Zukunftschance Digitalisierung - Schneider + Partner
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Juni 2017 Zukunftschance Digitalisierung Vorausschauende Unternehmer machen sich heute auf den Weg in die digitale Zukunft – Versuch und Irrtum sind erlaubt Handwerk und die Digitalisierung – passt das zusammen? S+P Branchenschwerpunkt Digitales Personalwesen S+P Produkte Mit einem internen Kontrollsystem Risiken im Unternehmen minimieren S+P Aspekte
Zukunftschance Digitalisierung Unternehmerseminar „Fit für die Zukunft“ am 3. April 2017 im Hilton Hotel Dresden mehr zum Thema ab Seite 4 und unter www.fitfuerdiezukunft.com
S+P Editorial 3 Liebe Leserinnen und Leser, Digitalisierung – sie ist in aller Munde und treibt uns mächtig um. Wie werden wir leben und arbeiten in 10, 20 oder 30 Jahren? Nichts bleibt, wie es war oder ist … Die einen sehen in erster Linie die Vorteile und Möglichkeiten, die anderen haben eher Bedenken bei dem, was da auf uns zukommt. Fakt ist: Keiner kann sich den Entwicklungen entziehen. Und wir sind schon alle mittendrin in den Veränderungen. Vielen Unternehmen ist das gar nicht bewusst. Auch deshalb haben wir das Thema „Zukunftschance Digitalisierung“ für unsere April-Veranstaltung „Fit für die Zukunft“ gewählt und offensichtlich einen Nerv bei Mandanten, Geschäfts- und Netzwerkpartnern getroffen, denn mit ca. 260 Teilnehmern verzeichneten wir einen Gästerekord. „Unsere Lebenswelten werden sich drastisch verändern“, pro- gnostizierte auch der Zukunftsforscher Kai Gondlach in seinem Vortrag auf unserer Veranstaltung. Da fielen so Schlagworte wie: neue Akteure mit hoher IT- und Datenverarbeitungskompetenz werden gefragt sein, künstliche Intelligenz, rund 50 Prozent der uns heute bekannten Berufe werden bis 2030 ausgestorben sein, Wertewandel – Menschen vertrauen Maschinen, Smart Home, autonomes Fahren, 3D-Drucker, automatisierte Planungstools für Handwerker, Big Data, Cloud Computing … – dabei wird deutlich, wie vielfältig die Umbrüche sein werden, aber auch, welche Möglichkeiten sich bieten. Für unseren Podiumsgast Nico Deutschmann sind seine ersten Schritte in die Digitalisierung und der Einsatz neuer Technik „lohnende Investitionen und Erfahrungen in die Zukunft des Handwerksbetriebes“. Und Handwerkskammerpräsident Dr. Jörg Dittrich sieht im Interview mit dem TEAMGEIST die Digitalisierung durchaus als Innovationschub für das Handwerk. Für Dr. Mark von Kopp, den zweiten Referenten in unserer Veranstaltung, birgt die Digitalisierung gerade für kleine und mittlere Unternehmen zahlreiche Chancen. Er plädiert für die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle, ohne das Alltagsgeschäft zu vernachlässigen, und fürs Ausprobieren – Versuch und Irrtum sind erlaubt. Lesen Sie in dieser TEAMGEIST-Ausgabe darüber, was unsere Referenten und Podiumsgäste zum Thema denken, was bei Schneider + Partner mit der und durch die Digitalisierung pas- siert, aber auch, welche Schattenseiten es gibt, worauf Sie als Unternehmer achten sollten und welche Fördermöglichkeiten es gibt, wenn Sie sich auf den Weg in die digitale Zukunft machen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und im Namen der gesamten Geschäftsführung von Schneider + Partner einen wunderbaren Sommer. Ihr Knut Michel Geschäftsführer der Schneider + Partner GmbH, Dresden
4 S+P Titelthema zent der uns heute bekannten Berufe ausgestorben sein. Dadurch findet auch ein Wertewandel statt. Menschen vertrauen Maschinen, unsere Vorstellung von Nähe wandelt sich von physikalischer Nähe (möglichst den Berater, den Bankschalter verfügbar haben) hin zu relationaler Nähe (höhere Qualität und Intensität von Interaktio- nen). Schließlich verändert sich auch der Wert der Sicherheit, besonders in der Arbeitswelt. Infolge des Wertewandels verändern sich auch Kundensegmente: Immer mehr Individualisierung führt dazu, dass der einheitliche Standard ausstirbt, der nächste Schritt sind adaptive Produkte – sie sind individuell und in der Lage, sich nach Kauf oder Vertragsabschluss an die veränderte Situation des Kunden anzupassen. Und zwar in allen Bereichen: Theater, Mobili- tät, Smartphones, Häuser, Körper ... Auch die Arbeitswelt als Ganzes befin- Und alles, alles wird det sich im Umbruch. Die menschliche Arbeitskraft wird massenhaft durch anders sein Maschinen und Computerprogramme ersetzt werden. Zusätzlich verlassen in den kommenden zehn Jahren durch Zukunftschance Digitalisierung: den demografischen Wandel etwa 6,5 Millionen Arbeitskräfte den deut- So leben und arbeiten wir 2027 schen Arbeitsmarkt. Es gibt zwar mil- dernde Effekte, jedoch fehlen am Ende mindestens 3,5 Millionen Arbeitskräfte in allen Branchen und auf allen Qualifika tionslevels. Der Fachkräftemangel trifft D ie Digitalisierung: Unaufhaltsam und mit Macht schiebt sich dieses Phänomen in unser Leben. Über die Wertschöpfungsketten eingetreten. Das Wichtigste ist heute der Zugang zum Kunden. schon heute einige Branchen mit voller Härte. „Und diese Situation wird sich noch massiv verschärfen“, betonte Kai Risiken und Chancen dieser Entwick- Gondlach. lung referierte Zukunftsforscher und Zudem werden Roboter, Computer und Fünf-Sterne-Redner Kai Gondlach am Algorithmen immer intelligenter: IBM Die Folge: Gut ausgebildete Fachkräfte 3. April in unserer Veranstaltungsreihe Watson gewann bereits 2011 in der sind gefragter denn je. Das verändert „Fit für die Zukunft“. Sein Impulsvortrag US-Quizshow Jeopardy gegen die den Umgang mit Arbeitsplatzsicherheit, mit dem Titel „So leben und arbeiten wir beiden besten menschlichen Kandida- neben Festangestellten und Selbststän- in der Zukunft“, mit dem er zehn Jahre ten, 2016 bezwang Googles Supercom- digen gibt es eine neue Gruppe, die vorausblickt, begeisterte die rund 260 puter AlphaGo den Weltmeister im Go, Projektarbeiter. Sie wechseln regelmä- Teilnehmer – Mandanten, Geschäfts- einem der komplexesten Brettspiele der ßig nach Projektabschluss den Arbeit- und Netzwerkpartner – im Hilton Hotel Welt. Im Jahr 2020 werden gängige geber – sie haben keine Angst, keinen Dresden. Unsere Lebenswelten werden Smartphones diese Rechenkapazität Job zu finden, da jede Woche der sich drastisch verändern, prognostiziert haben. „Wir können alle von diesem Headhunter mit einem noch besseren der Trendforscher. Denn mit dem Me- einmaligen Wissen dieser hyperintelli- Angebot anruft. Diese Gruppe wird im chanismus der Digitalisierung schiebt genten Computer profitieren“, sagte Kai Jahr 2027 ca. 40 Prozent der Arbeits- sich eine unsichtbare „Software- Gondlach. Computer sind schneller in kräfte ausmachen. Unternehmen wer- Schicht“ zwischen Anwender und der Lage, mehr Daten auszuwerten, als den zu Caring Companies oder fluiden Anbieter. Wo früher diejenigen die sich ein Mensch je merken könnte. Der Unternehmen. Caring Companies größte Macht hatten, die die Hardware Trend zeigt in die Richtung, dass immer binden ihre Mitarbeiter ein Leben lang und Infrastruktur besaßen oder kontrol- mehr Expertenjobs durch Maschinen durch umfangreiche Mitarbeitermotiva liert haben, sind schon heute zahlreiche und Programme übernommen werden tionsprogramme, die auch die Familie neue Akteure mit hoher IT- und Daten- können. Trendforscher Gondlach ist sich der Angestellten einschließen und das verarbeitungskompetenz in bestehende sicher: Bis 2030 werden rund 50 Pro- komplette Lebensumfeld betreffen.
S+P Titelthema 5 Kai Gondlach ist studierter Soziologe, Politikwissen- schaftler und Zukunftsforscher (M. A.). Er war in mehreren Beratungsagenturen in den Bereichen PR, Corporate Social Responsibility und Public Affairs tätig. Gondlach ist ein Andersdenker und Quermacher, der weit über den Tellerrand blickt und untersucht, wie sich die immer digita- lere Gesellschaft verändert. Fluide Unternehmen wissen um die Die drei wichtigsten Entwicklungen der tools sind schon heute hochgradig hohe Fluktuation der Mitarbeiter und kommenden zehn Jahre in den Lebens- automatisiert, in naher Zukunft wird die sind in der Lage, diese effizient anzuzie- und Arbeitswelten fasste Zukunftsfor- komplette Abwicklung von Aufträgen hen und abzustoßen. scher Kai Gondlach am Ende seines digital abgebildet. Die Zuliefererkette mitreißenden Impulsvortrags zusammen: wird effizienter – eine notwendige Arbeitsräume werden besonders in Entwicklung in einer zeitkritischen und fluiden Unternehmen adaptiv; sie pas- Kunden und Arbeitnehmer nutzen privat immer internationaleren Branche, die sen sich an die aktuelle Arbeitssituation und beruflich digitale Geräte, kommuni- mit dem Fachkräftemangel, hohen der Mitarbeiter an, es gibt Projekt-, zieren auf neuen Kanälen, sind always gesetzlichen Auflagen sowie einer Kommunikations- und Ruheräume. on. Dadurch verändern sich unter negativen Preisspirale zu kämpfen hat. „Auch Teams werden flexibel organi- anderem Ansprüche an die Warenlogis- Schließlich wachsen die Möglichkeiten siert, immer abhängig von dem aktuel- tik; Datenaustausch findet innerhalb von von 3D-Druckern, die heute schon len Projekt und den Fähigkeiten der Lieferantenbeziehungen vom Zulieferer Häuser drucken. Mitarbeiter“, sagte der Trendforscher. über den Einkaufsleiter bis zum verar- beitenden Handwerker statt. Aber auch Die aktuellen Trends führen zu Heraus- Smarte Technologien wie Augmented- am eigentlichen Verkaufsort sieht sich forderungen, die sich – in anderem Reality-Brillen, Simultanübersetzer oder der Handwerker mit neuen Anforde Lichte betrachtet – auch als Chancen Echtzeit-CRM-Systeme mit Vorhersage- rungen konfrontiert: Online-Vergleichs verstehen lassen. Vor dem Hintergrund funktion revolutionieren die Büroarbeit. portale gefährden etablierte Anbieter des Trend- und Innovationswissens Smarte Gebäude sind noch vor der und die Loyalität der Kunden scheint können greifbare Handlungsempfehlun- Massenverbreitung von Smart Homes abzunehmen. gen formuliert werden, die heutigen Realität, da Arbeitgeber noch stärker Entscheidern dabei helfen, ihr Geschäft von den Vorteilen durch effizientes Die Produktionsprozesse der Hand fit für die Zukunft zu machen.I Gebäudemanagement und Sicherheits- werker stehen kurz vor einem grund funktionen profitieren. legenden Innovationsschub. Planungs-
6 S+P Titelthema Mit guter Reiseplanung digitale Geschäfts- welten erschließen Dr. Mark von Kopp macht Mittelständlern Mut, sich dem Thema Digitalisierung zu stellen F ür Dr. Mark von Kopp ist der Einzug der Digitalisierung in unterschiedliche Unternehmens bereiche mehr eine Evolution als eine Revolution. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sollten sich dieser Entwicklung auf keinen Fall verschließen, birgt sie doch zahlreiche Chancen. Was die Digitalisierung mit einer Reiseplanung zu tun hat, welche anspruchsvollen IT-Lösungen plötzlich für den Mittelstand leicht zugänglich sind und warum es sich lohnt, als Unternehmer mal ein Schnellboot loszulassen, darüber sprach die TEAMGEIST-Redaktion mit dem Experten für Informationstechnologie und digitale Geschäftsmodelle bei SAP. Von Kopp berät seit mehr als 15 Jahren Unternehmen bei der Auswertung von komplexen Datenmengen (Big Data) und ent wickelt mit ihnen gemeinsam neue Geschäftsfelder.
S+P Titelthema 7 Herr von Kopp, Ihr Vortrag bei der Veranstaltung „Fit für kann man aber nicht pauschal sagen. Daten sind heute eine die Zukunft“ von Schneider + Partner trug den Titel „Die wichtige Währung. Wer sie sammelt, auswertet und richtig digitale Reise zu neuen Geschäftsmodellen“. Das klingt deutet, hat einen Wettbewerbsvorsprung. Denn je mehr Infos nach einer entspannten Kreuzfahrt. Hingegen fühlen ich habe, umso passgenauer sind meine Dienstleistungen und sich viele Chefs von kleinen und mittleren Unternehmen Produkte. Es gibt schon kostengünstige und nicht zu kompli- vom Thema Digitalisierung überfordert und gleichzeitig zierte Apps und andere Programme zur Datenerfassung und gedrängt, sich damit zu beschäftigen – ohne zu wissen Auswertung für mittelständische Unternehmen. Und mittels wie. Was sagen Sie zu diesen Unternehmern? Cloud Computing können sich jetzt auch KMU anspruchsvolle IT-Lösungen leisten und diese für die Entwicklung neuer Ich versuche, ihnen die Angst zu nehmen und Mut zu machen, Angebote mieten und nutzen. für das eigene Unternehmen einen individuellen Weg zu definieren. Denn die Digitalisierung ist keine alles erschüttern- Hätten Sie ein Beispiel zur Veranschaulichung? de Revolution, sondern eine Evolution – also eine Entwicklung Schritt für Schritt. Vielen Unternehmen ist gar nicht bewusst, Ein produzierender Betrieb, den ich betreut habe, wollte die dass sie sich bereits mittendrin befinden. Ich vergleiche die Auslieferung seiner Waren optimieren – also Zeit, Wege und Hinwendung zu digitalen Entwicklungen in Unternehmen gern Treibstoff sparen. Über eine App auf den Smartphones der mit einer Reise, weil man das Thema wie die Vorbereitung und Fahrer wurden Bestellungen, Termine und Wege erfasst und Durchführung einer Reise angehen sollte. mit dem Büro koordiniert, sodass es wirklich zu Einsparungen kam. Ein zweites Beispiel ist ein Händler, der über seine Und das wäre wie? vorhandenen Überwachungskameras, die mit einem Pro- gramm gekoppelt wurden, die Kundenbewegungen innerhalb Das beginnt mit der Planung – überlegt und nicht überhastet. des Sortiments aufgezeichnet hat – hier als anonyme Wärme- Leitfragen für erste Gedankenansätze wären zum Beispiel: Wo bilder. Bei der Auswertung der Daten wurde ersichtlich, will ich hin? Was interessiert mich? Was passt zu mir und zu welche Produkte im Sortiment häufig angesteuert wurden und meinem Unternehmen? Wie hoch ist mein Budget? Wie viel welche nicht, wo es „tote Verkaufswinkel“ gab usw. Diese Zeit gebe ich mir? Wen will oder muss ich mitnehmen und Erkenntnisse kann der Unternehmer nun bei der Präsentation was benötigen diejenigen auf der Reise? Stichwort: Qualifika seines Sortiments beachten. tion der Mitarbeiter. Herr von Kopp, um noch einmal den Vergleich mit der Also einfach mal den beruflichen Alltag hinter sich Reise aufzugreifen: Nicht jeder ist ein Abenteurer und lassen und sich auf dem großen Dampfer Digitalisierung reist gern auf eigene Faust einfach los. Was raten Sie austoben? Unternehmern, denen beim Thema Digitalisierung eine eigenständige Reiseplanung schwerfällt? Nicht ganz! Das Alltagsgeschäft muss laufen. Jeder Unterneh- mer sollte sich aber einen Teil seiner Zeit freihalten, um sich Hier empfiehlt sich ein Reisebegleiter. Also in dem Fall ein mit neuen Ansätzen und Ideen zu beschäftigen und einfach Berater, der das Unternehmen bei der Analyse des Ist-Zustan- mal zu schauen, was die Konkurrenz so macht – zum Beispiel des sowie bei der Evaluierung und Entwicklung neuer digitaler auf Youtube, auf Messen, in Fachzeitschriften etc. – bzw. was Geschäftsmodelle begleitet. Unternehmen können sich an es für neue technische Tools gibt und wie sich die im eigenen unterschiedliche externe Partner wenden. So beraten unter Unternehmen bei neuen Geschäftsmodellen anwenden lassen. Design Thinking heißt das heute: Ich habe ein Instru- ment oder Tool und überlege mir dafür einen Anwendungsfall für mein Geschäftsmodell. „Jeder Unternehmer Und wenn die Kunden das Neue ablehnen? sollte sich einen Teil Hier empfehle ich, neue Angebote bzw. digitale Geschäftsmo- delle an ausgewählten Kunden zu testen und dann zu beob- seiner Zeit freihalten, um achten und zu verstehen, wie oder wofür der Kunde mein Angebot nutzt. Kleine Schnellboote mit überschaubarem sich mit neuen Ansätzen Investitionsvolumen nenne ich das. Man wartet nicht, bis der Kunde Wünsche äußert, sondern weckt durch neue Angebote zu beschäftigen.“ Bedürfnisse. Die sollten sich schnell entwickeln lassen und nicht zu kostenintensiv sein – dann darf man auf dem Weg zur Digitalisierung im Unternehmen auch Fehler machen. anderem die Wirtschaftskammern wie IHKs und Handwerks- Welche neuen technischen Möglichkeiten stehen denn kammern oder Softwarefirmen wie SAP, Microsoft und andere heute einem Mittelständler für die Entwicklung digitaler zu dem Thema. Für jeden gib es einen individuellen digitalen Geschäftsmodelle zur Verfügung? Weg. Wichtig ist nur, dass die Unternehmen nicht die Augen verschließen und sich schrittweise weiterentwickeln. Sonst Wenn ich jetzt das Stichwort Big Data nenne, wird mancher gehört man, um den Evolutionsvergleich noch einmal heran- Mittelständler gleich abwinken. Das sei nichts für ihn. Das zuziehen, irgendwann zu einer aussterbenden Art.I
8 S+P Titelthema Pilotprojekt für mehr digitale Kompetenz Förderung von KMU in Sachsen bei Fragen zur Digitalisierung D as Thema Digitalisierung ist wie ein großer Ozean: So mancher fühlt sich darin verloren und weiß nicht, in welche Richtung er die Segel setzen KURZ & KNAPP soll. Insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen fehlen im beruflichen Für wen ist die Förderung? Alltag oft die Zeit, das Know-how bzw. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Sachsen auch die nötige finanzielle Rücklage, Was wird gefördert? um das Thema Digitalisierung und Beratungsleistungen zu Fragen der Digitalisierung im Unterneh- damit einhergehend die Etablierung men in zwei Phasen: neuer Geschäftsmodelle anzugehen. 1. Phase: Erfassung des Status quo/Check des Geschäftsmo- dells (Kunden, Produkte, Dienstleistungen, Daten- und Infor- Für diese Unternehmen bietet das mationsströme, IT) und des Digitalisierungsgrades im Unter- Sächsische Staatsministerium für nehmen Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) 2. Phase: Potenzialanalyse für digitale Angebote sowie nun Unterstützung an. Im Rahmen Migrations- und Digitalisierungsplanung seiner Digitalisierungsstrategie „Sach- Mögliche Anschlussphase: Schrittweise Umsetzung der sen Digital“ hat das SMWA ein „Pilot- Empfehlungen durch Schaffung notwendiger Schnittstellen, projekt für mehr digitale Kompetenz Anpassungs- und Implementierungsarbeit. Hierfür ist eine im Mittelstand“ gestartet. Das zunächst weitere Förderung über das sächsische Förderprogramm mit einer Million Euro ausgestattete „E-Business“ möglich. Förderprogramm dient der Beratung und Unterstützung für kleine und Wie hoch ist die Förderung? mittlere Unternehmen, die sich den Nicht rückzahlbarer Zuschuss bis zu 50 Prozent des Nettohono- Fragen der Digitalisierung stellen rars des Beraters und der Ausgaben für die Qualitätssicherung, wollen. max. 8 000 Euro Fördersumme. Weitere Informationen dazu geben die Qualitätssicherer. Das neue Beratungsangebot umfasst Was ist die Rolle der beiden Qualitätssicherer? einen Check des Digitalisierungsgrades Sie stellen den Beratungsbedarf fest, schlagen einen geeigneten im Unternehmen, eine Analyse des Berater vor und sind für die Antragstellung und Qualitätskontrolle Potenzials digitaler Angebote und den zuständig. Interessenten wenden sich zuerst an einen der Bera- Aufbau entsprechender Kompetenzen ter. Bewilligungsstelle ist dann die Sächsische Aufbaubank (SAB), sowie Empfehlungen zur technischen Telefon: 0351 4910-4910, Internet: www.sab.sachsen.de Umsetzung. Ergänzend können Unter- nehmen das bestehende E-Business- Programm aus der Mittelstandsrichtlinie als Förderinstrument in Anspruch Kontakt nehmen, wenn etwa Investitionen in Software und in die betriebliche Infor- Ellipsis Gesellschaft für Unternehmensentwicklung mbh mationssicherheit geplant sind. Dienstleistung und Beratung Ansprechpartner: Dietmar Kunze Das SMWA fördert die Inanspruchnah- Telefon: 0351 41750-35 me von Beratungsleistungen je Unter- dietmar.kunze@ellipsis.de nehmen mit bis zu 8 000 Euro. Anträge www.ellipsis.de nimmt die Sächsische Aufbaubank entgegen. Vor der Antragstellung RKW Sachsen GmbH Dienstleistung und Beratung müssen die Unternehmen Kontakt mit Telefon: 0351 8322-30 der Ellipsis GmbH oder der RKW info@rkw-sachsen.de Sachsen GmbH aufnehmen. Sie führen www.rkw-sachsen.de die Qualitätssicherung bei der Bera- tungsförderung durch.I
S+P Branchenschwerpunkt 9 Vom Experiment zur täglichen Anwendung Digitalisierung als hilfreiches Werkzeug T ischlermeister Nico Deutschmann und sein Team sammeln digitale Erfahrungen und investieren damit in die ganz am Anfang und es gibt dabei viele Kinderkrankheiten. Häufig ist dann doch der erfahrene Fachmann der Maschine mich als Chef besteht darin, das gesam- te Team bei Veränderungen mitzuneh- men und den Mitarbeitern Ängste zu Zukunft des Unternehmens. Die Verbin- überlegen“, bekennt der Unternehmer. nehmen, dass zum Beispiel Arbeitsplät- dung von traditionellem Handwerk und Doch er sieht Potenzial für das Hand- ze durch den Einzug neuer Technik digitaler Technik ist für ihn kein Wider- werk in Verbindung mit der Digitalisie- wegfallen könnten. Hier muss ich immer spruch. Der Chef des Wilsdruffer Unter- rung – insbesondere beim Thema wieder Vertrauen einwerben, dass die nehmens dieMeisterTischler – Deutsch- Bauplanung. Hier liegt für ihn die Zukunft Neuerungen für alle Positives bringen.“ mann und Schöne GbR sieht die im Building Information Modeling (BIM). Er denkt dabei unter anderem an freige- Digitalisierung als Werkzeug, um Pro- Ins Deutsche lässt sich der Begriff mit wordene Zeit für die schönen – aber duktionsprozesse in der Tischlerei und Gebäudedatenmodellierung übersetzen. oftmals zeitaufwendigen und dadurch auch innerhalb von firmenübergreifen- Bei der Methode werden alle Daten, kostenintensiven – Tischlertätigkeiten den Bauprojekten zu beschleunigen und Maße etc. eines Gebäudes digital er- wie Furnier- und Vollholzarbeiten. zu erleichtern. fasst. An dem digitalen Gebäudemodell erfolgt dann die Bauplanung unter Einbe- Für ein kleines mittelständisches Unter- Seit 2011 beschäftigen sich dieMeister- ziehung aller am Bau beteiligten Gewerke nehmen wie dieMeisterTischler sind Tischler mit moderner Produktions- und und Unternehmen. „Gerade bei komple- diese Aktivitäten in Richtung Digitalisie- Fertigungsplanung. So werden Modelle xen Bauprojekten brächte eine gemein- rung eine große Kraftanstrengung – und Skizzen der hochwertigen Möbel same Planung per BIM mehr Effizienz auf laufen sie doch neben der täglichen und Inneneinrichtungen per 3D-System der Baustelle und dadurch Zeit- und Arbeit. Für Nico Deutschmann sind virtuell konstruiert. Das erleichtert den Kostenersparnis“, ist sich Deutschmann es jedoch „spannende Erfahrungen und Kunden die Vorstellung und stärkt die sicher. Hier versucht er, Handwerkskolle- lohnende Investitionen in die Zukunft Teamarbeit. „Auf die Daten können alle gen mit ins Boot zu holen, und teilt auch des Handwerksbetriebes“. I zugreifen, sie bearbeiten und ergänzen“, gern seine Erfahrungen. „Denn BIM so der Handwerksmeister. funktioniert nur, wenn alle Gewerke daran mitwirken und den gleichen ontakt K Deutschmann und sein 25-köpfiges technischen Kenntnisstand dazu haben.“ Nico Deutschmann Team experimentieren aktuell mit dem info@diemeistertischler.de Einsatz von Virtual-Reality-Brillen bei der Seine Erfahrungen der vergangenen Planung von „komplexen Lebensräu- Jahre haben Nico Deutschmann gezeigt, men“, wie er es nennt, sowie mit dem wie wichtig es ist, den Faktor Mensch Branchenschwerpunkt Einsatz von Scannern bei der Vermes- beim Thema Digitalisierung nicht außer Handwerk sung von Räumen. „Wir sind da noch Acht zu lassen. „Die Herausforderung für
10 S+P Branchenschwerpunkt D r. Jörg Dittrich ist geschäftsführender Gesellschafter des Dachdeckermeisterbetriebes Claus Dittrich GmbH & Co. KG mit rund 50 Mitarbeitern. 2012 wurde er ins Amt des Präsidenten der Dresdner Handwerkskammer gewählt. Im Rahmen der Veranstaltung „Fit für die Zukunft“ sprach die TEAMGEIST-Redaktion mit ihm über Digitalisierung im Handwerk und darüber, wie er seine Funktion als Präsident der Handwerkskammer für den Fortschritt nutzt. Herr Dr. Dittrich, das traditionsrei- Ich denke, dass sie gegenüber der tisch jemand weg vom Fenster, nur weil che Handwerk und die Digitalisie- Digitalisierung aufgeschlossener sind als er seine Abläufe nicht digitalisiert. rung – wie passt das zusammen? andere, da sie berufsbedingt mit dem Digitalisierung kann das Produkt betref- Wandel zu tun haben. Allein wegen des fen, muss aber nicht. Vielleicht ist das Für mich passt das sehr gut. In den wirtschaftlichen Erfolges muss sich das Produkt so wie vor hundert Jahren, vergangenen 2000 Jahren gab es viele Handwerk mit den Chancen der Digitali- aber der Vertriebsweg wird durch die Innovationsschübe, die das Handwerk sierung beschäftigen, sonst kann das ei- Digitalisierung revolutioniert. Digitalisie- verändert haben und die es gemeistert gene Geschäftsmodell in Gefahr geraten. rung hat viele Facetten. Das ist das hat. Warum also sollte die Digitalisierung Spannende. als Innovationschub dem Handwerk Bedeutet es das Todesurteil für mehr Probleme bereiten als anderen? Handwerksbetriebe, wenn sie sich Welche Rahmenbedingungen müs- der Digitalisierung verschließen? sen Land oder Bund schaffen, um Als wie aufgeschlossen gegenüber kleine und mittelständische Unter- dem Thema Digitalisierung schätzen Das hängt vom Geschäftsmodell und nehmen bei der Umsetzung der Sie Ihre Handwerkskollegen ein? dem Produkt ab. So ist nicht automa- Digitalisierung zu unterstützen? Handwerk und die Digitalisierung Passt das zusammen? Branchenschwerpunkt Handwerk
S+P Branchenschwerpunkt 11 Die beiden wesentlichen Schwerpunkte weiter wachsen werden. Das Standard- verkauft wird, aber in den einzelnen für die Digitalisierung sind die Verfügbar- produkt in der Mitte, das eine halbwegs Veränderungsschritten trotzdem eine keit von Breitband und die Veränderung gute Qualität hat und seinen Preis hat, Entwicklung sein muss. von Vorschriften und Gesetzen. Der gerät immer mehr unter Druck. Breitbandausbau geht zu langsam voran. Die Handwerkskammer Dresden Zukunftsorientierte Unternehmer werden Ist dann der 3D-Druck die digitale unterstützt eine engere Zusammen- ausgebremst, weil sie keinen ausrei- Zukunft der Handwerksbetriebe? arbeit zwischen Handwerksbetrie- chenden Internetanschluss haben. Und ben und Forschungseinrichtungen. mit Blick auf Vorschriften und Gesetze Der 3D-Druck wird meiner Ansicht nach Welche Potenziale liegen in der sollte der Gesetzgeber nicht im vorausei- massive Auswirkungen auf die Wirt- engen Vernetzung von Praxis und lenden Gehorsam agieren und damit schaft haben – plötzlich sind Einzelstü- Forschung? gute Ansätze zerstören. Vielmehr gilt es cke für alle möglich. Aber die wichtige für den Staat zu beobachten, ob die Frage ist: Gewinnen große Konzerne Es gibt noch zu wenige Kooperationen veränderten Rahmenbedingungen noch den Kampf in der Mengenproduktion zwischen Forschung und Handwerk – mit den Vorschriften zusammenpassen. gegen das Handwerk oder kann sich beide Seiten wissen zu wenig voneinan- das Handwerk behaupten? Ich kann mir der. Den Universitäten fehlt es an prakti- Wie sehen Ihre Prognosen für den gut vorstellen, dass es zukünftig den schen Themen. Hier wird eher Markt aus? Handwerksberuf des 3D-Druckers Grundlagenforschung betrieben. Und geben wird. der Handwerker kann sich nicht vorstel- Die Frage ist vielmehr: Was wird der len, dass seine Ideen tatsächlich einen Markt wollen? Unbestritten ist, dass das Woran scheitert das Geschäftsmo- wissenschaftlichen Ansatz bieten. Ich billige Preissegment und das ganz teure dell des 3D-Drucks derzeit? bin überzeugt, dass viele forschungsre- levante Themen in den Handwerksbe- Momentan scheitert es an den gesetzli- trieben schlummern. Unsere Aufgabe ist chen Vorschriften. Denn auf jedem es, die Kommunikation anzuschieben Bauteil muss ein europäisches CE- und dafür zu sensibilisieren. Prüfzeichen drauf sein. Ich könnte das Teil zwar drucken, aber nicht benutzen. Wie ist das sächsische Handwerk Wissen Sie, wann sich das ändern im Vergleich zu anderen Bundeslän- wird? Wenn sich die Kunden das Benö- dern für die Zukunft gewappnet? tigte selbst ausdrucken. Dem Privat- mann ist es egal, ob ein CE-Zeichen Statistisch gesehen gibt es bei uns drauf ist, der druckt es sich einfach aus. mehr Handwerker pro Kopf als in den Und spätestens wenn der Stückpreis alten Bundesländern. Jedoch zeigt die stimmt, haben Handwerker einen Praxis, dass wir mehr kleine als große Nachteil. Es ist noch nicht so weit, aber Betriebe haben. Darin könnte ein Nach- es wird passieren. Davon bin ich fest teil liegen. Denn um sich mit Forschung überzeugt. oder Veränderung zu beschäftigen, sind eine gewisse Größe und (finanzielle) Die Themen Innovationen und Leistungsfähigkeit von Vorteil. Insofern Digitalisierung begleiten Sie auch müssen wir die Entwicklungen der als Präsident der Handwerkskam- ostdeutschen Wirtschaft beobachten mer Dresden. Unter Ihrer Präsident- und tatkräftig unterstützen. Ansonsten schaft wurde vor einem Jahr das sind wir genauso aufgestellt wie jedes Kompetenzzentrum Digitales Hand- andere Bundesland auch. werk nach Dresden geholt. Warum war es Ihnen und Ihren Mitstreitern Vom Heute ins Übermorgen: Wo so wichtig? sehen Sie das Handwerk 2050? Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Pauschal die Entwicklungslinie voraus- Michael Schumacher hat mal gesagt: zusagen ist schwer, denn es kommt auf „Nur der Sieger verändert die Regeln.“ so viele Faktoren an. Als Wunsch formu- Und Veränderung mitzugestalten, ist liert klingt meine Zukunftsvision so: Die natürlich besser als nur zu beobachten Digitalisierung führt zu einer Stärkung und dann hinterherzurennen. Für die des Handwerks. Aus seiner Tradition Region ist es gut, wenn wir versuchen, lernend, meistert das Handwerk die ganz vorn dabei zu sein. Wir wollen viele Zukunft und nutzt dabei die hohen Firmen mit dem Thema Digitalisierung in Qualifikationen. Wir werden neue Stan- Kontakt bringen und unterstützen. Ich dards setzen und den sprichwörtlich möchte aber auch für Geduld werben, goldenen Boden des Handwerks in die weil Digitalisierung zwar als Revolution Zukunft verlegen.I
12 S+P Aspekte Dunkle Gefilde Die Schattenseite der Digitalisierung W o Licht ist, da ist immer auch Schatten. Die großartigen neuen Möglichkeiten der Digitalisierung stehen selbst- verständlich nicht nur den Unternehmen und Personen mit ten. Erst kürzlich legte das BSI alarmierende Zahlen vor (siehe Kasten). Das BSI weist nachdrücklich darauf hin, dass Cyber- security ein Thema der Geschäftsleitung ist und nicht allein guten Absichten zur Verfügung. Hacker machen es sich zur den IT-Experten überlassen werden kann. Betreiber kritischer Aufgabe, nach Lücken in Computernetzwerken und in Pro- Infrastrukturen in den Bereichen Energie, Informationstechnik grammen zu suchen, um dort Schadsoftware zu installieren, und Telekommunikation, Wasser und Ernährung müssen seit Daten zu stehlen, Gelder zu erpressen … Mai 2016 Meldungen über Hackerangriffe an das BSI abge- ben. Seit Frühjahr 2017 sind die Bereiche Finanzen, Transport Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und Verkehr sowie Gesundheit hinzugekommen. Das IT- hat die Aufgabe, die Gesamtkoordination der Sicherung Sicherheitsgesetz und die sogenannte KRITIS-Verordnung Deutschlands als Hochtechnologie-Standort zu gewährleis- regeln die Einzelheiten. Ein ganz erstaunliches Beispiel zum Thema Hackerangriffe war ein Feldversuch des TÜV Süd 2015. Es wurde ein virtuel- Alarmierende Zahlen des BMI 2014–2016 les, nicht existierendes Wasserwerk mit einer vollständigen BSI ZAHLEN JAHR? IT-Umgebung an das Internet angeschlossen. Komplexe Industriesoftware steuerte Pumpenanlagen und Wasserdurch- 69% flüsse. Aus der Sicht eines Hackers handelte es sich um ein reales Wasserwerk. Experten beobachteten, was passiert. Wer greift an? Von wo aus wird angegriffen? Mit welchen Methoden wird angegriffen? Es fiel auf, dass das Wasserwerk vom ersten Moment an angegriffen wurde, in dem es ans Netz der Industrieunternehmen in ging. In den acht Monaten am Netz wurde über 60 000-mal % Deutschland waren 2014 und 2015 Opfer von zugegriffen. Diese Zugriffe ließen sich in 150 Länder zurück- verfolgen. Mit Abstand die meisten kamen aus China und DATENDIEBSTAHL, SPIONAGE oder SABOTAGE Hongkong (2995) sowie den USA (2318). Aber auch 366 aller Unternehmen deutsche IP-Adressen protokollierten die Sicherheitsforscher. und Behörden in Deutschland waren Dieser Versuch zeigt, dass selbst ein wirtschaftlich vermeint- 243 in den vergangenen zwei Jahren Ziel von lich wenig interessantes Objekt wie ein Wasserwerk umfang- reich ausgespäht wird. Mittelständische Unternehmen mit TAG E CYBERANGRIFFEN ihren wertvollen Firmengeheimnissen und Kundendaten Ø dürften wohl ebenso lohnende Angriffsziele sein. Wer sind eigentlich diese Hacker und was treibt sie an? UNENTDECK T 32% Die professionellsten und mächtigsten unter ihnen sind offenbar blieben gezielte Cyberspionageangriffe staatliche Stellen und Geheimdienste. Die Aktivitäten der US-amerikanischen NSA kennen wir in Teilen seit den Enthül- lungen von Edward Snowden. Auch China und Russland stehen unter Verdacht. Diese Stellen versuchen einerseits, an der deutschen Unternehmen politisch brisante Informationen sowie an Geschäftsgeheimnis- waren von RANSOMWARE se zu kommen. Andererseits könnte im Falle einer Konfrontation (Verschlüsselungs-Trojaner mit dem zwischen Staaten ein Informationskrieg vorgeschaltet werden. Ziel der Erpressung) betroffen Eine weitere Gruppe sind Aktivisten wie zum Beispiel die von Wikileaks, die bestimmte politische oder ethische Ziele verfol- gen. Sie werden auch als Hacktivists bezeichnet. Eine dritte 390 000 Gruppe hat es auf wirtschaftlichen Erfolg abgesehen. Diese neue Schadprogramm- Hacker fügen Schaden zu oder versuchen es mit Erpressung, Varianten werden TÄGLICH NEU ENTDECKT sie stehlen heimlich Daten und verkaufen sie an die Konkurrenz. Fazit: Sichern Sie Ihre Daten!I
S+P Aspekte 13 IT und Betriebsprüfung Was kann Ihr Steuerberater und/ oder Wirtschafts- prüfer zu Ihrer IT-Sicherheit beitragen? W irtschaftsprüfer und Steuerbera- ter sind keine IT-Dienstleister oder Informatiker, aber sie müssen nung, der Firewall? Wer hat die Kontrol- le über die Daten und wer gewährt Zugriff auf welche Daten? Für viele ➔➔ allgemeinen Beschreibung ➔➔ Anwenderdokumentation ➔➔ technischen Systemdokumentation beachten, ob sich die Unternehmenslei- dieser Punkte muss man kein IT-Exper- ➔➔ Betriebsdokumentation tung der Mandanten in hinreichender te sein. Man sollte jedoch wissen, was ➔➔ Versionierung und Änderungshistorie Form mit der Effizienz und der Sicher- angemessen und üblich ist und was für die Programme heit ihrer IT auseinandergesetzt hat. mindestens getan werden muss, damit Bestehen Risiken, die das ganze Unter- jeder Vorwurf der Nachlässigkeit ausge- Dies lässt erahnen, was die Finanzver- nehmen gefährden können? Wurden schlossen werden kann. Dafür gibt es waltung vorhat. Zunehmend werden die IT-Systeme geändert, ersetzt oder Standards anerkannter Organisationen. Finanzämter diese Unterlagen anfordern ausgebaut, ohne dass die Sicherheit und auswerten. Werden sie nicht vorge- hinreichend beachtet worden ist? Was Warum sollte sich Ihr Steuerberater legt, sieht die Finanzverwaltung Raum für ist unser Testat wert, wenn am Tag mit Ihrem IT-System beschäftigen? Schätzungen, die dann gegebenenfalls darauf das Unternehmen einer ausge- erst gerichtlich aus der Welt geschafft klügelten Attacke zum Opfer fällt und Im Bereich der Steuerberatung sehen werden können. Dies wird unterstützt wenige Wochen später ein chinesischer wir bei den Betriebsprüfungen, dass die durch den Einsatz statistischer Verfah- Konkurrent den Kunden des Unterneh- Finanzverwaltung zusehends die IT- ren, mit denen vermutete Unregelmäßig- mens die exakt gleichen Produkte zum Organisation der Steuerpflichtigen in keiten in den Datenbeständen erahnt halben Preis anbietet? den Blick nimmt. Seit 2015 gelten die und hochgerechnet werden sollen. In Grundsätze ordnungsmäßiger Buchfüh- diesen Fällen können wir Ihnen als Als Wirtschaftsprüfer sehen wir uns rung in elektronischer Form und zum Steuerberater dabei helfen, die notwen- daher Ihre IT-Organisation an. Welche Datenzugriff. Sie verlangen, dass die digen Beschreibungen der IT-Systeme Richtlinien für die Mitarbeiter gibt es? interne IT-Organisation mitsamt der zu erstellen und mit den Betriebsprüfern Welche Schutzmaßnahmen wurden verwendeten Hard- und Software auf technischer ebenso wie auf steuer- getroffen? Wie steuern Sie überhaupt transparent gemacht wird. Dazu soll rechtlicher Ebene zu diskutieren.I Ihre IT? Gibt es ein Portfolio-Manage- jedes Unternehmen eine sogenannte ment? Liegen alle IT-Verantwortlichkei- Verfahrensdokumentation vorhalten, die ontakt K ten in einer Hand, die damit wiederum nicht nur die Buchhaltungssysteme, WP StB Henning Horn Sie in der Hand hat? Wie steht es mit sondern auch alle Vor- und Neben Geschäftsführung der Datensicherung, der Funktionstren- systeme umfasst. Sie besteht aus einer henning.horn@sup-dresden.de
14 S+P Intern Digitales Morgen bei Schneider + Partner Auftakt in Bad Schandau D ie papiergebundene Belegverarbeitung ist ein Auslaufmo- dell und die konsequente umfassende Digitalisierung aller Arbeitsprozesse der Standard. Doch mit der Einführung von Neue Dienstleistungsangebote durch Digitalisierung Durch die Digitalisierung ergeben sich neue Dienstleistungs- Softwarelösungen ist es nicht getan. Die vorhandenen Ängste und Beratungsangebote. Hat der Mandant Bedarf an der müssen ernst genommen und die Veränderungswiderstände Auslagerung von Dienstleistungen und kann Schneider + in einem offenen Dialog abgebaut werden. Partner hier einen entscheidenden Nutzen für den Mandanten bieten? Neben neuen Angeboten werden bestehende auf den Der erste Schritt führte Anja Krönke (Office- und Personalver- Prüfstand gestellt, um sinnvolle Dienstleistungen auszubauen. antwortliche) und Geschäftsführer Knut Michel als Projektver- antwortliche mit den Geschäftsführungen und Teamleitern von Ausbau S+P als attraktiver Arbeitgeber S+P und deren Partner Graf Treuhand GmbH im Herbst 2016 nach Bad Schandau. Abseits des Arbeitsalltages wollten sie Demografische Veränderungen, Fachkräftemangel und verän- Licht in den Digitalisierungsdschungel bringen: Welche Verän- derte Jobprofile sind die Schlagworte dieser Arbeitsgruppe. derungen bewirkt die Digitalisierung bei Mandanten und welche Denn die Aufgaben und Tätigkeiten in einer Wirtschafts- Auswirkungen hat sie auf die Dienstleistungen von S+P? Ziel prüfungs- und Steuerberatungskanzlei werden sich mit der war, eine klare Handlungsgrundlage zu entwickeln. Zusammen Digitalisierung wesentlich verändern. Neben fundierten Fach- diskutierten die Beteiligten, welche Möglichkeiten oder auch kenntnissen und Beraterwissen ergänzen nun interdisziplinäre Risiken für Mandanten und Belegschaft entstehen. Das Wo- EDV-Kenntnisse das künftige Mitarbeiterprofil. Vor diesem chenende in Bad Schandau endete – die eigentliche Arbeit komplexen Hintergrund ist es umso wichtiger, dass S+P begann. In einer Roadmap wurde die Einrichtung von vier weiterhin als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird. Arbeitsgruppen festgelegt: Aktive Gestaltung von Mandantenbeziehungen Digitalisierung der Mandantenkommunikation Über welche Kanäle sollte eine Wirtschaftsprüfungs- und Ziel ist die permanente Erhöhung des digitalen Datentransfers, Steuerberatungsgesellschaft mit ihren Mandanten und Netz- die über standardisierte digitale Workflows erreicht werden werkpartnern kommunizieren, was wird erwartet? Die vierte soll. Prozessbeteiligte sind maßgeblich die Buchhaltungsex- Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den zukunftsweisenden perten zusammen mit der IT-Abteilung, da sichere und alltags- Mandantenbeziehungen, um Kommunikation aktiv zu gestal- taugliche Lösungen für die Kommunikation zwischen Mandant ten und zielgerichtete Netzwerkarbeit betreiben zu können. und Bearbeiter (externer Prozess) sowie die Handhabung zwischen den Bearbeitern (interne Prozesse) zu implementie- Der Workshop in Bad Schandau war der Startschuss für die ren sind. digitale Zukunft von Schneider + Partner.I
S+P Produkt 15 Digitales Personalwesen Die Digitalisierung macht auch vor der Lohn- und Gehaltsabrechnung nicht halt P ersonalwesen ist eine Unterneh- mensaufgabe, die erhebliche perso- nelle und zeitliche Ressourcen bindet. Die Belege werden automatisch mittels Scanner und Belege Online in DATEV Unternehmen Online hochgeladen. Mandanten, wenn es um abrech- nungsrelevante Informationen geht – Effektivität und Zeitersparnis! Hier werden Arbeitsverträge erstellt, Auch ein Faxgerät kann zum Digitalisie- ➔➔ Durch das digitale Ablegen der Personalstammdaten gepflegt, Jahres- ren und Hochladen verwendet werden. Dokumente wird die Papierablage lohnkonten geführt und alle notwendi- Der Bearbeiter ordnet diese Dokumente reduziert, Druck- und Lagerkosten gen Meldungen erstellt. Speziell die über die Digitale Personalakte im DA- werden gespart. Mitarbeiter der Lohnbuchhaltung sollten TEV-Lohnprogramm dem Mandanten ➔➔ Der administrative Aufwand wird über weitreichende Kenntnisse in der oder einem bestimmten Mitarbeiter des maßgeblich reduziert (schnelleres Lohn- und Gehaltsabrechnung, der Mandanten zu. Ablegen und schnellerer Zugriff durch Personalbuchhaltung sowie im Arbeits-, automatische Archivierung und effekti- im Lohnsteuer- und im Sozialversiche- Ziele und Vorteile der Digitalisierung im ve Stichwort- und Volltextsuche). rungsrecht verfügen. Wegen der häufi- Personalwesen: ➔➔ Die Kosten werden durch Zeitgewinn gen gesetzlichen Änderungen in diesen bei Routineaufgaben, geringere Bereichen erfordert das Tätigkeitsfeld ➔➔ Die Dokumente stehen jederzeit Lagerflächen und verringerten Papier- eine laufende Weiterbildung und ist übersichtlich strukturiert für alle verbrauch gesenkt. daher besonders anspruchsvoll. S+P Beteiligten (Mandant und unser Team ➔➔ Die Qualität steigt. unterstützt deshalb seit langer Zeit seine Personalwesen) unabhängig von Zeit ➔➔ Sichere Ablage in der DATEV-Cloud, Mandanten mit seinem erfahrenen Team und Ort zur Verfügung. hochsichere Übermittlung durch Personalwesen und schafft damit beim ➔➔ Das garantiert einen einheitlichen Verschlüsselung, Zugriff nur durch Mandanten Freiräume für andere unter- Informationsstand. definierte Benutzer, Bearbeitungs nehmerische Maßnahmen. ➔➔ Ebenso ermöglicht dies eine nahtlo- vorgänge können mittels Protokoll- se Kommunikation mit unseren funktion nachvollzogen werden.I Neben der Erstellung der laufenden Lohn- und Gehaltsbuchhaltung unter- stützen wir unsere Mandanten auch bei Kontakt der Digitalisierung des Personalwesens durch den Einsatz von Programmen und Petra Pfützner Datenmanagementsystemen wie Unter- Teamleitung Personalwesen nehmen Online, Digitale Personalakte, petra.pfuetzner@sup-dresden.de Arbeitnehmer Online und Vorerfas sungstabellen. S+P arbeitet dabei mit Anja Werner DATEV. Welche Programme und Doku- stellv. Teamleitung Personalwesen mentenmanagementsysteme kommen anja.werner@sup-dresden.de zum Einsatz? ➔➔ DATEV Unternehmen Online: Bereit- stellen aller Lohnauswertungen, digi taler Belegaustausch, ermöglicht eine bedarfsgerechte Zusammenarbeit ➔➔ Digitale Personalakte: Digitalisierung, Personalisierung und Austausch von Dokumenten aus der Perso- nalwirtschaft, zum Beispiel von Ar- beitsverträgen, Arbeitszeugnissen, Beförderungen oder Immatrikulations- bescheinigungen ➔➔ DATEV Arbeitnehmer Online: Bereit- stellung der Brutto-Netto-Abrech- nung, Lohnsteuerbescheinigung und Sozialversicherungsmeldung, Reise- kostenabrechnung
16 S+P Aspekte Die GoBD gelten für alle Buchführungssysteme und ausdrück- lich auch für sogenannte Vorsysteme, wie zum Beispiel Faktura- und Kassensysteme, Waagen mit Kassenfunktion, Warenwirt- schafts- oder Zeiterfassungssysteme. Dabei geht die Finanzverwaltung davon aus, dass die Unternehmen die Vor- systeme für eigene Prozesse betreiben, nicht aufgrund steuerli- cher Vorschriften oder gar für die Betriebsprüfung. Die gleiche Annahme der betrieblichen Notwendigkeit gilt für den Anspruch der Datenkongruenz zwischen Vor-, Neben- und Hauptsyste- men, also die Übereinstimmung zwischen zum Beispiel den Daten der Lagerwirtschaft und der Finanzbuchhaltung. Risiken im Unternehmen Um den Anforderungen der GoBD zu genügen, muss sicherge- minimieren stellt sein, dass Geschäftsvorfälle nachvollziehbar und nach- prüfbar, vollständig, richtig, zeitgerecht, geordnet und unverän- derbar in den verwendeten Haupt-, Vor- und Nebensystemen Internes Kontrollsystem – erfasst werden. Ein funktionierendes IKS leistet diese Aufgabe. formale Anforderungen Solange die Nachvollziehbarkeit und Nachprüfbarkeit der Buch- führung nicht beeinträchtigt werden, ist eine fehlende oder und operativer Nutzen ungenügende Verfahrensdokumentation auch im Falle einer Betriebsprüfung unproblematisch (BMF-Schreiben zu den GoBD, Tz. 155). Ergeben sich jedoch Schwierigkeiten, führt das zumindest zu Erklärungsbedarf bis hin zum Risiko von Hinzu- schätzungen steuerlicher Ergebnisse nach § 162 AO. BESTANDSAUFNAHME UND WEITERENTWICK- LUNG DES IKS Wird die geforderte Verfahrensdokumentation nicht nur als lästi- ge Übung für den Fiskus erstellt, können die Anforderungen zu den GoBD die Chance bieten, Abläufe im Unternehmen kritisch zu hinterfragen, Risiken zu identifizieren und zu bewerten und angemessene Kontrollen weiterzuentwickeln bzw. zu etablieren. Hilfestellung bieten die folgenden vier Prinzipien: ➔➔ Prinzip der Transparenz: Prozessbeschreibungen legen dar, wie der Sollprozess organisatorisch und technisch E in erfolgreiches Unternehmen basiert auf einer erfolgrei- chen unternehmerischen Idee, aber auch auf der Fähig- keit, sich zur richtigen Zeit die richtigen Fragen zu stellen. gewollt ist. ➔➔ Prinzip der vier Augen: Kein wesentlicher Vorgang bleibt ohne Kontrolle. Dazu zählen zum Beispiel Fragen nach der Wirksamkeit und ➔➔ Prinzip der Funktionstrennung: Operative (zum Beispiel Wirtschaftlichkeit der Geschäftstätigkeit, dem Schutz des Einkauf, Verkauf), erfassende (zum Beispiel Lagerbuchhal- Vermögens, der Zuverlässigkeit von betrieblichen Informatio- tung, Finanzbuchhaltung) und verwaltende Tätigkeiten nen, der Ordnungsmäßigkeit der externen Rechnungslegung (zum Beispiel Lagerverwaltung) innerhalb eines Prozesses und der Einhaltung maßgeblicher rechtlicher Vorschriften. Ein werden nicht von einer Person durchgeführt. Gegebenen- Unternehmer, der sich diese und ähnliche Fragen stellt, be- falls Kompensation durch Kontrollen. schäftigt sich mit dem internen Kontrollsystem (IKS) seines ➔➔ Prinzip der Mindestinformation: Mitarbeiter haben nur Unternehmens. Übergeordnetes Ziel des IKS ist es, die im die Information zur Verfügung, die sie für ihre Arbeit brau- Unternehmen bestehenden Risiken auf ein akzeptables Niveau chen. zu reduzieren. Die Bestandsaufnahme des IKS beginnt mit der Benennung der RECHTLICHE ANFORDERUNGEN wesentlichen Geschäftsprozesse des Unternehmens und der mit diesen Prozessen verbundenen Risiken. Dazu gehören zum Durch den Erlass des BMF vom 14. November 2014 zu den Beispiel der Einkauf, der Wareneingang, die Lagerwirtschaft, Grundsätzen zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewah- der Verkauf und der Warenausgang. Jeder Prozess wird Schritt rung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektroni- für Schritt analysiert, immer mit Blick auf eventuelle Risiken und scher Form sowie zum Datenzugriff (GoBD) sehen sich steuer- diese adressierende Kontrollen. Dem Ausmaß des Risikos (Wie pflichtige Unternehmen der rechtlichen Anforderung gegenüber, wahrscheinlich ist der Eintritt? Wie groß wäre der Schaden?) das IKS des Unternehmens als Teil der Verfahrensdokumenta muss die eingesetzte Kontrolle entsprechen. Zu den infrage tion zu beschreiben. kommenden Kontrollen gehören unter anderem:
S+P Aspekte 17 ontakt K StB RA Stefan Kurth Geschäftsführung stefan.kurth@sup-dresden.de ➔➔ Zugangs- und Zugriffsberechtigungskontrollen AUSBLICK (Wer darf was erfassen, verändern, freigeben?), ➔➔ Funktionstrennungen (operative, erfassende und Die im BMF-Schreiben zu den GoBD geforderte Darstellung verwaltende Funktionen innerhalb eines Prozesses), des IKS in der Verfahrensdokumentation ist im Idealfall nur das ➔➔ Erfassungs-, Abstimmungs- und Verarbeitungs Ergebnis der skizzierten Bestandsaufnahme und Weiterent- kontrollen (Fehlerhinweise, Plausibilitätsprüfungen), wicklung des IKS eines Unternehmens. Erfolgt die Beschrei- ➔➔ Schutzmaßnahmen gegen die unbeabsichtigte oder bung der Sollprozesse, der identifizierten Risiken und der beabsichtigte Verfälschung von Programmen, Daten und durchgeführten Kontrollen nah am tatsächlichen Geschehen im Dokumenten, Unternehmen, wird Steuerungs- und Überwachungspotenzial ➔➔ Analyse von Sachverhalten und Entwicklungen (zum gewonnen, um die Unternehmensziele zu erreichen. Die zuneh- Beispiel monatliche Entwicklung von Ertragszahlen). mende Automatisierung der Geschäftsabläufe, sei es im Be- reich der Kassensysteme, der Warenwirtschaft oder des Ver- Kontrollen können präventiv oder fehleraufdeckend gestaltet tragsmanagements, ermöglicht die Nutzung IT-gestützter sein, sie können manuell, automatisiert oder IT-gestützt erfol- Kontrollen, ohne dass wesentlicher personeller Aufwand hinzu- gen und sie können jährlich, monatlich, wöchentlich, täglich kommen muss. oder anlassbezogen durchgeführt werden. Damit die Kontrollen ihre Wirkung entfalten, muss ihre Durchführung dokumentiert Die Unternehmensziele auf der Basis zuverlässiger Informatio- werden. Nur so kann die Unternehmensleitung die Umsetzung nen und unter akzeptablen Risiken zu erreichen, bleibt trotz der gewollten Prozesse durchsetzen und überwachen. Dies aller formalrechtlichen Anforderungen die vorrangige Aufgabe macht deutlich, dass die Stärke eines IKS davon abhängt, wie des IKS eines Unternehmens.I das Kontrollumfeld im Unternehmen beschaffen ist, also die Grundeinstellungen, das Problembewusstsein und das Verhal- ten der Führungsebene in Bezug auf das IKS.
18 S+P Recht GmbH 4.0 Digitalisierung im Gesellschaftsrecht D as Onlinezeitalter ist weit fortgeschritten – die Wirt- schaftswelt hat sich grundlegend verändert. Digitalisie- rung ist längst keine Zukunftschance mehr, sondern bildet die gemäß. Für die junge Generation ist dies sogar Teil der typisch deutschen Bürokratie, die als grundsätzliches Hemmnis für Unternehmensgründungen angesehen wird. Auf europäischer Grundlage der Überlebensfähigkeit vieler Unternehmen. Die Ebene wurden jedenfalls die Zeichen erkannt. Eine von der technologische Dynamik erfasst dabei nicht nur traditionelle EU-Kommission eingesetzte Expertengruppe sprach sich in Geschäftsmodelle, sondern gleichermaßen das Gesellschafts- einer bereits 2016 vorgelegten Untersuchung zur Digitalisie- recht. Hier stehen vor allem der Gründungsvorgang und rung im Gesellschaftsrecht klar für ein Onlinegründungsver- gesellschaftsinterne Kommunikationsprozesse im Fokus. fahren von Kapitalgesellschaften aus. Im deutschen Recht ist dies allerdings noch nicht angekommen. Nach derzeitiger Rechtslage ist eine Onlinegründung einer GmbH nicht möglich. Nach wie vor ist für Unternehmer der Für die interne Gesellschafterkommunikation können digitale Gang zum Notar für die Errichtung einer GmbH unabdingbare Medien hingegen schon heute genutzt werden. Vor allem Voraussetzung. Obgleich das Handelsregister schon einige junge Technologieunternehmen machen davon Gebrauch. Zeit elektronisch geführt wird und Unternehmensdaten online Das GmbH-Recht ist zwar altes Recht, schließt virtuelle abgerufen werden können, dominiert der Grundsatz von Gesellschafterversammlungen aber nicht von vornherein aus. Präsenz und Papier nicht nur den Gründungsprozess, son- Allerdings setzen sich viele Gesellschaftsverträge mit dieser dern auch jede Veränderung in den Statuten einer GmbH. In Thematik nicht auseinander, obgleich sich die rechtlichen einer digitalen Unternehmenswelt wirkt das zweifellos unzeit- Voraussetzungen für das Nutzen digitaler Kommunikations- möglichkeiten relativ einfach schaffen lassen. Beispielsweise ließe sich das für Gesellschafterversammlun- gen notwendige Einberufungsprozedere digitalisieren, indem die Einberufung per E-Mail im Gesellschaftsvertrag gestattet wird. Von der vom Gesetz vorgeschriebenen Einberufungs- form darf dann abgewichen werden, wenn sichergestellt ist, dass jeder Gesellschafter Informationen zur Versammlung erhält und sein Teilnahmerecht wahrnehmen kann. Beachtung sollte aber der Nachweis des Zugangs der mittels E-Mail versandten Ladungen finden, da dieser in Konfliktsituationen naturgemäß Streitpotenzial bietet. Auch bei der Beschlussfassung können Gesellschafter schon heute auf alle technischen Möglichkeiten zurückgreifen. Entscheidend ist, dass der Gesellschaftsvertrag das Be- schlussverfahren für digitale Kommunikationsformen öffnet. Die momentane Rechtslage hindert Gesellschafter nicht daran, Beschlüsse mittels einer Videokonferenz, per E-Mail oder gar mittels eines Instant-Messenger-Dienstes zu fassen. Solange Informations- und Mitspracherechte sowie die Ver- traulichkeit nicht beeinträchtigt sind, lassen sich derartige Medien nutzen. Um die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten ausschöpfen zu können, wird in den meisten Fällen eine entsprechende Anpassung des Gesellschaftsvertrages erforderlich sein. Die hierfür notwendigen Voraussetzungen sind allerdings noch traditioneller Natur – auch für solche Vertragsänderungen bleibt der Gang zum Notar unausweichlich.I Kontakt Thomas Mulansky Mulansky + Kollegen Rechtsanwälte GmbH thomas.mulansky@mulansky.de
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