Schädelmechanik der Flugsaurier - Edoweb

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Schädelmechanik der Flugsaurier - Edoweb
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      ]
                                 m b e r
                         N o v e
N r .   1 7 6

[JOGU        in der   Jo h a n n e s   G u t e n b e rg
                                                        -Universit   ät Mainz

   Das Magaz

                       [ Schädelmechanik der Flugsaurier ]

                                                             [ Kinderkrebsregister Mainz ]

                                                           [ Sommerakademie des Films ]

                                                       [ Ally McBeal auf dem Campus ]
Schädelmechanik der Flugsaurier - Edoweb
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Schädelmechanik der Flugsaurier - Edoweb
[   Inhalt         ]
     [   Titel ]
14        Fachwerkkonstruktion Saurierschädel
           Der Mainzer Paläontologe Michael Fastnacht er-      Elemente aus den Ingenieurwissenschaften hel-
           forscht die Internstruktur eines Flugsaurierschä-   fen dabei, Daten zu erstellen, die Rückschlüsse
           dels. Ein Computertomograph der Mainzer Klinik      auf Schädelmechanik und Ernährungsverhalten
           für Radiologie und die Methode der Finiten          der Tiere zulassen.

     [   Editorial ]
 4        Ut omnes unum sint

     [   Campus aktuell ]
 6        Interesse frühzeitig wecken
 7        Gegen pauschale Diffamierung
 8        Forschen in Übersee
 8        Mehr Verträge                                                                                          Bundespräsident
                                                                                                                 Rau wirbt für
     [   Studium & Lehre ]                                                                                       Vielfalt
 9        Sitcom wird Kult
10        Gesucht werden...                                                                                      Seite 7
10        Kulturwesen
11        Heftig umworben
11        Zukunft Bildung
12        Krisen, Konflikte und Königswege
13        Gestaltungsspielraum

     [   Wissenschaft & Forschung ]                                                                              Prof. Reiter
18        Chancen der Heilung steigen                                                                            zeigt Herzens-
20        Asymmetrie auf der Spur                                                                                verbundenheit
22        Das einzige Problem waren die Nashörner
23        Informationssystem Krebsbekämpfung                                                                     Seite 24
23        Ständige Leistungskontrolle

     [   Campus international ]
24        Herzensverbundenheit
25        Verständnis unserer Kultur
25        Globalisierung Europas
26        Gesellschaften mit demokratischer Kultur
                                                                                                                 Solidarität für
     [   Kultur auf dem Campus                    ]                                                              entlassene
27        Kulturen fern vom Nil                                                                                  Wissenschaftler
29        Blick durch den Sucher
30        Pflanzen, Sonne, keltische Musik                                                                       Seite 26

     [   w w w. u n i - m a i n z . d e ]
31        Erster Etappensieg
32        „Zettelkataloge“ überflüssig
32        Außerordentliche Eignung
32        Kompetenzzentrum
32        Zentrale elektronische Anmeldung möglich
32        Echo wider Erwarten
                                                                                                                 Oase fernab
                                                                                                                 vom Nil
     [   Pe rs o n e n & Po s i t i o n e n   ]
33        Keine Entpflichtung
33        Neu an der Uni                                                                                         Seite 27
34        Auszeichnungen

     [   Kurz & bündig ]
35        Veranstaltungstipps
35        Sitzungstermine des Senates
36        Lesestoff
36        Allgemeiner Hochschulsport informiert                                                                  Exotik erleben
37        Gold für Mainzer Olimpiaforscherin                                                                     im Botanischen
37        Fechter erfolgreich
                                                                                                                 Garten
38        Impressum
                                                                                                                 Seite 30
     [   Akademischer Stellenmarkt                     ]
37        Anzeigen

                                                                                  3                              [JOGU] 176/2001
Schädelmechanik der Flugsaurier - Edoweb
[ Editorial]

Ut omnes unum sint
Prof. Dr. Josef Reiter nimmt Abschied als Präsident der Johannes Gutenberg-Universität

     Ut omnes unum sint – auf dass alle eins
seien – dieses Wort aus dem Johannesevange-
lium wurde der Universität Mainz bei ihrer Wie-
dereröffnung als Johannes Gutenberg-Univer-
sität als oberste Richtschnur auf ihren weiteren
Weg mitgegeben. Es ist die Aufforderung, den
Begriff der universitas zu verwirklichen: Viele
zu einem hin zu wenden, in eins zu wenden oder,
wie der große Philosoph Nikolaus von Kues es sa-
gen würde, aus der Vielheit eine Einheit zu schaf-
fen, in der dennoch die Vielheit weiter Bestand
hat. Mehr noch: Alle sollen eins sein – das heißt,
Universität bestimmt sich nicht aus einer wie
auch immer beschaffenen Mehrheit ihrer Glieder,
sondern aus deren Gesamtheit. Eine Spaltung ei-
ner Universität ist immer auch ihr Ende – wie es
die Universität Mainz in ihrer Geschichte selbst
erlebt hat. Die Zeit der Revolutionskriege und
ihre Folgejahre brachten ein Aussetzen der Uni-
versität mit sich, das 150 Jahre währen sollte.

     Ut omnes unum sint ist eine Aufforde-
rung, keine Feststellung; eine Aufgabe, als solche
auch eine Errungenschaft, aber etwas stets neu
zu Verwirklichendes. Als Lebensgesetz einer Uni-
versität hat diese Aufforderung stets im Mittel-
punkt meiner Arbeit als Präsident dieser Univer-
sität gestanden. Dabei war immer zuerst zu
beachten, dass es nicht heißt: Ut omnes                                                                                                                   Foto: Thomas Hartmann
unum (oder gar meum) faciam – auf dass ich                                       Präsident Reiter: „Eine Universität muss von innen leben.“
alles zu (m)einem mache. Eine Universität muss
von innen leben und wer ihr vorsteht, muss auf
die gleichmäßige Entwicklung ihrer Glieder ach-      politische Voreingenommenheit, Gruppen- oder              und nötigenfalls auch entgegenzutreten, die von
ten, vor allem aber darauf, dass diese Glieder ak-   Listendenken das Bild bestimmt haben, sondern             außen an die Universität herangetragen werden;
tive Mitglieder der Universität sind und bleiben.    dass sich diese Gremien gerade in Zeiten, wo              und nur so schafft sie es, ein eigenständiges,
Hat auch die Gremienuniversität zur Zeit in der      sehr schwierige und schmerzhafte Entscheidun-             selbst entwickeltes Konzept einer langfristigen
öffentlichen Meinung einen schweren Stand, so        gen zu treffen waren, als Organe der lebendigen           und tragfähigen Gestaltung von Forschung,
möchte ich ihr eine Lanze brechen: Denn mag          Meinungsbildung, der verantwortungsbewuss-                Lehre und auch vermehrt Weiterbildung zu ent-
auch manche Schwerfälligkeit und mancher             ten Beschlussfassung, der gemeinsamen Zu-                 wickeln, das Originalität und Leistungsfähigkeit
(scheinbare) Umweg mit Gremienarbeit verbun-         kunftsgestaltung bewährt haben. Die mühsame,              dieser Universität zum Ausdruck bringt. Die letz-
den sein und mögen auch die Gremien dieser           oft nervenzehrende Arbeit dieser Gremien ist es           ten Jahre waren geprägt von wirtschaftlichen
Universität so mancher Reform durchaus bedürf-       erst, die aus dieser Universität eine Einheit ihrer       Zwängen und gesellschaftlichen und politischen
tig sein, so sind doch solche Einrichtungen – bei    Glieder machen kann. Autokraten müssen allzu              Infragestellungen der Universität; die nächsten
vernünftiger Strukturierung und entsprechender       oft nach dem Motto divide et impera herr-                 Jahre werden bestimmt nicht einfacher werden.
Praxis – die Foren, die ein gemeinsames Arbeiten     schen – das wäre der Tod einer Universität, so-           Doch vertraue ich darauf, dass „unser“ Ministe-
und Weiterentwickeln der gemeinsamen Sache             wohl was ihre Einheit, als auch was ihre innere         rium in dem dankenswerten Bemühen fortfahren
erst möglich machen; und ich kann                           Vielheit angeht. Ich habe stets mehr auf die       wird, die aufgrund der angespannten Finanzlage
nach 10 Jahren Präsidentschaft                                Kraft der Argumente als auf die Autorität        des Landes Rheinland-Pfalz realistischerweise
(und zuvor fast zwei Jahren                                    des Amtes gesetzt, und ich glaube, damit        leider absehbaren finanziellen Einbußen mög-
Vizepräsidentschaft) mit Ge-                                    nicht ganz falsch gelegen zu haben.            lichst gedämpft und gestreckt an uns weiterzu-
wissheit und auch etwas                                                                                        geben. Zur Zeit befindet sich die Universität in-
Stolz sagen, dass in unserer                                       Nur in einer Universität, die eine          sofern in einer vergleichsweise guten Position,
Universität auch in sehr                                       Einheit ist, in der Vielheit lebt, ist es       als ihr katastrophale schlagartige Streichungen,
wichtigen Gremien wie dem                                      möglich, auch den vielfältigen Formen           schwere innere Kämpfe wie an anderen deut-
Senat nie Sektierertum oder                                   von Druck und Anspruch zu entsprechen            schen Universitäten erspart geblieben sind. Auch

[JOGU] 176/2001                                                              4
Schädelmechanik der Flugsaurier - Edoweb
Zur feierlicher Übergabe des Präsidentenamts
                                                                                      der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
                                                                                                             von
                                                                                               Univ.-Prof. Dr. Josef Reiter
                                                                                                             an
                                                                                             Univ.-Prof. Dr. Jörg Michaelis
                        die weitreichenden Änderungen in ihrer Organi-                                                                                   quenzen daraus zu ziehen.
                                                                                                   in Anwesenheit des
                        sation, die zum größten Teil bereits angestoßen                                                                                  Solchen Ratgebern schulde
                        und zum Teil schon vollzogen wurden, werden                   Ministers für Wissenschaft, Weiterbildung,                         ich meinen Dank.
                        die Universität weiter handlungsfähig halten.                             Forschung und Kultur                                 Besonderen Dank schulde
                        Ich hoffe, dass diese Universität auf diese Weise
                                                                                       Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. E. Jürgen Zöllner                 ich aber allen Mitgliedern die-
                        des miteinander Ringens und miteinander nach
                                                                                     am Montag, dem 3. Dezember 2001, 10.00 Uhr                   ser Universität, die mich durch
                        Lösungen Suchens, und auch in deren gemeinsa-
                                                                                                                                                  ihren Einsatz als Studierende
                        mer Verwirklichung, die Probleme der Zukunft                 im Hörsaal P1, Philosophicum, Welderweg 18                   oder in den Bereichen For-
                        meistern kann.
                                                                                 sind alle Mitglieder und Absolventen der Universität             schung, Lehre, Studium und
                             Ein zentraler Aspekt der Entwicklungen der                             herzlich eingeladen.                          Verwaltung in meinem Amt
                        letzten Zeit ist der Zugewinn an Autonomie – ein                                                                          unterstützt haben. Sie haben
                        Zugewinn, der durchaus seine zwei Seiten hat.                                                                             es mir erst ermöglicht, diese
                        Größere Autonomie wird zum Beispiel im wirt-         Besonders gerne werden Universitäts- oder gar    Universität zu leiten, ohne sie zu „verleiten“, sie
                        schaftlichen Bereich gewährt; das heißt aber,        ganze Bildungssysteme anderer Länder in ein      zu lenken, ohne sie „abzulenken“, und das heißt,
                        dass mit der Möglichkeit der freieren Verfügung      Rampenlicht, das einem Heiligenschein gleicht,   sie als eine Einheit in der Vielheit, als die ich sie
                        über Ressourcen nun auch unangenehme Ent-            gehoben; aber wenn wir nicht unsere Universitä-  übernommen habe, weiterzuentwickeln, so dass
                        scheidungen auf unserer Seite liegen, und zwar       ten aus unserer Tradition und aus unseren heuti- ich sie meinem Nachfolger in guter Verfassung zu
                        auch auf den verschiedenen Organisationsebe-         gen gesellschaftlichen Bedingungen heraus wei-   treuen Händen übergeben kann.                      
                        nen der Universität. Autonomie ist häufig unbe-      terentwickeln, und wenn wir die Augen
                        quemer als Heteronomie, aber sie bietet die          verschließen vor den Realitäten anderer Länder,
                        Chance, Entwicklungen selbst zu bestimmen.           werden wir hier bei uns keinen Schritt voran-
                        Vielleicht winkt am Horizont manches Danaerge-       kommen.
                                                                                                                              Universitätsprofessor Dr. phil. Josef Reiter
                        schenk; und stets muss die Universität darauf
                                                                                  Was universitäre und außeruniversitäre Rat- Präsident
                        achten, dass Autonomie, die ihr „vorneherum“
                                                                             geber angeht, Gesprächspartner aus Wissen-
                        gegeben wird, ihr nicht „hintenherum“ wieder
                                                                             schaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, so
                        genommen wird: Deswegen ist auch hier Wach-
                                                                             traf ich erfreulicherweise überwiegend solche
                        samkeit von Nöten. Ähnliches gilt übrigens auch
                                                                             Personen, die unser Gespräch eben nicht mit
                        für viele unberufene Ratgeber, die der Universität
                                                                             „Hören Sie mal!“ begannen und mit „So müssen
                        gerne sagen, wo's langgeht, natürlich ohne
                                                                             Sie's machen!“ beendeten, sondern auf Freunde
                        selbst dann von den Folgen betroffen zu sein.
                                                                             der Universität, die uns ihre eigenen
                                                                             Erfahrungen zur Verfügung stellten
                                                                             und es uns überließen, eigene Konse-
Foto: Thomas Hartmann

                                                                                                                           Reiter: „Universität als eine Einheit
                                                                                                                           in der Vielheit weiterentwickeln.“

                                                                                                                                                                     [JOGU] 176/2001
Schädelmechanik der Flugsaurier - Edoweb
[   Campus aktuell                       ]
                                                                                                                                            Foto: © Fachbereich Chemie

Interesse                                              Die Aktivitäten umfassen Projekte für Schülerin-
                                                       nen und Schüler aller Jahrgangsstufen, die
                                                       Durchführung von Ferienakademien und For-

frühzeitig                                             scherwochenenden, von Technikwettbewerben,
                                                       Feriencamps, Schulfesten und Kindergeburts-
                                                       tagen.

wecken                                                      Der Erfolg ist überwältigend: Mehr als
                                                       dreißig Mentorinnen aus sieben naturwissen-
                                                       schaftlichen Instituten der Johannes Gutenberg-
Erfolgreiche Schülerarbeit der                         Universität sowie des Max-Planck-Instituts für
                                                       Chemie (MPCh) haben intensive Kontakte zu den
naturwissenschaftlichen Fach-
                                                       Schulen des Landes aufgebaut, wo Schülerinnen
bereiche In den 90er Jahren sind                       in kleinen Gruppen betreut werden. Etwa 40
                                                       Schulen nutzen regelmäßig das Schüler/innen-            Spannend: Neue Experimente erproben
die Studierendenzahlen in den
                                                       Labor, im Durchschnitt werden pro Woche zwei
Naturwissenschaften und der Mathe-                     bis drei Klassen bei Experimenten im Labor un-
                                                       terstützt, etwa 3000 Schüler pro Jahr.                  Metzger (Physik, Mathematik), Tanja Winterath
matik dramatisch zurückgegangen.
                                                                                                               (Physik), Sabine Wurmehl (Chemie), Nadja
Die gesellschaftlichen Auswirkungen                              Naturwissenschaften                           Hellmann (Physik, Biologie) und Stefanie Wong
                                                                                                               (MPI für Chemie).
aber auch die Konsequenzen für die                              spannender als ihr Ruf
                                                                                                                   Mittlerweile trägt diese beispielhafte
Wissenschaft liegen auf der Hand:
                                                            Auch die Ferienakademien werden lebhaft            Schülerarbeit Früchte für den Fachbereich Che-
Kurzfristig werden bereits qualifizierte               nachgefragt; so bewarben sich auf die dreißig           mie/Pharmazie: Begannen im WS 2000/2001 nur
                                                       Plätze der ersten Ferienakademie Chemie 320             82 Studierende ein Studium der Chemie, so ha-
Nachwuchskräfte fehlen.
                                                       Schülerinnen und Schüler. Dieser Erfolg ist nicht       ben sich in diesem Wintersemester 102 Studi-
                                                       nur den guten Ideen zu verdanken; dahinter ste-         enanfänger immatrikuliert, davon 31 weibliche
                                                       hen Personen, die sich mit bewundernswertem             Studierende. Im Studiengang Chemie für das
                                                       Einsatz um neue Experimente kümmern, die                Lehramt haben sich 43 Studierende eingeschrie-
    Die naturwissenschaftlichen Fachbereiche           Schülerinnen und Schüler im Labor betreuen, und         ben, hiervon sind 28 Frauen. Ulrich DRUWE 
der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ha-           für sie - bei den Akademien beispielsweise - rund
                                                                                                               Information: Ada-Lovelace-Projekt
ben frühzeitig reagiert: Sie investierten in die Ar-   um die Uhr zur Verfügung stehen. Besonders her-
                                                                                                               www.uni-mainz.de/Organisationen/ALP
beit mit Schülern, denn das Vorurteil, Chemie,         vorzuheben sind Prof. Dr. Wolfgang Tremel,
Physik, Mathematik etc. seien zu theoretisch, zu       Dr. Claudia Felser, Irene Bonn und Sandra Hennig        NaT-working-Schüler/innen-Labor
trocken und einfach zu schwierig, wird in der          sowie stellvertretend für viele andere Susanne          www.nat-schuelerlabor.de/nat.htm
Schule begründet.
                                                                                                                                            Foto: © Fachbereich Chemie
     Beispielhaft für das Engagement der Univer-
sität stehen zwei Projekte: Das Ada-Lovelace-
Projekt und das NaT-working-Schüler/innen-
Labor. Im Ada-Lovelace-Projekt wird – unter Lei-
tung von Prof. Dr. Claudia Koch-Brandt – ver-
sucht, das Interesse von Schülerinnen und jungen
Frauen für Mathematik und Naturwissenschaften
zu wecken. Das Motto lautet: Beispiel geben. Ent-
sprechend besteht der Kern des Projektes in der
Etablierung eines Mentorinnen-Netzwerkes. Das
heißt, weibliche Studierende, Doktorandinnen
und etablierte Wissenschaftlerinnen stellen sich
und ihre Tätigkeit den Schülerinnen vor und er-
möglichen ihnen, selbst zu experimentieren.

    Diese Aktivitäten mündeten durch die Initia-
tive des damaligen Dekans des Fachbereichs
Chemie/Pharmazie, Prof. Dr. Wolfgang Tremel, im
Aufbau des NaT-working- Schüler/innen- Labors.

         Interesse geweckt: Schüler im Chemie-Labor

[JOGU] 176/2001                                                               6
Schädelmechanik der Flugsaurier - Edoweb
[   Campus aktuell                      ]

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Gegen
pauschale
Diffamierung
Bundeskongress Soziale Arbeit
Bundespräsident Johannes Rau und
der rheinland-pfälzische Minister-
präsident Kurt Beck mahnten beim
vierten Bundeskongress Soziale
Arbeit in Mainz, sozial Benachteiligte
                                                                                                                   Kongresseröffnung:
nicht auszugrenzen.                                 die europäische Einigung nicht auf Kosten von
                                                                                                                   Ministerpräsident Kurt Beck,
                                                                                                                   Prof. Dr. Franz Hamburger,
                                                    Solidarität und sozialer Leistungen vollzieht“, so             Bundespräsident Johannes Rau,
     Beamte des Bundeskriminalamtes über-           Rau weiter. Dass unterschiedliche Konzepte bei                 Johannes Preuß, Vizepräsident der
wachten die verschärften Sicherheitskontrollen      der sozialen Arbeit mit Kranken, Behinderten, Ju-              Johannes Gutenberg-Universität und
                                                                                                                   Oberbürgermeister Jens Beutel (v.l.)
am Eingang von Hörsaal 1 im Neubau der              gendlichen und anderen Gruppen miteinander
Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Besu-        konkurrieren, sieht Rau auch als Bereicherung:
cher mussten ihre Taschen und Mappen an der         „Die Vielfalt der Leistungssysteme und Modelle
Garderobe abgeben. Schließlich füllte sich der      sozialer Arbeit bedeuten einen großen Reichtum        die arbeiten könnten und sich der Arbeit entzie-
Saal mit Zuhörern. Bundespräsident Johannes         Europas. Wir haben so die Chance voneinander          hen. Aber Kranken, Alten oder Alleinerziehenden
Rau eröffnete am 20. September 2001 den vier-       zu lernen.“ Zwar sollten effiziente Mittel immer      bleibt die Forderung nach einer Kürzung oder
ten Bundeskongress Soziale Arbeit auf dem Cam-      genutzt werden, doch Rau schränkte ein: „Ohne         Streichung im Halse stecken.“ Seinen Lebensun-
pus der Universität Mainz. Schon beim Eintreten     Wirtschaftlichkeit halten wir die Integration Eu-     terhalt selbst zu verdienen und nicht abhängig zu
von starkem Applaus begleitet, nahm das deut-       ropas nicht durch, aber ohne Menschlichkeit hal-      sein, hänge mit der Würde des Einzelnen zusam-
sche Staatsoberhaupt zunächst wie erwartet          ten wir die Integration nicht aus.“ Der Konsens in    men. Um sogenannte Billigjobs attraktiver zu
Stellung zu den Terroranschlägen in den USA und     Europa sollte nicht untergraben werden. „Es er-       machen, plädierte Beck für zusätzliche indirekte
den möglichen Folgen: „Unsere Gedanken sind         scheint nicht sinnvoll, unterschiedliche Konzepte     Leistung, wie zum Beispiel beim Unterhalt für
bei den Bildern, die sich eingebrannt haben. Wir    zu vereinheitlichen ohne Besonderheiten zu            Kinder, statt für die Herabsetzung der Sozialhilfe:
müssen die Herausforderung gemeinsam anneh-         berücksichtigen“, erläuterte der Bundespräsi-         „Ziel der Politik ist es, den Leuten Arbeit statt So-
men und bewältigen. Der Hass darf uns nicht         dent.                                                 zialhilfe zugeben. Dies sollte aber nicht mittels
blenden und dennoch müssen wir angemessen                                                                 plumper Lösungen geschehen.“
und entschlossen handeln.“                            „Die Menschen müssen erfahren,
                                                                                                              Der Mitorganisator des Bundeskongresses
    Mit den Folgen der europäischen Einigung        dass sich die europäische Einigung                    Soziale Arbeit, Professor Dr. Franz Hamburger
für das soziale Arbeiten beschäftigten sich 20                                                            vom Pädagogischen Institut der Universität
                                                    nicht auf Kosten von Solidarität und
Symposien und 30 Arbeitsgruppen auf dem alle                                                              Mainz, kritisierte die pauschale Diffamierung
drei Jahre veranstalteten Bundeskongress. Rau          sozialer Leistungen vollzieht.“                    und Ausgrenzung von den 120 Millionen Armen
verwies darauf, dass die verschiedenen Völker                                                             in der Europäischen Union und von den Arbeits-
Europas mehr eint als trennt: „Gerade Schwa-            Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident        losen: „Die Soziale Arbeit weiß sehr gut Bescheid
chen bei Seite zu stehen, gehört zur europäischen   Kurt Beck warnte in seiner anschließenden Rede        über die Wirkung solcher Diffamierungen, die ge-
Tradition.“ Eine Einigung könne nur gelingen,       vor einer Stigmatisierung von Sozialhilfeempfän-      rade produktive Lösungen und Wege aus dem
wenn die Menschen mit Europa Positives verbin-      gern: „Bei der Sozialhilfe nach faul und fleißig zu   Kreislauf von Arbeitslosigkeit, Armut und Aus-
den. „Die Menschen müssen erfahren, dass sich       unterscheiden, kann bei denen gemacht werden,         grenzung heraus verhindern.“       Oliver EGLI 

                                                                            7                                                                 [JOGU] 176/2001
Schädelmechanik der Flugsaurier - Edoweb
[     Campus aktuell                      ]

   Forschen in Übersee                                                                                                              Mehr
    Stipendium für USA-Aufenthalt Die Southwestern School
    of Biomedical Sciences in Dallas zählt zu den weltweit
                                                                                                                                    Verträge
    renommiertesten Forschungsinstituten. René Bartz vom Institut                                                                   Neu: IT-Fachinformatiker
    für Biochemie in Mainz wird für ein Jahr dort forschen und                                                                      An der Universität Mainz können
    freut sich auf modernst ausgestattete Labors und seine neuen                                                                    mittlerweile 15 Ausbildungsberufe
    Mitarbeiter: Vier Nobelpreisträger!                                                                                             erlernt werden.

       René Bartz kann seine Doktorarbeit ab No-                                                                                         Die Zahl der Ausbildungsplätze an der

                                                                                                            Foto: Peter Pulkowski
   vember für ein Jahr in Dallas,Texas fortsetzen. Er-                                                                              Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist er-
   möglicht wird dies durch zwei Faktoren: Zum ei-                                                                                  neut gestiegen: 44 Jugendliche haben zum
   nen durch ein Kooperationsprogramm zwischen                                                                                      Ausbildungsjahr 2001/2002 an der Univer-
   dem Fachbereich Chemie und Pharmazie der Uni-                                                                                    sität ihre Ausbildung begonnen. Damit bietet
   versität Mainz und der Southwestern Graduate                                                                                     die Hochschule elf Jugendlichen mehr als im
   School of Biomedical Sciences der University of                                                                                  vergangenen Jahr eine qualifizierte Ausbil-
   Texas und zum anderen durch die Boehringer In-                                                                                   dung an. Insgesamt befinden sich derzeit 118
   gelheim Stiftung, die dieses Programm mit                                                                                        Jugendliche an der Universität Mainz in der
   großzügig ausgestatteten exklusiven Stipendien                                                                                   Berufsausbildung. „Diese Leistung der Uni-
   unterstützt.                                                                                                                     versität im Bereich der beruflichen Ausbildung
                                                                                                                                    bleibt häufig nahezu unbemerkt“, erklärt der
        René Bartz ist der erste Doktorand, der an
                                                                                                                                    Kanzler der Johannes Gutenberg-Universität
   diesem Programm teilnehmen wird. Als er vom
                                                                                                                                    Mainz, Götz Scholz, „während die Universität
   Erfolg seiner Bewerbung um ein Stipendium er-
                                                                                                                                    bei der Erfüllung ihrer Aufgabe, den wissen-
   fuhr, war die Freude natürlich riesengroß. Der
                                                                                                                                    schaftlichen Nachwuchs auszubilden, in der
   Biologe sieht diesen Aufenthalt als Ehre und
                                                                                                                                    Öffentlichkeit und bei ihren Kooperationspart-
   große Chance. Dazu trägt sicher der gute Ruf die-
                                                                                                                                    nern mit steigendem Interesse wahrgenom-
   ses Instituts in Texas bei, an dem unter anderem
                                                                                                                                    men wird.“
   vier Nobelpreisträger forschen. Aber was Bartz
   ebenso begeistert, ist die hervorragende Ausstat-                                                                                     An der Johannes Gutenberg-Universität
   tung der Labors in Dallas.                                                                                                       Mainz können 15 verschiedene Ausbildungs-
                                                                                                                                    berufe erlernt werden. Die Palette reicht von
       Seine Doktorarbeit begann René Bartz 1999
                                                                                                                                    Arzthelfer/in und Chemielaborant/in über
   unter Betreuung von PD Dr. Oliver Ullrich und
                                                                                                                                    Informationstechniker/in und Feinmechani-
   Prof. Dr. Claudia Koch-Brandt am Institut für Bio-
                                                                                                                                    ker/in oder Kommunikationselektroniker/in
   chemie. Er forscht an Mechanismen, die es Zellen                   Koffer gepackt: René Bartz
                                                                                                                                    und Maschinenbaumechaniker/in bis hin zu
   ermöglichen, Stoffe von außen über so genannte
                                                                                                                                    Kauffrau/mann für Grundstücks- und Woh-
   Vesikel aufzunehmen und im Zellinnern zu trans-
                                                          Mainz vermissen wird, aber die Neugier auf                                nungswirtschaft, Verwaltungsangestellte und
   portieren. Im Mittelpunkt seines Interesses steht
                                                          und Begeisterung für Dallas überwiegen.                                   Regierungsinspektoranwärter/in. Neu in die-
   dabei eine bestimmte Gruppe von Eiweißen, die
                                                                                                                                    sem Jahr: Erstmals beginnt im Zentrum für
   als Rab-Proteine bezeichnet werden. Diese Pro-              Ein besonderes Lob hat René Bartz noch
                                                                                                                                    Datenverarbeitung der Mainzer Universität
   teine sind nötig, damit Vesikel an ihr vorgesehe-      für die Boehringer Ingelheim Stiftung: „Die er-
                                                                                                                                    die Ausbildung in dem noch relativ neuen
   nes Ziel finden. Diesem Thema wird er natürlich        freulich unbürokratische Art, wie dort vorge-
                                                                                                                                    Beruf des IT-Fachinformatikers.             
   auch in Dallas treu bleiben. Im Labor von Dr. Rich-    gangen wird, hat mir die für den Auslandsauf-
   ard Anderson wird er sich mit einer bisher wenig       enthalt nötigen Vorbereitungen immens                                     Information: Wiebke Koerlin,
   erforschten Art von Vesikeln, den Caveolae, aus-       erleichtert.“ Deshalb steht dem Forschungs-                               Personalabteilung, Tel. 06131/39-25433,
   einandersetzen.                                        vorhaben in Dallas auch nichts mehr im Weg                                Fax 06131/39-22411
                                                          und Bartz kann ungeduldig auf seinen Abflug                               E-Mail:
       Die ihm gebotene Möglichkeit, sich seinem
                                                          im November warten.:           Robert LÖHR                               Wiebke.Koerlin@verwaltung.uni-mainz.de
   Thema in einem solch hochkarätigen Labor zu
   widmen, möchte René Bartz voll ausnutzen.
   Selbst eine kurzfristige Rückkehr nach Deutsch-
   land zieht er kaum in Betracht. Zwar ist er sich si-
   cher, dass er seine Familie und Arbeitskollegen in

[JOGU] 176/2001                                                                  8
Schädelmechanik der Flugsaurier - Edoweb
[   Studium & Lehre                      ]

                        Sitcom
                                                                              nicht alle ein bisschen Ally?“ Wie sehr ihre Zuhö-        Das Ally mit Haut und Haaren verfallene

                                                                                                                                                                                          Foto: © Vox
                                                                              rer schon dem McBealismus verfallen sind, zeigt      Mainzer Publikum ist dabei durchaus repräsen-
                                                                              ein kurzer Test per Handzeichen - kaum einer ist     tativ: Bundesweit sind Single-Partys mit der pro-
                                                                              im Saal, der dienstags die Serie verpassen wollte.   minenten Namensgeberin überlaufen. Folgen der

                        wird Kult                                             Und auch die ausgelegten kostenlosen Ally-
                                                                              Mousepads („Iiihh, ’ne Maus!“) sind binnen we-
                                                                              niger Sekunden weg. So schnell stürzen Studen-
                                                                                                                                   TV-Serie flimmern abends in den Clubs auf Mo-
                                                                                                                                   nitoren - bei aller Liebe zur Sendung selbst für
                                                                                                                                   Vox-Frau Gabriela Leibl unverständlich: „Wenn
                        „Communicate!“ erforscht den                          ten sonst selten zur Tafel.                          ich auf Partys gehe, möchte ich nicht noch Fern-
                                                                                                                                   sehen gucken.“
                        grassierenden McBealismus
                                                                                         „Sind wir nicht alle                           Warum die Fernseh-Serie über eine erfolgrei-
                        Wenn sich Kult-Figur Ally McBeal aus
                                                                                         ein bisschen Ally?“                       che, aber neurotische Karrierefrau mit latentem
                        ihrer Bostoner Anwaltskanzlei nach                                                                         Kinderwunsch so viele Fans hat, konnte Leibl al-
                                                                                   Auch unter den 15 Mitgliedern des „Com-         lerdings auch nicht erklären. Ob es an den skur-
                        Mainz verirrt, steckt „Communicate!“                  municate!“-Teams hat die Power-Frau, die den         rilen Fällen und Kollegen der TV-Anwältin liegt,
                        dahinter. Die seit 1987 bestehende                    Lebensnerv in deutschen Büros trifft, glühende       am politisch korrekten Uni-Sex-Klo der Kanzlei,
                                                                              Anhänger: Zum Beispiel Astrid Ackermann. Die         an den Gast-Auftritten von Barry White und Tina
                        studentische Initiative für Werbung und               Studentin schlug vor, einen Abend über die Kult-     Turner oder den Trickszenen, in denen Ally im
                        PR will Leben in den trockenen Stu-                   serie - natürlich aus fachmännischer Werbe-Per-           Cappuccino schwimmt oder ihre Brüste im
                                                                              spektive zu veranstalten. „Und wer bei                            Spiegel wachsen sieht, bis sie plat-
                        dienalltag bringen. Mit dem Vortrag                   uns etwas vorschlägt, hat es dann am                               zen?
                        von Gabriela Leibl ist ihr das gelungen:              Bein“, lacht Jens Freitag, der Vorsit-
                                                                                                                                                   Als die Serie mit Broadway-Schau-
                                                                              zende der studentischen Initiative. Mit Work-
                        Die Kommunikationschefin des Privat-                  shops, Vorträgen und Exkursionen wollen er und
                                                                                                                                   spielerin Calista Flockhart im Frühjahr 1998 star-
                                                                                                                                   tete, war sie zuerst ein Flop. Wegen der drama-
                        senders Vox verriet Mainzer Studenten,                seine Mitstreiter interessante Beispiele aus der
                                                                                                                                   tisch schlechten Quote wurde sie nach wenigen
                                                                              Branche vorstellen.
                        wie sie Ally in Deutschland überhaupt                                                                      Wochen abgesetzt. Und das, obwohl die Bericht-
                                                                                   Bis zu 150 Studierende kommen regelmäßig,       erstattung im Vorfeld geradezu euphorisch war.
                        bekannt machte.                                       wenn „Communicate!“ einlädt. Alle Fachrichtun-       Mit einer klassischen Bewerbungsmappe hatte
                                                                              gen an der Uni sind ihre Zielgruppe, auch wenn       Vox die Sendung beworben - nur ein Verlag ka-
                             Im knappen himmelblauen Kleid steht sie im
                                                                              BWLer und Publizisten bei ihnen in der Überzahl      pierte den Werbe-Gag nicht. Die Personalabtei-
                        Foyer der „Muschel“. Wie ein Breitmaulfrosch
                                                                              sein mögen. Das Programm liest sich spannend:        lung schickte die Unterlagen an „Frau Ally Mc-
                        grinst sie die Scharen von Studenten an, die an
                                                                              Die Markteinführung des Mini, die Organisation       Beal“ zurück.
                        ihr vorbei ins Freie strömen und erntet dabei ver-
                                                                              der PopKomm oder
                        blüffte Blicke: „Ally McBeal bei uns auf dem                                                                           Nachdem der amerikanische Import
                                                                              ein Rundgang durch
                        Campus?“, fragen sich viele, die gerade aus einer                                                                 ein Jahr lang auf Halde geschmort hatte,
                                                                              den Medienstandort
                        Vorlesung kommen, und bleiben spontan stehen.                                                                    nahmen die Vox-Gewaltigen all ihren Mut
                                                                              Mainz mit Besuch bei
                        In der Tat: Lebensgroß steht die Hauptfigur der                                                               zusammen und wagten einen zweiten Anlauf.
                                                                              ZDF, SWR und Allge-
                        gleichnamigen Kultserie im Kölner Privatsender                                                             Diesmal liefen keine Fußballspiele parallel, vor-
                                                                              meine Zeitung Mainz
                        Vox vor Hörsaal N1 und wartet geduldig auf                                                                 her gab es ein „frauenaffines Lead-In“, wie Leibl
                                                                              stehen auf der Liste. Was ihn
                        ihren Auftritt. Einziger Schönheitsfehler: Sie ist                                                         im Fachjargon erklärt. Im Klartext: Die Sendung
                                                                              an der Werbewelt fasziniert? Jens Freitag über-
                        aus Pappe.                                                                                                 vor Ally lockte viele Frauen vor den Schirm, und
                                                                              legt kurz, dann sagt er: „Das Risiko ist groß, man
                                                                                                                                   die blieben dran.
                            Mitgebracht hat die Attrappe, die so viel Auf-    kann trotz aller Marktforschung schwer ein-
                        merksamkeit erregt, die Pressesprecherin von          schätzen, wie das Publikum reagiert.“ Die hohe
Foto: Achim Reinhardt

                        Vox, Gabriela Leibl. Auf Einladung der studenti-      Herausforderung für die eigene Kreativität und        „Personalabteilung schickte Unterla-
                        schen Werbe- und PR-Initiative „Communicate!“         der Erfolg einer Kampagne, über die alle Welt
                        erforscht sie die rein rhetorische Frage: „Sind wir   spricht, seien reizvoll.                               gen an „Frau Ally McBeal“ zurück“
                                                                                   Wenn es um ihre eigenen Veranstaltungen
                                                                                                                                        Mittlerweile zweifelt niemand mehr, dass die
                                                                              geht, bedienen sich die „Communicate!“-Ma-
                                                                                                                                   vierte Staffel ab Herbst erfolgreich läuft. Das all-
                                                                              cher eher traditioneller Werbemittel: „Mund-zu-
                                                                                                                                   gemein als „kühl“ empfundene Image des Pri-
                                                                              Mund-Propaganda zieht immer noch am be-
                                                                                                                                   vatsenders hat mit Ally McBeal so viel an Gefühl
                                                                              sten“, weiß Jens Freitag. Der Plakatvandalismus
                                                                                                                                   hinzugewonnen, dass der Slogan „Vox macht
                                                                              an der Uni sei so extrem, dass man neben jedem
                                                                                                                                   an“ immer öfter aus Allys Mund zu hören ist. „Es
                                                                              Plakat Wachen aufstellen müsste, um sicherzu-
                                                                                                                                   gibt für uns auch ein Leben nach Ally“, betont
                                                                              stellen, dass es abends noch hängt. Beim Vortrag
                                                                                                                                   Sprecherin Gabriela Leibl. „Aber ich hoffe, dass
                                                                              über Ally McBeal ging ihr Konzept auf: Der Hör-
                                                                                                                                   das nicht so schnell kommt.“ Achim Reinhardt 
                                                                              saal war bestens gefüllt – eine eingeschworene
                                                                              Fan-Gemeinde.

                                                                              Werbung genau unter die Lupe nehmen:
                                                                              Studenteninitiative Communicate!

                                                                                                      9                                                               [JOGU] 176/2001
Schädelmechanik der Flugsaurier - Edoweb
[   Studium & Lehre                         ]

Gesucht werden...
...herausragende

                                                                                                                                                                   Foto: Thomas Hartmann
Leistungen in der Lehre
Die Lehre ist eine Kernaufgabe der Universität. Um sie noch stärker
zu fördern und in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, sollen die
Lehrenden nun jährlich ausgezeichnet werden.

     Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz           Um vor diesem Hintergrund die Lehre als
hat in den letzten Jahren erhebliche Anstrengun-   eine Kernaufgabe der Universität noch stärker in
gen in den Bereichen Studium und Lehre unter-      das Bewusstsein der inner- und außeruniver-
nommen. Zu den wichtigsten strukturellen Maß-      sitären Öffentlichkeit zu rücken, hat der Senat der
nahmen gehören:                                    Johannes Gutenberg-Universität auf Vorschlag
                                                   des Vizepräsidenten Prof. Ulrich Druwe beschlos-
 das „Programm zur Förderung von Studium          sen, ab Sommer 2002 jährlich einen Preis für
und Lehre“,                                        herausragende Leistungen in der Lehre zu                                           Prof. Dr. Ulrich Druwe
                                                   vergeben. Der Lehrpreis ist mit einem Preisgeld in
 die Entwicklung eines differenzierten und
                                                   Höhe von 1000 Euro verbunden. Er wird im Rah-
qualitätsorientierten Berichtswesens sowie                                                                        Offiziell wird der Lehrpreis auf Vorschlag der
                                                   men des Dies academicus überreicht.
                                                                                                             Fachbereiche verliehen. Die Auswahl ist den
 die Einrichtung des Zentrums für Qualitäts-
                                                       Grundsätzlich kann der Lehrpreis an alle Leh-         Fachbereichen freigestellt, sie sollte jedoch auf
sicherung und -entwicklung (ZQ) mit seiner zen-
                                                   renden (Professoren, Hochschuldozenten, Privat-           der Basis einer Studierendenbefragung erfolgen.
tralen Aufgabe der begleitenden Durchführung
                                                   dozenten, wissenschaftliche und künstlerische             Deren Organisation, die Auswertung sowie die
von Evaluationen mit dem Schwerpunkt Studium
                                                   Mitarbeiter, Lehrkräften für besondere Aufgaben           Erstellung des begründeten Vorschlags sollte
und Lehre und
                                                   und Lehrbeauftragte) verliehen werden. Auch               gemäß § 17 UG in den Fachbereichsausschüssen
 die Einrichtung eines Studienstrukturfonds.      eine wiederholte Auszeichnung ist möglich.                für Studium und Lehre vorgenommen werden. 

Kulturwesen
                                                   hängig von dem Kulturkreis, zu dem sie gehören.           kulturelle Universum ist ein Produkt der mensch-
                                                   Eine mögliche Erklärung könnte darin liegen,              lichen Natur.“ In so genannten epigenetischen
                                                   dass solche Muster in den Erbanlagen des Men-             Regeln versucht Wilson das menschliche Wesen
Vererbtes Verhalten Menschen auf                   schen verankert sind. Zumindest ist das die These         zu erfassen, die den Zusammenhang zwischen
                                                   der Soziobiologie. Das „ist die Wissenschaft, die         den Erbanlagen und dem Verhalten beschreiben.
der ganzen Welt benutzen elf Begriffe für          den Blick auf die biologischen Grundlagen sozia-          Nach Ansicht von Wilson besitzt der Mensch so-
verschiedene Farben. Egal in welcher               len Verhaltens richtet“, erklärte Edward O. Wil-          gar für die Entwicklung von Religionen eine ge-
                                                   son. „Und das bei allen nur erdenklichen Orga-            netische Grundlage: „Ein deutliches Anzeichen
Kultur – stets treten zuerst die Bezeich-          nismen, einschließlich dem Menschen.“ Der                 dafür ist, dass bei allen Menschen so ein starker
nungen für schwarz und weiß auf.                   amerikanische Wissenschaftler gilt als Begründer          Impuls vorhanden ist.“
                                                   der Soziobiologie. Mit seinem Vortrag beendete
                                                                                                                 Oft musste Wilson die Kritik einstecken,
                                                   Wilson die Vorlesungsreihe „Die Soziobiologi-
                                                                                                             seine Theorie berücksichtige nicht die kulturellen
     Ebenso universell ist offenbar ein nach dem   sche Revolution“ des Inhabers der Johannes-
                                                                                                             Traditionen. Zwar sei der Mensch tatsächlich das
finnischen Anthropologen Edward Westermarck        Gutenberg-Stiftungsprofessur, Prof. Dr. Dr. h. c.
                                                                                                             Produkt der Evolution. Doch sei er auch ein Kul-
benannter Effekt: Das Inzest-Tabu. Menschen        Bert Hölldobler.
                                                                                                             turwesen. Daher reiche die Soziobiologie allein
empfinden eine starke Abneigung gegen sexuelle
                                                       Ursprünglich wurde Wilson als „der Amei-              nicht aus, den Menschen zu beschreiben. Auch
Kontakte mit Menschen, mit denen sie bis zum
                                                   senmann“ bekannt, denn zunächst untersuchte               nach Wilsons Vortrag wurde über solche Fragen
Alter von etwa zweieinhalb Jahren eng zusam-
                                                   er das Verhalten dieser Insekten. Später weitete          diskutiert. Doch auch die abschließende Podi-
menlebten.
                                                   er seine Forschung auf den Menschen aus. „In              umsdiskussion mit Hölldobler und Sarah Blaffer
    Das sind nur zwei aus einer Reihe verblüf-     dem See des Unwissens suche ich nach dem                  Hrdy, einer Soziobiologin aus Harvard, konnte
fender Beispiele von Verhaltensmustern, die bei    Schlüssel zur menschlichen Natur und zu seinem            diesen Konflikt nicht lösen.                     0
allen Menschen auf der Welt gleich sind – unab-    Selbstverständnis“, erläutert der Biologe. „Das           d                             Abigail KATONA 

[JOGU] 176/2001                                                            10
[   Studium & Lehre                     ]

Heftig umworben                                                                                                         Zukunft
Jobmesse bietet Einstieg ins Berufsleben 10 Uhr, ein heißer Sommertag,
die Alte Mensa öffnet die Türen für ein besonderes Event: Etwa 3.500 Absol-                                             Bildung
venten und Studierende des Rhein-Main-Gebietes strömen zur Jobmesse und                                                 Netzwerk Weiterbildung Einen
genießen die Werbungsversuche der etwa 60 Unternehmen. Dabei geht es                                                    besseren Überblick über Möglichkeiten
neben dem Karriereeinstieg für Absolventen auch um Themen für Abschluss-                                                der allgemeinen und beruflichen
arbeiten und Praktika für Studierende.                                                                                  Weiterbildung verschafft ein im Juli
                                                                                                                        2001 gegründetes Netzwerk für die
              „Riesig, ich habe quasi einen
                                                                                                                        Stadt Mainz und den Landkreis Mainz-

                                                                                                      Foto: Uwe Stotz
              Arbeitsvertrag“, freut sich Tina Neu-
                  mann. Die Jura-Absolventin hat                                                                        Bingen. Das Bundesministerium für
             den direkten Einstieg bei einer Frank-
                                                                                                                        Bildung und Forschung fördert als
    furter Steuer-, Wirtschafts- und Unterneh-
   mensberatung geschafft. Zunächst hat sich                                                                            Teil des bundesweiten Programms
Tina mit einem Jobmessentraining des Projekts
                                                                                                                        „Lernende Regionen – Förderung
Geist&Wirtschaft auf die Gespräche mit den Fir-
menvertretern vorbereitet. Ihr Auftreten während                                                                        von Netzwerken“ diese Initiative.
der Bewerbungsgespräche machte sichtlich Ein-
druck, so dass ihr ein Vorvertrag angeboten
wurde. Seit Oktober pendelt die Mainzerin jetzt
nach Frankfurt in ihr Büro. Die Arbeit sei schon et-                                                                        Die Suche nach Maßnahmen zur Fortbildung
was anderes als in Übungen oder Vorlesungen zu                                                                          zu erleichtern, setzt sich das Projekt „Zukunfts-
sitzen, berichtet die ehemalige Studentin, „aber                                                                        aufgabe Bildung im städtischen Raum“ zum Ziel.
jetzt haben meine Aufsätze eine reale Wirkung,         Studierende heftig umworben: Jobmesse 2001                       Das federführende Zentrum für wissenschaftli-
man wird ernst genommen und gut bezahlt“.                                                                               che Weiterbildung der Johannes Gutenberg-Uni-
                                                       für das Unternehmen als künftige Nachwuchs-                      versität Mainz entwickelt dabei Konzepte zu
Chancen und Marktwert entdecken                        kräfte zu gewinnen. „Wir hatten in ansprechen-                   Qualifizierungen, die der Arbeitsmarkt nachfragt.
                                                       dem Ambiente zahlreiche interessante Ge-                         „In einem ersten Schritt wollen wir für die Stadt
     Ähnlich gute Erfahrungen hat auch Andreas         spräche über Einstiegsmöglichkeiten, Praktika                    Mainz und den Landkreis Mainz-Bingen eine Be-
Müller gemacht. Vor zwei Jahren hat er sein            und Diplomarbeiten an unserem Stand“. Klar,                      standsaufnahme machen“, so Projektleiterin
Deutsch- und Englischstudium an der Frankfurter        dass Boehringer Ingelheim bei der nächsten Job-                  Astrid Sänger. Ein Weiterbildungsatlas oder eine
Uni mit dem ersten Staatsexamen für das Lehr-          messe wieder vertreten sein wird.                                Internetplattform wird dann die Träger und ihre
amt an Gymnasien abgeschlossen. Nun, nach                                                                               Angebote enthalten. Die Kooperationspartner
dem Referendariat, möchte er seinen Marktwert             Unternehmen kommen wieder                                     planen darüber hinaus, mögliche Lücken im bis-
einschätzen. Hierfür ist die Jobmesse genau das                                                                         herigen Angebot offen zu legen und bestehende
Richtige. „Gerade die Personaldienstleistungsun-           Mit der Zielsetzung neue Mitarbeiter bzw.                    regionale Projekte aufzuzeigen. „Wichtig ist es“,
ternehmen suchen gut ausgebildete Geistes- und         Praktikanten für die Bereiche Informatik, Grafik                 betont Sänger, „dass wir ein offenes Netzwerk zu
Sozialwissenschaftler“, fasst Andreas die ent-         Konzept- und Projektmanagement sowie Marke-                      thematischen Schwerpunkten und unterschiedli-
schiedene Zuwendung der Unternehmensvertre-            ting zu gewinnen, hat das Unternehmen media-                     chen Adressatengruppen aufbauen.“ An dem
ter zusammen. Neue Perspektiven tun sich nun           man bereits das zweite Mal an der Jobmesse teil-                 Projekt beteiligen sich das Arbeitsamt Mainz, der
für Andreas auf, denn „eigentlich wollte ich als       genommen. Das in Mainz und München                               Diözesan-Caritasverband, die Ev. Landesarbeits-
Lehrer arbeiten, aber jetzt habe ich einige Visi-      ansässige Unternehmen will durch seine Präsenz                   gemeinschaft für Erwachsenenbildung in Rhein-
tenkarten von Firmenvertretern gesammelt, die          auf dem Campus außerdem seinen Bekannt-                          land-Pfalz. e.V., die Industrie- und Handelskam-
geradezu gebettelt haben, dass ich mich bei ih-        heitsgrad erhöhen. Isabelle Rockert von media-                   mer Rheinhessen, die Mainzer Gesellschaft für
nen bewerbe“.                                          man zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf der                    berufsbezogene Bildung und Beschäftigung
                                                       Recruiting-Veranstaltung: „Wir hatten sehr                       GmbH, der Verband der Volkshochschulen von
     Auf Unternehmerseite ist die Jobmesse be-
                                                       großen Zulauf und seitens der potenziellen Be-                   Rheinland-Pfalz sowie das Staatliche Studiense-
reits zu einem Standard-Event gereift. Manfred
                                                       werber großes Interesse – es gab zahlreiche Be-                  minar für das Lehramt an Gymnasien.            
Hund von Boehringer Ingelheim möchte die Zu-
                                                       werbungen, zum Teil qualitativ sehr gute Kandi-
sammenarbeit mit verschiedenen Fachbereichen                                                                            Information: Astrid Sänger, Johannes Guten-
                                                       daten, die wir leider nicht alle einstellen bzw.
der Mainzer Universität u.a. Recht- und Wirt-                                                                           berg-Universität, Zentrum für wissenschaftliche
                                                       Praktikumplätze zur Verfügung stellen konnten“.
schaft intensivieren. Wichtig bei der Jobmesse ist                                                                      Weiterbildung, Tel.06131/3922901,
                                                       .                            Stefan SCHMIDT 
ihm, persönliche Kontakte zu qualifizierten Stu-                                                                        E-Mail: lernende-regionen@verwaltung.uni-
denten des Hauptstudiums zu knüpfen, um sie            Information: www.jobmesse-mainz.de                               mainz.de

                                                                             11                                                                          [JOGU] 176/2001
[   Studium & Lehre                           ]

Krisen, Konflikte und Königswege
Studium generale im WS 2001/2002                                         Nachdenken und zum fächerübergreifenden
Zukunft der Universitäten, Naturkatastrophen und                         Kommunizieren und Diskutieren laden die
persönliche Extremereignisse, Konflikte durch                            Themenschwerpunkte des Studium generale
Migration und kulturellen Pluralismus – zum                              im Wintersemester ein.

Wie steht es um die „Zukunft der Universität“,          Extremereignisse, Migration und                           wirkungen. Von 1945 bis 1990 wanderten etwa
wie wird die „Universität der Zukunft“ ausse-                                                                     120 Millionen Menschen über die Grenzen ihres
hen? Die einst hochangesehene deutsche Uni-
                                                             kultureller Pluralismus                              Heimatlandes, um sich eine neue Existenz aufzu-
versität befindet sich gegenwärtig in einer tiefen                                                                bauen. Die globale Migration beschleunigt die
                                                      „Extremereignisse“ der Vergangenheit und Ge-
Krise: Arbeitgeber bemängeln die unzureichende                                                                    Begegnung und wechselseitige Durchdringung
                                                      genwart, der Umgang mit ihnen und ihre Bewäl-
Ausbildung der Studierenden, Universitätslehrer                                                                   der Kulturen. Die dadurch ausgelösten Transfor-
                                                       tigung stehen im Mittelpunkt einer fächerüber-
klagen über zu viele und zu schlecht                                                                              mierungsprozesse begründen einen kulturellen
                                                                 greifenden Vorlesungsreihe. Extreme
qualifizierte Studierende. Die Stu-                                                                               Pluralismus, der auch einen Verlust an kultureller
                                                                      Ereignisse wie das Erdbeben von
dierenden kritisieren den ano-                                                                                    Identität und Orientierung bewirkt.

                                          ?
                                                                        Lissabon, Auschwitz, der Zusam-
nymen Massenbetrieb. Und
                                                                          menbruch der DDR oder Krank-            An der in einer Zeit der Globalisierung unaus-
den Politikern bereitet die Fi-
                                                                           heit und Tod können das                weichlich gewordenen Auseinandersetzung mit
nanzierung des gesamten
                                                                           Selbstverständnis eines Indivi-        Migration und modernem Pluralismus beteiligen
Bildungssystems immense
                                                                           duums, einer Gesellschaft              sich im Rahmen der Ringvorlesung renommierte
Probleme. Gibt es einen Kö-
                                                                           oder sogar die Zivilisation ins-       Referentinnen und Referenten wie der Direktor
nigsweg aus der Krise? Die
                                                                          gesamt in Frage stellen. Jenseits       des Zentrums für Türkeistudien in Essen, Prof. Dr.
„Mainzer        Universitätsge-
                                                                        des Alltäglichen stehend, verän-          Faruk Sen,
                                                                                                                          ¸    der Passauer Amerikanist Prof. Dr.
spräche“ beteiligen sich mit in-
                                                                     dern sie grundlegend, nachhaltig             Klaus P. Hansen oder Cornelia Schmalz-Jacobsen,
terdisziplinär angelegten Kollo-
                                                                und beschleunigen den Wandel. Physik,             Beauftragte der Bundesregierung für Ausländer-
quien an der aktuellen Debatte.
                                                      Philosophie und Politikwissenschaft, Biologie,              fragen a. D. Unter dem Titel „Migration als kultu-
Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz,         Medizin und Psychiatrie – Referenten mit unter-             relle Leistung“ rückt eine Tagung am 18. Januar
Prof. Dr. Klaus Landfried, eröffnet mit einem Vor-    schiedlichsten Sichtweisen werden sich mit Ex-              weniger die Probleme, als vielmehr die positiven
trag zur „Internationalisierung als Herausforde-      tremem auseinandersetzen: Prof. Dr. Stefan                  Aspekte in den Vordergrund.
rung für die europäischen Universitäten“ am 7.        Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafol-
November die Ringvorlesung. Der im Dezember           genforschung thematisiert abrupte Klimawech-                  Wildnis im Umfeld von Werbung,
sein Amt antretende neue Präsident der Univer-        sel, Prof. Dr. Keith Bullivant von der University of
sität Mainz, Prof. Dr. Jörg Michaelis, wird sich am   Florida Endzeitszenarien in der Literatur, der
                                                                                                                          Literatur und Musik
16. Januar zur „Reform der Universität - Erwar-       Mainzer Anästhesiologe PD Dr. Ulrich Fauth Near
                                                                                                                  Mit der Tagung „Wildnis begreifen. Formen und
tungen an die Hochschulgesetzgebung“ äußern.          Death Experience.
                                                                                                                  Funktionen von Naturkommunikation“ setzt das
„Forderungen an die Universität der Zukunft“
                                                      Zu den extremen Erlebnissen gehört für viele                Studium generale am 12. und 13. Dezember die
dürfen bereits bei der gleichnamigen Tagung am
                                                      Menschen auch die Migration. Der dritte The-                Veranstaltungsreihe zum Thema „Leitbild Wild-
23. November von den Referenten, aber auch
                                                      menschwerpunkt des Studium generale „Migra-                 nis?“ fort. Vorträge über Natur und Wildnis im
von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern for-
                                                      tion und kultureller Pluralismus“, in Zusammen-             Umfeld von Werbung, Literatur und Musik wer-
muliert werden.
                                                      arbeit mit dem Mainzer Zentrum für                          den durch das Erleben von Naturkommunikation
                                                      Interkulturelle Studien (ZIS), geht nicht nur der           an Beispielen aus der Musik des 20. Jahrhunderts
                                                                                     Migration als Wan-           bereichert. Am Streitgespräch „Was überzeugt?
                                                                                     derung nach, son-            Emotion versus Argumentation“ beteiligt sich
                                                                                     dern auch ihren              unter anderen Dr. Thilo Bode von Greenpeace.
                                                                                     mittelbaren und
                                                                                                                      Das Studium generale hat darüber hinaus für
                                                                                     langfristigen Aus-
                                                                                                                  das Wintersemester 2001/2002 wieder zahlrei-
                                                                                                                  che Einzelveranstaltungen, Reihen, Tagungen
                                                                                                                  und Workshops für alle Universitätsangehörigen
                                                                                                                  und die interessierte Öffentlichkeit organisiert. 

                                                                                                                  Information: Das Semesterprogramm liegt ab
                                                                                                                  dem 22. Oktober auf dem Campus aus. Das
                                                                                                                  jeweils aktuelle Programm ist unter folgender
                                                                                                                  Internetadresse zu finden:

                                                                                                                  Internet: www.studgen.uni-mainz.de

[JOGU] 176/2001                                                                12
[   Studium & Lehre                     ]

                        Gestaltungs-Spielraum                                                                                    tolerant. „Wenn in eine Veranstaltung das Kind
                                                                                                                                 einmal mitgenommen wird, sind die Eltern oft
                                                                                                                                 unwillkommenen Blicken und Bemerkungen aus-
                                                                                                                                 gesetzt“, empörte sich Ehlers.
                        Kinder als Kapital der Gesellschaft Auch für studierende Eltern erweist sich
                                                                                                                                     Anwesende Eltern beklagten die schwierige
                        Erziehung nicht als Kinderspiel. Sie kämpfen gegen Intoleranz und Geldnöte.                              finanzielle Situation von Studierenden mit Kin-
                                                                                                                                 dern.Viele müssten jobben trotz BaföG. Diese Be-
                                                                                                                                 anspruchung ginge zu Lasten der Kinder und der
                             Vereinzelt laufen Gestalten mit Taschen und     aber nicht nur ihre Sprösslinge. „Studierende mit
                                                                                                                                 eigenen Gesundheit. Krippen- und Hortplätze an
                        Rucksäcken die breiten Gehwege auf dem Cam-          Kindern sind mehr oder weniger verdeckter Dis-
                                                                                                                                 der Uni reichten nicht aus und zu viele Seminare
                        pus entlang. Sie verlieren sich zwischen den ver-    kriminierung ausgesetzt“, ärgerte sich Johanna
                                                                                                                                 fänden außerhalb der Öffnungszeiten der Kin-
                        lassen wirkenden Universitätsgebäuden. Semes-        Ehlers. Die Leiterin der Förderungs- und Sozial-
                                                                                                                                 dergärten statt, bemängelten die Eltern.
                        terferien vielleicht. Oder aber ganz normaler        beratung der Uni Mainz nahm Anfang des Jahres
                        Unibetrieb im Jahre 2020. Die Demographen kla-       2001 an einer Diskussion teil zu dem Thema „Ist          Hoffnung machte Dr. Karl Martin Grass vom
                        gen, dass immer mehr Frauen in Deutschland es        ein Studium mit Kindern überhaupt möglich und       rheinland-pfälzischen Bildungsministerium: „Die
                        zu schwierig finden, Kinder groß zu ziehen. Auch     sinnvoll?“, organisiert von der Katholischen        BaföG-Regelförderung wird am 1.April dieses
Foto: Thomas Hartmann

                        studierende Mütter bleiben von den Schwierig-        Hochschulgemeinde.                                  Jahres erheblich verlängert.“ Den Universitäten
                        keiten des Alltags nicht verschont. Diese bereiten                                                       riet er, ihren Gestaltungsspielraum zu nutzen:
                                                                                 Ehlers monierte die mangelnde Rücksicht-
                                                                                                                                 „Die Prüfungsordnungen unterliegen dem Ver-
                                                                             nahme von Professoren und wissenschaftlichen
                                                                                                                                 waltungsrecht der Universität und können von
                                                                             Mitarbeitern: „Studierende Eltern bekommen
                                                                                                                                 ihr selbst eltern- und kinderfreundlich gestaltet
                                                                             Schwierigkeiten bei der Fristverlängerung für die
                                                                                                                                 werden.“ Grass schlug vor, Stiftungen einzurich-
                                                                               Hausarbeit, weil das Kind erkrankt ist. Prüfun-
                                                                                                                                 ten, die Studierende mit Kind in Geldnöten un-
                                                                                           gen können nur an einem Stück
                                                                                                                                 terstützen.
                                                                                               stattfinden und nicht geteilt
                                                                                                 werden.“ Sogar Kommilito-       Die Teilnehmer der Diskussion stimmten darüber
                                                                                                  nen verhielten sich wenig      ein, dass mehr für die studierenden Eltern getan
                                                                                                                                 werden müsse. Auch sollten die Eltern sich soli-
                                                                                                                                 darisieren und selbstbewusst an die Öffentlich-
                                                                                                                                 keit herantreten. Schließlich seien die Kinder das
                                                                                                                                 Kapital und die Zukunft der Gesellschaft. Wenn
                                                                                                                                 Eltern heute von allen Seiten mehr Unterstützung
                                                                                                                                 erfahren, tummeln sich auch im Jahr 2020 viele
                                                                                                                                 Studenten auf dem Campus, einige von ihnen re-
                                                                                            Vereinzelt Studenten:                spektierte Mütter oder Väter.         Oliver Egli 
                                                                                            normaler Unibetrieb 2020?
                                                                                                                                 Kontakt: Die Initiative „Studieren mit Kind“
                                                                                                                                 trifft sich jeden dritten Mittwoch um 10 Uhr im
                                                                                                                                 Kinderraum des Inter II, Jakob-Welder-Weg 30.
                                                                                                                                 Auskunft unter Tel. 06131/602358, 373812 oder
                                                                                                                                 322105.

                                                                                                    13                                                              [JOGU] 176/2001
[    Titel   ]

                             Fachwerkkonstruktion
                             Saurierschädel
Illustration: John Sibbick

                                                                                                       egt
                                                                                                 r zerl
                                                                                          Struktu
                                                                                      exe
                                                                                  ompl
                                                                           ente: K
                                                                          m
                                                                     e Ele
                                                                Finit

                                                                                                                   ften
                                                                                                               scha
                                                                                                          issen
                                                                                                  für Geow
                                                                                               ut
                                                                                     ©   Instit
                                                                               Bild:

                             [JOGU] 176/2001   14
Paläontologe
                                                                      Fastnacht:
                                                                      „Manchmal haben wir
                                                                      geredet und geredet.“
Den Rätseln der Flugsaurier auf der Spur
Rund 100 Millionen Jahre ist er alt und seit
1994 im Besitz des Staatlichen Museums für
Naturkunde in Karlsruhe. Dass er so gut erhal-
ten ist und jetzt mit modernsten Computer-
techniken von dem Mainzer Geowissenschaftler
Michael Fastnacht und seinen Forschungs-
partnern untersucht werden kann, verdankt der
Flugsaurierschädel seinem Fundort. Die geo-
logische Beschaffenheit des Chapada do
Araripe, ein Hochplateau in Brasilien, hat den
Schädel in einzigartiger Weise dreidimensional
konserviert.

                                                                M i c h a e l Fa s t n a c h t
                                                             31, Studium der Geologie und Paläonto-
    Für kurze Zeit war der Schädel der „Anhan-               logie in Stuttgart und Mainz. Diplom-
                                                             arbeit: Zahnwechsel bei Flugsauriern.
guera“, so die wissenschaftliche Artbezeichnung              Arbeit im Naturhistorischen Museum in
des Flugsauriers, in Mainz. Mittels einer an der             Mainz. Seit 1998 Lehrbeauftragter im
Mainzer Klinik für Radiologie durchgeführten                 Bereich Paläontologie am Institut für Geo-
Computertomographie soll die Internstruktur ei-              wissenschaften der Universität Mainz.                                              Foto: Sascha Kopp

nes der am besten erhaltenen Flugsaurierschädel
der Welt erforscht und ein dreidimensionales Ab-
                                                   zu ziehen. Daraus ergeben sich auch Hinweise           zum Beispiel von Gebäuden, Flugzeugflügeln
bild erstellt werden. Die so erhaltenen Daten
                                                   auf das mögliche Beutespektrum der Flugsaurier         oder bei der Simulation von Crashtests bei PKWs.
werden in ein Computerprogramm eingespeist,
                                                   und das plötzliche Aussterben vor 65 Millionen         „Das ist genau das, was wir auch brauchen“,
welches bisher hauptsächlich von Ingenieuren
                                                   Jahren.                                                erzählt Fastnacht. „Wir haben eine recht kom-
und Maschinenbauern benutzt wird. Damit
                                                                                                          plexe Struktur, wir wollen diese modellieren
könnten Rückschlüsse auf die Schädelmechanik            „Immer  wieder
                                                                                                           und anschließend berechnen, was in dem Schä-
und auf das Ernährungsverhalten gezogen            wurde überlegt,
                                                                                                               del passiert.“
werden.                                            wie man wis-
                                                   senschaft-
    Die Vielfalt der Schädelformen und deren
                                                   lich
                                                                                                                    Computertomograph bringt
mechanische Besonderheiten beschäftigen
Michael Fastnacht, Paläontologe und wissen-
                                                                                                                      Hohlräume ans Licht
schaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geo-
                                                                                                                  Mit der Methode der Finiten Elemente
wissenschaften, schon lange. „Uns
                                                                                                          (FEM) stieß Fastnacht auf ein computergestütz-
interessiert in erster Linie die
                                                                                                          tes Verfahren, mit dem die Ingenieure genau
Nahrungsaufnahme.
                                                                                                          diese Probleme lösen. Eine so komplexe Struktur
                                                                                                          wie ein Schädel lässt sich nicht mit einer einzigen
                                                                     vorgehen sollte, um Aussagen         Formel berechnen. Im Computer-Modell zerlegt
                                                           treffen zu können, die nicht gefühls-          die Methode der Finiten Elemente die Schädel-
                                                   mäßig waren, sondern die sich in Zahlen belegen        Struktur in eine endliche (finite) Anzahl einzelner
                                                   lassen“, erklärt Fastnacht. „Aber wir haben sehr       Bausteine (Elemente), die dann jede für sich mit
                                                   schnell gemerkt, dass die Paläontologen alleine        seinen mechanischen Eigenschaften berechnet
                            Was passiert, wenn
                                                   dieses Problem nicht lösen können.“                    werden kann. Anschließend werden die Teilchen
                  so ein Flugsaurier seine Beute
                                                                                                          wieder zusammengefügt. Auf diese Weise
      greift, zubeißt und damit über die Zähne
Kräfte in den Schädel eingeleitet werden? Wie
                                                    Computergestütztes Verfahren der                      kann das Verhalten der gesamten Struktur erfasst
                                                                                                          werden.
werden die Kräfte in den unterschiedlichen Schä-        Ingenieure eingesetzt
deltypen weitergeleitet, was hat das für Konse-                                                                Für eine exakte Berechnung müssen die Ma-
quenzen für den Schädelaufbau?“, so Fastnacht.          Also wurde zu den Ingenieuren geschaut, die       terialeigenschaften (die Knochen) genau be-
Die Wissenschaftler erhoffen sich, Rückschlüsse    täglich mit solchen Problemen zu tun haben. In-        kannt sein. Hierin liegt eine der Schwierigkeiten,
auf die Muskulatur und den sich im Laufe der       genieure modellieren komplexe Strukturen im            mit denen Fastnacht zu kämpfen hat. An der 100
Millionen Jahre stark veränderten Zahnbestand      Rechner und berechnen dann den Kräfteverlauf,          Millionen Jahre alten versteinerten „Material-

                                                                           15                                                                [JOGU] 176/2001
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