"Zeitgeister"-Werke von Mirjam Nemetschek Fritz Melchers ist Stiftungsprofessor 2007 Der neue Nierensteinzertrümmerer Schlaf - ein ...

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"Zeitgeister"-Werke von Mirjam Nemetschek Fritz Melchers ist Stiftungsprofessor 2007 Der neue Nierensteinzertrümmerer Schlaf - ein ...
magazin_jogu_07_copy   25.01.2007    8:34 Uhr   Seite 1

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"Zeitgeister"-Werke von Mirjam Nemetschek Fritz Melchers ist Stiftungsprofessor 2007 Der neue Nierensteinzertrümmerer Schlaf - ein ...
magazin_jogu_07_copy        25.01.2007       8:34 Uhr         Seite 2

     Inhalt

        Zum Titelbild: Die Akademie für bildende Kunst ist eine Talentschmiede.
        Nach dem Studium aber stehen auch die Begabtesten vor der Notwendig-
        keit, als KünstlerInnen zu reüssieren. Doch gibt es Gott sei Dank ja auch
        Förderer – zum Beispiel Manfred Geis, Landtagsabgeordneter der SPD.
        Die Kunstinszenierungen in seinem Landtagsbüro haben mittlerweile
        Kultstatus erreicht. Im vergangenen Herbst zeigte er unter dem Titel
        „Zeitgeister“ Werke von Mirjam Nemetschek. Mehr dazu auf Seite. 22.

                 Editorial
          3          Etappensieg

                                                                                Foto: Harry Braun
                 Campus aktuell                                                                          Erwartungsfroh:
          4          Hohes Reformtempo vorgelegt                                                         Der neue Mann
          6                                                                                              an der Spitze
                     Georg Krausch neuer Präsident
          7          Universität und Umweltschutz
          8          „Hier geht’s für mich weiter!“                                                      Seite 6

                 Studium & Lehre
          9          Die Immunologie – ein zweischneidiges Schwert
         10          „Rock Around the Clock“
                                                                                Foto: Lena Grüter

                 Wissenschaft & Forschung
         11          Gedächtnisbildung                                                                   Zukunftsweisend:
         12          Spitzentechnologie in Mainz                                                         Bildungsplanung
         14          Sterben in Würde                                                                    in Mainz
         17          „Wehmut ist nicht angebracht“
         18          „Parlez-vous français?“                                                             Seite 8

                 Campus international
         19          Konnichiwa heißt Guten Tag
         20          Olympisches Dorf der Antike
         21          Brüsseler Sterntaler-Regen
                                                                                Foto: Frank Erdnüß

                 Kultur auf dem Campus                                                                   Würdevoll: Der Um-
         22          Jenseits der Zeit                                                                   gang mit Sterbenden
         23          Vergleich der Künste
                                                                                                         Seite 14
         24          Wenn Krishna tanzt

                 www.uni-mainz.de
         27          Digitale Unterstützung der Lehre
         28          „Räume des Wissens“
         29          Historische Momentaufnahmen
         30          Literatursuche hat ein Ende

                 Personen & Positionen
         31          Neu an der Uni                                                                      Traumhaft:
         32          Neu im Senat                                                                        Indische Filme
                                                                                                         Seite 24
                 Kurz & bündig
         33          Impressum
         34          Ebernburg-Stiftung richtet Hörsaal ein
         34          Interesse an Bridge?
         34          LeseStoff

        [JOGU]   199/2007                                                                            2
"Zeitgeister"-Werke von Mirjam Nemetschek Fritz Melchers ist Stiftungsprofessor 2007 Der neue Nierensteinzertrümmerer Schlaf - ein ...
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                                                          Etappensieg
    Mit Anträgen auf drei Graduiertenschulen war         Und wir werden die im Zuge der Realisation un-        Dieser Prozess wird nun nicht leichter, wenn die
    die Johannes Gutenberg-Universität Mainz in der      seres Strategiekonzeptes begonnene Profil- und        bisher schon deutlich besser ausgestatteten Uni-
    Vorentscheidung der zweiten Runde der „Exzel-        Schwerpunktbildung weiter fortsetzen und mit          versitäten durch die Exzellenzinitiative weitere
    lenzinitiative des Bundes und der Länder“ erfolg-    dem Gutenberg Forschungs-Kolleg ein wirkungs-         zusätzliche Finanzmittel in dreistelliger Milli-
    reich. Den Exzellenzprojekten „Precision at the      volles fachbereichsübergreifendes Instrumenta-        onenhöhe erhalten.
    femto scale: the key to new physics (FEMTO),         rium zur Förderung wissenschaftlicher Exzellenz
    „Graduate School of Cultural and Social Studies“     auf höchstem Niveau etablieren.                       Im Blick auf die Sicherung der Zukunft von Rhein-
    und „Material Science in Mainz (MAINZ)“ ist der                                                            land-Pfalz kann sich die Landespolitik aber wohl
    Sprung in die engere Wahl gelungen. Über diesen      Der Verlauf der Exzellenzinitiative – und damit       kaum damit zufrieden geben wird, dass wir künf-
    Erfolg freuen wir uns sehr, und ich beglückwün-      meine ich den Blick in die Statistik der erfolgrei-   tig nur in der zweiten Liga spielen können – und
    sche alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-     chen Hochschulen – ist meines Erachtens auch          darauf setzen wir. Entsprechend erklärte Wissen-
    ler, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit       ein deutliches Signal an die Politik der Landesre-    schaftsministerin Ahnen bereits, dass das Aus-
    diesem Etappensieg ihre Leistungsfähigkeit           gierung. Durchgesetzt haben sich vor allem            scheiden der rheinland-pfälzischen Universitäten
    unterstrichen haben. Dies bedeutet eine deutli-      die süddeutschen Universitäten, in deren Finan-       aus der zweiten und dritten Förderlinie des Ex-
    che Verbesserung gegenüber der ersten Runde, in      zierung seit Jahrzehnten sehr viel mehr Geld ge-      zellenzwettbewerbes für die Landesregierung
    der nur ein Antrag diese Hürde übersprungen          flossen ist als in die rheinland-pfälzischen.         Ansporn sei, ihre Initiativen zur Förderung von
    hatte.                                                                                                     Spitzenleistungen in Forschung und Lehre noch
                                                         Sicherlich, Geld allein ist nicht ausreichend. Wir    zu intensivieren. Die Realisierung der bereits in
    Zugleich sind wir natürlich enttäuscht, dass sich    müssen allerdings häufig feststellen, dass wir bei    Aussicht gestellten Finanzierung des Gutenberg
    weitergehende Hoffnungen nicht erfüllt haben.        Berufungen und auch bei Bleibeverhandlungen           Forschungs-Kollegs könnte hier ein erster Schritt
    Selbst wenn das Label „Elite-Universität“ in die-    finanziell nicht wettbewerbsfähig sind. Hierbei       sein.
    sem Wettbewerb nicht mehr erreicht werden            geht es in der Regel nicht um die persönlichen Be-
    kann, versteht sich die Johannes Gutenberg-          züge, sondern um die Personal- und Sachmittel-        Univ.-Prof. Dr. med. Jörg Michaelis
    Universität Mainz mehr denn je als Forschungs-       ausstattung. Diesen finanziellen Nachteil kom-
    universität. Unser Anspruch ist daher jetzt ein      pensieren unsere Wissenschaftler zwar zum Teil
    doppelter: Wir werden alle Kräfte darauf richten,    durch außerordentliches Engagement; aber da-
    für die qualifizierten Graduiertenschulen den        mit allein lässt sich ein vollständiges Aufschlie-    Präsident
    endgültigen Zuschlag zu erhalten – um so letzt-      ßen zur bundesweiten Spitze nicht erreichen.
    lich mit drei Exzellenzprojekten erfolgreich im
    Wettbewerb abzuschneiden.

                                                                                 3                                                                   [JOGU]   199/2007
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                           Campus aktuell

                              Hohes Reformtempo vorgelegt
                              Seit Dezember 2001 leitet Professor Jörg Michaelis die Johannes Gutenberg-                                   Verantwortung übernehmen für die Entwicklung
                                                                                                                                           vor Ort, und das ist eine sehr erfreuliche Entwick-
                              Universität Mainz. Ende März übergibt er das Präsidentenamt an seinen Nach-
                                                                                                                                           lung. Für besonders wichtig halte ich es, dass wir
                              folger. Peter H. Eisenhuth hält mit dem scheidenden Präsidenten Rückblick auf                                ein Strategiekonzept entwickelt und schrittweise
                              die über fünfjährige Amtszeit.                                                                               umgesetzt haben. Ein maßgeblicher Schritt war
                                                                                                                                           die Neustrukturierung der Fachbereiche, dank
                              Herr Michaelis, am 28. März übergeben Sie das           kurz vor dem Ziel, aber es lässt sich nicht sagen,   dessen wir feststellen können, dass es inzwischen
                              Präsidentenamt an Ihren Nachfolger. Kommt da            wann wir es erreichen.                               deutlich häufiger zu fächerübergreifenden Ko-
                              bei Ihnen so etwas wie Wehmut auf?                                                                           operationen kommt als früher.
                                                                                      Die Exzellenzinitiative ist eine Aufgabe, der ich
                              Teils, teils. Ich freue mich aber auch auf die Zeit     mich bis zum letzten Tag widmen werde und die        Gegen die Reduzierung der Fachbereiche von 19
                              danach. Ich gehe ja noch nicht in Ruhestand, son-       Vorrang vor anderen Dingen hat.Aber mit diesem       auf 11 gab es massive Widerstände…
                              dern beabsichtige, im Fachbereich Medizin bis           Thema wird sich mein Nachfolger genauso be-          …die sich, bis auf geringe Restvorbehalte, weit-
                              voraussichtlich 2009 wieder meine Professur             schäftigen wie mit unserer in die Wege geleiteten    gehend gelegt haben. Die Ängste, die vor den Zu-
                              wahrzunehmen. Wehmut ist daher sicherlich zu            Systemakkreditierung. Das sind langfristige Vor-     sammenlegungen bestanden, haben sich als un-
                              viel gesagt; ich glaube, ich kann mich ganz gut         haben, die sich nicht innerhalb meiner Amtszeit      begründet erwiesen. Wenn ich noch zwei, drei
                              vom Amt trennen, auch wenn ich es außeror-              abschließend bearbeiten lassen.                      Bereiche nennen darf, die mir besonders wichtig
                              dentlich gerne ausgeübt habe.                                                                                waren…
                                                                                      In den vergangenen fünf Jahren ist an der Johan-
                              Haben Sie selbst bis Ende März alles erledigt, was      nes Gutenberg-Universität viel passiert. Stich-      …selbstverständlich.
                              zu erledigen war, oder bleiben einige Dinge für         worte sind unter anderem der Reformprozess und
                              Ihren Nachfolger liegen?                                das 300 Millionen Euro umfassende Neubaupro-         Zum einen wäre da die Verbesserung des Dienst-
                                                                                      gramm. Was waren aus Ihrer Sicht die Höhe-           leistungsangebotes, Stichworte dafür sind Stu-
                              Es gibt Sachen, an denen ich momentan arbeite,                                                               dierenden-Servicecenter, Hotline und Online-
                                                                                      punkte?
                              und bei denen es mich freuen würde, wenn sie bis                                                             Immatrikulierung. Die Zeiten, in denen die Stu-
                              Ende März erledigt wären. Zum Beispiel möchte           Das war der Reformprozess, den wir vor dem           dienbewerber bei uns stundenlang Schlange ste-
  Fotos: Peter Pulkowski

                              ich unsere Musikhochschule gerne noch in die            Hintergrund der veränderten Hochschulgesetzge-       hen müssen, um sich zu einzuschreiben, sind vor-
                              Rektorenkonferenz bringen, was uns mit der Bil-         bung mit mehr Autonomie für die Hochschulen          bei. 90 Prozent aller Anmeldungen laufen über
                              denden Kunst bereits gelungen ist. Wir stehen           realisiert haben. Wir können inzwischen mehr         das Internet. Da sind wir vorbildlich.
                                                                                                                                           Bedeutsam ist auch der Bereich der Qualitätssi-
                                                                                                                                           cherung. Das geht los bei der systematischen
                                                                                                                                           Evaluation der Lehre, setzt sich bei den Beru-
                                                                                                                                           fungsverfahren fort und führt bis hin zur ange-
                                                                                                                                           strebten eigenständigen Systemakkreditierung,
                                                                                                                                           weg von den bundesweit arbeitenden Akkreditie-
                                                                                                                                           rungsagenturen.
                                                                                                                                           Für einen Mann, der bei seiner Wahl als Kompro-
                                                                                                                                           misskandidat zwischen dem eher als traditionell
                                                                                                                                           geltenden Volker Hentschel und dem vielen
                                                                                                                                           Kollegen zu forsch auftretenden Modernisierer
                                                                                                                                           Ulrich Druwe galt, haben Sie ein beachtliches
                                                                                                                                           Reformtempo eingeschlagen.
                                                                                                                                           Ja, ja, die Leute habe ich enttäuscht, die erwartet
                                                                                                                                           hatten, dass es mit mir etwas ruhiger gehen
                                                                                                                                           würde…
                                                                                                                                           Stimmt die Einschätzung, dass Ihnen im Laufe Ih-
                                                                                                                                           rer Amtszeit der Gegenwind stärker ins Gesicht
                                                                                                                                           geweht hat?
                                                                                                                                           Ja. Ich hatte vorher schon im Fachbereich Medi-
                                                                                     Mai 2002 – Prominenz aus Russland:                    zin an einer Reihe von Reformen mitgewirkt. Für
                                                                         Gorbatschow und Michaelis auf dem Weg zum Empfang
                                                                                                                                           mich war es ein Stück weit unerwartet, dass es
                                                                                                                                           deutlich schwieriger war, solche Prozesse für die

                              [JOGU]   199/2007                                                               4
"Zeitgeister"-Werke von Mirjam Nemetschek Fritz Melchers ist Stiftungsprofessor 2007 Der neue Nierensteinzertrümmerer Schlaf - ein ...
magazin_jogu_07_copy          25.01.2007        8:34 Uhr     Seite 5

                                                                                                                                                   Campus aktuell
                                                                                                                Mai 2006 – Prominenz aus Frankreich:
                                                                                                                Giscard d'Estaing, Kardinal Lehmann und
                                                                                                                Michaelis während der Feierlichkeiten
                                                                                                                „60 Jahre Universität Mainz“

                                                                                                                  vernünftigerweise auf Eis gelegt wurde, kann es
                                                                                                                  manchmal sehr schnell gehen. Wenn das Konten-
                                                                                                                  modell ein Alleingang des Landes bleibt, wird es
                                                                                                                  nicht beliebig lange überlebensfähig sein.
                                                                                                                  Herr Michaelis, würden Sie aus heutiger Sicht
                                                                                                                  noch einmal für das Präsidentenamt kandidie-
                                                                                                                  ren?
    Gesamtuniversität einzuleiten. Teilweise waren         auf 60 Studenten, in einigen Fächern liegen wir
                                                                                                                  Ja. Ich kann nicht verhehlen, dass mir das Amt
    die Reformvorhaben mit heftigem Widerstand             bei über 1:100.
                                                                                                                  Freude gemacht hat – und noch macht.
    verbunden, aber eine breite Diskussion ist ja auch
                                                           Studiengebühren könnten das verbessern?
    etwas Wichtiges. Und wenn am Ende eines lan-                                                                  Wenn Sie noch einmal von vorne anfangen könn-
    gen Diskussionsprozesses der Senat sich hinter         Sofern das Geld tatsächlich bei der Universität        ten: Würden Sie in Ihrer Amtsführung etwas än-
    die Dinge stellt, ist das gut.                         bleibt und nicht an anderen Stellen gekürzt wird,      dern?
                                                           ja. Ansonsten werden wir auf Dauer noch weiter
    Sie haben sich vom Studiengebührengegner zum                                                                  Ich würde wohl stärker darauf achten, mehr Zeit
                                                           zurückfallen, wenn in anderen Ländern Gebühren
    -befürworter gewandelt…                                                                                       für persönliche Diskussionen zu haben. Im letzten
                                                           erhoben werden. Die Frankfurter Universität hat
                                                                                                                  Jahr haben wir das praktiziert, unter anderem in
      …notgedrungen, auch wegen der allgemeinen            schon jetzt mehr Geld als wir, wenn sie dem-
                                                                                                                  Form zweier Diskussionsrunden mit den Fachbe-
    Entwicklung in Deutschland. In Mainz haben wir         nächst noch 20 Millionen zusätzlich jährlich an
                                                                                                                  reichen. Das hat sich als sehr positiv herausge-
    binnen kurzer Zeit einen Anstieg der Studieren-        Gebühren einnimmt, ist das finanziell so, als wäre
                                                                                                                  stellt, weil Informationen so besser zu transpor-
    denzahlen um 25 Prozent erlebt, bei nahezu             sie Elite-Uni geworden…
                                                                                                                  tieren sind und dadurch auch weniger Gerüchte
    unveränderten, zum Teil sogar reduzierten finan-
                                                           Wie lange geben Sie dem rheinland-pfälzischen          aufkommen. Allerdings ist das mit jetzt elf Fach-
    ziellen Grundzuweisungen. Dadurch haben wir
                                                           Modell der Studienkonten noch?                         bereichen auch erheblich leichter zu handhaben
    Probleme, die Ausbildung in der Qualität zu er-
                                                                                                                  als mit den 19 zu Beginn meiner Amtszeit.
    halten, wie wir es wollen. Schon jetzt liegt die Be-   Das ist schlecht zu prognostizieren. Wie man bei
    treuungsrelation im Schnitt bei einem Professor        der geplanten Landeskinderregelung sieht, die          Herr Michaelis, Danke für dieses Gespräch.    I
"Zeitgeister"-Werke von Mirjam Nemetschek Fritz Melchers ist Stiftungsprofessor 2007 Der neue Nierensteinzertrümmerer Schlaf - ein ...
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    Campus aktuell

        Georg Krausch
        neuer Präsident
        Senat votiert im ersten Wahlgang eindeutig Prof. Dr. Georg Krausch wird                                                           Zwei Punkte nannte Krausch, die ihm besonders
                                                                                                                                          am Herzen liegen: Wichtig sei die bessere Aus-
        künftig die Geschicke der Johannes Gutenberg-Universität lenken. Der Physiker,                                                    stattung der Studiengänge – hier im besonderen
        zur Zeit an der Universität Bayreuth Vizepräsident für Forschung und wissen-                                                      die Betreuungsrelation der Anzahl von Studieren-
        schaftlichen Nachwuchs, wird zum 1. April die Nachfolge von Universitätsprä-                                                      den pro Hochschullehrer zu verbessern. Vor allem
                                                                                                                                          bei einigen Fächern der Geistes- und Sozial-
        sident Prof. Dr. Jörg Michaelis antreten, der altersbedingt aus dem Amt scheidet.                                                 wissenschaften dürfe man nicht müde werden,
                                                                                                                                          dies einzufordern, um den Ist-Zustand erträg-
        Aufatmen im vollbesetzten Senatssaal: Nach                  Krausch äußerte sich erfreut über das eindeutige                      licher zu machen.
        einem nur knapp zehnminütigen Wahlgang stand                Ergebnis und den damit verbundenen Vertrau-
        das Ergebnis fest. Von den 36 anwesenden Sena-              ensvorschuss. In dem anschließenden Pressege-                         Krausch versprach, sich in die formulierten Kon-
        torinnen und Senatoren wählten 28 Prof. Dr.                 spräch äußerte der 45jährige Physiker Krausch,                        zepte zur Bundesexzellenzinitiative schnellstens
        Georg Krausch, auf den Gegenkandidaten Prof.                dass er sich erstmal umfassend über die Univer-                       ein- und intensiv mitzuarbeiten. „Die Uni Mainz
        Dr. Dr. Hans Michael Piper entfielen noch fünf              sität Mainz informieren und das Gespräch so-                          ist im Großen und Ganzen sehr gut aufgestellt,
        Stimmen, drei waren ungültig. Krausch ist der               wohl mit der Professorenschaft als auch mit den                       sie hat mehrere sehr exzellente Forschungs-
        erste Präsident seit der Wiedereröffnung der                Mitarbeitern und den Studierenden suchen will,                        schwerpunkte“, so der künftige Präsident, „jetzt
        Mainzer Universität, der nicht aus den Reihen der           um zu sehen, was die Erfolge sind und wo es                           gilt es die Profilbildung weiter voranzutreiben.“
        hiesigen Professorenschaft stammt.                          brennt.                                                               Die Universitäten stünden im Wettbewerb um die
                                                                                                                                          besten Studierenden und besten Wissenschaftler
                                                                                                                                          und müssten ein Qualitätsbewusstsein entwi-
                                                                                                                                          ckeln, und „Mainz bietet hierzu ein gutes Aus-
                                                                                                                      Foto: Harry Braun

                                                                                                                                          gangsspektrum“.

                                                                                                                                           „Jetzt gilt es die Profilbildung
                                                                                                                                              weiter voranzutreiben.“

                                                                                                                                          Der Einführung von Studiengebühren steht der
                                                                                                                                          gebürtige Offenbacher offen gegenüber. Aller-
                                                                                                                                          dings sollten die Gebühren sozial verträglich sein,
                                                                                                                                          eingeschlossen die Studienkredite. Besonders be-
                                                                                                                                          tonte er, dass die Gelder tatsächlich als zusätzli-
                                                                                                                                          che Gelder für zusätzliche oder bessere Lehran-
                                                                                                                                          gebote an die Universität fließen müssten und die
                                                                                                                                          Studierenden maßgeblich in die Verteilung dieser
                                                                                                                                          Mittel eingebunden werden müssten.

                                                                                                                                          Als Externer freut sich Krausch auf die neue Her-
                                                                                                                                          ausforderung als Präsident einer der großen
                                                                                                                                          deutschen Universitäten; als Privatperson und
                                                                                                                                          Familienvater ist die Rückkehr in das heimatliche
                                                                                                                                          Rhein-Main-Gebiet und die Nähe zur Familie
                                                                                                                                          zusätzlich schön. Der Fußballfan Krausch ist –
                                                                                                                                          zusammen mit seinem Sohn – froh, „endlich in
                                                                                                                                          eine Stadt mit Bundesligaverein zu ziehen“.
                                                                                                                                          Mainz 05 – strengt euch an und sorgt für den
                                                                                                                                          Klassenerhalt! Annette SPOHN-HOFMANN I

                       Eindeutiges Wahlergebnis: Prof. Dr. Jörg Michaelis gratuliert dem Nachfolger Prof. Dr. Georg Krausch

        [JOGU]   199/2007                                                                     6
"Zeitgeister"-Werke von Mirjam Nemetschek Fritz Melchers ist Stiftungsprofessor 2007 Der neue Nierensteinzertrümmerer Schlaf - ein ...
magazin_jogu_07_copy         25.01.2007       8:34 Uhr     Seite 7

                                                                                                                                                Campus aktuell

                                                                                                                                                                      Foto: Peter Thomas
    Universität und
    Umweltschutz
    Möglichkeiten der Energieeinsparung
    Umweltschutz ist an der Johannes Gutenberg-
    Universität Mainz ein wichtiges Thema, und
    zwar gleichermaßen in der Forschung wie in
    der Praxis. Das zeigte der zweite Umwelttag,
    zu dem die Hochschule zusammen mit dem
    Zentrum für Umweltforschung (ZfU) und dem
    AStA eingeladen hatte.
                                                                                                                 Wärme und Beleuchtung: Zur Energieeinsparung
    Die Stromkosten sind seit 2000 um ein Zehntel        mung, der Einsatz von Bauteilkühlung statt                die „Behaglichkeitsfaktoren“ nicht einschränken
    gesunken,der Wasserverbrauch ist gar um 20 Pro-      einer Klimaanlage, ein Erdkanal zur Frischluft-
    zent zurückgegangen. „Das ist eine gute Ent-         konditionierung und ein intelligenter Sonnen-
    wicklung, insbesondere vor dem Hintergrund           schutz.
    steigender Studierendenzahlen“,sagt Dr.Joachim
    Liers, Leiter der Abteilung Technik an der Johan-    Was für Laien nach Zukunftsmusik ambitionier-
    nes Gutenberg-Universität Mainz. Liers stellte       ter Bautechniker klingt, wird in Zukunft not-       Maßnahmen zur Energieeinsparung die „Behag-
    beim zweiten Umwelttag der Universität in der        wendig sein. Das machten die Vorträge des Um-       lichkeitsfaktoren“ wie Wärme und Beleuchtung
    Alten Mensa die Möglichkeiten der Energieein-        welttages deutlich. So stellte Professor Dr.        nicht einschränken, sondern nur die Nutzung in-
    sparung an der Hochschule vor. Einige Ziele hat      Rolf-Dieter Wilken die möglichen Auswirkungen       telligenter steuern werde. Einen ähnlichen Ansatz
    die Universität bereits erreicht. Doch in Zukunft    einer Klimaveränderung für die Region vor. Bis      verfolgte auch Professor Dr. Ralf Simon, Leiter der
    soll der Verbrauch von Energie durch ein moder-      hin zu extremen Hochwassersituationen mit           Transferstelle für rationelle und regenerative
    nes Energie-Management noch besser gesteuert         Deichbrüchen am Rhein reichten die Szenarien,       Energienutzung an der Fachhochschule Bingen:
    werden. Dabei wird der Verbrauch von Elektrizität    die der Geowissenschaftler entwickelte. „Das        „Wer heute schon viel Energie verbraucht, wird
    und Wärme mit hoher Genauigkeit dokumentiert         wäre für diese Gegend eine der größten              sich nicht massiv einschränken wollen“, sagte Si-
    und geregelt. Als Pilotanlage dient das Gebäude      Katastrophen, die man sich vorstellen kann“,        mon. Durch den Aufstieg der Schwellenländer
    der Betriebswirtschaft, wo 2006 fernauslesbare       sagte Wilken.                                       und das Bevölkerungswachstum ging Simon für
    Zähler installiert wurden, die eine zeitnahe Kon-                                                        das Jahr 2020 von dem doppelten weltweiten
    trolle möglich machen. Diese „Zählerertüchti-          „In zwei Generationen wird                        Energiebedarf im Vergleich zu 2003 aus. Das be-
    gung“, so Liers, solle auch in den kommenden            niemand mehr von Öl als                          deute wahrscheinlich ein schnelles Ende für die
    beiden Jahren weiter ausgeführt werden.                   Energiequelle reden.“                          Nutzung vieler fossiler Energieträger: „In zwei
                                                                                                             Generationen wird niemand mehr von Öl als
    Besonders faszinierte die Besucher des Umwelt-       Die Anzeichen des globalen Klimawandels             Energiequelle reden“, prognostizierte der Binger
    tages jedoch das Konzept in Vorplanung, das der      dürfe man nicht übersehen, betonte der Main-        Wissenschaftler.
    Abteilungsleiter Technik vom Neubau Sozialwis-       zer Wissenschaftler. Denn einerseits hätten
    senschaften vorstellte: Dieses Konzept beschreibt    schon kleine Veränderungen im Weltklima er-         Als Fernziel, um den Energiebedarf der Erde zu
    ein „Drei-Liter-Haus“. So wird ein Gebäude ge-       hebliche Auswirkungen. Andererseits komme           decken, nannte Simon die Kernfusion. Bis diese
    nannt, das im Jahr pro Quadratmeter Nutzfläche       der Wandel nicht schlagartig, sondern stelle        Technik zur Verfügung steht, gelte es allerdings,
    nicht mehr als drei Liter Heizöl verbraucht. Zum     eine kontinuierliche Entwicklung dar. „Es geht      die herkömmliche Technik zu verbessern. So lasse
    Vergleich: Auch relativ neue Bauten auf dem          nicht plötzlich die Tür auf und die Klimaverän-     sich Kohle in modernen Heizkraftwerken mit ei-
    Campus mit ähnlicher Nutzung verbrauchen             derung ist da“, sagte Wilken.                       nem Wirkungsgrad von fast 90 Prozent in Energie
    heute rund die dreifache Energiemenge. Maß-                                                              umwandeln. Aber auch die Leistungsfähigkeit
    nahmen, um das ökologisch vorbildliche „Drei-        Aktiver Klimaschutz wird kaum gegen den             von Anlagen zur Nutzung regenerativer Energie
    Liter-Haus“ zu verwirklichen, wären zum Beispiel     Willen der Menschen funktionieren. So betonte       lasse sich mit besserem Wirkungsgrad deutlich
    eine Energie sparende Bauweise, gute Däm-            Dr. Joachim Liers, dass die Universität bei ihren   steigern.                     Peter THOMAS I

                                                                                 7                                                                [JOGU]   199/2007
"Zeitgeister"-Werke von Mirjam Nemetschek Fritz Melchers ist Stiftungsprofessor 2007 Der neue Nierensteinzertrümmerer Schlaf - ein ...
magazin_jogu_07_copy                               25.01.2007      8:34 Uhr        Seite 8

                            Campus aktuell

                               „Hier geht’s für mich weiter!“
                               Step on! bietet persönliche Bildungs-

                                                                                                                                                                                                           Foto: Lena Grüter
                               planung in Mainz und Bingen Das von
                               der Universität Mainz geleitete Projekt
                               Step on! eröffnete im November 2006 zwei
                               Servicestellen – eine in der Mainzer Innen-
                               stadt, eine in der Binger Fußgängerzone –,
                               in denen unabhängig und qualifiziert über
                               Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten
                               informiert wird.                                                     Neue Bildungsberatungsstelle: Sabine Teichreb (ZWW), Vizepräsident Jürgen Oldenstein, Beraterin
                                                                                                   Elisabeth Döbbelin, Barbara Lampe (ZWW), Beraterin in Bingen Petra Fleischmann, OB Jens Beutel (v.l.)

                               Wo und wie werde ich fit für den Job? Wie funk-       Unter dem Motto „Hier geht’s für mich weiter!“             passgenaue und kontinuierliche Weiterbildung
                               tioniert der Wiedereinstieg in den Beruf nach der     bietet Step on! Unterstützung bei der persön-              im Sinne Lebenslangen Lernens wird zum ent-
                               „Familienphase“? Wie plane ich meine persönli-        lichen Bildungsplanung. In den als „Ladenge-               scheidenden Faktor für berufliches Fortkommen.
                               che Weiterbildung? Wo kann ich meinen Schul-          schäft“ konzipierten Beratungsstellen kann jeder           Heute gilt: Was Hänschen nicht lernt, kann (und
                               abschluss nachholen? Wo kann ich mich auch            und jede vorbeischauen, sich unverbindlich infor-          muss) Hans sehr wohl lernen.“
                               noch nach dem Berufsleben weiterbilden? Wie           mieren oder sich in mehreren Terminen intensiv
                               finde ich heraus, wo meine persönlichen Stärken       und individuell beraten lassen. Orientierungshil-          Die Bildungsberatungsstellen unterstützen die-
                               liegen? Wie schaffe ich den beruflichen Neuan-        fen im weitverzweigten Bildungs- und Qualifizie-           ses Konzept des Lebenslangen Lernens. Sie span-
                               fang? Bei den Antworten zu genau diesen Fragen        rungsmarkt der Region sollen zudem eine mög-               nen den Bogen von der Berufsorientierung über
                               rund um Bildung und Beruf können die Mitarbei-        lichst passgenaue Planung der ersten Schritte in           die Aus- und Weiterbildungsberatung bis hin zur
                               terinnen und Mitarbeiter des regionalen Bil-          den beruflichen Neuanfang garantieren. Aus-                zielgruppenspezifischen Beratung. Dazu gehören
                               dungsnetzwerkes Step on! in Form einer kosten-        künfte zu Finanzierungsbeihilfen für berufliche            auch benachteiligte junge Menschen, Migranten
                               freien, individuellen und qualifizierten Beratung     Weiterqualifizierungen gehören deshalb ebenso              und Migrantinnen, Hochschulabsolventen, Be-
                               weiterhelfen. Das Projekt versteht sich als           zum Angebot wie Informationen zur Unterstüt-               rufsrückkehrerinnen, Arbeitslose und ältere
                               Bildungswegweiser und arbeitet derzeit mit 27         zung bei der Kinderbetreuung.                              Beschäftigte. Dabei soll Bildungsberatung die
                               Partnern aus der Region zusammen, darunter die                                                                   eigenverantwortliche Gestaltung des jeweils ei-
                               Arbeitsagentur, die Job-Centren für Arbeitsmarkt-       „Was Hänschen nicht lernt,                               genen Bildungs- und Berufsweges unterstützen.
   Foto: Dirk Bröckelmann

                               integration Mainz und Mainz-Bingen, Hand-              kann Hans sehr wohl lernen.“                                                            Kathrin VOIGT I
                               werkskammer, Industrie- und Handelskammer
                               sowie die Weiterbildungsträger der Region.            Bereits 2003 richtete Step on! mit „Blickwech-
                                                                                     sel“ eine Bildungsberatungsstelle ausschließlich             Step on! Bildung & Beratung
                                                                                                  für Frauen ein, und die Erfahrungen             Hintere Bleiche 16, 55116 Mainz
                                                                                                  der letzten drei Jahre zeigen deut-             E-Mail: bildung-beratung-mainz@step-on.de
                                                                                                                                                  Elisabeth Döbbelin: 0 61 31-90 59 40
                                                                                                  lich den großen Bedarf an kompe-
                                                                                                                                                  Uwe Naumann: 0 61 31-90 59 41
                                                                                                  tenter Bildungsberatung. Barbara
                                                                                                  Lampe, Step on!-Projektleiterin
                                                                                                                                                  Step on! Bildung & Beratung
                                                                                                  beim Zentrum für wissenschaftliche              Freidhof 9, 55411 Bingen
                                                                                                  Weiterbildung der Johannes Guten-               E-Mail: bildung-beratung-bingen@step-on.de
                                                                                                  berg-Universität Mainz, erklärt:                Petra Fleischmann: 0 67 21-18 69 40
                                                                                                  „Das ist verständlich, denn die klas-
                                                                                                  sische Berufsbiografie Ausbildung –             Weitere Informationen bei der Projektleitung von
                                                                                                  Beruf – Ruhestand weicht langsam                Step on!
                                                                                                  auf. An ihre Stelle treten diskontinu-          Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung der
                                                                                                  ierliche Bildungs- und Berufswege:              Johannes Gutenberg-Universität Mainz
                                                                                                                                                  step-on@verwaltung.uni-mainz.de
                                                                                                  Neuanfänge mit 30, Teilzeitjobs,
                                                                                                  Phasen der Selbständigkeit. Die
                        Binger Dependance: Angela Schneider-Braun (Kreisverw.),
  OB Birgit Collin-Langen,Bürgermeister und VHS-Vorsitzender Thomas Feser, Landrat
  Claus Schick,Bildungsberaterin Petra Fleischmann, Klaus Tiggemann (MWWFK) (v.l.)

                               [JOGU]   199/2007                                                              8
"Zeitgeister"-Werke von Mirjam Nemetschek Fritz Melchers ist Stiftungsprofessor 2007 Der neue Nierensteinzertrümmerer Schlaf - ein ...
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                                                                                                                                                     Studium & Lehre

                                                                                                                                                                             Foto: privat
    Die Immunologie –
    ein zweischneidiges
    Schwert                                               Mit Professor Dr. Dr. h.c. mult. Georg Friedrich
                                                          (Fritz) Melchers ist es gelungen, einen Wissen-
                                                          schaftler von höchstem Rang auf diesem Gebiet
    Fritz Melchers ist Inhaber der                        zu gewinnen. Melchers, jugendlicher Nestor der
                                                          Immunologie, ist heute 70 Jahre alt. Unter seiner
    Stiftungsprofessur 2007                               Leitung (1980 bis 2001) entwickelte sich das Bas-
    Der Professor für Biochemie und                       ler Institut für Immunologie zu einer der weltweit
    Immunologie am Max-Planck-Institut                    führenden Forschungsstätten im Bereich der mo-
                                                          lekularen und klinisch orientierten Immunologie.
    für Infektionsbiologie in Berlin und                  Melchers wegweisende Forschungsarbeiten zur
    langjährige Direktor des Basler Insti-                Entwicklung der Stammzellen des Immunsystems
    tuts für Immunologie zählt zu den                     und zur Charakterisierung einzelner Immunzellen
                                                          legten den Grundstein für die Entwicklung von
    anerkanntesten Wissenschaftlern                       neuartigen und umfassenden Immuntherapien
    auf dem Gebiet der Immunologie.                       unter anderem bei Allergien, chronischen Entzün-
                                                                                                               Mann der Kreide:
                                                          dungen oder Tumorerkrankungen. Aber nicht nur
                                                                                                               Prof. Dr. Dr. Georg Friedrich (Fritz) Melchers
                                                          die internationale Ausstrahlungskraft der For-
    Pandemien sorgen weltweit immer wieder für            scherpersönlichkeit Fritz Melchers habe die
    Angst und Schrecken unter der Bevölkerung. Vor        „Freunde der Universität“ beeindruckt, Melchers      dass die Immunabwehr angreift, was sie be-
    einem Jahr sah sich die Welt durch das Vogel-         zeichne sich auch als Wissenschaftskommunika-        schützen sollte, und autoimmune Krankheiten
    grippe Virus H5N1 bedroht. Presse, Rundfunk und       tor und als international tätigen Wissenschafts-     auslöst. Zudem können einzelne „Schwerter“ de-
    Fernsehen sorgten nicht nur für die rasche Ver-       organisator aus, dessen Wirkungskreis weit über      fekt sein oder durch Infektionen, so besonders
    breitung der Negativschlagzeilen, schürten auch       seine Fachdisziplin hinaus gehe, schwärmt Prof.      durch das humane Immundefizienz Virus (HIV),
    noch die Furcht vor der Bedrohung durch Groß-         Cesana.                                              defekt werden. Einige dieser „Schwerter“ atta-
    epidemien in einer globalisierten Welt. So                                                                 ckieren die fremden Eindringlinge mit solch star-
    beschreibt Prof. Andreas Cesana, Vorsitzender          „Die Zwiespältigkeit unseres                        ken und fehlgeleiteten Kräften, dass auch der ei-
    der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der         Immunsystems: Schutz vor dem                         gene Körper Schaden erleidet, etwa bei Allergien
    „Freunde der Universität“, die Situation vor ei-        Fremden, aber auch Angriff                         oder Immunpathologien. Andere „Schwerter“
    nem Jahr, als die „Freunde der Universität“ das             gegen das Eigene.“                             entzünden Teile unseres Körpers und führen zu
    Thema für die Stiftungsprofessur 2007 festlegen                                                            Tumoren oder zu Mangelkrankheiten wie Juve-
    mussten.                                              In seiner Veranstaltungsreihe wird Prof. Melchers    nile Diabetes. Allzu oft wird in einer einzigen
                                                          über „Die Zwiespältigkeit unseres Immunsys-          Immunantwort Abwehr mit Selbstdestruktion
    Aber nicht nur die Angst vor drohenden Pande-         tems: Schutz vor dem Fremden, aber auch Angriff      vermischt.       Annette SPOHN-HOFMANN I
    mien, auch die Erkenntnis, dass das Immunsys-         gegen das Eigene“ sprechen. Zusammen mit re-
    tem bei vielen Krankheiten eine zentrale Rolle        nommierten Gastrednern wird Fritz Melchers die       Information: Melchers wird in Mainz vom
    spielt, dass es für zahlreiche Infektionskrankhei-    Zwiespältigkeit unseres Immunsystems erörtern.       24. April bis zum 10. Juli 2007 zehn Vorlesungen
    ten wie HIV oder Tuberkulose immer noch keinen        Dieses umfasst die Zellen des angeborenen und        zu dem o.g. Thema halten. Die Veranstaltungen
    Impfstoff gibt, dass die Immunabwehr manchmal         des adaptiven Immunsystems und seine in die          finden voraussichtlich jeweils dienstags von
    das angreift, was sie eigentlich beschützen soll,     Körperflüssigkeiten entsandten Abwehrmole-           18.15 Uhr bis ca. 20.00 Uhr, Hörsaal RW 1,
    gab den Ausschlag, 2007 den Forschungsschwer-         küle. Das Immunsystem – nach Fritz Melchers          Neubau Recht und Wirtschaft, Jakob-Welder-
    punkt Immunologie in den Mittelpunkt der              gleichsam eine Sammlung „zweischneidiger             Weg 9, statt.
    nächsten Stiftungsprofessur zu rücken. Das For-       Schwerter“ – schützt einerseits vor fremden Ein-
                                                                                                               Voraussichtliche Termine der Vorlesungsreihe:
    schungsgebiet habe eine enorme sozioökonomi-          dringlingen wie Infektionen und Tumoren, wobei
    sche Bedeutung, meint Cesana, und er verweist         es ein Gedächtnis entwickelt für einmal erkannte     Dienstag, 24. April 2007         Dienstag, 12. Juni 2007
    auf die weit reichenden Konsequenzen von Im-          Eindringlinge. So können wir uns gegen viele In-     Dienstag, 08. Mai 2007           Dienstag, 19. Juni 2007
    mundefizienzen,Autoimmunerkrankungen,Aller-           fektionen impfen lassen. Normalerweise ruht un-      Dienstag, 15. Mai 2007           Dienstag, 26. Juni 2007
    gien oder Krebserkrankungen für die Betroffe-         ser Immunsystem und greift auch den eigenen          Dienstag, 22. Mai 2007           Dienstag, 03. Juli 2007
    nen, für ihr Umfeld und für die Gesellschaft.         Körper nicht an. Andererseits kann es geschehen,     Dienstag, 05. Juni 2007          Dienstag, 10. Juli 2007

                                                                                  9                                                                      [JOGU]   199/2007
"Zeitgeister"-Werke von Mirjam Nemetschek Fritz Melchers ist Stiftungsprofessor 2007 Der neue Nierensteinzertrümmerer Schlaf - ein ...
magazin_jogu_07_copy        25.01.2007       8:34 Uhr        Seite 10

    Studium & Lehre

        „Rock

                                                                                                                                                                             Foto: Peter Thomas
        Around the Clock“
        Lebensfreude in ihrer reinsten Form Rock n’ Roll, das ist mehr als
        Elvis-Tolle und Petticoat. Beim Allgemeinen Hochschulsport der Mainzer Johan-
        nes Gutenberg-Universität lernen jedes Semester rund 25 Teilnehmer die Grund-
                                                                                                                                      Schwungvoll:
        lagen dieses beschwingten Tanzes, der zu dieser Urform der Rockmusik gehört.                                      Rock n’ Roll verlangt hohes
                                                                                                                             Koordinationsvermögen
        Das ist Musik, die in die Beine geht:Wenn sich die     Kondition ist deshalb sehr wichtig und das ent-
        Rock n’ Roll-Gruppe des Allgemeinen Hochschul-         sprechende Training gehört zum Tanzkurs.             Wie viel Spaß das Rock n’ Roll-Tanzen machen
        sports in der Gymnastikhalle trifft, dann wird der     Was die Musik angeht, zeigt sich der Tanzstil, der   kann, wissen Kathrin Leitmeyer und ihr Bruder
        Sportraum mit den Spiegelwänden zur vibrieren-         aus Swing und Boogie-Woogie entstanden ist,          aus eigener Erfahrung schon lange: Die Ge-
        den Tanzfläche. Allerdings hält der Besucher ver-      sowieso als höchst wandlungsfähig: „Tanzen           schwister tanzen selbst seit mehr als zehn Jahren,
        geblich Ausschau nach den Insignien der Hoch-          kann man Rock n’ Roll eigentlich auf die meisten     gehen auch auf Turniere. Da lag es für Paul Leit-
        zeit des Rock n’ Roll in den 1950er und 1960er         modernen Pop-Lieder“, weiß der Trainer. So legen     meyer nahe, die Leitung des Kurses im Angebot
        Jahren: Kein Petticoat dreht sich bei den akroba-      die Geschwister, die beide Medizin an der Main-      des Allgemeinen Hochschulsports zu überneh-
        tischen Tanzbewegungen, keine Elvis-Tolle wippt        zer Universität studieren, in ihren Übungsstunden    men, als er vor drei Semestern von der früheren
        im Takt. Und statt auf Falte gebügelter Bluejeans      neben den Rock-Klassikern vergangener Epochen        Trainerin angesprochen wurde. Das Seminar rich-
        tragen die Tänzerinnen und Tänzer bequeme              auch moderne Titel auf — Hauptsache, Rhythmus        tet sich ausdrücklich an Rock n’ Roll-Interessierte
        Sportkleidung.                                         und Spaß stimmen.                                    ohne Vorkenntnisse, erklären die angehenden
                                                                                                                    Mediziner. Auch wer sich noch nie im Klang von
        Es geht bei dem Angebot auch nicht darum, die              „Rock n’ Roll ist ein Tanz                       „Rock Around the Clock“ auf der Tanzfläche ge-
        Geschichte von Musik- und Tanzstil bis ins Detail        mit extrem hoher sportlicher                       dreht hat, liegt hier also richtig – wichtiger ist die
        zu beschwören, erläutert Kursleiter Paul Leit-                  Anforderung.“                               Begeisterungsfähigkeit für Tanz und Musik.
        meyer. Zusammen mit seiner Schwester Kathrin
        trainiert er die Mainzer Rock n’ Roll-Gruppe.          Auf dem Papier klingt Rock n’ Roll ganz einfach:     Und von dieser Begeisterung am 50 Jahre alten
        „Rock n’ Roll ist ein Tanz mit extrem hoher sport-     Ein Paartanz im Viervierteltakt mit einem schnel-    Modetanz lassen sich in Mainz Studierende aller
        licher Anforderung“, sagt Leitmeyer. Eine gute         len Rhythmus von etwa 50 Schlägen pro Minute,        Fachrichtungen gerne anstecken. Mediziner und
                                                                               entstanden Mitte der 1950er          Sportler zählen die Leitmeyers ebenso zu ihren
                                                                               Jahre in den Vereinigten Staaten     Kursteilnehmern wie Physiker, Psychologen und
                                                                               von Amerika. Wer sich selbst         Geisteswissenschaftler: „Quer Beet aus allen
                                                                               daran versucht, entdeckt aber        Fachbereichen“ kommen die Tänzerinnen und
                                                                               ziemlich schnell, dass es zum        Tänzer, erklärt Leitmeyer, während im Hinter-
                                                                               Tanzen mehr braucht als das          grund die Elektrogitarre aus den Boxen zum Tanz
                                                                               Interesse an der Musik von Elvis     aufspielt.
                                                                               Presley und Bill Haley: Am An-
                                                                               fang steht das Training des          Den Geruch der Revolution hat der Rock n’ Roll
                                                                               Grundschritts, wie bei anderen       ein halbes Jahrhundert nach seiner Geburt verlo-
                                                                               klassischen Standard- oder La-       ren.Aber am Spaßfaktor hat sich nichts geändert.
                                                                               tein-Paartänzen auch. Die be-        „Katalysator für energetische Lebensfreude in ih-
                                                                               sondere Faszination des Rock n’      rer reinsten Form“, so beschreibt das Programm
                                                                               Roll machen allerdings die akro-     des AHS diesen Tanzstil. Dass dieses Prädikat zu-
                                                                               batischen Figuren aus: Drehun-       trifft, beweisen die Kursteilnehmer jeden Diens-
                                                                               gen, Hebefiguren und anderes.        tagabend erneut.               Peter THOMAS I
                                                                               Das verlangt neben Rhythmus-
                                                                               gefühl auch viel Kraft, gute Be-     Information: Die Kurse finden jeweils dienstags
                                                                               weglichkeit und ein hohes Koor-      von 18.30 Uhr bis 20 Uhr in der Gymnastikhalle
                                                                               dinationsvermögen.                   statt.

        [JOGU]   199/2007                                                             10
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                         Gedächtnisbildung                                                                                                               Die Tiefen des Hippocampus sind für die Verar-
                                                                                                                                                         beitung und Speicherung aller so genannten pro-
                                                                                                                                                         zeduralen Abläufe zuständig. So fallen die Repro-
Foto: Peter Thomas

                                                                                                                                                         duktion von motorischen Sequenzen und das
                         Schlaf – ein Leistungsmotor „Der Schlaf – Lebensphänomen und                                                                    Erkennen von visuellen Texturen in den Zustän-
                         Forschungsfeld“ lautete im Wintersemester der Titel einer Ringvorlesung des                                                     digkeitsbereich eben des Hippocampus. Dieser ist
                         Studium generale. Insbesondere der Gastvortrag des Lübecker Schlafforschers                                                     aber auch an der Vertiefung des so genannten de-
                                                                                                                                                         klamatorischen Wissens, des Vokabelerwerbes
                         Jan Born stieß auf waches Interesse. Muschel-Hörsaal N3 platzte aus fast allen                                                  etwa, beteiligt.
                         Nähten. „Lernen im Schlaf“ – dieser Wunsch ist eben genau so alt wie der
                         Traum vom Fliegen – und nicht minder realisierbar.                                                                              Während wir lernen, wird das zu speichernde Ma-
                                                                                                                                                         terial enkodiert, also etikettiert und abgelegt, und
                                                                                                                                                         zwar im Neocortex, dem stammesgeschichtlich
                         Dass Traumbilder die Zukunft zeigen, galt von der     Für seine Testreihen schickt der Lübecker Profes-                         jüngsten Teil der Großhirnrinde. Eine Kopie des
                         Antike bis zum Beginn der Aufklärung als Faktum.      sor regelmäßig Studenten ins Schlaflabor. Denn                            Materials wird an den Hippocampus gesendet.
                         Vor einem Jahrhundert reduzierte Sigmund Freud        Traumberichte, so der Forscher, seien prinzipiell                         Dieser reaktiviert während des Schlafes die ab-
                         das allnächtliche Kopfkino auf den erotischen         ungeeignet, um relevante Ergebnisse zu erzielen.                          gespeicherten Inhalte. Die Reaktivierungen sti-
                         Wunsch. Doch heute überzeugt auch die psycho-         Hormonspiegel-Messungen liefern hingegen ei-                              mulieren den Rücktransfer der Informationen in
                         analytische Deutung nur noch bedingt. Wir Ge-         nen präzisen Beweis dafür, dass unser Gehirn im                           den Neocortex. Dabei werden durch so genannte
                         genwärtigen halten es eben lieber mit dem Volks-      Schlaf hochgradig aktiv ist. Bei jedem Menschen                           regelmäßige Spindelpulse Calciumströme ausge-
                         mund, der da sagt, dass Träume Schäume sind.          treten in der Aufwachphase vermehrt die Stress-                           löst, die mittelbar diejenigen Synapsen aktivie-
                         Dennoch besitzt ja gerade das Virtuelle seinen        hormone ACTH und Cortisol im Blut auf – der Kör-                          ren, die für die Encodierung zuständig waren. Die
                         Reiz. Wer lange nach Mitternacht ins Bett geht,       per nimmt so den erwarteten Wachstress vorweg.                            synaptischen Verbindungsstellen werden gekräf-

                                                                                                                                   Foto: PhotoCase.com
                         hat am meisten von den selbst generierten Fan-                                                                                  tigt, das Material ist dem Gedächtnis einge-
                         tasy-Filmen, die während der so genannten                                                                                       schrieben.
                         REM-Phasen des Schlafes laufen.
                                                                                                                                                              Der Schlaf ist eben nicht
                         Spät-zu-Bett-Geher sind also in doppel-                                                                                              in erster Linie Bildfabrik,
                         ter Weise erlebnisorientiert. „Schlafen                                                                                                  sondern Lernlabor.
                         kannst du, wenn du tot bist“ lautet ja
                         auch das Motto der Jungen und der Fit-                                                                                           Vergleichende Leistungstests, die nach einer
                         ten, und ist das so falsch?                                                                                                      Lernphase und nach einer Kombination von
                                                                                                                                                          Lern- und Schlafphase durchgeführt wurden,
                         „Ja“, antwortet Prof. Dr. Jan Born, Direk-                                                                                      zeigten eine Leistungssteigerung im Kombi-Fall.
                         tor des Lübecker Universitäts-Instituts für                                                                                     Bei Studenten, die vor dem Schlaf Vokabeln ge-
                         Neuroendokrinologie. Mit dem Hinweis darauf,                                                                                    paukt hatten, konnte außerdem eine Zunahme
                         dass der ideale Schlaf um 11 Uhr abends beginne       Ist den Personen vor dem Einschlafen der Zeit-                            der Spindelaktivitäten festgestellt werden.
                         und um sieben Uhr morgens ende, sorgte Born           punkt des Weckens mitgeteilt worden, liegt die
                         gleich zu Anfang seines Vortrags für allgemeines      entsprechende Hormonmenge deutlich höher als                              Schlaf ist also ein Leistungsmotor. Während des
                         Gelächter. Aber warum nur ist er so wichtig, der      im Falle einer Überraschungsweckung. Das Ge-                              Schlafes wird das Gehirn trainiert, die frisch er-
                         Schlaf vor Mitternacht, den unsere Eltern und         hirn hat die Informationen aus der Wachphase                              worbenen Informationen werden nach Relevanz
                         Großeltern uns hartnäckig verordnen wollten und       während des Schlafes verarbeitet. Und nicht nur                           sortiert und Fähigkeiten werden automatisiert.
                         gegen den wir uns wehrten, sobald wir sprechen        das – es hat Erlebtes und Erlerntes dauerhaft ab-                         So ist die Zunahme etwa von explizitem Vokabel-
                         und laufen konnten? Weil wir im Schlaf, genauer,      gespeichert, es hat neu erworbene Kenntnisse                              wissen auch im vom Hippocampus abhängigen
                         während der ersten Einheit des Nachtschlafes,         verfestigt, indem es sie den Langzeitgedächt-                             deklarativen Gedächtnissystem noch nach einem
                         der so genannten Delta-Phase, das Wissen verfes-      nisstrukturen eingefügt hat – oder warum wa-                              Jahr nachweisbar. „Die Gedächtnisbildung im
                         tigen, das wir uns tagsüber aneignen, lautet die      chen wir auch sonntags zu unserer üblichen                                Schlaf ist ein aktiver Prozess, bei dem es zu einer
                         schlichte wissenschaftliche Antwort. Ohne aus-        Weckzeit auf?                                                             Reorganisation der frisch enkodierten Gedächt-
                         reichenden Schlaf würden wir das Sprechen und                                                                                   nisrepräsentanzen kommt“, schlussfolgert Born.
                         das Laufen also gar nicht erst erlernen. Der Schlaf   Zu den evolutionär ältesten Strukturen des Ge-
                         ist eben nicht in erster Linie Bildfabrik, sondern    hirns zählt der hufförmige Hippocampus – der                              Es lohnt sich also, den Ermahnungen der Eltern
                         Lernlabor. „Die Gedächtnisbildung ist keines-         seinen Namen übrigens nicht dem gebräuch-                                 und Großeltern zu folgen, will sagen, bis 22 Uhr
                         wegs die einzige, aber die wichtigste Funktion        lichen lateinischen Begriff („Seepferdchen“),                             zu lernen und um 23 Uhr zu Bett zu gehen.
                         des Schlafes, der vor allem dazu dient, Informa-      sondern dem griechischen Wort für „Meerunge-                              Wenigstens vor dem Examen.
                         tionen zielgerichtet zu verarbeiten“, so Born.        heuer“ („Hipposkampos“) verdankt.                                                                Ulrike BRANDENBURG I

                                                                                                     11                                                                                      [JOGU]   199/2007
magazin_jogu_07_copy                             25.01.2007         8:34 Uhr         Seite 12

    Wissenschaft & Forschung

                           Spitzentechnologie in Mainz
                           Der neue Nierensteinzertrümmerer Nach sechsjähriger Entwicklungszeit                                                   im Abstand von etwa einer Woche.“ Außer
                           lieferte Siemens im März 2006 die ersten Geräte eines neuartigen Lithoskops                                            Neisius, der bei seiner täglichen Arbeit in der Re-
                                                                                                                                                  gel einen Gehörschutz trägt, bedienen auch Dr.
                           aus. Eines davon erhielt im August die Mainzer Urologie an der Langenbeck-                                             Sebastian Melchior und der Leiter der Urologie,
                           straße, samt dem dazugehörigen Urodiagnostiktisch. Damit verfügt Mainz als                                             Prof. Dr. Joachim Thüroff das neue Gerät. Seit
                           erste deutsche Universitätsklinik über diese neue Technik und avanciert zum                                            August wurden in Mainz schon mehr als 100 Pa-
                                                                                                                                                  tienten behandelt, darunter auch einige Kinder.
                           Weltreferenzzentrum für Siemens in Sachen Lithotripsie, Steinbehandlung und                                            „Sie entwickeln Nierensteine meist aufgrund an-
                           Urodiagnostik.                                                                                                         geborener Stoffwechselkrankheiten“, erklärt Dr.
                                                                                                                                                  Melchior. Außerdem wird bei ihnen mit einer
                           Presse und Fernsehen waren zahlreich vertreten               dem Bildschirm und es konnte geschossen wer-              noch geringeren Schockwellenenergie gearbeitet
                           als kürzlich der neue Nierensteinzertrümmerer in             den. Peng, peng, peng, man fühlte sich wie auf            und die Bildgebung erfolgt auch nicht über Rönt-
                           der Urologischen Klinik der Johannes Gutenberg-              dem Schießstand und nach kurzer Zeit war der              gen. Ein besonderer Clou des neuen Lithoskops
                           Universität öffentlich vorgestellt wurde. Stau-              Stein zu Sand auf dem Grund des Beckens ge-               ist nämlich, dass in den Stoßwellenkopf auch ein
                           nend konnte man beobachten, wie ein etwa 1 cm3               worden.                                                   Ultraschallgerät gesteckt werden kann. Damit
                           großer Stein unter der Einwirkung von punktge-                                                                         können kindliche Gewebe schonender untersucht
                           nau gesteuerten Schockwellen einfach zerbrö-                      „Kinder entwickeln Nieren-                           werden. Außerdem bietet die Ultraschalltechnik
                           selte. Der Stein befand sich in einem kleinen Netz                  steine meist aufgrund                              den Vorteil, dass auch Steine sichtbar werden,
                           in einem eigens für solche Demonstrationen kon-                       angeborener Stoff-                               die keinen Kalk enthalten. Solche Steine entste-
                           struierten Wasserbecken. Dieses wurde von der                       wechselkrankheiten.“                               hen gelegentlich bei bestimmten Infekten und
                           Siemens-Spezialistin Andrea Antonini auf der Pa-                                                                       sind im Röntgenbild nicht zu sehen. Daher wird
                           tientenliege in Höhe der Nierengegend positio-               Auf die Frage, ob die Behandlung eines Patienten          Ultraschall auch bei manchen Erwachsenen an-
                           niert und Dr. Andreas Neisius, einer der Mainzer             ebenso rasch von Statten gehe, antwortete                 gewendet. „Alles in allem bietet eine Röntgen-
                           Spezialisten an dem High-Tech-Gerät, rief alle               Dr. Neisius: „Natürlich nicht, denn eine menschli-        aufnahme aber schon allein wegen ihrer Drei-
                           Anwesenden hinter die Röntgenstrahl-dichte                   che Niere wird mit deutlich niedrigerer Energie           dimensionalität die bessere Darstellung“, betont
                           Scheibe. Dann begann der Urologe mit der Or-                 beschossen. Da fangen wir mit ganz geringen               der Mediziner.
                           tung des Steines, indem er per Fernsteuerung den             Dosen an und steigern diese langsam. Bei einem
                           blauen Stoßwellenkopf, in dem auch das Rönt-                 Therapiedurchgang kann eine Niere maximal                    Bislang wurden Steine von
                           genauge sitzt, hin und her bewegte. Endlich er-              60 Joule vertragen, so dass Patienten mit größe-            mehr als 2,5 cm Durchmesser
                           schien der Stein im Fokus des Röntgenbildes auf              ren Steinen mehrmals behandelt werden müssen,                stets durch eine Operation
                                                                                                                                                              entfernt.
      Foto: Frank Erdnüß

                                                                                                                                                  Das 600.000 Euro teure Lithoskop wird sich für
                                                                                                                                                  die Mainzer Klinik bald bezahlt machen, hoffen
                                                                                                                                                  die Ärzte. Neben der beschriebenen Möglichkeit
                                                                                                                                                  der „doppelten Bildgebung“, die laut Melchior
                                                                                                                                                  nicht nur geringere Strahlenbelastung beim Rönt-
                                                                                                                                                  gen sondern auch eine bessere Bildqualität liefert
                                                                                                                                                  als das alte Siemens-Gerät, bietet es zahlreiche
                                                                                                                                                  weitere Neuerungen. Der Stoßwellenkopf kann
                                                                                                                                                  flexibel nahezu in jede Stellung gefahren werden,
                                                                                                                                                  so dass der Patient immer in der Rückenlage blei-
                                                                                                                                                  ben kann; aufwendige Umlagerungen entfallen,
                                                                                                                                                  auch wenn beispielsweise beide Nieren, der
                                                                                                                                                  Harnleiter und die Blase untersucht werden sol-
                                                                                                                                                  len. Des Weiteren verfügt das Gerät über eine Ein-
                                                                                                                                                  dringtiefe von 16 cm sowie über einen großen
                                                                                                                                                  Stoßwellenfokus. In Kombination mit dem extrem
                                                                                                                                                  belastbaren Urodiagnostiktisch (bis 203 kg) kön-
                                                                                                                                                  nen so auch übergewichtige Patienten sicher be-
                                                                                                                                                  handelt werden. Im Gespräch weist Prof. Thüroff
                           Zum Abschluss der Präsentation mimte noch einer der Ärzte den Patienten und ließ bereitwillig das Blitzlichtgewitter
                           der Fotografen über sich ergehen – umrahmt von Prof. Dr. Joachim Thüroff, Dr. Sebastian Melchior, Andrea Antonini,
                           Dr. Andreas Neisius (v.l.)

                           [JOGU]   199/2007                                                                       12
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    außerdem darauf hin, dass mit dem neuen Stoß-         Orthopädie-Aufsatz eignet sich das Gerät zur         breit keine andere Klinik ausgestattet, so dass die
    wellensystem nun vermutlich auch größere Nie-         Behandlung von Tennis-Ellenbögen und zur             Patientenzahlen möglicherweise ansteigen könn-
    rensteine zertrümmert werden können. Bislang          Schmerztherapie.                                     ten. Langfristig wird sich die Situation jedoch
    wurden Steine von mehr als 2,5 cm Durchmesser                                                              wieder entzerren, denn die Mainzer Neuerung er-
    stets durch eine Operation entfernt. Die neue           Vier Prozent der Deutschen                         freut sich eines regen Interesses aus dem In- und
    Stoßwellentechnik zeichnet sich durch eine             plagen sich mit Nierensteinen                       Ausland. „Zahlreiche Experten kommen seit Au-
    höhere, in 38 Stufen einstellbare Energie mit brei-     herum und jährlich werden                          gust zum Hospitieren zu uns“, sagt Melchior,
    terem Fokus aus. Dadurch ist die Energiedichte         landesweit etwa 5.000 Steine                        „und ich weiß, dass die Heidelberger Klinik schon
    insgesamt geringer und die Nebenwirkungen                      zertrümmert.                                ein Gerät bestellt hat.“ Für die wissenschaftliche
    werden reduziert.                                                                                          Forschung an der Uniklinik eröffnen sich durch
                                                          Haupteinsatzgebiet ist und bleibt aber die Urolo-    das neue Gerät ebenfalls neue Chancen, sich zu
    Weiterhin lassen sich mit der Gerätesoftware alle     gie und da gibt es einiges zu tun. „Immerhin pla-    profilieren. Laut Melchior sollen in klinischen Stu-
    Patientendaten direkt aus dem Kliniknetzwerk          gen sich vier Prozent der Deutschen mit Nieren-      dien zum Beispiel die Menge der Schmerzmittel
    einlesen und zusammen mit den neu gewonne-            steinen herum und jährlich werden landesweit         und die Zahl der Behandlungen pro Patient mit
    nen digitalen Bildern weiter verarbeiten und spei-    etwa 5.000 Steine zertrümmert“, erläutert Mel-       dem neuen Lithoskop ermittelt und mit anderen
    chern. So können Arbeitsabläufe optimiert und         chior. Dazu werden die Patienten nur leicht mit      Therapieverfahren verglichen werden. Außerdem
    Kosten gespart werden. Zufrieden mit ihrer Inves-     Schmerzmitteln vorbehandelt und nicht wie bei        ist wie bei jeder Innovation in der Medizin die all-
    tition sind die Mainzer aber auch wegen der viel-     einem endoskopischen oder offenen Eingriff in        gemeine Komplikationsrate von hohem Inter-
    fältigen medizinischen Einsatzmöglichkeiten des       Vollnarkose versetzt. Melchior und seine Kollegen    esse. Hier hat Mainz aufgrund der hohen Patien-
    Gerätes. So können zum Beispiel auch Gallen-          behandeln momentan 500 bis 800 Patienten pro         tenzahlen beste Voraussetzungen, fundierte
    steine behandelt werden und endoskopische Ein-        Jahr, wobei das Zertrümmern auch weiterhin sta-      Ergebnisse zu publizieren. Bei den stets sehr
    griffe sind ebenfalls möglich. Zudem profitieren      tionär durchgeführt wird. „Ein Tag zur Beobach-      wichtigen Langfristdaten hat Mainz jetzt ohnehin
    andere medizinische Disziplinen von der Neuer-        tung muss sein, nur zur Sicherheit“, wie Melchior    die Nase vorn und kann als erstes neue Erkennt-
    werbung der Urologen: Mit einem speziellen            betont. Mit der neuen Technik ist zurzeit weit und   nisse liefern.                 Frank ERDNÜSS I

                                                                                 13                                                                [JOGU]   199/2007
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    Wissenschaft & Forschung

        Sterben in Würde
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        Auf der Palliativstation ticken die Uhren anders Obwohl sich in den                                                            Helfer. Überhaupt konnte die Station in ihrer jet-
        letzten 50 Jahren die Heilungschancen für viele Krankheiten enorm verbessert                                                   zigen Form nur realisiert werden, weil der Leiter
                                                                                                                                       der III. Medizinischen Klinik, Prof. Dr. Christoph
        haben, werden insbesondere Krebspatienten oft nicht mehr gesund. Ihnen und                                                     Huber, eine halbe Million Euro zur Verfügung
        anderen unheilbar Kranken widmet sich die Palliativmedizin. Die Bezeichnung                                                    stellte; der Betrag war ihm von einer verstorbe-
                                                                                                                                       nen Krebspatientin zur Unterstützung seiner
        für diese noch junge medizinische Disziplin geht auf das lateinische Wort                                                      Arbeit überlassen worden. Eine weitere Beson-
        „Pallium“ (Mantel) zurück: Der unheilbar kranke Patient wird von einem                                                         derheit ist das Abrechnungssystem mit den Kran-
                                                                                                                                       kenkassen. Anders als im übrigen Klinikgeschäft,
        Mantel schützend und wärmend umhüllt, so dass er die ihm verbleibende                                                          wo seit kurzem nur noch Pauschalen für be-
        Zeit in möglichst guter Lebensqualität verbringen kann.                                                                        stimmte Diagnosen abgerechnet werden können
                                                                                                                                       – so genannte DRG’s (Diagnosis Related Groups)
                                                                                                                                       – richtet sich die Vergütung für die Palliativsta-
        Den „Mantel“ repräsentiert das multiprofessio-                            ihren stimmungsvollen Bildern bei, sondern vor       tion nach der Dauer der Behandlung. „Wir sind
        nelle Team der Palliativstation, die auf dem Main-                        allem die Tatsache, dass dem einzelnen Patienten     von den Krankenkassen als besondere Einrich-
        zer Klinikgelände seit Dezember 2005 besteht.                             viel Zeit gewidmet wird. Hier liegt laut Weber       tung anerkannt, denn ausreichende Zeit für den
        Maximal acht Patienten können dort interdiszi-                            auch eines der Hauptprobleme bei der aktuellen       Patienten ist bei uns ein wesentlicher Bestandteil
        plinär betreut werden. Sie sind in Einzelbettzim-                         Patientenversorgung in Deutschland: die zuneh-       der Therapie“, erläutert Weber und fügt hinzu:
        mern untergebracht, die mit viel Sinn fürs Detail                         mende Arbeitsverdichtung und Zeitverknappung,        „Allerdings müssen wir unser Konzept jedes Jahr
        eingerichtet und dekoriert wurden. „Wir wollen                            die sich insbesondere auf die Kommunikation mit      erneut mit den Krankenkassen verhandeln.“ So
        den Aufenthalt für die Patienten so angenehm                              dem Patienten negativ auswirken.                     bleibt auch kein Budget übrig, mit dem neue Ein-
        wie möglich gestalten“, erklärt der medizinische                                                                               richtungsgegenstände gekauft oder Fortbildun-
        Leiter der Station, Dr. Martin Weber. Dazu trägt                          Auf der Palliativstation ticken die Uhren also an-   gen für die Mitarbeiter bezahlt werden können.
        nicht nur die geschmackvolle Einrichtung mit                              ders. Ermöglicht wird das durch einen besseren       „Dafür sind wir auf Spenden angewiesen und
                                                                                                                                       haben jetzt gerade auch einen Förderverein
                                                                                                                                       gegründet, in dem Patenschaften in Höhe von
                                                                                                                                       90 Euro pro Jahr übernommen werden können.
                  Fotos: Frank Erdnüß

                                                                                                                                          „Palliativmedizin sollte als
                                                                                                                                          Pflichtveranstaltung in den
                                                                                                                                             Studienplan integriert
                                                                                                                                                    werden.“

                                                                                                                                       Im Gespräch mit Dr. Weber und der Stationslei-
                                                                                                                                       tung Schwester Sigrid Mahlkow fällt auch mir die
                                                                                                                                       einfühlsame ruhige Art der beiden angenehm auf.
                                                                                                                                       Sie erzählen von dem ganzheitlichen Ansatz, mit
                                                                                                                                       dem sie und ihr Team versuchen, den todkranken
                                                                                                                                       Menschen die letzte Lebensphase zu erleichtern.
                                                                                                                                       Dazu gehört auch die Begleitung der Angehöri-
                                                                                                                                       gen, die stets ermutigt werden, das Personal
                                                                                                                                       bei Problemen anzusprechen. So sind bei der täg-
                                                                                                                                       lichen Arbeit viel Fingerspitzengefühl und ein äu-
                                                                                                                                       ßerst sensibles Vorgehen erforderlich. „Mittler-
                                                                                                                                       weile haben wir ein sehr gutes Team aus Inter-
                                                                                                                                       nisten, Anästhesisten, Neurologen, Psychologen,
                                                                                                                                       Physiotherapeuten, Pflegepersonal, Sozialdiens-
                                                                                                                                       ten und Seelsorgern aufgebaut“, betonen beide
                                        Dr. Martin Weber und Schwester Sigrid Mahlkow: Auch in Grenzsituationen
                                        sind Hoffnung und Sinnfindung möglich.

        [JOGU]   199/2007                                                                                14
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