TGVaktuell Der Kanton Thurgau organisiert seine Berufsbildung neu - Seiten 10 bis 11 - Thurgauer Gewerbeverband
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TGVaktuell Kantonale Gewerbe-News Nr. 119 / September 2020 Der Kanton Thurgau organisiert seine Berufsbildung neu Seiten 10 bis 11 Coiffeure: Carmen Tobler folgt auf Philipp Müggler Seite 22 QV-Feiern 2020 Seiten 29 bis 52
www.thalmann.ch Rainer Scherrer Mandatsleiter Wirtschaftsprüfung, dipl. Wirtschaftsprüfer Als echter Dienstleister versteht es Rainer Scherrer, die Kunden von Thalmann Treuhand in sämtlichen Belangen rund um Wirtschaftsprüfung, Jahresabschluss und Steuern kompetent zu beraten. «Das viele Reisen hat mir nicht nur wunderbare Erinnerungen beschert, sondern mich auch zu einem weltoffenen Menschen gemacht. Davon profitiere ich privat und bei der Arbeit gleichermassen.» C H U S S V O R S VOM ZU D EN BI S R EN. B E E LO R t mei n e r G eschä f t side r au e n e K B ha n n a n Ver t seit her Die T e g i et von B Und a rb eit i gen en k t . h h lt a ge s c h m i r a m n a c r ne h men s . m it s Unte mei ne E r fol g tkb.ch / firmen inserat_tgv_190x130_Kampagne_logisch_TKB.indd 1 21.07.20 09:58
Editorial ??? Ein klares NEIN zur Kündigungsinitiative 2020 wird als Schicksalsjahr in die Geschichte der Thurgauer Wirt- daran glauben, dass ein einzelner, kleiner schaft eingehen, denn viele Unternehmen haben hart mit der KMU- Betrieb mit einem aufwändigen, bü- Bewältigung der Corona-Krise zu kämpfen. Dank einer starken rokratisch gesteuerten Kontingentssys- Exportindustrie können wir vieles abfedern. Die zukünftige Ent- tem rechtzeitig zur dringend benötigten wicklung ist aber schwierig vorauszusehen. Für mich stellt sich die Fachkraft kommt. Der Staat soll also Frage, ob wir ausgerechnet jetzt unser wichtigstes Vertragswerk steuern und bestimmen, wer die letzte mit unserem grössten Absatzmarkt aufs Spiel setzen wollen. Die verfügbare Fachkraft eines bestimmten Kündigungsinitiative gefährdet die Verträge der Bilateralen I. Wer Kontingents bekommt. Was für ein Unsinn! sie wegwirft, sollte sich vorher gut überlegen, was danach kommt. Mehr als die Hälfte des Schweizer Aussenhandels läuft heute über Der Schweizerische Gewerbeverband hat die EU, geregelte Beziehungen sind unverzichtbar. Auch ein intensi- sich bereits im Februar 2020 klar verer Handel mit anderen Wirtschaftspartnern kann diesen Verlust und eindeutig gegen diese Kündi- nicht aufwiegen. Nach einem Ja zur Initiative würde die Schweiz gungsinitiative ausgesprochen spätestens Ende April 2022 ohne die Bilateralen I dastehen. Diese und die Nein-Parole gefasst. extrem knappe Frist reicht niemals, um mit Brüssel und 27 EU-Mit- Als Mitglied des Vorstandes gliedstaaten eine befriedigende neue Lösung auszuhandeln. des schweizerischen Gewer- beverbandes bin ich froh Der Thurgau ist ein Industrie- und Exportkanton. Die Nahrungs- um die klare Haltung. Seit mittelindustrie und die Metallbranche sind prägende Zweige der 2010 sind in der Schweiz Thurgauer Wirtschaft. Der zweite Sektor (Industrie, Gewerbe und 600‘000 neue Stellen ge- Bau) ist mit einem Anteil von 35 Prozent deutlich stärker vertreten schaffen worden. Es gab als in der Gesamtschweiz (24 Prozent). Unser Wohlstand beruht in den vergangenen Jah- auf soliden Verträgen mit dem Ausland, die einen ungehinderten ren keine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen in unserem Austausch von Waren und Personen ermöglichen. Das Abkom- Land und die einheimischen Arbeitskräfte wurden und werden men zur Personenfreizügigkeit ist bekanntlich mit sechs anderen nicht diskriminiert. Die Erwerbsquote der inländischen und der Verträgen der Bilateralen I verbunden. Es ist naiv zu glauben, man ausländischen Arbeitnehmenden steigt ständig, auch die Löhne könne es auf dem Verhandlungsweg mit der EU auflösen und al- haben sich positiv entwickelt. Es gibt aus Sicht der Wirtschaft les andere einfach ausklammern. So verhandelt doch niemand! und der Arbeitsplätze keinen einzigen Grund, ausgerechnet jetzt Die Initiative gefährdet nicht nur das bestehende Vertragswerk ein seinerzeit von der Schweizer Delegation hervorragend aus- mit der EU. Sie belastet auch wichtige Verhandlungen für weitere gehandeltes Vertragspaket aufs Spiel zu setzen. Auch persön- Abkommen. Es ist einfach nur unvernünftig, sich in eine derart lich, und das sage ich an dieser Stelle ganz bewusst, bin ich da- schlechte Verhandlungsposition zu manövrieren. von überzeugt, dass der grenzüberschreitende Personenverkehr Menschen zusammenbringt, die Verständigung unter den Völkern Die Kündigungsinitiative würde unsere KMU dreifach bestrafen: erleichtert und den Wohlstand fördert. Die letzten Monate haben Mit der Abschaffung des freien Personenverkehrs würden der gezeigt, wie schnell man isoliert ist und wie schnell bei geschlos- Fachkräftemangel und die handfesten Schwierigkeiten für die senen Grenzen jedes Land nur für sich selber schaut. Betriebe massiv zunehmen, weil sie bei einem Ausfall von einer Fachkraft viel stärker betroffen wären als grosse Unternehmen. Zweitens haben KMU auf dem Personalmarkt niemals die glei- chen Chancen und Möglichkeiten für die Rekrutierung, wie inter- national ausgerichtete Unternehmen, die zukünftigen Mitarbei- tenden Karrieremöglichkeiten und anderes anbieten können. Und drittens würde anstelle der Personenfreizügigkeit ein Kon- Ihr Hansjörg Brunner tingentsystem eingeführt. Niemand kann doch allen Ernstes Präsident Thurgauer Gewerbeverband IMPRESSUM Offizielles Organ des Thurgauer Gewerbeverbandes Erscheinungsweise: 6 × pro Jahr Produktion: Fairdruck AG Inserateverwaltung: Design: Auflage: 5700 Exemplare Kettstrasse 40, 8370 Sirnach, Thurgauer Gewerbeverband WEMAKO KOMMUNIKATION Herausgeber: Tel. 071 969 55 22, info@fairdruck.ch Thomas-Bornhauser-Strasse 14 8272 Ermatingen Thurgauer Gewerbeverband, Autoren: Postfach 397, 8570 Weinfelden www.wemako.ch Thomas-Bornhauser-Strasse 14, Peter Mesmer (mes), 071 626 05 05, info@tgv.ch Titelbild: Postfach 397, 8570 Weinfelden, Martin Sinzig (msi), Werner Lenzin (len), Anzeigenleitung: Nicole Felix, Sandra Kneubühl: Eine Frau, die in einem Tel. 071 626 05 05, info@tgv.ch Christof Lampart (art) 071 626 05 05, nicole.felix@tgv.ch typischen Männerberuf Akzente setzt. TGVaktuell Nr. 119 / September 2020 3
Vorstand Eine Premiere, die sich niemand gewünscht hat COVID-19 zwang den Thurgauer Gewerbeverband dazu, seine 262 Delegierte, 66 Sektionen Jahresversammlung, erstmals in seiner beinahe 130-jährigen An der 127 Versammlung nahmen teil: Präsident Hansjörg Brunner Geschichte, in Abwesenheit der Delegierten durchzuführen. als Vorsitzender, Rechtsanwalt und Vorstandsmitglied Matthias Hotz, der den korrekten rechtlichen Ablauf überwachte, Revisor In «normalen» Jahren ist die Delegiertenversammlung des Thur- Markus Widmer sowie TGV-Geschäftsführer Marc gauer Gewerbeverbandes, dem mitgliederstärksten Wirt- Widler, der für das Protokoll zuständig zeich- schaftszusammenschluss in unserem Kanton, ein Stell- nete. 262 Delegierte aus 60 von insgesamt dichein von Wirtschafts- und Poltikgrössen. 300 und 66 Sektionen hatten von ihrem Stimm- mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammelten recht in schriftlicher Form Gebrauch ge- sich jeweils in den vergangen Jahren im März im gros- macht. Sie galten somit im rechtlichen sen Saal des Thurgauerhofs in Weinfelden und infor- Sinn als anwesende Versammlungs- mierten sich aus erster Hand über das verflossene teilnehmer. Gemäss Artikel 14 der Geschäftsjahr und die Befindlichkeit der Thurgauer Statuten war die Versammlung damit Gewebebetriebe. beschlussfähig. Anträge waren im Vorfeld keine eingegangen, sodass Der Vernunft und Sicherheit geschuldet die vorgeschlagenen Traktanden Aber normal ist halt seit dem Ausbruch der Pan- zu Abhandlung gelangten. demie im Februar dieses Jahres kaum noch etwas. Dem Protokoll hatten 255 De- So sah sich coronabedingt auch der Vorstand des legierte zugestimmt (keine Gegenstim- Thurgauer Gewerbeverbandes gezwungen, für me, eine Enthaltung), die Jahres- die Durchführung der 127. Delegiertenver- rechnung 2019 genehmigten 258 sammlung eine gänzlich andere Form Delegierte (eine Gegenstimme, zu wählen. Dies, weil der verordnete zwei Enthaltungen) und das Lockdown die Abwicklung am fixierten Budget 2020 passierte sogar Datum verunmöglichte. Der Vorstand gänzlich ohne Gegenstimme. mit Präsident Hansjörg Brunner an der Kaum umstritten war auch die Spitze dachte zuerst an eine Verschie- Genehmigung der unveränder- bung auf den Herbst. Nach reiflicher ten Mitgliederbeiträge. Dafür Überlegung und intensiven Diskussio- waren 256 Delegierte, da- nen gelangten die Verantwortlichen gegen nur gerade fünf. Wenig dann aber zum Schluss, dass ein wirk- überraschend passierte auch sames Schutzkonzept nur schwierig Martina Müller Pfiffner verstärkt neu den Vorstand des Thurgauer der Jahresbericht 2019 mit umsetzbar wäre. Der Vernunft und Si- G ewerbeverbandes. Bild: tgv 260 Ja-Stimmen bei nur einer cherheit geschuldet fällten sie schliess- Enthaltung. lich den Entscheid, die diesjährige Delegiertenversammlung am 30 Juni 2020 in schriftlicher Form – ohne physische Präsenz der Martina Müller Pfiffner neu im Vorstand Delegierten – auf der Geschäftsstelle an der Thomas-Bornhauer- Einziger, wenigstens kleiner Höhepunkt der ansonsten trockenen Strasse 14 in Weinfelden abzuhalten. Traktandenpunkte war die Ergänzungswahl in den Kantonalvor- stand. Martina Pfiffner Müllers Wahl war einstimmig. Leider ohne Applaus wählten 251 Delegierten die FDP-Kantonsrätin und Vi- zepräsidentin des Gewerbevereins Frauenfeld neu ins TGV-Füh- rungsgremium. Geschichtsträchtige Versammlung Kaum begonnen, war die ungewöhnliche Delegiertenversamm- lung auch schon wieder zu Ende. Es darf angenommen werden, dass wenigstens die vier anwesenden Herren danach noch auf ein hoffentlich erfreulicheres Geschäftsjahr 2021 ohne Corona angestossen haben. Mit Sicherheit wird aber die 127. General- Ihr Partner für Gesamtlösungen in der Informatik versammlung unvergessen bleiben und in jeder späteren Chronik des Thurgauer Gewerbeverbandes Erwähnung finden. Eine Wie- derholung in dieser unpersönlichen Form wünscht sich aber mit www.weihrich.ch ebenso grosser Sicherheit niemand. Peter Mesmer 4 TGVaktuell Nr. 119 / September 2020
Vorstand Personelles aus den Sektionen TGV-news Per 12. Juni 2020 hat Dr. Alex Steinacher, Hausarzt in Müll- Unsere Lernende Ceren Taskiran hat ihre heim, das Präsidium der Ärztegesellschaft Thurgau über- Ausbildung zur Kauffrau EFZ erfolgreich ab- nommen. Wir bedanken uns beim scheidenden Präsidenten geschlossen. Ceren Taskiran wird ab August Dr. Daniel Jud für die gute Zusammenarbeit und heissen sei- den Vollzeitlehrgang der Berufsmaturität nen Nachfolger herzlich willkommen. besuchen. Herzliche Gratulation! Wir wün- schen ihr alles Gute! Während 28 Jahren führte Sonja Cabalzar gewissenhaft das Nach einem Jahr bei der Aus- Sekretariat des Gewerbevereins Weinfelden. Wir danken ihr gleichskasse des Thurgauer Gewerbever- herzlich für die immer angenehme Zusammenarbeit und bandes begrüssen wir Samira Thalmann für wünschen an dieser Stelle alles Gute! Die Aufgabe hat neu das dritte Lehrjahr wieder Silvia Sutter von Joss & Partner übernommen. auf der TGV-Geschäftsstelle. Felisa Scherrer hat ihr Prak- Nach elf Jahren hat Markus Weber die Führung des Gewer- tikum bei uns beendet und bevereins Kreis Altnau in neue Hände übergeben. Roman befindet sich nun seit Anfang August in der Barbitta wurde zum neuen Präsidenten gewählt. Wir gratu- Ausbildung zur Kauffrau EFZ. lieren Roman Barbitta zur Wahl und danken Markus Weber für seinen Einsatz zu Gunsten des Gewerbes! Kantonsrat Daniel Frischknecht ist zum neuen Präsidenten der EDU Schweiz gewählt worden. Wir gratulieren herzlich und wünschen für die anspruchsvolle Aufgabe alles Gute! Stabwechsel beim Verband Thurgauer Landwirtschaft (VTL). Der bisherige Präsident, Markus Hausammann, hat nach elfjährigem Wirken das Präsidium an Maja Grunder und Daniel Vetterli übergeben. Die beiden leiten den Verband neu im Co-Präsidium. Wir wünschen viel Freude und Erfolg bei der Verbandsarbeit und danken an dieser Stelle Markus Hausammann für die konstruktive Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Die Wirtschaftsverbände IHK, VTL und Unglaublich, aber wahr TGV treffen sich zwei Mal jährlich zu einer Aussprache und Einige Berufsschullehrer haben engagieren sich regelmässig für gemeinsame Anliegen. es offenbar noch nicht geschnallt, woher ihr Lohn kommt. Für das Ab- Die Hotel & Gastro formation Thurgau freut sich, zwei neue schlussessen des Schuljahrs be- üK-Leitende auf das Schuljahr 2020/2021 begrüssen zu ehrten sie einen Konstanzer Gast- dürfen. Martina Christen wird zukünftig die üK der Restau- wirt. Uns bleibt die Spucke weg. rantangestellten und Urs Bischofberger diejenigen der Res- taurantfachleute durchführen. Wir heissen die beiden herz- lich willkommen und wünschen einen guten Start. Mitte August haben 120 glückli- che Gewinnerinnen und Gewinner der ProBon-Frühjahrsverlosung eine Thurgauer Geschenkkarte in ihrem Briefkasten vorgefun- den. Corona bedingt konnte die Verlosung erst rund zwei Mona- te später durchgeführt werden. Der Hauptgewinn von 500 Franken ging an Margrit Mancuso aus Kreuzlingen. Urban Ruckstuhl, Mitglied des Vorstandes von Gewerbe Kreuzlingen, überreichte der stolzen Gewin- nerin die Geschenkkarte. Der TGV wünscht viel Freude beim Einkaufen in den Thurgauer Fachgeschäften! TGVaktuell Nr. 119 / September 2020 5
Verband Klare Absage an die Begrenzungsinitiative Anlässlich der ordentlichen Präsidentenkonferenz des Thur- gauer Gewerbeverbandes fassten die 36 Stimmberechtigten der örtlichen Gewerbevereine und der Branchenverbände die Parolen zu den fünf bevorstehenden kantonalen und eidgenös- sischen Abstimmungsvorlagen. Kantonsrat Christian Mader beleuchtete die Notwendigkeit eines neuen Regierungsgebäudes und stellte fest, dass zurzeit 800 der insgesamt 1600 Mitarbeitenden in 25 verschiedenen Mietobjek- ten arbeiten. Der geplante Neubau im Osten des jetzigen Regie- rungsgebäudes wird Kosten von 39.8 Millionen Franken verursa- chen. «Es gibt viele gute Gründe, die Zuwanderung ins eigene Land zu steuern und zu kontrollieren und wir Gewerbler wissen, was unsere Mitarbeitenden spüren», sprach sich Nationalrat Manuel Strupler für die Begrenzungs-Initiative aus. Zwar sei das Ge- werbe auf Arbeitskräfte angewiesen, doch wollten die Unter- nehmer diese steuern, sagte der Gartenbauunternehmer aus Weinfelden. Regierungspräsident Walter Schönholzer warn- te vor einer langfristigen Zerstörung des bilateralen Weges und stellte fest, dass keine brauchbare Alternative in Aussicht Präsident Hansjörg Brunner dankt Kantonsrat Christian Mader für die souveräne stehe. «Die Begrenzungs-Initiative destabilisiert die Schweiz Vorstellung der kantonalen Kreditvorlage zum Ergänzungsbau des Regierungs- gebäudes. mitten in einer sehr schwierigen Zeit und isoliert sie innerhalb Europas», erklärte Schönholzer den Anwesenden. Zudem hänge die Schweizer Bildung und Forschung von internationalen Ver- Kantonsrätin Katharina Bünter wies darauf hin, dass die Erhöhung bindungen ab. des Abzuges für Kinder-Drittbetreuungskosten bei der direkten Bundessteuer heute 10 100 Franken und neu 25 000 Fran- ken betragen würde. Die Erhö- hung des allgemeinen Kinder- abzuges beläuft sich heute bei der Bundessteuer auf 6500 Franken und würde neu 10 000 Franken betragen. «Es ist wichtig, dass wir die Familien des Mittelstandes auch unter- stützen und es handelt sich hier nicht um ein Steuerge- schenk, sondern in den meis- ten Fällen um ein Verlustge- schäft», sagte Bünter. Nationalrätin Diana Gutjahr nahm Stellung zur Änderung des Erwerbsersatzes für Dienstleistende und bei Mut- terschaft (Gegenvorschlag zur Volksinitiative für einen ver- nünftigen Vaterschaftsurlaub). Sie warnte vor einem Eingriff in den liberalen Arbeitsmarkt Machen sich bereit für den (fairen) Schlagabtausch zur Begrenzungsinitiative: Befürworter Nationalrat Manuel Strupler und und plädierte klar für ein Nein Regierungspräsident Walter Schönholzer als Gegner der Initiative. zu einer weiteren Belastung 6 TGVaktuell Nr. 119 / September 2020
Verband des ohnehin schon verschul- deten Sozialwerkes. Für Gut- jahr steht fest: «Vater werden ist kein Fall für die Sozialver- sicherung, KMU und Gewerbe dürfen nicht weiter belastet werden.» Für sie gilt: Weniger Staat und mehr Eigenverant- wortung. Bevölkerung wäre schutzlos Divisionär Bernhard Müller, Kommandant der Schwei- zer Luftwaffe, stellte fest: «Ohne die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge und Boden- Luf t-Ver teidigung ssysteme wäre die Bevölkerung in zehn Jahren schutzlos und die Ar- mee könnte ihren Auftrag nicht wie vorgesehen erfüllen. Was die Schweiz heute besit- ze sei veraltet oder werde es bald sein und es gebe keine Alternativen zu Kampfflug- Hier geht es zum deutlichen Nein zum Vaterschaftsurlaub. Referentin und Abstimmungskämpferin Diana Gutjahr und Präsi- zeugen und bodengestützter dent Hansjörg Brunner weisen den Weg, die Präsidenten folgen mit der deutlichen Nein-Parole. Luftverteidigung.» Gemäss seinen Erläuterungen werden die Kosten von sechs Milliarden mussten die Jubiläumsaktivitäten wegen der Corona-Krise ein- Franken für das neue Kampfflugzeug aus dem ordentlichen Bud- gestellt werden. get finanziert. «Min Ort – Mis Gwerb» «Min Ort - Mis Gwerb» heisst die neue Kampagne des Thurgauer Gewerbeverbandes, welche der Präsident den Anwesenden vor- stellte. Werner Lenzin Parolenfassung des Thurgauer Gewerbes zu den Abstimmungen vom 27. September Erneuerungsbau Regierungsgebäude des Kantons Thurgau: 34 Ja, 1 Nein, 1 Enthaltung. Volksinitiative für eine massvolle Zuwanderung (Begren- zungsinitiative): 6 Ja, 27 Nein, 3 Enthaltungen. Änderung Bundesgesetz über die direkte Bundessteuer (Kinder-Drittbetreuungsabzug): 31 Ja, 2 Nein, 3 Enthaltungen. Divisionär Bernhard Müller, Chef der Luftwaffe, überzeugt mit seinem äusserst Änderung Bundesgesetz über den Erwerbsersatz für informativen und präzisen Vortrag. Dienstleistende bei Mutterschaft (Vaterschaftsurlaub): 4 Ja, 27 Nein, 5 Enthaltungen. Abschliessend informierte Geschäftsführer Marc Widler über Bundesbeschluss über die Beschaffung neuer Kampfflug- die Durchführung der bevorstehenden Berufsmesse Mitte Sep- zeuge: 33 Ja, 1 Nein, 2 Enthaltungen. tember. Diese feiert dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum, doch TGVaktuell Nr. 119 / September 2020 7
Politik Einkaufstourismus – endlich High Noon in Bern? Folgen den schönen Worten jetzt endlich Taten und unterstützt das Parlament in der Herbstsession in Bern die Vorstösse zur Steuergerechtigkeit beim Einkaufstourismus? In der Herbstsession sind die beiden Standesinitiativen aus dem Kanton St. Gallen und dem Thurgau traktandiert. Beide verlangen sie, dass im Ausland gekaufte Waren mindestens an einem Ort der Mehrwertsteuer unterliegen, entweder am Ort des Einkaufs oder dann eben in der Schweiz. 1935 Kilometer mehrwertsteuerfreie Grenze Tatsache ist, dass die Schweiz bei Einkäufen bis 300 Franken eine 1935 Kilometer lange mehrwertsteuerfreie Grenze hat. Weder Deutschland, Frankreich, Österreich noch Italien kennen eine betragsmässig vergleichbare Regelung. Es gibt sachlich auch keinen Grund dafür. Die Thurgauer Standesinitiative, sie wurde seinerzeit im Grossen Rat von den Kantonsräten Hans- jörg Brunner, Kurt Egger, Ueli Fisch, Wolfgang Ackerknecht, Alex Einkauftourismus und Mehrwertsteuer: Endlich Schluss mit doppeltem Profit! Frei, Daniel Frischknecht, Toni Kappeler, Jost Rüegg und Stephan Bild: bz Tobler überparteilich eingereicht, richtet einen simplen und kla- ren Auftrag an das Parlament in Bern: Die gesetzlichen Grundla- musste dazu schon seitenweise Berichte abliefern. Wäre es jetzt gen sind dahingehend anzupassen, dass bei sämtlichen Einfuh- nicht einfach an der Zeit, die Thurgauer Standesinitiative erheb- ren im privaten Warenverkehr die Schweizer Mehrwertsteuer zu lich zu erklären und die Gesetzesanpassungen vorzunehmen? Der entrichten ist, sofern die ausländische Mehrwertsteuer zurück- Thurgauer Gewerbeverband hat alle Ostschweizer Gewerbever- gefordert wird. bände gebeten, ihre Parlamentarier mit der Bitte anzuschreiben, die Vorstösse zu unterstützen. Es geht auch um Solidarität. Das Steuergerechtigkeit und Solidarität Schreiben ist unter wwww.tgv/politik.ch (Finanzen, Steuern Ab- Letztlich geht es um Steuergerechtigkeit. Wer im Ausland ein- gaben) abrufbar. Motivation für den TGV, sich in dieser Sache kauft, soll die Mehrwertsteuer zahlen, genau gleich wie diejeni- ein weiteres Mal zu engagieren, gaben auch die Bemühungen gen, die in der Schweiz einkaufen, diese Steuer schliesslich auch des Metzgermeisterverbandes Thurgau in dieser Angelegenheit entrichten müssen. Im eidgenössischen Parlament sind zahlrei- (Schreiben an Bundesrat Ueli Maurer). Vielen Dank für den Ein- che Vorstösse zum Einkaufstourismus hängig, die Verwaltung satz! bka HART IM NEHMEN, SCHICK ZUM ANSEHEN! TRAIL & ACTIVE MODELLE NEU MIT MECHANISCHEM SPERRDIFFERENZIAL ODER ALLRAD Langfeldstrasse 77 TRANSIT CENTER FRAUENFELD 8500 Frauenfeld 052 725 07 70 8 TGVaktuell Nr. 119 / September 2020
Politik Der Staat verlangt die Note 6 vom Bürger Aus dem Oberthurgau haben uns folgende Gedanken zum Schul- Rechenschaft wird wohl niemand gezogen. Der Verursacher be- beginn, zu Corona und zum Verhalten des Staates gegenüber zahlt auch keine Busse. Der Aufschrei war zwar teilweise gross. seinen Bürgern erreicht. Die Beamten selbst sehen das nicht so tragisch und es gibt auch Politiker, die meinen: das kann schon einmal passieren! Die Schule hat wieder begonnen und es werden wohl auch bald wieder Noten verteilt. Übrigens verlangt unser Staat vom Bürger Kein Verantwortlicher die Note 6. Wenn er diese nicht erreicht, flattert ein Einzahlungs- Das gemeine Volk muss sich damit zufriedengeben, dass das Bun- schein ins Haus. desamt die Note 6 nicht erreicht hat und auch kein Verantwortli- cher eine Busse bezahlen muss. Das würde wohl auch wenig Sinn Beispiel 1 machen, denn wenn der Arbeitgeber die Busse übernimmt, be- Firmenfahrzeug mit 54 Stundenkilometern geblitzt, abzüglich zahlt der gemeine Bürger wieder die Zeche; denn das Volk ist der messbedingter Toleranz von drei Stundenkilometern, also einen Arbeitgeber des BAG). Soviel guter Wille dem Bürger gegenüber Stundenkilometer zu schnell. Das kostet 40 Franken. Ich würde wäre doch auch einmal schön. Netto 51 Stundenkilometer statt hier dem Fahrer die Note 5,5 geben; strenge Zeitgenossen viel- 50 – denn auch das kann schon einmal passieren! leicht eine 5,0. Kleine Anekdote am Rande Beispiel 2 Bei der letzten SUVA/AHV-Kontrolle in unserem Betrieb hat die Das BAG vermeldet, dass die Hauptquelle für die Verbreitung des Prüferin tatsächlich nach Geschwindigkeitsbussen gesucht, die Corona-Virus Clubs und Bars sind. Nachdem der Schaden an- die Firma bezahlt hat und nicht der Fahrer. Das sind geldwerte gerichtet ist, wird diese Aussage korrigiert. Dem BAG würde ich Leistungen, auf denen Sozialleistungen entrichtet werden müs- hier eine 4,0 geben, strenge Zeitgenossen vielleicht eine 3,0. Zur sen. Auch hier wird die Note 6 verlangt! eing GROSSER WETTBEWERB 100 GUTSCHEINE IM GESAMTWERT VON FR. 10’000.– ZU GEWINNEN. MACHEMER ZÄMÄ ÜSI THURGAUER GSCHÄFT WIEDER GSUND. Wer lokal einkauft, unterstützt das Thurgauer Gewerbe und kann gewinnen. Dazu einfach den oberen Teil der Quittung fotografieren und auf der folgenden Website hochladen: swica.ch/tg100 Viel Glück! QR-Code scannen Eine Initiative von oder unter swica.ch/tg100 mehr erfahren. TGVaktuell Nr. 119 / September 2020 9
Berufsbildung Entwicklung zu starken Kompetenzzentren Der Kanton Thurgau organisiert seine Berufsbildung neu. Die sieben Berufsfachschulen werden neu konzipiert, Berufsausbil- dungen werden umgeteilt. Im Kanton Thurgau gibt es sieben kantonale Berufsfachschulen. Die Zuteilung der Berufe zu den einzelnen Bildungszentren ist über Jahrzehnte organisch gewachsen und hat sich in der Ver- gangenheit trotz grossem Wandel kaum verändert. Damit die Berufsfachschulen für die Herausforderungen der Zukunft gut aufgestellt sind, braucht es eine Bündelung der Kompetenzen und Schärfung der Profile. Aus diesem Grund sehen die Richtlinien des Regierungsrates 2016 bis 2020 die Entwicklung der Berufsfach- schulen zu starken Kompetenzzentren mit klaren Profilen im Be- Die sieben Thurgauer Berufsfachschulen – im Bild das Berufsbildungszentrum reich der beruflichen Grundbildung und Weiterbildung vor. Weinfelden – werden neu konzipiert. Vorschlag Berufsneuzuteilungen standort zugewiesen wurde. Weiter sollen Berufe in den Kanton Das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung (ABB) hat gemein- Thurgau geholt werden, die aktuell ausserkantonal beschult wer- sam mit der kantonalen Berufsbildungskommission einen Vor- den und mittlerweile eine hohe Anzahl Thurgauer Lehrverhältnis- schlag erarbeitet, der eine Neuzuteilung der Berufe zu den Schul- se aufweisen. Berufe mit anhaltend tiefen Lernendenzahlen wer- standorten vorsieht. Das Departement für Erziehung und Kultur den dafür neu nicht mehr im Kanton Thurgau, sondern in einem hat auf dieser Grundlage basierend die Umsetzung beschlossen. der Nachbarkantone unterrichtet. Die Neuzuteilung der Berufe führt zu einer Schärfung der indivi- duellen Profile der Berufsfachschulen und optimiert die Nutzung Drei verschiedene Berufsgruppen von Ressourcen und Synergien. Dabei werden alle bestehenden Bei der Überprüfung der Schulstandorte wurden drei Gruppen von Schulstandorte erhalten. Konkret werden mit der Neuzuteilung Berufen identifiziert: alle Berufe, die bisher an zwei verschiedenen Berufsfachschulen • Berufe, die aktuell an mehreren Schulstandorten (innerhalb des ausgebildet wurden, an einem Schulstandort zusammengelegt. Kantons oder kantonal und ausserkantonal) unterrichtet werden Dazu zählen auch Berufe, bei denen ein Teil der Lernenden auf- • Berufe, die an einer kantonalen Berufsfachschule unterrichtet grund der regionalen Zuteilung einem ausserkantonalen Schul- werden, jedoch konstant tiefe Lernendenzahlen aufweisen • Berufe, die einer ausserkantonalen Schule zugewiesen werden, bei denen aufgrund der anhaltend hohen Thurgauer Lehrver- hältnisse jedoch ein kantonaler Schulstandort möglich ist. Bei der Planung der Neuzuweisungen wurden die Auslastung der einzelnen Berufsfachschulen, mögliche Entwicklungen der Schü- lerzahlen und die mit der beruflichen Grundbildung verknüpften Angebote der Weiterbildung berücksichtigt. Zusätzlich wurden durch einzelne Berufsverbände aufgrund von Lehrstellenentwick- lungen Änderungen beantragt. Als Grundsatz galt das Festhalten an den sieben Schulstandorten, die Stärkung und Positionierung der kleineren Schulen, das Vermeiden grosser Wechsel zwischen den einzelnen Schulen und die Sicherstellung eines Schulorts pro Berufsfeld, damit allfällige Niveau-Umstufungen nicht zu einem Schulortwechsel führen. Veränderungen in der Übersicht Mit der Neuzuteilung werden alle Polymechaniker/-in EFZ und Konstrukteur/-in EFZ am Standort Frauenfeld, die Berufe der Elektrobranche am Standort Kreuzlingen, die kaufmännischen Berufe am Standort Weinfelden und die Detailhandelsberufe am Standort Arbon unterrichtet. Bei zwei Berufsgruppen wird der Schulstandort innerhalb des Kantons gewechselt, um die Aus- lastung der Raumkapazitäten zu optimieren und Synergien zu Übersicht der Veränderungen durch die Neuzuteilungen der Berufe. nutzen. Dies betrifft die Berufe Maurer/in EFZ und Baupraktiker/ 10 TGVaktuell Nr. 119 / September 2020
Berufsbildung in EBA, die neu am Gewerblichen Bildungszentrum in Weinfelden gen die Berufsfachschule besuchen und Jugendliche in anderen unterrichtet werden sowie den Beruf Medizinische/r Praxisas- Ausbildungen viel längere Reisezeiten auf sich nehmen müssen sistent/in EFZ, der zum Bildungszentrum Arbon wechselt. Für (beispielsweise befindet sich die Berufsfachschule für Strassen- die bis anhin ausserkantonal zugewiesenen Logistikberufe und bau in Sursee). Mit der Veränderung der Berufszuteilungen wird den Beruf Dentalassistent/in EFZ wird ein kantonaler Schulort zudem eine Gleichbehandlung aller Lernenden angestrebt. Aktuell am Bildungszentrum Arbon aufgebaut. Die Lernenden der Beru- werden Jugendliche in einzelnen Berufen, wie zum Beispiel dem fe Spengler/in EFZ und Gärtner/in EFZ Zierpflanzen werden auf- KV, einer ausserkantonalen Schule zugewiesen, obschon die kan- grund der geringen Klassengrössen neu einem ausserkantonalen tonale Berufsfachschule gut erreichbar wäre. Diese Ungleichbe- Schulort zugewiesen. Eine weitere Änderung betrifft den Beruf handlung wird mit der Neuzuteilung aufgehoben. Zukünftig wer- Bekleidungsgestalter/in EFZ. den alle Kaufmännischen Lernenden mit Thurgauer Lehrvertag Der Kanton führt mit dem Atelier Couture Création eine Lehr- der kantonalen Berufsfachschule zugewiesen. werkstätte, die Jugendlichen eine schulisch organisierte Grund- Mit den Neuzuteilungen der Berufe sind Einsparungen möglich, so bildung als Bekleidungsgestalter/in EFZ ermöglicht. Aufgrund der durch die Optimierung der Klassengrössen bei der Zusammenle- äusserst geringen Nachfrage nach ausgebildeten Fachkräften auf gung von zwei Schulstandorten. Die geplanten Einsparungen er- dem Arbeitsmarkt und der positiven Situation des Lehrstellen- möglichen es, die Qualität des schulischen Teils der Berufsbildung markts mit jährlich rund 450 nicht besetzten Lehrstellen allein gerade auch im Hinblick auf die digitale Entwicklung zu sichern im Thurgau, wird zukünftig auf diesen kantonalen Schulstandort und neue Ausbildungsgänge, zum Beispiel im Bereich Berufsab- verzichtet. Interessierte Jugendliche können diese Ausbildung schluss für Erwachsene, zu unterstützen und zu fördern. auch weiterhin absolvieren, sei es in einem Lehrbetrieb oder in einer vom Kanton Thurgau finanzierten schulisch organisierten Umsetzung und weiteres Vorgehen Grundbildung in St. Gallen oder Zürich. Für die Umsetzung der Neuzuteilung werden einzelne Projekt- gruppen eingesetzt, welche die Standortänderungen unter Ein- Gleichbehandlung wird angestrebt bezug der betroffenen Schulen, Verbände und Kantone sorgfältig Der Schulortwechsel bedeutet für einzelne Lernende und Lehr- planen und umsetzen. Die Standortwechsel sollen schrittweise personen eine Verlängerung ihres Anfahrtswegs und somit eine vollzogen werden und teilweise ein- oder auslaufend erfolgen. Als Erhöhung ihrer Reisezeit. Dabei gilt zu beachten, dass die Ler- Zeitrahmen wurde der Projektabschluss in sechs Jahren definiert. nenden in der Regel nur an einem bis maximal zwei Wochenta- IDTG trierung unter Anmeldung und Regis urgau.ch ww w.berufsmesse-th 17. – 19. September 2020 in Weinfelden Veranstalter Patronat Unterstützt durch Hauptsponsorin Eintritt kostenlos Departement für Erziehung und Kultur TGVaktuell Nr. 119 / September 2020 11
Wirtschaft 100 Jahre AWA Thurgau Damit auch die unrühmlichen Seiten des Thurgaus nicht in Verzweiflung in der Bevölkerung weigerten sich die Thurgauer Vergessenheit geraten stand im Rahmen einer Vernissage im Politiker, ein Arbeitsamt zu errichten. Sie erachteten es nicht als Saurer Depot Arbon das kritische Buch «Spuren der Arbeit» Aufgabe des Staates, Arbeitslose zu unterstützen.» Regierungs- von Autor Stefan Keller im Zentrum der Jubiläumsveranstaltung präsident Walter Schönholzer ergänzte diese Feststellung: «Im «100 Jahre AWA Thurgau». Gegensatz zu heute – wo das Thurgauer AWA im schweizweiten Vergleich punkto Effizienz und Wirkung zu den Spitzenreitern ge- Das Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) des Kantons Thurgau hört – musste der Thurgau vor 100 Jahren per Bundesbeschluss zur blickt auf ambivalente 100 Jahre zurück. 100 Jahre, die geprägt Gründung eines kantonalen Arbeitsamtes gezwungen werden.» waren von Hochkonjunktur, Geldsegen, Welthandel – aber auch von Wirtschaftskrisen, Währungsschwankungen, Arbeitslosigkeit, Aufwändige Recherchen Streiks sowie von Kriegswirren und politischen Machtkämpfen. Insofern hat sich der Thurgau positiv weiterentwickelt. Damit aber die weniger rühmlichen Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte Passende Location nicht in Vergessenheit geraten, beauftragte das AWA vor sieben Die Location für den Jubiläumsanlass hätte für die Präsentation Jahren den Historiker und Autor Dr. Stefan Keller mit dem nun des AWA-Jubiläumsbuches und den historischen Rückblick auf die vorliegenden historischen Buchprojekt «Spuren der Arbeit – von Arbeit im Thurgau nicht passender sein können. Die frühere Hei- der Manufaktur zur Serverfarm». Dass das Jubiläumsbuch nicht ne Stickindustrie und spätere Saurer Werkhalle verkörpert sinn- nur im Thurgau, sondern in der ganzen Deutschschweiz auf In- bildlich die Spuren der Arbeit. Dass die vielzitierte heile Welt von teresse stösst, zeigte die Tatsache, dass die erste Auflage des früher nicht übereinstimmt mit den recherchierten Fakten des Buches bei der Vorstellung bereits vergriffen war. Daniel Wessner Buchautors Stefan Keller, ist dank dem Buchprojekt des AWA in zeigte sich erstaunt: «Ich wusste zwar, dass wir mit Stefan Kel- beeindruckenden Geschichten festgehalten. ler einen erfolgreichen Autor und erfahrenen Historiker engagiert hatten – aber dass schon vor der Buchvernissage und den ge- Kein Vorreiterkanton planten Lesungen alle 900 Bücher verkauft sind, hat mich doch Dabei wird auch klar, dass der Kanton Thurgau vor 100 Jahren sehr überrascht.» Die zweite Auflage des historischen Buches soll punkto Verantwortung und Solidarität gegenüber arbeitslo- demnächst in den Buchhandlungen verfügbar sein. sen Mitmenschen alles andere als Vorreiter war. AWA-Amtslei- Regula Marti ter Daniel Wessner meint anlässlich der Buchvorstellung dazu: «Trotz hoher Arbeitslosigkeit nach dem 1. Weltkrieg und grosser AWA-Amtsleiter Daniel Wessner konnte anlässlich der Buchver- nissage mit erfreutem Staunen mitteilen, dass die erste Auflage von Stefan Kellers Buch bereits vergriffen ist. H is to ri ke r un d B uc be i de r S ig h au to r St n ie ru ng se ef an K el le in es Wer ke r s. Bilder: Bildquelle: Beroot.ch Wa lter Sch ön- Reg ieru ngs prä side nt tor isch e We rk. Das Saurer Depot Arbon bot einen würdigen Rahmen für die Jubiläumsveranstaltung. hol zer wü rdig te das his 12 TGVaktuell Nr. 119 / September 2020
Wirtschaft MoVE steigert Energie-Effizienz und erfüllt ENG Rund 100 Unternehmerinnen und Unternehmer informierten Aufschlussreiche Podiumsdiskussion sich Mitte Juni am ersten Keest Early Bird auf dem Lilienberg in Auf dem Podium diskutieren danach unter der Leitung von Mo- Ermatingen aus erster Hand über die Konsequenzen für KMU, derator Christoph Lanter, Inhaber der kombiniert gmh, Remo Lobi- welche mit der Einsetzung des revidierten ENG einhergehen. siger, Leiter Geschäftskunden der Thurgauer Kantonalbank, Martin Simioni, CEO EKT AG und Andreas Koch über die Chancen, welche Bereits frühmorgens um sieben Uhr fanden sich am 24. Juni die das revidierte ENG den KMU bringt. Remo Lobsiger zeigte auf, wie ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Kaffee auf dem Li- liquiditätsneutral Photovoltaik-Eigenverbrauchsanlagen realisiert lienberg in Ermatingen ein. Grund ihres Kommens war das ers- werden können. Martin Simioni äusserte sich zum EKT-Auftrag der te Early Bird Treffen zu dem der Verein Kompetenz-Zentrum Versorgungssicherheit in der Stromwirtschaft. Er zeigte sich er- Erneuerbare Energie-Systeme Thurgau (KEEST), welches vom freut über die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem KEEST. Thurgauer Gewerbeverband und der Industrie- und Han- delskammer Thurgau getragen wird, eingeladen hatte. Geringe Aufwände und Kosten Gastgeber und KEEST-Ge- schäftsführer Andreas Koch, hob in seiner Begrüssungs- ansprache hervor, dass man die eigene Energie-Zukunft nicht anderen überlassen dürfe, sondern selber aktiv werden müsse. In diesem Zu- sammenhang stellte er die KEEST Kampagne MoVE vor, welche Unternehmen mit jähr- lich maximal 100'000 Fran- ken Energiekosten anspricht. Diese profitieren von diversen Aufmerksam lauschte das Publikum den Ausführungen der Podiumsteilnehmer: (von links) Remo Lobsiger, Martin Simioni, Unterstützungsleistungen und Christoph Lanter und Andreas Koch. Bild: keest Förderungen. Mit MoVE könn- ten KMU das am 1. Juli 2020 in Kraft getretene revidierte Gesetz Im Anschluss an die Veranstaltung tauschten sich die Teilneh- über die Energienutzung ENG einfach und unkompliziert erfüllen. menden rege untereinander aus. Sie genossen das vom Unter- Den Nutzen von MoVE unterstrich Dominik Hasler von der Hasler nehmerforum offerierte Stehfrühstück auf der neuen Terrasse Transport AG in Weinfelden. Er berichtete von sehr positiven Er- mit herrlicher Aussicht auf den Untersee. fahrungen. Seine Firma profitiere insbesondere von einem opti- Peter Mesmer mierten Beleuchtungskonzept. Er könne MoVE jedem Unterneh- mer nur empfehlen. ENG schont das Portemonnaie Regierungspräsident Walter Schönholzer bezeichnete in seinen Grussworten das neue ENG als unternehmerfreundlich. Es steige- Profis, Profis, re die Energie-Effizienz und verbessere dadurch die Wettbewerbs- die sich lohnen. die sic position der Unternehmungen. Er lobte deshalb das kantonale Parlament, welches das ENG im Dezember 2019 ohne Gegenstim- me verabschiedet hat. Danach informierte Andrea Paoli, Leiter der Abteilung Energie, über die konkrete Bedeutung des ENG für KMU. Unternehmen mit einem jährlichen Stromverbrauch von über 200 Megawattstunden sind angehalten, eine Betriebsoptimierung Alte Landstrasse 24 Langfeldstrasse 88 durchzuführen. «Dank den grosszügigen Fördermitteln und den Haselweg 3 Alte Landstrasse Haselweg 3 24 Alte Land CH - 8596 Scherzingen CH - 8500 Frauenfeld Dienstleistungsangeboten des KEEST sind Aufwände und Kosten CH - 8502 Frauenfeld CH CH - 8596 - 8502Scherzingen Frauenfeld CH - 8596 Tel. +41 (0)71 672 18 18 Tel. +41 (0)52 728 60 00 überschaubar. Je früher die Energieeffizienz gesteigert wird, desto info@gigertreuhand.ch www.gigertreuhand.ch www.gigertreuhand.ch info@gigertreuhand.ch www.gige info@gigertreuhand.ch besser fürs Portemonnaie», meinte Paoli. TGVaktuell Nr. 119 / September 2020 13
Holzbau Schweiz Thurgau Der Werkstoff Holz wird immer wichtiger Seit zwei Jahren präsidiert Roman Vollenweider Holzbau Schweiz Sektion Thurgau. Dem ehemaligen Zimmermeister- verband gehören 50 Holzbau-Unternehmungen an. Im Zentrum der Aktivitäten des Branchenverbandes steht die Förderung des Nachwuchses. Der in Lengwil aufgewachsene Roman Vollenweider absolvier- te nach der Schulzeit zuerst eine Lehre als Zimmerman. Danach erlangte er zuerst den eidgenössischen Fachausweis als Holz- bau-Vorarbeiter und später auch noch als Holzbau-Polier. Der 33-Jährige ist Geschäftsführer und Geschäftsleitungsmitglied der Raschle Holzbau AG in Kreuzlingen. Seine Freizeit verbringt er gerne in der Natur. Der begeisterte Turner und Fausballer ist auch Präsident des Turnvereins Oberhofen, wenn es die Zeit zulässt trifft man ich auch auf dem Tennisplatz. Wir haben uns mit Roman Vollenweider im Verbandsekretariat an der Amriswilerstrasse 12 in Weinfelden getroffen und uns über den Zustand der Holzbau- branche unterhalten. Roman Vollenweider, wie sind die Holzbauer durch die Pande- mie gekommen und wie beurteilen Sie allgemein die Zukunfts- aussichten für Ihre Branche? Der Nachwuchs liegt Holzbau-Präsident Roman Vollenweider ganz besonders am Wir können nicht klagen! Unsere Betriebe sind bisher gut durch die Herzen. Bild zVg.. Coronakrise gekommen und ich denke, dass sich daran auch in den nächsten Wochen nichts ändern wird. Wie es Anfang nächstes Jahr fristigen Aussichten beurteile ich als gut bis sehr gut, denn der aussieht ist schwer zu beurteilen, da die Bauvorhaben etwas auf Werkstoff Holz hat von der ganzen Klimaerwärmungsdiskussion die Seite gelegt wurden. COVID-19 führte zwar dazu, dass der eine profitiert. Die Wertschätzung ist ganz klar gestiegen. Die Klima- oder andere kleinere Privatauftrag verschoben werden musste, schutzwirkung der Wälder ist unbestritten. Ebenso, dass eine auf den Baustellen konnte aber mit Einhaltung der Sicherheits- nachhaltige Waldbewirtschaftung und eine verstärkte Holzver- vorschriften durchgearbeitet werden. Auch die mittel- und lang- wendung beim Bau wichtige Beiträge zum Klimaschutz sind. ak tuell offene Stellen Firma Walser Bau GmbH Firma Walser Bau GmbH Illighausen Illighausen Telefon 071Telefon 680 08 22 071 680 08 22 www.walserbau.ch www.walserbau.ch «Holz aus der Region!» Kirchweg 1 | 8553 Hüttlingen | Tel. 052 766 00 00 | info@akuratleag.ch | www.akuratleag.ch 14 TGVaktuell Nr. 119 / September 2020
Holzbau Schweiz Thurgau Aus einer Studie geht aber hervor, dass 2017 der Marktanteil von wäre schön könnten wir unser Käferholz in diesen Produkten ver- Holz über sämtliche Gebäudekategorien nur gerade 14 Prozent bauen. Von unserem einheimisch Holz fehlt uns einfach auch die betrug. sehr hohe und gute Qualität. Dieser Anteil ist leicht gestiegen aber immer noch relativ tief und wir haben hier sicherlich noch Potenzial diesen Anteil zu steigern. Seit sechs Jahren sind Sie Vorstandsmitglied von Holzbau Denn wo die graue Energie zählt, liegt die Verwendung von Holz Schweiz Sektion Thurgau. Vor zwei Jahren übernahmen Sie das auf der Hand. Bauen mit Holz ist gelebte Nachhaltigkeit, vor al- Präsidialamt. Was ist Ihre Motivation für dieses Engagement? lem auch im Schweizer Wald, wo nach wie vor mehr Holz nach- In erster Linie ist es das Lehrlingswesen. Wie bei allen Berufen gilt wächst als geerntet wird. Und mit Holz ist auch viel Lebensqua- auch bei uns: «Unsere Lernenden sind unsere Zukunft!» Es erfüllt lität verbunden – Holz fördert das Wohlbefinden. Immer mehr mich mit grosser Freude, den Jungen etwas beizubringen, sie zu Planer setzen auf Holz, inspirieren sich gegenseitig und entwi- fördern und ihnen den Berufsstolz der Zimmermänner zu vermit- ckeln zukunftsweisende Lösungen. Wir profitieren aber auch vom teln. Zum zweiten bin ich halt eher weniger der Typ des «Mitläu- öffentlichen Bereich, beispielsweise beim Bau von Kindergärten, fers», ich möchte mitgestalten und etwas bewirken. Schulen, Sport- und Mehrzweckhallen, wo die Gesellschaft immer grösseren Wert auf die Verwendung von Holz legt. Im Gegensatz zu anderen Branchen scheint die ihre weniger Probleme zu haben, genügend Lernende zu rekrutieren? Ein grosser Teil des in der Schweiz verbauten Holzes wird im- Einfach haben auch wir es nicht! Glücklicherweise sind im August portiert. Warum? aber 38 junge Leute in eine Zimmermannslehre eingestiegen. Mit Auch wir würden das gerne ändern. Es ist aber leider auch so, dieser Anzahl liegen wir etwas im unteren Durchschnitt. Auf dem dass unser Plattenmaterial in der Schweiz gar nicht hergestellt Land geniesst unser Beruf vor allem bei Bauernsöhnen ein sehr wird und somit auch nicht mit Schweizer Holz produziert werden gutes Image. Im städtischen Umfeld habe es die Betriebe deut- kann. Darum sind wir hier auch auf den Import angewiesen. Es lich schwieriger. Wo immer es möglich ist, versuchen wir unseren NEUBAU Ob Krattiger Haus, EFH, MFH, Büro-, Industrie- oder öffentliches Gebäude: Ein Neubau aus Holz schont die Natur, Ihr Portemonnaie und Ihre Nerven. Wie das geht? Fragen Sie uns. www.krattigerholzbau.ch Ihre führende Kompetenz im Element- und Ingenieurholzbau. Tel. 071 686 50 30 Fax 071 686 50 31 www.raschle-holzbau.ch office@raschle-holzbau.ch Tel. 071 686 50 30 Tel. 071 686 50 30, Fax 071 686 50 31 Fax 071 686 50 31 www.raschle-holzbau.ch, office@raschle-holzbau.ch www.raschle-holzbau.ch Leben, wohnen und bauen mit Holz. office@raschle-holzbau.ch manchmal ist der Holzweg der richtige manchmal ist der Holzweg Kaufmann Oberholzer AG mal istder derrichtige Holzweg der richtige Schönenberg TG, Roggwil TG, St. Gallen Telefon +41 71 644 92 92 info@kaufmann-oberholzer.ch Lösungen in Holz kaufmann-oberholzer.ch Lösungen in Holz TGVaktuell Nr. 119 / September 2020 15
Holzbau Schweiz Thurgau Beruf zu propagieren, unter anderem Welche Aufgaben nimmt der Verband sonst an der Berufsmesse Thurgau. Sorgen noch wahr? bereitet uns nach wie vor die räumli- Unserem Vorstand gehören sieben Mitglieder che Situation für die überbetrieblichen an. Wir führen jährlich sieben Sitzungen durch. Kurse im Berufsbildungszentrum in Unsere Hauptaufgaben sind die Wahrung ge- Weinfelden. Spätestens seit der Um- meinsamer Interessen der Holzbau-Branche stellung auf die vierjährige Lehrzeit gegenüber Staat, Wirtschaft und Öffentlich- haben wir die Kapazitätsgrenze er- keit, die Förderung der Aus- und Weiterbildung reicht. Zudem befinden sich unsere und die Durchführung von Verbandsprüfungen. Räume im Keller und verfügen somit Wir vertreten unsere Mitglieder gegenüber den über kein Tageslicht. Dies ist auch Sozialpartnern und unterstützen sie mit Bera- nicht unbedingt die Beste Werbung tungen aller Art. Wichtig sind uns auch die För- für einen Beruf. So kann es nicht wei- derung der unternehmerischen und baulichen tergehen! Ein Neubau ist dringend Qualität und die Pflege der Kollegialität unter notwendig! Wir hoffen es geht jetzt unseren Firmenmitgliedern, Ehrenmitgliedern mit dem Berufsbildungscampus Ost- Roman Vollenweider anlässlich der QV-Feier 2020. und Altmeistern. schweiz vorwärts. Bild Peter Mesmer Interview: Peter Mesmer Thurgauer Gewerbeforum 2020 Im Einklang mit den behördlich angeordneten Schutzmassnah- gilt es festzuhalten, dass die KMU einmal mehr auf die äusse- men zur Bekämpfung der Corona-Pandemie führt der Thurgauer ren Markteinflüsse schnell, konsequent und mit Originalität und Gewerbeverband im Rahmen der Berufsmesse das Gewerbefo- Kreativität reagieren konnten, weshalb die düstersten Konjunk- rum durch. Thema des diesjährigen Anlasses ist die allgegen- turprognosen bisher noch nicht eingetreten sind. Über die Aus- wärtige Wirtschaftskrise. wirkungen der ersten Corona-Welle mit dem Lockdown disku- tieren am Thurgauer Gewerbeforum Wie im vergangenen Jahr findet das Daniel Wessner, Chef Amt für Wirt- Gewerbeforum wiederum im Rahmen schaft und Arbeit des Kantons Thur- der Berufsmesse Thurgau statt. Den gau, Henrique Schneider, Vizedirektor Teilnehmenden bietet sich dadurch des Schweizerischen Gewerbever- eine ideale Gelegenheit, die Teilnah- bandes, Hansjörg Brunner, Präsident me am Anlass mit einem Besuch der des Thurgauer Gewerbeverbandes Berufsmesse zu verbinden. Um 16 und Viktor Gschwend, Gärtnermeister. Uhr ist ein exklusiver Messerundgang Dabei werden sie auch eine Zwischen- vorgesehen, der einen Einblick in die bilanz ziehen. heutige Bildungslandschaft ermög- licht. Netzwerkpflege und zum Erfahrungsaustausch Podiumsdiskussion zur Corona-Krise Das Gewerbeforum bietet nach den Die seitens Behörde angeordneten zahlreichen abgesagten Versamm- Schutzmassnahmen und Einschrän- lungen und Veranstaltungen endlich kungen der Öffentlichkeit zur Eindäm- wieder eine Gelegenheit zur Netzwerk- mung der Corona-Pandemie haben pflege und zum Erfahrungsaustausch. auch im Kanton Thurgau zu einem Die Einladung zum Gewerbeforum liegt einschneidenden Wirtschaftseinbruch dieser Ausgabe des TGVaktuell bei. Die geführt und die konkreten Auswir- Daniel Wessner, Chef des Thurgauer Amtes für Wirtschaft Teilnahme ist kostenlos, eine Regis- kungen auf den Wirtschaftsstandort und Arbeit, wird an der Podiumsdiskussion eine Zwischenbi- trierung zur Erfassung der Kontakt- lanz über die Auswirkungen der Corona-Massnahmen ziehen. sind vor der drohenden zweiten Welle daten ist jedoch zwingend nötig. Bild: PD noch nicht absehbar. Nichtsdestotrotz TGV 16 TGVaktuell Nr. 119 / September 2020
Politik Wer hat im Thurgauer Wald eigentlich das Sagen? Tausende von Thurgauerinnen und Thurgauern haben während des Lockdowns den Wald als Ort der Stille, der Erholung und Be- sinnung genutzt. Josef Grob, Präsident von WaldThurgau, möch- te den durch die Krise erhöhten Stellenwert des Waldes bekannt machen. «Der Wald ist für alle da, die ihn mit Respekt und Anstand nutzen und die zu ihm Sorge tragen.» Dieses Credo vertritt der Ingenieur Agronom Josef Grob. Seit Jahrzehnten verfolgt der langjährige Präsident des Forstreviers Aach Thur Sitter die Entwicklung des Thurgauer Waldes und der Forstwirtschaft an vorderster Front. Seit einem Jahr steht Grob auch an der Spitze von Wald Thurgau, dem Verband der Waldeigentümer, der sich für die Waldwirtschaft einsetzt und sie fördert. Klärung über die Nutzung Die Waldfläche des Kantons Thurgau umfasst gegen 20 000 Hektaren, was gut ein Fünftel der Gesamtfläche ausmacht. 56 Prozent des Waldes sind im Besitz von rund 8500 privaten Eigentümern, 31 Prozent gehören Bürger- und politischen Ge- meinden sowie Kooperationen, der Rest dem Kanton und dem Bund. Das Gesetz verpflichtet sämtliche Waldeigentümer zur Mitgliedschaft in einem der 19 Thurgauer Forstreviere, die wie- derum gemeinsam den Verband WaldThurgau bilden. In diesem Frühsommer reichte nun Kantonsrat Franz Eugster (CVP Bi- Josef Grob, Präsident WaldThurgau. Im Hintergrund von Borkenkäfern befallenes schofszell) Vorstandsmitglied von WaldThurgau, zusammen mit Schadholz. Bild: Peter Mesmer 78 Mitunterzeichnerinnen und -unterzeichnern die Interpellation «Wer hat im Wald eigentlich das Sagen?» ein. Eugster verlangt jährlich drei bis fünf Million Franken zu welchen auch noch Bei- von der Regierung eine Klärung, was die Nutzung des Waldes träge aus Bundesprogrammen dazukommen, wird das Budget durch Sportler und Drittpersonen angeht. Dies, weil es leider des Kantons Thurgau für Natur- und Landschaftsmassnahmen – nicht erst seit COVID-19 – immer mehr sogenannte «Natur- erfreulich aufgestockt. Dies wird hoffentlich auch dem Thurgauer freunde» gibt, die den Wald schamlos für sich nutzen und sich Wald zu Gute kommen», freut sich Josef Grob. darin verhalten, als wäre er ihr Eigentum. So werden beispiels- weise illegale Biketrails angelegt, Unterstände und Grillstellen Neuausrichtung eingeläutet gebaut sowie Grünabfälle und sogar Bauschutt entsorgt. Und Josef Grob stellt erfreut fest, dass in den vergangenen Monaten wenn dann nach einem Sturm nicht innert Kürze sämtliche Wald- viel Positives zu Gunsten des Waldes in die Wege geleitet wor- zufahrten und Waldwege sauber geräumt sind, sind es oft die- selben Leute, die am lautesten ausrufen. Ziel von Interpellationär Franz Eugster ist es, zusammen mit WaldThurgau eine breit an- Erlebniswelt Thurgau gelegte Diskussion rund um den Thurgauer Wald auszulösen, die endlich Klarheit schaffen soll. Bis Ende 2021 muss klar sein, was mit den 127 Millionen Franken, geschehen soll, welche der Börsengang der Thur- Die Gesellschaft sensibilisieren gauer Kantonalbank vom April 2014 dem Kanton beschert Für WaldThurgau Präsident Josef Grob ist es gerade im Hinblick hat. Kantonsrat Franz Eugster (CVP, Bischofszell), Vor- auf die Klimaerwärmung höchste Zeit, unsere Gesellschaft für standsmitglied von Wald Thurgau, reichte beim Ideenwett- das Thema «Wald» zu sensibilisieren. «Zur Erhaltung eines ge- bewerb in Absprache mit dem Vorstand den Vorschlag «Er- sunden Waldes brauchen wir vernünftige und nachhaltige För- lebniswald Thurgau» ein. In verschiedenen Wäldern – die dermassnahmen. Eigentümer, welche dazu auf freiwilliger Basis Standorte sind noch nicht definiert – sollen Themen wie Ge- beitragen, müssen von der öffentlichen Hand entschädigt wer- sundheit, Sporttreiben im Wald oder Waldbiodiversität be- den.» Mit grosser Genugtuung hat Grob deshalb davon Kenntnis leuchtet und auf attraktive Art und Weise erlebbar gemacht genommen, dass der Grosse Rat an seiner Sitzung von 17. Juni werden. Mit dem Projekt soll die Thurgauer Bevölkerung zu der Volksinitiative «Biodiversität Thurgau» mit grosser Mehrheit Waldbesuchen animiert und zu einem rücksichtsvollen Ver- zugestimmt hat. «Damit ist der Weg frei für mehr Biodiversität halten sensibilisiert werden. mes im Kanton Thurgau. Mit den zusätzlichen finanziellen Mitteln von TGVaktuell Nr. 119 / September 2020 17
Politik 27. den ist. Die Waldbewirtschaftung setzte sich je länger je mehr klar nicht die Lösung sein: «Nur November mit der Förderung unserer eige- durch und endlich werde von Fachkreisen die Äufnung des Holz- nen Sägereien und nachgelagerten 2020Verarbeitungsstufen sichern vorrates zur CO2-Speicherung als nichtzukunftsweisend be- wir den langfristigen, nachhaltigen und sinnvollen Holzabsatz urteilt. «Es scheint, dass unsere verschiedenen Interventionen im Thurgau. Jeder Bauherr sollteTänikon sich bewusst sein, dass die re- doch etwas genützt haben und damit eine Neuausrichtung der gionalen Wälder nur gepflegt werden können, wenn auch nach Schweizer Wald- und Holzwirtschaft eingeläutet worden ist.» regionalem Holz nachgefragt wird». Josef Grob sorgt sich zudem wegen Schädlingen: «Es ist sehr wichtig, die Bestände regel- Den regionalen Holzabsatz fördern mässig auf Schädlingsbefall zu überprüfen und das befallene Auf die Frage nach dem momentanen Zustand des Holzmarktes, Holz möglichst rasch aus dem Wald in temporäre Holzlager zu fällt Josef Grobs Antwort wenig optimistisch aus: «Von einem schaffen. Nur mit dieser Strategie lässt sich der Schaden durch Holzmarkt kann längst nicht mehr gesprochen werden. Die den Borkenkäfer eingrenzen und der Wald für die Öffentlich be- meisten Sägereien sind bis Ende des dritten Quartals mit Rund- gehbar halten», mahnt Josef Grob. Agri-Food-Automation holz eingedeckt und der Export ist wegen hohem Überangebot nur noch eingeschränkt möglich.» Für Grob kann der Export aber Peter Mesmer Das Innovationsforum Ernährungswirtschaft fördert den Wissens- und Technologietransfer zugunsten der ganzen Wertschöpfungskette von Lebensmitteln. Die Tagung richtet sich an Vertre- terinnen und Vertreter aus Forschung, Industrie, Gewerbe, Dienstleistung, Landwirtschaft, Politik und Verwaltung. Agri-Food-Automation bildet das Schwerpunkt-Thema der ersten Austragung. Agri-Food-Automation 27. November 2020 27. Agri-Food-Automation Jetzt anmelden Das Innovationsforum Ernährungswirtschaft fördert den Wissens- und November Technologietransfer zugunsten der ganzen Wertschöpfungskette von Das Innovationsforum Ernährungswirtschaft fördert den Wissens- und Tänikon 2020 innovationsforum-ernaehrungswirtschaft.ch Lebensmitteln. Die Tagung richtet sich an Vertreterinnen und Vertreter Technologietransfer zugunsten der ganzen Wertschöpfungskette von aus Forschung, Industrie, Gewerbe, Lebensmitteln. Dienstleistung, Die Tagung richtet sich an Landwirtschaft, Vertreterinnen und Vertreter Tänikon Politik und Verwaltung. Agri-Food-Automation bildet das Schwerpunkt- aus Forschung, Industrie, Gewerbe, Dienstleistung, Landwirtschaft, Thema der ersten Politik Austragung. und Verwaltung. Agri-Food-Automation bildet das Schwerpunkt- Thema der ersten Austragung. Anmeldung Veranstaltungsort Anmeldung Anmeldung Anmeldung bis Swiss Future Farm Veranstaltungsort Anmeldung 20. November 2020 aufbis Anmeldung 20. November 2020 auf Tänikon 1,Swiss CH-8356 Ettenhausen Future Farm Tänikon 1, CH-8356 Ettenhausen Teilnahmegebühr CHF 80.- Teilnahmegebühr innovationsforum-ernaehrungswirtschaft.ch CHFgratis Studierende 80.- innovationsforum-ernaehrungswirtschaft.ch Studierende gratis veranstaltet durch Programm Programm Innovationsboard Tänikon 10.35 Innovation Pitches: Thema Verarbeitung 13.50 Rundgang zu Collaboration Pitches von 10.35 Innovation Pitches: Thema Verarbeitung 13.50 Rundgang zu Collaboration Pitches von OST, Agroscope, Swiss Future Farm, OST, Agroscope, Swiss Future Farm, Mit AutomationMitzu mehr Tierwohl Automation zu mehr Tierwohl StartNetzwerk mit 1LIMSmit 1LIMS StartNetzwerk Andi Schmal, Geschäftsleiter, Leiter Andi Schmal, Geschäftsleiter, Leiter Marketing undMarketing Verkauf frifag Märwilfrifag AG Märwil AG Smart Farming meets OST 18 Registration undRegistration Begrüssungskaffee und Verkauf TGVaktuell Prof. Nr. 119 Smart Dr. Jürgen / September Farming Prenzler, 2020 meets OST .30 08.30 und Begrüssungskaffee Prof. Dr. JürgenLeiter Institut Prenzler, Leiter Institu EZAG und die pflanzlichen EZAG und dieProteine Proteine – eine für Entwicklung – eine pflanzlichen Mechatronischer für Entwicklung Mechatronischer .00 Begrüssung 09.00 Begrüssung gemeinsame Liebe? gemeinsame Liebe? Systeme EMS, Dozent Systeme fürDozent EMS, Konstruktion, für Konstruktion
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