Gestationsdiabetes Diabète gestationnel - Hebamme.ch Sage-femme.ch Levatrice.ch Spendrera.ch

 
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  12 2014

Gestationsdiabetes
Diabète gestationnel
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MAM begleitet sicher durch die Stillzeit.
Mit der manuellen Milchpumpe und den Stillhütchen.

Muttermilch ist das Beste für Babys. Und Stillen unterstützt                          Die manuelle Milchpumpe – eine durchdachte Lösung für
die besondere Beziehung zwischen Mutter und Baby.                                     angenehmes und sicheres Abpumpen

Gemeinsam mit Hebammen, Stillberaterinnen und Müttern hat                              Die Saugstärke kann leicht und individuell angepasst werden.
MAM ein perfektes Set an Stillprodukten entwickelt.                                    Sie besteht aus nur vier Teilen, ist unkompliziert zusammen-
                                                                                       zubauen und einfach zu reinigen.
Das Stillhütchen – für ein vertrautes Trinkgefühl                                      Der leicht angewinkelte Trichter ist um 360° drehbar. So kann
                                                                                       immer die angenehmste Position eingestellt werden.
  Die seidig weiche und super dünne Membran sorgt für                                  Sie ist optimal auf die MAM Anti-Colic Flasche abgestimmt:
  optimalen Komfort.                                                                   Die Milch wird sauber und hygienisch direkt in die Flasche
  Die Schmetterlingsform ermöglicht den maximalen                                      gepumpt – ideal zur Lagerung im Kühlschrank. Und für
  Körperkontakt zwischen Mutter und Baby.                                              unterwegs.
  Die ovale Form des Mundstückes erlaubt ein natürliches
  Trinkgefühl.

                                                                                                                                WISSENSCHAFTLICH BESTÄTIGT
                                                                                                                                  MAM Medizinische Experten:
                                                                                                                            Teamwork für maximale Sicherheit
                                                                                                                              Forschungsinstitute wie das ICMRS,
                                                                                                                      Kinderärzte, Entwicklungs-Pädagogen und
                                                                                                                          Hebammen werden in die Entwicklung
                                                                                                                            unserer Produkte von Anfang an mit-
       MAM                                            Hervorragende                                                 einbezogen. Erst wenn unsere medizinischen
                                                      Testresultate für                                                   Experten ihr Okay geben, ist eine MAM
  Stillprodukte                                       unsere Milchpumpe:                                                     Innovation bereit für das Babyleben.
 von Schweizer                                        83%* Zufriedenheit
  Hebammen                                            bei den Müttern!
                                                                                          MAM Perfect Nuggi -                     °
  empfohlen!              MAM Mini-Beissring
                       einzigartig leicht für Babys
                                                      *Marktforschung Dtl./AU 2011,
                                                      n = 205
                                                                                        entwickelt, um das Risiko
                                                                                       von Zahnfehlstellungen zu
                                                                                                                                      °Alle MAM Produkte werden
                                                                                                                                      aus BPA-freien Materialien
                             kleine Hände                                                     reduzieren
                                                                                                                                      hergestellt.
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Inhalt • Sommaire

Ausgabe 12                                                                                 Edition 12
Gestationsdiabetes                                                                         Diabète gestationnel

Aktuell                                                                    2              Actualité                                                                           30

Editorial Maria-Pia Politis Mercier, Lausanne                              5              Editorial Maria-Pia Politis Mercier, Lausanne                                       33  

Dossier                                                                    4              Dossier                                                                             32  
Gestationsdiabetes – aktueller Wissensstand                                                Les chaînons manquants de la promotion
und Umsetzung in der Praxis                                                                de la santé après un diabète gestationnel
Evelyn A. Huhn, Catherine Wiesner, Olav Lapaire, Basel                                    Barbara Kaiser, Genève
Neonatologische Probleme bei Diabetes                                      8              Diabète gestationnel: en avant, bougeons !                                          35
in der Schwangerschaft Gabriel Konetzny, Aarau                                            Dominique Rouge, Genève

Fokus                                                                    12               Mosaïque                                                                            37  
«Bewegte Schwangerschaft» – wirksame                                                       «La grossesse en mouvement»
Sport­programme zur Prävention und Therapie                                                Sophie Brechbühl, Berne et Corinne Zimmermann, Bâle
von Gestationsdiabetes
Sophie Brechbühl, Bern, Corinne Zimmermann, Basel                                          Infos sur la recherche                                                              38

Mosaik                                                                    16              Fédération                                                                          20
Ante- und postnatale psychische Störungen:
Forschung für eine wirksame Betreuung                                                      Sections                                                                            23
Anke Berger und Eva Cignacco Müller, Bern
                                                                                           Formation continue FSSF                                                             25
Neues aus Wissenschaft und Forschung                                     18
                                                                                           En librairie                                                                        39
Verband                                                                  20

Sektionen                                                                 23

Fort- und Weiterbildung SHV                                              24

Thema der Ausgabe 1/2 2015                                                                 Thème de l’édition 1/2 2015
Fetale Herztonüberwachung                                                                  CTG, cardiotocographie fœtale
Erscheint Anfang Januar 2015                                                               Parution début janvier 2015

                                         112. Jahrgang |  112e année

                                         Geschäftsstelle | Secrétariat Rosenweg 25 C, Postfach, CH-3000 Bern 23, T +41 (0)31 332 63 40, F +41 (0)31 332 76 19
                                         info@hebamme.ch, www.hebamme.ch, www.sage-femme.ch Öffnungszeiten von Montag bis Freitag | Heures d’ouverture du lundi au
                                         vendredi 8:15–12:00 / 13:30–17:15 Offizielle Zeitschrift des Schweizerischen Hebammenverbandes | Journal officiel de la Fédération suisse
                                         des sages-femmes | Giornale ufficiale della Federazione svizzera delle levatrici | Revista uffiziala da la Federaziun svizra da las spendreras
                                         Erscheinungsweise 10 Mal im Jahr, Doppelausgaben im Januar / Februar und Juli /August | Parution 10 éditions par année, numéros doubles
                                         en janvier / février et en juillet /août

                                         Foto Titelseite Der SHV dankt Maike Hofstede, Zürich        Photo couverture La FSSF remercie Maike Hofstede, Zurich
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Aktuell

                                                 nachverfolgen zu können. Geprüft wer-          Welche Kantone nahmen in ihren Spi­
    Die Ausbildung des                           den soll, ob das Gesetz auch Master-           tälern am meisten Patientinnen und Pa-
                                                 Studiengänge und die entsprechende             tienten aus anderen Kantonen auf?
    Gesundheitspersonals                         Berufsausübung zu regeln hat. Der Ba-          Zu diesen und zahlreichen weiteren
                                                 chelor soll aber grundsätzlich der berufs-     Fragen liefert die «Gesundheitsstatistik
    fördern                                      befähigende Abschluss bleiben. Unter           2014» Antworten, und zwar in Form von
                                                 Einbezug der Partner im Bildungs- und          rund 150 Grafiken und Karten. Auf rund
    Die Qualität in den an Fachhochschulen       Gesundheitsbereich wird zudem geklärt,         90 Seiten vermittelt sie einen Überblick
    vermittelten Gesundheitsberufen soll ge-     ob weitere Berufe der Fachhochschul-           über die neuesten verfügbaren Daten.
    fördert werden. Dies will der Bundesrat      stufe und der höheren Berufsbildung            Die Ergebnisse der letzten, 2012 durch-
    unter anderem mit einem neuen Gesund-        aufgenommen werden sollen.                     geführten Gesundheitsbefragung sind
    heitsberufegesetz sicherstellen. Der ent-    Mehr Informationen unter: www.bag.admin.ch     in diesem Überblick ebenfalls enthalten.
    sprechende Gesetzesentwurf ist in der                                                       Ein Glossar und eine Beschreibung der
    Vernehmlassung positiv aufgenommen                                                          Erhebungen, auf denen die Gesundheits-
    worden. Der Bundesrat hat deshalb das                                                       statistik beruht, vervollständigen den
    Eidgenössische Departement des Innern        Gesundheitsstatistik                           Bericht.
    (EDI) sowie das Eidgenössische Departe-                                                     Mehr Informationen unter: www.bfs.admin.ch ›
    ment für Wirtschaft, Bildung und For-        2014 aktualisiert                              Themen › 14 – Gesundheit › Aktuell
    schung (WBF) beauftragt, bis im Herbst
    2015 eine Gesetzesbotschaft auszuar-         Das Bundesamt für Statistik (BFS)
    beiten.                                      hat Anfang November eine vollständig
    Das neue Bundesgesetz über die Gesund-       aktualisierte Version der Gesundheits-         Paracetamol in
    heitsberufe (GesBG) formuliert gesamt-       statistik veröffentlicht. Sie liefert einen
    schweizerisch einheitliche Anforderun-       Überblick über die verfügbaren statis­         der Schwangerschaft
    gen an die Ausbildungen in Pflege,           tischen Daten zum Gesundheitszustand
    Physiotherapie, Ergotherapie, Hebamme        der Bevölkerung, zu den häufigsten             Paracetamol gehört zu den beliebtesten
    sowie Ernährung und Diätetik auf Bache-      Todesursachen, den Änderungen des              schmerzlindernden und fiebersenkenden
    lor-Stufe. Weiter regelt es die Ausübung     Gesundheits­verhaltens sowie zur               Arzneimitteln. Zudem gilt die in so be-
    der entsprechenden Berufe in eigener         Entwicklung des Gesundheitswesens              kannten Präparaten wie Panadol oder
    fachlicher Verantwortung.                    und dessen Finanzierung.                       Dafalgan enthaltene Wirksubstanz als
    Nach der Vernehmlassung hat der Bun-                                                        besonders sicher, weshalb sie auch in der
    desrat zudem beschlossen, ein nationales     Welches sind die häufigsten Todesursa-         Schwangerschaft eingenommen werden
    Register für Gesundheitsberufe zu schaf-     chen in der Schweiz und wie entwickeln         darf. Ob Paracetamol für das ungeborene
    fen. Ziel ist, damit die Patientensicher-    sie sich? Welche Regionen weisen die           Kind jedoch tatsächlich so harmlos ist,
    heit zu erhöhen und die Berufsausübung       höchste Kaiserschnittrate auf?                 darüber wird seit einigen Jahren gestrit-
                                                                                                ten. Nun wird auch in der Schweiz eine
                                                                                                Verschärfung der Warnhinweise in der
                                                                                                Packungsbeilage gefordert.
    Nationale Konferenz «Interprofessionelle
                                                                                                Neuere Studienresultate
    Bildung der Gesundheitsfachpersonen»                                                        Die Bedenken gegenüber Paracetamol
                                                                                                basieren auf neueren Untersuchungen,
    Donnerstag, 4. Dezember 2014, Stade de Suisse, Bern                                         welche die Wirksubstanz mit dem Auf-
                                                                                                treten von Störungen wie dem «Zappel­
                                                 verschiedener Gesundheitsberufe besser         philipp»-Syndrom (ADHS) in Zusammen-
                                                 koordinieren und die interprofessionelle       hang bringen. So hat eine im April 2014
                                                 Zusammenarbeit in der Lehre verankern          veröffentlichte Studie mit über 64 000
                                                 zu können.                                     dänischen Müttern und ihren Kindern
                                                 Diese Neuausrichtung der Lehre, die ihre       ergeben, dass sich bei Kindern, die im
                                                 Akzente auf Schnittstellen zwischen den        Mutterleib Paracetamol ausgesetzt wa-
                                                 Bildungsgängen verschiedener Gesund-           ren, das ADHS-Risiko um 37 Prozent er-
                                                 heitsberufe setzt, basiert auf den Arbei-      höhte. Ein Jahr zuvor war eine Studie in
                                                 ten der Themengruppe «Interprofessio-          Norwegen mit über 48 000 Kindern zu
    Die vom Bundesamt für Gesundheit             nalität» der Plattform «Zukunft ärztliche      ähnlichen Ergebnissen gelangt. Neben
    (BAG) organisierte Konferenz hat zum         Bildung». In der Charta «Zusammenarbeit        Hyperaktivität stellten die Forscher bei
    Ziel, die interprofessionelle Lehre an den   der Fachleute im Gesundheitswesen». die        den Kindern auch motorische Probleme
    medizinischen Fakultäten und anderen         Ende November 2014 veröffentlicht wird,        und ein gestörtes Kommunikationsver-
    Bildungsinstitutionen einzuführen und        kommt der interprofessionellen Aus-,           halten fest. Auch wenn damit noch nicht
    zu integrieren, eventuelle Hürden zu eru-    Weiter- und Fortbildung ebenfalls ein          bewiesen ist, dass Paracetamol die Schä-
    ieren und somit eine geeignete Grund-        hoher Stellenwert zu.                          den verursacht hat, sind einige Fachleute
    lage zu schaffen, um die Bildungsgänge       Mehr Informationen unter: www.bag-meeting.ch   doch besorgt.
                                                                                                Quelle: Neue Zürcher Zeitung, Montag, 3. 11. 2014

2   Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Gestationsdiabetes Diabète gestationnel - Hebamme.ch Sage-femme.ch Levatrice.ch Spendrera.ch
der komplexen modernen Medizin aus
Kinder und Jugend­                              Bessere Daten helfen                       und fragt nach der Ausgestaltung einer
                                                                                           nachhaltigen medizinischen Versorgung.
liche als kompetente                            Krebserkrankungen                          Eintritt frei, Teilnehmerzahl jedoch begrenzt.
                                                                                           Anmeldung obligatorisch unter:
Konsumenten                                     besser zu verstehen                        www.forum.unibe.ch/de/pro_Medizin.htm

                                                Mit einer schweizweit einheitlichen
                                                Krebsregistrierung können Prävention,
                                                Früherkennung und Behandlung von           Projekt «Nachhaltiges
                                                Krebserkrankungen verbessert werden.
                                                Der Bundesrat hat einen entsprechen-       Gesundheitssystem»
                                                den Gesetzesentwurf verabschiedet.
Mit ihrem neuesten Bericht setzt sich           Die Daten werden weiterhin in den kan-     mit eigener Website
die Eidgenössische Kommission für Kin-          tonalen Krebsregistern erfasst. Die Pa­
der- und Jugendfragen dafür ein, dass           tientinnen und Patienten können der
Kinder und Jugendliche frühzeitig einen         Registrierung jederzeit widersprechen.
überlegten Umgang mit Geld und Kon-             Mehr Informationen unter:
sum lernen. Experten aus Marketing,             www.bag.admin.ch › Themen › Gesundheits­
Kon­sumentenschutz, Präventionsarbeit           politik › Krebsregistrierungsgesetz
und Wissenschaft kommen im Bericht
zu Wort und beleuchten aus verschiede-
nen Blickwinkeln, warum es so wichtig
ist, dass Kinder und Jugendliche zu kom-        Ist weniger mehr?
petenten Konsumenten werden und wie
sie dabei unterstützt werden können.            Grenzen der modernen
Mehr Informationen unter: www.ekkj.admin.ch
                                                Medizin
Neue Grundlage für
grenzüberschreitende                                                                       Die Akademien der Wissenschaften
                                                                                           Schweiz lancieren die Website www.
Zusammenarbeit im                                                                          roadmap-gesundheitssystem.ch, welche
                                                                                           die Fortschritte auf dem Weg zu einem
Gesundheitsbereich                                                                         nachhaltigen Gesundheitssystem für die
                                                                                           Schweiz dokumentieren soll. Im gleich-
Im Gesundheitswesen soll eine grenz-                                                       namigen Blog stellen die Akademien
überschreitende Zusammenarbeit in                                                          eine Plattform zur Verfügung, um die
grenznahen Regionen grundsätzlich                                                          neuesten Entwicklungen mit Expertin-
möglich sein. Der Bundesrat schickt                                                        nen und Experten zu diskutieren.
eine entsprechende Regelung in die Ver-                                                    Die Website richtet sich an Ärzte, Pflege-
nehmlassung. Weiter sollen alle Versi-          Fünf Veranstaltungen des Forums            personal, Spitäler, Versicherer, die Ge-
cherten der obligatorischen Kranken-            für Universität und Gesellschaft der       sundheitsbehörden und weitere am
pflegeversicherung ihren Arzt in der            Universität Bern im Winter 2014 / 2015     Thema interessierte Personen. Mittels
ganzen Schweiz ohne finanzielle Nach-                                                      Medienspiegel und Berichterstattung
teile frei wählen können. Bisher wurden         Die Medizin hat in den letzten Jahr­       aus den Fachgesellschaften beziehungs-
die Kosten höchstens nach dem Tarif             zehnten enorme Fortschritte gemacht.       weise aus der Politik schafft sie einen
vergütet, der am Wohn- oder Arbeitsort          Das molekulare Verständnis des gesun-      Überblick zu den Entwicklungen und ak-
eines Versicherten oder in dessen Um-           den und kranken menschlichen Körpers,      tuellen Diskussionen rund um das
gebung gilt.                                    die Nutzung dieser Kenntnisse zur Ent-     schweizerische Gesundheitswesen.
Mehr Informationen unter: www.bag.admin.ch ›    wicklung von hochwirksamen Medika-         Mehr Informationen unter:
Themen › Krankenversicherung › Revisionen       menten, die Entschlüsselung des Erbgu-     www.roadmap-gesundheitssystem.ch
der Krankenversicherung › KVG Anpassungen mit   tes sowie technologische Fortschritte in
internationalem Bezug                           Bildgebung und Chirurgie bieten neue
                                                Ansätze, um Krankheiten vorzubeugen,
                                                zu heilen oder zumindest die Lebens-
                                                qualität markant zu verbessern.
                                                Die 5-teilige Veranstaltungsreihe leuch-
                                                tet mit interdisziplinären Referaten und
                                                Diskussionen Möglichkeiten und Grenzen

                                                                                                     12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch     3
Gestationsdiabetes Diabète gestationnel - Hebamme.ch Sage-femme.ch Levatrice.ch Spendrera.ch
Dossier

    Gestationsdiabetes –
    aktueller Wissensstand und
    Umsetzung in der Praxis
    Gestationsdiabetes ist mittlerweile die häufigste medizinische Schwangerschaftskomplikation.
    Die Screeningmethode für Gestationsdiabetes und die Betreuung in der Schwangerschaft
    und Geburt sind weiterhin viel diskutierte Themen. Ziel dieses Artikels ist es, eine kurze Übersicht
    zu geben über das Verständnis der Entstehung von Gestationsdiabetes, die seit 2011 von der
    Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) im Expertenbrief No. 37
    empfohlenen Blutzuckergrenzwerte und die neuesten Empfehlungen zur Betreuung während
    Schwangerschaft, um die Geburt und im Wochenbett.

    Evelyn A. Huhn, Catherine Wiesner, Olav Lapaire, Basel

                    Einleitung                                                     Screening vor und nach HAPO
                    Gestationsdiabetes (GDM) ist definiert als Glucoseinto-        In den 1960er-Jahren legten O’Sullivan und Mahan Grenz-
                    leranz, die in der Schwangerschaft erstmals auftritt oder      werte für den oralen Glucosetoleranztest (oGTT) (damals
                    erkannt wird [ 1 ]. Es ist eine Störung des Glucosestoff-      noch als Zweistufentest mit 50 g und 100 g Glucose) für
                    wechsels, die sich im Schwangerschaftsverlauf vor allem        das zweite und dritte Trimenon fest. Die diagnostischen
                    durch diabetogene / antiinsulinäre Hormone der Plazenta        Grenzwerte basierten auf dem mütterlichen Risiko, acht
                    entwickelt, nach der 24. Schwangerschaftswoche diag-           Jahre nach der Schwangerschaft einen Typ-II-Diabetes zu
                    nostiziert werden kann und direkt nach der Geburt in den       entwickeln und waren nicht prädiktiv für ein schlechtes
                    meisten Fällen wieder verschwindet. Frauen mit GDM             Geburtsoutcome (O’Sullivan et Mahan, Diabetes 1964).
                    haben ein erhöhtes Risiko an schwangerschaftsinduzier-         Die Prävalenz des GDM lag mit diesem Test bei 2,5 %.
                    ter Hypertonie oder Präeklampsie zu erkranken [ 2 ] sowie      Im Jahr 2011 hat die SGGG die neuen diagnostischen
                    ein erhöhtes Risiko einen Kaiserschnitt zu erhalten mit        Kriterien nach 75 g oralen Glucosetoleranztest übernom-
                    allen dazugehörigen potenziellen Nachteilen für Mutter         men, die auf einer Beobachtungsstudie von 2008 basie-
                    und Kind. Das Kind einer Schwangeren mit GDM hat ein           ren [ 5 ]. Diese «Hyperglycemia and Adverse Pregnancy
                    erhöhtes Risiko für Makrosomie (Gewicht ≥ 90. Perzen-          Outcome» (HAPO)-Studie beschrieb zum ersten Mal eine
                    tile), neonatale Hypoglykämie, Hyperbilirubinämie, Kai-        kontinuierliche Assoziation zwischen mütterlichen Glu-
                    serschnitte und vaginal operative Entbindungen sowie           cosewerten und ansteigendem Geburtsgewicht und
                    Schulterdystokie oder Zunahme höhergradiger Geburts-           einem Insulinabbauprodukt, dem C-Peptid, im Nabel-
                    verletzungen.                                                  schnurblut als Mass für das neonatale Hypoglykämie­
                                                                                   risiko. Die neuen diagnostischen Schwellenwerte wurden
                    Besserung des Geburtsoutcome durch Behandlung                  aufgrund des erhöhten relativen Risikos (Odds Ratio) auf
                    Zwei randomisierte Studien konnten zeigen, dass eine           1,75 für kindliche Makrosomie und dem C-Peptidwert
                    Behandlung des GDM die Inzidenz von fetaler Makro­             festgelegt. Daraus ergibt sich folgende empfohlene sys-
                    somie, perinataler Mortalität, Schulterdystokie, sowie         tematische Screeningmethode:
                    Präeklampsie und mütterliches Geburtstrauma [ 3 ] und          75 g Glucosetoleranztest in der 24. bis 28. Schwanger-
                    in – einer Studie – sogar die Kaiserschnittrate senkt [ 4 ].   schaftswoche aus venösem Plasma nüchterner Schwan-
                    Die Behandlung des GDM ist einfach. Sie erfordert nach         gerer mit folgenden Grenzwerten:
                    einer ausführlichen Ernährungsberatung eine mütterli-
                    che Diät. Nur 8 – 20 % aller Schwangeren mit GDM brau-         Nüchternwert                             ≥ 5,1 mmol/L
                    chen Insulin. Diese positiv stimmenden Resultate machen
                                                                                   Blutzucker nach einer Stunde            ≥ 10,0 mmol/L
                    ein Screening und die Behandlung des GDM wünschens-
                    wert.                                                          Blutzucker nach zwei Stunden             ≥ 8,5 mmol/L

                                                                                   Mit diesen neuen oGTT-Grenzwerten wird eine GDM-
                                                                                   Prävalenz von 17,8 % erwartet. Im Universitätsspital Ba-
                                                                                   sel kam es nach Einführung der neuen HAPO-Richtlinien
                                                                                   2010 zu einem Anstieg der Prävalenz von 3,6 % auf 17,2 %

4   Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Gestationsdiabetes Diabète gestationnel - Hebamme.ch Sage-femme.ch Levatrice.ch Spendrera.ch
Editorial

(eigene Daten). Damit nähert sich die Prävalenz des GDM
eher derjenigen des Typ-II-Diabetes mit einer erwarteten
zweistelligen Prävalenz von 10 % im Jahr 2030 an. Vorteile
der Behandlung leichter Glucosetoleranzstörungen in der
Schwangerschaft – wie sie nun gehäufter durchgeführt
werden – konnte bisher nicht gezeigt werden. Studien
hierzu fehlen.                                                     Maria-Pia Politis Mercier
                                                                   Hebammen, Dozentin, HES-S2
Auswirkungen auf das Gesundheitssystem                             Lausanne
Das universelle Screening und die intensivere Betreuung
der Schwangeren durch Ernährungsberaterinnen, Endo-
krinologen sowie Hebammen und Geburtshelfer führen
zu einer Zunahme an Arbeitsaufwand mit entsprechen-                Liebe Leserin, lieber Leser
den Auswirkungen auf die Gesundheitskosten. Studien
haben gezeigt, dass die neuen Grenzwerte nur kostenef-             Am Beispiel des Schwangerschaftsdiabetes zeigt sich, wie
fektiv wären, wenn die Behandlung des GDM entweder                 sich die epidemiologischen Ansätze und Praktiken in der
die Diabetesinzidenz nach der Geburt [ 6 ] oder das Präe-          perinatalen Betreuung verändert haben.
klampsie- oder Kaiserschnittrisiko [ 7 ] senken würde.
                                                                   Die neuesten Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der
Vorbestehender Diabetes                                            Epigenetik zeigen, wie wichtig die ersten 1000 Lebenstage
Um einen vorbestehenden Diabetes in der Frühschwan-                (einschliesslich der fetalen Phase) für die gesundheitliche
gerschaft zu erkennen, wird entweder die Bestimmung                Konstitution des Neugeborenen, des Kindes und später auch
eines Nüchternblutzuckers (BZ ≥ 7 mmol/L) oder zweima-
                                                                   des Erwachsenen sind. Die Auswirkungen einer Schwanger-
lig eine zufällige Blutzuckermessung von ≥ 11,1 mmol/L
                                                                   schaft auf das Leben einer Frau sind heute ebenfalls besser
empfohlen, wenn einer oder mehrere folgender Risiko-
faktoren vorliegen:                                                bekannt.
– Adipositas (BMI ≥ 30)                                           Diese Erkenntnisse sollten vermehrt in die Schwangerschafts-
– Bestimmte ethnische Herkunft
                                                                   betreuung, die Geburtsvorbereitung und die nachgeburt­
   (Lateinamerika, Asien …)
                                                                   liche Betreuung der Mütter und Kinder einfliessen und die
– Positive Familienanamnese für Typ-II-Diabetes
   (Verwandtschaft ersten Grades)                                  Hebammen dazu motivieren, sich in den Bereichen thera-
– Positive persönliche Anamnese eines GDM                         peutische Schulung, Gesundheitsförderung und Forschung
– Syndrom der polyzystischen Ovarien                              auf den neuesten Stand zu bringen. Dank Weiter­bildungen
                                                                   und Forschungsarbeiten könnten sie die Ansätze aus ande-
Peripartale Betreuung                                              ren Fachbereichen in ihre Hebammentätigkeit aufnehmen.
Schwangere mit GDM mit guter Stoffwechsellage und                  Somit wäre der Berufsstand besser gerüstet, um in der
keinen zusätzlichen Risiken können exspektativ behan-              medizinischen Mütterbetreuung als kompetenter Partner
delt werden. Eine randomisiert kontrollierte Studie konnte         anerkannt zu werden und einen wichtigen Beitrag dazu zu
zeigen, dass die Einleitung von Schwangeren mit insulin-
                                                                   leisten. Es ist unbestritten, dass die Dienste der Hebammen
pflichtigem GDM am Termin die Rate an grossen Kindern
≥ 90. Perzentile von 23 % auf 10 % signifikant senken              für die Mütter und ihre Kinder auch bei Kom­plikationen
kann [ 8 ]. Es gab keinen Unterschied bezüglich der Rate an        nützlich und wohltuend sind.
Kaiserschnitten, Schulterdystokie, neonataler Hypoglyk-            Unser Berufsstand könnte sich an der breiten Diskussion
ämie und peripartaler Mortalität. Eine grosse Beobach-
                                                                   über die Erkennung und die Risiken von Schwangerschafts­
tungsstudie bemerkte nebst der Reduktion der fetalen
Makrosomierate eine Abnahme der Schulterdystokie                   diabetes beteiligen und dadurch die negativen Auswir­
von 10 % auf 1,4 % nach Geburtseinleitung zwischen der             kungen der Standardisierung beziehungsweise der Über­
38. bis 39. Schwangerschaftswoche bei Frauen mit insu-             diagnostik und Übertherapie relativieren.
linpflichtigem GDM [ 9 ]. Die Datenlage zur Einleitung bei
                                                                   Die vielen, so verschiedenen schwangeren Frauen und
diätetisch eingestelltem sowie insulinpflichtigem GDM
ist weiterhin dünn. Die Amerikanische Gesellschaft für             jungen Mütter zu begleiten, ohne eine polarisierende und
Geburtshilfe und Gynäkologie rät wegen der erhöhten                reduzierende Trennlinie zwischen Physiologie und Patho-
Rate an Schulterdystokie, der Schwangeren bei einem                logie zu ziehen, ist eine grosse Herausforderung für die
kindlichen Schätzgewicht ≥ 4500 g einen Kaiserschnitt              Hebammen – aber auch für die Frauen und ihre Kinder.
zu empfehlen [ 10 ].

Gestationsdiabetes und Stillen
Eine Frau mit GDM hat ein siebenfach erhöhtes Risiko
später an Diabetes Typ II zu erkranken [ 11 ]. Bis zu 50 % aller
Frauen mit GDM werden innerhalb von 22 – 28 Jahren an              Herzlich, Maria-Pia Politis Mercier
Diabetes Typ II erkranken [ 12 ]. Erstmals konnte eine kürz-
lich veröffentlichte Studie zeigen, dass Stillen über min-

                                                                                                12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch   5
Dossier

    Autorinnen und Autor

    Evelyn Huhn absolvierte das Studium der            Catherine Wiesner studierte Human-                      Olav Lapaire ist seit 2004 Facharzt für Gynäko-
    Humanmedizin in Bonn sowie an der Ludwig-          medizin von 2002 bis 2008 in Basel. Nach                logie und Geburtshilfe FMH. 2005 erfolgte ein
    Maximilians-Universität und der Technischen        einem Fremdjahr als chirurgische Assistenz-             Auslandaufenthalt als Postdoktorand in Boston
    Universität (TU) München von 1997 bis 2004.        ärztin im Claraspital Basel, wechselte sie 2010         bei Prof. Diana Bianchi. Olav Lapaire habilitierte
    Nach zwei Jahren Assistenzarztzeit im Klinikum     in die Frauenklinik des Kantonsspitals Basel-           im Oktober 2008. Aktuell ist er Leitender Arzt und
    Rechts der Isar der TU München wechselte sie       land, Bruderholz. Seit 2013 arbeitet Christiane         stellvertretender Chefarzt der Abteilung Geburts-
    2007 ans Universitätsspital Basel. 2012 bis 2013   Wiesner als Assistenzärztin an der Universitäts-        hilfe und Schwangerenmedizin an der Frauen­
    arbeitete Evelyn Huhn als Oberärztin im Spital     Frauenklinik Basel.                                     klinik des Universitätsspitals Basel.
    Limmattal in Schlieren. Seit 1.1.2014 ist sie
    Oberärztin in der Abteilung Geburtshilfe und
    Schwangerenmedizin am Universitätsspital Basel
    und leitet die diabetologische Spezialsprech-
    stunde der Frauenklinik.

                    destens drei Monate das Risiko eines späteren Diabetes                         Screening nach HAPO weiterhin umstritten
                    Typ II um 40 % senken kann. 304 Frauen mit GDM wurden                          Letzteres hebt vor allem die Notwendigkeit hervor, fokus-
                    hierfür über einen Zeitraum von 19 Jahren beobachtet [13].                     siert übergewichtigen Frauen eine Ernährungsberatung
                    Das Stillen scheint, sowohl die periphere Insulinsensiti­                      zu empfehlen, unabhängig vom ihrem Glucosestoff-
                    vität als auch die Insulinsekretion aus der Bauchspeichel-                     wechsel. Hierdurch könnten sehr viel mehr Frauen er-
                    drüse zu steigern [ 14 ]. Daher sollten Frauen nach GDM                        reicht werden. Zusätzlich besteht durch Überdiagnose
                    dringend zum Stillen ermutigt werden.                                          von GDM die Gefahr einer zu exzessiven Behandlung ei-
                                                                                                   gentlich gesunder Frauen durch erhöhte Einleitungsrate
                    Screening nach der Geburt                                                      oder Zunahme an elektiven Kaiserschnitten.
                    Schwangere mit GDM haben ein erhöhtes Risiko im spä-
                    teren Leben einen Typ-II-Diabetes zu entwickeln. Daher
                    und wegen der Maskierung eines anderen Diabetestyps
                    als GDM (Diabetes Typ II, MODY) wird ein Screening nach                               Zusammenfassung
                    Ende der Stillzeit und Einsetzen der ersten Periode emp-                              Das neue Screening für Gestationsdiabetes
                    fohlen. Einfacher ist aber die grundsätzliche Durchfüh-                               mit dem 75 g oGTT führt zu einem
                    rung eines Nüchternzuckers (≥ 7 mmol/L), eines 75 g oGTTs                             Prävalenz­anstieg auf 17,8 % und ist deshalb
                    (≥ 11,1 mmol/L nach 2 Stunden) oder eines HbA1c-Wertes                                weiterhin sehr umstritten.
                    (≥ 6,5 %). Je nach Risiko soll ein Screening alle 1 – 3 Jahre                         – Eine Behandlung des Gestationsdiabetes
                    durchgeführt werden.                                                                     beeinflusst das Geburtsoutcome positiv.
                                                                                                          – Frauen mit Gestationsdiabetes haben
                    Mütterliches Übergewicht und fetale Makrosomie                                           ein erhöhtes Risiko für Typ-II-Diabetes im
                    Nur 22 % der makrosomen Kinder gehen tatsächlich zu-                                     späteren Leben.
                    lasten des GDM [ 15 ]. Neue Studien zeigen, dass vor allem                            – Bei Gestationsdiabetes und einem ge-
                    ein erhöhter mütterlicher BMI unabhängig vom GDM zu                                      schätzten Geburtsgewicht ≥ 4500 g sollte
                    fetaler Makrosomie [ 16 ] und einem schlechten Geburts­                                  ein Kaiserschnitt empfohlen werden.
                    outcome [ 17 ] führen. GDM steht ausserdem im Zusam-                                  – Stillen reduziert das Risiko einer Frau mit
                    menhang mit Übergewicht in der Kindheit, aber haupt-                                     Gestations­diabetes später an Typ-II-Dia­
                    sächlich, wenn die Mutter nebst dem GDM zusätzlich                                       betes zu erkranken.
                    noch adipös ist [ 18 ].                                                               – Gestationsdiabetes steht in Zusammen-
                                                                                                             hang mit Übergewicht in der Kindheit,
                                                                                                             aber hauptsächlich im Fall mütterlichen
                                                                                                             Übergewichts.

6   Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
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   betes Care. 2012;35:529–535. doi:10.2337/                                                        17 Dennedy MC, Avalos G, O’Reilly MW,
   dc11-1643.                                                                                           O’Sullivan EP, Gaffney G, Dunne F. ATLAN-
                                                                                                        TIC-DIP: raised maternal body mass index
                                                                                                        (BMI) adversely affects maternal and fetal
                                                                                                        outcomes in glucose-tolerant women
                                                                                                        according to International Association of

(
                                                                                                        Diabetes and Pregnancy Study Groups
    Diabète gestationnel – Etat des connaissances                                                      (IADPSG) criteria. J Clin Endocrinol Metab.
    actuelles et transfert dans la pratique                                                             2012;97:E608-12. doi:10.1210/jc.2011-
    Le diabète gestationnel est actuellement la complica-                                               2674.
    tion médicale la plus courante de la grossesse. Le test de                                      18 Pirkola J, Pouta A, Bloigu A, et al. Risks
    dépistage du diabète gestationnel et les soins pendant                                               of overweight and abdominal obesity at
    la grossesse et l’accouchement sont des thèmes encore                                                age 16 years associated with prenatal
    chaudement discutés.                                                                                 exposures to maternal prepregnancy over-
                                                                                                         weight and gestational diabetes mellitus.
    Cet article donne un bref aperçu de la compréhension de
                                                                                                         Diabetes Care. 2010;33:1115–1121.
    l’origine du diabète gestationnel, les récents changements
                                                                                                         doi:10.2337/dc09-1871.
    dans l’appréciation des valeurs de glucose dans le sang et
    les dernières recommandations pour les soins pendant
    la grossesse.
    Il en résulte les points suivants:
    – Le nouveau dépistage du diabète gestationnel avec 75 g                                          Kontakt
       HGPO conduit à une augmentation de la prévalence à                                              Dr. med. Evelyn A. Huhn
       17,8% et suscite toujours la controverse.                                                       evelyn.huhn@usb.ch
    – Le traitement du diabète gestationnel influence de                                              Abteilung für Geburtshilfe und
       manière positive les issues de l’accouchement.                                                  Schwangerenmedizin
    – Les femmes atteintes de diabète gestationnel ont un                                             Frauenklinik, Universitätsspital Basel
       risque accru de développer ultérieurement un diabète                                            Spitalstrasse 21, CH - 4031 Basel
       de type II.                                                                                     T +41 (0)61 556 51 44
    – En présence d’un diabète gestationnel et un poids de
       naissance estimé ≥ 4500 g, une césarienne devrait être
       recom­mandée.
    – Pour une femme présentant un diabète gestationnel,
       l’allaitement maternel réduit le risque de développer
       ulté­rieurement d’un diabète de type II.
    – Le diabète gestationnel est associé à l’obésité dans l’en-
       fance, mais principalement s’il y a obésité maternelle.

                                                                                                             12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch           7
Dossier

    Neonatologische Probleme
    bei Diabetes in der Schwanger­
    schaft
    Neugeborene diabetischer Mütter haben postnatal ein deutlich höheres Risiko für Kompli­
    kationen. Nebst der markanten Makrosomie kann die diabetische Stoffwechsellage auch
    eine Wachstums­retardierung, metabolische Probleme und Fehlbildungen verursachen sowie
    zu Geburtsverletzungen und Adaptationsstörungen führen. Eine Kenntnis darüber mit ent­
    sprechender Vorbereitung auf die Geburt und anschliessende postnatale Überwachung und
    allenfalls Therapie sind daher sehr wichtig.

    Gabriel Konetzny, Aarau

                   Diabetes ist eine häufige Schwangerschaftskomplikation          Insulinsekretion. Insulin führt als anaboles Hormon zur
                   mit einer zunehmenden Tendenz. [ 1 ] Die Höhe des Risikos       vermehrten Fettproduktion und zum erhöhten Glykogen-
                   für allfällige Komplikationen beim Kind wird durch den          gehalt in Leber, Nieren, Skelett- und Herzmuskulatur mit
                   Schweregrad und die Qualität der diätetischen und / oder        der typischen Organomegalie. Die Folgen der Makroso-
                   medikamentösen Einstellung beeinflusst. Die Liste der           mie sind hauptsächlich geburtsbedingte Komplikationen
                   möglichen Probleme ist lang: Frühgeburtlichkeit, Makro-         wie Schulterdystokie mit nachfolgenden Plexusparesen,
                   somie, Asphyxie, Atemnotsyndrom, Hypoglykämie, Hypo-            Frakturen von Humerus und Klavikula oder zu intra- und
                   calcämie, Hyperbilirubinämie, Polyglobulie, Kardiomyo-          extrakraniellen Verletzungen beim Einsatz von Forceps
                   pathie und kongenitale Defekte. [ 2 ] Diabetes mellitus Typ I   und Vakuum. [ 5 ] Andererseits kann es bei schwerer Vas-
                   verursacht in der Frühschwangerschaft vor allem Herz-           kulopathie der Mutter (mit arterieller Hypertonie oder
                   fehler, Neuralrohrdefekte und das kaudale Regressions-          Präeklampsie) aber auch zu einer intrauterinen Wachs-
                   syndrom, im späteren Verlauf intrauterinen Fruchttod,           tumsretardierung kommen.
                   Wachstumsretardierung und Asphyxie. Diabetes mellitus           Die peripartale Asphyxie betrifft bis zu 25 % der Kinder di-
                   Typ II hat vor allem Makrosomie als Folge und verursacht        abetischer Mütter und kann sowohl die Folge einer er-
                   die bereits erwähnten Probleme in milderer Form. Die pe-        schwerten Geburt wie auch die Folge einer mütterlichen
                   rinatale Mortalität ist drei- bis zehnfach, die Häufigkeit      Durchblutungsstörung des Uterus und der Plazenta sein.
                   kongenitaler Malformationen vier- bis zehnfach erhöht.          Das bei Diabetikerinnen erhöhte HbA1c (glykiertes Hä-
                   Ebenso ist die Zahl der eingeleiteten Geburten aufgrund         moglobin) spielt ebenfalls eine Rolle, da es durch seine
                   einer instabilen Stoffwechsellage, intrauteriner Wachs-         höhere Sauerstoffaffinität einen reduzierten Sauerstoff-
                   tumsretardierung, Makrosomie oder anderer Komplika­             transport zum Fetus zur Folge hat.
                   tionen um das Zwei- bis Dreifache erhöht und die Sek­
                   tiorate dreimal höher als normal. In einer Auswertung
                   von Cordero et al. von 530 Neugeborenen von Müttern
                   mit Gestationsdiabetes oder vorbestehendem insulinab-
                   hängigen Diabetes mussten 47 % auf einer Neonatologie-
                   Abteilung betreut werden (je nach Schweregrad des Dia-
                   betes zwischen 36 % und 68 %). 34 % der Kinder hatten ein
                   Atemnotsyndrom, 5 % eine kongenitale Malformation,
                   36 % Übergewicht fürs Gestationsalter (14 % mit Ge-
                   burtsgewicht ≥ 4000 g), 2 % Untergewicht fürs Gestati-
                   onsalter und 27 % mindestens eine dokumentierte Hypo-
                   glykämie. [ 3 ]
                   Nachfolgend werden die einzelnen Probleme etwas ge-
                   nauer erläutert. Die Makrosomie entwickelt sich vor allem       Dr. med. Gabriel Konetzny
                   im späteren Gestationsalter, insbesondere bei Frauen mit        Leitender Arzt Neonatologie
                   schlecht eingestelltem Diabetes, unabhängig von der Ur-         Klinik für Kinder und Jugendliche
                   sache. [ 4 ] Die mütterliche Hyperglykämie verursacht eine      Kantonsspital Aarau, 5001 Aarau
                   fetale Hyperglykämie gefolgt von gesteigerter fetaler           T +41 (0)62 838 49 78
                                                                                   gabriel.konetzny@ksa.ch

8   Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Die bei Neugeborenen diabetischer Mütter häufig – bei            durch die Ernährung und in Nüchternphasen hauptsäch-
bis 50 % der Fälle – beobachtete Hypocalcämie entsteht           lich durch Mobilisation von Glukose aus den Glykogenre-
durch Parathormonmangel (Hypoparathyreoidismus) im               serven. Hohe Plasmainsulinspiegel hemmen jedoch den
Rahmen einer Unterfunktion der Nebenschilddrüsen.                Glykogenabbau (Glykogenolyse) wie auch den Glukose-
Klinisch kann sich die Hypocalcämie in Form von Irrita­          aufbau (Glukoneogenese) durch Blockade entsprechen-
bilität, selten auch verminderter Myokardkontraktilität          der Enzyme. Der Fettsäureabbau zu Ketonkörpern als al-
zeigen.                                                          ternative Energiequelle ist durch die hohen Insulinspiegel
Eine Hyperbilirubinämie entsteht bei 20 – 30 % der Neuge-        ebenfalls vermindert. Aufgrund des erhöhten Hypoglyk-
borenen diabetischer Mütter aufgrund von Polyglobulie,           ämierisikos gehören zur Betreuung dieser Kinder daher
Frühgeburtlichkeit mit Leberunreife und bei Hämatomen            sowohl Kontroll- wie auch Präventionsmassnahmen. [ 7 ]
nach traumatischer Geburt. Von Polyglobulie spricht man          Prävention geschieht durch sogenannte Früh- und Zu-
bei einem venösen Hämatokrit von über 65 %. Ursache ist          satzernährung. Die erste Mahlzeit wird in den ersten
eine chronische Hypoxie infolge eines erhöhten Sauer-            zwei Lebensstunden angeboten. Anschliessend soll das
stoffbedarfs durch die Hyperglykämie und den Hyperin-            Neugeborene in den ersten 2 – 3 Lebenstagen alle 3 –
sulinismus. Die Polyglobulie führt zur Hyperviskosität,          4 Stunden an die Brust angesetzt werden. Nach dem An-
diese wiederum kann Durchblutungsstörungen verschie-             setzen wird zusätzlich eine Säuglingsmilch oder eine
dener Organe zur Folge haben.                                    Maltodextrinlösung angeboten, bis genügend Milch vor-
Thrombosen manifestieren sich am häufigsten als Nie-             handen ist. Säuglingsmilch hat gegenüber der Maltodex-
renvenenthrombosen mit Hämaturie oder als zerebraler             trinlösung den Vorteil, dass sie die Glukoneogenese und
Infarkt. Auslöser sind die schon erwähnte Hyperviskosität        Ketogenese fördert und die in der Laktose enthaltene Ga-
bei Polyglobulie und erniedrigte Spiegel der antikoagula-        laktose die Insulinsekretion nicht stimuliert. Die erste
torisch wirkenden Proteine C und S, deren Bildung durch          Blutzuckerkontrolle sollte vor der zweiten Mahlzeit erfol-
hohe Insulinspiegel gehemmt wird.                                gen, das heisst im Alter von 4 – 5 Stunden, bei erhöhtem
Neugeborene diabetischer Frauen haben bis zum Alter              Risiko für einen Hyperinsulinismus im Alter von 1– 2 Stun-
von 38. Schwangerschaftswochen 6 × häufiger ein Atem-            den. Die Symptome einer Hypoglykämie sind unspezi-
notsyndrom aufgrund von Surfactantmangel als Neu­                fisch, dazu zählen Zittrigkeit, Hypotonie, Bewusstseins-
geborene nichtdiabetischer Frauen. Ursache sind hohe             störung, Hypothermie, Krämpfe. Da keine einheitliche
Glukosespiegel und Hyperinsulinismus, welche die Sur-
factantsynthese und -sekretion hemmen. Hinzu kom-
men noch eine verzögerte Lungenflüssigkeitsresorption

                                                                         (
bei Sektioentbindung vor Wehenbeginn und persistie-                          Problèmes néonataux en cas de diabète 
rende pulmonale Hypertonie bei Hyperviskosität und                           durant la grossesse
chronischer fetaler Hypoxie.                                                 Les nouveau-nés de mères diabétiques ont un risque
Angeborene Herzfehler treten vor allem bei Diabetes mel-                     (péri- et postnatal) significativement plus élevé de com-
litus Typ I mit instabiler Stoffwechsellage gehäuft auf                      plications. L’obésité n’en est que la pointe de l’iceberg.
(3 – 6 % gegenüber 0,6 – 0,8 % in der Gesamtpopulation). [ 6 ]               Connaître ces complications est la condition sine qua non
Dazu zählen Vorhof- und Ventrikelseptumdefekte, Trans-                       pour assurer un suivi adéquat et un éventuel traitement.
position der grossen Arterien, Truncus arteriosus com-                       Le niveau de ces risques chez l’enfant est influencé par
munis und Single Ventricle. Weiterhin sieht man bei die-                     la sévérité du diabète et par la qualité de la prise en
sen Kindern gehäuft eine hypertrophe Kardiomyopathie,                        charge diététique et / ou médicamenteuse.
in erster Linie mit Verdickung des interventrikulären Sep-                   A côté de la macrosomie manifeste, on peut trouver
tums, in schweren Fällen auch mit Verdickung des Myo-                        un métabolisme diabétique, mais aussi un retard de
kards. Dies kann zu einer Herzinsuffizienz mit vermin-                       croissance, des problèmes métaboliques comme l’hypo-
derter Organperfusion und arterieller Hypotonie führen.                      glycémie et l’hypocalcémie, une hyperbilirubinémie,
Die Symptome sind in der Regel spontan regredient. Die                       une polyglobulie, une cardiomyopathie, ainsi que des
Hypertrophie bildet sich innerhalb von 4 bis 6 Monaten                       malformations. En outre, il existe un risque neurolo-
zurück. Neben den schon erwähnten Herzfehlern wer-                           gique significatif, par exemple à la suite d’une asphyxie
den auch Fehlbildungen der Nieren (Hydronephrose, re-                        périnatale ou à la suite de lésions congénitales telles
nale Agenesie, Ureterduplikationen), des Darmes (Duo-                        que la paralysie du plexus. Des problèmes d’adaptation
denal- und Analatresie, Small Left Colon Syndrom, bei                        respiratoires sont plus fréquents que chez les nouveau-
dem 40 – 50 % der Fälle eine diabetische Mutter haben)                       nés de mères non diabétiques.
und des zentralen Nervensystems gehäuft beobachtet                           La prise en charge postnatale comprend donc un suivi
(ZNS Malformationen insgesamt 16 × häufiger, Anence-                         structuré et une alimentation précoce comme mesures
phalie 13 × häufiger, Spina bifida 20 × häufiger, kaudale                    préventives. Les conséquences à long terme observées
Dysplasie 600 × häufiger).                                                   chez les enfants de mères diabétiques sont une ten-
Die neurologischen Komplikationen ergeben sich als                           dance à l’obésité dans l’enfance et l’adolescence ainsi
Folge einer möglichen Asphyxie, Plexusparese, Infarzie-                      qu’un risque accru de résistance à l’insuline et un dia-
rung, Glukose- oder Elektrolytverschiebung.                                  bète de type II à l’âge adulte.
Nun noch etwas zu den metabolischen Aspekten, der
Überwachung und Therapie. Nach der Geburt wird die
konstante Glukosezufuhr über die Plazenta unterbro-
chen. Die anschliessende Energiegewinnung geschieht

                                                                                                      12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch   9
Dossier

     Definition der Hypoglykämie existiert, [ 8 ] hat man für den   Zusammengestellt von Gabriele Hasenberg
     klinischen Alltag aus pragmatischer Sicht 2,5 mmol/l als       Modulverantwortliche und Dozentin,
     Grenzwert festgelegt. Bei zu tiefen Blutzuckerwerten
                                                                    Institut für Hebammen, Departement Gesundheit,
     wird dem Säugling umgehend Muttermilch oder eine
     entsprechende Säuglingsmilch angeboten (10 – 15 ml/kg          ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte
     Körpergewicht) und der Blutzuckerwert spätestens nach          Wissenschaften, Winterthur
     einer Stunde kontrolliert. Bei Trinkschwäche muss die
     Nahrung sondiert werden. Bei persistierender oder rezi-
     divierender Hypoglykämie ist eine intravenöse Glukose-
     zufuhr häufig unumgänglich und eine Kontaktaufnahme
     mit dem zuständigen Neonatologen / Pädiater angezeigt.         Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG): M. Kellerer, S. Matthaei,
                                                                    Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG):
     Langfristig zeigen Kinder diabetischer Mütter nach einer       R. Kreienberg (Hrsg.) (2011)
     initialen Regredienz der Makrosomie erneute Tendenz zu
     Adipositas im Kindes- und Jugendalter und ein erhöhtes         Gestationsdiabetes mellitus –
     Risiko für Insulinresistenz und Typ-II-Diabetes im Erwach-
     senenalter. [ 9 ]                                              evidenzbasierte Leitlinie
     Fazit                                                          zu Diagnostik, Therapie und
     Neugeborene diabetischer Mütter haben peri- und post-
     natal ein deutlich höheres Risiko für Komplikationen.          Nachsorge.
     Übergewicht ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Kenntnis      Ebenfalls publiziert als Kurzfassung (Praxisleitlinie) | AWMF online,
     darüber ist die Voraussetzung für eine adäquate Über-          AWMF-Register Nr. 057/008
     wachung und allfällige Therapie.
                                                                    Diese interdisziplinär entwickelte S3-Leitlinie basiert u. a. auf
                                                                    den Ergebnissen der multizentrischen HAPO-Studie (Hyper-
                                                                    glycemia and Adverse Pregnancy Outcome, 2010), die mehr
     Literatur                                                      als 23 300 Schwangere einschloss. Aus den Ergebnissen der
     1 Hay Jr WW. Care of the Infant of the Dia-                   Studie wurden von der International Association of Diabetes
        betic Mother. Curr Diab Rep 2012; 12: 4 – 15.               and Pregnancy Study Group (IADPSG) diagnostische Grenz-
     2 Maier RF, Obladen M. Neugeborenen-                          werte abgeleitet. Diese Werte wurden auch für die deutsche
        Intensivmedizin. Springer, 8. Auflage, 2011.
                                                                    Leitlinie übernommen. Die Leitlinie bezieht sich ebenso wie
     3 Cordero L et al. Management of Infants of
                                                                    die Studie ausschliesslich auf den in der Schwangerschaft
        Diabetic Mothers. Arch Pediatr Adolelesc
        Med 1998; 152: 249 – 254.                                   erstmals diagnostizierten Diabetes.
     4 Persson B. Neonatal glucose metabolism in                   Die Leitlinie wurde ab April 2009 durch eine Expertengruppe,
        offspring of mothers with varying degrees                   bestehend aus Vorstandsmitgliedern der DGGG und DDG,
        of hyperglycemia during pregnancy. Semin                    entwickelt. Nach einer Vernehmlassung durch ein Fachgre-
        Fetal Neonatal Med 2009; 14: 106 – 110.                     mium sowie die Mitglieder beider Gesellschaften und daraus
     5 Weindling MA. Offspring of diabetic                         resultierenden Anpassungen wurde die endgültige Fassung
        pregnancy: Short term outcomes. Semin                       im Juni 2011 den Vorständen von DGGG und DDG zur Verab-
        Fetal Neonatal Med 2009; 14: 111 – 118.
                                                                    schiedung überreicht.
     6 Lisowski LA et al. Congenital Heart Disease
        in Pregnancies Complicated by Maternal
        Diabetes Mellitus. Herz 2010; 35: 19–26.
     7 Berger TM et al. Betreuung von Neugebo­
        renen ≥ 34 0/7 SSW mit erhöhtem Hypo­                       Andrea Stiefel (2013)
        glykämierisiko oder Hypoglykämie im
        Gebärsaal und in der Wochenbettstation.
        Peadiatrica 2007; 18: 15 – 17.
                                                                    Diabetes und Schwangerschaft
     8 Cornblath M et al. Controversies Regarding                  In: Stiefel A, Geist C & Harder U (Hrsg.) | Hebammenkunde. Lehrbuch für
        Definition of Neonatal Hypoglycaemia:                       Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf | Stuttgart: Hippokrates,
        Suggested operational Threshold. Pediatrics                 5. Auflage, S. 259–263
        2000; 24: 136 – 149.
     9 Cowett RM. The Infant of the Diabetic                       In ihrem Kapitel über den Diabetes in der Geburtshilfe stellt
        Mother. Neo Rev 2002; 3: e 173–189.                         Andrea Stiefel grundlegendes Wissen zum Thema dar. Sie un-
                                                                    terscheidet zwischen vorbestehendem Diabetes und Gesta-
                                                                    tionsdiabetes und zeigt Ursachen, Folgen für Mutter und
                                                                    Kind, Diagnostik und Therapie des Diabetes in der Schwan-
     Link                                                           gerschaft in knapper und übersichtlicher Weise auf. Dabei
     www.neonet.ch › Recommendations                                werden auch die neuen Erkenntnisse aus der HAPO-Studie re-
     www.awmf.org › Leitlinien › Gestationsdiabetes                 ferenziert.
     mellitus

10   Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Mary Carolan (2013)                                             Helmut Kleinwechter, Ute Schäfer-Graf,
                                                                Ursula Mäder (2004)
Women’s experiences of gesta­
                                                                Der grosse Schwangerschafts­
tional diabetes self-management:
                                                                ratgeber für Diabetikerinnen
a qualitative study.                                            Stuttgart: Trias
Midwifery 29, 637–645

In dieser phänomenologischen Studie einer Hebammenwis-
senschaftlerin aus Australien wird in qualitativen Interviews
und Fokusgruppengesprächen untersucht, wie betroffene
Frauen das Selbstmanagement ihres Gestationsdiabetes er-
leben.
Der Anpassungsprozess, den Frauen durchlaufen, wird be-
schrieben, ausserdem arbeitet die Autorin Faktoren heraus,
welche die Bewältigung begünstigen oder präventive Wir-
kung in Hinblick auf einen Typ-II-Diabetes haben.

Simone Claudi-Böhm, Bernhard Böhm (2012)

Diabetes und Schwangerschaft
Prävention, Beratung, Betreuung vor, während und 
                                                                Das AutorInnenteam (bestehend aus Diabetologe, Gynäko-
nach der Schwangerschaft.
                                                                login und Hebamme) haben ihren Ratgeber für Diabetikerin-
Berlin Heidelberg: Springer, 2. Auflage                         nen, die eine Schwangerschaft planen sowie für Frauen, bei
                                                                denen in der Schwangerschaft ein Diabetes diagnostiziert
                                                                wurde, geschrieben. Mit wichtigen Informationen zum Stoff-
                                                                wechsel in der Schwangerschaft, zu optimalem Ernährungs-
                                                                und Bewegungsverhalten zielt ihr Werk darauf ab, informierte
                                                                und selbstverantwortliche Schwangere mit adäquatem Infor-
                                                                mationsmaterial zu versorgen.

                                                                Die Redaktion dankt herzlich.

Dieses Handbuch richtet sich an medizinisches Fachperso-
nal und nimmt ein interdisziplinäres Versorgungssystem für
den Diabetes in der Schwangerschaft in den Blick. Es orien-
tiert sich an den neuesten Empfehlungen der nationalen
(deutschen) und internationalen Fachgesellschaften. Neben
Informationen zu Diagnostik- und Therapie sowie Folgeer-
scheinungen bei Mutter und Kind geht das Werk insbeson-
dere bezüglich Massnahmen der primären und sekundären
Prävention in die Tiefe.

                                                                                             12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch   11
Fokus

     «Bewegte Schwangerschaft» –
     wirksame Sportprogramme
     zur Prävention und Therapie von
     Gestationsdiabetes
     Gestationsdiabetes mellitus (GDM) ist eine immer häufiger auftretende Komplikation
     während der Schwangerschaft. Betroffene Frauen werden auf besondere Weise heraus­
     gefordert, weil sie sich mit dem Krankheitsbild auseinandersetzen, vertraute Lebens­
     gewohnheiten ändern und ihren Alltag auf die Therapie ausrichten müssen. Nebst einem
     strikten Ernährungsplan wird den Frauen empfohlen, sich ausreichend zu bewegen.
     Im Rahmen einer Bachelor-Thesis wurde der Frage nachgegangen, welche Sportprogramme
     und Bewegungsempfehlungen präventiv wirken und eine konservative Therapie unter­
     stützen.

     Sophie Brechbühl, Bern, Corinne Zimmermann, Basel

                    Gestationsdiabetes mellitus (GDM) ist eine erstmals in          Methode
                    der Schwangerschaft aufgetretene und diagnostizierte            In einer systematischen Literaturreview wurde auf rele-
                    Glukosetoleranzstörung [ 1 ]. In den letzten Jahren hat die     vanten Datenbanken nach aktueller Literatur gesucht.
                    Anzahl Frauen mit GDM deutlich zugenommen. Im Jahr              Zielorientiert wurden Studien, Reviews und Leitlinien
                    2001 betrug in Deutschland die Prävalenz von GDM                ausgewählt und anhand gängiger wissenschaftlicher Kri-
                    1,4 %. Im Jahr 2008 wurde bereits bei 3,4 % der schwan­         terien auf ihre Qualität geprüft. Entsprechend der Frage-
                    geren Frauen ein GDM festgestellt. Diese Entwicklung            stellung wurden bedeutende Ergebnisse der Literatur
                    kann hauptsächlich durch die Zunahme der Anzahl von             herausgefiltert und den Themenbereichen Rahmenbe-
                    adipösen Frauen, aber auch die konsequente Diagnostik           dingungen (Zeitspanne, Intensität und Häufigkeit) und
                    erklärt werden [ 1 ].                                           Wirkungsweise der untersuchten Bewegungsprogramme
                    In der Schweiz hat sich der Anteil der übergewichtigen          zugeordnet. Zur Interpretation der Ergebnisse wurden
                    und adipösen Frauen in der Bevölkerung in den letzten           Konzepte zu Selbstwirksamkeitserwartung und Compli-
                    fünf Jahren mit einem Anstieg von 5 % auf 9 % nahezu ver-       ance (Einhalten von Verhaltensrichtlinien) einbezogen.
                    doppelt und davon sind die 15- bis 24-Jährigen besonders
                    betroffen [ 2 ]. Nebst dem Übergewicht führen körperliche       Ergebnisse
                    Inaktivität – durch vorwiegend sitzende Arbeitsbedin-           Analysiert wurden sieben Studien und eine Review, die
                    gungen – und eine ungesunde Ernährung bei schwange-             konkrete Bewegungsprogramme bei schwangeren Frauen
                    ren Frauen zu einem erhöhten Risiko für GDM [ 3 ].              und deren Effekt auf GDM untersuchten sowie zwei Leit-
                    Da ein unbehandelter GDM zu schwerwiegenden kurz-               linien, die Empfehlungen zu körperlicher Aktivität wäh-
                    und langfristigen gesundheitlichen Folgen für die Mutter        rend der Schwangerschaft abgegeben haben.
                    (Präeklampsie, Hypertonie, Diabetes Typ II) und das Kind
                    (Hypoglykämie, Makrosomie, Adipositas und Diabetes              Rahmenbedingungen und signifikante Ergebnisse
                    Typ II im Erwachsenenalter) führen kann [ 1 ], ist es wichtig   der untersuchten Bewegungsprogramme
                    wirkungsvolle Methoden in der Prävention und Therapie           Um herauszufinden, ob die Empfehlungen für Sport in
                    anzuwenden.                                                     der Schwangerschaft effektiv für die Prävention und
                    Die Therapie bei GDM besteht primär aus intensiver Er-          Therapie von GDM genutzt werden können und wie ein
                    nährungsberatung und Beratung zu körperlicher Bewe-             Sportprogramm aufgebaut sein muss, damit es für
                    gung. Werden mit dieser konservativen Therapie norm-            schwangere Frauen umsetzbar und effektiv ist, wurden
                    gerechte Blutzuckerwerte nicht erreicht, wird zusätzlich        die Rahmenbedingungen und Ergebnisse der unter­
                    eine Insulintherapie notwendig [ 4 ].                           suchten Interventionen genauer betrachtet. In der ne-
                    In einer Literaturstudie wurde festgestellt, dass Bewe-         benstehenden Tabelle werden die untersuchten Studien
                    gungsprogramme möglicherweise zur Prävention von                aufgeführt. In allen Studien wurde zum Vergleich eine
                    GDM beitragen können. Unklar ist aber, welche Bewe-             Kontrollgruppe ohne spezielle Bewegungsempfehlun-
                    gungsempfehlungen abgegeben werden können, um das               gen eingesetzt.
                    Auftreten der Erkrankung und eine Insulintherapie zu
                    vermeiden [ 3 ].

12   Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
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