Wissenschaftstheorie und Methodologie - WS 21/22, Goethe Universität, Frankfurt a. M. Prof. Dr. Martin Lanzendorf Institut für Humangeographie ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Wissenschaftstheorie und Methodologie WS 21/22, Goethe Universität, Frankfurt a. M. Prof. Dr. Martin Lanzendorf Institut für Humangeographie Email: Lanzendorf@geo.uni-frankfurt.de
Aufbau Veranstaltung (Zeitplan) Sitzung Termin Inhalt 1 19.10.2021 Motivation, Ziel, Aufbau, Geschichte 2 26.10.2021 Wissenschaftstheoretische Grundlagen 3 02.11.2021 Quantitativer Forschungsprozess: Fragestellung, Hypothesen, Ablauf 4 09.11.2021 Quantitative Befragung 1: Grundlagen, Frageformulierung 5 16.11.2021 Quantitative Befragung 2: Stichprobe und Auswahlverfahren 6 23.11.2021 Quantitative Befragung 3: Operationalisierung, Ablauf, Pretest 7 30.11.2021 Qualitative Erhebungsmethoden 8 07.12.2021 Qualitative Auswertungstechniken 9 14.12.2021 Weihnachtssitzung / Soziales Event 10 11.01.2021 Qualitative Forschung: Gütekriterien 11 18.01.2022 Erhebungsform Beobachtung (und Kartierung, Zählung) 12 25.01.2022 Poststrukturalistische Verfahren / Diskursanalyse 13 01.02.2022 Besondere Erhebungsformen und Triangulation 14 08.02.2022 Puffersitzung 15 15.02.2022 Abschlusssitzung Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 2
Wiederholung Definitionen und Merksätze Wissenschaft ist „jede intersubjektiv überprüfbare Untersuchung von Tatbeständen und die auf ihr beruhende systematische Beschreibung und – wenn möglich – Erklärung der untersuchten Tatbestände“ (nach Körner 1988, S. 726, zit. nach Wessel 1996, S. 13). „Ein Grundprinzip von Wissenschaft, jedenfalls im neuzeitlichen Sinne, ist die bedingungslose Kritik, der prinzipielle Zweifel an jeder Aussage bzw. Behauptung.“ (Blotevogel 1997, S. 6) Wissenschaft unterscheidet sich von Werturteilen durch ihre systematische und überprüfbare Vorgehensweise (vgl. Max Weber). Wissenschaft ist aber häufig in ein Gefüge von Werturteilen und Interessenslagen eingebunden. Es ist wichtig, diese Bezüge transparent zu machen. Das theoretische Ziel von Wissenschaft besteht darin, die Realität nach einem System von Regeln nachprüfbar in einem geschlossenen Modell zu rekonstruieren Das praktische Ziel von Wissenschaft ist es, ein rationales und humaneres Leben der Menschen zu ermöglichen Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 3
Erkenntnistheoretische (epistemologische) Fundierung der empirischen Sozialforschung I Erkenntnistheorie: Behandeln von Fragen der alltäglichen und der wissenschaftlichen Erkenntnis „Was können wir als Menschen mit den Mitteln unseres Verstandes über die Welt um uns herum überhaupt wahrnehmen?“ (Reuber & Pfaffenbach 2005, 26) Probleme menschlicher Wahrnehmung: • Selektivität, d.h. Eingeschränktheit unserer Wahrnehmung und • Subjektivität, d.h. äußere Eindrücke werden immer individuell interpretiert und bewertet (Reuber & Pfaffenbach 2005, 25-30) Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 4
Erkenntnistheoretische (epistemologische) Fundierung der empirischen Sozialforschung II Deshalb: Wahrnehmung einer „objektiven Realität“ unmöglich, vielmehr entstehen Weltbilder im Kopf, d.h. werden individuell „konstruiert“ Konstruktivismus Für Humangeographie vgl. Geographical Imagination (Gregory 1994) alltägliche Regionalisierung (Werlen 1995, 1997) neue Kulturgeographie Letztlich sei demnach „der Anspruch einer absoluten Wahrheit unwissenschaftlich“ (Blotevogel 1996, 47-48) (Reuber & Pfaffenbach 2005, 25-30) Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 5
Wissenschaftstheoretische Grundlagen 1. Wissenschafts- bzw. erkenntnistheoretische Grundpositionen 2. Induktion vs. Deduktion 3. Quantitative vs. Qualitative Methoden Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 6
Zwei grundlegende Positionen der Erkenntnistheorie in der empirischen Humangeographie (& Sozialwissenschaft) 1. Kritischer Rationalismus (deduktiv-nomologisch, quantitativ-analytisch) 2. Sozialer Konstruktivismus (phänomenologisch-hermeneutisch, interpretativ-verstehend) Quelle: Kramer: Vorlesung empirische Sozialforschung WS 06/07 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 7
Zentrale Positionen der Erkenntnistheorie: Kritischer Rationalismus • stärker quantifizierende, naturwissenschaftliche Richtung • Basishypothese: es existiert eine objektive Realität, die zwar wissenschaftlich nicht komplett zu erkennen ist, der man sich jedoch annähern kann • Erkenntnisfortschritt als Annäherung an die objektive Welt • Anwendung: • dominierende Strömung in den Sozialwissenschaften • quantitative Geographie: Blütezeit in den 1960er und 70er Jahren • heute dominierend in angewandter Humangeographie & bei Geographischen Informationssystemen (Reuber & Pfaffenbach 2005, 25-33) Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 8
Zentrale Positionen der Erkenntnistheorie: Kritischer Rationalismus Sir Karl Popper (1902-1994) Quelle: Kramer: Vorlesung empirische Sozialforschung WS 06/07 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 9
Zentrale Positionen der Erkenntnistheorie: Kritischer Rationalismus Popper (1934): Logik der Forschung • wissenschaftlicher Fortschritt geschieht dadurch, dass bestimmte Theorien widerlegt ("falsifiziert") werden • evolutionsartiger Selektionsprozess: • die "wahrheitsnäheren" Theorien setzen sich durch, • sicheres Wissen kann dabei allerdings nie erreicht werden; alles Wissen ist vorläufig. Quelle: Kramer: Vorlesung empirische Sozialforschung WS 06/07 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 10
Zentrale Positionen der Erkenntnistheorie: Kritischer Rationalismus Ablehnung von Induktion • aus Einzelfällen kann kein allgemeines Gesetz abgeleitet werden, • auch Wahrscheinlichkeiten, wie z.B. „Theorie A ist mit 80% Wahrscheinlichkeit wahr“, lehnt er ab Quelle: Kramer: Vorlesung empirische Sozialforschung WS 06/07 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 11
Kritischer Rationalismus: Verifikation oder Falsifikation von Hypothesen und Theorien? Problem mit Verifikation (Beglaubigung, Bestätigung) allgemeingültiger Hypothesen: • erfordert unendlich viele Versuche • Letztlich: Verifikation wäre ein Induktionsschluss, da aus einer begrenzten Anzahl spezieller Ereignisse unzulässiger Weise auf die Allgemeingültigkeit der Theorie geschlossen wird. Die Verifikation allgemeingültiger Aussagen über Populationen ist anhand von Stichprobendaten logisch nicht möglich. Die Richtigkeit einer Theorie kann durch empirische Forschung niemals endgültig bewiesen werden. Theorien gelten immer nur als vorläufig bestätigt. Quelle: Kramer: Vorlesung empirische Sozialforschung WS 06/07 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 12
Kritischer Rationalismus: Verifikation oder Falsifikation von Hypothesen und Theorien? Allerdings kann eine theoretische Behauptung mit Allgemeingültigkeitsanspruch falsch sein: ein Fall oder ein einziges der Theorie widersprechendes Ereignis genügen, um die Theorie zu falsifizieren (widerlegen). Aber: Hieraus folgt nicht, dass eine Theorie wahr ist, solange sie nicht falsifiziert werden konnte. Wissenschaftlicher Fortschritt ist nur auf der Basis der Eliminierung falscher Theorien möglich. Quelle: Kramer: Vorlesung empirische Sozialforschung WS 06/07 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 13
Kritischer Rationalismus – idealtypischer Erkenntnisprozess Deduktion als Grundprinzip: Vorannahmen und vorübergehende Gewissheiten (Hypothesen) werden ständiger Überprüfung unterzogen Verifikation und Falsifikation Bestätigung (vorübergehend) und Widerlegung (endgültig) „Kritischer Rationalismus“ Falsifikation als der höherwertige Erkenntnisschritt Ziel: weitestgehende Verallgemeiner- barkeit, Aussagen, die auf alle Untersuchungsobjekte zutreffen, Repräsenativität Quelle: Borsdorf 1999: 24 => Leitprinzip der meisten quantitativen Studien Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 14
Zentrale Position der Erkenntnistheorie Sozialer Konstruktivismus • Basishypothese: es existiert eine objektive Realität (ähnlich wie kritischer Rationalismus) • allerdings: objektive Beschaffenheit der Welt ist nicht erfahrbar und deshalb bedeutungslos für den sozialen Alltag und die Konstitution der Gesellschaft • die Welt als soziale Konstruktion erfordert - nicht die Suche nach der Beschaffenheit der objektiven Wirklichkeit, - sondern vielmehr nach der Bedeutung sozialer Konstruktionen für Kommunikation und Strukturierung der Gesellschaft • „there can never be an empirical world, therefore, only a myriad of worlds of meanings: there can be no universal truths“ (Johnston 1997) (Reuber & Pfaffenbach 2005, 25-33) Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 15
Was ist wahr? http://www.sciechimiche.org/immagini/truman_show_advance.jpg http://www.entwurf-online.de/images/matrix-plakat.jpg Vgl. Reuber & Pfaffenbach 2005 https://www.youtube.com/watch?v=zQ1_IbFFbzA http://www.youtube.com/watch?v=AGZiLMGdCE0 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 16
Zentrale Position der Erkenntnistheorie Sozialer Konstruktivismus • Basishypothese: es existiert eine objektive Realität (ähnlich wie kritischer Rationalismus) • allerdings: objektive Beschaffenheit der Welt ist nicht erfahrbar und deshalb bedeutungslos für den sozialen Alltag und die Konstitution der Gesellschaft • die Welt als soziale Konstruktion erfordert - nicht die Suche nach der Beschaffenheit der objektiven Wirklichkeit, - sondern vielmehr nach der Bedeutung sozialer Konstruktionen für Kommunikation und Strukturierung der Gesellschaft • „there can never be an empirical world, therefore, only a myriad of worlds of meanings: there can be no universal truths“ (Johnston 1997) (Reuber & Pfaffenbach 2005, 25-33) Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 17
Sozialer Konstruktivismus – Idealtypischer Erkenntnisprozess Ursprung: Textauslegung, Götterbote Hermes (umstritten) „Verstehen von Texten – und weitergedacht – von sozialer Wirklichkeit – wird zu einem aktiven Prozess der Herstellung von Wirklichkeit“ (Flick 2012: 159) Schütz: „Interpretation von Interpretationen“ (auch Vergleich von Interpreta- tionen) Quelle: Borsdorf 1999: 26 Induktion, subjektiver Sinn => Leitprinzip der meisten qualitativen Studien Hermeneutischer Zirkel Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 18
Wissenschaftstheoretische Konzepte im Überblick Ebene Ontologie Epistemologie Methodologie Politische Haltung Lehre vom Wesen Erkenntnistheorie Ansatz der Dinge Empirismus Beobachtete Dinge Wissen durch Darstellung der Wertneutralität, (Alt) Positivismus sind Fakten Erfahrung Fakten, Induktion Objektivität => status quo Quelle: Borsdorf 1999: 27, modifiziert Positivismus: wissenschaftliches Selbstverständnis, nachdem Wissenschaft die Aufgabe habe „die reale Welt zu erkennen und zu erklären“ (Schnell, Hill, Esser 1995:37-38, zitiert nach Mattissek et al. 2013: 30) => Heute in dieser Form überholt („äußere Welt ist dem Menschen sensorisch und kognitiv nicht unmittelbar zugänglich“ Siebert 1999: 5, zitiert: Mattissek et al. 2013: 30) Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 19
Wissenschaftstheoretische Konzepte im Überblick Ebene Ontologie Epistemologie Methodologie Politische Haltung Lehre vom Wesen Erkenntnistheorie Ansatz der Dinge Empirismus Beobachtete Dinge Wissen durch Darstellung der Wertneutralität, (Alt) Positivismus sind Fakten Erfahrung Fakten, Induktion Objektivität => status quo Kritischer Aussagen über die Erfahrungswissen Theoriegeleitetes Kritizismus, Rationalismus Realität mit durch Vorgehen, Intersubjektivität intersubjektiver Hypothesenüber- Deduktion => Kontinuierliche Evidenz prüfung Verbesserung der Lebensverhältnisse Quelle: Borsdorf 1999: 27, modifiziert Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 20
Wissenschaftstheoretische Konzepte im Überblick Ebene Ontologie Epistemologie Methodologie Politische Haltung Lehre vom Wesen Erkenntnistheorie Ansatz der Dinge Empirismus Beobachtete Dinge Wissen durch Darstellung der Wertneutralität, (Alt) Positivismus sind Fakten Erfahrung Fakten, Induktion Objektivität => status quo Kritischer Aussagen über die Erfahrungswissen Theoriegeleitetes Kritizismus, Rationalismus Realität mit durch Vorgehen, Intersubjektivität intersubjektiver Hypothesenüber- Deduktion => Kontinuierliche Evidenz prüfung Verbesserung der Lebensverhältnisse Hermeneutik Realität ist vom Verstehen und Zirkuläres, Subjektivität betont Menschen Rekonstruieren des vertiefendes die Kontigenz von wahrgenommene Sinns von Texten Verstehen, Induktion Wirklichkeit => es und konstruierte und Handlungen gibt nicht die „guten Realität Lebensverhältnisse“ => ständiger Aushandlungs- prozess Quelle: Borsdorf 1999: 27, modifiziert Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 21
Zwei grundlegende Positionen der Erkenntnistheorie in der empirischen Humangeographie (& Sozialwissenschaft) 1. Kritischer Rationalismus (analytisch-nomologisch, quantitativ-analytisch) 2. Sozialer Konstruktivismus (phänomenologisch-hermeneutisch, interpretativ-verstehend) Quelle: Kramer: Vorlesung empirische Sozialforschung WS 06/07 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 22
Wissenschaftstheoretische Grundlagen 1. Wissenschafts- bzw. erkenntnistheoretische Grundpositionen 2. Induktion vs. Deduktion 3. Quantitative vs. Qualitative Methoden Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 23
Theorien, Gesetze, Hypothesen Sozialwissenschaften suchen nach • allgemeinen Hypothesen (Gesetzen), mit deren Hilfe sie soziale Phänomene erklären und vorhersagen können und • versuchen derartige Hypothesen zu umfassenden Systemen (Theorien) zu vereinigen, die die Erklärung größerer Komplexe sozialer Tatbestände ermöglichen. Quelle: Faltlhauser, Popp, Salm: Seminar empirische Sozialforschung WS 05/06 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 24
Theorien, Gesetze, Hypothesen Hypothesen sind Aussagen, die einen Zusammenhang zwischen mindestens zwei Variablen postulieren. Gesetze sind in ihrer Struktur identisch mit Hypothesen, sie haben sich bereits „häufig“ an der Realität „bewährt“. „Theorien“ • sind ein ganzes Aussagensystem mit mehreren Hypothesen oder Gesetzen und • beschreiben, erklären und treffen Vorhersagen zu Sachverhalten. Theorien und Hypothesen stellen zunächst selbst Vorurteile dar, die sich an der Realität und den logischen Regeln bewähren müssen. Quelle: Faltlhauser, Popp, Salm: Seminar empirische Sozialforschung WS 05/06 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 25
Zwei Typen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns: Deduktion und Induktion Quelle: Meier Kruker & Rauh 2005, S. 4 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 26
Deduktion: Ableitung der Hypothesen aus der Theorie Deduktion: Logische Ableitung von Aussagen (Hypothesen) aus einer Theorie Kritischer Rationalismus (Popper): Theorien, die trotz Prüfung einer Widerlegung entgehen können, bleiben grundsätzlich einer neuen Prüfung ausgesetzt Hypothese bleibt bei empirischer Bewährung gültig, wird aber in einem prinzipiell nicht endlichen Prozess weiter in Frage gestellt Quelle: Faltlhauser, Popp, Salm: Seminar empirische Sozialforschung WS 05/06 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 27
Induktion: von Daten zu Hypothesen & Theorien Induktion: Methode zur Ableitung von Gesetzen und Theorien aus Erfahrungsdaten. Von Einzelbeobachtungen wird auf Hypothesen und dann auf allgemein gültige Theorien geschlossen: „Vom Besonderen zum Allgemeinen“. • Hypothesenerkundende oder induktive Funktion empirischer Forschung. • Hypothesenbildende Kraft des Verstehens (Einfühlung in den Gegenstand, Einbildungskraft und Intuition, „verstehende Methode“ von Max Weber) Quelle: Faltlhauser, Popp, Salm: Seminar empirische Sozialforschung WS 05/06 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 28
Zwei Typen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns: Deduktion und Induktion Quelle: Meier Kruker & Rauh 2005, S. 4 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 29
Induktion-Deduktion Merksatz Eine Hypothese ist bei induktiver Vorgehensweise das Resultat und bei deduktiver Vorgehensweise der Ausgangspunkt einer empirischen Untersuchung. Quelle: Faltlhauser, Popp, Salm: Seminar empirische Sozialforschung WS 05/06 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 30
Wissenschaftstheoretische Grundlagen 1. Wissenschafts- bzw. erkenntnistheoretische Grundpositionen 2. Induktion vs. Deduktion 3. Quantitative vs. Qualitative Methoden Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 31
Methoden … sind ein spezielles System von Regeln, das die Tätigkeit bei der Erlangung neuer Erkenntnisse und der praktischen Umgestaltung der Wirklichkeit organisiert. Unter Methoden der empirischen Sozialforschung versteht man die geregelte und nachvollziehbare Anwendung von Erfassungsinstrumenten, wie z.B. Befragung, Beobachtung, Inhaltsanalyse etc. Wesentlich: • Methode kennzeichnet einen Prozess, der auf ein Ziel ausgerichtet ist, • Methode umfasst ein System von Regeln, das diesen Prozess festlegt. Quelle: Faltlhauser, Popp, Salm: Seminar empirische Sozialforschung WS 05/06 Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 32
Quantitative Methoden Qualitative Methoden Testen von a priori – Hypothesen Keine a priori – Hypothesen (Falsifikationsprinzip) (Leitfragen) Datenerhebung standardisiert Datenerhebung nicht (oder kaum) standardisiert Durch Kategorien vorkonstruierte und Nuancenreiche, abgewogene, lebendige, eingeengte Beantwortungsmöglichkeit ausführliche Auskunft möglich Überschaubare, in standardisierten Kategorien Kaum strukturierte Datenfülle geordnete Datenmenge Auswertung mit normierten, mathematisch- Auswertung mit interpretativ - statistischen Verfahren verstehenden Verfahren (subjektive, nicht normierbare Einflüsse möglich) Repräsentativität durch Zufallsstichprobe und Keine Repräsentativität im statistischen Sinn zu vergleichsweise große „Samples“ erreichen, da nur wenige Einzelfälle intensiv erfasst werden (punktuell) Quelle: Reuber / Pfaffenbach 2005, S. 35 Geeignet für die Erhebung Geeignet für eine differenziertere Untersuchung „harter Daten“ und kategorisierbarer des Einzelfalls und seiner Besonderheiten, Informationen detaillierte Auskünfte über Meinungen, Einstellungen, etc. „Schematisierung“ „Individualisierung“ Dokumentation der Ergebnisse weniger Dokumentation der Daten problematisch problematisch (zum Teil unmöglich) Quelle: Gütekriterium Reuber & Pfaffenbach 2005, der S. 35 Gütekriterium der intersubjektiven Überprüfbarkeit „Nachvollziehbarkeit“
Forschung in der Praxis: welche Methoden? Quelle: Freytag et al. 2016: 10 (Karikatur: Karl Herweg) Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 34
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Lanzendorf – Wissenschaftstheorie und Methodologie 37
Sie können auch lesen