Zeitschrift der Sektion Schwaben des DAV 4 / 2020 - DAV Sektion Schwaben

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Zeitschrift der Sektion Schwaben des DAV 4 / 2020 - DAV Sektion Schwaben
www.alpenverein­schwaben.de

                              Zeitschrift der Sektion Schwaben des DAV               4 / 2020

Herrliches Kleinwalsertal
Foto­Rundblick Schwarzwasserhütte

Manchmal fast alpin
Wilde Wege Schwäbische Alb

Kompliziert
Gruppenausfahrt 2020

                                                               ACHTUNGesa!gt
                                                                              abg
                                                              Jubilar feier:                   rt
                                                                     e rs a m m lu ng: neuer O
                                                        Mitglieder v
Zeitschrift der Sektion Schwaben des DAV 4 / 2020 - DAV Sektion Schwaben
NG !
            HTUNG ! ACHTUNG ! ACHTUNG ! ACHTU

                                                     Wichtige Informationen
                                                     für unsere Mitglieder
                                                     Jubilarfeier                          Mitgliederversammlung 2020
                                                     2020 abgesagt                         mit neuen Regeln
                                                     Terminverschiebung der dies­          Neuer Versammlungsort
                                                     jährigen Jubilarfeier auf 2021        Corona ist ein Faktor, mit dem wir im letzten Jahr, zur Buchung unseres
                                                     Wir nehmen unsere Fürsorge­           Veranstaltungsortes der diesjährigen Mitgliederversammlung, nicht rech­
                                                     pflicht als Verein sehr ernst und      nen konnten. In der Zwischenzeit wurde deutlich, dass die Größe des Rau­
                                                     haben uns deshalb dazu ent­           mes mit der gewohnten Teilnehmerzahl und der neuen Abstandsregelung
                                                     schlossen, die diesjährige Jubilar­   nicht vereinbar ist. So mussten wir uns für eine neue Örtlichkeit und einen
                                                     feier abzusagen und auf kom­          etwas anderen Ablauf entscheiden.
                                                     mendes Jahr zu verschieben. Die          Bitte beachten Sie, dass die Mitgliederversammlung am 10. Oktober
                                                     momentane Lage und die Wei­           2020 in der Filderhalle (Bahnhofstraße 61, 70771 Leinfelden­Echter­
ACHTUNG ! ACHTUNG ! ACHTUNG ! AC

                                                     terentwicklung der Pandemie ist       dingen) im Großen Saal stattfinden wird. Wir bitten um eine Anmeldung
                                                     so schwer kalkulierbar, dass wir      vorab, um den Raum entsprechend der Hygiene­ und Abstandsregeln auf
                                                     jetzt erst mal abwarten möch­         die tatsächliche Teilnehmerzahl vorzubereiten. Bitte senden Sie Ihre Zu­
                                                     ten, um die Feier im kommenden        sage bis spätestens 5. Oktober 2020 an info@alpenverein­schwaben.de
                                                     Jahr mit einem fundierteren Wis­      mit Ihrem Vor­ und Zunamen, der Mitgliedsnummer, sowie einer Mail­
                                                     sen zu den Risiken und notwen­        adresse und Telefonnummer für eine mögliche Kommunikation im Nach­
                                                     digen Sicherheitsvorkehrungen         gang. Bitte verwenden Sie als Betreff „Mitgliederversammlung 2020”. Al­
                                                     hoffentlich durchführen zu kön­        ternativ kann die Anmeldung bis zum 5. Oktober 2020 auch per Post (DAV
                                                     nen. Denn nach wie vor gilt es,       Sektion Schwaben, Nina Ahrens, Georgiiweg 5, 70597 Stuttgart) erfolgen.
                                                     gerade die gefährdeten Perso­            Die Filderhalle verfolgt ein gut durchdachtes Hygienekonzept mit ent­
                                                     nengruppen zu schützen.               sprechenden Trennwänden und Abstandsregelungen. Bitte denken Sie
                                                         Wir sind uns sicher, dass dies    an Ihren Mund­Nasen­Schutz, halten Sie die Abstände ein und beachten
                                                     die beste Entscheidung ist und        die Regelungen der Filderhalle vor Ort. Damit der Service im Vorfeld bes­
                                                     wir als großer Verein mit unserer     ser planen kann, benötigen wir bereits zur Anmeldung eine Info, ob Sie
                                                     Herangehensweise auch ein po­         das Catering auf eigene Kosten nutzen möchten und welche Speise Sie
                                                     sitives Signal nach außen sen­        wählen möchten. Bitte teilen Sie uns Ihre Auswahl auch bis spätestens
                                                     den. Lassen Sie uns weiterhin         5. Oktober 2020 an oben genannte Mailadresse mit.
                                                     gemeinsam aufeinander Acht
                                                     geben!                                Auswahl Hauptgang:
                                                                                           1. Putenschnitzel mit Kartoffelsalat (15,75 €)
                                                                                           2. Gemüsemaultaschen mit Kartoffelsalat und Zwiebelschmelze
                                                                                              (15,75 €)
                                                                                           Zu beiden Hauptgerichten werden zeitgleich ein Salat und ein Tages­
                                                                                           dessert im Weckglas mit Deckel serviert.
                                                                                           Getränke können im Foyer der Filderhalle käuflich erworben werden.

                                                                                           Die Tagesordnung und aktuelle Informationen entnehmen Sie bitte
                                                                                           unserer Webseite:
                                                                                           https://www.alpenverein­schwaben.de/ueber­uns/termine
Zeitschrift der Sektion Schwaben des DAV 4 / 2020 - DAV Sektion Schwaben
EDITORIAL

                                                                                                                                                      Foto: Dieter Buck
Vereinsleben in Zeiten von Corona
Liebe Sektionsmitglieder,           len haben großteils vor den Feri­     Abstand und leisten Sie dadurch           Deshalb dürfen wir inzwi­
liebe Bergfreundinnen und           en wieder geöffnet und unser           den erforderlichen Beitrag dazu,      schen auch wieder die Zeit in den
Bergfreunde,                        Vereinsleben geht wieder mit          uns selbst und vor allem andere       Bergen genießen. Zumindest in
                                    viel Energie weiter. Dazu gehört      zu schützen. Die Werte des DAV        vielen Bergregionen ist ein Auf­
seit dem Erscheinen des letzten     auch, dass ein Besuch in den uns      sind geprägt von gegenseitiger        enthalt ohne große Einschrän­
Schwaben Alpin sind drei Mona­      so wichtigen Bergen wieder mög­       Rücksicht, der Verantwortung für      kungen wieder möglich. Gleiches
te vergangen. Drei Monate, in       lich ist. Kurse und Touren finden      den Anderen und dem gemein­           gilt für unsere Kletterhallen, die
denen das Corona­Virus unseren      wieder statt und auch der Be­         samen Erreichen von Zielen. All       Sportangebote im Freien und
Alltag so stark geprägt hat wie     trieb in unseren Gruppen ist wie­     das hilft uns momentan dabei,         die Besuche auf unseren Hütten.
nichts, an das ich mich in den      der angelaufen. Als Verein leben      uns richtig zu verhalten. Wenn        Bitte besuchen Sie auch weiter­
letzten drei oder vier Jahrzehn­    wir von der Gemeinschaft und          ich derzeit mit meiner Familie        hin unsere Hütten, die ohne Gäs­
ten erinnern kann. Vieles davon     dem gemeinsamen Tun – ohne            und Freunden unterwegs bin            te nicht überleben können. Glei­
sind allerdings Schlagzeilen aus    Austausch und die sozialen Kon­       oder wenn ich unsere Kletterhal­      ches gilt für unsere Kletterhallen.
anderen Ländern und Kontinen­       takte ist Vereinsleben im DAV         len besuche, fällt es mir manch­      Dabei helfen wir nicht nur ande­
ten, uns selbst geht es den Um­     nicht denkbar.                        mal schwer, mich an die neuen         ren, sondern vor allem auch uns
ständen entsprechend und im             Der Weg zurück in die Norma­      Regeln zu halten und es klappt        und unserem Bedürfnis, Gemein­
Vergleich mit den derzeit massiv    lität ist allerdings nach wie vor     auch nicht immer, wenn ich zu­        schaft zu erleben. 2020 ist ein be­
betroffenen Ländern wie Brasi­       anfällig. Wir sehen, wie die Infek­   rückschaue. Aber wie fast überall     sonderes Jahr, ein Jahr der Rück­
lien oder Indien vergleichsweise    tionszahlen sofort steigen, so­       im Leben geht es auch nicht um        sichtnahme und ein Jahr, das
gut. Wir haben gelernt, mit dem     bald sich Einzelne oder Gruppen       das absolut richtige oder falsche     unsere Gemeinschaft stärkt.
Virus zu leben und im Alltag die    bei Veranstaltungen oder im Ur­       oder um das unbedingte Verhin­            Für die kommenden Monate
wenigen, aber enorm hilfreichen     laub sorglos verhalten oder un­       dern von Fehlern. Es geht da­         wünsche ich Ihnen allen schöne
Empfehlungen umzusetzen, die        bedacht darauf verlassen, dass        rum, das Vermeidbare zu vermei­       Erlebnisse, viel Gesundheit und
von den Experten zur Vermei­        die Pandemie auf dem Rückzug          den, Verantwortung zu überneh­        unbeschwerte Tage! Trotz allem.
dung einer weiteren Ausbreitung     sei.                                  men und uns gegenseitig zu
empfohlen werden.                       Helfen Sie bitte weiterhin alle   helfen. Bei den Aktivitäten in un­
    Das Ergebnis ist, dass unser    gemeinsam mit, größere Rück­          serer Sektion erleben wir täglich,
Leben inzwischen wieder ohne        schläge zu vermeiden. Halten Sie      wie gut das klappen kann, und
massive Einschränkungen wei­        sich bitte an die Empfehlungen        ich denke, wir können froh und        Mit den besten Grüßen
tergehen kann. Die meisten Be­      zum Tragen eines Mund­Nasen­          stolz sein, dass das bei uns so gut   Ihr Frank Boettiger
triebe arbeiten wieder, die Schu­   Schutzes, halten Sie den nötigen      gelingt.

                                                                                                       Schwaben Alpin 4 | 2020                   3
Zeitschrift der Sektion Schwaben des DAV 4 / 2020 - DAV Sektion Schwaben
Inhalt

Corona                                     Die Bergwelt im Trentino                Schlechtes Wetter

   hat alles im Griff. Auch unsere              bietet prächtige Möglich­                gibt es nicht. Oder doch? Die
   Kletterhallen waren vom Lock­               keiten. Dieter Buck war im               Jugend­ und Juniorengruppe hat
   down betroffen. Lesen Sie, was               Valsugana wandern. Kriegs­               bei ihrer Ausfahrt ins Montafon
   das Kletterzentrum Stuttgart                ruinen und Adoptivkuh                    auch die widrigen Wetterver­
   in dieser Zeit getan hat. 6                 inbegriffen. 20                           hältnisse gemeistert. 32

   Editorial                                     3            Ein Wolf im Nordschwarzwald                     30
                                                              Auflösung PRIMA­KLIMA­QUIZ                        31
   Schwaben Aktuell
   Spiel, Spaß und Aktion –                      5            Kinder und Jugend
   rockerei Sommercamp für Kids                               Schlechtes Wetter gibt es nicht …               32
   Nach der Vollbremsung alles andere            6
   als Stillstand im Kletterzentrum                           Gruppen/Kurse
   Wer die guten Routen schraubt                10            Unterwegs in Corona­Zeiten                      34
                                                              Gruppenprogramm                                 36
   Hütten                                                     Kursprogramm der Sektion                        45
   Unsere Schwarzwasserhütte in Bildern         14
                                                              Service
   Touren                                                     Kletter­ und Boulderhallen der Sektion          12
   Links und rechts vom Valsugana               20
                                                              Unsere Hütten                                   18
   Die Schwäbische Alb: Erkundungstouren
                                                              Im Andenken                                     19
   vor der Haustür                              24
                                                              Vorträge                                        46
   Natur und Umwelt                                           Lesenswert                                      48
   22. August: Welterschöpfungstag 2020         28            Aufnahmeantrag                                   51
   120 Jahre Verein zum Schutz der Bergwelt     29            Mitglieder werben Mitglieder                     53
                                                              Servicestellen AlpinZentrum & Globetrotter      54
                                                              Impressum                                       54

                                                                                        Folge uns
                                                                                        jetzt auch
                                                                                                     !
 Titelbild: Im Lagoraigebirge, rechts im Hintergrund                                    auf Facebook
 sieht man das Rifugio Caldenave. Foto: Dieter Buck.
 Grafik Störer: rawpixel.com/Freepik
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SCHWABEN AKTUELL

                                                                                                                        eine Teilnahme zu ermöglichen.
                                                                                                                        Es wird geklettert, gelacht und
                                                                                                                        gespielt. Trainer Rene hat für
                                                                                                                        „seine” Kinder witzige Kletter­
                                                                                                                        spiele mitgebracht, lässt aber
                                                                                                                        auch genug Raum zum Toben
                                                                                                                        und Ausspannen. „Wer möchte,
                                                                                                                        lümmelt auch einfach mal auf
                                                                                                                        der Matte rum und schaut den
                                                                                                                        anderen beim Bouldern zu”, er­
                                                                                                                        zählt Rene. Man merkt, dass er
                                                                                                                        die Wochen mit den Kindern
                                                                                                                        nicht einfach als Job sieht. Für
                                                                                                                        ihn ist das viel mehr. Er liebt den
                                                                                                                        Umgang mit dem Nachwuchs
                                                                                                                        und er hat großen Spaß daran,
                                                                                                                        seine Freude am Klettern an an­
                                                                                                                        dere weiterzugeben.
                                                                                                                           Die nächste Klettergelegen­
                                                                                                                        heit für Ferienkinder gibt es in
                                                                                                                        der rockerei wieder in den Herbst­
                                                                                                                        ferien.
                                                                                                                           Vom 26. bis 30. Oktober 2020
                                                                                                                        heißt es in der rockerei dann wie­
                                                                                                                        der Spiel, Spaß und Aktion für
                                                                                                                        Kids mit Freude am Klettern. An­
Spiel, Spaß und Aktion –                                                                                                meldungen bitte bis 18.10.2020
                                                                                                                        mit Info zu Name, Alter und Klet­
das Sommercamp für Kids in der rockerei                                                                                 tererfahrungen der Kinder an
                                                                                                                        kurse@rockerei­stuttgart.de.
Mit gespannt­glänzenden Augen             mer erst mal kennen. Wer ist                   Das Sommercamp der rocke­
steht eine Gruppe von insgesamt           schon mal geklettert? Wer war              rei findet in diesem Jahr bereits   Hinweis für alle, die nicht nur in
12 Kindern am Montagmorgen                schon bouldern oder hat einen              zum zweiten Mal statt. Schon       den Ferien klettern möchten:
im Eingangsbereich der rockerei.          Klettersteig gemacht? Drei der             letztes Jahr waren die Anmelde­    Die Kinderklettergruppen der
Es sind Sommerferien und drau­            Kinder haben noch gar keine                zahlen hoch. Aber dieses Jahr      rockerei haben noch Plätze frei!
ßen brutzelt die Sonne gnaden­            Erfahrungen in der Vertikalen.             konnten die vielen Anfragen und    Informationen dazu gibt es auf
los vom Himmel.                           Macht nichts! Hier ist jeder will­         Anmeldungen kaum unterge­          der Webseite der rockerei:
   Rene und Matze, die Trainer            kommen und alle werden von                 bracht werden. So wurden über      www.rockerei­stuttgart.de/die­
in dieser Woche des Sommer­               Rene und Matze entsprechend                die gesamten Sommerferien ins­     rockerei/kinder­in­der­rockerei
camps, kommen gut gelaunt um              abgeholt und mit den Abläufen              gesamt 12 Gruppen eingeplant,      Text: Nina Ahrens
die Ecke und lernen die Teilneh­          in der Halle vertraut gemacht.             um möglichst vielen Kindern        Fotos: die rockerei

Gewusst wie: Die Kids lernen beim Sommercamp der rockerei, wie man sich sicher in großer Höhe bewegt.

                                                                                                               Schwaben Alpin 4 | 2020                   5
Zeitschrift der Sektion Schwaben des DAV 4 / 2020 - DAV Sektion Schwaben
Nach der Vollbremsung
alles andere als Stillstand
Tobias Hauser vom Kletterzentrum Stuttgart lässt sich
auch von der Corona­Pandemie nicht stoppen
Es war schon ein großer Schock für Tobias    rund um ihren Job und ihr Einkommen.           ihm heute noch in den Knochen, wenn er
Hauser, als er im März dieses Jahres das     Kurzarbeit und die Beantragung von För­        an die ersten Wochen des Shutdowns zu­
Kletterzentrum Stuttgart aufgrund der        dergeldern waren mit einem Mal die The­        rückdenkt. Doch er und sein Team wur­
Verordnungen zur Eindämmung der Co­          men, um die sich sein Arbeitsalltag dreh­      den schnell aktiv. Nach Absprache mit
rona­Pandemie plötzlich vorübergehend        te. Erst nachdem die wichtigsten Forma­        Roland Frey und Bernd Streil von der Klet­
schließen musste. Tobias hatte die Halle     litäten geklärt und für alle Mitarbeiter       teranlagen GmbH wurde ein Plan ge­
gerade erst im Januar als Betriebsleiter     eine Lösung gefunden worden war, hatte         macht und besprochen, welche Projekte
übernommen und war mit seinem Team           Tobias Zeit, sich Gedanken um die kom­         angegangen werden können.
dabei, ein eigenes Hallenkonzept aufzu­      menden Wochen zu machen.                          Es wurde gewerkelt und geschafft.
bauen, die Halle stärker nach außen zu           Denn warum nicht aus der Not eine          Handwerker und Mitarbeiter brachten
bewerben und Struktur und Organisation       Tugend machen und die Hallenschlie­            wieder etwas Leben in die leere Halle und
nach seinen Wünschen aufzustellen, als       ßung für Aufgaben nutzen, zu denen man         sorgten damit für ein bisschen Normalität
er von einem Tag auf den anderen im          sonst kaum gekommen wäre? Gespens­             im neuen, coronabedingt eingeschränk­
wahrsten Sinne des Wortes eine Voll­         tisch sei es in dieser Zeit in der Halle ge­   ten Arbeitsalltag.
bremsung einlegen musste.                    wesen. Normalerweise klettern an sei­             Tobias und sein Team haben in dieser
   Plötzlich sah er sich mit Fragestellun­   nem Arbeitsplatz viele hundert Leute und       Zeit viele Ideen umgesetzt: Der Tresen
gen und Aufgaben konfrontiert, mit           jetzt ging Tobias Hauser durch eine leere,     wurde erneuert, das Campusboard res­
denen er niemals gerechnet hätte. Dazu       kalte, dunkle Halle ohne Leben. Das ko­        tauriert und Wände gestrichen. Die Bänke
gehörten die Sorgen der 27 Mitarbeiter       mische und beklemmende Gefühl sitzt            in der alten Halle wurden abgeschliffen

6          Schwaben Alpin 4 | 2020
Zeitschrift der Sektion Schwaben des DAV 4 / 2020 - DAV Sektion Schwaben
SCHWABEN AKTUELL

                      Lydia Feiler und Martin Semle schrauben die neuen Boulder

und lackiert, überall wurde entrümpelt,             In enger Zusammenarbeit mit Bernd
hinter den Kletterwänden wurde gesaugt           Streil und Roland Frey wurde geklärt, ob
und Spinde geputzt.                              die Fußbodenheizung trotz des Fall­
   Die Halle erstrahlt nun in einem neuen        schutzbodens noch genügend Wärme ab­
Lichtkonzept mit Energiesparlampen.              geben könne. Nachdem ein Gutachter
Insgesamt 1350 Expressschlingen wurden           hinzugezogen wurde, entschied man sich
ausgetauscht, Karabiner und Umlenker             für den Notfall zusätzlich die alten Hei­
ersetzt. Tobias Hauser war wochenlang            zungen hinter den Kletterwänden zu re­
Stammgast auf den Wertstoffhöfen in              aktivieren. Denn eine kalte Halle im Win­
der Umgebung – wie viele andere auch.            ter ist keine Option.
Deutschland entrümpelte seine Keller                Parallel stellte sich die Frage, ob der
und das Kletterzentrum Stuttgart die Be­         alte Steiger, den die Routenschrauber für
reiche hinter den Kletterwänden.                 ihre Arbeit in großer Höhe benötigen, für
   Als deutlich wurde, dass die Schlie­          den neuen Fallschutzboden geeignet
ßung der Halle noch etwas länger dauern          sein könnte. Als klar wurde, dass der Stei­
sollte, wurde ein großes Projekt, das ei­        ger zu schwer ist, musste eine Alternative
gentlich erst im Herbst 2020 vorgesehen          gefunden werden. Ein neuer, leichter Stei­
war, kurzerhand nach vorne gezogen. Der          ger musste her. Aber auch dieses Problem
neue Fallschutzboden sollte noch wäh­            wurde gelöst. Während der Testphase des
rend der Corona­Pause verlegt werden.            neuen Steigers wurde dann auch fleißig
Eine zeitintensive Arbeit, da zunächst alle      geschraubt und es entstanden viele neue
Gewerke angesprochen und koordiniert             Kletterlinien im Innen­ und Außenbe­
werden mussten. Ein großes Thema war             reich.
dabei auch die Wärmeregulierung in der              So wurde an den unterschiedlichsten
Halle.                                           Ecken gewerkelt und das Kletterzentrums­
                                                                                               Renovierungsarbeiten: Anbau der Plexiglasscheibe am Tresen
                                                                                               zum Schutz von Gästen und Personal, Verschrottung der alten
                                                                                               Leuchten und viel frische Farbe machen den Unterschied

                                                                                               Schwaben Alpin 4 | 2020                        7
Zeitschrift der Sektion Schwaben des DAV 4 / 2020 - DAV Sektion Schwaben
Neues Lichtkonzept
                                                   Team war permanent im Einsatz. Alles
                                                   wurde für den Tag vorbereitet, an dem
                                                   Klettern in der Halle wieder möglich sein
                                                   würde. Die Zeit ohne Gäste war für Tobias
                                                   Hauser und sein Team eine sehr bedrü­
                                                   ckende, ungewisse Zeit, wie er im Rück­
                                                   blick erzählt. Doch als erste konkrete
                                                   Maßnahmen zur Wiederaufnahme des
                                                   Betriebs angegangen wurden, fühlte sich
                                                   diese Phase etwas weniger bedrohlich an.
                                                   Der Tresen wurde mit Plexiglasscheiben
                                                   ausgestattet und ein internes Hygiene­
                                                   konzept mit regelmäßigen Desinfekti­
                                                   ons­Zeiten ausgearbeitet, in dessen Folge
                                                   alle paar Stunden die wichtigsten Ober­
                                                   flächen wie Handläufe, Tresen oder die
                                                   Sanitäranlagen desinfiziert werden. Da
                                                   war es natürlich ein Segen, dass Tobias in
                                                   seiner Zeit als Gesundheits­und Kranken­
                                                   pfleger im Klinikverbund Südwest rigoro­
                                                   se Hygieneregeln gewohnt war und ent­
                                                   sprechende Expertise mitbringen konnte –
                                                   was auch gut war, denn langsam zeichne­
                                                   te sich das Ende der strengen Corona­
                                                   Beschränkungen ab.

                                                   Neuer Fallschutzboden

8   Schwaben Alpin 4 | 2020
Zeitschrift der Sektion Schwaben des DAV 4 / 2020 - DAV Sektion Schwaben
SCHWABEN AKTUELL

    Im Juni kam dann von der Stadt grü­                                                          ten sind gekennzeichnet und Nutzer kön­
nes Licht für die Wiedereröffnung der                                                             nen ihre gekletterten Routen mit einem
Halle. Zunächst wurde die Außenanlage                                                            Punktesystem und zusätzlichem Text be­
geöffnet, während drinnen noch der Fall­                                                          werten. Statistiken sorgen für eine indivi­
schutzboden verlegt wurde. Als die Hand­                                                         duelle Übersicht der eigenen Routen und
werker die letzten Arbeiten abgeschlos­                                                          Bewertungen. Langfristig soll die Routen­
sen hatten, durfte auch drinnen wieder                                                           datenbank den Routenbauern Statistiken
geklettert werden. Außer im Kletterbe­                                                           zur Verteilung der Schwierigkeitsgrade in
reich müssen Besucher seither einen                                                              der Halle bieten und bei der Wartung der
Mund­Nasen­Schutz tragen, Sicherheits­                                                           Linien unterstützen. Tobias Hauser möch­
abstände sind zu berücksichtigen und es                                                          te mithilfe der Software seinen Routen­
darf nur jede 2. Sicherungslinie beklettert                                                      bauern eine bessere Grundlage und Inspi­
werden. Anfangs waren auch die Umklei­                                                           ration für ihre Arbeit ermöglichen. Denn
dekabinen geschlossen. Die Gäste freuen                                                          mithilfe dieser neu gesammelten Daten
sich, dass sie wieder klettern dürfen. Und                                                       kann das Team um Chefroutenbauer
alle sind sich einig, dass die Corona­Pause   Eines der outdoortauglichen Paletten­Sofas         Christoph Knoche noch besser auf die Be­
perfekt genutzt wurde. Alles ist so schön                                                        dürfnisse und Wünsche der Gäste einge­
sauber, aufgeräumt, frisch und neu, und       schäftigt, wie der neuen Homepage oder             hen.
darüber freuen sich Mitarbeiter und Gäste     der Erarbeitung einer Routendatenbank.                So hatte Corona neben all den düste­
gleichermaßen.                                Seit Ende Juli ist die Software nun aktiv          ren Seiten auch etwas Gutes – zumindest,
    Neben einer sauberen Halle, einem         und wird von den Kletterern fleißig                 wenn man wie Tobias Hauser und sein
neuen Lichtkonzept, gestrichenen Wän­         genutzt. Über die Webseite lassen sich             Team die Zeit des Wartens so sinnvoll und
den und vielen, vielen neuen Routen und       Nutzer beispielsweise anzeigen, wie viele          engagiert genutzt hat.
Bouldern, war das Team um Tobias Hau­         Routen es gibt und welche Schwierig­               Text: Nina Ahrens
ser auch noch mit anderen Themen be­          keitsgrade die Routen haben. Neue Rou­             Fotos: Kletterzentrum Stuttgart

                                                                      Neue Outdoor­Lounge­Ecke

                                                                                                 Schwaben Alpin 4 | 2020                  9
Zeitschrift der Sektion Schwaben des DAV 4 / 2020 - DAV Sektion Schwaben
Wer die guten Routen schraubt –
                                                                 Tobias Hauser, der selbst auch großen
                                                                 Spaß am Schrauben hat, vertraut einem
                                                                 großen, breit aufgestellten Team an so­
                                                                 wohl erfahrenen als auch jungen Routen­
                                                                 schraubern, die möglichst homogene,
                                                                 schöne und interessante Routen schrau­
                                                                 ben, auf Längenzüge verzichten und so
                                                                 für ein ausgewogenes, vielfältiges und si­
                                                                 cheres Kletterangebot im Kletterzentrum
                                                                 sorgen.

                                                                 Christoph Knoche ist der Chefrouten­
                                                                 schrauber im Kletterzentrum. Er kennt
                                                                 die Halle wie seine Westentasche,
                                                                 schraubt schon viele Jahre im Kletterzen­
                                                                 trum Routen und Boulder und ist der or­
                                                                 ganisierende Kopf des Teams. Seine
                                                                 Routen sind sehr beliebt und technisch
                                                                 fordernd.

                                                                 Daniel Hummel ist der erfahrenste
                                                                 Schrauber im Team. Er hat das Kletter­
                                                                 zentrum maßgeblich mit aufgebaut und
                                                                 ist Routenschrauber der ersten Stunde.
                                                                 Seine Erfahrung und Routine bringt er
                                                                 gerne im Team ein und ist für so manche
                                                                 Überraschung beim Schrauben bekannt.
                               Christoph Knoche

                               Daniel Hummel

                                                              Tobias Hauser

10   Schwaben Alpin 4 | 2020
SCHWABEN AKTUELL

Die Routenbauer im Kletterzentrum Stuttgart
Michael Münch klettert seit 12 Jahren
und schraubt schon über vier Jahre im
Kletterzentrum Stuttgart. Seine Routen
bezeichnet er selbst als „Gemälde” und er
freut sich sehr, wenn seine Routen bei
den Kletternden gut ankommen.

Martin Semle ist seit Kurzem an Bord. Er
klettert seit 13 Jahren und ist mit der Fir­
ma „stone4mation” professioneller Rou­
tenbauer, der von der Herstellung der
Griffe, dem Recycling und dem Schrau­
ben von Routen und Bouldern alles mit­
bringt. Dank Martin hat das Kletterzen­
trum wieder viele schöne neue Module
und Griffe.

Jannes Marx ist einer der Newcomer im
Team und ein Kind der Halle. Er ist im
Landeskader Baden­Württemberg, arbei­
tet als Trainer, klettert bis 8b und bouldert
bis 8a. Dass er nicht nur schwere Boulder
und Kletterlinien schrauben kann, son­
dern auch Talent für Bewegung hat, zeigt
er gerne bei seinen Routen und Bouldern
auch im unteren Schwierigkeitsgrad.                                                                  Jannes Marx
                                                                 Lydia Feiler
Lydia Feiler ist der neueste Zugang bei
den Routenschraubern. Sie klettert seit 11
Jahren, war im Landeskader Baden­Würt­
temberg und war eine sehr erfolgreiche
Wettkampfkletterin beim Seilklettern
und Bouldern. Bei ihren Routen legt sie
Wert auf Technik und Bewegung.
Text: Nina Ahrens
Fotos: Kletterzentrum Stuttgart

Martin Semle                                    Michael Münch

                                                                    Schwaben Alpin 4 | 2020          11
Kletter­ und Boulderhallen
                                                                                                                                   en,
                                                                                                                   formation
der Sektion Schwaben                                                                                 Aktuelle In
                                                                                                          nd D  e t a il s z u allen Kurs
                                                                                                                                          en
                                                                                                Termine u            im Intern
                                                                                                                                   et:
                                                                                                      finden Sie
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                                                                                                         lp e n v e re in­schwab
                                                                                                  www.a                           rsicht
                                                                                                                   llen/uebe
                                                                                                      kletterha

Klettern beginnt, wo Gehen aufhört                                   Hallenkurse
Lernen Sie mit uns die Vertikale kennen und erwer­                         Kletterkurse (Schnuppern, Grundkurs, Aufbau, Technik)
ben Sie in unseren Kursen alles Notwendige, um
                                                                           Boulderkurse (Schnuppern, Grundkurs, Aufbau, Technik)
dieses faszinierende Hobby sicher und selbständig
ausführen zu können. Und bei dem großen Kurs­                              Eltern sichern ihre Kinder
angebot der Sektion Schwaben findet bei uns auch                            Individuelle Kurse
jeder das passende Angebot:
                                                                           Kindergeburtstage
                                                Foto: Jens Klatt

                                                                                                                         Foto: DAV Kletterzentrum Stuttgart
 STUTTGART

                                                                      STUTTGART

DAV­Kletter­ und Boulderzentrum Schwaben – rockerei                  DAV­Kletterzentrum Stuttgart
Stammheimer Straße 41                                                Friedrich­Strobel­Weg 3
70435 Stuttgart­Zuffenhausen                                          70597 Stuttgart
Telefon 0711 69972736                                                Telefon 0711 319 58 66
info@rockerei­stuttgart.de                                           info@kletterzentrum­stuttgart.de
www.rockerei­stuttgart.de                                            www.alpenverein­schwaben.de/aktiv/programm/kletterhalle
                                                                                                                            Foto: Markus Bienecker
                                                Foto: DAV BG Aalen

                                                                      KIRCHHEIM
 AALEN

Reiner­Schwebel­Kletterhalle                                         DAV­Kletterhalle Kirchheim
Parkstraße 17                                                        Jesinger Halde 5
73430 Aalen                                                          73230 Kirchheim unter Teck
Telefon 07361 8908374                                                Telefon 0162 8862 186
halle@alpenverein­aalen.de                                           kletterhalle@dav­kirchheim.de
www.kletterhalle­aalen.de                                            www.alpenverein­schwaben.de/kletterhallen/kletterhalle­kirchheim
HÜTTEN

HÜTTENPÄCHTER GESUCHT
Hüttenpächter Stuttgarter Hütte (2310 m), Lechtaler Alpen

  Die Stuttgarter Hütte liegt auf einer Höhe von   strebt, in den nächsten Jahren das Siegel „Mit
  2310 m in den Lechtaler Alpen (an der Grenze     Kindern auf Hütten” zu erhalten. Die Sektion
  zwischen Vorarlberg und Tirol). Sie ist Start­   Schwaben ist an einem langfristigen Pachtver­
  und Endpunkt der „Lechquellenrunde” und          hältnis interessiert und bietet hierfür auch eine
  des „Lechtaler Höhenwegs”. Sie bietet sowohl     professionelle Unterstützung seitens der
  dem Bergwanderer als auch dem Kletterer ein      Geschäftsstelle.
  interessantes Umfeld (Roggspitze)und ist bei
  Tagesgästen ebenso beliebt wie bei Berg­
  urlaubern. Bedingt durch ihre Lage, ist die      Das erwarten wir von Ihnen:
  Hütte von Mitte Juni bis Anfang Oktober (je         Fundierte gastronomische Kenntnisse
  nach Wetterlage) bewirtschaftet. Die Versor­        und Fähigkeiten
  gung der Hütte erfolgt über den Fahrweg von         Technische Kompetenz zur Bedienung
  Zürs zur Trittalpe und von dort aus weiter mit      und Überwachung der Hütteneinrichtungen
  der Materialseilbahn. Das Haus bietet Platz         und Anlagen
  für 36 Personen in Betten und 20 in Matratzen­
                                                      Fundierte betriebswirtschaftliche Kennt­
  lagern. Ein offener Winterraum steht im Neben­
                                                      nisse und unternehmerisches Denken
  gebäude mit 12 Übernachtungsplätzen zur Ver­
  fügung und dient während der Hüttensaison           Service­ und dienstleistungsorientierte
  als zusätzliches Matratzenlager. Die Gast­          Einstellung
  stuben sind entsprechend der Übernachtungs­         Erfahrung im Hüttenbetrieb
  kapazität ausreichend groß und gemütlich            Handwerkliches Geschick für die Ausübung
  eingerichtet.                                       kleinerer Reparaturen
  Nach längerer, guter Zusammenarbeit mit             Erfahrung im alpinen Umfeld und Gebiets­
  der derzeitigen Pächterin, steht nun ein            kenntnisse
  Pächterwechsel an. Hierfür suchen wir eine/n
  Hüttenpächter/in bzw. Pächterpaar ab der            Berg­/Naturverbundenheit
  Sommersaison 2021.                                  Bereitschaft mit der Sektion zusammen­
                                                      zuarbeiten
  Wir bieten Ihnen:                                   Identifikation mit den Grundsätzen und
  Die Stuttgarter Hütte wurde 2011 general­           Zielen des Deutschen Alpenvereins
  saniert und befindet sich auf dem aktuellen
  Stand der Technik. Die Küche ist ausreichend     Interessiert?
  groß und entspricht den aktuellen Anforderun­
                                                   Wenn Sie sich im vorgenannten Profil
  gen – die weitere gastronomische Ausstattung
                                                   wiederfinden, richten Sie bitte Ihre Bewerbung
  liegt in der Verantwortung des Pächters. Die
                                                   mit Ihren bisherigen Tätigkeiten und Erfah­
  Wasserversorgung erfolgt über eine Quelle
                                                   rungen zum Pächterprofil (u. a. Lebenslauf)
  und ein Reservoir oberhalb der Hütte.
                                                   bis 31. Oktober 2020 per E­Mail an
  Für die Abwasserreinigung besteht eine bio­
                                                   Andreas Wörner (woerner@alpenverein­
  logisch­mechanische Abwasserreinigungs­
                                                   schwaben.de).
  anlage. Die Stromversorgung erfolgt über eine
  Versorgungsleitung aus dem Tal. Den Pächtern     Bei Rückfragen stehen wir unter der
  stehen ein abgetrennter Wohnbereich sowie        Telefonnummer 0711 769636­6 gerne
  separate Personalzimmer zur Verfügung. Die       zur Verfügung.
  Hütte verfügt über die Auszeichnung „Umwelt­     www.alpenverein­schwaben.de
  gütesiegel” der Alpenvereine. Es ist ange­

                                                                     Schwaben Alpin 4 | 2020           13
Neugierige Kühe beim Aufstieg                                                 Schöner Wanderweg auf dem Weg zur Hütte

Schwarzwassertal.                                                 Am Herzsee

                                                                                                                 Fotostory

                                       Unsere Schwarzwasserhütte
                                                       in Bildern

Die neuen Hüttenpächter Dominik …               … und Tine Müller                           Ankunft

          14            Schwaben Alpin 4 | 2020
HÜTTEN

                                                                                                                    Schwarzwasserhütte
                                                                                                                    und Hoher Ifen

Die Schwarzwasserhütte im schönen             dann doch etwas steiler hoch zur Schwarz­   oder dass der Rückweg über Steinmandl
Kleinwalsertal bietet Bergwanderern un­       wasserhütte, deren Fahnenmast man als       und Kreuzmandl wunderbare Ausblicke
terschiedlichste Touren von leicht über       Erstes entdeckt, bevor die holzvertäfelte   nach allen Seiten bietet.
mittel bis schwer. Einen gemütlichen Ein­     Hütte dann wirklich vor einem liegt.           Wer etwas Zeit mitbringt, gönnt sich
stieg bietet die Tour ab Auenhütte bei der       Oben empfängt das Pächterpaar Tine       ein Getränk auf einer der Sonnenterras­
Talstation der Ifenbahn, die einen nach       und Dominik Müller seine Gäste mit le­      sen der Hütte und lässt den Blick über die
ein paar Minuten Wanderung mit einem          ckeren, traditionellen Gerichten und gibt   Hügel und Täler schweifen.
Blick auf den wunderschön gelegenen           Tipps für die weitere Wanderung. Bei­       Nina Ahrens
Herzsee begrüßt. Abwechslungsreich            spielsweise, dass auf der Rückseite des
schlängelt sich der Weg erst fast eben,       Ifen noch meterhoch der Schnee liegt,

Gemütlicher Rückzug bei schlechtem Wetter                   Hoher Ifen

                                                                                          Schwaben Alpin 4 | 2020                  15
Kleiner Bach bei der Hütte                        Bergblumen, wohin das Auge blickt

      Begegnung mit
      einer Kuhherde

Leicht geschwungene Wege                                                  Gut gekennzeichnete Wanderwege

          16             Schwaben Alpin 4 | 2020
HÜTTEN

HÜTTENPÄCHTER GESUCHT
Sudetendeutsche Hütte 2650 m, Nationalpark Hohe Tauern, Osttirol

  Die Sudetendeutsche Hütte ist der zentrale          Das erwarten wir von Ihnen:
  Stützpunkt in der südlichen Granatspitz­               Gastronomische Kenntnisse und
  gruppe, die umrahmt wird von der Venediger­            Fähigkeiten
  und der Glocknergruppe. Talorte sind Matrei
  und Kals am Großglockner in Osttirol. Hütten­          Hohe technische Kompetenz zur Bedienung
  zustiege erfolgen von Matrei, von der Felber­          der Hütteneinrichtungen und Anlagen
  tauernstraße und von Glanz in ca. 3 Stunden            Fundierte betriebswirtschaftliche Kenn­
  oder von Kals in ca. 4 Stunden.                        tnisse und unternehmerisches Denken
  Die Hütte der Kategorie 1 befindet sich in              Service­ und dienstleistungsorientierte
  aussichtsreicher Lage auf der malerischen              Einstellung
  Oberen Steineralm. Durch die Anbindung an              Erfahrung im Hüttenbetrieb
  die Glockner­Runde ist sie gut frequentiert.
                                                         Handwerkliches Geschick für die Ausübung
  Die Sudetendeutsche Hütte verfügt über                 kleinerer Reparaturen
  23 Zimmerlager in fünf Räumen, 20 Matrat­
                                                         Erfahrung im alpinen Umfeld und Gebiets­
  zenlager in zwei Räumen und zwölf Schlaf­
                                                         kenntnisse
  plätzen im Winterraum.
                                                         Berg­/Naturverbundenheit
  Die zwei Gasträume verfügen über 50 Sitz­
  plätze, auf der Terrasse sind es ca. 40 Plätze.        Bereitschaft mit der Sektion zusammen­
                                                         zuarbeiten
  Nach längerer, guter Zusammenarbeit
  mit dem derzeitigen Pächterpaar, steht nun             Identifikation mit den Grundsätzen und
  ein Pächterwechsel an. Hierfür suchen wir              Zielen des Deutschen Alpenvereins
  eine/n Hüttenpächter/in bzw. Pächterpaar
  ab der Sommersaison 2021.                           Interessiert?
                                                      Wenn Sie sich im vorgenannten Profil
  Wir bieten Ihnen:                                   wiederfinden, richten Sie bitte Ihre Bewerbung
  Die Sudetendeutsche Hütte befindet sich auf          mit Ihren bisherigen Tätigkeiten und Erfahrun­
  dem aktuellen Stand der Technik. Küche und          gen zum Pächterprofil (u. a. Lebenslauf)
  Versorgungsräume sind neu eingerichtet und          bis 31. Oktober 2020 an:
  auf dem Stand der Technik. Die Versorgung           Hüttenmanagement und Alpintourismus
  erfolgt per Hubschrauber. Den Pächtern stehen       Georg Oberlohr
  ein abgetrennter Wohnbereich sowie weitere          Ködnitz 55
  Personalzimmer zur Verfügung. Die Hütte             A­9981 Kals am Großglockner
  verfügt über die Auszeichnung „Umweltgüte­
  siegel” der Alpenvereine sowie das Siegel „Mit      Telefon +43/664­5597055
  Kindern auf Hütten”. Die Sektion Schwaben ist       office@oberlohr.info
  an einem langfristigen Pachtverhältnis interes­
  siert und bietet hierfür auch eine professionelle
  Unterstützung seitens der Geschäftsstelle.

                                                                       Schwaben Alpin 4 | 2020         17
Besuchen Sie die Hütten und Häuser der Sektion Schwaben
Silvretta – Jamtalhütte (2165 m)               Mitte Feb. bis Anf. Mai, Mitte Jun. bis Ende Sept.
A 6563 Galtür (1584 m)                         Tel. Hütte: 0043 5443 8408
Hüttenpächter: Gottlieb Lorenz                 Tel. Tal: 0043 5443 8394
Zustieg: 3 Stunden ab Galtür                   info@jamtalhuette.at
                                               www.jamtalhuette.at

Allgäu – Schwarzwasserhütte (1620 m)           Mai bis Mitte Oktober/
D 87568 Hirschegg (1124 m)                     Ende Dez. bis Mitte März
Hüttenpächter: Tine und Dominik Müller         Tel. Hütte: 0043 5517 30210
Zustieg: 2 Stunden (ab Auenhütte, 1238 m)      kontakt@schwarzwasserhuette.com
                                               www.schwarzwasserhuette.com

Karwendel – Hallerangerhaus (1768 m)           Ende Mai bis Anfang Okt.
A 6108 Scharnitz (936 m)                       Tel. Hütte: 0043 720 347028
Hüttenpächter: Kerstin und Thomas Lehner       Tel. Tal: 0043 664 8937583
Zustieg: 5 Stunden ab Scharnitz, ab Jagdhaus   info@hallerangerhaus.at
Kasten 2 Stunden (hierher evtl. Taxi)          www.hallerangerhaus.de

Lechtaler Alpen – Stuttgarter Hütte (2310 m)   Ende Jun. bis Ende Sept.
A 6763 Zürs (1717 m)                           Tel. Hütte: 0043 676 7580250
Hüttenpächterin: Andrea Walch                  stuttgarterhuette@alpenverein­
Zustieg: 2 Stunden ab Zürs                     schwaben.de
                                               www.stuttgarterhuette.de

Nationalpark Hohe Tauern –
Sudetendeutsche Hütte (2650 m)                 Ende Jun. bis Mitte Sept.
A 9971 Matrei in Osttirol (975 m)/             Tel. Hütte: 0043 720 347802
Hüttenwirt: Ang Kami Lama                      sudetendeutschehuette@
Zustieg: je nach Ausgangspunkt und Talort      alpenverein­schwaben.de
3,5 bis 4,5 Stunden                            www.sudetendeutschehuette.de

Rätikon – Schwabenhaus (1198 m) –              ganzjährig
Selbstversorgerhaus                            Tel. 0711 769636­88
A 6707 Bürserberg (871 m)                      service@alpenverein­schwaben.de
Zufahrt: Parken am Haus                        www.schwabenhaus.at

Schwäbische Alb – Harpprechthaus (800 m)       ganzjährig (Montag und Dienstag Ruhetag)
D 73252 Lenningen­Schopfloch (765 m)            Telefon: 07026 2111
Hüttenpächter: Peter Misof, Manuel Rothfuß     info@harpprechthaus.com
Zufahrt: Parken am Haus                        www.harpprechthaus.com

Schwäbische Alb – Gedächtnishütte (800 m) –    ganzjährig
Selbstversorgerhütte                           Kontakt via Harpprechthaus
D 73252 Lenningen­Schopfloch (765 m)
Zufahrt: Parken am Harpprechthaus
                                                                                 n­Infos
                                                              Ausführliche Hütte
                                                                             ­schwaben.de/
                                                            www.alpenvereinten
                                                                       hu et
Schwäbische Alb – Werkmannhaus (756 m) –       ganzjährig
Selbstversorgerhütte                           Tel. 07125 2355
D 72574 Bad Urach­Sirchingen (729 m)           werkmannhaus@alpenverein­schwaben.de
Hüttenwart: Monika Brodmann
Zufahrt: Parken am Haus
Im Andenken an
unsere verstorbenen Mitglieder

Mitglied                    seit
Dieter Bohnet               1990
Erika Dachs                 1970
Wolfgang Demuth             1988
Werner Ehninger             2018
Georg Enderle               1971
Barbara Furtner­Wuerth      1976
Manfred Haeberle            1986
Evi Holzwarth               1964
Gudrun Hörtnagl             1966
Herbert Javitz              1963
Johannes Keitz              2020
Leonhard Keller             1965
Kurt Klein                  1974
Jean Henri Klemm            1973
Hans Maier                  1942
Margarete Maier             1961
Suse Muehlschlegel          1949
Johann Mühl                 1994   „Am Lebensende kommt
Doris Mühlhäuser            2000
Max Neidhart                1954
                                   es nicht darauf an,
Regina Obst                 1964   was wir haben,
Manfred Petry               1992   was wir hinterlassen.
Silvia Porteck              2003
Dr. Herwig Praxl            1963
                                   Es kommt darauf an,
Gudrun Reiniger­Haug        1964   was wir gemacht,
Winfried Schaal             2003   was wir erlebt haben.”
Anita Spannuth              1994
                                                Reinhold Messner
Renate Stelzer              1962
Dr. Dieter Stöckle          1961
                                   Bei all denen, die der Tod von
Hanna Tiefenbacher          2002
Werner Walz                 2007
                                   uns genommen hat, bedanken
Veronika Weiss              1975
                                   wir uns für ihre Freundschaft
Wolfgang Wieder             1962   und Treue zur Sektion Schwaben.
Otto Wolf                   1983   Den Hinterbliebenen möchten
Sven Zinkel                 2019   wir hiermit unser Beileid aus­
                                   sprechen.
Zauberhaftes Trentino

Links und rechts vom Valsugana
„Ach wie war es doch vor Corona so bequem …” – frei nach dem                             gesprochen wird. Zudem hat es den Vor‐
Gedicht der Heinzelmännchen geht mir diese nur leicht variierte                          teil, dass das Tal nicht so überlaufen ist
                                                                                         wie manche Gegenden in Südtirol oder
Gedichtzeile durch den Kopf, wenn ich die diesjährigen Reise­                            Österreich. Grund also, dort mal auf
möglichkeiten mit denen im letzten Jahr vergleiche. Zum Bei­                             Tour zu gehen.
spiel, als ich mich im Trentino vergnügte.
                                                                                         Auf die Cima Vezzena
                                                                                         Übernachtet habe ich an den Gestaden
Ich muss ja zugeben, über Südtirol hi‐          Die Valsugana ist ein herrliches Tal,    des Lago di Levico, um es poetisch aus‐
naus bin ich, was Berge anbelangt, noch      mit zwei wunderschönen Seen, der            zudrücken. Mit Aussicht auf die Cima
nie gekommen. Dieses Mal hatte ich mir       Brenta, die hier durchfließt, und mit den   Vezzena und den See. Und gerade diese
jedoch das Trentino ausgesucht, genau        Fleimstaler und den Vizentiner Alpen        Cima Vezzena war mein erstes Ziel. Be‐
gesagt, das Valsugana, östlich von Trient,   sowie der Brentagruppe, die man im          gleitet wurde ich von Bergführer Ales‐
mit dem nördlich gelegenen Lagorai‐          Blickfeld hat. Es liegt zwischen zwei       sandro – man merkt, wir befinden uns
Gebirge und dem südlich des Tals lie‐        deutschen Sprachinseln, in denen noch       im italienisch sprechenden Teil des al‐
genden Altipiano di Vezzena.                 das alte mittelhochdeutsche Zimbrisch       pinen Norditaliens. Alessandro scheint

20         Schwaben Alpin 4 | 2020
TOUREN

                                                     Blick von der Cima Vezzena
                                                     auf den Lago di Levico

                                                     hier mit jedem Stein per Du zu sein, war                        heute so überreich blühenden Wiesen
                                                     also genau der Richtige, mir alles zu er‐                       mit ihren herrlichen Blumen lag vor
                                                     klären. Zuerst ging es auf teilweise wa‐                        Kurzem noch Schnee.
                                                     gemutig in den Fels gearbeiteten Sträß‐                             Die gemütlich zu gehende Militär‐
                                                     chen hinauf zum Baita al Verne. Ab hier                         straße führte uns zuerst zum Forte Ver‐
                                                     folgten wir einer alten österreichischen                        le, der Ruine eines österreichischen
                                                     Militärstraße, eines von vielen Relikten                        Befestigungswerkes. Als Besonderheit:
                                                     aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, von                        Hier verbrachte Louis Trenker einen
                                                     denen wir noch mehr zu sehen beka‐                              Teil des Ersten Weltkriegs. Erst als Offi‐
                                                     men.                                                            ziersanwärter, danach als Alpinreferent
                                                        Erst wanderten wir, unweit der Gren‐                         der k.u.k.‐Bergführerkompanien und
                                                     ze zum Veneto, durch grüne Almwiesen.                           bildete Soldaten zu Bergführern aus.
                                                     Wie Alessandro sagte, wäre das die                              Etwas später tauchten wir in den Wald
                                                     größte Almfläche im Trentino. Kühe                              ein. In ihm stiegen wir bis kurz vor den
                                                     waren noch nicht zu sehen, die sollten                          Gipfel hinauf, der Restanstieg fand in
                                                     erst in der folgenden Woche kommen –                            der jetzt doch etwas brennenden Sonne
                                                     gerade war hier noch Winter, und in den                         statt.

                                                     Von der Cima Vezzena hat man einen weiten Blick durch das Valsugana

                                                                                                                     Aussicht der Sonderklasse
                                                                                                                     Oben auf dem Gipfel stand eine weitere
                                                                                                                     Ruine einer Befestigung. Die Aussicht
                                                                                                                     auf das Valsugana, den Lago die Caldo‐
                                                                                                                     nazzo und den Lago di Levice sowie das
                                                                                                                     landwirtschaftlich geprägte Mosaik des
                                                                                                                     Talgrunds war grandios. Im Hinter‐
                                                                                                                     grund baute die Brenta ihre Skyline auf.
                                                                                                                        Als kleine Kuriosität lernten wir Lo‐
                                                                                                                     renzo kennen, einen Angehörigen der
                                                                                                                     zimbrischen Sprachgruppe. Er erzählte
                                                                                                                     uns einiges von der Geschichte seines
                                                                                                                     Tals, aber auch von Bekannten, die in
                                                                                                                     die Nähe von Stuttgart ausgewandert
                                                                                                                     sind. Wie klein ist doch die Welt …

Ruine einer österreichischen Befestigungsanlage auf der Cima Vezzena

                                                                                                                     Schwaben Alpin 4 | 2020                21
sche Anmutung, wie man sie sich viel
                                                                                                   weiter südlich vorgestellt hätte. Danach
                                                                                                   ging es durch eine recht wilde, tiefe und
                                                                                                   bewaldete Schlucht, durch die sich das
                                                                                                   schmale Sträßchen an die Felswand ge‐
                                                                                                   klebt schlängelte – und auf einmal öff‐
                                                                                                   nete sich das Tal und man fuhr durch ei‐
                                                                                                   ne liebliche Gegend mit Almwiesen.

                                                                                                   Wie im Schwarzwald,
                                                                                                   aber mit Sonnengarantie
                                                                                                   Schwarzwaldfeeling kam auf: Hohe Na‐
                                                                                                   delbäume, schmale Wege und Pfade,
Idylle im Lagoraigebirge. Im Hintergrund das Rifugio Caldenave                                     und ein wilder Bach mit Kaskaden und
                                                                                                   Wasserfällen neben dem Weg ließen ein
Wildes Lagoraigebirge:                                     Dieses Mal stand das Lagoraigebirge     ganz unitalienisches Gefühl aufkom‐
Hinauf zu den Laghi dell’Inferno                        auf dem Programm. Dieser herrliche Ge‐     men.
Was man unter einem Inferno versteht,                   birgszug, in dem weite Wanderungen            Schließlich traten wir aus dem Wald
das wissen wir auch im Deutschen. Und                   auf relativ einsamen Pfaden möglich        hinaus, und wieder überraschte eine
Infernoseen? Man darf gespannt sein,                    sind, zieht sich nördlich des Valsugana‐   ganz andere Landschaft: Ein glasklarer
was sich dahinter verbirgt. Und um es                   tals rund sechzig Kilometer nach Osten.    Bach mäanderte durch grüne Wiesen,
vorher schon anzudeuten, es war ein                        Bei der Anfahrt durchfuhren wir ge‐     im Hintergrund stand eine riesige Fels‐
überaus erlebnisreicher Tag, zu dem                     fühlt drei geografische Zonen. Zuerst      wand und dazwischen grüßte von einer
mich wieder Alessandro begleitete.                      hatte die Gegend eine überaus italieni‐    Anhöhe das Rifugio Caldenave herab.

Wild und romantisch zugleich: die Laghi dell’ Inferno

22            Schwaben Alpin 4 | 2020
TOUREN

Senner Francesco Lenzi verpackt den Käse von „meiner” Adoptivkuh Molly. Das Buttermodel nach traditioneller Art ist noch in Gebrauch.

Ein idyllisches Bild, das sich auch ein                   Danach wäre es aber schön gewesen,                             druck! Das ist zwar eine Sache, die vor
paar Familien als Picknickplatz erkoren               wenn es bergab gegangen wäre. Es folg‐                             allem Kindern Spaß macht, aber auch
hatten – einen schöneren Kinderspiel‐                 te aber noch ein (allerdings kurzer) wei‐                          Wanderer in gesetzterem Alter haben
platz als das Bächlein findet man wohl                terer Anstieg, dann hatten wir von der                             ihre Freude daran. Und an Butter und
auch selten.                                          Anhöhe aus einen herrlichen Blick über                             Käse natürlich auch.
                                                      das Lagoraigebirge.                                                   Und die Malga Caserina lag glückli‐
Abenteuer im Inferno                                      Ab einem kleinen Hüttchen ging es                              cherweise auf unserem Weg. Grund ge‐
Auf schmalen und ausgesetzten Steigen                 aussichtsreich durch einen lichten Lär‐                            nug also, „meine“ Kuh zu besuchen, ein
stiegen wir auf in ein Hochtal. Das Infer‐            chenwald bergab; im Spätherbst muss                                Schwätzchen mit dem Senner zu ma‐
no kündigte sich nun an. Tja, und dieses              das bei der Färbung der Bäume ein Pa‐                              chen, und den Käse der Adoptivkuh mit‐
Inferno entpuppte sich als das, was ich               radies sein. Ab und zu spickte ein Ge‐                             zunehmen.
schon halb vermutet hatte: Es war ein                 wässer zwischen den Lärchen hervor,                                   Nach einer Einkehr und mit etwas
riesiges Bergsturzgebiet. Dazu ist die                der Busa del Lago. Danach begann der                               mehr Gewicht im Rucksack ging es dann
Hochfläche wie eine Arena von hohen                   einfachere Teil der Wanderung: Im Prin‐                            recht flott zurück zum Ausgangspunkt.
Bergflanken umgeben. Unten floss der                  zip eine Hatscherei durch den Wald zu‐                             Dieter Buck
Bach und vor uns lagen die beiden Laghi               rück zum Parkplatz. Unterbrochen wur‐
dell’Inferno. Leider waren wir aber zu                de dieses Wegstück aber durch eine Be‐                            INFO
früh nach der Schneeschmelze da – auch                sonderheit, die es nur im Valsugana gibt.
die Soldanellen, die wir sahen, wiesen                                                                              i      www.visitvalsugana.it
auf die frühe Jahreszeit hin – und der                Slow Food­Almkäse von der Adoptivkuh                                 Bergführer:
See hatte ein riesiges Ausmaß ange‐                   Im Valsugana kann man nämlich eine                                   Alessandro Beber
nommen. Auch die Wege waren über‐                     der etwa 150 Milchkühe, die ihre Som‐                                Kontakt: www.mountime.com
schwemmt. Auf regulärem Weg war an
kein Fortkommen mehr zu denken.
                                                      merfrische auf den 17 Almen verbrin‐
                                                      gen, „adoptieren“: Carolina, Juventina,
                                                                                                                          www.hotel­ambassador.it/de

   Also schlugen wir uns auf einer See‐               Marta, Nadel, Rossa, Dolores, Laura –                               KOMPASS Wanderkarte 75,
seite durch, kletterten über die riesigen             und wie sie sonst noch alle heißen. Ich                              Valsugana, Trento, Piné, Levico, La­
                                                                                                                           varone: 5in1 Wanderkarte 1:50000
Felsbrocken, schauten, dass wir uns                   wurde auch Adoptivpapa. Meine Kuh
                                                                                                                           mit Panorama, Aktiv Guide und
nicht die Füße in den Spalten verkeilten              heißt Molly, lebt auf der Malga Caserina,                            Detailkarten 1:25000
und uns die Knochen an den wackeligen                 und ist bereits Großmutter, demnächst
Steinen brachen. Na ja, irgendwie schaff‐             sogar Urgroßmutter, wie der Senner                                   Benno F. Zimmermann: Vizentiner
ten wir es aber auf die andere Seite, wo              Francesco Lenzi erzählte. Wer eine Kuh                               Alpen. Fleimstal – Lagorai – Val­
wir wieder auf den Wanderweg stießen.                 adoptiert, zahlt 60 Euro, von denen zehn                             sugana – Monte Grappa – Monti
                                                                                                                           Lessini. Rother Wanderführer
Nach diesem Abenteuer aber war erst                   Euro an wohltätige Zwecke weiterge‐
einmal eine Rast am idyllischen See in                reicht werden, und erhält dafür Butter                               Alessandro Beber: Erlebnisskitouren
seiner amphitheaterähnlichen Umran‐                   und Käse, den diese Kuh produziert.                                  im Lagorai. Tappeiner Verlag
dung fällig.                                          Und einen Identitätsausweis mit Hufab‐

                                                                                                                        Schwaben Alpin 4 | 2020                   23
und Fakten:
                                                                                         Weitere Daten
                                                                                                        inaktiv.com
Die Schwäbische Alb:                                                                     www.alpenvere

Erkundungstouren vor der Haustür
Die Schwäbische Alb begeistert immer wie­      wertes Ziel für Wanderbegeisterte. Wer die
der aufs Neue! Albwiesen mit einzigartiger     ganze Bandbreite der Schönheit erfahren           Harpprechthaus/Gedächtnishütte
Flora und Fauna, schroffe Felsen, wilde         möchte, plant am besten gleich mehrere
                                                                                                 Ort: Im Stockert 1,
Wasserfälle und stille Wälder wechseln sich    Touren – vielleicht sogar mit einer Über­         73252 Lenningen­Schopfloch
ab und sind zu jeder Jahreszeit ein lohnens­   nachtung auf einer unserer Hütten.                Tel.: 07026 2111
                                                  Das Werkmannhaus in Sirchingen eig­            Mail: info@harpprechthaus.com
                                               net sich für Gruppen, die alleine für sich die
 Werkmannhaus                                                                                    www.alpenverein­schwaben.de/
                                               Natur genießen möchten und Spaß an der
                                                                                                 huetten/harpprechthaus
 Ort: 72574 Bad Urach­Sirchingen               Selbstversorgung haben. Ähnlich die Ge­
 Tel: 07125 2355                               dächtnishütte, die jedoch durch ihre Lage         Aktivitäten: Ideal für Wanderun­
 Mail: Werkmannhaus@alpenverein­               auf dem Gelände des Harpprechthauses              gen, Radtouren, Mountainbiken,
 schwaben.de                                   dazu einlädt, je nach Gusto von dessen            Höhlen, Klettern (Reußenstein,
                                               Küche zu profitieren.                              Kesselwand, Stellfels), Langlauf­
 www.alpenverein­schwaben.de/                                                                    loipe ab Haus, Skilifte Pfulb, Donn­
 huetten/werkmannhaus                             Das Harpprechthaus wird mit viel Ener­
                                                                                                 stetten, Zainingen
                                               gie und Herz von Manuel Rothfuss und
 Aktivitäten: Ideal für Wanderungen,           Peter Misof geführt. Die Speisekarte ist bo­
 Radtouren, Mountainbiken, Lang­               denständig­modern und so manch einer
 lauf, Höhlen, Klettern (Sirchinger
                                               kommt immer wieder gerne vorbei, um              leicht und mittel. Zwei Touren starten ab
 Nadeln, LinkeWittlinger, Rutschen­
                                               sich den Tag mit den selbstgebackenen Ku­        dem Werkmannhaus, die anderen beiden
 fels, Wiesfels, Roßfels), Langlauf­
 loipen, Skilifte                              chen von Manuel zu versüßen. Unsere vier         ab der Gedächtnishütte, beziehungsweise
                                               vorgestellten Touren sind aufgeteilt in          ab dem Parkplatz vom Harpprechthaus.

Schwaben Tourentipp

1        Vom Werkmannhaus
         zum Sirchinger Wasserfall
         Diese wunderbare Kurzwande­
rung zum Sirchinger Wasserfall geht am
Albtrauf entlang und über die Albhochflä­
                                               licher Richtung, immer der gelben Weg­
                                               markierung mit dem Kreisring nach zum
                                               Sirchinger Wasserfall. Die Gegend um den
                                               Wasserfall lädt zum Verweilen und Genie­
                                               ßen sein. Anschließend führt die Wande­
                                                                                                von dort in südlicher Richtung zum Schlupf­
                                                                                                fels. An der Nordseite des Blasenbergs geht
                                                                                                der Weg entlang bis zur Landstraße K6700,
                                                                                                über Sirchingen und schlussendlich wieder
                                                                                                zurück zum Werkmannhaus.
che. Die Tour führt über feste Wege, Forst­    rung wieder zurück zum Hauptweg und
wege und Waldpfade. Ein Teil des Pfades
zwischen Wasserfall und Schlupffels ist sehr
steinig und erfordert gute Trittsicherheit.
   Vom Werkmannhaus führt der Weg in
südlicher Richtung nach Sirchingen bis zur
Dorfkirche. Von dort geht es weiter in öst­

     Schwierigkeit:   leicht
     Kondition:       2 von 6 Punkten
     Erlebnis:        4 von 6 Punkten
     Strecke:         7,6 km
     Dauer:           2:15 h
     Aufstieg:        170 hm
     Abstieg:         170 hm
     Tipp unseres Tourengebers
     Wolfgang Schulz:
     Gutes Schuhwerk ist von Vorteil,
     weil es bei Regen oder in der Nähe
     des Wasserfalls rutschig werden
     könnte.
                                                                                                                                              

24           Schwaben Alpin 4 | 2020

                                                                                TOUREN

                                                            Schwaben Tourentipp

                                                              2         Vom Werkmannhaus
                                                                        zur Ruine Hohenwittlingen
                                                                        Diese Tagestour geht hinunter ins
                                                               Seeburger Tal und auf der anderen Seite
                                                               wieder hinauf zur Ruine Hohenwittlingen.
                                                               Auf dem Premiumwanderweg Hohenwitt­
                                                               lingensteig kommt dann alpines Feeling
                                                               auf. Man kann die Tour auch verkürzen, in­
                                                               dem man mit dem Auto zum Wanderpark­
                                                               platz Hohenwittlingen fährt. Die Tour ver­
                                                               läuft auf festen Wegen, Forstwegen und
                                                               Waldwegen. Steile, steinige Pfade haben
                                                               durchaus alpinen Charakter.
                                                               Vom Werkmannhaus geht es in südlicher
                                                               Richtung runter nach Sirchingen bis zur
                                                               Dorfkirche. Ab der Kirche folgt man in öst­
                                                               licher Richtung der gelben Markierung (gel­
                                                               ber Kreisring) bis zum Sirchinger Wasser­
                                                               fall. Im Anschluss beginnt der Abstieg ins
                                                               Seeburger Tal. Es geht über die Erms und
                                                               die B465, der man ein kurzes Stück der
                                                               Straße entlang folgt. Dann startet der Auf­
                                                               stieg zur Ruine Hohenwittlingen. Zunächst
         Schwierigkeit: mittel                                 kann man sich an der Wegmarkierung „gel­
         Kondition:      3 von 6 Punkten                       be Gabel” orientieren und später der Mar­
         Erlebnis:       5 von 6 Punkten                       kierung „Hohenwittlingensteig” folgen.
         Strecke:        16,1 km                               Nach der Schillerhöhle passiert man die
         Dauer:          5:30 h                                Wolfsschlucht und gelangt an den Wander­
         Aufstieg:       710 hm                                parkplatz Hohenwittlingen. Wer Hunger
         Abstieg:        710 hm                                hat, nutzt die Grillstelle oder macht einen
         Tipp unseres Tourengebers                             längeren Abstecher zur Einkehr in Wittlin­
         Wolfgang Schulz:                                      gen. Zum Rückweg geht der Weg ab der
         Einkehr im Café Steffanie                              Grillstelle nach links über die Streuobstwie­
         (Fischburgstraße 27,                                  sen und durch den Wald zum Geschlitzten
         72574 Bad Urach­Wittlingen) bei                       Fels. Über die Ruine Hohenwittlingen ge­
         selbstgemachtem Kuchen oder                           langt man auf schon bekanntem Weg zu­
         einem deftigen Vesper.                                rück zum Werkmannhaus.

    Karten: alpenvereinaktiv; alle Fotos: Wolfgang Schulz


                                                              Schwaben Alpin 4 | 2020                    25

Schwaben Tourentipp
3     Vom Harpprechthaus
      zur Burgruine Reußenstein
      Die Halbtageswanderung geht durch
den Wald der Albhochfläche am aus­
sichtsreichen Albtrauf entlang zur Burg­
ruine Reußenstein. Durch das idyllische
Hasental wandert man zurück zum Harp­
prechthaus. Die Tour verläuft auf festen
Wegen, Forstwegen, Waldwegen und
zum Teil steinigen Waldpfaden.
   Vom Harpprechthaus geht es in nord­
westlicher Richtung bis zum Wanderpark­
platz Berg, an dessen Ende man abbiegt
und den Weg in nordöstlicher Richtung,
immer der Markierung „rote Raute” bis
zum Bahnhöfle folgt. Am Albtrauf ent­
lang orientiert man sich an der Markie­
rung „rotes Dreieck” bis die Ruine Reu­
ßenstein erreicht ist. Weiter geht es zum
Hofgut Reußenstein und in südlicher
Richtung zum Wanderparkplatz Reußen­
stein an der Landstraße K1247, indem
man der Markierung „rote Raute” folgt.
Jetzt geht es durch den Wald hinunter ins
Hasental und an einer T­Kreuzung in
westlicher Richtung zurück zum Harp­
prechthaus.

     Schwierigkeit:   leicht
     Kondition:       2 von 6 Punkten
     Erlebnis:        5 von 6 Punkten
     Strecke:         11 km
     Dauer:           3h
     Aufstieg:        220 hm
     Abstieg:         220 hm
     Tipp unseres Tourengebers
     Wolfgang Schulz: :
     Der Reußensteiner Hof eignet sich
     für eine kleine Einkehr. Oder man
     bleibt zum Abschluss gemütlich
     auf der Terrasse oder im Gastraum
     des Harpprechthauses.

                                            Karten: alpenvereinaktiv; alle Fotos: Wolfgang Schulz
                                                                                                    

26           Schwaben Alpin 4 | 2020

                                                             TOUREN

                                         Schwaben Tourentipp
                                           4         Vom Harpprechthaus
                                                     ins Lenninger Tal
                                                     Diese aussichtsreiche Tageswan­
                                            derung geht über die Albhochfläche zur
                                            Oberlenninger Steige. Es lohnt sich ein kur­
                                            zer Abstecher zum Hohgreutfels mit herr­
                                            lichen Blicken ins Lenninger Tal. Der Weg
                                            durch das Tal nach Gutenberg lässt die Her­
                                            zen höher schlagen und nach steilem Auf­
                                            stieg kann man an Wochenenden und an
                                            Feiertagen die Gutenberger Höhlen besich­
                                            tigen.
                                                Vom Harpprechthaus startet die Wan­
                                            derung in nordwestlicher Richtung mit der
                                            Markierung „rote Raute” nach Schopfloch.
                                            Zunächst geht es durch den Ort hindurch,
                                            dann neben der Landstraße K1246 für ca.
                                            1,5 km entlang zum Weiler Krebsstein. Man
                                            folgt nun den grünen Pfeilen des Radweges
                                            und gelangt über die freie Albhochfläche
                                            am Wasserbehälter vorbei durch den Wald
                                            zur Oberlenninger Steige. Hier ist nach
                                            Gusto ein Abstecher zum Hohgreutfels
    Schwierigkeit:   mittel                 möglich. Der Weg folgt der Oberlenninger
    Kondition:       3 von 6 Punkten        Steige hinunter nach Oberlenningen, wo
    Erlebnis:        5 von 6 Punkten        der Ort nach einer kurzen Erkundungstour
    Strecke:         18,7 km                in südöstlicher Richtung verlassen wird. Die
    Dauer:           5:30 h                 Markierung „rote Raute” begleitet durch
    Aufstieg:        460 hm                 das Tal nach Gutenberg. Hier biegt man am
    Abstieg:         460 hm                 Rathaus links ab und nimmt den Weg hi­
                                            nauf zu den Gutenberger Höhlen. Nach ei­
    Tipp unseres Tourengebers               nem kurzen Stück bergauf gelangt man
    Wolfgang Schulz:                        wieder auf die Landstraße K1246 und be­
    Einkehr in Oberlenningen im             findet sich auch schon auf bekanntem Weg
    Rössle Ristorante Pizzeria Eiscafé      zurück zum Harpprechthaus.
    il Cavallino (Adolf­Scheufelen­
    Straße 2, 73252 Lenningen) oder
    zum Abschluss der gelungenen
    Tour im Harpprechthaus.


                                           Schwaben Alpin 4 | 2020                   27
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