ANTI-KORRUPTIONS-TAG HAFTUNGSASPEKTE UND PRÄVENTIONSSTRATEGIEN IM ÖFFENTLICHEN DIENST - Bundesamt zur ...

 
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ANTI-KORRUPTIONS-TAG HAFTUNGSASPEKTE UND PRÄVENTIONSSTRATEGIEN IM ÖFFENTLICHEN DIENST - Bundesamt zur ...
ANTI - KORRUPTIONS - TAG

HAFTUNGSASPEKTE UND
PRÄVENTIONSSTRATEGIEN IM
ÖFFENTLICHEN DIENST
ANTI-KORRUPTIONS-TAG HAFTUNGSASPEKTE UND PRÄVENTIONSSTRATEGIEN IM ÖFFENTLICHEN DIENST - Bundesamt zur ...
ANTI - KORRUPTIONS - TAG

HAFTUNGSASPEKTE UND
PRÄVENTIONSSTRATEGIEN IM
ÖFFENTLICHEN DIENST

          Dieses Projekt wird durch den Fonds für die Innere Sicherheit konfinanziert.
VORWORT											07
    Andreas WIESELTHALER

    Fehlgeleitete Manager – Die psychologischen Grundlagen
    von korruptem Führungsverhalten								15
    Günter K. STAHL
    Milda ZILINSKAITE
    Christof MISKA

    Ergebnisse der ersten BAK-Forschungsstudie:
    „Einstellungen zur Korruption“								                              25
    Frank HEBER
    Angelika SCHÄFFER

    Haftung und Verantwortung – Korruptionsstrafrecht und ausgewählte
    Entscheidungen des OGH-Fachsenats für Korruption und Missbrauch
    der Amtsgewalt											                                           37
    Eckart RATZ

    Handlungsspielraum und Haftung bei Fehlverhalten					               49
    Wolfgang PESCHORN

    Prüfung von Korruptionspräventionssystemen						                    61
    René WENK

    CMS – Leitfaden des Bundes								                                  69
    Maria ULMER

    Risikomanagement im öffentlichen Dienst						                       75
    Martina KOGER

    Zweiter Evaluierungszyklus der Konvention gegen Korruption der
    Vereinten Nationen (UNCAC)								                                  87
    Oliver LANDWEHR

    Das Integritätsbeauftragten-Netzwerk							                         95
    Bernd NOVOTNY

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In der Korruptionsprävention und Integritätsarbeit liegt der klare Fokus auf der Verbesserung von Rahmenbedingungen

    und der möglichst umfassenden Verhinderung von Fehlhandlungen und strafbarem Verhalten.

    Dazu gehört im weiteren Sinne auch das Verständnis betreffend die Ursachen und Umstände, die gewissermaßen den

    Rahmen oder Nährboden für korruptives Verhalten bilden. Im Zentrum stehen dabei vor allem persönliche Umstände

    und Motive, die Menschen dazu veranlassen, deviant zu werden. Besonders interessant ist daher die Beantwortung

    der Frage, welche Charaktereigenschaften als Beschleuniger wirken. Diese und andere wichtige Faktoren wurden in

    einer Studie der Wirtschaftsuniversität erforscht und im Rahmen einer Präsentation dargestellt.

    Ein zweiter Aspekt, der in der alltäglichen Präventionsarbeit wenig Beachtung findet, sind die Konsequenzen bereits

    verwirklichter Korruptionsstraftaten. Welche höchstgerichtlichen Entscheidungen sind aus dieser Sichtweise relevant?

    Welche Haftungen können Gebietskörperschaften treffen, und welche Konsequenzen können für den Einzelnen daraus

    entstehen? Auch Detailfragen der Verbandsverantwortlichkeit wurden in diesem Zusammenhang behandelt.

    Der Rechnungshof hat einen Prüfschwerpunkt auf Korruptionsprävention gelegt. Lesen Sie in dieser Publikation, welche

    Beurteilungskriterien und Instrumente dabei relevant waren. In diesem Zusammenhang ist auch der Zugang der

    Vereinten Nationen von besonderer Bedeutung, weil die UN-Evaluierungsergebnisse Ausgangspunkte für wichtige

    Reformen in der Anti-Korruptions-Arbeit sind.

    Die vorliegende Publikation soll helfen, die im Rahmen des Anti-Korruptions-Tags 2017 präsentierten Sichtweisen,

    Standpunkte, Ergebnisse und Entwicklungen abzubilden. Es war mir eine große persönliche Freude, die erfolgrei-

    che Veranstaltungsserie der jährlichen Anti-Korruptions-Tage auch vergangenes Jahr durch hervorragende Fach-

    vorträge, aber auch zahlreiche Expertengespräche und neue Kooperationsvorhaben auf gewohnt hohem und

    professionellem Niveau weiterzuführen.

                                                                                   Mag. Andreas Wieselthaler, MA MSc
                                                                                             Direktor BAK

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Professor für International Management
    Wirtschaftsuniversität Wien

    Günter K. Stahl ist Professor für Internationales Management an der Wirtschaftsuniversität Wien. Bis 2009 war er

    Professor für Organizational Behavior an der Pariser Wirtschaftshochschule INSEAD, an der er u.a. für den Aufbau

    des Asien-Campus in Singapur mitverantwortlich war und dort sechs Jahre das Executive Programme in Asien und im

    Mittleren Osten geleitet hat.

    Er war Gastprofessor an der Duke University, der D‘Amore-McKim School of Business an der Northeastern University,

    der Wharton School of the University of Pennsylvania sowie der Hitotsubashi University und hat Lehraufträge im MBA-,

    Executive MBA- und Executive Programme-Bereich an zahlreichen Universitäten auf der ganzen Welt.

    Stahl ist in einer Reihe von Kommissionen, Aufsichtsräten und Ämtern tätig und ist Academic Fellow des Centre for

    International HRM an der Judge Business School, University of Cambridge, sowie Fellow des Centre for Global Work-

    force Strategy an der Simon Fraser University.

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(CEMS)

     Wirtschaftsuniversität Wien

     Christof Miska studierte Internationale Betriebswirtschaft an der WU Wien und über die CEMS Global Alliance in

     Management Education ebenso Internationales Management an der WU Wien, Bocconi-Universität Mailand und

     Copenhagen Business School. Er ist zudem Absolvent der Nordic Research School of International Business.

     Seit 2010 forscht er am Institute for International Business im Bereich der verantwortungsvollen Führung im globalen

     Kontext mit besonderem Fokus auf Führungsverhalten sowie organisationalen und institutionellen Rahmenbedingungen.

     Die entsprechende Forschung wurde unter anderem in international anerkannten Fachzeitschriften wie Journal of

     Business Ethics oder Business Ethics Quarterly publiziert.

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Wirtschaftsuniversität Wien

     Milda Zilinskaite, Ph.D. ist Assistenzprofessorin am Institut für English Business Communication an der Wirtschafts-

     universität Wien. Ihre Studien zu International Studies, Modern Languages, Germanistik und Vergleichende Literatur-

     wissenschaft hat sie in den USA abgeschlossen.

     Vor ihrer Tätigkeit an der WU Wien war sie Gastprofessorin an der Korea Development Institute School of Public

     Policy and Management sowie Lektorin und Gastlektorin unter anderem am Karlsruher Institut für Technologie und

     an der Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft. Außerdem war sie Communication and Leadership Coach für

     private Firmen in Deutschland und Spanien.

     Ihre Forschungsschwerpunkte liegen u.a. auf der Beschäftigung mit hochqualifizierten Migranten und dem Einfluss

     von organisationalen Kontexten auf deren Integration und Anpassung sowie im Bereich der „(Un)Verantwortlichen/

     Unethischen Führung“ und der „Unternehmenspsychopathie“.

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Fehlgeleitete Manager – Die psychologischen
     Grundlagen von korruptem Führungsverhalten

     Günter K. Stahl

     Milda Zilinskaite

     Christof Miska

     Der milliardenschwere Siemens-Schmiergeld-Skandal in den 2000er Jahren, die Ölpest im Golf von Mexiko, die

     im Jahr 2010 von der im Auftrag von BP betriebenen Ölbohrplattform Deepwater Horizon ausgelöst wurde, die

     verschiedenen Finanzaffären rund um die Hypo Alpe-Adria-Bank in den vergangenen Jahren ebenso wie der aktuelle

     Volkswagen-Abgas-Skandal und die gegenwärtige Korruptionsaffäre rund um Samsung – dies sind nur einige wenige

     Beispiele für bekannte Unternehmen, die in weitreichende Skandale verwickelt waren bzw. sind.

     Regelmäßig berichten traditionelle und soziale Medien von neuen Affären, rücken Verdachtsfälle in das Licht der

     Öffentlichkeit und stellen die Frage nach der Verantwortlichkeit mit Blick auf die ManagerInnen der betroffenen Un-

     ternehmen. Bedenkt man die weitreichenden negativen Folgen solcher Skandale für das Ansehen der ManagerInnen

     selbst sowie deren Karrieren und Ruf, und betrachtet man die Konsequenzen für die Stakeholder der Unternehmen

     wie etwa AktionärInnen und MitarbeiterInnen, aber auch für die Gesellschaft ganz generell, stellt sich zurecht die

     Frage, ob ManagerInnen tendenziell korrupt veranlagt sind.

     Nicht immer handelt es sich im Falle eines Unternehmensskandals oder einer Managementaffäre per se um

     Korruption – die Feststellung der Erfüllung dieses Tatbestandes obliegt grundsätzlich der Judikatur –, jedenfalls spielt

     aber häufig fehlgeleitetes Managementverhalten eine zentrale Rolle. Sind ManagerInnen allerdings grundsätzlich

     korrupt oder sogar psychopathisch veranlagt, wie von manchen Beobachtern und Medien behauptet wird?

     „Starke“ und „schwache“ Situationen

     Die Antwort auf diese Frage ist nicht ganz trivial, wie die ethische Verhaltensforschung zeigt. Diese geht davon

     aus, dass unethisches Verhalten von ManagerInnen grundsätzlich das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels

     individueller, situativer und organisationaler Faktoren ist (vgl. Kish-Gephart, Harrison & Treviño, 2010).

14                                                             15
Individuelle Faktoren beziehen sich dabei auf die Charakteristika von ManagerInnen und beinhalten sowohl         psy-    Stahl und Zilinskaite (2017) haben in umfassender Arbeit die Biografien von sechs Unternehmenschefs untersucht

chologische Aspekte wie machiavellistische Tendenzen oder verschiedene Arten der Kontrollüberzeugung als auch            – darunter Jeffrey Skilling (Enron), Thomas Middelhoff (Arcandor) oder Calisto Tanzi (Parmalat) –, die in den Medien

demografische Eigenschaften wie Alter und Geschlecht. Situative Faktoren beschreiben die konkret in Frage stehende       und allgemein als Psychopathen beschrieben werden und deren Unternehmen in umfangreiche Korruptionsskandale

Situation näher – beispielsweise einen bestimmten Korruptionsfall – und werden häufig in Form von unterschiedlichen      verwickelt waren. Dabei wurden sowohl die psychopathischen Veranlagungen der Manager im klinischen Sinn

Dimensionen dargestellt. Oft wird dabei auf die Theorie der moralischen Intensität von Jones (1991) und Dimensionen      – bewertet anhand des gut validierten Psychopathie-Messinstruments PCL-R (Hare, 2003) – als auch ihre

wie das Ausmaß der Konsequenzen, sozialen Konsens oder zeitliche Unmittelbarkeit verwiesen.                              narzisstischen und machiavellistischen Tendenzen sowie der jeweilige Unternehmenskontext analysiert.

Organisationale Faktoren hingegen beziehen sich auf das ethische Klima und die ethische Kultur in                        Keiner der untersuchten Manager konnte grundsätzlich als Psychopath im klinischen Sinn eingestuft werden,

Unternehmen ebenso wie auf die konsequente Durchsetzung bestehender Verhaltenskodizes und die damit ver-                 allerdings zeigten alle stark narzisstische und machiavellistische Eigenschaften. Zudem belegte die Studie ein

bundenen Sanktionssysteme.                                                                                               konsistentes Muster organisationaler Faktoren, die fehlgeleitetes Managementverhalten begünstigen – darunter

                                                                                                                         schwache interne Kontroll-Mechanismen wie beispielsweise ein Versagen des Aufsichtsrates, dysfunktionale Unter-

Auf Basis von 52 Fallstudien, die unethisches Managementverhalten aus der Praxis beschreiben, haben Miska, Stahl         nehmenskulturen und falsch ausgerichtete Anreizsysteme.

und Fuchs (2016) das Zusammenspiel der verschiedenen individuellen, situativen und organisationalen Faktoren

untersucht. Die theoretische Grundlage dafür lieferte die Theorie der situativen Stärke von Mischel (1968, 1973).        Die Ergebnisse der Untersuchungen legen daher die Vermutung nahe, dass die Kombination aus bestimmten

Diese unterscheidet psychologisch „starke“ von psychologisch „schwachen“ Situationen.                                    Persönlichkeitsmerkmalen wie narzisstischen Tendenzen und einem begünstigenden Unternehmensumfeld zu

                                                                                                                         den Unternehmensskandalen durchaus beigetragen hat. Die Vorstellung, dass PsychopathInnen ihre Unternehmen

Während psychologisch „starke“ Situationen klare Verhaltensnormen suggerieren, die wenig Spielraum für das               absichtlich in den Ruin treiben und dabei Freude empfinden, konnte die Studie so allerdings nicht belegen.

Ausleben psychologischer Veranlagungen bieten, zeichnen sich psychologisch „schwache“ Situationen durch das

Fehlen eindeutiger Verhaltenserwartungen aus, wodurch psychologischen Dispositionen flexibel Raum gegeben wird.          Was Unternehmen tun können?

Aus der Studie von Miska et al. (2016) lässt sich ableiten, dass sowohl situative als auch organisationale Faktoren zu

psychologisch „starken“ und „schwachen“ Situationen führen können und so das Verhalten von ManagerInnen und              Vor dem Hintergrund, dass ManagerInnen zwar über bestimmte psychologische Eigenschaften verfügen, die zu Fehl-

das Ausleben persönlicher Charakteristika wie machiavellistischer Tendenzen entsprechend beeinflussen.                   verhalten führen können, aber vor allem das Zusammenspiel zwischen diesen Charakteristika und einem

                                                                                                                         begünstigenden Unternehmenskontext und bestimmten Situationen für tatsächliches Fehlverhalten relevant ist,

Die Rolle des situativen und organisationalen Kontexts, in dem Managementverhalten stattfindet, ist daher nicht          können Unternehmen durchaus über unterschiedlichste Mechanismen psychologisch „starke“ Situationen schaffen,

unbedeutend. Diese Beobachtung spiegelt im Grunde die klassischen psychologischen Arbeiten von Milgram (1974)            um derartiges Verhalten zu vermeiden. Allen voran ist ein klares Verantwortungs-Bekenntnis notwendig, das von

rund um den Gehorsam gegenüber Autoritätspersonen sowie Zimbardos (2008) Stanford-Gefängnis-Experiment                   ManagerInnen vorgelebt und tief in der Unternehmenskultur verankert wird.

wider. Beide Wissenschaftler heben die Bedeutung von kontextuellen Einflussfaktoren auf das Verhalten von

Personen hervor.                                                                                                         Eine derartige Verankerung wird allerdings sehr wahrscheinlich nicht durch das Unterzeichnen eines Verhaltens-

                                                                                                                         kodexes durch ManagerInnen und MitarbeiterInnen erreicht werden. Vielmehr ist es notwendig, Anreizsysteme so zu

ManagerInnen als PsychopathInnen?                                                                                        gestalten, dass sie nicht unbeabsichtigt korrumpierendes Verhalten belohnen oder fördern.

Trotz der wichtigen Rolle, die situative und organisationale Faktoren bei der Entstehung von fehlgeleitetem              Ebenso muss eindeutig sein, welche konkreten Sanktionen Fehlverhalten zur Folge haben können. Vor allem aber

Managementverhalten spielen, stellt sich dennoch die Frage: Sind viele ManagerInnen psychopathisch veranlagt             müssen ManagerInnen und MitarbeiterInnen für die unterschiedlichsten Formen und Facetten von Korruption

und daher besonders anfällig für korruptes Verhalten? Die Theorie der UnternehmenspsychopathInnen hält sich              sensibilisiert werden und wissen, wie sie in konkreten Fällen zu reagieren haben. Ein Bekenntnis zu Verantwortung

hartnäckig, nicht zuletzt weil Autoren wie Boddy (2011) die globale Finanz- und Wirtschaftskrise der vergangenen         wird zudem bereits bei der Auswahl und Selektion von ManagerInnen relevant. In klassischen Auswahlverfahren sind

Jahre mit dem psychopathischen Verhalten von ManagerInnen großer Finanzkonzerne in Verbindung bringen.                   nach wie vor häufig Attribute wie Selbstbewusstsein, Durchsetzungsfähigkeit und Charisma besonders wichtig.

                                                                                                                         Ebenso sollten aber auch Eigenschaften wie Integrität und Verantwortlichkeit berücksichtigt werden.

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Zudem kann es für das unternehmerische Verantwortungs-Bekenntnis hilfreich sein, bei der Auswahl von

ManagerInnen auf Diversität zu achten. Mehr Frauen in Führungspositionen sowie ManagerInnen verschiedener

ethnischer Herkunft und mit unterschiedlichen Bildungshintergründen schaffen eher eine Kultur des Widerspruches,

die zweifelhafte Praktiken und Prozesse in Frage stellt, anstatt einer Kultur des anerkennenden Schulter-Klopfens und

sozialen Konsenses.

Verantwortung ist aber nicht primär personell gebunden. Unternehmen müssen ihre grundsätzlichen Geschäfts-

modelle kritisch reflektieren. Bauen diese nämlich auf korrumpierenden, unethischen oder ganz generell fragwürdigen

Praktiken auf, öffnen sie nicht nur potenziellen Skandalen und Krisen Tür und Tor, sondern sind auf lange Sicht vor

allem nicht nachhaltig und schaffen somit wenig bis keinen Wert.

Boddy, C. R. (2011). The Corporate Psychopaths Theory of the Global Financial Crisis. Journal of Business Ethics, 102(2), 255–259.
Hare, R. D. (2003). The Hare Psychopathy Checklist-Revised (2nd ed.). Toronto: Multi-Health Systems.
Jones, T. M. (1991). Ethical Decision Making by Individuals in Organizations: An Issue-Contingent Model.
          Academy of Management Review, 16(2), 366–395.
Kish-Gephart, J. J., Harrison, D. A., & Treviño, L. K. (2010). Bad Apples, Bad Cases, and Bad Barrels: Meta-Analytic Evidence about Sources of
          Unethical Decisions at Work. Journal of Applied Psychology, 95(1), 1–31.
Milgram, S. (1974). Obedience to Authority: An Experimental View. Tavistock.
Mischel, W. (1968). Personality and Assessment. Wiley.
Mischel, W. (1973). Toward a Cognitive Social Learning Reconceptualization of Personality. Psychological Review, 80(4), 252.
Miska, C., Stahl, G. K., & Fuchs, M. (2016). The Moderating Role of Context in Determining Unethical Managerial Behavior: A Case Survey.
          Journal of Business Ethics, 1–20. https://doi.org/10.1007/s10551-016-3374-5, 05.10.2017
Stahl, G. K., & Zilinskaite, M. (2017). The Dark Side Of Leader Behavior: Putting the Corporate Psychopaths Theory Under Scrutiny.
          Presented at the 77th Annual Meeting of the Academy of Management, Atlanta, GA.
Zimbardo, P. G. (2008). The Lucifer Effect: Understanding How Good People Turn Evil. Random House Trade Paperbacks.

                                                                      18                                                                         19
Hochschule Hannover

     Frank Heber, Promovend im kooperativen Promotionskolleg „Empirische Sicherheitsforschung” zum Thema

     „Personenfaktoren von Korruption“. Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Hannover sowie

     Marketing am Carlow Institute of Technology, Irland. Zurzeit Promovend an der Universität Vechta und der

     Hochschule Hannover sowie Dozent an der Hochschule Hannover mit den Schwerpunkten Human Resource

     Management und Forschungsmethoden.

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BAK, Hauptreferentin des Referats Prävention und Ursachenforschung

     Angelika Schäffer, nach der Matura Polizistin in Wien, später hauptamtliche Lehrerin im Bildungszentrum Wien (.SIAK)

     und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Wiener Neustadt. Studium der Psychologie in Wien und

     Innsbruck. Zertifizierte Klinische, Gesundheits- und Notfallpsychologin sowie Risikomanagerin. Dzt. Hauptreferentin

     im BAK (Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung), Referat Prävention und Ursachenfor-

     schung; Lehrbeauftragte am Juridicum Wien.

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Ergebnisse der ersten BAK-Forschungsstudie:
     Einstellungen zu Korruption

     Frank Heber

     Angelika Schäffer

     Das BAK hat die Einstellungen zu Korruption von 1.687 PolizeischülerInnen, Jus-Studierenden und Studierenden der

     Psychologie mit der Hannoverschen Korruptionsskala (kurz: HKS 38) gemessen. Neben Unterschieden zwischen

     PolizistInnen und Studierenden traten auch Unterschiede in der Einstellung zu Korruption zwischen den

     Geschlechtern auf, die Befunden aus dem Hellfeld zu Korruption widersprechen und in diesem Beitrag diskutiert

     werden.

     Arbeitsverhalten hat für die Personaldiagnostik eine zentrale Bedeutung. Einerseits soll das Arbeitsverhalten von

     MitarbeiterInnen besser verstanden werden, andererseits soll zukünftiges Arbeitsverhalten von BewerberInnen

     verlässlich prognostiziert werden.1 Nach Neuberger lässt sich Arbeitsverhalten in unterschiedliche Verhaltensweisen

     unterteilen.2 Für diesen Beitrag relevant ist kontraproduktives Arbeitsverhalten. Kontraproduktives Arbeitsverhalten

     zeigen MitarbeiterInnen absichtlich; sie sabotieren mit diesem Verhalten die Ziele der eigenen Organisation.

     Korruption wird kontraproduktivem Arbeitsverhalten zugeordnet und verursacht bei einer Entdeckung in der Regel

     schwere Schäden für eine Organisation.3

     Möchte man menschliches Verhalten – zu dem auch Korruption gehört – besser verstehen, muss man die Ursachen

     verstehen. Weil die Ursachen korrupten Verhaltens vielfältig sein können, empfiehlt es sich, Ursachen zunächst zu

     klassifizieren. Person und Situation sind zwei übergeordnete Begriffe, denen sich Ursachen menschlichen sowie

     korrupten Verhaltens zuordnen lassen. Der Einfluss von Person und Situation sowie deren Interaktion bildet letztlich

     die Grundlage für menschliches Verhalten, also auch für die Teilmenge korrupten Verhaltens.4                        5
                                                                                                                             Übertragen auf ein

     fiktives Beispiel eines Korruptionsnehmers bedeutet es, dass die Einstellung zu Korruption eine potenzielle Ursache

     ist, die der Person zugeordnet werden kann. Ein Angebot für Korruption – initiiert durch einen Korruptionsgeber – ist

     hingegen eine potenzielle Ursache, die der Situation des Korruptionsnehmers zugeordnet werden kann.

     1 Vgl. Nerdinger, Friedemann W./Schaper, Niclas. (2014): Formen des Arbeitsverhaltens (S. 441-459). In: Friedemann W. Nerdinger/Gerhard
              Blickle/Niclas Schaper (Hg.). Arbeits- und Organisationspsychologie (3. Auflage). Berlin: Springer, S. 441 ff.
     2 Vgl. Neuberger, Oswald (2006): Mikropolitik und Moral in Organisationen: Herausforderung der Ordnung (2. Auflage). Stuttgart: Lucius &
              Lucius, S. 81 f.
     3 Vgl. Robinson, Sandra L./Bennett, Rebecca J. (1995): A typology of deviant workplace behaviors. A multidimensional scaling study.
              In: Academy of Management Journal, 38 (2), S. 555-572, S. 555 ff.
     4 Vgl. Becker-Carus, Christian/Wendt, Mike (2017): Motivation (S. 485-538). In: Christian Becker-Carus/Mike Wendt (Hg.). Allgemeine
              Psychologie. Eine Einführung (2. Auflage). Berlin: Springer, S. 485 ff.
     5 Vgl. Heckhausen, Jutta/Heckhausen, Heinz (2010): Motivation und Handeln: Einführung und Überblick (S. 1-10). In: Jutta Heckhausen/
              Heinz Heckhausen (Hg.) Motivation und Handeln (4. Auflage). Berlin: Springer, S.1ff

24                                                                      25
Blendet man weitere potenzielle Ursachen innerhalb der Person und Situation aus, entsteht korruptes Verhalten aus                                      Zwar existiert mit Integritätstests eine Klasse von Messinstrumenten, die explizit zur Prognose kontraproduktiver

der Interaktion von Einstellung zu Korruption und Angebot für Korruption. Weist eine Person eine hohe positive                                         Verhaltensweisen konzipiert sind, jedoch gerade deshalb auch konzeptionell heterogener sind, und die nicht

Einstellung zu Korruption auf und wird dieser Person ein Angebot für Korruption unterbreitet, interagieren beide                                       ausschließlich Korruption erfassen.17

Ursachen und lösen – hier aufgrund des beispielhaften Charakters zwingend – korruptes Verhalten aus.

                                                                                                                                                       Möchte man ausschließlich Korruption erfassen, wird eine andere Klasse von Messinstrumenten benötigt, beispiel-

Betrachtet man die Präventionsbemühungen zu Korruption von Unternehmen, dominieren Situationsfaktoren.6                                                weise ein Test zur Messung von Einstellungen. „Einstellungen sind individuelle Besonderheiten in der Bewertung

Personenfaktoren sind bislang in Präventionsbemühungen eher unterrepräsentiert, obwohl valide Testverfahren aus                                        konkreter Objekte der Wahrnehmung und Vorstellung.“18 Insofern war es schlüssig, dass mit der Hannoverschen

der personalpsychologischen Diagnostik bekannt sind.7                                                                                                  Korruptionsskala (kurz: HKS 38) ein Messinstrument erstellt wurde, mit dem die Einstellung zu Korruption

                                                                                                                                                       zuverlässig und ökonomisch erfasst werden kann.19

Die Gründe dafür sind vielfältig und nur zwei seien an dieser Stelle genannt. Einerseits fehlt für eine Berücksichtigung

von Personenfaktoren in Präventionsbemühungen auf Anwenderseite oftmals das methodische Wissen8, andererseits                                          Jeder Mensch verfügt über eine Einstellung zu Korruption. Manche Menschen habe eine eher korruptionsaffine

ist der Forschungsstand zu Korruption noch nicht derart fundiert, dass die Vielfalt potenzieller Personenfaktoren                                      Einstellung und bewerten Korruption positiv. Andere Menschen haben hingegen eine eher aversive Einstellung zu

verlässlich eingegrenzt werden kann.9                                                                                                                  Korruption und finden sie schlecht. Einstellungen sind deshalb ein geeigneter methodischer Zugang zu Korruption,

                                                                                                                                                       weil sie verhaltenswirksam werden können.20

Studien der Korruptionsforschungsgruppe Hannover/Münster/Wien belegen, dass Personen- und Situationsfaktoren

die Korruptionswahrnehmung beeinflussen, wenngleich Personenfaktoren einen stärkeren Einfluss auszuüben                                                Die HKS 38 erfasst die explizite Einstellung zu Korruption im Selbsturteil anhand eines Multikomponentenmodells der

scheinen.10    11 12 13 14 15
                                                                                                                                                       Einstellung,21 das Einstellungen in drei Komponenten unterteilt: die kognitive, die affektive und die konative. Die ko-

                                                                                                                                                       gnitive Einstellungskomponente umfasst Überzeugungen, Gedanken und Merkmale, die mit einem Einstellungsobjekt

Die Ergebnisse der zitierten Studien sollten dennoch nicht überbewertet werden, weil nicht korruptes Verhalten                                         verbunden sind. Die affektive Einstellungskomponente umfasst die mit dem Einstellungsobjekt verbundenen Gefühle

unmittelbar untersucht wurde, sondern die Bewertung von Korruption. Die Befunde sind trotzdem interessant, weil sie                                    oder Emotionen, und die konative Einstellungskomponente beinhaltet Verhaltensweisen gegenüber einem Einstel-

die Tür zu einem Präventionsansatz in den Fokus rücken, der aus Sicht der Forschung vielversprechend erscheint.                                        lungsobjekt, die eine Testperson ausgeführt hat oder in Zukunft ausführen könnte.22

In der Vergangenheit war ein differentialpsychologischer Forschungsansatz zu Korruption nur bedingt möglich. Eine

Befragung von Wirtschaftsstraftätern – Korruptionsstraftäter sind eine Teilmenge davon – im eher kleinen Hellfeld hat                                  Zur Erfassung der expliziten Einstellung werden einer Testperson Fragen aus den drei Bereichen präsentiert, die von

beispielsweise gezeigt, dass Befragte in Interviews schauspielerisches Talent beweisen.16                                                              1 (=lehne ich stark ab) bis 5 (=stimme ich stark zu) beantwortet werden können. Beantwortet eine Testperson alle 38

                                                                                                                                                       Fragen, lässt sich aus den Antworten ein summierter Rohwert bilden, der die Einstellung zu Korruption abbildet.

Die Datenqualität einer solchen Befragung kann darunter leiden. Wählte man das Dunkelfeld als Zugang zu

Korruption, fehlte hingegen beispielswiese lange ein valides Messinstrument in deutscher Sprache zur Erfassung der                                     Wirklich aussagekräftig wird ein Rohwert für die berufliche Praxis aber erst, wenn die Möglichkeit besteht, ihn in

Einstellung zu Korruption.                                                                                                                             Relation zu repräsentativen Normwerten zu betrachten. Zwar ermöglicht auch ein Rohwert relative Vergleiche, für eine

                                                                                                                                                       absolute Beurteilung – beispielsweise, wenn Risikobereiche in einer Organisation identifiziert werden sollen – sind

                                                                                                                                                       jedoch repräsentative Stichproben notwendig. Solch eine repräsentative Stichprobe könnte beispielsweise branchen-
6 Vgl. Linssen, Ruth/Litzcke, Sven/Schön, Felix (2015): Auf einem Auge blind (Teil 1). In: Zeitschrift für Risk, Fraud und Compliance, 10 (1),
           S. 24-32, S. 24 ff.                                                                                                                         repräsentativ oder bevölkerungsrepräsentativ sein.
7 Vgl. Schuler, Heinz/Höft, Stefan/Hell, Benedikt (2014): Eigenschaftsorientierte Verfahren der Personalauswahl (S. 149-214). In: Heinz, Schuler/
           Uwe Peter Kanning (Hg.). Lehrbuch der Personalpsychologie (3. Auflage). Göttingen: Hogrefe, S. 149 ff.
8 Vgl. Schuler, Heinz/Höft, Stefan/Hell, Benedikt (2014): Eigenschaftsorientierte Verfahren der Personalauswahl, S. 190 f.
9 Vgl. Litzcke, Sven/Linssen, Ruth/Heber, Frank/Schön, Felix (2015): Korruptionsbewertung: Psychopathie, Intelligenz und das Fünf-Faktoren-
           Modell. In: Polizei & Wissenschaft, 16 (2), S. 2-23, S. 19 f.
10 Vgl. Heber, Frank (2014): Personen und Situationsfaktoren von Korruption (S. 302-317). In: Marcel Alexander Niggli/Lukas Marty (Hg.).
           Risiken der Sicherheitsgesellschaft: Sicherheit, Risiko und Kriminalpolitik. Mönchengladbach: Forum Verlag Godesberg, S. 302 ff.
11 Vgl. Heber, Frank (2012): Korruption. Einfluss von organisationalem Zynismus und emotionaler Kompetenz auf die Korruptionsbewertung.
           Hannover: Hochschule Hannover.                                                                                                              17 Vgl. Muck, Peter M./Wesche, Jenny S. (2014): Persönlichkeit und berufsbezogenes Sozialverhalten (S. 889-932). In: Heinz Schuler/
12 Vgl. Linssen, Ruth/Schäffer, Angelika/Heber, Frank (2017): Die Gretchenfrage oder „Wie hast Du’s mit der Korruption?“. Ergebnisse der 		                       Uwe Peter Kanning (Hg.). Lehrbuch der Personalpsychologie. (3. Auflage). Göttingen: Hogrefe, S. 912 ff.
           BAK-Studie „Einstellungen zu Korruption in Österreich“. In: SIAK-Journal. Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche 		           18 Asendorpf, Jens B./Neyer, Franz J. (2012): Psychologie der Persönlichkeit (5. Auflage). Berlin: Springer, S. 199.
           Praxis, 2/2017, S. 17-27, S. 17 ff.                                                                                                         19 Vgl. Litzcke, Sven/Linssen, Ruth/Hermanutz, Max (2014): Hannoversche Korruptionsskala (HKS 38). Schriftenreihe Personalpsychologie
13 Vgl. Litzcke, Sven/Linssen, Ruth/Maffenbeier, Sina/Schilling, Jan (2012): Korruption: Risikofaktor Mensch. Wahrnehmung - Rechtfertigung -                      (Band 1). Hannover: Hochschule Hannover, S. 6 ff.
		                    Meldeverhalten. Wiesbaden: Springer VS, S. 73 ff.                                                                                20 Vgl. Haddock, Geoffrey/Maio, Gregory R. (2014): Einstellungen (S. 197-230). In: Klaus Jonas/Wolfgang Stroebe/Miles Hewstone (Hg.).
14 Vgl. Schön, Felix (2016): Situative Einflussfaktoren auf das Meldeverhalten bei Korruption. Frankfurt: Verlag für Polizeiwissenschaft, S. 330 ff.              Sozialpsychologie (6. Auflage). Berlin: Springer, S. 212 ff.
15 Vgl. Schön, Felix (2011): Korruption. Wie eine Hand die andere wäscht. Frankfurt am Main: Verlag für Polizeiwissenschaft, S. 103 ff.                21 Vgl. Eagly, Alice Hendrickson/Chaiken, Shelly (1993). The Psychology of Attitudes. Fort Worth: Harcourt Brace College, S. 1 ff.
16 Vgl. Müller, Lothar (2010). Persönlichkeitsprofile von Wirtschaftsstraftätern. Stuttgart: Richard Boorberg, S. 70 ff.                               22 Vgl. Haddock, Geoffrey/Maio, Gregory R. (2014): Einstellungen (S. 197-230), S. 203 f.

                                                                          26                                                                                                                                             27
Für die HKS 38 sind bevölkerungsrepräsentative Normwerte für Deutschland verfügbar: Sowohl für die Einstellung zu                                  Dass mitunter trotzdem ohne empirische Überprüfung vorliegender Befunde vom Hellfeld aufs Dunkelfeld oder von ei-

Korruption als auch für die drei Einstellungskomponenten, aus denen sie resultiert.23 Für ein Beispiel zur Anwendung                               ner Kultur auf die andere verallgemeinert wird, ist methodisch nicht nachvollziehbar. Werden anhand von Hellfeldana-

von repräsentativen Normwerten vergleiche den Artikel von Heber und Schäffer.24                                                                    lysen oder einzelnen Studien explizit politisch-gesellschaftliche Forderungen nach mehr Frauen in öffentlichen Ämtern

                                                                                                                                                   oder Führungspositionen abgeleitet und gefordert,37 wird Forschung zu Korruption teilweise fehlinterpretiert. Gleiches

Zum gesetzlichen Grundauftrag des Bundesamts zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK)                                             gilt für implizite Forderungen, wenn Befunde unkritisch berichtet und generalisiert werden.38 Auch in Hinblick auf die

gehört es unter anderem auch, Korruption zu analysieren und effektive Präventionskonzepte zu entwickeln. In diesem                                 Forderung nach mehr Frauen in öffentlichen Ämtern und Führungspositionen – die aufgrund eines demokratischen

Zusammenhang erschien es schlüssig, Ursachenforschung zu betreiben, um daraus effektive personenbezogene                                           Bürgerrechts auf soziale Teilhabe wichtig ist – können fehlerhafte Argumente schädlich wirken.

Präventionsansätze abzuleiten.

Dazu wurde in einem ersten Schritt die HKS 38 verwendet und um Fragen zu soziodemographischen Daten                                                Schlimmstenfalls schwächt man mit einem solchen geschlechtssensitiven Korruptionspräventionsansatz die Ziele zur

ergänzt. Dieser Fragebogen wurde webbasiert bei 1.687 PolizeischülerInnen, Jus-Studierenden und Studierenden der                                   Inklusion von Frauen.39 Beispielsweise dann, wenn ein allgemeines Korruptionsniveau durch die Inklusion von Frauen

Psychologie angewendet. Die Situation der Erhebung war freiwillig und anonym.                                                                      keine Linderung erfährt oder sich verschlimmert, denn Frauen werden unter bestimmten Umständen bei moralischem

Im Detail erzielen weibliche Befragte eine statistisch signifikant höhere korruptionsaffine Einstellung als männliche                              Fehlverhalten strenger bewertet als Männer40 – was Widerstände gegen Inklusion stärken könnte. Wenn man für

Befragte mit der HKS 38 (t(1685) = 3,10, p = .002, n = 1.687, r = .08). Dieser statistisch signifikante Unterschied der                            mehr Frauen in öffentlichen Ämtern und Führungspositionen eintritt, sollte man das entweder politisch begründen,

Geschlechter tritt auch konsistent in allen drei Einstellungskomponenten auf, wenngleich die Effekthöhe insgesamt                                  dann bedarf es keiner wissenschaftlichen Absicherung. Oder man sollte, wenn man unbedingt wissenschaftlich

gering ist. Dieses Ergebnis ist trotzdem bemerkenswert, da Frauen aufgrund von Hellfeldanalysen meist als weniger                                  argumentieren möchte, wissenschaftlich korrekt argumentieren.

korruptionsanfällig gelten könnten.25         26
                                                   Hellfelddaten allgemein 27     28
                                                                                       und spezifisch zu Korruption sollten aber nicht

überstrapaziert werden, weil sie nur bedingt belastbare Aussagen ermöglichen.29                     30
                                                                                                                                                   Und auch wenn solche politisch-gesellschaftlichen Forderungen auf Basis von abgeleiteten Stereotypen für manche

                                                                                                                                                   augenscheinvalide sind, beispielsweise weil das Geschlecht einer Person im Alltag sehr häufig erkennbar ist und für

Schätzungen gehen zudem davon aus, dass das Hellfeld zu Korruption gerade einmal eine einstellige Prozentzahl                                      alltagspsychologische Erklärungen von Verhalten eine einfache Grundlage bietet:41 Empfehlenswert sind sie nicht,

aller begangenen Taten beinhaltet.31         32 33
                                                     Von diesem kleinen Hellfeld amtlicher Kriminalitätsstatistiken auf das übrige                 denn sie greifen in der Regel zu kurz. Korrelationen in Hellfelddaten bedeuten beispielsweise nicht zwingend

Dunkelfeld zu schließen, ist aus fachwissenschaftlicher Sicht nicht nachzuvollziehen, weil die Grenzen der Aussage-                                Kausalität. Für weitere ausführliche Kritik aus feministischer Perspektive zu solch politisch-gesellschaftlichen

kraft solcher Daten bekannt sind.34                                                                                                                Forderungen vergleiche unter anderem die Arbeiten von Goetz42 und Bockelie et al.43 sowie Sim et al.44 .

                                                                                                                                                   Insbesondere Bockelie et al. seien empfohlen, da die AutorInnen unter anderem rund 200 Artikel zum Thema

Ebenso sollten einzelne empirische Studien nicht überstrapaziert werden, denn im Vergleich zu einem metaanalytischen                               Geschlecht und Korruption qualitativ aufbereiten und in ihrer Kritik an solch politisch-gesellschaftlichen Forderungen

Forschungsstand wird Wissen nicht aggregiert dargestellt – was Schlussfolgerungen anhand der Befunde erschwert.                                    berücksichtigt haben. Eine Messung der Einstellung zu Korruption mithilfe der HKS 38 kann einen weiteren Beitrag zu

Befunde aus anderen Kulturkreisen sollten zudem auch erst nach einer Überprüfung der kulturellen Generalisierbarkeit                               einem fundierteren Forschungsstand ermöglichen. Neben dieser geschlechtsbezogenen Überprüfung der Einstellung

auf andere Lebenswelten übertragen werden.35               36
                                                                                                                                                   zu Korruption interessierte für die Präventionsarbeit des BAK in der beruflichen Praxis insbesondere ein möglicher
23 Vgl. Litzcke, Sven/Linssen, Ruth/Hermanutz, Max (2014): Hannoversche Korruptionsskala (HKS 38), S. 31 ff.                                       Unterschied zwischen den befragten Professionen (Polizei, Jus, Psychologie). Ein möglicher professionsbezogener
24 Vgl. Heber, Frank/Schäffer, Angelika (2017): „Hannoversche Korruptionsskala“ misst individuelle Einstellungen zu Korruption. In: Compliance
           Praxis, 3/2017, S.4-7, S. 4 ff.
25 Vgl. Bannenberg, Britta (2002): Korruption in Deutschland und ihre strafrechtliche Kontrolle. Eine kriminologisch-strafrechtliche Analyse.      Unterschied interessierte unter anderem deshalb, weil in der Vergangenheit bereits mehrfach Ermittlungen wegen
           Neuwied: Luchterhand,S. 209 f.
26 Vgl. Mischkowitz, Robert/Bruhn, Heike/Desch, Roland/Hübner, Gerd-Ekkehard/Beese, Dieter (2000): Einschätzungen zur Korruption in Polizei,       Korruption gegen österreichische Kriminalbeamte und Uniformierte durchgeführt wurden.45
           Justiz und Zoll. Ein gemeinsames Forschungsprojekt des Bundeskriminalamtes und der Polizei-Führungsakademie. Wiesbaden:
           Bundeskriminalamt, S. 171 ff.
27 Vgl. Bundeskriminalamt (BKA) (2015a): Polizeiliche Kriminalstatistik 2014. Wiesbaden: Bundesministerium des Innern, S. 1 f.
28 Vgl. Kersting, Stefan/Erdmann, Julia (2014): Analyse von Hellfelddaten – Darstellung von Problemen, Besonderheiten und Fallstricken anhand
           ausgewählter Praxisbeispiele (S. 9-29). In: Stefanie Eifler/Daniela Pollich (Hg.). Empirische Forschung über Kriminalität.
           Methodologische und methodische Grundlagen.Wiesbaden: Springer, S. 9 ff.
29 Vgl. Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) (2014): Jahresbericht 2013. Wien: Bundesamt zur Korruptions-           37 Vgl. World Bank (2001): Engendering development through gender equality in rights, resources and voice. Oxford: University Press,
           prävention und Korruptionsbekämpfung, S. 21 f.                                                                                                    S. 12f. und 92 ff.
30 Vgl. Meyer, Maike (2016): Korruption in kommunalen Verwaltungen. Ein kriminologischer Beitrag zur Verwaltungswissenschaft. Wiesbaden:           38 Vgl. Transparency International (TI) (2000): Gender and corruption: Are women less corrupt? Online verfügbar unter:
           Springer VS, S. 7 f.                                                                                                                              https://www.transparency.org/news/pressrelease/gender_and_corruption_are_women_less_corrupt, zuletzt überprüft am 16.10.2017.
31 Vgl. Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) (2014): Jahresbericht 2013, S. 21 f.                                   39 Vgl. Goetz, Anne Marie (2007): Political Cleaners: Women as the New Anti-Corruption Force?, S. 87 ff.
32 Vgl. Bannenberg, Britta/Schaupensteiner, Wolfgang (2007): Korruption in Deutschland. Portrait einer Wachstumsbranche (3. Auflage).              40 Vgl. Żemojtel-Piotrowska, Magdalena/Marganski, Alison/Baran, Tomasz/JPiotrowski, Jaroslaw (2017): Corruption and Sexual Scandal: The
           München: Beck, S. 40 f.                                                                                                                           Importance of Politician Gender. Annals of Psychology, 33 (1), S. 662-670, S. 666 f.
33 Vgl. Dolata, Uwe (2007): Kampf gegen Korruption – Mit wissenschaftlichen Methoden gegen eine Schattenwelt. In: Kriminalistik, 4/2007,           41 Vgl. Asendorpf, Jens B./Neyer, Franz J. (2012): Psychologie der Persönlichkeit. S. 2 ff.
           S. 246-250, S. 246 ff.                                                                                                                  42 Vgl. Goetz, Anne Marie (2007): Political Cleaners: Women as the New Anti-Corruption Force?, S. 87 ff.
34 Vgl. Kersting, Stefan/Erdmann, Julia (2014): Analyse von Hellfelddaten – Darstellung von Problemen, Besonderheiten und Fallstricken anhand      43 Vgl. Bockelie, Josette et al. (2016): Mapping Controversies. Gender and Corruption. Paris: Paris School of International Affairs, S. 5 ff.
           ausgewählter Praxisbeispiele (S. 9-29), S. 9 ff.                                                                                        44 Vgl. Sim, Bérengère et al. (2017): Gender and Corruption: A Toolkit to Address the ‚add women and stir‘ myth. Conference Paper at 2017
35 Vgl. Thomas, Alexander (2016): Interkulturelle Psychologie. Verstehen und Handeln in internationalen Kontexten. Göttingen: Hogrefe, S. 16 ff.             OECD Global Anti-Corruption & Integrity Forum.
36 Vgl. Thomas, Alexander (2001): Interkulturelle Kompetenz in der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit (S. 219-236).                 45 Vgl. Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) (2010): Jahresbericht 2010. Wien: Bundesamt zur Korruptions-
           In: Gerhard Fink/Sylvia Meierewert (Hg.). Interkulturelles Management: österreichische Perspektiven. Wien: Springer, S. 220 ff.                   prävention und Korruptionsbekämpfung, S. 55 f.

                                                                        28                                                                                                                                             29
Organe der Staatsgewalt genießen in den meisten westlichen Gesellschaften hohes Vertrauen, weshalb Korruptions-                               Literatur

straftaten von Staatsbediensteten besonders schwer wiegen – sie beschädigen das Vertrauen. Verfügten Poli-                                    *Asendorpf, Jens B./Neyer, Franz J. (2012): Psychologie der Persönlichkeit (5. Auflage). Berlin: Springer.

zeischülerInnen über eine korruptionsaffinere Einstellung zu Korruption als die anderen Professionen, wäre das ein                            *Bannenberg, Britta (2002): Korruption in Deutschland und ihre strafrechtliche Kontrolle. Eine kriminologisch-strafrechtliche Analyse.

erster Hinweis darauf, dass weitere Sensibilisierungsmaßnahmen in den Ausbildungsinhalten für PolizeischülerInnen                                       Neuwied: Luchterhand.

berücksichtigt werden sollten.                                                                                                                *Bannenberg, Britta/Schaupensteiner, Wolfgang (2007): Korruption in Deutschland. Portrait einer Wachstumsbranche (3. Auflage).

                                                                                                                                                        München: Beck.

Entscheidend ist schlussendlich aber das Abschneiden im Vergleich mit einer bevölkerungsrepräsentativen Stichpro-                             *Becker-Carus, Christian/Wendt, Mike (2017): Motivation (S. 485-538). In: Christian Becker-Carus/Mike Wendt (Hg.). Allgemeine Psychologie.

be. Folgendes inferenzstatistisches Ergebnis wurde erzielt: F(2, 1684) = 62,59, p = .000, n = 1.687, r = .26. Es liegt                                  Eine Einführung (2. Auflage). Berlin: Springer.

ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Professionen hinsichtlich der Einstellung zu Korruption vor. Im                        *Bockelie, Josette/Blanes, Nikita/Cisneros, Cristina/Kharya, Angel/Lecomte, Charlotte/Léger, Danaé/Marsick, Cloé/Neveu,

Detail weisen die PolizeischülerInnen eine geringere Einstellung zu Korruption auf als die Jus-Studierenden und die                                     Tanguy/Nunes Lopez García, Ana Paula/Ortiz Rodriguez, Jo-sé/Romain, Laëtitia/Ruenes de la Fuente, Mariana/Sim, Bérengère/Singal,

Studierenden der Psychologie. Die gemittelte Einstellung zu Korruption – über alle PolizeischülerInnen hinweg –                                         Suvina/Vainqueur, Julie/Wable, Loïc/Tari, Thomas (2016): Mapping Controversies. Gender and Corruption. Paris: Paris School of

unterscheidet sich aber nicht von der mittleren Einstellung zu Korruption einer bevölkerungsrepräsentativen Stich-                                      International Affairs. [Elektronische Ressource]

probe. Das heißt, die PolizeischülerInnen schneiden zwar innerhalb der Befragung besser ab als die anderen                                              Online verfügbar unter: https://www.oecd.org/cleangovbiz/Integrity-Forum-2017-SciencesPo-gender-corruption.pdf, zuletzt überprüft am

befragten Professionen, hinsichtlich der Einstellung zu Korruption unterscheiden sich die PolizeischülerInnen aber                                      16.10.2017.

nicht von der Allgemeinbevölkerung.                                                                                                           *Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) (2010): Jahresbericht 2010. Wien: Bundesamt zur

                                                                                                                                                        Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung.

Dieser Befund bietet eine Grundlage für weitere Präventionsarbeit, weil der Polizei als Exekutivorgan eine besondere                          *Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) (2014): Jahresbericht 2013. Wien: Bundesamt zur

gesellschaftliche Bedeutung zukommt. Durch eine noch gezieltere Gestaltung von Lehrinhalten in Schulungs-                                               Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung.

maßnahmen für PolizeischülerInnen ließe sich die Einstellung zu Korruption verändern. Dabei kann sich auch eine                               *Dolata, Uwe (2007): Kampf gegen Korruption – Mit wissenschaftlichen Methoden gegen eine Schattenwelt. Kriminalistik, 4/2007, S. 246-250.

separate Betrachtung von einer der drei Einstellungskomponenten (kognitiv – affektiv – konativ) in der Präventi-                              *Eagly, Alice Hendrickson/Chaiken, Shelly (1993). The Psychology of Attitudes. Fort Worth: Harcourt Brace College.

onsarbeit empfehlen, denn wie Linssen/Schäffer/Heber darstellen, existieren auch innerhalb der Professionen Unter-                            *Goetz, Anne Marie (2007): Political Cleaners: Women as the New Anti-Corruption Force? In: Development and Change, 38 (1), S. 87-105.

schiede in den Einstellungskomponenten.                                                                                                       *Haddock, Geoffrey/Maio, Gregory R. (2014): Einstellungen (S. 197-230). In: Klaus Jonas/Wolfgang Stroebe/Miles Hewstone (Hg.).

                                                                                                                                                        Sozialpsychologie (6. Auflage). Berlin: Springer.

Unterschiede in den Einstellungskomponenten47 sind interessant, denn beispielsweise wird die konative Einstellungs-                           *Heber, Frank (2012): Korruption. Einfluss von organisationalem Zynismus und emotionaler Kompetenz auf die Korruptionsbewertung.

komponente von allen dreien am ehesten verhaltenswirksam. Wenn die Unterschiede in den Einstellungskomponenten                                          Hannover: Hochschule Hannover. [Elektronische Ressource]

bekannt sind, können auch noch effektivere Präventionskonzepte konzipiert werden.                                                                       Online verfügbar unter: https://serwiss.bib.hs-hannover.de/frontdoor/index/index/docId/329, zuletzt überprüft am 16.10.2017.

                                                                                                                                              *Heber, Frank (2014): Personen und Situationsfaktoren von Korruption (S. 302-317). In: Marcel Alexander Niggli/Lukas Marty (Hg.).

Da sich der Einsatz der HKS 38 teststatistisch bewährt hat, wurde für den österreichischen Sprachraum die HKS 38                                        Risiken der Sicherheitsgesellschaft: Sicherheit, Risiko und Kriminalpolitik. Mönchengladbach: Forum Verlag Godesberg.

Ö erstellt. Mit der HKS 38 Ö ist ein auf den österreichischen Sprachgebrauch angepasstes Messinstrument verfügbar,                            *Heber, Frank/Schäffer, Angelika (2017): „Hannoversche Korruptionsskala“ misst individuelle Einstellungen zu Korruption. In: Compliance

bei dessen Einsatz Unterschiede in den Einstellungskomponenten zu Korruption auf Gruppenebene zuverlässig                                               Praxis, 3/2017, S. 4-7.

erfasst werden können und zu dem auch Normwerte für die österreichische Bevölkerung verfügbar sind.                                           *Heckhausen, Jutta/Heckhausen, Heinz (2010): Motivation und Handeln: Einführung und Überblick (S. 1-10). In: Jutta Heckhausen/

                                                                                                                                                        Heinz Heckhausen (Hg.) Motivation und Handeln (4. Auflage). Berlin: Springer.

                                                                                                                                              *Kersting, Stefan/Erdmann, Julia (2014): Analyse von Hellfelddaten – Darstellung von Problemen, Besonderheiten und Fallstricken anhand

                                                                                                                                                        ausgewählter Praxisbeispiele (S. 9-29). In: Stefanie Eifler/Daniela Pollich (Hg.). Empirische Forschung über Kriminalität.

                                                                                                                                                        Methodologische und methodische Grundlagen. Wiesbaden: Springer.

                                                                                                                                              *Linssen, Ruth/Litzcke, Sven/Schön, Felix (2015): Auf einem Auge blind (Teil 1). In: Zeitschrift für Risk, Fraud und Compliance, 10 (1), S. 24-32.

                                                                                                                                              *Linssen, Ruth/Schäffer, Angelika/Heber, Frank (2017): Die Gretchenfrage oder „Wie hast Du’s mit der Korruption?“. Ergebnisse der BAK-Studie

                                                                                                                                                        „Einstellungen zu Korruption in Österreich“. In: SIAK-Journal. Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis, 2/2017, S. 17-27.
47 Vgl. Linssen, Ruth/Schäffer, Angelika/Heber, Frank (2017): Die Gretchenfrage oder „Wie hast Du’s mit der Korruption?“. Ergebnisse der
           BAK-Studie „Einstellungen zu Korruption in Österreich“, S. 22 f.

                                                                       30                                                                                                                                             31
*Litzcke, Sven/Linssen, Ruth/Heber, Frank/Schön, Felix (2015): Korruptionsbewertung: Psychopathie, Intelligenz und das Fünf-Faktoren-Modell.

          In: Polizei & Wissenschaft, 16 (2), S. 2-23.

*Litzcke, Sven/Linssen, Ruth/Hermanutz, Max (2014): Hannoversche Korruptionsskala (HKS 38). Schriftenreihe Personalpsychologie (Band 1).

*Hannover: Hochschule Hannover. [Elektronische Ressource]

          Online verfügbar unter: https://serwiss.bib.hs-hannover.de/frontdoor/index/index/docId/488, zuletzt überprüft am 16.10.2017.

*Litzcke, Sven/Linssen, Ruth/Maffenbeier, Sina/Schilling, Jan (2012): Korruption: Risikofaktor Mensch. Wahrnehmung - Rechtfertigung -

          Meldeverhalten. Wiesbaden: Springer VS.

*Meyer, Maike (2016): Korruption in kommunalen Verwaltungen. Ein kriminologischer Beitrag zur Verwaltungswissenschaft.

          Wiesbaden: Springer VS.

*Mischkowitz, Robert/Bruhn, Heike/Desch, Roland/Hübner, Gerd-Ekkehard/Beese, Dieter (2000): Einschätzungen zur Korruption in Polizei,

          Justiz und Zoll. Ein gemeinsames Forschungsprojekt des Bundeskriminalamtes und der Polizei-Führungsakademie.

          Wiesbaden: Bundeskriminalamt.

*Muck, Peter M./Wesche, Jenny S. (2014): Persönlichkeit und berufsbezogenes Sozialverhalten (S. 889-932). In: Heinz Schuler/

          Uwe Peter Kanning (Hg.). Lehrbuch der Personalpsychologie. (3. Auflage). Göttingen: Hogrefe.

*Müller, Lothar (2010). Persönlichkeitsprofile von Wirtschaftsstraftätern. Stuttgart: Richard Boorberg.

*Nerdinger, Friedemann W./Schaper, Niclas. (2014): Formen des Arbeitsverhaltens (S. 441-459). In: Friedemann W. Nerdinger/

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Präsident des OGH

     Geboren am 28.6.1953 in Bregenz, 1978 Promotion zum Doktor der Rechte in Innsbruck, 1980 Richter des BG

     Feldkirch, 1981 Richter des LG Feldkirch, 1994 Richter des OLG Wien (Fachsenat für Medienrechtssachen), 1997

     Hofrat des OGH, 2003 Lehrbefugnis der Universität Wien als Honorarprofessor für Straf- und Strafprozessrecht, 2007

     Senatspräsident des OGH (Vorsitzender des Fachsenats für Finanzstrafsachen), 2011 Vizepräsident des OGH. Seit

     1.1.2012 Präsident des OGH, daneben Bearbeiter der Entscheidungen aus Strafrecht im Evidenzblatt der Rechts-

     mittelentscheidungen der Österreichischen Juristenzeitung. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Strafrecht, Medienrecht,

     Grundrechtsschutz und zur richterlichen Unabhängigkeit, Autor und Herausgeber der Wiener Kommentare zum

     Strafrecht und zum Strafprozessrecht.

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Haftung und Verantwortung - Korruptionsstrafrecht
     und ausgewählte Entscheidungen des
     OGH-Fachsenats für Korruption und Missbrauch
     der Amtsgewalt

     Eckart Ratz

     (bearbeitet von Mag. Markus Reiter, OR)

     I. Zusammenstellung wichtiger Rechtsprechung des Fachsenats

     1. Missbrauch der Amtsgewalt § 302 StGB

     Befugnismissbrauch durch Unterlassen

             17 Os 47/14m EvBl 2015/71: Der OGH hat in dieser Entscheidung festgestellt, dass die Kriterien des

     unechten Unterlassungsdelikts (§ 2 StGB) nicht auf Missbrauch der Amtsgewalt (§ 302 StGB) anzuwenden sind, weil

     § 302 StGB kein Erfolgsdelikt ist. Räumt das Gesetz einem Beamten Befugnis ein und verpflichtet es ihn zu einem

     bestimmten Handeln, schreibt es also vor, in welcher Weise der Beamte diese Befugnis (aktiv) auszuüben hat, kann

     ein tatbildlicher (also vorsätzlicher) Fehlgebrauch gerade auch in der Nichterfüllung dieser Handlungspflichten liegen

     (§ 302 StGB). § 302 StGB kann also nicht nur durch aktives Tun, sondern auch durch gezielte Untätigkeit verwirklicht

     werden, was einem Unterlassen gleichzusetzen ist.

     Schädigungsvorsatz

             17 Os 1/12v EvBl 2012/136: Hat sich der Vorsatz eines seine dienstliche Befugnis zu ZMR-Abfragen

     (Zentrales Melderegister) für private Zwecke wissentlich missbrauchenden Angeklagten nur auf allgemein zugängliche

     Daten – also solche, hinsichtlich derer das ZMR ein öffentliches Register ist (§ 16 Abs 1 MeldeG) – erstreckt, ist

     kein konkretes Recht berührt, weder ein dem Geheimnisschutz des DSG (Datenschutzgesetz) unterworfenes Recht

     des Betroffenen noch ein konkretes Recht des Staates auf Gebühren. In Folge wäre § 302 StGB nicht verwirklicht,

     wenn die abgefragten Daten ohnehin öffentlich zugänglich wären bzw. keine Offenbarung sensibler Daten mit dem

     diesbezüglichen Vorsatz des Täters auf Schädigung des Betroffenen im Grundrecht auf Datenschutz bewirkt wurde.

     Davon abgesehen kann der unmittelbare Täter nur dann iSd § 302 Abs 1 StGB mit auf Schädigung des Staates an

     dessen Gebührenanspruch gerichtetem Vorsatz handeln, wenn er zu der den Gebührenanspruch auslösenden Amts-

     handlung befugt ist. Der Fachsenat stellte grundlegend klar, dass fehlende Einwilligung kein generelles Erfordernis für

     Missbrauch der Amtsgewalt darstellt. Demnach kann der Einwilligung des Verletzten nur im Einzelfall die Bedeutung

     eines Rechtfertigungsgrundes zukommen.
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