15/20 Schwerpunkt: Erholung im Wald - zueriwald
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Inhalt ZÜRCHER WALD 5/2020 2 Erholung im Wald 4 Die Bevölkerung und ihr Erholungswald – Waldmonito- Hohe ring soziokulturell Marcel Hunziker im Interview Zufriedenheit 9 Reaktionen auf die vermehrten Freizeitaktivitäten im der Wald- Wald WaldZürich, Verband Zürcher Forstpersonal, Abt. Wald und FJV besucherInnen 12 Besucherlenkung im Stadtwald Bülach Thomas Kuhn 13 Lockdown-Erfahrungen im Forstrevier Uster Benjamin Kistner 4 14 Das Mountainbike-Konzept für den Zürcher Stadtwald 17 Der Wald-Knigge für Zwei- und Vierbeiner 18 Veranstaltungen im Wald Swen Walker 22 Beunruhigung der Wildtiere durch Waldbesucher Sabrina Wehrli und Jürg Zinggeler 26 Winti Ranger im Einsatz für Wald und Natur Max Schumacher 29 Rangerdienst in den Thurauen bei rekordhohen Besu- cherzahlen Ruedi Weilenmann Wie stören 31 Neue Informations-Plattform zum Thema «Freizeit und Waldbesuche Erholung im Wald» die Wildtiere? Waldlabor 32 Jahrhundertprojekt Waldlabor eröffnet 22 Wald und Wild 34 Die Waldverjüngung im Kanton Zürich 2020 Erich Good Klimawandel 38 Wie viel Trockenheit erträgt die Buche? 39 Tree App: Welche Baumart ist klimafit? Die Douglasie 41 Douglasienholz: Hochwacht Cholfirst Wildensbuch Saison 42 Absperren und signalisieren Das Waldla- bor Zürich ist Holzmarkt 45 Holzmarkt-Information Marco Gubser gestartet 47 Wertholzsubmission 2020 32 OdA Wald 48 Aktuelles vom Verein OdA Wald Zürich-Schaffhausen Mitteilungen 49 Statische Waldgrenze – aktueller Stand Abt. Wald 49 Nachruf Hermann Hess Einluss des Wildes auf die Mitteilungen 50 Generalversammlung 2020 nur in schriftlicher Form Waldverjün- WaldZürich 50 Aus dem Vorstand WaldZürich gung Mitteilungen VZF 52 Aus dem Vorstand VZF 34 Kurzmitteilungen 55 Agenda/Vorschau 59 Agenda Titelbild (l) Am Eröffnungsanlass des Waldlabors Zürich auf dem Hönggerberg; Foto: Waldlabor Zürich (r) Aufgelichteter Wald auf dem Hönggerberg; Foto: Waldlabor Zürich
ZÜRCHER WALD 5/2020 Editorial Editorial 3 So viele Waldbesucher wie während des und kommentierten die aus Borkenkäfer- Corona-Lockdowns habe ich noch nie schäden entstanden Kahlflächen damit, erlebt. Während vierundzwanzig Stunden dass hier Raubbau betrieben wird um viel an sieben Tagen die Woche hielten sich Rendite aus dem Wald zu schlagen. Sogar Leute im Wald auf. Es gab ganze Völker- eine Unterschriftensammlung wurde ge- wanderungen, ein Waldbesitzer nennt nun startet, um der Forstwirtschaft zukünftig seine Waldstrasse «Corona-Weg» und ein Holzschläge zu verbieten. Leider haben anderer hat «Corona-Eichen» gepflanzt. diese Waldbesucher nicht verstanden, dass Es freut mich und ich finde es positiv, die Waldbesitzer einen hohen wirtschaft- wenn die Bevölkerung sich im Wald erho- lichen Schaden und dazu einen oft noch len kann, es schätzt, dass der Wald immer schlimmeren emotionalen Verlust erleiden. und zu jeder Zeit frei verfügbar ist. Vielleicht liegt es in der Natur des Wir haben in dieser Zeit leider auch Menschen, dass wir meistens über die ein paar negative Erfahrungen machen negativen Erlebnisse reden – so auch in müssen. Es entstanden unzählige wilde Bezug auf unsere Erfahrungen während Feuerstellen im Wald. Es wurden Hütten der Coronakrise. Dabei haben wir auch gebaut in dem man Balken und Nägel Mails und Telefonate von Waldbesuchern in die Bäume schlug. Es wurden Partys erhalten, die sich bedankt haben für un- veranstaltet, bei denen der Müll im Wald sere Arbeit, die sich freuen, dass sie sich liegen blieb. Es wurden ganze Wald- ganz selbstverständlich im Wald erholen strassen zugeparkt. Das Verständnis der dürfen, die gerne einem Waldarbeiter Waldbesucher für andere Waldbesucher zuhören, der von seiner Tätigkeit erzählt, oder Waldarbeiter war nicht immer da. So die sich für das Geschehen im Wald waren Leute nicht einverstanden, wenn interessieren. Diese einzelnen Rückmel- Forstleute mit dem Auto in den Wald fuh- dungen sprechen für die grosse Mehrzahl ren oder wenn Biker, Reiter, Jogger sich der Bevölkerung. Leider wird über diese ebenfalls im Wald bewegten. Waldbesucher viel zu wenig berichtet. Andere Waldbesucher gaben zu verstehen, Manuel Peterhans, Revierförster wie korrekte Forstwirtschaft gehen muss Forstrevier Küsnacht - Erlenbach Impressum Zürcher Wald 5/20 (Oktober 2020) Redaktor 52. Jahrgang, erscheint jeden zweiten Monat Urs Rutishauser (ur), Forsting. ETH, IWA Stellvertretung: Felix Keller, Forsting. ETH, IWA Herausgeber / Verbandsorgan Herausgeber ist der Verband Zürcher Forstpersonal Gestaltung und Satz VZF; die Zeitschrift ist zugleich Verbandsorgan von IWA – Wald und Landschaft AG WaldZürich Verband der Waldeigentümer Adressänderungen und Abonnemente Trägerschaft an die Redaktionsadresse oder VERBAND ZÜRCHER VZF und WaldZürich sowie Abteilung Wald des Amtes www.zueriwald.ch FORSTPERSONAL für Landschaft und Natur, Baudirektion Kanton Zürich Inserate Redaktionskommission Fabio Gass, Hegnauerstrasse 10, 8604 Volketswil Fabio Gass, Präsident, Förster, Vertreter VZF Tel. 044 910 23 43, fabio.gass@volketswil.ch Markus Schertenleib, Vertreter WaldZürich Papier Hanspeter Isler, Forstwartvorarbeiter, Vertreter VZF Refutura FSC und Recycling Nathalie Barengo, Forsting., Vertreterin Abt. Wald Ruedi Weilenmann, Förster, Vertreter VZF Auflage Urs Rutishauser, Forsting., Redaktor Auflage 1‘300 Redaktionsadresse Druck IWA – Wald und Landschaft AG Mattenbach AG, 8411 Winterthur Hintergasse 19, Postfach 159, 8353 Elgg Online Tel. 052 364 02 22 E-Mail: redaktion@zueriwald.ch www.zueriwald.ch/zeitschrift
ZÜRCHER WALD 5/2020 4 Die Bevölkerung und Michael Meuter, Lignum ihr Erholungswald Waldmonitoring soziokulturell Im Projekt «Waldmonitoring soziokulturell Schweiz» WaMos wird das Verhältnis der Schwei- zer Bevölkerung zum Wald analysiert. Dabei ist die Walderholung ein wichtiger Aspekt. Nati- onale Umfragen fanden 1997 und 2010 statt, die Ergebnisse der aktuellsten Umfrage werden erst in einem Jahr vorliegen. Marcel Hunziker, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL-Projektleiter WaMos2 und Leiter der nationalen Umfrage von Wamos3, befragt von Urs Rutishauser Eine grosse Mehrheit von 88% der Be- Wie erklären Sie sich die Diskrepanz fragten waren 2010 mit ihren Waldbe- zwischen der ermittelten Zufriedenheit suchen insgesamt ‹absolut› oder ‹eher und der die öffentliche Diskussion oft zufrieden› (vgl. Abb. 1). Viele die dauernd dominierende Unzufriedenheit? Blei- im und für den Wald arbeiten erleben dies ben im Allgemeinen die Zufriedenen aber anders und vernehmen häufig kritische still? Oder kann es sein, dass heute Äusserungen zum Wald. gegenüber 2010 wirklich viel mehr Bewerten Sie die 88% als erfreulich Leute unzufrieden sind? oder wenig erfreulich? MH: «Das Ergebnis zeigt, es sind nur wenige 88% Zufrie- Marcel Hunziker (MH): «88% Zufrieden- Prozente, die nicht zufrieden sind. Diese, denheit ist heit ist grossartig. Dazu muss man wissen, besonders die sehr unzufriedenen tendie- grossartig. dass die Leute diesbezüglich nicht einfach ren allerdings eher dazu, den Forstleuten ‹schnell zufrieden› sind, sondern den Wald ein direktes Feedback zu geben, als die durchaus differenziert anschauen. Wir Zufriedenen. lernten aus anderen Studien von uns, dass es Wie sich die Haltung verändert hat, wissen sehr wohl einen Einfluss hat, wie der Wald wir leider erst nach der Auswertung von aussieht und gepflegt wird, ob er einem WaMos3 (vgl. Box S. 6). Doch schon in gefällt. Es reicht nicht, dass es ‹einfach der Vorbereitung zur Umfrage 2010 war Wald› ist.» die vermutete Unzufriedenheit der Leute ein grosses Thema, und umso grösser und freudiger die Überraschung, dass die grosse Mehrheit sehr zufrieden ist.» Frage: «Wenn Sie Ihre Waldbesuche insgesamt beurteilen, wie zufrieden sind Sie damit?» 2010 zeigten sich 78% der Befragten ‹eher› Häufigkeiten vorgegebener Antworten in Prozent für 2010 oder ‹absolut zufrieden› damit, wie in der Schweiz der Wald gepflegt und bewirt- 37 51 7 6 schaftet wird (vgl. Abb. 2). Die Umfragen von 2010 wie auch schon 1997 zeigten, 0 20 40 60 80 100 dass auch die wirtschaftliche Tätigkeit überwiegend neutral oder positiv wahr- BAFU absolut zufrieden eher zufrieden eher unzufrieden absolut unzufrieden genommen wird. Knapp der Hälfte der Abbildung 1: Zufriedenheit mit den Waldbesuchen Befragten gefiel es ‹sehr› oder ‹eher›, wenn
ZÜRCHER WALD 5/2020 Erholung im Wald 5 im Wald Holz genutzt wird, nur gut ein Frage: «Wie zufrieden sind Sie mit der Pflege und Bewirtschaf- Viertel störte sich ‹sehr› bzw. ‹eher› (vgl. tung der Schweizer Wälder?» Abb. 3). Die Antworten fielen ähnlich aus, Häufigkeiten vorgegebener Antworten in Prozent für 2010 wenn nach Wegen gefragt wurde, die wegen Holzschlägen gesperrt sind – dies obwohl 15 63 18 4 Waldbesucherinnen und -besucher davon stärker betroffen sind. Trotzdem schafft es 0 20 40 60 80 100 die Kritik an Holzschlägen im heimischen BAFU absolut zufrieden eher zufrieden eher unzufrieden absolut unzufrieden Wald sehr häufig in die Schlagzeilen der Tagespresse. Abbildung 2: Zufriedenheit mit Waldpflege und Bewirtschaftung Können Sie etwas über die Faktoren sagen, welche die Wahrnehmung und sein, dass die positiven Antworten primär Meinung der Bevölkerung zur Holznut- auch ein Ausdruck der allgemeinen Zufrie- zung und Bewirtschaftung bestimm- denheit mit den Forstleuten sind und das ten? Vertrauen in deren Kompetenz reflektieren. MH: «Wir fragten die Leute 2010 mit Man masst sich nicht an, das zu beurteilen, einer offenen Frage danach, welches die kann es vielleicht auch nicht, und äussert wichtigsten Funktionen des Waldes für sich deshalb kaum kritisch sondern mit Die positiven die Gesellschaft sind. Wir erwarteten die einem ‹die machen das schon richtig›. Schön Antworten sind auch ein Erholung an der Spitze, doch dem ist nicht zeigte sich das an der Frage, wie man das Ausdruck der so. Die Erholung war mit nur 25% Nen- Mass der Holznutzung beurteilt: 68% allgemeinen nungen auf Rang 5. Auf Rang 1 war die sagten ‹gerade richtig›, nur 10% ‹zu viel›!» Zufriedenheit Sauerstoffproduktion, auf Rang 2 mit 40% mit den Forst- leuten. Nennungen die Holzproduktion. Daneben Wo sehen Sie Ansätze, um die Ak- Schutz und Ökologie. Die Leute sahen die zeptanz der Holznutzung weiter zu Waldfunktionen also durchaus traditionell, erhöhen? die Bewirtschaftung als Haupt- und die Er- MH: «Schwierig, wenn sie schon so gut ist. holung als Nebenfunktion. Deshalb werden Am ehesten durch klare Priorisierungen und auch Wegsperrungen gut akzeptiert. Wie damit Verhinderung der wenigen Konflikte das 2020 ausfällt, sind wir sehr gespannt. zwischen Erholung und Holznutzung, Da fragten wir nicht mehr offen, dafür auch welche deren Akzeptanz u.U. gesamthaft nach der Bedeutung der Waldfunktionen für schaden könnten. Ich denke, kritische das Individuum. Stimmen wird es v.a. in Gebieten mit sehr Gleichzeitig muss man sich dessen bewusst hoher Erholungsnutzung geben, in Zürich Frage A: «Gefällt Ihnen oder stört es Sie, wenn im Wald Bäume gefällt werden?» Frage B: «Gefällt Ihnen oder stört es Sie, wenn wegen Holzschlag Wege gesperrt sind?» Häufigkeiten vorgegebener Antworten in Prozent für 2010 Wegsperrung 11 38 26 19 7 Holzschlag 8 41 24 20 7 0 20 40 60 80 100 BAFU gefällt sehr gefällt eher neutral stört eher stört sehr Abbildung 3: Gefallen an der Holznutzung
Erholung im Wald ZÜRCHER WALD 5/2020 6 Drittes Waldmonitoring soziokulturell Schweiz mal eine Forststrasse dem Bike-Verkehr ge- (WaMos3) opfert, oder eine Rückegasse zum Reit-Trail umfunktioniert werden. Natürlich müsste Im Rahmen von WaMos3 wird das Verhältnis der Schweizer man solche Massnahmen entsprechend Bevölkerung zum Wald nach 1997 und 2010 erneut mittels ‹vermarkten›, sodass sie als Dienstleistung einer nationalen Umfrage erhoben. Die Resultate werden im erkannt und wertgeschätzt werden. Dazu Herbst 2021 vorliegen. Wie schon bei WaMos2 im Jahr 2010 braucht es ein Selbstverständnis, in diesem wird die Einstellung der Bevölkerung zum Wald als Erholungs- Fall nicht Produzent sondern vielmehr raum, als Holzproduzent, als Schutz vor Naturgefahren und Dienstleister zu sein. Da sehe ich als So- zu dessen ökologischen Funktion untersucht. Neu wird auch zialwissenschaftler manchmal noch etwas der Aspekt des Klimawandels miteinbezogen. Zudem wird Entwicklungspotential. Dieses Miteinander erstmals auch die Sicht der Jugendlichen zwischen 15 und 18 würde der Akzeptanz der Holznutzung Jahren berücksichtigt. bestimmt nochmals dienen. Aber eben, die Die Hauptziele von der nationalen Umfrage von WaMos3 sind: Akzeptanz ist schon sehr hoch.» 1. Aktualisierung der Kenntnisse über das Verhältnis der Bevölkerung zum Wald einschliesslich der Untersuchung Welche Möglichkeiten sehen Sie, auch neuer Inhalte. das Medienecho positiv zu beeinflus- 2. Vergleich der Einstellungen der Bevölkerung mit denjeni- sen? gen von 2010 und 1997. MH: «Mit eben solchen positiven Ver- Die Bearbeitung der nationalen Umfrage erfolgt durch die marktungsaktionen. Die Kampagne zu WSL. WaMos3 wird jedoch von einem Konsortium mit Schweizer Holz ist bestimmt auch sehr Vertretern von WSL, HSR, HEPIA & UNIL bearbeitet und förderlich. 2010 achteten 43% darauf, dass enthält neben der Umfrage Fallstudien zur Walderholung, eine sie Schweizer Holz kauften, nur 30% auf Expertenumfrage sowie eine politische Analyse. Finanziert ein Nachhaltigkeitslabel. Wir sind gespannt wird WaMos gross-mehrheitlich durch das Bundesamt für auf die Ergebnisse 2020, wo wir diese Frage Umwelt, BAFU. An der WaMos3-Hauptumfrage beteiligt differenzierter untersuchen und damit ein sind auch 10 Kantone mit entsprechenden Oversamplings besseres Feedback für die Kommunikati- (das sind zusätzlich zur repräsentativen Gesamtstichprobe onsarbeit geben können. noch repräsentative Stichproben der jeweiligen Kantone), Allerdings beobachte ich persönlich als damit statistisch gesicherte Aussagen auf Kantonsebene täglicher Tagi-Leser wenige negative Me- möglich werden. Zudem findet parallel eine WaMos-Umfrage dienbeiträge zu Holzschlägen. Schon eher in Baden-Württemberg (D) statt. zur Besucherschwemme oder der Störung von Wildtieren usw..» z.B. am Uetliberg. In WaMos3 werden wir In Forstkrei- die Möglichkeit haben, die Beurteilung Der ‹Dichtestress im Wald› wurde mit der sen darf und entsprechend räumlich differenziert aus- Corona-Pandemie zu einem wichtigen soll man auf diese wenigen zuwerten. Grundsätzlich denke ich, dass Thema in den Forstrevieren. Im Rahmen ausgeprägten man in Forstkreisen stolz auf diese wenigen von WaMoS führte die WSL unter Ihrer Erholungswäl- ausgeprägten Erholungswälder sein darf Leitung im April 2020 eine Erhebung zur der stolz sein. und soll. Sie erbringen eine gesellschaftlich Veränderung der Waldbesuche durch und enorm hohe Leistung. Das hat uns gerade stellte die Ergebnisse dazu bereits vor (vgl. die Corona-Krise gezeigt. Hier scheint mir Info-Box S. 7). sinnvoll, dass auf diesen wenigen Prozent Welche Veränderungen denken Sie, der Schweizer Waldfläche die Erholung haben über den April hinaus bestand Vorrang, die Bewirtschaftung eine Dienst- gehabt? Und führt der erhöhte Na- leistungs- und nicht mehr so sehr ein Pro- turkontakt zu einer fortdauernden duktionsfunktion hat, die minimal eingreift Verhaltensänderung? zu Gunsten der Erholung. Da könnte auch MH: «Leider weiss ich das nicht. Ich hoffe
ZÜRCHER WALD 5/2020 Erholung im Wald 7 sehr, dass wir die Umfrage in einer «Rumpf- Der Corona-Lockdown veränderte die Waldbe- version» diesen Herbst und/oder auch näch- suche der Schweizer Bevölkerung stes Jahr werden wiederholen können. So sähen wir, ob jene überwiegen, die ‹auf den In den ersten Wochen des Lockdowns, anfangs April, Geschmack gekommen› sind oder jene, die wiederholten die Forschenden der WSL bei einer Auswahl diese Art von Beschäftigung ‹für lange Zeit der 8000 im Februar Befragten die WaMos3-Umfrage und gesehen› haben. Worauf wir uns sicher stüt- fokussierte dabei auf die Walderholung. Dabei verglichen die zen können sind Zählgeräte verschiedener Forschenden u.a. die Aussagen der Befragten zur Häufigkeit Institutionen, die an ausgewählten Schwei- ihrer Waldbesuche mit deren Angaben dazu, wie häufig sie zer Waldorten stehen, bspw. am Uetliberg. üblicherweise in der wärmeren Jahreszeit in den Wald gehen. Es wird möglich sein zu prüfen, wie sich Dabei fiel auf, dass sich die Häufigkeit der Waldbesuche in die Besuchermenge nach dem Lockdown zwei Richtungen verändert hatte: Sehr viele Personen gingen weiterentwickelte. Aus einer Studie aus deutlich seltener in den Wald als normalerweise in der wär- Bonn weiss ich, dass die Menge schon bald meren Saison, viele aber auch deutlich häufiger. Gesunken wieder zurück ging. Bestimmt war die Besu- hingegen war die Zahl der «gelegentlichen» Waldbesucher. cherzahl diesen Sommer weiter überdurch- Die Gründe für die Waldbesuche verlagerten sich von so- schnittlich, denn ein Grossteil der Schweizer zialen Motiven (Freunde und Familie treffen, Fun erleben, Bevölkerung machte in der Schweiz Ferien. Picknick usw.) hin zu Fitness sowie physischer und psychi- Das spürte man sehr stark in touristischen scher Gesundheit. Bergregionen, im Nationalpark, in kleineren Während des Lockdowns besuchten v.a. mehr Stadtbe- Naturschutzgebieten, und wohl auch, aber wohnerinnen und -bewohner täglich den Wald als in einem weniger eklatant, in Wäldern um die Städte normalen Frühling. Dies könnte daran liegen, dass viele oder in Reichweite von Tagesausflügen.» innerstädtische Grünräume (z.B. Parks, Flanierzonen an Gewässern) gesperrt oder von den Bewohnern wegen des 2010 fühlten sich etwas mehr als ein Vier- Social Distancings gemieden wurden. Zudem war das Phä- tel aller Befragten zumindest teilweise von nomen der «Überflutung» der stadtnahen Wälder primär anderen Leuten gestört, wenn sie sich im eines der Deutschschweiz. Wald erholen, bei knapp drei Vierteln war dies nicht der Fall. Das war verglichen mit 1997 ein signifikanter Anstieg (vgl. Abb. 4). Frage: «Werden Sie beim Erholen im Wald von anderen Leuten Als Ursache der Störungen wurden mit 11% gestört?» der Nennungen am häufigsten Fahrräder Häufigkeiten vorgegebener Antworten in Prozent für 2010 und Mountainbikes angegeben (gut zwei 2010 4 23 73 Drittel sind Biker auf sogenannten ‹Single Trails›, knapp ein Drittel sind Radfahrer auf 1997 6 12 82 Waldstrassen). An zweiter Stelle stehen mit 8% Begegnungen mit Hunden, gefolgt von 0 20 40 60 80 100 Lärm mit 6 % der Nennungen. BAFU ja teilweise nein Welche Bedeutung haben solche Kon- flikte aus Ihrer Sicht? Abbildung 4: Störungen MH: «Grundsätzlich stören sich nur 27% an anderen Aktivitäten. Übrigens waren es nur bedingt zutrifft. Zu echten sozialen während des Corona-Lockdowns interes- Konflikten im Wald kommt es ja selten. santer Weise deutlich weniger! – Wer sich Am ehesten wenn die eine Nutzung die in jener Zeit im Wald aufhielt, war generell andere beeinträchtigt, z.B. bei der Konstel- toleranter als sonst. lationen Hunde-Kinder oder Biker-Hiker. Man redet von Nutzungs- und Interes- Interessant ist, dass sich Konfliktfelder senkonflikten, wobei der Begriff Konflikt hochschaukeln: In einer Studie am Uet-
Erholung im Wald ZÜRCHER WALD 5/2020 8 Richtungen – appelliert. Sensationell wie diese kleinen Täfelchen Wunder wirken. Auf der Fläche mag es auch die ganz wenigen Mountain Hotels Davos Klosters schwarzen Schafe leiden. An den Hotspots geht das nicht, da braucht es Entflechtung. Schliesslich noch zum Konflikt Erholung mit anderen Waldfunktionen: Auf Grund unserer Untersuchungen sind wir in der Lage zu sagen, was die Erholenden im Wald suchen, was gerade nicht. Man kann also die Waldbewirtschaftung durchaus so steuern, Abb. 5: ‹Trail Toleranz› – kleines Schild mit grosser Wirkung dass wichtige Naturschutzgebiete oder Pro- duktionsstandorte nicht zu attraktiv erschei- liberg zum Biker-Hiker-Konflikt, die wir nen, hingegen die Zonen für die Erholung drei Mal durchführten und so einen Verlauf wirklich attraktiv für Erholung gestalten.» analysieren konnten, stellen wir fest, dass mit der Minderung des Hauptkonflikts Sie leiteten bzw. leiten die nationalen Um- Biker-Hiker auch die anderen abnahmen. fragen von WaMos 2010 und 2020 und Das funktioniert auch in die andere Rich- haben die Veränderungen der Einstellung Hotspots sind tung und kennen wir alle aus dem Alltag ... zum Wald schon vor einem Jahrzehnt ein- von der gros- Wenn man schon genervt ist, nervt einen das gehend analysiert. sen übrigen nächste gleich noch mehr.» Auf welche Auswertung von WaMos3 Fläche zu un- terscheiden. sind Sie persönlich am meisten ge- Wann braucht es öffentliche An- spannt? strengungen um solche Konflikte zu MH: «Zum einen auf alle Aspekte, zu denen vermeiden? Wie weit kann man das wir nun drei Zeitschnitte haben. Letztes überhaupt? Mal war das Hauptergebnis, dass zwischen MH: «Es braucht die Intervention, wenn 1997 und 2010 wenig änderte. Und dies- sich die Konflikte hochschaukeln. Zu mal? Bin wahnsinnig gespannt. ‹selbstgewählten Massnahmen› darf es nicht Zum anderen freue ich mich riesig darauf, kommen: Baumstücke über den Weg legen dass wir nun mit der Beurteilung von Fotos oder gar Drähte gegen Biker spannen usw.. von Standorten des Landesforstinventars Wie unsere Uetlibergstudie und viele andere LFI im Fragebogen eine Möglichkeit ha- zeigen, kann man Konflikte durchaus lösen. ben, das Gefallen am Wald mit gemessenen Dabei sind Hotspots von der grossen üb- Waldmerkmalen des LFI zu verknüpfen. rigen Fläche zu unterscheiden: An Hotspots Das bietet dann Grundlagen für oben er- braucht es schlicht Besucherlenkung; am wähntes gezieltes Management. Und dann besten mit attraktiver Infrastruktur: schö- erfragten wir 2020 neu den Ort im Wald, ne Reitwege, Hundeparcours, Spielplätze, den die Leute im Alltag normalerweise Feuerstellen, Biketrails. Mit dem Biketrail aufsuchen. Auch das eröffnet viele neue am Uetliberg und auch mit Bikeparks in den Möglichkeiten ....» Alpen hat man Erfolg. Wo wir abseits der Hotspots sind, braucht es Kommunikation, Kontakt: Information und Überzeugung. Ein super Dr. Marcel Hunziker, Forschungseinheit Wirt- Beispiel ist der Slogan ‹Trail Toleranz›, den schafts- und Sozialwissenschaften, WSL, 8903 Birmensdorf, man in Graubünden antrifft (vgl. Abb. 5) marcel.hunziker@wsl.ch und auf dem Weg an Respekt und Rücksicht von Bikern und Wanderern – in beiden Weitere Informationen unter: www.wsl.ch/sla
ZÜRCHER WALD 5/2020 Erholung im Wald 9 Reaktionen auf die vermehrten Freizeitaktivitäten im Wald Die Massnahmen gegen das Coronavirus führten zu einer aussergewöhnlich intensiven Nut- zung des Waldes für Freizeitaktivitäten und Erholung. Die Walderholung wurde auf einen Schlag für die Gesellschaft noch wichtiger. Wie nehmen der Verband der Waldeigentümer, die Abteilung Wald, der Verband des Forstpersonals und die Fischerei- und Jagdverwaltung die Veränderungen wahr und wo sehen sie einen Handlungsbedarf für die Zukunft? Die Fragen werden beantwortet von: Vorstand von WaldZürich – Verband der Waldeigentümer (WZ) Konrad Noetzli, Kantonsforstingenieur, Abteilung Wald, Amt für Landschaft und Natur (AWald) Vorstand des Verbandes Zürcher Forstpersonal (VZF) Urs Josef Philipp, Leiter Fischerei- und Jagdverwaltung, Amt für Landschaft und Natur (FJV) (ur) Wie beurteilen Sie den Besucher- (FJV) Im Durchschnitt hat der Besucher- druck auf den Wald im bisherigen Jahr: druck im Wald ab März deutlich zugenom- lag die Belastung noch im grünen, men. Ob die Belastung im orangen oder schon im orangen oder gar im roten roten Bereich gelegen hat bzw. liegt ist sicher Bereich? regional sehr unterschiedlich und hängt von vielen weiteren Faktoren ab. (WZ) Wir haben von unseren Mitgliedern Es wurden ver- erfahren, dass die Belastung z.T. im orangen Die Situationen unterscheiden sich re- mehrt illegale Anlagen im Bereich lag, und zwar nicht nur in den Städ- gional stark. Können Sie trotzdem ein Wald erstellt. ten und Agglomerationen, sondern auch in oder zwei der wichtigsten Spannungs- (VZF) ländlichen Kantonsteilen. felder dieser Zeit herausgreifen? (AWald) Der Besucherdruck war während des Lockdowns am grössten. Viele Leute, (WZ) Das Hauptspannungsfeld lag beim gutes Wetter, faktisches «Reiseverbot»: Das Biken und Reiten im und quer durch den alles führte zu einer – den meisten von uns Wald, aber auch bei anderen Aktivitäten bisher nicht bekannten – Besucherdichte, durch Freizeitsportler. Dies führte zu forst- insbesondere vor der Haustüre, also in rechtlichen Problemen und aus Sicht der Siedlungsnähe. Das Phänomen betraf Ag- Jagd zur Störung der Wildlebensräume. Das Haupt- glomerationen wie Landgemeinden glei- Ebenso hat das Littering im Wald zugenom- spannungsfeld lag beim Biken chermassen. Der Besucherdruck auf den men. Gewisse Sorgen bereiteten auch das und Reiten im Wald wurde durch das Corona bedingte Nicht-Befolgen von Anweisungen an die und quer durch Schliessen von Pärken, öffentlichen Plätzen Waldbesucher bei den letzten Holzschlägen, den Wald. und Feuerstellen noch verstärkt. die im Frühjahr noch ausgeführt wurden, (WZ) (VZF) Unserer Meinung nach liegt die aber auch die akute Gefahr, die von den Belastung bereits im orangen Bereich und vom Eschentriebsterben befallenen Eschen je nach Region schon im roten. Unter den entlang der Wege ausgeht. zusätzlichen Waldbesuchern befanden sich (AWald) Markant war sicher das Span- viele, die nicht wissen was im Wald erlaubt nungsfeld zwischen der Waldbewirtschaf- ist und was nicht. Es wurden vermehrt ille- tung bzw. vermehrter Holzerei aufgrund gale Anlagen im Wald erstellt und der Wald des Borkenkäfers im Frühjahr und dem (Bestand, Verjüngung, Boden) geschädigt. erhöhten Besucheraufkommen. Hier trafen
Erholung im Wald ZÜRCHER WALD 5/2020 10 zwei Extremsituationen aufeinander. Zudem thematisch weiter ausgebaut werden, indem hatten die Leute plötzlich viel mehr Zeit, das Thema Erholung im Wald aufgenom- gleichzeitig aber drastische Einschrän- men wird. Es ist auch unsere Aufgabe die Information kungen bei der Freizeitgestaltung. Viele Bevölkerung zu informieren dass die Hälfte und Aufklärung entdeckten den Wald wieder für sich. Dies unserer Wälder Privateigentum sind. vor Ort, eine führte auch zu vermehrten Konflikten zwi- (AWald) Es dürfte ein Mix von Instrumenten geschickte Besucher- schen den verschiedenen Erholungsgruppen. notwendig sein. Ein strenger Vollzug der – lenkung und Wo sie sich per Bike bewegten, wurden die an sich klaren – Gesetzgebung ist aufgrund entsprechende geltenden Regeln (Fahren nur auf Strassen des freien Betretungsrechtes sehr aufwändig, Planung haben noch einiges und Wegen) vielerorts missachtet. Informationskampagnen leider schnell wie- Potential. (VZF) Ein Spannungsfeld verstärkt sich der vergessen. Information und Aufklärung (AWald) wegen dem vermehrten Liegenlassen von vor Ort, eine geschickte Besucherlenkung Abfall im Wald. Verschärft hat sich auch und entsprechende Planung haben noch der Konflikt zwischen Forstdienst, Jägern, einiges Potential. Waldbesitzern und Bikern – es entstanden (VZF) Der Forstpersonalverband sollte seine unzählige neu errichtete illegale Biketrails Mitgleider dabei unterstützen, mehr über mit Terrainveränderungen. Hier braucht den Umgang mit Besucherkonflikten im es die Interventionen der Gemeinden, nicht Wald zu lernen – darüber, wie andernorts dass diese Konflikte letztlich zu selbst- Konflikte gelöst wurden, was mögliche gewählten Massnahmen der Beteiligten Lösungsansätze sind und wer einem bei der Der Forstper- führen. Lösung unterstützen kann. Das Forstperso- sonalverband (FJV) Es ist mir völlig klar, dass insbesondere nal sollen erfahren, welche Weiterbildung- sollte seine Mitgleider da- während des Lockdowns viele Mitmenschen sangebote, welche Kurse in den Bereichen bei unterstüt- den Wald in ihrer Nähe als Erholungsraum Nutzungskonzepte zur Besucherlenkung, zen, mehr über genutzt haben. Das ist auch völlig legitim Konfliktlösung und Kommunikation ange- den Umgang und vor allem verständlich. Solange Besu- boten werden. mit Besucher- konflikten im cher im Wald auf den Wegen bleiben und (FJV) Wir sind auf verschiedenen Ebenen Wald zu lernen. den Wald nicht uneingeschränkt als Sport- aktiv. Einerseits haben wir sehr gute Kom- (VZF) und Partyraum betrachten bzw. nutzen munikationskanäle gegenüber den Zürcher stellt dies auch kein grösseres Problem dar. Jagdgesellschaften und nutzen diese auch, Problematisch wird es dann, wenn sich die andererseits werden wir fast immer in Nutzung in Gebiete abseits von befestigten die Erarbeitung von Nutzungskonzepten Wegen und/oder in die Dämmerungs- und miteinbezogen. Sehr wertvoll wäre sicher, Nachtstunden verlagert. wenn sich die verantwortlichen Verbände und Verwaltungsstellen diesbezüglich ge- In welcher Rolle sehen Sie Ihren Ver- meinsam überlegen würden, wie gegenüber Sehr wertvoll band bzw. Ihre Verwaltungsstelle bei der Öffentlichkeit am besten zu informieren wäre, wenn der Lösung der erwähnten Probleme? bzw. aufzuklären wäre. sich die Ver- antwortlichen gemeinsam (WZ) Die Corona bedingte Situation im Braucht es vermehrt das direkte Ge- überlegen Frühling 2020 während des Lockdowns war spräch und die Intervention vor Ort? würden, wie sicher ausserordentlich. Es ist davon auszu- Wie soll diese Arbeit geleistet werden? gegenüber der Öffentlichkeit gehen, dass die hohen Besucherfrequenzen am besten zu vom Frühling 2020 nicht zum Standard (WZ) Grundsätzlich stellen wir fest, dass es informieren werden und sich die Situation wieder ein- die Bevölkerung schätzt, wenn sie vor Ort im wäre. (FJV) pendelt. So gesehen gilt es nicht alles umzu- Wald informiert wird. Sie fühlt sich ernst ge- krempeln. WaldZürich beteiligt sich aktuell nommen. Der Ausbau der oben erwähnten an der Infokampagne «Aha!». Diese könnte Aha!-Kampagne wäre ein gangbarer Weg.
ZÜRCHER WALD 5/2020 Erholung im Wald 11 Wichtiger Informationsinhalt: Bei Holz- 25‘000 Hektaren wertvolle Erholungsräume schlägen den Anweisungen des Forstper- zur Verfügung. Für den Privatwald, bzw. Für den Privat- sonals Folge leisten und Absperrungen be- für alle Waldeigentümer ohne Steuerho- wald, bzw. für alle Waldeigen- achten. E-Biker mit gelber Nummer sollten heit, braucht es eine Abgeltung dieser und tümer ohne von der Polizei darauf aufmerksam gemacht anderer gemeinwirtschaftlichen Leistungen. Steuerhoheit werden, dass sie nur mit abgestelltem Motor Die Regeln und Definitionen für Biken braucht es durch den Wald fahren dürfen. und Reiten im Wald sind in der Waldge- eine Abgel- tung dieser (AWald) Ranger- oder ähnliche Tätigkeit setzgebung umschrieben. Es braucht mehr und anderer kann allenfalls in einem begrenzten Raum politischen Willen und Druck, diese Geset- gemeinwirt- zielführend sein, wie es z.B. in den Thurauen zesvorgaben durchzusetzen. schaftlichen geschieht. Auch hier ist der Aufwand nicht (AWald) Wunsch an die Lokalpolitiker: Leistungen. (WZ) zu unterschätzen. Wir setzen zur Zeit auf Unterstützung der Försterinnen und För- Plakatinfo vor Ort (Aha!), zusammen mit stern bei der konkreten Lösungsfindung WaldZürich und dem VZF, um die persön- (Lenkung, Rückendeckung etc.) vor Ort. liche Betroffenheit der Waldbesucher zu Wunsch an den Gesetzgeber: Genügend nutzen. Auch diese Aktivität hat noch Poten- Ressourcen für einen guten Vollzug der an tial: Die aktuelle Infopalette beschränkt sich sich klaren Gesetzgebung. zurzeit auf das Wirken von Waldeigentümer Speziell belastete Waldeigentümer (insbe- und Forstdienst und kann im Bezug auf den sondere im Privatwald) müssen für erhöhte Wunsch an den Besucherdruck erweitert werden. Aufwendungen durch den Besucherdruck Gesetzgeber: Genügend (VZF) Dass Waldbesucher im direkten (= Öffentlichkeit) fair entschädigt werden. Ressourcen für Kontakt über den Wald informiert und in (VZF) Der Mehraufwand und die Schäden, einen guten ihrem Verhalten beeinflusst werden ist wün- die durch die Waldnutzer entstehen, sollen Vollzug der schenswert. Da sehen wir die Gemeinden durch die öffentliche Hand abgegolten an sich klaren Gesetzgebung. und Städte in der Pflicht, den Fortdienst werden. In diesem Bereich sind ganz klar (AWald) entsprechend zu unterstützen, sei es perso- die Politiker gefordert, die Waldbesitzer nell oder finanziell. zu unterstützen und diese Forderung auf (FJV) Dies ist eine Aufgabe die alle betrifft, politischer Ebene durchzusetzen. Generell welche im Wald offiziell Verantwortung sollen die Waldleistungen, welche durch tragen. Forst, Jagd, Ranger und alle anderen die Waldbewirtschaftung bis anhin für die welche sich der Natur verbunden fühlen, Öffentlichkeit gratis waren, in Wert gesetzt sollten diesbezüglich vor Ort Kontakt su- werden. Dazu gehört auch die Erholung chen und Aufklärungsarbeit leisten. Einfach im Wald. eine Busse zu erteilen, löst das Problem (FJV) Wertvoll wäre, wenn die bestehenden Besonders wohl nicht. Und am effizientesten ist die Regeln besser eingehalten würden. Das eine wichtig erscheint mir Aufklärungsarbeit sicher dann, wenn man ist das allgemeine Fahrverbot im Wald, auch, dass auf eine problematische Situation trifft und welches leider nur allzu oft missachtet wird, betreffend den Betroffenen vor Ort erklärt, warum ihr das Nutzen der unbefestigten Rückegassen die Bewil- Tun nicht besonders sinnvoll ist. durch Biker, Reiter und andere Waldbesu- ligung von Anlässen im cher. Wald grösste Wenn Sie einen oder zwei Wünsche Besonders wichtig erscheint mir auch, dass Zurückhaltung an Politiker und Gesetzgeber hätten, betreffend die Bewilligung von Anlässen geübt wird. die heutigen Rahmenbedingungen in im Wald grösste Zurückhaltung geübt wird (FJV) Sachen «Walderholung» zu verbessern, bzw. diesbezüglich sogar eher ein Schritt zu- welche wären das? rück gemacht wird. Es darf auch nicht sein, dass der Wald für immer mehr Sportarten, (WZ) Mit dem freien Betretungsrecht stellt Events und andere Freizeitaktivitäten als der Privatwald der Zürcher Bevölkerung Austragungsort hinhalten muss.
ZÜRCHER WALD 5/2020 12 Besucherlenkung im Stadtwald Bülach In Bülach nimmt der Wald als Naherholungsgebiet einen hohen Stellenwert ein. Die stei- gende Erholungsnutzung und das Interesse am Wald sind erfreulich. Es stellt den Forstbe- trieb aber auch vor einige Herausforderungen. Das aktive Lenken der Erholungssuchenden hat sich in Bülach bewährt und wird weiter ausgebaut. von Thomas Kuhn, Revierförster und Betriebsleiter Forstbetrieb Stadt Bülach Bülach ist eine florierende Stadt, Neubau flechtet werden. So wird beispielsweise ein Quartiere und die attraktive Lage bringen uns Biketrail von uns unterhalten und beschildert. ein starkes Bevölkerungswachstum. Bülach Hier können die Mountainbiker ihrem Hob- zählt mittlerweile über 21`000 Einwohne- by frönen und die Spaziergänger wissen, dass rinnen und Einwohner. Die nahegelegenen sie auf diesem Trail nicht spazieren sollten. Wälder sind attraktive Naherholungsgebiete Diese Entflechtung funktioniert erstaunlich für die Bülacher Bevölkerung. Jogger, Hünde- gut. ler, Biker, Sportler, Reiter und Ruhesuchende Das Angebot wird laufend erneuert und finden in den attraktiven Wäldern einen Platz ausgebaut. Diesen Herbst sollen im Bikepark um Ihre Bedürfnisse abzudeken. zwei neue Strecken erstellt werden. Durch Wo viele Leute mit verschiedenen Ansprü- das wechselnde Angebot bleiben die Ein- chen aufeinander treffen sind Konflikte richtungen attraktiv. Ein grosser Vorteil ist, vorprogrammiert. Zum einen mit dem wenn ein Verein oder eine Interessengruppe Erholungsdruck auf die Flora und Fauna, dahinter steht, dann hat der Forstbetrieb Die Stadt also mit dem Forstdienst und der Jagd. Zum eine Ansprechperson und sieht sich keiner Bülach ist diese andern gibt es Konfliktpotenzial der Erho- anonymen Masse gegenüber. Herausfor- derung aktiv lungssuchenden untereinander, Beschwerden Die aktive Besucherlenkung erfolgt beim angegangen. kommen über Biker und Hündeler. Forstbetrieb Bülach über mehrere Punkte. Die angebotenen Erholungseinrichtung und deren Lenkung mit attraktiver Infrastruktur, Werbung sind sicher ein Schlüsselpunkt. Werbung und Erreichbarkeit Wichtig sind aber auch die Erreichbarkeit, Die Stadt Bülach ist diese Herausforderung ÖV Anschluss sowie Parkplatzangebote. Im aktiv angegangen. Unsere Idee ist die Besucher Spitalwald haben wir höhere Standards was in den stadtnahgelegenen Spitalwaldkomplex die Forststrassen angeht, hier sollen Kinder- zu lenken. Dieser Waldkomplex bietet sich durch seine Lage besonders an. Diese Strate- gie wird von allen Stakeholdern mitgetragen. Alle Erholungs- und Sporteinrichtungen wurden in diesem Waldkomplex realisiert. So finden sich im Spitalwald eine Finnenbahn, Vitaparcours, Helsanatrail, Bikepark, Bike- trail, Mittelspechtpfad, Waldspielgruppen sowie diverse Bänke und Feuerstellen. Wichtig ist dass die Besuchergruppen ent- Themenweg und Sporteinrichtungen
ZÜRCHER WALD 5/2020 Erholung im Wald 13 wagen auf allen Waldstrassen jederzeit fahren Lockdown-Erfahrungen im Forstrevier Uster können. Bei Holzerntearbeiten werden die Strassen jeden Abend geräumt. Auch die von Benjamin Kistner, Stadtförster Uster Information der Bevölkerung bei Eingriffen ist wichtig, an jeder Absperrung und jedem Waldbesucher während des Lockdowns Polter hängt ein Informationszettel. Die Waldbesuche haben in praktisch allen Wäldern um Uster zugenommen. Orte, die sonst schon viele Besucher anzogen, Kostenverteilung waren überfüllt. Daher wichen die Leute auf sonst eher niedrig Die Kosten welche die Erholungsnutzung frequentierte Strassen und Plätze aus. Auch mitten im Wald, verursacht werden aufgeteilt. Für die Spor- weitab von Strassen, waren Personen anzutreffen, was sonst teinrichtungen (Finnenbahn, Vita Parcours, eher ausnahmsweise vorkommt. Es entstanden viele neue und Biketrail und Bikepark), ist das Sportamt illegale Feuerstellen und Hütten. der Stadt Bülach zuständig. Die Arbeiten Besonders zugenommen hat die Zahl der Fussgänger sowie werden alle vom Forstbetrieb erledigt und der Biker, welche zum Teil auch illegale Wege erstellten. zum internen Ansatz abgegolten. Die höheren Standards bei der Bewirtschaftung gehen zu Wirkungen auf Wild, Wald und Arbeitsplatz Lasten des Forstbetriebs. Diese Investition Die vielen Besucher waren ein erhöhter Stressfaktor für das lohnt sich für uns, da wir in den übrigen Wild. Besucher verletzten ausserdem an gewissen Orten Bäu- Wäldern einen massiv geringeren Erholungs- me oder fällten kleinere Exemplare – wohl aus Langeweile. Bei druck spüren. Picknick-Plätzen wurde der anliegende Wald stark begangen und dadurch auch die Naturverjüngung zu Boden getreten. Massnahmen zum Waldschutz In diesen Situationen ist man dann für einmal um ein paar Das Wild im Spitalwald ist klar gestresster als stachelige Brombeeren froh. in den anderen Wäldern. Dies widerspiegelt Als Folge der vielen Leute kamen wir auf den Waldstrassen sich auch im Verbiss. Verjüngung ohne Schutz etwas langsamer vorwärts. Ansonsten wurde die Arbeitstä- kommt nicht hoch und die Bejagung ist auf tigkeit von mir und meinen Mitarbeitern kaum gestört. Grund des hohen Besucheraufkommens schwierig. Es braucht eine gute Zusammenar- Wenige Konflikte zwischen Waldbenutzern beit mit der Jagdgesellschaft, sowie Verständ- In unserem Revier ergaben sich kaum Konflikte zwischen nis auf beiden Seiten. Jagden in Erholungs- Besuchergruppen oder wir haben sie einfach nicht mitbekom- wäldern müssen gut organisiert und straff men. Es machte aber allgemein eher den Anschein als gingen geführt werden. Auch hier ist die Information sich die Leute aus dem Weg. der Bevölkerung wichtig. Bei der Flora sehe ich kein Problem. Im Spitalwald haben wir Aktive Besucherinformation ein Totalwaldreservat, welches nicht betre- Bei uns entstand in dieser Zeit eine grosse Offenfläche mit ten werden sollte. Die Beschriftungen und dem Ziel der Eichenförderung. Um die vielen Waldbesucher Hinweise werden grossmehrheitlich befolgt. über diese Massnahme zu informieren, installierten wir eine Die Kanalisierung der Erholungssuchenden Informationstafel. Wir hatten durchwegs positive Rückmel- hat sich in Bülach bewährt und wird auch dungen diesbezüglich. in Zukunft noch ausgebaut. Es gibt einige Herausforderungen und Hürden, jedoch Folgerungen für die Zukunft konnten wir auch neue Tätigkeitsfelder öff- Der Wald diente in diesen zwei Monaten der Bevölkerung nen, welche spannende Arbeiten und Erträge als wertvollen Rückzugsort. Um solche Peaks in Zukunft für den Forstbetrieb bringen. etwas abfangen zu können, gilt es die Walderholung als Waldfunktion ernst zu nehmen. Für einen möglichen näch- Weiter Informationen und Kontakt: sten Peak muss die Aufklärung der Waldbesucher über die https://www.bikeparkbuelach.ch/ https://themenweg-mittelspecht.ch/startseite Verhaltensregeln im Wald besser werden – mit Hilfe der Thomas Kuhn, Thomas.kuhn@buelach.ch Tagespresse und mit Infotafeln bei «Hotspots».
Erholung im Wald ZÜRCHER WALD 5/2020 14 Das Mountainbike-Konzept für den Stadtwald von Zürich Der Mountainbike-Sport hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten starken Zulauf verzeich- net. Rund 50’000 Stadtzürcherinnen und -zürcher fahren in ihrer Freizeit Mountainbike. Diese Fahrten und die Zielgruppe stellen sowohl aus Sicht der Bewegungs- als auch der Veloförde- rung ein grosses Potential dar. Gleichzeitig können sich im dicht genutzten Raum aber Kon- flikte zwischen den Bikenden und anderen Erholungssuchenden oder Interessen (Waldeigen- tümer, Naturschutz) ergeben. Aus diesen Gründen wurde für die Stadt Zürich in den Jahren 2015 und 2016 das Mountainbike-Konzept erarbeitet, das im Folgenden vorgestellt wird. (ur) Das MTB-Konzept legt als langfristiges rückgebaut und an derselben Stelle entsteht Planungsinstrument die Grundsätze zum ein neuer Trail. Seit 2013 steht zusätzlich Thema MTB und den Umgang mit dem eine Piste am Adlisberg zur Verfügung. Biken fest. Das Konzept umfasst die Aus- Bikeparks: Aktuell sind in der Stadt Zürich gangslage, künftige Entwicklungstendenzen sechs MTB-Anlagen in Betrieb (Pumptracks, sowie die Ziele der Stadt Zürich. Es zeigt Bikeparcours, Velo-Trials, je ein Jump-, Bike- den Handlungsbedarf und mögliche Mass- und Velopark). nahmen. Nach fünf Jahren Laufzeit soll das Konzept auf seine Aktualität geprüft Die Bikenden Rund 10‘000 werden. Es gab ein Anhörungsverfahren, Im «Masterplan Velo» ermittelte die Stadt Personen der das sich an kantonale Stellen (Abteilung Zürich eine Zahl von rund 50‘000 Personen, Stadt Zürich Wald, Koordinationsstelle Velo, Sportamt), die in der Stadt mountainbiken (Stadt Zürich können zum «harten Kern» die Bikepolizei, die Vereine ProVelo, Swiss 2012). Nebst dem Kern der MTB-Szene des sportlichen Cycling, Züritrails und Zürcher Wander- sind darin auch alle übrigen Personen, die Mountain- wege richtete. abseits des Strassenraums mit dem Velo bikens zuge- unterwegs sind, enthalten – Kinder und teilt werden. Infrastruktur Jugendliche inklusive. Rund 10‘000 können Die MTB-Infrastruktur kann grundsätz- den Mountainbikenden im engeren Sinne lich in zwei verschiedene Typen unterteilt zugeteilt werden, also zum «harten Kern» werden. In MTB-Routen (analog den Velo- des sportlichen Mountainbikens. routen), welche primär auf der bestehenden Mountainbiken ist grundsätzlich ein ausge- Weginfrastruktur verlaufen einerseits und sprochener Individualsport. Der grösste Teil andererseits in MTB-Anlagen, welche spezi- der Mountainbikenden ist nicht in einem ell für den MTB-Sport erstellt werden. Verein organisiert. In der Stadt Zürich wurde Waldstrassennetz: Im Perimeter Stadt Zürich im Jahr 2010 der Verein Züritrails gegrün- existiert ein Waldstrassennetz von rund 383 det. Eines der Hauptanliegen des Vereins ist km Länge. Mit wenigen Ausnahmen dürfen es, die MTB-Infrastruktur in und um Zürich alle Waldstrassen mit Fahrrädern befahren zu verbessern. Der Verein Züritrails hat rund werden. 1‘000 Mitglieder und ist für die Stadt zu Signalisierte MTB-Routen: Es gibt eine einem wichtigen Ansprechpartner in Sachen einzige signalisierte MTB-Route auf Stadtge- MTB geworden. biet, die vom Hauptbahnhof der Sihl entlang und danach hinauf auf die Albiskette führt. Nutzung der MTB-Infrastruktur MTB-Pisten (Anlagen): Aktuell sind in der Gemäss einer Erhebung von 2014 nutzten Stadt Zürich 6.4 km MTB-Pisten vorhanden. rund ein Drittel der 15- bis 74-Jährigen aus Am Uetliberg besteht seit 2004 der Biketrail der Stadt Zürich «signalisierte Velorouten», «Triemli», der alte «Höcklertrail» wird zu- 12% «signalisierte MTB-Routen» und 4%
ZÜRCHER WALD 5/2020 Erholung im Wald 15 «BMX- und Bikeanlagen» (Fischer et. al, Kategorie Motiv Ausübung An- Feder- Vergleich 2014). Bei insgesamt rund 320’000 Personen teil weg mit Ski- ergeben sich so rund 110’000, 38’000 bzw. fahren Cross Wett- Ausdauer- 5% 10 cm Langlauf 13’000 Nutzende. Bei den «BMX- und Country kampf Leistungs- Bikeanlagen» ist zudem bekannt, dass von sport gut 20% der antwortenden Nutzerinnen und Tour Fitness Touren mit 30% 12 cm Skitour Nutzer nur Anlagen in der Stadt Zürich, von Leistung / 40% sowohl in der Stadt wie andernorts Natur und von rund 40% nur solche in der nähe- Allmoun- Erlebnis Touren mit 33% 14 cm Skitour / tain Naturfokus Ski alpin ren Umgebung oder an einem anderen Ort Enduro Abfahrts- Touren mit 20% 16 cm Freeride / benutzt werden. erlebnis Natur / Ski alpin Adrenalin Zufriedenheit mit Infrastruktur und Freeride Abfahrts- Abfahrt mit 10% 18 cm Snowpark Förderung action Adrenalin Gemäss «Sport Stadt Zürich 2014» wird Downhill Wett- Abfahrts- 2% 23 cm Abfahrt das Angebot an signalisierten Velorouten kampf Leistungs- sport generell positiv bewertet: Ein Viertel urteilt mit sehr gut, 40% mit gut und 22% mit Gruppierung der Mountainbikenden nach Kategorien in genügend. Jede oder jeder Siebte erachtet Graubünden (Stirnimann et al., 2015) das Angebot für ungenügend oder schlecht. Bei den MTB-Wegen und den BMX und forderungen und vor allem eine hohe Nähe Bikeanlagen fällt das Urteil ganz ähnlich zur Natur bieten. Künstliche Hindernisse, und mehrheitlich positiv aus. Bauten und Holzkonstruktionen sind auf Knapp 90% diesen Trails nicht notwendig. Rund 12% der Moun- tainbikenden Nutzungsgruppen der Mountainbikenden suchen explizit den bevorzugen Der MTB-Sport kann in verschiedene Abfahrtsspass und erwarten speziell gebaute spannende und Nutzungsgruppen unterteilt werden. Viele Abfahrtsstrecken inkl. Sprünge und natür- möglichst na- Mountainbikende sind nicht strikt einer liche oder künstliche Hindernisse. türliche Wege, sogenannte Kategorie zuzuordnen. In der Stadt Zürich Singletrails. sind keine aktuellen und repräsentativen Entwicklungstendenzen Zahlen zu den Anteilen je Kategorie und zu Im Zuge des Bevölkerungswachstums wird den spezifischen Bedürfnissen vorhanden. die Anzahl der Erholungssuchenden und Hingegen liegen aus einer Publikation der Sporttreibenden in der freien Natur zu- Fachstelle Langsamverkehr des Kantons nehmen. Die Anzahl Mountainbikerinnen Graubünden (Stirnimann et al., 2015) und Mountainbiker in der Stadt Zürich Zahlen zu Kategorie und Motiven für das wird weiter steigen, unter anderem auch Mountainbiken vor (vgl. Tabelle). aufgrund der Kombination der technischen Weiterentwicklung der E-Bikes und E-MTB Bedürfnisse mit einer älter werdenden Bevölkerung. Die Anzahl Je nach Kategorie bevorzugen die Bi- Insbesondere wird mit der Unterstützung Mountainbi- kerinnen und kenden Touren mit Fokus «Leistung und durch Elektromotoren das Hinauffahren Mountainbiker Natur», «primär Natur» oder «Natur und erleichtert, was auf die Frequenzen auf in der Stadt Zü- Adrenalin». Mountainbikende der Kate- den Wegen und Trails im Wald an und auf rich wird weiter gorien Cross Country, Tour, Allmountain den Hügeln einen grossen Einfluss haben steigen ... und Enduro (knapp 90% der Mountain- wird. Das Mountainbiken wird wohl ein bikenden) bevorzugen spannende und ausgesprochener Individualsport bleiben. möglichst natürliche Wege, sogenannte Abgesehen von einigen Spezialdisziplinen Singletrails, welche fahrtechnische Heraus- wird sich der grösste Teil in der Natur und
Erholung im Wald ZÜRCHER WALD 5/2020 16 10 Handlungsfelder des Mountainbike-Konzeptes 1 Informationen zur Bike-Infrastruktur im Internet: Die Website stadt-zuerich.ch/biken bietet eine kompakte Übersicht über die momentan vorhandenen städtischen und privaten Anlagen und Bike-Möglichkeiten. Sie enthält zudem den Verhaltenskodex für die Nutzenden sowie Infos zu geplanten Routen-Erweiterungen und temporären Sperrungen Es wird eine Kontaktmöglichkeit für Feedbacks angeboten. 2 Verhaltenskodex für alle Nutzungsgruppen: Grün Stadt Zürich hat bei den Biketrails Tafeln mit einem Verhaltenskodex aufgestellt, zudem gibt es für die Bike-Parks eine Nutzungsordnung. 3 Konfliktmanagement: Zur Behandlung von Themen ist eine dauerhafte Begleitgruppe eingesetzt. Es wurde eine zentrale Kontaktstelle eingerichtet (z.B. mountainbike@zuerich.ch), über die Betroffene ihre Anliegen schildern und Nutzenden direkt ein Feedback geben können. 4 Pumptracks / Bikeparks im Quartier (Zielpublikum: Kinder): In Quartieren, wo Lücken in der bestehen- den Bikeinfrastruktur festgestellt werden, können bei Bedarf und bestehenden räumlichen und finanziellen Möglichkeiten neue Anlagen realisiert werden. 5 Bike-Pisten im Wald: Bei der Erarbeitung des MTB-Konzeptes machten die Vertretungen der Mountain- bikenden auf Lücken aufmerksam. In bezeichneten Gebieten ohne bestehende Bike-Pisten können bei Bedarf und bestehenden räumlichen und finanziellen Möglichkeiten neue Pisten realisiert werden. 6 Signalisation Routennetz: Die Signalisation des MTB-Routennetzes wird fortlaufend auf dem aktuellen Stand gehalten. Eine Übersicht über bestehende Routen ist elektronisch zugänglich. 7 Biketransport in öffentlichen Verkehrsmitteln: In den öffentlichen Verkehrsbetrieben der Stadt ist der Ve- lotransport grundsätzlich erlaubt. Es gibt aber auch Ausnahmen. Einschränkungen werden auch mit der Absicht gemacht, dass für die Bike-Pisten in den Wäldern keine überregionale Ausstrahlung angestrebt wird. 8 Zufahrt per Velo zur Bike-Infrastruktur: Damit die Bike-Infrastruktur optimal genutzt werden kann, muss die Zufahrt mit dem Velo sichergestellt sein. Der heutige Richtplan berücksichtigt die Anschlüsse an bestehende Mountainbike-Infrastruktur. 9 Abstimmung mit Kanton und umliegenden Gemeinden: Die Entwicklung der MTB-Infrastruktur ist voranzutreiben, damit Mountainbikende auch ausserhalb des Stadtgebietes auf legalen und attraktiven Trails biken können, nahe am Wohnort. Dies sorgt für eine Verteilung der Sporttreibenden auf eine grosse Fläche und beugt damit möglichen Nutzungskonflikten vor. 10 Beobachtung der Massnahmenwirkung und des Bedarfs: Alle fünf Jahre soll das Konzept auf seine Aktualität geprüft werden. Weitere Informationen und Download-Option des Mountainbike-Kodex der Stadt Zürich: www.stadt-zuerich.ch/biken vorzugsweise im Wald bewegen. Ohne Quellen: entsprechende Planung kann dies auf stark Stadt Zürich (2017): Mountainbike-Konzept begangenen Wegen bzw. in besonders sen- Stadt Zürich – Konzept zum Velofahren auf siblen Gebieten negative Auswirkungen auf Wegen in Grünräumen. 29 S. die Umwelt und auf andere Erholungssu- Fischer, Adrian / Lamprecht, Markus / Wie- chende und Sporttreibende haben. gand, Doris / Stamm, Hanspeter (2014). Sport in der Stadt Zürich 2014. SPA der Handlungsfelder Stadt Zürich. Die Ziele und Grundsätze der Stadt Zürich Stirnimann P, Hauenstein P, Camathias L hinsichtlich des Mountainbikens wurden (2015). Unterhalt von Wander- und Moun- mit dem damaligen Stand und erwar- tainbikewegen. Fachstelle Langsamverkehr teten Entwicklungstendenzen rund um das Graubünden. Mountainbiken verglichen. Daraus ergab Stadt Zürich (2012). Masterplan Velo, Zürich sich der Handlungsbedarf, gegliedert in lädt zum Velofahren ein. Beschlossen vom die zehn obenstehenden Handlungsfelder. Stadtrat am 7. November 2012.
Rundum Rundum Lebensraum Lebensraum Grüne Grüne ZoneZone Die ZÜRCHER WALD 5/2020 Erholung im Wald 17 Broschüre der Abteilung Wald Kanton Zürich Der Wald-Knigge für Zwei- und Vierbeiner Bike, reite, Bike,jogge Baumwurzeln reite,auf Baumwurzeln jogge festen auf Wegen. zuliebe.zuliebe. festen Wegen. Den Wildtieren Den Wildtieren und und Fahrverbot Fahrverbot Oder zuOder für Autofürund Fusszukommen. Auto Töff. Fuss kommen. und Auf Töff. P parkieren. Auf P parkieren. Bau Corona hat unsere schnelllebige Zeit ver- Wild Wild im Wald im Wald Stopp, Stopp, die Sperre die Sperre gilt! gilt! Na langsamt und die Bevölkerung zurück in die Natur geführt. Zwischenzeitig schien die halbe Welt im Wald unterwegs zu sein. Häufig waren dort auch Leute anzutreffen, welche zuvor wohl kaum je im Wald waren. Es wurde geritten, gebiked, gewandert, gegrillt und auch gespielt. Der gesellschaft- liche Druck auf den Wald hat – zumindest vorübergehend – merklich zugenommen. Anleinen.Anleinen. Dann sind Danndu,sind deindu, Hund, dein das Hund, Reh das und Reh sein und Kitz sein Kitz Bei dieser Bei Barriere dieser Barriere umkehren! umkehren! Wer weiter Wer geht, weitergefährdet geht, gefährdet Beo Und dies nicht immer zum Vorteil des stressfreiZwei stressfrei der neun Höflichkeitsregelnsich unterwegs. unterwegs. imundWald sich dieund des Wald-Knigges der Holzfäller. die Holzfäller. hüp Waldes, seiner Bewohner oder der Forstver- Abteilung Wald (2016). (l) «Anleinen. Dann sind du, dein Hund, antwortlichen und Waldbesitzenden. Zu- das Reh und sein Kitz streffrei unterwegs.» (r) «Bei dieser Barriere weilen waren Sorgfalt und Aufmerksamkeit umkehren! Wer weiter geht, gefährdet sich und die Holzfäller.» sowie Respekt und Anstand Mangelware... Die grundlegenden Benimmregeln im Wald Wald heruntergeladen werden. Wer gerne Wo Jungpflanzen kommen Bitte eintreten Kanton Zürich Baudirektion Amt für Landschaft und Natur Der Wald-Knigge für bleiben aber auch trotz Corona dieselben. ein paar physische Exemplare besitzt, kann Zwei- und Vierbeiner Willkommen im Wald! Wer sich daran hält, akzeptiert, dass der den Waldknigge bei der Abteilung Wald «Höflichkeit ist eine Zier, es liebt sie auch das Waldgetier» – könnte man dichten. Der Wald-Knigge erinnert augen- zwinkernd an einige Höflichkeitsregeln im Wald. Halten sich alle Waldbenutzer an diese Leitplanken, profitieren alle vom vielfältigen Erholungsraum, auch Tiere und Wald jemandem gehört und er Lebensraum bestellen oder gleich selber ausdrucken. Pflanzen. Bewege dich vorsichtig durchs Holz. Hier wächst Wald für Wald gehört der Gemeinde oder Privaten. deine Enkel heran. Betreten erlaubt, Respekt geboten. für Tiere und Pflanzen ist. Vielleicht finden sich gute Orte, wo er auf- Augenweide – Sinnenfreude Es kann nicht schaden, wenn wir uns wieder gelegt werden kann? Es gibt immer auch Herausgeber unseren Waldknigge für Zwei- und Vierbei- lokale Geschäfte, welche gerne ein paar Ex- Kanton Zürich Baudirektion Amt für Landschaft und Natur Abteilung Wald Weinbergstrasse 15 8090 Zürich ner in Erinnerung rufen, welcher das Thema emplare auf ihrem Verkaufstresen auflegen. Abfall im Wald? Stört die Natur und stinkt zum Himmel. Telefon: 043 259 27 50 wald@bd.zh.ch www.zh.ch/wald Juli 2016 in humorvoller Weise darstellt. Auch kleine Aktionen können eine grosse Wirkung haben! Und wenn jeder Einzelne Herunterladen oder bestellen sich bewusst ist, dass er mit Anstand etwas Nach wie vor aktuell kann er als PDF auf bewirken kann, dann kommen wir gut der Webseite der kantonalen Abteilung neben- und miteinander aus. Neu: Wald-Knigge Video der Arbeitsgemeinschaft für den Wald Auch dieArbeitsgemeinschaft für den Wald Art und Weise, wie man sich im Wald re- produzierte 2018 in Zusammenarbeit mit spektvoll verhält. Pro Wald-Knigge-Regel 20 nationalen Organisationen einen Knigge gibt es eine kurze Videosequenz, welche für einen respektvollen Waldbesuch, der das «Problem» und die Lösung dazu ins erhältlich ist (www.afw-ctf.ch). Nun gibt es Bild setzt. Da hüpft beispielsweise eine Willkommen im Wald ! diesen Wald-Knigge auch als Video. Joggerin leichtsinnig über die Absperrung Ein Knigge für den respektvollen Waldbesuch Max Spring und seine Tochter Anna Lena der Waldarbeiter und wird beinahe von Spring haben die humorvollen Illustrati- einem Baum erschlagen. Ein Hund wird von onen aus dem Wald-Knigge-Flyer animiert, seiner Halterin vorsichtshalber an die Leine mit Waldgeräuschen und Gitarrenklängen genommen, worauf sich die verängstigten untermalt und zu einem stimmigen Video Wald-Viecher sichtlich entspannen ... komponiert. Der Kurzfilm der Arbeitsge- Links zum Video: Wir fragen nach, bevor wir etwas installieren. Wir achten auf die Forstarbeit. Wir sind uns der Gefahren in der Natur bewusst. Wir halten Hunde unter Kontrolle. Wir sammeln und pflücken mit Mass. Wir respektieren die Nachtruhe im Wald. Grundsätzlich dürfen im Wald keine Bauten errichtet Waldpflege und -bewirtschaftung können Gefahren für Profis Der Wald ist lebendige Natur. Wir hüten uns eigenverantwort- Die Anwesenheit von Hunden bedeutet Stress und Gefahr Das Gesetz erlaubt das Sammeln von nicht geschützten Pflanzen, Besonders in der Dämmerung und nachts sind viele Tiere auf werden. Hütten, Ast-Sofas, Schanzen, Kurven und andere und Waldbesuchende bergen. Wir halten uns zwingend lich vor möglichen Gefahren wie herunterfallenden Ästen und für Wildtiere; deshalb gilt während der Brut- und Setzzeit Pilzen und Früchten, aber auch von Ästen oder Zapfen im den Wald als ungestörten Lebensraum angewiesen. Wir bleiben bleibende Einrichtungen dürfen nur mit Erlaubnis erstellt an Anweisungen und Absperrungen – auch am Wochenende. umstürzenden Bäumen. Bei Gewitter und Sturm gehen wir meistenorts die Leinenpflicht. Wir riskieren nichts. ortsüblichen Umfang. Wir beachten lokale Vorschriften und auf den Wegen und vermeiden Lärm und störendes Licht. werden. Wir kontaktieren den Förster / die Försterin und die nicht in den Wald. Die Leine hilft jederzeit. halten Mass. meinschaft für den Wald zeigt auf witzige https://youtu.be/CGnbgePO1i4 Waldeigentümerschaft.
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