100 Kilometer Akten 11 2020 - forum-pfarrblatt.ch
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16. BIS 29. MAI 11 2020 100 Kilometer Akten Schwerpunkt Mit Hubert Wolf im päpstlichen Archiv des Vatikans Der deutsche Kirchenhistoriker forscht seit Jahrzehnten im «Geheimarchiv» des Vatikans – zuletzt zum umstrittenen Papst Pius XII.
EDITORIAL Vor einiger Zeit war ich in einer abgelegenen Gegend in Schweige-Exerzitien. In dieser Zeit war für mich vor allem eines wichtig: den Kopf frei zu bekommen. Nur Noch nie hat uns die Frage nach Distanz und ein einziges Mal in dieser Nähe derart umgetrieben wie jetzt. Woche hatte ich ein konkretes Ziel. Da sass ich an einem einsamen Waldsee und war Irgendwann wurde mir bewusst: bis ich meine Eltern wieder entschlossen, so lange besuchen darf, könnte es noch Monate dauern – bis ein Impf- regungslos sitzen zu bleiben, stoff gegen Covid-19 zur Verfügung steht. Soll ich es daher bis ich etwas Besonderes trotzdem wagen, mit Schutzmaske und Distanz? Was ist unver- gesehen hätte. antwortlich und was hilfreich? Denn auch gelebte, erfahrene Beziehungen sind lebensnotwendig ... Es dauerte lange. Ich fragte mich, wieso ich das eigent- Perplex vor der Frage über Nähe und Distanz standen auch lich machte. Ob das der Sinn die Jüngerinnen und Jünger Jesu nach dessen «Himmelfahrt». meiner Exerzitien sei. Die Apostelgeschichte schreibt, sie hätten unverwandt ihm nach Die Sonne wurde heisser. zum Himmel geschaut. Eine grössere Distanz als jene zwischen Es regte sich nichts. Himmel und Erde gibt es ja gar nicht. Kurz vorher hatte Jesus Als ich schon aufgeben aber zu ihnen gesagt: «Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende wollte, setzte sich urplötzlich der Welt» (Mt 28,20). Wo war er jetzt, ihr Freund, ihr Lehrer, ein Eisvogel eine Armlänge jener, der sie begeistert, der ihnen Sinn im Leben schenkte? von mir entfernt nieder. Er trug Ganz nahe oder ganz weit weg? einen kleinen Fisch im Schnabel. Einen Augenblick Diese Spannung aushalten – das macht unser Leben aus. Auch blieb er ruhig sitzen. Dann heute, im Nicht-Wissen, wie es weitergeht, wann wir unsere schwirrte er über den See Lieben wieder unbesorgt besuchen können, wann unsere Ge- hinweg davon. Sein Gefieder schäfte sich von der Krise erholt haben, wann das Pfarreileben leuchtete. in physischer Gemeinschaft wieder möglich sein wird ... Die ganze Zeit über musste ich an das Gedicht von Während die Jünger noch «unverwandt nach oben schauten» Hilde Domin denken: «Nicht treten zwei Gestalten in weissen Gewändern zu ihnen und müde werden, sondern sagen: «Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?» Sie dem Wunder leise, wie einem ermutigen die erstarrten Jünger, den Blick zu lösen und den Vogel, die Hand hinhalten.» Auferstandenen freizugeben. Nun ist er nicht mehr nur für seine Wunder aller Art sind Ge- engen Freundinnen und Freunde, die mit ihm durch Galiläa schenk. Sie lassen sich nicht zogen, da, sondern für alle. erzwingen. Aber wir können ihnen die Hand hinhalten. Das ermutigt auch uns, Jesus nicht zu vereinnahmen für eigene Interessen und Zwecke, sondern uns von ihm einnehmen zu lassen. Aus dieser Beziehung heraus können wir unseren Alltag bestreiten und die notwendigen Entscheidungen, wo wie viel Nähe und wo die nötige Distanz geboten sind, treffen. Nicht mit der Sicherheit, immer das Richtige zu tun, sondern im Wissen, dass gerade in der Unsicherheit «alle Tage bis ans Ende der Welt» Gott bei uns ist. Melanie Berten Klinikseelsorgerin in der Psychiatrie Winterthur und Rheinau forum 11 2020 2
INHALT 4 Foto: Annette Schreyer SCHWERPUNKT Die gar nicht so geheimen Archive des Vatikans Wenige kennen die vatikanischen Archive so gut wie Hubert Wolf (Mitte). Nun ist Covid-19 ihm und seinem Team in einer besonders spannenden neuen Phase der For- schung in die Quere gekommen. GLAUBEN HEUTE 25 IM ZÜRIPIET DIHEI Kinder beleben die Kirche 8 Viel Fantasie in der Pfarrei St. Konrad « Die Leiden und Unsicherheiten GOTT UND DIE WELT 26 AUS DEN PFARREIEN GLAUBEN HEUTE 9–24 25 unseres Lebens Eine Karriere nach unten Gleichnisse aktuell lehren uns und Madeleine Schildknecht träumt von Vom Haus auf dem Felsen führen uns zur Rei- sozialer Gerechtigkeit. Sie wird Baldegger Schwester und riskiert FORUM IM FORUM 28 fe, zur Erfahrung einen Aufbruch. Leserbriefe des Ur-Grunds Für Gleichberechtigung in der Kirche unseres Lebens.» Foto: Christoph Wider Junia-Initiative Maria Kolek Braun in ihrer Kolumne «Wo sich mein Fundament findet» BOUTIQUE 29 Schaufenster Podcast «Ohne Punkt und Komma» AGENDA 31 SCHLUSSTAKT 32 Was ich einmal war … Thomas Lichtleitner, Gemeindeleiter – und Coiffeur ONLINE + Paradise reloaded Hans von Trotha über die Lust am Gärtnern – mit Anleitung, wie sich Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 5. Mai 2020 der Paradiesgarten im Kleinen Titel: Im päpstlichen Archiv des Vatikans wurden verwirklichen lässt. am 2. März die Akten zu Pius XII. zugänglich gemacht. www.forum-pfarrblatt.ch Foto: kna-bild.de forum 11 2020 3
SCHWERPUNKT Die gar nicht so geheimen Archive des Vatikans Wenige Menschen kennen die vatikanischen Archive so gut wie der Kirchenhistoriker Hubert Wolf. Er beschreibt den Lebenstraum eines jeden Historikers aus erster Hand. dern sollten, dass das alte Papier und Pergament zerfiel.» Sie zu betreten, war wegen des dort herrschenden Unterdrucks und des geringen Sauerstoffgehalts lebensgefährlich, wenn nicht von aussen ein «fremder Bibliothekar die Sau- erstoffzufuhr regulierte». 100 Kilometer Aktenregale Dan Brown hat damit in der Tat eine perfekte Kulisse für einen spannenden Thriller geschaf- fen. Nur muss man, seine Worte aufgreifend, sagen: Das Bild, das sich Dan Brown im Lauf der Jahre vom Archiv gemacht hat, könnte unzutref- fender nicht sein. Die Szenerie ist nicht einmal gut erfunden. Das Einzige, was wirklich stimmt, ist, dass Foto: kna-bild.de für jeden Historiker, der in dieser einmaligen Sammlung arbeiten darf, ein Lebenstraum in Erfüllung geht. Das Vatikanische Geheimarchiv ähnelt jedoch einem Flugzeughangar so wenig wie einer gotischen Krypta. In den meisten Räu- Beim sogenannten Wie es im Vatikanischen Geheimarchiv aussieht, men stehen ganz normale, aber schier endlose «Geheimarchiv» handelt weiss jeder – zumindest, wenn er Dan Browns Aktenregale, insgesamt rund hundert laufende es sich um das persön «Illuminati» gelesen hat. Für den Helden des Kilometer, überirdisch und unterirdisch. liche Archiv des Papstes. Thrillers Robert Langdon wurde ein Lebens Das Vatikanische Geheimarchiv ist jedoch Um dies zu verdeutlichen traum wahr, als er endlich Zutritt erhielt. Und das einzige Archiv der Welt, das man nur durch wurde es 2019 in seine Vorstellungen von diesem geheimnis einen täglichen Grenzübertritt, und zwar von «Archivum Apostolicum umwitterten Ort dürften unseren weitestgehend der Republik Italien in den Vatikanstaat, besu- Vaticanum» umbenannt. entsprechen: «Langdon hatte sich staubige chen kann. Es öffnet um 8.30 Uhr und schliesst Bücherregale vorgestellt, die von alten, zerfled- am Abend gegen 17.00 Uhr. derten Folianten überquollen, Priester, die bei An der Porta Santa Anna, dem offiziellen Kerzenlicht die Bestände katalogisierten, Blei- Grenzübergang, zeigt man den Schweizergar- glasfenster und Mönche mit Federkielen über disten seinen Benutzerausweis, dann kontrol- Schriftrollen.» liert die vatikanische Gendarmarie fünfzehn Aber als er das «Archivio Segreto Vaticano» Schritte später noch einmal. Dann geht es zwei- endlich betreten durfte, war alles ganz anders. hundert Meter Richtung Damasushof in den Langdon wurde – wie es Dan Brown eindrucks- Vatikan hinein. Dort wendet man sich nach voll beschreibt – in einen dunklen unterirdi- rechts und steht nach weiteren fünfzig Schritten schen Raum geführt, der wie ein riesiger Flug- vor dem Eingang zum Archiv. zeughangar aussah, in den man ein Dutzend Ausweis abgeben, Schlüssel für die Gardero- freistehender Squashspielfelder mit gläsernen be entgegennehmen, in den dritten Stock hoch- Wänden eingebaut hatte. «Es waren Bücher gehen, oder, falls man vatikanischen Aufzügen tresore, hermetisch gegen Feuchtigkeit und traut, hochfahren zum Benutzersaal, am Banco Wärme isoliert, luftdichte Kammern, die verhin- Schlüssel abgeben und sich in das Benutzer- forum 11 2020 4
Foto: Privatarchiv Barbara Schüler buch eintragen, in die «Sala degli Indici» mit Völlig haltlos ist auch der Vorwurf Dan tausenden von hand- und maschinenschrift Browns, der Zugang zum Vatikanischen Geheim Foto: Andreas Kühlken/kna-bild.de lichen Inventaren und Verzeichnissen von Ar- archiv sei nur besonders papsttreuen Katholi- chivbeständen gehen, einige Signaturen identi- ken, und hier wiederum nur Männern, erlaubt. fizieren und drei Schachteln bestellen. Tatsächlich spielen das Taufbuch und das Ge- Dann heisst es etwa eine Stunde warten, bis schlecht bei der Zulassung überhaupt keine das Archivmaterial kommt. In der Zwischenzeit Rolle. Ausschlaggebend ist allein der Nachweis werden weitere Indices gewälzt und weitere Sig- wissenschaftlichen Könnens, bestätigt in der naturen notiert. Denn für den Nachmittag kann Regel durch den Professor oder die Professorin man noch einmal zwei Archiveinheiten bestellen. einer Universität. Mindestvoraussetzung ist aber der Abschluss eines akademischen Studiums in Hubert Wolf (*1959) ist einer der renommier- Katholiken bleiben nicht unter sich Geschichte, Theologie oder einer verwandten testen Kirchenhistoriker Der modern ausgestattete Lesesaal bietet Ar- Wissenschaft mit dem Magister Artium oder der Gegenwart. Dem beitsplätze für etwa siebzig Forscher, von denen heute eben einem Master. Leibniz-Preisträger von 2003 gelingt es auf die meisten ihren Laptop dabeihaben. Zwar wird herausragende Weise, um angemessene Kleidung gebeten, aber gerade Von geheim zu apostolisch Kirchengeschichte die jüngeren Historikerinnen und Historiker tra- Seriöse Wissenschaftler glauben auch nicht, interdisziplinär zu ver- netzen – und zwar gen manchmal auch Turnschuhe und Jeans. dass die katholische Kirche hinter den hohen innerhalb der Theologie Durch die grossen Fenster fällt der Blick auf Mauern des Vatikans den Heiligen Gral oder wie in der gesamten einen Innenhof, wo ein kleiner Brunnen plät- sonstige Geheimnisse versteckt, die den Be- Geisteswissenschaft. schert, und die Mitarbeiter der kleinen Cafete- stand der Kirche gefährden könnten, wie Dan Seit 1999 ist Hubert Wolf Professor für Kir- ria einen erstklassigen Cappuccino und ebenso Brown schreibt. Sie kritisieren höchstens die chengeschichte an leckere Cornetti servieren. Hier ist der einzige Praxis des Papstes, nach Belieben bestimmte der Wilhelms-Univer Ort im Archivbereich, an dem man reden darf. Bestände zugänglich zu machen und dabei kei- sität im westfälischen Münster. Mit seinen Hier trifft man Kolleginnen und Kollegen aus ner festen Frist zu folgen. Es ist also nicht so, Publikationen gelingt der ganzen Welt. Hier werden internationale dass bestimmte Aktengruppen wie in staatlichen es ihm immer wieder, Kongresse und Forschungskolloquien geplant, Archiven nach Ablauf einer bestimmten Frist über den universitären Diskurs hinaus ein Gastvorträge abgemacht und Drittmittelprojek- automatisch zugänglich werden, etwa Sachakten breites Publikum an- te besprochen. Für den fantasievoll mordenden nach dreissig Jahren oder Personalakten nach zusprechen. Mönch aus Dan Browns Thriller wäre das ver- fünfzig Jahren. mutlich ein eher wenig inspirierendes Umfeld. Aber der andauernde Hype um die Gerüch- Und lebensgefährlich ist es auch nicht. te über die Geheimnisse, die die Kirche angeb- forum 11 2020 5
SCHWERPUNKT Foto: kna-bild.de Foto: Privatarchiv Barbara Schüler Die Forschungsgruppe lich in den Kellern des vatikanischen Archivs sich allein für diesen Zeitraum um rund 200 000 aus Münster trägt sich versteckt habe, hat sogar eine Institution wie die archivalische Einheiten – also Schachteln, Bü- am 2. März 2020 ins katholische Kirche, die eigentlich in Jahrtausen- schel, Faszikel – mit jeweils bis zu tausend Blatt. Benutzerbuch ein. Sie den denkt, unruhig werden lassen. Deshalb wur- In den anderen vatikanischen Archiven – hier erhält damit Zugang de im Herbst letzten Jahres das «Vatikanische sind vor allem das Archiv des päpstlichen Staats zu den neu geöffneten Geheimarchiv» in «Vatikanisches Apostolisches sekretariats und das der Glaubenskongregation Beständen aus der Archiv» umbenannt. zu nennen – gibt es noch einmal so viel Material, Zeit von Papst Pius XII. Damit ging eine über vierhundert Jahre dau- das neu zugänglich wurde. – und zur Cafeteria, die mehr bietet als bloss ernde Geschichte zu Ende, denn Papst Paul V. Leider machte Covid-19 den Forschern be- erstklassigen Espresso. richtete 1610 das «Geheimarchiv des Vatikans» reits nach fünf Tagen einen Strich durch die dort ein, wo es sich bis heute befindet. Freilich Rechnung: Alle vatikanischen Archive wurden gibt es bereits seit dem vierten Jahrhundert ver- auf unbestimmte Zeit geschlossen. Ob es in die- lässliche Zeugnisse für die Existenz von Archi- sem Jahr wieder aufmacht, steht in den Sternen ven des Bischofs von Rom. Seither wuchs dem – oder besser: liegt in Gottes Hand. Archiv des Papstes kontinuierlich immer mehr Dabei steht der Pontifikat Pius’ XII. im Fokus Material zu. des wissenschaftlichen und öffentlichen Inter- esses. Denn dieser Papst gilt als eine der um- Neues Licht auf Pius XII. strittensten Persönlichkeiten des 20. Jahrhun- Erst im Jahr 1881 machte Leo XIII. das Archiv derts. Für seine Gegner war er schlicht «Hitlers erstmals allgemein der historischen Forschung Papst», für seine Anhänger, die ihn unbedingt zugänglich, zunächst freilich nur die mittel zur Ehre der Altäre erhoben sehen wollen, einer alterlichen Bestände. Dann folgten bald Quellen der grössten Wohltäter des jüdischen Volkes. aus der Epoche der Frühen Neuzeit. Warum hat er zum Holocaust geschwiegen? Zölibat – 16 Thesen Es kristallisierte sich immer mehr die Praxis Warum konnten nach 1945 NS-Verbrecher mit- 190 Seiten. heraus, dass im Abstand von zehn bis zwanzig Jah- hilfe des Vatikans nach Südamerika entkom- C.H. Beck 2019 ren ein Pontifikat nach dem anderen zugänglich men? Und warum hat Pius XII. drei Jahre nach ISBN 978-3-406-74185-2 gemacht wird. Dabei entscheidet der Papst als In- Ende der Ermordung von sechs Millionen Juden haber des Archivs allein, wann welche Bestände den Staat Israel nicht anerkannt? Verdammtes Licht – Der Katholizismus und die geöffnet werden. So wurde in den 1990er Jahren die Bestände Benedikts XV. (1914–1922) geöffnet. Ergebnisoffen forschen Aufklärung 314 Seiten. 2006 folgte der Pontifikat Pius’ XI. (1922–1939). Diese und viele andere Fragen können nur mit- C.H. Beck 2019 Am 2. März dieses Jahres folgten endlich alle hilfe der vatikanischen Quellen sachgerecht ISBN 978-3-406-74107-4 Akten Pius’ XII. (1939–1958). Dabei handelt es beantwortet werden. Und an dieses Material forum 11 2020 6
Foto: Privatarchiv Barbara Schüler müssen ergebnisoffene Fragen gestellt werden, Fall – luftdichte Unterdruckkabinen mit morden- jenseits von Apologie und Polemik. Und natür- den Mönchen, die die Sauerstoffzufuhr abstel- lich gibt es einen wissenschaftlichen Wettstreit, len, gehören ohnehin ins Reich der Phantasie. manchmal sogar mit Wetten, wer welches Doku- Ärgerlich sind aber die Ignoranten in Kirche und ment zuerst findet. Aber es ist eine faire Aus Öffentlichkeit, die sich auch von eindeutigen einandersetzung. Und die Ergebnisse dürfen Quellenbeweisen nicht überzeugen lassen, son- offen publiziert werden. dern alles schon im Vornehinein wissen. Für sie Eine Zensur findet im vatikanischen Archiv ist auch jahrelange Arbeit in den vatikanischen nicht statt. Gefährlich sind das Archiv und seine Archiven vergeblich Liebesmüh. allzeit hilfsbereiten Mitarbeiter in gar keinem Hubert Wolf Mehr Licht auf das Pontifikat von Pius XII. (1939–1958) Der Papst, der wusste und schwieg Covid-19 stoppt Forscherteam In einem Dossier für das Wochenmagazin «Die Zeit» (Ausgabe Nur fünf Tage lang konnte Hubert Wolf den Bereits am 6. März machte Covid-19 dem 18/2020) geben Hubert historischen Moment auskosten. Am 2. März Historikertraum ein jähes Ende. Die Archive Wolf und sein Forscher- team erste Einblicke waren endlich die Akten zum Pontifikat von des Vatikans wurden auf unbestimmte Zeit ge- in ihre Funde aus den Pius XII. der Forschung zugänglich gemacht schlossen. Jetzt wurden die vollendeten Ab- Archiven des Vatikans. worden. Ein höchst umstrittener Papst. Für die schriften erst recht kostbar. www.zeit.de einen ein Heiliger, Freund und Retter der Ju- Hubert Wolf schätzt, dass die Aufarbeitung den. Für die anderen «Hitlers Papst», ein mut- der gesamten Amtszeit von Pius XII. an die loser Zauderer, der den Schutz der katholi- zehn Jahre in Anspruch nehmen wird. Bereits schen Kirche über alles andere stellte. die ersten Tage brachten erschütternde und Die Forscher aus Münster waren die Aller- spektakuläre Funde, die ein neues Licht auf ersten, die ins Archiv gelassen wurden. Sieben Pius XII. werfen. von dreissig Arbeitsplätzen konnten sie sich Ab wann die Münsteraner die vatikani- ergattern. 200 000 Schachteln mit Millionen schen Archive weiter durchforsten können, ist von Blättern warteten darauf, von ihnen unter allerdings ungewiss. die Lupe genommen zu werden. bit forum 11 2020 7
IM ZÜRIPIET DIHEI Kinder bringen Leben in die Kirche Während des Lockdowns fallen auch der pfarreiliche Religionsunterricht, die Jubla-Stunden und Ministranten-Anlässe aus. Mit viel Fantasie und Liebe wird das aber wettgemacht. bensmittelpakete, ergänzt mit selber ge- schriebenen liebevollen Karten, für Menschen in Not in Zürich. Natürlich konnte sich auch die Gruppe «Junge Familie» nicht mehr treffen. Da sie schon vor dem Lockdown per Mailgrup- pe vernetzt waren, haben sie nun ihren rund 80 angeschlossenen Familien un- gefähr alle zwei Wochen ein Mail ge- schickt mit Spielideen und Informa tionen – z. B. über die Gratishotline der Paarberatung. Das Seelsorgeteam hat trotz Lockdown einen guten Kontakt zu den Pfarreimitgliedern. «Bei Gesprächen in der Migros oder am Telefon haben wir gemerkt, dass es für Familien, die eng aufeinander wohnen oder für die es fi- Foto: St. Konrad ZH/zvg nanziell knapp ist, schwierig wird», sagt Daniela Scheidegger. «Da wir im Pfar- reizentrum einen grossen Fundus an Spielsachen haben, laden wir diese Familien ein, einzeln vorbeizukommen Drei Jugendliche, die für Broken Bread eingekauft haben. und etwas mitzunehmen, was zuhause etwas Freude und Entspannung brin- gen kann.» Auch für die zwangsläufig Der Brief einer 5.-Klässlerin, nennen wir der Kirche versteckt, die sie dann wie- verschobene Erstkommunion hatte das sie Elena, an Daniela Scheidegger, Pfar- derum suchen konnten.» Die Initiative Pfarreiteam eine Idee. Nebst der Anlei- reibeauftragte in St. Konrad, spricht für hat sich inzwischen verselbständigt: Die tung zu einer kleinen Feier zuhause sich: «Hier zuhause langweilige ich mich «Oberminis», für die kleineren Minis werden die Namen der Erstkommuni- sehr, aber mit den vielen bunten Ideen verantwortliche Jugendliche, haben sel- on-Kinder auf der Pfarreiseite des fo- und fröhlichen Nachrichten aus der ber angefangen, den Kleineren Rätsel rums publiziert, so dass Pfarreimitglie- Pfarrei geht es mir schon besser. In zu schicken – z. B. eines, in dem alle Na- der, welche die Kinder kennen, ihnen dieser aussergewöhnlichen Zeit haben men der Kinder vorkommen. eine Wunschkarte schreiben können. mich Ihre Tut-Kindermagazine mit den lustigen Witzen und Bastelideen zum «Auch die Blauring-Leiterinnen sind sehr «Der Kontakt zu den Kindern ist uns Lachen gebracht. Ich danke Ihnen wirk- aktiv», erzählt die Gemeindeleiterin. wichtig», sagt Daniela Scheidegger. lich sehr!» Diese «fröhlichen Nachrich- «Sie schicken ihren Mädchen jede Wo- «Sie sollen merken, wie wichtig und ten» hat das Katechetinnenteam den che eine ‹Challenge›, also eine kleine wertvoll sie uns sind – und dass wir sie Primarschulkindern in insgesamt drei kreative Aufgabe. So haben sie z. B. eine vermissen.» Offensichtlich ist das ge- Versänden zukommen lassen. Doch da- Tanzchoreographie – jede bei sich zu- genseitig. Elena schliesst ihren Brief: mit nicht genug. Für die rund 30 Minis- hause – einstudiert und aufgenommen. «Es wird die Zeit kommen, in der ich trantinnen und Ministranten wurden an Auf ihrer geschützten Homepage haben wieder in die Kirche kommen kann, um Ostern Schoggihasen in der Kirche ver- sie diese dann allen gezeigt.» Die Schü- zu ministrieren, und ich Ihnen wieder steckt, die sie dort suchen konnten. lerinnen und Schüler des Oberstufen- die Hand schütteln darf. Bis dahin wer- «Fast alle Minis kamen irgendwann in Religionsunterrichts sowie die Jungen de ich Ihnen schreiben!» die Kirche und haben sich auf der Liste im Firmkurs von St. Konrad beteiligen Beatrix Ledergerber-Baumer abgestrichen», freut sich Daniela Schei- sich an der Aktion «Broken Bread»: Sie degger. «Daraufhin haben wir ihnen ein kaufen entsprechend einer Liste Le- Rätselcouvert geschickt und Preise in bensmittel ein und machen daraus Le- www.st-konrad.ch forum 11 2020 8
GLAUBEN HEUTE U B E N HGLAUBEN E U T EHEUTE Gleichnisse aktuell ➜ Haus auf dem Felsen LUKAS 6,47–49 Illustration: Nadja Hoffmann Vom Haus auf dem Felsen Jesus sagte: Ich will euch zeigen, wem ein Mensch gleicht, der zu mir kommt und meine Worte hört und danach handelt. Er gleicht einem Mann, der ein Haus baute und dabei die Erde tief aushob und das Fundament auf einen Felsen stellte. Als ein Hochwas- ser kam und die Flutwelle gegen je- nes Haus prallte, konnte sie es nicht erschüttern, weil es gut gebaut war. Wer aber hört und nicht danach han- delt, gleicht einem Mann, der ein Haus ohne Fundament auf die Erde baute. Die Flutwelle prallte dagegen und sofort stürzte es ein; und der alität ganz Spiritualitätalltäglich ganz alltäglich Wo sich mein Einsturz jenes Hauses war gewaltig. Fundament findet Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, voll aus auf Haus dem auf dem FelsenFelsen Alle, die ein Haus gebaut haben, wissen, ben und sich in sein Leben zu fügen; es ständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe dass sie die Bauweise an den Unter- bleibt, zu akzeptieren, dass die eigenen © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart e eingrund Haus anpassen Alle, gebaut die ein müssen. Haus gebautEshaben, ist von Vor- haben, Pläne durchkreuzt durch wissen,wissen, sind, eine Trennung,durch ichdurch gedemütigt eine Trennung, Schick- durch Alle Rechte vorbehalten Sch e ihre teil,Bauweise einensie dass Keller ihre für das Fundament Bauweise an an denden Untergr- undsalsschläge: aus-Untergr- verletzt bin, danndas Selbstwertgefühl salsschläge: bleibt nichts anderes dann bleibt nichts and passen hebenund zu können.müssen. müssen. anpassen So einEs Gebäude Esist ist vonist von Vorteil, zerstört gut Vorteil,übrigist, alsdass die ich von übrig Kontrolle Schmerz abzugebenerfüllt als die Kontrolle abzugeben und gegründet. man einen wenn man Keller einen Keller fürfür das das Funda- bin.sich Funda- Das in alles nicht sein zu Lebensichverdrängen inoder zu fügen; zu Serie: alssein Symbolik kurz Leben zu erklärt fügen; al usheben kann, ment ausheben kann,und dieses und dieses Fun-schönzureden, Fun- sondern akzeptieren, diewahr dassakzeptieren, sein Pläne eigenen zu dass die eigenen P dann So auf hm vollziehbar oder sehreiner dament wie Lehm dann dieses Gestein ist auf oder für Bild den festen einervon Gestein festen Hausbau, steht. steht. Erdschicht JesusErdschicht nach- So einsich so sehr So durchkreuzt lassen, so wie es sind, verletzt ein etwas bin, das Neues durchkreuzt ist, ist ich die gedemütigt verletzt Chance, dass Selbstwertgefühl zeigen kann. Burg und bin, zer- sind, ich gedemütigt das Selbstwertgefühl de istirritiert gut es,ge-gründet. Gebäude wennist gut ge-gründet. wir es auf unseren Glau- stört ist, dass ichstört von tiefem ist,Schmerzdass Burgenich liegen von tiefem normalerweise auf derSchm dieses So Bild sehr Jesu dieses Bild für Jesu für ben beziehen: hier geht es eben nicht um den den konkret- konkret- erfüllt bin. 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So einfach, wie wie Jesus Jesus das der Hand das fallen, finde ich nicht einfach, weil ich drückend sie auch sind, lehren uns und der was geradeHandgenommen fallen, was gerade mein Fels, meine Burg, mein Retter.» genom t, istsuche. es inkann darstellt, Ich unserem ist esihn in unserem nicht aktiv Glaubensle- Glaubensle- durch führen wurde, uns damit zur Reife,siewurde, neuErfahrung zur gefüllt werdendamit des sie neu Eine Burgvision in diesem gefüllt Sinne ent- we nicht: meine den ja nicht: felsigen benAnstrengung den felsigen tragenden finden. tragenden kann.» (Nach Ur-Grunds unseres Erichkann.» Ellinger) Lebens. (Nach Erich wirft Ellinger) auch die mittelalterliche Mysti- nd des Lebens Ur-Grund des Lebensfinde finde ich nicht ich Wir nichtfinden es vor:Wir finden nach durchlebter und es vor: nach durchlebter kerin Hildegard von Bingen in ihrem , weil Ich ich einfach, glaube, suche. weil dassichdiesuche. meisten Ich Ichvonkannuns ihn erlittener kann Nichtihn Trauer, ich finde es:erlittener nach Die Erfahrung, dass Trauer, durchgestande- nach durchgesta Buch «Scivias». ktiv dies durch nicht aktiv meine durch meine Anstrengung Anstrengung nen Krisen erst erfahren können, wenn sie die mein Leben gegründet und geborgen istund innen grossem Krisen Schmerz en- und Weil diegrossem in Burg durch ihre Mauern Schmer finden. tdecken Kontrolle über ihr Leben aus den Hän- im Ur-Grund des Lebens, den wir Gott wir, dass tdecken es eine Kraft in wir, uns dass es eine und ihre Unnahbarkeit aber auch Kraft in ube, dass denIch gebendie glaube, meisten dass müssen. dieDies meisten kann von von durch uns uns dies gibt, nennen. die diesDannwirkann nichtichgibt, alsJesus unsere die eigenewir zustimmen: bez- nicht trennt, wird als sie unsere oft auch als Symbol eigene ahren können, erst erfahren wenn können, wenn siesie die die Kon- eichnen Kon- eine Krankheit ausgelöst werden, oder Wer Gott gefunden hat, ist wie jemand,würden, eichnen eine Kraft, die uns würden, hat eine Kraft, der Transzendenz gesehen. Beispiel die un ber wenn ihr trolleLeben über ihr Lebenaus aus den den Händen Händen wachsen und Kinder sich anders entwickeln, als der sein Haus auf Felsen baut. Aber wachsen reifen lassen. Die Leidenund dafür ist die Vision der himmlischen Le reifen lassen. Die müssen; wenn geben müssen; wennsie sie mitmit ihrem ihremund Unsicherheiten und unseresUnsicherheiten Lebens, so unseres Leben man es sich gewünscht hat, durch den erst dann. Stadt Jerusalem, die in der christli- am Ende Latein am sind: Ende sind: dies dies kann kann durch durchschmerzhaft undschmerzhaftbedrückend sie auch und bedrückend sie Verlust der Arbeit, durch Trennung, Maria Kolek Braun Seelsorgerin chen Kunst als überwältigende und chwere eine schwereKrankheit Krankheit ausgelöst ausgelöst sind, lehren uns und sind,führen lehren uns zur Re- uns und führen uns zur Schicksalsschläge. Dann bleibt nichts Psychiatrie und Regionalleiterin Dienst- grossartige Burg dargestellt wird. , oder werden, wenn oderKinder wenn Kinder sich sich ganz ganz an- ife, an- zur Erfahrung ife, zur Erfahrung des Ur-Grunds un- des Ur-Grunds anderes übrig, als die Kontrolle abzuge- stelle Spital- und Klinikseelsorge bit twickeln, als man ders entwickeln, als manes sich es sich gewün- gewün-seres Lebens. seres Lebens. t, durch den scht hat, durchVerlust den Verlust derder Arbeit,Arbeit, forum 11 2020 25
GOTT UND DIE WELT Eine Karriere nach unten Madeleine Schildknecht träumt von sozialer Gerechtigkeit. Sie wird Baldegger Schwester und riskiert einen Aufbruch. Von der Freiheit, sich fallen zu lassen – und unten anzukommen. r d e n s l eute o &aBenteuer Früher wie heute gibt es Menschen, die mit einem Auftrag in unbekannte Länder gehen. Sie lassen Vertrautes zurück, begegnen Fremdem und kehren verändert zurück. Diese drei Schritte sind auch die Struktur von Mythen und Heldinnenlegenden. In dieser Serie fragen wir Menschen, die für einen Or- den mit einer Mission unterwegs sind, nach ihrem Abenteuergeist. Madeleine ist gespannt. Wird sich die Frau, eine ihrer Fachkräfte in der Jugend- arbeit,wirklich fallen lassen? Die Schwes- ter hat das Seminar organisiert und beob- achtet nun den Prozess. Natürlich kennt sie die jungen Menschen hier, begleitet sie, nimmt sie wahr, versucht ihnen Auf- gaben zu geben, die ihnen entsprechen. Einige haben sich heute schon fallen ge- lassen. Klar. Bei ihr nun wäre Madeleine überrascht. Die anderen offenbar auch, sie beginnen sich zu nerven. In diesem Moment wird aus der Beobachterin Madeleine intuitiv die Akteurin: Ob sie statt der Kollegin die Übung machen sol- 1953: Geburt in Bischofszell (TG) 1974: Primarlehrerdiplom le, fragt sie in die Runde. Die junge Frau in Baldegg (LU) ist entlastet und alle Augen sind auf Ma- 1974–1977: Primarlehrerin deleine gerichtet. «Ich brauchte sehr viel Foto: Christoph Wider in Eschlikon (TG) 1977: Eintritt ins Kloster Baldegg (LU) Überwindung, weil ich auch unsicher war 1985: Lizentiat in Psychologie, und wirklich Berührungsangst hatte», Pädagogik und Publizistik weiss die Schwester bis heute. Sie über- 1984–2000: Lehrerinnenbildung am Seminar Baldegg wand sich – und liess sich fallen. Danach 2000: Ausreise nach Bosnien und auch die junge Frau, «ohne zu zögern». Herzegowina; Spracherwerb in Gefragt nach einem abenteuerli- Banja Luka Sarajevo, Herbst 2004, Seminar für Fach- chen Moment, erinnert sich Madeleine 2001: Aufbau des Vereins «NARKO-NE» in Sarajevo kräfte in der Jugendarbeit. Schwester Ma- Schildknecht an diesen. Sie hatte sich 2002: Start der Projekte mit deleine steht am Wegrand und fokussiert tatsächlich fallen gelassen. In diesem Jugendlichen in ethnisch ihren Blick: Auf eine junge Frau, die Moment ist aber auch gelungen, was sie gemischten Gruppen 2004: Start der Mentoring-Program- knapp zwei Meter erhöht auf einem mit all ihrer Arbeit erreichen wollte: me von Studierenden für Kinder grossen Stein steht. Die junge Frau soll «dass die jungen Menschen lernen, sich 2015: Rückzug aus der Geschäfts sich fallen lassen, von oben hinunter, in füreinander zu engagieren». Dafür hat- leitung von «NARKO-NE» 2017: Aufbau von «Community Care» die Hände ihrer Kolleginnen und Kolle- te sie 2002 «NARKO-NE» gegründet, für Betagte in Zentral- und Ostbosnien gen, die sie auffangen wollen. «Vertrau- einen Verein mit Sitz in Sarajevo, der ensfall» heisst die Aufgabe. Schwester heute in ganz Bosnien und Herzegowi- forum 11 2020 26
In den Projekten arbeitete Schwester Madeleine mit kroatischen, serbischen und bosniakischen Jugendlichen zusammen. Foto: Privatarchiv Madeleine Schildknecht/zvg na Projekte zur Suchtprävention orga- nisiert. Suchtprävention durch «gesunde Alternativen»: Theater, journalistisches Arbeiten, kreative Sommerwochen, ein Mentorensystem, bei dem Studierende die Patenschaft für ein Kind überneh- men. Eines kam zum anderen. Heute engagieren sich laut Website neun Fach- leute und rund 170 Freiwillige. «Ich habe sehr viel Energie investiert, Leute vor Ort aufzubauen. Meine ersten Mit- arbeitenden waren Studienabgänger, Womöglich wird sie selbst dort alt wer- die keine Chance hatten, eine Arbeit zu den, in jenem Land, in das sie damals Drei Fragen finden. Sie und die Freiwilligen, mit de- mit 47 Jahren aufgebrochen ist, um «un- nen sie arbeiteten, hätten in eine Sucht ter Menschen zu leben, die von Frieden Aufbruch: Wer waren Sie damals, abrutschen können, wie viele zu dieser und Gerechtigkeit ausgeschlossen sind». als Sie aufgebrochen sind? Zeit.» Und viele, bis heute. Im Blick zurück sagt Madeleine «Ich war Lehrerbildnerin und habe sehr Es waren die Jahre nach dem Bos- Schildknecht: «Der Aufbruch damals, gern unterrichtet. Ich war gut organi- nienkrieg. Häuser, Schulen, Kirchen das war ein Akt der Selbstbestimmung. siert und habe sorgfältig geplant. Das und Moscheen lagen in Trümmern, so Bei uns gehört es nicht zur Regel, dass konnte ich wirklich gut. Als ich aufge- zeigen es auch die Fotos in Schwester Schwestern alleine gehen und noch dazu brochen bin, stand ich an einer Lebens- Madeleines Alben, in denen sie ihre in eine Aufgabe, die niemand kennt.» Die wende. Ich hatte den Eindruck, dass ich erste Zeit in Bosnien und Herzegowina Ordensleitung hatte ihr diesen «persön- jetzt den Weg gehe, den ich eigentlich liebevoll dokumentiert hat. Im Jahr lichen Suchweg» zugestanden. In einer mein ganzes Leben gehen wollte.» 2000 war sie angekommen, nur fünf Zeit, in der die Schwesterngemeinschaft Jahre nach Kriegsende. «Mein Eindruck kleiner wurde und Madeleine sich als Initiation: Wer ist aus Ihnen geworden war, dass viele traumatisiert waren. eine der jüngeren Schwestern ernste durch die Zeit in der Mission? Therapie gab es keine. Da habe ich es Sorgen um die Zukunft des Ordens «Ich glaube, ich habe eine Wende ge- als sinnvoll angesehen, den Jungen ein machte. «Ein Aufbruch einer kleinen macht, von den Strukturen hin zu den Arbeitsfeld zu bieten, in dem sie ihre Schwesterngemeinschaft» – den Made- Räumen dazwischen. Meine Intuition Potenziale entfalten können.» Beson- leine mit ihrem eigenen Aufbruch von hat sich entwickelt, aus der Situation derheit: kroatische, serbische und bos- Baldegg verband – «hat nicht stattgefun- herauszuschauen, was jetzt dran ist, niakische Jugendliche arbeiten zusam- den. Unsere Gemeinschaft wird definitiv was anderen und mir selbst weiterhilft.» men. Katholische, orthodoxe und mus- immer kleiner und älter», weiss sie heu- limische Menschen. Das war gegen den te. Resigniert? «Das heimliche Feuer un- Rückkehr: Wer sind Sie heute, mit politischen Trend damals, und ist es ter der Asche brennt weiter», sagt sie nur Ihren Erfahrungen im Gepäck? auch heute. Als Schwester Madeleine und zählt auf, woran sie dabei denkt: die «Jetzt, mit 66 Jahren, habe ich einen die operative Leitung von «NARKO- Anteilnahme der Mitschwestern, ihre grossen Erfahrungsschatz: aus der Ju- NE» abgab, 2015 mit 62 Jahren, übergab Beziehungen zu Menschen, die sie fach- gendarbeit, aus der Entwicklung und sie sie an Amir Hasanovi, diplomierter lich und finanziell unterstützen, die Le- Leitung von Projekten in Suchtpräven- Sozialarbeiter – und Muslim. bensfreude der Jungen. tion und Gesundheitsförderung. Was Seither ist es ruhiger geworden um Persönlich hat sie gefunden, wonach ich gelernt habe, nutze ich weiter für Schwester Madeleine. Weiterhin ver- sie suchte: «sozial und gerecht zu leben – Projekte für und mit Betagten. Ich sucht sie das zu erfüllen, was sie als ihre eine Karriere nach unten». Schwester schaue immer wieder, was mir all die «Mission» buchstabiert: «etwas in der Madeleine erinnert sich an den Moment, Jahre Leben und Energie gegeben hat. Zukunft zu sehen, das mit meinem eige- als sie sich von dem grossen Stein fallen Daran versuche ich anzuknüpfen.» nen Lebensplan zu tun hat». Denn ob- liess: «Da ging mir auf, dass es wohl noch wohl sie ihre «Karriere nach unten» viel schwieriger ist, mich wirklich in Gott nach Bosnien und Herzegowina geführt hineinfallen zu lassen. Nach und nach Verein «NARKO-NE» hat, sieht sie sich weiter unterwegs nach verstand ich, dass Gott ein Gott des Le- «NARKO-NE» ist eine Wortschöpfung: «unten», immer wieder neu. Zusammen bens ist. Mein Weg half mir, die Angst ab- «Narko» ist der erste Teil von «Narkotika» mit dem Franziskanerorden hat sie be- zulegen, vor ihm, vor den Menschen und – Betäubungsmittel, «Ne» heisst Nein. gonnen, ein nachbarschaftliches Netz- vor dem Leben.» Nein zu Betäubungsmitteln aller Art. werk für alte Menschen aufzubauen. Veronika Jehle forum 11 2020 27
FORUM IM FORUM Schweizer Bischofskonferenz Leserbriefe forum 10/2020 Gottesdienst-Schutzkonzept «Editorial» Die vielen Proteste gegen das Gottes- dienstverbot zeigen mir eine viel zu starre Fixierung auf den üblichen Got- tesdienst. Es sei ein Angriff auf das Grundrecht der freien Ausübung der Religion, heisst es. Ich habe mich nicht daran gehindert gefühlt, meinen Glauben zu leben. «Wo zwei oder drei Foto: Manuela Matt in meinem Namen beisammen sind» meint nicht nur den Gottesdienst in einer Kirche! Das kann überall sein, auch zuhause oder im Beisammen- sein bei Gottesdienstübertragungen. Die Forderung, möglichst rasch Desinfektionsmittel am Eingang, zwei Me- empfehlen die Bischöfe Anmeldever- wieder Gottesdienste zuzulassen, ist ter Abstand bei der Kommunion:Die Schwei- fahren mit Platzreservationen. Die Aus- unchristlich. Der Schutz des Lebens zer Bischöfe haben ein Schutzkonzept für teilung der Kommunion muss unter Be- steht bei uns Christen an oberster Gottesdienste in Corona-Zeiten erarbeitet. achtung der hygienischen Vorschriften Stelle. Wenn wir aber durch Zusam- Der Zugang zum Gotteshaus soll auf ma- erfolgen. Auf dem Fussboden wird der menkünfte Virenübertragungen er- ximal ein Drittel seiner ordentlichen Be- vorgeschriebene Mindestabstand von möglichen, schützen wir gerade nicht sucherkapazität begrenzt werden, heisst zwei Metern mit Klebebändern gekenn- das Leben derer, die an der Infektion es im Schutzkonzept vom 27. April. Die zeichnet. Gläubige, die sich krank füh- dann zu Tode kommen. Ein Verzicht Einhaltung der notwendigen Abstände in len, oder Angehörige der Risikogruppen auf «unser gutes Recht» stünde uns den Sitzreihen muss sichergestellt sein. werden gebeten, zuhause zu bleiben. besser an. Ausserdem nahm ich die- Die Gläubigen müssen vor dem Eintreten Wann wieder öffentliche Gottesdienste sen Verzicht auch als ein besonderes die Hände desinfizieren und Weihwas- stattfinden können, ist unklar. Bislang Fasten wahr. Diesen Verzicht kann serbecken bleiben bis auf Weiteres leer. war vom 8. Juni die Rede. man getrost annehmen, im Glauben, Um zu vermeiden, dass Gläubige vor kath.ch dass uns Gott auch darin begleitet. der Kirche abgewiesen werden müssen, www.bischoefe.ch Ludwig Lang per Mail «Lockdown» Junia-Initiative Der Artikel über Psychiatrie im Lock- down ist sicher gut gemeint und Für Gleichberechtigung in der Kirche möchte zeigen, wie schwer Men- schen in psychiatrischen Kliniken Am 17. Mai wird mit einer offenen Zoom- nern, die den Ortsbischöfen zur «sak von den Folgen der Corona-Krise Konferenz ein Junia-Jahr ausgerufen, um ramentalen Sendung» vorgeschlagen betroffen sind. Aber: Menschen, die für das Anliegen der Gleichberechtigung werden sollen – zusätzlich zu den Pries- nicht zuletzt aufgrund der zusätzli- in der Kirche zu werben. tern, denen in den meisten Fällen das chen psychischen Belastung durch Am 17. Mai, dem Gedenktag der Apo- Spenden von Sakramenten vorbehal- die Krise in eine Notsituation geraten stelin Junia (Römerbrief 16,7), können ten ist. Gesammelt werden einerseits und sich überlegen, in eine Klinik zu sich alle Interessierten einer Zoom- Namen von im Kirchendienst bewähr- gehen, könnten durch solche, auf das Konferenz anschliessen, die ein «Junia- ten Personen, die sich zur sakramenta- Negative fokussierte Berichte davon Jahr» ausrufen wird. Die Öffentlichkeit, len Sendung berufen fühlen. Ander- abgehalten werden. Das ist ein Prob- alle Interessierten, Pfarreiteams und seits können sich Leute auf der Website lem, das z.B. Pro Mente Sana mit ei- Ordensgemeinschaften sollen im kom- eintragen, die diese Personen unter- nem Videochat (https://inclousiv.ch, menden Jahr mit verschiedenen Anläs- stützen. Die Listen sollten ursprünglich Chat von Fr, 24.4.2020) angesprochen sen für gleiche Rechte von Frauen und an diesem 17. Mai übergeben werden. hat, in dem Klinikverantwortliche Männern in der Katholischen Kirche Nun wurde dieser Termin um ein Jahr erklären, warum ein Aufenthalt auch sensibilisiert werden. verschoben, um dem Anliegen eine in diesen Zeiten hilfreich sein kann. Die Junia-Initiative wurde im Okto- breitere Basis zu ermöglichen. Karin Reinmüller per Mail ber 2019 lanciert. Sie sammelt auf ihrer bl Website Namen von Frauen und Män- www.juniainitiative.com forum 11 2020 28
BOUTIQUE SPIELEN mit Jub la Warum ist die Banane krumm Jede und jeder schreibt auf ein Blatt Pa- pier einen Satz, der mit «Warum» anfängt. Dann wird das Blatt so gefaltet, dass das Geschriebene auf die Rückseite zu lie- Satz auf, der mit «Warum» beginnt usw. Alter: ab 10 Jahren gen kommt und nicht mehr zu sehen ist. Dies wird solange wiederholt, bis der Die Zettel werden anschliessend jeweils Zettel voll ist. Dann werde jeweils alle Gruppengrösse: Ab 2 Kindern/ nach rechts weitergegeben. Sätze vorgelesen, die zusammengehören. Jugendlichen Die nächste Person schreibt nun als Das Spiel liefert lustige Antworten Material: Papier und Stifte Antwort einen Satz darunter, der mit auf Fragen, die man schon immer stel- «Weil» beginnt. Dann wird der Zettel len wollte. Zum Beispiel: «Warum ist die www.jublazueri.ch erneut gefaltet und weitergegeben. Die Banane krumm?» – «Weil der Elefant nächste Person schreibt wieder einen im Porzellanladen war.» Schaufenster ➜ Podcast Auf Sendung Lust am Crossover Wenn die Geister traurig sind Im Basler Museum der Kulturen be- gegnen australische Aborigines ihrem geistigen und materiellen Erbe. So, 17. Mai – 8.30 – SRF 2 Kultur Vier singende Theologiestudenten Foto: Christoph Wider und eine Hebamme Mit Folk-Rock will die Band Adam’s Wedding über die grossen Themen des Lebens nachdenken. Do, 21. Mai – 8.30 – SRF 2 Kultur Mit dieser Nummer startet das forum sei- Den Auftakt macht die Schlagzeile nen eigenen Podcast. Einmal im Monat «Schweizer wollen Masken im Zug, aber Wunder Liebe werden sich der Kulturjournalist Tho- nicht im Büro» aus dem «Tagesanzei- Die Erforschung eines Gefühls. mas Binotto und die Soziologin Katja ger» vom 30. April 2020. Diskutiert wer- Sa, 23. Mai – 22.55 – arte Rost, Professorin an der Universität den wahrscheinlich Fragen wie: Muss Zürich, eine Schlagzeile teilen. Davon man Sicherheit anfassen können? – Religionspodcasts – was ausgehend werden sie ohne Punkt und Darf man Regeln diktieren? – Wie viel gibt’s Neues? Komma kreuz und quer durch ihre Relativität steckt in harten Fakten? – Durch Corona werden digitale An Fachgebiete diskutieren. Ernst in der Vielleicht läuft der Hase aber auch ganz gebote vermehrt nachgefragt – auch Sache, frech im Ton, überraschend in anders. Das lässt sich bei «Ohne Punkt jene mit religiösem Inhalt. den Wendungen, gewagt in den Thesen. und Komma» nie voraussagen. So, 24. Mai – 8.30 – SRF 2 Kultur Auf die Sekunde 30 Minuten lang spielen sich Binotto und Rost unter Auf Grund der aktuellen Lage sind Programmänderungen möglich. Bitte Livebedingungen die Bälle zu, spontan «Ohne Punkt und Komma» konsultieren Sie zeitnah die Website: und assoziativ, ohne Fahrplan und Si- Podcast verfügbar auf Spotify und www.srf.ch/perspektiven; www.arte.tv/de cherheitsnetz. www.forum-pfarrblatt.ch forum 11 2020 29
INSERATE NAT INTER irls für G GYMNASIUM, FACHMITTELSCHULE Einstieg August 2020: Jetzt Chancen klären Schreiben Sie uns: sekretariat@theresianum.ch www.theresianum.ch persönlich klasse Das forum im Netz ➜ als PDF zum Download ➜ frei zugängliches Archiv Nächste Inserateschlüsse: ➜ mit Bildern und Tönen angereichert ➜ 18. Mai (Nr. 12) ➜ aktuelle Nummer als Newsletter ➜ 28. Mai (Nr. 13) ➜ 96 Pfarreiseiten mit komfortabler Suchfunktion ➜ 15. Juni (Nr. 14) www.forum-pfarrblatt.ch forum@c-media.ch 23. und 24. Mai 2020 Papst Franziskus erinnert daran, dass Kommunika- tion nur dann authentisch ist, wenn sie konstruktiv ist: «Eine gute Geschichte ist in der Lage, die Grenzen von Raum und Zeit zu überwinden». Möchten Sie auch in Krisenzeiten in Fragen des Glaubens und des kirchlichen Lebens gut infor- miert bleiben? Dann unterstützen Sie diese Kol- lekte für das christliche Zeugnis in den Medien. Damit unterstützen Sie auch die katholischen Medienzentren in Zürich, Lausanne und Lugano. pixabay.com, CCØ Die Schweizer Bischofskonferenz dankt herzlich für Ihre Unterstützung. Spenden an: Raiffeisenbank, 1735 Giffers IBAN: CH34 8080 8002 9922 2163 9 Vermerk: Mediensonntag 2020 kath.ch vermittelt authentische Geschichten
16. BIS 29. MAI @ Home Alle Angaben auf dieser Seite sind ohne Solidarität für Zürich Liturgie – Gewähr. Beachten Sie die jeweiligen Junge Leute bieten Hilfe an. den Glauben feiern Websites. Mo–Fr, 11.00–15.00: 077 512 30 38 www.soli.junge-kirche.ch Online-Gottesdienste Verkündigung – Beratung Zeugnis ablegen Paarberatung und Mediation: Zürcher Pfarreien kostenlose Hotline: 044 204 22 20 www.forum-pfarrblatt.ch Wort zum Sonntag www.paarberatung-mediation.ch Sa, 16.5., 20.00, SRF 1: Nathalie Dürmüller, Morgenmesse mit Papst Franziskus Alle Seelsorge- und Beratungsangebote: ev.-ref. Pfarrerin www.vaticannews.va/de www.zhkath.ch Sa, 23.5., 20.00, SRF 1: Simon Gebs, ev.-ref. Pfarrer Live aus dem Kloster Einsiedeln Gemeinschaft – Gottesdienste, Mai-Andacht, Rosenkranz, SRF-Radiopredigt am Telefon online-Wallfahrt zusammen unterwegs sein 032 520 40 20 www.kloster-einsiedeln.ch/live Telebibel Live aus der Kathedrale St. Gallen Täglich Bibelstelle mit kurzem Impuls: www.bistumsg-live.ch 044 252 22 22 Gottesdienste und Gebete Klage- und Gebetsmauer www.radiomaria.ch Täglich, 7.30–19.00, Christkönig Kloten: Fürbitten in die Gebetsmauer stecken, Abendgebet live aus Taizé gratis Kerzen vor dem Altar entzünden. Täglich 20.30 Singen und Beten. www.taize.fr/de www.pfarrei-christkoenig.ch Online-Gebet für Gleichheit Reflexionen aus dem Homeoffice Je Do, 13.00, Gebet aus dem Kloster Fahr. Diakonie – Fragen zur Zeit in Krisenzeiten www.voicesoffaith.org praktizierte Nächstenliebe www.paulusakademie.ch Beachten Sie die aktuellen Anweisungen TV-/Radio-Gottesdienste des Bundesamtes für Gesundheit BAG. Museum@home www.bag.admin.ch Kölner Dom Röm.-kath. Radiopredigt https://dom360.wdr.de/ So, 17.5./Do, 21.5./So, 24.5., 10.00, Melden Sie sich bei Ihrer Pfarrei, wenn Radio SRF 2 Kultur, Musikwelle Sie Hilfe beim Einkaufen, ein Telefon Rijksmuseum gespräch oder sonst etwas wünschen. www.rijksmuseum.nl/en/from-home TV-Gottesdienst Louvre So, 9.30, ZDF, www.zdf.de Gegen die Einsamkeit www.louvre.fr/en/visites-en-ligne Kirchenschal stricken, Bücher ausleihen, Deutsches Museum TV-Gottesdienst aus Zürich Telefon- und Gebetskette https://digital.deutsches-museum.de/virtuell So, 9.30, TeleZüri www.kath-buelach.ch www.telezueri.ch/gottesdienst Musik@home Lebensmittelpakete Je So, Musik in der Kirche Christkönig Für Randständige in Zürich können Le- Spiritualität www.pfarrei-christkoenig.ch bensmittelpakete in verschiedene Kir- chen gebracht werden. Je So, Kleine Nachtmusik Spirituelle Impulse www.kath-birmensdorf.ch (unter Agenda) www.zentrum-spiritualitaet.ch www.incontro-verein.ch Wohnzimmerkonzert: «Wünsch dir was» Sonntagslesungen Für Menschen in Not www.kath-birmensdorf.ch (unter Agenda) Flüchtlinge und durch Corona in Not So, 17.5.: Apg 8,5–8.14–17; 1 Petr 3,15–18; Joh 14,15–21 Geratene bei uns unterstützen: Film@home Christi Himmelfahrt, Do, 21.5.: Apg 1,1–11; www.caritas-zuerich.ch Unabhängige Schweizer Streaming An- Eph 1,17–23; Mt 28,16-20 Die ärmsten und verletzlichsten Men- gebote und Indie-Plattformen So, 24.5.: Apg 1,12–14; 1 Petr 4,13–16; schen weltweit unterstützen: www.solothurnerfilmtage.ch/aktuell/ Joh 17,1–11a www.fastenopfer.ch im-heimkino www.bibelwerk.ch forum forum 11 2017 31 22 2020
WAS ICH EINMAL WAR ... PFARRBLAT T DER KATHOLISCHEN KIRCHE Foto: Walburga Lichtleitner IM KANTON ZÜRICH Gültig für die Sonntage vom 17. und 24. Mai Herausgeberin Stiftung forum – Pfarrblatt der katholischen Kirche im Kanton Zürich Redaktionsadresse Hirschengraben 72, 8001 Zürich 044 266 12 72, redaktion@forum-pfarrblatt.ch, www.forum-pfarrblatt.ch Sekretariat: Mo/Di/Do 8.30 –11.30 Uhr, Di/Do 13.30–16.30 Uhr Stiftungsratspräsident: Pfr. Andreas Rellstab Geschäftsführung: Anita Koch Redaktionssekretariat: Rita Grob Chefredaktion: Thomas Binotto (bit) Redaktion: Pia Stadler (ps), Beatrix Ledergerber (bl), Coiffeur Veronika Jehle (vej) Fotografie: Christoph Wider Grafik: Angelika Dobner Abo-Service und Adressmutationen Thomas Lichtleitner, Gemeindeleiter Stadt Zürich: 043 322 18 18, info@i-kg.ch Zürich-Land: Direkt beim Pfarramt Ihres Wohnortes (Adresse auf Pfarreiseiten ersichtlich) Stadt Winterthur: 052 224 03 80, Als eine der ersten Branchen durften die re seiner Frau und seiner zwei Söhne mitgliederverwaltung@kath-winterthur.ch Bezahlte Abos: 044 266 12 72, Coiffeursalons nach der Lockerung des – auf «freiwilliger Basis», wie er schmun- redaktion@forum-pfarrblatt.ch Lockdowns wieder öffnen. Dem Bun- zelnd betont. Abopreise: Jahresabo Inland Fr. 38.–, Ausland Fr. 77.– Anzeigenverkauf desrat war offensichtlich klar, dass die «Im Coiffeursalon habe ich das creative media gmbh, Schützenstrasse 19, Verschönerung der Haare wesentlich Rüstzeug für meine spätere seelsorger- 8902 Urdorf, 043 322 60 30, Fax 043 322 60 31 forum@c-media.ch, www.c-media.ch auch zur Pflege der Seele beiträgt. Und liche Praxis erhalten», sagt der Diakon was könnte denn wichtiger sein – nicht mit Überzeugung. «Der Austausch ist in Druck AVD Goldach AG, 9403 Goldach, www.avd.ch nur in Corona-Zeiten. höchstem Masse kommunikativ – die Pfarreiseiten: Text&Gestaltung jeweiliges Pfarramt Dies macht Thomas Lichtleitner zum ersten 5 Minuten wird über die Frisur 65. Jahrgang, erscheint 14-täglich, ISSN 1420-2212 «doppelten Seelsorger»: Der Diakon ist geredet, anschliessend kommen die Theologe mit juristischem Abschluss in Politik und persönliche Themen zur Kirchenrecht – und Coiffeur. Sprache.» In den Begegnungen habe er Er sei erblich belastet in dieses Me- nicht nur sich selber kennengelernt, tier reingerutscht, erklärt der gebürtige sondern auch erfahren, wo den Men- Bayer am Telefon. Aufgewachsen in der schen «der Schuh drückt.» Familienwohnung über dem elterli- Seit 2000 leitet Thomas Lichtleitner chen Friseurgeschäft, habe sich bereits mit grossem Engagement die Pfarrei in seiner Kindheit vieles um dieses St. Anna in Opfikon-Glattbrugg. Den Handwerk gedreht. Als Jugendlicher «Umweg» über den Coiffeur-Beruf emp- half er bald aktiv im Geschäft mit, das findet er als grosse Bereicherung: «Das einst sein Grossvater aufgebaut hatte – Erlernen eines Handwerks ist eine se- und begann seinen Eltern zu Liebe die gensreiche Erfahrung in meinem Leben, Coiffeurlehre. die ich nicht missen möchte. Man ist in Schnell jedoch wurde ihm klar, dass einem seelsorgerlichen Beruf besser dies nicht sein Lebensweg sein würde. aufgestellt, wenn man zuvor Erfahrun- Der Kontakt zu den Menschen sollte gen mit Menschen in anderen Berufen zwar weiterhin im Mittelpunkt seiner geteilt hat.» Zudem, fügt er schalkhaft Tätigkeit stehen, aber vertiefter, umfas- an, sei er so bis heute auch ein bisschen sender. «Und da kommt der Pfarrer mei- in der Modewelt zu Hause. «Und das ist ner Heimatpfarrei, durch den ich im doch cool, nicht wahr?» Glauben verwurzelt war, ins Spiel: Er Pia Stadler ermutigte mich zum Theologiestudium.» Ganz an den Nagel gehängt hat Thomas Nicht nur nach Rom führen viele Wege, sondern auch zur Theologie. Lichtleitner die Coiffeurschere in den Wir porträtieren in loser Folge Seel- letzten 34 Jahren allerdings nie. Wäh- sorgerinnen und Seelsorger im Kanton rend des Studiums verschönerte er sei- Zürich, die zuvor einen andere Beruf ne Kommilitoninnen und Kommilito- erlernt haben. nen, und bis heute schneidet er die Haa- forum 11 2020 32
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