Aus dem Inhalt: E-Mobility MINT 2016 - Nr. 3 / 2016 - VDE Kurpfalz
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technikforum Gesellschaft und Technik in Nordbaden-Pfalz/Kurpfalz 2 1 3 4 5 n 2017 lu nge er samm erv p ril itgl ied lz : 7. A 6 . A pril Aus dem Inhalt: M Ku rpfa fa lz :2 • VD E ba d en-P • E-Mobility I N ord • MINT 2016 • VD Nr. 3 / 2016
2 technikforum Nr. 3 / 2016 Aus dem Inhalt: Editorial Editorial 2 E-Mobility Überblick E-Mobility 3 Ohne Strom fährt nichts 6 Liebe Mitglieder, sehr geehrte Damen und Herren, Starthilfe von Freudenberg 7 das Thema E-Mobility charakterisiert diese Ausgabe des technikforum. Elektroautos für Polizei 7 Das Redaktionsteam hat dieses Schwerpunktthema gewählt, da es sich E-Mobility in der Landwirtschaft 8 durch Aktualität auszeichnet und zugleich einen Blick in die Vergangenheit Masterstudiengang Elektromobilität 8 und die Zukunft bietet. E-Busse im Praxiseinatz 9 Mai 2008: Eine Gruppe von Mitgliedern des VDE Kurpfalz und VDI Nord- Elektro-Hybridbusse 10 baden-Pfalz bereist Vietnam. Auf dem Fach-Programm steht unter anderem eHighway 11 der Besuch einer Fabrik für Elektrofahrräder und -motorroller. Die Eigen- Zukunft Turbolader 12 tümer führten die Mitglieder durch die Fabrikation, stellten die Modelle Solarflug um den Globus 15 vor und wollten wissen, ob es dafür Interesse auf dem deutschen Markt Freie Fahrt für autonome Fahrzeuge 16 gäbe. Zwar waren die VDE- und VDI-Mitglieder sehr an der Idee interessiert und probierten die E-Roller auch mit Vergnügen aus. Unsicher war man Tesla 18 jedoch in der Einschätzung, inwieweit es Nachfrage danach in Europa gibt. Historische Genese der E-Mobilität 20 Die Antwort darauf hat das Statistische Bundesamt in einer Veröffentli- Arbeitsmarkt Ingenieure 21 chung vom 30. August diesen Jahres: Inzwischen besitzen knapp zwei Sicherheit durch Digitalisierung 22 Millionen Haushalte in Deutschland mindestens ein Elektrofahrrad. 1 Urbane Mobilität 24 Mai 2016: Wieder ist eine Gruppe von Mitgliedern des VDE Kurpfalz und Verkehr und Umwelt im Wandel 25 VDI Nordbaden-Pfalz gemeinsam auf Reisen, dieses Mal in Japan. Man steht Blickpunkt Elektromobilität 26 in der abendlichen Rushhour an einer Fußgängerampel auf Tokios Haupt- Statistische Daten 26 einkaufsstraße, der Ginza, und überlegt, was anders ist, als in deutschen Großstädten. Es fehlt das Geräusch von Autos im Leerlauf, beim Bremsen Vermischtes sowie beim Beschleunigen. Die Antwort, warum dies auffiel, zeigte sich Neuer VDE-Präsident 26 bei einem Besuch bei Toyota: Die überwiegende Mehrzahl der produzierten VDE Kongress 2016 27 Autos sind entweder Hybridfahrzeuge oder reine E-Mobile. Man war VDE-VDI-Video-Projekt 28 überrascht über das große Angebot von Typen, die auf dem europäischen VDE-VDI-MINT-Tage 30 Markt gar nicht bekannt sind. VDE Auszeichnungen 33 Wir hoffen, dass das Schwerpunktthema auch für Sie, sehr geehrte Leserin, 20 Jahre technikforum 34 sehr geehrter Leser, in den vorgestellten Facetten von Interesse ist – 10 Jahre Graduate School 35 ebenso wie beispielsweise der Bericht über die MINT-Tage 2016, Forschungen VDI Fortbildungen 2017 36 an den Hochschulen und die verschiedenen Aktivitäten unser beiden VDIni Pirmasens 37 Bezirksvereine. TU KL: Benzinalternative 38 Ihnen einen guten Jahresausklang und einen angenehmen Start Labor für intelligente Stromnetze 39 in das Jahr 2017! VDE Digital Summerschool 40 HS Mhm: Forschungsexzellenz 41 Mit freundlichen Grüßen 200 Jahre 2-Räder 42 Formel 1 in der Schule 43 VDI-Mitgliederversammlung 44 Kurpfalz Nordbadisch-Pfälzischer VDE-Mitgliederversammlung 44 Bezirksverein Impressum 44 Sie finden das aktuelle Cover: technik Foto 1: „Autoflüsterer“; Foto: Picture of the future sowie vorangegangene Aus- Foto 2: Elektrisch unterstützter Turbolader; Foto: Pankl APC gaben auf den Homepages: Foto 3: Smart Power Generator; Foto: John Deere www.vdi-nordbaden-pfalz.de Foto 4: Spannendes Experiment am VDE-VDI-MINT-Tag 2016; Foto: Kunkel www.vde-kurpfalz.de Foto 5: Akteure des VDE-VDI-Video-Projektes; Foto: Kunkel
technikforum Nr. 3 / 2016 Schwerpunktthema 3 Elektrische Energieversorgungssysteme, Stecker, Ladesysteme, Ladestationen – Antworten auf Fragen Um einen Überblick über das Japan. Deutschland rangiert mit Ist also ein Hybridfahrzeug eine weite Feld der Elektromobilität knapp 50.000 Fahrzeugen am Ende gute Lösung? Görges führte aus, wo- zu bekommen, konnte das der Skala hinter Frankreich, Holland, rin die wesentlichen Unterschiede technikforum auf einen fundier- Norwegen und Großbritannien. liegen. So haben EVs einen Energie- ten Vortrag von Juniorprofessor wandler und einen Energiespeicher, Dr.-Ing. Daniel Görges zurückgreifen. Vorteile der E-Mobilität? sprich einen Elektromotor und in Der Inhaber der Juniorprofessur Die Bundesregierung setzt sich ver- der Regel eine Batterie. Hybridfahr- für Elektromobilität an der Tech- stärkt für E-Mobilität ein und gibt zeuge dagegen haben, einfach ge- nischen Universität Kaiserslautern Prämien beim Kauf eines EVs. Es gibt sagt, zwei Energiespeicher und referierte zu diesem Thema im zahlreiche Argumente dafür, vor zwei Energiewandler. Als Energie- Rahmen der VDE-Mitgliederver- allem vor dem Hintergrund der in speicher sind beispielsweise Kraft- sammlung im Mai dieses Jahres. Rede stehenden Energiewende. stoffe, Batterien, Kondensatoren, Als die wichtigsten führte Görges Schwungräder oder Druckspeicher Was ist ein Elektrofahrzeug? an: Geringer Verbrauch aufgrund verwendbar. Als Energiewandler Mit einer Definition, um ein Elektro- des hohen Systemwirkungsgrads und können Verbrennungsmotoren, Elek- fahrzeug von einem Fahrzeug mit Ver- der Bremsenergierückgewinnung; tromotoren oder fluidische Aktoren brennungsmotor zu unterscheiden, keine lokalen Schadstoff- und Lärm- genutzt werden. Am gängigsten ist startete Görges seinen viel beachteten emissionen; keine Emissionen von die Kombination aus Verbrennungs- Vortrag. Danach ist ein Elektrofahrzeug Treibhausgasen bei regenerativer Ver- motor und Batterie gepufferten ein Fahrzeug mit mindestens einem sorgung; Nutzbarkeit verschiedener E-Motor/Generator. Elektromotor und einem elektrischen Energiequellen. Auch die Umwelt- In seinem Vortrag lud Görges die Energieversorgungssystem für den bilanz fällt grundsätzlich positiv aus. Zuhörer ein, im Geist einigen Antrieb des Fahrzeugs. Im englischen Hybridfahrzeugen, die in den letzten Sprachgebrauch wird es als Electric Hybridfahrzeuge? Jahren von den Herstellern als Vehicle bezeichnet, kurz EV. Dennoch gibt es auch Argumente, Prototypen vorgestellt wurden, unter Nach verschiedenen Statistiken die derzeit noch gegen die Anschaf- die Motorhaube zu schauen. Bei- wurden im Jahr 2015 global knapp fung eines E-Mobils sprechen. Dazu spielsweise einem Hybridauto eines 1,3 Millionen E-Fahrzeuge verzeich- gehören die geringe Reichweite, bekannten Fahrzeugbauers aus net. Die USA liegen mit einem Fahr- noch zu lange Ladezeiten und auch Zuffenhausen: Deren Hybrid-Sport- zeugbestand von gut 400.00 Fahr- last but not least vergleichsweise wagen hat einen Ottomotor und zeugen vorne, es folgen China und hohe Anschaffungskosten. einen Elektromotor, der über ein Schwungrad mit Energie versorgt wird. Ein französischer Autobauer, gemeint ist der mit dem Löwen als Emblem, hat fol- gende Variante für den Antrieb vorge- schlagen: Einen Otto- motor, einen Hydrau- likmotor und einen pneumatischen Spei- cher. Wenn man einen Blick in ein E-Fahr- zeug eines Herstellers aus Ingolstadt wirft, kann man folgende Komponenten sehen: Einen Benzin-Wankel- motor und einen Elektromotor, der über eine Batterie mit Energie versorgt wird.
4 Schwerpunktthema technikforum Nr. 3 / 2016 Stecker gleich Stecker? Bei Elektromobilen dienen Batterien als fahr- zeuginterne Energie- speicher. Bei Personen- kraftwagen werden sie durch Anschluss an eine Steckdose geladen. Dass es aber auch andere Möglichkeiten gibt, zeigte Görges auf. Zum einen nannte er die fahrzeug- externe konduktive Ener- gieversorgung wie sie beispielsweise Siemens im eHighway System unter- sucht. Ein anderes Bei- spiel, das von Bombardier entwickelte PRIMOVE System, weist dagegen eine fahrzeugexterne induktive Energieversor- gung auf. Zum Anschluss an eine Steckdose einer Ladestation sind Auch für Gleichstrom gibt es pas- weite angeführt. Bei einer Batterie- besondere Stecker notwendig. Im sende Komponenten. Görges nannte kapazität von 20 kWh, was einer Moment seien namentlich zwei ver- drei Beispiele: Den Tesla-Stecker, Reichweite von gut 150 Kilometern schiedene Versionen auf dem Markt, den japanischen CHAdeMO-Stecker entspricht, beträgt die Ladezeit sagte der Juniorprofessor. In den USA und den CCS-Stecker, der auch mit beispielweise mit dem Typ-2-Stecker und Japan ist der Typ-1-Stecker ver- Wechselstrom eingesetzt werden 5,4 Stunden bei 3,7 kW und mit breitet. Er überträgt Wechselstrom kann. dem CHAdeMO-Stecker eine halbe (AC), einphasig und bis 7,4 kW / 32 A. Stunde bei 50 kW (auf 80 Prozent In Deutschland und der EU kommt Ladesysteme und Ladezeiten? der Batteriekapazität). der Typ-2-Stecker für Wechsel- bezie- Immer wieder wird als Hindernis Laut Görges ist beim Thema Reich- hungsweise Drehstrom zum Einsatz. für eine größere Nutzung von weite noch Einiges zu tun. An der Er ist ein/dreiphasig bis 43,5 kW / 63 A. E-Fahrzeugen die geringe Reich- Juniorprofessur für Elektromobili- tät wird beispiels- weise an verbrauchs- orientierten Fahrer- assistenzsystemen geforscht. Solche Systeme unterstüt- zen den Fahrer bei einer verbrauchs- günstigen Fahr- weise und können die Reichweite merklich erhöhen. Untersucht werden zudem verlässli- che Reichweiten- anzeigen gegen die „Reichweiten- angst“. Es gibt verschie- dene Systeme, die für die Übergabe der Elektrizität an die Batterie benutzt werden, sagte Görges.
technikforum Nr. 3 / 2016 Schwerpunktthema 5 Mit Anschaffungskosten im Bereich von 500 bis 3.000 Euro ist die sogenannte Wall- box, bei der ein bis zwei Ladepunkte möglich sind, am günstigsten. Sie ist ins- besondere für private Gara- gen und Carports sowie öffentliche Parkhäuser ge- eignet, wird an der Wand montiert und hat eine Ladeleistung von bis zu 22 kW. Zum anderen gibt es Ladesäulen zur frei stehen- den Montage, die meist im halböffentlichen oder öffentlichen Bereich zum Einsatz kommen. Die Lade- leistung für zwei bis vier Ladepunkte kann dabei auch höher als 22 kW sein. Die Anschaffungskosten betragen ca. 4.000 bis 8.000 Euro für AC-Ladung. Um die 20.000 Euro kostet die DC-Version. Ladestationen? liefern. Schwankungen erneuer- Ist man mit einem E-Auto unter- barer Energiequellen können durch wegs und muss die Batterie „nach- koordiniertes Laden und gegebe- Zur Person laden“, so finden sich derzeit zahl- nenfalls Entladen der Batterien reiche Abrechnungs- und Zugangs- in den Fahrzeugen wirksam verrin- systeme. Anzuteffen sind die SMS- gert werden. Ebenfalls ist die Be- Autorisierung per Handy und die reitsstellung weiterer Netzdienst- RFID-Autorisierung per Kunden- leistungen zur Frequenz- und Span- karte, aber auch Lösungen mit Münz- nungshaltung sowie zur Kompen- einwurf und in Kombinationen mit sation von Oberschwingungen Parkautomaten. und Unsymmetrien mit geregelten Wie viele Ladestationen gibt es Ladesystemen denkbar. schätzungsweise momentan in Aus mehreren Studien geht her- Deutschland? Die meisten Ladestatio- vor, dass die Netzbelastung durch Prof. Dr.-Ing. Daniel Görges nen, 23 Prozent, befänden sich in das Laden von Elektrofahrzeugen Deutschland derzeit in Parkhäusern, vergleichsweise gering ist. Netz- Daniel Görges studierte Infor- wusste Görges. Über zehn Prozent überlastungen sind daher aller Vor- mationstechnik mit Vertiefungs- seien in Unternehmen zu finden, aussicht nach nicht zu erwarten. richtung Automatisierungstechnik knapp über neun Prozent beim Han- an der Technischen Universität Ladestationen del, ca. fünf Prozent im öffentlichen Kaiserslautern und promovierte • www.plugfinder.de Bereich. Nur 1,7 Prozent der Ladesta- dort am Lehrstuhl für Regelungs- • www.lemnet.org tionen befinden sich an Tankstellen. systeme im Jahr 2011 auf dem • www.goingelectric.de Gebiet der hybriden Systeme. Seit • www.smarttanken.de Elektromobilität im • www.e-stations.de dem Jahr 2013 ist er Juniorprofes- Elektroenergiesystem? • www.ladenetz.de sor für Elektromobilität im Fach- Das technikforum fragte Pro- • www.chargemap.com bereich Elektrotechnik und Infor- fessor Görges, ob für die von der mationstechnik an der Technischen Ladeinfrastruktur Politik gewünschte, zunehmende • www.mennekes.de Universität Kaiserslautern. Seine E-Mobilität genügend Ressourcen • www.phoenixcontact.com Forschungsschwerpunkte liegen zur Verfügung stehen. Und wichtig • www.chademo.com im assistierten und automatisierten auch: Welche Rolle wird Elektro- • www.hectronic.com Fahren, dem Energiemanagement mobilität im Elektroenergiesystem • www.ladenetz.de in Hybridfahrzeugen, der Netzin- spielen? • www.intercharge.eu tegration von Elektrofahrzeugen Elektrofahrzeuge können als und den zugehörigen regelungs- Sybille Breunig / Daniel Görges mobile Energiespeicher einen wich- theoretischen Grundlagen. Abb.: Görges tigen Beitrag zur Energiewende
6 Schwerpunktthema technikforum Nr. 3 / 2016 E-Mobility – ohne Strom fährt nichts Es ist eine alt bekannte Binsen- weisheit: Der Strom kommt aus der Steckdose! „Aber wer erzeugt ihn?“ wird gerne anschließend gefragt und gerade in Zeiten, in denen Elektromobilität gefördert werden soll, stellt sich eine weitere Frage: Reicht der zur Verfügung stehende Strom aus, um die von der Politik gewünschte verstärkte E-Mobilität möglich zu machen? Eine konkrete Überlegung des Redaktionsteams war: Nehmen wir an, in unserer Region wer- den irgendwann 50.000 PKW mit E-Antrieb unterwegs sein, und die Hälfte davon hängt abends an der Ladestation. Steht zur Ladung dieser PKW ausreichend Strom zur Verfügung? Genügend Strom für E-Mobilität in der Region Für die Ladung der Akkus von Elektrofahrzeugen gibt es derzeit unterschiedliche Systeme. Dabei vari- ieren die Arten und die Höhe der elektrischen Spannung sowie die der- zeit auf dem Markt befindlichen Blick ins Maschinenhaus von Block 9 Steckkontakte. Ein weiterer wesent- licher Punkt für die Höhe der Lade- der Region mit Strom aus dem GKM umformer mit einer installierten leistung sind Art und Größe des Akkus aufgeladen werden, auch abends Leistung von insgesamt 310 MW selbst. Daher beträgt die herkömm- und nachts, wenn keine Sonne betrieben. liche Ladeleistung derzeit zwischen scheint und kein Wind weht. „Und Während der „Haushaltsstrom“ 2 kW bis 10 kW und bei einer Schnell- dies mit Strom, der hocheffizient eine Frequenz von 50 Hz hat, fährt ladung bis zu 50 kW. und klimaschonend erzeugt wurde. die Bahn mit einer Frequenz von Die Grosskraftwerk Mannheim AG So setzt insbesondere Block 9 als 16,7 Hz, mit dem elektrische Haus- (GKM) sieht sich dem Strombedarf, einer der modernsten Steinkohle- haltsgeräte wie Staubsauger oder der mit zunehmender E-Mobility blöcke mit hoher Kraft-Wärme-Aus- Waschmaschine nicht funktionieren einher gehen wird, gewachsen: kopplung und einem Brennstoff- würden. Sie betreibt in Mannheim mit rund nutzungsgrad von bis zu 70 Prozent Der Unterschied ist historisch 2.150 MW Leistung den größten neue Maßstäbe“, betont das Mann- bedingt, da die in Deutschland von Kraftwerksstandort in Baden-Würt- heimer Unternehmen. der Bahn eingesetzten Elektro- temberg. Wenn von 50.000 Elektro- motoren statt mit 50 Hz mit einer fahrzeugen ausgegangen wird, Strom für die Bahn Wechselstromfrequenz von 16,7 Hz die zeitgleich mit durchschnittlich Nicht nur E-Mobile wollen mit betrieben werden mussten. Damit 10 kW geladen werden, ergäbe Strom versorgt werden – auch die erfordert das Bahnstromsystem bis sich daraus eine erforderlich Ge- Bahn. Das GKM erzeugt Drehstrom heute eine eigene „Stromwelt“, samtleistung von 500 MW. Im Ver- (Dreiphasenwechselstrom) für die vom Kraftwerk mit eigenen gleich hierzu: Allein der neue Haushalte, Industrie, Gewerbe und Generatoren über ein separates Block 9 hat eine Bruttoleistung von als einer der größten Erzeuger für Hochspannungs-Verteilungsnetz bis 911 MW. Einphasenwechselstrom in Deutsch- zu den Umspannstationen exklusiv Dies bedeutet für den Verbraucher land auch rund 15 Prozent des für diese Frequenz konzipiert ist. zu Hause: Kein Problem. Denn zu- Strombedarfs der Deutschen Bahn. sätzlich zu der „normalen“ Strom- Dazu werden drei spezielle Bahn- Grosskraftwerk Mannheim AG und Wärmebereitstellung des GKM stromgeneratoren und in Verbindung Thomas Schmidt könnten auch die Elektroautos in Foto: GKM mit Block 9 ein spezieller Frequenz-
technikforum Nr. 3 / 2016 Schwerpunktthema 7 Starthilfe von Freudenberg für E-Mobile Elektrofahrzeuge deuten eine denberg New Technologies und neue Ära der Automobilbranche an. weiteren Freudenberg-Gesellschaf- Mehr als das: Sie leisten einen ten gestaltete. Beitrag zu einem zukunftsfähigen Das Ziel: Gemeinsam und frühzei- Energiekonzept. Für die nächsten tig diesen Zukunftsmarkt bearbei- Entwicklungsschritte stehen die ten und die passgenauen Lösungen Hersteller vor der Herausforderung, präsent haben, wenn E-Mobilität die Funktionalität und das Leis- als Geschäftsfeld durchstartet. tungsvermögen der Fahrzeuge stetig zu verbessern. Effiziente Elektrotechnik Eine Anwendung, die hinsicht- Schmiermittel von Klüber Lubrication, ein Unternehmen der Freudenberg Gruppe, Die Freudenberg Gruppe verfügt lich Effizienz bei E-Mobilität beson- erhöhen die Effizienz von Elektromotoren. über ein überaus vielfältiges Leis- ders im Fokus steht, ist die Lager- tungsspektrum für den Bereich schmierung von Elektromotoren, der Branche unterwegs, wenn es E-Mobilität. Das kann beim Kunden dem Herzstück von Elektrofahrzeu- darum geht, Herausforderungen zu überzeugen, wie das Gemein- gen. Und im Bereich Elektrotechnik erkennen und dafür tribologische schaftsprojekt „TechDay bei BMW“ sind die Fahrzeughersteller noch Lösungen zu finden. Dabei geht es belegt, den Klüber Lubrication zu- nicht immer sattelfest und haben unter anderem darum, die poten- sammen mit Vibracoustic, Freuden- durchaus Bedarf an Beratung. ziell schädlichen Lagerströme zu berg Sealing Technologies, Freuden- „Dabei geht es vor allem um Lö- reduzieren und damit die Lager- berg Performance Materials, Freu- sungen, die komplexe kinematische lebensdauer zu verlängern – ein di- und tribologische Zusammenhänge rekter Mehrwert für die Kunden. FREUDENBERG GROUP berücksichtigen wie variable Dreh- zahlen oder Temperaturen von Geschäftspotenzial der Zukunft Das Portfolio der Freudenberg – 40 bis +150 Grad Celsius. Außerdem Dieses Wissen und passgenaue Gruppe für das Marktsegment legen wir bei unseren Ansätzen Lösungen und Services werden künf- E-Mobilität umfasst Innovationen die steigenden Anforderungen be- tig nicht nur in der Kfz-Sparte, in den Produktgruppen Hochvolt- züglich der Laufzeiterwartung, Dreh- sondern auch in der Schiff- und Luft- speicher und Peripherie, Elektro- zahlkennwerte bis hin zur Lebens- fahrt relevant sein. motor und Antriebsstrang. dauerschmierung der Bauteile Ebenso kommen Produkte in den zugrunde“, weiß Dieter Schuster, FREUDENBERG GROUP Bereichen Brennstoffzelle und Klüber Lubrication Manager Application Engineering Wasserstofftechnologie zum Ein- Jan Görner bei Klüber Lubrication. Er ist regel- satz. Foto: Klüber Lubrication / Freudenberg mäßig als E-Mobility-Experte in Elektroautos für Polizei in Baden-Württemberg – Stromsparen ohne Blaulicht Mitte August ging eine interes- Es gebe nirgendwo außer in verzichtet, da diese zu viel Strom sante Meldung durch die regionale Sachsen so viele Elektrofahrzeuge wie benötigen. Presse – passend zum Schwerpunkt- bei der baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Her- Thema dieses technikforum: Die Polizei, bemerkte Innenminister mann (Grüne) hofft, dass sich auch Fahrzeugflotte der Landespolizei in Thomas Strobl (CDU) bei der Über- einige Bürger ein Beispiel am Land Baden-Württemberg könne nun auf gabe. Die rein batteriebetriebenen nehmen. „Wenn die Polizei sich auf 29 weitere Elektroautos zurückgrei- Fahrzeuge ersetzen 29 Dieselfahr- Elektrofahrzeuge verlässt, dann ist fen, womit die Klimaschutzziele der zeuge. Die neuen Leasingverträge das ein Vertrauensbeweis in diese Landesregierung unterstützt würden. laufen drei Jahre. Technologie.“ Das Ziel sei, bis 2020 Auf Grund der noch zu geringen den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß Die Landespolizei in Baden- Reichweite von 150 bis 200 Kilo- in Baden-Württemberg um 20 Pro- Württemberg wolle nicht nur die metern werden die Elektroautos zent zu verringern. Ein flächen- Bürger schützen, sondern auch das hauptsächlich im Transport- und deckender Austausch aller rund Klima, hieß es in der Meldung. Nach- Logistikverkehr sowie im Ermittlungs- 5.200 Fahrzeuge bei der Polizei ist dem die Stuttgarter Polizei über dienst eingesetzt und nicht im nicht geplant. fünf Jahre hinweg zwei Elektroautos Streifendienst. Bei den Fahrzeugen getestet hat, kommt es nun zum hat man auch auf Blaulicht, Mar- Sybille Breunig landesweiten Einsatz. tinshorn und eine Klimaanlage Quelle: SWR, 16.08.2016
8 Schwerpunktthema technikforum Nr. 3 / 2016 E-Mobility: Auch im landwirtschaftlichen Fuhrpark? E-Automobile, E-Bikes, E-Motor- technische Lösungen vor allem im schon sehr früh damit begonnen, roller, E-Busse – das sind zurzeit die Bereich der Batterie, die den Kunden- die dafür notwendige elektrische gängigen Fortbewegungsmittel anforderungen genügen würden, Energie integriert im Traktor zu er- mit elektrischem Antrieb. Die Viel- war zu erfahren. zeugen. Mit dem 7530 E-Premium falt und Variationen werden zu- „Wären E-Traktoren teurer als die und dem 6210RE haben wir Trakto- nehmen, sagen Experten. Wird mit Kraftstoff betriebenen Modelle?“ ren in den Markt gebracht, die E-Mobility auch im landwirtschaft- wollte das technikforum wissen. elektrische Antriebe von Anbauge- lichen Betrieb Einzug halten oder Knickel bejaht dies und erklärt, räten auch während der Fahrt mit sogar schon genutzt? dass der zusätzliche Nutzen einer bis zu 20 kW elektrischer Energie elektrifizierten Landtechnik bislang versorgen können.“ Wen könnte man zu diesem noch mit höheren Kosten einher- Auf der „Agritechnica“ in Hanno- Thema besser befragen, als einen gehe. Man erwartet aber, dass sich ver hat John Deere im letzten Jahr der größten Hersteller von Land- die Kosten durch größere Stück- einen mit dem Traktor steuerungs- maschinen, der seinen Sitz in Mann- zahlen im Automobilbau noch deut- technisch integrierten Generator heim, gegenüber der VDE-VDI- lich reduzieren werden. vorgestellt, der bis zu 100 kW elek- Geschäftsstelle, hat? Das technik- trische Leistung zur Verfügung forum hat John Deere befragt und Elektrifizierte Anbaugeräte stellt. interessante Antworten erhalten. Es gibt jedoch bereits so genann- te Anbaugeräte von John Deere, Sybille Breunig Quelle: Dr. Volker Knickel, John Deere Sind E-Traktoren auf dem Markt? die elektrifiziert sind: „Wir haben Das war die erste Frage, die das technikforum John Deere stellte. Derzeit würden keine Traktoren zum Kauf angeboten, die nur mit elektrischer Energie betrieben werden, sagt Dr. Volker Knickel, Global Director Mid Tractor Product Line. Aber, ergänzt er, John Deere forsche auf diesem Gebiet, da An- sätze zur stärkeren Elektrifizierung der Landtechnik immer populärer werden. Für einen ausschließlich elektrisch betriebenen Traktor fehlen bislang Smart Power Generator Foto: John Deere Berufsbegleitender Masterstudiengang Elektromobilität Seit dem Wintersemester 2013/ Schaden bringen dürfen. Dieser An- weise unterschiedliche Simulations- 2014 gibt es in Baden-Württemberg satz der nachhaltigen Entwicklung werkzeuge zur Modellbildung die Möglichkeit eines berufsbeglei- fordert Strategien, die insbeson- eingesetzt. Ein Schwerpunkt liegt tenden Masterstudiums „Elektro- dere die Automobilbranche vor neue zudem auf Leichtbaukonstruktio- mobilität“ mit Abschluss M. Eng. Herausforderungen stellt. Inno- nen und der damit verbundenen Angeboten wird der viersemestrige vative Mobilitätskonzepte, die die Werkstoffauswahl. Übergreifendes Masterstudiengang gemeinsam Umweltverträglichkeit in den Ziel sei es, so HfSW, „die Studieren- von den staatlichen Hochschulen Mittelpunkt stellen und dem Pro- den zu befähigen, in verschiedenen der Hochschulföderation SüdWest blem der Ressourcenknappheit Disziplinen die Energieeffizienz (HfSW). beikommen, werden die Basis zu- zu steigern und ökologische Strate- künftiger Entwicklungsprojekte gien zu entwickeln.“ Um welche Inhalte geht es? Dazu bilden.“ gibt die Homepage der HfSW Aus- Das Konzept des Masterstudien- Weitere Informationen: kunft: „Die gegenwärtigen Bedürf- gangs Elektromobilität sei speziell http://www.hfsw.de/master-elektro- nisse der Menschheit erfordern auf diese Fragestellungen ausge- mobilitaet.html technische Lösungen, die vor allem richtet, sagt die HfSW. Während des Sybille Breunig zukünftigen Generationen keinen Studienganges werden beispiels-
technikforum Nr. 3 / 2016 Schwerpunktthema 9 E-Busse im Praxiseinsatz – Mannheimer Projekt der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH Mannheimer Buslinie 63. Sie führt Wendezeit an Endhaltestellen, zum (rnv) bezeichnet „rnv Primove“ als mit einer Linienlänge von 9,4 Kilo- anderen auf der Strecke während „Leuchtturmprojekt“. Im Rahmen metern vom Hauptbahnhof zum des Ein- und Ausstieges. Deshalb sei der VDE-Mitgliederversammlung Pfalzplatz. Wichtig für die Entschei- eine hohe Ladeleistung bei gleich- im Mai stellte Sebastian Menges, dung sei neben der Länge ein be- zeitig geringer Entladetiefe der dem die Projektleitung obliegt, vor, triebshofnaher Verlauf gewesen, so Batterie erforderlich. was sich hinter der Bezeichnung Menges. Ziel des Projektes war ein Für das Projekt galt es, zunächst verbirgt: Der Einsatz von zwei Jahr Dauerbetrieb. eine geeignete Ladeinfrastruktur induktionsgeladenen Elektrobussen Beteiligt am Projekt sind Bombar- aufzubauen. Menges nannte vier auf der Mannheimer Buslinie 63. dier Transportation (BT), die als Komponenten: Die Ladeeinheit selbst Technologielieferant fungieren. Die ist in die Fahrbahn eingelassen. Die Das Gebiet, für das die Rhein- wissenschaftliche Begleitung kommt Versorgungseinheit befindet sich Neckar-Verkehr GmbH verantwort- vom Lehrstuhl für Bahnsystem- im Gehwegbereich, die Kühleinheit lich ist, umfasst 73.700 Hektar und technik des Karlsruher Instituts für im Haltestellenbereich. Etwas ver- zählt 772.300 Einwohner. Grob Technologie (KIT). setzt steht der Übergabeschrank für gesehen ist es ein Dreieck mit den die Energieversorgung. Eckpunkten Bad Dürkheim – Wein- Elektrobusse im täglichen Einsatz heim – Leimen. Um dieses Gebiet Bei den Bussen handelt es sich Bewährung im Betriebsalltag verkehrsmäßig bedienen zu können, um 12-m-Busse der Firma HESS, die Wie sieht die Bewertung des hatte die rnv im Geschäftsjahr 2014 Ladetechnik kommt von Bombardier. Projektes aus, war eine der Fragen, insgesamt 353 Fahrzeuge im Ein- Die induktive Nachladung erfolgt die an Menges gestellt wurden. satz. an den Haltestellen. Die Busse sind Durchaus positiv, war die Antwort, Es gibt 170 Busse, davon 168 Diesel- mit einer 60 kWh Batterie ausge- auch wenn es natürlich nicht fahrzeuge und derzeit zwei Elek- stattet, die Ladeleistung wird mit ohne „Kinderkrankheiten“ ging. trobusse. Der Stadtbahnbetrieb ist 200 KW angegeben. So führte der Start des Projektes traditionell elektrisch ausgelegt. Elektrobusse brauchen elektrische mit ausschließlich Elektrobussen Mehr als zwei Drittel der Beförde- Energie, also galt es zunächst, die zunächst zu Verspätungen, da rungsleistung werden elektromobil entsprechende Versorgung bereit- anfangs noch nicht alle Ladestatio- erbracht. zustellen. Sechs Ladestationen auf nen in Betrieb waren und auch Die Fahrgastzahlen haben sich in der Strecke und eine Ladestation auf an diesen die Ladeleistung noch den letzten Jahren deutlich erhöht. dem Betriebshof stellen die Primove- gedrosselt war. Im Jahr 2014 wurden 170,4 Millio- Ladeinfrastruktur dar. Inzwischen habe man die anfäng- nen Personenfahrten ermittelt, so lichen Probleme gut im Griff, zeig- die Statistik der rnv. Ladeinfrastruktur an der te sich Menges zufrieden. Die Busse Haltestelle sind nicht nur beim Fahrpersonal Projekt „rnv Primove“ Dass man als Betriebskonzept die beliebt. Die Ladezeiten an den Eine der zahlreichen Strecken Gelegenheitsladung habe, sei das sogenannten „Unterwegsladesta- diente in den vergangenen Mona- Besondere an dem Projekt, erklärte tionen“ sind sehr gering, auch wenn ten als besondere Teststrecke für Menges und erläuterte: Die Ladung der Ladevorgang an sich für das den Einsatz von Elektrobussen: Die erfolgt zum einen während der Fahrpersonal noch eher aufwändig ist. Auch seitens der Fahrgäste gibt es gute Beurteilungen. So werden beispielsweise die Beschleunigung und das Fahrverhalten der Busse als sehr positiv beschrieben. Was sind die nächsten Schritte, wurde Menges gefragt. Seine Ant- wort darauf: Umstellung auf reine Elektrobuslinie, automatisches Laden und insgesamt eine Konzept- erstellung zur Ausweitung der elektrischen Fahranteile im Bus- bereich. Sybille Breunig E-Bus des rnv Foto: rnv
10 Schwerpunktthema technikforum Nr. 3 / 2016 Elektro-Hybridbuslinie in Stockholm mit Ladetechnik von Siemens In der schwedischen Hauptstadt Stockholm hat eine mit Elektro- Hybridbussen betriebene Buslinie des Betreibers Stockholm Public Transport (SL) den Linienbetrieb auf- genommen. Die Ladetechnik stammt von Siemens und wurde zusammen mit Vattenfall installiert. Die Ladung der Busse erfolgt jeweils an den Endstationen. Die Schnellladestationen laden die Lithium-Batterien der Busse in rund sechs Minuten. Die Elektro-Hybrid- busse bedienen die Linie 73 zwi- schen Ropsten und Karolinksa Ins- titut und können sieben Kilometer rein elektrisch fahren. Dadurch werden lokale Emissionen und Lärm reduziert. Kraftstoff der Zukunft „Strom ist ein wichtiger Teil des zukünftigen Verkehrs. Die Infra- struktur trägt dazu bei, dass öffent- licher Nahverkehr sauberer und leiser wird. Vattenfall demonstriert Im Bild von links nach rechts: Magnus Åkerhielm, CEO Keolis (Betreiber); Håkan Agnevall, mit diesem Projekt den Kraftstoff CEO Volvo Buses; Kristoffer Tamsons, Landrat für Verkehr der Region Stockholm und Vor- der Zukunft auf einer kompletten stand der Stockholmer Verkehrsbetriebe; Ulf Troedsson, CEO Siemens Schweden Busroute“, sagt Andreas Regnell, Chief Strategy Officer Vattenfall Nach rund sechs Minuten ist er und Volvo eine Kooperationsverein- Nordic Region. abgeschlossen. Ein vollständig gela- barung über die Lieferung elektri- „Elektro-Hybridbusse und voll- dener Elektro-Hybridbus kann bis scher Stadtbussysteme unterzeichnet. elektrische Busse sorgen dafür, dass zu sieben Kilometer rein elektrisch Bereits im Dezember 2014 hat in die Busflotten im öffentlichen Nah- zurücklegen. Hamburg die erste Buslinie ihren Be- verkehr immer umweltfreundlicher Im Januar 2015 haben Siemens trieb aufgenommen. werden. Mit unserem Schnelllade- system lassen sich die Busse schnell und unkompliziert mit Energie versorgen“, ergänzt Sandra Gott- Karlbauer, CEO der Siemens Business Unit Urban Transport. Schnellladesystem Die Linie 73 wird mit einem Volvo- Bus vom Typ 7900 betrieben. Der Elektromotor verfügt über eine Leistung von 150 kW. Die Batterien werden an Schnellladestationen, die sich jeweils an den Endhaltestellen befinden, aufgeladen. Um den Ladevorgang zu starten, braucht der Fahrer den Bus lediglich unter der Station zu parken. Der Lade- arm senkt sich herab, und der Lade- vorgang startet vollautomatisch. Elektro-Hybridbuslinie mit Ladetechnik von Siemens
technikforum Nr. 3 / 2016 Schwerpunktthema 11 Siemens testet eHighway-System in Kalifornien Elektrifizierte Lastwagen sollen die Luftverschmutzung in Kalifornien verringern. Siemens installiert hierfür ein Demonstrationsprojekt zusammen mit der Volvo Group. Siemens wird zu Test- und Demons- trationszwecken in der Nähe der größten US-Häfen Los Angeles und Long Beach auf einer Strecke von zwei Meilen ein Oberleitungssystem für Elektrohybrid-LKW installieren. Einen entsprechenden Auftrag erhielt das Unternehmen von der südkalifornischen Umweltbehörde Fahrszene auf der erweiterteren eHighway Teststrecke in Groß Dölln für Luftreinhaltungspolitik, dem South Coast Air Quality Management eHighway Auf Straßen ohne Oberleitungen District (SCAQMD). Im Rahmen der Demonstration setzen die Fahrzeuge ein Hybrid- des eHighway-Systems werden zwei system ein, das alternativ mit Diesel, Emissionsfreie Lösung Fahrspuren auf der Alameda Street komprimiertem Erdgas oder über Ziel ist es, lokale Emissionen wie in der Stadt Carson, Kalifornien, Batterie betrieben werden kann. Stickoxide komplett zu eliminieren über ein Oberleitungssystem elektri- „Unsere -eHighway-Technologie und den Verbrauch fossiler Kraft- fiziert. Mit Hybridantrieb und in- eliminiert lokale Emissionen und stoffe sowie Betriebskosten der telligenten Stromabnehmern ausge- ist eine wirtschaftlich attraktive LKW zu reduzieren. Die Testergeb- rüstete eHighway-LKW werden Lösung für den Gütertransport auf nisse sollen im Jahr 2016 vorliegen sich während der Fahrt aus Ober- LKW-Pendlerstrecken“, sagt Matthias und die Eignung des Systems für leitungen mit elektrischer Energie Schlelein, Leiter der Siemens Division eine künftige kommerzielle Nut- versorgen und fahren damit lokal Mobility and Logistics in den USA. zung aufzeigen. Die Häfen von emissionsfrei. Los Angeles und Long Beach suchen Gemeinsam mit dem Fahrzeug- eFrachttransporte eine emissionsfreie Lösung („Zero hersteller Volvo Group und dessen „Mit diesem Projekt können wir Emission I-710 Project”) für ein Teil- Marke Mack sowie lokalen LKW-Um- die Machbarkeit eines emissions- stück des Highway I-710 mit einem rüstern entwickelt Siemens bis zu freien Frachttransportsystems mit großen Anteil an LKW-Pendelver- vier Vorführfahrzeuge. Der intelli- Oberleitung besser einschätzen“, kehr. Auf 30 Kilometern verbindet gente Stromabnehmer ermöglicht so Barry Wallerstein, Leiter des es die beiden Seehäfen und das Überholvorgänge und ein auto- SCAQMD. „Die Luftverschmutzung Eisenbahn-Umschlagzentrum im matisches An- und Abdocken bis zu in Südkalifornien ist so gravierend, Landesinneren. einer Geschwindigkeit von 90 km/h. dass unter anderem emissionsfreie und emissionsarme Frachttransport- systeme notwendig sind, um die Umweltbestimmungen zu erfüllen.“ „Es freut mich zu sehen, dass die Region Los Angeles an vorderster Front steht, wenn es darum geht, Spitzentechnologie für ein zuneh- mend wichtiges wirtschaftliches Zentrum bereitzustellen“, so Joe Buscaino, Stadtrat für Los Angeles. „Das Projekt eHighway zeigt, wie Elektrizität zum Antrieb der Ver- kehrssysteme dienen kann, während sich die Bürger unserer Stadt gleich- zeitig über sauberere Atemluft freuen können.“ Siemens AG Fotos: www.siemens.com/presse LKW mit Hybridantriebstechnik für den Einsatz auf elektrifizierten Strecken www.siemens.de/mobility
12 Schwerpunktthema technikforum Nr. 3 / 2016 „Back to the Future – Zukunftswege der Aufladung aus Sicht eines Turboladerherstellers“ Der Verbrennungsmotor und die vorangetrieben. Als Beispiel hierfür und gleichzeitig einen höheren Turboaufladung können jeweils kann man den vermehrten Ein- Aufwand beim Wärmemanage- auf eine über 100-jährige Entwick- satz von Abgasturboladern anfüh- ment des Aufladesystems. Prak- lungsgeschichte zurückblicken. ren seit VW mit dem Golf 1 erst- tisch alle im Serieneinsatz be- Schon früh wurde von den Pionieren mals einen Dieselmotor vorgestellt findlichen Abgasturbolader sind der Motorenentwicklung erkannt, hat, der bezüglich Fahrdynamik, mit einer Wasserkühlung ausge- dass speziell die Abgasturboauf- Gewicht und Verbrauch neue Maß- stattet, und die turbinenseitig ladung große technische Vorteile für stäbe setzte. Danach war es die eingesetzten Werkstoffe weisen den Verbrennungsmotor bietet. Direkteinspritzung bei Pkw-Diesel- einen sehr hohen Nickelanteil motoren, die gemeinsam mit der auf. Beide Maßnahmen treiben Allerdings muss man heute rück- variablen Turbinengeometrie (VTG) die Kosten stark in die Höhe. blickend zur Kenntnis nehmen, dass ihren Siegeszug antrat. Und schließ- 2. Eine weitere Herausforderung sich die Abgasturboaufladung über lich führten weitere Verbesserun- stellt das verzögerte Ansprech- einen langen Zeitraum sehr viel gen in der Gemischaufbereitung verhalten eines turboaufgelade- schwerer mit der Marktdurchdrin- durch Common-Rail-Systeme und nen Motors dar. Dieser Nachteil gung getan hat, als dies beim Ver- die Forderung nach immer höheren tritt insbesondere beim quanti- brennungsmotor der Fall war. Bis spezifischen Motorleistungen zum tätsgeregelten Ottomotor zu in die 70er Jahre des letzten Jahr- Einsatz von mehrstufigen Auflade- Tage, da hier der Turbolader im hunderts war die Turboaufladung systemen. unteren Teillastgebiet mit sehr praktisch nur bei großen Schiffs- Eine ähnliche Entwicklung kann geringen Abgasmassenströmen und Stationärmotoren großflächig man auch bei den Ottomotoren und damit auf einem sehr nied- im Einsatz. Danach fand sie Schritt erkennen (Abb. 1). Erst mit der Ein- rigen Drehzahlniveau arbeitet. für Schritt Einzug bei Nutzfahrzeug- führung der Benzineinspritzung Beim Beschleunigen des Motors Dieselmotoren, und erst in den 80er konnten die Vorteile der Abgas- muss deshalb der Turbolader Jahren hat sie sich dann auch bei den turboaufladung nach und nach um- eine größere Drehzahlspanne Pkw-Motoren langsam aber sicher gesetzt werden. Trotzdem schritt durchlaufen als beim Dieselmotor, durchgesetzt. die Verbreitung der Abgasturbo- was zu einer Verlängerung des aufladung langsamer voran, als dies Hochlaufvorgangs führt. Fortschritt der Turboaufladung beim Dieselmotor der Fall war. Interessant hierbei ist festzustellen, Auch beim Ottomotor war es Die Ursachen hierfür sind vielschich- dass der Fortschritt der Turboauf- die Einführung der Benzindirekt- tig, wobei zwei Gründe sicherlich ladung immer eng mit der Weiter- einspritzung, die der Abgasturbo- hervorzuheben sind: entwicklung der Einspritzung ver- aufladung einen deutlichen Wachs- bunden war. Beide Technologien 1. Die höhere Abgastemperatur tumsschub beschert hat. Durch die haben sich gegenseitig ergänzt und des Ottomotors erfordert einer- Kombination von Direkteinsprit- damit ihre gemeinsame Verbreitung seits höherwertigere Werkstoffe zung und Abgasturboaufladung können Betriebsstrategien umge- setzt werden, die die oben beschrie- benen Nachteile der Abgasturbo- aufladung deutlich verringern. Als Beispiel hierfür kann die intensive Spezifische Leistung / kW / L Zylinderspülung im Low-End-Torque- Bereich (Scavenging) genannt werden. Inzwischen hat die Abgasturbo- aufladung nach den oben beschrie- benen anfänglichen Verzögerun- gen eine nahezu vollständige Markt- durchdringung bei Dieselmotoren erreicht. Bei den Ottomotoren ist diese zwar noch wesentlich geringer, aber es besteht kaum Zweifel da- ran, dass sich in den kommenden Jahren die Aufladung auch in Jahr diesem Segment komplett durch- Abb. 1: Entwicklung der Aufladetechnologie bei Pkw-Ottomotoren setzen wird.
technikforum Nr. 3 / 2016 Schwerpunktthema 13 Abgasturboaufladung (ATL) – zentraler Platz bei Fahrzeug- motorisierung Die Abgasturboaufladung nimmt heute also einen zentralen Platz bei der Fahrzeugmotorisierung ein, denn ohne sie sind die gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich Ver- brauch und Emissionen sowie ein dy- namisches Fahrverhalten nicht mehr darstellbar. Die Zukunft der Aufladung ist allerdings eng mit der Weiterentwicklung des Antriebs- strangs und vor allem mit dessen zunehmender Diversifizierung ver- bunden. Somit ist die Wahl des Auf- ladesystems zunehmend eine ganz- % / Normierte Zeit heitliche Systemfrage. Abb. 2: Potenzial zur Verbesserung des Beschleunigungsverhaltens mit elektrisch Konventionelle Diesel- und Otto- unterstützter Aufladung motoren werden in der Antriebs- technik kurz- und mittelfristig Ihre das Beschleunigungsverhalten zu netze entweder nicht bereit stellen dominierende Rolle beibehalten, verbessern. Diese sogenannten konnten oder hohe Zusatzkosten wobei diese noch ein erhebliches e-Booster sind als Beschleunigungs- verursacht hätten. Potenzial hinsichtlich Verbrauchsre- hilfe bzw. auch teilweise für den Mit der schrittweisen Einführung duzierung haben. In der Fachwelt stationären Betrieb bei niedrigen von hybriden Antriebssträngen ist man sich aber auch weitgehend Motordrehzahlen gedacht. Aller- ändert sich die Situation für die Auf- einig darüber, dass die Elektrifizie- dings besitzen solche Systeme keine ladung nun grundlegend. Die nun rung des Antriebsstrangs einen Abgasturbine und können deshalb realisierbaren Bordnetze (48 V, 120 immer größeren Stellenwert ein- auch keine generatorische Funk- bis 400 V) können zu einer Elektri- nehmen wird, wobei das rein elek- tion wahrnehmen. fizierung des Aufladesystems und trisch betriebene Fahrzeug sicherlich Trotz guter Resultate, die mit elek- den damit verbundenen Freiheits- noch über längere Zeit auf bestimm- trisch unterstützen Systemen erzielt graden genutzt werden. Dies ist te Einsatzgebiete beschränkt wurden, hat sich die Markteinfüh- insbesondere für die Auslegung der bleibt. rung allerdings sehr lange hingezo- ATL-Konzepte von entscheidender Bereits vor mehr als 15 Jahren wur- gen. Der Grund war die fehlende Bedeutung. So können bei hohen de bei den ATL-Herstellern begon- oder zumindest leistungsmäßig Downsizing-Graden und entspre- nen, ernsthaft an Technologien zu nicht ausreichende elektrische Infra- chend kleinen Hubräumen elektrisch arbeiten, die unter Zuhilfenahme struktur in den Fahrzeugen. Um angetriebene Verdichter in Hybrid- von elektrischer Energie das An- eine zufriedenstellende Performance fahrzeugen eingesetzt werden, die sprechverhalten des Turboladers ver- dieser Systeme realisieren zu kön- das Ansprechverhalten und damit bessern und damit das Turboloch nen, sind elektrische Leistungen die Fahrbarkeit im unteren Dreh- verringern sollten. Die anfangs notwendig, die die Fahrzeugbord- zahlbereich deutlich verbessern. beschrittenen Wege waren vielfäl- tig, und man war mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, die vor allem beim Betrieb mit hoch drehenden Elektromaschinen Verdichter-Druckverhältnis auftraten. Besondere Turboladesysteme für E-Motoren Erschwerend für die Elektromoto- ren kamen die hohen Temperaturen hinzu, unter denen der Turbolader betrieben wird. Einige Hersteller haben sich deshalb auf zusätzliche Aufladesysteme konzentriert, die dem Abgasturbolader in Reihe ge- schalten werden, mit dem Ziel, in Betriebsbereichen, in denen nur wenig Verdichter-Volumenstrom Abgasenergie zur Verfügung steht, Abb. 3: Mögliche Betriebszustände mit elektrisch unterstützter Aufladung
14 Schwerpunktthema technikforum Nr. 3 / 2016 Motoren erfüllen und in Kombina- tion mit Abgasenergierückgewin- nung im generatorischen Betrieb den Kraftstoffverbrauch weiter senken. Normierte Motordrehzahl / % Abb. 4: Potenzial zur Abgasenergierückgewinnung mit elektrisch unterstützter Aufladung Abb. 6: Beispiele für elektrisch unterstützten Turbolader von Pankl APC Turbosystems Neben elektrisch angetriebenen Verdichtern sind aber vor allem elek- Neben der CO2- und Schadstoff- trisch unterstützte Abgasturbolader reduktion kann mit solchen Antriebs- bzw. elektrische Turbocompound- und Aufladekonzepten auch eine systeme von besonderem Interesse. sehr hohe Fahrdynamik realisiert Hierbei kann der Ladedruck über werden, welche für die Kundenak- ein Motor- / Generatorsystem gere- zeptanz eines Fahrzeugs unabding- gelt werden. Solche Systeme ermög- bar ist. Gesamtenergieeffizienz bei lichen sowohl das Boosten (Abb. 2), gleichzeitig attraktiven Fahrverhal- als auch die Rekuperation von ten stehen im Vordergrund. überschüssiger Abgasenergie, die Es ist klar abzusehen, dass sich die über das Bordnetz in Form von Aufladetechnik sehr stark in Rich- elektrischer Energie in die Batterie tung Elektrifizierung verändern wird, gespeist werden kann (Abb. 3 + 4). genauso wie sich der Fahrzeugan- triebsstrang schon dorthin verändert Rennsport als technologischer hat. Einerseits wird die Komplexität Abb. 5: Systemarchitektur mit elektrisch Wegbereiter unterstützter Aufladung auf der elektrischen Seite steigen, Der Rennsport geht hierbei als aber andererseits auf der mechani- technologischer Wegbereiter in Elektrifizierung des schen Seite sinken. Diese Entwicklung konsequenter Art und Weise voran. Turboladers – Einsatz im PKW wird auf mittlere Sicht kostenneutral Sowohl das neue Regelwerk für die Für den Einsatz im Pkw im kom- ablaufen und langfristig die Gesamt- Formel 1, als auch das Regelwerk merziellen Bereich ergeben sich kosten sogar senken. für die FIA Langstrecken Weltmeis- daraus weitreichende Änderungen Rückblickend muss man feststellen, terschaft, zu dem das traditions- für das Aufladesystem. Durch die dass sowohl der elektrische Fahrzeug- reiche 24-Stunden-Rennen von Le Elektrifizierung des Turboladers er- antrieb als auch die Turbocompound- Mans gehört, begrenzen ab 2014 öffnen sich technische Möglichkeiten, technologie bereits entscheidende die mitzuführende Kraftstoffmenge aktuell aufwändige und teure Tech- Rollen in der Anfangszeit der Fahr- sowie die maximal zulässigen Ener- nologien zu ersetzen. In der Ver- zeug und Motorenentwicklung ge- gieströme innerhalb des kompletten gangenheit musste das Ansprech- spielt haben. Porsche entwickelte Hybridantriebs. Die Regeländerun- verhalten und das Drehmoment bei 1899 mit dem Lohner-Porsche Semper gen führen dazu, dass die einge- niedrigen Motordrehzahlen durch Vivus den ersten Hybrid-Pkw und setzte Kraftstoffenergie für die turbo- teilweise komplexe mechanische Büchi’s Patent von 1905 beschreibt aufgeladenen Motoren möglichst Systeme verbessert werden. Die va- eine Verbundmaschine bestehend effizient genutzt werden muss. Die riable Turbinengeometrie stellt hier- aus Verbrennungsmotor, Turbine Regelwerke erlauben hierfür elek- für ein gutes Beispiel dar. Speziell bei und Verdichter auf einer gemeinsa- trische Turbocompoundsysteme, Ottomotoren konnte sich diese Tech- men Welle, was man heute als Turbo- welche zusätzliche Energie aus dem nik insbesondere wegen der mit der compoundsystem bezeichnen würde. Abgas gewinnen können (Abb. 5). hohen Komplexität verbundenen Zurück in die Zukunft. Mit den neuen Antriebseinheiten Kosten, aber auch wegen der Gren- der Formel 1 werden beispielsweise zen durch den steigenden Abgas- Pankl APC Turbosystems, Mannheim Kraftstoffverbrauchseinsparungen druck bei niedrigen Motordrehzah- Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Schmalzl, von ca. 30 Prozent gegenüber den len bislang nicht durchsetzen. Die Geschäftsführer und Gesellschafter Saugmotoren der zurückliegenden elektrisch unterstützte Aufladung Dipl.-Ing. (FH) Roman Dabrowski, MEng., Entwicklungsleiter Saison bei gleicher Leistung erzielt. kann die Anforderungen für solche
technikforum Nr. 3 / 2016 Schwerpunktthema 15 „Historische Weltpremiere nicht nur für die Luftfahrt“: ABB-Partner Solar Impulse vollendet Flug um den Globus ABB-Allianzpartner Solar Impulse vollendete kürzlich seinen Flug um den Globus ganz ohne Treibstoff. Das von 17.248 Solarzellen ange- triebene Flugzeug Solar Impulse hat Geschichte geschrieben, in dem es die erste Weltumrundung allein mit der Kraft der Sonne erfolgreich abschloss. Pioniergeist bewegt die Welt 2015 startete die Weltumrundung, Das ausschließlich mit Solarenergie betriebene Flugzeug legte insgesamt rund sie erfolgte in mehreren Etappen. 40.000 Kilometer zurück. Nach einer letzten Etappe ab Kairo landete der Flieger am 26. Juli 2016 „Dies ist eine historische Welt- begleitet haben.“ Sie kümmerten nach einer Flugzeit von 48 Stun- premiere im Bereich erneuerbarer sich zum Beispiel um die Verbes- den und 37 Minuten um 4:05 Uhr Energien und sauberer Technolo- serung der Steuerungssysteme für Ortszeit am Ausgangspunkt in Abu gien, nicht nur für die Luftfahrt“, den Bodenbetrieb und die Opti- Dhabi. sagte Bertrand Piccard bei der Lan- mierung der Ladeelektronik für die „Dies ist eine wahrhaft historische dung. „Durch die gemeinsame Batteriesysteme des Flugzeugs. Leistung mit enormer Symbolkraft“, Nutzung der jeweiligen Stärken ha- sagte Ulrich Spiesshofer, CEO von ben Solar Impulse und ABB gezeigt, Weltrekorde aufgestellt ABB. „Sie zeigt eindrucksvoll, dass wie bahnbrechende Innovationen Während ihres Flugs um die Welt wir mit Pioniergeist und sauberen in zuverlässige Lösungen überführt legte Solar Impulse Zwischenstopps Technologien die Welt bewegen und Energie im Sinne einer nach- auf vier Kontinenten ein – Asien, können, ohne die natürlichen Res- haltigen Welt effizienter erzeugt, Nordamerika, Europa und Afrika – sourcen der Erde zu verbrauchen. gespeichert und genutzt werden Wir sind außerordentlich stolz, dass können.“ wir an diesem bemerkenswerten André Borschberg, Mitgründer, Projekt mitwirken durften.“ CEO und Pilot von Solar Impulse, bestätigte den hohen Wert der Erfolgreiche Partnerschaft Partnerschaft: „Ohne das Know- Als ABB die Innovations- und how und die Unterstützung von Technologieallianz mit Solar Impulse ABB und anderen Projektpartnern einging, gaben gemeinsame Ziele wäre dieser Erfolg nicht möglich den Ausschlag. Denn was Solar gewesen. Im Rahmen ihrer Innova- Impulse in der Luft erreicht, voll- tions- und Technologieallianz mit Solar Impulse hat ABB Experten für Die beiden Piloten Borschberg und Piccard bringt ABB am Boden: Das Unter- (v.l.), die sich bei dem Flug um die Welt ab- nehmen blickt auf eine 125-jährige die Mission abgestellt, darunter wechselten, stellten mehrere Weltrekorde auf. Tradition als Pionier für Energie- Ingenieure, die das Projekt wäh- und Automationstechnologien rend der gesamten Weltumrundung und überquerte zwei Ozeane (Pazi- zurück. als feste Mitglieder der Bodencrew fik und Atlantik), das Mittelmeer und die Arabische Halbinsel. Dabei stellte sie mehrere neue Weltre- korde in der Luftfahrt auf. So legte André Borschberg auf der Etappe von Japan nach Hawaii den längs- ten je absolvierten Soloflug zurück (117 Stunden und 52 Minuten) und Bertrand Piccard bewältigte den ersten Solarflug über den Atlanti- schen Ozean. ABB Alexander Vogler Solar Impulse landete am 26. Juli nach der letzten Etappe von von 48 Stunden und 37 Minuten Fotos: Solar Impulse / Rezo.ch um 4:05 Uhr Ortszeit in Abu Dhabi.
16 Schwerpunktthema technikforum Nr. 3 / 2016 Freie Fahrt für autonome Fahrzeuge Ein 1.300 Kilometer langer Korri- dor zwischen Rotterdam und Wien, auf dem Fahrzeuge und Infra- struktur miteinander kommunizie- ren, fahrerlose U-Bahnen in Paris, Budapest und Riad, autonomer öffentlicher Nahverkehr in Ulm: Die Zukunft der Mobilität ist ver- netzt und autonom. Ermöglicht wird die Digitalisierung der Straße durch Technologien von Siemens. Zwei Ampeln an einer kleinen Kreuzung auf dem Gelände der Siemens-Forschungszentrale in München-Neuperlach. So normal sie wirken, weisen die Lichtsignalanlagen doch in die Zukunft des Straßen- verkehrs. Denn ein kleiner, an einem Der Autoflüsterer: Im Rahmen des Projekts Car2X sollen Roadside Units entlang der der Ampelmasten angebrachter Teststrecke mit den Testfahrzeugen kommunizieren. Kasten kommuniziert über Digital- funk mit durchfahrenden Fahr- Verkehrssysteme bei Siemens. „Und „In den kommenden 15 Jahren zeugen. Er kann sich mit anderen die Vernetzung legt wiederum die verarbeiten voraussichtlich noch dieser „Road Side Units“ verbinden, Grundlage für die Zukunft des auto- Fahrer diese Informationen. Lang- die wiederum mit einer Verkehrs- nomen Verkehrs.“ fristig übernehmen das aber wohl zentrale verknüpft sind. So entsteht autonome Fahrerassistenzsysteme ein WLAN-Funknetz, das den Fahrer Die Autonomisierung des direkt“, sagt Hobohm. „Doch selbst in Sekundenbruchteilen über einen Verkehrs schreitet voran wenn nie ein autonomes Auto Bildschirm auf Verkehrsstörungen Weltweit tüfteln Experten seit kommen sollte, hilft das der Ver- oder die aktuelle Ampelschaltung Jahren an der Autonomie des Ver- kehrssicherheit – denken Sie etwa hinweist. kehrs. Bereits heute rollen fahrerlose nur an Auffahrunfälle.“ U-Bahnen von Siemens in Nürnberg, Internet des Autos Paris oder Barcelona über die Gleise. Fahrerlose U-Bahnen: Schnellere Die „Car2X-Technologie“ soll in In Kalifornien sind sich selbst Taktung, mehr Passagiere einem 1.300 Kilometer langen steuernde Testfahrzeuge von Google Auf Schienen ist die Autonomi- Testkorridor von Rotterdam über ein alltäglicher Anblick. Nutzfahr- sierung noch weiter gediehen. Mit Frankfurt am Main bis nach Wien zeughersteller testen erste voll auto- dem Projekt „Cargomover“ ent- getestet werden. Entsprechend matisierte LKWs. Gleichzeitig ent- wickelte Siemens bereits 2002 mit ausgestattete Fahrzeuge werden wickelt die Automobilindustrie der RWTH Aachen einen vollauto- beispielsweise vor Autobahnbau- Elektrofahrzeuge, in die sich digitale matisch gesteuerten Gütertriebwa- stellen gewarnt. Das soll Unfälle re- Technologien für autonomes Fahren gen. Darauf baute das Unterneh- duzieren und Staus vermeiden. An leicht integrieren lassen. men auf – und heute ist die fahrer- diesem „Internet des Autos“ sind Hobohm steht in Neuperlach vor lose Zukunft auf Bahngleisen bei die deutsche Automobilindustrie, einer Metalltafel und wirft mit ein U-Bahnen Wirklichkeit. Forschungsinstitute und Siemens paar Strichen die Zeichnung einer So hat Siemens der Stadt Nürnberg beteiligt. Ampel, unter der ein Pkw steht, an 2008 eine der weltweit ersten Das Unternehmen liefert Hard- und die Wand. Die Ampel stehe für die computergesteuerten U-Bahnen Software – einschließlich der Road Infrastruktur, sagt er, das Auto für übergeben. Seither rollen weitere Side Units – für die Kommunikation Fahrzeuge. Beide hätten sich über autonome Siemens-U-Bahnen in der Fahrzeuge in den Niederlanden, hundert Jahre weitgehend unab- Barcelona, Paris oder Budapest – Deutschland und Österreich. Lang- hängig voneinander entwickelt. Ein- das Unternehmen ist Marktführer. fristig sollen zusätzlich zu Verkehrs- zige Schnittstelle sei das Auge des In wenigen Jahren eröffnet zudem schildern und Warntafeln auch Fahrers gewesen. in Riad, der rund fünf Millionen Parkhäuser in Car2X integriert wer- Doch jetzt beginnen die beiden Menschen beherbergenden Haupt- den. „Die fortgeschrittene Digitali- Welten dank Digitalisierung direkt stadt Saudi-Arabiens, ein neues, 176 sierung des Autos erlaubt uns diese miteinander zu kommunizieren. Ihre Kilometer langes U-Bahn-Strecken- Vernetzung“, sagt Daniel Hobohm, Vernetzung nimmt kontinuierlich netz. Siemens liefert 74 fahrerlose Experte im Bereich Intelligente zu. Car2X ist ein gutes Beispiel dafür. Inspiro-Metro-Züge für zwei der
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