THE UNICREDIT MACRO & MARKETS 2018 OUTLOOK - UNICREDIT RESEARCH
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Gekürzte Übersetzung der englischen Originalversion vom 15. November 2017 The UniCredit Macro & Markets 2018 Outlook Macro Research 6. Dezember 2017 Strategy Research Credit Research “ Solides Wachstum und attraktive Märkte im nächsten Jahr. Vorsicht in Bezug auf 2019 Makro: Wir gehen für 2018 von einem anhaltend starken globalen Wachstum aus, wobei die USA kurzfristig durch ” Steuersenkungen beflügelt werden, die Eurozone ihre solide Dynamik beibehalten und die Schwellenländer allgemein in guter Verfassung sein dürften. Die wichtigsten Zentralbanken werden ihre Stimulusmaßnahmen vermutlich allmählich reduzieren. Der Wachstumsausblick für 2019 gestaltet sich weniger günstig. Staatsanleihen: 10-jährige US-Treasuries dürften 2018 eine Spitze bei rund 2,75% erreichen, während die Kurvenverflachung weiter dominiert. Die 10J-Bundrenditen sehen wir bis Ende 2018 bei 0,80%. Da der Druck seitens des QE-Programms der EZB nachlässt, dürfte die Aufwärtsbewegung in erster Linie durch einen Anstieg der realen Renditen bedingt sein. Devisen: Die Abwertung des Dollar in Richtung des Gleichgewichtsniveaus dürfte sich fortsetzen. EUR-USD bleibt unterbewertet und dürfte sich bis Ende 2018 seinem fairen Wert von 1,25 nähern, begünstigt durch das Tapering der EZB und neuerliche Portfoliozuflüsse in die Eurozone. Aktien: Der Aufwärtstrend bei Aktien aus der Eurozone dürfte trotz der bereits teuren Kurs-Gewinn-Verhältnisse bis ins neue Jahr Bestand haben. Wir erwarten ein starkes 1H18 mit potenziellen Kursgewinnen von bis zu 15%, gefolgt von einer Konsolidierung oder einem leichten Rückgang in 2H18. Unternehmensanleihen: Die Kreditprofile europäischer Unternehmen dürften weiterhin Unterstützung seitens der Fundamentalfaktoren sowie der EZB-Käufe erhalten. Dennoch machen die äußerst überzogenen Bewertungen Unternehmensanleihen anfällig für Schwankungen am Markt. Wir rechnen mit einer leichten Weitung der Anleihenspreads. CEEMEA: Wir schätzen die Kapitalflüsse in Staatsanleihen und Währungen aus den Schwellenländern weiter konstruktiv ein, wenngleich eine zunehmende Differenzierung erforderlich ist. Genauer gesagt bevorzugen wir Länder mit ausgeglichenen Außenbilanzen, die eine verbesserte Fiskalposition im Inland und hohe Realzinsen aufweisen. Bei Unternehmensanleihen halten wir an unserer Präferenz für Papiere ohne Investment-Grade-Rating fest. Redaktion: Marco Valli, Head of Macro Research (UniCredit Bank, Milan) & Chiara Silvestre, Economist (UniCredit Bank, Milan)
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook Inhalt 3 Überblick 6 Global 11 USA 15 Eurozone 23 Deutschland 24 Frankreich 26 Italien 29 Spanien 31 Österreich 32 Großbritannien 34 Schweiz 35 Schweden und Norwegen 37 Region Zentral- und Osteuropa (CEE) 42 China 44 Anlagenübergreifende Strategie 47 Fixed-Income-Strategie 55 Devisenstrategie 64 Aktienstrategie 68 Anleihenstrategie 71 CEEMEA-Strategie 77 Öl 78 Tabelle 1: Jährliche makroökonomische Prognosen 79 Tabelle 2: Vierteljährliche BIP- und CPI-Prognosen 80 Tabelle 3: Vergleich der jährlichen BIP- und CPI-Prognosen 81 Tabelle 4: Prognose für die globalen Rentenmärkte/Zinsen 82 Tabelle 5: Prognosen für die globalen Devisenmärkte 83 Tabelle 6: Prognosen für risikobehaftete Anlagen 83 Tabelle 7: Prognosen für Risikobehaftete Anlagen UniCredit Research Seite 2 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook Überblick Erik F. Nielsen, Global Head of CIB Research ■ Dieser Bericht enthält unsere aktualisierten Prognosen für 2018 sowie einen ersten Group Chief Economist konkreten Ausblick für 2019. Wir gehen davon aus, dass auch im Jahr 2018 ein starkes (UniCredit Bank, London) globales Wirtschaftswachstum verzeichnet wird (rund 3,9 % und damit etwas stärker als +44 207 826-1765 2017). Zudem erwarten wir, dass die Zentralbanken ihre lockere Geldpolitik nur geringfügig erik.nielsen@unicredit.eu straffen werden. 2019 dürfte indes problematischer werden. ■ Mehrere Gründe sprechen dafür, dass die aktuell starke Verfassung der Weltwirtschaft noch mindestens ein Jahr anhalten wird. Die Expansion stützt sich auf eine Beschleunigung des Welthandels sowie eine akkommodierende Geldpolitik in fast allen wichtigen Ländern. Dies hat zu einer zunehmend guten Mischung von Nachfragefaktoren beigetragen. So haben insbesondere die Investitionen zugelegt, was zur Folge hatte, dass die Wachstums- unterschiede zwischen den Ländern fast das niedrigste Niveau seit mehreren Jahrzehnten erreicht haben. ■ Wir rechnen damit, dass die US-Wirtschaft 2018 um 2,6% wächst. Dabei sollte die geplante Steuerreform eine (kleine) kurzfristige Unterstützung bieten. In diesem Zusammenhang dürfte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) im kommenden Jahr drei Zinserhöhungen durchführen. Weil das Wachstum (vorübergehend) gut sein wird und es zu einer gewissen Überhitzung kommen sollte, werden die 10-jährigen US-Treasuries im Jahresverlauf 2018 bis auf 2,75% klettern. ■ Unterdessen dürfte der Euroraum im nächsten Jahr kontinuierlich gute Wachstumsraten verzeichnen, sodass 2018 unter dem Strich 2,3% stehen dürften. Damit wird sich die Produktionslücke weiter schließen, was einen sehr flachen Aufwärtstrend der Kerninflation bewirken wird. Selbst in einem Jahr wird die EZB immer noch keinen Inflationsausblick erstellen können, der innerhalb des Prognosehorizonts den Zielwert erreichen wird. Daher werden die Anleihekäufe vermutlich bis 2018 fortgesetzt und der Zinsausblick wird vermut- lich unverändert beibehalten. Gefangen zwischen dem Aufwärtssog aus den USA, den anhaltenden EZB-Käufen, dem starken Wachstum im Euroraum und der niedrigen Inflation werden die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen Ende 2018 vermutlich 0,80% erreichen. Die Risikoaufschläge (Spreads) von Staatsanleihen werden sich im kommenden Jahr geringfügig ausweiten – besonders als Reaktion auf politische Unsicherheiten im eigenen Land. Angesichts der weiter akkommodierenden Geldpolitik der EZB und des attraktiven Zinsdifferenzials dürften Anleihen der Peripherieländer den größten Teil des nächsten Jahres über weiter beliebt sein. EUR-USD dürfte seinen Aufwärtstrend bald fortsetzen und bis zum Jahresende 2018 den von uns geschätzten Fair Value von 1,25 erreichen. ■ Die Region der CEE-Länder wird 2018 vermutlich erneut ein kräftiges Wachstum verzeichnen. Wir erwarten eine überdurchschnittliche Entwicklung der EU-Länder innerhalb der CEE-Region. Sie sollten dank ihrer Offenheit für den Handel, kontinuierlicher starker Transfers aus der EU sowie Zuflüssen im Privatsektor um 4% wachsen. Das Ausbleiben gesamtwirtschaftlicher Ungleichgewichte wird Raum bieten für eine weitere, aber langsam nachlassende Unterstützung durch die Politik. ■ Während sich die Bewertungen in einigen Anlageklassen ihren Rekordständen nähern, dürfte das Gesamtumfeld für mehrere Risikoanlagen unterstützend bleiben. Das gilt besonders für Aktien aus dem Euroraum und den Schwellenländern. In der Vergangenheit erzielten Aktien und Rohstoffe eine Outperformance, wenn der Zyklus reif war und die Konjunktur über dem Potenzialwachstum lag. Genau das ist in den USA sowie – in geringerem Maße – im Euroraum der Fall. Es gibt keinen besonderen Grund, warum es dieses Mal anders sein sollte, zumal die Geldpolitik im historischen Vergleich akkommodierend bleiben wird. UniCredit Research Seite 3 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook Bei den Unternehmensanleihen lassen die derzeit überzogenen Niveaus sowie ein steigendes Angebot keinen Spielraum für eine weitere Kompression der Spreads. Ende 2018 könnten die Risikoaufschläge sogar leicht über dem heutigen Stand liegen. ■ Selbst eine sehr langsame Reduzierung der geldpolitischen Unterstützung durch die Fed und die EZB wird bei den Schwellenländern (EM) die schwächeren Märkte hinsichtlich des externen Finanzierungsbedarfs von den stärkeren Volkswirtschaften trennen. Nach einer Phase mit beeindruckenden Zuflüssen in EM-Fonds verzeichneten diese im Oktober einen deutlichen Rückgang dieser Zuflüsse. Das sollte kein Grund für allgemeine Sorgen mit Blick auf die Schwellenländer sein, doch könnte es ein erstes Warnsignal sein für die anfälligsten EM-Länder. ■ Unsere Prognosen für 2018 basieren auf der Annahme, dass die Ölpreise in den nächsten Monaten über USD 60/Barrel verharren. Die Spannungen im Nahen Osten werden jedoch zu keinen messbaren Angebotsschocks führen. Folglich erwarten wir ab dem kommenden Frühjahr einen langsamen Rückgang der Ölpreise in die Spanne von USD 55/Barrel bis USD 60/Barrel. ■ Die jüngste Zunahme der Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran auf ein historisch hohes Niveau dürfte die größte Einzelgefahr für unsere Prognosen sein. Die Destabilisierung des Libanon erhöht die Gefahr weiterer Stellvertreterkriege (oder echter militärischer Auseinandersetzungen) zwischen diesen beiden regionalen Großmächten im Nahen Osten und/oder eine Beteiligung Israels. Falls es zu erheblichen Angebotsschocks bei Öl und länger anhaltenden höheren Preisen kommt, würde das die Gesamtinflation in den USA und Europa anheizen. Damit würde jedoch die „falsche Art” von Inflation entstehen. Die Kosten für das Wachstum würden in diesem Szenario die Zentralbanken dazu bewegen, die Zurücknahme ihrer geldpolitischen Unterstützung zu verlangsamen oder sogar ganz auszusetzen. ■ Unter dem Strich ist der Ausblick für 2018 komfortabel. Mit Blick auf die allgemeine Wirtschaftslage und die Märkte sind wir für 2019 aber skeptischer. Das liegt nicht zuletzt an der Kombination einer sehr weit fortgeschrittenen Erholung in den USA, der Politik sowie den erhöhten Bewertungen von Assets. ■ Wir befürchten die Auswirkungen der politischen Fragmentierung in Washington auf das Wachstum in den USA, nachdem der kurzfristige positive Effekt der geplanten Steuerreform vorüber ist. In Europa sorgen wir uns um das politische Vakuum in Großbritannien und die Gefahr eines „harten Brexit”. Die Auswirkungen auf die britische Wirtschaft und (in geringerem Umfang) auf die wichtigsten Handelspartner wären ungünstig. ■ Allerdings ermutigt uns die Aussicht einer deutlich engeren Integration von Kontinentaleuropa unter der gemeinsamen Führung von Frankreich und Deutschland. Die externen politischen Bedrohungen lassen dieses Szenario für 2018 noch wahrscheinlicher werden. Eine bessere Koordinierung der Politik, eine stärkere Konzentration auf Investitionen, Fortschritte bei einer Kapitalmarktunion sowie kräftigere Stabilisierungs- mechanismen gegenüber asymmetrischen Schocks werden dem längerfristigen Wachstum in Europa zugutekommen. ■ Das US-Wachstum sollte sich 2019 also spürbar verlangsamen. Gemäß der historischen Reaktionsfunktion der Fed dürfte die Bank ihren Straffungszyklus in ungefähr 18 Monaten beenden und die Renditekurve sollte weiter verflachen. In unserem Basisszenario wird die Fed nach drei Zinserhöhungen im Jahr 2018 nur noch ein weiteres Mal zu Beginn des Jahres 2019 die Zinsen straffen können, bevor die Schwäche der US-Konjunktur offensichtlich wird. UniCredit Research Seite 4 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook ■ 2019 wird sich auch das Wachstum im Euroraum in Richtung des Potenzialwachstums abschwächen. In unserem Basisszenario glauben wir aber, dass das Expansionstempo hoch genug bleiben wird, um einen moderaten Aufwärtstrend der Kerninflation zu wahren. Das würde der EZB erlauben, Mitte 2019 mit einer Straffung des Einlagenzinses zu beginnen, sodass dieser Ende 2019 wieder 0% erreichen könnte. Während an den Märkten der Abschwung erwartet wird, werden die Aktien vermutlich nachgeben. Dabei ist üblicherweise ein Vorlauf von zwölf Monaten zu beobachten. ■ Das Wachstum in den EU-Ländern der CEE-Region wird 2019 wahrscheinlich in Einklang mit den globalen Trends und aufgrund rückläufiger EU-Transfers nachgeben. Mit 3,5% dürfte das Expansionstempo aber über dem Potenzialwachstum verharren. ■ Zu guter Letzt sind wir uns sehr bewusst, dass der robuste Wirtschaftsausblick jederzeit überschattet werden kann von den wirklich besorgniserregenden geopolitischen Aussichten. Abgesehen von den offensichtlichen „Risikoereignissen” (kürzere Konfrontationen bis hin zu einem richtigen Krieg) sorgen wir uns um die mittelfristigen Auswirkungen auf den grenzübergreifenden Handel und die Investitionen. Gleichzeitig bereitet uns mit Blick auf die Lösung von Konflikten der anhaltende Rückzug der USA von ihrer Führungsrolle als globaler Verfechter von Demokratie und Multilateralismus Kopfzerbrechen. Daneben stimmt uns die Eindämmung der liberalen Demokratie sowie die damit zusammenhängenden unausweichlichen Gefahren für marktbasierte Volkswirtschaften in mehreren Ländern auf der ganzen Welt nachdenklich. Einige dieser Nationen liegen in Zentral- und Osteuropa. UniCredit Research Seite 5 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook Global Die Weltwirtschaft: Besser geht‘s nicht Lubomir Mitov* Die Weltwirtschaft entwickelt sich so stark wie seit sieben Jahren nicht mehr. Beflügelt Consultant lmitov.external@unicredit.eu durch eine Belebung des weltweiten Handels und die synchrone Erholung des Konsums und der Investitionen in den Industrie- und Schwellenländern (Emerging Markets, EM) *Lubomir Mitov ist ein Berater der UniCredit Bank AG dürfte das weltweite reale BIP, nach schätzungsweise 3,6% in diesem Jahr, 2018 auf 3,9% anwachsen, bevor es 2019 leicht auf 3,5% zurückfällt. Die weniger günstigen Dr. Andreas Rees, Wachstumsprognosen für 2019 gehen in erster Linie auf die erwartete Abkühlung in den Chief German Economist USA zurück. Aus historischer Sicht dürfte das Weltwirtschaftswachstum 2018 leicht (UniCredit Bank, Frankfurt) +49 69 2717-2074 oberhalb des langfristigen Durchschnitts verharren, bevor es 2019 wieder in dessen andreas.rees@unicredit.de Richtung nachgibt (siehe linke Grafik). Daniel Vernazza, Ph.D. Unseres Erachtens stützen vier wesentliche Faktoren die Nachhaltigkeit der weltweiten Erholung Chief UK & Senior und ihre Fortsetzung im kommenden Jahr: die Belebung des globalen Handels, ein zunehmend Global Economist (UniCredit Bank, London) synchrones Wachstum, die immer größere Rolle, die Investitionen gegenüber dem Konsum beim +44 207 826-7805 Wachstum spielen, und eine weitgehend expansive Wirtschaftspolitik. daniel.vernazza@unicredit.eu Der globale Handel, der als Näherungswert für die weltweite Nachfrage gilt, dürfte sich 2018 weiter erholen. Wir rechnen mit einem Anstieg um rund 4% – ähnlich wie in diesem Jahr. Die Exportvolumina sind in den vergangenen Quartalen sowohl in den Industrie- als auch in den Anhaltend starker Schwellenländern deutlich gestiegen (siehe rechte Grafik). Der globale Frühindikator der globaler Handel UniCredit deutet zusammen mit diversen von der OECD zusammengestellten Frühindikatoren auf ein anhaltend nachhaltiges Wachstum des Handels hin. Darüber hinaus ist die Handelselastizität (d.h. das Verhältnis von globalem Handelswachstum zu globalem BIP- Wachstum) ausgehend von anhaltend niedrigen Niveaus in den vergangenen Jahren zuletzt auf leicht über 1 gestiegen. Der Hauptgrund hierfür ist die simultane Erholung auf breiter Basis über zahlreiche Länder hinweg. Auch 2019 dürfte sich der Welthandel robust zeigen, wobei die prognostizierte leichte Wachstumsverlangsamung auf 3,5% im Wesentlichen auf die erwartete Abkühlung in den USA zurückgeht. Synchronisierte Expansion Das globale Wachstum hat sich nicht nur gefestigt, sondern zeigt sich über die Industrie- und Schwellenländer hinweg auch synchroner, und erstreckt sich zudem auch auf die Peripherie der Eurozone. Synchronisierte Expansionen verstärken sich tendenziell gegenseitig durch positive Spillover-Effekte, wodurch sie nachhaltiger und widerstandsfähiger gegenüber Ad-hoc-Schocks oder politischen Fehlern werden. Der höchste Grad an Synchronisierung kommt im Geschäftsklima und Verbrauchervertrauen zum Ausdruck, die beide in vielen Ländern Mehrjahreshochs verzeichnen. ERHOLUNG DER WELTWIRTSCHAFT DÜRFTE SICH 2018 FORTSETZEN Reales BIP-Wachstum weltweit, in % ggü. Vj. Reale Exporte, in % ggü. Vj. (3Q17 = Juli/August) Prognose 25 6 Industrieländer Schwellenländer 20 Historischer Durchschnitt 5 15 4 10 5 3 0 2 -5 -10 1 -15 0 -20 -25 -1 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013 2016 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 Quelle: IWF, CPB, UniCredit Research UniCredit Research Seite 6 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook Investitionen spielen eine Zudem gründet sich das globale Wachstum zunehmend auf Investitionen und weniger auf den größere Rolle Konsum, und es fällt ausgeglichener aus. Dies wiederum trägt zur Nachhaltigkeit der Expansion bei, da das Wachstum nicht länger nur von einem einzelnen Treiber abhängt und neue Investitionen die Kapazität und das Wachstumspotenzial erhöhen. Höhere Exporte sprechen zusammen mit dem sich aufhellenden Geschäftsklima, niedrigen und rückläufigen Überkapazitäten und den geringen Kapitalkosten für eine Beschleunigung der Investitionsausgaben. Tatsächlich sind die Auftragseingänge für Investitionsgüter, die eng mit den Investitionen korreliert sind, bereits stark gestiegen. Wirtschaftspolitik dürfte Schließlich dürfte sich auch die Wirtschaftspolitik weiter günstig auf das Wachstum auswirken. Wachstum stützen Trotz der fortwährenden geldpolitischen Normalisierung in den USA und der schrittweisen Drosselung der Wertpapierkäufe seitens der EZB dürfte die Geldpolitik in den wichtigen Industrieländern im historischen Vergleich weiter äußerst entgegenkommend ausfallen. Dies dürfte es wiederum den Schwellenländern ermöglichen, ihre lockere geldpolitische Haltung beizubehalten und weiterhin von der guten Liquiditätslage weltweit und den niedrigen Kreditkosten zu profitieren. Auch von fiskalischer Seite sind weitere Stimulusmaßnahmen zu erwarten, wobei das starke Wachstum die Einnahmen und somit die Staatsausgaben beflügelt, vor allem angesichts der historisch niedrigen Kreditkosten. Eine Rückkehr zum Dagegen ist eine Rückkehr zu Wachstumsraten von deutlich über 4%, wie sie vor der globalen Vorkrisenwachstum ist unwahrscheinlich Finanzkrise verzeichnet wurden, unwahrscheinlich, da viele der zuvor bestehenden Wachstumstreiber nicht mehr gegeben sind. Die Fortschritte beim Handel und der finanziellen Globalisierung, welche die rasante Expansion in den 2000er-Jahren gestützt hatten, wurden mittlerweile unterbrochen oder gar umgekehrt; der Rohstoffpreiszyklus neigt sich dem Ende zu, und wichtige globale Wachstumstreiber, wie die Blase am US-Markt für Wohnimmobilien oder Chinas zweistelliges Wachstum, haben nicht länger Bestand. Darüber hinaus leidet das Potenzialwachstum unter dem Schaden durch die globale Finanzkrise und einem Jahrzehnt unzureichender Investitionen. Globales Wachstum dürfte 2019 Was den Ausblick nach 2018 betrifft, rechnen wir 2019 mit einer gewissen Verlangsamung des aufgrund der Abkühlung in den USA nachlassen globalen Wachstums, die größtenteils auf eine erwartete Abkühlung in den USA zurückgeht. Die derzeitige Wirtschaftsexpansion in den USA stellt aus historischer Sicht bereits jetzt die drittlängste Aufschwungphase dar, und da die Wirtschaft beinahe Vollbeschäftigung verzeichnet, nimmt der Spielraum für weiteres Wachstum über Potenzial ab. Zudem dürften die fiskalischen Stimuli 2019 nachlassen, nachdem die Steuersenkungen das Wachstum 2018 kurzfristig beflügeln. Ein wesentliches Risiko wäre ein potenzielles früheres Einsetzen der Abkühlung. In der Eurozone dürfte sich die umfassende Erholung 2018 fortsetzen und sich 2019 etwas verlangsamen. Konsum und Investitionen dürften sich im nächsten Jahr zunehmend gegenseitig begünstigen, während das solide Wachstum weltweit einen guten Puffer gegen einen stärkeren Euro darstellt. Großbritannien verzeichnete bereits in 1H17 das niedrigste BIP-Wachstum unter den G7-Staaten. Dies dürfte sich auch 2018 nicht ändern. Wir gehen davon aus, dass sich die Brexit- Verhandlungen im Dezember 2017 dem Thema Handel widmen werden, sodass Großbritannien den Forderungen der EU27 hinsichtlich des Brexit nachkommen dürfte. Letztendlich dürfte ein Abkommen getroffen werden, einschließlich einer Übergangsphase und eines Entwurfs der künftigen Beziehungen. Wir rechnen aber erst in letzter Minute mit einem Abschluss. Globaler Inflationsdruck Da die Überkapazitäten weiter rückläufig sind, gehen wir davon aus, dass sich weltweit leichter dürfte leicht zunehmen Inflationsdruck aufbaut. Zwar könnten die Preise auf kurze Sicht unter Aufwärtsdruck geraten und damit den jüngsten Anstieg der Ölpreise widerspiegeln. Allerdings halten wir dies lediglich für vorübergehend, da der Anstieg eher auf geopolitische Sorgen denn auf die Fundamentaldaten zurückgeht. UniCredit Research Seite 7 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook Wir sehen den Brent-Preis in den nächsten Monaten weiterhin oberhalb von USD 60 je Barrel, wobei im Frühjahr ein allmählicher Rückgang in Richtung der Spanne von USD 55-60 je Barrel einsetzen dürfte. Da der Inflationsdruck aller Wahrscheinlichkeit nach weiter verhalten ausfällt, dürften es die wichtigen Zentralbanken mit ihrer geldpolitischen Straffung, welche die globale Erholung gefährden könnte, nicht eilig haben. EM-Wachstum gut unterstützt Die Kombination aus robusten Wachstum in den Industrieländern, der Belebung des Welthandels und den stärkeren Rohstoffpreisen hat zudem zu einer synchronisierten Erholung in den Schwellenländern auf breiter Basis beigetragen. Das EM-Wachstum wird beflügelt durch neuerliche Kapitalzuflüsse und den Wiederanstieg der Asset-Preise, die mittlerweile beide zu ihren Niveaus vor dem „Tapering” zurückgekehrt sind oder diese übertroffen haben (siehe linke Grafik). Das Gesamtwachstum in den EM dürfte 2018 eine Spitze bei 4,9% erreichen (nach voraussichtlich 4,6% in diesem Jahr), bevor es 2019, hauptsächlich als Reaktion auf die erwartete Verlangsamung in den USA, auf 4,5% zurückfällt. Der Großteil des EM-Wachstums China und Indien dürften wesentlich zur Wachstumsbeschleunigung beitragen. Diese beiden dürfte auf China und Indien entfallen Länder, auf die 40% der Bevölkerung und 47% des BIP der Schwellenländer entfallen, stechen bereits durch ihre schiere Größe und Bevölkerungsentwicklung hervor und verzeichnen kontinuierlich einige der höchsten Wachstumsraten weltweit. Gleichzeitig dürfte sich das Wachstum in China weiter von schätzungsweise 6,8% in diesem Jahr auf 6,5% im nächsten Jahr und 6,0% 2019 abschwächen, da die politisch Verantwortlichen versuchen, einer übermäßigen Verschuldung und den Umweltschäden aus der raschen Industrialisierung in der Vergangenheit entgegenzuwirken. In Indien wird hingegen nach 6,7% in diesem Jahr mit einer Wachstumsbeschleunigung auf 7,4% (2018) und 7,8% (2019) gerechnet. Unterstützend wirkt dabei, dass die vorübergehenden Störungen durch die Geldreform nachlassen und die von der Regierung Modi umgesetzten Reformen allmählich Früchte tragen. Die übrigen Schwellenländer Im restlichen EM-Universum wird die Expansion mit 3,8% 2018 und 3,5% 2019 nach 3,3% 2017 dürften ein deutlich langsameres Wachstum verzeichnen wahrscheinlich deutlich moderater ausfallen (siehe rechte Grafik). Es dürfte unter den Regionen zu erheblichen Unterschieden kommen, wobei Asien (über 6% in den nächsten zwei Jahren) und die CEE-EU-Länder1 (4% 2018 und 3,5% 2019) das stärkste Wachstum verzeichnen dürften. In anderen Regionen wird mit einem wesentlich verhalteneren Wachstum gerechnet. Für Lateinamerika wird mit knapp unter 2% die schwächste Expansion erwartet. Treiber der Unterschiede Diese Unterschiede spiegeln sowohl die verschiedenen Wirtschaftsstrukturen als auch die zwischen den EM Qualität der Wirtschaftspolitik wider. In den asiatischen Schwellenländern dürfte das Wachstum am stärksten vom Anstieg der Auslandsnachfrage in China und Indien profitieren, während es in den CEE-EU-Ländern von der soliden Erholung in Europa und im Welthandel beflügelt wird. Beide Regionen weisen geringe makroökonomische Ungleichgewichte und eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen globale Schocks auf. Dagegen blieben rohstoffabhängige Länder, wie z.B. der Großteil Lateinamerikas und der Region Naher Osten und Afrika (MENA), zurück, wobei die jüngste Erholung der Rohstoffpreise zwar zu neuerlichem Wachstum beitrug, aber nicht ausreichte, um die Aktivität wieder auf die Niveaus von vor 2013 anzukurbeln. Dies wird besonders in Regionen deutlich, die sich weniger schnell an die niedrigen Rohstoffpreise angepasst haben, so z.B. die MENA-Region und weite Teile Lateinamerikas. 1 Die CEE-Länder, die zwischen 2004 und 2007 der EU beigetreten sind, bislang aber noch nicht den Euro angenommen haben: Bulgarien, Tschechien, Ungarn, Polen und Rumänien UniCredit Research Seite 8 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook EM-ASSET-PREISE STEIGEN, EM-WACHSTUM BESCHLEUNIGT SICH, VOLATILITÄT AUF REKORDTIEF ANGEFÜHRT VON ASIEN & CEE-EU 110 300 12.0 % EM Anleihen EM Währungen EM Aktien VIX EM ausschl. China Europa 105 Asien ausschl. China LatAm 10.0 MENA Afrika 100 250 CEE-EU 8.0 95 90 200 6.0 85 4.0 80 150 2.0 75 70 100 0.0 65 -2.0 60 50 -4.0 Okt. 17 Okt. 13 Okt. 14 Okt. 15 Okt. 16 Jan. 13 Apr. 13 Jan. 14 Apr. 14 Jan. 15 Apr. 15 Jan. 16 Apr. 16 Jan. 17 Apr. 17 Jul. 13 Jul. 14 Jul. 15 Jul. 16 Jul. 17 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Bloomberg, IWF, UniCredit Research Leichte Ungleichgewichte in den Da die Rohstoffpreise gerade hoch genug sind, um eine Sicherheitsleine für Rohstoffexporteure meisten EM, allerdings mit einigen Ausnahmen darzustellen, aber nicht annähernd ausreichen, um wesentlichen Druck auf die Leistungsbilanzen zu generieren, fallen die makroökonomischen Ungleichgewichte in den meisten Schwellen- ländern verhalten aus. Zudem stützen die neuerlichen Kapitalzuflüsse in die EM deren Außenhandelspositionen und tragen zu einer Währungsaufwertung bei. Angesichts des robusten kurzfristigen Wachstumsausblicks, der Aussichten auf eine nur allmähliche Drosselung der geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen und der Wahrscheinlichkeit einer Dollar-Abwertung rechnen wir zumindest im nächsten Jahr mit anhaltend soliden Kapitalzuflüssen in die Schwellenländer. Zwar erkennen wir in einigen Ländern (darunter Südafrika, Argentinien und die Türkei) signifikante Risiken. Insgesamt scheinen die derzeitigen EM-Zuflüsse aber stabil zu sein und weiteren Spielraum aufzuweisen. Geopolitische Risiken Trotz der günstigen Aussichten weltweit besteht jedoch weiterhin eine Reihe von Risiken. Insbesondere mangelt es nicht an geopolitischen Risiken. Eine weitere Verschärfung der Spannungen im Nahen Osten, allen voran die Patt-Situation zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, würde sich potenziell am disruptivsten auswirken. Ein Rückgang des Ölangebots könnte zu einem deutlichen Anstieg des Ölpreises beitragen, anstelle eines von uns erwarteten allmählichen Rückgangs ab dem Frühjahr 2018. Die höhere Gesamtinflation – und damit die „falsche Art” Inflation – in den USA und Europa würde das Wachstum belasten und die wichtigen Zentralbanken dazu veranlassen, die Drosselung ihrer geldpolitischen Stimuli zu verlangsamen oder gar ganz aufzugeben. Ein weiteres wesentlichen geopolitisches Risiko ist die mögliche Eskalation der Spannungen um Nordkorea. Risiko einer verfrühten Aus fundamentaler Sicht könnte die Wachstumsverlangsamung in den USA früher eintreten als Abkühlung in den USA erwartet. Anstatt „erst” 2019, könnte die US-Wirtschaft bereits im späteren Verlauf des nächsten Jahres an Fahrt verlieren. Neben der fortgeschrittenen Phase der aktuellen Erholung könnten auch fehlende Steuersenkungen zu einer verfrühten Abkühlung beitragen. Risiko von Protektionismus Die Aussichten auf verstärkten Handelsprotektionismus in den USA und hohe Verschuldungs- grade, vor allem bei chinesischen Unternehmen, sind ebenfalls wesentliche Risiken, die im Auge behalten werden sollten. Ersteres dürfte sich auf Lateinamerika und dabei vor allem auf Mexiko auswirken, während potenzielle Maßnahmen der chinesischen Behörden, einen raschen Anstieg der Verschuldung zu begrenzen, zu einer stärkeren Wachstumsverlangsamung in China führen könnten, als derzeit erwartet wird. Dies hätte signifikante Folgen für das Wachstum weltweit, besonders in Asien. UniCredit Research Seite 9 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook Risiko einer schnelleren Eine unerwartet starke Erholung in den USA und der Eurozone könnte höheren Inflationsdruck Einstellung der geldpolitischen Stimuli durch die Fed und EZB sowie eine schnellere Drosselung der geldpolitischen Stimulusmaßnahmen seitens der Fed und der EZB zur Folge haben. Angesichts der Enge am Arbeitsmarkt sind diese Risiken in den USA deutlich ausgeprägter als in der Eurozone. Die internationalen Finanzmärkte könnten mit starken Ausschlägen auf ein solches Szenario reagieren, die sich nachteilig auf das Wirtschaftswachstum auswirken würden. Das über lange Zeit äußerst entgegenkommende Finanzumfeld hat dazu geführt, dass sich einige EM-Regierungen zunehmend unbekümmert zeigen, wobei strukturelle Reformen und dringend benötigte fiskalische Anpassungen aufgeschoben werden. Dadurch sind eine Reihe von Ländern, die stark von Finanzierungen aus dem Ausland und/oder Rohstoffexporten abhängig sind, zunehmend anfällig für selbst kleinste Stimmungswechsel an den Märkten geworden. Zwar rechnen wir nicht mit umfassenden Turbulenzen. Die Asset-Preise und Kapitalflüsse in die EM dürften aber betroffen sein, während die Widerstandsfähigkeit von Ländern mit hohen externen Ungleichgewichten, wie z.B. der Türkei, Argentiniens und Südafrikas, auf die Probe gestellt wird. UniCredit Research Seite 10 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook USA Das letzte Hurra Dr. Harm Bandholz, CFA 2018 dürfte sich die US-Wirtschaft erneut gut entwickeln. Nach eine Plus von 2,2% in Chief US Economist (UniCredit Bank, New York) diesem Jahr rechnen wir für das kommende Jahr mit einem noch stärkeren Anstieg des +1 212 672-5957 realen BIP um 2,6%. Die Beschleunigung geht dabei zum Teil auf eine Steuersenkung harm.bandholz@unicredit.eu zurück, die das Wirtschaft in den Sommermonaten vorübergehend beflügeln dürfte. Mit nachlassendem Stimulus dürfte allerdings auch die gesamtwirtschaftliche Dynamik gegen Jahresende an Fahrt verlieren und das Wachstum in der zweiten Hälfte 2019 unter das langfristige Potenzial fallen. Diese Entwicklung spiegelt unsere Einschätzung wider, wonach die US-Wirtschaft auf einen Abschwung in 2020 zusteuert. Das starke Wachstum im nächsten Jahr dürfte daher das letzte Hurra der derzeitigen Expansionsphase darstellen. Drittlängste, jemals verzeichnete Die USA erleben derzeit eine der längsten, jemals erfassten konjunkturellen Erholungen. Diesen Expansion hält an – fürs Erste Monat ging der Aufschwung bereits in den 101 Monat, was ihn zum drittlängsten seit den 1850er- Jahren macht (siehe Grafik 3). 2018 dürfte sich diese Erholung nicht nur fortsetzen, sondern sogar zusätzlich an Fahrt gewinnen, da sich das reale BIP-Wachstum von 2,2% in 2017 auf 2,6% beschleunigen dürfte, bevor es 2019 sich wieder verlangsamt. Wir gehen davon aus, dass sich die Regierung Trump und die Republikaner im Kongress gegen Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres letztendlich auf Steuersenkungen einigen können, welche das Wachstum während der Sommermonate beflügelt. Zudem unterstellen wir in unserem Basisszenario weiterhin, dass die USA von Schutzzöllen und sonstigen Maßnahmen absieht, die den globalen Handel spürbar belasten würden. Republikaner müssen bei Zur Klarstellung sei gesagt, dass die Steuersenkung keineswegs beschlossene Sache ist. Der den Kongresswahlen Erfolge vorweisen Hauptgrund, warum wir einen Stimulus für das nächste Jahr erwarten ist die Einschätzung, dass die Republikaner nach dem gescheiterten Versuch, Obamacare abzuschaffen, eher dazu bereit sein dürften, Kompromisse bei den Steuersenkungen einzugehen, da sie im Vorfeld der bevorstehenden Kongresswahlen (siehe Box unten für weitere Einzelheiten zu den Wahlen) dringend politische Erfolge vorweisen müssen. Da die ersten Schritte, darunter die Verabschiedung eines Haushaltsbeschlusses und die Veröffentlichung ausführlicher Steuerpläne seitens des Repräsentantenhauses und des Senats, bereits unternommen wurden, liegt die Wahrscheinlichkeit für einen moderaten Stimulus unseres Erachtens nach bei etwas über 50%, sodass wir weshalb wir dieses Ergebnis in unser Basisszenario einfließen lassen. Gleichwohl ist das Risiko einer weiteren legislativen Enttäuschung nicht zu vernachlässigen. Steuersenknungen Die Steuersenkung dürfte das Defizit in den kommenden zehn Jahren um insgesamt von USD 1,5 Bio. USD 1,5 Bio erhöhen – im Einklang mit dem durch den Haushaltsbeschluss gewährten finanziellen Spielraum. Dies entspricht USD 150 Mrd. pro Jahr oder rund 0,8% des BIP. Der Großteil der Steuersenkungen kommt Unternehmen zu Gute, während die Einnahmen aus der Einkommenssteuer im Wesentlichen unverändert bleiben, da niedrigere Steuersätze hier durch die Abschaffung verschiedener Abzugsmöglichkeiten konterkariert werden. Wie wir in unserem Economics Thinking vom 26 September 2017 dargelegt haben, begünstigen die Unternehmenssteuersenkungen in erster Linie vermögendere Einzelpersonen, die Unternehmen besitzen, während die Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum moderat ausfallen. Die Tatsache, dass der Stimulus zudem zu einer Zeit auftritt, in der quasi Vollbeschäftigung herrscht, reduziert den fiskalischen Multiplikator noch weiter. Unterm Strich gehen wir davon aus, dass die Steuerreform sowohl 2018 als auch 2019 0,2 Prozentpunkte zum Wachstum beisteuert, wobei die stärksten Auswirkungen Mitte des nächsten Jahres zu spüren sein dürften. Insgesamt dürfte sich der Wachstumseffekt der Steuerreform daher in Grenzen halten und nur vorübergehender Natur sein (siehe Grafik 1). UniCredit Research Seite 11 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook Verlangsamung der Ohne den erwarteten fiskalischen Stimulus würde sich die Wirtschaftsaktivität aller Wachstumsdynamik Wahrscheinlichkeit nach bereits Anfang des nächsten Jahres verlangsamen. Da der gemeinsame Impuls aus positiven Vermögenseffekten, dem energiebezogenen Anstieg der Investitionsausgaben und sowie der starken Weltwirtschaft allmählich nachlassen, dürfte sich das reale BIP-Wachstum von 3% während der Sommermonate auf rund 2% bis Ende des nächsten Jahres und auf gerade mal 1,25% bis Ende 2019 verlangsamen (siehe Grafik 2). Der private Konsum bleibt der wichtigste Wachstumsmotor, gestützt von einem gesunden Arbeitsmarkt. Das Konsumwachstum dürfte sich allerdings verlangsamen aufgrund einer Kombination aus schwächerem Beschäftigungszuwachs (da die Wirtschaft quasi Vollbeschäftigung erreicht hat), einer höheren Inflation und einer stabileren Sparquote. Letztere ist als Reaktion auf die Zugewinne bei den Vermögenspreisen und die höheren Ölpreise seit Mitte 2015 um die Hälfte von 6% auf 3% gesunken, was die Konsumausgaben in den letzten Monaten maßgeblich gestützt hat. Die Anlageinvestitionen der Unternehmen dürften ihre solide Dynamik fürs Erste beibehalten, da die energiebezogene Erholung der letzten Quartale allmählich durch den positiven Effekt der Steuersenkungen ersetzt wird. Die Staatsaugaben sollten weitgehend unverändert ausfallen, da die Steuersenkungen zum Teil durch die Kürzungen von diskretionären Ausgaben kompensiert werden. Schließlich dürften sich die Nettoexporte erneut belastend auf das Wachstum auswirken, da die Weltwirtschaft leicht an Fahrt verliert und die Importe wieder auf einen Wert steigen, der die Dynamik der Binnennachfrage eher widerspiegelt. FISKALISCHE STIMULI DÜRFTEN WACHSTUMSVERLANGSAMUNG UM EINIGE QUARTALE VERZÖGERN Grafik 1: Reales BIP, ggü. Vq. (in %, annualisiert) Grafik 2: Beitrag zum realen BIP-Wachstum (in Pp) Reales BIP ohne Stimulus 2016 2017 2018 2019 3.5 0.80 0.60 3.0 0.40 2.5 0.20 0.00 2.0 -0.20 1.5 -0.40 -0.60 Fiskalpolitik Ölpreis Geldpolitik Wechselkurs Welthandel Vermögenspreise 1.0 0.5 Prognose 0.0 1Q16 3Q16 1Q17 3Q17 1Q18 3Q18 1Q19 3Q19 Quelle: BEA, UniCredit Research Konjunktureller Abschwung Angesichts der fortgeschrittenen Phase der Expansion stellt sich die Frage über den Zeitpunkt des zeichnet sich ab nächsten Abschwungs. Zur Klarstellung sei erwähnt, dass Expansionsphasen laut Research der San Francisco Fed kein natürliches Ablaufdatum haben. Allerdings lassen sich bereits empirische Entwicklungen beobachten, die erste mehr oder weniger deutliche Warnsignalen senden: Laut unserem eigenen Rezessionsmodell, das auf der Arbeitslosenquote, den Investitionsausgaben und den Lohnentwicklungen basiert, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass der nächste konjunkturelle Abschwung innerhalb der nächsten zwei Jahren beginnt, bei 70%, dass er in den nächsten drei Jahren einsetzt sogar bei beachtlichen 93% (siehe Grafik 4). Andere Indikatoren, die in der Vergangenheit im Vorfeld eines Konjunkturabschwungs eine Kehrtwende verzeichnet haben, weisen ebenfalls erste Anzeichen einer Verschlechterung auf. Dazu gehören steigende Ausfallquoten bei Verbraucherkrediten, die schwächere Nachfrage nach Unternehmens-, Industrie- und gewerblichen Immobilienkrediten sowie die flache Renditekurve. Alles in allem gehen wir davon aus, dass der nächste Wirtschaftsabschwung 2020 einsetzen wird. Da die Stimmungsindikatoren und die Konjunkturdynamik bereits vorher beginnen, sich zu verschlechtern, erwarten wir, dass das BIP-Wachstum im Verlauf von 2019 unter das längerfristige Potenzial fällt. UniCredit Research Seite 12 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook Ein Risiko ist, dass der Abschwung schon früher einsetzt. Schließlich besteht laut unserem Rezessionsmodell eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Rezession bereits in den nächsten beiden Jahren, sprich bis Mitte 2019, ihren Anfang nimmt. Dies würde bedeuten, dass sich das Wachstum bereits zum Jahreswechsel 2018/2019 verlangsamt. Der Hauptgrund, warum wir zu einer konstruktiveren Interpretation der prognostizierten Wahrscheinlichkeiten neigen, ist der, dass die Fed dieses Mal eine „lockerere” Geldpolitik (die nicht direkt in das Modell einfließt) verfolgt, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Dies dürfte die Risiken eines Abschwungs auf kürzere Sicht mindern, ändert aber nichts an unserer zugrundeliegenden Einschätzung, dass sich die Expansionsphase ihrem Ende neigt. ES IST ZEIT, ERNSTHAFT ÜBER DAS ENDE DER ERHOLUNG NACHZUDENKEN – REZESSIONSMODELLE GEBEN BEREITS WARNSINGALE AUS Grafik 3: Grafik 4: Wahrscheinlichkeit, dass eine Rezession in den nächsten drei Länge von Expansionsphasen, in Jahren Jahren einsetzt (%) 11 vorherige drei Aufschwungphasen 100 10 90 9 aktuelle Aufschwungphase (im November) 80 8 7 70 6 60 5 50 4 3 40 2 30 1 20 0 Feb-1961 Dec-1900 Nov-1927 Apr-1958 Nov-1970 Oct-1945 Dec-1914 Oct-1949 Jul-1980 Jul-1921 Jul-1924 Nov-2001 Nov-1982 Aug-1904 May-1954 Mar-1919 Jan-1912 Jun-1908 Mar-1933 Mar-1975 Jun-1938 Jun-2009 Mar-1991 10 Dec 1858 Dec-1867 Apr-1888 Dec-1854 Dec-1870 May-1891 May-1885 Jun-1897 Mar-1879 Jun-1894 Jun-1861 0 1Q75 1Q80 1Q85 1Q90 1Q95 1Q00 1Q05 1Q10 1Q15 Quelle: NBER, UniCredit Research Die Inflation gibt weiter Rätsel Eines der größten Rätsel während der derzeitigen Erholungsphase stellt der ausbleibende auf, dürfte aber aufwärts tendieren Inflationsdruck dar – und das nicht nur in den USA, sondern in den meisten Industrieländern. Wir sind aber nach wie vor der Ansicht, dass die Phillips-Kurve weiterhin Gültigkeit besitzt, was bedeutet, dass die rückläufigen Überkapazitäten in der Wirtschaft die Inflation letzten Endes ankurbeln dürften. Im Einklang mit der unter Vertretern der Federal Reserve vorherrschenden Meinung, sind wir der Ansicht, dass die neuerliche Schwäche der Kerninflation während der Sommermonate größtenteils vorübergehenden Faktoren zuzuschreiben war. Da der Einfluss dieser Faktoren allmählich nachlässt, dürfte die Inflation Anfang 2018 wieder anziehen, und wir rechnen in 2Q18 mit einem neuerlichen Anstieg der Kernverbraucherpreisinflation (CPI) auf über 2%. Zudem dürfte der PCE-Kerndeflator in 2H18 den Zielwert der Fed von 2% erreichen (siehe Grafik 5). Fed dürfte bis Mitte 2019 mit Vor diesem Hintergrund dürfte die amerikanische Notenbank an der schrittweisen schrittweisen Zinserhöhungen fortfahren Normalisierung ihrer lockeren Geldpolitik festhalten, zumal der neue Fed-Vorsitzende Jerome Powell wohl kaum vom Kurs seiner Vorgängerin abweichen wird. Da die Bilanznormalisierung als Selbstläufer voranschreitet, liegt der Fokus einzig auf der Normalisierung des Leitzinses. Nach einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte gegen Ende dieses Jahres rechnen wir mit drei weiteren Schritten im nächsten Jahr und einer zusätzlichen Anhebung in der ersten Jahreshälfte 2019 (siehe Grafik 6). Danach, bei einem Zinssatz von 2,50%, dürfte die Fed die Zinsstraffung aller Wahrscheinlichkeit nach einstellen, zumal sich dann die Stimmungsindikatoren und Wachstumsraten im Vorfeld des 2020 erwarteten Abschwungs allmählich beginnen abschzuwächen. UniCredit Research Seite 13 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook WEITERE NORMALISIERUNG DER GELDPOLITIK, DA DIE INFLATION WEITER ANZIEHT Grafik 5: Verbraucherpreisindex, ggü. Vj. (in %) Grafik 6: Fed-Funds-Zielsatz (in %) CPI Gesamtindex CPI ohne Nahrungsmittel & Energie Median-Projektion der FOMC-Mitglieder (September 2017) 2.8 6.0 UniCredit Prognose Prognose 2.6 Fed funds futures (14 November 2017) 5.0 2.4 4.0 2.2 3.0 2.0 2.0 1.0 1.8 0.0 1.6 -1.0 1.4 -2.0 1.2 -3.0 1.0 Jan. 08 Jan. 10 Jan. 12 Jan. 14 Jan. 16 Jan. 18 Sep. 17 Dez. 17 Mrz. 18 Jun. 18 Sep. 18 Dez. 18 Mrz. 19 Jun. 19 Sep. 19 Dez. 19 Quelle: BLS, Federal Reserve, Bloomberg, UniCredit Research Box: Republikaner dürften den Kongress nach den Zwischenwahlen weiter kontrollieren Die Zwischenwahlen in den USA finden am Dienstag, den 6. November 2018 statt. Dabei werden alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus und 33 der 100 Sitze im Senat neu besetzt. Trotz der niedrigen Zustimmungswerte für Präsident Trump und den Kongress gehen wir davon aus, dass die Republikaner in der Lage sein werden, in beiden Kammern des Kongresses ihre Mehrheit zu verteidigen. Im Repräsentantenhaus kam das sogenannte Gerrymandering (Manipulation von Wahlkreisgrenzen zugunsten einer politischen Partei) seit Anfang der 1990er-Jahre vornehmlich den Republikanern zugute. Als Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit lassen sich die Wahlen 2016 anführen, bei denen republikanische Kandidaten zusammen genommen nur 50,5% der Gesamtstimmen erhielten, allerdings 55,4% aller Sitze gewannen. Darüber hinaus schneiden die Republikaner bei Zwischenwahlen tendenziell besser ab als in Jahren mit Präsidentschaftswahlen. All dies erschwert es den Demokraten deutlich, eine Mehrheit im Repräsentantenhaus zu erlangen. Im Senat verfügen die Republikaner aktuell über eine 52-48-Mehrheit. Die Chancen, dass die Demokraten bei den bevorstehenden Wahlen Sitze gewinnen, sind verschwindend gering, da nur acht der 33 zur Wahl stehenden Senatoren Republikaner sind, wohingegen 23 von ihnen Demokraten und zwei Senatsmitglieder unabhängige Kandidaten darstellen, die eine Fraktion mit den Demokraten bilden. UniCredit Research Seite 14 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook Eurozone Breit abgestützte Erholung in vollem Gange Marco Valli, In der Eurozone dürfte sich die breit angelegte Erholung im Jahr 2018 mit einem BIP- Head of Macro Research & Chief European Economist Wachstum von 2,3% fortsetzen. Wir rechnen mit einer weiter schwachen Gesamt- (UniCredit Bank, Milan) inflation. Der anhaltende Rückgang der Produktionslücke sollte indes für einen flachen +39 02 8862-0537 Aufwärtstrend der Kerninflation sorgen. Somit wird die Europäische Zentralbank (EZB) marco.valli@unicredit.eu ihre quantitative Lockerung vermutlich Ende 2018 abschließen und Mitte 2019 mit einer Anhebung der Einlagenzinsen beginnen. Das BIP-Wachstum sollte 2018 Für die Eurozone war 2017 ein gutes Jahr und das BIP-Wachstum dürfte ebenfalls bei 2,3% liegen durchschnittlich 2,3% betragen. Die Aussichten bleiben sehr günstig und 2018 erwarten wir erneut eine Expansion der Wirtschaftsaktivität um 2,3%. Die Prognose umfasst einen leichten Rückgang des sequentiellen Wachstums auf ein annualisiertes Tempo von nur noch gut 2%, nach rund 2,5% in diesem Jahr. Der Aufschwung ist in vollem Gange. Die sich aufhellenden Fundamentaldaten von Konsum und Investitionen begünstigen sich zunehmend gegenseitig. Gleichzeitig bietet das solide Wachstum der Weltwirtschaft einen guten Puffer gegen Belastungen durch Wechselkurse. In diesem Zusammenhang erlaubt die immer noch schwache Inflation der EZB, ihre sehr akkommodierende Geldpolitik beizubehalten. Das BIP- Wachstum dürfte 2019 auf 1,9% zurückgehen. Wir rechnen damit, dass die Unterstützung durch das globale Umfeld zum Ende unseres Prognosehorizonts nachlässt. Unter dem Strich lassen unsere Prognosen für die Eurozone zwei weitere Jahre mit einem über dem Trend liegenden Wachstum erwarten. Seit Beginn der Erholung Mitte 2013 wären es dann insgesamt sechs Jahre. Starker Welthandel Der leichte Rückgang des sequentiellen Wachstums 2018 im Vergleich zum Vorjahr lässt sich kompensiert Wechselkursbelastungen in erster Linie erklären durch die Währungsaufwertung und die moderateren Wachstums- impulse durch die Zinsen, da der Abwärtstrend der von Banken erhobenen Kreditzinsen die Talsohle erreicht. Der Welthandel dürfte 2018 einen erheblichen Wachstumsbeitrag etwa in Höhe des Vorjahresniveaus leisten. Unterdessen dürften die Haushaltspolitik und die Ölpreise nur geringe Auswirkungen haben. Interessanterweise haben die BIP-Revisionen im Verlauf dieses Jahres das Tempo der Erholung in der Eurozone nach oben korrigiert. Rückblickend scheint diese wesentlich stärker als ursprünglich ausgewiesen. Damit schließt sich ein Großteil der Lücke, die sich im Laufe der Zeit zwischen den optimistischen Umfrageindikatoren und den weniger starken faktenbasierten Daten geöffnet hat. Da die Revisionen der Wachstumsdaten zu einem prozyklischen Muster neigen, könnte sich diese Entwicklung 2018 sehr wohl wiederholen. Investitionen erfreuen sich Die Binnennachfrage dürfte stark bleiben. Wir erwarten 2018 ein Wachstum der Anlage- guter Fundamentaldaten investitionen von 4%, was weitgehend dem Vorjahresniveau entspricht. Die Erholung der Investitionen hat sich gefestigt und ausgeweitet. Sowohl die Unternehmen, die Investitionsgüter herstellen als auch der Bausektor verzeichnen das beste Geschäftsklima seit einem Jahrzehnt. Und das Baugewerbe ist schließlich von allen Bereichen am stärksten auf die Binnenwirtschaft ausgerichtet. Der Aufschwung wird gestützt durch die steigende Rentabilität, solide Liquiditätspositionen und lockere Finanzierungsbedingungen, einschließlich der sinkenden Eigenkapitalkosten, der tiefen Kreditzinsen der Banken und der niedrigen Kapitalmarktzinsen. UniCredit Research Seite 15 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook STARKER WELTHANDEL KOMPENSIERT WECHSELKURSBELASTUNGEN AUFSCHWUNG DER INVESTITIONEN WEITET SICH AUS Impulse für BIP Wachstum in der Eurozone (Pp) EC Umfrage (Standardisiert) 1.0 2.0 2016 2017 0.8 1.0 2018 2019 0.6 0.0 0.4 -1.0 0.2 -2.0 0.0 Industrielle Investitionsgüter -0.2 -3.0 Bauwirtschaft -0.4 -4.0 FX Ölpreis Geldpolitik Welthandel Fiskalpolitik Jan. 99 Mrz. 02 Mai. 05 Jul. 08 Sep. 11 Nov. 14 Okt. 17 Quelle: Bloomberg, EK, EZB, CPB, UniCredit Research Die Unternehmen fragen zwar mehr Kredite für Anlageinvestitionen nach, doch sind sie für den Rest der Gesamtwirtschaft immer noch Netto-Kreditgeber. Damit bestätigt sich das bisher in diesem Aufschwung gültige Muster, das in einem krassen Gegensatz steht zu „normalen” Erholungen vor der Finanzkrise. Gegenwärtig finanzieren die Unternehmen ihre Investitionen immer noch zum Großteil aus intern generierten Mitteln. Das erklärt zum Teil das magere Kreditwachstum in der reiferen Phase dieses Wirtschaftszyklus. Wir vermuten, dass dieser Trend auf eine Anpassung nach der Krise und die Entschuldung zurückzuführen ist. Demnach ist auch nicht mit einer baldigen Umkehr zu rechnen. Verbraucher in bester Laune Der private Verbrauch sollte 2018 mit fast 2% erneut ein starkes Wachstum erzielen. Dieses wird gefördert durch den soliden Beschäftigungsaufbau, der das Verbrauchervertrauen auf den höchsten Stand seit 2001 getrieben hat. Diese BIP-Erholung war geprägt von einer relativ hohen Elastizität des Beschäftigungswachstums auf die Wirtschaftsaktivitäten, während das Lohnwachstum relativ träge war. Dieser Trend hat sich 2017 mit der Beschleunigung der BIP- Wachstumsdynamik noch verstärkt. 2018 dürfte sich diese Mischung von Beschäftigungsaufbau und Lohnwachstum kaum ändern. Ersterer dürfte der wichtigste Treiber für das Wachstum der verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte bleiben. Eine zentrale Unsicherheit für den Konsumausblick betrifft die künftige Entwicklung der Sparquote. Diese verharrt zurzeit auf historisch niedrigen Niveaus. Angesichts der optimistischen Stimmung und der äußerst niedrigen Zinsen überrascht das nicht. Der Rückgang der Sparquote verdeckt allerdings sehr heterogene Entwicklungen in den einzelnen Ländern. Beispielsweise war das Entsparen in Spanien und Portugal erheblich und spiegelte in erster Linie das höhere Verbrauchervertrauen nach den Fortschritten bei Wachstum und Beschäftigung wider. Ab jetzt wird der private Verbrauch in diesen beiden Ländern aber weniger Raum haben, um schneller zu wachsen als die verfügbaren Einkommen. Vermutlich steht damit eine Abschwächung der Konsumausgaben bevor. Das Gleiche dürfte aber nicht für die restliche Eurozone gelten. Exporte dürften sich moderat Wir rechnen 2018 mit einem leichten Rückgang des Exportwachstums auf 4% bis 4,5%. Eine abschwächen stärkere Währung und eine breiter abgestützte Stabilisierung der Wachstumsrate des Welthandels lassen geringere Impulse durch Ausfuhren aus der Eurozone erwarten. Allerdings dürfte der Handel am Binnenmarkt robust bleiben, weil die Binnennachfrage nach wie vor solide expandiert. Der Außenhandel dürfte 2018 einen leicht positiven bis weitgehend neutralen Beitrag zum BIP-Wachstum leisten. Darin ist allerdings eine kräftige Entwicklung der Importe berücksichtigt. Somit ist dies nicht als Hinweis auf die Bedeutung der Ausfuhren als Stütze für die Erholung der Eurozone zu verstehen. UniCredit Research Seite 16 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
Dezember 2017 Macro & Strategy Research Macro & Markets Outlook BIP nach einzelnen Ländern 2018 sollten die drei größten Länder der Eurozone ein weitgehend stabiles Wachstum erzielen. In Deutschland und Frankreich erwarten wir ein Wachstum von 2,3% bzw. 1,8%. Für Italien rechnen wir mit einer Expansion von 1,5%. In Spanien dürfte sich die Erholung von 3,1% in 2017 auf 2,7% in 2018 abschwächen. Das sollte aber als Normalisierung von einem hohen Niveau gesehen werden und nicht als tatsächliche Eintrübung der Dynamik. Dabei gehen wir davon aus, dass die Katalonien-Krise nur geringe Auswirkungen haben wird. Weitere Einzelheiten zu den einzelnen EWU-Ländern finden sich in den entsprechenden Länderabschnitten. INVESTITIONEN ERHOLEN SICH, UNTERNEHMEN BAUEN OPTIMISTISCHE VERBRAUCHER GREIFEN AUF ERSPARNISSE WEITER SCHULDEN AB ZURÜCK 10 6 nichtfinanzielle Unternehmen Nettokreditvergabe (% der Bruttowertschöpfung, rs) Sparquote (%) 15.0 5 Anlageinvestitionen (% ggü. Vj.) 4 Verbrauchervertrauen (rs) 5 14.5 0 2 -5 0 14.0 0 -10 -2 13.5 -15 -5 -4 13.0 -20 -6 -10 12.5 -25 -8 12.0 -30 -15 -10 4Q99 3Q01 2Q03 1Q05 4Q06 3Q08 2Q10 1Q12 4Q13 3Q15 2Q17 11.5 -35 1Q99 4Q02 3Q06 2Q10 1Q14 3Q17 Quelle: EK, EZB, Eurostat, UniCredit Research Keine Preisstabilität in Sicht Wir erwarten 2018 eine durchschnittliche Gesamtinflation von 1,5%, 2019 sollte der Wert bei 1,9% liegen. Über den Prognosehorizont bleibt der Preisauftrieb unter dem Ziel der EZB. Diese Daten basieren auf einer Fortsetzung des flachen Aufwärtstrends der Kerninflation (2017: vermutlich 1,0%; 2018: 1,2%; 2019: 1,4%) und unseren Annahmen für den Ölpreis. Wir rechnen damit, dass der Preis für die Ölsorte Brent im 1. Halbjahr im Anschluss an die Spannungen im Nahen Osten über USD 60/Barrel verharren und danach zurückgehen wird. Quellen der Volatilität In unseren Prognosen wird die Volatilität der monatlichen Inflationsentwicklung durch Basiseffekte bei den Preisen für Energie (und in geringerem Ausmaß) Lebensmittel verursacht. Daneben wird der Zeitpunkt von Ostern für Kalendereffekte sorgen. Basiseffekte werden in den ersten Monaten 2018 vermutlich die Gesamtinflation vorübergehend dämpfen, weil die Energie- und Lebensmittelpreise Anfang 2017 kräftig anzogen. Andererseits werden Kalendereffekte die Daten in März, April und Mai (2018 und 2019) verzerren. Einige Posten reagieren stark auf die unterschiedlichen Zeitpunkte von Ostern. Dieser Kalendereffekt fiel 2017 beträchtlich aus und wir haben eine ähnliche Volatilität in unseren Prognosen berücksichtigt. Keiner dieser Effekt dürfte sich indes auf die zugrunde liegende Inflation auswirken – und diese dürfte als zentrale Variable von der EZB beobachtet werden. Geringere Weitergabe von Der Inflationsdruck in der Pipeline bleibt insgesamt schwach. In der ersten Stufe der Wechselkursen Preisbildungskette sind die Importpreise von wichtigen Konsumgütern (ohne Lebensmittel und Energie) sogar gesunken. Die jüngste Schwäche dürfte vor allem den Auswirkungen der Währungsaufwertung geschuldet sein. In einer mittleren Stufe der Preiskette haben die Produzentenpreise für zentrale Konsumgüter indes viel weniger auf die Importpreise reagiert. Sie tendierten in den letzten Jahren im Prinzip seitwärts. Das signalisiert, dass die Wechselkurse nur teilweise in den Preisen weitgereicht werden – immer mehr empirische Studien belegen dies. UniCredit Research Seite 17 Haftungsausschluss siehe erste Seiten.
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