Wirtschaft - IHK Aschaffenburg
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Wirtschaft
März 2021
Bayerischen Untermain
am
www.aschaffenburg.ihk.de
75 Jahre IHK Aschaffenburg
1946 – 2021
Jubiläums-Serie:
Horst Michaels
Innovation am
Bayerischen Untermain
Konjunkturbericht
Jahresbeginn 2021
Die aktuelle Ausgabe der „Wirtschaft am Bayerischen Untermain“ ab 10. März 2021 unter www.aschaffenburg.ihk.de.
GemeinsamFürDieRegion
UNTERNEHMER TIM DEGEN ERHÄLT BONITÄTSZERTIFIKAT CREDITREFORM.DE/ASCHAFFENBURG/CREFOZERT
EDITORIAL
Für die Wirtschaft
Corona – und was sonst noch?
"Zweite Corona-Welle bremst Wirtschaft Virtuelle Sitzungen, Veranstaltungen, Webinare -
aus", so der Titel unseres aktuellen Konjunk- wir haben uns alle daran gewöhnt, ohne persönli-
turberichts. Unser Dank gilt den 325 Unter- che Kontakte zu arbeiten, Geschäfte zu machen, uns
nehmen aus unserer Region, die sich an der auszutauschen und weiterzubilden. Das funktioniert
Umfrage beteiligt haben. Trotz der extremen gut, Begegnungen im virtuellen Raum werden si-
Herausforderungen der Corona-Pandemie, cher auch noch nach der Corona-Pandemie eine
massiven Umsatzeinbrüchen und Existenz- große Rolle spielen. Momentan planen wir jedoch
sorgen in den Branchen, die vom Lockdown Lehrgänge, Schulungen, Seminare, Sitzungen, Work-
betroffen sind, haben Sie uns mit Ihrer Teil- shops zweigleisig, virtuell und als Präsenzveranstal-
nahme einen Einblick in ihre wirtschaftliche tung. Mit Blick auf langsam steigende Impfzahlen
Lage gewährt. Die Ergebnisse der Umfrage sowie die zunehmende Nutzung von Schnelltests,
lesen Sie auf den Seiten 20-23. Die IHK sehen wir eine Öffnungsperspektive und hoffen, dass
nutzt die Zahlen, um eine fundierte Aussage wir wieder mehr Besucher in unserer IHK begrüßen
über die aktuelle konjunkturelle Entwicklung können.
gegenüber Politik und Öffentlichkeit treffen
zu können. Wir freuen uns, Sie bald nicht nur auf dem Bild-
schirm wiederzusehen! ■
Seit 75 Jahren engagiert sich die IHK Aschaf-
fenburg für die Wirtschaft am Bayerischen
Untermain. In Folge 3 unserer Jubiläumsserie stellen
wir Ihnen mit Horst Michaels eine weitere Persön-
lichkeit vor, die unsere Wirtschaftsregion maßgeb-
lich geprägt hat. Als Stichworte sind hier zu nennen
„Technische Hochschule“ und „ICE-Halt“. Mehr über
den erfolgreichen Unternehmer, langjährigen IHK-
Präsidenten und Menschen mit vielen Facetten er- Friedbert Eder
fahren Sie in unserem Fokusthema. Präsident IHK Aschaffenburg
März 2021 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 3
René Hirschfelder Sebastian Merget Steffen Kruschina
„Ihre Erwartungen sind mein „Jedes Familienunternehmen „Bei Unternehmern muss in der
Maßstab. Für Ihre Zufriedenheit ist einzigartig und verfolgt ein privaten Finanzplanung immer der
zu arbeiten meine Leidenschaft.“ individuelles Geschäftsmodell. private und der unternehmerische
Mein Anspruch ist es dieses zu Bereich betrachtet werden –
verstehen, um darauf aufbauend deshalb verzahne ich beide
eine Gesamtstrategie mit Ihnen Bereiche in Ihrer Finanzplanung.“
zu entwickeln und umzusetzen.“
Private Banking
trifft Unternehmerfamilien
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Hirschfelder, Sebastian Merget und Steffen Kruschina bei sämtlichen Themen rund um
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INHALT
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Titelfoto: TH
EDITORIAL
PR-Beilagen, PR-Anzeigen und
Für die Wirtschaft
Corona - und was sonst noch? ...................................................... 3 Advertorial-Strecken geben
nicht unbedingt die Meinung der
AKTUELLES ....................................................................................6 IHK Aschaffenburg wieder.
1946-2021:
75 Jahre GemeinsamFürDieRegion
Jubiläums-Serie Teil 3 Lebenslanges Lernen
IHK-Weiterbildungsprogramm 2021...........................................23
IHK-Zeitschrift
Horst Michaels Umfrage zur "Wirtschaft am Bayerischen Untermain" ........26
Erfolgreicher Unternehmer –
Gestalter mit vielen Berufsorientierung 2.0
Facetten ......................................8 Der Berufswegekompass 2021 ist virtuell erlebbar ...............26
Neuer IHK-Sachverständiger
Marcel Geis öffentlich bestellt und vereidigt ..........................27
Unsere WIRTSCHAFTSREGION
Im FOKUS
Technische Hochschule Aschaffenburg Betomix Transportbeton GmbH & Co. KG
Forscher entwickeln umweltfreundliche Seit 50 Jahren Beton für Baustellen ..........................................28
Satellitentriebwerke .................................................................... 12
Tourismusverband Franken
Digitales Gründerzentrum „Alte Schlosserei” Hohe Umsatzeinbußen beim fränkischen Tourismus .............29
Mission: Digitalen Wandel proaktiv gestalten .................... 14
Unser SERVICE .................................................................................32
VentureLab TH Aschaffenburg
Anlaufstelle für innovative Start-ups aus der Region ....... 16
Umweltcluster Bayern
Kooperation, Vernetzung und Forschung................................ 18
DIHK-Studie
„Radikale Innovation in Deutschland” ..................................... 19
Unsere IHK
Konjunkturbericht Jahresbeginn 2021
Zweite Corona-Welle bremst Wirtschaft aus ....................... 20
facebook.com/ihkaschaffenburg
März 2021 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 5
AKTUELLES
DIHK-Umfrage:
Wie digital ist die deutsche Wirtschaft?
Bundesweit knapp 3.500 Unternehmen beteiligten sich
Ende 2020 an der Erhebung. Ihre Antworten machen
klar: Der Umfang, indem sie Digitalisierungspotenziale
nutzen, hat sich nach der Selbsteinschätzung der Be-
triebe leicht verbessert, insbesondere bei der digitalen
Infrastruktur gibt es aber noch Herausforderungen.
Status „befriedigend“
Dipl.-Betriebswirt (FH)
Auf einer Notenskala von 1 (voll entwickelt) bis 6 (we-
Michael Wangler
nig entwickelt) stufen die Unternehmen ihren eigenen
Rechtsanwalt und
Digitalisierungsgrad demnach nur als befriedigend ein
Fachanwalt für Arbeitsrecht
(Durchschnittsnote: 2,9). Bei der Vorumfrage im Jahr
Fachanwalt für Steuerrecht
2017 hatte der Notendurchschnitt bei 3,1 gelegen. Digi-
taler Vorreiter ist der Erhebung zufolge die Informations-
und Kommunikationsbranche mit einer Durchschnitts-
note von 2,1. Dagegen bewegen sich das Gastgewerbe
(3,4), der Handel (3,2) und das Baugewerbe (3,2) nach
eigener Einschätzung im hinteren Bereich der Notenska-
la – hier sind auch nicht alle Prozesse vollständig digi-
talisierbar.
Ein Grund dafür ist oft unzureichendes Internet, das
insgesamt 35 Prozent der Unternehmen beklagen. Aber
Eine an einen Solo-Selbstständigen ausgezahlte auch die hohe Komplexität bei der Umstellung vorhande-
ner Systeme und Prozesse (45 Prozent), hohe Kosten (40
Prozent) und fehlende zeitliche Ressourcen (38 Prozent)
CORONA-SOFORTHILFE
▲
erschweren aktuell die Digitalisierung in den Betrieben.
Dabei sehen viele Unternehmen durchaus Vorteile darin,
darf zurückgefordert werden, wenn dieser sich die eigenen Geschäftsprozesse zu digitalisieren – etwa,
bereits bei Beantragung des Zuschusses in um die strategische Unternehmensentwicklung voranzu-
wirtschaftlichen Schwierigkeiten befunden hat.
treiben (57 Prozent), um Kosten zu senken (57 Prozent)
oder Kunden zu binden (53 Prozent). Die Umstände der
Denn Voraussetzung der Soforthilfe sei ein auf
Corona-Pandemie sind für 44 Prozent der Befragten der
die Coronakrise zurückzuführender Liquiditäts- Grund dafür, Produktionsprozesse, Abläufe oder Dienst-
engpass. leistungen zu digitalisieren. ■
Haben Sie Fragen? Wir beraten Sie gerne. Neues DIHK-Merkblatt
rund um die Kraft-Wärme-Kopplung
Anschaffung, Einsatz und Modernisierung von Kraft-
Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK-Anlagen) unterliegen
komplexen Vorgaben, die sich zum Jahreswechsel erneut
geändert haben. Der DIHK hat deshalb sein Merkblatt
mit den wichtigsten Regelungen zum Thema aktualisiert.
Beantwortet werden viele praktische Fragen, etwa zur
Höhe der KWK-Umlagen, zur Vergütung für Modernisie-
rung beziehungsweise Nachrüstung von KWK-Anlagen,
Emrich Wangler Blank Emrich Wangler Blank zu Kohleersatzbonus, Meldepflichten, Eigenversorgung
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unter www.dihk.de bereit. ■
6 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN März 2021
AKTUELLES
Neues aus Berlin und Brüssel
„Netzwerk“-Unternehmen bilden trotz Krise Geflüchtete aus
Wie ist es in der Corona-Pandemie um die
Ausbildung von Geflüchteten bestellt? Eine
aktuelle Umfrage des beim DIHK angesie-
delten Netzwerks „Unternehmen integrieren
Flüchtlinge” unter seinen Mitgliedsunter-
nehmen zeigt, dass viele dieser Betriebe an
ihrem Engagement festhalten. Von den 410
Foto: ©auremar - stock.adobe.com
befragten Unternehmen gab mehr als die
Hälfte (53 Prozent) an, weiterhin Menschen
mit Fluchthintergrund auszubilden. Darüber
hinaus beschäftigen mittlerweile fast vier
von zehn Betrieben geflüchtete Menschen
auch als Fachkräfte. Im Vergleich zum Vorjahr
stieg der Anteil damit um zehn Prozent auf
37 Prozent und hat sich innerhalb der letz-
ten vier Jahre verdoppelt (Vergleich 2016: 18
Prozent). munikation sprachliche Missverständnisse dass der Ausbildungsalltag an die veränder-
zusätzlich befördert (25 Prozent), zweitens ten Rahmenbedingungen angepasst wurde
Ob sich diese positive Entwicklung aufrecht- sind Behörden schwerer zu erreichen (24 (52 Prozent), indem beispielsweise Inhalte
erhalten lässt, wird wohl erst das kommende Prozent) und drittens fehlt schlichtweg die digitalisiert oder die Arbeit in Kleingruppen
Jahr zeigen: Denn fast die Hälfte der befrag- technische und räumliche Ausstattung für ermöglicht wurden. Darüber hinaus wurden
ten Unternehmen (44 Prozent) sieht Ge- das mobile Arbeiten (18 Prozent). den Auszubildenden spezifische Lernzeiten
flüchtete stärker von den Auswirkungen der im Home-Office eingeräumt (37 Prozent). 32
Corona-Pandemie betroffen als ihre Kollegen Die Unternehmen, die sich mit diesen zu- Prozent der Betriebe gaben an, aktiv den Aus-
ohne Fluchthintergrund. Drei Gründe, die die sätzlichen Herausforderungen konfrontiert tausch mit der Berufsschule gesucht zu ha-
Arbeitsbedingungen im Zuge der Kontaktbe- sehen, finden jedoch mehrheitlich auch in ben, um Lerninhalte abzusprechen. Besonders
schränkungen potenziell erschweren, wurden dieser Situation praxistaugliche Lösungen, erfreulich: Nur sieben Prozent der befragten
von diesen Betrieben am häufigsten genannt: um die Ausbildung dennoch erfolgreich fort- Unternehmen geben an, als Folge der Pande-
Erstens werden durch die rein digitale Kom- zusetzen. Die Hälfte dieser Betriebe gibt an, mie weniger Geflüchtete auszubilden. ■
Hochrangige Expertengruppe strategie. Auch der europäische Kammer- Bundesweites KI-Programm
für EU-Industriepolitik nimmt dachverband EUROCHAMBRES wurde in die für Mittelständler
Gruppe aufgenommen. Das Gremium soll
Arbeit auf
ab jetzt bis Ende Dezember 2024 bestehen Ein kostenfreies Programm zum
Am 1. Februar hat das Industrial Forum der und folgt der zuvor zeitlich begrenzt ein- Thema „Künstliche Intelligenz“ (KI)
EU-Kommission seine Arbeit aufgenommen. gesetzten Expertengruppe „Strategic Forum will mittelständische Betriebe da-
on Important Projects of Common European bei unterstützen, die Chancen und
Diese hochrangige Expertengruppe aus Ver- Interest“, die im November 2019 Vorschläge Herausforderungen von KI zu er-
tretern von Verbänden, Nichtregierungsor- für die EU-Industriestrategie vorlegte. Ein kennen und konkrete Anwendungen
ganisationen und Mitgliedstaaten soll die Schwerpunkt der Arbeit soll auf der Analyse umzusetzen. Über 50 vom Bundes-
EU-Kommission bei der Ausgestaltung und der von der Kommission identifizierten in- ministerium für Wirtschaft finan-
Umsetzung der europäischen Industriestra- dustriellen Ökosysteme und der Erarbeitung zierte KI-Trainer bieten deutsch-
tegie beraten. Diese soll nun aufgrund der von Handlungsempfehlungen zur digitalen landweit unter anderem Workshops,
neuen Rahmenbedingungen für europäische und nachhaltigen Transformation dieser Sys- Unternehmensbesuche und Vorträge
Unternehmen durch die Corona-Pandemie teme liegen. An der Auftaktsitzung nahmen an. Weitere Informationen gibt es
überarbeitet werden. Angekündigt hatte die die Exekutiv-Vizepräsidenten Dombrovskis auf der Seite von „Mittelstand
Kommission das neue Gremium bereits in und Vestager sowie Binnenmarktkommissar Digital“ unter www.mittelstand-digi-
der ursprünglich vorgelegten EU-Industrie- Breton teil. ■ tal.de ■
März 2021 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 7
1946 – 2021: 75 Jahre GemeinsamFürDieRegion
Horst Michaels
Erfolgreicher Unternehmer -
Gestalter mit vielen Facetten
Alexander Köhl, Biograf, Mainaschaff ter Unterbrechung aufwuchs. 1950 legte er in te, zog er sich als Unternehmer zurück.
seiner Heimatstadt das Abitur ab. Danach ver- 2002 verkaufte er seine Gesellschaftsanteile
schlug es den 19-Jährigen zu Freunden sei- an die amerikanische Actuant Corporation
ner Eltern nach Unterfranken. Das kinderlose in Milwaukee. Er übergab eine florierende
Ehepaar Simoneit ermöglichte dem jungen Unternehmensgruppe, deren über 1.250 Be-
Mann in ihrem damals noch in Alzenau, spä- schäftigte einen Jahresumsatz von etwa
ter dann in Kahl ansässigen Betrieb, ein ein- 90 Millionen Euro erwirtschafteten.
jähriges Praktikum zu absolvieren. Schon bald
wurde das Volontariat bei der Firma Heinrich Neben seiner unternehmerischen Tätig-
Kopp Inhaber Theodor Simoneit Spezialfabrik keit engagierte sich Michaels mit Herzblut
elektrotechnischer Artikel in eine Ausbildung in der Industrie- und Handelskammer
zum Industriekaufmann erweitert. Danach (IHK) Aschaffenburg. Bereits 1958 trat er
studierte Michaels in Hamburg, Marburg und den Wirtschaftsjunioren bei. „Der Knack-
Frankfurt Betriebswirtschaftslehre. Nach be- punkt“, sagt Michaels, „war aber 1962
standenem Examen kehrte er 1956 in seinen die Reise zum Weltkongress der Wirtschafts-
Ausbildungsbetrieb zurück. junioren nach Hongkong. Ab da hat es
mich richtig gepackt.“ Danach habe er
Das Vertrauen, das Theodor Simoneit in den sich immer stärker in die Vereinigung
frisch gebackenen Diplom-Kaufmann setzte, eingebracht und Akzente gesetzt. „Und auf
war groß. Er erteilte ihm Prokura, bevor er ihn einmal war ich Vorsitzender des Junioren-
später zum Geschäftsführer machte. Positi- kreises.“ In jenen Jahren ahnte wohl noch
Foto: IHK Aschaffenburg
onen, die Michaels mit großem kaufmänni- niemand, wie groß die Spuren einmal sein
schem Geschick und Weitblick ausfüllte. würden, die Michaels durch sein ehrenamt-
liches Wirken in der hiesigen Wirtschaftsre-
Mit der Zeit entwickelte sich Simoneit für gion hinterließ.
Michaels zu einem väterlichen Freund. Das
Verhältnis zwischen den beiden Männern war 1967 erfolgte seine Wahl in die Vollver-
Spricht man über Horst Michaels, so gut, dass Simoneit Michaels großzügige sammlung der IHK. Ab da wuchs Michaels
fällt die Wahl schwer, womit man Konditionen gewährte, um in zunehmendem immer stärker in die Arbeit der IHK hinein.
beginnen soll. Mit seinem beispiellosen Umfang Teilhaber an dem Hersteller für elek- In seiner beeindruckenden IHK-Laufbahn
Einsatz für die Wirtschaftsregion trotechnische Installationsartikel werden zu war er Mitglied und Vorsitzender verschie-
Bayerischer Untermain, seinem beruflichen können. dener Fachausschüsse. 1975 wurde er zum
Werdegang vom Auszubildenden bis zum Vizepräsidenten der IHK gewählt. 1987 über-
Vorstandsvorsitzenden einer Aktien- In den Jahrzehnten unter seiner geschäftli- nahm er schließlich das Präsidentenamt, das
gesellschaft, seinem sozialen und gesell- chen Führung formte Michaels die kleine Fir- er 14 Jahre lang souverän und unter breiter
schaftlichen Engagement oder seinen ma zu einem der Marktführer seiner Branche. Anerkennung ausfüllte. Gewürdigt wurde
mannigfaltigen kulturellen Interessen? In großer Vorausschau die Entwicklung auf sein außergewöhnliches Engagement für die
dem Arbeitsmarkt antizipierend, gründete er wirtschaftliche Selbstverwaltung durch seine
Zahlreiche Auszeichnungen und seine wie- weitere Betriebsstätten und Tochtergesell- Ernennung am 26. März 2001 zum Ehrenprä-
derholte Wahl in den Vorsitz von Ehrenäm- schaften in Deutschland, Österreich, Tsche- sidenten der IHK.
tern zeigen, dass Michaels in der hiesigen Re- chien, Ungarn und Tunesien. 1991 wandelte
gion tief verwurzelt ist und größtes Ansehen er das Unternehmen in eine Aktiengesell- Während seiner Amtszeit gab es zwei The-
genießt. schaft um. men, denen Michaels besondere Bedeutung
zumaß: den Aus- und Weiterbildungsmög-
Geboren wurde Michaels am 13. März 1931 Nachdem Michaels 52 Jahre lang in der lichkeiten sowie der Verbesserung der regio-
in Hamburg, wo er mit kurzer kriegsbeding- Heinrich Kopp AG die Weichen gestellt hat- nalen Verkehrsinfrastruktur.
8 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN März 2021
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Zur Sache:
Geschlechtsneutrale Anrede
75 Jahre IHK Aschaffenburg
Anlass für uns, in einer Jubiläumsserie zehn Persönlich- Unternehmen müssen eine geschlechtsneutrale
keiten mit Weitblick, Visionen, Mut und Engagement Anrede in ihrer Kundenkommunikation für Menschen
in der IHK-Zeitschrift vorzustellen. Im Jubiläumsjahr mit nicht binärer Geschlechtsidentität bereithalten.
lesen Sie in jeder Ausgabe Geschichten von Menschen, Das entschied das Landgericht Frankfurt am Main im
die Handel, Industrie und IHK in unserer Wirtschaftsre- Streit zwischen einem Betroffenen und einem Eisen-
gion Bayerischer Untermain maßgeblich geprägt haben. bahnunternehmen. Der Kunde hatte beim Kartenkauf
Freuen Sie sich auf spannende Leseerlebnisse! im Internet nur die Wahl, als „Herr“ oder „Frau“ erfasst
zu werden. In der Sache gab die Kammer dem Kläger
Recht und verwies auf die Rechtsprechung des
So setzte er sich wie kein anderer für die Gründung der Fach- Bundesverfassungsgerichts. Demnach schütze das
hochschule (FH) Aschaffenburg ein. Die Motivation dahinter allgemeine Persönlichkeitsrecht auch die geschlecht-
bestand darin, den Bedarf an Fachkräften decken zu können, liche Identität. Eine zwangsweise Festlegung auf
den die prosperierende Wirtschaft am Bayerischen Untermain „Herr“ oder „Frau“ verletze das Persönlichkeitsrecht.
in den 80er und angehenden 90er Jahren in immer stärkerem Für die Erbringung der Dienstleistung sei das
Maße anmeldete. Doch der Errichtung der FH standen gewal- Geschlecht aber „völlig irrelevant“. Eine Forderung
tige Hürden im Weg: finanzielle Mittel mussten aufgetrieben, nach Entschädigung wiesen die Richter ab.
die zuständigen Entscheider von der Notwendigkeit überzeugt
und sich gegen konkurrierende Standorte in Bayern durchge-
setzt werden. Deshalb wurde 1990 ein Förderverein gegrün- Der Autor Michael Wangler ist Rechtsanwalt
det, dessen Vorsitzender Michaels über zwei Jahrzehnte lang und Partner der Kanzlei Emrich Wangler Blank,
blieb. Auch bei der Lösung der anderen Problemfelder brachte Aschaffenburg, Telefon-Nr.: 06021 44325-0
er sich maßgeblich ein. Mit Fingerspitzengefühl und rhetori-
schem Geschick führte er immer wieder Gespräche mit diver-
sen Kommunal- und Landespolitikern und mit Vertretern des
Wissenschaftsrats. „Sie können nur etwas bewirken, wenn Sie
Lobbyarbeit machen. Das hat man mir zugetraut“, erinnert sich
Michaels und fügt lächelnd hinzu, so habe er beispielswei-
se dem damaligen Staatsminister für Landesentwicklung und
Umweltfragen Peter Gauweiler bei einem Besuch ins Gewissen
geredet, dass er es als gestandener Bayer doch nicht zulassen
könne, Studenten aus Bayern ins nahe Hessen abwandern zu
lassen. Zudem sei wichtig gewesen, konstatiert Michaels, das
Thema FH über Medien immer wieder in die Öffentlichkeit zu
tragen und diese für die Notwendigkeit solch einer Bildungs-
einrichtung in Aschaffenburg zu sensibilisieren. Fünf Jahre nach
Gründung des Fördervereins gelang schließlich das Meister-
stück. Im Wintersemester 1995 nahmen die ersten Studenten
auf dem Gelände der ehemaligen Jäger-Kaserne ihr Studium
auf. Das Zusammenwirken von verschiedenen politischen und
institutionellen Kräften hat dies ermöglicht. Michaels hat stets
mit kämpferischem Einsatz dazu beigetragen. Demzufolge er-
nannte die Hochschule ihn 2001 zu ihrem ersten Ehrensenator.
Ein in puncto Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur wesent-
liches Thema war während Michaels IHK-Präsidentschaft, den Beim Jahresempfang 1990 der IHK Aschaffenburg waren Repräsen-
IC- und späteren ICE-Halt in Aschaffenburg durchzusetzen. tanten aus Politik und Wirtschaft zugegen, die sich maßgeblich für
Für die regionale Wirtschaft war es von großer Bedeutung, den Förderverein Fachhochschule Aschaffenburg eingesetzt haben.
Anschluss an eine schnelle Bahnstreckenverbindung zu erhal- v.l.n.r. Oberbürgermeister Dr. Willi Reiland, Stadt Aschaffenburg,
ten. Auch hier galt es, politische und administrative Hürden zu Direktor Walter Fries, Arbeitsamt Aschaffenburg, IHK-Präsident
überwinden und an betreffenden Stellen Überzeugungsarbeit Horst Michaels, Dr. Heinz Kaiser, MdL, Erlenbach, Roland Eller,
zu leisten. Eine Herkulesaufgabe, der sich Michaels ebenso mit Landrat des Landkreises Aschaffenburg, Manfred Christ, MdL,
Passion widmete wie der Gründung der FH. Aschaffenburg, Norbert Geis, MdB, Kleinkahl-Edelbach, Ludwig
Ritter, MdL, Mömlingen, IHK-Hauptgeschäftsführer Horst Dommer-
Doch es gab noch weitere Projekte, denen Michaels in seiner muth, Günter Dehn, damaliger Bürgermeister der Stadt Aschaffen-
Amtszeit besonderes Interesse widmete. So begleitete er kurz burg, Henning Kaul, MdL, Alzenau Foto: Foto-Ziemlich, Sulzbach
März 2021 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 9
1946 – 2021: 75 Jahre GemeinsamFürDieRegion
nach der Wende die Erweiterung des neuen
IHK-Gebäudes. Des Weiteren engagierte er
sich in der Ausbildungsförderung, wobei die
duale Ausbildung ein wesentlicher Aspekt
war. Ferner etablierte Michaels Gespräche
zwischen Vertretern der IHK und Kommunal-
politikern sämtlicher demokratischer Parteien
auf informativer Ebene, um die Sensibilität
der Politik für die Probleme und Bedürfnisse
der Wirtschaft zu stärken. Außerdem arbei-
tete er im Tandem mit IHK-Geschäftsführer
Reinhard Engelmann daran, den Kammerbe-
zirk als Teil der Rhein-Main-Region zu eta-
blieren. Besonderes Anliegen war Michaels
zudem, die IHK-Mitglieder Miltenbergs in-
tensiver in die Vollversammlung einzubinden.
Im Laufe seiner langen und erfolgreichen
Karriere war Michaels Mitglied in weite-
ren Vereinen und Verbänden, in denen er Den sofortigen Planungsauftrag für einen sechsspurigen Ausbau der A 3 forderten
zum Teil Ehrenämter begleitete. So brachte Vertreter von 17 Kammern am 27. Juli 1990 in Rohrbrunn. Das Bild zeigt (von links)
er über Jahre als Mitglied des Finanz- und Robert Kreitmeier, damaliger Präsident der Autobahndirektion Nordbayern, Horst
Steuerausschusses, der Etatkommission und Michaels, früherer IHK-Präsident, und den damaligen Hauptgeschäftsführer der IHK
des Vorstands seine Expertise im Deutschen Nürnberg, Fritz Wunschel. Foto: Rödelsperger
Industrie- und Handelskammertag (DIHT
heute DIHK) ein. Von 1970 bis 1997 wirkte
er als ehrenamtlicher Richter am Finanzge- Weiterhin ist Michaels Mitglied im Rotary gewürdigt. Unter anderem mit der Verleihung
richt Nürnberg. Er war Vorstandsvorsitzen- Club Aschaffenburg und bei der Vereinigung der Bundesverdienstkreuze am Bande und
der der Theodor-Simoneit-Stiftung zur be- Schlaraffia Asciburgia. Die Liste von Micha- 1. Klasse sowie des Bayerischen Verdienst-
ruflichen Weiterbildung sowie von 1971 bis els‘ ehrenamtlichen Engagements und gesell- ordens, bei dem die Anzahl der lebenden
2008 Vorsitzender der Volkshochschule Kahl- schaftlichen Interessen ist lang und ließe sich Ordensträger auf 2.000 Personen begrenzt
Alzenau-Karlstein. Zudem engagierte er sich durchaus fortführen. ist. 2002 erhielt Michaels die Staatsmedaille
über Jahrzehnte – unter anderem als dessen für besondere Verdienste um die bayerische
Gründungsvorsitzender – im Trägerverein der Michaels‘ unternehmerische Leistung und sein Wirtschaft, 2005 das Ehrenzeichen am Bande
Fränkischen Musiktage, dem ältesten Festi- großer Einsatz für die Allgemeinheit wurde des Bayerischen Innenministeriums. Die Stadt
val klassischer Musik im Rhein-Main-Gebiet. mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen Alzenau verlieh ihm die Stadtplakette in Gold.
Hinzu kommen noch diverse Würdigungen
von Vereinen und Verbänden.
Nach seinem Rückzug aus dem Berufsleben
gab er sukzessive auch die meisten der von
ihm übernommenen Ehrenämter auf. Doch
langweilig wird es Michaels, der in diesen
Tagen seinen 90. Geburtstag feiert, deshalb
nicht. Der in zweiter Ehe verheiratete Vater
zweier Kinder interessiert sich selbstver-
ständlich weiterhin für die wirtschaftliche
Entwicklung am Bayerischen Untermain.
Und sein Rat wird bei ehemaligen Kollegen
und Mitarbeitern der IHK immer noch sehr
wertgeschätzt. Zudem hat Michaels nun
mehr Zeit, sich seinen privaten Interessen
zu widmen. Dabei ist Klassische Musik sei-
ne große Leidenschaft. Michaels ist begeis-
terter Konzert- und Opernbesucher. Aber er
Ein in puncto Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur wesentliches Thema war ist auch selbst hervorragender Pianist. Sein
während Michaels IHK-Präsidentschaft, den IC- und späteren ICE-Halt in Aschaffenburg spielerisches Repertoire erstreckt sich von
durchzusetzen. Foto: IHK Aschaffenburg Haydn, Beethoven, Mozart, Schubert, Cho-
10 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN März 2021INDUSTRIE | GEWERBE | STAHL
PLANUNG – PRODUKTION – MONTAGE
Eine Herkulesaufgabe, der sich Michaels ebenso mit Passion widmete, war die Gründung
der Fachhochschule, heutige Technische Hochschule Aschaffenburg. Foto: TH Aschaffenburg
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pflegt er ein Faible. Bereits als Kind begleitete vor Jahren von Freunden anvertraut. Gefragt,
er seinen Violine spielenden Vater auf dem Kla- welche Charaktereigenschaften er an seinen
vier. Nun sind es vornehmlich die Solisten bei Mitmenschen am meisten schätzt, antwortet
den Schlaraffen, die er in den sogenannten Sip- Michaels ohne zu zögern: „Ehrlichkeit, Verläss-
pungen auf dem Flügel musikalisch unterstützt. lichkeit und Humor.“ Das glaubt man ihm gern,
Zuhause kümmert er sich zusammen mit sei- weil er auch selbst für diese Tugenden steht. ■
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Foto: Foto-Ziemlich, Sulzbach
März 2021 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 11Im FOKUS
Das Projektteam beim
erfolgreichen Funktionstest.
Foto: Manfred Stollenwerk / TH Aschaffenburg
Technische Hochschule Aschaffenburg
Forscher entwickeln umwelt-
freundliche Satellitentriebwerke
Prof. Dr. Thorsten Döhring, TH Aschaffenburg Ein aktuell laufendes Raumfahrtprojekt im
Rahmen des ACCASI-Kompetenzzentrums
ASCHAFFENBURG. In der aktuellen Förderrunde des vom Bayerischen Staats- ist die Entwicklung umweltfreundlicher Sa-
ministeriums für Wissenschaft und Kunst aufgesetzten „Programms zur Förderung tellitentriebwerke (Projekt „Düsentrieb 2.0“),
der angewandten Forschung und Entwicklung an Hochschulen für angewandte Wissen- welche in diesem Beitrag dargestellt wird.
schaften – Fachhochschulen“ war die Technische Hochschule Aschaffenburg sehr Raumfahrtantriebe für Satelliten oder Raum-
erfolgreich. Für das Technologieprojekt ACCASI („Aschaffenburg Competence Center sonden verwenden nach wie vor überwiegend
for Astronomical and Space Instrumentation“) erhält sie über eine Laufzeit von drei kritische Brennstoffe wie Hydrazin. Leider
Jahren insgesamt 250.000 Euro. sind solche Treibstoffe chemisch aggressiv,
hochgiftig und krebserregend. Der Satelli-
In dieser Ausschreibung, die sich an erstbe- Professor Manfred Stollenwerk und Professor tenantrieb der Zukunft sollte daher umwelt-
rufene Professoren richtete, waren insgesamt Thorsten Döhring – ihre Forschungsaktivitä- freundlich, kostengünstig und einfach zu
119 Anträge der bayerischen Hochschulen ein- ten zusammen. Diese Zusammenarbeit und handhaben sein. Im Rahmen einer gemeinsa-
gegangen – doch nur jede fünfte Projektidee die Bündelung der Kompetenzen mehrerer men Forschungskooperation entwickeln die
wurde gefördert. Im ACCASI-Kompetenzzent- Arbeitsgruppen im Rahmen von ACCASI er- TH Aschaffenburg und das DLR-Institut für
rum führen drei auf den Gebieten Astronomie laubt dabei ein umfassendes Verständnis des Raumfahrtantriebe umweltfreundliche Tech-
und Raumfahrt tätige Wissenschaftler der TH Gesamtsystems und die Entwicklung von in- nologien für zukünftige Satellitentriebwerke.
Aschaffenburg – Professor Michael Mann, novativen und praxistauglichen Lösungen. Dabei wird das Wasserstoffperoxid [H2O2],
12 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN März 2021Im FOKUS
welches als Ersatz vor-
gesehen ist, durch eine Die ersten experimen-
katalytische Reaktion mit tellen Ergebnisse zei-
dem Edelmetall Iridium gen dabei, dass die mit
in gasförmigen Sauer- Iridium beschichteten
stoff und unkritischen Katalysatorpellets eine
Wasserdampf umgewan- deutlich höhere katalyti-
delt. Die entstehenden sche Aktivität aufweisen
heißen Gase sorgen für als kommerziell erhältli-
den erforderlichen Schub. che Platinkatalysatoren.
Die gemessene Erhöhung
Die hauchdünnen Iri- der Flüssigkeitstempera-
diumschichten werden tur und die Steigerung
im Aschaffenburger Be- der Gasfreisetzung deu-
schichtungslabor un- Schemabild des umweltfreundlichen Satellitentriebwerks ten auf fortschreitende,
ter Verwendung von Foto: Sebastian Zeising / TH Aschaffenburg sich selbst beschleuni-
Sputtertechnologie auf gende exotherme Re-
keramische Pellets auf- aktionen hin. Die in der
getragen. Die prinzipielle Funktionalität der satorpellets aus Aschaffenburg bestückt und Forschungskooperation „Düsentrieb 2.0“
mit Iridium beschichteten Pellets wurden damit ein abschließender Heißgastest durch- entwickelte Technologie für neuartige Satel-
sowohl im physikalisch-chemischen Labo- geführt. Beim ersten Kontakt der Pellets mit litentriebwerke ist nicht nur umweltfreund-
ratorium als auch am Forschungsprüfstand einer wässrigen Lösung von Wasserstoffper- lich, sondern auch ressourcenschonend und
M11 des Instituts für Raumfahrtantriebe oxid beginnt eine Zersetzungsreaktion, wel- wirtschaftlich – dank innovativer Raum-
des DLR getestet. Hierfür wurde eine kleine che sich schrittweise durch die Erhöhung der fahrttechnologie vom Bayerischen Unter-
Modellbrennkammer gebaut, mit den Kataly- Reaktionstemperaturen beschleunigt. main. ■
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März 2021 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 13Das DGZ in Aschaffenburg mit
dem Namen „Alte Schlosserei“
ist im Jahr 2018 gestartet.
Mit der offiziellen Eröffnung
am 3. Juni 2019 ist ein einzig-
artiges Ökosystem entstanden,
das Start-ups mit der
regionalen Wirtschaft vernetzt.
Foto: Digitales Gründerzentrum „Alte Schlosserei“
Digitales Gründerzentrum „Alte Schlosserei“
Mission: Digitalen Wandel
proaktiv gestalten
Anna Elbert, Digitales Gründerzentrum Aschaffenburg den digitalen Wandel und hält kluge Köpfe
am Bayerischen Untermain.
ASCHAFFENBURG. Auf Initiative von „Gründerland Bayern“ des Bayerischen Staatsminis-
teriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie sind insgesamt 19 Digitale
Gründerzentren (DGZ) in den vergangenen drei Jahren entstanden. Das DGZ in Aschaffen- Digitale Transformation in etablierten
burg mit dem Namen „Alte Schlosserei“ ist im Jahr 2018 gestartet. Mit der offiziellen Unternehmen unterstützen
Eröffnung am 3. Juni 2019 ist ein einzigartiges Ökosystem entstanden, das Start-ups mit
der regionalen Wirtschaft vernetzt. „Das Digitale Gründerzentrum Alte Schlosserei hat im Etablierte Unternehmen profitieren von der
Wesentlichen eine Mission, und zwar, die Digitalisierung am Bayerischen Untermain Vernetzung mit den Start-ups und den regel-
proaktiv zu gestalten!“, erklärt Dr. Marianne Hock-Döpgen, Leiterin des DGZ. mäßigen Vorträgen, die zu unterschiedlichen
Themen der Digitalisierung fortbilden. Insbe-
Start-ups mit innovativen Ideen fördern sondere der Austausch zwischen den Unter-
Start-ups ein Netzwerk aus Unternehmen der nehmen und Start-ups hat ein einzigartiges
Start-ups und Gründer mit einem digitalen regionalen Wirtschaft, der IHK Aschaffen- Ökosystem mit neuen Möglichkeiten und Per-
oder innovativen Geschäftsmodell profitieren burg, der Handwerkskammer für Unterfran- spektiven geschaffen: Start-ups profitieren
von kostengünstigen Co-Working-Arbeits- ken, der Technischen Hochschule Aschaffen- vom unternehmerischen Know-how und der
plätzen und Büroflächen der „Alten Schlos- burg sowie der ZENTEC GmbH geboten, das Erfahrung, etablierte Unternehmen von der
serei“ und werden mit Coaching- und Bera- den Austausch und die kooperativen Weiter- Agilität und dem digitalen Fokus der Start-
tungsangeboten, Mentoring-Programmen entwicklungen in der Region ermöglicht. Die ups. So werden regionale Unternehmen für
und regelmäßigen Workshops gefördert, die bereitgestellte Infrastruktur und das Netz- neue Themen, Arbeitsweisen und Lösungs-
von der ersten Geschäftsidee bis hin zur Fi- werk sorgen dafür, dass Innovationen vor Ort modelle sensibilisiert. Darüber hinaus können
nanzierung alle Aspekte der Unternehmens- entwickelt, getestet und umgesetzt werden. sich Partnerunternehmen für einen bestimm-
gründung berücksichtigen. Zudem wird den Dies schafft neue Arbeitsplätze, beschleunigt ten Zeitraum in der „Alten Schlosserei“ ein-
14 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN März 2021Im FOKUS
quartieren. Diese Gelegenheit, abseits vom werbern aus ganz Franken und der Oberpfalz
üblichen Tagesgeschäft, bietet einen Einblick sind drei Teams aus dem DGZ unter den prä- Netzwerkpartner:
in die Vorgehensweise der Start-ups, die mit mierten Plätzen gelandet. Das Aschaffenbur- IHK Aschaffenburg
digitalen Ansätzen Prozesse optimieren. Es ger Start-up SCIO Technology gewann den 2. HWK Unterfranken
erlaubt das Eintauchen in die „Denke und Platz, DocEstate den 3. Platz und Argumen- TH Aschaffenburg
Geschwindigkeit“ von Start-ups und eröffnet Text belegte den 4. Platz. ZENTEC GmbH, Großwallstadt
zugleich neue Blickwinkel auf aktuelle Prob-
lemstellungen. Dieser Austausch ist eine Win- Eine Chance für die Region
win-Situation, denn Kooperationen ermögli- Partnerunternehmen:
chen beiden Seiten ein gegenseitiges Lernen. Am Bayerischen Untermain konnte durch die Aschaffenburger Versorgungs-GmbH
„Auch für die Stadtwerke Aschaffenburg ist finanzielle Unterstützung sowie Zusammen- Allianz Versicherung Masur und
der ständige Austausch mit den Start-ups ein arbeit mit Partnerunternehmen und Netz- Schwarzkopf OHK
bedeutender Gewinn“, berichtet Dieter Ger- werkpartnern ein Ökosystem geschaffen wer- Applied Security GmbH
lach, Geschäftsführer der Stadtwerke. „Neue den, das Innovationen beschleunigt und den Creditreform Aschaffenburg Schurk KG
Impulse, Ideen und Lösungsansätze helfen, digitalen Wandel am Bayerischen Untermain Die Techniker
die Herausforderungen der digitalen Trans- proaktiv gestaltet. Damit bündelt das DGZ Elektro Braun GmbH
formation zu meistern. Das Konzept funktio- „Alte Schlosserei“ die regionalen Potenziale Gleich GmbH
niert und wird gelebt.“ und treibt die Digitalisierung weiter voran. Intargia Managementberatung GmbH
Das ist nicht nur für Start-ups und Unterneh- Juwelier Vogl GmbH
Aschaffenburger Start-ups starten durch men eine Chance, sondern für die gesamte Karl-Georg Schobert Präzisions-Mess-
Region. „Aus diesem Grund bedanken wir uns zeug GmbH
Die regionale Innovationskraft lässt sich an- herzlich bei allen Partnerunternehmen, den Lifestyle Webconsulting GmbH
hand der vielen erfolgreichen Gründer aus Netzwerkpartnern, der Stadt Aschaffenburg Main-Netz Media GmbH
dem DGZ veranschaulichen, die wegen ih- und den Landkreisen Aschaffenburg und Mil- PASS IT-Consulting GmbH & Co. KG
res großen Potenzials Fördermittel erhiel- tenberg für diese beispiellose Unterstützung“, Peter Communication Systems GmbH
ten, Gründerwettbewerbe gewannen, durch so Hock-Döpgen. PSI Software AG
besonders starkes Wachstum auffielen oder Robert Kunzmann GmbH & Co. KG
namhafte Investoren überzeugten. Das auf- Betreiber des DGZ sind die Stadtwerke ROBUR Automation GmbH
strebende Start-up Green MNKY hatte sogar Aschaffenburg. Angesiedelt ist das DGZ auf Raiffeisenbank Aschaffenburg eG
einen TV-Auftritt in der beliebten Sendung dem AVG-Gelände, in einem Teil des alten, Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau
„Die Höhle der Löwen“ und konnte zwei In- historischen Gaswerks, der „Alten Schlosserei“. Spannrit GmbH
vestoren für sich gewinnen. Ein weiteres Visiory GmbH
Beispiel der gelungenen Synergie zwischen Kontakt: Dr. Marianne Hock-Döpgen, Telefon Vtours GmbH
DGZ und den Gründern ist das hervorragende 06021/301-377 oder E-Mail: marianne. WIKA Alexander Wiegand SE & Co. KG
Abschneiden der Start-ups im Businessplan hock@dgz-ab.de. Weitere Informationen 3e Solutions GmbH
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März 2021 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 15Im FOKUS
VentureLab TH Aschaffenburg
Anlaufstelle für innovative
Start-ups aus der Region
Stefan Homes, VentureLab
ASCHAFFENBURG. Seit Mitte 2020 dienen die renovierten Räumlichkeiten einer
ehemaligen Metzgerei gegenüber der Technischen Hochschule als Inkubationszent-
rum und erste Anlaufstelle für gründungsinteressierte Studierende der Technischen
Hochschule Aschaffenburg. Als Zweig der Technischen Hochschule Aschaffen-
burg wurde das VentureLab von Prof. Dr. Boris Bauke ins Leben gerufen.
Das Projekt, gefördert vom BMBF und BMWi, hat zum Ziel, nachhalti-
ge, gründungsfördernde Strukturen für innovative Start-ups aus der
Hochschule und der Region zu schaffen.
Zum Team des VentureLab gehören 16 Mitar- „Gerade in einer Zeit, in
beiter. Sie beraten unter anderem Studierende, der so vieles still steht,
die große Chancen auf Starthilfe-Förderun- ist es wichtig, aufkom-
gen, wie zum Beispiel das EXIST-Stipendium mende gute Ideen best-
(BMWi) oder auch die Kickstart-Förderung möglich zu unterstützen.
(BMBF) haben. Für das Projekt Kickstart@ Nur so kann Innovation und
THAB wurden bereits zwei Anträge bewilligt. damit eine anpassungsfähi-
Eines der Projekte ist „PhaseMatching“, das gere Wirtschaft und bessere
Effizienzsteigerungen in der volumeninternen Zukunft entstehen. Die
Lasermaterialbearbeitung ermöglicht. Das Umsetzung guter Ideen
zweite Projekt namens „Optical Biosensing“ darf nicht an einer Kri-
kommt aus dem Bereich Medizintechnik und sensituation scheitern.
ermöglicht schnelle Blutuntersuchungen auf Ganz im Gegenteil, ge-
verschiedene Parameter. rade Krisensituationen
Das Team von VentureLab
v.l.n.r. Valerie Gorkovenko,
Michelle Wirth, Stefan
Homes, Julius Bachmann,
Tim Simon, Tobias
Lohmann und Lora
Gorkovenko Fotos: VentureLab
16 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN März 2021Im FOKUS
bieten große Chancen, etwas Neues zu wichtige Fähigkeiten aus dem Web-Bereich an
schaffen“, betont Prof. Dr. Boris Bauke. die Hand, die noch während des Workshops,
unter Anleitung des Referenten, ausprobiert
Weitere Themen des VentureLab-Teams werden können. Beispiele sind hier die Erstel-
sind die neuen Lehrveranstaltungen für lung von Websites oder Online-Shops.
das kommende Semester an der Hoch-
schule. Diese sollen den Studierenden Das VentureLab organisiert auch die Ver-
möglichst praxisnah das Thema Unterneh- anstaltung „Meet&Greet“ für Gründer, die
mensgründung mit allen dazugehörigen per Livestream in den Social-Media-Kanä-
Aspekten vermitteln. Ziel ist es, möglichst len übertragen wird. Viele Teilnehmer des
frühzeitig den Unternehmergeist mit Pro- „Meet&Greet“ finden sich im Anschluss noch
jekten zu wecken, in denen die Technolo- zur Diskussion ihrer eigenen Gründungsideen
gien der Zukunft entdeckt und ausprobiert in kleinen Gruppen zusammen. Einige nutzen
werden können. Es soll dabei um 3D-Druck auch bereits die „Clye App“, ein Projekt, das
gehen, um Drohnen, Künstliche Intelligenz, ebenfalls vom VentureLab betreut wird. Mit
Blockchain, das Internet der Dinge und vie- dieser App kann man sich nach Ende einer
les mehr. Allem voran stehen natürlich die Veranstaltung mit allen Teilnehmern vernet-
Methoden, mit denen man ein Geschäfts- zen und in Kontakt bleiben.
modell entwickelt, wie zum Beispiel das
so genannte „Business Model Canvas“, ein Es gilt in diesem Jahr noch viele weitere
wichtiger Leitfaden für jeden potenziellen Maßnahmen zu planen, Ideen zu entwi-
Gründer. ckeln, Gründungsinteressierte zu beraten,
Start-ups zu gründen und das Umfeld der
Digitale Kompetenzen stehen im Fokus der TH Aschaffenburg als einen der wichtigs-
VentureLab-Eventserie „Erfolg im Web“. Diese ten Innovationstreiber der Region weiter zu
Online-Workshops geben allen Teilnehmern stärken. ■
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Virenschutz in geschlossenen Räumen -
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waren schon vor Corona ein Risiko.
Die Desinfektion der Raumluft durch
mit großem Aufwand und Risiko ver-
bunden ist.
Forschungsuniversität der Helmholtz-
Gemeinschaft, bescheinigt UVCARE®
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beeindruckende Ergebnisse zum
Schutz von Infektionen in geschlos-
Im Gegensatz zur Filterung werden Vi-
ren bei der UVC Luftdesinfektion mit
UVCARE® nicht durch ein Filterme-
eine Wirksamkeit, in einem Durchgang,
von mindestens 96 Prozent, bei einer
Stromaufnahme von nicht mehr als 34
Bakterien,
Sekundenschnelle Zerstörung der DNA von Viren, Keimen,
Pilzen, Schimmelsporen usw.
senen Räumen. dium gesammelt, sondern mit kurz-
welligem UV-Licht bestrahlt und so
Watt.
Über durchschnittlich 9.000 Betriebs- Niedrige
Kein Filterwechsel notwendig - geringe Folgekosten
Hier wiederum finden sich optimale
Bedingungen für die Verbreitung von
abgetötet oder zumindest inaktiviert.
Die oben angesaugte Luft wird durch
stunden bleibt der maximale Desinfek-
tionsgrad konstant. Damit ist UVCARE®
nur max 34Betriebskosten durch geringen Stromverbrauch -
Watt/h
Viren über Aerosole. Selbst dort, wo
regelmäßiges Lüften möglich ist, er-
die Bauform sowie durch die blickge-
schützten Ein- und Auslässe so verwir-
anderen Desinfektions-Systemen deut-
lich überlegen. Der Röhrenwechsel Geräuscharmer Betrieb mit max. 25,1 db
reicht die Virenlast in der Raumluft
schnell kritische Bereiche. Ob Klas-
belt, dass die Desinfektion mit einer nach 9.000 Stunden (=1 Jahr Dauerbe- Keine Zugabe von Chemikalien
senräume, KITAS, Kindergärten, Büros,
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März 2021 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 17Im FOKUS
Umweltcluster Bayern
Kooperation, Vernetzung
und Forschung
Bayern ist in der Umwelttechnik ein weltweit führender Wirtschaftsstandort. Mit und die fachübergreifende Zusammenar-
Technologien zur CO2-Minderung und Energieeffizienz besitzt die Umweltwirtschaft beit: „Mehr als 380 Teilnehmer in den ers-
eine ähnlich hohe Bedeutung wie der Fahrzeug- oder Maschinenbau. ten vier Webinaren, das ist ein großartiger
Erfolg und unterstreicht die Bedeutung, stets
In den letzten Jahren zeigte sich der Wirt- rischen IHKs erfolgreiche Veranstaltungen in aktuelle Fragestellungen zu behandeln! Seit
schaftsstandort Bayern unter anderem in den den Bereichen Abfall & Recycling sowie Res- über 15 Jahren beweist der Umweltcluster
Bereichen Kunststoff-Vermeidung, Substitu- sourceneffizienz & Stoffstrommanagement. in der Kooperation mit den bayerischen IHKs
tion und Recycling als vielseitiger Innovati- seine Innovationskraft und seine vertieften
onsgeber, vor allem für KMU und Start-ups. Besonders hervorzuheben ist dabei die We- Kenntnisse in den Bereichen Vernetzung,
Projekte wie reGIOcycle, Innovationsforum binar-Reihe „Die 7 Prinzipien der Circular Forschung/Projektentwicklung und Interna-
BIOVERPACKT und CIRCULAR4.0 des Um- Economy“, die der Umweltcluster gemein- tionalisierung. Diese Ziele und den stetigen
weltcluster Bayern zeigen, dass sich die Mit- sam mit allen bayerischen IHKs organisiert. Austausch von Erfahrung, Wissen und Ideen
glieder den Herausforderungen stellen und Die Veranstaltungsreihe startete im Oktober wollen wir auch in den nächsten Jahren ver-
eine innovative Basis für nachhaltige Lösun- 2020 und vermittelt jeden Monat relevante folgen.“
gen schaffen. Kenntnisse, unter anderem anhand von Best
practices. Bis Mai 2021 sind acht Webinare Weitere erfolgreiche Formate im Jahr 2020
Ein wichtiger Faktor ist die langjährige Ko- geplant, die von unterschiedlichen Experten waren die Vorstellung des BIHK-Infopakets
operation der bayerischen Industrie- und geleitet werden. Die Veranstaltungen finden über die Gewerbeabfallverordnung mit
Handelskammern (IHKs) mit dem Umwelt- hohen Anklang – insbesondere bei Mitglie- 150 Teilnehmern sowie das Fachforum „Klär-
cluster Bayern. Seit 2006 entwickelte sich aus dern des Clusters, aber auch außerhalb des schlammbehandlung und Phosphorrück-
einer intensiven Zusammenarbeit ein großes festen Mitgliederstamms. gewinnung“ mit 170 Teilnehmenden. Mehr
Netzwerk aus Trendsettern und Innovations- Informationen zu Veranstaltungen des Um-
gebern der Umwelttechnologie. So realisierte Projektreferentin Daniela Ratzinger freut weltclusters und Einblicke in seine Netzwerk-
der Umweltcluster gemeinsam mit den baye- sich über das Ergebnis der Netzwerkarbeit arbeit: www.umweltcluster.net ■
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18 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN März 2021Im FOKUS
DIHK-Studie
„Radikale Innovation
in Deutschland“
Wie ist es um die Fähigkeit deutscher Unterneh-
men bestellt, disruptive Entwicklungen oder
Sprunginnovationen hervorzubringen? Der DIHK
hat dazu eine Studie in Auftrag gegeben, die am
10. Dezember vorgestellt wurde.
In einer Befragung von 70 hochinnovativ agierenden
Unternehmern wurden Eigenschaften disruptiver
Innovation evaluiert. Die Erkenntnisse zeigen: Nur,
wenn die Nachfrage des Marktes nach einem Pro-
dukt sprunghaft ansteigt und bestehende Anbieter
verdrängt werden, entsteht Disruption. Und: Radika-
le Neuerungen, die zu einer sprunghaft steigenden
Nachfrage mit marktverändernder Wirkung führen,
gibt es hierzulande deutlich häufiger als angenom-
men. Die Disruption findet bei den befragten Unter-
nehmen dabei in hochspezialisierten B2B-Beziehun-
gen und kaum in Massenmärkten statt. Weil sich
dabei die Gewohnheiten der Produzenten ändern,
nicht aber die der Bevölkerung, sind viele Sprungin-
novationen „made in Germany“ in der Öffentlichkeit
weniger präsent.
Die im Auftrag des DIHK von Dr. Reiner Nikula er-
stellte Studie zeigt auch, dass sich radikale Innova-
toren deutlich von Unternehmen unterscheiden, die
Neuerungen schrittweise umsetzen. Meist handelt
es sich um forschende Unternehmer mit einem ho-
hen akademischen Bildungsgrad, mit Laboren oder
Werkstätten. Sie sind eng vernetzt mit der Wissen-
HYDRAULIK-ZYLINDER
schaft und beliefern Pioniermärkte sowie frühe An- Rekonstruktion / Einzelfertigung
wender.
Auf der Veranstaltung am 10. Dezember 2020 kam
zu Beginn Chemie-Nobelpreisträger Prof. Stefan
Hell zum Thema „Grenzen überwinden in der ra-
dikalen Innovation“ zu Wort. „Neugiergetriebene
Forschung kann oft zu unerwarteten Durchbrüchen
führen. Durchbrüche haben immer einen ökonomi-
schen Wert. Das führt letztlich dazu, dass sie neue www.desoi.de
Arbeitsplätze schaffen und zu mehr Wohlstand füh-
ren“, so Hell. Im weiteren Verlauf wurde diskutiert,
wodurch sich radikale Innovatoren auszeichnen WIR sind IHR Partner für die Rekonstruktion und
und wie Sprunginnovationen zustande kommen. In
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März 2021 WIRTSCHAFT AM BAYERISCHEN UNTERMAIN 19Sie können auch lesen
