Der Markt - IHK Magdeburg
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Der Markt I N M I T T E L D E U T S C H L A N D Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Magdeburg 12 / 2 016 Ein Frohes Fest und ein erfolgreiches Jahr 2017 DPAD, Postvertriebsstück, Entgelt bezahlt - IHK Magdeburg, Alter Markt 8, 39104 Magdeburg - A11816
Berufliche Reichweite: Pflichtlektüre: Platz 1 Platz 1 Mittelstands- relevanz: Platz 1 REM 2015 Die neue Reichweitenstudie Entscheider im Mittelstand Die 72 IHK-Zeitschriften in Deutschland gehören zur Pflichtlektüre vieler Unternehmer, die über eine Geschäfts- beziehung mit Ihrem Haus entscheiden. Denn die IHK-Zeit- schriften erzielen eine Reichweite von 1,564 Millionen Leser pro Ausgabe (LpA).* Schalten Sie Ihre Anzeigen dort, wo Sie Ihre Kunden erreichen und neue Geschäftsbeziehungen aufbauen wollen. An Ihrem Standort, in mehreren IHK-Regi- onen Ihrer Wahl oder bundesweit mit der IHK-Nationalkombi. Planungsunterstützung, Angebote und Abwicklung aus einer Hand durch unsere Serviceorganisation. IHK-Zeitschriften eG Tel: 0611 23668-0 *Quelle: Reichweitenstudie Entscheider im Mittelstand 2015, TNS Infratest/DIHK. Informationen zur Studie, MDS Online und Download der Berichtsbände: office@ihkzeitschriften.de www.entscheider-mittelstand.de www.ihkzeitschriften.de
EDITORIAL Foto: IHK Magdbeurg die zunehmende Digitalisierung aller Arbeits- Tablets intensiv und wollen schnell, nahtlos Studie über »Digitalisierung am Arbeitsplatz«, und Lebensprozesse, eine alternde Gesellschaft und kanalübergreifend bedient werden. Diese setzen bereits jetzt 86 Prozent der Beschäf- und ein heterogenes Kundenverhalten kenn- technikbegeisterten Kunden erreicht der Han- tigten im Handel Informations- und Kom- zeichnen die derzeitigen Rahmenbedingun- del nur, wenn er seine Verkaufskonzepte und munikationstechnik am Arbeitsplatz ein. Die gen für den Einzelhandel. Dies wirkt sich auch -strategien sowie die Beratung und Kunden- Entwicklung und Gestaltung von E-Com- auf den Einzelhandel in unseren Städten aus. kommunikation den Kundenerwartungen an- merce-Projekten eröffnet den Handelsun- Um die urbanen Zentren als zukünftige Han- passt. Solch eine Herausforderung erfordert ternehmen bessere Chancen, IT-affine junge delsstandorte erlebbar zu gestalten, benötigen von den Handelsunternehmen eine hohe Inno- Mitarbeiter zu rekrutieren, die Wünsche digi- wir innovative Konzepte, attraktive Standor- vationskraft und von den Mitarbeitern umfas- talvernetzter Kundengruppen zu erfüllen und te sowie gut ausgebildete und hochmotivier- sende Kompetenzen. Kompetenzen, die in der somit den Einzelhandel in unseren Städten te Fachkräfte. beruflichen Aus- und Fortbildung vermittelt zu stärken. Die IHK Magdeburg begleitet ihre Der alte Spruch »Handel ist Wandel« hat mit werden. Bundesweit bildet der Handel 150.000 Mitgliedsunternehmen hierbei. Wir unterstüt- der Digitalisierung eine neue Dimension er- junge Menschen in mehr als 30 Berufen aus. zen Sie beim Finden und Binden geeigneter reicht. Der Online-Handel mit Endverbrau- Der neue Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauf- Fachkräfte und bei der Umsetzung von Aus- chern, der sogenannte B2C-E-Commerce, frau im E-Commerce und der Fortbildungsbe- und Weiterbildung. nimmt stetig zu, wenn auch in den einzel- ruf Fachwirt/ Fachwirtin für E-Commerce wer- nen Branchen mit unterschiedlicher Stärke. den demnächst die etablierten Handelsberufe Nutzen wir unsere Chancen! Bei Non-Food-Sortimenten wie Elektronik und ergänzen und die derzeitige Qualifizierungs- Technik oder Spiel und Sport hat er bereits ei- lücke schließen. Die Kombination von Berufs- nen Marktanteil von 25 Prozent erreicht. Kun- ausbildung und beruflicher Fortbildung bietet den, die sowohl online als auch offline ein- bereits heute leistungsorientierten und enga- kaufen, sind von zunehmender Bedeutung. gierten Mitarbeitern die Möglichkeit, schon Sie sind kaufkräftig und erwarten auf allen nach wenigen Jahren beruflicher Bildung und Vertriebskanälen ein hohes Niveau an Trans- Praxis im Handel, attraktive Karrierepositio- parenz, Übersichtlichkeit, Verfügbarkeit der nen zu erreichen. Ware und Service. Generationen, die mit digi- Digitalisierung ist im Handel nichts Neues. Ge- Rolf Lay talen Medien aufgewachsen sind, sogenann- mäß einer aktuellen im Auftrag des Bundes- IHK-Vizepräsident und Vorsitzender te Smart Natives, nutzen Smartphones und ministeriums für Arbeit und Soziales erstellten des Handelsausschusses der IHK Magdeburg DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16 3
TITELTHEMA IHK-REGIONAL 6 24 Handel in der Innenstadt »Ein ganz geheimer Von A wie Amazon bis Z wie Zalando – die Verlockungen, im Internet einzukaufen, sind groß. Kann der stationäre Handel in den Innenstädten dagegen auf Dauer bestehen? Professor Wolf- Wirtschaftskrimi« gang Christ, Geschäftsführer des Urban Index Institutes, der seit Jahrzehnten unter anderem Kriminalhauptkommissarin Katrin Thilo die Zusammenhänge von Urbanität und Konsum erforscht, malt ein differenziertes Bild. Wie erklärt, wie Unternehmer mit dem sieht es im IHK-Bezirk aus? Wir wollen drei Beispiele in der Altmark betrachten: Tangermün- Phänomen CEO-Fraud ganz leicht Geld de, Tangerhütte und Stendal. verlieren. TITELTHEMA IHK-REGIONAL IHK-INTERNATIONAL 6 26 »Die Wirtschaft baut 40 Dank Reformen Der Markt I N M I T T E L D E U T S C H L A N D 12 / 2 016 Brücken« auf einem guten Weg Bildung und Ausbildung — diese Der Geschäftsführer der AHK Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Magdeburg Themen standen im Mittelpunkt des Griechenland, Dr. Athanassios 2. Wirtschaftsforums Harz. Kelemis, spricht im Interview über die Geschäfte deutscher Firmen in 28 Präsidium der IHK Griechenland und Ansätze gegen die Magdeburg in der Altmark hohe Jugendarbeitslosigkeit. Anlässlich einer Sitzung des Ein Präsidiums der IHK Magdeburg 42 »Wir haben frühzeitig Frohes Fest Pflöcke eingeschlagen« Titelbild: Viktoria Kühne und ein in der Altmark fand in der IHK- erfolgreiches Geschäftsstelle Salzwedel ein IHK-Präsident Klaus Olbricht Jahr 2017 Unternehmertreffen mit über 80 und Hauptgeschäftsführer DPAD, Postvertriebsstück, Entgelt bezahlt - IHK Magdeburg, Alter Markt 8, 39104 Magdeburg - A11816 Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Wolfgang März besuchten mit Verwaltung statt. einer Wirtschaftsdelegation aus Sachsen-Anhalt Kuba. Auf dem 16 Standortvorteil Stadt Programm standen unter anderem Ursprünglich sind Städte die Industriemesse FIHAV 2016 als Handelsplätze an MELDUNGEN und Gespräche in der kubanischen Verkehrsknotenpunkten entstanden. Handelskammer in Havanna. Heute sind sie weit mehr als 38 Neuigkeiten Handelsplätze. Ihr Zentrum - die aus Wirtschaft, Politik und der Region. Innenstadt - bildet den Mittelpunkt des wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Lebens der Kommune und ihrer Region. Wir bitten um Verständnis, dass wir aus Gründen der Lesefreundlichkeit bei geschlechtsneutral verwendeten Begriffen auf die zusätzliche Nennung weiblicher Formen verzichten. Wenn z.B. von Mitarbeitern die Rede ist, sind selbstverständlich stets auch die Mitarbeiterinnen gemeint. Dieser Ausgabe liegt eine Teilbeilage der Firma Stadtsparkasse Magdeburg bei. 4 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16
BERUFSBILDUNG IHK-AKTIV IHK-SERVICE 45 46 50 »MINT-freundliche Botschafter Grinin Neue steuerliche Schulen« geehrt zu Gast in der IHK Anforderungen Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Der Botschafter der Russischen Föderation in Ab 1. 1. 2017 dürfen nur Registrierkassen Tullner überreichte in der IHK Magdeburg Deutschland, Wladimir M. Grinin, sprach vor eingesetzt werden, die den Anforderungen zwölf Schulen aus Sachsen-Anhalt die der IHK-Vollversammlung über die deutsch- der Finanzverwaltung genügen. In der IHK Ehrenplakette »MINT-freundliche Schule«. russischen Wirtschaftsbeziehungen. informierte Steuerberaterin Anja Keidel. BERUFSBILDUNG IHK-AKTIV IHK-SERVICE 44 Stipendium für die 46 IHK Magdeburg vergibt 48 Auf interne Kommunikation Weiterbildung Forschungspreise kommt es an Das Weiterbildungsstipendium Die IHK Magdeburg hat im Rahmen »Erfolgsfaktor Familie« in der IHK unterstützt junge Menschen bei der der Vollversammlung hervorragende Magdeburg — Bilanz des Workshops weiteren beruflichen Qualifizierung. wissenschaftliche Leistungen, die an Bewerbungsschluss in der IHK der Universität »Otto-von-Guericke« 54 Steuerinfos in Kürze Magdeburg ist der 31. Januar 2017. Magdeburg sowie in den Hochschulen Das Bundesministerium der Finanzen Magdeburg-Stendal und Harz erbracht hat neue Beträge für die steuerliche worden sind, mit jeweils einem Anerkennung von Umzugskosten »Forschungspreis 2016«ausgezeichnet. bekanntgegeben. 57 Amtliche Mitteilungen DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16 5
TITELTHEMA Der Ostprodukte-Laden in Tangermünde ist Blick- und Kundenfang zugleich. 6 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16
Wandel und Handel in der Innenstadt von CHRISTIAN WOHLT Von A wie Amazon bis Z wie Zalando – die Verlockungen, im Internet einzukaufen, sind groß. Kann der stationäre Handel in den Innenstädten dagegen auf Dauer bestehen? Professor Wolfgang Christ, Geschäftsführer des Urban Index Institutes, der seit Jahrzehnten unter anderem die Zusammenhänge von Urbanität und Konsum erforscht, malt ein differenziertes Bild. Für einige Innenstädte sieht er schwarz, anderen gibt er durchaus die Chance (neu) zu erblühen. F ür Professor Wolfgang Christ sind drei »A« der Schlüssel zum Erfolg. »Die Innenstadt wird dann Erfolg haben, wenn sie Authentizität be- sitzt, Atmosphäre hat und eine besondere Aura verbreitet. Was austauschbar ist, ist auch digitalisierbar«, so der Experte. Ge- nau das treffe aber leider auf viele kleine Orte, nicht nur in Ostdeutschland, zu. Das »Aussterben« der Innenstädte sei ein ge- samtdeutsches Problem. »Wer seit 20 Jah- ren vieles falsch gemacht hat, muss jetzt die Konsequenzen tragen.« Es werde kei- ne weiteren 20 Jahre dauern, bis dort die kleinen Geschäfte aus der Innenstadt ver- schwunden sind, malt der Wissenschaftler ein düsteres Bild. Es gebe aber auch ermu- tigende Beispiele. Wo das Geschäft (noch) floriert, müsse jetzt in die Innenstadt in- vestiert werden, sagt er. Nur so könne der stationäre Handel auf Dauer gegen die Verlockungen des Internets bestehen. Wie sieht es im IHK-Bezirk aus? Wir wol- len drei Beispiele in der Altmark betrach- ten: Tangermünde, Tangerhütte und Sten- dal. Städte im ländlichen Raum, die vieles gemeinsam haben, aber doch so verschie- den sind. Die Tangermünder Altstadt mit ihren Geschäften, Restaurants und Cafés lädt zum Flanieren ein. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16 7
TITELTHEMA »Die Innenstadt wird dann Erfolg haben, wenn sie Authentizität besitzt, Atmosphäre hat und eine besondere Aura verbreitet.« Professor Wolfgang Christ Geschäftsführer des Urban Index Institutes 8 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16
Tangerhütte war zu DDR-Zeiten eine blü- hende Kreisstadt mit allem, was an »Han- del und Versorgung« dazugehört. Es gab drei Kaufhallen, drei selbstständige Bäcker, zwei Fleischer, einen Modesalon für die Dame und einen für den Herrn, dazu »Exquisit« und »Ju- gendmode«, ein Spielwarengeschäft, das »Gute Buch«, den »Fress-Ex« (Delikat-Lebensmittel- geschäft) und, und, und. In der Thälmann- straße reihte sich Geschäft an Geschäft. Rund 8.000 Menschen lebten Mitte der 1980er in der Stadt, 22.000 im gleichnamigen Kreis. Der wurde schon 1987 aufgelöst. Seitdem muss- ten die Einwohner auf vieles Liebgeworde- ne verzichten. Heute ist der noch knapp 5.000 Einwohner zählende Ort Zentrum der gleichnamigen Ein- heitsgemeinde mit insgesamt rund 10.000 Be- wohnern. Sieben Einkaufsmärkte haben sich seit der Wende angesiedelt. Die Thälmannstra- ße heißt jetzt Bismarckstraße. Vom einst pul- sierenden Leben ist nicht viel geblieben. Ein Ladenbesitzer nach dem anderen schließt für immer zu. Oft aus Altersgründen. Die Grün- dergeneration aus Wendezeiten geht in Ren- te. Selten findet sich jemand, der das Geschäft übernimmt. Nur die Gesundheitsbranche ex- pandiert. Der Hörgeräteakustiker musste sei- ne Räume wegen des Kundenansturms erwei- In der Tangerhütter Bismarckstraße (östlich der tern. Einen Optiker gibt es, drei Apotheken, Bahnlinie) laden kleine Geschäfte die Kunden ein. außerdem eine Reihe von Pflegediensten. Der demografische Wandel wirkt sich aus. Solange es die Buchpreisbindung gibt, sieht Wiebke Will für ihren Laden eine Zukunft. Bildunterschrift ... ist wichtig DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16 9
Die Breite Straße in Stendal ist schon seit DDR-Zeiten Einkaufsboulevard. Leider finden sich für einige Geschäfte keine Nachfolger. Viele Tangerhütter arbeiten in umliegenden Solange die bleibt, sieht Wiebke Will auch für Der zog von Jahr zu Jahr mehr Händler und Städten. Da ist es bequem, in den Pausen oder ihren Laden eine Zukunft. Dafür kämpft sie Besucher an. Zur 13. Auflage im Oktober ver- nach Feierabend dort auch seine Einkäufe zu und macht sich gemeinsam mit anderen Ge- wandelte sich das alte Hafengelände wieder erledigen. Zusätzlich locken die auswärtigen schäftsleuten für eine attraktive Innenstadt in eine bunte Warenwelt wie aus König Dros- Einkaufstempel mit Licht und Glanz. Deren stark. selbarts Zeiten. Umsätze mindern die der Tangerhütter Ge- Tangerhütte ist arm. Die hoch verschuldete Medien aus nah und fern berichteten über schäfte. »Die Leute wundern sich, wenn hier Kommune konnte sich in diesem Jahr nicht Tangermünde, den Markt und Angelika Otto. wieder ein Laden schließt. Ich frage dann: mal die Weihnachtsbeleuchtung leisten. Für Eine »Win-Win-Situation« für alle. »Die Leu- Wann wart ihr denn das letzte Mal dort?«, eine stimmungsvolle Innenstadt haben die te wollen die Produkte sehen und anfassen«, sagt Wiebke Will. Die engagierte Geschäfts- Händler gesorgt. Zusammen mit anderen Ge- beschreibt die Geschäftsfrau für ihren Laden frau ist die Ausnahme von der Regel. Im Jahr schäften, Arztpraxen, den örtlichen Geldinsti- den Schlüssel zum Erfolg. Eine Website im 2002 eröffnete sie die Tanger-Buchhandlung tuten und der evangelischen Kirchengemeinde Internet hat sie natürlich auch. Doch die ist im Zentrum der Stadt, weil der frühere Buch- hat Wiebke Will einen »Lebendigen Advents- nicht mehr als eine Visitenkarte für ihr Ge- laden geschlossen worden war und die Tan- kalender«, bei dem jede der teilnehmenden schäft. Wer zum Beispiel die Adresse des La- gerhütter nicht auf ein solches Angebot ver- Einrichtungen die Besucher mit etwas Beson- dens sucht, googelt »Keramik-Otto«. Der Ver- zichten wollten. Allein mit Literatur würden derem überrascht, organisiert. »Wir wollen zei- kauf ihrer Produkte funktioniert online nicht. die Umsätze nicht zum Überleben reichen. So gen, dass auch bei klammer Stadtkasse Leben Das ist bei einer Firma ein paar Häuser wei- findet sich außer Büchern und Hörbüchern, und Mut im Ort sind«, sagt sie. ter genau umgekehrt. Im Jahr 2003 startete Spielen, ein umfangreiches Sortiment von An- Torsten Klipp sein Online-Geschäft. Der Name sichtskarten, Kalendern, Papeterie, Schreibwa- ren und Büroartikeln in dem 140 Quadratme- Stimmungsvolle »Ostprodukte-Versand« wurde schnell bundes- weit zum Markenbegriff, das Geschäft floriert. ter großen Geschäft. Innenstadt Immer wieder habe es Anfragen von Kunden Als »Grundzentrum im ländlichen Raum« ist In der Nachbarstadt Tangermünde geht es gegeben, die die Ware lieber persönlich in Au- Tangerhütte nicht nur Einkaufsstadt für die besonders in der Sommersaison lebendig zu. genschein und gleich mitnehmen wollten. So umliegenden Ortschaften. »Zum Glück haben Doch auch jetzt flanieren viele Besucher durch keimte die Idee für ein Ladengeschäft. Da das wir hier noch ein gutes Ärztenetz«, so die Ge- die malerischen Gassen. Die 9 000 Einwohner Unternehmen mitten in der Altstadt, im frü- schäftsfrau. Für einen Augenarzttermin reisen zählende Kaiserstadt an der Elbe hat sich in heren Postgebäude, ansässig war, schien die die Patienten auch von weiter her an. Oft wird den vergangenen 25 Jahren zum Touristen- Lage ideal. »Wir wollten eine Visitenkarte für das mit einem kleinen Einkaufsbummel ver- magneten gemausert. In der Altstadt ist kaum die Firma schaffen«, erinnert sich Klipp. Das bunden. Die Leute stöbern, zum Beispiel auf ein Schaufenster leer. Cafés und Restaurants Konzept geht augenscheinlich auf. der Suche nach einem Geschenk, durch das laden zum Verweilen, viele kleine Geschäfte Schon von weitem lockt das Heck eines Angebot und lassen sich dabei gern beraten. zum Stöbern ein. knallgelben Trabis, der scheinbar ins Gebäu- Ganz wichtig sei besonders den Älteren der In einem Fachwerkhaus direkt am Neustäd- de fährt, potenzielle Kunden. Beim Blick ins persönliche Kontakt. ter Tor wohnt und arbeitet Angelika Otto. Dort bunt dekorierte Schaufenster ist oft ein »Ah« Zunehmende Einkäufe über Online-Shops set- verkauft sie in einem kleinen Laden auch die oder »Oh«, »Schau mal, kennst du das noch? zen aber auch den Tangerhütter Einzelhänd- Produkte ihrer Ein-Frau-Töpferei. Die Ge- …« zu hören. Fremde sind überrascht, Ost- lern zu. Mancher, der etwas Interessantes im schäftsfrau lebt nicht nur von den Touristen. deutsche oft überwältigt, wenn sie das bun- Internet gefunden hat, schreibt dann eine E- Ihr guter Ruf hat sich bei Kunst- und Keramik- te Angebot an die guten Seiten der DDR er- Mail, um es im Geschäft vor Ort zu bestel- liebhabern in nah und fern herumgesprochen. innert. Kaum ein Tourist geht ohne Souvenir len und persönlich abzuholen. Bei der Liefer- Das war kein Selbstläufer. Trommeln gehört wieder raus. zeit kann die Tanger-Buchhandlung durchaus auch zum Töpfer-Handwerk, und so keimte Es kommen aber auch viele Einheimische, mit Branchenriesen, wie Amazon mithalten. die Idee, in dem mittelalterlichen Ambiente bestätigt Klipp die Erfahrungen von Angelika Beim Preis – Dank Buchpreisbindung – auch. der Stadt einen Töpfermarkt zu organisieren. Otto. Wenn die ihren Töpfermarkt veranstaltet 10 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16
oder sonst etwas in der Stadt los ist, sperrt der Ostprodukte-Laden die Türen länger auf. »Wir rollen einen roten Teppich aus, damit die Kun- den wissen, dass offen ist«, berichtet Klipp. Denn leider beteiligten sich nicht alle Altstadt- Händler an solchen Aktionen. Auch in der Sai- son schließen die meisten Geschäftepunkt 18 Uhr, sonnabends werden nach 16 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt. Im Ostprodukte- Laden brennt oft am längsten Licht. Erstaun- lich: Obwohl das Ladengeschäft floriert, macht die Firma damit nur rund fünf Prozent ihres Umsatzes, verrät Klipp. Nächstes Ziel für einen größeren Einkaufs- bummel ist für die Tangermünder und die Tangerhütter die nahe Kreisstadt Stendal. Die Fußgängerzone in der Breiten Straße gab es Tangermünde zieht nicht nur als Touristenmagnet die Besucher an. hier schon zu DDR-Zeiten. Nach der Wende herrschte ein reges Kommen und Gehen. Die Ladenbesitzer wechselten oft. Inzwischen hat sich ein fester Stamm an Restaurants und Ge- schäften etabliert. Neben einigen Kleinen sind hier die »üblichen« Filialen von Modegeschäf- ten, Buchhandlungen, Bäckereien und so wei- ter zu finden. Vor zwei Jahren eröffnete sogar C&A ein neues Warenhaus. Was macht die Innenstadt eines 40.000 Ein- wohner zählenden Mittelzentrums für einen »Großen« attraktiv? »Uns ist vor allem die Nähe zu unseren Kunden wichtig. Um diese sicher- zustellen, sind auch kleinere Städte für uns in- teressant. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass wir hierdurch auch ein schönes Einkaufserleb- nis in kleineren Orten bewahren und fördern«, sagt Thorsten Rolfes, Kommunikationschef der C&A-Zentrale in Düsseldorf. In der Regel sei- en die Innenstädte die wertbeständigeren La- Die Kunden wollen ihre Töpferwaren im Original sehen und anfassen, weiß Angelika Otto. gen, begründet er, warum es keinen Neubau auf der grünen Wiese gab. Rolfes. Grenzen des Einkaufs verschwinden, online. Wir verstehen diesen Wandel als eine Trotz der Konkurrenz durch das Internet hat und es gibt in der Kundenwahrnehmung kei- Chance und setzen konsequent auf eine Om- das Unternehmen in den Standort investiert. ne Unterscheidung zwischen online oder off- nichannel-Strategie, die sich an den Bedürf- »Der Handel erfährt durch das Internet und E- line. »Uns ist vor allem die Nähe zu unseren nissen unserer Kunden ausrichtet«, so der Un- Commerce einen tiefgreifenden Wandel«, weiß Kunden wichtig – egal ob stationär und/oder ternehmenssprecher. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16 11
TITELTHEMA a u f h a us »O p e n a ir-K Sitzen und Liegen für Schünke & Weber (v. l.): Sandra Berthold, Janet Ganzert, Angela Pohler, Anja Müller, Paula Hielscher, Claudia Schmidt, Jana Große. Foto: Jana Dünnhaupt 12 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16
h e rsl e b e n s« in As c Anne-Katrin Blisse, Geschäftsführerin des Un- ternehmens Schünke & Weber in Aschersleben, blickt mit ihren Mitarbeiterinnen (Foto) in diesem Jahr auf eine 25-jährige Unternehmensgeschichte zurück. Im Interview spricht sie über den erfolg- reichen Weg des Unternehmens. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16 13
IHK-REGIONAL Frau Blisse, Sie können gemein- sam mit Ihren Mitarbeitern in die- sem Jahr auf eine 25-jährige Unterneh- mensgeschichte zurückblicken. Wie hat sich das Unternehmen Schünke & We- ber GmbH in dieser Zeit entwickelt? Wir eröffneten bereits 1990 mit riesigem Er- folg als »Ein-Mann-Geschäft« den ersten Jeans-Laden der Umgebung. Als GmbH ex- pandierten wir 1991 in der Harzregion und führten als Familienunternehmen zeitweise zehn Geschäfte. Mit dem Wandel des Einzel- handels veränderten auch wir uns. Heute kon- zentrieren wir uns auf den Standort Aschers- leben mit vier Boutiquen. Der Onlinehandel gewinnt einen immer größeren Marktanteil, auch in der Mo- debranche. Was tun Sie als stationä- res Modeunternehmen, um sich dagegen zu behaupten. Wo sehen Sie die Stär- ken des stationären Einzelhandels? Wir statten jedes Geschäft liebevoll mit ei- nem anderen, besonderen Konzept aus. So kann unser gut qualifiziertes Stammpersonal ein breites Spektrum an Kundenwüschen er- füllen und mühelos komplette Outfits in jede Richtung erstellen. Durch die kleinen Entfer- nungen der Geschäfte zueinander funktionie- ren sie wie ein »Openair-Kaufhaus«. Durch die Wahl besonderer Kollektionen und geschickte Vermischung untereinander entsteht auf den Flächen ein Bild, das so online selten gefun- den werden kann. Ihre Geschäfte haben für Ihre Kunden 9 Stunden an 6 Tagen in der Woche geöff- net. Wie schaffen Sie es mit Ihren Mitar- beiterinnen und deren Familien Öffnungs- zeiten bis 18.30 Uhr zu gewährleisten? Die Zusammenarbeit mit meinen Mitarbei- tern bewegt sich auf einem sehr hohen Ni- veau der gegenseitigen Wertschätzung. Durch ihre überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft ist es möglich, persönliche Prämissen bei der Dienstplanung zu berücksichtigen. Sie veranstalten gemeinsam mit an- deren Händlern besondere Events in Aschersleben wie z.B. den spani- schen Abend. Wie sehen Sie die Bedeu- tung solcher Events in der Zukunft? Schon lange sind wir nicht mehr nur Händler. Um unsere Kunden zu begeistern, bauen wir um unsere Produkte herum Geschichten und Kulissen. Wir verwandeln unsere Straße für ei- nen Abend in eine spanische Bodega oder in ein großes Straßencafé. In dieser Atmosphä- re fühlen sich die Kunden sehr wohl. Und Ra- battschlachten verlieren an Bedeutung. Das ist unser Plus versus Online-Handel. Trotz des großen Aufwandes erzielen wir immer sehr po- Rolf Lay, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des Handelsausschusses der IHK Magdeburg, gratuliert sitive Ergebnisse. Anne-Katrin Blisse, Geschäftsführerin der Schünke & Weber GmbH in Aschersleben, zum 25. Firmen- Vielen Dank für das Gespräch. jubiläum. 14 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16
ANZEIGE Warum Energieberatung enviaM Energiecockpit – alle Verbrauchsdaten im Blick bares Geld wert ist. Unternehmer, die ihren Energieverbrauch ein- fach online überwachen wollen, entscheiden Das Thema Energieeffizienz beschäftigt viele Unternehmer. Doch oftmals werden nur sich für das enviaM Energiecockpit. Damit wer- wenige der verfügbaren Maßnahmen umgesetzt, meist aus zu knappen zeitlichen, den die Verbrauchsdaten aller Messstellen und personellen oder finanziellen Kapazitäten. Auch zweifeln Unternehmer an der Wirt- Filialen transparent und individuell dargestellt. schaftlichkeit der Projekte. Allerdings zahlen sich Weitsicht und rechtzeitiges Handeln Zudem ist eine Alarm- und Vergleichsfunktion aus. Man muss nur wissen, wie. für Lastgangdaten integriert. Diese kann helfen, Leistungsspitzen zu erkennen und abzubauen. Jede nicht verbrauchte Kilowattstunde ist wirtschaftlicher wird. Um die Details kümmert Es werden Optimierungspotenziale aufgezeigt, wertvoll. Denn sie schont die Umwelt, sich enviaM. Somit können Unternehmer all um langfristig Energie und Kosten zu sparen. senkt die Energiekosten, steigert damit den ihre Energie für ihr Kerngeschäft nutzen. Die Werte und Ergebnisse können Kunden in Unternehmensgewinn und sichert so die Monats- und Jahresberichten festhalten. Dank Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Passende Zertifizierung für alle übersichtlicher Benutzeroberfläche ist die Über- Energieeffizienz ist ein Schlüssel dazu. enviaM Unternehmensgrößen: wachung kinderleicht und mobil über Laptop, berät Unternehmen zu Maßnahmen auf diesem Tablet oder Smartphone möglich. Benötigt wer- Gebiet und bietet zur Umsetzung umfangrei- 1 Zertifizierung nach den dazu lediglich die Zugangsdaten für das che Energiedienstleistungen an – stets auf DIN EN ISO 50001 enviaM Energiecockpit. Damit einfach anmelden die entsprechende Branche abgestimmt. Im Für Unternehmen, die beispielsweise jährlich und Verbrauchsdaten einsehen. Rahmen von enviaM BusinessBeratung iden- ihr Energiemanagementsystem nach DIN EN tifizieren TÜV-zertifizierte Energiemanager ISO 50001 zertifizieren lassen müssen, über- Potenziale für einen effektiveren Energieein- nimmt enviaM die Zertifizierung nach den satz oder zeigen Entlastungsmöglichkeiten Vorgaben und Regeln der staatlichen Ener- 3 Vom Spitzenausgleich profitieren auf. Zum Beispiel fallen rund 50 Prozent des giepolitik. Die Unternehmen wissen ihren Liegt der Stromverbrauch über einer Gigawatt- Strompreises bei Unternehmen auf Steuern Energiedienstleister vom Projektstart an über stunde pro Jahr, können kleine Unterneh- und Umlagen. Die Energiemanager legen dar, die interne Auditierung bis hin zur Zertifizie- men ihre Energieeffizienzmaßnahmen durch welche Voraussetzungen erfüllt werden müs- rung an ihrer Seite. Gleichzeitig erhalten sie enviaM zertifizieren lassen und so nach sen, um von Entlastungen in diesem Bereich maßgeschneiderte Lösungen, die ihre Ener- Spitzenausgleich-Effizienzsystemverordnung zu profitieren. giekosten senken. (SpaEfV) vom Spitzenausgleich profitieren. Dieser ermöglicht es Unternehmen des pro- Kostengünstig Energiebedarf decken 2 Energieaudit nach duzierenden Gewerbes, einen Antrag auf enviaM BusinessBeratung geht auf die DIN EN 16247 Stromsteuerentlastung zu stellen. Voraus- individuellen Bedürfnisse eines Unterneh- Auch das alle vier Jahre vorgeschriebene setzung ist der Nachweis eines sogenannten mens ein, egal welcher Art oder Größe. Die Energieaudit nach DIN EN 16247 für kleine alternativen Systems zur Verbesserung der Energiemanager von enviaM stehen unter und mittelständische Unternehmen (KMU) Energieeffizienz. Auch dessen Einführung anderem bei der Auswahl der optimalen führen die erfahrenen Energiemanager von übernimmt enviaM. Wärmeversorgungslösung zur Seite. Eine de- enviaM durch. Dabei erfassen und analysieren zentrale Energieerzeugungsanlage in Form sie den Energieeinsatz und -verbrauch, um Interessiert? eines Blockheizkraftwerkes deckt kosten- Energieflüsse zu identifizieren. Wesentliche Dann lassen Sie sich zu den Produkten günstig den Strom- und Wärmebedarf und Einsparpotenziale und -maßnahmen werden und Energiedienstleistungen beraten garantiert zudem staatliche Förderungen. in einem Energiebericht zusammengefasst. So und schreiben Sie eine E-Mail an Weiterhin helfen die Energiemanager bei der erhalten Unternehmen einen Überblick, wie Geschaeftskunden@enviaM.de Vermarktung von selbst erzeugtem und nicht der Energieverbrauch optimiert und damit die Oder informieren Sie sich auf verbrauchtem Strom, wodurch die Anlage noch Energiekosten gesenkt werden können. www.enviaM.de/businessberatung „Ist es verrückt, wenn mein Energieverkäufer vom Energiesparen spricht?“ Profitieren Sie vom Know-how der Experten und machen Sie Ihre Energie zum Wettbewerbsvorteil – mit der individuellen BusinessBeratung von enviaM. Jetzt informieren: www.enviaM.de/businessberatung DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16 15
TITELTHEMA Standortvorteil Stadt Attraktiver Handel – attraktiver Standort von DR. ULRIKE REGELE & TINE FUCHS U rsprünglich sind Städte als Handels- Dabei wirkt sich die Attraktivität der Innen- Digitalisierung erfahren die Standorte einen plätze an Verkehrsknotenpunkten ent- stadt in hohem Maße auf die Anziehungs- erheblichen Umbruch. Denn in Zeiten der Di- standen. Heute sind sie weit mehr als kraft für andere Wirtschaftszweige, wie die gitalisierung setzen Online-Angebote die Han- Handelsplätze. Ihr Zentrum - die Innenstadt Industrie, aus. Dort, wo es einen vielfältigen delsplätze in den Städten und Regionen unter - bildet den Mittelpunkt des wirtschaftlichen, Handels- und Erlebnisraum mit schönen und einen besonderen Druck. Die Chancen dieses sozialen, kulturellen und politischen Lebens interessanten Angeboten gibt, haben die Un- Umbruchs werden von großen Zentren oder der Kommune und ihrer Region. Eines der ternehmen kaum Mühe, Fachkräfte zu finden. Unternehmen dabei erheblich schneller und Kernelemente für eine attraktive Innenstadt ist Natürlich gehören auch das lokale Infrastruk- effizienter umgesetzt. Kleine und mittlere Un- der Einzelhandel. Immer häufiger aber bekla- turangebot (Betreuungs- und Bildungseinrich- ternehmen, insbesondere in den Unter- und gen sich Kunden über die »Uniformität« der tungen, digitale Netze etc.) dazu, aber das Ge- Mittelzentren, fühlen sich vielfach überfordert, Städte – überall das gleiche Angebot in ähn- sicht der Stadt wird von der Innenstadt und die neue komplexe Herausforderung anzuneh- lichem Ambiente. Das führt in vielen Citys zu ihrem Angebot für Bewohner und Gäste be- men. Greift man diesen Kommunen und Be- Besucher- und Umsatzrückgängen. Die Innen- stimmt. trieben nicht hilfreich unter die Arme, drohen stadt läuft Gefahr, mehr und mehr an Anzie- Wandel durch Digitalisierung viele den wirtschaftlichen Boden zu verlieren hungskraft zu verlieren. Durch den demografischen Wandel und die und Attraktivität einzubüßen. Hierbei nimmt Wie beeinflussen Einzelmerkmale die Gesamtattraktivität einer Stadt? Wie beeinflussen Einzelmerkmale die Gesamtattrakt Ein Ausschlag in den positiven (grünen) Bereich bedeutet, dass sich über das Einzelmerkmal die Attraktivität einerEin Ausschlag Stadt in denlässt. aktiv steigern positiven (grünen) Bereich b das Einzelmerkmal die Attraktivität einer Stadt akt Ein Ausschlag in den negativen (roten) Bereich bedeutet, dass bei Schlecht- Ein Ausschlag erfüllung des Einzelmerkmals die Attraktivität in unweigerlich einer Stadt den negativen (roten) Bereich be sinkt. erfüllung des Einzelmerkmals die Attraktivität eine ak Einfluss auf die Attraktivität 0,30 0,18 0,13 0,10 0,10 0,05 0,05 0,04 0,03 0,03* 0,31 0,30 0,18 0,13 0,10 0,10 0,05 -0,08 -0,07 -0,15 -0,11 -0,07 -0,02* -0,02* -0,04* -0,05 -0,03* -0,13 -0,08 -0,07 -0,15 -0,02* -0,02* -0,04* Er t de Fla t fte ad ) t in he keit ) it it ir r ei bo st ig“ ... te ke he la eb är erh hä /F ge en nd n, er ar en t us it bu fte Sa g“) ic t bn Ge r ie r re bo i om te M he sc re ar ee ub hb ng ph ch an nn e nd er hä k di Er ge r I leb hä ch o, r ro ra Si e/ en e sc a b is an a de / „ u (K ic r b as h bn al e Sa “ ie „le G isc S on r G s n V B le ng lo m s Er o “/ gi e no /A o ltu el t os re ot d m le ta „vi tro ot fa At ll es l ( eb eb ie as el e/ G zah („v ng ot Vi nt ng G lt eb e r ita /A hl he bi ng za ze Am c lt su er ita ei fa Fr Be ch el ze Vi su ei Fr Be Quelle: IFH Köln: Untersuchung „Vitale Innerstädte 2014“, Köln 2015 *Nicht signifikant ungleich Nul Quelle: IFH Köln: Untersuchung „Vitale Innerstädte 2014“, Köln 2015 16 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16
die IHK-Organisation eine wichtige Rolle ein. Mit der Unterstützung von Standort-Initiati- ven (wie Business Improvement Districts (BIDs) und Schulungsangeboten für die Unterneh- men, wird Know-how vermittelt und Netzwerke vorangetrieben. Beispielgebend sind IHK-Pro- jekte wie »Heimatshoppen« oder die Umsetzung von »Buy Local in der IHK Region Scharzwald- Baar-Heuberg«. Außerdem gibt es Ballungsräume wie auch ländliche Regionen, die sich durch Fortzug gera- Foto: Maria Conradi, Fotografa de von jungen Menschen und Familien zu Pro- blemgebieten entwickeln. Hier ist das Schicksal Foto: Jens Schicke der ehemaligen Montanregionen mit weniger verdichteten Teilen Ostdeutschlands vergleich- bar. Dort, wo gerade die Qualifizierten abwan- dern, geht nicht nur Kaufkraft, sondern auch »Innenstädte wandeln sich zu vielfältigen Wettbewerbsfähigkeit verloren, weil die klugen Köpfe die Region verlassen. In den Städten und Erlebnisräumen und sind dann attraktiv, Regionen beginnt dann häufig eine Abwärtsspi- rale. Nahversorgungslücken und Leerstände sind wenn sie über interessante Gastronomie-, erste Zeichen. Es folgen Verödung und weiterer Bevölkerungsrückgang. Freizeit- und Kulturangebote verfügen.« Probleme auch durch Zuwanderungsdruck Andere Standorte, darunter viele Universitäts- und Küstenstädte, stehen unter Zuwanderungs- Dr. Ulrike Regele Tine Fuchs druck. Auch dadurch entstehen Probleme, weil tivität einer Stadt? DIHK Berlin, es dann beispielsweise zu wenig Wohnraum gibt Bereich Dienstleistungen, Infrastruktur, Regionalpolitik bzw. durch stark steigende Mieten nicht mehr bedeutet, dass sich über für alle Bevölkerungsgruppen Wohnraum zur tiv steigern lässt. Verfügung steht. Gleichzeitig werden auch nicht edeutet, dass bei Schlecht- im ausreichenden Maß Gewerbe- und Industrie- flächen ausgewiesen. Die Innenstädte profitieren er Stadt unweigerlich sinkt. in den Wachstumsgebieten zwar von steigender Frequenz, doch werden sie immer weniger aus- schließlich als Orte zum Einkaufen wahrgenom- men. Sie wandeln sich zu vielfältigen Erlebnis- räumen und sind dann attraktiv, wenn sie über interessante Gastronomie-, Freizeit- und Kultur- angebote verfügen. Eine qualitativ hochwerti- 0,05 0,04 0,03 0,03* 0,02* 0,00* ge Gestaltung des öffentlichen Raumes, eine si- chere und saubere Umgebung sowie eine gute -0,11 -0,07 -0,07 verkehrliche Erreichbarkeit mit allen Verkehrs- -0,05 -0,03* -0,03 mitteln sind unerlässlich. Die Ergebnisse der Umfrage »Vitale Innen- städte« zeigen deutlich, dass sich die Attrakti- vität einer Stadt deutlich steigern lässt, wenn t ..) t t t n ei ei ei ei te die Gestaltung und das Ambiente stimmen. Die ,. rk k ih nh ei ar n fre be Anziehungskraft nimmt ab, wenn es Defizite in de hk ee hb re der Vielfalt und den Angeboten der Geschäfte lic un us ic rie ög gibt sowie bei mangelnder Sauberkeit. re rb M r Er km Ve Ba Aktive Rolle der IHKs no, Auch hier werden die regionalen IHKs aktiv. r le Ki Pa a Sie befördern kooperative Stadtentwicklungsini- t( on tiativen, Quartiersmaßnahmen und professionel- gi re les Stadtmarketing. Mit den IHK-Gründungsini- tiativen für Innenstädte, dem Zertifikatslehrgang »City/Quartiersmanager IHK« und in Zusammen- arbeit mit dem Regionalmanagement. Und der DIHK setzt sich auf Bundes- und EU-Ebene für die Schaffung der richtigen Standortvorausset- zungen, beispielsweise bei der Reform von Bau- *Nicht signifikant ungleich Null (Signifikanzniveau < 95%) gesetzbuch und Baunutzungsverordnung, ein. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16 17
TITELTHEMA KOMMENTAR Mehr Stadt — weniger Software! Plädoyer für eine Analoge Agenda 2020 technologisch konsequent und ökonomisch Ganz nach dem Motto: Laden plus Link ist profitabel zur Entfaltung bringt. Und die gleich Zukunft? Ich bin sicher: Die digita- Antwort lautet zunehmend weniger: Laden le Agenda 1 zu 1 auf Stadt und Handel zu & Lauflage. übersetzen, wird sich als Modernisierungs- Schon im Autozeitalter hat die Stadt falle erweisen. Absehbar ist vielmehr, dass schlechte Karten. Um zu verhindern, dass im Fokus des Marktes die Kompensation di- der Handel raus auf die grüne Wiese zieht, gitaler Defizite sein wird, zum Beispiel der muss die Mitte autogerecht umgebaut wer- Verlust an Sinnlichkeit im Netz. den. Die Städte gehen zweifach in die Mo- »Digital is made to forget. Analogue is bilitätsfalle: zwischen den 50er und 70er made to remember«. Der kanadische Foto- Jahren mit Cityring, Parkhäusern, Fußgän- graf Robert Polidori erkennt, worauf es in gerzonen und bunkerartigen Warenhäu- Stadt und Handel wirklich ankommt: Wer sern und danach mit introvertierten Shop- noch selbst zur Ware geht, braucht dafür Prof. Wolfgang Christ, ping-Centern. Sie suburbanisieren die Mitte zunehmend gute Gründe. Denn alles, was Urban INDEX Institut GmbH, Darmstadt für die Kundschaft vor der Stadt. Zentrali- digitalisiert werden kann, wird auch digita- Die Digitalisierung des Einzelhandels schrei- tät geht auf Kosten von Urbanität und lo- lisiert. Im Umkehrschluss heißt das: Städte tet mit Macht voran. Der Online-Markt kaler Identität. müssen als Alleinstellungsmerkmal mit An- wächst rapide auf Kosten des stationä- In der Gründerzeit der Digitalisierung er- geboten punkten, die eben nicht digitalisier- ren Handels. Ein typisches Alarmzeichen: weist sich nun der oft massive Verlust an bar sind. Es ist also kein Widerspruch, wenn Vertraute Modemarken verschwinden aus traditioneller Stadtqualität als schwere Bür- ich dafür plädiere, die Innenstädte ausge- den Fußgängerzonen. Doch Digitalisie- de. Denn in Stadt und Handel konkurrie- rechnet mit Hilfe einer »Analogen Agenda« rung lässt sich nicht auf ein singuläres, ren nicht mehr Markt(platz)lagen gegen konkurrenzfähig für das digitale Zeitalter und damit beherrschbares, Phänomen der Park(platz)lagen: Link oder Lage, das ist zu programmieren. Das kann nur mit ei- Händler-Kunde-Beziehung reduzieren. Der hier die Frage! nem ‚Masterplan Mitte’ gelingen. Dessen technologische Fortschritt durchdringt alle Die Zukunft des stationären Handels ent- Kernbotschaft wäre Atmosphäre statt Al- Marktsegmente und definiert etwa Mode scheidet sich mit der Rolle der Innenstadt gorithmen, Authentizität statt Automati- als Ganzes völlig neu: von der Produktion in der digitalen Welt. Soll sie als »datenge- sierung und nicht zuletzt Aura statt Ama- 4.0 über extrem kurze Trendzyklen bis zu rechte« Bühne für die ohnehin ablaufenden zon. Wenn wir das historische Vermächtnis Social-Media-Marketing. Es dreht sich al- technologischen Entwicklungen fit gemacht von Markt und Mitte, von Konsum und Kul- les um die Frage, welche Verkaufsplattform werden? Soll sich ausgerechnet der urban tur fortschreiben wollen, dann brauchen wir die digitale DNA des Handels der Zukunft vernetzte Handel auf Software stützen? wieder mehr Stadt - und weniger Software! 2 17 Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch wünschen Ihnen Ihre 2 16 18 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16
Deutsche Bank In Wachstum investieren. Und den Betrieb am Laufen halten. Die Finanzierung dazu hat mein Geschäftskundenberater. Als Ihre Hausbank prüfen wir mit Ihnen Finanzierungsmöglichkeiten für Ihre geschäftlichen Ideen und Liquiditätsanforderungen – wie das InvestitionsDarlehen, die BusinessKreditlinie oder den GeschäftsKredit Online. deutsche-bank.de/gewerbliche-nanzierung Unser Wissen für Ihr Unternehmen. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16 19
TITELTHEMA Service rund um die Immobilie Norbert Dierkes, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Jerichower Land, berichtet über die Situation bei Immobilienfinanzierungen und Immobilienvermittlungen. G ünstig und sicher – so kann man über Kreditnehmer sich die günstigen Konditionen die Baufinanzierung im Herbst titeln. für einen möglichst langen Zeitraum sichern Aktuell ist eine Trendwende auf nied- möchten mit der gleichzeitigen Reduzierung rigem Niveau erkennbar. Erste Kreditinstitute des Zinsänderungsrisikos. haben die Zinsen leicht angehoben. Die eige- Das Gesetz zur Wohnimmobilienkreditricht- nen vier Wände sind in Ostdeutschland so ge- linie (WIKR) ist seit dem 21.03.2016 in Kraft fragt wie nie. Historisch niedrige Zinsen und getreten und bringt maßgebliche Änderungen die vielerorts noch immer günstigen Immobi- für die Vermittlung (und Vergabe) von Woh- lienpreise ermöglichen heute, breiten Bevölke- nimmobilienkrediten mit sich. Norbert Dierkes rungsschichten Wohneigentum zu erwerben. Werbung für Immobilienfinanzierungen Die LBS-I als größte Maklergruppe im pri- muss »redlich« erfolgen, es dürfen keine über- vaten Wohnimmobiliensektor in Deutschland zogenen Erwartungen an die Möglichkeiten Die Sparkassen haben die Umsetzung der ist ein starker Partner der Sparkassen. Allein und die Konditionen zum Erhalt eines Woh- Regelungen aus der Wohnimmobilienkredit- in Sachsen-Anhalt hat die LBS-I im Jahr 2015 nimmobilienkredits geweckt werden. Hier ist richtlinie durch rechtzeitige Vorbereitung gut Immobilien mit einem Kaufpreisvolumen von die Beratung auf Basis der persönlichen und bewältigt. Kreditwürdige Kunden erhalten wei- über 65 Millionen Euro vermittelt. Insgesamt wirtschaftlichen Verhältnisse der kreditsuchen- terhin Baufinanzierungen. Grenzfälle werden - fanden unter der Regie der LBS-I in Branden- den Kunden gefragt. wenn möglich - zugunsten der kreditsuchen- burg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und den Kunden entschieden. Positiv durch die Sachsen-Anhalt Objekte mit einem Kaufpreis- Wohnimmobilienkreditrichtlinie hervorzuheben volumen von 478,2 Millionen Euro neue Be- sind konkrete Anforderungen an die Qualifika- sitzer. Das ist ein neuer Rekord: Im Ver- tion von Baukreditvermittlern. Die Berufszu- gleich zum bislang erfolgreichsten Jahr gangsvoraussetzungen für den Hypotheken- 2014 entspricht das einer Steigerung von makler haben sich geändert: Alle Vermittler nochmals 19,5 Prozent. von Immobiliar-Verbraucherdarlehen be- Das florierende Immobiliengeschäft nötigen bis zum 21.03.2017 eine Erlaubnis belebt gleichzeitig den Finanzierungs- gemäß § 34i GewO. Ab diesem Zeitpunkt markt, die positive Entwicklung der Bau- sollte eine Baufinanzierungsvermittlung nur genehmigungen hält seit 2011 weiter an. noch durch Vermittler mit entsprechen- Die Zeiten für Finanzierer von selbstge- der Erlaubnis und Eintragung im nutztem Wohneigentum sind gegen- Baufinanzierungsregister geben. wärtig so gut wie nie zuvor. Derzeit Eine erhöhte Rechtssicherheit für niedrige Darlehenszinsen motivie- Finanzierungskunden entsteht ren die Menschen, sich jetzt auch durch die Verpflichtung den Traum von den eigenen für die Vermittler, die eine vier Wänden zu erfül- Berufshaftpflichtversi- len. Wir rechnen für die cherung vorhalten zu nächste Zeit mit einer müssen. durchgängig wachsen- Auch für 2017 er- den Nachfrage bei an- warten wir für den haltendem Preisdruck. Verbraucher weiterhin Es setzt sich der Trend gute Finanzierungs- fort, nach dem sich Kre- bedingungen bei ei- ditnehmer eher für soli- ner stabilen und für de Finanzierungen ent- breite Bevölkerungs- scheiden. Im Hinblick auf schichten finanzier- die Zinsbindung kann baren Objektvielfalt. man feststellen, dass olia.com Ledwinka / fot Foto: Gerhard 20 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16
7. Forum für Versicherungsvermittler Foto: IHK Magdeburg in Magdeburg BVK-Präsident Michael H. Heinz, Assessor jur. Christian Haase, von YVONNE SCHULZE Vollversammlungsmitglied André A Fleischhauer, IHK-Vizepräsident m 9. November 2016 war es wieder so- Magdeburg ein. Zahlreiche Unternehmerinnen Dr.-Ing. Jürgen Ude, Robert Stähr, weit: Die Industrie- und Handelskam- und Unternehmer folgten der Einladung, um Vorsitzender des BVK e.V. Bezirksverband mer Magdeburg lud gemeinsam mit sich über aktuelle Themen und Veränderun- Magdeburg, Frank Schiecke, dem Bezirksverband Magdeburg des Bundes- gen zu informieren und mit den Referenten Abteilungsleiter Recht und Steuern verbandes Deutscher Versicherungnskaufleute und ihren Kollegen zu diskutieren sowie Er- (v.l.n.r.) e.V. (BVK) alle Versicherungsvermittler und Fi- fahrungen auszutauschen. nanzdienstleister zum 7. Versicherungsvermitt- Das diesjährige Versicherungsvermittlerfo- lerforum in die Industrie- und Handelskammer rum hat sich mit den heutigen und Deutsche Bank Wechseln Sie jetzt zu der Bank mit dem besten Finanzierungsangebot. Unser Wissen für Ihr Unternehmen Mit unserem attraktiven InvestitionsDarlehen Plus für 1,85 % p. a. Stand 21.10.2016. Modellhafte Produktkombination mit 75 % festver- zinstem (ab 1,95 % p. a. Zinssatz, Zinsfestschreibung 60 Monate) und 25 % variabel verzinstem Darlehensanteil (ab 1,55 % p. a. veränderlicher Zinssatz, Sondertilgung möglich). Laufzeit für beide Darlehensvarianten DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16 jeweils 5 Jahre, tilgungsfreie Zeit 12 Monate, ab 1,85 % p.a. anfänglich 21 deutsche-bank.de/geschaeftskunden kombinierter Zinssatz, Auszahlung 100 %. Bonität vorausgesetzt.
TITELTHEMA Vorsitzender des BVK e.V. Bezirksver- bandes Magdeburg, Robert Stähr 2935 Eintragungen stehen im November 2016 im Register für Versicherungs- vermittler morgigen Herausforderungen von wird mit Spannung der Gesetzes- Versicherungsunternehmen den Versicherungsproduktes habe. Vermittlern beschäftigt. Dabei entwurf der Bundesregierung er- Kunden Informationen über die Ein standardisiertes Doku- standen die Themen Regulierung, wartet und inwieweit er über die Art der Vergütung, die ihre An- ment über das Versicherungspro- Digitalisierung und Unterneh- Regelungen der Richtlinie hin- gestellten beim Vertrieb von Ver- dukt soll zudem kurz und knapp mensnachfolge im Mittelpunkt. ausgeht. sicherungsprodukten erhalten, den Verbraucher über Risiken, Dr.-Ing. Jürgen Ude, Vizeprä- Die überarbeitete Richtlinie soll zukommen lassen, und, bei be- Art und Umfang der Versiche- sident der IHK Magdeburg, und für mehr Transparenz bei Preisen stimmten komplexen Lebensver- rungsleistung, Vertragskonditio- Robert Stähr, Vorsitzender des und Kosten für Versicherungs- sicherungsprodukten, auch über nen und Laufzeiten informieren. BVK e.V. Bezirksverband Magde- produkte sorgen. Die neuen Vor- die Gesamtkosten des Versiche- Wenn Versicherungsprodukte Teil burg, begrüßten die Teilnehmer schriften für den Verkauf von Ver- rungsvertrags einschließlich Be- eines Paketes mit anderen Waren zum 7. Versicherungsvermittlerfo- sicherungen stärken die Rechte ratungs- und Dienstleistungs- oder Dienstleistungen sind, soll rum und gingen auf die bereits im der Verbraucher, denen das glei- kosten. Des Weiteren werden in Zukunft der Kunde das Pro- Arbeitsalltag umgesetzten, aber che Schutzniveau auf allen Versi- Versicherungsvertreiber ebenfalls dukt auch ohne Versicherung er- auch auf europäischer und nati- cherungsvertriebskanälen zugute dazu verpflichtet, etwaige Inte- werben können. Eine Offenlegung onaler Ebene geplanten Regelun- kommen soll. Aus diesem Grund ressenkonflikte offenzulegen. In- der konkreten Vergütung des Ver- gen und deren Auswirkungen auf sollen die neuen Regeln nicht nur folge der neuen Regelungen wer- mittlers ist nicht vorgesehen. den einzelnen Versicherungsver- für die Versicherungsunternehmen den die Verbraucher darüber in Die IDD konkretisiert zudem die mittler ein. und Vermittler gelten, sondern für Kenntnis gesetzt, ob der Vermitt- Anforderungen an die Qualifika- Neufassung der Versicherungs- alle Marktteilnehmer, die Versi- ler eines Versicherungsprodukts tion der Vermittler. Die Richtlinie vermittlerrichtlinie cherungen verkaufen. auch einen eigenen wirtschaft- sieht eine Fortbildungsverpflich- Eine wesentliche Änderung Im Weiteren müssen hiernach lichen Anreiz am Verkauf eines tung von mindestens 15 Stunden ist die Neufassung der Versi- im Jahr vor. cherungsvermittlerrichtlinie. Das Der Präsident des BVK e.V., Europäische Parlament, der Rat Michael H. Heinz, griff in sei- der EU-Mitgliedstaaten und die nem Vortrag unter anderem auch Europäische Kommission einig- das Thema Regulierung auf und ten sich am 30.06.2015 in einem warnte davor, dass die Unter- sogenannten Trilog-Verfahren nehmerinnen und Unternehmer auf einen Kompromiss über die der Versicherungsbranche zum Neufassung der Vermittlerricht- Spielball der Gesetzgebung un- linie, die am 2. Februar 2016 im ter dem Deckmantel des Verbrau- Amtsblatt veröffentlicht wurde. cherschutzes werden. Hier beton- Die Versicherungsvermittlerricht- te er nochmals ausdrücklich, dass linie – kurz – IDD löst die seit der BVK sich für eine ausnahms- 2002 geltende IMD ab und muss lose und umfassende Gleich- nun innerhalb von zwei Jahren in Rechtsanwalt Matthias W. Kroll, Dr. Nietsch & Kroll Rechtsanwälte, behandlung aller Vertriebswe- deutsches Recht umgesetzt wer- und Assessor jur. Christian Haase, Geschäftsführer der HSC Service & ge einsetzt. Im Weiteren tritt der den. In diesem Zusammenhang Consulting GmbH & Co. KG BVK für eine Beibehaltung des 22 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16
IHK-Vizepräsident Dr.-Ing. Jürgen Ude Fotos (4): IHK Magdeburg Provisionsabgabeverbotes ein und Geschäft der Versicherungsver- befürwortet eine flexible und in- mittlung aussteigen werden, wird dividuelle Wahl der Vergütungs- in den kommenden Jahren das form für alle Vermittler. Thema Unternehmensnachfolge Des Weiteren stellte Michael an Bedeutung gewinnen. H. Heinz in seinem Vortrag die Die mit dem Nachfolgeprozess notwendigen Einfluss- und Han- verbundenen zahlreichen Fragen delungsfelder, die im Zuge der für alle Beteiligten – Kunden, Digitalisierung auf Versicherungs- Übertragender und Nachfolger – vermittler zukommen, vor. Hierbei griffen die Referenten Kroll und zeigte er zwar auf, dass die Di- Haase in ihrem Vortrag in Form gitalisierung sowohl Chancen als eines Streitgespräches zwischen auch Risiken für jeden Vermittler- Verkäufer und Käufer auf. Hier- betrieb mit sich bringt, jedoch die bei zeigten sie die häufigsten Ur- Chancen überwiegen. Er nannte sachen für Probleme bei der Un- hierbei unter anderem die Mög- ternehmensübergabe auf, welche lichkeit der Prozessoptimierung unter anderem eine zu späte oder und –dokumentation im Ver- unzureichende Planung, eine fal- mittlerbetrieb als auch die Chan- sche Erwartung zum Unterneh- ce, den eigenen Vermittlerbetrieb menswert, Finanzierungsfehler, zukunftsfähiger zu gestalten. die falsche Beurteilung rechtli- Die zukunftssichere Gestaltung cher Fragen, aber auch steuerli- des Vermittlerbetriebs war auch che Fehleinschätzungen sind. Thema des gemeinsamen Vortra- Aus diesem Grund war eine ges von Rechtsanwalt Matthias W. Kernaussage ihres Vortrages, so Kroll, Dr. Nietsch & Kroll Rechts- früh wie möglich mit der Pla- anwälte, und Assessor jur. Chris- nung der Unternehmensübergabe tian Haase, Geschäftsführer der zu beginnen, da im Durchschnitt HSC Service & Consulting GmbH eine Unternehmensübertragung & Co. KG, welche in ihrem Vor- drei bis fünf Jahre dauern kann. trag das Thema der Unterneh- Die Referenten zeigten in ihrem mensnachfolge aufgriffen. Vortrag sowohl die wesentlichen Zukünftige Herausforderung Un- Faktoren für einen erfolgreichen ternehmensnachfolge Unternehmensverkauf als auch Angesichts dessen, dass in den potenzielle Fehlerquellen bei der nächsten 10 bis 15 Jahren vor- Nachfolge auf und untermauer- aussichtlich ca. 40 Prozent der ten ihre Argumente anhand eines Vermittler altersbedingt aus dem praktischen Beispielfalls. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 12/16 23
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