3.21 Schwerpunktthema Green Deal - Hintergründe zu Betriebsmittelverzicht, Schutzgebieten und Verkehrswende
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3.21 ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDLICHE ENTWICKLUNG Schwerpunktthema Green Deal Hintergründe zu Betriebsmittelverzicht, Schutzgebieten und Verkehrswende Biodiversitätsschulungen Naturschutzleistungen in Wert setzen www.zukunftsraumland.at Regionalentwicklung Soziale Inklusion unterstützen Earth Market am Dorner Hof, Vorarlberg Regionalität und Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell Österreichische Post AG / 20Z042101 M ARGE Vernetzungsstelle LE 14–20, Schauflergasse 6, 1015 Wien Retouren an Postfach 100, 1350 Wien
02 Inhalt // Intro // Abbildungsnachweis Hausrucköl-Mühle: Seit Juli auch Futter mittelproduktion Seit 2006 werden in der Haus rucköl-Mühle in Aistersheim Rapsöl und Rapskuchen aus österreichi schem Raps erzeugt, seit 2015 sind die Produkte zertifiziert gentech INHALT nikfrei. Im Juli wurde nun mithilfe einer LE-geförderten Investition 02 _ Hausrucköl-Mühle produziert in eine Sojatoast- und Pressanlage seit Juli auch Futtermittel // auch eine Futtermittellinie für Aus der Praxis der Netzwerkarbeit Rinder, Schweine und Geflügel 03 _ LE konkret // Geleitwort // in Betrieb genommen. Die Ölmühle 281 österreichische Beiträge ist als AMA-Genussregionen- zur Langzeitvision Manufaktur anerkannt. 04 _ Betriebsmittelverzicht: www.hausrucköl.at Anreize und Leistungsabgeltungen anstelle von Verboten! 05 _ Außernutzstellungen: Warum die Aufregung? 06 _ Verkehr: Klimaziele sind ohne Mobilitätswende nicht erreichbar! 07 _ Übergang: Den Weg zu den Klimazielen fair gestalten 08 _ Biodiversitätsschulungen in Oberösterreich: Naturschutzleistungen in Wert setzen // Bewusstseinsbildung seit 20 Jahren 09 _ Umweltgerechte Bewirtschaftung: Fünf Factsheets // Verpflichtende Aus der Praxis der Netzwerkarbeit Weiterbildung im ÖPUL 10 _ Land- und Forstwirtschaft leisten bereits Beiträge zu Green-Deal-Zielen! // Pflanzenschutz-Warndienst: Ein Best- Der „Green Deal“, das Großprojekt der forum haben wir Stimmen aus der Practice-Projekt // Bauen mit Holz: Europäischen Kommission für die nächsten Praxis, der Wissenschaft und Interessen- 71 Prozent weniger CO2-Emissionen Jahre und Jahrzehnte, mag vielfach noch vertretungen gebeten, Antworten auf 11 _ Energieeffizienz am Bauernhof sichert eine Unbekannte sein. Es wird aber Zeit, sich wesentliche Fragestellungen zu fi nden: Zukunft // Bäuerliches Versorgungs- mit viel Energie damit auseinanderzusetzen, Was bedeuten diese Ziele für unsere netzwerk Steiermark: Regionalität in greifen die geplanten Maßnahmen doch bisherigen Wirtschaftsweisen, die Großküchen umsetzen hart in gewohnte Wirtschafts- und Lebens Welternährung und das Preisgefüge 12/ 13 _ Standpunkte: Unterschutzstellungen: abläufe ein. In dieser Ausgabe der Netz- bei Lebensmitteln? Was geht und was geht nicht? werk-Zeitschrift versuchen wir, Schlüssel — Auf den Seiten 16 und 17 dürfen wir 14 _ Soziale Inklusion durch Regional - elemente des Green Deal zu analysieren: Ihnen eine bemerkenswerte Einzel entwicklung unterstützen — Auf den Seiten 4 bis 7 befassen sich die initiative vorstellen. Der Dorner Hof in 15 _ „Naturerlebnis für ALLE“: Barrierefreie Autorinnen und Autoren mit großen Sibratsgfäll/Vorarlberg setzt konsequent Wanderwege in Kärnten // Konfliktthemen wie der Reduktion des auf eine nachhaltige Zukunft – mit einer Aus den LEADER-Regionen Betriebsmitteleinsatzes in der Landwirt- klaren Vorgabe: Sie muss sich rechnen! 16 _ Dorner Hof in Sibratsgfäll, Vorarlberg: schaft, der Außernutzstellung großer Nachhaltigkeit als Geschäftsgrundlage Landschaftsteile, der Umstellung der Freuen Sie sich auf eine spannende 17 _ Schritt für Schritt: Kommentar // individuellen und öffentlichen Mobilität Lektüre, und diskutieren Sie mit uns Die Philosophie des Dorner Hofes: sowie der Regelung des wirtschaftlichen bei der Netzwerk-Jahreskonferenz Eine Außensicht und gesellschaftlichen Übergangs. weiter! Den Termin finden Sie demnächst 18/ 19 _ Expertinnen- und Expertenforum: Bei der Netzwerk-Jahreskonferenz im auf unserer Website! Lebensmittelproduktion: Wie wirken sich November wollen wir diese vier Themen Ihr Netzwerkteam: Karl Bauer // die neuen Anforderungen aus? weiter vertiefen. Luis Fidlschuster // Michael Fischer // 20 _ Europa // Demnächst // Impressum — Im Diskussionsforum STANDPUNKTE Georg Keuschnigg // Gertraud Leimüller // und im Expertinnen- und Experten Gerald Pfiffinger // Johanna Rohrhofer ABBILDUNGSNACHWEIS Cover: photocase.de/willma … | Seite 2: Hausrucköl-Mühle | Seite 3: links oben: Achim Mandler, Porträt: BMNT/Paul Gruber | Seite 4: iStock/Irina_Strelnikova, Porträt: LKÖ | Seite 5: iStock/AscentXmedia, Porträt: Joseph Bramer | Seite 6: iStock/rungrote, iStock/Mari_C, Porträt: ÖAR/M. Kanizaj | Seite 7: iStock/Mari_C, P orträt: winnovation | Seite 8: oben: Meiser-Meindl, P orträt: Stollmayer | Seite 10: oben: agrarfoto.com, Porträt links: LKÖ, Porträt rechts: PEFC Austria | Seite 11: oben: agrarfoto.com, Porträt links: ÖBMV, Porträt rechts: BVN | Seite 12: iStock/jacquesvandinteren, Porträt oben: BMK/ William Tadros, Porträt unten: LKÖ | Seite 13: iStock/jacquesvandinteren, Porträt oben: privat, Porträt links unten: Erika Rogl, P orträt rechts: Nationalpark Hohe Tauern | Seite 14: oben: iStock/smartboy10, Porträt: Bärbl Weißensteiner | Seite 15: rechts: Stabentheiner/FHD, links unten: Lorenz Huter | Seite 16: Dorner Hof OHG, Porträt: p rivat | Seite 17: Dorner Hof OHG, Porträt oben: Pia Berchtold, Porträt unten: privat | Seite 18: oben: photocase.de/Gortincoiel, Porträt links: WIFO, Porträt rechts: Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie/Wilke | Seite 19: oben: photocase.de/Gortincoiel, Porträt links: Pilo Pichler, Porträt rechts: LKÖ | Seite 20: iStock/ republica, I llustration: iStock/FrankRamspott
LE konkret // Aus dem Netzwerk // Geleitwort 03 LE konkret Modernster Stall Teamwork organisieren für 200 Milchziegen mit Maschinenring-App Mit dem Aufbau einer Milchziegenhaltung Eine neue App mit regionaler Suchfunktion (Saanenziegen) in biologischer Wirtschafts- haben die Maschinenringe entwickelt. weise hat Josef Oschounig in Fürnitz Damit können landwirtschaftliche (Kärnten) seinen Hof neu positioniert. Nach Maschinen und agrarische Dienstleistungen Geleitwort einer Brandkatastrophe 2018 wurde der übersichtlich und tagesaktuell via App Ziegenstall für rund 200 Milchziegen nach am Handy angeboten, vermietet und modernsten Gesichtspunkten neu errichtet. abgerechnet, gesucht und gebucht werden. Der Mischbetrieb mit Mutterkuhhaltung Damit hebt der Maschinenring eine und Forstwirtschaft ist 45 Hektar groß. seiner Kernaufgaben ins digitale Zeitalter. GAP – Österreichs erfolgreichen www.meinhof-meinweg.at/at/news/ Mehr: www.maschinenring.at/maschinen- Weg absichern milchziegenbetrieb-familie-oschounig ring-teamwork. Durch intensive Verhandlungen zur Ausgestal Tourismus: Zwei Millionen tung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) konn Gäste auf Bauernhöfen pro Jahr ten wir unseren österreichischen Weg erfolgreich 11 Prozent des touristischen Bettenange absichern. Nach weiteren Arbeitsgruppen und botes in Österreich stehen auf Bauernhöfen Diskussionsveranstaltungen geht die Erstellung zur Verfügung. Alles über die Organisation des österreichischen GAP-Strategieplans in und Arbeitsweise des Clusters „Urlaub die Schlussphase. Auf Basis der für Österreich am Bauernhof Österreich“ finden Sie im sehr guten Ergebnisse zum finanziellen Rahmen Jahresbericht 2020. Die Coronapandemie erarbeiten wir nun den Feinschliff eines Pakets, hat die 9800 vermietenden Betriebe das die Entwicklung der Land- und Forstwirt rund ein Fünftel der Nächtigungen gekostet. schaft sowie der ländlichen Regionen für die Die Ausfälle konnten mit öffentlicher nächsten Jahre forcieren wird. Unterstützung bewältigt werden. Wir haben uns beim GAP-Strategieplan www.uab-bv.at/_temp/_uab-jahresbericht/ von einem Mix von Maßnahmen leiten lassen, uab_clusterbericht_2020.pdf mit dem wir schon bisher erfolgreich waren: Unterstützung der kleinstrukturierten, diver sifizierten und ökologisch ausgerichteten Land wirtschaft mit Direktzahlungen, einzelbetrieb Langzeitvision für den ländlichen Raum: 281 Stellungnahmen aus Österreich lichen und sektorbezogenen Investitionen Ein „Pakt für den ländlichen Raum“, eine Beobachtungsstelle und ein Situationsbericht im Jahr sowie Förderung von Bildung, Beratung und 2024 sind die ersten Maßnahmen der Europäischen Kommission bei der Umsetzung ihrer Lang Innovation. Wir wollen damit eine Dynamik zeitstrategie für die ländlichen Räume Europas. Inhaltlich sind eine verstärkte D igitalisierung auslösen, die eine hohe Lebensqualität und die Verbesserung der Verkehrsanbindungen die wichtigsten Ziele, die aus einer europaweiten am Land sichert. öffentlichen Konsultation hervorgegangen sind. Aus Österreich sind dazu 281 Stellungnahmen Bei der Umsetzung der Gemeinsamen Agrar eingelangt – das sind nach Spanien die zweitmeisten Rückmeldungen. https://ec.europa.eu/info/ politik werden aber auch die Green-Deal-Ziele strategy/priorities-2019-2024/new-push-european-democracy/long-term-vision-rural-areas_en der EU eine Rolle spielen. Die Folgenabschätzung der Forschungsstelle der Europäischen Kommis 400 sion ist allerdings besorgniserregend. Unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft und die Einkommensentwicklung dürfen durch den 300 Green Deal nicht zusätzlich geschwächt werden. Hier sind noch Nachschärfungen notwendig. Neben der ökologischen Komponente müssen 200 auch die ökonomische und die soziale Perspekti ve näher b eleuchtet und praxisgerechte Lösungen gefunden werden. Dafür setze 100 ich mich weiter mit aller Kraft ein. Elisabeth Köstinger 0 Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus CY EL PL NL ES AT DE BE FR IT PT LV RO CZ HR IE EE SK BG SE HU FI andere DK UK SI LT MT LU NO
04 Schwerpunktthema Green Deal Herausforderung Betriebsmittelverzicht: Anreize und Leistungsabgeltungen anstelle von Verboten! Die „Farm to Fork“- und die Biodiversitätsstrategie der Europäischen Kommission sind zwei Meilensteine auf dem Weg zu einem klimaneutralen Kontinent. Die Konsequenzen daraus sind aber vielfach nicht zu Ende gedacht. Andreas Pfaller Nur noch halb so viel chemischer Pflanzen- hersehbar und betreffen R egionen unter- mit anderen Bereichen wie der Gemein schutz und 20 Prozent weniger Dünger – schiedlich. Weitere pauschale Einschränkun- samen Agrarpolitik kompatibel sein. Die so lauten die Reduktionsziele für Betriebs- gen können zu Ertragseinbußen bei den Be- Eigenversorgung mit Lebensmitteln ist mittel in der „Farm to Fork“- und der EU- trieben führen. Ungeachtet dieser neuen als Ziel zu begrüßen. Die Produkte stehen Biodiversitätsstrategie. Mit diesen ambitio- Vorgaben wird die Stickstoffeffizienz laufend auf den Märkten unter Wettbewerbsdruck. nierten Vorgaben hat die EU-Kommission weiter verbessert, zum Beispiel durch Inno- Daher müssten die geforderten höheren dargelegt, wie sie auf gemeinschaftlicher vationen, die Züchtung angepasster Sorten Umweltstandards auch für Agrarimporte Ebene Lösungsansätze für einen besseren und Kulturen sowie Digitalisierung. gelten. Notwendig wären auch einheitlichere Klimaschutz, eine höhere biologische Viel- Unrealistische Reduktionsziele im Rahmenbedingungen im EU-Binnenmarkt. falt, eine nachhaltigere Wertschöpfungskette Pflanzenschutz machen es schwer, Versor- Dies betrifft zum Beispiel auch die Redukti- bei Lebensmitteln sowie eine produktive gungssicherheit in der europäischen Lebens- on von Eiweißimporten aus Übersee, was europäische Landwirtschaft entwickeln mittelproduktion zu gewährleisten. Genauso aber im Widerspruch mit dem Plan steht, möchte. Grundsätzlich ist dieses Bestreben wie die Züchtung angepasster Kulturpflan- weitere landwirtschaftliche Nutzflächen aus unterstützenswert. Wenn es um die Erzeu- zen ist der Pflanzenschutz seit eh und je der Produktion zu nehmen. gung qualitativ hochwertiger Lebensmittel Bestandteil der Kultivierung von Pflanzen Jeder Bauer, jede Bäuerin will gesunde in k leinen, krisensicheren Strukturen geht, für die Lebens- und Futtermittelproduktion. Böden an die nächste Generation übergeben. ist Österreichs Landwirtschaft Vorreiterin In vielen Bereichen fehlen bereits jetzt Über 80 Prozent der österreichischen Bäue- in Europa – und eine der nachhaltigsten Werkzeuge zur Verhinderung von Resistenz- rinnen und Bauern nehmen freiwillig an weltweit. Und trotzdem bedeutet bildung. Gerade im Zusammenhang mit ÖPUL-Maßnahmen teil und leisten damit die Umsetzung der Zielvorgaben auch Schadinsekten ist dies eine der größten Her- einen großen Beitrag zu mehr Umwelt-, für die heimische Landwirtschaft eine ausforderungen, die es in Zukunft zu lösen Klima-, aber auch Biodiversitätsschutz. Das große Herausforderung. gilt. Viele Kulturen leiden bereits darunter, ist in Europa einzigartig. Der erfolgreiche Düngemittel sind demnach um 20 Pro- allen voran einige Öl- und Eiweißpflanzen, Weg mit hohen Teilnahmequoten zeigt auf, zent beziehungsweise Überschüsse um die zur Schließung der Eiweißversorgungs dass es auch in Zukunft wichtig sein wird, 50 Prozent zu reduzieren. In der Praxis stößt lücke so wichtig wären, aber auch Zucker auf starke Anreize und Leistungsabgeltun- man gerade aufgrund der Klimaänderungen rüben und Kartoffeln haben in den letzten gen statt auf Verbote zu setzen. q und der schwer vorhersehbaren Witterungs- Jahren immens durch Schadinsekten ge bedingungen schnell an Grenzen, die sich litten; die wissenschaftliche Basis wird hier auf Erträge und Qualität der Ernteprodukte oft der öffentlichen Meinung nachgereiht. Andreas Pfaller ist Referatsleiter für pflanzliche auswirken. Gerade längere Trockenperioden Die Maßnahmen beider EU-Strategien Erzeugnisse in der Landwirtschaftskammer und Starkregenereignisse sind schwer vor- müssen in sich widerspruchsfrei und Österreich.
Schwerpunktthema Green Deal 05 Herausforderung Außernutzstellungen: Warum die Aufregung? Eines der Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie ist, dass 30 Prozent der europäischen Land- und Meeresgebiete zu wirksam gemanagten Schutzgebieten erklärt und 10 Prozent unter strengen Schutz gestellt werden. Darüber sprachen wir mit Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer des Umweltdachverbandes. Wie sind diese Prozentzahlen aus Wie hoch ist die Akzeptanz von österreichischer Sicht zu bewerten? Außernutzstellungen bei Bewirt 28,8 Prozent der österreichischen Landes schafterinnen und Bewirtschaftern? fläche sind bereits Schutzgebiete – Es gibt Außernutzstellungen, die bei es geht somit bloß um wenige zusätzliche den Bewirtschaftenden hohe Akzeptanz Prozente. Die wären mit geringem Aufwand genießen, etwa Naturwaldreservate. umsetzbar. Die Vorgabe von 10 Prozent Für Bewirtschaftende ist entscheidend, strengem Schutz ist schon weit schwieriger dass sie bei Fragen der Gebietsabgrenzung zu r ealisieren. Hier stellt sich auch die miteinbezogen werden und dass sie Frage, welche Gebiete für die strenge Ausgleichszahlungen erhalten. Schutzkategorie anrechenbar sind – dies soll bis Jahresende in einer Guideline Können Sie Beispiele für eine erfolgreiche der Europäischen Kommission geklärt Etablierung von Schutzgebieten nennen? werden. Wir haben im Hinblick auf Zu nennen sind hier natürlich die öster Österreichs Waldfläche aber bereits reichischen Nationalparks. Ein weiteres 13,1 Prozent Schutzwälder außer Ertrag. positives Beispiel ist das Naturwald Das 10-Prozent-Ziel wird daher die reservateprogramm in Österreich. Aktuell forstwirtschaftliche Nutzung nicht liefern bereits mehr als 191 Naturwald wesentlich in Frage stellen. reservate mit einer Waldfläche von rund 8600 Hektar einen Beitrag zur Erhaltung Wo macht Naturschutz, wo machen strenge und natürlichen Entwicklung der Schutzgebiete überhaupt Sinn? Biodiversität. Auch die Wildnisgebiete Strenger Naturschutz macht vor allem dort sind eine Erfolgsgeschichte. Sinn, wo Ökosysteme durch eine natürliche Dynamik beherrscht werden, also etwa Sollen Wälder aus Ihrer Sicht grundsätzlich in Mooren, Urwäldern und urwaldnahen außer Nutzung gestellt werden? Beständen s owie alpinen Regionen oberhalb Nein, denn Wälder sind eine unverzicht der Baumgrenze. In Wäldern beispielsweise bare Rohstoff- und Energiequelle, ist ein kleiner, aber wesentlicher Anteil wenn es um eine nachhaltige Transfor gefährdeter Arten wie spezielle Totholzkäfer mation des Wirtschaftssystems geht. oder Flechten auf Habitate mit hohem Dennoch oder gerade deshalb ist Natur- Totholzanteil angewiesen. Keinen Sinn schutz auf bewirtschafteten Flächen machen Außernutzstellungen überall dort, besonders wichtig, da diese für zahlreiche wo der naturschutzfachliche Wert des gefährdete Arten geeignete Lebensräume Ökosystems durch extensive Bewirtschaf- darstellen. Mit gezielten Naturschutz tung aufrechterhalten werden soll, wie maßnahmen kann man hier sehr viel zum Beispiel in lichtdurchfluteten Wäldern bewirken: Das Belassen von Altholz oder bei artenreichem Grünland wie in Wäldern oder das Anlegen von Amphi- Magerwiesen, Trockenrasen etc., die unter bienlaichgewässern können die Biodiver anderem für Wildbienen überlebensnot sität auch in bewirtschafteten Gebieten wendig sind. enorm steigern. q
06 Schwerpunktthema Green Deal Herausforderung Verkehrswende: Klimaziele sind ohne Mobilitätswende nicht erreichbar! 82 Einzelinitiativen enthält der Aktionsplan der Europäischen Kommission, der zu einer Verringerung des CO2-Ausstoßes beim Straßenverkehr führen soll. Auch für Österreich gilt: Ohne Veränderung des Mobilitätsverhaltens sind die Klimaziele nicht erreichbar. Karl Reiner Die Europäische Kommission hat 2020 eine lichen Verursacher für die schlechte CO2- — ressourcensparende Raumplanung Strategie für eine grundlegende Verkehrs- Bilanz. Österreich hat die gesetzten Ziele (massive Reduktion von Flächen wende und eine grünere, intelligentere bisher nicht erreicht. Dies hat unter anderem verbrauch und Versiegelung), Mobilität vorgelegt. Zusammen mit einem mit der hohen Zunahme des Verkehrsauf- — effizientere Mobilitätsinfrastrukturen 82 Initiativen umfassenden Aktionsplan kommens, aber auch mit dem relativ und Antriebssysteme (zum Beispiel soll das Dokument die Arbeit für die nächs- hohen Anteil des Transitverkehrs zu tun. umweltfreundlicherer Güterverkehr – ten Jahre vorgeben. Güter auf die Bahn, Ausstieg aus dem — Der Verkehrssektor in der EU-27 Mobilitätsmasterplan 2030 Verbrennungsmotor, massiver Ausbau beschäftigt mehr als 10 Millionen Zur Realisierung des Green Deal auf der Rad- und Fußwegeverbindungen), Personen und umfasst rund 1,1 Millionen österreichischer Ebene wurde 2021 vom — multimodale Mobilität mit Mobilitäts- Unternehmen. Bundesministerium für Klimaschutz (BMK) zentralen und -beratung, — Der Verkehr ist der einzige Wirtschafts- der Mobilitätsmasterplan 2030 publiziert. — attraktive und nachhaltige Mobilitäts sektor, in dem die Treibhausgasemissio- Der Masterplan formuliert ein Leitbild 2040 angebote (Ausbau Bahn, mikro nen höher sind als 1990. Aus diesem und listet die relevanten Ziele und Maß öffentlicher Verkehr, „ geteilte“ Grund hat sich der Europäische Green nahmen auf.2 Leitprinzipien sind Suffizienz, Mobilitätsangebote – Shared Mobility Deal das Hauptziel gesetzt, die ver- Konsistenz und Effizienz. Wichtigstes Ziel und so weiter). kehrsbedingten Treibhausgasemissionen bleibt weiterhin die Vermeidung von nicht bis 2050 um 90 Prozent zu reduzieren.1 notwendigem, vor allem ressourcenverbrau- Die Umsetzung des Mobilitätsmasterplans — Nachhaltige, intelligente und resiliente chendem Verkehr. Der Rest der Maßnahmen 2030 soll in einen gesamtgesellschaftlichen Verkehrsdienste und -infrastrukturen soll sich auf Verlagerung (zu Fuß gehen, Diskurs eingebettet werden. Zur Unter sind für die Entwicklung der euro Radfahren, öffentlicher Verkehr), auf um- stützung wurde das Nationale Forum Klima päischen Regionen von entscheidender weltfreundlichere Mobilitätsarten und neutrale Mobilität (NFKM) eingerichtet, Bedeutung. Neue Technologien (zum verbesserte, ressourcenschonende Techno das die Entwicklungspfade und Rahmen Beispiel neue Antriebe wie E-Motoren) logien konzentrieren. bedingungen für den notwendigen Transfor- spielen eine zentrale Rolle. Um die ehrgeizigen Ziele auf euro mationsprozess kritisch begleitet. päischer und nationaler Ebene zu erreichen, Fragen zu Zielen und Maßnahmen Österreich hat das ehrgeizige Ziel, bereits werden noch viele Maßnahmen realisiert des Mobilitätsmasterplans sowie weitere 2040 C02-neutral zu sein. Dafür sind sofort werden müssen: Informationen finden sich auf der Webseite umfangreiche Maßnahmen notwendig. — verursachergerechte Bepreisung des Ministeriums.3 q Gerade der Verkehr ist einer der wesent des CO2-Ausstoßes, Karl Reiner ist Berater und Gesellschafter der ÖAR GmbH. Treibhausgase: Straßenverkehr ist das Sorgenkind Die gesamten Treibhausgasemissionen in der EU sind seit dem Jahr 1990 um rund 1000 Millionen Tonnen auf rund 4000 Millionen Tonnen gesunken. Die Emissionen 1 https://ec.europa.eu/transport/themes/ des Verkehrs sind dagegen in diesem Zeitraum um rund 270 Millionen Tonnen mobilitystrategy_en. auf 1100 Millionen Tonnen gestiegen.⁴ 2 www.bmk.gv.at/themen/mobilitaet/ In Österreich haben sich in diesem Zeitraum die Treibhausgasemissionen von mobilitaetsmasterplan. 3 www.bmk.gv.at/themen/mobilitaet/ 78,4 (1990) auf 79,8 Millionen Tonnen (2019) erhöht. Davon entfällt der überwiegende mobilitaetsmasterplan/faq.html. Teil auf den Verkehrsbereich (rund 30 Prozent).⁵ 4 Quelle: Verkehrsclub Österreich. 5 Quelle: Umweltbundesamt.
Schwerpunktthema Green Deal 07 Herausforderung Übergang: Klimaziele sind nur zu schaffen, wenn der Weg dorthin fair gestaltet wird Der Transformationsprozess von Wirtschaft und Gesellschaft fordert die Regionen und Branchen unter schiedlich heraus. Die Europäische Kommission hat Ausgleichsinstrumente vorgesehen, um einen fairen Übergang zu erreichen. Johanna Rohrhofer Die Transformation zur Klimaneutralität 2. Eine spezielle Übergangsregelung im Europas bedeutet für die Regionen eine Rahmen von „InvestEU“ soll in Summe massive Veränderung in Wirtschaft und bis zu 46 Milliarden an Investitionen Gesellschaft. Der Veränderungsprozess mobilisieren. Unterstützt werden nach- trifft Branchen unterschiedlich: Für manche haltige Investitionen in einem breiten Bereiche wie den Energiesektor birgt Spektrum, sofern sie dem gebietsspezifi- die Abkehr von fossilen Brennstoffen und schen Plan entsprechen. Das können umweltverschmutzendem Handeln eine zum Beispiel Fernwärme- oder Diversifi- Chance. Andere wie zum Beispiel die Stahl zierungsprojekte der Wirtschaft sein. industrie sehen sich schier unüberwind 3. Eine durch den EU-Haushalt abge baren Herausforderungen gegenüber. Für sicherte Kreditlinie bei der Europäi- alle ist jedoch die Transformation mit Kosten schen Investitionsbank soll den öffent verbunden. Diese sind unterschiedlich hoch, lichen Sektor unterstützen. Zuschüsse denn nicht überall sind die Auswirkungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro aus dem auf Wirtschaft und Gesellschaft gleich. EU-Haushalt sollen mit 10 Milliarden Die Europäische Kommission wirkt der Euro Darlehen der Europäischen Investi- Ungleichheit entgegen und sieht Mechanis- tionsbank öffentliche Investitionen im men für einen gerechten Übergang vor. Umfang von bis zu 30 Milliarden Euro Sie betreffen den Zeitraum von 2021 bis 2027 mobilisieren. und unterstützen besonders betroffene Regionen beim Transformationsprozess hin Die Mittelzuwendung soll in Abhängigkeit zur Klimaneutralität. Diese Maßnahmen sind von CO2-Ausstoß und Anzahl der Arbeits- mit 100 Milliarden Euro ausgestattet und plätze in den betroffenen Regionen werden konkret in drei Säulen umgesetzt: und Industrien erfolgen. 108 Regionen 1. Der Fonds für einen gerechten der EU-Mitgliedstaaten sind laut Euro Übergang, „Just Transition Fund“ (JTF) päischer Kommission besonders benachtei- genannt, ist Fonds ist mit 17,5 Milliarden ligt. Auch Österreichs Regionen werden Euro ausgestattet und dürfte Investitio- profitieren. Im Länderbericht Österreich 2020 nen in Höhe von etwa 30 Milliarden Euro der E uropäischen Kommission werden mobilisieren. Österreich wird aus dem unter a nderem die Steiermark und JTF circa 53 Millionen erhalten. Der neu Oberösterreich als besonders betroffene dotierte Fonds wird durch Mittel aus Regionen identifiziert. Dort sind CO2- dem Europäischen Fonds für Regionale intensive Wirtschaftszweige angesiedelt, Entwicklung (EFRE) sowie dem Europäi- die sich in den nächsten Jahren drastisch schen S ozialfond (ESF) ergänzt. Dieser verändern werden. q Fonds soll vor allem jenen Regionen zur Verfügung stehen, in denen b esonders viele Arbeitskräfte von der Klimawende Johanna Rohrhofer ist Innovationsbrokerin betroffen sind. im Netzwerk Zukunftsraum Land.
08 Natur und Umwelt Biodiversitätsschulungen in Oberösterreich: Naturschutzleistungen in Wert setzen Artenreiche Böschung Seit dem Jahr 2002 versuchen Land und LFI Oberösterreich mit Blütenpflanzen für Insekten mit einer langfristig angelegten Bildungsinitiative, die Naturschutzleistungen in Wert zu setzen und damit das Verständnis für die Biodiversität zu verbessern. Ursula Meiser-Meindl Biodiversität bedeutet biologische Vielfalt. und abzurufen, sondern darum, Menschen eine Pflanze den Menschen nicht. Der Es geht um die Vielfalt der Pflanzen- andere Sichtweisen aufzuzeigen. Im Idealfall Mensch hingegen braucht die Pflanzen und und Tierarten, also auch um die genetische entstehen daraus sogar neue Bilder und das fein abgestimmte N atursystem sehr Vielfalt innerhalb einer Art, und um die somit eine Anpassung der Bewirtschaftungs- wohl, um überleben zu können. Da hilft uns Vielfalt der Lebensräume, auch Ökosysteme maßnahmen mit Blick und mit Rücksicht auch der ganze technische Fortschritt nichts. genannt. Die Schulung zum Thema auf die Natur. Der Fokus der Bildungsmaßnahmen Biodiversität ist ebenso vielfältig wie die Halten wir uns doch vor Augen: Die Tier- liegt daher auf der Naturvermittlung, Biodiversität selbst und umfasst ganz und Pflanzenwelt sind gut aufeinander ab auf dem Verstehen von Zusammenhängen, unterschiedliche Ansätze und Zugänge. gestimmt. So haben sich in den letzten auf Schützen durch Nützen, auf dem In Oberösterreich gibt es eine langjähri- 100 Millionen Jahren Blütenpflanzen und Wertschätzen der Vielfalt und dem gegen ge Kooperation zwischen dem Ländlichen Insekten in Wechselwirkung zueinander ent- seitigen Austausch. Präsenzveranstaltungen Fortbildungsinstitut (LFI) der Landwirt- wickelt. Der Homo sapiens als ein circa eine wie Lehrgänge oder Schulungen werden schaftskammer und der Abteilung Natur- Million Jahre altes Lebewesen spielt dabei seit neustem durch „Farminare“ ergänzt, schutz des Landes: Seit 2002 läuft das nur eine untergeordnete Rolle. Will heißen: bei denen Inhalte direkt vor Ort im Freien Bildungsprojekt „Naturschutz – Landwirt- Um sich fortpflanzen zu können, braucht (auf der Wiese, im Naturschutzgebiet, schaft“ mit dem Ziel, über freiwillige Bildungsveranstaltungen Naturschutz leistungen in Wert zu setzen beziehungs weise über Multiplikatoren und Naturver Bewusstseinsbildung seit beinahe 20 Jahren mittlung die Zusammenhänge in der Natur verständlich darzustellen und so die Biodiversität zu erhöhen. In dem seit 2002 laufenden Bildungsprojekt „Naturschutz – Landwirtschaft“ wurden in Ko Bildung enthält das Wort „Bild“. Es operation der Abteilung Naturschutz des Landes OÖ und des LFI der Landwirtschaftskammer geht also nicht darum, wie im klassischen OÖ 813 Veranstaltungen über Natur und Naturschutz mit 11.484 Teilnehmerinnen und Teilneh Schulsystem Wissen einseitig vorzutragen mern durchgeführt. Das entspricht 35.385 Teilnehmertagen oder 238.080 Teilnehmerstunden.
Natur und Umwelt 09 auf dem Feld etc.) anschaulich dargestellt amenpotenzial, das im Boden schlummert, S und erklärt und online übertragen werden. wieder aktiviert werden kann, bleibt abzu- Die Rückmeldungen der Teilnehmerin- warten. Mehrmaliges Mähen und Düngen Umweltgerechte landwirtschaftliche nen und Teilnehmer sind vielfältig. Eine verringert die Artenvielzahl, auch wenn Bewirtschaftung: Fünf Factsheets Bäuerin und Kräuterpädagogin erzählt: es die Futterqualität verbessert. Aber muss „Mein Mann fragt vor dem Mähen inzwi- das wirklich auf allen Flächen sein? schen: ‚Kann ich schon mähen, oder willst Abhilfe schafft hier der abgestufte Von der Verbesserung der Artenvielfalt auf du noch was daraus essen?‘, bevor er wieder Wiesenbau, denn – keine Frage – für genü- Grün- und Ackerland über die Wasserqualität alles ‚schön sauber‘ macht.“ Dabei ist es gend Futter muss gesorgt sein. „14 Hektar bis zu Boden- und Klimaschutz: Landwirtinnen genauso wichtig, abgestorbene Halme von meinen 20 Hektar brauche ich für und Landwirte können durch nachhaltige einfach stehenzulassen, damit Wildbienen meine Kühe, aber die 6 Hektar Nasswiese Bewirtschaftungsmaßnahmen viel dazu bei darin brüten können. sind Teil der Landschaft“, so ein engagierter tragen, eine gesunde und lebenswerte Umwelt Ein angehender Naturvermittler will Landwirt am Irrsee im Mondseer Land. zu erhalten. Wie das funktioniert, zeigt das die Meinungen der Leute verändern. „Denn Eines ist klar: Nur wir können die Netzwerk Z ukunftsraum Land jetzt mit fünf es kann nicht sein“, erzählt er, „dass eine Entscheidung treffen, Blumenwiesen wieder kompakten Factsheets, die in Kooperation mit Nachbarin zu mir sagt: ‚Ihr Naturgarten bunter, Grünland wieder artenreicher, dem Bundesministerium für Landwirtschaft, muss weg! Die vielen Bienen darin sind ja Ackerland wieder bienenfreundlicher zu Regionen und Tourismus erarbeitet wurden. für u nsere Kinder gefährlich!‘“ machen. Um unterschiedliche Lebensräume Prägnant und leicht verständlich eignen sich „Früher habe ich in der Böschung für mehr Artenvielfalt zu schaffen, reicht die Informationsblätter bestens als Leitfaden immer einen Wiesenblumenstrauß für es oft schon aus, Raine zwischen den Feldern für eine nachhaltige und umweltfreundliche den Muttertag gepflückt. Jetzt ist das nicht und Randflächen stehenzulassen, Hecken Bewirtschaftung und zeigen mögliche praktische mehr m öglich. Warum ist das so?“, fragt zu pflanzen, Flächen zu extensivieren, Umsetzungsschritte auf. eine andere Teilnehmerin. Die Antwort ist Totholz liegenzulassen, Mähzeitpunkte Die Factsheets stehen unter folgendem Link einfach: Die trockene Böschung sollte nur zu verändern und Bewirtschaftungsformen zum Download bereit: einmal gemäht und das Mähgut abgetragen anzupassen. q www.zukunftsraumland.at/seiten/201. werden. So kann auch wieder eine arten reiche Blumenwiese entstehen, die wunder- Ursula Meiser-Meindl ist Bildungsmanagerin schön aussieht, wenn sie blüht. Ob das beim LFI OÖ. Verpflichtende Weiterbildung im ÖPUL „Zusätzlich zu den freiwilligen Bildungsmaßnahmen konnte durch verpflichtende Weiterbildungen im Rahmen der Maßnahme UBB (Umweltgerechte und biodiversitäts fördernde Wirtschaftsweise) im ÖPUL knapp 9000 Betrieben Oberösterreichs in fünf Unterrichtseinheiten mit einem einheitlichen Vortragsschema ein breiter Überblick über Biodiversität gegeben werden.“ Josef Forstinger, Abteilung Naturschutz des Landes OÖ Neuer Lehrgang „Natur am Hof“ am LFI OÖ Was kann ich beziehungsweise mein Betrieb zur Artenvielfalt beitragen? In 120 Unter richtseinheiten werden Wege zu individuellen Naturkonzepten erschlossen. Ziel ist es, den gesamten Betrieb mit anderen Augen zu betrachten und die Aufmerksamkeit auf Flächen zu lenken, die meist wenig beachtet werden. Die Teilnehmenden erkennen, wie viel sie bereits für die Natur geleistet haben, erhalten Anregungen und erarbeiten Verbesserungsvorschläge für Lebensräume und Bewirtschaftungsmaßnahmen am Hof. https://ooe.lfi.at/natur-am-hof-landwirtschaft-und-artenvielfalt+2500+2333005 Vogelgesang „wie Volksmusik“ „14 Hektar von meinen 20 Hektar brauche ich für Eiweißfutter, aber die 6 Hektar Nasswiese sind Teil der Vielfalt der Natur“, so ein engagierter Landwirt. „Da sind Insekten, Schmetterlinge und Vogerln drinnen, die sonst nirgends drinnen sitzen. Und wenn der Große Brachvogel dann zum ersten Mal im Frühling singt, dann ist das wie Volksmusik!“¹ 1 Nachzuschauen im Farminar „Interessante Feuchtwiesen und ihre Bewohner“ vom 26. Mai 2021 unter www.youtube.com/watch?v=1ANdFRij8wo.
10 Landwirtschaft Land- und Forstwirtschaft leisten bereits Beiträge zu Green-Deal-Zielen! Eine aktuelle Studie1 des wissenschaftlichen Dienstes der EU zeigt, dass die Ziele des Green Deal ohne die Entwicklung zusätzlicher innovativer Ansätze negative Auswirkungen auf die Lebensmittel versorgung und die bäuerliche Einkommenssituation haben werden. Die heimische Land- und Forstwirtschaft führen bereits heute vor, wie solche markt- und praxisgerechten Ansätze aussehen könnten. 1 Jesus Barreiro-Hurle u. a., Modelling environmental and climate ambition in the agricultural sector with the CAPRI model, Joint Research Centre 2021, https://publications.jrc.ec.europa.eu/repository/handle/JRC121368. Pflanzenschutz- Bauen mit Holz: Warndienst, ein 71 Prozent weniger Best-Practice-Projekt CO2-Emissionen Der Pflanzenschutz-Warndienst ist eine Onlineplattform, die Wis- Wachsende Bäume nehmen CO2 aus der Atmosphäre auf senschaft, Beratung und Bildung verbindet und landwirtschaftliche und wandeln es durch Fotosynthese in Kohlenstoffverbindungen Produzentinnen und Produzenten vor- und rechtzeitig über das um. So ist in einem Kubikmeter Holz rund eine Tonne Auftreten von Schaderregern informiert. Dies geschieht auf Basis CO2 gespeichert. Stirbt der Baum ab und verrottet, gibt von nationalen beziehungsweise regionalen Monitorings (tatsächli- er dieses Treibhausgas wieder frei. Für den Klimaschutz cher Befall am Feld) und Prognosen (Vorhersagen zum Befallsauftre- ist es daher besser, den Baum vor dem Verrotten zu ernten ten in den nächsten drei bis fünf Tagen). Die aus eigenen Beobach- und das Holz zu nutzen. tungen sowie aus Prognosemodellen resultierenden Daten werden Bauen mit Holz verlängert den Speichereffekt und zögert ausgewertet und der Praxis zeitnah in Form von Warnmeldungen den Ausstoß noch lange Zeit hinaus. Daher ist es wichtig, zur Verfügung gestellt. In der Ausbildung und in der Erwachsenen- durch eine aktive Waldbewirtschaftung die Aufnahme bildung wird das Wissen über Schaderreger, deren Auftreten von CO2 zu erhöhen und es anschließend in Holzprodukten und Entwicklung sowie Vermeidung und Bekämpfung vermittelt. zu speichern. Derzeit bietet die Plattform für 64 ausgewählte Schaderreger Eine weit größere Klimaschutzwirkung als die Speicherung 34 hochwertige Prognosemodelle und 58 Monitoringkarten im hat die Substitution: Durch Verwendung von Holz anstelle fossiler Acker-, Gemüse-, Obst- und Weinbau sowie im Bereich Bienenschutz bzw. CO2-intensiver Materialien wird das Treibhausgas erst gar kostenlos und österreichweit an und registriert jährlich über nicht produziert. Zudem haben Untersuchungen gezeigt, dass 628.000 Zugriffe. im Vergleich zu anderen Baustoffen bis zu sieben Mal weniger Die Minimierung und Reduktion des Einsatzes von Pflanzen- LKW-Fahrten notwendig sind. Weiters kann das Gewicht auf zwei schutzmitteln, die Produktion von qualitativ hochwertigen Drittel reduziert werden, was zusätzliche CO2-Einsparungen im Produkten und Kosteneinsparungen sowie die Effizienzsteigerung Bereich Fundamentierung und Hebewerkzeuge bringt. Ein Öko in der Pflanzenproduktion werden dadurch positiv beeinflusst bilanzvergleich beim Campus Kuchl/FH Salzburg hat ergeben, und stehen im Vordergrund dieser Serviceleistung für die Nutzerin- dass durch den Holzbau 71 Prozent weniger Treibhausgasemissionen nen und Nutzer. Der Warndienst leistet somit auch einen wichtigen entstehen als bei anderen vergleichbaren Bauweisen. Ü brigens: Beitrag zum Erreichen der Green-Deal-Ziele. q Die dafür benötigten 600 Kubikmeter Holz wachsen innerhalb https://warndienst.lko.at von 10 Minuten im österreichischen Wald nach. q Vitore Shala-Mayrhofer ist Projektleiterin des Pflanzenschutz- Thomas Leitner ist Mitarbeiter in der Forstabteilung Warndiensts bei der Landwirtschaftskammer Österreich. der Landwirtschaftskammer Österreich.
Landwirtschaft 11 Energieeffizienz Bäuerliches Versorgungsnetz am Bauernhof werk Steiermark: Regionalität sichert Zukunft in Großküchen umsetzen Der energie- und klimafitte Bauernhof der Zukunft legt Immer mehr setzen auch Großküchen vor allem im öffentlichen hohen Wert auf Energieeffizienz und produziert die Energie, Bereich auf die Verwendung regionaler Produkte. Darauf haben die er b enötigt, am eigenen Hof. Er senkt dadurch seine die steirischen Lebensmittelproduzentinnen und -produzenten Betriebskosten und stärkt seine Wettbewerbsfähigkeit. mit der Gründung der Genossenschaft „Bäuerliches Versorgungs- Der Einsatz innovativer Energietechnologien schafft moderne netzwerk Steiermark“ rasch reagiert. Der Verband steirischer Betriebe für nachkommende Generationen. Das Themenfeld Obstbauern, der Landesverband steirischer Gemüsebauern, „Bio Energieeffizienz ist mindestens so vielfältig wie die land- und Ernte Steiermark“ und Styriabrid haben das Netzwerk im Dezember forstwirtschaftliche P roduktion selbst. 2020 mit Unterstützung von Land und Landwirtschaftskammer Oft sind Energiesparmaßnahmen für die Betriebsführerin aus der Taufe gehoben. beziehungsweise den Betriebsführer nicht unmittelbar sichtbar. Durch die Bündelung der Mengen sowie die gemeinsame So unterscheidet sich zum Beispiel eine energieeffiziente Vakuum- Verarbeitung und Logistik will das Netzwerk den Anteil an qualitativ pumpe optisch nicht von einer ineffizienten. Darüber hinaus ist hochwertigen, frischen und regionalen Lebensmitteln in den eine Steigerung der Energieeffizienz mit der Änderung gewohnter Küchen der Gemeinschaftseinrichtungen steigern. Für die Produ- Verhaltensmuster verbunden. Genau an diesen Stellschrauben zentinnen und Produzenten sollen Verkaufsmengen und Preise setzt das Projekt „Energieeffiziente Landwirtschaft: Sichert Zukunft. optimiert und der Personaleinsatz gesenkt werden. Durch Effizienz Spart Geld.“ an. In Zusammenarbeit der Landwirtschaftskammern kann auch der Einkaufspreis für die Großküchen moderat gehalten Österreich, Steiermark, Niederösterreich, Tirol, Kärnten und Ober- werden. österreich wurden die Themen Energieeinsatz, -verbrauch und Im Mittelpunkt der Bemühungen steht das Erzielen eines -effizienz in verschiedenen Produktionszweigen intensiv bearbeitet hohen gesellschaftlichen Mehrwerts durch Produktionsstandards, und für die zukünftige Beratungstätigkeit aufbereitet. Basierend die sich an Tierwohl, Wasserschutz, Gentechnikfreiheit, Biolandbau auf konkret realisierten Effizienzmaßnahmen liefert das Projekt und kurzen Transportwegen orientieren. Besondere Beachtung das erste umfassende Informationspaket für h eimische Bäuerinnen finden auch die gemäß EU-Herkunftsschutzsystem geschützten und Bauern zum Thema Energieeffizienz in Form von Beratungs Kulturen wie Steirische Käferbohne (geschützte Ursprungsbezeich- broschüren und Videos. q nung, g. U.) sowie Steirischer Kren und Steirisches Kürbiskernöl https://stmk.lko.at/energieeffiziente-landwirtschaft+2500+3278608 (beide geschützte geografische Angaben, g. g. A.). q Christian Metschina arbeitet im Referat für Energie, Klima Markus Weyer ist Geschäftsführer des Bäuerlichen und Bioressourcen der Landwirtschaftskammer Steiermark. Versorgungsnetzwerks Steiermark.
12 Standpunkte Unterschutzstellungen: Was geht und was geht nicht? Der Green Deal der Europäischen Union sieht eine Unterschutzstellung von 30 Prozent der Landes- und Meeresflächen vor, zehn Prozent sollen streng geschützt werden. Netzwerk Zukunftsraum Land hat fünf Meinungen zur Praktikabilität dieses Vorschlags eingeholt. Wir müssen es schaffen: 60 Prozent der weltweiten Ökosysteme sind geschädigt! Wir Menschen sind in vielfacher Hinsicht abhängig von gesunden, stabilen Ökosystemen. Laut Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES sind mehr als 60 Prozent Gabriele Obermayr, der weltweiten Ökosysteme geschädigt und damit in Referentin in der der Bereitstellung der l ebensnotwendigen Leistungen Abteilung V/10 – für die Menschen massiv eingeschränkt. Dies betrifft Nationalparks, Natur- unter anderem Nahrungsmittel, saubere Luft, sauberes und Artenschutz im Bundesministerium Wasser, Baustoffe und den Schutz vor Naturgefahren. für Klimaschutz, Die Wiederherstellung von geschädigten Ökosystemen Umwelt, Energie, ist daher eine der Prioritäten der EU-Biodiversitäts Mobilität, Innovation strategie 2030 und somit des Europäischen Green D eal und Technologie (BMK) sowie der nationalen Biodiversitätspolitik und des neu geschaffenen n ationalen B iodiversitätsfonds. Die Europäische Kommission prüft derzeit verbindliche EU-Ziele für die Wiederherstellung. Wiederherstellung ist vor allem auch für den Klimaschutz von großer Bedeutung. Der Schwerpunkt der EU-Vorgaben soll daher auf Ökosystemen liegen, die auch für den Klimaschutz und die CO2-Speicherung von Relevanz sind, wie zum Beispiel Moore. Nicht zuletzt wurde 2021 bis 2030 von den Vereinten Nationen zur D ekade der Wieder herstellung ausgerufen und damit ihre Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität unterstrichen. Außernutzstellung kein Allheilmittel uwachsen o Z ffener Flächen. Aufforstungen im Viele schwärmen von der Wildnis, um den Biodiversi- „Fit for 55“-Paket sind daher primär für den tätsverlust zu stoppen. Mitteleuropa ist eine seit Jahr- Klimaschutz gedacht. Auch die Außernutzstellung tausenden von Menschen geprägte Kulturlandschaft. von Wäldern führt zum Ausdunkeln licht- und Der Wald wurde zurückgedrängt und i ntensiv genutzt. wärmebedürftiger Arten und zu einem Verlust der Martin Höbarth, Die Artenvielfalt ist von diesen „Waldwildnis-Stö- Artenvielfalt. Um die Biodiversität in Mitteleuropa Leiter der rungseingriffen“ geprägt. Licht- und wärmeliebende zu erhalten, bedarf es eines gezielten Habitat Forstabteilung Arten haben profitiert. Die größten Bedrohungen managements und keiner flächendeckenden der Landwirtschafts für die Artenvielfalt in Mitteleuropa sind vor allem Renaturierungen im Sinn von „Zurück zur Wildnis“. kammer Österreich die Klimakrise, die Bodenversiegelung und das Dies gilt besonders für den Wald.
Standpunkte 13 15 Prozent zusätzliche zeitnahen Maßnahmen g enutzt werden. Renaturierung bis 2030 gehen – Das neue Gesetz muss grundlegende und sind dringend nötig! Änderungen in der Land- und Meeres Das geplante EU-Gesetz zur Wiederher nutzung s owie im Management herbei stellung der Natur ist eine riesige Chance führen, anstatt sich auf kleine schrittweise Laura Hildt, für den Natur- und Klimaschutz, aber Verbesserungen zu beschränken. Policy Officer for auch dafür, dass Grundbedürfnissen Das Gesetz sollte darauf abzielen, bis 2030 Biodiversity and wie der menschlichen Gesundheit auch 15 Prozent der EU-Land- und Meeresflächen EU Affairs, zukünftig entsprochen werden kann. Diese sowie der Flusskilometer zu renaturieren. European Environmental Chance muss mit angemessenen Zielen Zudem ist es für den Schutz der Biodiversität Bureau im Hinblick auf das Ausmaß der Krise, zentral, dass die neuen Ziele eindeutig Synergieeffekten für Biodiversität, über die bestehenden EU-Naturschutzver- Klimaschutz und Klimaanpassung sowie pflichtungen hinausgehen. Nationalpark schafft Arbeitsplätze Im Kärntner Anteil des Natio- nalparks Hohe Tauern haben wir in der letzten Periode mit Peter Rupitsch, Unterstützung aus dem Pro- Direktor des gramm für ländliche Entwick- Kärntner Anteils lung ein ehrgeiziges National- des Nationalparks park-Infrastrukturprogramm Hohe Tauern realisieren können: die Aus- stellung „univerzoom national- park“ mit den Ranger-Labs im Besucherzentrum Mallnitz, den Neubau der Parkdirektion Für unsere periphere Region in Großkirchheim und das ist der Nationalpark ein Gewinn „Haus der Steinböcke“, ein Außernutzstellungen sind für praktizierende Informationszentrum mit Bäuerinnen und Bauern immer ein kritisches Ausstellung, Nationalparkshop, Thema. Nach dreißigjähriger Erfahrung örtlichem Tourismusbüro Klaus Unterweger, mit dem Nationalpark Hohe Tauern können und angeschlossenem Café in langjähriger Grund aber auch wir Bäuerinnen und Bauern Heiligenblut. Diese Projekte besitzervertreter im behaupten, dass dieses Konzept für unsere schaffen neue und hochwertige Tiroler Anteil des periphere R egion ein Gewinn ist. Wir kön- Arbeitsplätze im Mölltal und Nationalparks Hohe Tauern, Kals am nen und wollen hier nicht für den Weltmarkt sind für die Umsetzung unse- Großglockner produzieren. Für unsere Regionen brauchen rer vielfältigen Umweltbil- wir eine bäuerlich geprägte Kreislaufwirt- dungsaktivitäten unerlässlich. schaft, die nach ökologischen Grundsätzen Darüber hinaus sind diese arbeitet. Wir erbringen damit Leistungen zeitgemäßen Besuchereinrich- für Natur, Umwelt und Lebensraum, die tungen ein wesentlicher Be- Anspruch auf eine faire Abgeltung haben. standteil des touristischen Dieser gesellschaftliche Konsens wurde auf Angebots der Nationalpark kooperative Weise umgesetzt, sodass wir region. Ein gut betreuter und heute sagen können, dass dieses Modell ausgestatteter Nationalpark eines Nationalparks in enger Zusammen ist daher keine Beschränkung, arbeit mit der ansässigen Bevölkerung sondern eine Bereicherung funktioniert! Entscheidend dabei ist, dass für die betreffende Region. auf der Seite der Nationalparkverwaltungen Leute agieren, die die bergbäuerliche Wirtschaft verstehen und mit Augenmaß vorgehen.
14 LEADER Soziale Inklusion durch Regionalentwicklung unterstützen Innovative Modelle können die soziale Inklusion von Menschen mit Behinderungen und älteren Menschen fördern und so für mehr Lebensqualität sorgen. Die Regionalentwicklung könnte dazu maßgeblich beitragen. Franz Wolfmayr Diversität und soziale Inklusion sind gelingen kann. Es geht hier nicht um einen I nfrastruktur von Gemeinden bieten sich Themen der Regionalentwicklung. In Projek- Ausbau des Sozialsystems, sondern um Ansätze wie zum Beispiel sozialwirt- ten der Regionalentwicklung geht es dabei Prävention, Haltungen und lokale Strukturen schaftliche Unternehmen an. Jedes aber meist um Frauen, um junge Menschen, dafür, die durchaus auch große wirtschaft dritte in der EU heute gegründete Unter um Flüchtlinge. Dass in allen Regionen liche Bedeutung entwickeln können, nehmen ist sozialwirtschaftlich und Menschen isoliert leben und nicht mehr wie unter anderem Studien über die „Silver verfolgt gesellschaftliche Ziele, reinves- teilhaben können, wird oft übersehen. Denn Economy“ zeigen. Ich rege an, diesen tiert Gewinne und wird oft in neuen häufig funktioniert die Trennung immer Zielgruppen in der kommenden LEADER- (alten) Gesellschaftsformen wie etwa noch: alte Menschen in Altenpflegeheime, Periode mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Genossenschaften erbracht, an denen Menschen mit Behinderung in Behinderten- sich Menschen beteiligen, weil sie organisationen, Menschen mit psychischen Wie das gehen kann? von den Produkten und Dienstleistungen Erkrankungen in psychiatrische Einrichtun- — Schon heute werden in Regionen der Genossenschaft profitieren. Die EU gen. Sie werden häufig aus unserem Leben Modelle regionaler und lokaler setzt in diesen Sektor große wirtschafts-, entfernt oder müssen ihr Zuhause verlassen, Teilhabeplanung angewandt. Solche arbeitsmarkt- und sozialpolitische weil sie auf sich allein gestellt den Alltag Modelle müssen entwickelt und Erwartungen. nicht meistern können. Wer trotzdem zu organisatorisch und finanziell verankert — Sozialpolitik, Arbeitsmarktpolitik und Hause bleibt, hat oft keine Möglichkeit mehr, werden. Sie setzen ein wesentliches Gesundheitspolitik in solche Projekte am Leben in der Gemeinde teilzunehmen. Prinzip sozialer Inklusion um, wenn integrieren. Am besten funktionieren Laut Eurostat berichten 14 Prozent der sie die Betroffenen aus der Gemeinde/ Modelle sogenannter „Integrated europäischen Bevölkerung im arbeitsfähigen Region miteinbeziehen, weil es immer Care“, in deren Rahmen es gelingt, Alter von solchen Einschränkungen in ihren auch um individuelle Lösungen Unterstützung nicht erst bereitzustellen, täglichen Aktivitäten. Auch wenn wir uns für individuelle Bedürfnisse geht. wenn ein Pflegefall eingetreten ist, wünschen, dass so ein Schicksal an uns vor- — Inhalte solcher Planungsprozesse sind sondern schon beim Leben in der beigeht: Einschränkungen und Barrieren vorerst das Auffinden und Beseitigen Gemeinde. Die Menschen sind gesünder, treffen fast alle von uns entweder selbst oder von Barrieren und, wo das nicht möglich leben oft selbstständiger und haben eine über Eltern und andere Angehörige. Unter ist, die Bereitstellung individueller höhere Lebensqualität, weil viele Älter- den 1,25 Millionen Menschen, die in Öster- Formen der Unterstützung durch soge- werdende Wohnheime nur zur Kurz reich von Einschränkungen betroffen sind, nannte Unterstützerkreise. In diesem zeitpflege brauchen. Die Angehörigen könnte jede oder jeder von uns sein. Sie Bereich finden sich oft Lösungsansätze, werden mit unterstützt, und das Ganze fallen oft nicht auf, weil sie aus dem Leben die gar nichts oder nur wenig kosten. ist nicht teurer. q verschwinden oder in Einrichtungen über- Entscheidend ist, dass die Region regel- siedeln (müssen). mäßige Evaluierungen der Wirkungen Franz Wolfmayr ist Senior Advisor von Und das, obwohl es wirkungsvolle der getroffenen Maßnahmen und der EASPD (www.easpd.eu) und Geschäftsführer Ansätze gibt, mit denen das Leben für alle Lebensqualität durchführt. der Zentrum für Sozialwirtschaft GmbH lebenswerter werden und soziale Inklusion — Zur Verbesserung der notwendigen (www.zfsw.at ).
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