100 Kilometer Akten 11 2020 - forum-pfarrblatt.ch

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100 Kilometer Akten 11 2020 - forum-pfarrblatt.ch
16. BIS 29. MAI

                                                                   11 2020

100 Kilometer Akten
 Schwerpunkt Mit Hubert Wolf im päpstlichen Archiv des Vatikans

 Der deutsche Kirchenhistoriker forscht seit
 Jahrzehnten im «Geheimarchiv» des Vatikans –
 zuletzt zum umstrittenen Papst Pius XII.
100 Kilometer Akten 11 2020 - forum-pfarrblatt.ch
EDITORIAL

                                                                  Vor einiger Zeit war ich in
                                                                  einer abgelegenen Gegend in
                                                                  Schweige-Exerzitien. In
                                                                  dieser Zeit war für mich vor
                                                                  allem eines wichtig: den
                                                                  Kopf frei zu bekommen. Nur
Noch nie hat uns die Frage nach Distanz und                       ein einziges Mal in dieser
Nähe derart umgetrieben wie jetzt.                                Woche hatte ich ein konkretes
                                                                  Ziel. Da sass ich an einem
                                                                  einsamen Waldsee und war
Irgendwann wurde mir bewusst: bis ich meine Eltern wieder
                                                                  entschlossen, so lange
besuchen darf, könnte es noch Monate dauern – bis ein Impf-
                                                                  regungslos sitzen zu bleiben,
stoff gegen Covid-19 zur Verfügung steht. Soll ich es daher
                                                                  bis ich etwas Besonderes
trotzdem wagen, mit Schutzmaske und Distanz? Was ist unver-
                                                                  gesehen hätte.
antwortlich und was hilfreich? Denn auch gelebte, erfahrene
Beziehungen sind lebensnotwendig ...                              Es dauerte lange. Ich fragte
                                                                  mich, wieso ich das eigent­-
Perplex vor der Frage über Nähe und Distanz standen auch          lich machte. Ob das der Sinn
die Jüngerinnen und Jünger Jesu nach dessen «Himmelfahrt».        meiner Exerzitien sei.
Die Apostelgeschichte schreibt, sie hätten unverwandt ihm nach    Die Sonne wurde heisser.
zum Himmel geschaut. Eine grössere Distanz als jene zwischen      Es regte sich nichts.
Himmel und Erde gibt es ja gar nicht. Kurz vorher hatte Jesus     Als ich schon aufgeben
aber zu ihnen gesagt: «Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende    wollte, setzte sich urplötzlich
der Welt» (Mt 28,20). Wo war er jetzt, ihr Freund, ihr Lehrer,    ein Eisvogel eine Armlänge
jener, der sie begeistert, der ihnen Sinn im Leben schenkte?      von mir entfernt nieder. Er trug
Ganz nahe oder ganz weit weg?                                     einen kleinen Fisch im
                                                                  Schnabel. Einen Augenblick
Diese Spannung aushalten – das macht unser Leben aus. Auch        blieb er ruhig sitzen. Dann
heute, im Nicht-Wissen, wie es weitergeht, wann wir unsere        schwirrte er über den See
Lieben wieder unbesorgt besuchen können, wann unsere Ge-          hinweg davon. Sein Gefieder
schäfte sich von der Krise erholt haben, wann das Pfarreileben    leuchtete.
in physischer Gemeinschaft wieder möglich sein wird ...           Die ganze Zeit über musste
                                                                  ich an das Gedicht von
Während die Jünger noch «unverwandt nach oben schauten»           Hilde Domin denken: «Nicht
treten zwei Gestalten in weissen Gewändern zu ihnen und           müde werden, sondern
sagen: «Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?» Sie        dem Wunder leise, wie einem
ermutigen die erstarrten Jünger, den Blick zu lösen und den       Vogel, die Hand hinhalten.»
Auferstandenen freizugeben. Nun ist er nicht mehr nur für seine   Wunder aller Art sind Ge-
engen Freundinnen und Freunde, die mit ihm durch Galiläa          schenk. Sie lassen sich nicht
zogen, da, sondern für alle.                                      erzwingen. Aber wir können
                                                                  ihnen die Hand hinhalten.
Das ermutigt auch uns, Jesus nicht zu vereinnahmen für eigene
Interessen und Zwecke, sondern uns von ihm einnehmen zu
lassen. Aus dieser Beziehung heraus können wir unseren Alltag
bestreiten und die notwendigen Entscheidungen, wo wie viel
Nähe und wo die nötige Distanz geboten sind, treffen. Nicht mit
der Sicherheit, immer das Richtige zu tun, sondern im Wissen,
dass gerade in der Unsicherheit «alle Tage bis ans Ende der
Welt» Gott bei uns ist.
                                                                  Melanie Berten Klinikseelsorgerin in der
                                                                  Psychiatrie Winterthur und Rheinau

                                                                                    forum 11 2020    2
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INHALT

                                                        4

                                                                                                                                                                    Foto: Annette Schreyer
SCHWERPUNKT

Die gar nicht so geheimen
Archive des Vatikans
Wenige kennen die vatikanischen
Archive so gut wie Hubert Wolf
(Mitte). Nun ist Covid-19 ihm und
seinem Team in einer besonders
spannenden neuen Phase der For-
schung in die Quere gekommen.

GLAUBEN HEUTE
                                            25                                                                          IM ZÜRIPIET DIHEI 
                                                                                                                        Kinder beleben die Kirche
                                                                                                                                                              8

                                                                                                                        Viel Fantasie in der Pfarrei St. Konrad

   « Die Leiden und
   Unsicherheiten                                                                   GOTT UND DIE WELT        26         AUS DEN PFARREIEN

                                                                                                                        GLAUBEN HEUTE
                                                                                                                                                       9–24
                                                                                                                                                            25
   unseres Lebens                                                                   Eine Karriere nach unten            Gleichnisse aktuell
   leh­ren uns und                                                                  Madeleine Schildknecht träumt von   Vom Haus auf dem Felsen

   führen uns zur Rei-                                                              sozialer Gerechtigkeit. Sie wird
                                                                                    Baldegger Schwester und riskiert    FORUM IM FORUM                     28
   fe, zur Erfahrung                                                                einen Aufbruch.                     Leserbriefe
   des Ur-Grunds                                                                                                        Für Gleichberechtigung in der Kirche
   unseres Lebens.»
                                                            Foto: Christoph Wider

                                                                                                                        Junia-Initiative

   Maria Kolek Braun in ihrer Kolumne

   «Wo sich mein Fundament findet»
                                                                                                                        BOUTIQUE                           29
                                                                                                                        Schaufenster
                                                                                                                        Podcast «Ohne Punkt und Komma»

                                                                                                                        AGENDA                             31
                                                                                                                        SCHLUSSTAKT                        32
                                                                                                                        Was ich einmal war …
                                                                                                                        Thomas Lichtleitner,
                                                                                                                        Gemeindeleiter – und Coiffeur

                                                                                                                         ONLINE + 

                                                                                                                         Paradise reloaded
                                                                                                                         Hans von Trotha über die Lust am
                                                                                                                         Gärtnern – mit Anleitung, wie sich
Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 5. Mai 2020                                                                            der Paradiesgarten im Kleinen
Titel: Im päpstlichen Archiv des Vatikans wurden                                                                         verwirklichen lässt.
am 2. März die Akten zu Pius XII. zugänglich gemacht.
                                                                                                                         www.forum-pfarrblatt.ch
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                                                                                                                                               forum 11 2020    3
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SCHWERPUNKT

Die gar nicht so geheimen
Archive des Vatikans
Wenige Menschen kennen die vatikanischen Archive so gut wie der
Kirchenhistoriker Hubert Wolf. Er beschreibt den Lebenstraum eines
jeden Historikers aus erster Hand.

                                                                                                    dern sollten, dass das alte Papier und Pergament
                                                                                                    zerfiel.» Sie zu betreten, war wegen des dort
                                                                                                    herrschenden Unterdrucks und des geringen
                                                                                                    Sauerstoffgehalts lebensgefährlich, wenn nicht
                                                                                                    von aussen ein «fremder Bibliothekar die Sau-
                                                                                                    erstoffzufuhr regulierte».

                                                                                                    100 Kilometer Aktenregale
                                                                                                    Dan Brown hat damit in der Tat eine perfekte
                                                                                                    Kulisse für einen spannenden Thriller geschaf-
                                                                                                    fen. Nur muss man, seine Worte aufgreifend,
                                                                                                    sagen: Das Bild, das sich Dan Brown im Lauf der
                                                                                                    Jahre vom Archiv gemacht hat, könnte unzutref-
                                                                                                    fender nicht sein. Die Szenerie ist nicht einmal
                                                                                                    gut erfunden.
                                                                                                        Das Einzige, was wirklich stimmt, ist, dass
                                                                                Foto: kna-bild.de

                                                                                                    für jeden Historiker, der in dieser einmaligen
                                                                                                    Sammlung arbeiten darf, ein Lebenstraum in
                                                                                                    Erfüllung geht. Das Vatikanische Geheimarchiv
                                                                                                    ähnelt jedoch einem Flugzeughangar so wenig
                                                                                                    wie einer gotischen Krypta. In den meisten Räu-
Beim sogenannten            Wie es im Vatikanischen Geheimarchiv aussieht,                          men stehen ganz normale, aber schier endlose
«Geheimarchiv» handelt      weiss jeder – zumindest, wenn er Dan Browns                             Aktenregale, insgesamt rund hundert laufende
es sich um das persön­      «Illuminati» gelesen hat. Für den Helden des                            Kilometer, überirdisch und unterirdisch.
liche Archiv des Papstes.   Thrillers Robert Langdon wurde ein Lebens­                                  Das Vatikanische Geheimarchiv ist jedoch
Um dies zu verdeutlichen
                            traum wahr, als er endlich Zutritt erhielt. Und                         das einzige Archiv der Welt, das man nur durch
wurde es 2019 in
                            seine Vorstellungen von diesem geheimnis­                               einen täglichen Grenzübertritt, und zwar von
«Archivum Apostolicum
                            umwitterten Ort dürften unseren weitestgehend                           der Republik Italien in den Vatikanstaat, besu-
Vaticanum» umbenannt.
                            entsprechen: «Langdon hatte sich staubige                               chen kann. Es öffnet um 8.30 Uhr und schliesst
                            Bücherregale vorgestellt, die von alten, zerfled-                       am Abend gegen 17.00 Uhr.
                            derten Folianten überquollen, Priester, die bei                             An der Porta Santa Anna, dem offiziellen
                            Kerzenlicht die Bestände katalogisierten, Blei-                         Grenzübergang, zeigt man den Schweizergar-
                            glasfenster und Mönche mit Federkielen über                             disten seinen Benutzerausweis, dann kontrol-
                            Schriftrollen.»                                                         liert die vatikanische Gendarmarie fünfzehn
                                Aber als er das «Archivio Segreto Vaticano»                         Schritte später noch einmal. Dann geht es zwei-
                            endlich betreten durfte, war alles ganz anders.                         hundert Meter Richtung Damasushof in den
                            Langdon wurde – wie es Dan Brown eindrucks-                             Vatikan hinein. Dort wendet man sich nach
                            voll beschreibt – in einen dunklen unterirdi-                           rechts und steht nach weiteren fünfzig Schritten
                            schen Raum geführt, der wie ein riesiger Flug-                          vor dem Eingang zum Archiv.
                            zeughangar aussah, in den man ein Dutzend                                   Ausweis abgeben, Schlüssel für die Gardero-
                            freistehender Squashspielfelder mit gläsernen                           be entgegennehmen, in den dritten Stock hoch-
                            Wänden eingebaut hatte. «Es waren Bücher­                               gehen, oder, falls man vatikanischen Aufzügen
                            tresore, hermetisch gegen Feuchtigkeit und                              traut, hochfahren zum Benutzersaal, am Banco
                            Wärme isoliert, luftdichte Kammern, die verhin-                         Schlüssel abgeben und sich in das Benutzer-

                                                                                                                                   forum 11 2020    4
100 Kilometer Akten 11 2020 - forum-pfarrblatt.ch
Foto: Privatarchiv Barbara Schüler
buch eintragen, in die «Sala degli Indici» mit         Völlig haltlos ist auch der Vorwurf Dan
tausenden von hand- und maschinenschrift­           Browns, der Zugang zum Vatikanischen Geheim­

                                                                                                                                   Foto: Andreas Kühlken/kna-bild.de
lichen Inventaren und Verzeichnissen von Ar-        archiv sei nur besonders papsttreuen Katholi-
chivbeständen gehen, einige Signaturen identi-      ken, und hier wiederum nur Männern, erlaubt.
fizieren und drei Schachteln bestellen.             Tatsächlich spielen das Taufbuch und das Ge-
    Dann heisst es etwa eine Stunde warten, bis     schlecht bei der Zulassung überhaupt keine
das Archivmaterial kommt. In der Zwischenzeit       Rolle. Ausschlaggebend ist allein der Nachweis
werden weitere Indices gewälzt und weitere Sig-     wissenschaftlichen Könnens, bestätigt in der
naturen notiert. Denn für den Nachmittag kann       Regel durch den Professor oder die Professorin
man noch einmal zwei Archiveinheiten bestellen.     einer Universität. Mindestvoraussetzung ist aber
                                                    der Abschluss eines akademischen Studiums in        Hubert Wolf (*1959) ist
                                                                                                        einer der renommier-
Katholiken bleiben nicht unter sich                 Geschichte, Theologie oder einer verwandten         testen Kirchenhistoriker
Der modern ausgestattete Lesesaal bietet Ar-        Wissenschaft mit dem Magister Artium oder           der Gegenwart. Dem
beitsplätze für etwa siebzig Forscher, von denen    heute eben einem Master.                            Leibniz-Preisträger von
                                                                                                        2003 gelingt es auf
die meisten ihren Laptop dabeihaben. Zwar wird                                                          herausragende Weise,
um angemessene Kleidung gebeten, aber gerade        Von geheim zu apostolisch                           Kirchengeschichte
die jüngeren Historikerinnen und Historiker tra-    Seriöse Wissenschaftler glauben auch nicht,         interdisziplinär zu ver-
                                                                                                        netzen – und zwar
gen manchmal auch Turnschuhe und Jeans.             dass die katholische Kirche hinter den hohen
                                                                                                        innerhalb der Theologie
    Durch die grossen Fenster fällt der Blick auf   Mauern des Vatikans den Heiligen Gral oder          wie in der gesamten
einen Innenhof, wo ein kleiner Brunnen plät-        sonstige Geheimnisse versteckt, die den Be-         Geisteswissenschaft.
schert, und die Mitarbeiter der kleinen Cafete-     stand der Kirche gefährden könnten, wie Dan         Seit 1999 ist Hubert
                                                                                                        Wolf Professor für Kir-
ria einen erstklassigen Cappuccino und ebenso       Brown schreibt. Sie kritisieren höchstens die       chengeschichte an
leckere Cornetti servieren. Hier ist der einzige    Praxis des Papstes, nach Belieben bestimmte         der Wilhelms-Univer­
Ort im Archivbereich, an dem man reden darf.        Bestände zugänglich zu machen und dabei kei-        sität im westfälischen
                                                                                                        Münster. Mit seinen
Hier trifft man Kolleginnen und Kollegen aus        ner festen Frist zu folgen. Es ist also nicht so,   Publikationen gelingt
der ganzen Welt. Hier werden internationale         dass bestimmte Aktengruppen wie in staatlichen      es ihm immer wieder,
Kongresse und Forschungskolloquien geplant,         Archiven nach Ablauf einer bestimmten Frist         über den universitären
                                                                                                        Diskurs hinaus ein
Gastvorträge abgemacht und Drittmittelprojek-       automatisch zugänglich werden, etwa Sachakten
                                                                                                        breites Publikum an-
te besprochen. Für den fantasievoll mordenden       nach dreissig Jahren oder Personalakten nach        zusprechen.
Mönch aus Dan Browns Thriller wäre das ver-         fünfzig Jahren.
mutlich ein eher wenig inspirierendes Umfeld.           Aber der andauernde Hype um die Gerüch-
Und lebensgefährlich ist es auch nicht.             te über die Geheimnisse, die die Kirche angeb-

                                                                                                             forum 11 2020    5
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SCHWERPUNKT

                                                Foto: kna-bild.de
                                                Foto: Privatarchiv Barbara Schüler

Die Forschungsgruppe       lich in den Kellern des vatikanischen Archivs             sich allein für diesen Zeitraum um rund 200 000
aus Münster trägt sich     versteckt habe, hat sogar eine Institution wie die        archivalische Einheiten – also Schachteln, Bü-
am 2. März 2020 ins        katholische Kirche, die eigentlich in Jahrtausen-         schel, Faszikel – mit jeweils bis zu tausend Blatt.
Benutzerbuch ein. Sie      den denkt, unruhig werden lassen. Deshalb wur-            In den anderen vatikanischen Archiven – hier
erhält damit Zugang        de im Herbst letzten Jahres das «Vatikanische             sind vor allem das Archiv des päpstlichen Staats­
zu den neu geöffneten
                           Geheimarchiv» in «Vatikanisches Apostolisches             sekretariats und das der Glaubenskongregation
Beständen aus der
                           Archiv» umbenannt.                                        zu nennen – gibt es noch einmal so viel Mate­rial,
Zeit von Papst Pius XII.
                               Damit ging eine über vierhundert Jahre dau-           das neu zugänglich wurde.
– und zur Cafeteria, die
mehr bietet als bloss
                           ernde Geschichte zu Ende, denn Papst Paul V.                  Leider machte Covid-19 den Forschern be-
erstklassigen Espresso.    richtete 1610 das «Geheimarchiv des Vatikans»             reits nach fünf Tagen einen Strich durch die
                           dort ein, wo es sich bis heute befindet. Freilich         Rechnung: Alle vatikanischen Archive wurden
                           gibt es bereits seit dem vierten Jahrhundert ver-         auf unbestimmte Zeit geschlossen. Ob es in die-
                           lässliche Zeugnisse für die Existenz von Archi-           sem Jahr wieder aufmacht, steht in den Sternen
                           ven des Bischofs von Rom. Seither wuchs dem               – oder besser: liegt in Gottes Hand.
                           Archiv des Papstes kontinuierlich immer mehr                  Dabei steht der Pontifikat Pius’ XII. im Fokus
                           Material zu.                                              des wissenschaftlichen und öffentlichen Inter-
                                                                                     esses. Denn dieser Papst gilt als eine der um-
                           Neues Licht auf Pius XII.                                 strittensten Persönlichkeiten des 20.  Jahrhun-
                           Erst im Jahr 1881 machte Leo XIII. das Archiv             derts. Für seine Gegner war er schlicht «Hitlers
                           erstmals allgemein der historischen Forschung             Papst», für seine Anhänger, die ihn unbedingt
                           zugänglich, zunächst freilich nur die mittel­             zur Ehre der Altäre erhoben sehen wollen, einer
                           alterlichen Bestände. Dann folgten bald Quellen           der grössten Wohltäter des jüdischen Volkes.
                           aus der Epoche der Frühen Neuzeit.                        Warum hat er zum Holocaust geschwiegen?
Zölibat – 16 Thesen            Es kristallisierte sich immer mehr die Praxis         Warum konnten nach 1945 NS-Verbrecher mit-
190 Seiten.                heraus, dass im Abstand von zehn bis zwanzig Jah-         hilfe des Vatikans nach Südamerika entkom-
C.H. Beck 2019             ren ein Pontifikat nach dem anderen zugänglich            men? Und warum hat Pius XII. drei Jahre nach
ISBN 978-3-406-74185-2     gemacht wird. Dabei entscheidet der Papst als In-         Ende der Ermordung von sechs Millionen Juden
                           haber des Archivs allein, wann welche Bestände            den Staat Israel nicht anerkannt?
Verdammtes Licht – Der
Katholizismus und die
                           geöffnet werden. So wurde in den 1990er Jahren
                           die Bestände Benedikts XV. (1914–1922) geöffnet.          Ergebnisoffen forschen
Aufklärung
314 Seiten.                2006 folgte der Pontifikat Pius’ XI. (1922–1939).         Diese und viele andere Fragen können nur mit-
C.H. Beck 2019                 Am 2. März dieses Jahres folgten endlich alle         hilfe der vatikanischen Quellen sachgerecht
ISBN 978-3-406-74107-4     Akten Pius’ XII. (1939–1958). Dabei handelt es            beantwortet werden. Und an dieses Material

                                                                                                                      forum 11 2020    6
100 Kilometer Akten 11 2020 - forum-pfarrblatt.ch
Foto: Privatarchiv Barbara Schüler

müssen ergebnisoffene Fragen gestellt werden,       Fall – luftdichte Unterdruckkabinen mit morden-
jenseits von Apologie und Polemik. Und natür-       den Mönchen, die die Sauerstoffzufuhr abstel-
lich gibt es einen wissenschaftlichen Wettstreit,   len, gehören ohnehin ins Reich der Phantasie.
manchmal sogar mit Wetten, wer welches Doku-        Ärgerlich sind aber die Ignoranten in Kirche und
ment zuerst findet. Aber es ist eine faire Aus­     Öffentlichkeit, die sich auch von eindeutigen
einandersetzung. Und die Ergebnisse dürfen          Quellenbeweisen nicht überzeugen lassen, son-
offen publiziert werden.                            dern alles schon im Vornehinein wissen. Für sie
    Eine Zensur findet im vatikanischen Archiv      ist auch jahrelange Arbeit in den vatikanischen
nicht statt. Gefährlich sind das Archiv und seine   Archiven vergeblich Liebesmüh.
allzeit hilfsbereiten Mitarbeiter in gar keinem                                           Hubert Wolf

 Mehr Licht auf das Pontifikat von Pius XII. (1939–1958)                                                Der Papst, der wusste
                                                                                                        und schwieg
 Covid-19 stoppt Forscherteam                                                                           In einem Dossier für
                                                                                                        das Wochenmagazin
                                                                                                        «Die Zeit» (Ausgabe
 Nur fünf Tage lang konnte Hubert Wolf den              Bereits am 6. März machte Covid-19 dem          18/2020) geben Hubert
 historischen Moment auskosten. Am 2.  März         Historikertraum ein jähes Ende. Die Archive         Wolf und sein Forscher-
                                                                                                        team erste Einblicke
 waren endlich die Akten zum Pontifikat von         des Vatikans wurden auf unbestimmte Zeit ge-        in ihre Funde aus den
 Pius  XII. der Forschung zugänglich gemacht        schlossen. Jetzt wurden die vollendeten Ab-         Archiven des Vatikans.
 worden. Ein höchst umstrittener Papst. Für die     schriften erst recht kostbar.                       www.zeit.de
 einen ein Heiliger, Freund und Retter der Ju-          Hubert Wolf schätzt, dass die Aufarbeitung
 den. Für die anderen «Hitlers Papst», ein mut-     der gesamten Amtszeit von Pius  XII. an die
 loser Zauderer, der den Schutz der katholi-        zehn Jahre in Anspruch nehmen wird. Bereits
 schen Kirche über alles andere stellte.            die ersten Tage brachten erschütternde und
    Die Forscher aus Münster waren die Aller-       spektakuläre Funde, die ein neues Licht auf
 ersten, die ins Archiv gelassen wurden. Sieben     Pius XII. werfen.
 von dreissig Arbeitsplätzen konnten sie sich           Ab wann die Münsteraner die vatikani-
 ergattern. 200 000 Schachteln mit Millionen        schen Archive weiter durchforsten können, ist
 von Blättern warteten darauf, von ihnen unter      allerdings ungewiss.
 die Lupe genommen zu werden.                                                                   bit

                                                                                                             forum 11 2020    7
100 Kilometer Akten 11 2020 - forum-pfarrblatt.ch
IM ZÜRIPIET DIHEI

Kinder bringen Leben in die Kirche
Während des Lockdowns fallen auch der pfarreiliche Religionsunterricht,
die Jubla-Stunden und Ministranten-Anlässe aus. Mit viel Fantasie und Liebe
wird das aber wettgemacht.

                                                                                                                     bensmittelpakete, ergänzt mit selber ge-
                                                                                                                     schriebenen liebevollen Karten, für
                                                                                                                     Menschen in Not in Zürich.

                                                                                                                     Natürlich konnte sich auch die Gruppe
                                                                                                                     «Junge Familie» nicht mehr treffen. Da sie
                                                                                                                     schon vor dem Lockdown per Mailgrup-
                                                                                                                     pe vernetzt waren, haben sie nun ihren
                                                                                                                     rund 80 angeschlossenen Familien un-
                                                                                                                     gefähr alle zwei Wochen ein Mail ge-
                                                                                                                     schickt mit Spielideen und Informa­
                                                                                                                     tionen – z. B. über die Gratishotline der
                                                                                                                     Paarberatung. Das Seelsorgeteam hat
                                                                                                                     trotz Lockdown einen guten Kontakt zu
                                                                                                                     den Pfarreimitgliedern. «Bei Gesprächen
                                                                                                                     in der Migros oder am Telefon haben wir
                                                                                                                     gemerkt, dass es für Familien, die eng
                                                                                                                     aufeinander wohnen oder für die es fi-
                                                                                           Foto: St. Konrad ZH/zvg

                                                                                                                     nanziell knapp ist, schwierig wird», sagt
                                                                                                                     Daniela Scheidegger. «Da wir im Pfar-
                                                                                                                     reizentrum einen grossen Fundus an
                                                                                                                     Spielsachen haben, laden wir diese
                                                                                                                     Familien ein, einzeln vorbeizukommen
Drei Jugendliche, die für Broken Bread eingekauft haben.                                                             und etwas mitzunehmen, was zuhause
                                                                                                                     etwas Freude und Entspannung brin-
                                                                                                                     gen kann.» Auch für die zwangsläufig
Der Brief einer 5.-Klässlerin, nennen wir     der Kirche versteckt, die sie dann wie-                                verschobene Erstkommunion hatte das
sie Elena, an Daniela Scheidegger, Pfar-      derum suchen konnten.» Die Initiative                                  Pfarreiteam eine Idee. Nebst der Anlei-
reibeauftragte in St. Konrad, spricht für     hat sich inzwischen verselbständigt: Die                               tung zu einer kleinen Feier zuhause
sich: «Hier zuhause langweilige ich mich      «Oberminis», für die kleineren Minis                                   werden die Namen der Erstkommuni-
sehr, aber mit den vielen bunten Ideen        verantwortliche Jugendliche, haben sel-                                on-Kinder auf der Pfarreiseite des fo-
und fröhlichen Nachrichten aus der            ber angefangen, den Kleineren Rätsel                                   rums publiziert, so dass Pfarreimitglie-
Pfarrei geht es mir schon besser. In          zu schicken – z. B. eines, in dem alle Na-                             der, welche die Kinder kennen, ihnen
dieser aussergewöhnlichen Zeit haben          men der Kinder vorkommen.                                              eine Wunschkarte schreiben können.
mich Ihre Tut-Kindermagazine mit den
lustigen Witzen und Bastelideen zum           «Auch die Blauring-Leiterinnen sind sehr                               «Der Kontakt zu den Kindern ist uns
Lachen gebracht. Ich danke Ihnen wirk-        aktiv», erzählt die Gemeindeleiterin.                                  wichtig», sagt Daniela Scheidegger.
lich sehr!» Diese «fröhlichen Nachrich-       «Sie schicken ihren Mädchen jede Wo-                                   «Sie sollen merken, wie wichtig und
ten» hat das Katechetinnenteam den            che eine ‹Challenge›, also eine kleine                                 wertvoll sie uns sind – und dass wir sie
Primarschulkindern in insgesamt drei          kreative Aufgabe. So haben sie z. B. eine                              vermissen.» Offensichtlich ist das ge-
Versänden zukommen lassen. Doch da-           Tanzchoreographie – jede bei sich zu-                                  genseitig. Elena schliesst ihren Brief:
mit nicht genug. Für die rund 30 Minis-       hause – einstudiert und aufgenommen.                                   «Es wird die Zeit kommen, in der ich
trantinnen und Ministranten wurden an         Auf ihrer geschützten Homepage haben                                   wieder in die Kirche kommen kann, um
Ostern Schoggihasen in der Kirche ver-        sie diese dann allen gezeigt.» Die Schü-                               zu ministrieren, und ich Ihnen wieder
steckt, die sie dort suchen konnten.          lerinnen und Schüler des Oberstufen-                                   die Hand schütteln darf. Bis dahin wer-
«Fast alle Minis kamen irgendwann in          Religionsunterrichts sowie die Jungen                                  de ich Ihnen schreiben!»
die Kirche und haben sich auf der Liste       im Firmkurs von St. Konrad beteiligen                                                     Beatrix Ledergerber-Baumer
abgestrichen», freut sich Daniela Schei-      sich an der Aktion «Broken Bread»: Sie
degger. «Daraufhin haben wir ihnen ein        kaufen entsprechend einer Liste Le-
Rätselcouvert geschickt und Preise in         bensmittel ein und machen daraus Le-                                   www.st-konrad.ch

                                                                                                                                              forum 11 2020    8
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GLAUBEN HEUTE

 U B E N HGLAUBEN
             E U T EHEUTE
       Gleichnisse aktuell ➜ Haus auf dem Felsen                                                                        LUKAS 6,47–49
           Illustration: Nadja Hoffmann

                                                                                                                        Vom Haus auf
                                                                                                                        dem Felsen
                                                                                                                        Jesus sagte: Ich will euch zeigen, wem
                                                                                                                        ein Mensch gleicht, der zu mir kommt
                                                                                                                        und meine Worte hört und danach
                                                                                                                        handelt. Er gleicht einem Mann, der
                                                                                                                        ein Haus baute und dabei die Erde
                                                                                                                        tief aushob und das Fundament auf
                                                                                                                        einen Felsen stellte. Als ein Hochwas-
                                                                                                                        ser kam und die Flutwelle gegen je-
                                                                                                                        nes Haus prallte, konnte sie es nicht
                                                                                                                        erschüttern, weil es gut gebaut war.
                                                                                                                        Wer aber hört und nicht danach han-
                                                                                                                        delt, gleicht einem Mann, der ein
                                                                                                                        Haus ohne Fundament auf die Erde
                                                                                                                        baute. Die Flutwelle prallte dagegen
                                                                                                                        und sofort stürzte es ein; und der

  alität ganz
         Spiritualitätalltäglich
                       ganz alltäglich
                                          Wo sich mein                                                                  Einsturz jenes Hauses war gewaltig.

                                          Fundament findet                                                                  Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, voll­

aus auf
  Haus      dem
       auf dem FelsenFelsen
       Alle, die ein Haus gebaut haben, wissen, ben und sich in sein Leben zu fügen; es
                                                                                                                        ständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe

       dass sie die Bauweise an den Unter- bleibt, zu akzeptieren, dass die eigenen                                             © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart

e eingrund
        Haus    anpassen
            Alle,       gebaut
                   die ein    müssen.
                             Haus   gebautEshaben,
                                               ist von Vor-
                                               haben,              Pläne   durchkreuzt
                                                                       durch
                                                          wissen,wissen,                      sind,
                                                                                 eine Trennung,durch ichdurch
                                                                                                          gedemütigt
                                                                                                                   eine Trennung,
                                                                                                                   Schick-                                     durch
                                                                                                                                                        Alle Rechte vorbehalten Sch

e ihre teil,Bauweise
             einensie
            dass     Keller
                       ihre für   das Fundament
                              Bauweise  an  an denden   Untergr-   undsalsschläge:
                                                         aus-Untergr-    verletzt bin,  danndas    Selbstwertgefühl
                                                                                               salsschläge:
                                                                                                 bleibt  nichts anderes dann bleibt nichts and
passen hebenund zu  können.müssen.
               müssen.
                  anpassen     So einEs  Gebäude
                                            Esist
                                                ist vonist
                                                        von
                                                          Vorteil, zerstört
                                                           gut Vorteil,übrigist,
                                                                               alsdass
                                                                                    die ich    von
                                                                                               übrig
                                                                                         Kontrolle   Schmerz
                                                                                                        abzugebenerfüllt
                                                                                                                 als      die Kontrolle abzugeben
                                                                                                                        und
       gegründet.
man einen   wenn man    Keller
                           einen Keller    fürfür das das Funda-   bin.sich
                                                                  Funda- Das in
                                                                              alles  nicht
                                                                                   sein       zu
                                                                                          Lebensichverdrängen inoder
                                                                                                      zu fügen;           zu Serie:
                                                                                                                     alssein          Symbolik kurz
                                                                                                                                   Leben               zu  erklärt
                                                                                                                                                                 fügen; al
usheben              kann,
            ment ausheben         kann,und          dieses
                                            und dieses       Fun-schönzureden,
                                                                        Fun- sondern
                                                                       akzeptieren,                diewahr
                                                                                          dassakzeptieren,     sein Pläne
                                                                                                         eigenen       zu        dass die eigenen P
  dann So   auf
 hm vollziehbar
       oder
                sehreiner
            dament
            wie Lehm
                      dann
                       dieses
                       Gestein
                       ist
                              auf
                            oder
                           für
                                Bild
                                den
                                      festen
                                   einervon
                                    Gestein
                                           festen
                                      Hausbau,   steht.
                                                 steht.
                                                         Erdschicht
                                              JesusErdschicht
                                                       nach-
                                                          So einsich
                                                     so sehr        So
                                                                       durchkreuzt
                                                                   lassen,  so wie es sind,
                                                                       verletzt
                                                                            ein
                                                                         etwas    bin, das
                                                                                 Neues
                                                                                               durchkreuzt
                                                                                         ist, ist ich
                                                                                                   die gedemütigt
                                                                                               verletzt
                                                                                                        Chance, dass
                                                                                                Selbstwertgefühl
                                                                                           zeigen     kann.
                                                                                                                        Burg
                                                                                                                        und
                                                                                                                       bin,
                                                                                                                        zer-
                                                                                                                                sind, ich gedemütigt
                                                                                                                                das Selbstwertgefühl
de istirritiert
         gut     es,ge-gründet.
            Gebäude  wennist gut  ge-gründet.
                             wir es   auf unseren Glau-                stört ist, dass ichstört   von tiefem  ist,Schmerzdass Burgenich liegen von         tiefem
                                                                                                                                                 normalerweise        auf derSchm
  dieses    So Bild
                sehr       Jesu
                      dieses   Bild     für
                                      Jesu  für
       ben beziehen: hier geht es eben nicht um   den
                                                 den           konkret-
                                                        konkret-       erfüllt   bin.  Das     erfüllt
                                                                                              alles  nicht
                                                                       Wir finden es vor: nach durchlebter   zu    bin.
                                                                                                                 verdrän-    Das        alles         nicht
                                                                                                                              Höhe, sind schwer zugänglich            zu  undverd
 sbauaktives,
         nachvollziehbar
            en Hausbau       nachvollziehbar
                  kluges Handeln,         um einen   ist, ist,
                                                          so
                                                          kri-     undgen
                                                              sehrso        oder schön
                                                                         sehr
                                                                          erlittener         zugen
                                                                                        Trauer,   reden,   oder
                                                                                                     nachsondern
                                                                                                            durchge-     schön
                                                                                                                       wahr   bieten zudamitreden,               sondern w
                                                                                                                                                Schutz und Sicherheit.
   es, senfesten
         wenn          es, wir
            irritiertGlauben,wenn derwir es  es auf
                                        Schutz     auf
                                                   vor  allen unseren
                                                        unseren        sein zu lassen,
                                                                   standenen        Krisen so  sein
                                                                                                 und          zu
                                                                                                               ist, ist lassen,
                                                                                                    wie ines grossem     die Auch in der  soBibel  wie           es schon
                                                                                                                                                      ist die Burg       ist, ist
 n beziehen:Glauben
       Stürmen           Lebens hier
                    des beziehen:   bieten      geht
                                        hierkönnte.
                                                geht esDas      es
                                                             eben      Chance,
                                                                        eben
                                                                   Schmerz.     Dadass    sichChance,
                                                                                    entdecken     etwas   Neues,
                                                                                                    wir, dass        bisher
                                                                                                                es eine dass      sich
                                                                                                                              im Alten         etwas
                                                                                                                                         Testament      Sinnbild Neues,
                                                                                                                                                                     des Fes-    bi
m aktives   nicht   umkluges
                        aktives   kluges Handeln,
                                             Handeln,      um   ei- um nicht    Bekanntes
                                                                              ei-
       funktioniert so nicht. Wie komme ich Kraft in uns gibt, die wir nicht als unse-         nicht
                                                                                                zeigen    kann.  Bekanntes
                                                                                                                   «Erlebt                  zeigen
                                                                                                                              ten, Schützenden, Unbezwingbaren.  kann.          «E
  senfesten
       dazu,nen           Glauben,
               daskrisenfesten
                    eigentliche,     Glauben,
                                    innere          derder
                                              Fundament    Schutzre    den
                                                                    Schutz  Schmerz,
                                                                        eigene            demden
                                                                                   bezeichnen    ihr nicht Schmerz,
                                                                                                      würden,entkommen
                                                                                                                    eine      DerdemPsalmist  ihrpreistnichtGott mit: entkom
                                                                                                                                                                          «Du
n Stürmen   vor allen
       zu finden?        des
                      SoStürmen
                          einfach, Lebens
                                     des
                                      wieLebens
                                           Jesus das      bietet.
                                                     bietet.
                                                          dar-         könnt.
                                                               DasKraft,   die Wenn
                                                                           Das   uns hat       könnt.
                                                                                          diewachsen
                                                                                                Angst kommt,       Wenn
                                                                                                           und reifennehmt mein   dietreuerAngst
                                                                                                                                              Helfer, meine   kommt,
                                                                                                                                                                 Burg, mei-      ne
 niertstellt,
            so ist esnicht.
            funktioniert      so nicht.
                       in unserem      Wie  Wie komme
                                         Glaubenslebenkomme            sie an
                                                               ichlassen.    ich
                                                                            Die und  bekämpft
                                                                                  Leiden       sie
                                                                                              und   sie an
                                                                                                         nicht. und
                                                                                                                 Lasst ge-bekämpft
                                                                                                    Unsicherheiten            ne sichere Festung     sie      nicht.
                                                                                                                                                       und mein      Retter.»Lass
as eigentliche,
            dazu, Den
       ja nicht.                 innere
                    das eigentliche,
                          tragenden      innere
                                          Ur-Grund    Fundament
                                                   Fundament
                                                           des unseres hen, Lebens,
                                                                              was nicht  so zu hen,
                                                                                                  halten ist.
                                                                                             schmerzhaft     was Lasst
                                                                                                               und        nicht
                                                                                                                     be-aus   Und auch zuDavid halten              ist.bist
                                                                                                                                                     betet: «Du Herr,        Lasst
 en? Lebens
         So         einfach,
            zu finden?       So  einfach,    wie
                                               wie    Jesus Jesus
                                                               das     der  Hand
                                                                            das     fallen,
                  finde ich nicht einfach, weil ich drückend sie auch sind, lehren uns und     der
                                                                                              was   geradeHandgenommen    fallen,        was         gerade
                                                                                                                              mein Fels, meine Burg, mein Retter.»      genom
 t, istsuche.
         es      inkann
            darstellt,
                 Ich    unserem
                        ist esihn
                                in unserem
                                     nicht aktiv    Glaubensle-
                                                  Glaubensle-
                                                       durch führen    wurde,
                                                                            uns damit
                                                                                  zur Reife,siewurde,
                                                                                                  neuErfahrung
                                                                                                 zur    gefüllt werdendamit
                                                                                                                     des             sie neu
                                                                                                                              Eine Burgvision       in diesem gefüllt
                                                                                                                                                                 Sinne ent- we
   nicht:
       meine     den
                   ja nicht: felsigen
            benAnstrengung      den     felsigen tragenden
                                   finden.                tragenden    kann.» (Nach
                                                                   Ur-Grunds      unseres Erichkann.»
                                                                                                   Ellinger)
                                                                                               Lebens.             (Nach          Erich
                                                                                                                              wirft               Ellinger)
                                                                                                                                     auch die mittelalterliche         Mysti-
 nd des           Lebens
            Ur-Grund       des Lebensfinde   finde ich nicht ich Wir   nichtfinden es vor:Wir              finden
                                                                                                nach durchlebter        und es   vor:       nach           durchlebter
                                                                                                                              kerin Hildegard von Bingen in ihrem
 , weil Ich    ich
            einfach,
                 glaube,  suche.
                        weil
                           dassichdiesuche.
                                       meisten Ich
                                                Ichvonkannuns  ihn erlittener
                                                             kann      Nichtihn     Trauer,
                                                                               ich finde   es:erlittener
                                                                                                nach
                                                                                                Die  Erfahrung,     dass Trauer,
                                                                                                        durchgestande-                      nach durchgesta
                                                                                                                              Buch «Scivias».
 ktiv dies
         durch
            nicht    aktiv   meine
                             durch     meine      Anstrengung
                                                 Anstrengung           nen  Krisen
              erst erfahren können, wenn sie die mein Leben gegründet und geborgen istund    innen
                                                                                                 grossem   Krisen
                                                                                                            Schmerz      en- und   Weil diegrossem
                                                                                                                                      in      Burg durch ihre Mauern Schmer
            finden.                                                    tdecken
       Kontrolle über ihr Leben aus den Hän- im Ur-Grund des Lebens, den wir Gott  wir,  dass  tdecken
                                                                                                 es  eine   Kraft    in wir,
                                                                                                                         uns    dass          es      eine
                                                                                                                              und ihre Unnahbarkeit aber auch        Kraft       in
ube, dass
       denIch gebendie
                 glaube,     meisten
                           dass
                        müssen.  dieDies
                                       meisten
                                             kann   von
                                                   von durch    uns
                                                         uns dies      gibt,
                                                                   nennen.   die
                                                                          diesDannwirkann
                                                                                       nichtichgibt,
                                                                                                alsJesus
                                                                                                    unsere  die
                                                                                                              eigenewir
                                                                                                          zustimmen:    bez- nicht
                                                                                                                              trennt, wird als sie unsere
                                                                                                                                                    oft auch als Symbol eigene
ahren       können,
            erst  erfahren          wenn
                              können,     wenn     siesie
                                                        die    die
                                                             Kon-      eichnen
                                                                        Kon-
       eine Krankheit ausgelöst werden, oder Wer Gott gefunden hat, ist wie jemand,würden,     eichnen
                                                                                               eine   Kraft,  die  uns würden,
                                                                                                                         hat               eine         Kraft,
                                                                                                                              der Transzendenz gesehen. Beispiel         die un
 ber wenn
       ihr  trolleLeben
                    über    ihr  Lebenaus  aus     den
                                                  den    Händen Händen wachsen      und
               Kinder sich anders entwickeln, als der sein Haus auf Felsen baut. Aber          wachsen
                                                                                          reifen    lassen.   Die   Leidenund dafür ist die Vision der himmlischen Le
                                                                                                                                  reifen             lassen.            Die
 müssen;               wenn
            geben müssen;           wennsie   sie mitmit    ihrem ihremund Unsicherheiten      und  unseresUnsicherheiten
                                                                                                                Lebens, so                          unseres Leben
       man es sich gewünscht hat, durch den erst dann.                                                                        Stadt Jerusalem, die in der christli-
 am Ende    Latein am  sind:
                           Ende sind:  dies dies kann kann  durch durchschmerzhaft undschmerzhaftbedrückend sie auch            und bedrückend sie
       Verlust der Arbeit, durch Trennung,                                             Maria Kolek Braun Seelsorgerin         chen Kunst als überwältigende und
  chwere    eine schwereKrankheit   Krankheit ausgelöst      ausgelöst sind, lehren uns und    sind,führen lehren
                                                                                                              uns zur Re- uns und führen uns zur
       Schicksalsschläge. Dann bleibt nichts                                   Psychiatrie und Regionalleiterin Dienst-­      grossartige Burg dargestellt wird.
 , oder werden,
            wenn       oderKinder
                              wenn Kinder sich    sich         ganz
                                                        ganz an-       ife, an-
                                                                            zur Erfahrung      ife,       zur Erfahrung
                                                                                                   des Ur-Grunds         un-                     des Ur-Grunds
       anderes übrig, als die Kontrolle abzuge-                                       stelle Spital- und Klinikseelsorge                                                    bit
 twickeln,            als man
            ders entwickeln,      als manes         sich
                                               es sich   gewün-  gewün-seres Lebens.           seres Lebens.
 t, durch           den
            scht hat,    durchVerlust
                                  den Verlust derder       Arbeit,Arbeit,
                                                                                                                                                 forum 11 2020    25
100 Kilometer Akten 11 2020 - forum-pfarrblatt.ch
GOTT UND DIE WELT

Eine Karriere nach unten
Madeleine Schildknecht träumt von sozialer Gerechtigkeit. Sie wird
Baldegger Schwester und riskiert einen Aufbruch. Von der Freiheit,
sich fallen zu lassen – und unten anzukommen.
                                                                                                                              r d e n s l eute
                                                                                                                            o
                                                                                                                            &aBenteuer
                                                                                                                Früher wie heute gibt es Menschen,
                                                                                                                die mit einem Auftrag in unbekannte
                                                                                                                Länder gehen. Sie lassen Vertrautes
                                                                                                                zurück, begegnen Fremdem und kehren
                                                                                                                verändert zurück. Diese drei Schritte
                                                                                                                sind auch die Struktur von Mythen und
                                                                                                                Hel­dinnenlegenden. In dieser Serie
                                                                                                                fragen wir Menschen, die für einen Or-
                                                                                                                den mit einer Mission unterwegs sind,
                                                                                                                nach ihrem Abenteuergeist.

                                                                                                               Madeleine ist gespannt. Wird sich die
                                                                                                               Frau, eine ihrer Fachkräfte in der Jugend-
                                                                                                               arbeit,wirklich fallen lassen? Die Schwes-
                                                                                                               ter hat das Seminar organisiert und beob-
                                                                                                               achtet nun den Prozess. Natürlich kennt
                                                                                                               sie die jungen Menschen hier, begleitet
                                                                                                               sie, nimmt sie wahr, versucht ihnen Auf-
                                                                                                               gaben zu geben, die ihnen entsprechen.
                                                                                                               Einige haben sich heute schon fallen ge-
                                                                                                               lassen. Klar. Bei ihr nun wäre Madeleine
                                                                                                               überrascht. Die anderen offenbar auch,
                                                                                                               sie beginnen sich zu nerven. In diesem
                                                                                                               Moment wird aus der Beobachterin
                                                                                                               Madeleine intuitiv die Akteurin: Ob sie
                                                                                                               statt der Kollegin die Übung machen sol-
 1953: Geburt in Bischofszell (TG)
 1974: Primarlehrerdiplom                                                                                      le, fragt sie in die Runde. Die junge Frau
 in Baldegg (LU)                                                                                               ist entlastet und alle Augen sind auf Ma-
 1974–1977: Primarlehrerin                                                                                     deleine gerichtet. «Ich brauchte sehr viel
                                                                                       Foto: Christoph Wider

 in Eschlikon (TG)
 1977: Eintritt ins Kloster Baldegg (LU)                                                                       Überwindung, weil ich auch unsicher war
 1985: Lizentiat in Psychologie,                                                                               und wirklich Berührungsangst hatte»,
 Pädagogik und Publizistik                                                                                     weiss die Schwester bis heute. Sie über-
 1984–2000: Lehrerinnenbildung
 am Seminar Baldegg                                                                                            wand sich – und liess sich fallen. Danach
 2000: Ausreise nach Bosnien und                                                                               auch die junge Frau, «ohne zu zögern».
 Herzegowina; Spracherwerb in                                                                                       Gefragt nach einem abenteuerli-
 Banja Luka
                                           Sarajevo, Herbst 2004, Seminar für Fach-                            chen Moment, erinnert sich Madeleine
 2001: Aufbau des Vereins
 «NARKO-NE» in Sarajevo                    kräfte in der Jugendarbeit. Schwester Ma-                           Schildknecht an diesen. Sie hatte sich
 2002: Start der Projekte mit              deleine steht am Wegrand und fokussiert                             tatsächlich fallen gelassen. In diesem
 Jugendlichen in ethnisch                  ihren Blick: Auf eine junge Frau, die                               Moment ist aber auch gelungen, was sie
 gemischten Gruppen
 2004: Start der Mentoring-Program-        knapp zwei Meter erhöht auf einem                                   mit all ihrer Arbeit erreichen wollte:
 me von Studierenden für Kinder            grossen Stein steht. Die junge Frau soll                            «dass die jungen Menschen lernen, sich
 2015: Rückzug aus der Geschäfts­          sich fallen lassen, von oben hinunter, in                           füreinander zu engagieren». Dafür hat-
 leitung von «NARKO-NE»
 2017: Aufbau von «Community Care»         die Hände ihrer Kolleginnen und Kolle-                              te sie 2002 «NARKO-NE» gegründet,
 für Betagte in Zentral- und Ostbosnien    gen, die sie auffangen wollen. «Vertrau-                            einen Verein mit Sitz in Sarajevo, der
                                           ensfall» heisst die Aufgabe. Schwester                              heute in ganz Bosnien und Herzegowi-

                                                                                                                                     forum 11 2020    26
In den Projekten arbeitete Schwester
Madeleine mit kroatischen, serbischen und
bosniakischen Jugendlichen zusammen.

                                              Foto: Privatarchiv Madeleine Schildknecht/zvg
na Projekte zur Suchtprävention orga-
nisiert. Suchtprävention durch «gesunde
Alternativen»: Theater, journalistisches
Arbeiten, kreative Sommerwochen, ein
Mentorensystem, bei dem Studierende
die Patenschaft für ein Kind überneh-
men. Eines kam zum anderen. Heute
engagieren sich laut Website neun Fach-
leute und rund 170 Freiwillige. «Ich
habe sehr viel Energie investiert, Leute
vor Ort aufzubauen. Meine ersten Mit-
arbeitenden waren Studienabgänger,                                                            Womöglich wird sie selbst dort alt wer-
die keine Chance hatten, eine Arbeit zu                                                       den, in jenem Land, in das sie damals          Drei Fragen
finden. Sie und die Freiwilligen, mit de-                                                     mit 47 Jahren aufgebrochen ist, um «un-
nen sie arbeiteten, hätten in eine Sucht                                                      ter Menschen zu leben, die von Frieden         Aufbruch: Wer waren Sie damals,
abrutschen können, wie viele zu dieser                                                        und Gerechtigkeit ausgeschlossen sind».        als Sie aufgebrochen sind?
Zeit.» Und viele, bis heute.                                                                       Im Blick zurück sagt Madeleine            «Ich war Lehrerbildnerin und habe sehr
    Es waren die Jahre nach dem Bos-                                                          Schildknecht: «Der Aufbruch damals,            gern unterrichtet. Ich war gut organi-
nienkrieg. Häuser, Schulen, Kirchen                                                           das war ein Akt der Selbstbestimmung.          siert und habe sorgfältig geplant. Das
und Moscheen lagen in Trümmern, so                                                            Bei uns gehört es nicht zur Regel, dass        konnte ich wirklich gut. Als ich aufge-
zeigen es auch die Fotos in Schwester                                                         Schwestern alleine gehen und noch dazu         brochen bin, stand ich an einer Lebens-
Madeleines Alben, in denen sie ihre                                                           in eine Aufgabe, die niemand kennt.» Die       wende. Ich hatte den Eindruck, dass ich
erste Zeit in Bosnien und Herzegowina                                                         Ordensleitung hatte ihr diesen «persön-        jetzt den Weg gehe, den ich eigentlich
liebevoll dokumentiert hat. Im Jahr                                                           lichen Suchweg» zugestanden. In einer          mein ganzes Leben gehen wollte.»
2000 war sie angekommen, nur fünf                                                             Zeit, in der die Schwesterngemeinschaft
Jahre nach Kriegsende. «Mein Eindruck                                                         kleiner wurde und Madeleine sich als           Initiation: Wer ist aus Ihnen geworden
war, dass viele traumatisiert waren.                                                          eine der jüngeren Schwestern ernste            durch die Zeit in der Mission?
Therapie gab es keine. Da habe ich es                                                         Sorgen um die Zukunft des Ordens               «Ich glaube, ich habe eine Wende ge-
als sinnvoll angesehen, den Jungen ein                                                        machte. «Ein Aufbruch einer kleinen            macht, von den Strukturen hin zu den
Arbeitsfeld zu bieten, in dem sie ihre                                                        Schwesterngemeinschaft» – den Made-            Räumen dazwischen. Meine Intuition
Potenziale entfalten können.» Beson-                                                          leine mit ihrem eigenen Aufbruch von           hat sich entwickelt, aus der Situation
derheit: kroatische, serbische und bos-                                                       Baldegg verband – «hat nicht stattgefun-       herauszuschauen, was jetzt dran ist,
niakische Jugendliche arbeiten zusam-                                                         den. Unsere Gemeinschaft wird definitiv        was anderen und mir selbst weiterhilft.»
men. Katholische, orthodoxe und mus-                                                          immer kleiner und älter», weiss sie heu-
limische Menschen. Das war gegen den                                                          te. Resigniert? «Das heimliche Feuer un-       Rückkehr: Wer sind Sie heute, mit
politischen Trend damals, und ist es                                                          ter der Asche brennt weiter», sagt sie nur     Ihren Erfahrungen im Gepäck?
auch heute. Als Schwester Madeleine                                                           und zählt auf, woran sie dabei denkt: die      «Jetzt, mit 66 Jahren, habe ich einen
die operative Leitung von «NARKO-                                                             Anteilnahme der Mitschwestern, ihre            grossen Erfahrungsschatz: aus der Ju-
NE» abgab, 2015 mit 62 Jahren, übergab                                                        Beziehungen zu Menschen, die sie fach-         gendarbeit, aus der Entwicklung und
sie sie an Amir Hasanovi, diplomierter                                                        lich und finanziell unterstützen, die Le-      Leitung von Projekten in Suchtpräven-
Sozialarbeiter – und Muslim.                                                                  bensfreude der Jungen.                         tion und Gesundheitsförderung. Was
    Seither ist es ruhiger geworden um                                                             Persönlich hat sie gefunden, wonach       ich gelernt habe, nutze ich weiter für
Schwester Madeleine. Weiterhin ver-                                                           sie suchte: «sozial und gerecht zu leben –     Projekte für und mit Betagten. Ich
sucht sie das zu erfüllen, was sie als ihre                                                   eine Karriere nach unten». Schwester           schaue immer wieder, was mir all die
«Mission» buchstabiert: «etwas in der                                                         Madeleine erinnert sich an den Moment,         Jahre Leben und Energie gegeben hat.
Zukunft zu sehen, das mit meinem eige-                                                        als sie sich von dem grossen Stein fallen      Daran versuche ich anzuknüpfen.»
nen Lebensplan zu tun hat». Denn ob-                                                          liess: «Da ging mir auf, dass es wohl noch
wohl sie ihre «Karriere nach unten»                                                           viel schwieriger ist, mich wirklich in Gott
nach Bosnien und Herzegowina geführt                                                          hineinfallen zu lassen. Nach und nach
                                                                                                                                             Verein «NARKO-NE»
hat, sieht sie sich weiter unterwegs nach                                                     verstand ich, dass Gott ein Gott des Le-
                                                                                                                                             «NARKO-NE» ist eine Wortschöpfung:
«unten», immer wieder neu. Zusammen                                                           bens ist. Mein Weg half mir, die Angst ab-
                                                                                                                                             «Narko» ist der erste Teil von «Narkotika»
mit dem Franziskanerorden hat sie be-                                                         zulegen, vor ihm, vor den Menschen und         – Betäubungsmittel, «Ne» heisst Nein.
gonnen, ein nachbarschaftliches Netz-                                                         vor dem Leben.»                                Nein zu Betäubungsmitteln aller Art.
werk für alte Menschen aufzubauen.                                                                                          Veronika Jehle

                                                                                                                                                                    forum 11 2020    27
FORUM IM FORUM

                                             Schweizer Bischofskonferenz
Leserbriefe forum 10/2020
                                             Gottesdienst-Schutzkonzept
«Editorial»
Die vielen Proteste gegen das Gottes-
dienstverbot zeigen mir eine viel zu
starre Fixierung auf den üblichen Got-
tesdienst. Es sei ein Angriff auf das
Grundrecht der freien Ausübung der
Religion, heisst es. Ich habe mich nicht
daran gehindert gefühlt, meinen
Glauben zu leben. «Wo zwei oder drei

                                                                                                                                      Foto: Manuela Matt
in meinem Namen beisammen sind»
meint nicht nur den Gottesdienst in
einer Kirche! Das kann überall sein,
auch zuhause oder im Beisammen-
sein bei Gottesdienstübertragungen.
    Die Forderung, möglichst rasch           Desinfektionsmittel am Eingang, zwei Me-     empfehlen die Bischöfe Anmeldever-
wieder Gottesdienste zuzulassen, ist         ter Abstand bei der Kommunion:Die Schwei-    fahren mit Platzreservationen. Die Aus-
unchristlich. Der Schutz des Lebens          zer Bischöfe haben ein Schutzkonzept für     teilung der Kommunion muss unter Be-
steht bei uns Christen an oberster           Gottesdienste in Corona-Zeiten erarbeitet.   achtung der hygienischen Vorschriften
Stelle. Wenn wir aber durch Zusam-           Der Zugang zum Gotteshaus soll auf ma-       erfolgen. Auf dem Fussboden wird der
menkünfte Virenübertragungen er-             ximal ein Drittel seiner ordentlichen Be-    vorgeschriebene Mindestabstand von
möglichen, schützen wir gerade nicht         sucherkapazität begrenzt werden, heisst      zwei Metern mit Klebebändern gekenn-
das Leben derer, die an der Infektion        es im Schutzkonzept vom 27. April. Die       zeichnet. Gläubige, die sich krank füh-
dann zu Tode kommen. Ein Verzicht            Einhaltung der notwendigen Abstände in       len, oder Angehörige der Risikogruppen
auf «unser gutes Recht» stünde uns           den Sitzreihen muss sichergestellt sein.     werden gebeten, zuhause zu bleiben.
besser an. Ausserdem nahm ich die-           Die Gläubigen müssen vor dem Eintreten       Wann wieder öffentliche Gottesdienste
sen Verzicht auch als ein besonderes         die Hände desinfizieren und Weihwas-         stattfinden können, ist unklar. Bislang
Fasten wahr. Diesen Verzicht kann            serbecken bleiben bis auf Weiteres leer.     war vom 8. Juni die Rede.
man getrost annehmen, im Glauben,                Um zu vermeiden, dass Gläubige vor                                         kath.ch

dass uns Gott auch darin begleitet.          der Kirche abgewiesen werden müssen,         www.bischoefe.ch
                     Ludwig Lang per Mail

«Lockdown»
                                             Junia-Initiative
Der Artikel über Psychiatrie im Lock-
down ist sicher gut gemeint und              Für Gleichberechtigung in der Kirche
möchte zeigen, wie schwer Men-
schen in psychiatrischen Kliniken            Am 17. Mai wird mit einer offenen Zoom-      nern, die den Ortsbischöfen zur «sak­
von den Folgen der Corona-Krise              Konferenz ein Junia-Jahr ausgerufen, um      ramentalen Sendung» vorgeschlagen
betroffen sind. Aber: Menschen, die          für das Anliegen der Gleichberechtigung      werden sollen – zusätzlich zu den Pries-
nicht zuletzt aufgrund der zusätzli-         in der Kirche zu werben.                     tern, denen in den meisten Fällen das
chen psychischen Belastung durch             Am 17. Mai, dem Gedenktag der Apo-           Spenden von Sakramenten vorbehal-
die Krise in eine Notsituation geraten       stelin Junia (Römerbrief 16,7), können       ten ist. Gesammelt werden einerseits
und sich überlegen, in eine Klinik zu        sich alle Interessierten einer Zoom-         Namen von im Kirchendienst bewähr-
gehen, könnten durch solche, auf das         Konferenz anschliessen, die ein «Junia-      ten Personen, die sich zur sakramenta-
Negative fokussierte Berichte davon          Jahr» ausrufen wird. Die Öffentlichkeit,     len Sendung berufen fühlen. Ander-
abgehalten werden. Das ist ein Prob-         alle Interessierten, Pfarreiteams und        seits können sich Leute auf der Web­site
lem, das z.B. Pro Mente Sana mit ei-         Ordensgemeinschaften sollen im kom-          eintragen, die diese Personen unter-
nem Videochat (https://inclousiv.ch,         menden Jahr mit verschiedenen Anläs-         stützen. Die Listen sollten ursprünglich
Chat von Fr, 24.4.2020) angesprochen         sen für gleiche Rechte von Frauen und        an diesem 17. Mai übergeben werden.
hat, in dem Klinikverantwortliche            Männern in der Katholischen Kirche           Nun wurde dieser Termin um ein Jahr
erklären, warum ein Aufenthalt auch          sensibilisiert werden.                       verschoben, um dem Anliegen eine
in diesen Zeiten hilfreich sein kann.            Die Junia-Initiative wurde im Okto-      breitere Basis zu ermöglichen.
                 Karin Reinmüller per Mail   ber 2019 lanciert. Sie sammelt auf ihrer                                            bl
                                             Website Namen von Frauen und Män-            www.juniainitiative.com

                                                                                                                forum 11 2020    28
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                                      SPIELEN
                                     mit Jub
                                             la

                        Warum ist
                        die Banane
                        krumm
                        Jede und jeder schreibt auf ein Blatt Pa-
                        pier einen Satz, der mit «Warum» anfängt.
                        Dann wird das Blatt so gefaltet, dass das
                        Geschriebene auf die Rückseite zu lie-      Satz auf, der mit «Warum» beginnt usw.
                                                                                                               Alter: ab 10 Jahren
                        gen kommt und nicht mehr zu sehen ist.      Dies wird solange wiederholt, bis der
                        Die Zettel werden anschliessend jeweils     Zettel voll ist. Dann werde jeweils alle   Gruppengrösse: Ab 2 Kindern/
                        nach rechts weitergegeben.                  Sätze vorgelesen, die zusammengehören.     Jugendlichen
                           Die nächste Person schreibt nun als          Das Spiel liefert lustige Antworten    Material: Papier und Stifte
                        Antwort einen Satz darunter, der mit        auf Fragen, die man schon immer stel-
                        «Weil» beginnt. Dann wird der Zettel        len wollte. Zum Beispiel: «Warum ist die   www.jublazueri.ch
                        erneut gefaltet und weitergegeben. Die      Banane krumm?» – «Weil der Elefant
                        nächste Person schreibt wieder einen        im Porzellanladen war.»

                        Schaufenster ➜ Podcast                                                                    Auf Sendung

                        Lust am Crossover                                                                         Wenn die Geister traurig sind
                                                                                                                  Im Basler Museum der Kulturen be-
                                                                                                                  gegnen australische Aborigines ihrem
                                                                                                                  geistigen und materiellen Erbe.
                                                                                                                      So, 17. Mai – 8.30 – SRF 2 Kultur

                                                                                                                  Vier singende Theologiestudenten
Foto: Christoph Wider

                                                                                                                  und eine Hebamme
                                                                                                                  Mit Folk-Rock will die Band Adam’s
                                                                                                                  Wedding über die grossen Themen
                                                                                                                  des Lebens nachdenken.
                                                                                                                      Do, 21. Mai – 8.30 – SRF 2 Kultur
                        Mit dieser Nummer startet das forum sei-       Den Auftakt macht die Schlagzeile
                        nen eigenen Podcast. Einmal im Monat        «Schweizer wollen Masken im Zug, aber         Wunder Liebe
                        werden sich der Kulturjournalist Tho-       nicht im Büro» aus dem «Tagesanzei-           Die Erforschung eines Gefühls.
                        mas Binotto und die Soziologin Katja        ger» vom 30. April 2020. Diskutiert wer-         Sa, 23. Mai – 22.55 – arte
                        Rost, Professorin an der Universität        den wahrscheinlich Fragen wie: Muss
                        Zürich, eine Schlagzeile teilen. Davon      man Sicherheit anfassen können? –             Religionspodcasts – was
                        ausgehend werden sie ohne Punkt und         Darf man Regeln diktieren? – Wie viel         gibt’s Neues?
                        Komma kreuz und quer durch ihre             Relativität steckt in harten Fakten? –        Durch Corona werden digitale An­
                        Fachgebiete diskutieren. Ernst in der       Vielleicht läuft der Hase aber auch ganz      gebote vermehrt nachgefragt – auch
                        Sache, frech im Ton, überraschend in        anders. Das lässt sich bei «Ohne Punkt        jene mit religiösem Inhalt.
                        den Wendungen, gewagt in den Thesen.        und Komma» nie voraussagen.                       So, 24. Mai – 8.30 – SRF 2 Kultur
                           Auf die Sekunde 30 Minuten lang             
                        spielen sich Binotto und Rost unter                                                      Auf Grund der aktuellen Lage sind
                                                                                                                 Programmänderungen möglich. Bitte
                        Livebedingungen die Bälle zu, spontan       «Ohne Punkt und Komma»
                                                                                                                 konsultieren Sie zeitnah die Website:
                        und assoziativ, ohne Fahrplan und Si-       Podcast verfügbar auf Spotify und
                                                                                                                 www.srf.ch/perspektiven; www.arte.tv/de
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                                                                            www.forum-pfarrblatt.ch
                                  forum@c-media.ch

  23. und 24. Mai 2020
 Papst Franziskus erinnert daran, dass Kommunika-
 tion nur dann authentisch ist, wenn sie konstruktiv
 ist: «Eine gute Geschichte ist in der Lage, die
 Grenzen von Raum und Zeit zu überwinden».
 Möchten Sie auch in Krisenzeiten in Fragen des
 Glaubens und des kirchlichen Lebens gut infor-
 miert bleiben? Dann unterstützen Sie diese Kol-
 lekte für das christliche Zeugnis in den Medien.
 Damit unterstützen Sie auch die katholischen
 Medienzentren in Zürich, Lausanne und Lugano.
                                                        pixabay.com, CCØ

 Die Schweizer Bischofskonferenz dankt herzlich
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                                     kath.ch vermittelt authentische Geschichten
16. BIS 29. MAI

                     @ Home
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                                               Solidarität für Zürich                         Liturgie –
 Gewähr. Beachten Sie die jeweiligen           Junge Leute bieten Hilfe an.                   den Glauben feiern
 Websites.                                     Mo–Fr, 11.00–15.00: 077 512 30 38
                                               www.soli.junge-kirche.ch
                                                                                              Online-Gottesdienste
Verkündigung –                                 Beratung
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                                               kostenlose Hotline: 044 204 22 20              www.forum-pfarrblatt.ch
Wort zum Sonntag                               www.paarberatung-mediation.ch
Sa, 16.5., 20.00, SRF 1: Nathalie Dürmüller,                                                  Morgenmesse mit Papst Franziskus
                                               Alle Seelsorge- und Beratungsangebote:
ev.-ref. Pfarrerin                                                                            www.vaticannews.va/de
                                               www.zhkath.ch
Sa, 23.5., 20.00, SRF 1: Simon Gebs,
ev.-ref. Pfarrer                                                                              Live aus dem Kloster Einsiedeln
                                               Gemeinschaft –                                 Gottesdienste, Mai-Andacht, Rosenkranz,
SRF-Radiopredigt am Telefon                                                                   online-Wallfahrt
                                               zusammen unterwegs sein
032 520 40 20                                                                                 www.kloster-einsiedeln.ch/live

Telebibel                                                                                     Live aus der Kathedrale St. Gallen
Täglich Bibelstelle mit kurzem Impuls:                                                        www.bistumsg-live.ch
044 252 22 22
                                                                                              Gottesdienste und Gebete
Klage- und Gebetsmauer                                                                        www.radiomaria.ch
Täglich, 7.30–19.00, Christkönig Kloten:
Fürbitten in die Gebetsmauer stecken,                                                         Abendgebet live aus Taizé
gratis Kerzen vor dem Altar entzünden.                                                        Täglich 20.30 Singen und Beten.
                                                                                              www.taize.fr/de
www.pfarrei-christkoenig.ch

                                                                                              Online-Gebet für Gleichheit
                                               Reflexionen aus dem Homeoffice                 Je Do, 13.00, Gebet aus dem Kloster Fahr.
Diakonie –
                                               Fragen zur Zeit in Krisenzeiten                www.voicesoffaith.org
praktizierte Nächstenliebe
                                               www.paulusakademie.ch

 Beachten Sie die aktuellen Anweisungen                                                       TV-/Radio-Gottesdienste
 des Bundesamtes für Gesundheit BAG.
                                               Museum@home
 www.bag.admin.ch                              Kölner Dom                                     Röm.-kath. Radiopredigt
                                               https://dom360.wdr.de/                         So, 17.5./Do, 21.5./So, 24.5., 10.00,
 Melden Sie sich bei Ihrer Pfarrei, wenn                                                      Radio SRF 2 Kultur, Musikwelle
 Sie Hilfe beim Einkaufen, ein Telefon­
                                               Rijksmuseum
 gespräch oder sonst etwas wünschen.           www.rijksmuseum.nl/en/from-home
                                                                                              TV-Gottesdienst
                                               Louvre
                                                                                              So, 9.30, ZDF, www.zdf.de
Gegen die Einsamkeit                           www.louvre.fr/en/visites-en-ligne
Kirchenschal stricken, Bücher ausleihen,       Deutsches Museum                               TV-Gottesdienst aus Zürich
Telefon- und Gebetskette                       https://digital.deutsches-museum.de/virtuell   So, 9.30, TeleZüri
www.kath-buelach.ch                                                                           www.telezueri.ch/gottesdienst
                                               Musik@home
Lebensmittelpakete
                                               Je So, Musik in der Kirche Christkönig
Für Randständige in Zürich können Le-                                                         Spiritualität
                                               www.pfarrei-christkoenig.ch
bensmittelpakete in verschiedene Kir-
chen gebracht werden.                          Je So, Kleine Nachtmusik                       Spirituelle Impulse
                                               www.kath-birmensdorf.ch (unter Agenda)         www.zentrum-spiritualitaet.ch
www.incontro-verein.ch
                                               Wohnzimmerkonzert: «Wünsch dir was»
                                                                                              Sonntagslesungen
Für Menschen in Not                            www.kath-birmensdorf.ch (unter Agenda)
Flüchtlinge und durch Corona in Not                                                           So, 17.5.: Apg 8,5–8.14–17; 1 Petr 3,15–18;
                                                                                              Joh 14,15–21
Geratene bei uns unterstützen:                 Film@home
                                                                                              Christi Himmelfahrt, Do, 21.5.: Apg 1,1–11;
www.caritas-zuerich.ch                         Unabhängige Schweizer Streaming An-            Eph 1,17–23; Mt 28,16-20
Die ärmsten und verletzlichsten Men-           gebote und Indie-Plattformen
                                                                                              So, 24.5.: Apg 1,12–14; 1 Petr 4,13–16;
schen weltweit unterstützen:                   www.solothurnerfilmtage.ch/aktuell/            Joh 17,1–11a
www.fastenopfer.ch                             im-heimkino                                    www.bibelwerk.ch

                                                                                                                         forum
                                                                                                                         forum 11 2017    31
                                                                                                                               22 2020   
WAS ICH EINMAL WAR ...
PFARRBLAT T DER KATHOLISCHEN KIRCHE

                                                                                                                                                       Foto: Walburga Lichtleitner
IM KANTON ZÜRICH

Gültig für die Sonntage vom 17. und 24. Mai

Herausgeberin
Stiftung forum – Pfarrblatt der katholischen
Kirche im Kanton Zürich
Redaktionsadresse
Hirschengraben 72, 8001 Zürich
044 266 12 72, redaktion@forum-pfarrblatt.ch,
www.forum-pfarrblatt.ch
Sekretariat: Mo/Di/Do 8.30 –11.30 Uhr,
Di/Do 13.30–16.30 Uhr
Stiftungsratspräsident: Pfr. Andreas Rellstab
Geschäftsführung: Anita Koch
Redaktionssekretariat: Rita Grob
Chefredaktion: Thomas Binotto (bit)
Redaktion: Pia Stadler (ps), Beatrix Ledergerber (bl),

                                                          Coiffeur
Veronika Jehle (vej)
Fotografie: Christoph Wider
Grafik: Angelika Dobner

Abo-Service und Adressmutationen                          Thomas Lichtleitner, Gemeindeleiter
Stadt Zürich: 043 322 18 18, info@i-kg.ch
Zürich-Land: Direkt beim Pfarramt Ihres
Wohnortes (Adresse auf Pfarreiseiten ersichtlich)
Stadt Winterthur: 052 224 03 80,
                                                         Als eine der ersten Branchen durften die    re seiner Frau und seiner zwei Söhne
mitgliederverwaltung@kath-winterthur.ch
Bezahlte Abos: 044 266 12 72,                            Coiffeur­salons nach der Lockerung des      – auf «freiwilliger Basis», wie er schmun-
redaktion@forum-pfarrblatt.ch
                                                         Lockdowns wieder öffnen. Dem Bun-           zelnd betont.
Abopreise: Jahresabo Inland Fr. 38.–, Ausland Fr. 77.–
Anzeigenverkauf                                          desrat war offensichtlich klar, dass die         «Im Coiffeursalon habe ich das
creative media gmbh, Schützenstrasse 19,                 Verschönerung der Haare wesentlich          Rüstzeug für meine spätere seelsorger-
8902 Urdorf, 043 322 60 30, Fax 043 322 60 31
forum@c-media.ch, www.c-media.ch                         auch zur Pflege der Seele beiträgt. Und     liche Praxis erhalten», sagt der Diakon
                                                         was könnte denn wichtiger sein – nicht      mit Überzeugung. «Der Austausch ist in
Druck
AVD Goldach AG, 9403 Goldach, www.avd.ch                 nur in Corona-Zeiten.                       höchstem Masse kommunikativ – die
Pfarreiseiten: Text&Gestaltung jeweiliges Pfarramt           Dies macht Thomas Lichtleitner zum      ersten 5 Minuten wird über die Frisur
65. Jahrgang, erscheint 14-täglich, ISSN 1420-2212       «doppelten Seelsorger»: Der Diakon ist      geredet, anschliessend kommen die
                                                         Theologe mit juristischem Abschluss in      Politik und persönliche Themen zur
                                                         Kirchenrecht – und Coiffeur.                Sprache.» In den Begegnungen habe er
                                                             Er sei erblich belastet in dieses Me-   nicht nur sich selber kennengelernt,
                                                         tier reingerutscht, erklärt der gebürtige   sondern auch erfahren, wo den Men-
                                                         Bayer am Telefon. Aufgewachsen in der       schen «der Schuh drückt.»
                                                         Familienwohnung über dem elterli-                Seit 2000 leitet Thomas Lichtleitner
                                                         chen Friseurgeschäft, habe sich bereits     mit grossem Engagement die Pfarrei
                                                         in seiner Kindheit vieles um dieses         St.  Anna in Opfikon-Glattbrugg. Den
                                                         Handwerk gedreht. Als Jugendlicher          «Umweg» über den Coiffeur-Beruf emp-
                                                         half er bald aktiv im Geschäft mit, das     findet er als grosse Bereicherung: «Das
                                                         einst sein Grossvater aufgebaut hatte –     Erlernen eines Handwerks ist eine se-
                                                         und begann seinen Eltern zu Liebe die       gensreiche Erfahrung in meinem Leben,
                                                         Coiffeurlehre.                              die ich nicht missen möchte. Man ist in
                                                             Schnell jedoch wurde ihm klar, dass     einem seelsorgerlichen Beruf besser
                                                         dies nicht sein Lebensweg sein würde.       aufgestellt, wenn man zuvor Erfahrun-
                                                         Der Kontakt zu den Menschen sollte          gen mit Menschen in anderen Berufen
                                                         zwar weiterhin im Mittelpunkt seiner        geteilt hat.» Zudem, fügt er schalkhaft
                                                         Tätigkeit stehen, aber vertiefter, umfas-   an, sei er so bis heute auch ein bisschen
                                                         sender. «Und da kommt der Pfarrer mei-      in der Modewelt zu Hause. «Und das ist
                                                         ner Heimatpfarrei, durch den ich im         doch cool, nicht wahr?»
                                                         Glauben verwurzelt war, ins Spiel: Er                                          Pia Stadler

                                                         ermutigte mich zum Theologiestudium.»

                                                         Ganz an den Nagel gehängt hat Thomas            Nicht nur nach Rom führen viele Wege,
                                                                                                         sondern auch zur Theologie.
                                                         Lichtleitner die Coiffeurschere in den
                                                                                                         Wir porträtieren in loser Folge Seel­-
                                                         letzten 34 Jahren allerdings nie. Wäh-
                                                                                                         sor­gerinnen und Seelsorger im Kanton
                                                         rend des Studiums verschönerte er sei-
                                                                                                         Zürich, die zuvor einen andere Beruf
                                                         ne Kommilitoninnen und Kommilito-
                                                                                                         erlernt haben.
                                                         nen, und bis heute schneidet er die Haa-

                                                                                                                               forum 11 2020    32
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