2020 BERICHT - BERLINER MISSIONSWERK
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JA H R ES BERICHT 2020 BERLINER MISSIONSWERK Ökumenisches Zentrum für die Ev. Kirche Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz und die Ev. Landeskirche Anhalts
INHALT UNSERE AUSLANDSARBEIT Jahresbericht 18 Partnerkirchen 20 Nahost 2020 21 Ev.-luth. Kirche in Jordanien und im Heiligen Land 22 Bildungszentrum Talitha Kumi 24 Jerusalemsverein 25 Koptisch Evangelische Kirche von Ägypten/ Nilsynode 25 Ökumenisches Begleitprogramm in Palästina und Israel 26 Afrika 27 Ev.-luth. Kirche in Tansania 28 Ev.-luth. Kirche im Südlichen Afrika 30 Äthiopische Ev. Kirche Mekane Yesus 2 Inhalt 32 Begegnungen 2020 4 Was ist das Berliner Missionswerk? 34 Kuba 6 50 Jahre Freiwilligenprogramm 34 Presbyt.-Ref. Kirche in Kuba 8 Leitung 36 Osteuropa 37 Ev.-Augsburgische Kirche in Polen 11 Verwaltung und Finanzen 38 Ev.-luth. Kirche Europäisches 13 Spenden und Kollekten Russland/Wolgagemeinden 14 Finanzen auf einen Blick 39 Ev. Kirche der Böhmischen Brüder 39 Ev. Kirche A.B. in Rumänien 16 Personen 2020
40 Westeuropa und Nordamerika 63 Migration und Integration 41 Vereinigte Kirche Christi, USA 66 Flüchtlingskirche 41 Kirche von England 67 Kirchlicher Entwicklungsdienst 42 Schwedische Kirche 42 Vereinigte Prot. Kirche von Frankreich 70 Freiwilligenprogramm 71 Inwärts-Programm 43 Ostasien 72 Unsere Einsatzstellen 44 Presbyt. Kirche in der Republik Korea 45 Vereinigte Kirche Christi in Japan (Kyodan) 74 Gremien 46 Presbyt. Kirche in Taiwan 46 Chinesischer Christenrat 76 AnsprechpartnerInnen 47 Indien 78 Aufbau 47 Ev.-luth. Gossner Kirche in Chotanagpur und Assam 79 Impressum UNSERE INLANDSARBEIT 48 Arbeitsgebiete 50 Presse und Öffentlichkeitsarbeit 52 Ökumene vor Ort 54 Gemeindedienst 55 Partnerschaftsarbeit 56 Missionarischer Dienst 59 Interreligiöser Dialog Berliner Missionswerk 3
FRAGEN & ANTWORTEN Wie ist das Berliner Mis- sionswerk entstanden? Was macht das Missionswerk? Das Berliner Missions- werk ist hervorgegangen aus der 1824 gegründeten Berliner Missionsgesell- schaft. In Folge der Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in der DDR das Als Ökumenisches Zentrum der Ökumenisch-Missionarische Zentrum/Berliner Mis- Evangelischen Kirche Berlin-Branden- sionsgesellschaft (ÖMZ/BMG) und im Westen das burg-schlesische Oberlausitz und der Evange- Berliner Missionswerk. 1992 vereinigten sich lischen Landeskirche Anhalts setzt sich das Berli- diese Gesellschaften zum heutigen Ber- ner Missionswerk gemeinsam mit seinen Partnern liner Missionswerk. in aller Welt für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ein. So stehen wir ein für ein lebendiges christliches Zeugnis in ökumenischer Verbundenheit. Wie entstehen Partnerschaften? Wer sind die Partner des Berliner Missionswerkes? Partnerschaft entsteht und lebt durch Begegnung. Manchmal entstehen Gemeindepartnerschaften aus einzelnen Freundschaften, manchmal sucht eine Aus den alten Missionsgebieten der Gemeinde oder ein Kirchenkreis der beiden Trägerkir- Berliner Mission in Südafrika, China und chen ganz gezielt nach einer Partnerschaft mit einer der Tansania sind eigenständige Kirchen geworden, die Partnerkirchen. Oder uns erreichen Anfragen aus unse- heute als Partnerkirchen gute Kontakte zum Berliner Mis- ren Partnerkirchen und wir versuchen, eine passende sionswerk pflegen. Dazu kamen nach dem Zweiten Weltkrieg Gemeinde oder einen Kirchenkreis in unseren neue Partnerschaften mit weiteren Kirchen, sodass das Berliner Trägerkirchen zu finden. Missionswerk heute lebendige Beziehungen zu evangelischen Kirchen weltweit pflegt. Die Partnerschaften sind getragen von gegenseitigen Besuchen, Personalaustausch, Schulpartner- schaften, der Unterstützung von Projekten der Partner und dem Ökumenischen Freiwilligenprogramm. Finden heute noch Missions- 1999 kehrte das Berliner feste statt? Missionswerk an seinen his- torischen Ort zurück, in das – Seit damals neu gestaltete – Missionshaus einigen Jahren am Volkspark Friedrichshain. Dort ist feiern wir als Ökumeni- es nun ein Teil des Evangelischen Zen- sches Zentrum möglichst trums der Evangelischen Kirche jährlich ein buntes Begeg- Berlin-Brandenburg-schlesische nungsfest gemeinsam mit Oberlausitz. jeweils einem Kir- Wo hat das Berliner chenkreis. Missionswerk seinen Sitz? 4 Jahresbericht 2020
Betreibt das Berliner Wo kann ich mich über die Missionswerk heute Geschichte des Berliner noch Mission? Missionswerkes informieren? Das Berliner Missions- Im Haus der Berliner Mission werk weiß sich mit seinen gibt es eine dauerhafte Ausstellung, in der Partnern in aller Welt getragen von spannende Dokumente und Gegenstände aus den Gottes Kraft zur Veränderung und Erneue- Anfängen der Berliner Mission zu sehen sind. Diese ist rung, die aus der Versöhnung durch Jesus allen InteressentInnen zugänglich. Pfarrkonvente, Konfir- Christus erwächst. Deshalb stehen wir ein für mandInnen- und Gemeindegruppen führen wir gerne ein lebendiges christliches Zeugnis, das einlädt durch die Ausstellung. Auch unsere Bibliothek ist ein zum Dialog und mit dem wir das Verhältnis guter Ort, sich über Mission und das Missionswerk zu Mission und zu unserer Geschichte zu informieren. immer wieder thematisieren und reflektieren. Wie finanziert sich das Wie kann ich das Berliner Missionswerk? Berliner Missions- werk unterstützen? Das Berliner Missionswerk erhält Zuweisungen aus kirchlichen Haushalten. Vor allem aber sind wir auf Spen- Wir freuen uns den und Kollekten angewiesen, um die Projekte über Spenden, die nötig sind, um in den Partnerkirchen angemessen unter- Projekte in den Partnerkirchen zu fördern. stützen zu können. Genauso wichtig wie die finanzielle Unterstützung ist es aber, dass Andere von unserer Arbeit erfahren und sich mit uns und unseren ökumenischen Part- nern für Gerechtigkeit, Bildung und Frieden engagieren. Sprechen Sie uns an! Wer kontrolliert die Finanzen des Berliner Wie bewerbe ich mich für Missionswerkes? Das Berliner Missionswerk unterliegt mit all sei- ein Freiwilligenjahr? nen Einnahmen und Ausgaben den landeskirch- lichen Bestimmungen zur Rechnungsprüfung und wird daher jährlich geprüft. Darüber hinaus wird die Unser Ökumenisches Freiwilligenprogramm ordnungsgemäße Verwendung der Kollekten gegenüber ist als Freiwilligendienst anerkannt und staatlich dem Kollektenausschuss der Landessynode dokumen- gefördert. Es richtet sich an junge Menschen im Alter von 18 bis tiert. Weiterhin achten wir durch ein Monitoring-Verfah- 27 Jahren. Einmal im Jahr, im September, laden wir zu einem Info-Tag ren sorgfältig darauf, dass die Projektgelder dort ein, an dem die Einsatzstellen in unseren Partnerkirchen vorgestellt und ankommen, wofür sie bestimmt sind. Die Verantwor- Fragen zum Freiwilligendienst beantwortet werden. Danach können sich tung gegenüber den Spenderinnen und Spen- Interessierte bewerben. Die Entsendung in das Freiwilligenjahr erfolgt dern nehmen wir sehr ernst. dann im darauf folgenden Sommer. Nähere Informationen, auch zu pandemiebedingten Änderungen, finden Sie unter www.berli- ner-missionwerk.de/freiwilligenprogramm. Unsere Kontaktdaten finden Sie auf der Rückseite des Jah- resberichtes. Berliner Missionswerk 5
50 Jahre Freiwilligenprogramm » Das Freiwilligen- programm des Berliner Missionswerkes gehört zu den Herzstücken der gesamten Arbeit. DR. CHRISTIAN STÄBLEIN Bischof Zuhören: Louisa Braeuer 2012 Bildung ist der Schlüssel. Car- mit Kindern in Talitha Kumi. lotta Wegener unter Olivenbäu- men im Heiligen Land. » Für nichts auf der Welt würde ich dieses Eintauchen: Meike Waechter, 1991/92 Freiwillige in Südafri- ka, wurde Teil einer Familie. Jahr eintauschen wollen. PAULA OPEL ehemalige Tansania-Freiwillige 6 Jahresbericht 2020
Ohne Abstand: War 2014 auch nicht nötig. Anerkennung: Die damalige Bundesbildungs- » Für mich, für mein theolo- gisches Denken, ministerin Annette Schavan besuchte 2010 die Freiwilligen in Talitha Kumi. für mein Gebets- und Glaubensleben war das Jahr in Tansania nachhaltig prägend. CARSTEN BOLZ Superintendent Julia Holtz, heute Superintendentin des Kirchen- kreises Hattingen-Witten, wurde 1992/93 in Talitha Kumi für ein Jahr zur Deutschlehrerin. Bleibend: Carsten Bolz, heute Superintendent von Char- lottenburg-Wilmersdorf, knüpfte 1986/87 in Tansania Freundschaften, die bis heute bestehen, wie beispielsweise zu Gaitan Nyondo. Berliner Missionswerk 7
LEITUNG Im Zeichen der Pandemie Das Jahr 2020 stand im Zeichen der Corona-Pandemie. Das wirkte sich auch auf die Arbeit des Berliner Missionswerkes aus. Vor allem die Menschen in den Ländern des globalen Südens waren betroffen: Für viele trat neben die Angst vor der Krankheit auch die Angst vor dem Hunger. Unser Werk war in dieser schwierigen Zeit an der Seite unse- rer weltweiten Partner. Die fortdauernde Pandemie stellt das Berliner Mis- Der Direktor hat in enger Zusammenarbeit mit sionswerk in seiner Auslands- wie in seiner Inlands- dem Präsidenten des Konsistoriums, dem Krisen- arbeit vor erhebliche Herausforderungen. Für eine stab, der im März eingesetzten Taskforce und dem Institution, deren Unternehmensphilosophie die Gesundheitsmanagement der EKBO das Hygiene- Begegnung wie die Ermöglichung von Begegnung konzept des Evangelischen Zentrums umgesetzt. zwischen Menschen als ihr zentrales Anliegen Dieses Konzept hat sich bewährt, hat sich doch seit ansieht, bedeuten die fast völlig zum Erliegen März 2020 nur eine Mitarbeiterin des Werkes – gekommenen Reisemöglichkeiten eine erhebliche außerhalb des Hauses – mit COVID-19 angesteckt. Belastung. Die Beziehungen zu den Partnerkirchen Sie hat die Krankheit gut überstanden und ist in den können durch Videokonferenzen, E-Mails und Tele- Dienst zurückgekehrt. fonate zwar gewahrt, aber nicht in gleicher Ange- Nun sehen wir hoffnungsvoll der weiteren Ent- messenheit sichergestellt werden. wicklung entgegen: Im Anschluss an die laufenden Allerdings hat die durch die verschiedenen Lock- Impfkampagnen wird das Werk mittelfristig seine downs erzwungene fortschreitende Digitalisierung Aufgaben wieder in etwas gewohnterer Weise aus- aller Bereiche der Arbeit des Werkes auch nicht zu üben können. unterschätzende Vorteile mit sich gebracht. Die Im Missionsrat, dem Leitungsorgan des Berliner gesamte Gremientätigkeit kann nun über Zoom- Missionswerks, gab es personelle Veränderungen. Konferenzen sichergestellt werden. Auch konnten in Das Werk trauert um zwei Mitglieder, den früheren Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung des Konsisto- Synodenpräses der EKBO, Bürgermeister i. R. And- riums der Evangelischen Kirche Berlin-Branden- reas Böer, und Superintendentin i. R. Viola Kennert. burg-schlesische Oberlausitz (EKBO) fast alle Mit- Beide verstarben nach schwerer Krankheit. Sie hat- arbeitenden des Hauses in den Stand gesetzt ten über die Jahre hinweg bedeutenden Anteil an der werden, über längere Strecken mobil zu arbeiten. Arbeit und den Entscheidungen des Missionsrates. Über Telefonumleitungen sind die Mitarbeitenden Die Kirchenleitung der EKBO entsandte General- weiterhin zu den gewohnten Zeiten erreichbar und superintendentin Theresa Rinecker (Sprengel Gör- ansprechbar. litz) neu in den Missionsrat. Der Missionsrat berief zudem Superintendent Dr. Christian Nottmeier (Kir- 8 Jahresbericht 2020
chenkreis Neukölln) als Nachfolger von Viola Ken- Für das Entsendejahr 2021/22 war der Andrang nert. Zur neuen stellvertretenden Vorsitzenden erneut groß. Auch die Gossner Mission beteiligt sich wurde Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein seit 2020 am Freiwilligenprogramm des Berliner Mis- (Sprengel Berlin) gewählt. Generalsuperintendentin sionswerkes: sowohl im Hinblick auf Inwärts- als Heilgard Asmus (Sprengel Potsdam) und Julia Kahrl auch auf Auswärtsentsendungen. Die Zusammen- schieden aufgrund einer beruflichen Veränderung arbeit des Werkes mit der Gossner Mission gestaltet aus dem Missionsrat aus. Die Kirchenleitung ent- sich insgesamt sehr erfreulich. sandte daraufhin Superintendent Uwe Simon (Obe- Auch auf das Öffentlichkeitsreferat kam mit res Havelland); für Julia Kahrl wurde deren Kollegin Beginn der Pandemie eine erhebliche Mehrbelas- aus dem Auswärtigen Amt, Dr. Silke Lechner, nach- tung zu. Denn der Ausfall an physischen Begegnun- berufen. Der Dachverband der Evangelischen Mis- gen mit in- und ausländischen Partnern und Part- sionswerke, die Evangelische Mission Weltweit nerkirchen sollte auf andere Art kompensiert (EMW), entsandte für den verabschiedeten Direktor werden. Verstärkte digitale Zusammenarbeit, Inten- Christoph Anders den neuen Direktor Rainer Kiefer sivierung der Online-Medien und eng getaktete in den Missionsrat. Das Werk dankt allen scheiden- Information unserer UnterstützerInnen – dies war den Mitgliedern für ihre engagierte Arbeit. das Gebot der Stunde. Das gelang aufgrund des gro- Im Berichtszeitraum waren vier Arbeitsbereiche ßen Engagements des Öffentlichkeitsreferates sehr des Werkes besonders in Anspruch genommen. Das gut. Die digitalen Angebote wurden verstärkt und Ökumenische Freiwilligenprogramm hatte sich dar- diversifiziert, die Taktung der E-Mail-Newsletter auf gefreut und vorbereitet, im Jahr 2020 sein enorm erhöht. Das Werk intensivierte zudem sein 50-jähriges Bestehen zu feiern – doch bald war Angebot auf YouTube. abzusehen, dass das geplante Festwochenende Zur Öffentlichkeitsarbeit gehört auch das Fund- einer mehrstündigen Zoom-Konferenz würde wei- raising. Der für die Finanzen des Werkes gravierende chen müssen. Zudem sahen sich die Mitarbeitenden Ausfall vieler eingeplanter Kollekteneinnahmen des Freiwilligenprogramms mit der Herausforde- konnte dank der Unterstützung der Trägerkirchen rung konfrontiert, die Pandemie-Entwicklung in den und mit Hilfe zweier intensiv geführter Spenden- Einsatzländern genau zu beobachten und zu analy- kampagnen – einmal für Talitha Kumi, einmal für die sieren. Dabei wurden sie von den zuständigen Län- Corona-Nothilfe – weitgehend aufgefangen werden. derreferentInnen und den VertreterInnen der Part- Das Berliner Missionswerk setzt sich ein für Frie- nerkirchen unterstützt. Schließlich trafen Leitung den, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöp- und Kollegium im März die Entscheidung, alle Aus- fung. Das Schulzentrum Talitha Kumi in Palästina wärtsfreiwilligen nach Deutschland zurückzuholen und das Diakoniezentrum iThemba Labantu in Süd- und die Inwärts-Freiwilligen in ihre jeweiligen Hei- afrika verkörpern dieses Engagement in exemplari- matländer reisen zu lassen. Dies war mit einem scher Weise. erheblichen logistischen Aufwand – und bei den Unser Schulzentrum Talitha Kumi war durch die jungen Leuten mit vielen Tränen – verbunden. Die Pandemie besonders hart getroffen. Über etliche Verantwortung für Leib und Leben der Freiwilligen Wochen fand der Unterricht online statt. Strecken- gebot diese Entscheidung. weise musste der gesamte Schulcampus geschlossen Im Entsendungsjahr 2020/2021 konnten dann werden. Das Gästehaus war gezwungen, weitgehend wieder Freiwillige nach Großbritannien, Schweden, seinen Betrieb einzustellen. Gleiches gilt für das für Italien, Rumänien und Taiwan entsandt werden. Ein Talitha Kumi so wichtige Mädcheninternat. Denn Inwärts-Freiwilliger aus Schweden ist zurzeit in Ber- Elternbeiträge gingen nicht mehr in ausreichender lin tätig. Weitere geplante Entsendungen mussten Höhe ein. Es waren nur noch wenige Mädchen im jedoch abgesagt werden. Wir freuen uns deshalb Internat, und die Erzieherinnen konnten aufgrund ganz besonders, dass das grundsätzliche Interesse an des Lockdowns nicht vor Ort sein. unserem Freiwilligenprogramm ungebrochen ist: Berliner Missionswerk 9
In der Folge hat der Direktor des Missionswerkes der die Grundversorgung der Menschen erheblich die Genehmigung des Haushaltes 2020/2021 mit erschwert. einem Einstellungsstopp für lokale Kräfte verbun- Erfreulich ist dagegen, wie es Taiwan und die den. Etliche MitarbeiterInnen von Gästehaus und Partnerkirche Presbyterian Church in Taiwan (PCT) Internat mussten in unbezahlten Urlaub gehen, geschafft haben, die Pandemie erfolgreich einzu- denn das palästinensische Arbeitsrecht bietet keine dämmen. Taiwan ist hier weltweit führend. Das gibt andere Möglichkeit, um Entlassungen zu verhindern. der Freiwilligenentsendung nach Kaohsiung, die das Dass die Arbeit der Schule, des Community Col- Werk seit Jahren durchführt, gegenwärtig eine lege und der Kindertagesstätte fortgeführt werden besondere Sicherheit und Strahlkraft. konnte, ist zum einen dem großen Engagement des Weitere Themen begleiteten das Missionswerk Schulleiters Matthias Wolf und seines Stabes zu ver- durchs Jahr. Dazu gehörte das Impulspapier zum danken. Zum anderen hat das Deutsche Auswärtige Thema Mission. Dieses wurde vom Direktor gemein- Amt über seine Zentralstelle für das Deutsche Aus- sam mit Pfarrerin Michaela Fröhling nach Abstim- landsschulwesen geholfen, das im Bereich der mung mit den Synodalausschüssen – federführend Schule entstandene Defizit mit großzügiger Bezu- war der Ökumeneausschuss – und dem Beirat Mis- schussung fürs Erste aufzufangen. Zudem wurde von sionarischer Dienst der Herbstsynode der EKBO vor- Seiten der Zentralstelle ein Bauzuschuss in erheb- gelegt. Es wurde von der Landessynode gewürdigt, licher Größenordnung gewährt, der das Werk bei der einstimmig angenommen und bekannt gemacht. Es Modernisierung des Campus wesentlich unterstützt. soll der Selbstvergewisserung der EKBO im Blick auf Dafür gebührt dem Auswärtigen Amt großer Dank. ihre Mission dienen und macht praktische Vor- Das Werk freut sich darüber, dass mit Brot für die schläge für die missionarische Arbeit der Gemein- Welt ein Unterstützungsvertrag ausgehandelt werden den, Werke und Kirchenkreise. konnte, der eine Laufzeit von drei Jahren hat. Ein gegenwärtig auch in der Öffentlichkeit stark In Südafrika konnte die Pandemie anfangs mit diskutiertes Thema ist die Frage nach der Aufarbei- rigorosen Maßnahmen weitgehend erfolgreich tung rassistischer, antisemitischer und antimuslimi- bekämpft werden. Doch inzwischen greifen die scher Tendenzen. Hier bringt das Missionswerk seine Infektionen aufgrund einer Mutation des Virus stark Kompetenzen in Abstimmung mit seinen Partnern um sich. Das Diakoniezentrum iThemba Labantu ein. Ein weiteres Themenfeld ist die Frage nach dem musste zunächst schließen, konnte aber später Verhältnis von Kolonialismus und Mission. Der einige seiner für Kapstadt so wichtigen Tätigkeiten Direktor hat sich in verschiedenen Interviews zu die- wieder aufnehmen. Hierfür gebührt Pfarrer Otto ser Frage geäußert. Dabei geht es vor allem darum, Kohlstock, der vom Berliner Missionswerk beauftragt dass die Stimme der Partnerkirchen in der europäi- ist, wie auch seinen MitarbeiterInnen großer Dank. schen Debatte auch wahrgenommen wird. Es han- Otto Kohlstock hat das Diakoniezentrum aufgebaut, delt sich weiterhin darum, die Einsicht in den Dis- stetig erweitert und führt es erfolgreich bis heute. kurs einzutragen, dass Mission und Kolonialismus Anlass zu besonderer Sorge gibt die Entwicklung nicht einfach als zwei Seiten derselben Medaille in Äthiopien, wo zurzeit faktisch ein Bürgerkrieg betrachtet werden können. herrscht, der die begonnene Demokratisierung des Die Mission des Werkes in ihren verschiedenen Landes nicht fördert und die Zusammenarbeit mit Ausprägungen – Südliches Afrika, Ostafrika, China der Partnerkirche Mekane Yesus stark erschwert. – soll selbstkritisch, transparent und differenziert Schwierig ist auch die Situation in Kuba. Dieses Land betrachtet werden. In diesem Zusammenhang wird leidet unter dem Wirtschaftsboykott durch die USA, auch das kleine Missionsmuseum im Haus überar- beitet. Der Missionsbegriff des Werkes ist vom Ver- ständnis der missio Dei geleitet. Auf den Begriff der Dr. Christof Theilemann Mission kann das Werk also nicht verzichten. Direktor 030 24344 -152 c.theilemann@bmw.ekbo.de 10 Jahresbericht 2020
VERWALTUNG UND FINANZEN Drei Quellen Verwaltung und Finanzen Wie in allen anderen Bereichen des Lebens und der Arbeits- welt hat die Corona-Pandemie auch in der Arbeit der Ver- waltung des Berliner Missionswerkes und in den Finanzen des Werkes seine Spuren hinterlassen. Trotzdem hat das Werk seine Aufgaben wahrnehmen können: Die Grundlage hierfür bildeten die sich aus den drei Quellen – kirchensteuerfinan- zierte landeskirchliche Zuweisungen, Spenden und Kollekten sowie selbsterwirtschaftete Einnahmen und Drittmittel - speisenden Einnahmen des Werkes. Wie in den letzten Jahren haben die drei Quellen auch im zurückliegenden Jahr jeweils in etwa gleichem Umfang zur Finanzierung der Arbeit des Werkes beigetragen. Daher konnte das Werk trotz der außer- gewöhnlichen Rahmenbedingungen auch im Jahr 2020 vieles realisieren, was gut, sinnvoll und wünschenswert war. Begleitung und Beratung leistete auch 2020 der den laufenden Einnahmen 2020 im Bereich der Finanzschuss des Missionsrates, dem Dr. Reinhard zweckgebundenen Zuweisungen ergebenden Ver- Richter als Vorsitzender sowie Julia Kahrl, Jan Dre- änderungen gegenüber dem Vorjahr ihre Ursache her und Superintendent Hans-Georg Furian als wei- im Wesentlichen in der im Berichtsteil der Leitung tere Mitglieder angehörten. Beratend wurde der bereits genannten Unterstützung der Zentralstelle Finanzausschuss darüber hinaus durch den ehema- für das Auslandsschulwesen für Talitha Kumi haben. ligen Direktor des Werkes, Roland Herpich, unter- Im Übrigen lässt ein Vergleich der grafischen Dar- stützt. Mit der bereits im Berichtsteil der Leitung stellungen der Einnahmen und der Ausgaben 2020 erwähnten beruflichen Veränderung von Frau Kahrl mit denen des Vorjahres erkennen, dass die Turbu- war auch deren Ausscheiden aus dem Finanzaus- lenzen des vergangenen Jahres bei einer Gesamt- schuss verbunden. schau auf die Relation der verschiedenen Einnah- Der für die finanzielle Unterstützung der Schule mearten und auf die Relation der einzelnen Talitha Kumi maßgebliche Wechselkurs des Euro Ausgabenbereiche zueinander keine gravierenden gegenüber dem Israelischen Schekel (NIS) ist im Auswirkungen hatten. Dies, obwohl die Einflüsse im vergangenen Jahr weiter gefallen. Der Wert lag mit Detail oft recht erheblich waren. So gingen bei- einem durchschnittlichen Wechselkurs von 3,9258 spielsweise die im Zusammenhang mit den regel- NIS/1,00 Euro 2020 erneut um rund 1,6 Prozent mäßigen Begegnungen mit den Partnern und der unter dem des Vorjahres. Daher zeichnet sich auch Ermöglichung der Begegnung der Menschen welt- weiterhin keine Entspannung hinsichtlich der weit im Zusammenhang stehenden Aufwendungen Finanzierung des Bildungszentrums ab. um mehr als 60 Prozent zurück. Im Gegenzug stie- Im Hinblick auf die grafische Darstellung der gen beispielsweise die Aufwendungen im Zusam- Einnahmen ist darauf hinzuweisen, dass die sich bei Berliner Missionswerk 11
menhang mit der Unterstützung der Partner bei der arbeiters in der Spendenbuchhaltung dessen Stelle Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie an. neu zu besetzen sowie die durch einen internen Das Spenden- und Kollektenaufkommen des Stellenwechsel frei gewordene Sekretariatsstelle im Berliner Missionswerkes hatte im vergangenen Jahr Afrikareferat. ein Gesamtvolumen von rund 1,826 Mio. Euro und Pandemiebedingt musste die Landeskirchliche lag damit um 3,25 Prozent (rund 58.000 Euro) über Bibliothek ab Mitte März für externe BesucherInnen dem des Vorjahres. Eine nähere Analyse dieses geschlossen werden. Dieser Nutzerkreis wird nun Ergebnisses zeigt, dass das Werk 2020 auf der einen mit Scans und – in begrenztem Maße – durch Buch- Seite einen nicht unerheblichen Anstieg insbeson- versände betreut. Weiterhin steht die Bibliothek den dere der Einzelspenden und zu einem geringen Teil Mitarbeitenden des Evangelischen Zentrums und in auch der freien Kollekten (zusammen rund 239.000 Absprache mit der Ausbildungsabteilung auch den Euro/16,66 Prozent) verzeichnen konnte, während Vikarinnen und Vikaren zur Verfügung. Die bereits hinsichtlich der amtlichen Kollekten ein Rückgang Ende 2019 mit dem Theologischen Studienzentrum von rund 181.000 Euro (53,31 Prozent) zu verzeich- Berlin mit dem Ziel einer engen gemeinsamen nen war. Der erfreulich hohe Anstieg insbesondere Zusammenarbeit aufgenommenen Gespräche kön- der Einzelspenden beruhte im Wesentlichen auf nen voraussichtlich Anfang 2021 mit dem Beitritt Spendenaufrufen zur Unterstützung der Partner zur des Studienzentrums zur Landeskirchlichen Biblio- Bekämpfung der pandemiebedingten Notsituatio- thek erfolgreich abgeschlossen werden. nen. Der massive Rückgang der amtlichen Kollekten Im zurückliegenden Jahr konnten im Bereich der betraf sowohl die der EKBO für die beim Berliner Missionsbibliothek 40 Printtitel neu erworben werden. Missionswerk angesiedelten landeskirchlichen Ferner wurden 216 Schenkungen in den Katalog ein- Arbeitsbereiche (Interreligiöser Dialog, Missionari- gearbeitet und 856 Titel aus dem Altbestand elektro- sche Dienste etc.), als auch die landeskirchlichen nisch erfasst. Außerdem wurden 24 weitere E-Books Kollekten für die Unterstützung der und die Zusam- lizensiert. Im Bereich der Zentralbibliothek konnten menarbeit mit den Partnern in Übersee. Im Bereich 164 Titel neu erworben werden. Zusätzlich wurden 245 der Nahost-Arbeit, für den auch außerhalb der Schenkungen eingearbeitet. Außerdem wurden 148 EKBO landeskirchliche Kollekten gesammelt wer- weitere E-Books lizensiert. Der Gesamtkatalog ver- den, betraf dies auch die Kollekten der anderen Lan- zeichnet aktuell 78.437 Titeldatensätze, von denen deskirchen, insbesondere die der Evangelischen Kir- 35.089 auf den Bereich der Missionsbibliothek und che im Rheinland. Ursächlich hierfür war die 43.348 auf den Bereich der Zentralbibliothek entfallen. Tatsache, dass pandemiebedingt über einen länge- Die mit Mitteln des Bundesamtes für Bevölke- ren Zeitraum keine oder nur sehr eingeschränkt Prä- rungsschutz und Katastrophenhilfe finanzierte Mik- senzgottesdienste gefeiert werden konnten. Dan- roverfilmung des Archivbestandes der Berliner Mis- kenswerterweise hat die EKBO aus Nothilfemitteln sion ist auch in diesem Jahr weiter vorangeschritten, großzügige Unterstützung für die Arbeitsbereiche sodass sukzessive weitere Teile des Archivbestandes Talitha Kumi, den Interreligiösen Dialog und den digitalisiert und im Internet weltweit zur Nutzung Missionarischen Dienst zur Verfügung gestellt. bereitgestellt werden können. Im vergangenen Jahr waren verschiedene perso- nelle Veränderungen im Werk zu verzeichnen. U. a. war durch das altersbedingte Ausscheiden des Mit- Rolf-Peter Wiegand Leiter der Verwaltungsabteilung 030 24344 -179 r.wiegand@bmw.ekbo.de 12 Jahresbericht 2020
Super-Spendenjahr ermöglicht Hilfe weltweit Spenden und Kollekten Das Berliner Missionswerk schaut erneut auf ein außeror- dentlich gutes Spendenjahr zurück: Rund 1.522.000 Euro an Einzelspenden gingen ein. Somit konnte in diesem Bereich ein Plus von 15,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielt werden. Während die langjährigen UnterstützerInnen im Partner in ihrem Kampf gegen die Pandemie ganz kon- Jahr 2020 dem Berliner Missionswerk also erneut ihr kret unterstützen: Das diakonische Zentrum iThemba Vertrauen aussprachen, beklagt das Werk gleichzei- Labantu in Südafrika half notleidenden Familien mit tig Rückgänge bei den amtlichen Kollekten. »Vor Lebensmittelgutscheinen; die äthiopische Partnerkir- allem die Absage der Gottesdienste im Frühjahr hat che half ebenfalls mit Lebensmitteln und zudem beim zu starken Verlusten für uns geführt«, so Dr. Christof Wiederaufbau von Häusern. Denn Hunderte Familien Theilemann. Zum Teil seien diese ausgefallenen in Äthiopien waren nicht nur von Corona, sondern Kollekten dankenswerterweise von der EKBO kom- auch von Überflutungen betroffen und mussten pensiert worden. zudem gegen eine Heuschrecken-Plage ankämpfen. Besonders dramatisch war die Situation im Schul- Finanziell unterstützt wurden auch die Partner- zentrum Talitha Kumi im Heiligen Land, das vom Ber- gemeinden an der Wolga sowie die Partnerkirchen in liner Missionswerk getragen wird. Zwar stellten die Ev. Tansania und Kuba. Neben dem Kampf gegen Krank- Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz heit und Hunger in Folge der Pandemie konnte das und das Auswärtige Amt zusätzliche Mittel zur Verfü- Berliner Missionswerk weitere Vorhaben aus Spen- gung. Doch brachen in Talitha Kumi die Einnahmen denmitteln unterstützen, etwa in Äthiopien, Tansania komplett weg, da das zugehörige Gästehaus wegen des und im Heiligen Land. Erfolgreiche Fundraising-Inst- Lockdowns schließen musste und zudem viele Eltern rumente neben den Bittbriefen sind hier vor allem die Schulgebühren für ihre Kinder nicht mehr bezah- der Projektkalender und natürlich das Patenschafts- len konnten. In dieser Situation startete das Berliner programm. »Gemeinsam mit unseren Partnern vor Missionswerk zu Ostern eine Spendenkampagne für Ort konnten wir an vielen Stellen schnell und gezielt das Schulzentrum, die mit einem Spendeneingang von helfen«, betont Direktor Dr. Theilemann. »Dies ver- rund 185.000 Euro äußerst erfolgreich verlief. danken wir vor allem der großen Solidarität unserer Erstmals warb das Werk im Zuge dieser Kampa- Unterstützerinnen und Unterstützer. Herzlichen gne auch auf der Spendenplattform betterplace.org Dank!« um Unterstützung: 5250 Euro gingen hier für Talitha Kumi ein – spontan gespendet von Neu-Unterstützer Innen. Auch das bewährte Fundraising-Instrument des Spendenbittbriefes war im Advent dem Schulzen- trum gewidmet: Weitere 55.700 Euro kamen auf die- sem Weg zusammen. Jutta Klimmt Für den Corona-Nothilfefonds des Werkes gingen Leiterin des Öffentlichkeitsreferates zudem bis Ende des Jahres Spenden in Höhe von rund 56.000 Euro ein. So konnte das Werk seine weltweiten 030 24344 -5753 j.klimmt@bmw.ekbo.de Berliner Missionswerk 13
Vermögenswirksame Jahresabschluss FINANZEN AUF EINEN BLICK Einnahmen 114.326 € Erbschaften und 344.444 € Vermächtnisse 19.811 € Einnahmen aus Vermögen, Verwaltung Spenden und und Betrieb Kollekten 540.560 € 1.768.283 € Laufende Einnahmen Gesamt 5.078.190 € 2019 Zweckgebundene Zuweisungen aus dem kirchlichen und Allgemeine Haushalts- staatlichen Bereich zuweisungen der 715.202 € Trägerkirchen 1.575.564 € Wolga-Partner- schaft/Osteuropa Interreligiöser Missionarischer Dienst Dialog 44.489 € 50.993 € 19.922 € Kuba 14.376 € Ökumenische Begegnungen Ostasien 51.128 € 9.464 € Migration/Integration 72.067 € Grenzüberschreitende Ökumene/Osteuropa Südliches Afrika 4.890 € 75.572 € 2019 Tansania 124.568 € Nahost Spenden und Kollekten 918.384 € Gesamt 1.768.282 € Allgemeine Projekte (einschl. Kollekten und Beiträge der Trägerkreise für das Freiwilligenprogramm) 184.133 € Äthiopien/Horn von Afrika 198.296 € Tansania Südliches Afrika 123.363 € 115.477 € Wolgaarbeit/ Kirchlicher Entwicklungsdienst Osteuropa 133.498 € 55.519 € Äthiopien/Horn von Afrika Kuba 201.349 € 31.727 € Ostasien 6.687 € Personalausgaben Übersee (Afrika, Nahost, Kuba, Ostasien, West- u. Osteuropa etc.) 243.973 € Ökumene/Migration und 2019 Integration/Internationale Inland Laufende Ausgaben Gemeinden/Missionarischer 2.398.572 € Dienst/Interreligiöser Dialog Gesamt 5.078.191 € 536.301 € Nahost (einschl. Schule Talitha Kumi) 14 Jahresbericht 2020 1.231.725 €
Vermögenswirksame Einnahmen Jahresabschluss 151.633 € 229.557 € Erbschaften und Vermächtnisse 45.741 € Einnahmen aus Vermögen, Verwaltung Spenden und und Betrieb Kollekten 546.556 € 1.825.817 € Laufende Einnahmen Gesamt 5.922.092 € 2020 Zweckgebundene Zuweisungen aus dem kirchlichen Bereich Allgemeine Haushalts- zuweisungen der 1.357.148 € Trägerkirchen 1.765.640 € Migration/ Kuba Missionarischer Dienst Integration 25.653 € 12.610 € Interreligiöser 13.741 € Wolga-Partner- Dialog schaft/Osteuropa 6.317 € 29.128 € Ostasien Ökumenische Begegnungen 3.607 € 30.500 € Grenzüberschreitende Südliches Afrika Ökumene/Osteuropa 111.506 € 1.742 € Tansania 2020 112.911 € Spenden und Kollekten Allgemeine Projekte Gesamt 1.825.816 € (einschl. Kollekten und Beiträge der Trägerkreise für das Nahost Freiwilligenprogramm) 1.077.664 € 197.201 € Äthiopien/Horn von Afrika 203.236 € Kirchlicher Entwicklungsdienst Tansania 128.400 € 114.248 € Wolgaarbeit/ Südliches Afrika Osteuropa 134.490 € 48.927 € Äthiopien/Horn von Afrika Kuba 190.099 € 45.794 € Ostasien 3.095 € Personalausgaben Übersee (Afrika, Nahost, Kuba, Ostasien, West- u. Osteuropa etc.) 250.982 € Ökumene/Migration und Inland Laufende Ausgaben 2020 Integration/Internationale 2.595.089 € Gemeinden/Missionarischer Dienst/Interreligiöser Dialog Gesamt 5.922.091 € 506.770 € Nahost (einschl. Schule Talitha Kumi) 1.904.197 € 15
Personen » Das Leben ist 2020 stärker. Gott ruft uns zu: Du wirst leben. Du wirst frei sein. DR. CHRISTIAN STÄBLEIN Bischof Not an der Wolga. In der Pandemie Sineat Simeon, angehende Theologin der äthio- sind viele Gemein- pischen Partnerkirche. Dank der Unterstützung demitglieder für des Kirchenkreises Berlin Nord-Ost konnte sie ihr jede Unterstützung Studium fortsetzen und steht nun kurz vor dem dankbar. Abschluss – trotz der Pandemie. » Dies ist eine herausfordernde Zeit für jede Familie, für jede Kirche, für jedes Land. Und doch hat Gott nicht aufgehört, die Schöpfung zu lieben. DR. IBRAHIM AZAR Bischof Predigt zu Epiphanias: Bi- schof Dr. Christian Stäblein auf der Schlüter-Kanzel der Die Kirchenälteste Tekla Marienkirche. Michel aus Büppel bei Olden- burg nähte Masken, als sie knapp waren – und der Erlös kam Talitha Kumi zugute. Neu im Missionsrat: Rainer Kie- fer, Dr. Silke Lechner, Dr. Chris- tian Nottmeier (Foto), Theresa Rinecker und Uwe Simon. 16
Frische Diakonin: Xenia Felmy, 2012/13 als Freiwillige im Kindergarten Seshego (Südafrika) im Einsatz, vor der St. An- nen-Kirche in Zepernick, Kirchenkreis Barnim. »Indien hat mich schon immer fasziniert«, sagt Ulrike Trautwein. 2020 wurde die Berliner Generalsuperintendentin zur stellvertretenden Vor- sitzenden des Missionsrates gewählt und außerdem zur Vorsitzenden des » neugegründeten Indien-Netzwerkes der EKBO. Ich bin sehr beeindruckt davon, wie sich die Christinnen und Christen in Indien im hinduistischen Umfeld be- haupten und sich gegen- seitig stärken. ULRIKE TRAUTWEIN Joyce Ngandano leitet seit Generalsuperintendentin 2016 das Huruma-Center in Iringa/Tansania. Hier finden Straßenkinder ein sicheres Zuhause – und Freiwillige des Berliner Missionswerkes einen wichtigen Einsatzort. 2020 muss- ten sie wegen Corona vorzeitig Stolz auf ihr Diplom: Ljudmila Her- abreisen: »Wir vermissen sie nandez, Pfarrerin der kubanischen sehr«, sagt Joyce Ngandano. Partnerkirche, lernt Deutsch, um die Partnerschaft voranzutreiben. Für ihren Erfolg hat das Goethe-Institut ihr nun ein Stipendium angeboten. Christine Bruns war 1979/80 eine der ersten Freiwilligen in Talitha Kumi – und erzählt bis heute mit großer Begeisterung von dieser Zeit. Berliner Missionswerk 17
Partnerkirchen Schwedische Kirche Kirche von England Vereinigte Kirche Vereinigte Protestanti- Christi, USA sche Kirche von Frankreich Evangelisch- Lutherische Kirche in Italien Koptische Evan Kirche von Ägy Nilsynode Presbyterianisch- Reformierte Kirche in Kuba 18 Jahresbericht 2020
Ev. Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien Ev. Kirche Augsburger Bekenntnisses in Polen Chinesischer Christenrat Presbyterianische Kirche in der Ev. Kirche Augsburger Republik Korea Bekenntnisses in Rumänien Ev.-Luth. Kirche Europäisches Russland/Wolgagemeinden Vereinigte Kirche Christi in Japan Ev.-Luth. Kirche (Kyodan) in Jordanien und im Heiligen Land Presbyterianische Kirche in Taiwan ngelische ypten/ Ev.-Luth. Gossner Kirche in Chotanagpur und Assam Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus Ev.-Luth. Kirche in Tansania BERLINER MISSIONSWERK Ev.-Luth. Kirche im Südlichen Afrika Ökumenisches Zentrum für die Ev. Kirche Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz und die Ev. Landeskirche Anhalts Berliner Missionswerk 19
NAHOST Fest im Griff Nahost Der Arbeitsbereich Nahost war im Berichtsjahr fest im Griff von COVID- 19. Das gilt sowohl für unsere Part- ner in den nahöstlichen Ländern, als auch für die Unterstützungsarbeit in Deutschland. Besuchsreisen, die für eine lebendige Partnerschaft wichtig sind, sind seit dem Früh- jahr 2020 nicht mehr möglich. Als Einschränkung kommt hinzu, dass der Referent krankheitsbedingt ab Ende Oktober länger ausgefallen ist bzw. nur eingeschränkt tätig werden konnte. Seit Anfang März 2020 ringen Israel/Palästina wie schen Generation: Auch in Israel dauert der Kampf auch Jordanien und Ägypten mit der Pandemie. Die gegen die Pandemie an. israelische Regierung, die Palästinensischen Auto- In den palästinensischen Autonomiegebieten, in nomiebehörden, die ägyptische Regierung und die Ägypten und auch in Jordanien ist der Mangel an Führung im haschemitischen Königreich gehen Impfstoff die größte Herausforderung. Hinzu kom- dabei unterschiedlich mit Einschränkungen und fol- men organisatorische Schwächen, Impfskepsis und genden Lockerungen um. Israel wird aufgrund sei- Unkenntnis. All dies ergibt eine gefährliche Mixtur; ner bisher außerordentlich guten Impfquote welt- eine Gemengelage, die sich leider oft weltweit fin- weit bewundert – doch andere Aspekte der det. An dieser Stelle ist es wichtig, daran zu erin- Pandemie zeigen, dass auch Israel die Seuche längst nern, dass eine Pandemie nicht überwunden wer- nicht überwunden hat. Ob nun die Missachtung von den kann, indem einzelne Länder oder Regionen die Gesundheitsregeln durch ultraorthodoxe Israelis, Infektionen weitestgehend in den Griff bekommen: die deutliche Impfskepsis unter arabischen Israelis Das Virus kennt keine Grenzen. oder die Impfmüdigkeit unter der jungen israeli- Jens Nieper Nahostreferent und Geschäftsführer des Jerusalemsvereins 030 24344 -196 j.nieper@bmw.ekbo.de 20 Jahresbericht 2020
Pandemie verschärft Spannungen Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELCJHL) ist vornehmlich im Westjordanland tätig. Neben den Gemeinden in Gespräch unter Amman und in Ostjerusalem gibt es noch einzelne Freunden: Bischof Gemeindeglieder, die in Israel leben; die Arbeit kon- Ibrahim Azar trifft zentriert sich jedoch auf Ramallah, Bethlehem, Beit im Januar 2020 die Jala und Beit Sahour. TeilnehmerInnen eine Studienreise Aus der ELCJHL wird darauf verwiesen, dass nach Jerusalem – Palästinenserinnen und Palästinenser eine doppelte organisiert vom Ausgangssperre erleiden. Die Hygiene- und Nahostreferat ge- Gesundheitsregeln kommen zu den Einschränkun- meinsam mit dem gen, die das Leben der Menschen seit Jahrzehnten Referat für Inter- prägen. Der erste Lockdown im Frühjahr 2020 religiösen Dialog. wurde von vielen Palästinensern noch diszipliniert eingehalten: Lokale Abriegelungen, Ausgangssper- dienste und andere geistliche Formate online anzu- ren, Straßensperrungen und Sperrstunden sind bieten. schon lange Teil des Alltags. Mit der Zeit haben viele Zu Beginn des Jahres trennte sich die ELCJHL im Palästinenser aber ihr Verhalten geändert und zei- Zwist von Pfarrer Samer Azar, der als Synodenpräsi- gen sich zunehmend ignorant gegenüber dem dent und Pfarrer in Amman wirkte. Pfarrer Imad Infektionsrisiko. Aufgrund des nur rudimentär vor- Haddad aus Ramallah wechselte in die jordanische handenen Sozialsystems sind viele Menschen dar- Hauptstadt und wurde im Herbst auch zum Syno- auf angewiesen, durch tägliche Arbeit ihr tägliches denpräsidenten gewählt. Rodny Said wurde im Juni Brot zu verdienen. Dabei ist die wirtschaftlich weit- ordiniert und hat die Gemeinde in Ramallah über- gehend vom Tourismus abhängige Region um Beth- nommen. Erfreulich: Sally Azar, die die erste ordi- lehem besonders durch das Erliegen des Pilgerver- nierte Pfarrerin aus den Reihen der ELCJHL werden kehrs betroffen. Soziale Leistungen wie soll, hat im September ihr Gastvikariat in der Ev. Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld gibt es nicht. Landeskirche Anhalts aufgenommen. Ein Krankenversicherungssystem existiert bisher nur partiell. So wird von vielen versucht, auf Biegen und Brechen Normalität und Alltag zu leben – mit- unter werden dann sogar Infektionen verschwiegen. Andere wiederum reagieren übervorsichtig, ja über- 6 2.200 ängstlich. Diese Palästinenser verschanzen sich Gemeinden EVANGELICAL Mitglieder daheim – und lassen ihre Kinder auch dann nicht LUTHERAN CHURCH IN zur Schule, wenn dies möglich ist. Beide Haltungen JORDAN AND führen nicht zu einem angemessenen Umgang mit THE HOLY LAND der Pandemie sondern eher zu einem Riss durch die seit Gesellschaft. Und dieser setzt sich innerhalb der 1959/ Gemeinden der ELCJHL fort; das Gemeinde- wie das übergemeindliche Leben der Kirche ist weitest- 7 1977 Pastoren Partner- gehend zum Erliegen gekommen. Erfreulicherweise schafts- vertrag haben die Pfarrer früh damit begonnen, Gottes- Berliner Missionswerk 21
NAHOST Großartige Unterstützung Das Bildungszentrum Talitha Kumi des Berliner Missionswerkes Wie die Schulen der ELCJHL wurde auch das Schul- palästinensische Familien in der Regel kinderrei- zentrum Talitha Kumi durch die Pandemie heraus- cher sind als Familien in Deutschland. Jedes Schul- gefordert. Unvorbereitet musste man über Monate kind benötigt jedoch ein eigenes Gerät, da der in den Online-Modus wechseln. Nach den Sommer- Unterricht in der Regel parallel stattfindet. Hier ferien konnte zunächst wieder der Präsenzunterricht konnte Talitha – Dank einer Spende – ein erstes aufgenommen werden. Hier hatte Talitha Kumi – Kontingent an schuleigenen Leihgeräten anschaf- dank seiner Größe und des weitläufigen Geländes – fen, das nun zügig ausgebaut werden soll. Vorteile gegenüber den kleineren ELCJHL-Schulen. Aber Talitha Kumi bemüht sich trotz der Pande- SchülerInnen und Lehrkräfte zogen an einem mie weiterhin, innovativ zu sein: In der Grund- Strang, hielten sich strikt an alle Auflagen und schule ist mit dem neuen Schuljahr das Klassenleh- ermöglichten so diese »Normal«-Form des Schul- rersystem eingeführt worden, während im Land das unterrichts. Keine Selbstverständlichkeit in Zeiten Fachlehrersystem üblich ist. Deutlich wurde auch, der Pandemie! Zum Ende des Jahres zeigte sich aber dass das Internat für eine Wiedereröffnung eines auch: Disziplin ermüdet und die Aufmerksamkeit neuen Betriebskonzepts bedarf, da die Auslastung in für Regeln schwindet. So wie überall stiegen die den vergangenen Jahren zu gering war. Infektionszahlen; zum Winter hin mussten die Schu- Größte Herausforderung war eindeutig die len zum Online-Modus zurückkehren. Finanzsituation. So konnten in Deutschland viele SchülerInnen (und deren Familien) wie Lehr- Kollekten, die in den letzten Jahren zum Unterhalt kräfte mussten zunächst lernen, wie man online Talitha Kumis beitrugen, nicht gesammelt werden. lernt und lehrt, wie man sich Methoden und Medien In Palästina waren viele Familien nicht in der Lage, erarbeitet. Ein Teil der Herausforderung ist, dass das Schulgeld zu zahlen. Das Gästehaus des Schul- 22 Jahresbericht 2020
Lockdown in Palästina: Große Familien, viele Kinder, wenig Platz – und viele kreative Ideen, wie das Home-Schooling gestaltet werden kann. zentrums konnte keine Gewinne erwirtschaften. Gespannt wartet die Schule nun auf den Tag, mit Schmerzhafte Einschnitte konnten daher nicht ver- vielen Menschen den Raum neu kennenlernen zu mieden werden: Die Lehrkräfte bekommen einen können. Und noch eine Baumaßnahme konnte großen Teil der Gehaltszulagen (wie etwa Fahrtkos- angestoßen werden. Dank einer Bundesfinanzie- tenpauschalen und Überstundenzahlungen) vorerst rung wird in Talitha Kumi das Wegenetz, dessen nicht mehr gezahlt. Das mangels Gästen leere Gäs- Kern aus den 1960er Jahren stammt, verändert und tehaus musste nach einigen Monaten der Überbrü- modernisiert. Autos und Schulbusse, die sich zu ckung sein Personal in unbezahlten Urlaub schi- Schulbeginn und Schulschluss in den vergangenen cken. Und auch das Internat lässt seit September Jahren zunehmend vor dem Kindergarten stauten, seinen Betrieb ruhen, weil die Mädchen in ihren sollen dann zum unteren Schuleingang gelenkt wer- Familien untergebracht sein müssen. Daher sind den. Zugleich wird zur Energieversorgung ein Solar- auch hier die Mitarbeiterinnen freigestellt. Mithilfe system installiert und das Heizsystem von Öl auf all dieser Sparmaßnahmen und Dank einer großarti- Gas umgestellt. In einer zweiten Bauphase 2021 ist gen Spendenkampagne sowie einer Sonderzuwen- vorgesehen, den alten Grundschultrakt durch ein dung der Bundesrepublik Deutschland konnten die neues Gebäude zu ersetzen. Es soll neben Klassen- pandemiebedingten Finanzeinbußen Talitha Kumis räumen auch eine Schul-Cafeteria und eine neue für 2020 weitestgehend kompensiert werden. Aula bieten. Ebenfalls dank Spenden aus dem Rheinland, Westfalen und einer sächsischen Gemeinde konnte die Akustik in der Schulkirche, die auch als Aula dient, im Sommer deutlich verbessert werden. Berliner Missionswerk 23
NAHOST Kaum wie gewohnt Jerusalemsverein im Berliner Missionswerk Sein 167. Jahresfest Der Jerusalemsverein konnte im Februar 2020 sein Durch die schon im Februar einsetzende Pande- konnte der Jeru- 167. Jahresfest begehen. Unter dem Motto »Wünschet mie konnte der Verein seine regionale Arbeit kaum salemsverein im Jerusalem Glück« beschäftigte man sich mit der Situ- wie gewohnt umsetzen: Vorträge, Ausstellungen, Februar noch mit ation der Christen in der Stadt. Einsichten und Begegnungs- und Austauschprogramme etc. waren vielen Besucher Innen feiern. Bald Impulse dazu kamen unter anderem vom früheren nun nicht mehr möglich. Umso wichtiger sind die darauf kam die Jerusalemer Propst Wolfgang Schmidt, ELCJHL- drei Ausgaben des Magazins »Im Lande der Bibel«, Pandemie. Bischof Ibrahim Azar und der israelisch-deutschen mit denen der Verein über Aspekte evangelischer Menschen- und Bürgerrechtlerin Nirit Sommerfeld. Arbeit im Heiligen Land informiert. Sie begeisterte das Publikum – mit einer Begleitung – Mit drei Sonderspenden unterstützte der Verein auch durch ihren musikalischen Beitrag. Talitha Kumi, die ELCJHL und die Dar al-Kalima- Zuvor, im Januar 2020, hatte der Verein zusam- Fachhochschule, damit diese Gehaltszahlungen men mit dem Referat für den Interreligiösen Dialog auch in der Corona-Krise absichern konnten. Eine des Missionswerkes und dem AphorismA-Verlag geplante Reise des Vereinsvorstands ins Heilige eine Studienreise nach Jerusalem durchgeführt. Die Land zur Begegnung mit den Partnern musste pan- Gruppe begleitete die Ökumenische Gebetswoche demiebedingt verschoben werden. Die Abstimmung zur Einheit der Christen, lernte dabei täglich eine zwischen Jerusalemsverein und Berliner Missions- andere Denomination oder Kirchenfamilie kennen werk bezüglich Kompetenzen, Prozedere usw. bil- und setzte sich mit weiteren Themen der Ökumene dete einen weiteren Schwerpunkt der Vereinsarbeit auseinander. im Jahr 2020. 24 Jahresbericht 2020
Existentielle Not Koptisch Evangelische Kirche von Ägypten/Nilsynode Ägypten ist merklich durch die Pandemie sodass die Nilsynode ins Auge fasste, die huter Tageslosungen in modernes Ara- betroffen. Das hat verschiedene Ursa- obersten Stockwerke ihres Krankenhau- bisch zu übersetzen und zu verbreiten, chen. Die ägyptische Bevölkerung lebt ses in Kairo in eine Quarantänestation wurde wieder finanziell gefördert. Dabei überwiegend in Ballungsräumen, nur für Pfarrer und deren Familien strebt die ägyptische Kirche an, ab wodurch Infektionen begünstigt werden. umzugestalten, sondern wurden unwis- Anfang 2021 den traditionellen Losungs- Außerdem sind die meisten Menschen sentlich auch zu Überträgern. büchern auch ein digitales Angebot zur nicht über die Seuche aufgeklärt. Aber Das Berliner Missionswerk und der Seite zu stellen. selbst wenn sie es wären – die Mehrheit Kirchenkreis Falkensee unterstützten kann es sich schlicht nicht leisten, die Gemeinden im Dekanat Nildelta bei der gebotenen Einschränkungen und not- Anschaffung von Schutzmasken und wendige Regeln einzuhalten. Das staat- weiterem Hilfsmaterial. Die geplanten liche Sozialsystem ist unterentwickelt, Schritte hin zu einer festen Partnerschaft 250. mobiles Arbeiten von zuhause für viele undenkbar, die allermeisten sind von der zwischen dem Kirchenkreis und dem Dekanat sind durch die Pandemie fürs 314 000 Gemeinden Mitglieder täglichen Arbeit existenziell abhängig. Erste vertagt. EVANGELICAL Das spiegelt sich auch in der kop- Das Missionswerk hat mit Mitteln der CHURCH OF tisch-evangelischen Nilsynode wider. Hagemeister-Stiftung die Förderung von EGYPT SYNOD Viele Pfarrer haben sich bei Seelsorgebe- benachteiligten und gefährdeten Kin- OF THE NILE seit suchen bei Kranken selbst infiziert, weil gebotene Hygieneregeln nicht bekannt dern, die das »Council of Services and Development« der evangelischen Kirche 1982 Partner- waren oder nicht eingehalten wurden. in Ägypten trägt, unterstützt. Und auch 234 schafts- vertrag Diese Pfarrer erkrankten nicht nur selbst, die Initiative der Nilsynode, die Herrn- Pastoren Veränderungen Ökumenisches Begleitprogramm in Palästina und Israel Das Ökumenische Begleitprogramm für Freiwillige in ihren Herkunftsländern Der Ökumenische Rat der Kirchen Palästina und Israel (Ecumenical Accom- mittels Vorträgen über ihre Erfahrungen (ÖRK), der das Programm trägt, strebt paniment Programme in Palestine and berichten. Im Sommer wurden Freiwil- eine Änderung der Organisationsstruktur Israel, EAPPI) konnte ab März nicht lige ausgesucht, die in den kommenden des EAPPI an. Hier ist noch nach einer mehr tätig werden. Weder war die Beglei- Monaten bereitstehen, um sich nach Einigung mit den Entsendeorganisatio- tung von Menschen im Heiligen Land einem Vorbereitungsprogramm für drei nen in aller Welt wie mit den Kirchen im und die Beobachtung der dortigen Situa- Monate nach Israel/Palästina entsenden Heiligen Land zu suchen. tion möglich, noch konnten ehemalige zu lassen. Berliner Missionswerk 25
AFRIKA Lebhaft wie nie Afrika: Tansania, Südliches Afrika, Äthiopien Was in der Pandemie sicher allen fehlt, sind Unruhen, durch Heuschreckenplagen und Fluten die Begegnungen, die Warmherzigkeit der getroffen. COVID-19 war dort nur eine unter mehre- ren Katastrophen; hinzu kam ab November der Partner. Mit den Gastgebenden in einem Krieg in der Region Tigray. Dorf im Süden Tansania zu sitzen und mit Dennoch haben vor allem die Folgen der z. T. den vorbeischlendernden Jugendlichen ins harten und willkürlichen Lockdowns viele Gesell- Gespräch zu kommen, während der Pick-up schaften Afrikas – und damit auch die Kirchen – stark getroffen: (Kirchliche) Gehälter konnten nicht repariert wird. Funktioniert Partnerschaft mehr bezahlt werden, (kirchliche) Schulen mussten ohne unmittelbare Begegnung? über Monate schließen, der informelle Sektor als stärkster Wirtschaftszweig brach vielerorts zusam- men. Menschen hungerten. Andererseits konnten sich viele afrikanische Länder schnell schützen, ist COVID-19 doch nicht die erste Pandemie, mit der Die Freiwilligen Johanna, Carla, Samuel und Lisa sie umgehen müssen. Dr. Fidon Mwombeki, Gene- wie auch Constantin und Lucian mussten im März ralsekretär des Allafrikanischen Kirchenrats, schrieb aus Tansania bzw. Südafrika nach Hause geholt wer- sogar: »Afrika ist von der Hauptlast der Pandemie den. Die Enttäuschung war auf allen Seiten groß. verschont geblieben, was diejenigen enttäuscht, die Wir entschieden, im nächsten Jahrgang 2020/21 glauben, dass alle Katastrophen immer entweder in keine Freiwilligen zu entsenden, da die Situation in Afrika beginnen oder Afrika definitiv am schlimms- beiden Ländern unsicher bleibt. Das ist ein schwe- ten treffen müssen«. Die Kommunikation mit den rer Verlust für die Partnerschaftsarbeit – sind die Partnern war denn auch so lebhaft und vielfältig wie Freiwilligen doch jedes Jahr aufs Neue wertvolle nie, ermöglicht unter anderem durch neue Formen Bindeglieder zwischen unseren Kirchen und halten wie erweiterte Zoom-Meetings. Die Möglichkeiten, durch ihre lebhafte Kommunikation das alltägliche füreinander zu beten und sich stärker im Alltag Wissen um die Partner wach. Dabei gestaltet(e) sich wahrzunehmen, wurden immer wieder genutzt. Die die Notlage im Pandemiejahr von Land zu Land sehr schnelle finanzielle Hilfe unseres Werkes wurde als unterschiedlich. Während Südafrika bis Juli einen starkes Zeichen der Solidarität wahrgenommen, der härtesten Lockdowns weltweit hatte, leugnete auch wenn sie nur punktuell helfen konnte. Die die tansanische Regierung seit Ende April Corona. weltweite Pandemie hat uns näher zueinander Äthiopien dagegen wurde vor allem durch politische gebracht. Dr. Martin Frank Afrikareferent 030 24344-151 m.frank@bmw.ekbo.de 26 Jahresbericht 2020
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