A5082 1/2023 Report Games - Die Aufholjagd hat begonnen - IHK
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Report A5082 1/2023 Wirtschaftsmagazin der Region Rheinhessen Januar /Februar 2023 Games OB-Wahl im Fokus der Wirtschaft Seite 14 Schöne neue Arbeitswelt? Minister trifft IHK Seite 30 Die Aufholjagd hat begonnen
mvb.de/notfallplan PlanaleB – jetzt digit nfordern! Variante a Im No tfa ll Ü b e r b lick den beh alt en ! Sorgen Sie für den Ernstfall vor und sichern Sie die Handlungsfähigkeit Ihres Unternehmens, auch bei plötzlichen Ausfällen. Informieren Sie sich bei der Mainzer Volksbank oder unter www.mvb.de/notfallplan. Mainzer Volksbank
Editorial 1 Chancen nicht verspielen Sehr geehrte Unternehmerinnen und Unternehmer, fragen sich einige von Ihnen noch, was unsere Region haben die Chance, sich als Computerspiele auf dem Titel eines Wirt- Standort für die Games-Branche zu etab- schaftsmagazins zu suchen haben? Dann lieren. Ein Selbstläufer wird das nicht: Da- empfehle ich Ihnen unsere Titelgeschichte. für braucht es Raum für Entwicklung, För- Denn längst spielen nicht mehr nur Jugend- dermittel, die schnell und unbürokratisch liche und Männer an Handy, PC, Konsole vergeben werden, Fachkräfte, auch aus oder Tablet. Die Branche rund um Entwick- dem Ausland, und vor allem klare Signale lung, Vertrieb und Vermarktung von Video- der Politik, die Branche am Standort halten und Computerspielen boomt – der deutsche und entwickeln zu wollen. Games-Markt sprang 2021 um 17 Prozent Das gilt übrigens auch für andere Bran- auf fast zehn Milliarden Euro Umsatz. chen, die gerade Aufbruchsstimmung in Rheinhessen ist auch im Spiel – mit unserer Region verbreiten: Es muss uns Branchengrößen wie Ubisoft, Start-ups wie gelingen, innovative Ideen und neue Ent- Grimbart Tales oder der Kalypso Media wicklungen rechtzeitig zu erkennen und zu Group, die aus Worms den Sprung in die fördern – andere sind schon dabei. USA und nach Japan geschafft hat. In un- serer Region wurde Pionierarbeit geleistet: Die Strategiespielereihe „Die Siedler“ wurde in Ingelheim entwickelt, die Wirt- schaftssimulation „Anno“ viele Jahre in Mainz konzipiert. Das Gründungsgesche- hen zieht an, und damit finden Ideen und Innovationen auch ihren Weg in andere Branchen – ob im Grafikdesign oder bei der Entwicklung von Programmen. Günter Jertz Das ist eine gute Basis, um weitere Pioniere zu ermutigen und die Aufbruch- HAUPTGESCHÄFTSFÜHRER stimmung zu nutzen: Rheinland-Pfalz und DER IHK FÜR RHEINHESSEN Repor t 01/2023
2 Inhalt ‹ 20 Viel mehr als nur ein Spiel – die Games-Branche ist ein Wirtschaftsfaktor. Pionierarbeit für diese Ent- wicklung wurde auch in Rheinhessen geleistet – hier gibt es Start- ups, Größen wie Ubisoft und einen Branchen-Löwen aus Bingen. Wahl im Fokus der Wirtschaft: Am 12. Februar wird in Mainz ein neues Stadtoberhaupt gewählt. Wie stehen die sieben Kandidatinnen und Kandidaten zur 14 › Entwicklung von Gewerbeflächen und Verkehr in der Innenstadt – und was ist ihr wichtigstes Projekt für den Wirtschaftsstandort? Menschen & Unternehmen Titel 04 SLEE Made in Germany 20 Rheinhessen vor dem Spieleboom 06 WERNER & MERTZ Wirtschaftsministerin besucht 24 Branchen-Löwe aus Bingen Produktion 28 E-Sports – Virtuell zum Spitzenteam 07 ACTITREXX „Ich würde gern hier bleiben“ 08 VOLKSBANK DARMSTADT MAINZ „Die neue Größe schafft Stabilität“ 10 MAINZGUIDE Wein-Wanderung durch Mainz IHK 11 AUDIBENE / LIGNUM3 Auszeichnung als attraktive Arbeitgeber 31 Arbeitswelt im Wandel – Arbeitsminister Alexander Schweitzer BOEHRINGER Neuer Solarpark in Ingelheim bei der IHK-Vollversammlung 12 ALTSTADTBÄCKEREI Ingelheimer Familienbetrieb ausgezeichnet SCHOTT PHARMA Neue Produktion in Ungarn GEMÜNDEN und ROOMS Klimafreundlichen Carport Unternehmensgründung & entwickelt Unternehmensförderung 13 MAINZER MOBILITÄT 23 neue Elektrobusse 32 Gründungswoche bringt frische Impulse 34 nexxt-change Unternehmensbörse Standortpolitik 14 OB-Wahl in Mainz – Wahlprüfsteine für die Wirtschaft 18 Wirtschaftslage – „Bündel an Krisen trifft mit aller Wucht“ Repor t 01/2023
Inhalt 3 KONTAK T IHK Dienstleistungszentren service@rheinhessen.ihk24.de Mainz Schillerplatz 7, 55116 Mainz Telefon: 06131 262-0 Bingen Mainzer Straße 136, 55411 Bingen Telefon: 06721 9141-0 Worms Rathenaustraße 20, 67547 Worms Telefon: 06241 9117-3 Report Wirtschaftsmagazin der Region Rheinhessen Melanie Dietz Telefon: 06131 262-1005 presse@rheinhessen.ihk24.de Starterzentrum Lisa Haus Telefon: 06131 262-1703 lisa.haus@rheinhessen.ihk24.de Ausbildungshotline Telefon: 06131 262-1608 Arbeitswelt im Wandel: Arbeitsminister Alexander Schweitzer spricht bei Weitere Kontakte der IHK-Vollversammlung über das Bürgereinkommen, Höchstarbeitszeiten, Cybersicherheit und den Stand der Digitalisierung im Bundesland. › 30 ihk.de/rheinhessen GE ZIELT INFORMIERT Teilen Sie uns Ihre Interessen mit und Sie erhalten gezielt Informationen und Einladungen per Mail: ihk.de/rheinhessen/news Aus- und Weiterbildung INDE X 35 Tag der Technik in Worms: „Berufe zum Anfassen“ Über diese Unternehmen lesen Sie im redaktionellen 36 Tag der Technik in Mainz: „Technik-Berufe haben Zukunft“ Teil: ABO Wind Aktiengesellschaft (46,47), ActiTrexx 38 Neues Netzwerk zur Berufsorientierung in Rheinhessen GmbH (7), audibene GmbH (11), Bäckerei Frank Finkenauer (12), Boehringer AG (11, 46, 47), Envision 40 „Walk of Fame“ für Top-Azubis Entertainment GmbH (20, 21, 22, 23), 1. Fußball- und Sportverein Mainz 05 (28, 29), Gemünden Verwal- tungsgesellschaft mbH (12), Hochschule Mainz (30), Hochschule Worms (20, 21, 22, 23), Industrie-Institut International für Lehre und Weiterbildung Mainz eG (36, 37), Investi- tions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (32), Kalypso Media Group GmbH (20, 21, 22, 23), lignum³ zimmerei 42 „Das Eis schmelzen lassen“ – Rheinhessen bei der „Slush“ in Helsinki u. schreinerei GmbH (11), LÖWEN ENTERTAINMENT 44 Unterstützung bleibt: Hilfsdienste aus der Region in der Ukraine GmbH (24, 25, 26), Mainzer Stadtwerke AG (13), Mainzer Unimedizin (44, 45), Mainzer Volksbank eG (8), 46 Botschafterdialog Afrika – Zugang zum Markt der Zukunft Malteser Hilfsdienst GmbH (44, 45), netmin games 47 IHK-Termine International GmbH (20, 21, 22, 23), Paul-Erik Koop "Mainzguide Pop-Up Bar" (10), Roomstone GmbH (12), SCHOTT AG (12, 38, 39), SLEE Medical GmbH (4,5), stimmel-sports e.V. (20, 21, 22, 23), Ubisoft Blue Byte GmbH (20, 21, Extra 22, 23), Volksbank Darmstadt-Südhessen eG (8), Wer- ner & Mertz GmbH (6), Wirtschaftsförderungsgesell- schaft für die Stadt Worms mbH (32) 48 Impressum COV ER Foto: stock.adobe.com Gestaltung: Agentur Merklich(t) Repor t 01/2023
4 Menschen & Unternehmen Made in Germany Der Nieder-Olmer Medizinprodukte-Hersteller Slee setzt schon viele Jahre konsequent auf Inlandsproduktion – und war damit seiner Zeit voraus. Manche Mitbewerber geben ihre Produktionsstätten in Klares Bekenntnis zum Standort Europa auf und verlagern sie in Niedriglohn-Länder. Die Unternehmensgeschichte begann in England. In den Auch die Slee medical GmbH hat jüngst neu gebaut und 1950er Jahren entwickelte der Maschinenbauer ist umgezogen – von Mainz nach Nieder-Olm. Seit Ste- Kenneth Slee als Auftragsarbeit zusammen mit einem fan Schock vor sieben Jahren als Geschäftsführer ein- Mediziner ein Kühlgerät, das heute als Kryostat gängig gestiegen ist, hat das Unternehmen seine Mitarbeiter- ist. Mainz war Verkaufsniederlassung und wurde bald zahl knapp verdoppelt, auf 45. Normale Geschäftsjahre Hauptsitz für Medizintechnik, ehe das Unternehmen in enden mit einem Zehn-Prozent-Wachstum, „dieses Jahr den 80ern komplett verlagert wurde. Weil der Platzbe- sind es deutlich mehr“. Und das vollständig unter Hoch- darf sich in Hechtsheim nicht mehr realisieren ließ, lohn-Bedingungen. Denn der Medizinprodukte- wurde im Gewerbegebiet vor den Toren der Landes- Hersteller entwickelt und baut seine Geräte unter dem hauptstadt neu gebaut. Knapp 3.000 Quadratmeter auf eigenen Dach zusammen. Für die mechanische Teile- einem 9.000-Quadratmeter-Grundstück bedeuten fertigung, Elektronik und Kühltechnik gibt es 15 Part- dreimal so viel Platz wie vorher, samt Spielraum für ner, größtenteils in Deutschland sowie der EU. künftiges Wachstum – und, wie Schock betont, ein „Bei der Frage, ob ein Produkt insgesamt wirt- klares Bekenntnis zum Standort. Auch wenn sich das schaftlich herzustellen ist, zählt für mich der Gesamt- Unternehmen in Mainz etwas stiefmütterlicher behan- kostenansatz“, sagt Schock. Dazu zählen reibungslose delt fühlte als in Nieder-Olm. Abläufe, stabile Lieferketten. „Und bei unseren Volu- Anwendungsgebiet der Slee-Produkte ist die Histo- mina hätte ich viel zu große Overheadkosten, wenn ich pathologie. Dabei geht es um die Analyse von Gewe- ein paar Mal im Jahr nach China fliegen muss, um De- beproben lebender Patienten. Das Ziel besteht darin, tails zu besprechen.“ Slee fertigt Produkte, von denen krankhafte Veränderungen zu erkennen und daraus vielleicht einige Hundert pro Jahr vertrieben werden. Diagnosen und Behandlungsmöglichkeiten abzuleiten. Kunden sind Universitäten, Krankenhäuser und For- „Die Proben, die auf tausendstel Millimeter geschnit- schungseinrichtungen – und das weltweit. „Wir haben ten werden müssen, werden auf unseren Geräten auf- Vertriebspartner in mehr als 150 Ländern“, sagt bereitet“, sagt Schock. „Wir stellen alles her, was zwi- Schock, „aber bei der Produktion legen wir schon im- schen Probenentnahme und Mikroskop benötigt wird. mer großen Wert auf Regionalität.“ Es handelt sich um eine Nische, diese Produkte sind Repor t 01/2023
Menschen & Unternehmen 5 sehr langlebig und robust.“ Eine Handvoll Unterneh- sich unser Konzept als ausgesprochen robust erwiesen. men sei weltweit in diesem Bereich tätig, unter global Wir waren jederzeit lieferfähig, in einer akzeptablen Zeit.“ aufgestellter Konkurrenz definiert sich Slee klar als Rund 6.000 unterschiedliche Einzelteile, von Katalog- klassischer deutscher Mittelständler. ware und Normteilen bis zu individuellen Anfertigungen, braucht Slee für die Montage seiner Produktpalette. „Die 6.000 unterschiedliche Einzelteile Zeichnungs- und Konstruktionsteile stellen unsere Part- für die Produktpalette ner verlässlich nach unserem Bedarf her“, sagt Schock, Natürlich bringt das Nachteile mit sich. „Da geht ein „da sind die Arbeitswege kurz, es gibt keine kulturellen größeres Unternehmen schon mal mit 30 bis 50 Prozent Barrieren und keine Zeitverschiebung. So ist unser Tages- Rabatt rein und schnappt sich den Auftrag“, sagt geschäft recht einfach und kosteneffizient. Und wirt- Schock. „Wir verkaufen uns nicht unter Wert.“ Und die schaftlich waren wir auf diese Weise immer, in den letz- Zahlen belegen, dass sein Unternehmen mit seinem ten Jahren wohl sogar noch mehr.“ Die Abwanderungs- Kurs nicht falsch liegt. Den eigenen Qualitätsanspruch welle in die Niedriglohn-Länder bezeichnet der Ge- zu wahren und den Kunden Liefertreue zu garantieren, schäftsführer als „Herdentrieb, der in meinen Augen in nennt Schock als Faktoren, die für den eingeschlagenen den letzten 20 Jahren an vielen Stellen übertrieben Weg sprechen. „Das war immer tragfähig, es war nur wurde“. Doch der Wind habe sich gedreht. Schock spricht nicht modern.“ Klar ist für den Geschäftsführer: In der von Abhängigkeiten durch Monopolisierung in manch Massenproduktion ist die Abwanderung in Niedrig- ethisch fragwürdiger und nicht unbedingt verlässlicher lohn-Länder mitunter sinnvoll, wenn nicht gar alterna- Produktionsregion. „Ich glaube, die Mittelständler sind da tivlos. „Aber für uns passt dieses Managementkonzept immer schon weniger getrieben gewesen.“ nicht. Und in den letzten Jahren, mit gestörten Liefer- ketten und den großen politischen Veränderungen, hat TORBEN SCHRÖDER, FREIER JOURNALIST INDUSTRIEBAU KONZENTRIERT REALISIEREN Bührer + Wehling realisiert Ihr Projekt in höchster Präzision: Reibungslos. Perfekt getaktet. Budgetoptimiert. Dabei haben wir wirtschaftliche und bauliche Potenziale genau im Blick: Vom ersten Spatenstich bis zur schlüsselfertigen Übergabe. Fotos: Slee www.buehrer-wehling.de Repor t 01/2023
6 Menschen & Unternehmen WERNER & MERTZ GmbH Wirtschaftsministerin besucht Produktion Die Themen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit standen fiziert wurde. Gerade jetzt bestätige sich dieser Weg, beim Besuch von Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt stellt Werner & Mertz-Inhaber Reinhard Schneider fest. und IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz im Mittel- So ist die 4.000 Quadratmeter große Fläche des Dachs punkt: Im Produktionszentrum des Reinigungsmittelher- zu zwei Dritteln mit Photovoltaik-Modulen bedeckt, wo- stellers Werner & Mertz an der Mainzer Rheinallee er- mit beispielsweise die Stromversorgung der Kältema- hielten sie Einblick in die Entwicklung des 2019 eröff- schinen abgedeckt werde. Für die Beheizung des Gebäu- neten Produktionsgebäudes, das mehrfach für sein des werde unter anderem auf Wärmerückgewinnung und Nachhaltigkeitskonzept und die Energieeffizienz zerti- Fernwärme gesetzt. Das ganze Gebäude ist mit LED aus- gestattet, in den Fluren, Toiletten und Umkleidekabinen wird die Beleuchtung mit Präsenzmeldern gesteuert. 26 neue Parkplätze für E-Autos mit Stromladestationen sind direkt am Bau entstanden. „Unser Produktionszen- trum besticht durch das anspruchsvolle Energiekonzept mit hervorragenden Isolationswerten sowie einer hoch- effizienten Energierückgewinnung“, betont Schneider. In dem Gebäude werden PET-Flaschen aus 100 Prozent Altplastik aus haushaltsnahen Sammlun- gen hergestellt und abgefüllt: „Damit haben wir die größte Recyclat-Flaschen-Fertigung der Welt geschaf- fen“, sagt Schneider. Das 1867 gegründete Familienun- Fotos: Stefan Sämmer ternehmen, das am Standort Mainz rund die Hälfte seiner europaweit gut 1.000 Mitarbeiter beschäftigt, produziert Dachmarken wie Frosch, Emsal und Erdal. Dem „Frosch aus Mainz“ widmet das Unternehmen nun auch einen Laden in der Mainzer Innenstadt: In der Schöfferstraße 6, unweit des Doms, wird zum Jahres- Einblick in die Produktion: Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt und start 2023 das gesamte Marken-Sortiment angeboten, IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz mit Werner & Mertz-Inhaber das nur wenige Kilometer weiter produziert wird. Reinhard Schneider. Repor t 01/2023
Menschen & Unternehmen 7 „Ich würde gern hier bleiben“ Der mit 15.000 Euro dotierte „Pioniergeist“-Gründerpreis der Investitions- und Strukturbank, der Volksbanken und Raiffeisenbanken Rheinland-Pfalz sowie des SWR geht an das Mainzer Biotech-Start-up ActiTrexx. Geschäftsführerin Prof. Andrea Tüttenberg könnte mit der „ATreg“-Zelltherapie vielen Leukämie- patienten Behandlungschancen eröffnen – und das ist nur der erste Schritt. Doch es steht in Frage, ob die Mainzerin dies in ihrer Heimatstadt tun kann. ungsreaktion vorbeugen soll, damit mehr statten. Ich denke, Biotechnologie wird in Menschen, die eine Stammzellentherapie Mainz großgeschrieben, davon profitiert un- benötigen, diese auch bekommen können. sere Branche. Aber es fehlt der Blick darauf, was ein Start-up benötigt. Was sprach bei Ihrer Gründung für den Standort Mainz? Nehmen Sie bereits konkrete Alternati- Es handelt sich um eine Ausgründung aus ven für Ihre Ansiedlung in den Blick? der Universitätsmedizin Mainz, die auch an Die nächsten ein, zwei Jahre können wir hier der ActiTrexx beteiligt ist. Wir haben hier, noch gut überbrücken. Dann müssen wir et- als Mieterin der Räumlichkeiten an der Uni- was in Aussicht haben, weil wir in eine neue versitätsmedizin, unser Forschungs- und Investorenrunde starten. Das Geld geht nach Frau Professor Tüttenberg, wofür genau Laborumfeld sowie die kurzen Wege. Wir der Phase-1-Studie Ende des nächsten Jah- gab es den „Pioniergeist“-Preis? würden gern in Mainz bleiben. Ich selbst res aus. Klappt es in Mainz nicht, gibt es Den Preis gab es für das Konzept unserer komme aus Mainz, wir sind hier groß gewor- Standorte in Göttingen, Heidelberg, Mün- Ausgründung, das darin besteht, eine den. Es ist etwas Schönes, das zurückzuge- chen oder auch in Wiesbaden im Industrie- Zelltherapie zu entwickeln, die helfen soll, ben. Das Problem ist, dass es für Start-ups park Amöneburg. Ich würde gern hier blei- dass Menschen nicht mehr an Transplantat- derzeit keine wirklich geeigneten Laborflä- ben, aber es muss auch realistisch sein. Die abstoßungen erkranken und sterben. Wir chen gibt. Es soll viel gebaut werden, aber Labore, die in Mainz zu mieten sind, sind – entwickeln diese Therapie anhand der Graft- das ist Zukunft. Wir bräuchten eigentlich wenn ich nichts übersehen habe – keine For- Versus-Host-Disease, einer Abstoßungsre- jetzt schon die Flächen. Im Innovationspark schungslabore, wie wir sie brauchen. Wir aktion einer Stammzellentransplantation bei wird ein Umfeld geschaffen, das sicher toll hoffen, dass sich noch etwas auftut. Leukämiepatienten. Während eine Chemo- wird, aber es sind keine eingerichteten Flä- therapie die Symptomatik behandelt, han- chen. Ein Start-up hat nicht das Geld, eine DIE FRAGEN STELLTE TORBEN SCHRÖDER, delt es sich bei der Stammzellentherapie um komplette Etage mit Laborflächen auszu- FREIER JOURNALIST einen heilenden Ansatz, denn man tauscht das kranke immun- und blutbildende System des Patienten durch ein komplett neues, ge- sundes System aus. Im Rahmen dessen kommt es leider in 30 bis 50 Prozent der Fälle zu einer Abstoßungsreaktion, die mit schwe- ren Krankheitssymptomen und einer gestei- gerten Wahrscheinlichkeit des Versterbens Tolle Leistungen verdienen ein besonderes einher geht. Auch deshalb bekommt derzeit Insentiv als individuelle Wertschätzung nicht jeder, der es brauchen könnte, eine Bedanken Sie sich mit einem Kaffeeworkshop Stammzellentherapie, gerade ältere Men- für die geleistete Arbeit im vergangenen Jahr schen oder Menschen mit vielen Grunder- und motivieren dabei auch für neue Aufgaben. krankungen nicht. Wir haben ein Zellthera- Probenrösterei Schmid Albertusstrasse 10 Die Workshops sind für Einzelpersonen oder peutikum entwickelt, das dieser Abstoß- 55411 Bingen am Rhein kleine Teams bis 3 Personen geeignet. Gutscheinservice auf der Homepage – www.probenrösterei.de Repor t 01/2023
8 Menschen & Unternehmen „Die neue Größe schafft mehr Stabilität“ Mehr Spielraum bei Tagesgeschäft und Strategie, mehr Stabilität und eine größere Anzie- hungskraft bei der Mitarbeitergewinnung: Das sind Ziele der Fusion zwischen der Mainzer Volksbank und der Volksbank Darmstadt-Südhessen zu einer der größten Volksbanken Deutschlands. Die Vorstände Uwe Abel aus Mainz und Matthias Martiné aus Darmstadt berichten, wie sie die Zukunft ihrer Häuser gemeinsam gestalten wollen. Warum wollen die beiden Volksbanken tungs- und Servicestrecken. Um diesen An- ständlich durch die Fusion nicht geringer. fusionieren? sprüchen gerecht zu werden, bedarf es per- Abel: Wir übernehmen weiterhin Verant- Abel: Mit Blick auf die dynamischen Verän- manenter und stetig steigender Investitio- wortung vor Ort und bleiben dem genos- derungen im Finanzdienstleistungssektor nen in das Know-how unserer Mitarbeiter senschaftlichen Prinzip treu: „Was einer sehen wir uns in der Verantwortung, früh- und in unsere IT. Beides ist in größeren nicht schafft, das schaffen viele“. Aber ja, zeitig, selbstbestimmt und aus einer Posi- Häusern leichter zu stemmen. Zudem müs- es ist auch uns bewusst, dass die neue tion der Stärke heraus die richtigen strate- sen wir angesichts des bevorstehenden Größe etwas verändert, doch wir sehen dies gischen Weichen zu stellen. Renteneintritts der geburtenstarken Jahr- als Chance. Martiné: Durch den geplanten Zusammen- gänge in den nächsten Jahren eine Vielzahl schluss entsteht eine der führenden und neuer Fachkräfte und Talente finden. Als Wie weit ist der Fusionsprozess, welche leistungsstärksten Volksbanken in der Me- große Volksbank haben wir hierbei natur- Entscheidungen stehen noch an? tropolregion Rhein-Main. Wir können dann gemäß eine größere Anziehungskraft, da Martiné: Durch die noch notwendigen Be- nicht nur größere Kredite vergeben, son- wir mehr Spezialisierungs- und Aufstiegs- schlüsse der Vertreterversammlungen im dern uns auch mit unseren Beratungs- und möglichkeiten bieten können. Mai 2023 soll die Bank rückwirkend zum Produktangeboten noch stärker auf Kun- 1. Januar 2023 entstehen. Die technische und denbedürfnisse und Zukunftsthemen ein- Wie wollen Sie das Spannungsfeld zwi- rechtliche Fusion soll im November 2023 stellen. Zudem schafft die neue Größe eine schen Regionalität und Vergrößerung be- umgesetzt werden. Aktuell finden Informa- nochmals deutlich erhöhte Stabilität auch wältigen? tionsveranstaltungen und ein interner Dia- für den Fall, dass die zukünftigen Heraus- Martiné: Regionalität sollte nicht unbe- logprozess statt. forderungen größer werden als ohnehin er- dingt im Kleinen verstanden werden. Sicher, wartet. unser Geschäftsgebiet vergrößert sich, aber Wie soll die neue Volksbank eigentlich unser Handeln schafft unverändert Regio- heißen? Worin besteht die Notwendigkeit der nalität. Es ist uns sehr wichtig, dass unsere Abel: Die gemeinsame Bank wird unter dem Zusammenschlüsse regional verankerter Mitglieder und Kunden ihre Berater persön- juristischen Namen „Volksbank Darmstadt Banken? lich kennen. Daher wollen wir, dass ihre ge- Mainz eG“ firmieren. Im Außenauftritt Abel: Die Anforderungen der Kunden neh- wohnten Ansprechpartner in allen Fragen werden die bewährten Marken „Mainzer men stetig zu, besonders hinsichtlich der rund um Geld und Vorsorge möglichst er- Volksbank“ und „Volksbank Darmstadt – Beratungsleistungen sowie Online-Bera- halten bleiben. Unser Engagement durch Südhessen“ fortgeführt. Der Sitz der neuen Spenden und Sponsoring wird selbstver- Bank ist Mainz. „Regionalität sollte nicht unbedingt im Kleinen verstanden werden.” Matthias Martiné Repor t 01/2023
Menschen & Unternehmen 9 „Als große Volksbank haben wir naturgemäß eine größere Anziehungskraft.” Uwe Abel Wie steht es um die Belegschaft und das wichtig. In einem prosperierenden Umfeld VOLK SBANK DARMSTADT MAINZ EG Filialnetz, sind Einsparungen, Schließun- bedeutet das, sowohl den Weltkonzern als gen und Entlassungen geplant? auch den erfolgreichen Mittelständler op- Die Vorstände und Aufsichtsräte der Mainzer Martiné: Zunächst: Filialveränderungen timal beraten zu können. Aufgrund der Volksbank und der Volksbank Darmstadt – Südhessen haben sich einstimmig für eine sind völlig unabhängig von einer Fusion, neuen Größe wird es auch noch bedeutend Fusion beider Häuser ausgesprochen – bei den sondern richten sich ausschließlich nach besser möglich sein, unser Beratungsange- Vertreterversammlungen im Mai 2023 soll das dem gezeigten Kundenverhalten. Da beide bote auf die individuellen Bedürfnisse be- entscheidende Votum fallen. Mit dem Zusam- menschluss entsteht eine der größten Volks- Partner keine Doppelpräsenzen an einem stimmter Branchen oder zu relevanten Zu- banken Deutschlands mit einer Bilanzsumme Ort haben, werden durch die Verschmel- kunftsthemen wie Nachhaltigkeit auszu- von circa 14 Milliarden Euro, einem Kredit- zung keine Filialen geschlossen. Ausgelöst richten. und Anlagevolumen von über 28 Milliarden durch verändertes Kundenverhalten und Euro, über 450.000 Kunden, rund 1.600 Mitar- beitern und 144 Standorten in der Region. dadurch angepasste Nutzung unserer Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich Standorte haben beide Häuser in den letz- durch die Fusion – was wäre sonst nicht ten Jahren die Geschäftsstellen regelmäßig oder weniger möglich? analysiert und punktuell Anpassungen vor- Abel: Es ergeben sich viele Effekte, die sich genommen. Dies wollen wir auch in Zukunft positiv auf das neue Haus auswirken. Um so handhaben. nur einige zu nennen: Kreditversorgung in Abel: In der neuen Größe können wir Karri- zukunftssicheren Größenordnungen, Zu- ereperspektiven und vielfältige Aufgaben sammenlegung der auf beiden Seiten vor- über eine Vielzahl von Standorten bieten. handenen Stärken, Erfüllung zunehmender Wir brauchen eine hohe Anziehungskraft regulatorische Anforderungen und neue auch, um Berater und Spezialisten in der Perspektiven zur Arbeitsgeberattraktivität. Zukunft am Arbeitsmarkt gewinnen zu kön- Es entsteht eine zweite große und leis- info@Andre -Michels.de Andre -Michels.de nen. Wir können heute schon feststellen: tungsfähige Bank im Rhein-Main Gebiet, Wir brauchen trotz vieler Synergien alle die bis vor die Tore Mannheims reicht und Mitarbeitenden in unserer neuen Bank und die gesamte Klaviatur des modernen Ban- werden darüber hinaus noch eine Vielzahl kings beherrscht. neuer Talente gewinnen müssen. DAS INTERVIEW FÜHRTE TORBEN SCHRÖDER, Auf welche Geschäftsfelder möchten Sie FREIER JOURNALIST Schwerpunkte legen? Martiné: Unsere Schwerpunkte sind da, wo 71 unsere Kunden sind. Auf der einen Seite sind wir stark im Firmenkundenbereich, auf 02651. 96 200 56727 Mayen der anderen Seite aber auch im Anlagebe- reich und Private Banking. Auch die Förde- rung regionaler Wirtschaftskreisläufe ist Stahlhallenbau • Seit 1984 Repor t 01/2023
10 Menschen & Unternehmen Wein-Wanderung Foto: Franziska Böcker durch Mainz Der Best of Wine Tourism Award 2023 des Wein-Hauptstädte-Netzwerks Great Wine Capitals geht an den Mainzguide. Der Mainzer Unternehmer Paul-Erik Koop hat nicht nur in der Pandemie eine Weinbar eröffnet, sondern auch das Konzept der Stadtführungen aufgefrischt. Im Interview erklärt Koop, wie es dazu kam. Was bringt einen Flugbe- dass wir die Bar in diesem Juli in „Pauls“ um- den Unternehmen die Möglichkeit haben, gleiter dazu, in der Pande- benannt haben. Dort führe ich abwechselnde komplette Ausflugspakete zu buchen. mie eine Weinstube aufzu- Winzer aus Rheinhessen und teils aus der machen? Pfalz, je nachdem, was mir schmeckt und Wein und Stadtrundgang, wie kommt das Das kam daher, dass ich kurz was meine Gäste nachfragen. Hier kommt zusammen? nach dem ersten Lockdown man gemütlich zusammen und erhält gute Das Konzept, das ich inzwischen mit drei Mit- Foto: Bianca Conrad mit meinem Freundeskreis Qualität zu einem fairen Preis. Ich versuche arbeitern umsetze, besteht ganz einfach da- an einer Stadtführung in viele Jungwinzer mit einzubinden und Mainz rin, dass man am Anfang der Tour ein Glas mit Frankfurt teilgenommen etwas anderes zu geben. meinem Logo in die Hand bekommt, das einen hatte. Da bin ich auf den Ge- durch die Alt- und Neustadt begleitet. Dazu schmack gekommen und Da haben Sie eine Marktlücke gesehen? gibt es vier Weine in ausgewählten Weinhäu- habe das Konzept einer In der Tat. Ich folge gern meiner persönlichen sern. Die Stadtgeschichte neu erzählen, das Stadtführung durch Mainz mit Wein entwi- Präferenz und habe mich gefragt, was ich mir Image der verstaubten Stadtführung abstrei- ckelt. 2020 habe ich mich mit dem Stadt- als Gast wünschen würde. Was wir haben, ist fen, ist die Idee. Wir pausieren damit das führungsunternehmen Mainzguide selbst- toll. Mir geht es darum, das Angebot zu er- ganze Jahr über nicht. Im Dezember gibt es ständig gemacht. Da ich aus einer Gastro- gänzen. Mainzguide möchte ich stärker in den ein Glühwein-Special. nomen-Familie stamme, kam zudem die Idee Fokus für Teamevents rücken. Unser Weinspa- einer Pop-up-Weinbar auf. So etwas funk- ziergang ist schon heute ein Gruppenerlebnis DIE FRAGEN STELLTE TORBEN SCHRÖDER, tioniert aber nur eine bestimmte Zeit, so- für bis zu 50 Personen. In naher Zukunft wer- IHK FÜR RHEINHESSEN Repor t 01/2023
Menschen & Unternehmen 11 ATTRAKTIVE ARBEITGEBER Audibene und Lignum³ ausgezeichnet Acht mittelständische Unternehmen sind vom Wirtschaftsministerium als „Attraktive Arbeitgeber Rheinland-Pfalz 2022“ ausge- zeichnet worden. Gelobt wurden agile, inno- vative und lösungsorientierte Maßnahmen, um Fachkräfte anzuwerben und langfristig zu binden. Unter den Preisträgern sind die Mainzer Unternehmen Audibene sowie die Lignum³ Zimmerei und Schreinerei. Der Hör- gerätehersteller Audibene wird für seinen hohen Grad an Digitalisierung bei der Er- möglichung von Heimarbeit prämiert. Lig- num³ wolle unter anderem mit digitaler Kommunikation von der Angebotserstellung bis zur Schlussrechnung das veraltete Image des Handwerkgewerbes neu beleben. „Inno- vationen sind der entscheidende Treiber für Investitionen, Produktivität und Beschäfti- gung sowie die Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt. BOEHRINGER Neuer Solarpark in Ingelheim 1,73 Millionen Euro nimmt das Pharmaun- konsequent in Technologien und Prozesse rastrukturprojekte. Sie sollen das Unterneh- ternehmen Boehringer Ingelheim für den zur wirtschaftlichen, regenerativen Erzeu- men der klimaschonenden Energieversor- Neubau einer großen Photovoltaik-Fläche in gung von Strom und der gleichzeitigen Re- gung seiner Standorte einen großen Schritt die Hand. Im Januar 2023 soll der Solarpark duzierung des Verbrauchs fossiler Energie- näher bringen. Im Rahmen der Projektent- mit insgesamt 2440 Modulen und einer Leis- träger“, sagt Jan Fassbender, Leiter Global wicklung für den Solarpark habe Boehringer tung von etwa einem Megawatt-Peak fertig Facilities & Engineering. Der Solarpark zählt auf eine starke Unterstützung durch die lo- gestellt sein. Eine Gigawattstunde an CO 2 - neben dem Bau eines neuen Biomasseheiz- kale Politik und einen konstruktiven Aus- freiem Strom beträgt der angestrebte, jähr- kraftwerks zum Investitionsprogramm von tausch mit den Umweltverbänden bauen liche Ertrag. „In Deutschland investieren wir über 200 Millionen Euro in nachhaltige Inf- können. Container Stahlbau Planen Realisieren Service Modul- und Containerbau Container Service Container Stahlbau Jetzt anfragen! 0 67 51 40 35 Optimales Preis- Modul- und Containerbau info@novocont.de Leistungsverhältnis. www.novocont.de Mit Garantie. Modul- und Containerbau Service Repor t 01/2023
12 Menschen & Unternehmen ALTSTADTBÄCKEREI Ingelheimer Familienbetrieb ausgezeichnet Die Altstadtbäckerei in der Altegasse in der Landesehrenpreis Rheinland-Pfalz im Oher-Ingelheim ist die drittbeliebteste Bä- Bäckerhandwerk 2021, der Faktoren wie ckerei in Rheinland-Pfalz: Das ergab eine Regionalität der Produkte und Nachhaltig- Umfrage des Wein- und Gourmetmagazins keit berücksichtigt. Beispielsweise ver- „Falstaff“, das zur Abstimmung aufgerufen kauft Finkenauer ab einer Stunde vor hatte. Mehrmals ist der traditionell hand- Geschäftsschluss seine restlichen werklich arbeitende, 1861 gegründete Fami- Waren in so genannten „Retter lienbetrieb von Bäckermeister Frank Finken- tüten“. Für einen Warenwert von Foto: stock.adobe hauer auch in der „Feinschmecker“-Zeit- zwölf Euro werden fünf Euro schrift unter die 500 besten Bäckereien bezahlt, die die Bäckerei für ei- Deutschlands gewählt worden. Hinzu kam nen guten Zweck spendet. GEMÜNDEN / ROOMSTONE Klimafreundlichen Carport entwickelt Die rheinhessische Unternehmensgruppe Gemünden hat gemeinsam mit der Roomstone GmbH aus Simmern ei- nen klimafreundlichen Carport entwickelt. Dieser soll eine rundum nachhaltige Lösung zum Aufladen von Elek- trofahrzeugen bieten. Das Ziel: Mit vielen umwelt- freundlichen Details einen möglichst niedrigen CO2-Fuß- Foto: Schott AG abdruck zu erreichen. So kombiniert der Carport Photo- voltaikmodule auf dem Dach mit dem Einsatz von Holz und umweltfreundlichem Geopolymerbeton. Die Beson- derheit: Gegenüber herkömmlichem Beton zeichnet sich der Geopolymerbeton nach Auskunft der Unternehmens- gruppe durch minimale CO 2 -Emissionen aus. SCHOTT PHARMA Neue Produktionsstätte in Ungarn 76 Millionen Euro investiert das Unternehmen Schott Pharma, eine Tochter der Schott AG, in eine neue Produktionsstätte für vorfüllbare Glasspritzen in Ungarn. „Mit diesen Spritzen lassen sich Biologika, Impfstoffe und die neueste Generation mRNA- basierter Medikamente sicher aufbewahren und verabreichen. Dadurch unterstützen wir die Pharmaindustrie, Patienten welt- weit mit lebenswichtigen Medikamenten zu versorgen“, sagt CEO Andreas Reisse. Im ungarischen Lukácsháza betreibt das Mainzer Unternehmen seit 1993 eine Niederlassung. 120 Arbeitsplätze sollen im Zuge der laut Plan 2024 abgeschlossenen Kapazitäts- Foto: Gemünden erweiterung geschaffen werden. Repor t 01/2023
Menschen & Unternehmen 13 MAINZER MOBILITÄT Verkehrsbetrieb kauft 23 neue Elektrobusse Die Stadtwerke-Tochter Mainzer Mobilität hat 23 neue Elektrogelenkbusse des Herstel- lers MAN erworben, die nach und nach in den Linienbetrieb integriert werden sollen. Jochen Erlhof, Geschäftsführer der städti- schen Verkehrsgesellschaft, spricht von einem „großen Schritt hin zur kompletten Dekar- bonisierung des ÖPNV in Mainz“. Das ge- samte Investitionsvolumen wird mit 26 Mil- lionen Euro kalkuliert, vom Bund gibt es eine Förderzusage für die Schaffung von Ladein- frastruktur über knapp zehn Millionen Euro. Jährlich sollen durch die neuen Busse nach Darstellung der Stadt rund 500.000 Liter Foto: Mainzer Mobilität Diesel eingespart werden. Mit Wärmepum- pen können die Busse geheizt und gekühlt werden. Als Reichweite werden „mindes- tens“ 200 Kilometer angegeben. Das Gewer- besteuer-Plus durch den Covid-Impfstoff- produzenten Biontech habe die Investition ermöglicht. Umzug? Lagerboxen von 1 bis 20m² cken Wir bieten Lösungen! Sicher, sauber, tro e klimaneutral gen D ie nstl ei st un Höhne-Grass Johannes-Kepler-Straße 16 55129 Mainz Telefon: 06131 - 959880 www.hoehne-umzug.de www.sb-lagerhaus.de Repor t 01/2023
14 Standortpolitik Fotos: Landeshauptstadt Mainz OB-Wahl in Mainz Wahlprüfsteine für die Wirtschaft Wer zieht ins Mainzer Rathaus ein? Sofern es keine Stichwahl gibt, wird am 12. Februar ein neues Stadtoberhaupt gewählt. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe hatten sich sieben Kandidatinnen und Kandidaten beworben. Die IHK für Rheinhessen hat alle nach ihrer Einschätzung zu Wirtschafts- und Biotech-Standort sowie Verkehrspolitik gefragt. Manuela Matz (CDU) Was ist Ihr wichtigstes Projekt für den borflächenbereitstellung und Accelerator- Wirtschaftsstandort Mainz und wie wür- programm. Es gilt die Biotechunternehmen den Sie es angehen? hier in Mainz optimal zu unterstützen und Biontech ist ein absoluter Glücksfall. Wir neue Unternehmen der Branche zu gewin- müssen alles dafür tun, dass das kein Ein- nen. Im Idealfall sind das Unternehmen aus zelfall bleibt. Daher arbeite ich jetzt an ei- der supply chain von Biontech. nem Ökotechcluster. Dieses soll Unterneh- men mit dem Kerngeschäft in der Klimafol- Darf und kann die Innenstadt dauerhaft genbekämpfung und -anpassung nach mit allen Verkehrsmitteln erreichbar sein, Mainz bringen. Das ist die beste Zukunfts- mit welchen Prioritäten? vorsorge und schafft neue Arbeitsplätze. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Frage der Verkehrsmittel in Städten eine Welche wären Ihre nächsten Schritte zum Glaubensfrage ist. Ich setze mich dafür ein, Biotech-Standort Mainz, auch um Start- diese Debatte nüchtern zu führen. Autos ups mit Flächenbedarf zu binden? und Parkplätze gehören für mich genauso Die Schaffung eines Biotech-Cluster mit zu einer lebendigen Innenstadt wie Fahr- Campus steht ganz oben auf der Liste. Hier radstraßen und spezielle Busspuren. Es sind wir gerade in der Bauleitplanung, Flä- kommt auf einen guten Mix an. Nur von chenbeschaffung und Neustrukturierung Fahrradfahrern und Busfahrern kann der des Technologiezentrums Mainz. Dieses Einzelhandel nicht leben. fördert Start-Ups aus der Branche mit La- Repor t 01/2023
Standortpolitik 15 Mareike von Jungenfeld (SPD) Was ist Ihr wichtigstes Projekt für den Welche wären Ihre nächsten Schritte zum Wirtschaftsstandort Mainz und wie wür- Biotech-Standort Mainz, auch um Start- den Sie es angehen? ups mit Flächenbedarf zu binden? Die wirtschaftliche Situation unserer Stadt Ich stehe zum Ausbau von Mainz zum in- war noch nie so gut wie heute. Aktuell steht ternationalen Biotechnologiestandort. Die der Erfolg der Biotechnologie zwar im Fo- Umsetzung hat begonnen und die Zurver- kus, dennoch halte ich es für wichtig, dass fügungstellung von Flächen hat oberste auch alle anderen Branchen, insbesondere Priorität. Das Technologiezentrum Mainz die mittelständischen Unternehmen als sowie die städtische Wirtschaftsförderung Stütze der Wirtschaftsstadt Mainz, konkur- als – neben der IHK – wichtigsten An- renzfähig bleiben, den wirtschaftlichen Er- sprechpartnern für Gründerinnen, Gründer folg verstetigen und von der positiven Ent- und Start-ups müssen komplett neu aufge- wicklung profitieren können. Dafür bedarf stellt werden, um den künftigen Herausfor- Darf und kann die Innenstadt dauerhaft mit es weiterer und nachhaltiger Investitionen derungen gewachsen zu sein. allen Verkehrsmitteln erreichbar sein, mit wel- in die Infrastruktur sowie verbesserte Rah- chen Prioritäten? menbedingungen im Bereich der Ausbil- Ja, auch zukünftig wird die Innenstadt mit al- dung und Qualifizierung. len Verkehrsmitteln erreichbar sein. Dennoch stehe ich für eine autoärmere Innenstadt, da dies die Aufenthalts- und Lebensqualität in der Stadt stark verbessern wird. Foto: Tine Knucke Christian Viering (Grüne) Was ist Ihr wichtigstes Projekt für den Welche wären Ihre nächsten Schritte zum Darf und kann die Innenstadt dauerhaft Wirtschaftsstandort Mainz und wie würden Biotech-Standort Mainz, auch um Start- mit allen Verkehrsmitteln erreichbar sein, Sie es angehen? ups mit Flächenbedarf zu binden? mit welchen Prioritäten? Mein wichtigstes Projekt ist es, Mainz als Der Ausbau des Life-Science- und Biotech- Eine starke Innenstadt ist eine, in der sich Innovationsstandort weiterzuentwickeln. nologiestandorts ist eine große Chance für Menschen wohl fühlen. Ich setze mich für Der Fachkräftemangel ist die größte Her- Innovation, Wohlstand und zukunftsfähige eine autoarme Innenstadt ein. Bei allen ausforderung unserer Zeit. Als Oberbürger- Arbeitsplätze. Durch eine ökologische Bau- Überlegungen muss man bewegungsbe- meister werde ich deshalb einen Runden weise, Versorgung mit erneuerbaren Ener- schränkte Menschen, Handwerksbetriebe Tisch starten, um den Mainz-spezifischen gien, Anbindung mit Bus, Bahn und Rad und Lieferverkehre mitdenken. In einer le- Fachkräftemangel zu identifizieren. Auch wird der Biotech-Campus ein grünes bendigen Innenstadt wird es immer eine um bezahlbaren Wohnraum und Kita-Plätze Leuchtturmprojekt. Für unsere zahlreichen Mischung von Handel, Dienstleistung und will ich mich aktiv kümmern. Zum Innova- Gründer und Start-ups will ich Unterstützer Wohnen geben, mit unterschiedlichem An- tionsstandort gehört auch eine modern und sein. spruch an verkehrliche Erschließung. digital aufgestellte Verwaltung. Repor t 01/2023
16 Standortpolitik Dr. Marc Engelmann (FDP) Was ist Ihr wichtigstes Projekt für den den Blick zu nehmen. Neben der reinen Be- Wirtschaftsstandort Mainz und wie wür- reitstellung von Büro- und Gewerbeflächen den Sie es angehen? ist auch auf die Aufenthaltsqualität in un- Die wichtigste Aufgabe für Mainz und den mittelbarer Nähe neuer Flächen zu achten, zukünftigen Oberbürgermeister wird sein, da zukünftig bei der Gewinnung von „High die dank des Erfolgs von Biontech zur Ver- Potentials“ neben monetären Anreizen, ins- fügung stehenden Mittel nach Abbau der besondere weiche Standortfaktoren eine Schulden so zu investieren, dass die Stadt Rolle spielen werden. nachhaltig davon profitiert. Bei Investitio- nen in Infrastruktur, zukünftige Wirt- Darf und kann die Innenstadt dauerhaft schaftskraft und Aufenthaltsqualität zur mit allen Verkehrsmitteln erreichbar sein, Gewinnung von Fachkräften würde ich mit welchen Prioritäten? ansetzen. Die Innenstadt muss auf absehbare Zeit für alle Verkehrsmittel in angemessener Zeit Welche wären Ihre nächsten Schritte zum erreichbar sein. Zum jetzigen Zeitpunkt Biotech-Standort Mainz, auch um Start- lässt sich kein Verkehrsmittel hinwegden- ups mit Flächenbedarf zu binden? ken, um den vielfältigen Mobilitätsbedürf- Um Start-ups auch langfristig binden zu nissen von älteren, kranken oder in der Mo- können, müssen wir notwendige Expansi- bilität eingeschränkten Menschen sowie onsflächen zur Verfügung stellen. Dabei ist Gewerbe, Handel und Logistik gerecht zu der Wirtschaftspark Mainz besonders in werden. Nino Haase (parteilos) Was ist Ihr wichtigstes Projekt für den Welche wären Ihre nächsten Schritte zum Wirtschaftsstandort Mainz und wie würden Biontech-Standort Mainz, auch um Start- Sie es angehen? ups mit Flächenbedarf zu binden? Auch mit den Biontech-Einnahmen bleiben Ich möchte für Mainz nachhaltige, flächen viele Herausforderungen: Vor allem der Aus- effiziente Ansiedlungen, die gute Arbeits- bau digitaler Infrastruktur sowie schlanke plätze bringen. Für die uninahen Standorte und schnelle Verwaltungsprozesse sind braucht es eine gründliche Prüfung der kli- wichtig. Die größte Aufgabe für Wirtschaft matischen Folgen. Auch hier ist mehr Per- und Verwaltung liegt im Fachkräftemangel. sonal der Schlüssel zur effizienten Planung. Ein echter Standortvorteil wären Investiti- onen in Aus- und Weiterbildung, um Fach- Darf und kann die Innenstadt dauerhaft kräfte (zum Beispiel Handwerk, Erziehungs- mit allen Verkehrsmitteln erreichbar sein, wesen, IT) zu gewinnen und zu binden. Zu- mit welchen Prioritäten? verlässige Kinderbetreuung, günstiger Ja, es gibt auch weiter Individualverkehr. Wohnraum, Förderung durch Stipendien – Besser als Verbote ist ein Mobilitätskon- so gewinnt man heute Personal. Und Mainz zept, das Verkehrsfluss fördert und Park- braucht endlich wieder ein Gründerzentrum. suchverkehr vermeidet. Wir müssen das Be- Dies möchte ich als OB gemeinsam mit der wohnerparken in die leeren Parkhäuser ver- lokalen Wirtschaft anpacken. lagern und P+R ausbauen. So gewinnen wir Raum für ÖPNV, Rad, Sharing, Gastro und Bäume und schaffen eine attraktive City. Repor t 01/2023
Standortpolitik 17 Martin Malcherek (Linke) Was ist Ihr wichtigstes Projekt für den aufgrund von Umwelt- und Eigentümerin- Wirtschaftsstandort Mainz und wie würden teressen blockiert werden kann. Wir müs- Sie es angehen? sen parallel andere Standorte und ein de- Das Wichtigste ist, die Innenstadt zu bele- zentrales Konzept prüfen. Wir müssen auch ben. Zurzeit herrscht da zu viel Leerstand. gleich die Folgen mitdenken: günstigen Wir brauchen ein neues Zukunftskonzept Wohnraum schaffen, um Verdrängung zu für den Einzelhandel. Wir müssen den Spon- verhindern – und für Neue attraktiv zu sein. tankauf aus dem Internet wieder in die Stadt bringen. Das schaffen wir, indem wir die Darf und kann die Innenstadt dauerhaft Aufenthaltsqualität verbessern. Wir brau- mit allen Verkehrsmitteln erreichbar sein, chen Orte, an denen sich die Menschen mit welchen Prioritäten? gerne treffen, um diese Orte werden auch Die Innenstadt muss vor allem über den die Geschäfte wieder besser laufen. ÖPNV, Rad (vernünftige Radwege!) und zu Fuß erschlossen werden. Dies verbessert die Welche wären Ihre nächsten Schritte zum Innenstadtqualität, nicht nur, weil man Biotech-Standort Mainz, auch um Start- nach dem Schoppen das Auto stehen lassen ups mit Flächenbedarf zu binden? kann. Kraftwagen müssen möglich bleiben, Um das Momentum zu nutzen, brauchen wir sollten aber auf das Notwendige beschränkt eine schnelle Lösung. Wir dürfen uns nicht werden (zum Beispiel für kranke und alte auf einen Standort im Frischluftentste- Menschen, Handel und Gewerbe). hungsgebiet (Saarstraße) fokussieren, der Welche wären Ihre nächsten Schritte zum Biotech-Standort Mainz, auch um Startu- ups mit Flächenbedarf zu binden? Zu Biontech heißt es: melken, melken, mel- ken! Solange die Stadt nicht schuldenfrei ist und AKK wieder zu Mainz gehört, brau- chen wir das Geld. Auch wenn die Politik sich für die Wirtschaft bücken muss (so wie immer). Und wir werden unvermietete Freiflächen in der Stadt enteignen, um sie Start-ups zur Verfügung zu stellen. Umso dümmer und elitärer die Idee des Start-ups Lukas Haker (Die Partei) ist, umso schneller bekommt man eine Flä- che gestellt. Was ist Ihr wichtigstes Projekt für den Wirtschaftsstandort Mainz und wie wür- Darf und kann die Innenstadt dauerhaft den Sie es angehen? mit allen Verkehrsmitteln erreichbar sein, Das wichtigste Projekt für die Wirtschaft in mit welchen Prioritäten? Mainz ist die Wiedereingliederung von AKK. Nein! Die Innenstadt darf nicht mit allen Hierdurch erschließen wir Produktionsflä- Verkehrsmitteln erreicht werden. Sie ge- chen und einen ganz neuen alten Absatz- hört ganz allein den Autofahrern, damit markt. Dazu starten wir ein Referendum, man so gut wie es nur geht zum Einzelhan- um mit dem Biontech-Geld die Stadtteile del und den mittelständischen Familienun- zurückzuholen. ternehmen kommt. Repor t 01/2023
18 Standortpolitik „Bündel an Krisen trifft Region mit aller Wucht“ GESCHÄF T SKLIMAINDE X Die IHK für Rheinhessen sieht die Erwartungen bzgl. Aufträge, Geschäftsmöglichkeiten unter Unternehmen Wirtschaft der Region vor einer 140 Belastungsprobe. Bei der Befragung 120 der Betriebe zum Herbst 2022 Indexwert 100 sind die Geschäftserwartungen 80 eingebrochen. 60 Frühjahr 2019 Herbst 2019 Winter 2019/20 Frühjahr 2020 Herbst 2020 Winter 2020/21 Frühjahr 2021 Herbst 2021 Winter 2021/22 Frühjahr 2022 Herbst 2022 Die Wirtschaft in Rheinhessen steht vor zum Zeitpunkt der Befragung im Frühherbst preise reagieren, antworten 55 Prozent, einer der stärksten Belastungsproben der noch relativ stabil: 27 Prozent melden eine dass sie die gestiegenen Kosten zum Groß- vergangenen Jahrzehnte. „Es ist ein ganzes gute, 56 Prozent eine befriedigende und teil an ihre Kunden weitergeben müssen. Bündel an Krisen, das unsere Wirtschaft mit 17 Prozent eine schlechte Geschäftslage. 44 Prozent der Betriebe reagieren mit wei- aller Wucht trifft“, sagt IHK-Hauptge- Aber die Erwartungen der Unternehmen für teren Investitionen in Energieeffizienzmaß- schäftsführer Günter Jertz. Neben der ihre Geschäftsentwicklung in den kommen- nahmen, 13 Prozent weichen auf andere Corona-Pandemie und dem Krieg in der den zwölf Monaten brechen deutlich ein: Energieträger aus, 12 Prozent reduzieren die Ukraine bringen Lieferengpässe, Personal- Nur noch 8 Prozent rechnen mit einer bes- Produktion oder die Angebote und 3 Prozent mangel und die explodierenden Energie- seren Geschäftslage, 37 Prozent hoffen auf planen eine Verlagerung der Produktion. Le- und Rohstoffpreise Betriebe in Existenznot. eine gleichbleibende Entwicklung und diglich 12 Prozent der befragten Unterneh- Die Anzeichen einer drohenden Rezession 55 Prozent befürchten einen Rückgang. men sind nicht oder kaum von den gestiege- verstärken sich. Das zeigt die Konjunktu- nen Energiekosten betroffen. rumfrage der Industrie- und Handelskam- Energie- und Rohstoffpreise weiterhin Die IHK-Befragung zeigt auch, dass Un- mer für Rheinhessen zum Herbst 2022: größtes Risiko ternehmen mit Blick auf den Fachkräfte- Demnach ist der Konjunkturklimaindex, Die Befragung der IHK macht deutlich, wie mangel selbst in der zurzeit unsicheren Lage Gradmesser für die wirtschaftliche Ent- groß der Druck auf die Betriebe ist. Als an ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wicklung in der Region, auf 77 Punkte ein- größtes Risiko für ihre wirtschaftliche Ent- festhalten: 17 Prozent der Betriebe planen in gebrochen – den schlechtesten Wert seit wicklung in den kommenden zwölf Mona- den kommenden zwölf Monaten sogar zu- Beginn der Befragung vor rund 20 Jahren. ten nennen 82 Prozent die Energie- und sätzliches Personal einzustellen, 62 Prozent „Ob Handel, Dienstleistungen oder In- Rohstoffpreise, gefolgt vom Fachkräfte- gehen von gleichbleibenden Beschäftigten- dustrie – die Krisenstimmung geht quer mangel (58 Prozent) und den weiteren Aus- zahlen aus und 21 Prozent wollen ihren Per- durch alle Branchen“, stellt IHK-Hauptge- wirkungen des Ukrainekriegs (57 Prozent). sonalstamm reduzieren. Dabei gestaltet sich schäftsführer Jertz fest. „Zusätzlich sehen Gut die Hälfte der Unternehmen macht sich die Suche nach Beschäftigten für viele Un- sich die Unternehmen vor einen wachsen- Sorgen um die Inlandsnachfrage und die ternehmen schwierig: So geben 55 Prozent den Bürokratie-Berg gestellt.“ Ob mit Blick wirtschaftspolitischen Rahmenbedingun- an, offene Stellen längerfristig – mehr als auf die Lieferketten oder das Arbeitsrecht gen – deutlich mehr als in den Umfragen zwei Monate – nicht besetzen zu können. – es koste die Unternehmen zunehmend davor. Die weitere Entwicklung der Coro- Nur 15 Prozent haben keine Schwierigkeiten Zeit und Geld, alle Dokumentationspflich- na-Pandemie rückt bei der Risikobewertung bei der Besetzung neuer Stellen und ten zu erfüllen. „Und das in einer Zeit, in weiter in den Hintergrund und wird nur 30 Prozent haben derzeit keinen Personal- der die Betriebe ohnehin gleich mehrere noch von gut einem Drittel der Betriebe bedarf. Kraftakte stemmen müssen.“ genannt. Immerhin zeigt sich die Geschäftslage Auf die Frage, wie die Unternehmen auf UTE STEGMANN UND MEL ANIE DIETZ, der befragten Unternehmen in Rheinhessen die hohen Strom-, Gas- und Kraftstoff- IHK FÜR RHEINHESSEN Repor t 01/2023
Standortpolitik 19 Repor t 01/2023
20 Titel Rheinhessen vor dem Spiele-Boom An Fachkräften fehlt es ausnahmsweise nicht – nun gibt es für die Games-Branche auch Förderbedingungen, um aufzuholen, was über Jahrzehnte verpasst wurde. Immer mehr Menschen spielen Computerspiele. Ob an genauso viele Frauen wie Männer spielen. Die Branche Handy, PC, Konsole oder Tablet, 60 Prozent der 6- bis wächst, der deutsche Games-Markt sprang 2021 um 69-Jährigen zählen zur Kundschaft der Games-Indus- 17 Prozent auf fast zehn Milliarden Euro Umsatz. trie. Und das sind keinesfalls nur Jugendliche und junge Wachstumstreiber ist das Smartphone, die mittlerweile Erwachsene. Ein knappes Drittel der Spieler ist nach beliebteste Spieleplattform. Die Deutschen geben eu- Angaben des Game-Bundesverbandes mindestens 50 ropaweit am meisten Geld für Computerspiele aus, mit Jahre alt. Auch ein weiteres Klischee stimmt nicht: Fast steigender Tendenz, die allen Krisen trotzt. Der Haken: Vom großen Kuchen bekommen die einheimischen Ent- wickler nur ein paar Krümel ab. 28.650 Menschen arbeiten nach Branchenangaben hierzulande im Bereich Games, vor vier Jahren waren es ähnlich viele. Nicht einmal fünf Prozent des heimi- schen Spiele-Marktes entfällt auf einheimische Pro- dukte. Gleichwohl spricht Ben Palfner von einer „Auf- bruchstimmung“. Anlass ist die veränderte Förderku- lisse. Seit 2019 gibt es Bundesmittel für Computer- spiele. „Seither verzeichnen wir ein gesteigertes Grün- dungsgeschehen“, sagt der Sprecher des „GameUp!“- Forums, in dem sich Spieleentwickler und Vertreiber auf Landesebene vernetzen. Palfner spricht von einer „Community, die zusammensteht und sich gemeinsam für bessere Bedingungen einsetzt“. Eine Einschätzung, Ben Palfner die vom kleinen Start-up bis zum internationalen Kon- zern bestätigt wird. Repor t 01/2023
Titel 21 „Andere Bundesländer sind weiter“ 2018 hatte sich der Game-Verband gegründet, als Zu- sammenschluss zweier Vorgänger. Dadurch, sagt Dirk Ringe, CEO des Ingelheimer Spieleentwicklers Envision Entertainment, ist eine ganz andere Schlagkraft ent- standen. „Es wurde sogar erreicht, dass das Förder- budget von 50 auf 70 Millionen Euro ansteigt, während überall sonst über Kürzungen gesprochen wird“, sagt Ringe. Größere Töpfe und weniger Bürokratie wünscht sich die Branche. Sowie deutlich mehr Landesmittel als den kleineren sechsstelligen Betrag, der in Rhein- land-Pfalz pro Jahr zugeschossen wird. „Hier steckt die Förderung noch in den Kinderschuhen“, sagt Ringe, „da sind andere Bundesländer viel weiter.“ Einst war die deutsche Spiele-Entwickler-Szene Vorreiter. Die erfolgreiche Strategiespielereihe „Die Karsten Lehmann, Ubisoft Siedler“ entwickelte Ringes langjähriger Geschäfts- partner Volker Wertich Anfang der 90er in Ingelheim, die Wirtschaftssimulation „Anno“ wurde viele Jahre in chenumsatz hierzulande mehr als verdreifacht. Erst Mainz konzipiert – beim Unternehmen Related De- 2008 hatte der Kulturrat einen Vorgänger des Game- signs, das den Ruf der Pionierarbeit genießt und mit- Verbandes als Mitglied aufgenommen. In der Zwi- samt dem Gründer-Trio mittlerweile über Zwischen- schenzeit wurde Deutschland als Entwickler-Standort schritte Teil des französischen Milliarden-Unterneh- abgehängt. Global aufgestellte Unternehmen, die viele mens Ubisoft ist. Eine durchaus symptomatische Ent- kleine Gründungen schluckten, verlagerten ihre Pro- wicklung. In den 80er Jahren, als die Spieleindustrie duktionsstätten mit Blick auf die Kostenseite. „Und der noch in ihren Kinderschuhen steckte, hat das japani- deutsche Markt war lange ein PC-Markt. Viele Her- sche Unternehmen Nintendo schon Vorläufer der heu- steller und Publisher haben den Trend zur Konsole tigen E-Sports-Events veranstaltet. Und eine eigene verpennt“, sagt Palfner. Unternehmenstochter in den USA etabliert. Die Aufholjagd hat begonnen Branche litt lange unter Schmuddel-Image Nun soll die Aufholjagd beginnen. Aktuell liegt die Sascha Vogel, Ubisoft „Das war eine Zeit, in der in Deutschland Videospie- Exportquote der deutschen Spieleentwickler bei knapp le-Automaten als Glücksspiel gebrandmarkt und in unter 50 Prozent – und damit markant höher als bei Spielhallen verbannt wurden“, blickt Palfner zurück, Filmen oder Büchern, die erst noch übersetzt werden „damals haben Computerspiele ein Schmuddel-Image müssen. Vorteil der Games-Industrie ist, dass das In- bekommen. Wir haben hier die unsägliche Killerspie- ternet als Vermarktungsplattform die meisten Markt- le-Debatte geführt, als Kanada schon Förderpro- barrieren beseitigt hat. Ringe erinnert sich an die Zeit, gramme aufgelegt hat. Und die gibt es immer noch, als die großen US-Handelsketten sich noch Regalmeter weil sie fiskalisch sehr lukrativ sind.“ Es war die Zeit, für Spiele bezahlen ließen. „Die westliche Welt defi- in der der Markt sich internationalisiert hat und die nieren wir inzwischen als Zielmarkt“, sagt der Chef des Produktionskosten für Spiele durch die Decke schos- 20-Mitarbeiter-Unternehmens, das sich auf Aufbau- sen. „In den 90ern war der deutsche Spielemarkt so und Strategiespiele spezialisiert hat. Mehrsprachigkeit groß, dass er den Entwicklern genügt hat“, erinnert in den Spielen ist längst Standard. sich Ringe, „als dann die Entwicklungskosten stiegen, Sascha Vogel und Karsten Lehmann sind fehlten hierzulande völlig die Strukturen, um da mit- Sprecher des Game-Landesverbandes. Vogel zuziehen.“ macht in seinem Sieben-Mitarbeiter- Transparente Nutzerbewertungen verlangen nach Start-Up Grimbart Tales gerade mit Qualität, die technologischen Möglichkeiten nach visionärem Grafikdesign interna- Budgets. Und die deutsche Politik begann erst sehr tional Furore. Lehmann ist spät mit der Bezuschussung. Als Bundeskanzlerin An- Public Affairs Director bei gela Merkel 2017 auf der Branchenmesse Gamescom Ubisoft, das allein in Computer- und Videospiele als „Kulturgut“ bezeichnet Mainz 170 Mitarbeiter, und Fördermöglichkeiten in Aussicht gestellt hatte, meist Spieleentwickler, schrieb das Schlagzeilen. Seither hat sich der Bran- beschäftigt. Beide stel- Repor t 01/2023
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