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AGROjournal Ausgabe 3 | Januar 2011 AGROjournal Aktuelles aus den landwirtschaftlichen Landesanstalten Forschen und Gestalten Agr Journa 11
Bericht der landwirtschaftlichen Landesanstalten im Geschäftsbereich des Ministeriums für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz 2
“Bildung ist unser Schicksal“ Bundeskanzlerin Angela Merkel prägte das Motto: „Wohlstand für alle heißt heute Bildung für alle“. Damit verdeutlichte sie die herausragende Bedeutung von Wissen und Können in unserem Land. Ähnlich sieht das auch die Europäische Union. Europa hat sich in der Lissabon-Strategie das Ziel gesetzt, die EU zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensba- sierten Wirtschaftsraum zu machen. Die „Strategie Europa 2020“ lautet daher: „Intelligentes Wachs- tum: Entwicklung einer auf Wissen und Innovation gestützten Wirtschaft.“ Bildung und Beratung sowie angewandte Forschung sind damit auch vorrangige Themen der Agrarpolitik des Landes Baden-Württemberg. Die baden-württem- bergische Landwirtschaft ist auf dem globalen Markt nur dann konkurrenzfähig, wenn die Konzepte von Bildung und Wissensmanagement weiter entwickelt und auch realisiert werden. Wir brauchen landwirt- Haltungsverfahren, Produktionsoptimierung, neue schaftliche Betriebsleiter/innen, die unter Berück- Schädlinge, Bioenergie, Qualitätskontrolle, Bewahren sichtigung ökonomischer, ökologischer und sozialer der Artenvielfalt - das sind die großen Themen der Aspekte durch Aus-, Fort- und Weiterbildung auf die dritten Ausgabe des AGROjournals. neuen Herausforderungen optimal vorbereitet werden. Die dritte Ausgabe des AGROjournals widmet sich dem Thema „Bildung und Wissensmanagement“ in einem Schwerpunkt. Die acht Landesanstalten berichten über ihre Aktivitäten auf diesem Gebiet. Darüber hinaus stellen die Landesanstalten eine Rudolf Köberle MdL Vielzahl ihrer aktuellen Forschungsprojekte vor: Minister für Ländlichen Raum, Ernährung Energieeinsparung in der Landwirtschaft, tiergerechte und Verbraucherschutz Baden-Württemberg 33
Inhaltsverzeichnis Bildung ist unser Schicksal ....................................... 3 40 Jahre Qualitätsweinprüfung WBI Freiburg ............................................................... 15 Inhaltsverzeichnis - das erwartet Sie in dieser Ausgabe ................................. 4 Auf veränderten Agrarmärkten erfolgreich bestehen LEL Schwäbisch Gmünd ............................................... 16 Blühende Landschaften für Bienen, Hummeln & Co. LTZ Augustenberg ............................................................. 6 Effizient und tiergerecht - der neue Milchviehstall in Aulendorf LAZBW Aulendorf ....................................................... 17 Gärreste in Biogasanlagen - wertvoller Dünger in der Landwirtschaft LTZ Augustenberg ............................................................ 7 Wenn der Käse zu viele Löcher hat LAZBW Wangen ........................................................... 18 Invasoren und Verschleppte - schädliche Insekten breiten sich aus Mit Milchbeifütterung alle Ferkel LTZ Augustenberg ............................................................ 8 optimal versorgen LSZ Boxberg .................................................................. 19 Präzisionsbewässerung im Weinbau Ein Kooperationsprojekt von Hochschulen Mehr Bewegungsfreiheit für die Sau rund um und Versuchsanstalt die Geburt und die Aufzucht von Saugferkeln LVWO Weinsberg .............................................................. 9 LSZ Boxberg .................................................................. 20 Neue Birnen braucht das Land Erdbeeren, Melonen und Auberginen Klimawandel erfordert Sortenwechsel Alternativen zum Tabakanbau LVWO Weinsberg .............................................................. 10 LVG Heidelberg ............................................................. 21 Interview mit Agrarminister Rudolf Köberle Effizientere Stickstoffverwertung im Gartenbau Erfolgreiche Landwirtschaft braucht Dreiklang ....... 22 LVG Heidelberg ................................................................ 11 Kurzmeldungen aus den Landesanstalten .......... 26 Zukunftsinvestition fürs Gestüt HUL Marbach ................................................................. 12 Alte Handwerkskunst bewahren Erhalt von Naturstein-Trockenmauern im Steillagen-Weinbau LVG Heidelberg ............................................................... 13 Energieberatung in der Landwirtschaft Ein Beitrag zum Klimaschutz LEL Schwäbisch Gmünd ................................................. 14 4
Schwerpunktthema Bildung und Beratung Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie Beratung genießen hohe Priorität in der Agrarpolitik des Landes ................................................................... 31 Weingenuss einmal anders LVWO Weinsberg ........................................................... 32 Tierschutz in der Schweinehaltung - eine komplexe Aufgabe LSZ Boxberg .................................................................. 33 Der Infodienst - die digitale Wissensplattform für unsere Landwirte LEL Schwäbisch Gmünd ................................................ 34 Pferde helfen heilen HUL Marbach ............................................................... 35 Auch Verkaufen will gelernt sein LVG Heidelberg ............................................................. 36 Qualitätsmanagement in Weinbau und Kellerwirtschaft WBI Freiburg ................................................................ 37 Mit Wissen am Ball bleiben LAZBW Aulendorf ....................................................... 38 Das milchwirtschaftliche Bildungsangebot ist breit gefächert LAZBW Wangen .......................................................... 39 Saatgutforschung auf höchstem Niveau LTZ Augustenberg ......................................................... 40 Alle Adressen im Überblick Anschriften der Landesanstalten ................................ 41 Impressum .................................................................. 42 55
Blühende Landschaften für Bienen, Hummeln & Co. Landwirtschaf tliches Technologieze ntrum Augustenberg Bedeutung von Blühende Blütenbestäubern Landschaften für Viele Blütenpanzen nutzen Tiere für ihre Fortpanzung. Beim Sammeln von Blütenstaub. Neben Nektar und Pollen übertragen diese Infos und Kontakt Bienen, Hummeln & Co. den Honig- und Wildbienen und Hummeln gehören , Wespen Sie haben die Möglichkeit weitere Insekten wie , Blühmischungen Schmet- Versuchsächen des auf den terlinge, Schwebiegen und manche Käferarten Landwirtschaftlichen zu den Technologiezentrums Bestäubern. In Mitteleurop Augustenberg oder a sind es vor allem der Landratsämter die Bienen- zu besichtigen. und Hummelarten, Gerne nehmen wir die in dieser Funktion Ihre Anfragen entgegen wichtig sind. oder vereinbaren mit Ihnen einen Vortrags- Über drei Viertel aller oder Besichtigungstermin: Nutz- und Wildpanzen Bestäubung durch sind auf die Tel.: 0721 / 9468-0 Tiere angewiesen. Der wirtschaftliche Mail: poststelle@ltz.bwl.de Nutzen der Blütenbestä ubung beträgt weltweit 150 Milliarden T / Jahr. über Dies entspricht rund 10 % des Gesamtwertes der Weltnahrungsmittelpro duktion. Deshalb ist es in unser aller Interesse, die Lebensbedin- gungen für „Bienen, Hummeln & Co.“ so zu gestalten, dass sie vom Frühjahr bis zum Herbst Nahrung Wald und Flur nden. in Feld, Dazu ist ein ausreichen gleichmäßig in der des und Landschaft verteiltes Blühangebot anzustreben. Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg Neßlerstr. 23-31 76227 Karlsruhe Tel. 0721 / 9468-0 Fax 0721 / 9468-112 Mail poststelle@ltz.bwl.de einjährige www.ltz-augustenberg Beispiel für eine .de ischung bei Anba uhinweise MEKA-Blühm jahr Aussaat im Früh flyer_bluehmischungen_2.ind en d Blühmischung 1 in der t einiger Arten Frostempndlichkei • Wegen der letzten ent s Nahrungs- sollte die Aussaat erst nach dem Gewichtsproz ein attraktive Blühmischung Art Mai bis Oktober • schaffen von 09.03.10 18:17 Frost erfolgen. 10 % angebot für Blütenbe sucher n Inkarnatklee s- während der gesamte 12 % Brut- und Rückzug Blütenbesuchern wichtigen Lebens-, • Ziel ist, den bis Herbst ein durch- Phacelia • stellen einen Tiere zur Verfügun g e von Frühjahr 8% en und andere Vegetationsperiod raum für Wildbien sangebot anzubiet en. Sonnenblume ächen gehendes Nahrung 40 % Zellen auf Acker ge wählt der Buchweizen h bedeutsame • bilden ökologisc Standort oder Fruchtfol 1% und Obstbau • Je nach Klima, des Handels die für sowie im Wein- breiten Angebot Malven Landwirt aus dem det sich 5% die Attraktivi- hung aus. Er entschei aft und erhöhen Borretsch • verschönern die Landsch s ihn geeignete Blühmisc ige Mischung, die Freizeit und Tourismu e oder eine mehrjähr 2% sraum sowie für für eine einjährig Ringelblume tät als Erholung bis fünf Jahren gedeiht. von zwei 2% über einen Zeitraum Kornblume t werden: 1% Sie können ausgesä Klatschmohn n Ackeräche 10 % • auf der gesamte Perserklee • an Wegseite nrändern oder am Feldrand Förderung Öllein 9% e Streifen im Acker • als bandartig Agrarumweltpro gramm n & Co.“ n im Weinbau ürttembergische ng zwischen Rebzeile Über das baden-w „Bienen, Hummel • als Begrünu ischung bietet in Gärten, Parks oder er Blühmischungen Diese Aussaatm Blütenangebot und n Flächen, z.B. Anbau einjährig ein reichhaltiges MEKA kann der mit • auf sonstige von fünf Jahren von Juni bis Oktober an Formen und ichtungszeitraum n durch ihre Vielfalt n bei einem Verp als Straßenbegleitgrü gefördert werden. erfreut die Mensche 500 €/ha und Jahr Farben. 09.03.10 18:17 2.indd 2 flyer_bluehmischungen_ Das Faltblatt „Blühende Landschaften für Bienen, Hummeln & Co.“ kann beim LTZ bestellt werden (Foto: LTZ/Unterseher) U m sich fortpflanzen zu können, sind die meisten Blütenpflanzen auf die Bestäubung durch Bienen, Wes- pen, Hummeln, Schmetterlinge die den Bestäubern als Nahrungs- quelle dienen und gleichzeitig für viele Tier- und Pflanzenarten einen Lebens-, Brut- und Rück- zugsraum bieten können. Bei Landwirte erhalten finanzielle Förderung Baden-württembergische Land- wirte, die sich zur Aussaat von Blüh- mischungen entscheiden, erhalten und verschiedene Käferarten ange- den Versuchen mussten gleich seit 2010 für den Anbau einjähriger wiesen. Denn alle diese Insekten mehrere Fragen geklärt wer- Mischungen - verbunden mit der übertragen beim Sammeln von den: Wie sieht die optimale Verpflichtung, die Blühmischungen Nektar und Pollen den Blüten- Zusammensetzung der Blühmisch- fünf Jahre lang auszubringen staub. Der wirtschaftliche Wert ungen aus? Welche Pflanzen ge- - eine jährliche Förderung von der Blütenbestäubung ist immens. langen zu verschiedenen Zeit- 500 Euro pro Hektar. Grundlage der Er beläuft sich weltweit auf über punkten zur Blüte? Wie kann eine Förderung ist das baden-württem- 150 Milliarden Euro im Jahr. Diese Verunkrautung der äcker verhin- bergische Agrarumweltprogramm Summe entspricht immerhin einem dert werden? Diese und noch viel MEKA III. Anteil von rund zehn Prozent des mehr Fragen mussten beantwortet Wertes der Weltnahrungsmittelpro- werden, um die Landwirte für Ein Gewinn für das Landschafts- duktion. Es ist deshalb in unser aller die Idee der Blühmischungen zu bild Interesse, die Lebensbedingungen gewinnen. Die bunten Blühmischungen für Bienen, Hummeln & Co. so zu erstrahlen während der Sommer- gestalten, dass sie vom Frühjahr Mit Erfolg - mittlerweile bietet der monate mittlerweile im ganzen Land bis in den Herbst genügend Nah- Landhandel drei Blühmischungen, und zieren viele Ackerflächen. Doch rung in Feld, Wald und Flur finden. die vom LTZ empfohlen werden, auch öffentliche Gärten, Hobby- zum Kauf an. Eine der Blühmisch- gärten und Parklandschaften leuch- Auf die richtige Mischung ungen ist zusammengesetzt aus ten von Mai bis Oktober in bunten kommt es an Inkarnatklee (10%), Phacelia (12%), Farben und erfreuen nicht nur Bie- Das „Landwirtschaftliche Techno- Sonnenblume (8%), Buchweizen nen, Hummeln & Co., sondern auch logiezentrum Augustenberg“ (LTZ) (40%), Malven (1%), Borretsch viele erholungssuchende Menschen. prüft und entwickelt deshalb seit (5%), Ringelblume (2%), Korn- dem Jahr 2006 auf seinen Versuchs- blume (2%), Klatschmohn (1%), Landwirtschaftliches Technologie- feldern geeignete Blühmischungen, Perserklee (10%) und Öllein (9%). zentrum Augustenberg (LTZ) 6
Gärreste in Biogasanlagen - wertvoller Dünger in der Landwirtschaft B iogasanlagen boomen. Von den bundesweit 5000 installierten Biogasanlagen befinden sich über 600 in Baden-Württemberg, die eine elektrische Leistung von ca. 160.000 kW erbringen. Mit dieser Energiemenge lassen sich - bei einen mittleren jähr- lichen Stromverbrauch von 2000 kWh - immerhin eine halbe Million Haushalte mit Strom versorgen. Wie entsteht eigentlich Bioenergie? Biogas entsteht bei der Vergärung organischer Stoffe wie Mist, Gülle oder auch speziell angebauter Energie- pflanzen. Im Zuge des mikrobiellen Abbaus der organischen Materialien bildet sich das Gas Methan, das für die Energiegewinnung entscheidend ist. Nach dem Umwandlungsprozess bleibt in der Biogasanlage der sogenannte Gärrest zurück, ein Gemisch aus schwer abbaubarem organischen Material und Ausbringung von flüssigem Wirtschaftsdünger mit Schlitz-Injektionstechnik zu Vergetationsbeginn mineralischen Stoffen wie Stickstoff, von Wintergetreide ..... (Foto: LRA Ostalbkreis/Schuler) Phosphor, Kalium, Magnesium und Schwefel. für ein gutes Wachstum genau die direkt und auch zum richtigen Zeit- Nährstoffe und Mineralien, die bei der punkt an die Pflanzenwurzeln zu Gärreste - ein wertvoller Dünger Biogaserzeugung übrig bleiben. bringen. Ausbringungsgeräte mit Das „Landwirtschaftliche Technologie- Dabei stellte das LTZ fest, dass sich bei Schleppschläuchen leisten hier sehr zentrum Augustenberg“ (LTZ) ist nun fachgemäßer Verwertung der Gärreste gute Dienste, da sie die flüssigen der Frage nachgegangen, wie diese in erheblichem Umfang kostspieliger Gärreste bandförmig auf den Acker- Gärreste als Dünger genutzt werden Mineraldünger einsparen lässt. Mehr boden platzieren und auf diese Weise können. Immerhin benötigen Pflanzen noch: Umweltschädliche Ammoniak- verhindern, dass überflüssige Verduns- Emissionen werden im Vergleich zu tungsoberflächen entstehen. In Versu- Gülle verringert. Es können somit auch chen prüft das LTZ derzeit eine weitere potentielle Belastungen der Atmosphäre Methode, die möglicherweise noch und des Grundwassers mit Nitrat-Stick- effizienter wirkt: Gärreste werden hier stoff vermindert werden. nicht oberflächlich, sondern konzen- triert, d.h. in Form eines Düngerde- Unnötige Gasemissionen vermeiden pots, bandförmig zwischen den Mais- Auf Versuchsflächen in Sigmaringen, reihen in den Boden injiziert. Ellwangen und an der Außen- stelle Rheinstetten-Forchheim erforscht Gärreste - Vermarktung auch in das LTZ nun, wie und in welcher Form von Pellets? Form die Gärreste aus Biogasanlagen „Tüftler“ entwickeln bereits eine optimal auf Felder ausgebracht Methode, Gärreste zu pelletieren, werden können. Auch wird unter- damit sie in fester Form als wertvoller sucht, welche Pflanzen bzw. Frucht- Dünger an Hobbygärtner verkauft folgen sich für eine Düngung mit werden können. Noch ist dies Zukunfts- Gärresten besonders gut eignen. musik, aber vielleicht kann der Fach- Damit der Ammonium-Stickstoff, der handel bereits in wenigen Jahren das in den Gärresten der Biogasanlagen in umweltfreundliche Abfallprodukt der höherer Konzentration vorkommt als Biogasgewinnung Kunden anbieten. in Gülle, nicht in Form von Ammo- ..... Ergebnis der Ausbringung niak in die Umwelt gelangt, ist es Landwirtschaftliches Technologie- (Foto: LRA Ostalbkreis/Schuler) sehr wichtig, die Gärreste möglichst zentrum Augustenberg (LTZ) 77
Invasoren und Verschleppte - schädliche Insekten breiten sich aus Raupe des Buchsbaumzünslers (Foto: Schrameyer) Falter des Buchsbaumzünslers (Foto: Schrameyer) W er im Sommer 2009 mit wachem Auge durch die Natur ging, hat sie erlebt: die Invasion der Distel- falter. Die Boulevardpresse berichtete läuse, beispielsweise Schlupfwespen und Marienkäfer, können gegen sie nur wenig ausrichten. Deshalb versucht das „Landwirtschaftliche Technolo- giezentrum Augustenberg“ (LTZ) für dungen auf hellen Autolacken als graue Flecken hinterlässt. Extreme Schäden kann auch der reiselustige Maiswurzel- bohrer verursachen, der „als Fahrgast“ in Flugzeugen und Lastkraftwagen zu gar von einer Millioneninvasion der den kommerziellen Anbau möglichst uns kommt. Derzeit macht auch der eleganten und schnellen Schmetter- umweltschonende Bekämpfungs- Buchsbaumzünsler Furore, der mit linge. Und tatsächlich: Wanderfalter strategien gegen diese Schildläuse zu Buchslieferungen aus Ostasien zu uns können Strecken bis zu 2000 km finden oder zu entwickeln. Für den kam und im Rheintal sowie in anderen zurücklegen und problemlos sogar Haus- und Kleingarten gibt es derzeit Teilen Württembergs die Buchsbäume die Alpen überqueren. Auch nützliche nur zwei Bekämpfungsmöglichkeiten: in Haus- und Kleingärten kahl frisst. Insekten kommen auf diese Weise zu Erstens den Hochdruckreiniger, also uns. Man denke nur an die massenhafte das Abspritzen der Schädlinge von den Mit Sorge denken die LTZ-Fachleu- Einwanderung zarter Schwebfliegen, Pflanzen und zweitens die Anwendung te auch an zwei Bockkäferarten der die aus südlichen Breiten stammen von ölhaltigen Pflanzenschutzmitteln. Gattung Anoplophora, die eben- und die immer wieder im Frühsommer Zum Glück sind nicht alle Eindring- falls aus Ostasien stammen und in großer Zahl bei uns einfallen. Ihre linge gefährlich. Manche sind eher sich in Gehölzen verstecken. In den Larven sind wirksame Gegenspieler harmlos, wie etwa die aus dem Süden USA und Italien haben sie mehrere der Blattläuse und zählen daher zu den stammende Lindenwanze oder die Tausend ehemals gesunde Laubbäume Nützlingen. Platanenwanze, die nur Blattverkrüp- zum Absterben gebracht, indem sie pelungen, Blattflecken oder Blattver- durch Fraß unter der Borke sowie im Invasive Insekten richten große färbungen verursachen. Sie treten zwar Stamm- und Wurzelholz den Saftfluss Schäden an gelegentlich massenhaft in Wohnungen der Laubbäume unterbinden. Bisher Allerdings: Nicht nur hübsche und auf und sind den Bewohnern lästig, wurden die Bockkäfer und ihre Larven nützliche Tiere kommen über die Alpen richten aber keinen weiteren Schaden im deutschen Südwesten noch nicht und Pyrenäen zu uns. Auch schädliche an. in der freien Natur in Laubgehölzen Insekten wandern - verschuldet durch gefunden - ein Erfolg der intensiven Klimawandel und globale Erwärmung Auch verschleppte Insekten finden Kontrollen von Pflanzenimporten und - nach Baden-Württemberg ein. Schild- bei uns eine neue Heimat Holzverpackungen aus Nicht-EU- läuse, wie etwa die aus Südeuropa Manche Schädlinge werden aus Staaten in Baden-Württemberg. stammende Pfirsichschildlaus oder die anderen Regionen der Welt mit Pflan- Maulbeerschildlaus, besiedeln mittler- zen oder Verpackungsmaterialien Viele schädliche Insekten - Invasoren weile viele Obstbäume und Ziergehölze eingeschleppt. Bekannteste Beispiele und Verschleppte - breiten sich aus. im Rheingraben und dringen bereits in hierfür sind der Kartoffelkäfer sowie Es gibt also noch viel zu tun für die die angrenzenden Regionen vor. Ein die San-José-Schildlaus im Obstbau, angewandte Agrarforschung. starker Befall mit diesen Schildläusen die hier schon seit mehreren Jahr- lässt Äste und ganze Bäume abster- zehnten ihr Unwesen treiben oder die Landwirtschaftliches Technologie- ben. Die natürlichen Feinde der Schild- Platanennetzwanze, die ihre Ausschei- zentrum Augustenberg (LTZ) 8
Präzisionsbewässerung im Weinbau Ein Kooperationsprojekt von Hochschulen und Versuchsanstalt D ie „Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau“ in Weinsberg sucht in einem Gemeinschaftsprojekt mit der Universität Hohenheim und der Hochschule Mannheim nach praktischen Lösungen, um in Kulturen des Obst- und Weinbaus Wasser dosiert, effizient und sparsam auszubringen. Es geht bei diesem Projekt um zweierlei: Zum einen um die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Bewässer- ung, Rebentwicklung, Wasserstatus und Traubenqualität. Zum andern um die vollautomatische Erfassung und Fernübertragung von Bodenfeuchte- messungen. Weiteres Ziel ist die Weiterentwicklung der so genannten „Tropfersysteme“, die darauf abzielen, innerhalb einer Rebreihe die Wasser- zugaben an sich jeweils ändernde Bodenverhältnisse anzupassen. Verschiedene Böden müssen unterschiedlich bewässert werden Die Böden in Weinbergen zeigen oftmals schon auf kleiner Fläche große Unterschiede und stellen damit Bewäss- erungspraktiker vor große Probleme: Wie kann man optimal bewässern, wenn die Bodeneigenschaften sich so sehr unterscheiden? Dieser Frage stellt sich der Versuchsbetrieb Wildeck der „Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg“ im Rahmen verschiedener pflanzen- baulicher Versuche. Die Keuperland- schaft der dortigen Region eignet sich für solche Versuche sehr gut, da sie durch einen abrupten Wechsel des geologischen Untergrunds geprägt unterschiedlich ist. Um nun einzelne ist. Die einzelnen Sedimentschichten Streckenabschnitte in einer Rebreihe des Bunten Mergel beispielsweise stärker bzw. schwächer zu bewässern, sind sehr verschieden mächtig. ist es daher notwendig, einzelne Im Hangverlauf entstehen somit Segmente mit separaten Zuleitungen Bereiche mit sehr unterschiedlicher zu versehen und diese dann - je nach Wasserversorgung und somit ausge- Bedarf - mit Wasser zu beschicken. Die prägten Wuchsunterschieden. angewandte Forschung ist dabei, dieses Problem zu lösen. Und vielleicht steht Separate Zuleitung ja am Ende des Forschungsprojekts Haupthindernis für eine teilflächen- die Erfindung eines „mitdenkenden spezifische Bewässerung im Weinbau Tropfers“, der jedem Rebstock zu jeder ist die richtige Installation der so Zeit die nötige Wassermenge exakt genannten „Tropfschläuche“. Bisher dosiert. wird entlang des ganzen Tropfschlauchs gleichmäßig bewässert, auch wenn der Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wasserbedarf im Streckenverlauf sehr Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) 99
Neue Birnen braucht das Land Klimawandel erfordert Sortenwechsel Novemberbirne S eit über 40 Jahren sind die Birnensorten „Alexander Lucas“, „Conference“ und „Williams Christ“ die Hauptsorten im bundes- deutschen Birnenanbau. Gründe für manchen Jahren betragen die Schäden 80-100%. Bei der Sorte „Conference“ hingegen kommt es durch heiße Sommertemperaturen zu Blattver- brennungen und die Birnenfrüchte „Novemberbirne“ (Synonyme Namen sind Nojabrskaja, Novembra®, Xenia®) wurde in Moldawien gezüchtet und ist viel besser an heiße Klimata angepasst. Diese Birnensorte ist so ertragreich die starke Marktposition, insbeson- bleiben zu klein. Ohne aufwändige wie „Alexander Lucas“, aber optisch dere der Sorte „Alexander Lucas“, Zusatzbewässerung ist ein Anbau attraktiver, geschmacklich deutlich waren und sind bis heute ihre sehr dieser Sorte in manchen Anbau- besser und zudem länger lagerfähig. guten Ertragseigenschaften, die gute regionen gar nicht mehr möglich. Aufgrund ihrer guten Haltbarkeit - Lagerfähigkeit und das unkomplizierte „Williams Christ“ wiederum ist beson- sogar bei Zimmertemperaturen -, ist Handling im Lebensmitteleinzelhandel. ders anfällig gegen den Feuerbrand, einer sie zudem für den Lebensmitteleinzel- Bakterienkrankheit, die sich seit Beginn handel bestens geeignet. 2010 haben Aufgrund des Klimawandels treten der 90er Jahre unaufhaltsam ausbreitet. die ersten Verkaufsorganisationen der nun allerdings in den letzten Jahren Erzeuger diese neue Birnensorte in zunehmend Probleme bei diesen Novemberbirne - eine Birnensorte ihr Pflanzprogramm aufgenommen klassischen Birnensorten auf: „Alexan- mit Zukunft und haben bereits mit der Entwicklung der Lucas“ reagiert empfindlich auf Nach 10 Jahren intensiver Forschungs- einer Handelsmarke begonnen. Auf die höheren Temperaturen und zuneh- arbeit ist an der „Staatliche Lehr- und direktvermarktenden Betrieben wird mend trockenen, heißen Sommer. Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau die Sorte schon heute erfolgreich Es kommt vermehrt zu „Orangen- Weinsberg“ nun die „Selektion“ einer verkauft. häutigkeit“ und „Steinzellenbildung“, neuen Birnensorte gelungen. Sie hat wodurch die Früchte unansehnlich das Potential, „Alexander Lucas“ als Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für und oft sogar ungenießbar werden. In Hauptsorte abzulösen. Die so genannte Wein- und Obstbau Weinsberg (LVWO) 10
Effizientere Stickstoffverwertung im Gartenbau Brokkoli hinterlässt auf dem Feld erhebliche Mengen an Ernterückständen N ach derzeitigem Stand wird in den gefähr- deten Grundwasser- körpern „16.2. Rhein-Neckar“ und „16.3. Hockenheim-Walldorf- rung der „Stickstoff-Ausnutzung“ im Gartenbau. Es geht dabei um eine verbesserte Stickstoff- verwertung der Pflanzen und - damit verbunden - um die Vermin- Investitionen ökonomisch bewer- tet. Die Ergebnisse des nachhal- tigen Stickstoff-Management- systems werden nach Abschluss der Untersuchungen landesweit Wiesloch“ das Ziel der Wasser- derung der Stickstoffeinträge ins auf der Internetplattform „Online rahmenrichtlinie, einen „guten men- Grundwasser. Das Forschungs- learning an Training (OLAT)“ der genmäßigen und chemischen projekt wird von Praktikern, von Gartenbau-Beratung, der betrieb- Zustand des Grundwassers“ bis der staatlichen Beratung und vom lichen Praxis und den garten- zum Jahr 2015 herzustellen, nicht regionalen Beratungsdienst - dem baulichen Fachschulen zur Ver- erreicht (Landesanstalt für Um- Nitratlabor der „Gesellschaft zur fügung gestellt. welt, Messungen und Naturschutz Förderung des Badischen Garten- Baden-Württemberg 2009). baus“ - begleitet. Bausteine zur Verbesserung der Stickstoffausnutzung im Verantwortlich dafür ist haupt- Um Schwachstellen in der Stick- Gemüsebau sächlich der intensive Acker- und stoff-Ausnutzung zu ermitteln, • Fruchtfolgen erweitern, z.B. Gartenbau der Region, der maß- werden derzeit in einem ersten durch Zwischenbegrünungen geblich zur Überschreitung der Schritt die Kultur- und Frucht- • Technik der Stickstoffzufuhr Nitratkonzentration im Grund- folgen, das aktuelle Management verbessern wasser beiträgt. Neben den bereits der Stickstoff-Düngung sowie • Stickstoffdüngebedarf gezielt bestehenden Maßnahmen, die die Begrünung und Bodenpflege ermitteln (z.B. mit N-Expert) im Rahmen der Agrarumwelt- in einigen Betrieben geprüft. • Ernterückstände richtig managen programme MEKA und SchALVO Anschließend sollen - zusam- • Bodenbearbeitung hinsichtlich durchgeführt werden, sind daher men mit erfahrenen Praktikern - Zeitpunkt, Intensität und Tiefe weitergehende Vorkehrungen zur Maßnahmen zur Verbesserung der neu ausrichten Reduzierung der Nitrateinträge Stickstoffverwertung erarbeitet • Beregnung besser dosieren und notwendig geworden. Die LVG und in Pilotbetrieben getestet platzieren Heidelberg startete deshalb im werden. In einem letzten Schritt November 2010 ein dreijähriges wird die ökologische Wirksamkeit Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt Projekt zur nachhaltigen Verbesse- geprüft und die Umsetzung der für Gartenbau Heidelberg (LVG) 11 11
Zukunftsinvestitionen fürs Gestüt Bauen im denkmalgeschützten Bereich: Im alten Querstall entsteht ein neues Besucher- und Schulungszentrum (Foto: Schreiner) D as letzte neue Gebäude ent- stand im Jahr 1978. Nun wird wieder gebaut im Haupt- und Landgestüt Marbach: „Die Funktion Marbachs als überregionales Aus- und geplante Unterkunftsgebäude für die Schulungsteilnehmer beinhaltet eine zeitgemäße Unterbringung in 18 Zweibettzimmern und zwei behindertengerechten Appartements. Weiterbildungszentrum für die Berufe Und in den Gestütshöfen Offen- in der Pferdewirtschaft soll langfri- hausen und St. Johann werden stig und nachhaltig sichergestellt wer- die denkmalgeschützten und stark den“, sagte die Staatssekretärin im sanierungsbedürftigen alten Reit- Ministerium für Ländlichen Raum, hallen durch neue Hallen ersetzt. Ernährung und Verbraucherschutz, Friedlinde Gurr-Hirsch. Die Bauvor- Energieeffizienz und Klimaschutz haben werden mit rund 7,3 Millionen durch nachwachsende Rohstoffe Euro aus dem Zukunftsinvestitions- Abgerundet wird das Programm programm des Bundes finanziert. durch ein neues Konzept zum Einsatz erneuerbarer Energien in Umfangreiche Baumaßnahmen Marbach. Die Neubauten sowie Im Gestütshof Marbach entsteht ein bestehende Gebäude werden an ein Informations- und Schulungszentrum, Nahwärmenetz und eine neue zentrale verbunden mit einer Infostelle für das Holzhackschnitzel-Heizungsanlage Biosphärengebiet „Schwäbische Alb“. (Wärmeleistung 190 Kilowatt) ange- Ein neuer Lehrgangsstall besteht schlossen. Freuen sich auf bessere Trainingsmöglichkeiten: künftig aus 24 Pferdeboxen, Geschirr- Landbeschäler LAUREL und Pferdewirtin kammern und Kutschenremisen. Das Haupt- und Landgestüt Marbach (HUL) Elisabeth Wiltafsky (Foto: Reumann) 12
Alte Handwerkskunst bewahren Erhalt von Naturstein-Trockenmauern im Steillagen-Weinbau I m terrassierten Steillagen-Wein- bau wurden schon vor mehreren Jahrhunderten Naturstein-Tro- ckenmauern gebaut, um die Wein- baunutzung in bevorzugten Lagen zu ist eine aufwändige und mühsame Arbeit für den Winzer. Hinzu kommt: Es gibt kaum noch Fach- leute, die den traditionellen Tro- ckenmauerbau beherrschen. Es geht Grund: Im Fachgebiet Garten- und Landschaftsbau der LVG ist der Natursteinmauerbau Gegenstand der Meisterausbildung. Darüber hinaus findet auf dem Gelände der LVG ermöglichen. Dadurch sind einzig- Fachwissen verloren, das es dringend die überbetriebliche Ausbildung des artige Landschaften entstanden, die zu bewahren gilt, um die Tro- Verbandes Garten-, Landschafts- und von Natursteinmauern geprägt wer- ckenmauern zu erhalten. Sportplatzbau statt. Auch hier ist der den. Wer beispielsweise die „Felsen- Bau von Naturstein-Trockenmauern gärten“ in Hessigheim am Neckar Eine Broschüre gibt Auskunft ein wichtiger Ausbildungsinhalt. Die gesehen hat, der bekommt eine Vor diesem Hintergrund beschloss Broschüre soll nicht nur Fachkennt- Ahnung davon, welcher Aufwand das Ministerium für Ländlichen nisse zum Bau von Trockenmauern damals von unseren Vorfahren betrie- Raum, Ernährung und Verbraucher- vermitteln. Ziel ist es auch, Interes- ben wurde. schutz eine Bauanleitung für Wein- se und Freude beim Umgang mit bergs-Trockenmauern im Rahmen Natursteinen zu wecken und die Wertvolles Fachwissen droht einer Broschüre erstellen zu lassen. traditionellen Handwerkstechniken verloren zu gehen Erfahrene Praktiker berichten darin zu zeigen, wie sie in den Weinbau- Mittlerweile stellt der Erhalt dieser in Schrift und Bild über die bewährten Steillagen Baden-Württembergs anzu- Naturstein-Trockenmauern allerdings Bauweisen. Die Koordinierung der treffen sind. ein großes Problem dar. An vielen Broschüre wurde der „Lehr- und Ver- Stellen im Land müssen eingefallene suchsanstalt für Gartenbau“ (LVG) Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Mauern ständig repariert werden. Dies in Heidelberg übertragen. Aus gutem Gartenbau Heidelberg (LVG) 13 13
Energieberatung in der Landwirtschaft Ein Beitrag zum Klimaschutz Ausbildung erster Energieberater Das Ministerium für Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucher- schutz (MLR) hat 2009 dieses wichtige Thema aufgegriffen. Unter Federführung der „Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume“ (LEL) in Schwäbisch Gmünd wurde erstma- lig ein Schulungsprojekt zur Quali- fizierung von EnergieberaterInnen entwickelt. In Kooperation mit dem „Bildungs- und Wissenszentrum für Schweinehaltung und Schweine- zucht“ (LSZ) in Boxberg und dem „Landwirtschaftlichen Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg“ (LAZBW) in Aulendorf erfolgte im Sommer 2010 die erste Schulung von 40 freiberuf- lichen Beratungskräften. D er Einsatz fossiler Energie- träger belastet zunehmend die Umwelt und wird auch immer teurer. Die Erhöhung der Energie- produktivität durch Steigerung der und Lüftung der Ställe (s. Abbildung). Schwieriger verhält es sich allerdings bei den eher verborgenen Energiefres- sern. In diesen Fällen stellt die Energie- beratung in der Landwirtschaft hohe Seit dem 4. Quartal 2010 wird die einzelbetriebliche Energieberatung in der Landwirtschaft durch das Agrar- ministerium finanziell unterstützt. Die LEL hat außerdem ein Internet- Energieeffizienz ist daher auch in der Anforderungen an das Wissen und angebot für alle Interessenten einge- Landwirtschaft eine wichtige Zukunfts- Können der Beraterinnen und Berater. richtet (www.ebl-bw.de). aufgabe, um den Herausforderungen Neben einem umfassenden Spezialwis- des Klimaschutzes gerecht zu werden sen in Energiefragen ist hier auch eine Landesanstalt für Entwicklung der und die Wettbewerbsfähigkeit der profunde Kenntnis landwirtschaft- Landwirtschaft und der ländlichen Räume heimischen Betriebe zu stärken. licher Produktionsabläufe erforderlich. Schwäbisch Gmünd (LEL) Gute Beratung ist das A und O Aufwand für Heizung, Strom, Treibstoffe Der Schlüssel zur Erhöhung der 2008 / 09 in Baden-Württemberg (in €/ha) Energieeffizienz in den landwirtschaft- lichen Betrieben liegt in einer soliden in €/ha Heizung in €/ha 377 und fundierten Energieberatung. Erste 352 Praxiserfahrungen im Rahmen von 400 Strom in €/ha Treib- und Schmierstoffe in €/ha €/ha €/ha Modellberatungen haben gezeigt, dass 350 272 in der Landwirtschaft Kosten- und CO2-Einsparpotentiale von 15-25% 300 €/ha 212 schlummern. 250 196 €/ha 164 €/ha In vielen Betriebszweigen gibt es 200 €/ha „typische Energiefresser“, bei denen leicht Abhilfe geschaffen werden kann. 150 So steht beispielsweise in der Milch- 100 viehhaltung die Milchkühlung und der Warmwasserbedarf bei der Reinigung 50 der Anlagen im Zentrum des Interes- 0 Betriebe Ackerbau- Veredlung Schwerpunkt Futterbau Schwerpunkt ses. In der Schweinehaltung liegt das gesamt: betriebe Schweine- Milchvieh Augenmerk auf dem hohen Energie- Spez. Spez. haltung verbrauch durch die Klimatisierung 14
40 Jahre Qualitätsweinprüfung D ie deutsche Weinwirtschaft startete mit der Einführung des Weingesetzes im Jahr 1970 in ein neues Zeitalter. Denn seit- dem gibt es ein amtliches System der Nur wenn alle Teilschritte erfolg- reich durchlaufen sind, kann einem Wein die amtliche Prüfungsnummer hinsichtlich Menge, geografischer Bezeichnung, Jahrgang, Rebsorte, trend der letzten Jahre folgend, wurden überwiegend junge Jahrgän- ge geprüft: 4,0 % aus dem Jahr 2009, 76,4 % von 2008, 13,3 % von 2007, 0,6 % von älteren Jahrgängen und 5,7 „geprüften Weinqualität im Glas“. Qualitätsstufe und Geschmacksart % ohne Jahrgangsangabe. Bezogen Rückblickend kann man heute von zugeteilt werden. Im Jahr 2009 bean- auf die Rebsorten führt der Spätbur- einem gelungenen Instrument des tragten in Baden 622 Betriebe für gunder mit 43,4 Mio. Liter die Liste Verbraucherschutzes sprechen, denn insgesamt 13.809 verschiedene Weine an, gefolgt von Müller-Thurgau (21,6 das deutsche System der amtlichen eine amtliche Prüfungsnummer für Mio.), Grauer Burgunder/Rulän- Prüfung wurde in der Europäischen Qualitätswein. Obwohl insgesamt der (10,9 Mio.), Gutedel (10,6 Mio.), Union für Qualitätsweine übernom- 115 Mio. Liter Wein geprüft wurden, Weißburgunder (8,2 Mio.), Riesling men. Das Staatliche Weinbauinstitut musste nur bei 1,3 Mio. Litern die (6,8 Mio.), Schwarzriesling (2,1 Mio.) in Freiburg teilte seit Einführung der Prüfungsnummer verweigert werden. und Silvaner (1,0 Mio. Liter). Qualitätsweinprüfung etwa 3,6 Mrd. Dieser geringe Anteil beweist die hohe Liter Wein eine amtliche Prüfungsnum- Qualität der badischen Weine. Um die Bei den Qualitätsperlweinen konnten mer zu. In diesen 40 Jahren hat sich Ablehnungsquote weiter zu senken, im Jahr 2009 sogar alle 55 Anträge auf zwar Vieles geändert. Es wurden z.B. bietet das Staatliche Weinbauinstitut Erteilung einer amtlichen Prüfungs- neue Unterteilungen, wie etwa Hoch- eine Beratung zur Herstellung und nummer positiv beschieden werden gewächs, Classic und Selection, einge- Bezeichnung der Weine an. (559.818 Liter). Der Anteil farbiger führt. Das Grundprinzip blieb jedoch Qualitätsperlweine nimmt dabei weiter erhalten: Die Unterscheidung in Quali- Daten zum badischen Wein zu: 17 Rosés (168.896 Liter), 3 Rote tätswein und Prädikatswein. Die erfolgreich geprüften badischen (31.158 Liter), 2 Rotling (13.987 Liter) Weine untergliedern sich folgenderma- und ein Weißherbst (7.309 Liter). ßen: 90,5 % Qualitätswein, 7,2 % Kabi- Prüfung des Qualitätsweins nett, 2,2 % Spätlese und 0,1 % Auslesen Staatliches Weinbauinstitut Freiburg Die Prüfung eines Qualitätsweins und Eisweine. Dem Geschmacks- (WBI) untergliedert sich in 3 Teilschritte: 1. Analyse von Alkohol, Restzucker, Geschmacksverteilung der badischen Weinarten 2009 Extrakt, Gesamtsäure und schwef- liger Säure. trocken halbtrocken lieblich süß gesamt Menge (l) % Menge (l) % Menge (l) % Menge (l) % Menge (l) % 2. Prüfung auf zulässige Bezeich- Rotwein 22.601.987 61,5 6.881.580 18,7 7.117.082 19,4 156.501 0,4 36.757.150 32,4 nungen wie Prädikate, Rebsorten Rotling 34.250 5,2 223.950 33,8 404.861 61,1 0 0,0 663.061 0,6 usw. Rosé 1.481.600 61,9 632.501 26,4 278.185 11,6 0 0,0 2.392.286 2,1 3. Anonyme, sensorische Prüfung Weißherbst 1.425.375 13,1 4.775.682 44,0 4.638.639 42,7 23.670 0,2 10.863.366 9,6 durch staatlich bestellte Sachver- Weißwein 43.527.385 69,2 13.971.363 22,2 5.232.563 8,3 174.931 0,3 62.906.242 55,4 ständige Gesamt 69.070.597 60,8 26.485.076 23,3 17.671.330 15,6 355.102 0,3 113.582.105 100,0 15 15
Auf veränderten Agrarmärkten erfolgreich bestehen A ufgrund des wachsenden Einflusses globaler Agrar- und Finanzmärkte auf unsere heimische Landwirtschaft werden vertiefte Kenntnisse von Marktzu- anspruchsvollem Niveau vier aufein- ander aufbauende Themenbereiche angeboten. Jeder Landwirt kann sich daraus ein eigenes, auf ihn zuge- schnittenes Paket zusammenschnü- 3. Regionale Fachtagungen zu den einzelnen Märkten: Vertreter aller Vermarktungsstufen (Erzeugung, Verarbeitung, Lebensmittelhandel) berichten und diskutieren hier über sammenhängen und -entwicklungen ren. die aktuelle Marktlage, über zu für eine erfolgreiche Betriebsführung erwartende Entwicklungen und über landwirtschaftlicher Unternehmen 1. Zentraler Eröffnungstag: Am er- daraus abgeleitete mögliche betrieb- immer wichtiger. Der Umgang mit sten Tag werden zunächst die verän- liche Strategien. stark schwankenden Märkten erfor- derten globalen Rahmenbedingung- dert weitreichende Management- en erörtert - die Einflüsse der inter- 4. Seminare zu Warenterminbörsen: fähigkeiten und immer wieder neu nationalen Finanzmärkte und Anhand praktischer Beispiele und angepasste Strategien. Betriebsleiter deren Auswirkungen auf die Agrar- Übungseinheiten wird gezeigt, wie müssen sich dazu ständig weiter- märkte, die zukünftige EU-Agrar- Terminmärkte für Getreide, Öl- qualifizieren. marktpolitik und soziale Fragen der saaten, Ferkel, Schweine und Milch Globalisierung. funktionieren und wie der Landwirt Marktkompetenz durch diese sinnvoll für sich nutzen kann. Fortbildung 2. Regionale Managementtage „Unter- Die „Landesanstalt für Entwick- nehmerisch Handeln“: Hier werden Die Veranstaltungen werden - im Auf- lung der Landwirtschaft und der in einem Schwerpunkt die betrieb- trag des Ministeriums für Ländlichen ländlichen Räume“ (LEL) in Schwä- lichen Managementprobleme disku- Raum, Ernährung und Verbraucher- bisch Gmünd bietet deshalb im tiert, die in jüngster Zeit aufgrund schutz - durch die LEL organisiert. Winterhalbjahr 2010/11 erstmals in stark schwankender Märkte große Kooperationspartner sind die Unteren Baden-Württemberg eine Seminar- Bedeutung erlangt haben. Landwirtschaftsbehörden, der Verband reihe zum Thema „Erfolgreich im Landwirtschaftlicher Fachbildung e. V. Agrarmarkt“ an. Zielgruppe sind Auch werden Instrumente des und die Bauernverbände. zukunftsorientierte Betriebsleiter, Risikomanagements, der Risiko- die ihre Marktkompetenz verbes- absicherung und betriebliche Landesanstalt für Entwicklung der sern wollen. In mehreren Veranstal- Controllinginstrumente vorgestellt Landwirtschaft und der ländlichen Räume tungsterminen werden auf fachlich sowie Finanzierungsfragen erörtert. Schwäbisch Gmünd (LEL) 16
Effizient und tiergerecht - der neue Milchviehstall in Aulendorf noch 20 elektronische „Futterwiege- tröge“ hinzu. Diese stellen das tech- nische Kernstück des neuen Stalles dar und ermöglichen es, verzehrte Futtermengen tierindividuell exakt zu messen. Damit wird es möglich, unterschiedliche Futtermischungen zu vergleichen und deren Auswir- kungen, z.B. auf die Milchleistung der Kühe, zu untersuchen. Die Milchleistungen werden ebenfalls automatisch im Melkstand erfasst. Und zwei „Wasser-Wiegetröge“ ermöglichen dies auch beim Trink- wasser der Kühe. Die Investition in Aulendorf galt jedoch nicht nur dem Milchviehstall. Im Zuge des Neubaus wird auch das Altgebäude neu gestaltet. Im Altgebäude werden nun großzügige Abkalbe-Boxen, ein Klauenpflege- bereich sowie eine Separationsbucht untergebracht. Fazit: Das LAZBW in Aulendorf sieht sich durch den neuen Milchviehstall in der Lage, einen Großteil der Anforderungen zu erfüllen, die heutzutage mit der Haltung und Betreuung von großen N ach einjähriger Bauzeit wurde im September 2010 der neue Milchviehstall des „Landwirtschaftlichen Baden-Württemberg“ Zentrums (LAZBW) bieten den Tieren einen einzigartigen „Komfort“. Der im Vergleich zu landwirtschaftlichen Betrieben eher ungewöhnliche Grundriss des neuen Stallgebäudes ist zudem ganz auf Milchviehbeständen verbunden sind. Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) in Aulendorf in Betrieb genom- die vielfältigen Anforderungen des men. Für die Tiere und auch für Versuchswesens ausgerichtet: Die die Mitarbeiter des Landwirtschaft- zwei außen liegenden Futtertische lichen Zentrums bricht damit ein und die zwei gegenständigen Liege- neues Zeitalter an. Denn mit dem boxenreihen in der Mitte des Stalles neuen Stall sind gleich mehrere ermöglichen jederzeit eine flexible Verbesserungen verbunden: Praxis- Einteilung von Tiergruppen, so dass orientierte Versuche können nun immer ausreichend Fressplätze für deutlich effizienter durchgeführt die Kühe vorhanden sind. werden, die Milchkühe werden tierge- rechter gehalten, anstehende Arbei- Im neuen Milchviehstall befinden ten lassen sich einfacher verrich- sich nun 76 Liegeplätze und 91 ten, und es ergeben sich ganz neue Fressplätze. Das Überangebot an Möglichkeiten bei der Gestaltung von Fressplätzen ist dabei nicht nur der Lehrgängen. Das Stallbaukonzept ist Flexibilität geschuldet. Es lassen sich im übrigen so flexibel konzipiert, dadurch auch Versuche durchführen, dass in Zukunft auch neue Anforde- die das Fressverhalten von Kühen bei rungen der Milcherzeugung bewältigt unterschiedlichem Fressplatzangebot werden können. erkunden. Neues Stallbaukonzept Viele technische Neuerungen Die offene Bauweise, die Raumaus- Damit nicht genug: Zu den 91 stattung und die moderne Stalltechnik „normalen“ Fressplätzen kommen 17 17
Wenn der Käse zu viele Löcher hat und coliforme Keime (insbesondere Escherichia coli) in Frage. Potentielle Schadkeime, die Fehllochungen hervorrufen können Die gezielte Suche nach den Keimen hat ergeben, dass Escherichia coli die Ursache war. Das Bakterium konnte mit über 1 Million KbE/g im Schad- käse nachgewiesen werden. Escherichia coli befindet sich normalerweise im Darm der Kühe. Es kann also durch- aus vorkommen, dass dieses Bakterium in die Rohmilch gelangt. Dies stellt in aller Regel kein Problem dar, da Esche- richia coli die Pasteurisierung der Milch nicht überlebt. Im vorliegenden Fall lag daher mit großer Wahrscheinlich- keit eine sogenannte „Rekontamina- tion“ vor. Wie kann es zu einer solchen Rekontamination kommen? W ährend die sogenannten pathogenen Keime (z.B. Salmonellen) ein gesund- heitliches Risiko für den Verbraucher darstellen, bewirken Schad- und des Käses (Konsistenz, Farbe, Lochung) sowie auf den Geruch und den Geschmack auswirken können. Wenn der Käse zu viele Löcher hat Durch ungenügende Reinigung und Desinfektion, z.B. von Geräten, können coliforme Keime und Esche- richia coli in den Käse gelangen und sich dort vermehren, indem sie den Verderbniskeime oft nur eine Fehl- Dazu ein Beispiel: Ein Emmentaler- vorhandenen Milchzucker (Laktose) entwicklung des Käses. Diese „Käse- Käse wies statt der normalen, kirsch- vergären. Bei der Vergärung werden fehler“ können jedoch durch Herab- großen Lochung viele kleine Löcher dann die Gase Kohlendioxid und stufung, Reklamationen, Auslistung auf. Bei der Verkostung zeigte sich, Wasserstoff erzeugt, die schließlich und Rückgang des Absatzes bedeu- dass bei diesem Käse der typische mild- aus dem Käse entweichen und viele tende finanzielle Verluste bei milch- aromatische, nusskernige Geschmack kleine Löcher hinterlassen. So entsteht verarbeitenden Betrieben verursachen. fehlte und der Käse leicht kratzig und die sogenannte Frühblähung. Um eine In einer Zeit der angespannten Erlös- käsig schmeckte. Rekontamination und damit Früh- situation der Betriebe sollte daher der blähung zu vermindern, sollte deshalb Verlust durch Käsefehler unbedingt Nach Durchführung einer senso- auf eine gute Reinigung und Desinfek- vermieden werden. Das Landwirt- rischen Bewertung und in Anbetracht tion geachtet werden. schaftliche Zentrum Baden-Württem- des Erscheinungsbildes des Käses berg, Milchwirtschaft Wangen, befasst kamen als Verursacher dieser Fehlent- Landwirtschaftliches Zentrum sich deshalb mit der Analyse und wicklung Clostridien, Enterokokken Baden-Württemberg (LAZBW) Verhinderung von Käsefehlern, um die Milchwirtschaft zu unterstützen. Beeinträchtigung der Mikroflora beim Käse Die natürliche Mikroflora eines Käse- produktes setzt sich aus unterschied- lichen Mikroorganismen zusammen. Die Zusammensetzung der Mikroflora wird dabei maßgeblich durch die einge- setzte Starterkultur beeinflusst. Wird nun das empfindliche Gleichgewicht der Mikroorganismen durch den Eintrag weiterer Keime gestört, kann es zu Fehlentwicklungen im Käse kommen, die sich auf die Käserinde, das Innere Emmentaler mit normaler Lochung Schadkäse: Emmentaler mit Fehllochung 18
Mit Milchbeifütterung alle Ferkel optimal versorgen I n den letzten Jahren haben sich die biologischen Leistungen in der Ferkelerzeugung enorm verbes- sert. Durch genetischen Fortschritt und Verbesserungen im Besamungs- Abferkelbereich mit einer Beifütte- rung (Fa. Förster Technik) ausgestat- tet: Neben dem Trog der Sau befindet sich ein kleiner Kipptrog, der sensor- gesteuert nach genau definierten Hohenheim - derzeit auch eine wissen- schaftliche Arbeit angefertigt. Unter- sucht wird, welche Ferkel die beigefüt- terte Milch zu welcher Zeit nutzen. Es soll festgestellt werden, ob eher leichte management sowie durch die bedarfs- Futtermengen mit frisch angerührter oder eher schwere Ferkel die Zusatz- gerechte Versorgung trächtiger Sauen Milch für die Ferkel (Milchaustauscher) milch trinken und ob eine Futterkurve ist vor allem die Anzahl lebend gebo- befüllt wird. Die Ferkel bleiben bei der in Abhängigkeit von der Tageszeit rener Ferkel stark gestiegen. Eine wich- Muttersau und so hat jedes Ferkel die erstellt werden kann, um Futterverluste tige und zugleich schwierige Aufgabe Möglichkeit, eventuelle Versorgungs- reduzieren und den Ferkeln immer besteht nun darin, während der defizite über die zusätzliche Milch frische Milch anbieten zu können. Aufzuchtphase eine optimale Versor- auszugleichen. Die Milchbeifütterung Weitere Untersuchungen beschäftigen gung aller Ferkel zu gewährleisten. erfolgt bereits ab dem 2. Lebenstag, sich mit der Frage, ob die Milchbeifüt- damit auch kleine Ferkel von Beginn an terung unter Beachtung tiergerechter, Ferkel brauchen genügend Milch optimal versorgt werden. arbeitswirtschaftlicher und ökono- Nach der ersten, lebenswichtigen Kolo- mischer Gesichtspunkte günstiger strumaufnahme (Kolostrum ist Mutter- Zusammenarbeit mit der ist als die Nutzung von technischen milch, die unter anderem auch Anti- Universität Hohenheim Ammensystemen bzw. Ammensauen. körper zur Bildung des Immunsystems Zum Thema Milchbeifütterung wird der Ferkel enthält) muss die weitere - in Zusammenarbeit mit dem „Insti- Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg Versorgung der Ferkel optimal gewähr- tut für Agrartechnik“ der Universität (LSZ) leistet sein. Bei großen Würfen (ab 12 Ferkeln) kommt es allerdings vor, dass den Ferkeln nicht genügend funktions- tüchtige „Striche“ (Zitzen) zur Ver- fügung stehen bzw. die Milchleistung der Muttersau schnell an ihre Grenzen stößt. Um trotzdem jedem Ferkel eine ausreichende Menge Milch zu sichern, gibt es z.B. die Möglichkeit, ergänzend Milch beizufüttern. Das „Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg“ (LSZ) hat dazu nun ein Forschungsprojekt durchgeführt: Zur Erprobung einer automatischen Milch- beifütterung wurden zwei Abteile im 19 19
Mehr Bewegungsfreiheit für die Sau rund um die Geburt und die Aufzucht von Saugferkeln Boxberger Außenklimaabferkelbucht I n den vergangenen Jahrzehnten hat sich viel im Bereich der tier- gerechten Haltung von Sauen und Ferkeln getan. Aufgrund der hohen Erdrückungsverluste Mitte des letzten getrennten Bereichen auszuüben: Liegen, Fressen, Koten/Urinieren, Bewegen. Darüber hinaus sind weitere natürliche Verhaltensformen möglich, wie z.B. die Mutter-Ferkel- Jahrhunderts in Abferkelbuchten, in Beziehung und das Nestbau- denen sich die Muttersauen frei bewe- verhalten. gen und ablegen konnten, wurden Kastenstandhaltung in den 70er Jahren diese durch soge- • Abliegehilfen bzw. das Anbringen nannte „Kastenstände“ ersetzt. Von eines Erdrückungsschutzes in den ruhiger Umgang mit den Tieren so- Sauen erdrückte Ferkel gab es fortan freien Abferkelbuchten können die wie das Angebot von Rohfaser- seltener. Die Kehrseite der Entwick- Verluste an Ferkeln reduzieren, trägern sind Voraussetzung für die lung: In den Kastenständen war und ist wenn auch nicht in dem Maße, wie sichere Arbeit mit ferkelführenden die Bewegungsfreiheit der Sau deutlich das in den Kastenständen der Sauen. Hinzu kommt: Eine gute reduziert. Von Seiten des organisierten Fall ist. So liegen die Ferkelverluste, Übersicht in den Bewegungsbuchten Tierschutzes werden diese Kasten- vornehmlich durch Erdrücken, in kann die Kontrolle der Tiere und stände daher zunehmend kritisiert. In den Bewegungsbuchten um 4 bis damit auch die Arbeit sehr erleich- der Schweiz sind bereits Abferkelbuch- 10% höher als in den konventio- tern. Insgesamt ist ein deutlich ten vorgeschrieben, in denen sich die nellen Kastenständen. höherer Arbeitszeitaufwand fest- Muttersau frei bewegen kann. zustellen. • Die Bewegungsbuchten stellen In einem Vergleich mit den herkömm- andere Anforderungen an den • Der erhöhte Platzbedarf von freien lichen Abferkelbuchten mit Kasten- Landwirt als die Haltung in konven- Abferkelbuchten spiegelt sich in ständen hat die LSZ Boxberg nun tionellen Kastenständen. Viele ver- höheren Baukosten wieder. drei verschiedene Systeme von freien schiedene Faktoren sind zu beach- Abferkelbuchten getestet und bewertet: ten, um eine erfolgreiche Sauenhal- Trotz der vielen Vorteile der freien zwei Schweizer Systeme, die so genann- tung und Ferkelaufzucht zu gewähr- Abferkelbuchten gibt es aus heutiger te FAT II Bucht und die Elypsobucht, leisten. Entscheidend ist vor allem Sicht aber auch gravierende Nach- sowie die Boxberger Außenklima- die richtige Gestaltung der Funk- teile. Diese müssen durch Weiterent- abferkelbucht. tionsbereiche und eine angemessene wicklungen und Managementhilfen Klimaführung. Denn nur so kann reduziert werden, damit die freien Dabei sind folgende Ergebnisse die Sauberkeit in der Bucht sowie die Abferkelbuchten bei den Bauern mehr festzuhalten: Tiergesundheit gefördert werden. Akzeptanz finden und auch rentabel eingesetzt werden können. • In allen drei freien Abferkelsystemen • Anders als bei der Kastenstandhal- ist es den Sauen möglich, ihre natür- tung steht der Landwirt in viel Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg lichen Verhaltensweisen in räumlich engerem Kontakt zum Tier. Ein (LSZ) 20
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