiheit.
Im Hinblick auf das Jahr 2019 werden in El Salvador die bestehenden Kampagnen zur Sensi-
bilisierung der verantwortlichen Behörden und der Bevölkerung weitergeführt und die Netz-
werke der Hausangestellten weiter gestärkt. Dies betrifft insbesondere das Lobbying zur Rati-
fizierung der Konventionen 177 und 189 der ILO und zur Arbeitsgesetzreform sowie zur In-
spektion der Arbeitsbedingungen der Heimarbeiterinnen durch das Arbeitsministerium.

20   Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender, d.h. Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender.

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