Afrika - eine Annäherung: Chancen und Perspektiven - Cassens & Plath Präzisions-Champion Bundesverfassungsgericht Kammer-Urteil - Handelskammer Bremen
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9.2017 Das Magazin der Handelskammer Afrika – eine Annäherung: Chancen und Perspektiven Cassens & Plath Bundesverfassungsgericht Präzisions-Champion Kammer-Urteil
Eine g CARL SC HÜ NE E MANN rausa me M VERLAG GMBH und e ine be rie, ei spann ginn n sma ende e Rom rter P WAS ZÄHLT SIND Unter Afrika nzwagen rivatd garan haltu e – etekt ng iv GENUSS, tiert. LEBENSLUST Lese UND SIE. prob und e weit www e re .schu Info enem an n-ve rlag. de Unternehmen brauchen Märkte. Aber Geschäfte mit etablierten Ländern wie der Türkei, Russland oder den USA werden schwieriger, seitdem dort politische Strukturen unkalkulierbar geworden sind. Stattdessen rückt Afrika stärker in den Blick. Spätestens seit sich die Bundesregierung wie auch verschiedene Wirtschaftsverbände und Afrika-Initiativen intensiver mit dem riesigen Kontinent beschäfti- gen, wird dessen erhebliches wirtschaftliches Potenzial deutlich. Keine Frage, Afrikas Wirtschaftskraft wächst stärker als die der Weltwirtschaft im Durchschnitt. Bremer Unternehmen pflegen schon seit vielen Jahrzehnten Geschäftskontakte in verschiedenen afrikanischen Ländern. An ihre Erfahrung lässt sich anknüpfen. Oft sind sie Experten für eine bestimmte Region. Denn: Es gibt nicht „das“ Afrika. Jedes der 54 Länder dieses Kon- tinents, jede Region hat neben einer eigenen Mentalität und Kultur einen anderen Stand der wirtschaftlichen und sozialen Entwick- lung. Während zum Beispiel Kenia als digitales Zentrum Afrikas gilt und Tansania seinen Willen zum Wachstum erklärt hat, ist die Si- tuation in West- und Zentralafrika schwieriger einzuschätzen. Viel- fach fehlt es an Bildung und Ausbildung sowie an verlässlichen politischen Strukturen. Afrika ist etwas für Unternehmerinnen und Unternehmer mit offenem Geist. Wer sich hier – vielleicht auch erst einmal vorsichtig – wirtschaftlich engagiert, erhält die Chance, junge Märkte mitzu- gestalten. Lassen Sie uns diesen Kontinent im Hinblick auf eigene Prosperität unterstützen. Wagen wir Afrika! Mix it! USM ist so vielseitig wie Ihr Leben: viel Platz und Wandelbarkeit für Sie und alle, mit denen Sie es teilen. Entdecken Sie die USM Sonderausstellung in unserem Showroom. Reinhard Sturm 06. September – 31. Dezember 2017 REINE R ACHE Eduard Dubbers-Albrecht Bremen-Krim mi Vizepräses 288 Seiten, Klappenbr pp oschur, € 14,90 [D] D] ISBN 978 -3 -96047- 007- 6 pro office Büro + Wohnkultur Martinistraße 47 - 49, 28195 Bremen Erhältlich im Buchhandel oder versandkostenfr nfrei beim Carl Schünemann Verlag Tel.: 0421.333930-0, Fax: 0421.333930-22 el.: 0421/36903-53 oder unter www..schuenemann-verlag.de Te uenemann-verlag.de www.prooffice.de wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 3 Besuchen Sie uns auch auf Facebook.
38 Hochwertig in Bremen und Bremerhaven ________________________________________ Nicht nur Kaffee: In Bremen hat der Teehandel Tradi- tion. Das Getränk liegt im Trend: Innerhalb von 10 Jah- ren stieg der Pro-Kopf-Konsum in Deutschland um 3 marktplatz auf 28 Liter. Das ist gut für das Land Bremen – eine Teehochburg wegen seiner Häfen und Händler. Eta- 6 Gesichter der Wirtschaft blierte Unternehmen – im Bild Michael Rolf von der 8 Aktuelles und Interessantes aus Paul Schrader GmbH & Co KG – wie junge Unterneh- Bremen und Bremerhaven men profitieren davon. 9 Smart Glasses 10 Fitness-Kolumne: Mehr als Kicken 11 Kopf des Monats: Junior Nzita Haptisch 12 Interview: Torsten Grünewald Fotos Frank Pusch , Wolfgang Heumer, BVG, Jörg Sarbach ________________________________________ 17 Handelskammer: Afrika auf der Agenda Heide und Peer Rüdiger haben vor einem Vierteljahr- titel hundert die Medienhaven GmbH gegründet: Die Me- dienagentur und Druckerei stellt ungewöhnlich schö- 18 Afrika Der Kontinent erwacht und entwickelt sich 54 ne und ausgefallene Print-Produkte her, mittlerweile rasant zum Investitionsstandort und Absatzmarkt. für Kunden aus aller Welt. Ihre Devise: „weniger ist Welche Chancen bieten sich? Und wo lauern Risi- mehr“. Sie setzen kreative Ideen technisch um: „Wir ken? Eine Annäherung an einen Kontinent. sind die Maurer, nicht die Architekten.“ magazin Nachrichten und Kurzberichte 24 Aus dem Plenum 25 Bundesverfassungsgericht: Kammer-Urteil Hochpräzise 26 Höhere Berufsbildung 27 IHK-Mitglieder Akzeptanzstudie ________________________________________ 28 Handelskammer-Konjunkturreport Ein Bremerhavener Unternehmen hält Kreuzfahrtrie- 32 Gespräch des Monats: Michael Ruch sen und Frachter auf Kurs: Cassens & Plath baut in Handarbeit jährlich 4.500 Magnetkompasse für die Schifffahrt und ist damit Weltmarktführer. Die ein- report 25 wandfreie Funktion hängt von einer Präzision in Mil- 34 Cassens & Plath Der Präzisions-Champion limeter-Bruchteilen ab. Auch im Zeitalter der Satel- 38 Medienagentur, Druckerei Der Medienhaven litennavigation sind nautische Instrumente aus Si- cherheitsgründen unabdingbar. infothek Service-Informationen und Veranstaltungstipps 42 Service-Qualität zertifiziert Höchstrichterlich 43 Geprüft: Sicherheitsfachkräfte ________________________________________ 46 Impressum Karlsruhe hat geurteilt: Das Bundesverfassungsge- Afrika 48 Veranstaltungen der Handelskammer Bremen richt hat die Verfassungsbeschwerden gegen die ge- ___________________________ 49 Preisverdächtig setzliche Mitgliedschaft und gegen die Beitragspflicht 50 Firmenjubiläen 34 der Industrie- und Handelskammern zurückgewiesen Nicht nur das Titelthema dieser 51 Bremen ABC und stärkt damit die funktionale Selbstverwaltung Ausgabe beschäftigt sich mit Af– rika – auch viele andere Berichte, In- 52 Börsen der Wirtschaft in Deutschland. terviews und Tipps. Achten Sie auf das kontinentale Symbol! dossier 54 So traditionell wie trendy: Teestadt Bremen 4 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 5
Gesichter der Wirtschaft Ilse Fliege, 76 Jahre Industriekauffrau, Unternehmerin Bremen Overseas Chartering und Shipping GmbH 19 Mitarbeiter Fotografiert von Jörg Sarbach Die Honorarkonsulin Die Zeiten, in denen Togo der Liebling deutscher Entwicklungspolitik war, sind längst vorbei. Franz Josef Strauss war dieser Perle in Westafrika – auf einem schmalen Landstrich eingezwängt zwi- schen Ghana und Benin – einst sehr zugetan. Ilse Fliege ist es immer noch. Sie hat dem Land und der Region fast ihr ganzes Berufsleben gewidmet. Ihre Liebe zu Togo, ihr Respekt für das Land, „das mir so viel gegeben hat“, ist ungebrochen. 1975 reiste sie für ein Schiffsmaklerunternehmen erstmals nach Afrika, 1996 wurde sie Honorarkonsulin für Togo. Besser eigentlich: Entwicklungspartnerin. So hat sie beispielsweise das Musikfestival Ketekpe in Sokodé initiiert und die Schirmherrschaft inne. Die Welt da draußen hat sie von klein auf fas- ziniert. Mit 19 ging sie (von Delmenhorst) nach Paris, lebte und arbeitete anschließend vier Jahre im Ausland. Für eine junge Frau war das Anfang der 1960-er Jahre höchst ungewöhnlich. Zurück in Deutschland, heuerte sie in Bremen bei einem Schiffsmakler an, der Geschäfte mit Westafrika machte. So verknotete der Zufall (und ihr perfek- tes Französisch) sie mit Togo und den Togolesen, „so liebenswürdig, so verlässlich, so gastfreund- lich.“ Sie erarbeitete sich einen exzellenten Ruf in Afrika: kompromissbereit und unkorrumpierbar, streng, aber korrekt. Respekt und Wertschätzung als Geschäftsbasis – und „dass man seine Rech- nungen bezahlt.“ Unwahrheit erträgt sie schlecht. Sie hat sich immer in der Welt und insbeson- dere in der Männerdomäne Schifffahrt behauptet und manche Nackenschläge ertragen (müssen). Sie war fast 50 – „Man muss mutig sein“ – da gründete sie noch ihr eigenes Unternehmen: die Reederei BOCS, die Break-Bulk-Geschäfte abwickelt. „Ich schaff das schon“, dachte sie sich. Hat sie! 7
MARKTPLATZ __________________________________________________________________________ Aktuelles und Interessantes aus Bremen und Bremerhaven Fotos Mathias Ibeler, DHL Cargonauten ___________________________________ Probiotisch: Putzkolonne Ob Elektronik oder günstige Kleidung – ______________________________________________ Fotos Frank Pusch, Oliver Tjaden mehr als 90 Prozent aller gehandelten Güter kommen auf dem Seeweg zu uns, Allein in Deutschland werden pro Jahr rund 220 Mil- meist per Container. Rund 40.000 Fracht- Smart Glasses lionen Liter Haushaltsreiniger verkauft, häufig belas- schiffe sind auf den Handelsrouten der ________________________________________________________ ten die enthaltenen Stoffe Mensch und Umwelt. Das Meere unterwegs – und mehr als eine Atlantic Hotel Sail City in Bremerhaven, eines der Million Menschen arbeiten auf diesen In den Lagern des Logistikunternehmens DHL werden jetzt rund größten Veranstaltungshotels in der Region, macht Schiffen. Angelehnt an die Seefahrer aus um den Globus Datenbrillen eingesetzt. Sie nutzen die Aug- es anders und setzt auf umweltschonende Reini- der antiken Sage sind sie moderne „Car- mented-Reality-Software xPick des Bremer Unternehmens Ubi- gung. Anstatt vier verschiedener Reinigungspro- Estland: voll digital gonauten“: Ihnen widmet das Hafenmu- max. Die Smart Glasses wurden zuvor weltweit in mehreren dukte kommen nur noch zwei probiotische Mittel ______________________________________________ seum im Speicher XI Pilotprojekten getestet. Die von den DHL-Mitarbeitern getra- mit effektiven Mikroorganismen zum Einsatz. Sie jetzt die gleichna- genen Datenbrillen blenden schrittweise Arbeitsanweisungen sind zu 100 Prozent biologisch abbaubar und enthal- Dr. William Mart Laanemäe (rechts im Bild) vertritt mige Ausstellung. und Hinweise ein, zum Beispiel wo sich der gesuchte Artikel be- ten keine Allergene. Die probiotischen Mikroorga- die Interessen Estlands in Deutschland. Jetzt war er Der Fotograf Oliver findet und wo er auf dem Wagen zu positionieren ist. Damit nismen ernähren sich allesamt mit Vorliebe von zu Gast in Bremen, im Rathaus und im Schütting, wo Tjaden und der Jour- entfällt der Bedarf für schriftliche Anweisungen. Der Kommis- Schmutz. Ihr unersättlicher Appetit treibt sie sogar er von Vizepräses Eduard Dubbers-Albrecht empfan- nalist Christoph sionierer hat die Hände frei und kann so effizienter und leichter in Fliesenfugen und an schlecht zugängliche Stellen. gen wurde. Digitalisierung stand im Mittelpunkt des Rasch haben diese arbeiten. „Die Umstellung auf probiotische Reinigungs- Gespräches, an dem auch Honorarkonsul Dr. Till Ass- „Wanderarbeiter zur In den internationalen Testläufen hat der Einsatz der Brillen mittel ist für uns ein vielseitiger Gewinn“, sagt Ho- mann (Bildmitte) und Vertreter der Unternehmen See“ aufgesucht und porträtiert. „Cargo- laut DHL zu durchschnittlichen Produktivitätssteigerungen von teldirektor Tim Oberdieck. „Wir schützen unsere Fides und Governikus teilnahmen. Estland gehört zu nauten“ gewährt, schreibt das Museum, 15 Prozent geführt und gleichzeitig die Fehlerquote reduziert. Mitarbeiter und Gäste, schonen die Umwelt und be- den führenden digitalen Gesellschaften in der EU. Es „vor allem einen intimen Blick auf die Darüber hinaus habe die nutzerfreundliche und intuitive Lö- nötigen deutlich weniger Reinigungsmittel, die auch gibt seit 2002 den elektronischen Personalausweis Menschen, die durch ihre Arbeitskraft die sung den zeitlichen Aufwand für die Einarbeitung und das Trai- noch besser reinigen und geruchsneutral sind. Zu- (IDCard), 99 % der Banküberweisungen werden per Globalisierung im heutigen Maßstab ning halbiert. „Die Lagerfachkräfte nutzen die neue Technologie dem ist keine Gefährdungsanalyse mehr notwendig, Internet getätigt, 95 % der Steuererklärungen elek- erst möglich machen – und die im weit- mit Begeisterung und äußern sich besonders positiv über das da die Produkte frei von Gefahrstoffen sind.“ Die tronisch abgegeben und 95% des Gesundheitswe- gehend automatisierten Welthandel fast geringe Gewicht der Datenbrillen und die Tatsache, dass sie Umstellung ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategie sens ist digitalisiert. unsichtbar bleiben.“ jetzt die Hände frei haben,“ so DHL. „Green Sail“ des Hotels. 8 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 9
MARKTPLATZ Sechserpack f i t n e s s - ko lum n e Buddha ______________________________________________________ ___________________________________________________________ Namentlich notiert ___________________________________________ B-Human ist erneut Weltmeister im Roboterfußball in der Stan- „Eine Voraussetzung für den Frieden ist der Respekt dard Platform League geworden. Es hat, wie schon 2013, alle vor dem Anderssein und vor der Vielfältigkeit des Le- Teilwettbewerbe dieser Liga gewonnen. Das gemeinsame Team bens“, sagt der Dalai Lama. Der Friedensnobelpreis- Rainer Wohlers ist in die Geschäftsführung der der Uni Bremen und des Deutschen Forschungszentrums für träger schenkt Bremen ein universelles Friedens- Melchers Management GmbH beru- Künstliche Intelligenz (DFKI) hat bei der diesjährigen RoboCup- symbol, das in der botanika aufgestellt worden ist: eine 2,4 Meter fen worden, der Komplementär- WM in Nagoya (Japan) vom 27. bis 30. Juli 2017 sowohl den hohe vergoldete Buddha-Statue. Der „Friedens-Buddha für Eu- gesellschaft der C. Melchers Champions Cup als auch die Mixed Team Competition und die ropa“ ist verbunden mit einer Vision und Initiative des Dalai Lama, GmbH & Co. KG. Dort wird er als Technical Challenge für sich entscheiden. mehr als kicken der auf jedem Kontinent der Erde eine solche Friedens-Statue er- Chief Financial Officer (CFO) bis ______________________________________________ richten möchte. Bremen ist als Standort für Europa ausgewählt. zum Ablauf dieses Jahres sukzes- Foto B-Human/Universität Bremen/DFKI GmbH Die Statue richtet sich an alle Menschen, ungeachtet ihrer religiö- sive Zuständigkeiten im Bereich Rech- Es gibt ihn schon seit 2003: den African Football Cup sen, kulturellen oder ethnischen Zugehörigkeit. Ihre zentrale Be- nungswesen und Verwaltung übernehmen. Der Bremen. In diesem Sommer fand er zum 13. Mal deutung ist also weniger eine buddhistische als vielmehr ein Auf- Wirtschaftsingenieur war nach Stationen in statt. Gewonnen hat die Mannschaft des ruf zu Gewaltfreiheit und zur Völkerverständigung. einer großen Geschäftsbank und in der Unter- westafrikanischen Landes Gambia. Veran- nehmensberatung zuletzt CFO der Nehlsen AG. stalter ist der Pan-Afrikanische-Kulturver- ein. 16 Mannschaften nehmen an dem Gordon Hargreave hat Ulrich Sasse in der Ge- Cup teil. In ihnen spielen Afrikaner, die in schäftsführung der Bremer Rheinmetall Electro- Bremen leben. Der Andrang ist so groß, dass mittler- nics GmbH abgelöst. Sasse ist in den weile Wartelisten geführt werden und das Konzept Ruhestand gegangen. Hargreave Der nun 6-fache Weltmeister und 9-fache Deutsche sowie überarbeitet wird, so dass nach der Pause im nächs- wurde gleichzeitig Sprecher der Europameister war in Japan mit 11 NAO-Robotern, 9 aktuellen ten Jahr 2019 ein neuer Cup an den Start geht. dreiköpfigen Geschäftsführung und ehemaligen Studierenden der Uni Bremen sowie den Wis- Es wird nicht nur gekickt. Das Turnier ist auch mit Helmut Möring und Thors- senschaftlern Dr. Thomas Röfer vom DFKI-Forschungsbereich ein soziales und integratives Projekt. Deutsche und ten Quade (CFO), zugleich leitet er Cyber-Physical Systems und Dr. Tim Laue von der Uni Bremen Afrikaner treffen sich, reden über Fußball, bauen die Division Electronic Solutions und vor Ort. Während 2016 lediglich in der Outdoor Competition auf Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit ab. Neben dem ist Mitglied des Bereichsvorstandes von Rhein- KO P F D E S M O N A T S Kunstrasen gespielt wurde, traten die NAOs bei dieser WM erst- Cup organisiert der Kulturverein auch Konzerte, Le- metall Defence, der Verteidigungssparte der mals in allen Wettbewerben auf diesem Untergrund an. Damit sungen und Diskussionen. Außerdem unterstützt er Er ist ein ehemaliger kongolesischer Düsseldorfer Rheinmetall AG. wurde das zweibeinige Laufen für die humanoiden Roboter Afrikanerinnen und Afrikaner bei der Integration in Kindersoldat, der zum Friedensarbeiter deutlich anspruchsvoller, gleichzeitig näherte man sich weiter Bremen. wurde und ehrenamtlicher UN-Bot- Christa Fuchs, die Aufsichtsratsvor- den Bedingungen echter Fußballspiele an. Seit Jahren wächst das Interesse der Bremer an schafter ist: Jetzt erhält Junior Nzita den sitzende der OHB SE und der dem Turnier. Am Finaltag sind mehr als 5.000 Zu- OHB System AG, erhält den 8. Internationalen Bremer Friedenspreis schauer in die Pauliner Marsch gekommen. Neben AMW-Award 2017. Sie wird für der Stiftung die schwelle. Er wurde als dem Sport gibt es afrikanische Musik zu hören und ihre herausragenden beruflichen afrikanisches Essen zu probieren. Auch Vertreter aus 12-Jähriger aus einem Internat entführt Leistungen und ihr gesellschaftli- Politik, Wirtschaft und Sport sind immer mit von der und musste 10 Jahre lang in der kongo- ches Engagement geehrt. Es ist der 15. Partie. lesischen Befreiungsarmee kämpfen. Preis, den der gleichnamige Verein verleiht. WÄRME I SANITÄR I KLIMA I KÄLTE Viele Bremer Unternehmen unterstützen den Über seine traumatischen Kriegserfah- African-Football-Cup und den Kulturverein, bei- rungen hat er ein Buch geschrieben. Stefan Tilk, bis Ende April 2017 Geschäftsführer spielsweise becker+brügesch, Gewoba, Lorel Logis- der Fitness First Germany GmbH, gehört jetzt Nzita unterstützt eine Hilfsorganisation, tik, Money Gram, Utsami Kaffee, die AOK und der SV zum Führungsteam von Hansefit, der Firmenfit- Johann Osmers GmbH & Co. KG die sich um ehemalige Kindersoldaten Werder Bremen, die beiden letzteren bereits seit vie- ness Marke von i2c idea 2 consulting e.K. Auf der Höhe 4 I 28357 Bremen Tel. (0421) 871 66 - 0 len Jahren. (Maximilian Niederstein) kümmert und ihnen schulische bzw. Fax (0421) 871 66 - 27 Ausbildungsperspektiven verschafft. www.johann-osmers.de 10 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 11
MARKTPLATZ i n t e rv i e w OHB Digital Services GmbH Diversity Die Hochschule Bremen ruft ______________________________________________ im Namen aller Träger zum 8. Mal dazu auf, sich für den Bremer Diversity Die megatel GmbH, ein Tochterunternehmen des Preis (Der bunte Schlüssel) zu bewer- Bremer Technologieunternehmens OHB SE, tritt ben. Es geht dabei um Vielfältigkeit, jetzt unter dem Namen OHB Digital Services GmbH Chancengleichheit, Mitbestimmung und Teil- im Markt auf. Damit sollen die Kernaktivitäten des habe. Der Preis prämiert die wirksame, beispiel- Unternehmens im Bereich des digitalen Wandels und innovativer Dienstleistungen klarer herausge- hafte Nutzung und Gestaltung von Vielfalt in stellt und die unternehmensübergreifenden Poten- der eigenen Organisation oder im Team, die po- Fotos Frank Pusch , Helmut Stapel märkte erkunden ziale stärker genutzt werden. Zugleich soll die Na- sitive Darstellung von Vielfältigkeit nach außen mensänderung die Zugehörigkeit zur OHB Gruppe und die Bekämpfung diskriminierender Struk- Torsten Grünewald, Handelskammer-Geschäftsbereich hervorheben. Die OHB Digital Services GmbH bietet turen. Die Konzepte, Maßnahmen oder Akti- seit 25 Jahren IT-Lösungen an. Das Team von 60 Spe- International, organisiert Delegationsreisen. vitäten können Nationalität, Ethnizität, Ge- zialisten besteht aus Ingenieuren, Informatikern, schlecht, Alter, sexuelle Orientierung, körperli- Herr Grünewald, welchen Sinn und Zweck haben Delegationsreisen? Medienwissenschaftlern und Wirtschaftswissen- Es geht darum, neue Märkte kennenzulernen, Geschäftskontakte ins schaftlern. che und geistige Befähigung, Weltanschauung, Ausland zu knüpfen und Bremen und Bremerhaven als Wirtschaftsstand- https://ohb-ds.de Religion, Wissensdisziplin etc. thematisieren. orte zu bewerben. Auch können die Teilnehmer neue Netzwerke auf- bauen. Es gibt im Allgemeinen vier Typen: die klassische Markterkun- Bewerbungsschluss ist am 2. Oktober 2017. Per Ultraschall dungsreise, mit der wir neue, häufig noch unbekannte Märkte vorstellen möchten; die Delegationsreisen in bereits bekannte und etablierte www.diversity-preis-bremen.de ______________________________________________ Städte, die der Kontaktpflege und der Förderung von bestehenden Handelsbeziehungen dienen; die Delegationsreisen mit einem speziellen Ein innovatives System sorgt für Aufmerksamkeit in Branchenschwerpunkt und schließlich Ad-hoc-Reisen aufgrund einer der Lebensmittelwirtschaft: Das Bremerhavener In- bestimmten Aktualität. stitut für Lebensmitteltechnik und Bioverfahrens- Wie werden die Reiseziele bzw. Regionen ausgewählt? technik hat ein Verfahren entwickelt, mit dem Eine große Rolle spielen aktuelle Entwicklungen und Trends auf dem tiefgefrorener Fisch in Rekordzeit und energiespa- Weltmarkt, die wir intensiv beobachten. Und natürlich bekommen wir auch anhand von Anfragen, der vielen Gespräche mit unseren Mitglieds- rend aufgetaut werden kann. Er schmeckt, als käme unternehmen oder aus dem regelmäßigen Austausch mit den deutschen er gerade aus dem Wasser. Gut zwei Jahre haben die Auslandshandelskammern einen guten Eindruck, welche Zielmärkte für Forscher daran gearbeitet. Sie nutzen eine Idee aus unsere Standorte interessant sein könnten. dem Bereich der Backwaren, in dem feiner Nebel Wie wird die Reise vorbereitet? beim Gären von Teig oder zum Abkühlen von Bröt- Nach der Identifikation des Reiseziels und der Terminabstimmung chen eingesetzt wird. „Wir tauen hier im Gegensatz definieren wir den gewünschten Reiseverlauf, kalkulieren das Budget, zu anderen Verfahren nichts mit Hitze oder anderen führen Gespräche mit den Reisebüros. Der Charakter einer Reise wird Dingen auf. In der Kammer sind nur gut sechzehn möglichst früh bestimmt. Dann sprechen wir mit Kooperationspartnern, seien es benachbarte Kammern der Metropolregion oder lokale Institu- Grad“, so der Lebensmitteltechniker Dennis Fehner tionen, klären die politische Begleitung und binden wichtige Partner wie (im Bild). Das Prinzip basiert auf Ultraschall. Der die deutschen Auslandshandelskammern, Kammern im Zielland, Wirt- Nebel im Versuchsschrank des BILB ist so fein, dass schaftsförderungen, Botschaften, Konsulate etc. ein. er in den gefrorenen Fisch eindringt und dadurch die Wie lange dauert eine solche Planung? Wärmeleitfähigkeit des Fischfleisches extrem er- Es gibt einen Vorlauf von 12 bis 18 Monaten, die konkrete Umsetzung höht. Der Fisch taut so schneller auf. Ein Unterneh- und die Akquisition der Teilnehmer startet ein dreiviertel Jahr vorher. Bei men in Leipzig hat bereits eine große Anlage in- den Ad-hoc-Reisen sind die Planungsvorläufe kürzer. Aktuell bereiten wir eine Reise nach Kapstadt, Windhoek und Walvis Bay vor, um die wirt- stalliert und arbeitet mit dem Verfahren. schaftlichen Potenziale dort auszuloten. Afrika ist als Markt lange ver- (Helmut Stapel) nachlässigt worden – es gibt viele gute Projekte und Ansätze, die wir unseren Unternehmen aufzeigen wollen. Wir möchten Unternehmen motivieren, sich stärker mit Afrika als Zukunftsmarkt zu befassen. 12 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017
MARKTPLATZ Ihre Spezialisten für Erneuerbare Energien Der Kochlöffel africanfoodmap.com ______________________________________________ Chakalaka, Tabouleh, Baobab-Blätter, Yamswurzel (im Bild), Kalembula und Steak vom Springbock – Fotos 123RF, wpd brauche ich das, um typisch afrika- nisch zu kochen? Oder kann ich beim Fufu auch Pfanni-Kartoffel- Püree nehmen? Wenn Sie sich in afrikanischer Esskultur auskennen, werden Sie sich manches zu be- wpd windmanager in Finnland schaffen wissen. Auf Pfanni-Püree werden Sie wahr- ________________________________________________________ scheinlich eher verzichten. Das Springbock-Steak überlassen wir dem interna- wpd windmanager hat drei neue Windparks in Finnland über- tional hoch-dekorierten nommen: Vihreässari, Jeppo und Haukineva. In Finnland baut Starkoch Peter Tempelhoff der Bremer Betriebsführer damit sein Portfolio von 7 auf 10 Pro- („The Green- house“, siehe jekte aus und stärkt so seine Marktposition. „Bei der Wahl des Baedecker oder DuMont- Betriebsführers waren unter anderem die Erfahrung und das Reiseführer Kapstadt). Know-how die ausschlaggebenden Kriterien“, teilte der däni- Wer interessiert, aber noch unsicher ist, geht in sche Projektierer European Energy mit. „Diese Expertise spielt Bremen zum Probeessen ins Kamayan, ins Christy’s für den langfristigen Betrieb der Windparks eine zentrale Rolle.“ oder ins Bendula und bestellt zum Vorverkosten ei- Das Asset Management hat das Schweizer Unternehmen re:cap nige afrikanische Importweine bei Ludwig von Kapff. global investors ag inne. Fest steht: „Die“ afrikanische Küche gibt es nicht! Es Neben den drei neuen finnischen Projekten hat wpd wind- gibt unglaublich viele, teils mit europäischen, asia- manager mit dem Windpark Czyzewo auch in Polen ein weite- tischen und arabischen Einflüssen. res Projekt in die Betriebsführung übernommen. wpd wind- Wer hier schon mal Freunde aus Griechenland manger beschäftigt mehr als 345 Mitarbeiter, die sich im In- und „zum Griechen“ oder chinesische Gäste „zum Chine- Ausland um rund 340 Windparks mit 1.870 Windenergieanla- sen“ eingeladen hat, weiß, das kann ein Risiko sein. gen und einer Gesamtleistung von 3.720 Megawatt kümmern. Natürlich können Sie auch selbst kochen. Gute afri- Mit dieser Leistung kann man mehr als 4 Millionen 4-Personen- Warum sollte ein Bankberater Ihre unter- kanische Kochbücher sind aber Mangelware. Hilf- Haushalte mit Strom versorgen. Das Unternehmen ist in nehmerischen Ziele kennen? Damit er Ihnen I mit Leidenschaft für die Branche reich ist ein Blick auf africanfoodmap.com, wo Deutschland die Nr. 1 im Bereich der Betriebsführung Windener- und u Weitblick für neue Potenziale in jeder Tuleka Prah interessante Rezepte vorstellt, die tat- gie onshore. Situation zur Seite stehen kann. Auch sächlich vor Ort zubereitet werden. Derweil zimmert wenn das mal in 150 Metern Höhe ist. Bremens Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz an www.windmanager.de, www.re-cap.ch, einem großen Afrika-Netzwerk. Vielleicht werden www.europeanenergy.dk dabei ja nicht nur (neo-) kolonialistische Fakten, son- Mehr unter bremerlandesbank.de/erneuerbare-energien dern auch kulinarische Hinweise gesammelt? Gutes Essen verbindet. (Reinhard Wirtz) Besuchen Sie uns: 12. - 15. September 2017 Halle 4 > Stand A10 14 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017
MARKTPLATZ Neue Bahntransporte ________________________________________________________________________________________________ Die Handelskammer: Wilhelmshaven besser angebunden Afrika auf der Agenda 2017/2018 Der Eurogate Container Terminal Wilhelms- haven hat sein Angebot an Bahnverbin- dungen in die Rhein-Ruhr-Region ausgebaut. Einmal wöchentlich verkehren jetzt Containerzüge zwischen dem Terminal Wilhelms- haven und dem Container Terminal Dortmund. Die Rhein-Ruhr-Region zählt zu den Au ß e n w i rt s c h a f t s tag bedeutendsten Wirtschaftszentren Deutschlands mit einem hohen Außenhandelsanteil. „Außenwirtschaft im Umbruch“ Neben Anbindungen an das europaweite Bahnnetz ist der Dortmunder Hafen über das Kanal- heißt es auf dem 12. Deutschen netz auch mit allen wichtigen deutschen und europäischen Binnenhäfen verbunden. Mittlerweile Außenwirtschaftstag am 19. April 2018 in Bremen. werden am Rail Terminal Wilhelmshaven wöchentlich bis zu 25 Containerzüge abgefertigt. D e l e gat i o n s r e i s e Afrika und Entwicklungspolitik Bahn-Sammelcontainer aus China Die Kopf & Lübben Cargo Services hat jetzt eine wöchentliche werden thematisiert: Im Juni 2018 führt eine Verbindung von Zhengzhou nach Troisdorf bei Köln geschaffen. Die Bremer sind an 13 Standorten in China www.aussenwirtschaftstag.de. Delegationsreise Unternehme- rinnen und Unternehmer nach präsent und bieten seit Jahren FCL (Vollcontainer)- und LCL (Stückgut)-Dienste von und nach China an. Afrika. Ziele sind Kapstadt, Die neue Verbindung führt direkt ins Ruhrgebiet und dauert 15 Tage. Damit sei der LCL-Dienst schneller als Windhoek und Walvis Bay. Infos Seefracht und viel günstiger als Luftfracht. Weitere Pluspunkte seien die Zuverlässigkeit der Bahntransporte hat Torsten Grünewald, ländernetzwerke und ihre Umweltfreundlichkeit, so Kopf & Lübben. Telefon 0421 3637-250, Die Handelskammer gruenewald@handelskammer- unterhält zwei Länder- bremen.de. netzwerke zum regelmäßigen Erfahrungsaustausch: Nordafrika und Subsahara-Afrika. Die wichtigsten Erfahrungen im Leben macht man nicht im Konferenzraum. diskussion „Afrikapolitik im Wandel – i m h au s Neuausrichtung und Umset- schütting zung“: Auf der Veranstaltung Der neue Panamera 4 Sport Turismo. diskutieren Vertreter der Bundesregierung, der Deut- Bestellbar bei uns im Porsche Zentrum Bremen. Porsche Zentrum Bremen schen Afrika-Stiftung, von Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Sportwagen-Center Schmidt + Koch GmbH Germany Trade & Invest und Stresemannstraße 1–7 · 28207 Bremen Honorarkonsul Volker Kröning Grafik 123RF, presse,contor Tel.: +49 421 4495-255 über politische Handlungs- Fax: +49 421 446696 optionen und den G-20-Gipfel: www.porsche-bremen.de 24. Oktober, 16:00 -18:00 Uhr Kraftstoffverbrauch (in l/100 km): innerorts 10,0–9,9 · außerorts 6,7–6,6 · kombiniert 7,9–7,8; CO2-Emissionen kombiniert 180–178 g/km 16 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 17
TITEL AFRIKA Der Kontinent entwickelt sich rasant zu einem Investitionsstandort und Absatzmarkt. Welche Chan- cen bieten sich, wo lauern Risiken? – Eine Annäherung an einen Kontinent, zu dem Bremer Unternehmen schon lange Beziehungen pflegen und der mehr zu bieten hat als Natur, Rohstoffe oder Krisen. Von Wolfgang Heumer (Text) I ch hatte eine Farm in Afrika.“ Noch im- mer wird das Image des schwarzen Kon- tinents von Bildern geprägt, wie sie die dänische Schriftstellerin Tania Blixen in ih- rem (legendär verfilmten) Buch „Jen- Afrika, das ist seits von Afrika“ beschrieben hat. Es sei Vielfalt pur: 54 Staaten auf einer denn, die Welt wurde durch Auf- Fläche von 30 nahmen von Hunger- und Dürre- Millionen Quadrat- katastrophen, Bürgerkriegen oder kilometern, 1,1 Milliarden Menschen Völkermorden aufgeschreckt. Doch aus mehreren 1.000 auch die „Wahrheit im Morgenlicht“, Ethnien. die Ernest Hemingway 1953 in seinem letzten Afrika-Tagebuch über das beginnende Ende der Ko- lonialzeit beschrieb, sieht heute ganz anders aus. Die Handelskammer wird den Kontinent in den kom- „Das Bruttosozialprodukt in den meisten Staaten wächst menden Monaten zu einem jährlich um fünf bis zehn Prozent, in manchen Staaten lag Schwerpunkt ihrer Dienstleis- Foto 123RF tungen für die Wirtschaft im das Wachstum in den vergangenen Jahren sogar im zweistel- Zwei-Städte-Staat machen. ligen Bereich“, sagt Dr. Karsten Galipp, Afrikadirektor des (siehe auch Seite 17). weltweit agierenden Planungsbüros Inros Lackner. Bereits Kapstadt, sein Hafen und seine Docks: Im Juni 2018 führt eine Delegationsreise der vor Jahren hatte die chinesische Wirtschaft das ökonomische Handelskammer nach Südafrika, um die Perspektiven Potenzial dieser Wachstumsraten erkannt. Jetzt ziehen deut- vor Ort zu erkunden. sche Unternehmen nach – die Handelskammer Bremen wird den Kontinent in den kommenden Monaten zu einem 18 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 19
TITEL Schwerpunkt ihrer Dienstleistungen für die Wirtschaft im schen Komponenten: Sie entwickeln sich neben der traditio- Zwei-Städte-Staat machen (siehe auch Seite 17). nellen Bedeutung Afrikas als Rohstoff-Lieferant mit wach- Viele Original-Exponate im Überseemuseum bezeugen, sender Geschwindigkeit. dass Afrika schon vor Jahrzehnten die bremische Wirtschaft In weniger als drei Jahrzehnten hat Afrika Entwicklungen beschäftigt hat. Für heutige Unternehmen zahlt sich offenbar vollzogen, die in Europa ein ganzes industrielles Zeitalter aus, dass Deutschland im Gegensatz zu anderen Europäern benötigt haben. Noch in den 1980er Jahren waren Autos und nur kurz als Kolonialmacht auf dem schwarzen Kontinent Kraftstoff Mangelware in den Städten – heute herrscht dort auftrat und – abgesehen von Namibia – kaum verbrannte Er- ein Verkehrsaufkommen, das sich kaum von den Staus in de hinterließ. „Deutsche Unternehmen und Produkte genie- europäischen Metropolen unterscheidet. Bis heute gibt es in ßen dort grundsätzlich einen guten Ruf“, so Galipp. Offen ist den meisten Ländern kein nennenswertes Telefon-Festnetz, dabei, welchen Beitrag die umfangreichen Entwicklungshil- aber seit Mitte der 1990er Jahre schossen Mobilfunkmasten feprojekte staatlicher und halbstaatlicher Organisationen wie Pilze aus dem Boden. Das Smartphone ist mittlerweile sowie der politischen Stiftungen aus Deutschland insbeson- das wichtigste Kommunikationsmittel des Kon- tinents und dere seit den 1970er Jahren zu dem Ruf geleistet haben. Frü- zugleich ein wesentlicher Informationsträger, der selbst in her waren diese Programme in den Ländern beliebt, heute ländlichen Gegenden häufig intensiver genutzt wird als in hat sich die afrikanische Erwartungshaltung gegenüber den Europa. Dementsprechend steht der Aufbau einer entspre- Industrienationen deutlich verändert: „Europa sollte Afrika chenden Infrastruktur im Mittelpunkt. als Investitionsmöglichkeit betrachten, es als potenziellen „Nur ein Drittel der Bevölkerung hat Zugang zu Elektrizi- Markt sehen und nicht als Problem. Afrika hat viele Mög- tät“, sagt Michael Ruch, Chef der Achelis-Gruppe. Ein Beispiel: Zeitenwandel in Afrika: Technologisch überspringt der lichkeiten, wenn es sein Potenzial zielstrebig nutzt“, sagt Das Bremer Handelshaus ist seit den 1960er Jahren vor Foto Wolfgang Heumer Kontinent derzeit im Vergleich zu Europa eine ganze Entwicklungs- Kandeh Yumkella, Wissenschaftler aus dem westafrikani- allem im Osten Afrikas aktiv, vertreibt dort Ausrüstungen stufe. Ein Telefonfestnetz gibt es bis heute kaum. Aber das schen Sierra Leone und ehemaliger Generaldirektor der UN- für Krankenhäuser genauso wie technische Produkte, etwa Smartphone ist längst selbstverständliches Kommunikations- Organisation für industrielle Entwicklung. Baumaschinen. Zum Verkauf kommt ein umfassender Af- mittel – wie auf dieser Kaffeefarm am Fuß des Kilimandscharos. ter-Sales-Service einschließlich eigener Werkstätten vor Ort. Chancen durch unternehmerisches Engagement „Die Politik hat Afrika entdeckt“, stellt Ruch anerkennend Ob die Politik Afrika als Chance oder Problem erkennt, ist fest, verbindet damit aber auch konkrete Erwartungen wie derzeit umstritten. Dass der Bundesminister für wirtschaft- zum Beispiel verbesserte Hermes-Bürgschaften. hoher Schuldenberge und knapper Steuereinnahmen nach auf den Kontinent. Das private Engagement dort hat zudem liche Zusammenarbeit, Dr. Gerd Müller, zunächst einen internationalen Standards nicht als kreditwürdig gelten. eine (welt-)politische Bedeutung: Stabile Verhältnisse in den „Marshallplan für Afrika“ vorlegte, sorgte für Irritation auf Es fehlt an Geld „Afrika bietet viele Möglichkeiten, ist aber kein El Dorado’“, Ländern entlang des Mittelmeeres sind eine wesentliche dem Kontinent, die sich auch nach der Umbenennung in In der Tat ist das Thema Finanzen nach wie vor eine der so Dr. Karsten Galipp. Den Ländern mangele es an Geld; In- Voraussetzung für den Frieden in der gesamten Region und „Marshallplan mit Afrika“ nicht gelegt hat. Auch das Stich- größten Herausforderungen für die wirtschaftliche Ent- frastrukturprojekte werden nach seiner Beobachtung zu- dem angrenzenden arabischen Raum sowie der Sahel-Zone. wort „Fluchtursachenbekämpfung“ deutet eher auf ein Pro- wicklung. Nach Schätzungen des Deutschen Instituts für meist aus Entwicklungsfonds und zum Teil auch aus chine- blem hin – allerdings auf eines, das Afrika und Europa ge- Entwicklungspolitik (DIE) fehlen in Afrika jährlich rund 50 sischen Geldquellen finanziert; und laut Gallip wächst auch Afrika ist keine homogene Masse meinsam haben: „Wenn wir verhindern wollen, dass Men- Milliarden US-Dollar und damit die Hälfe der notwendigen das Interesse kommerzieller Bankhäuser an einem Engage- Ostafrika ist vielleicht der Teil des Kontinents, der die größ- schen ihre Heimat gezwungenermaßen verlassen, müssen Mittel, um die Infrastruktur nennenswert auszubauen. Folg- ment in Afrika. ten Entwicklungspotenziale bietet. Kenia gilt als das digitale die Industrienationen dazu beitragen, durch eine wirtschaft- lich stagniert der Infrastrukturindex seit 2010 bei etwa 60 Das unterstreicht die Überzeugung der Handelskammer, Zentrum Afrikas, Tansania hat den erklärten Willen zum liche Entwicklung die Lebensverhältnisse in den ärmeren Punkten (100 Punkte = Vollversorgung), während er sich dass der Kontinent ein wichtiges Ziel für ein wirtschaftliches wirtschaftlichen Wachstum; und nach dem Ende der post- Ländern nachhaltig zu verbessern“, sagt Handelskammer- zwischen 2000 und 2010 nahezu verdoppelte. Während sich Engagement ist. Allerdings ist Afrika nicht eine homogene kolonialen Bürgerkriege haben auch Ruanda und Uganda je- Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger. der private Anteil an der Infrastruktur-Finanzierung von Masse, wie sie manchmal aus europäischer Sicht wahrge- ne Stabilität erreicht, die der mittlerweile mehr als 50-jähri- Die Selbstorganisation der Wirtschaft setzt darauf, die 2011 auf 2015 bis auf 23 Prozent verdreifachte, ging er seither nommen wird: 54 Staaten auf einer Fläche von 30 Millionen gen eigenen Unabhängigkeit entspricht. Chancen Afrikas durch unternehmerisches Engagement zu langsam aber kontinuierlich wieder zurück. Quadratkilometern, 1,1 Milliarden Menschen aus mehreren West- und Zentralafrika sind nur schwer einzuschätzen, stärken. Das Potenzial dafür ist groß: Eine junge, agile Bevöl- Das ist offenbar nicht auf ein Desinteresse in der Wirt- 1000 Ethnien – schon diese Zahlen lassen die Vielfalt des die Situation ist zu facettenreich. Die Länder unmittelbar kerung, moderne Städte mit einer wachsenden Mittelschicht, schaft zurückzuführen. Ausschlaggebend sind laut DIE eher Kontinents erkennen. südlich der Sahelzone zählen zu den konfliktreichsten Re- Aufgeschlossenheit gegenüber modernen Technologien, In- bürokratische Hemmnisse in den Industrieländern (Stich- Nordafrika liegt Europa nicht nur geografisch am nächs- gionen Afrikas mit zum Teil brutalen Bürgerkriegen. Die frastrukturprojekte nahezu jeder Form und Größenordnung, wort Basel III) sowie die zumeist nur geringen finanziellen ten – insbesondere Marokko und seit kurzem auch Tunesien Vielfalt an Ethnien und Nationen sowie die starke französi- qualifizierte Arbeitskräfte – das sind die neuen ökonomi- Möglichkeiten vieler afrikanischer Länder, die angesichts entwickeln sich zunehmend zum Entree für deutsche Firmen sche/belgische Prägung erfordern ein hohes Maß an Kennt- 20 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 21
TITEL nissen über das jeweilige Zielland. Auch liegt auf den Regen- erwartet, hofft vergebens: „Bei erfahrenen Ingenieuren mit langjähriger wald-Regionen entlang des Äquators ein besonderes Augen- Berufserfahrung bewegen wir uns durchaus auf deutschem Niveau“, merk von internationalen Umweltorganisationen, weil hier sagt Galipp. Ohnehin ist Afrika alles andere als billig: „Vieles von dem, westliches wirtschaftliches Engagement in den vergangenen das im Alltag benötigt wird, muss importiert werden. Entsprechend Jahrzehnten tiefe Wunden hinterlassen hat. hoch sind die Preise“, so Galipp. Wer allerdings glaubt, seine Geschäfts- Südafrika spielt für die deutsche und insbesondere auch ideen mit dem Griff in den Geldbeutel befördern zu können, sollte die www.engineering-people.de für die bremische Wirtschaft seit Jahrzehnten eine besondere Hände lieber aus der Tasche lassen: „Die Einstellung zum Thema Kor- Rolle. Das liegt nicht allein an den guten Weinen. „Südafrika ruption hat sich grundlegend geändert. Heute ist das ein heißes Eisen“, ist und bleibt ein Sprungbrett nach Afrika, besonders ins warnt Ruch. Aus seiner langjährigen Erfahrung weiß er zudem genau südliche Afrika“, so Marc Hellmann, für Afrika zuständiger wie Galipp, dass nur der dauerhaften Erfolg hat, der seine afrikanischen Business Development Manager beim Bremer Systemanbie- Partner mit Leistung überzeugen kann. ter für Fluid-Technik und Hydraulik, Hansa-Flex. Auch wenn das Land gesellschaftlich zum Teil tief gespalten ist, bietet es Komplex, kompliziert – aber offen für Neues stabile Strukturen für umfassendes unternehmerisches En- Obwohl in Afrika vieles so anders ist als in Europa, können die dort be- gagement. Namhaftes Beispiel ist die Mercedes-Autopro- duktion für den weltweiten (Rechtslenker-)Markt, für die die reits engagierten Bremer Unternehmer andere ermuntern, dort eben- falls nach Chancen zu suchen. So komplex und bisweilen auch kompli- Leistung 4.0 BLG Logistics Group wesentliche Aufgaben in der Teile- und ziert der Kontinent ist, so offen sind die meisten Länder gegenüber Fachwissen flexibel Zubehörversorgung wahrnimmt. Das Land am Kap der Gu- Neuem. Unabhängig von ihrer Lage in Nord-, Süd-, Ost- und Westafrika verfügbar. ten Hoffnung „weist durch seine europäisch geprägte Ver- verbindet der Wille zur wirtschaftlichen Entwicklung die meisten Staa- Wir sind Ihre Berater, Entwickler, gangenheit tendenziell mehr kulturelle Parallelen mit Eu- ten Afrikas. Konstrukteure, Hard- und Software- ropa auf als andere Länder Afrikas“, sagt Hellmann. Allerdings sollte sich niemand blind in ein unternehmerisches Spezialisten, Tester, Automatisierer, Abenteuer stürzen: „Die Auslandshandelskammern sind beispielsweise Koordinierer, Optimierer, Experten Zusammenarbeit mit lokalen Partnern eine gute Adresse für konkrete Informationen“, sagt Galipp. Auch die für Dokumentation und CE. Wer sich als europäischer Unternehmer erstmals in Afrika deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) ist mit ihren langjährigen Bei Ihnen vor Ort. Fotos Wolfgang Heumer, Daimler AG In unseren Competence Centern. engagiert, betritt eine neue Welt. Selbst in Südafrika, das Erfahrungen auf dem Kontinent und ihren Finanzierungs- und Förder- technologisch zur 1. Welt gehört, „darf man nicht vergessen angeboten für Unternehmen sehr hilfreich. Sie unterstützt sie dabei, dass es ein Dritt-Welt-Land ist und entsprechende Probleme den Markteinstieg zu wagen und Partner vor Ort zu finden und zu qua- Maschinenbau und Herausforderungen hat“, sagt Hellmann. Die Bandbreite lifizieren. Bei aller guten Vorbereitung ist für den Unternehmer Galipp Fahrzeugtechnik der Unterschiede zu Deutschland und Europa ist groß und aber vor allem ein Faktor entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg: Elektrotechnik reicht vom Thema Armut über ein häufig grundlegend an- „Man muss sich auf Afrika einlassen und Geduld mitbringen.“ IT & Kommunikation deres politisches Selbstverständnis bis zu kulturellen Unter- Luft- & Raumfahrt schieden. Michael Ruch legt deswegen jedem Investitions- Die zwei Gesichter der Infrastruktur in willigen nahe, „sich schon für den Start lokale Partner zu Ihre Ansprechartner im Geschäftsbereich Medizintechnik Afrika: Ein Trecker fährt auf einer Dorfstraße International der Handelskammer Bremen am Fuß des Kilimandscharos. Im Werk East suchen, die sich vor Ort auskennen“. Wer in Afrika aktiv wer- Mechatronik London in Südafrika produziert die Daimler den will, sollten seinen Partnern zudem auf Augenhöhe be- annabelle girond Schiffbau AG derweil den neuen Mercedes-Benz gegnen: „Die Mentalität hat sich sehr stark verändert. Afrika Im- und Exportberatung Nordafrika, Deutscher Außenwirtschaftstag, C-Klasse für den weltweiten girond@handelskammer-bremen.de, Telefon 0421 3637-237 Anlagenbau hat ein starkes Selbstbewusstsein entwickelt“, betont Ruch. Rechtslenker-Markt. Unterschiedlich sind die Einschätzungen, inwieweit auf torsten grünewald ihr ansprechpartner : dem afrikanischen Arbeitsmarkt genügend qualifiziertes Im- und Exportberatung Subsahara-Afrika , Karsten Bramlage Personal zur Verfügung steht. Institute wie das DIE betonen gruenewald@handelskammer-bremen.de, Telefon 0421 3637-250 Niederlassungsleiter Bremen den hohen und weiter wachsenden Anteil einer jungen Be- telefon +49 (0) 421 / 1 63 03-800 dr. bianca untied völkerung. Parallel zu der Bevölkerungsentwicklung wächst EZ-Beratung (Entwicklungszusammenarbeit) zwar grundsätzlich die Zahl der gut Ausgebildeten ein- untied@handelskammer-bremen.de, Telefon 0421 3637-251 schließlich der Akademiker, bleibt aber vielerorts hinter engineering people. dem Bedarf zurück. Und: Wer in Afrika billige Arbeitskräfte supporting experts. 22 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 23
MAGAZIN Bundesverfassungsgericht bringen“. Auch europarechtlich kämen keine Zweifel auf, da die Aus dem Plenum stärkt funktionale Selbstverwaltung gesetzliche Mitgliedschaft nicht an die Staatsangehörigkeit, _____________________________________________________ der Wirtschaft sondern die örtliche Verankerung geknüpft sei: Auch europäi- sche Unternehmen in Deutschland würden durch die Kammern Wichtige Themen der Plenarsitzung Euro im Jahr 2016. Da in den Folgejahren voraus- vertreten. am 14. August 2017 waren diese: sichtlich die gleichen Gesamteinsparungen erzielt werden, werden sich die Kosten der Fusion Ende • Aktuelles: Gewerbesteuererhöhung, 2019/Anfang 2020 amortisiert haben. Lange Nacht der Industrie, Neubau der Potenziale, Chancen, Bedarfe Berufsschule für den Großhandel, Benennungen Außenhandel und Verkehr, Urteil des Das Plenum benannte Thorsten Rönner (German Studie zur Dienstleistungswirtschaft Bundesverfassungsgerichts (siehe auch Mechanics & Offshore GmbH) für den DIHK-Aus- • Seite 25) , DIHK-Zufriedenheitsumfrage (siehe auch Seite 27) Wirtschaftspolitische Positionen schuss Industrie und Forschung. Als Nachfolger von Dr. Stephan-Andreas Kaulvers wurde Peter Hoff- meyer (Nehlsen AG) als Vertreter der Wirtschaft in S truktur und Entwicklung der bremischen Dienstleistungs- wirtschaft im Vergleich zu anderen deutschen Standorten: Darüber hat die Handelskammer Bremen jetzt eine Studie ver- • • der IHK-Organisation 2017 Evaluierung Kammerfusionskosten Benennungen der Metropolversammlung – die Mitgliederver- sammlung der Metropolregion Nordwest – benannt. D as Bundesverfassungsgericht hat die Verfassungsbe- schwerden gegen die gesetzliche Mitgliedschaft und Bei- tragspflicht der Industrie- und Handelskammern vollumfäng- öffentlicht. Verkehrs- und Logistikdienstleistungen haben dem- nach in den beiden Hafenstandorten Bremen und Bremerhaven traditionell einen hohen Anteil. Nachholbedarf besteht im Be- • Vortrag „Innenstadtentwicklung“: Zech-Pläne lich zurückgewiesen. „Damit stärkt das Bundesverfassungsge- reich der forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen, Kurt Zech (Zech Group GmbH) Kurt Zech stellte seine Pläne zur Entwicklung der richt erneut die funktionale Selbstverwaltung in Deutschland“, auch wenn sich diese in den vergangenen Jahren dynamisch Bremer Innenstadt vor. Er hatte die Ideenskizze zum sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer. „Besonders freut mich, entwickelt haben. Großes Potenzial steckt in der weiter zuneh- Abriss des Parkhauses Mitte im Juni Bürgermeister dass mit der Entscheidung das ehrenamtliche Engagement menden Verschmelzung der Wertschöpfungsprozesse von Pro- Wirtschaftspolitische Positionen Dr. Carsten Sieling und Wirtschaftssenator Martin von mehr als 200.000 Unternehmern auch formal vom Bun- duktion und Dienstleistungen. Auch in der Entwicklung des Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger stellte die wirt- Günthner vorgestellt. Ursprünglich sollte nur das desverfassungsgericht anerkannt wird. Diese europaweit ein- Tourismus liegen in Bremen und Bremerhaven große Chancen. schaftspolitischen Positionen der IHK-Organisation mit Karstadt-Gebäude an der Obernstraße durch einen zigartige Struktur erfährt damit eine wichtige Bestätigung.“ „In den vergangenen Jahrzehnten haben sich Volkswirt- den Empfehlungen für die Wirtschaftspolitik vor. Sie basie- Teilabriss, Dachbegrünung sowie Gastronomie auf Die Wahrnehmung des Gesamtinteresses, die Förderung schaften immer stärker hin zur Dienstleistungsgesellschaft ge- ren auf mehrmonatigen Konsultationen mit den insgesamt dem Dachgeschoss revitalisiert werden. Hinzu kam der gewerblichen Wirtschaft und die Übernahme öffentlicher wandelt“, sagte Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Fonger. 79 Industrie- und Handelskammern. Die Handelskammer die grundsätzliche Option, das Parkhaus Mitte ab- Aufgaben rechtfertigen, so der Erste Senat (im Bild) in seinem „Auch im Land Bremen ist die relative Bedeutung des Dienst- Bremen hat in das Konsultationsverfahren umfangreiche zureißen – mit Zustimmung der Kaufhof- sowie der Beschluss, die gesetzliche Mitgliedschaft. Nur diese stellt sicher, leistungssektors in den vergangenen Jahrzehnten deutlich ge- Anregungen sowie Änderungsvorschläge eingebracht, die Karstadt-Eigentümer, die Nutzungsrechte im Park- dass über die Kammern alle regional Betroffenen ihre Interessen stiegen. Im Vergleich zu anderen Großstädten in Deutschland der DIHK weitgehend aufgenommen hat. Das Plenum haus besitzen. Zech erläuterte seine Ideen für neue einbringen und diese fachkundig vertreten würden. „Die Arti- ist sie aber weiterhin unterrepräsentiert – was auch an der stimmte den Positionen zu und beschloss einstimmig, die Rundläufe und Passagen in der Bremer City sowie kulation der Belange und Interessen der Wirtschaft vor Ort, um überproportionalen Stärke der Industrie und des Außenhandels wirtschaftspolitischen Standpunkte für die weitere Kam- eine mögliche Bebauung der Flächen. Die Plenar- diese insbesondere gegenüber Politik und Verwaltung zu Gehör im Land Bremen liegt.” merarbeit zu übernehmen. mitglieder dankten Kurt Zech für sein Engagement zu bringen, gelingt zumindest besser, wenn die Betriebe und In den vergangenen 25 Jahren ist die Dienstleistungswirt- und den frischen Impuls für die Innenstadtentwick- Unternehmen diese Aufgabe selbst in autonomer Verantwor- schaft in Bremen um 38 Prozent, im Bund um 56 Prozent ge- Kosten der Kammerfusion lung. Wichtige Diskussionspunkte waren eine aus- tung wahrnehmen und alle als Mitglieder beteiligt sind“, heißt wachsen. „Positiv ist Bremens Standortspezialisierung in den Foto Bundesverfassungsgericht ? lorenz.fotodesign Dr. Fonger informierte das Plenum über die Evaluierung der reichende und rechtzeitige Schaffung von Park- es in dem Urteil. Verkehrs- und Logistikdienstleistungen“, so Fonger. Eine hohe Kosten der Fusion der Handelskammer Bremen und der IHK raumersatz, die Situation für die ansässigen Einzel- Die gesetzliche Mitgliedschaft einschließlich der daran ge- Dynamik gebe es in den freiberuflichen, wissenschaftlichen Bremerhaven. Demnach ergaben sich Einsparungen bei händler während der Baumaßnahmen und neue bundenen Beitragspflicht sei geeignet, dieses legitime Ziel zu und technischen Dienstleistungen. Diese häufig hochwertigen den Personal- und Sachkosten in Höhe von rund 400.000 Herausforderungen für die Citylogistik. erreichen. Die Beiträge belasteten die Betroffenen nach Wer- unternehmensnahen Dienstleistungen werden für die indus- tung des Gerichts nicht übermäßig. Auch seien die Kammern, trielle Wertschöpfungskette immer wichtiger. Der bremische einschließlich der Wahlen zu den Vollversammlungen, demo- Dienstleistungssektor ist schon heute stark mit der Industrie Einen ausführlichen Bericht über die kratisch legitimiert. verzahnt. „Aber die Verbindung muss noch enger werden“, so Sitzung finden Sie im Internet: Der europäische Einigungsprozess und die Globalisierung Fonger, „hier liegen die zukünftigen Wachstumspotenziale.“ www. handelskammer-bremen.de/ausdemplenum. weckten hieran keinen Zweifel, sondern zeigten, dass es beson- ders wichtig sei, „die bezirklichen Perspektiven zur Geltung zu Die Studie finden Sie als PDF-Datei hier: www.handelskammer-bremen.de 24 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 wirtschaft in Bremen und Bremerhaven 09.2017 25
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