Zentralverband Oberflächentechnik e.V. report - Brandschutz Neuer Leitfaden - Zentralverband ...
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report Zentralverband Oberflächentechnik e.V. Ausgabe 2 – März 2018 Brandschutz REACH Vorschau Neuer Leitfaden Reflexion des Erreichten ZVO-Oberflächentage 2018 Seite 10 Seite 20 Seite 26
Zweireihiger Zink-Gestell-Automat h e n S i e uns Besuc c h n o l ogie r S u r fa ce Te vom Fikara GmbH & Co. KG auf de t t g a r t Siemensstr. 26-28 m a n y in Stu a u f dem G e r 1 8 42551 Velbert 0 7 . 06.20 Tel.: 02051/21880 05.06 . – c h a ft s stand s Gemein (Stand 39) Fax: 02051/22102 der ZVO Internet: www.fikara.de E-Mail: info@fikara.de
Editorial Das Warten auf Entscheidungen bremst die Innovation Liebe Mitglieder, liebe Leser, haben Sie die Ausgabe des ZVOreports, die rativem deutschem Behördeneifer. Eine Ener- Sie gerade in altmodischer Papierform oder giewende, die die Umwelt schonen soll, aber als virtuelle Digitalausgabe auf Laptop, Pad deren erzeugte Energie keine 500 Kilometer oder Smartphone vor sich haben, bereits weit gen Süden transportiert werden kann. durchblättert bzw. durchwischt? Oder das Der Schutz einer Umwelt, die in Deutsch- Inhaltsverzeichnis überflogen? land schützenswerter als in anderen Teilen Stichworte: Ressort Automobil – zehn Jahre Europas zu sein scheint. REACH – Energieeinsparung Allein daraus re- und Umweltschutz – Chrom(- Die wirtschaftlichen sultieren Nachteile im VI) und Chrom(III) – Bericht weltweiten Wettbewerb Aussichten sind der Kunststoffgalvani- aus Berlin und Brüssel. Das sind die Branchenthe- eigentlich positiv, ken. Im unmittelbaren men der Galvanotechnik. Und ABER …! Vergleich der Standorte das sind natürlich auch die in Asien und Amerika Themen des FGK (Fachverband Galvanisier- einzelner FGK-Mitgliedunternehmen dro- te Kunststoffe e.V.). hen die europäischen Produktionsstätten für Der FGK ist mit inzwischen 13 Mit- galvanische Kunststoffoberflächen zurückzu- gliedsfirmen, 20 Produktionsstandorten in fallen. Deutschland und Produktionsstätten ein- Wenn die Mitgliedsbetriebe einer mittel- Bernd Jülicher, Vorsitzender FGK zelner Mitglieder in der EU und auf drei ständischen Industriebranche nicht mehr in weiteren Kontinenten der stärkste Verband der Lage sind, ohne die Hilfe teurer Berater im ZVO. Mit 9.000 Mitarbeitern und an- die Regulierungsansinnen der EU zu befrie- Innovationsbestrebungen in Gang. Es gibt nähernd 1 Milliarde Euro Umsatz finden so digen, dann bremst man auch deren finan- aber Zeit zum Nachdenken über die Stand- statistisch 30 verchromte Teile ihren Weg in zielle Innovationsmöglichkeiten. Wenn nach ortwahl beim nächsten Investitionsschritt. oder an jedes in der EU produzierte Auto. zehn Jahren REACH dessen formale Abläufe Nicht um der Substitution von Chrom(VI) Klingt nach wirtschaftlichem Erfolg und gro- immer wieder ins Stocken geraten, wo bleibt durch Chrom(III) auszuweichen, sondern ßer Marktdurchdringung. Aus heutiger Sicht. da der Planungshorizont der Unternehmen? um wirtschaftlich handlungsfähig zu bleiben. Und der Ausblick in die Zukunft? Welche Antwort gibt ein Konsortium von Trotz seiner intensiven Bemühungen im Der Trend zu verchromten Teilen im Au- Kunststoffgalvaniken des FGK nach einer politischen Umfeld von Berlin und Brüssel, tomobil wird nach Markt- und Designein- Zwölf-Jahres-Empfehlung der ECHA aus im Hinblick auf die Markteingriffe der EU schätzungen weiter ungebrochen anhalten. Helsinki im März 2017 auf die Frage der ist der FGK pessimistisch. Denn Optimisten Zumal der Trend zur Elektromobilität die Automobilhersteller „Wann kommt denn der erleben keine positiven Überraschungen. Autohersteller weiter zu Designakzenten ver- endgültige Bescheid aus Brüssel, der uns die So wie sich der Pessimist nicht hat vor- anlassen wird, wenn der Motorisierung als Al- Planungssicherheit gibt? Im Februar 2018?“ stellen können, dass ein 2012 gegründeter leinstellungsmerkmal immer weniger Bedeu- Jedem verantwortungsbewussten Unter- Automobilkanal wie JP Performance von tung zukommen wird. Der Ausblick in die nehmer, und die Mitgliedsfirmen des FGK Jean-Pierre Kraemer auf YouTube 1,3 Milli- Zukunft wird vom FGK für die kommenden sind mehrheitlich inhabergeführt, liegt der onen Abonnenten täglich (!) erreicht. Nicht drei bis fünf Jahre wirtschaftlich grundsätz- Gesundheitsschutz seiner Mitarbeiter am nur mit Showcars und Supersportwagen, lich positiv gesehen. Herzen. Er kennt die Risiken und hat ein sondern auch mit technischen Themen und Allerdings findet man in der veröffent- hohes Interesse an der Substitution gefährli- Inhalten. Für die Galvanotechnik im hyper- lichten Meinung und in der Fachpresse we- cher Stoffe in der Produktion. Doch Innova- medialen Umfeld unvorstellbar. Da bin ich nig, was die Erfolge honoriert. Nichts, was tion braucht neben finanziellem Engagement Pessimist. die unternehmerische Perspektive über die auch sorgfältige Planung. Angestrebte über- Marktaussichten hinaus stärkt. Stattdessen scharfe Restriktionen und über den gesunden Herzlichst Ihr die genannten Stichworte. Menschenverstand hinausgehende Forderun- Europäische Regulierungsbestrebungen gen nach Prozessüberwachung verhindern und -restriktionen gepaart mit wenig koope- das. Warten auf Entscheidungen setzt keine Bernd Jülicher ZVOreport 2 | März 2018 3
Inhalt Editorial 3 Foto: Shutterstock Aus den Verbänden 6 ZVO: Ressort Automobil 6 ZVO: Neumitglied Gerd Haas Metallveredelungs GmbH 8 6 Neue Mitglieder 8 Das Ressort Automobil hat sich für eine Neuausrichtung des ZVO: Ressort Umwelt- und Chemikalienpolitik 9 Stuttgarter Automobiltags entschieden. ZVO: Neuer Leitfaden zum Brandschutz 10 DGO: 25. Leipziger Fachseminar 12 Bericht aus Berlin und Brüssel 18 Regierungsflut erstickt die Innovationsfähigkeit der Branche 18 Zehn Jahre REACH 20 Informationsaustausch mit neuer Referentin des BMWi 24 Titel 26 ZVO-Oberflächentage 2018: Station in der Wiege der Galvanotechnik 26 Fokus 34 26 Fachaufsatz: Mögliche Reaktionsmechanismen zur Bildung Vom 19. bis 21. September machen die ZVO-Oberflächen- von Chrom(VI) in Chrom(III)-haltigen Passivierungsschichten 34 tage mit 57. DGO-Jahrestagung in Leipzig halt. Die Teilneh- mer erwartet wieder ein hochkarätiges Programm mit einigen Neues aus der Normung 41 Neuerungen. Messen und Kongresse 42 SurfaceTechnology GERMANY 2018 42 Wissenschaft und Technik 44 Hochschule Mittweida/TU Chemnitz: Entwicklung von Elektrodensystemen auf Basis optimierter Iridium/Titanoxid- Schichten 44 TU Ilmenau: Galvanische Abscheidung und Charakterisierung des Legierungssystems Zink-Nickel-Eisen für hochwertigen Korrosionsschutz 46 AiF-Projekt „CVD-Diamant-Honleisten“ 48 InnoEMat: Fokus auf Querschnittsthemen 49 42 Der ZVO-Gemeinschaftsstand bildet einen maßgeblichen Bezugsquellen 49 Bestandteil der SurfaceTechnology GERMANY vom 5. bis Kurz notiert 52 7. Juni 2018. Tipps und Termine 56 Zum Titelbild MacDermid Enthone bietet ausgezeichnete Qualität, technischen Service sowie Kundenbetreuung für Anwen- dungen zur Veredelung von Oberflächen. Siehe Seite 15 Offizielle Verbandszeitschrift von: Impressum ZVOreport – Zeitschrift des Telefon: +49 (0)2103/25 56 10 Telefon: +49 (0)2203/35 84-0 Redaktionsschluss für die nächste Zentralverbandes Oberflächentechnik e.V., Telefax: +49 (0)2103/25 56 25 Telefax: +49 (0)2203/35 84-185 Ausgabe BIV, DGO, FGK, FIT mail@zvo.org, www.zvo.org www.maenken.com 28. März 2018 Erscheinungsweise: 5 x jährl. Redaktion Verlag Der Bezugspreis der Zeitschrift beträgt Auflage: 3.900 Christoph Matheis, Hauptgeschäftsführer Maenken Kommunikation GmbH jährlich E 50,– im Inland, E 65,– im Ausland (Verantwortlich i.S.d.P.) (inkl. MwSt./Versand). Herausgeber Druck Für Vereins- und Verbandsmitglieder ist der Zentralverband Oberflächentechnik e.V. Konzeption, Realisation, Anzeigen D+L Printpartner GmbH, Bocholt Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten. (ZVO) Maenken Kommunikation GmbH Abdruck unter Quellenangabe honorarfrei Postfach 10 10 63, 40710 Hilden Von-der-Wettern-Straße 25 Nächste Ausgabe – Beleg erbeten. Itterpark 4, 40724 Hilden 51149 Köln Mai 2018 ZVOreport 2 | März 2018 5
Aus den Verbänden ZVO: Ressort Automobil Bild: Shutterstock Stuttgarter Automobiltag erhält neue Ausrichtung und neuen Namen Bewährter Ort, andere Ausrichtung: Unter dem (Arbeits-)Titel „Oberflächen-Expertentag/ Experten-Workshop“ erfährt der Stuttgarter Das ZVO-Ressort Automobil unter Leitung • Technische Änderung eines Verfahrens Automobiltag thematische und organisatori- von Rainer Venz traf sich am 7. Februar zu • Eigenschaft der neuen Lösung sche Veränderungen. seiner ersten Sitzung dieses Jahres im The • Anwendungen der neuen Lösung (Praxis- Squaire Conference Center in Frankfurt a.M. beispiele) die jeweiligen Interessensgruppen zusammenge- Eine weitere Überlegung ist, die Tagung bracht. Ein erstes Arbeitstreffen hat schon statt- Der nächste Stuttgarter Automobiltag der als „Lunch-to-Lunch-Veranstaltung“ zu or- gefunden, weitere sind gerade in Planung. DGO-Bezirksgruppe Stuttgart findet am ganisieren, um die An- und Abreise ange- Zurzeit entsteht ein neuer Arbeitskreis 24. Januar 2019 statt. Diese Tagung wird nehmer zu gestalten und ein Networking am mit dem Titel „Oberflächenbehandlung von traditionell durch das Ressort Automobil Abend zu ermöglichen. Die Ressortmitglie- Leichtmetallen“. Das Kick-off-Meeting hat vorbereitet. Aufgrund rückläufiger Teilneh- der entschieden sich einstimmig dafür. Ein am 26. Februar stattgefunden, weitere Inte- merzahlen und mangels Teilnehmern aus Grob-Programmkonzept wird im Anschluss ressenten sind willkommen. der Automobilindustrie wurde angeregt, an die Ressort-Sitzung erarbeitet. Zu den Themen Normung und Stoffre- den Automobiltag unter dem (Arbeits-)Titel Der Arbeitskreis Zink-Nickel will künftig gulierung sollen runde Tische zwischen ZVO „Oberflächen-Expertentag/Experten-Work- auch andere Zink-Systeme bearbeiten. Dem und VDA initiiert werden. Da die HAN- shop“ auszuweiten: Neben Vorträgen zu be- Antrag stimmten die Ressortmitglieder ein- NOVER MESSE zunehmend an Bedeutung stimmten Oberflächenverfahren und Werk- stimmig zu. für die Oberflächentechnik verliert, lädt der stoffen könnten Vorträge aus der Arbeit der Dr. Jens Riedel von der Firma Weidmül- ZVO den VDA Arbeitskreis künftig zur Sur- DGO-Fachausschüsse in das Programm ler referierte zum Thema „Wasserstoffver- faceTechnology GERMANY (ehemals O&S) einfließen. Für mehr Interaktion sollen zu- sprödung: ein Phänomen zwischen ewigen nach Stuttgart ein. Hierfür ist der 6. Juni dem die Teilnehmer der Veranstaltung die Weisheiten und neuen Möglichkeiten in der 2018 vorgemerkt. Möglichkeit erhalten, konkrete Fragen mit Prozessüberwachung“. Der Vortrag wird aller Eine IMDS-Fortbildung im Großraum den Referenten in sogenannten „Speakers' Voraussicht nach auch in das Programm der Frankfurt, möglichst unter Federführung des Corners“ zu diskutieren, die sich bereits beim ZVO-Oberflächentage 2018 in Leipzig aufge- ZVO, wurde angeregt. Zielgruppe wären die letzten Ulmer Gespräch bewährt haben. Aka- nommen. galvanotechnischen Fachfirmen, thematisch demische Vorträge sind nicht gewünscht, der Der VDA Arbeitskreis Oberflächen- stünden die Erstellung von Werkstoff-MDBs Praxisbezug muss im Vordergrund stehen. technik war am 27. November 2017 in Her- und Fragestellungen, die speziell die Galvano- Die Referenten werden dazu angehalten, stär- zogenaurach zu seiner 50. Sitzung zusam- technik (galvanotechnische Schichten) betref- ker auf die Eigenschaften der Oberflächen- mengekommen: Die Ergebnisse aus dem vom fen, im Mittelpunkt. Die Veranstaltung würde verfahren einzugehen. Folgende Aspekte gilt DGO-Fachausschuss Forschung initiierten als ZVO-Fortbildung für Mitgliedsunterneh- es dabei zu erfüllen: „World-Café“ sind ausgewertet und weitere men des ZVO kostenfrei angeboten. Interes- • Treiber einer neuen Technologie Maßnahmen wurden abgeleitet. Derzeit werden senten können sich an den ZVO wenden. Anzeige • Regelmäßige Betreuung • Fachbetrieb gemäß WHG Der Schwerpunkt unseres Unternehmens ist die thermoplastischen Kunststoffen und Ver- Die Montage Ihrer Anlage übernehmen aus- Verarbeitung von thermoplastischen Kunststof- bundwerkstoffen entsprechend den Richtli- schließlich qualifizierte und TÜV-geprüfte fen im chemischen Apparate- und Anlagenbau. nien der WHG. Klees Monteure, speziell ausgebildet und für Mit der Planung, Konstruktion, Fer- Nach Ihren speziellen Anforderungen Industriemontagen vorbereitet. tigung und Montage Ihrer individuellen planen, berechnen, fertigen und montieren Kontakt: Anlage aus einer Hand bieten wir Ihnen ein wir z.B. Abluftreinigungsanlagen; von der Industriestr.8 Optimum an Sicherheit und Effizienz. Lufterfassung über Abluftwäscher, Verduns- 65594 Runkel Für die chemische oder pharmazeutische ter, Tropfenabscheider und Ventilatoren bis Tel. 0049 6431 779983, Fax:-985 Industrie planen, berechnen und fertigen wir zum Ausblasekamin mit nachgeschaltetem info@kleesgmbh.de stehende, chemisch resistente Behälter aus Kondensatabscheider. www.kleesgmbh.de 6 ZVOreport 2 | März 2018
Aus den Verbänden ZVO: Neumitglied Gerd Haas Metallveredelungs GmbH 94 Jahre Fachbetrieb für die Veredelung von Metallteilen Die Gerd Haas Metallveredelungs GmbH, seit 1. Januar 2018 Mitglied im ZVO, ist bereits seit drei Generationen in Familien besitz. 1924 gründete Gerd Haas in Wuppertal die Galvanik, die seit 1979 als „Gerd Haas Metall- veredelungs GmbH“ in der dritten Generation durch Geschäftsführer Dirk Haas erfolgreich geleitet wird. Mit rund 35 Beschäftigte zählt die GmbH in Schwelm zum zuverlässigen Mittel- Die Gerd Haas Metallveredelungs GmbH mit Sitz in Schwelm bietet ein umfassendes stand und ist durch den Drei-Schicht-Betrieb Leistungspaket. flexibel in den Lieferzeiten. Das Unternehmen ist zertifiziert nach DIN ISO 9001:2015 und ren Cr(VI)-haltig (gelb/schwarz), Passivieren fetten, Gleitbeschichtungen, Versiegelungen, garantiert hohe Qualitätsstandards. Das Leis- Cr(VI)-frei (Dickschicht/gelb/blau/farblos/ MKR5 Korrosionsschutzbeschichtung sowie tungspaket beinhaltet: Verzinken, Chromatie- schwarz), Zinkdruckguss Chromatieren, Ent- Thermische Behandlung. Neue Mitglieder Wir begrüßen folgende Neumitglieder (sor- Seit 1. Februar 2018 ZVO tiert nach Eingang des Mitgliedsantrages): • Balver Zinn Josef Jost GmbH & Co. KG, Seit 1. Januar 2018 Balve • Frank Baltes Oberflächentechnik, Solingen DGO Persönliche Mitglieder • Kammin Metallveredelung GmbH & Co. Firmenmitglieder Seit 25. Januar 2018 KG, Friesenheim Seit 15. Januar 2018 • Michael Ellerbeck, Bischofsmais • Institut für Korrosionsschutz Dresden • Manuel Büchele, Weiler Eine nähere Vorstellung finden Sie in einer der GmbH, Dresden kommenden Ausgaben des ZVOreports. 8 ZVOreport 2 | März 2018
ZVO: Ressort Umwelt- und Chemikalienpolitik Aktuelle Themen und Projekte Bild: Shutterstock Die nationalen und europäischen Regulie- Eine besondere Herausforderung ist dabei rungen in den Bereichen Chemie und Um- wie so oft der deutsche Föderalismus. Ausle- welt überschneiden sich mehr und mehr, gungen und Umsetzung variieren meist zwi- durchdringen und beziehen sich aufeinander. schen den 16 Bundesländern und dem Bund. Ende 2017 hat der ZVO daher die Ressorts Vier große Themen stehen auf der Agenda des „REACH“ und „Umwelt und Chemie“ zu „Sound Science“ als Basis politischer Ressorts Umwelt- und Chemikalienpolitik. einem schlagkräftigen Ressort Umwelt- und Maßnahmen Chemikalienpolitik zusammengelegt. Beim Ruf nach Regulierung wird sich gern rungen in der gesamten Lieferkette betroffen auf wissenschaftliche Erkenntnis berufen. sein werden. Die Projektgruppe will eine erste Das neue Ressort Umwelt- und Chemikali- Dabei fällt schnell auf, dass Studien sich wi- allgemeine Zusammenstellung notwendiger enpolitik arbeitet dank neu eingeführter Te- dersprechen und unterschiedliche „Experten“ Vorbereitungen für die Betriebe erarbeiten. lefon- und Webkonferenzen, die alle vier bis (-gremien) zu unterschiedlichen Erkenntnis- sechs Wochen zwischen den jährlichen Prä- sen kommen. Gern werden Studien zitiert, Legionellenverordnung senzsitzungen stattfinden, straffer und setzt die den eigenen Standpunkt angeblich unter- Mit der sogenannten „Legionellenverord- klare Schwerpunkte. Derzeit engagieren sich stützen. Derartige Widersprüche haben stets nung“ kommen möglicherweise erneut Ver- 28 Branchenvertreter im Ressort. Schwer- ähnliche Gründe, wobei Begriffe wie Reprä- schärfungen im Arbeitsschutz auf die Betrie- punktthemen werden gemeinsam identifi- sentativität gern herangezogen werden, ohne be zu. Es hat sich eine kleine Projektgruppe ziert und in Projektgruppen erarbeitet. Bisher sie tatsächlich anzuwenden. Die Projektgrup- gefunden, die zunächst den Ansatz für ein hat sich gezeigt, dass Projektgruppen mit pe hat sich zum Ziel gesetzt, die Anforderun- allgemeines Projekt erarbeiten wird. Sobald mindestens drei aktiven Teilnehmern Voraus- gen sorgfältiger Wissenschaft („sound scien- die möglichen Auswirkungen transparenter setzung für eine erfolgversprechende Zusam- ce“) zu erarbeiten: Woran lässt sich erkennen, werden, wird über eine offizielle Projektgrup- menarbeit sind. Folgende aktuelle Themen dass die zitierten wissenschaftlichen Untersu- pe entschieden werden. sind Gegenstand von Projektarbeit: chungen und Daten tatsächlich für die jewei- Es zeigt sich, dass aktive Beteiligung von lige Fragestellung relevant und als Basis für Unternehmen und Unternehmern bei der Übergang auf die neue AwSV Regulierungsmaßnahmen geeignet sind? fachlichen und politischen Gestaltung von Mitte 2017 erfolgte der Übergang von der Interessenvertretung erfolgreich sein kann. alten VAwS („Verordnung über Anlagen zum Erarbeitung eines „REACH Inspection Der ZVO ist auf die aktive Mitarbeit der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen und Tools“ Mitglieder und deren Fachwissen und prakti- über Fachbetriebe, Anlagenverordnung“) auf In den kommenden Jahren werden die Über- sche Erfahrung angewiesen. Daher sind inte- die neue AwSV („Verordnung über Anlagen wachungsmaßnahmen zur Chemikalienpoli- ressierte Personen, die aktiv mitgestalten und zum Umgang mit wassergefährdenden Stof- tik – vor allem REACH – gesamteuropäisch Schwerpunktthemen voranbringen wollen, fen“). Die Projektgruppe bemüht sich darum, zunehmen. Dies gilt sowohl in der Anzahl als auch und gerade im Ressort „Umwelt- und die Änderungen transparent zu machen, um auch im Umfang, da zum Beispiel nicht nur Chemikalienpolitik“ jederzeit herzlich will- den Betrieben den Übergang zu erleichtern. die Registrierung, sondern auch die Autorisie- kommen. CUPA SANCY CHEMOACID 2000 CHEMOPAS AZUR Die Alternative zu cyanidisch • Unkomplizierte Umstellung Die Hochleistungspassivierung für verschiedene Kupfer vorhandener Elektrolyte Anwendungsbereiche • Keine Ersatzstoffe wie Acetat, • Hervorragend geeignet für Citrat usw. erforderlich • Brillanter blauer Farbton als Blaupas-sivierung (ohne Farbstoff) – Zinkdruckguss und Stahl • Sehr gute Streufähigkeit Ansatz 3-5%ig, Tauchzeit 20-40 Sekunden • Schwach alkalisch • Gelb, rot, grün irrisierend als DISP – Ansatz 10-20%ig, Tauchzeit • Hohe Streufähigkeit 45-90 Sekunden • Glänzende Schichten • Als Blau- und Dickschichtpassivierung für Zink & Zink-Eisen • Umweltfreundlich sowie als Trans-parentpassivierung für Zink-Nickel • Problemlose Spülwasser- • Höchster Korrosionsschutz (als Blaupassivierung > 240 h bis behandlung WR, als DISP > 480h bis WR bei Gestellware) • Temperaturbeständig bis 12 h bei 220 °C (z.B. als Blaupassi- vierung) ohne Veränderung des Farbtons (ohne Vergilben) • extrem lange Standzeiten möglich durch den Einsatz modernster Eisen – Inhibitoren (bereits enthalten) Gerne geben wir weitere Auskünfte. 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Aus den Verbänden ZVO: Brandschutz Leitfaden „Galvanotechnische Betriebe – Gefahren, Risiken, Schutzmaßnahmen“ erschienen Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. hat gemeinsam mit dem ZVO eine Publikation zur Schadensverhütung in galvanotechnischen Be- trieben erstellt. Brandereignisse in galvanotechnischen Betrieben – umgangssprachlich als Gal- vaniken bezeichnet – sind in den vergangenen Jahren zunehmend in den Fokus gerückt. Regelmäßig waren Feuer- und Explosionsschäden und in deren Folge Be- triebsunterbrechungen zu verzeichnen. Ebenso entstanden Umweltschäden, zum Beispiel durch Brandfolgeprodukte, kontaminiertes Löschwasser und auslaufende Chemikalien. In der neuen Publikation werden Gefahren und Risiken aufgezeigt, die durch Brände, Explosionen und durch die Ausbreitung von Rauch und Brandfolgepro- dukten entstehen können. Sie enthält Hinweise zur Vermeidung von Bränden und Explosionen sowie deren Auswirkungen und beschreibt mögliche bauliche, anlagentechnische sowie organisatorische Schutzmaßnahmen. Eine Checkliste für Galvanikbetriebe und Hinweise auf weiterführende Literatur runden die Publika- tion ab. Als galvanotechnischer Betrieb im Sinne des Leitfadens gelten Anlagen zum Aufbringen von metallischen Schichten auf Oberflächen mithilfe von elektroly- tischen Wirkbädern durch Anlegen einer externen Spannung sowie Anlagen zur Oberflächenbehandlung von Metallen und Kunststoffen durch ein außenstrom- loses, chemisches Verfahren (Metallabscheidung, Phosphatieren, Brünieren, Chro- matieren, Passivieren …). Der Leitfaden gilt auch für Anlagen zur chemischen oder elektrolytischen Entfernung von Metalloxiden oder Verunreinigungen auf Oberflächen mithilfe von Prozessbädern mit anorganischen (wasserlöslichen) oder organischen (auch kohlenwasserstoffhaltigen) Inhaltsstoffen (Entfetten, Entlacken, Beizen). Die Publikation bezieht sich nicht auf Verfahren zur Aufbringung von Schichten ohne Beteiligung von elektrolytischen oder chemischen Prozessbädern (Lackieren, Pulverbeschichtung, Feuerverzinken, Gasphasenabscheidungsverfah- ren …). Der Leitfaden „Galvanotechnische Betriebe – Gefahren, Risiken, Schutzmaß- nahmen; VdS 3412: 2018-01 (01)“ erscheint im VdS-Verlag; der kostenfreie Down- load ist im VdS-Shop unter www.vds.de zu finden. Hier können auch ein offenes PDF und gedruckte Exemplare bestellt werden. Für größere Mengen gedruckter Ex- emplare sieht der VdS-Verlag Staffelpreise vor. Grundsätzlich wird angeraten, den Versicherer bei der Planung von Neu- und Umbauten frühzeitig zur Beratung hinzuzuziehen. In den vergangenen Jahren ist es immer wieder zu Bränden Bild: Shutterstock in galvanotechnischen Betrie- ben gekommen. Der neue von GDV und ZVO entwickelte Leitfaden soll zur Vermeidung derartiger Schäden beitragen. 10 ZVOreport 2 | März 2018
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Aus den Verbänden DGO: 25. Leipziger Fachseminar Jubiläumsveranstaltung unterstreicht Kontinuität und Erfolg In den vergangenen 25 Jahren hat sich das des ZVO und der DGO Christoph Matheis seminar eine Erfolgsgeschichte für den Stand- Leipziger Fachseminar zu einer festen Insti- und den Vorsitzenden der DGO Rainer Venz ort in Leipzig. Insgesamt wurden von 1994, tution innerhalb der DGO entwickelt, sodass sowie einige Pressevertreter begrüßen. damals noch als Halbtagesveranstaltung, bis die Organisatoren mit Stolz darauf zurück- Auch Albrecht befasste sich in seinen 2017 150 Fachvorträge auf den Leipziger blicken. Auch die Jubiläumsveranstaltung Grußworten mit einem Vierteljahrhundert Fachseminaren gehalten. In alphabetischer am 22. Februar 2018 reiht sich hier ein: Er- Leipziger Fachseminar. Im Gründungsjahr Reihenfolge bediente er jeden Buchstaben mit neut konnten die seit zehn Jahren stabilen 1994 beschlossen die Vereinten Nationen den einem Vortragstitel und bemerkte, dass alle Aussteller- und Teilnehmerzahlen gehalten Vertrag zur Klimaänderung, und in Deutsch- wichtigen Themen angesprochen wurden. werden. land wurde beispielsweise die Deutsche Bahn privatisiert, Roman Herzog zum Bundesprä- Verleihung Galvanopreis 277 Teilnehmer und 53 ausstellende Unter- sidenten gewählt und das Unwort des Jahres Einer der wesentlichen Meilensteine in der nehmen sowie die TU Chemnitz und die war „peanuts“, das in engem Zusammenhang Entwicklung des Leipziger Fachseminars ist Hochschule Mittweida waren der Einladung mit dem in Leipzig sehr bekannten Immobi- seit 2010 die Vergabe des Leipziger Galvano- der DGO-Bezirksgruppen Sachsen und Thü- lienmakler Jürgen Schneider steht. „25 Jahre preises. So konnte der Preis bisher an 17 Preis- ringen zum 25. Leipziger Fachseminar ge- stehen für Beständigkeit und Kontinuität“, träger für innovative und/oder ökologische folgt. sagte Albrecht und fragte: „Was ist Beständig- Leistungen auf dem Gebiet der Galvanotech- Daneben kann Leipzig in diesem Jahr keit und Kontinuität wert?“ In der Leipziger nik an Unternehmen oder für herausragende noch weitere Jubiläen feiern: 275 Jahre Ge- Wirtschaft sind 25 Jahre viel wert, insbeson- persönliche Leistungen verliehen werden. In wandhaus mit dem gerade neu berufenem dere wenn es um eine technisch orientierte diesem Jahr ging er an die inca-fiber GmbH Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons, Veranstaltung geht. Das Leipziger Fachsemi- aus Chemnitz. Dr. Falko Böttger-Hiller 325 Jahre Leipziger Oper, 140 Jahre Leipziger nar hat sich in der Vermittlung von Wissen nahm aus den Händen von Venz und Stefan ZOO … Aber auch all diese renommierten den Erfordernissen des Marktes angepasst Kaßner, Nehlsen- BWB Flugzeug-Galvanik Leipziger Institutionen haben einmal einen und sich den Erfolg erarbeitet. Er wünschte Dresden GmbH & Co. KG und Mitglied der 25. Jahrestag gefeiert. Mit diesen Worten be- den Veranstaltern Mut zur weiteren Entwick- Jury, den Preis entgegen und hatte danach die grüßte Jochen Liebert, SurTec International lung der Veranstaltung und freut sich schon Gelegenheit, dem Auditorium das prämierte GmbH, das Auditorium. Als Gäste konnte er auf Runde 26 in 2019. Thema vorzustellen. den Bürgermeister für Wirtschaft der Stadt Gleichermaßen bescheinigte Venz in sei- In einem sehr frischen und lockeren Vor- Leipzig Uwe Albrecht, den Geschäftsführer nen Begrüßungsworten dem Leipziger Fach- trag legte Böttger-Hiller den aktuellen Stand der Entwicklung dar. Dabei ging es um die Verkupferung von Kohlenstofffaserbündeln, die in verschiedensten Bereichen Anwendung finden. Ausgangspunkt waren die Untersu- chungen der ESF-Nachwuchsforschergruppe der TU Chemnitz, die für diese Entwicklung 2013 den Nachwuchsförderpreis der DGO erhielten. Die damals vorgestellten Unter- suchungen stießen auf großes Interesse und große Nachfrage der Industrie. Da keine Bemusterung im kg-Maßstab machbar war, folgte 2016 die Firmengründung. Die vor- liegenden Ergebnisse wurden kontinuierlich weiterentwickelt, und so ist seit 2016 eine 25 Meter lange Anlage verfügbar. 2016 konnten 0,5 Kilogramm Faser pro Tag beschichtet werden; 2017 waren es bereits 200 kg/a und für 2018 ist die Herstellung einer Tonne be- schichteter Fasern geplant. Aktuelle Anwen- dungsfelder sind faserverstärkte Metalle zum Einsatz für Bremssysteme oder in der Elektro- Stefan Kaßner, Galvanopreisträger Dr. Falko Böttger-Hiller, Rainer Venz und Jochen Liebert (v.l.) nik. Ein äußerst interessantes Anwendungs- 12 ZVOreport 2 | März 2018
Aus den Verbänden Seit Jahren verzeichnet das Leipziger Fachseminar konstante Teilnehmer- und Ausstellerzahlen, so auch die Jubiläumsveranstaltung im Februar. feld ist der Blitzschutz und die Abschirmung. ments sowie der Trocknung untersucht und te Gleichrichter, Umrüstung der Hallenbe- Abschließend stellte Böttger-Hiller noch ein- die Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit leuchtung und Installation einer Wärmerück- mal die Teamleistung ausgehend von der TU der Passivierungen dargestellt. gewinnung zur Energieeinsparung. Damit Chemnitz und den Beitrag der Branche, der Bei der Neuplanung und der Nachrüs- wurden über 40 Prozent weniger CO2 im Jahr wesentlich zur Weiterentwicklung des The- tung von Anlagen spielen chemische Bestän- an die Umwelt abgegeben. mas beigetragen hat, heraus. digkeiten von Kunststoffrohrleitungen eine „Technischer Brandschutz“ ist auch eine wichtige Rolle. Diesem Thema widmete sich ständige Herausforderung für Galvaniken, je- Vortragsprogramm Dr. Bernd Chr. Kubiak, Georg Fischer Piping des Jahr sind Brände zu verzeichnen. Rainer Das Vortragsprogramm eröffnete Prof. Dr.- Systems, mit seinen Darlegungen. Der Be- Stark, Chrom-Müller Metallveredlung, infor- Ing. Eberhard Bock, Freudenberg Sealings griff „Kunststoffkorrosion“ hat sich für viele mierte über die Umsetzung des technischen Technologies GmbH & Co. KG (FST), mit beobachtbare Materialveränderungen etab- Brandschutzes in einem Lohnbetrieb mit seinen Ausführungen zur „Elektromobilität liert. Typische Medieneffekte, denen Rohrlei- gewachsener Gebäudestruktur. Kernstück ist und die Auswirkungen auf die Zulieferbran- tungssysteme aus Kunststoff ausgesetzt sind: die zentrale Brandmeldeanlage, die auf die che aus der Sicht eines großen Automobilzu- Quellung, Spannungsrisse und oxidativer Belange der Hallen und Räume ausgerichtet lieferers“. Am Beispiel der Wellendichtungen, Angriff. Neben der chemischen Beständigkeit wurde. Stark machte deutlich, dass das Un- die von der FST für den Einsatz im Verbren- sind die Prozessparameter Druck und Tempe- ternehmen mit diesen Maßnahmen gute Er- nungsmotor hergestellt werden, machte Bock ratur wesentliche Kriterien zur Auswahl ge- fahrungen gesammelt hat, sie aber nur eine die erforderlichen Veränderungen deutlich. eigneter Kunststoffe. Möglichkeit von vielen sind. Zur Reduzierung der Reibungsverluste wurde Auch dieses Jahr stand das Thema Dr. Matthias Süß, UWE Umwelt & Recy- ein völlig neues Material entwickelt. Die Ent- REACH im Fokus der Veranstaltung. Dr. cling GmbH, beendete das 25. Leipziger Fach- wicklung wurde in Folge neuer Gesetzgebung Malte Zimmer, Leiter ZVO-Ressort Um- seminar mit dem Dank an Referenten, Aus- und der Entwicklung von E-Autos in Angriff welt- und Chemikalienpolitik, referierte zur steller, Teilnehmer und das Organisationsteam genommen. Frage „Lessons learnt aus der Sicht der Ober- und kündigte das 26. Leipziger Fachseminar Im folgenden Vortrag beschäftigte sich flächenindustrie“. Zimmer ging kritisch mit bereits für Anfang Februar 2019 an. Christof Langer, fem Forschungsinstitut für den Ergebnissen von REACH um, das die Marion Regal Edelmetalle + Metallchemie, mit der Klärung Industrie seit zehn Jahren in Atem hält, und des spezifischen Korrosionsmechanismus de- hinterfragte, was tatsächlich erreicht wurde. korativer Chromzierleisten bei der Russland- Bisher fehlt jeder quantitative Nachweis, dass korrosion. Auf Basis der Erkenntnisse aus tatsächlich Verbesserungen in den Bereichen den elektrochemischen Korrosionsuntersu- Schutz von Umwelt und Mensch, Innovati- chungen, der analytischen Untersuchung von on, Förderung der Wettbewerbsfähigkeit und Tausalzproben aus Moskau sowie der Über- der Sicherstellung des freien Verkehrs von prüfung der Leistungsfähigkeit bestehender Substanzen erreicht wurden. Prüfmethoden konnte ein verbessertes Korro- Ein spannendes Thema in allen Galvani- sionsprüfverfahren entwickelt werden. ken ist die Einsparung von Energie, die ein Sabine Sengl, Atotech Deutschland wesentlicher Kostenfaktor für die Beschich- GmbH, schloss sich mit ihren Ausführungen tung von Bauteilen ist. Dr. Elke Moosbach, zur Passivierung von Zink-Nickeloberflächen Moosbach & Kanne GmbH, berichtete über an. Sie arbeitete heraus, dass die Prozessfüh- Erfahrungen mit Maßnahmen zur Energie- rung einen entscheidenden Einfluss auf den einsparung einer bestehenden Lohngalvanik. resultierenden Korrosionsschutz hat. Es wur- Innerhalb von zwei Jahren wurden vier Maß- Blick ins Foyer des Congress Centers der Messe den die Einflüsse von Badparametern, Elek- nahmen eingeführt: Einrichten eines BHKW, Leipzig, wo schon auf das nächste Großevent trolytverunreinigungen, des Anlagenequip- Ersatz von elf ölgekühlten durch luftgekühl- des ZVO in Leipzig hingewiesen wird. ZVOreport 2 | März 2018 13
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Bericht aus Berlin und Brüssel Die Summe macht’s Regulierungsflut er und Wettbewerbsfä Gesetze, Verordnungen und Verwaltungsvorschriften regeln alles bis ins letzte Detail – zumindest gefühlt. Die schiere Zahl der Regeln und die unterschiedlichen Zuständigkeiten von Behörden auf lokaler, regionaler, nationaler oder gar europä- ischer Ebene verstellen in der Praxis häufig den Blick für das Wesentliche. Die Anstrengungen, alle Regeln zu befolgen und idealerweise bestmöglich umzusetzen, reduzieren Innovations- kraft und schränken die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland massiv ein. Seit 2006 ist sie in der Welt und man hat bei der europäischen Chemikalien-Verordnung REACH das Gefühl: Und täglich grüßt das Murmeltier. War die Registrierung der SVHC-Stoffe bereits eine große Herausforderung, so wurde das Zulassungs- verfahren für unsere Unternehmen zum Spießrutenlauf. Akzep- tierte Sprache der europäischen Chemikalienagentur (ECHA) in Helsinki ist Englisch; die zuständigen Dienststellen und Ser- vices sind unter der Woche von nine to five erreichbar. Auch ließ die Behörde so manches Mal augenscheinlich Objektivität vermissen. Dieser Eindruck drängte sich zumindest auf, als un- realistische Substitute für bare Münze genommen wurden. Die Beweislast, dass ein Substitut nicht umsetzbar ist, lag dann bei der Branche. Auch bei der wissenschaftlichen Basis von regula- 18 ZVOreport 2 | März 2018
Bericht aus Berlin und Brüssel Politische Pinnwand stickt die Innovation 21. Februar 2018 Workshop für KMUs der BAuA zu „REACH: Erfolgreich registrieren higkeit der Branche 2018: Jetzt oder nie!“ in Dortmund. Weitere Infos unter http://bit. ly/2nwdard 1. März 2018 Veranstaltung des Portals ChemicalWatch: „REACH Compliance for Downstream Users“ in Brüssel. Weitere Infos unter http://bit. ly/2ARTdD9 Voraussichtlich bis Ende Q1 2018 Regierungsbildung in Deutschland. 10. – 11. April 2018 Workshop der ECHA zu „EUSES update needs” in Helsinki. Weitere Infos unter http://bit.ly/2nzgiTf 17. April 2018 ZVO lädt zum Parlamentarischen Abend in Berlin ein. 4. Mai 2017 Fachworkshop der UBA und des Öko-Institut e.V. zu „REACH und Rohwasserschutz - PMT-Stoffe erkennen und ihre Emissionen ver- meiden“ in Berlin. Weitere Infos unter http://bit.ly/2yj5MSw 8. Mai 2018 Webinar des Portals ChemicalWatch zu „Karzinogene und Muta- Der ZVO arbeitet daran, gene“. Weitere Infos unter http://bit.ly/2DZpHto eine spürbare Entlastung in der Regulierungsflut zu 13. – 17. Mai 2018 erreichen. 28. Jahresversammlung der Society of Environmental Toxicology and Chemistry (SETAC) in Rom. Weitere Infos unter https://rome.setac. org/ 19. – 21. September 2018 Oberflächentage 2018 des Zentralverbands Oberflächentechnik in Leipzig. Infos unter https://oberflaechentage.zvo.org/ Bild: Shutterstock 24. – 25. September 2018 Veranstaltung des Portals ChemicalWatch zu „6th Annual Enforce- ment Summit“. Weitere Infos unter http://bit.ly/2nDPeRW torischen Ableitungen führt so manches Mal die Absicht die Feder: An manchen Konsultationen bzw. Umfragen nehmen kaum ein Dutzend Forschung und Entwicklung kommen zu kurz Persönlichkeiten teil und trotzdem werden „repräsentative“ Daten Hinzu kommen die 16-fach unterschiedlichen Auslegungen und Über- präsentiert. Fehlende Planungssicherheit für unsere Unternehmen war prüfungen von Regulierung vor Ort. Diese Schieflage in Deutschland und ist die Folge. ist kaum nachzuvollziehen, und allzu oft verlieren Unternehmen die Übersicht, welche Behörde eigentlich für was zuständig ist. Hier den EU-weites und nationales Problem Überblick zu behalten, um alle Vorschriften zu erfüllen, ist nicht nur Daher nimmt sich der ZVO seit einiger Zeit des Themas verstärkt an. mühsam, sondern kostet Ressourcen, die an anderer Stelle in den Un- In den kommenden Wochen wird es hierzu weiterführende hochran- ternehmen fehlen. Forschung und Entwicklung kommen in Deutsch- gige Gespräche mit Vertretern der EU-Institutionen geben. Gute wis- land deutlich zu kurz, dieser Missstand ist im deutschen Mittelstand senschaftliche Praxis und Praktikabilität für den Mittelstand werden besonders schmerzhaft. Im weltweiten Vergleich der Ausgaben für dabei im Fokus stehen. Wir werden insbesondere unsere regionalen Forschung und Entwicklung schaffte es Deutschland in den letzten Vertreter im Europäischen Parlament ermuntern, vermehrt ihrer Rolle Jahren nur mit Ach und Krach in die Top Ten.1 als Kontrolleure der Exekutive gerecht zu werden. Dies muss sich ändern! An spürbaren Verbesserungen werden wir Aber auch die deutsche Bürokratie schläft nicht: Allzu oft sind die deutsche Bundesregierung messen. Das bisherige stückhafte Kor- UBA und BAuA sogar Ausgangspunkt europäischer Regulierung und rigieren reicht nicht mehr. Es bedarf einer umfassenden Initiative der regelmäßig versuchen auch deutsche Bundesministerien, auf EU-Vor- neuen Bundesregierung mit Fokus auf „Weniger Regulierung für den gaben draufzusatteln. Dies führt zu Wettbewerbsnachteilen im Ver- Mittelstand“. Dazu werden wir die verantwortlichen Politiker im Rah- gleich zu Unternehmen in anderen EU-Mitgliedstaaten, wo europä- men unseres Parlamentarischen Abends am 17. April 2018 auffordern. ische Vorgaben ohne Verschärfung umgesetzt werden. Seveso III sei Durch einen stetigen Dialog sollte in den kommenden vier Jahren spür- hier als Paradebeispiel genannt, wo das BMUB europäische Erleich- bare Entlastung einsetzen. Daran arbeiten wir mit Hochdruck! terungen bei der Dokumentationspflicht nicht an unsere deutschen 1 https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/LaenderRegionen/Internationales/Thema/Tabellen/ Galvaniken weiterreichen wollte. Basistabelle_FundEAusg.html ZVOreport 2 | März 2018 19
Bericht aus Berlin und Brüssel Zehn Jahre REACH Die Umsetzung ist die Herau Bild: hywards/Fotolia 2017 feierte REACH zehnjähriges Jubiläum. Anlass für eine kritische Reflexion des Erreichten. Die Verabschiedung von REACH war ein der Nutzung von Chemikalien, das Fehlen Industrie. Es wurde Bilanz gezogen über die Erfolg, daran gibt es keinen Zweifel. Eine verlässlicher Studien und Datenquellen und REACH-Ergebnisse. europaweit gemeinsame Gesetzgebung vieles mehr. Eine zentrale Aussage war: „Die Art, wie für Chemikalien war nötig. Von Anfang an 2017 feierte Europa das zehnjährige Ju- Informationen unter REACH gesammelt musste klar sein, dass REACH eine enorme biläum von REACH. Dies ist üblicherweise werden, wird den Erfolg von REACH be- Herausforderung sein würde, insbesondere ein geeigneter Anlass für Reflexion und die stimmen!“ Ist das tatsächliche korrekt? Da- seine praktische Durchsetzung. Die Prin- Diskussion der erreichten Ergebnisse, Erfol- tensammlung ist kein REACH-eigenes Ziel. zipien und Abläufe von REACH waren un- ge und negativen Begleiterscheinungen eines Stattdessen nennt die Regulierung ihre Ziele gewöhnlich und teilweise neu; sie wurden solch ambitionierten, anspruchsvollen und selbst: „(1) Sicherstellen eines hohen Schutz- eher theoretisch „am Reißbrett“ entworfen, auswirkungsreichen Gesetzeswerkes. Erfah- niveaus für die menschliche Gesundheit und als durch langfristige praktische Erfahrung rungsgemäß jedoch werden Einschätzungen die Umwelt; (2) der freie Verkehr von Subs- gewonnen. seitens der Industrie von Seiten der Behör- tanzen sowohl selbst als auch in Mischungen den und Nicht-Regierungsorganisationen und Artikeln; (3) Steigerung von Wettbe- Seit Beginn von REACH wurden Hinder- (NGOs) sehr kritisch und selten vorbehaltlos werbsfähigkeit und Innovation.“ Tatsächlich nisse und Probleme deutlich, die bis heute akzeptiert. Daher ist es zweckmäßig, die Ar- wird dieser Dreiklang nicht ursächlich durch nicht gelöst sind: Überlastung von kleinen gumentationen von industriefernen Kreisen mehr oder bessere Daten erreicht. Obwohl und mittelständischen Unternehmen, lang- zu diskutieren. So veranstaltete unter ande- Behörden und Betroffene mittlerweile enor- same Prozesse, veraltete Daten, unklare Qua- rem das Online-Portal ChemicalWatch im me Anstrengungen unternommen haben, ist litätskriterien in den Unterlagen (Dossiers), Herbst eine Podiumsdiskussion mit promi- nicht einmal klar, wie (1) der Grad des Schut- die komplexen Strukturen im Markt bei nenten Vertretern aus Behörden, NGOs und zes, (2) der freie Substanztransfer und (3) die 20 ZVOreport 2 | März 2018
Bericht aus Berlin und Brüssel sforderung Verbesserung von Innovation und Wettbe- troffenen, insbesondere für KMU nicht zu mit positivem Anstrich zu. Beispiele sind: werbsfähigkeit gemessen werden sollen. Nur handhaben. Sie werden mehr und mehr von „Die Kommunikation in den Lieferketten ist der Vergleich der Zeiten vor und nach bzw. REACH-Prozessen abgekoppelt. Diese Er- besser“ und „Es gibt jetzt bessere Informatio- während REACH kann Hinweise auf einen kenntnis lässt den oft gehörten Ausspruch nen für die industriellen und professionellen eventuellen Erfolg geben. Zusätzlich wird es „REACH ist nicht perfekt – aber es funktio- Verwender (Downstream user)“. wichtig sein zu unterscheiden, ob die Ergeb- niert“ sehr optimistisch erscheinen. nisse tatsächlich von REACH verursacht sind Bessere Kommunikation und oder auch ohne eingetreten wären, zum Bei- Risiken eingehen bedeutet, die Information!? spiel auf Grund anderer Regulierungen. Risiken kennen Ohne die Festlegung jedoch, was „bessere Zunehmend fordern Kritiker von REACH, Kommunikation“ und „bessere Information“ Verbesserungswürdige Prozesse insbesondere aus dem Lager der nicht be- tatsächliche bewirken, sind solche Aussagen Andere Aussagen zu REACH lauteten: „Die troffenen Befürworter: „Die regulierenden ohne Bedeutung. Importeure und Lieferan- derzeitigen REACH-Prozesse müssen verbes- Behörden müssen mutiger werden und mehr ten wissen oft nicht viel über die Vielzahl der sert werden“, „Regulierungen müssen prag- Risiken eingehen, um schneller zu klareren möglichen Verwendungen in den zahlreichen matischer werden“ und „Effizientere Prozesse Ergebnissen zu kommen.“ anschließenden Lieferketten. Die Erwar- werden gebraucht“. Viele Beobachtungen un- Dieser Ansatz ist vereinfacht stark, da er tungen sind jedoch genau gegensätzlich. Ist terstützen diese Feststellungen. unter anderem davon ausgeht, dass REACH das realistisch? Kennt ein Händler auf dem So führt beispielsweise das Prinzip „one sich auf die spezifischen Substanzen bezieht. Wochenmarkt alle Rezepte, für die sein Salat substance – one registration“ (OSOR, das Für die geforderten klareren Ergebnisse von durch seine Käufer Verwendung finden wird? heißt alle Registranten reichen ein gemein- REACH gilt es, sich um die spezifischen Ver- Sicherlich nicht! sames Registrierungsdossier ein) zur Bil- wendungen von Substanzen zu kümmern, Die Umkehr ist jedoch ebenso wahr. Die dung von Monopolen und Oligopolen. Die so wie es im Autorisierungsprozess versucht Kunden haben kaum Detailwissen über die Verfügbarkeit auf dem Markt kann leicht wird. Autorisierungen konzentrieren sich auf Substanzen, mit denen sie die Eigenschaften dominiert werden von einem oder wenigen jede einzelne Verwendung von Substanzen. ihrer Produkte einstellen. REACH erwartet Teilnehmern. Benachteiligt sind kleinere Im- Die Vielfalt der Verwendungen und tech- also von der Mehrzahl der Betroffenen in porteure oder Produzenten, die aufgrund der nischen Anwendungen basieren meist auf den Lieferketten, sich mit Themen auseinan- geringeren Jahresmenge erst später in den Re- komplexen Wechselbeziehungen zwischen derzusetzen, die weit außerhalb ihres Betäti- gistrierungsprozess eintreten. Sie leiden unter zahlreichen Marktteilnehmern in Hunderten gungsfeldes liegen. Der Salatkäufer wird auch verspäteter Kommunikation, übertriebener von Lieferketten. Dieses komplexe Netzwerk kein Anbauexperte. Bürokratie und unklaren, dafür aber meist ist schwer zu durchschauen und noch viel Letztlich bleibt den Betroffenen nichts hohen Kosten für den nachträglichen Daten- schwieriger zu handhaben für Personen, die übrig, als in der Lieferkette „pingpong“ mit zugriff. kein direkter Bestandteil davon sind – dies der Verantwortung für Übereinstimmung Auch die zentralisierte Bürokratie von schließt die Behördenkomitees mit ein. Selbst („compliance“) und Produktqualität zu spie- REACH zieht enorme Anstrengungen nach der Versuch, diese Zusammenhänge jeman- len. Mehr Kommunikation ist nicht mit bes- sich. Beispiele sind die „presubmission in- dem zu erklären, der keine angemessene per- serer Kommunikation gleichzusetzen. formation sessions“ (PSIS), umfangreiche sönliche Erfahrung damit besitzt ist, gelinde Auch der Glaube an „mehr Informatio- öffentliche Konsultationen, lange Fragebö- gesagt, eine Herausforderung. nen für den „Downstream user“ ist ein Irr- gen der REACH-Komitees und die Trialoge. „Mehr Risiken eingehen“ und „mutiger glaube, denn die Information über Verwen- Sie führen unter anderem zu hohen Zeitauf- sein“ setzt gute Kenntnisse über die mögli- dungen wird von eben diesen Verwendern wänden und Reisekosten für Experten und chen Risiken voraus. Alles andere führt zu in den Autorisierungsprozess gespeist. Somit Antragsteller. Diese wie selbstverständlich Willkür und blinden politisch motivierten stellt REACH den Verwendern groteskerwei- vorausgesetzten Aufwände führen schnell zu Entscheidungen. Bevor „größere Risiken“ se ihre eigenen Informationen zur weiteren Frustration und Vertrauensverlust seitens der eingegangen werden können, müssen objek- Verwendung zur Verfügung. Dies als positi- Industrie durch ständig auftretende sprachli- tive und sorgfältige Bewertungen erfolgen, ves Ergebnis zu suggerieren, ist mit Blick auf che und technische Missverständnisse. Letzt- die eine Abwägung ermöglichen. die enormen bürokratischen Aufwände fast lich führen sie zu Verzögerungen und falschen Aktuell scheint es eine verzweifelte Suche schon zynisch. Schlussfolgerungen. nach positiven Ergebnissen durch REACH REACH hat angeblich „Informations- Die bürokratisierten Anforderungen und zu geben. Da die Realisierung der ursprüng- lücken zu Substanzen geschlossen“. Den- Forderungen nach detaillierten technischen, lichen Ziele von REACH derzeit offenbar noch wird angeführt, dass „das gegenseitige toxikologischen, umweltbezogenen und Ri- nicht objektiv belegt werden kann, wendet Vertrauen in die Daten allgemein eine He- sikobeurteilungen sind für die meisten Be- sich die Diskussion oft beliebigen Indizien rausforderung ist und der Mangel die ZVOreport 2 | März 2018 21
Bericht aus Berlin und Brüssel Regulierungsprozesse verzögert“. Diese staaten nach wie vor ein Problem.“ Dem Die Übereinstimmung („Compliance“). Sie Problematik erfordert zwei dringende Ver- kann nur zugestimmt werden. Dies war stellt sich neben typische Qualitätskriterien besserungen: Erstens müssen die Qualitäts- schon immer so und wird auch bei REACH wie Effizienz, Kostenvorteil, Marktanforde- ansprüche an die zugrunde zu legenden In- nicht anders sein. Eine einheitliche Umset- rungen, Leistungsfähigkeit von Produkten formationen klar und transparent definiert zung von Regularien in allen Mitgliedsstaaten oder Langzeiterfahrungen. Um die wirkliche sein. Zweitens müssen die Informationen ist bisher meist eine Illusion geblieben. Ohne Auswirkung des Kriteriums „Compliance“, objektiv durch sorgfältige, öffentlich zugäng- enorme Erweiterung der notwendigen „en- das eben nicht aus dem Markt stammt und liche, prüfbare Wissenschaft belegt werden. forcement“-Maßnahmen durch Personalauf- auch nicht wertschöpfend ist, einschätzen zu Jüngste Negativbeispiele erklären, warum ge- bau etc. wird Ungleichbehandlung die Regel können, ist eigene Erfahrung mit der Einfüh- rade das Vertrauen in die Schlussfolgerungen bleiben und somit mindestens zwei Ziele von rung neuer oder zumindest anderer Techno- der Behörden gelitten hat (Diskussion zur REACH in Frage stellen: den freien Transfer logien und Innovationen hilfreich. Deshalb Nickel-Beschränkung, CLP-Einstufung von der Substanzen sowie die Verbesserung von sollten nicht-industrielle Befürworter von Titandioxid, Repräsentativität der Expositi- Wettbewerbsfähigkeit und Innovation. REACH vorsichtig sein und die Forderungen onsdaten zu Chromtrioxid ...). „NGOs und Behörden betonen, dass der Industrie nicht leichtfertig beiseite wi- REACH sowohl Wettbewerb als auch Inno- schen. Andernfalls werden Maßnahmen, die Freier Transfer, mehr Wettbewerbs vation stimulieren könnte, während Indust- anschließend bereut werden, und planwirt- fähigkeit und Innovation!? rievertreter dies keineswegs als selbstverständ- schaftliche Tendenzen zunehmen. REACH wird zentralistisch durch die ECHA lich betrachten.“ Wie kommt es zu dieser REACH überfordert offensichtlich die in Helsinki verwaltet, alle Bemühungen der unterschiedlichen Einschätzung? Um das verfügbaren Ressourcen auf allen Ebenen, Betroffenen (stakeholder) richten sich nach zu erklären, gilt es, sich vor Augen zu füh- sowohl bei den betroffenen Unternehmen als Finnland. Doch der Weg zurück, das heißt ren, dass beispielsweise Innovation stets und auch bei den Behörden und in der Politik. zur Umsetzung in den Mitgliedsstaaten, ist überall vorhanden ist – auch ohne REACH. Wer REACH erfolgreich sehen will, kommt mindestens ebenso fordernd und kritisch. Technischer Fortschritt und F&E sind in al- daher um eine strenge Ermittlung der wirk- „Trotz verschiedener Umsetzungsprojekte ist len modernen Zusammenhängen deutlich. lichen Prioritäten nicht herum. Es gilt, sich der Grad der Umsetzung in den Mitglieds- REACH bringt ein neues Kriterium herein: auf alle Fälle zu konzentrieren, die wirkliche, signifikante und objektiv feststellbare Auswir- kungen haben. Alternativlos!? „Es gibt keine Alternative zu REACH – Be- troffene seien daher ermuntert, es voranzutrei- ben und effizienter zu machen.“ Gibt es wirk- lich keine Alternative? Bis jetzt hat es keine „Analyse zu Alternativen“ für REACH gege- ben. Jedoch wurden bereits abweichende Wege zu den REACH-Zielen identifiziert – mit ge- ringerem Aufwand und besserer Möglichkeit, nachträglich zu bedauernde Entscheidungen zu vermeiden. Beispiele sind die Risk-Ma- nagement-Optionen-Analyse (RMOA), der Versuch der ECHA, sich eine eigene objekti- ve Substitutionsstrategie zu geben sowie der Ausbau der Arbeitsplatzgrenzwerte unter der Richtlinie zu Kanzerogenen und Mutagenen. Diese Entwicklungen müssen REACH nicht in Frage stellen. Sie helfen jedoch, REACH zu justieren und den Erfordernissen und Möglichkeiten entsprechend realistisch auszu- richten. Bisher war REACH ein weitgehend theoretischer Ansatz mit neuen Prozessen, die alle Betroffenen zu lernen hatten. Aus den nun vorhandenen praktischen Erkenntnissen soll- ten sich vereinfachende, effizienzverbessernde Maßnahmen ableiten lassen, um dieser gewal- tigen, ambitionierten Gesetzgebung positive Ergebnisse zu ermöglichen. 22 ZVOreport 2 | März 2018
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