ZU KUn - Evangelisches Stadtmagazin Ludwigsburg

Die Seite wird erstellt Johannes Büttner
 
WEITER LESEN
ZU KUn - Evangelisches Stadtmagazin Ludwigsburg
AUSG ABE 2021 | SCHUT ZGEBÜHR: 4, 50 €

 FT
ZU
KUn
ZU KUn - Evangelisches Stadtmagazin Ludwigsburg
ANZEIGE
    Mit Lotter Lebensräume gestalten!
Willkommen zum                                                                             Inhalt                                                  Liebe Leserinnen und Leser,

   Schausonntag
                                                                                                                                                   das evangelische Stadtmagazin
                                                                                                                                                   „fünfundneunzig +“ hat einen
                                                                                           ZUKUNFT                                                 hohen Anspruch.
                                                                                            4 Ins Offene – Zukunft
                                                                                                                                                   „Zukunft“ lautet das Thema und meint damit die Zu-
                                                                                            6 	Was planst Du für die Zukunft? –
                                                                                                                                                   kunft von Kindergartenkindern und Familien, Schulab-
                                                                                           		 Was erhoffst Du Dir?
                                                                                                                                                   gänger*innen, Männern und Frauen mit Suchterfah-
                                                                 BÄDER                      8 Ökumenische Begegnung bei der zweiten
                                                                                                                                                   rungen, älteren Menschen im Quartier und in den
                                                                                           		 Ökumenischen Zukunftswerkstatt

                    Jeden
                                                                                                                                                   Pflegeheimen, die Zukunft des Wohnungsbaus, die

                              g
                                                                                           10 Museumstage

                          t a                                    KÜCHEN                                                                            Zukunft der Kirchen und des Gottesdienstes, der

                      n n
                                                                                           13 Zukunftsperspektiven älterer Menschen

                    o
             1. Sim Monat
                                                                                                                                                   Musik, die Zukunft des Klimawandels und -schutzes,
                                                                                           16 Wohnen bleibt für viele eine Existenzfrage
                                                                                                                                                   die Zukunftsbilder der Kunst und Kultur. Die Zukunft
                                                                 HEIZUNG                   19 „Die Zukunft des Gottesdienstes beginnt jetzt“
                                                                                                                                                   lässt nicht auf sich warten, in vielem beginnt sie jetzt.
                                                                                           22 	Kinder. Mitte. Zukunft.
                                  hr
                                                                                                                                                   Die Zukunft, sie ist offen, vielfältig, weit und unbe-
                         U
                  11 –17
                                                                                           24 Baugenossenschaften
                                                                 ENERGIESPAR-              26 Zukunftsvorstellungen von Menschen am Rande
                                                                                                                                                   stimmt, manchmal gefürchtet, unberechenbar, ein
                                                                                                                                                   andermal sehnsüchtig erwartet.
                                    ,                            ZENTRUM                   28 Das Ludwigsburger Babyzentrum
                             eratung
                      Keine B rkauf                                                        30 	Zukunftsgedanken von Schüler*innen
                        kein Ve                                                                                                                    Wir heißen mit dieser Ausgabe Dekan Michael Werner
                                                                 BODENBELÄGE               32 Campus for Future
                                                                                                                                                   herzlich willkommen. In seinem Leitartikel lesen Sie,
                                                                                           36 Eine Profistelle für die Zukunft
                                                                                                                                                   dass die Zukunft nicht nur unbestimmt vor uns liegt,
                                                                 FLIESEN                                                                           nicht nur von unseren Möglichkeiten und Gestal-
                                                                                           VOR ORT                                                 tungskräften abhängt, sondern dass in gewisser Weise
                                                                                                                                                   die Zukunft auf uns zukommt. Neugierig geworden?
                                                                 TÜREN / TORE              38	Friedenskirche: Aus einem Parkplatz
                                                                                                                                                   Dann viel Vergnügen beim Lesen wünscht das ganze
                                                                                                wird ein Garten
                                                                                                                                                   Redaktionsteam!
                                                                                           40	Kreuzkirche: Marathon im Schlößlesfeld
                                                                 SICHERHEITS-              41	Auferstehungskirche: Neues aus der
                                                                 TECHNIK                        Auferstehungskirche
                                                                                                                                                                                       Christina Hörnig,
                                                                                           42 Martinskirche: Kirchenbänkle on tour
                                                                                                                                                                                       Pfarrerin und
                                                                 FLÜSSIGGAS                43	Ulrichskirche: Kinder- und Jugendchor
                                                                                                                                                                                       Referentin beim
                                                                                           44 Stadtkirche: Leere Kirchenräume sind
                                                                                                                                                                                       Dekan
                                                                                                Chancenräume
                                                                 BEDACHUNG                 47	Karlshöhe: „Und Eure Alten sollen Träume haben“

                                                                                            KULTUR
                                                                                           50   Choral Sessions
                                                                                           52   Gemeinsam nach L’Utopia
                                                                                                                                                                     Hörnig
                                                                                           54   Wie’s kommt                                             Christ ina
              Lassen Sie sich inspirieren und beraten.                                     56   Nachhaltigkeit darf auch Spaß machen!
              Verwirklichen Sie mit Lotter streßfrei
              Ihre Wohnträume:                                                             MENSCHEN

                                                                                                                                                                                                               Foto: Cover nashua-volquezyoung/Pexels.com
              Auf 2.000 m2 präsentieren wir Ihnen die                                      60   „Wohin schaust Du?“

              neuesten Bäder, topmoderne Küchen und                                        62
                                                                                           64
                                                                                                Kastanien-Spaß auf der Kinderseite ...
                                                                                                Ein neues G’sicht                                       Dirk Werhahn,
              Bodenbeläge, aktuelle Sicherheitstechnik,                                    66   Neuland-Expedition von der Karlshöhe aus           Geschäftsführer im
              Türen, Tore und vieles mehr.                                                 68   Aktion: „#lasstblättertanzen“                       Kreisbildungswerk
                                                                                                                                                         Ludwigsburg

              Waldäcker 15 | 71636 Ludwigsburg | www.lotter.de                                                                                                                  Dirk Werh
                                                                                                                                                                                            ahn

              Öffnungszeiten: Mo – Fr: 08.30 – 12.00 Uhr und 13.00 – 18.00 Uhr                                                                                                                             3
              Sa: 08.30 – 13.00 Uhr
ZU KUn - Evangelisches Stadtmagazin Ludwigsburg
ZUKUNF T                                                                                                                                                                                                      ZUKUNF T

                               D e k an M
                                            ichael We
                                                      rner
                                                                                                                  Ins Offene – Zukunft
               Text: Michael Werner, Dekan                                                                        Befürchtungen und vielleicht auch unsere Ängste spie-       nie in Reutlingen, sein Recht: „Was nicht zur Tat wird,
                                                                                                                  geln. Und je nach Zeit und Stimmungslage überwiegt          hat keinen Wert.“
               „ZUKUNFT“ IST DAS THEMA DIESER AUSGABE. SIE HAT                                                    der eine oder der andere Blick. Das ist auch in diesem      Die Beiträge in dieser Ausgabe tragen dem Rechnung.
               VERSCHIEDENE GESICHTER. EINES DAVON HABE ICH                                                       Herbst greifbar, wenn wir über Klimaschutz und -ziele,      Sie beschreiben aus ganz unterschiedlicher Perspekti-
               VOR AUGEN, WENN WIR IN UNSEREN KIRCHEN „VER-                                                       über gesellschaftliche Verwerfungen und die Trag- und       ve, wie wir uns unsere Zukunft als Kirche und Diakonie
               TRAUT DEN NEUEN WEGEN“ (EG 395) SINGEN.                                                            Integrationsfähigkeit unserer freiheitlichen Demokra-       nahe bei den Menschen und als Kirche die sich einmi-
                                                                                                                  tien und nicht zuletzt über die Zukunft sprechen, auf       scht und mitmischt, vorstellen. Wir gestalten sie heute
               Das Lied ist etwas mehr als 30 Jahre alt und hat es An-                                            die wir als Kirche und Diakonie zugehen. In solchen         schon und machen uns gleichzeitig damit auf den Weg.
               fang der 90er Jahre als letztes Lied in den Stammteil des                                          Augenblicken gelingt es mir nicht immer, die Zukunft        Und wie bei einer größeren Wandergruppe sind die ei-
               damals neuen „Evangelischen Gesangbuchs“ geschafft.                                                als ausschließlich helles und weites Land zu sehen, das     nen schon losgegangen und können es nicht erwarten,
               Seine Entstehung verdankt sich einer Hochzeit. Klaus-                                              einladend offen vor uns liegt.                              ans Ziel zu kommen, während andere noch etwas Zeit
               Peter Hertzsch, Jenaer Theologieprofessor, hat den                                                                                                             brauchen. Ich freue mich, mit Ihnen und vielen hier in
               Text am Vorabend der Trauung seiner Patentochter in                                                                                                            Ludwigsburg in den kommenden Jahren an dieser Zu-
               einem Hotelzimmer geschrieben. Die Uraufführung am                                                                                                             kunft und an einer Kirche, die auch in Zukunft nahe bei
               4. August 1989 in der Annenkirche in Eisenach dürfte
                                                                                                                  „Und Zukunft lebt davon, dass                               den Menschen ist, mitwirken und mitarbeiten zu dürfen.
               überschaubar gewesen sein. Aber das Lied trifft eine                                               wir aus unseren Möglichkeiten                               Das schließt unsere gelegentlichen Umwege nicht aus,
               Stimmung und bringt etwas zum Schwingen in diesem                                                                                                              sondern ein. Und es schließt vor allem ein, was der
               Sommer vor der Wende. Viele Hochzeitsgäste nehmen
                                                                                                                  etwas machen.”                                              Theologe Günter Thomas jüngst „theologisches Grenz-
               die vor dem Gottesdienst noch rasch hektografierten                                                                                                            management“ genannt hat. Nämlich das notwendige
               Liedblätter mit und verbreiten sie in ihren Gemeinden.                                                                                                         und uns in unseren Gemeinden, kirchlichen Diensten
               Wenig später, kurz nach dem Mauerfall, wird das Lied                                               Die Töne und Farbtöne sind dann, bestenfalls, etwas         und diakonischen Einrichtungen vor Atemlosigkeit und
               zum Abschluss der Jenaer Friedensdekade gesungen.                                                  gedämpfter. In solchen Momenten ist mir das Lied mit        Erschöpfung bewahrende Wissen um den Unterschied
               Seit 1993 steht es im Evangelischen Gesangbuch und                                                 seinem Text voller Zuversicht ein gutes Stück voraus.       zwischen dem, was wir als Kirche können und tun sol-
               nicht nur dort. Auch im Gotteslob unserer katholischen                                             Aufbruchsstimmung kann man schließlich nicht auf            len, und dem, was wir nicht können und deshalb aus
               Geschwister und im evangelisch-methodistischen Ge-                                                 Knopfdruck erzeugen.                                        guten Gründen auch nicht tun müssen. Christ*innen le-
               sangbuch steht das Lied, das so zuversichtlich nach                                                Aber man kann sich von diesem Lied und seiner Zu-           ben, daran erinnert im Kirchenjahr jeder 1. Advent, von
               vorn blickt und Zukunft mit Aufbrüchen verbindet                                                   kunftsmelodie unterbrechen lassen. Und sich fragen:         einer Zukunft, die uns entgegenkommt und die nicht
               und mit dem Mut, sich auf Neues und Unbekanntes                                                    Warum eigentlich nicht? Zukunft ist – im Guten wie im       wir machen. In diesem Horizont gestalten wir unse-
               einzulassen. Es sind ja nicht nur unsere, es sind zu-                                              weniger Guten – nicht nur die unausweichliche Verlän-       re Gegenwart und Zukunft und geben unserem Glau-
               gleich Gottes Wege, auf die wir uns begeben sollen.                                                gerung unserer Gegenwart und dessen, was so ist wie         ben, Hoffen und Lieben darin für uns und andere ein
               „Die Zukunft ist sein Land“ heißt es in der dritten Stro-                                          es ist. Zukunft hat mit Möglichkeiten zu tun, die wir ha-   Gesicht. „Es wird Menschen geben, die beten und das
               phe. Und: „Wer aufbricht, der kann hoffen / in Zeit und                                            ben, darunter mit solchen Möglichkeiten, die wir nur so     Gerechte tun und auf Gottes Zeit warten“ beschreibt
               Ewigkeit. / Die Tore stehen offen. / Das Land ist hell                                             haben, dass sie uns immer wieder zugespielt werden.         Dietrich Bonhoeffer im Sommer 1944 sein Bild einer
               und weit.“ So schön, so hoffnungsvoll kann der Blick in                                            Wir leben nicht nur von dem, was wir kennen und im-         Kirche der Zukunft. Darin ist beides enthalten: Das, was
               die Zukunft sein. Und das in einem Lied, dessen Melodie                                            mer schon haben. Und Zukunft lebt davon, dass wir aus       wir klug, engagiert und hoffentlich auch mit dem nöti-
               sehr viel älter ist. Auch damit hat dieses Bild von Zukunft                                        unseren Möglichkeiten etwas machen. Sie ist mit un-         gen Weitblick tun um uns auf das Morgen einzustellen.
               ganz offensichtlich zu tun. Dass aus etwas Altem, das                                              serer Hoffnung auf Neues und mit der Einsicht in unsere     Und das, worauf wir warten. Leidenschaftlich gespannt
                                                                             Foto: Stefan Redel/stock.adobe.com

               uns vertraut ist und an das wir uns längst gewöhnt ha-                                             Grenzen verbunden. Auf jeden Fall aber findet sie nicht     und hoffentlich auch getrost und deshalb immer wie-
               ben, plötzlich etwas überraschend Neues werden kann.                                               ohne uns statt. Der Zukunftsforscher Matthias Horx be-      der auch entspannt. In unserem Beten ebenso wie in
               Etwas, das uns in Bewegung setzt und uns hilft, uns auf                                            schreibt Zukunft als einen „evolutionären Prozess“, an      unserem Glauben, Hoffen und Lieben bringen wir
               den Weg zu machen. Ins Offene.                                                                     dem wir beteiligt sind. Sie entsteht nicht erst im Futur,   beides zusammen. Und sehen dabei der Zukunft ent-
                                                                                                                  sondern bereits jetzt. Unser besorgter Blick gehört dazu    gegen, die uns wie im Lied „Vertraut den neuen Wegen“
               Nicht immer verbinden wir den Blick in unsere Zukunft                                              ebenso wie der Mut, uns auf den Weg zu machen und           entgegenkommt. Sie ist mehr als die Summe unserer
               mit diesem Lied und seinen starken Bildern. Nicht sel-                                             Neues auszuprobieren. Wenn, dann hat hier der Satz          Möglichkeiten und Grenzen. Eben offenes Land. Hell
               ten ist Zukunft auch der Horizont, an dem sich unsere                                              Gustav Werners, des Begründers der Bruderhausdiako-         und weit. Immer noch. •

4                                                                                                                                                                                                                                   5
ZU KUn - Evangelisches Stadtmagazin Ludwigsburg
ZUKUNF T                                                                                                                                                      ZUKUNF T

                                                                                         DIESE BEIDEN FRAGEN STELLTEN STEFANIE WEINMANN (DIAKONIN)
                                                                                         UND RENÉ BURTSCHER (KOMMUNIKATIONSABTEILUNG KARLSHÖHE)
                                                                                         AUF DEN INSTAGRAM-KANÄLEN VON MARKT8 UND DER KARLSHÖHE
                                                                                         SOWIE IN DER STUTTGARTER INNENSTADT.

           Was planst Du                                                                 Auf den folgenden Seiten erhalten die Leser*innen von fünfundneunzig+
                                                                                         Einblicke in die Zukunftspläne, Wünsche und Hoffnungen von Ludwigs-
                                                                                         burger*innen und Stuttgarter*innen.

           für die Zukunft?
           Welchen Plan hast Du für Deine Zukunft?
           Das ist aktuell schwer, da keiner weiß, wie
           es weiter geht.
                                                                                                        sche   r                                    einmann
                                                                                              René Burt                                   Stefanie W

                                                                                          Was erhoffst Du Dir?
                                                         Foto: simon-berger/Pexels.com

                                                                                                                   Was erhoffst Du Dir?
                                                                                                                   Meine Ausbildung bei der Karlshöhe
                                                                                                                   Ludwigsburg erfolgreich zu beenden.
ZU KUn - Evangelisches Stadtmagazin Ludwigsburg
ZUKUNF T                                                                                                                                                                     ZUKUNF T

                                                                                          Was ich für meine Zukunft plane?
                                                                                          Im Moment wenig. Mir fehlt einfach
                                                                                          Planungssicherheit.

ÖKUMENISCHE                                                                             VERANSTALTUNG MIT 100 PERSONEN GUT BE-
                                                                                        SUCHT – TEILNEHMENDE FREUEN SICH ÜBER EINEN
                                                                                                                                                   Beide äußerten sich auch selbstkritisch gegenüber ei-
                                                                                                                                                   genen kirchlichen Strukturen. Dekan Eberhard Feucht,

BEGEGNUNG                                                                               REGEN AUSTAUSCH

                                                                                        Unter die Lupe genommen: Am Samstag, 24. April
                                                                                                                                                   evangelischer Kirchenbezirk Besigheim, betrachtete
                                                                                                                                                   die Veranstaltung als Inspiration und Ermutigung, die
                                                                                                                                                   einlade, Kirche weiterzudenken und pragmatische

BEI DER ZWEITEN                                                                         luden das katholische und die evangelischen Dekanate
                                                                                        im Landkreis Ludwigsburg zu einer Ökumenischen
                                                                                        Zukunftswerkstatt ein. Beleuchtet wurden die ge-
                                                                                                                                                   ökumenische Lösungen vor Ort zu suchen und zu
                                                                                                                                                   wagen.

ÖKUMENISCHEN                                                                            wünschten Zukunftsideale und die Herausforderungen
                                                                                        dahin. Via Zoom trafen sich knapp 100 Personen aus
                                                                                        dem Ludwigsburger Landkreis zum zweiten ökume-
                                                                                                                                                   Einige Voten und Überlegungen aus der Fortsetzung
                                                                                                                                                   der ökumenischen Zukunftswerkstatt, die in Zukunft
                                                                                                                                                   zweimal jährlich als Austauschplattform den Gemein-
                                                    user

Zukunfts-
                                       Isabel Ha                                        nischen Zukunftsforum dieser Art. Ziel ist es, zusam-      den dienen soll:
                                                                                        men die Kirchen weiterzuentwickeln.

                                                                                                                                                    !
                                                                                                                                                   	Kirche sollte in der befreienden sogenannten
                                                                                        Impulse gaben Professor Harald Schwillus, Institut für       eschatologischen Spannung des Neuen Testa-
                                                                                        Katholische Theologie und ihre Didaktik an der Univer-       ments leben „Schon“ und „Noch nicht“ anstatt

werkstatt
                                                                                        sität in Halle-Wittenberg, und Professorin Birgit Weyel,     in der häufig selbsterfüllenden Prophetie der
                                                                                        evangelische Fakultät in Tübingen. Schwillus betonte         abwärtsgewandten Spannung von „Noch“ und
                                                                                        die Bedeutung des Dialogs und der Begegnung in               „Nicht mehr“.
                                                                                        einer pluralen Gesellschaft. Weyel verwies in ihrem

                                                                                                                                                    !
                                                                                        Referat darauf, „Kirche als Netzwerk“ anstelle als rei-    	Digitale Plattform zur Vernetzung von Gaben,
                                                                                        ne Organisation zu sehen. Die Netzwerkforschung              Nachbarschaftshilfe und Weitergabe von In-
                                                                                        belege, wie Christen über vielfältige Beziehungen in         formationen.
Text: Isabel Hauser/Christina Hörnig                                                    Arbeit und Privatleben einen sinnhaften und konstruk-

                                                                                                                                                    !
                                                                                        tiven Austausch ermöglichen. Ihr Wunsch sei eine           	Evangelische und katholische Nachbarn lernen
                                                                                        Kirche der Zukunft, „die sich auf die Suche mache und        sich besser kennen: Räume z. B. „versteckte“
                                                    Hörnig                              sich in Frage stellen lasse“.                                Perlen wie den Garten der Stadtkirchen-
                                       Christ ina
                                                                                                                                                     gemeinde, Menschen, ungezwungen zusam-
                                                                                        Die Impulsreferate luden zu einem Austausch über             mensitzen.
                                                                                        das Thema „mehr Gott wagen: glauben, tun und las-

                                                                                                                                                    !
                                                                                        sen“ in Regionalgruppen ein. Hier wurde konkret nach       	Ökumenischer Jugendreferent in Asperg: Es
                                                                                        Lösungswegen im direkten Umfeld gesucht. Die Fra-            ist nicht Ziel, „Ministranten" oder „Sonntags-
                                                                                        gen: “Was ist unsere eigentliche Aufgabe als Kirchen         GD-B esucher" zu generieren, sondern Kinder/
                                                                                        vor Ort und in der Region? Was können wir tun? Was           Jugendliche auf dem Weg im Glauben zu
                                                                                        dürfen wir lassen?” dienten als Leitfaden.                   begleiten.

                                                                                                                                                   ?
                                                                                                                                                   	Wo und wie wird Ökumene in unseren Struk-
                                                                                                                                                     turen sichtbar/lebendig?
                                                                                        „Ihr Wunsch sei eine Kirche der

                                                                                                                                                   ?
                                                                                        Zukunft, „die sich auf die Suche                           	Sind wir an den Themen dran, die Menschen
                                                                                                                                                     interessieren? Wie organisieren wir das Hören
                                                                                        mache und sich in Frage stellen                              auf die Bedürfnisse der Menschen – und was
                                                                                        lasse“.”                                                     bieten wir an Antworten, die andere nicht ge-
                                                                                                                                                     ben können?

                                                                                                                                                   ?
                                                             Foto: neosiam/Pexels.com

                                                                                        Die Podiumsdiskussion mit Regionalbischöfin Gabriele       	Vielleicht so? Kirchplatz mit Frühstück am

                                                                                                                                                    !
                                                                                        Arnold, evangelische Landeskirche Württemberg, und           Sonntagvormittag – Zusammenkommen mit
                                                                                        Weihbischof Thomas Maria Renz der Diözese Rotten-            kleinem spirituellen Beitrag, Kontakt finden.
                                                                                        burg-Stuttgart griff die Konklusionen der Kleingrup-         Für Singles/junge Familien – kein Gottesdienst.
                                                                                        pen auf und zeigte: Kirche der Zukunft braucht Mut,          Kennenlernaktion, mehr Kontakt zum Kinder-
                                                                                        Spielräume und Entscheidungskompetenzen vor Ort.             und Familienzentrum. •

8                                                                                                                                                                                                     9
ZU KUn - Evangelisches Stadtmagazin Ludwigsburg
ZUKUNF T                                                                                                                                                                                                                                                                               ZUKUNF T

                       MUSEUMSTAGE
                       STELLEN SIE SICH VOR, DASS JEDER MOMENT IHRES LEBENS AUFGEZEICHNET UND IN
                       EINEM MUSEUM AUSGESTELLT WÜRDE. ALLES, WAS SIE GETAN, GESAGT UND ERLEBT
                       HABEN, WÄRE IN DIESEM MUSEUM ZU SEHEN. WIE WÜRDE DIESES MUSEUM AUSSEHEN?
                       DAS MUSEUM IST EIN SPIEGELBILD IHRES LEBENS. SAMMELN SIE IN IHREM LEBEN GUTE
                       MUSEUMSTAGE? WIE VIELE POSITIVE UND WIE VIELE NEGATIVE MOMENTE HABEN SIE
                       BEREITS GESAMMELT? IST HEUTE EIN GUTER MUSEUMSTAG? DIE IDEE DER MUSEUMS-
                       TAGE STAMMT VON DEM AMERIKANISCHEN BESTSELLERAUTOR JOHN STRELECKY.

                       Wir haben drei Personen aus unterschiedlichen Generationen befragt, die sich mit ihrem
                       Museum bereits auseinandergesetzt haben.

                          DANIELA RAUEN, 25 JAHRE, STUDENTIN UND BILDUNGSREFERENTIN                                                                                                                         FABIAN BRITSCH , 41 JAHRE, GESCHÄFTSFÜHRER INTERMEDIA.IO GMBH,
                                                                                                                                                                                                            INTERNET- & WERBEAGENTUR IN LUDWIGSBURG
                          FÜNFUNDNEUNZIG+: Wie sieht Ihr Museum bisher aus?
                          D. RAUEN: Wenn ich an dieser Stelle meines Lebens auf mein Museum zurück-                                                                                                         FÜNFUNDNEUNZIG +: Wie sieht Ihr Museum bisher aus?
                          blicke, sehe ich, dass sich schon sehr viel angesammelt hat. Ich sehe viele schöne                                                                                                F. BRITSCH: Es wird ein anstrengender Tag für den Besucher meines Museums.
                          Momente, viel Leichtigkeit und Freude. An einigen Stellen gibt es „besondere Aus-                                                                                                 Es ist wie ein großes Hamsterrad, in dem die Gegenstände umherpurzeln, mit vielen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         ts   ch
                          stellungsstücke“ – das sind Erlebnisse, Begegnungen und Momente, die eine ganz                                                                                                    Abzweigungen und Biegungen. Es gibt viele schöne Exponate, aber auch negative –                   Fabian Bri
                          besondere Bedeutung für mich haben. Gleichzeitig sehe ich aber auch schon                                                                                                         vor allem aber viel Bewegung und Unruhe. An gewissen Punkten kann der Besu-
                          einige Dinge, von denen ich nicht noch mehr sammeln möchte – negative Gedan-                                                                                                      cher durchatmen: Beim Urlaub in den Bergen oder einer Auszeit auf dem „Gütle“.
                          ken, Zweifel und Stress. Insgesamt würde ich aber sagen, dass in meinem Museum                                                                                                    Hier wird alles entspannter, klarer – entschleunigt. Gegen Ende der Ausstellung
                          bisher eine ganz gute Mischung aus guten und nicht so guten Momenten zu finden                                                                                                    bleibt der Besucher in voller Fahrt, die Exponate sind aber sortierter und in geord-
                          ist.                                                                                                                                                                              neten Bahnen. Gehe ich selbst durch das Museum, sehe ich die Punkte ganz klar,

                                                                                                                  Foto: 4th Life Photography/stock.adobe.com; Illustrationen: vectorpouch/stock.adobe.com
            au e n                                                                                                                                                                                          an denen ich für die Zukunft arbeiten kann. Ich sehe auch, was ich in der Vergan-
Daniela R
                          FÜNFUNDNEUNZIG+: Was macht für Sie einen guten Museumstag aus?                                                                                                                    genheit hätte anders entscheiden sollen. Aber der Rückblick ist ohne Groll und
                          D. RAUEN: Spontan würde ich sagen, dass ein guter Museumstag für mich ein Tag                                                                                                     hilft, für die Zukunft bessere Entscheidungen zu treffen.
                          ist, an dem alles perfekt läuft, an dem ich nur Dinge tue, die mich mit aller größter
                          Freude erfüllen. Allerdings merke ich, dass das auch ein ganz schöner Druck sein                                                                                                  FÜNFUNDNEUNZIG +: Was macht für Sie einen guten Museumstag aus?
                          kann. Nur wenige Tage sind wirklich „perfekt“. Wahrscheinlich sind das dann auch                                                                                                  F. BRITSCH: Ganz im Reinen mit sich zu sein: Ohne Sorgen und tausend Gedan-
                          eher die „ganz besonderen Ausstellungsstücke“. Ich wünsche mir, dass ein guter                                                                                                    ken. Gut gelaunt und zufrieden. Das kann ein Arbeitstag sein oder ein Tag mit der
                          Museumstag für mich all die Tage sind, an denen ich mit dem, was ich tue, zufrie-                                                                                                 Familie.
                          den und glücklich bin.
                                                                                                                                                                                                            FÜNFUNDNEUNZIG +: Wie möchten Sie Ihr Museum zukünftig füllen?
                                              +
                          FÜNFUNDNEUNZIG : Wie möchten Sie Ihr Museum zukünftig füllen?                                                                                                                     F. BRITSCH: Am liebsten mit so vielen positiven Exponaten wie möglich. Natürlich
                          D. RAUEN: Ich möchte viele schöne Momente für mein Museum sammeln. Dabei                                                                                                          werden im Laufe der Jahre auch negative Bilder entstehen, aber das gehört zum
                          will ich mich darauf fokussieren, was mir wirklich wichtig ist und mich nicht so sehr                                                                                             Leben. Wichtig ist nur, dass ich das Beste aus allem mache, was ich selbst ent-
                          von anderen beeinflussen lassen. Ich will gerne weiterhin „besondere Ausstellungs-                                                                                                scheiden kann. Auf alles andere habe ich keinen Einfluss.                              John Strelecky
                          stücke“ sammeln. Noch wichtiger sind mir aber die viele Tage, die einfach nur gut                                                                                                                                                                                        The Big Five for Life
                          sind. Die großen Wände in meinem Museum will ich mit Zufriedenheit und Leich-                                                                                                                                                                                            Was wirklich zählt
                          tigkeit füllen und dabei auch in schwierigen Situationen das Positive hervorheben.                                                                                                                                                                                       im Leben

10                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   11
ZU KUn - Evangelisches Stadtmagazin Ludwigsburg
ZUKUNF T                                                                                                                                                                                                                                                                                     ZUKUNF T
                                                                                                                                                                                                                                     Welche Hoffnung hast Du?
                                                                                                                                                                                                                                     Ich hoffe auf mehr Gerechtigkeit.

                       DIRK WERHAHN, 54 JAHRE, GESCHÄFTSFÜHRER UND BILDUNGSREFERENT EV.
                       KREISBILDUNGSWERK LUDWIGSBURG, EV. FAMILIENBILDUNG LUDWIGSBURG
                       UND EV. FAMILIENBILDUNG BESIGHEIM

                       FÜNFUNDNEUNZIG+: Wie sieht Ihr Museum bisher aus?
                       D. WERHAHN: Es ist ein Museum mit ganz verschiedenen Räumen. Manche

                                                                                                                                                                                                               ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN
                       haben kreative bunte Bilder, ganz im Stil von van Gogh, andere sind leicht und ver-
                       spielt und wirken wie ein Raum von Monet. Andere sind gefüllt mit mechanischen
                       Geräten, die sich immer im gleichen Rhythmus bewegen und erinnern mich an
                       Tinguely. Toll sind auch die Räume mit Bildern über Cristo, die die Realität mit
                       verschiedenen Facetten beleuchten. Ich bin auch überrascht, dass mir die stillen
                       Bilder von Turner sehr gefallen. Oder die Strukturen von Mondrian. Es hängen                                                                                                                ÄLTERER MENSCHEN
                                                                                                               Foto: 4th Life Photography/stock.adobe.com; Illustrationen: vectorpouch/stock.adobe.com
                       jedoch auch Bilder im Museum, die ich nicht so toll finde, die ich aber als Leihgaben
                       aufhängen musste.
            ahn                                                                                                                                                                                                                                                     NOCH KANN ICH MEINE GRAUEN HAARE ZÄHLEN,
Dirk Werh
                       FÜNFUNDNEUNZIG+: Was macht für Sie einen guten Museumstag aus?                                                                                                                                                                               ABER ES WERDEN STÄNDIG MEHR UND IM SPORT
                       D. WERHAHN: An einem guten Museumstag bin ich ganz bei mir. Ein warmer son-                                                                                                                                                                  GEHÖRE ICH SCHON ZU DEN SENIOREN. FÜR DEN
                       niger Tag und ich spüre die Kraft der Schöpfung in mir, meiner Mitmenschen und in                                                                                                                                                            LEBENSABSCHNITT DES ALTERS SIND ES BEI MIR
                       meiner Umwelt.                                                                                                                                                                                                                               NOCH 20 JAHRE.
                                                                                                                                                                                                                                                                    WIE WIRD ES DANN SEIN? KANN ICH MICH HEUTE
                       FÜNFUNDNEUNZIG+: Wie möchten Sie Ihr Museum zukünftig füllen?                                                                                                                                                                                SCHON FRAGEN. WIE WILL ICH DANN LEBEN? WAS,
                       D. WERHAHN: Es werden Bilder sein, auf denen festgehalten ist, wie ich Menschen                                                                                                                                                              WENN ICH KRANK ODER GAR DAUERHAFT PFLEGE-
                       dabei unterstütze, ihre Potenziale zu entfalten. Die zeigen, wie ich meinen Pfadfin-                                                                                                                                                         BEDÜRFTIG WERDE?
                       derleitspruch “Ich lasse die Welt ein bisschen besser zurück, als ich sie vorgefunden
                       habe.” umgesetzt habe. Bilder, die zeigen, wie neugierig ich bin und mich weiter-                                                                                                                                                            Aber der Reihe nach. Als Mann werde ich zurzeit durch-
                       entwickle. Bilder, in denen ich Spiritualität sowie Ruhe lebe und anderen Menschen                                                                                                                                                           schnittlich fast 79 Jahre alt, bei Frauen sind es 4 Jahre
                       anbiete. Herrliche Bilder über ein selbstbestimmtes Leben mit Sonne und Musik.                                                                                                                                                               mehr. Den Prognosen folgend werden es in 20 Jahren
                                                                                                                                                                                                                                  Wandel
                                                                                                                                                                                                                       Bernhard                                     nochmals 3 Jahre mehr sein.
                                                                                                                                                                                                                                                                    Tatsächlich stellt die Gesundheit und dabei vor allem

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Foto: Bernhard Wandel
                                                                                                                                                                                                                                                                    der Grad der Mobilität und die vorhandene Geisteskraft
                                                                                                                                                                                                                                                                    wesentliche Faktoren dar, welche über unsere Optionen
                                                                                                                                                                                                         Text: Diakon Bernhard Wandel, Vorstand und Heimleiter      zur Wahl unseres Lebensumfeldes und unsere Möglich-
                                                                                                                                                                                                         der Stiftung Evangelische Altenheime Ludwigsburg           keiten unser soziales Umfeld zu gestalten, entscheiden.

12                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        13
ZU KUn - Evangelisches Stadtmagazin Ludwigsburg
ZUKUNF T                                                                                                                                           ZUKUNF T                                                       ZUKUNF T
                                                                                                                            Was erhoffst Du Dir?
                                                                                                                            Meine Hoffnung ist, dass das Klima nicht
                                                                                                                            weiter zerstört wird.

Betreutes Wohnen                                                                                 Zusammenkunft von        verschiedenen Generationen                                           Barrierefreiheit für ein altersgerechtes Wohnen

Welche Menschen leben mit mir, wo kann ich wohnen?            größeres Thema. Schon jetzt erfreuen sich Betreutes         aber in nicht allzu langer Zeit sicher realisierbar. Eben-   Bereitstellung der weiter wichtigen professionellen
Schon heute haben sich die Lebensverhältnisse drama-          Wohnen oder Service-Wohnen großer Beliebtheit.              falls steht die Technik schon für eine Telemedizin bereit    Dienstleistungen, sondern auch in der Förderung
tisch verändert. Vielfach fehlen familiäre Versorgungs-       Künftig werden sicher auch noch andere, innova-             und in Bälde vor einer Realisierung in der Fläche.           privater Verabredungen, kleiner, gemeinsamer Unter-
strukturen, immer mehr Menschen leben als Singles.            tivere Wohnformen entstehen. Inwiefern diese auch           Was man zwar mit künstlicher Intelligenz auch versu-         nehmungen, gerne auch von kleineren Hilfestel-
Gerade in den Städten steigt die Zahl derer signifikant. In   im Falle einer schweren Pflegebedürftigkeit tragfähige      chen wird, aber aus meiner Sicht hoffentlich nie erset-      lungen und immer wieder auch der Organisation von
der Ludwigsburger Oststadt sind das schon 55 Prozent          Dienstleistungskonzepte vorweisen können, wird viel-        zen wird, ist die direkte (menschliche) Zuwendung. Ich       größeren Zusammenkünften, Feiern von Festen in den
aller über 50-Jährigen.                                       mals über den Erfolg oder Misserfolg dieser Angebote        bin sicher, die wichtigste Stellschraube für ein erfülltes   Quartieren und Teilen der Gemeinden.
                                                              entscheiden. Weiter werden Pflegeheime unverzichtbar        Leben ist neben dem Glauben, der Kontakt zu anderen
Unabhängig davon ob nun alleinstehend oder nicht,             bleiben. Deren Wohn- und Dienstleistungsangebote            Menschen, hierfür gilt es rechtzeitig viel zu tun. Denn
wollen viele Menschen auch für den Fall einer Hilfe-          werden sich aber auch den Bedürfnissen der nächsten         nur wer vor dem Alter und damit häufig einhergehenden
bedürftigkeit zumindest nicht der eigenen Familie oder        Generation der Senioren anpassen. Schon jetzt sind          Einschränkungen bereits Freund- und Bekanntschaften
                                                                                                                                                                                       „Der Zusammenhalt in einem
einem Lebenspartner zur Last fallen. Ein anderer Teil         ausschließlich Einzelzimmer und kleinere Wohngrup-          geschlossen hat, kann auf diese im Alter zurückgreifen.      Ort oder Ortsteil war früher
baut aber auch weiterhin auf die Hilfe nahestehender          pen gefordert.                                              Damit diese Menschen auch erreichbar sind, sollten wir
Personen. In Anbetracht dessen, dass ein immer grö-                                                                       uns in unserem direkten Wohnumfeld umsehen. Wo
                                                                                                                                                                                       deutlich ausgeprägter und
ßerer Anteil der Bevölkerung älter als 80 Jahre wird,                                                                     können wir besser Kontakte knüpfen und künftig auch          muss wieder zum Ziel werden.”
brauchen wir Ideen, um diese Herausforderung zu ge-                                                                       weiter pflegen, als in unserer Nachbarschaft?
stalten.
                                                              „Gemeinschaftliches Wohnen                                  Selbst in unseren Heimen ist ein nicht unerheblicher Teil
Immerhin, es gibt realisierbare Perspektiven für die          und Leben im Alter wird gerade                              der Besucher frühere Nachbarn! Oft sind das Freund-          Mein Wunsch wäre es natürlich, dass die Bewohner
zukünftige Entwicklung der Lebensräume älterer Men-                                                                       schaften, die sich über Jahre, ja Jahrzehnte hin gebildet    unserer Heime www.stiftung-ev-altenheim.de noch
schen und die dafür erforderlichen Veränderungen.
                                                              für die nächste Generation der                              haben und dann auch halten bis eines dann stirbt.            mehr auch Teil dieser Gemeinschaft sein dürfen. Weil
In Ludwigsburg wurde 2015 ein Teil der Bevölkerung            Senioren ein größeres Thema.”                               Deshalb sind Initiativen wie das Nachbarnetz (nnlb.de)       viele unserer Bewohner nicht mehr mobil sind, braucht
mit einem Alter über 50 Jahren dazu befragt. Die                                                                          und Projekte wie „Wir in City-Ost“, das Mehrgenera-          es den Besuch im Heim. Ob nun als ehrenamtliche
Ergebnisse sind interessant und sind gleichzeitig eine                                                                    tionenhaus in Grünbühl-Sonnenberg oder auch die              HelferIn im Besuchsdienst oder mit einer anderen Auf-
Anleitung zur weiteren Zukunftsentwicklung.                   Die sich rasant entwickelnde Technik wird uns helfen.       Soziale Stadt in Eglosheim so wichtig. Quartiersar-          gabe, ist dann in gleicher Weise wertvoll.
https://bit.ly/befragung2015                                  Augenblicklich gibt es schon Assistenzsysteme, welche       beit nennt sich das in dieser Zeit. Nicht nur für die
                                                              ein deutlich höheres Maß an mehr Sicherheit in Woh-         Senioren, sondern gerade für alle Generationen. Wir          Gerade diese Zeit der Corona-Pandemie führt uns vor
Noch sehr viele Wohnungen sind nicht barrierefrei.            nungen hilfebedürftiger Menschen bieten. Noch ist die       müssen solches wieder entdecken, denn neu ist das            Augen, wie wichtig soziale Kontakte für uns Menschen
Damit viele Menschen auch im höheren Alter und bei            Skepsis bei vielen älteren Menschen verbreitet. Allein      eigentlich nicht. Der Zusammenhalt in einem Ort oder         sind. Wie sehr wir sie vermissen, wenn wir gezwun-
geringerer Mobilität dortbleiben können, braucht es In-       die Sorge einer Art von Überwachung zu unterliegen          Ortsteil war früher deutlich ausgeprägter und muss           gen werden uns zu isolieren. Vielleicht können wir
vestitionen in zumindest altersgerechte Wohnungen.            oder auch mit der Bedienung von Geräten nicht zurecht       wieder zum Ziel werden. Sicher sind dabei in erster          aus dieser Not eine Tugend machen und uns schon

                                                                                                                                                                                                                                                 Fotos: Bernhard Wandel
Denn es überrascht nicht, dass die meisten Menschen           zu kommen, lässt viele Zurückhaltung üben. Im Zeital-       Linie die Kommunen gefragt. Aber auch Kirchenge-             jetzt und erst recht nach der Pandemie verstärkt dafür
in ihren Wohnungen bleiben wollen, auch wenn sie Hil-         ter von Alexa oder Siri wird sich dies aber sicher in ab-   meinden sollten diese Beziehungsarbeit als Chance            engagieren, Menschen zueinander zu führen. Letzt-
fe brauchen.                                                  sehbarer Zeit verändern. Inwieweit gar Roboter künftig      begreifen, die Menschen zusammen zu führen, um               en Endes im eigenen Interesse und doch zum Nutzen
Gemeinschaftliches Wohnen und Leben im Alter wird             sogar pflegerische Aufgaben übernehmen werden ist           durch das sich kümmern in Nächstenliebe, den Geist           aller und wir können dann mit Zuversicht in die Zukunft
gerade für die nächste Generation der Senioren ein            noch ungewiss. Vor allem Hol- und Bringdienste sind         der Diakonie neu zu beleben. Eben nicht nur in der           blicken. •

14                                                                                                                                                                                                                                         15
ZU KUn - Evangelisches Stadtmagazin Ludwigsburg
ZUKUNF T                                                                                                                                                                                                    ZUKUNF T

Wohnen BLEIBT FÜR
                                      VIELE EINE
                  Existenzfrage

                                                           unseres Wohnens enorme Bedeutung für unser Klima          bei den jungen Familien einen immer wiederkehrenden       Baugruppen sowie der Vergabe von Baugrundstücken,
                                                           hat. Parallel erleben wir, dass es immer opulentere       Wunsch: den nach bezahlbaren Wohnungen oder den           bei denen Familien mit Eigenbedarf bevorzugt werden.
                                                           Stadtwohnungen gibt, dass die Wohnungen technisch         Wunsch nach einem Baugrundstück. In Ludwigsburg
                                                           immer aufwändiger (smart) werden und Immobilien           kaum noch realisierbar – und so verlassen wieder mehr
                                                           eine Handelsware erster Güte geworden sind.               und mehr junge Familien unsere Stadt. Obwohl Lud-
                      e   ig fr ied                                                                                  wigsburg kaum mehr wächst fehlen viele Wohnungen.
                                                                                                                                                                               „… gibt es bei den jungen
             Konrad S
                                                           Vor einigen Jahren kam ein alter Mann zu mir in die                                                                 Familien einen immer wieder-
                                                           Wohnungssprechstunde. Da er, ein „Gastarbeiter“ der       Drei Ursachen gibt es dafür:
                                                           60er Jahre, kaum deutsch sprach, begleitete ihn ein       • w ir nutzen immer mehr Wohnraum (1960 hatte jede
                                                                                                                                                                               kehrenden Wunsch: den nach
Text: Konrad Seigfried, Erster Bürgermeister a. D.         ehemaliger Arbeitskollege. Eine Wohnung hatte er,           Person im Durchschnitt 19,4 m² zur Verfügung, heute     bezahlbaren Wohnungen
                                                           aber dort sei es im Sommer unerträglich heiß und im         liegen wir bei über 40 m²)
DISKUSSIONEN UM DIE ZUKUNFT DES WOHNENS                    Winter würde das Wasser in der Toilette einfrieren. Ich   • w ir leben immer länger (laut einer Untersuchung       oder den Wunsch nach einem
ÄHNELN OFT UTOPIA. DURCHTECHNISIERTE WOH-                  konnte das kaum glauben und besuchte den Mann.              aus dem Jahre 2015 benötigt eine Stadt wie Ulm pro      Baugrundstück.”
NUNGEN IN DENEN ALLES AUTOMATISCH FUNK-                    Er wohnte in der Unteren Stadt in einer „Dachwoh-           Jahr allein 200 neue Wohnungen, weil die Menschen
TIONIERT (SELBST DER KÜHLSCHRANK MELDET SICH,              nung“. Der „Vermieter“ hatte lediglich direkt unter den     immer älter werden und natürlich in ihren oft zu
WENN ETWAS FEHLT) UND BEGRÜNTE WOHNTÜRME,                  Ziegeln des ungedämmten Dachs einige Bretterwände           großen Wohnungen bleiben)                               Jedoch wird in einer selbstbewussten Bürgergesell-
IN DENEN DIE TOMATEN AUF DEM DACH GEZOGEN                  hochgezogen und eine Toilette eingebaut. So etwas         • und eine Stadt mit weit mehr als 40.000 Arbeitsplät-   schaft weder Staat noch Kommune alleine die vielfäl-
WERDEN, VERHEISSEN EINE GLÄNZENDE ZUKUNFT.                 als Wohnung zu vermieten ist nicht nur nicht zulässig,       zen braucht Fachkräfte, die auch hier wohnen können.   tigen Herausforderungen des Wohnungsmarktes lösen
ABER SIEHT UNSERE ZUKUNFT BEIM WOHNEN                      sondern auch Ausbeutung erster Güte. Die Nutzung als                                                                können. Zu viele Interessen und zu viele Akteure sind

                                                                                                                                                                                                                                            Illustration: Hurca!/stock.adobe.com
TATSÄCHLICH SO AUS?                                        Wohnraum wurde untersagt und wir fanden eine rich-        Die Stadt Ludwigsburg hat auf diese Herausforderungen     im Spiel. Letztlich sind wir alle, ganz gleich ob Vermie-
                                                           tige Wohnung für den Mann, der von einer sehr kleinen     mit mehreren Maßnahmen reagiert, einer Bodenpolitik,      ter oder Mieter, ob Wohnungsbaugesellschaft oder
Wohnen ist wieder zu einer zentralen gesellschaft-         Rente lebte. Nur ein Einzelfall? Leider nein, so prekär   die preisdämpfend wirkt, einem Bauprogramm, das die       privates Unternehmen, ob Wohlfahrtsverband oder Kir-
lichen Herausforderung geworden. Weil arme Men-            ist bereits die Lage auf dem Wohnungsmarkt. Und lei-      kommunale Wohnungsbau Ludwigsburg (WBL) und               che dafür verantwortlich.
schen kaum noch Wohnungen finden, weil der zu-             der wird das bisweilen schamlos ausgenutzt.               auch private Bauträger mit einer festgelegten Quote       Was wir brauchen ist ein sozial verantworteter Woh-
tiefst schwäbische Wunsch nach den eigenen vier            In den Familiendialogen, die in den Ludwigsburger         an Sozialwohnungen verwirklichen, Maßnahmen zum           nungsmarkt, der kommunal gesteuert und staatlich
Wänden finanziell kaum noch tragbar ist und weil die Art   Kinder- und Familienzentren angeboten werden, gibt es     Erhalt von sozialem Wohnraum, der Förderung von           mitfinanziert ist, da der Markt nicht (mehr) funktioniert.

16                                                                                                                                                                                                                                    17
ZU KUn - Evangelisches Stadtmagazin Ludwigsburg
ZUKUNF T                                                                                                                                                                                                          ZUKUNF T

                                                              Welche Hoffnung hast Du?
                                                              Ich hoffe, dass Corona langsam von der
                                                              Bildfläche verschwindet.

Boden ist kaum vermehrbar, die Landschaft soll mög-
lichst wenig zugebaut werden. Dafür müssen wir
                                                            nung auch altersgerecht. Gesellschaften, wie die Woh-
                                                            nungsbau Ludwigsburg bieten bereits eine Beratung:
                                                                                                                                                             „DIE ZUKUNFT DES
unsere bebauten Flächen verdichten, wir müssen in
die Höhe – etwa Dachgeschosse ausbauen oder auf-
                                                            „von groß nach klein“ und ein Umzugsmanagement
                                                            an. Das muss noch viel mehr Schule machen. Denn                                                   GOTTESDIENSTES
                                                                                                                                                               BEGINNT JETZT“
stocken – und wir müssen dies als Nachbarn auch             so werden familiengerechte Wohnungen frei und
zulassen. In den erschlossenen Wohngebieten dürfen          bekommen gerade ältere alleinstehende Menschen,
Baugrundstücke nicht länger als drei Jahre unbebaut         seniorengerechten Wohnraum. Niemand muss aus
bleiben. Vor allem müssen wir eine gute Mischung            seiner vertrauten Wohnung ausziehen, aber jede/r
zwischen preisgünstigen Wohnungen, normalen                 sollte frühzeitig prüfen, ob das die jeweils beste                                                                        Text: Christina Hörnig, Pfarrerin
Mietwohnungen und Eigentum hinbekommen. Dafür               Lösung ist.
gibt es bereits sehr gute Beispiele bei uns – etwa am       Und wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstren-
Sonnenberg.                                                 gung durch Neubauten, die kaum noch fossile Energie
Was wir brauchen ist ein gesellschaftlicher Konsens,        benötigen, durch energetische Sanierungen und den
dass der Mangel an Wohnungen eine Aufgabe ist, die          Umbau veralteter Heizungsanlagen einen Beitrag zur
uns alle angeht. Heute sind Wohnungssuchende nicht          Klimawende zu leisten. Unsere Wohnungen und Häu-
selten verzweifelte Bittsteller. Sie sind aber eine deut-   ser sind gigantische Energieverbraucher. Wenn wir die
liche Minderheit gegenüber den Menschen, die ein            Klimawende schaffen wollen müssen wir unseren eige-
Haus oder eine Wohnung haben. Diesen Menschen               nen Beitrag leisten. Das eigene Verhalten überprüfen,
müssen wir eine Stimme geben, sie unterstützen.             vor allem aber die technischen Möglichkeiten nutzen –
Kirchen und Wohlfahrtsverbände tun bereits viel da-         auch wenn es uns etwas kostet – steht heute zwingend
für, aber sie brauchen dafür noch viel mehr Unterstüt-      auf der Tagesordnung.
zung. Wohnungen stehen leer, weil man sich mit dem                                                                                                              SEIT VIELEN JAHREN BEOBACHTEN PFARRERINNEN
Vermietgeschäft überfordert fühlt. Dabei gibt es wun-                                                                                                           UND PFARRER SOWIE KIRCHENGEMEINDERÄTE,
derbare Beispiele, etwa das Projekt TürÖffner, mit dem                                                                                                          DASS DIE GOTTESDIENSTBESUCHE AM SONNTAG-
der Caritasverband die Vermietung übernimmt und
                                                            „Gute Mietverhältnisse haben                                                                        MORGEN IM KLASSISCH-AGENDARISCHEN GOTTES-
damit gerade ältere Vermieter/innen entlastet.              einen hohen Wert und sind                                                                           DIENST STETIG ABNEHMEN.
Heute werden Bauvorhaben torpediert, weil viel-                                                                                                                 BEI ANDEREN GOTTESDIENSTFORMATEN SIND HIN-
leicht im eigenen Garten die Sonne um 15 Minuten
                                                            ein wichtiger Beitrag zum                                                                           GEGEN ZUWÄCHSE ZU VERZEICHNEN.
früher untergeht, wenn ein Neubau entsteht. Es wer-         „Wohnfrieden“ und zum gesell-
den Flächen zu Biotopen hochstilisiert, die eigentlich                                                                                                          Der Nachteulengottesdienst hier aus Ludwigsburg
nur ökologisch unbedeutende Abstandsflächen sind.           schaftlichen Zusammenhalt.”                                                                         setzt beispielsweise landeskirchenweit Maßstäbe. Die-
Wenn dieser Eigennutz sich nicht zu einem gemein-                                                                                                               se anderen Gottesdienste finden zu unterschiedlichen
schaftlichen Konsens wandelt, werden sich die sozialen                                                                                                          Tages- und Nachtzeiten statt, mit anderer Musik, mit
Gräben vertiefen.                                           Und zu guter Letzt brauchen wir neue Formen der                                                     Lebensthemen anstelle von biblischen Predigttexten.

                                                                                                                                                                                                                                          Illustration: ViennaFrame/stock.adobe.com
Was wir brauchen, sind Vermieter, die sich ihrer Ver-       Nachbarschaften im Wohnquartier und des Zusam-                                                      Pfarrkollegien lassen sich im freien Reden, in der dar-
antwortung bewusst sind, dass Wohnen viel mehr ist          menlebens. Mit dem Quartiersmanagement, das die                                                     stellenden Kunst, in Gottesdiensten als Kunstwerken
als eine reine Handelsware, sondern zutiefst existen-       Stadtverwaltung derzeit erprobt, mit vielen engagier-                                               schulen und viele Kirchenmusiker*innen tragen das
tielle Bedürfnisse befriedigt. Viele private Vermie-        ten bürgerschaftlichen Initiativen, kann in einer Stadt                                             Ihre zu schönen, attraktiven Gottesdiensten bei.
ter vermieten noch immer preisgünstig an langjährig         in der viele Menschen kommen und gehen, der sozi-
vertraute Mieter. Solche Beispiele müssen Schule ma-        ale Zusammenhalt gestärkt werden. Wohnungsfragen                                                    Bedürfnisse nach besonderen Gottesdiensten werden
chen und publiziert werden und nicht die nächste Re-        werden oft und erfolgreich im nahen Umfeld, im Wohn-                                                ernstgenommen. Was folgt für mich daraus? Wie wäre
                                                                                                                      Illustration: Hurca!/stock.adobe.com

kordmiete eines gierigen Vermieters. Gute Mietverhält-      quartier und im Bekanntenkreis gelöst. Dieses Element                                               es, wenn wir statt zu jammern und zu klagen, diese
nisse haben einen hohen Wert und sind ein wichtiger         wieder zu verstärken ist eine ganz wichtige Aufgabe.
Beitrag zum „Wohnfrieden“ und zum gesellschaftlichen        Gerade Kirchengemeinden können hier enorm hilfreich
Zusammenhalt.                                               sein. In diesem Sinne wünsche ich mir eine gemeinsam
Was wir brauchen sind Menschen, die ihre Wohnsitu-          verantwortete Wohnungspolitik in unserer Stadt, die
ation auch altersgerecht überprüfen. Ist die Wohnung        Menschen in den Mittelpunkt stellt und deren Sorgen
nicht längst zu groß geworden? Ist die derzeitige Woh-      und Nöte ernst nimmt. •

18                                                                                                                                                                                                                                   19
ZUKUNF T                                                                                                                                                                                                         ZUKUNF T
                                                              Was erhoffst Du Dir?
                                                              Ich möchte vom Alkohol wegkommen.

                                                                                                                                                                                                                Hörnig
                                                                                                                                                                                                   Christ ina

positiven Ansätze aufnehmen würden? Ich frage mich,         Leonardo da Vincis „Das letzte Abendmahl“ als Panto-      Besonders reizvoll finde ich, wenn nicht allein wir Pfar-   vor, dass Pfarrkollegien in einer Region ein Jahr lang
ob es nicht Zeit wäre zu akzeptieren, dass der Sonn-        mime auf den unterschiedlichsten Plätzen und Straßen      rerinnen und Pfarrer den Gottesdienst halten, sondern       ein Experiment wagen. Sie feiern einmal im Monat ei-
tagmorgengottesdienst an manchen Orten nur von              von Hamburg. Kirche kommt zu den Menschen in              Lebensexpert*innen hinzukommen. Gemeinsam wird              nen gemeinsamen Gottesdienst an einem Ort mitei-
ganz wenigen, sehr Treuen nachgefragt wird. Weiter          ihren Alltag. Mir gefällt diese Art von Gottesdienst,     der Gottesdienst angedacht, vorbereitet und gefeiert.       nander. Einen Gottesdienst, der ihnen Freude macht.
frage ich mich, ob wir diese Wenigen und Treuen nicht       der hinausgeht aus den Mauern der Kirche, auf den         Die Erfahrung lehrt – diese Gottesdienste kommen an,        Dieser Gottesdienst ist öffentlich, alle dürfen mitfeiern.
in gemeinsamen Gottesdiensten mehrerer Nachbarkir-          Marktplatz, zu den vollbesetzten Stühlen in den Cafés.    weil die Mund-zu-Mund-Propaganda sagt: Der ist gut.         Die Pfarrerinnen und Pfarrer müssen sich nicht an die
chengemeinden versammeln sollten und könnten. Mir           Wie käme das an, wenn den Menschen dort ein Schau-                                                                    Agenden halten.
erscheint es anziehender, die Kräfte zu bündeln. In ei-     spiel geboten werden würde?                               Die Zukunft des Gottesdienstes beginnt jetzt. Der
ner gut gefüllten Kirche singt es sich leichter. Der oder                                                             erste Lockdown vor Ostern bis Pfingsten 2020 und der
die Einzelne steht nicht so unter Beobachtung. Beson-       Die Zukunft der Gottesdienste beginnt damit, spiri-       zweite nochmals vor Weihnachten 2020 haben nicht
ders in den großen Kirchen ist der Satz „wo zwei oder       tuelle Angebote im Alltag der Menschen zu gestal-         nur dazu geführt, dass die Kirchengebäude geschlos-
                                                                                                                                                                                  „Weniger Gottesdienste, aber
drei versammelt sind in meinem Namen“ (Mt 18,20),           ten. Oftmals haben diejenigen, die in der Routine von     sen waren, um Infektionsschutz zu bieten. Ganz neue         die dafür besonders und an-
nicht wirklich ein Trost.                                   Arbeit-Familie-Freizeit stecken, eine Sehnsucht nach      Gottesdienstformen auf Zoom (z.B. brot-liebe.net) wur-
                                                                                                                                                                                  sprechend?”

                                                                                                                                                                                                                                               Foto: Eule: RHJ; Pantomime: Andrey Kiselev; Illustration: Hans-Jörg Nisch/stock.adobe.com
                                                            anderen Impulsen, nach Ritualen. Schauen Sie ein-         den hervorgebracht und die digitalen Angebote auf
Vor allem frage ich mich, welches Bild die von Weni-        mal vorbei bei dem Internetangebot der katholischen       YouTube schossen wie Pilze aus dem Boden. Es war
gen besuchten Gottesdienste für Konfirmand*innen            Kirche in Zürich, die in Zusammenarbeit mit der Hoch-     kein Wegducken. Die Kreativität war erstaunlich.
abgeben. Und die letzte Frage, die mich bewegt, ist,        schule für darstellende Kunst eine App für 3 Minuten      Zugleich wurde die Hausgemeinschaft als Keimzelle           Der langjährige Leiter des Gottesdienstinstitutes, der
ob wir nicht jetzt Weichen für die Zukunft stellen          33 entwickelt hat. In der reizüberfluteten Stadt Stille   christlicher Gemeinschaft, von Gottesdienstfeiern und       viele Kollegen fortbildete, verspricht sich davon, dass
sollten, in der es weniger Pfarrerinnen und Pfarrer         zu finden (www.stilles.zürich.ch). Solche Angebote        Andachten wiederentdeckt. Abendmahlsliturgien für           das Einzelkämpfertum überwunden werden könnte,
geben wird. Bis 2030 werden wir im Kirchenbezirk            gibt es auch in Ludwigsburg mit den Spiritouren der       zuhause, Weihnachtsgottesdienste als Hauspost, ein          dass der Schmerz über die kleinen Zahlen der Got-
Ludwigsburg 1/3 weniger Pfarrstellen haben. Gibt            Hochschulgemeinde, mit Pilgerangeboten des ökume-         Andachtsleporello zur Karwoche und zu Ostern ent-           tesdienstbesucher nachlässt, dass ein geistlich-
es Möglichkeiten, die Arbeitskraft, die Ideen und das       nischen Arbeitskreises, mit dem Kirchenbänkle on tour     standen und gingen in alle Haushalte. Ich kann es nicht     theologisches Miteinander entsteht. Menschen gehen
Engagement der Kollegenschaft von der Frusterfah-           der Martinskirchengemeinde in Grünbühl.                   beurteilen, wie viele die Hausliturgien feierten, aber      bei Gelegenheiten in die Kirche, bei Taufen, Konfir-
rung zu positiven, ermutigenden Erlebnissen zu wen-                                                                   ich habe davon gehört, dass in manchen Dorfkirchen in       mationen, Trauungen, Jubiläen und Beerdigungen.
den und die der Gemeindeglieder ebenso?                                                                               der Landeskirche von Thüringen z. B. Gemeindeglieder        Diese Gottesdienste gleich ernst zunehmen wie den
                                                                                                                      in einer offenen Kirche zusammenkommen und eine             Sonntagmorgen und andere Formate, das hielte ich
Thomas Hirsch-Hüffell und andere hatten die Idee,           „Besonders reizvoll finde ich,                            kleine ausgelegte Liturgie miteinander feiern.              für zukunftsfähig. In einer immer komplexer werden-
Themen, die von der Tradition her in die Kirche ge-                                                                                                                               den Welt, unter dem hohen Druck der Veränderung
hören – wie zum Beispiel das Abendmahl –, auf die
                                                            … wenn Lebensexpert*innen                                 Ganz ohne Pfarrer*innen. Ist das die Zukunft? Weniger       braucht es Vergewisserung, Rituale, Segenshand-
Straße und in die Gassen zu tragen. Mit Schauspie-          hinzukommen.”                                             Gottesdienste, aber die dafür besonders und anspre-         lungen. Die Menschen haben zu Recht einen hohen
lern zusammen inszenierte er das berühmte Gemälde                                                                     chend? Thomas Hirsch-Hüffell schlägt in seinem Buch         Anspruch an Kirche. •

20                                                                                                                                                                                                                                       21
ZUKUNF T                                                                                                                                                                       ZUKUNF T

                                                                                KINDER.
                                                                                MITTE.
                                                                                ZUKUNFT.                                                                   Albrecht
                                                                                                                                                                      Fischer-B
                                                                                                                                                                                  raun

                                                                                Text: Pfarrer Albrecht Fischer-Braun, Geschäftsführer
                                                                                Evang. Landesverband – Tageseinrichtungen für Kinder
                                                                                in Württemberg e.V.

                                                                                WORUM GEHT ES FÜR DIE KLEINSTEN IN UNSERER GE-
                                                                                SELLSCHAFT? SEIT DEM ERSTEN LOCKDOWN KONNTE
                                                                                MAN MEINEN: DAS WICHTIGSTE IST, DASS KINDER BE-
                                                                                                                                             „Aber diese Frage ist wichtig, was
                                                                                TREUT SIND. DANN KÖNNEN DIE ELTERN ARBEITEN,                 wir als Gesellschaft brauchen,
                                                                                ZUMINDEST WENN SIE NACHWEISEN KÖNNEN, DASS
                                                                                IHR BERUF „SYSTEMRELEVANT“ IST. DAS WAR DER
                                                                                                                                             damit unsere Kinder eine
                                                                                NEUE, GOLDENE SCHLÜSSEL FÜR DIE NOTBETREU-                   gute Zukunft haben können.”
                                                                                UNG DER KLEINEN.

                                                                                Der Kindergarten hat vor fast 200 Jahren als Hilfe aus       Das Neue Testament erzählt von Jesus: „Er stellte ein
                                                                                der Not für verwahrloste Kinder angefangen. Später           Kind in die Mitte.“ In dieser alten Geschichte steckt
                                                                                prägte Maria Montessori die Aufforderung „Hilf mir,          eine aktuelle Provokation: Was stellen wir in die Mitte?
                                                                                es selbst zu tun“ und stellte das Kind in die Mitte. Doch    Die Probleme der Kinderbetreuung und was das alles
                                                                                bis heute ging es oft weniger um die Kinder selbst           kostet? Oder die Kinder und ihre Zukunft? Welche
                                                                                und darum, was sie brauchen. Wichtiger war, was die          Perspektiven sehen die Kirchengemeinden für die
                                                                                Gesellschaft erwartete. In der Mitte steht oft die           Kinder, für ihre Kindergärten? Der Bundestag konnte
                                                                                Frage, wie Kinder betreut werden. Die Frage nach einer       sich nicht darauf einigen, ob und wie Kinderrechte
                                                                                guten Zukunft für die Kleinsten in unserer Gesellschaft      ins Grundgesetz aufgenommen werden sollen. Die
                                                                                wird leicht an den Rand gedrängt. Aber diese Frage ist       Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie (eaf) hat
                                                                                wichtig, was wir als Gesellschaft brauchen, damit unse-      vorgeschlagen, dass kindgerechte Lebensbedingungen
                                                                                re Kinder eine gute Zukunft haben können. Und wie die        als Staatsziel aufgenommen werden. Das würde be-
                                                                                Zukunft des Zusammenlebens in den Familien aussieht.         deuten, das bei jeder neuen Entscheidung bedacht
                                                                                                                                             werden muss, was sie für die Zukunft der Kinder bedeu-
                                                                                Ein Blick zurück zeigt: Von 2006 bis 2019 ist die Zahl       tet. Das lenkt den Blick darauf, was für Kinder und
                                                                                der Kinder, die in einer Kita oder Tagespflege in Deutsch-   ihre Zukunft grundlegend ist: Sie brauchen tragende
     Was ist Deine Hoffnung?
                                                                                land waren, um rund 700.000 gestiegen. Für die näch-         Wurzeln. Kinder fragen uns: Wie geht es weiter? Was
     Eine friedliche Welt, in der die Schöpfung
                                                                                sten Jahre wird es bis 2025 einen weiteren Anstieg bei       kommt auf uns zu? Wie geht es aus?
     bewahrt wird.
                                                                                den benötigen Kita-Plätzen geben. Eltern sollen mög-         Mir fallen zur Frage nach der Zukunft für Kinder
                                                                                lichst früh nach der Geburt eines Kindes wieder beide        Adventsgeschichten ein, wie Gott bei uns Menschen
                                                  Foto: yan-krukov/Pexels.com

                                                                                berufstätig sein. Sie brauchen für ihre Kinder eine Be-      ankommt und auf Menschen zukommt, die suchen.
                                                                                treuung, damit sie beide ohne schlechtes Gewissen            Mitten im Leben. Ich wünsche mir, dass besonders
                                                                                arbeiten können, und eine möglichst gute Bildung für         die Kinder erfahren: Gott will unser Leben. Gott hat
                                                                                ihr Kind. Alleinerziehende müssen sich diesen Heraus-        Leben und Zeit geschaffen, erwartet uns und kommt
                                                                                forderungen ohne einen zweiten Erwachsenen an ihrer          auf uns zu. Es wird gut werden – und dazu können
                                                                                Seite stellen.                                               auch wir beitragen. •

22                                                                                                                                                                                                  23
ZUKUNF T                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     ZUKUNF T
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Was planst Du zukünftig?
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ich plane momentan einen Umzug.
                                                           ER IST VORSTAND IM VEREIN INTEGRATIVE WOHN-

                                                                                                                     Lageplan: Architekturbüro ISSS Research Architecture Urbanism, Berlin gemeinsam mit dem Büro für Landschaftsarchitektur topo*grafik, Marseille
                                                           FORMEN IN STUTTGART. AN SEINEM WOHNORT
                                                           BIETIGHEIM-BISSINGEN ENGAGIERT ER SICH IM KIR-
                                                           CHENGEMEINDERAT UND IM KREISDIAKONIEAUS-
                                                           SCHUSS.

                                                           FÜNFUNDNEUNZIG +: Sie arbeiten als Prokurist für
                                                           eine Baugenossenschaft. Welche Bedeutung hat der
                                                           Blick in die Zukunft dabei für Sie?
                                                           M. GEBLER: Erfahrungen aus einem kommunalen
                                                           Wohnungsunternehmen und der Genossenschaft
                                                           zeigen mir, Wohnen nicht als Produkt zu sehen. Im
                                                           Leben gibt es immer einen Gestaltungsspielraum. Wir
                        ebler
              Mart in G                                    können auch zukünftig bedarfsgerechtes, gemein-
                                                           wohlorientiertes und generationengerechtes Wohnen
                                                           ermöglichen.
Ein Interview mit Martin Gebler von der Baugenossen-
schaft „Neues Heim“. Das Interview führte Ulrich Seiler.   FÜNFUNDNEUNZIG +: Die Wohnungsgenossenschaft
                                                           „Neues Heim“ wurde 1948 in Stuttgart gegründet, als
                                                           viele Menschen dringend eine Wohnung gesucht ha-
                                                           ben. Sehen Sie Bezüge zu heute?
                                                           M. GEBLER: Die Wohnungsnot nach dem Krieg ist nicht
                                                           mit heute vergleichbar. Damals wurde mit sehr weni-
                                                           gen Mitteln pragmatisch vorgegangen. Die Mitglieder
                                                           des Neuen Heims haben in gut zehn Jahren tausend
                                                           Wohnungen aus dem Nichts geschaffen. Und doch
                                                           gibt es Parallelen. Auch heute müssen wir viele ge-
                                                           flüchtete Menschen mit angemessenem Wohnraum
                                                           versorgen. Die Anforderungen des Baurechts haben
                                                           sich massiv verschärft. Geeignete Grundstücke sind
                                                           für Unternehmen, die bezahlbare Mietwohnungen
                                                           bauen, so gut wie nicht verfügbar.                                                                                                                                                                         FÜNFUNDNEUNZIG +: Gefordert wird, mehr Woh-               Modelle. Eine barrierefreie Wohnung in der direkten
                           iler
              U lr ich S e                                                                                                                                                                                                                                            nungen zu bauen. Bietet „Bauen im Bestand“ eine           Nachbarschaft sorgt dafür, dass ein Umzug im Alter
                                                           FÜNFUNDNEUNZIG +: Eine neue Wohnung zu finden,                                                                                                                                                             nachhaltige Alternative für die Zukunft?                  in eine kleinere Wohnung zum Wunsch werden kann.
                                                           ist für viele schwierig. Immobilienpreise und Mieten                                                                                                                                                       M. GEBLER: Ja, wenn wir mit Sinn und Verstand ran-        Bleiben Nachbarschaftsbezüge erhalten und sind er-

Baugenossen-
                                                           sind stark angestiegen. Ist Wohnen heute eine neue                                                                                                                                                         gehen. Wir müssen Potentiale sehen und nutzen.            gänzende Unterstützungsangebote vorhanden, lassen
                                                           soziale Frage?                                                                                                                                                                                             Viele Areale der 1950er und 60er Jahre können nur         sich Umzugsketten in Gang setzen. Dies wird von uns
                                                           M. GEBLER: Wann war sie das nicht? Wenn der Druck                                                                                                                                                          mit großem Aufwand energetisch saniert werden.            schon seit langem so umgesetzt.

schaften
                                                           groß wird, haben Gruppen mit wenig Lobby schlech-                                                                                                                                                          Grundrisse genügen nicht mehr aktuellen Bedürfnis-
                                                           tere Voraussetzungen. Nach Jahrzehnten des Rück-                                                                                                                                                           sen, eine barrierefreie Erschließung ist nicht möglich.   FÜNFUNDNEUNZIG +: Sind Sie zuversichtlich? Werden
                                                           zugs investieren Firmen wieder in Wohnungen für ihr                                                                                                                                                        Die ergänzende Neubebauung in Bestandsquartieren          wir 2035 klimaneutral wohnen und unsere Wohnver-
                                                           Personal. Zur Unterstützung der ambulanten Pflege im                                                                                                                                                       bietet die gewünschte Vielfalt beim Wohnraum, ohne        hältnisse verbessern?
                                                           Quartier unterstützen wir z.B. soziale Träger bei der                                                                                                                                                      zusätzliche Bauflächen zu beanspruchen. Eine höhere       M. GEBLER: Genossenschaften oder auch kommu-
Kooperative Wohnungsunter-                                 Wohnraumversorgung von Mitarbeitern.                                                                                                                                                                       Bebauung kann sinnvoll sein, wenn die Wohnqualität        nale Wohnungsunternehmen engagieren sich schon
                                                                                                                                                                                                                                                                      erhalten bleibt. Aus Abstandsflächen muss mehr als        heute stark beim Klimaschutz. Klimaneutral werden
nehmen gestalten das Wohnen                                FÜNFUNDNEUNZIG +: Welche Lösungsansätze kön-                                                                                                                                                               nur Anschauungsgrün werden.                               wir im Wohnungsbau bis 2035 nicht sein. Neben dem
von morgen                                                 nen Baugenossenschaften anbieten?                                                                                                                                                                                                                                    Energiebedarf für das Haus ist das individuelle Verhal-
                                                           M. GEBLER: Das Modell Baugenossenschaft hat große                                                                                                                                                          FÜNFUNDNEUNZIG +: Eine bessere Verteilung des be-         ten eine Herausforderung. Die vielen Eigentümerge-
MARTIN GEBLER LEITET BEI NEUES HEIM – DIE BAU-             Stärken. Die Satzung sieht die gleichberechtigte Be-                                                                                                                                                       stehenden Wohnraums könnte die Wohnungssituati-           meinschaften im Land sehe ich vor großen Aufgaben.
GENOSSENSCHAFT EG IN STUTTGART DIE ABTEILUNG               teiligung aller Mitglieder vor. Diese sind gleichzeitig                                                                                                                                                    on entschärfen. Wie finden wir für jede Lebensphase       Für diese Zukunftsaufgabe braucht es Anreize und
WOHNUNGSVERWALTUNG. AKTUELL IST ER MITVER-                 Eigentümer und Mieter mit lebenslangem Wohnrecht.                                                                                                                                                          die passende Wohnung?                                     Vorgaben. Eine Quartiersentwicklung, wie wir sie mit
ANTWORTLICH FÜR DIE GENOSSENSCHAFTLICH                     Als Genossenschaft sind wir nicht der Gewinnmaxi-                                                                                                                                                          M. GEBLER: Richtig, in der Theorie ist genügend Wohn-     unseren Mitgliedern z.B. in Stuttgart-Rot einleiten, zielt
GETRAGENE QUARTIERSENTWICKLUNG IN STUTT-                   mierung verpflichtet. Unser Ziel ist, den Wohnungs-                                                                                                                                                        raum vorhanden, wir müssten ihn nur richtig verteilen.    auf resiliente und generationengerechte Wohnformen
GART-ROT, EINEM STADTENTWICKLUNGSPROJEKT                   bestand zu erhalten und bedarfsgerecht auszubauen.                                                                                                                                                         Genossenschaften, die in Quartieren denken, haben         für alle ab. Ich bin der festen Überzeugung, wir kön-
IM RAHMEN DER INTERNATIONALEN BAUAUSSTEL-                  Wir haben ein Interesse an unterstützenden Nachbar-                                                                                                                                                        hier große Stärken. Ihr Förderauftrag ist, bedarfsge-     nen mit diesen Erkenntnissen die Wohnverhältnisse
LUNG 2027. (WWW.QUARTIER-AM-ROTWEG.DE).                    schaften und funktionierenden Quartieren.                                                                                                                                                                  rechten Wohnraum anzubieten. Wir brauchen neue            bedarfsgerechter gestalten. •

24                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     25
ZUKUNF T                                                                                                                                                                                    ZUKUNF T
                                                            Was erhoffst Du Dir?
                                                            Ich möchte gesund bleiben.
                                                                                                                      … aus der Arbeit mit langzeitarbeitslosen Menschen
                                                                                                                      im Altkleiderprojekt „Martinushelfer“

                                                                                                                      HERR K. (ALLEINSTEHEND)

Zukunftsvorstellungen
                                                                                                                      Ich stoße gegen eine Wand. Ich weiß nicht, wie die
                                                                                                                      Zukunft aussieht. Kann es mir nicht vorstellen. Habe
                                                                                                                      immer Schmerzen und soll aber 5 Stunden am Tag
                                                                                                                      arbeiten. Und die Hälfte der Sachen darf ich eh nicht

VON MENSCHEN AM RANDE
                                                                                                                      mehr arbeiten. Wegen den Schmerzen. Aber nichts tun
                                                                                                                      ist noch schlimmer. Ich komme gerne her. Was ich mir
                                                                                                                      für die Zukunft wünsche: Ein bisschen gesünder wer-
                                                                                                                      den, das wäre schön! Dann hätte ich mehr Freiheiten,
                                                                                                                      könnte mich freier bewegen. Das würde ich mir wün-
                                                                                                                      schen.
                                                          HERR. K. (EHEMANN UND FAMILIENVATER VON
                                                          4 KINDERN MIT AUFENTHALTSGESTATTUNG)                        HERR C. (ALLEINSTEHEND)
                                                          Ich wünsche mir für die Zukunft:                            Ich lasse die Zukunft auf mich zukommen. Beeinflus-
                                                          • Dass meine Familie immer gesund bleibt.                   sen kann ich sie eh nicht. Was ich mir für die Zukunft
                                                          • Dass wir in Deutschland einen rechtmäßigen Auf-          wünsche: Wünschen würde ich mir vor allem zwei

                                                                                                                                                                                                                             Foto: pixabay/Pexels.com
                                                             enthalt bekommen und das Asylverfahren positiv           Dinge: Eine neue Wohnung für mich und meine Freun-
                                                             entschieden wird.                                        din sowie einen Arbeitsplatz, an dem ich möglichst
                                                          • Dass wir keine Angst vor Verfolgung haben müssen         langfristig bleiben kann. Die Suche in den letzten zwei
                                                            und wir in Sicherheit sind.                               Jahren war leider nicht erfolgreich. Hoffentlich ändert
                                                          • Dass ich eine gute Arbeitsstelle finde und für meine     sich das bald. •
                                                            Familie sorgen kann.
                                                          • Dass meine Kinder einen guten Schulabschluss
                            e c ke r
                Mart in Str                                  machen und in Deutschland eine Zukunft haben.            ANZEIGE

                                                          HERR. C. (ALLEINSTEHENDER MANN MIT DULDUNG)
                                                          Ich wünsche mir für die Zukunft:
                                                                                                                                                                                                KREISDIAKONIEVERBAND
Zusammengestellt von Martin Strecker,                     • Dass ich nicht aus Deutschland abgeschoben werde.                                                                                   LUDWIGSBURG

                                                                                                                          DIAKONIELADEN
Geschäftsführer/Diakon                                    • Dass ich in Deutschland einen rechtmäßigen Auf-

                                                                                                                      v
                                                                                                                          GLÜCKSGRIFF
                                                             enthalt erhalte.
ZUKUNFT – EIN GROSSES WORT. WIE BLICKEN EI-               • Dass ich meinen Sprachkurs erfolgreich abschließe
GENTLICH MENSCHEN IN DIE ZUKUNFT, DIE EHER                  und ich an Folgekursen teilnehmen kann.
AUF DER SCHATTENSEITE DES LEBENS STEHEN, GE-              • Dass ich in Zukunft eine Arbeitserlaubnis erhalte, ich
FLÜCHTETE, SUCHTKRANKE, LANGZEITARBEITSLOSE?                hier in Deutschland arbeiten kann und so für mich
MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER DES KREIS-                 selber sorgen kann.
DIAKONIEVERBANDS LUDWIGSBURG HABEN EINIGE                                                                                 Mode, Geschirr und Geschenkartikel                     Öffnungszeiten:
IHRER KLIENTINNEN UND KLIENTEN GEFRAGT, WIE
SIE SICH IHRE ZUKUNFT VORSTELLEN.                         … aus der Arbeit mit suchtkranken Menschen                      Getrag-Areal                                           Montag und Donnerstag:
                                                                                                                          Saarstraße 25                                          12.00 - 18.00 Uhr
Hier die Antworten …                                      FRAU L. (VERHEIRATET, ZWEI KINDER)                              71636 Ludwigsburg                                      Dienstag, Mittwoch und Freitag:
                                                          Von der Zukunft erhoffe ich mir, dass ich den Alkohol                                                                  10.00 - 18.00 Uhr
                                                                                                                          Telefon: 07141 / 2395753
… aus der Arbeit mit geflüchteten Menschen                ganz hinter mir lassen kann. Gerade arbeite ich viel an
                                                                                                                          diakonieladen-ludwigsburg@kreisdiakonieverband-lb.de
                                                          mir, habe mithilfe der Unterstützung meiner Berate-
HERR. H. (EHEMANN UND FAMILIENVATER VON                   rin gelernt, wie ich in der jetzigen Situation meinen
4 SÖHNEN MIT AUFENTHALTSERLAUBNIS)                        Alltag strukturieren kann. Mir gefällt es, dass wir uns
Ich wünsche mir für die Zukunft:                          zusammen auch ein Leben nach Corona anschau-
• Ein friedliches und glückliches Leben in Deutschland.   en. Keiner weiß ja genau was die Zukunft bringt und
• Dass meine Kinder einen guten Schulabschluss           trotzdem versuche ich zuversichtlich in diese zu bli-
   machen.                                                cken. Ich sehe mich in einigen Monaten im Kreise mei-
• Ich möchte selbständig werden und meinen eigenen       ner Familie, im Garten sitzend, Fußball schauend mit
  kleinen Lebensmittelladen eröffnen.                     einer Limonade in der Hand. Dieses Bild löst in mir
• Dass ich irgendwann die finanziellen Mittel gespart    Zufriedenheit aus und ich bin sicher, dass ich diese mit
  habe, um uns eine Wohnung zu kaufen.                    dem ein oder anderen Stolperstein erreiche.

26                                                                                                                                                                                                                   27
                                                                                                                                                                                                  www.kreisdiakonieverband-lb.de
Sie können auch lesen