Appezeller POSCHT - Appenzeller-Vereine Schweiz
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Appezeller POSCHT Foto: Roothus Gonten November 2020 · Nr. 106 Herausgeber: Appenzeller-Verein Basel und Umgebung
Die nächsten Anlässe 2 Appenzeller-Verein Basel und Umgebung Appenzell Ausser- und Innerrhoden «Mystisch—Fotografien von Mäddel Fuchs», bis 17. Januar 2021, Wegen der vom Bundesrat verfügten Brauchtumsmuseum Urnasch Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie mussten leider bis auf Weiteres alle Anlässe des Appen- «Himmel und Erde» Sonderausstellung zeller-Vereins Basel und Umgebung 300 Jahre Appenzeller-Kalender abgesagt werden. bis August 2021 Appenzeller Volkskunde-Museum Stein (s. auch S. 32, Appenzeller-Kalender digital) «Markus Weggenmann – Ein Bild schreit nach dem nächsten!» bis 11. April 2021, Kunstmuseum Appenzell «Chraanzrock ond Beechue – Adaptionen in Kunst, Mode und Kunsthandwerk» bis 14. Marz 2021, Museum Appenzell «Gret Zellweger 75» Bis zu Gret Zellwegers nachstem Geburtstag werden 75 Werke der Teufnerin ausgestellt. Bis 4. April 2021, Zeughaus Teufen Weitere Veranstaltungen finden Sie auf www.appenzell.ch Die Veranstaltungen fur 2021 werden wir Ihnen mitteilen, sobald etwas Klar- Bitte beachten Sie die Hinweise der heit daruber besteht, wie es mit den Museen und Veranstalter auf Corona- Einschrankungen weitergehen soll. Massnahmen.
Inhalt / Editorial 3 Inhaltsverzeichnis E schuuligi Zit. 2 Die nachsten Anlasse «E schuuligi Zit» sei es, schrieb der In- nerrhoder Landammann Roland Inauen 3 Inhalt / Editorial in seinem Bericht in der letzten APPE- 4 Zum Titelbild ZELLER POSCHT. An diesen Titel habe ich mich wieder erinnert, als der Bun- 7 Ein Appenzeller namens... desrat im Oktober die neuen Verord- 8 123. Hoptvesammlig nungen bekanntgab, mit denen er die Covid-19-Pandemie eindammen will. Es 9 Os em Vorstand soll noch Monate dauern, bis man wie- 10 Wanderung 2020 der «normal» leben konne. «E schuuligi Zit» steht uns bevor, in der wir uns auf 15 Jubilarenanlass ein Minimum an Kontakten beschran- ken sollen, in der wir weiterhin nie- mand umarmen sollen, in der wir in 19 Frauen in der Appenzellermusik allen offentlichen Gebauden eine Maske tragen sollen, in der wir nur noch zu 23 Eine Journalistenkarriere viert an einen Beizentisch hocken dur- 25 In Zeiten von Corona fen. Wahrlich «e schuuligi Zit». 27 Em Jakob sini Siite Die NZZ am Sonntag vom 1. November sagt uns, wie wir durch den Corona- 30 Gemeindefusion in Appenzell ARh Winter kommen: bilden Sie Bubbles 31 «Bestimmungsbuchlein» (sich mit wenigen ausgewahlten Leuten treffen), kummern Sie sich um andere, 32 Appenzeller-Kalender digital pflegen Sie ein Hobby, geniessen Sie Kultur, bewegen Sie sich, feiern Sie im 33 Bucher zu Weihnachten Freien (z.B. Weihnachten), kaufen Sie 34 Nabes for d Goofe ein, schenken Sie Blumen – und lesen Sie nicht zu viele Corona-News. 35 Die Sprache der Appenzeller Lesen Sie stattdessen die APPEZELLER 37 Hans Hurlemann uber... POSCHT. Wir haben Ihnen wieder eine attraktive Mischung aus (leider weni- gen) Vereinsnachrichten und Wissens- 39 Wer ist wer im Appenzeller-Verein wertem, Interessantem und Unterhalt- samem aus Inner- und Ausserrhoden zusammengestellt. Wir wunschen Ihnen «e gueti Zit» und herzlich viel Gutes. Ihr Redaktionsteam
Zum Titelbild 4 Das Appenzeller Hackbrett Für das oesterreichische Volksliedwerk verfasst von Matthias Weidmann, Fachmitarbeiter ZAV Zentrum für Appenzellische Volksmusik Das Appenzeller Hackbrett ist ein soge- Das Appenzeller Hackbrett wird mit nanntes dreilagiges Mittelsteghackbrett, Ruten angeschlagen. Die Ruten sind so das diatonisch gestimmt wird, wobei die fein gefertigt, dass sie sich biegen lassen, Mittelstege die Saiten im unteren Teil in der Kopfteil ist entsprechend leicht, eine Quinten, im oberen Teil in Sexten teilen. Seite des Kopfteils ist mit Leder bezo- Das Instrument wird ganz aus Holz an- gen, um gedampft spielen zu konnen. gefertigt, wobei fur den Rahmen meis- Hackbrettruten werden aus verschiede- tens Ahorn, fur Decke und Boden Tan- nen Holzern gemacht, Ahorn, Nussbaum, nenholz verwendet wird. Die Saiten sind Birne und Kirsche werden am haufigs- aus einer Phosphorbronce Legierung, ten verwendet. alle Saiten haben die gleiche Starke, je Die Instrumente wurden fruher haufig nach Bauart 0.40, 0.45 oder 0.5 mm. Der von den Musikanten selber angefertigt. Hackrettdraht wurde fruher auch in der Zur Zeit gibt es im Appenzellerland zwei Uhrenindustrie gebraucht. Das Appen- Hackbrettbauer, die hauptberuflich als zeller Hackbrett ist funfchorig, es gibt Instrumentenbauer arbeiten. Johannes auch drei- und vierchorige Schuler- Fuchs wohnt in Meistersrute, Appenzell instrumente. Der Hackbrettbau hat in und Werner Alder hat seine Werkstatt in der Schweiz eine turbulente Entwick- Herisau. lungsphase hinter sich. Im Appenzellerland gibt es eine Vielfalt Das Appenzeller Hackbrett wird in ver- von traditionellen Hackbrettstimmun- schiedenen Grossen angefertigt. Das gen. Jede Region und jede Musikantenfa- „kleine“ Hackbrett ist 25 stimmig, gros- milie braucht verschiedene Stimmun- sere Instrumente haben 33 Stimmen, fur gen. Heute sind noch drei Typen ge- die tiefen Tone werden umwickelte Sai- brauchlich, die Alder Stimmung aus Aus- ten gebraucht. Die grossen Instrumente serrhoden, die Hornsepp Stimmung aus haben noch mehr Stimmen und vor al- Innerrhoden und die Rechsteiner Stim- lem im Bassbereich einen erweiterten mung. Hans Rechsteiner war ein wichti- Tonumfang, diese Instrumente werden ger Lehrmeister, der als geburtiger In- als „Konzerthackbrett“ bezeichnet. We- nerrhoder im Kanton Appenzell Ausser- gen des Nachklangs der tiefen Tone rhoden lebte. brauchen die grossen Instrumente ein Das Appenzeller Hackbrett wird vorwie- Dampfungspedal, der Rahmen muss mit gend im Zusammenspiel mit Streichin- Stahlstreben verstarkt werden. Eigent- strumenten gespielt, bei den verschiede- lich handelt es sich dabei nicht mehr um nen Stimmungen werden die Tone des- ein Hackbrett, eher ein kleines Cymbal. halb so angeordnet, dass die haufig ge-
Zum Titelbild 5 brauchten Kreuztonarten gut zu spielen kompliziert, es ist aber immer wieder sind, die selten gespielten Tone der B erstaunlich, wie schnell die Schuler mit Tonarten werden klanglich und spiel- den Tucken des Instruments zurecht- technisch ungunstig am Rand platziert. kommen. Das Appenzeller Hackbrett hat Das Appenzeller Hackbrett wurde fru- vor allem klangliche Starken. Durch die her vorwiegend stehend gespielt. Dabei diatonische Anordnung klingen die Ton- kann das Instrument auf die Kiste ge- arten verschieden, der Klang wird far- stellt werden, was haufig akustische big. Das Appenzeller Hackbrett hat einen Vorteile hat. Heute werden verschiedene kraftigen, hellen Klang, die leichten Ru- Hackbrettstander angeboten, das Spie- ten erlauben einen differenzierten An- len im Sitzen ist ublich geworden. schlag und ein virtuoses Spiel. Das Ap- penzeller Hackbrett passt klanglich zur Das Appenzeller Hackbrett im Vergleich Appenzeller Streichmusik mit der vollen mit dem chromatischen Salzburger Streicherbesetzung, es stellt gewisser- Hackbrett: massen das Generalbassinstrument der Die chromatische Stimmung ohne Mit- Appenzeller Musik dar. Sein idiomati- telsteg hat zweifellos Vorteile beim Er- scher Klang spiegelt die Mentalitat der lernen des Hackbrettspiels. Der syste- appenzellischen Bevolkerung in allen matische Aufbau und die Ubersichtlich- Facetten der Frohlichkeit und der leisen keit sind fur Schuler hilfreich, so kann Melancholie wieder. auch fruh mit dem Hackbrettspiel be- gonnen werden. Das Spiel auf dem Ap- www.roothus-gonten.ch penzeller Hackbrett scheint dagegen Werner Alder, Hackbrettbauer in Herisau schreibt zur Geschichte des Hackbretts: Der Ursprung des Hackbretts liegt in erstmals 1447 in einem Zurcher Rats- Persien. Dort ist es als wichtiges, klas- buch erwahnt, ranken sich viele Ge- sisches Instrument (Santur) seit dem heimnisse. Es soll an Konigshofen ge- fruhen Mittelalter bekannt. Von dort spielt worden sein. Spater als Tanz- kam es nach China und Korea sowie instrument abgewertet und eher ver- nach Nordindien. Es ist durchaus mog- achtet, blieb es vor allem im Appenzel- lich, dass das trapezformige Hackbrett lerland und im Toggenburg, aber auch denselben Ursprung hat, denn die fru- im Oberwallis erhalten. Das Hackbrett hen, mit zwei Kloppeln gespielten In- wurde vor allem in der Volksmusik strumente auf italienischen Gemalden eingesetzt. um 1430 waren rechteckig und hatten nur wenige Saiten. In der Schweiz www.alder-hackbrett.ch
Ein Appenzeller namens... 7 Ein Appenzeller namens Neff des Nachsts schon kaum mehr schlafen liess, empfing nur Radio SRF entschloss er sich, es zu besuchen, und schatzte dessen Wunschkonzerte und um nach Blue Bayou zu buchen, als wahrhaft echte Schweizer Werte ging er zum Reisedienst der Bahn, und auch als kulturelle Quelle. zu Helbling und zu Hotelplan, Speziell dem Sender «Musikwelle» die leider Blue Bayou nicht kannten. war er von Herzen zugetan, Neff suchte dann in den Atlanten, rief haufig dessen Leitung an schrieb voll Verlangen gar spontan und wunschte fur sich immerzu die Sangerin Paola an, Paolas Lied vom Blue Bayou. doch diese hatte andere Sorgen, Stets zog es ihn dann sehnsuchtsvoll und Blue Bayou blieb Neff verborgen. zu diesem sudlichen Atoll, Er ging dann mit der Heidimaus von dem Paola sinnlich sang. in eine Jugi nach Wildhaus, Es packte ihn ein starker Drang, sass dort vergnugt, wenn auch bekleidet, sich im Lagunensand zu aalen, am Schwendisee, vom Vieh umweidet, bekleidet nur mit Bastsandalen, und sah ins Toggenburg hinunter. wo die Lagunerinnen schwimmen Da weiss man, sprach er froh und munter, und nachts am Strand die Feuer glimmen. von Saft und Wurst und Purli satt, Als ihn dann dieses Paradies was man hat. Diese Glosse erschien im Tagblatt vom 19. Januar 2016. Da erinnern wir uns doch daran, dass in diesem Corona-Sommer und -Herbst Herr und Frau Schweizer ihre Ferien nicht in fernen Ländern, sondern in der Heimat verbrachten. Eugen Auer Eine Auswahl der Glossen von Eugen Auer ist unter dem Titel «Ein Appenzeller namens…» erschienen. Band 2 bis Band 4 sowie eine CD sind im Buchhandel oder unter www.verlagshaus-schwellbrunn.ch erhaltlich
Vereinsleben — Hoptvesammlig 8 123. «Hoptvesammlig» (auf dem Zirkularweg) Ergebnisse der Abstimmungen und Wahlen Ausgesandte Stimm- und Wahlkarten 191 Eingegangene Stimm- und Wahlkarten 89 Ungültig, da unfrankiert und erst am 6. August eingetroffen 1 Korrekt ausgefüllte, rechtzeitig eingetroffene und somit gültige Unterlagen 88 Absolutes Mehr 45 Stimmbeteiligung 46 % Geschäft gemäss Traktandenliste JA NEIN Enthaltung 1. Protokoll der 122. Hauptversammlung 88 2. Jahresbericht des Präsidenten 88 3. Mutationen 87 1 4. Jahresrechnung 88 5. Revisorenbericht 88 6. Entlastung des Vorstands 87 1 7. Festsetzung der Jahresbeiträge 88 8. Wahlgeschäfte (*) 86 2 9. Jahresprogramm 87 1 (*) Damit setzt sich der Vorstand fürs Vereinsjahr 2020/2021 wie folgt zusammen: Verena Preisig (Vizepräsidentin), Margrit Thommen-Weder, Ernst Keller-Dräyer (Kassier), Walter Merz-Gabathuler, Willi Schläpfer-Schmutz (Präsident) und die Revisionsstelle besteht aus: Marianne Saladin-Hersche (1. Revisorin), Heinz Krüttli-Manser (2. Revisor), Mirjam Hersche (Suppleantin) Binningen, Ende August 2020 Der Vorstand dankt Marianne und Jakob Bodenmann herzlich dafür, dass sie sich als «Stimm- und Wahlbüro» zur Verfügung gestellt und die Auszählungen und den Bericht über die Resultate übernommen haben.
Vereinsleben — Os em Vorstand 9 Die zweite Welle ist da! Weitere Einschränkungen für das Vereinsleben Schweren Herzens und mit grossem Vieles ist fur das Weihnachtsessen Bedauern hat der Vorstand – unter und fur den Neujahrsapero schon in Berucksichtigung der neusten Vor- die Wege geleitet worden und einmal schriften des Bundesrats und Erwa- mehr bleibt dieses Jahr nur die Ent- gung aller Risiken – entschieden, die tauschung, dass die Arbeit quasi «for d beiden nachsten Veranstaltungen des Chatz» gewesen ist. Appenzeller-Vereins Basel und Umge- Alle Mitglieder erhalten zusammen bung abzusagen. Dies betrifft die mit dieser Ausgabe der APPEZELLER Weihnachtsfeier und den Neujahrs- POSCHT ein Schreiben des Vorstands apero. Nachdem schon der Jubilaren- und – als kleines «Trosterli» – die lie- anlass nicht stattfinden konnte, mus- bevoll und mit viel Konnen gestaltete sen wir jetzt auch auf die Begegnun- Karte «Mitternachtsmesse» von der in gen an den beiden Anlassen zum Ende Rorschach geborenen und in Die- und zum Anfang eines Jahres verzich- poldsau lebenden Kunstlerin Agnes ten. Wir konnen nichts anderes tun als Bischof-Dudli. abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt und hoffen, dass in einem Der Vorstand wünscht Ihnen allen eine halben Jahr vielleicht alles unter Kon- besinnliche Adventszeit, schöne Weih- trolle ist und wir uns dann wieder nachten, «e guets Neus» – ond bliibed ungehindert treffen konnen. gsond! «Mitternachtsmesse» von Agnes Bischof-Dudli © Bild zVg von Druckpunkt-Balgach, www.appenzellerkarten.ch
Vereinsleben — Wanderung 2020 10 Diese Gegend ist ein Frauenland. Von Walter Merz Es war eine etwas spezielle Stimmung, den auch unsere Kehlen gekuhlt, und als sich 16 Unentwegte am 16. August dies mit einem vom Prasidenten Willi um viertel vor neun in der Bahnhofs- Schlapfer offerierten Kaistener Ries- halle von Basel trafen, mit Masken, ling Sylvaner von Weinbau Schraner. ohne Masken, mit Masken in Bereit- Fein, suffig, kuhl. Eine Wohltat – merci schaft. Mit Abstand zwar, aber davon Willi! auch nicht allzu viel. Man spurte Corona, aber man spurte auch das Diese Gegend sei ein Frauenland, Bedurfnis, nach langerer Zeit wieder schreibt Hansjorg Schneider in seinem einmal zusammen zu sein. Man hatte Buch «Kind der Aare», aus dem Willi zwar ein aktuelles Gesprachsthema, Schlapfer in seiner Begrussungsan- aber bald interessierte auch noch ganz sprache zitierte. Die Gegend sei «…re- anderes als das Virus. giert von der Gottin Verena, die spater zur Heiligen erklart wurde. Sie hatte Dann also: Maske auf und in einem die Macht, die physischen Gesetze auf- SBB-Wagen der wahrhaft alteren Ge- zuheben. Sie ist von Solothurn auf ei- neration nach Frick, wo sich Meta Di- nem Stein die Aare hinunterge- em dazugesellte und die nun 17- schwommen bis nach Koblenz und kopfige Gruppe – geleitet von Ursula dort einige Kilometer den Rhein hin- Topkaya, assistiert von ihrem Mann auf nach Zurzach, wo sie begraben Hasan, der wahrend der ganzen Wan- liegt unter dem Verena-Munster. Die derung als hinterster Mann dafur be- machtigste, hilfreichste Gottin beid- sorgt war, dass niemand verloren ging seits des Rheins…». Und weiter «…Das (im Radsport sagt man dem auch Zentrum des Aargaus ist jenes goldene «Besenwagen») – wo also die 17- Gebiet, in dem die Lenzburg, die Bru- kopfige Gruppe den Bus nach Bozberg negg, die Habsburg, die Wildegg und -Neustalden bestieg. Wildenstein stehen. Wobei Wildegg Man hatte sich fur die «Appenzeller- und Wildenstein nicht ihrer Wildheit Wanderung» einen der warmeren Ta- wegen so heissen, sondern nach der ge dieses Sommers ausgesucht aber uralten Gottin Wil. Das ist altes, stol- Ursula fuhrte die Gruppe in weiser zes Minnesanggebiet, mit dem Romer- Voraussicht auf einem wunderbar lager Vindonissa zu Fussen, wo Reuss kuhlen Waldweg zur Linner Linde, und Limmat in die Aare munden. Mit unserem ersten Marschhalt. Da wur- der Klosterkirche Konigsfelden, die
Vereinsleben — Wanderung 2020 11 von der Konigin Elisabeth in Erinne- sich und war sehr zufrieden. rung an den ermordeten Konig Alb- Aber halt: vorab und zwischendurch recht gebaut wurde. Mit der Kirche auf gab es Neues und Interessantes zu dem Staufberg, wo die wunderscho- erfahren. Prasident Willi Schlapfer nen Glasfenster hangen. Mit dem heili- begrusste die neu dazugekommenen gen Baum des Aargaus, der Linde von Doris Sutterlin und Lisbeth und Bruno Linn auf dem Bozberg oben. Ihr Alter Gehrig und die Mutter von Frau Zum- wird auf 800 Jahre geschatzt. Aber brunnen und erklarte, woher Zeihen wer kennt schon ihr wahres Alter…». seinen Namen hat. Und wer weiss, wie gut Willi Geschichten erzahlen kann, Wie alt sie ist, wissen auch wir Appen- zeller nicht. Aber machtig ist sie ohne weiss es jetzt. Denn das ging so: «Wo s’Dorfli ordli gross gsi isch, hei si-n-em Zweifel. Wenn kleine Kinder sie um- rundeten, was kleine Kinder oft und immer no kei Name gha. Do hei si emol Gmeind gha inere grosse Schure-n- gerne machen, ging es jeweils eine ganze Weile, bis sie wieder auftauch- inne und hei birote und birote, aber i keim het oppis rachts wolle z’Sinn cho. ten. So machtig ist sie, die Linner Lin- Do lauft grad der Tufel verbi und de. ghorts. Do nimmt er e Hampfle Drack Beeindruckt und sowohl geistig als vo der Stross und haut-e-nes as Tanns- auch bacchantisch gestarkt zog die tor a und rueft: ‘Do heit er es Zei- Gruppe weiter in Richtung Wasserfalle he!’ (Zeiche). Do hei si de Ort Zeihe im Sagmulital. Wasserfalle? Hat man tauft». – Sagt der Volksmund. vom hochsten Wasserfall des Aargaus Gute Neuigkeiten konnte der Kassier gesprochen? Nur einer von dreien Ernst Keller vermelden: Rosmarie und fuhrte noch etwas Wasser, die andern, Erwin Meier gehe es sehr gut. Erwin an sich wohl eindrucklicheren, hatte mache gute und erfreuliche Fortschrit- die Sommerhitze ausgetrocknet. Man te und sie beide lassen herzlich grus- sehnte sich wohl auch hier nach Regen sen. (wie war das doch schon wieder mit Ernst ergriff die Gelegenheit, um auch dem Klimawandel?). Aber es war den- noch etwas Werbung fur das neue noch ein schones, fast etwas voralpi- Buch von Peter Eggenberger «D’Heb- nes, Schluchtlein, das an seinem Aus- amm vo Walzehuse» zu machen, von gang den Blick auf eine wunderbare, dem einige Exemplare beim Verein offene Landschaft freigab, die uns ins zum Kauf bereitlagen. Und schon war Rossli nach Zeihen zum Mittagessen eines weg. fuhrte. Zu Salat, Suppe und asiatisch gewurztem Geschnetzeltem mit Nu- Wohin die Reise nun gehen soll, er- deln und Frites und zu einem schonen klarte die Wanderleiterin Ursula Top- kleinen Coupe Danemark. Man freute kaya: zu der im Wald versteckt liegen-
Vereinsleben — Wanderung 2020 12 Apéro unter der Linde; merci Willi Une leçon d‘histoire du président Ursula und Hasan—Leitungsteam Idylle am Weg nach Zeihen Sägmülital – wasserloser Wasserfall Da war doch noch etwas Wasser Wehrhafte Schweiz Das Kreuz von 1874 Gaben aus Wohn- und Schlafzimmern
Vereinsleben — Wanderung 2020 13 den Kapelle Eichkreuz. Und fur alle, Zeiher stellten daher in Fronarbeit die wieder einmal in diese Gegend Banke auf. Als in den 1930er Jahren kamen, empfahl sie auch den nahen gar der Wunsch aufkam, beim Eich- und sehenswerten Vogelpark «Am- kreuz eine Kapelle zu bauen, startete bigua», in dem vor allem Papageien das Dorforiginal Johann Uebelhardt, und Sittiche leben. auch Zeiherhans genannt, der im Nicht von «Wander-Vogeln» war in Herznacher Armenhaus lebte und un- der Einladung die Rede gewesen, son- ter anderem mit der Herstellung von dern vom «Wander-Schuppel». Dieser Reisigbesen und dem Verkauf von Schuppel also bewegte sich so schnell Waldfruchten etwas Geld verdiente, es die Hitze erlaubte, uber den Eichhof eine Geldsammlung zugunsten des zur Kapelle Eichkreuz, die durch einen Projekts. gewundenen Pfad im Wald zu errei- Die Kapelle wurde dann aus Holz ge- chen war und schonen Schatten spen- baut. Bis heute wird sie vor allem von dete und wo Ursula Topkaya deren Glaubigen aus den benachbarten Dor- Geschichte und Eigenheiten erklarte: fern besucht, welche die Ruhe des Or- 1874 sei der Waldsamenhandler Jo- tes schatzen. Eher selten finden religi- hann Wendelin Burgi aus Oberzeihen, ose Andachten statt. Vater von drei Kindern, kurz vor der Der vordere Teil der Kapelle mit dem Geburt des vierten Kindes auf einer Kreuz von 1874 ist uberdacht, jedoch Baustelle schwer verunfallt. Gott habe nach drei Seiten hin offen. Neben dem jedoch die Gebete der frommen Fami- Kreuz stehen zwei Bildstocke, die den lie erhort und habe den Vater rasch Gekreuzigten sowie Jesus am Olberg genesen lassen. Zum Dank fur die wie- zeigen. Eine kleine «Grotte» mit einer dererlangte Gesundheit und fur die Figur der Maria von Lourdes lenkt gluckliche Geburt eines Sohnes woll- etwas von der Leidensgeschichte Jesu ten Burgi und seine Frau Sekunda ab. An den Kapellenwanden sind reli- westlich des Weilers Oberzeihen ein giose Bilder zu sehen, die einst in altes Holzkreuz durch ein neues erset- Wohnstuben und Schlafzimmern hin- zen. Mit der wohlwollenden Unterstut- gen und von den Eigentumern hier- zung der Pfarrer von Herznach und hergebracht wurden. Das Kreuz steht Zeihen erhielten die Burgis sowohl heute auf Zeiher Boden, die Kapelle vom Landeigentumer als auch vom auf dem Land des benachbarten Bau- Gemeinderat Herznach die Bewilli- ernhofs und ist Privatbesitz, wahrend gung fur ein neues Kreuz auf der An- das Kreuz Eigentum der beiden Kirch- hohe im Gebiet Eichgatter ohne Prob- gemeinden Zeihen und Herznach- leme. Ueken ist. Das Kreuz wurde von Glaubigen aus Dass in dieser andachtigen Umgebung der Region gerne aufgesucht. Einige auch noch zwei, drei Witze zum Bes-
Vereinsleben — Wanderung 2020 14 ten gegeben wurden, sei hier nur am Fazit: es war ein ausgesprochen scho- Rande vermerkt. ner und erlebnisreicher Tag. Und: der langjahrige Wanderleiter Edgar Sut- Nun denn, der Weg fuhrte den Schup- terlin hat mit Ursula Topkaya eine pel am Orchideen-Paradies Sarbe (wo sehr wurdige Nachfolgerin gefunden. auch das scharfste Auge leider keine Ursula hat – mit Unterstutzung von Orchidee erblicken konnte) vorbei Hasan – eine abwechslungs- und lehr- nach Herznach, wo der Bus und ein reiche Wanderung «in fremden Lan- drohendes Gewitter fast gleichzeitig den» organisiert, an die man sich ger- eintrafen, man aber doch noch kurz ne erinnern wird. Und so kann man in Zeit hatte, ein Foto des Verena- Abwandlung des Titels «Diese Gegend Brunnens aufzunehmen, um dann wie- ist ein Frauenland.» aus dem Text von der maskiert in Richtung Frick und Hansjorg Schneider sagen: «Dieser Tag Basel gefahren zu werden. war in Frauenhand.» Danke, Ursula! Es war sehr schon.
Vereinsleben — Jubilarenanlass 15 Ein rhetorischer Blick auf den abgesagten Jubilarenanlass vom 23. Oktober 2020 Von Willi Schläpfer Alles war parat: die Einladungen, das chen, von seinem 1820 geschriebenen Schutzkonzept, Kevin und sein Hack- «Entwurf einer nie gehaltenen An- brett-Intermezzo, die Streichmusik, die trittspredigt vor einer Landgemeinde» Namensschilder und Präsente, die im zu ein paar «Gedanken zur nie gehal- Herbst 2020 unumgänglichen Masken, tenen Begrussungsrede am Jubilaren- aber dann kam es leider über Nacht anlass 2020» anregen lassen. kurzfristig doch ganz anders… abge- sagt! Als Text hat Hebel Psalm 73, 28 «Aber Nicht nur Johannes Merz, der Begrun- das ist meine Freude, dass ich mich zu der der appenzellischen Mundart, des- Gott halte und meine Zuversicht setze sen 1826 in St. Gallen im Herisauer auf Gott, den HERRN, dass ich verkun- Dialekt veroffentlichtes Werk «Des dige all dein Tun.» gewahlt; ich ent- poetischen Appenzellers sammtliche scheide mich fur 2. Konige 2, 24: «Da Gedichte in seiner Landessprache» kamen zwei Baren aus dem Wald und weite Beachtung gefunden hat, ist von zerrissen zweiundvierzig junge Leu- Johann Peter Hebel inspiriert worden, te.» So steht es in der Einheitsuberset- auch drei weitere Ausserrhoder zung und in der «Zurcher Bibel» heisst Schriftsteller erweisen dem grossten es: «Und aus dem Wald kamen zwei Poeten in der alemannischen Sprache Barinnen und rissen zweiundvierzig und ausgezeichneten Erzahler, der in von den Kindern in Stucke.» Basel als Kind zugezogener, einfacher So oder so: «Heavy Stuff!» Eltern auf die Welt gekommen ist, im- mer wieder ihre Reverenz: Julius Ammann, Werner Longatti und, Liebe Jubilarinnen und Jubilare im fur mich der bedeutendste unter Hofgut «Grosstannen» ihnen, Heinrich Altherr. Ein Dichter Mit dieser schon etwas eigenartigen bin ich, weissgott, nicht, aber mit Jo- Stelle aus dem alten Testament, wo hann Peter Hebels Schaffen habe ich zwei Baren oder Barinnen 42 Kinder mich fast mein ganzes Leben lang be- oder junge Leute zerreissen, begrusse fasst. ich Sie herzlich bei Handschins im Drum habe ich mich, Hebels Qualitat Hofgut «Grosstannen» in Bubendorf. kann und werde ich aber nie errei- Der Prophet Elischa, oft wird er auch
Vereinsleben — Jubilarenanlass 16 einfach Elisa genannt, ruft die Tiere, (gewesen), dass gefahrliche Tiere oder weil die jungen Burschen ihn mit Wesen gereizt werden konnen, wenn «Kahlkopf, komm herauf» verspottet sie bei ihrem Namen angesprochen haben. Aber darum geht es nicht, son- werden: «Wenn man vom Teufel dern um die in unserer Kultur heilige spricht…». Deshalb ist es empfehlens- Zahl 40, 42 ist davon eine Nebenform, wert, sich davor durch Tabunamen, die Differenz vernachlassigbar, und z.B. «Gottseibeiuns», zu schutzen. Der eben um die Baren. Bar ist das grosste und gefahrlichste Raubtier im nordlichen Europa, die Furcht und der Respekt vor ihm riesig 40 Leute haben sich heute angemel- und darum ist wohl auch die germani- det. 40 Franken bezahlen die Gaste fur sche Entsprechung des lat. «ursus» Speis und Trank. 40 Tage blieb Moses und griech. «arktos» άρκτος ausge- auf dem Berg Horeb und danach kam storben und durch «bero» ersetzt wor- er mit den 10 Geboten herunter. 40 den, das einfach «Der Braune» bedeu- Tage und 40 Nachte wanderte spater tet, also doch recht harmlos ist. Im der Prophet Elias zu diesem heiligen angelsachsischen Heldengedicht «Beo- Berg, dem Horeb, ich stelle mir darun- wolf» steckt auch ein Bar, nur wird er ter einen mittelostlichen Santis vor, hier als «Bienen-Wolf» bezeichnet und wo sich ihm Gott offenbarte. 40 Tage ruckt damit ganz in die Nahe vom und 40 Nachte fastete Jesus in der «Honigdieb», wie der Bar auf Russisch Wuste, als der Versucher an ihn heran- heisst: «Medwed» медведь. Dieser trat. (Ein wenig aus der Reihe tanzen Honig-Baren-Kreis schliesst sich heute da Ali Babas 40 Rauber. Aber so eng dann wieder, wenn nach dem Essen wollen wir es schon nicht sehen.) alle Jubilarinnen und Jubilare als Mit 40 Jahren war ein Mann (sic!) im «Bhaltis» von Margrit Thommen- alten Rom «senex», also alt, aber damit Weder, aufgewachsen in Berneck/SG, konnte er wenigstens «Senator» wer- ein kleines Topfchen mit echtem, fei- den – und ebenfalls von «senex» abge- nem, sussem Maispracher Honig be- leitet sind die Ausdrucke «Pro Senec- kommen. tute» oder, das gibt es und kommt eben auch vor, «senil». Dass wir den Landesnamen dem Abt von St. Gallen verdanken und den Sogar beim Kult um den Baren spielt «Nachfahren» vom Hl. Gallus grad die Zahl 40 eine grosse Rolle. auch noch den Baren geklaut haben, Davon aber etwas spater, zuerst ein unserer ist zwar einiges wilder als der paar Worte daruber, wie unser Wap- gezahmte des irischen Missionars, ist pentier zu seinem Namen gekommen bekannt, weniger vielleicht, dass prak- ist. Der Glaube ist weit verbreitet tisch alle Festtage der Heiligen, die
Vereinsleben — Jubilarenanlass 17 etwas mit Baren zu tun haben, im Mauritius.) – 9. November: Saint Ursin Winterhalbjahr gefeiert werden. Gal- de Bourges oder «en Berry» – 20. De- lus am 16. und Ursula am 21. Oktober zember: St. Ursicinus (Saint Ursanne), und, in Freising bei Munchen, Corbini- der wie die heiligen Gallus und Corbi- an am 20. November, um hier schon nian einen wilden Baren «in Gottes einmal drei zu nennen. Das ruhrt da- Namen» gezahmt hat – 1./2. Februar: her, dass der Bar, dieses machtige siehe oben. Raubtier, quasi als Herr uber die Zeit betrachtet worden ist und so als Ich konnte, einfach weil es so schon «Zeitmesser» dient, gerade in Land- passte, die Reihe schon am 20. August strichen, wo die Jahreszeiten doch beginnen, dem Festtag vom Hl. Ber- sehr ausgepragt sind. nard de Clairvaux. Doch ausser dem «Barigen» im Namen hat dieser be- Wenn es kalt wird, begibt er sich in ruhmte Kirchenvater, Zisterzienser- den Winterschlaf und wacht erst im monch usw. mit «Meister Petz» rein Fruhjahr wieder auf. Da eine Zeitspan- gar nichts zu tun – und «einen Baren ne, die zwar keine Ewigkeit dauert, aufbinden», das sollte man der Zuho- aber doch recht lang ist und haufig mit rerschaft auch in der launigsten Rede 40 Tagen und 40 Nachten ausdruckt nie und nimmer. Dass aber, vor allem wird, erstaunt es wenig, dass stets im Alpenraum, in der dunklen Jahres- rund 40 Tage zwischen den wichtigs- zeit vermummte, verhullte, oft pelzige ten Baren-Heiligen liegen, alle im Gestalten auftauchen, das stimmt und Herbst und Winter, bis dann anfangs hat, da ist sich die Forschung einig, Februar, die Tage werden langsam schon etwas mit dem Kult um den wieder langer und heller, «Maria schlafenden Braunen zu tun. Lichtmess» gefeiert wird, in Irland das keltische Fruhlingsfest «Imbolc» und Allen, die mehr uber die Mythologie in gewissen Teilen der franzosischen des appenzellischen Wappentiers er- Pyrenaen wird die Rosetta, eine weib- fahren mochten, sei das grossartige, liche Strohpuppe, symbolisch mit ei- leider bloss auf Franzosisch erhaltli- nem Baren, einem verkleideten jungen che Buch von Michel Pastoureau emp- Mann, vermahlt – und danach ist Fas- fohlen: «L’ours. L’histoire d’un roi de- nachtszeit! chu» – nicht nur wegen des Titelblatts. Aber hier nun, zum Nachrechnen, die relevantesten Heiligen mit einem Ba- Zum Schluss wunsche ich allen Jubila- ren-Bezug: 30. September: St. Urs (& rinnen, Jubilaren und den eingelade- Viktor) von Solothurn (Wie die heilige nen Gasten, denen Ernst Keller-Drayer Verena waren sie Gefahrten von St. dann schon noch die 40 Franken ab-
Vereinsleben — Jubilarenanlass 18 knopfen wird, einen Barenhunger und Doch lassen wir das; wir wissen ja noch etwas: Die Romer haben statt 40 inzwischen: «Wenn man vom Teufel XL geschrieben und «quadraginta» spricht…» – und wer will das schon? gesagt. Daraus ist auf Italienisch «quaranta», auf Spanisch «cuarenta» Ein barenstarkes Fest und «e Guete»! und auf Franzosisch «quarante» ge- worden und davon abgeleitet … Willi Schläpfer Wappen von Freising in Bayern mit dem Bären des hl. Korbinian Seit 1910 zeigt das Gemeindewappen von Berneck/SG Wappen von St. Ursanne den Bär als «redendes» Wappenmotiv sowie einen Rebstock als Hinweis auf den Weinbau in Berneck seit dem 9. Jahrhundert.
Appenzellermusik 19 Frauen in der Appenzellermusik Ein Blick in die Maturaarbeit von Samira Neff aus Appenzell Rolf Rechsteiner, der langjährige Chef- tel der 122 Seiten umfassenden Arbeit redaktor des Appenzeller Volksfreunds ein, die vor allem die Entwicklung des (eine Würdigung finden Sie auf Seite letzten Jahrhunderts umschreibt. 23) hat am 9. Januar in einem Artikel eine Zusammenfassung der 122- Zwei unterschiedliche seitigen Maturaarbeit von Samira Neff Lebenswelten beschrieben. Die Mitglieder des Appen- Von alters her haben Manner und zeller-Vereins Basel und Umgebung Frauen in Innerrhoden gesungen. Da- kennen Samira als begnadete Cello- bei blieben sie unter sich; Manner san- Spielerin der Meedle-Streichmusik gen im sennischen Alltag, bei der Stall- «Vielsaitig» vom grossen Appenzeller- arbeit und nahmen in geselliger Runde Konzert von 2018 in der Offenen Kirche ein paar Rugguseli. Frauen und Mad- Elisabethen in Basel. chen sangen wahrend der «Stobede» gern zur Arbeit am Stickrahmen; Ratz- liedli und Jodel durften gleichermas- sen gepflegt worden sein. Interessant ist, dass sich zuerst bei den Frauen Jodelklubs sind in Innerrhoden eine Solosangerinnen hervortaten wie etwa reine Männerdomäne. Samira Neff das «Mazenauelers Tonneli» (um geht deshalb der Frage nach, ob 1900), und dass sich Frauengruppen Frauen in der Appenzellermusik unterschiedlicher Grosse bildeten, die heute eine Selbstverständlichkeit den Jodelgesang auf Buhnen und sind. Sie kommt zu interessanten Volksfeste trugen. Erwahnt seien die Schlüssen. funf «Bohlemeedle» aus Gonten, die Samira Neff gliedert ihr Werk in die rein weibliche, siebenkopfige «Jodler- zwei Kapitel «Gesang» und «Instru- gruppe Frohsinn» oder Kathri Fassler mentalmusik» aus gutem Grund: die und Lucia Schiegg-Dorig, die als Prasenz der Frauen weist deutliche «Geschwister Dorig» grosse Bekannt- Unterschiede auf. Die Maturandin ging heit erlangten. Die beiden Schwestern ihre Forschung mit vorhandener Fach- sind Grosstanten der Autorin und wa- literatur an und hat ihre Erkenntnisse ren im Lauf ihrer Karriere mit fast in personlichen Interviews mit Sze- allen Appenzellerformationen ihrer nenkennern und Experten gestutzt. Zeit unterwegs. Im personlichen Inter- Diese Mitschriften nehmen einen Vier- view gaben sie gerne Auskunft.
Appenzellermusik 20 Reine Männerwelt 2005 aufgelost wurde. Man kann sich die Frage stellen, wa- Einigen Idealisten ist es zu verdanken, rum die Innerrhoder Jodelchore reine dass das heimische Liedgut vermehrt Mannergesellschaften sind, wahrend und gezielt gepflegt wurde. Dolf Mett- in Ausserrhoden Vorjodlerinnen zum ler rief die «Singmeedle» ins Leben, Einsatz kommen. Samira Neff erklart die von 1984 bis 1994 als achtkopfige dies in ihrer Bilanz zum ersten Kapi- Frauengruppe aktiv waren. Sepp Her- tel: «Viele Mannerchore entstanden ger trat mit Oberdorfer Schulern und aus Vereinen, dem Militar oder einfach Schulerinnen – teilweise in Tracht – an aus Kollegengruppen heraus. Bruno die Offentlichkeit und sang mit ihnen Mock betont in seiner Dissertation, vorwiegend aus dem «Innerrhoder dass das «Ommehocke» ausschlagge- Liederbuch». Gleichzeitig entstand um bend war fur die Grundung mehrerer Josef Dorig die «Singgruppe Appen- Innerrhoder Jodelchore. Das kann ein zell» als erster offizieller Jugendchor. bedeutender Mitgrund sein, warum es Vier Lehrkrafte fuhrten seine Bestre- Frauen nicht in die Chore schafften.» bungen weiter; die «Schuelegoofe vo Kathri Fassler sagt dazu, dass es zu Appezoll» spielten bis zu ihrer Auflo- ihrer Zeit keine Moglichkeit gegeben sung 2016 mehrere Tontrager ein. habe fur eine Frau, mitzusingen. Sie hatte es aber auch nicht gewollt; zwi- Samira Neff stellt fest, dass in Sanger- schen einer mannlichen Ubermacht kreisen aktuell vor allem der weibli- hatte sie sich zu exponiert gefuhlt. che Nachwuchs sehr stark ist. Sie Kommt dazu, dass sich in Innerrhoden selbst singt mit in der vierkopfigen zahlreiche Manner finden, die sich Gruppe «Meedle», die Guido Neff auf- dank ausgepragter Falsettstimme aus- gebaut hat, um mit ihnen das Pro- gezeichnet als Vorsanger eignen. gramm seiner Familienstreichmusik stilvoll zu erweitern. Sie ist auch Mit- Chöre halten die Stellung glied der «Streichmusik Vielsaitig», was die Brucke zum zweiten Kapitel Frauenstimmen waren dagegen sehr «Instrumentalmusik» schlagt. gefragt in Kirchenchoren, die immer als gemischte Formationen zur Ehre Eine Männerdomäne fällt Gottes sangen. Schon Anfangs des 20. Jahrhunderts existierte auch ein rei- Tanzanlasse haben ebenfalls eine lan- ner Frauenchor, der bis 1950 als Da- ge Tradition. Doch war das «Uuf- menchor firmierte. 1952 gab es ledig- mache» vor 1950 reine Mannersache. lich zwei gemischte Jodelclubs, zum Als Ausnahme sind Familienkapellen einen das «Landjugendchorli» als ge- zu nennen, in denen auch Tochter zum mischten Nachwuchschor und das Zug kamen und – sofern es eine Wirte- «Innerrhoder Trachtechorli», das familie war – sogar offentliche Auftrit-
21 Stickerinnen beim «zo Stobede goh» Kathri und Lucia Mazenäuelers Tönneli Cäcilia Kegel mit dem «Echo vom Kronberg» Familienmusik Gmünder, «Bären» Gonten Josefa Rusch mit Meedle in den Anfangszeiten «Meedle Striichmusig» 1990 ihren Brüdern Streichmusik Vielsaitig (2. von links: Samira Neff) 2018 – Elisabethenkirche Basel
Appenzellermusik 22 te hatten. Bekannt war vor dem zwei- gebildet und der Tanzmusikantenver- ten Weltkrieg etwa die Familie Kegel band erfreut sich zahlreicher Neuzu- in Gonten, die als gemischte Formati- gange. 1958 zahlte er ein einziges Mit- on «Echo vom Kronberg» aufmachte. glied, inzwischen sind funfzehn Pro- Auch die Familie Gmunder vom «Ba- zent der Mitglieder Frauen – Tendenz ren Gonten» pflegte als Kapelle zu- steigend, wie Samira Neff festhalt. Die sammen zu musizieren, allerdings 18-Jahrige blickt selber zuruck auf nicht in der heute typischen Formati- zwolf wunderschone Jahre im Kreis on. der «Meedle» und als Instrumentalis- tin. Weil im ersten Weltkrieg samtliche Tanzanlasse verboten waren, legten Rolf Rechsteiner zahlreiche Musikanten die Hande in den Schoss, was zu einer dramati- schen Ausdunnung des Angebots fuhr- Anmerkung der Redaktion: Wer nun te. Madchen und junge Frauen kamen Lust bekommen hat, sich intensiver mit gleichwohl erst nach dem zweiten der hervorragenden Arbeit von Samira Weltkrieg zum Zug. Alois Dobler von Neff zu befassen, kann die vollständige der «Loosmuhle» engagierte sich in Maturaarbeit bei ihr anfordern: der Nachwuchsforderung, und nach (samira.neff@bluewin.ch) – bitte mit ihm Josef Dobler («Hornsepp»), der Angabe «Mitglied im Appenzeller- eine «Goofestriichmusig» auf die Bei- Verein Basel und Umgebung». ne stellte, aus der sich eine mannliche und eine weibliche Formation entwi- ckelte. Seine reine «Meedlestriich- musig» setzte sich ab 1990 gut in Sze- ne. Franz Manser («de Baazli») er- wahnt im Interview mit der Autorin, Frauen waren auf der Musikantenbuh- ne schon fruher durchaus willkommen gewesen. Die Ablehnung war eher Und noch eine kleine, aber äusserst be- vom Volk her spurbar. Man beachte: merkenswerte Notiz zum Schluss: wer Die Einfuhrung des Frauenstimm- Samira Neff «googelt», kann feststellen, rechts veranderte die Welt in Appen- dass sie an der Maturafeier des Gymna- zell Innerrhoden. siums St. Antonius Appenzell im Som- mer 2020 als Beste von allen mit dem Ab 1990 forderte die Musikschule Ap- Notendurchschnitt von 5,77 ausgezeich- penzell das Instrumentalspiel nach net wurde. Da verneigen wir uns und Noten – mit durchschlagendem Erfolg. sagen: So virtuos wie am Cello so auch Nachwuchsformationen haben sich am Gymi!
Eine bemerkenswerte Journalistenkarriere 23 «Wenn du deinen Senf dazugeben willst, muss er gut sein» Unter diesem Titel schrieb Kathrin tikel, bei denen Profil und Meinung Alder am 5. August in der NZZ einen gefragt sind; etwa zur Landsgemeinde «Rückblick auf eine bemerkenswer- oder, seltener, zu politischen Geschaf- te Journalistenkarriere in Appen- ten unter dem Jahr, die aus der Stan- zell Innerrhoden». deskommission kommen.» Weiter schreibt Kathrin Alder: «’Man Nach 20 Jahren als Chefredaktor des darf den Leuten an den Karren fahren, «Appenzeller Volksfreunds» ging Rolf aber man darf keinen Totalschaden Rechsteiner dieses Jahr in Pension. Die verursachen’, lautete Rechsteiners NZZ widmete ihm zum Abschied eine Credo. Schliesslich lauft man sich am ganze Seite. Wir zitieren hier zwei Ab- schnitte aus Kathrin Alders Text. Sie schreibt: «Rolf Rechsteiner ist ausgebildeter Primarlehrer. 23 Jahre lang hat er in der Innerrhoder Exklave Oberegg un- terrichtet und dabei sporadisch aus dem Dorf im «ausseren Landesteil» berichtet. Damals schrieb er seine Tex- te auf der Schreibmaschine, die Fotos badete er bei sich im Keller und schickte den Streifen per Post nach Appenzell in den «inneren Landesteil», wo die Zeitungsseiten noch mit Pa- pierfahnen geklebt wurden. Heute ist das freilich anders. Technisch ist die Redaktion auf dem neusten Stand, das Team besteht aus vier schreibenden Redaktorinnen und Redaktoren (inklusive Chefredaktor) und zwei Blattmachern. Der Chefredaktor un- terscheidet sich von den anderen Au- toren nur darin, dass er «halt auch die grossen Brocken» schreibt, die Leitar- FOTO: CHRISTOPH RUCKSTUHL/NZZ
Eine bemerkenswerte Journalistenkarriere 24 nachsten Tag wieder uber den Weg. operativer und hilfsbereiter Mann, Und am ubernachsten wieder. von dem wir stets ohne viel Federle- Lokaljournalismus ist kein einfaches sens Texte, Fotos und Unterlagen fur Gewerbe. Erst recht nicht, wenn man unsere Publikation erhielten. Dafur sich wie Rechsteiner zwei Jahrzehnte sind wir ihm dankbar und wir wun- lang mit den lokalen Grossen beschaf- schen dem gewiss etwas erleichterten tigen oder vielmehr arrangieren Rolf Rechsteiner herzlich «vill muss.» Wie sich Rolf Rechsteiner mit Gfreuts» fur die kommenden Jahre. der Obrigkeit beschaftigte und arran- gierte und welche Schwierigkeiten PS. Der Spruch, den Kathrin Alder als ihm dabei begegneten, beschreibt Ka- Titel uber ihren Artikel gesetzt hat, thrin Alder in ihrem Artikel sehr stand – als Rechsteiner anfing als Jour- schon – nebst einem Seitenblick auf nalist zu arbeiten – auf einem Tonbe- die Gepflogenheiten im politischen cher in der Redaktion: «Wenn du dei- Leben in Innerrhoden. nen Senf dazugeben willst, muss er gut Fur uns von der APPEZELLER POSCHT sein». Das habe er sich stets zu Herzen war Rolf Rechsteiner ein enorm ko- genommen.
In Zeiten von Corona 25 Covid-19 führte zur Hotelschliessung Von Peter Eggenberger Das 1870 eroffnete Hotel Kurhaus-Bad dereroffnet werden konnte. Im Zuge (heute Hotel Walzenhausen) gehort von Covid-19 erfolgten aber ab Marz mit seinen rund 100 Gastebetten zu 2020 viele Stornierungen mit entspre- den grossten Beherbergungsbetrieben chenden Einbussen auf der Einnah- im Appenzellerland. 2016 wurde das menseite. Kommt dazu, dass sich die in der Vergangenheit verschiedentlich weitere Zukunft auch fur die Appen- erweiterte und erneuerte Haus ge- zeller Gastrobranche wenig verheis- schlossen. Gross war deshalb die Freu- sungsvoll prasentiert, so dass das de im Herbst 2019, als das traumhaft Pachtverhaltnis aufgelost und das Ho- uber dem Bodensee gelegene Hotel- tel per Ende September geschlossen Restaurant mit neuen Pachtern wie- wurde. Covid-19 führte zur Schliessung des traditionsreichen Hotels Walzenhausen. Bild Peter Eggenberger
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Em Jakob sini Siite 27 E Bänkli - ond no e chli meh! Von Jakob Bodenmann I de letschte Uusgob vo usere Wie da Bildli zaged, ond wie n i im «Appezeller Poscht» ha n i ober e paar Verlauf vo de Johr vo oppe n eme Bsu- Bankli pricht, vo welne me i de Omge- echer oder eme Gascht khort ha, isch big vo de Buehlerer Wissegg e herrle- es nud no d Uussicht ond d Rueh gsee, chi Uussicht cha gnusse. D Idee, as mer wo s gnosse hond, Chraft, hond s mer die Geged amene wiitere Publikum gsaat, chommer do tanke. Vis-a-vis chonnt oder vilicht sogar mosst zom Bankli, of de rechte Siite, gsaacht schmackhaft oder zom Mondsch- me ebe no de Alpste – vo de Fahnere te mosst bekannt mache, chonnt nud bis zom Santis – i sinnere ganze vo mer. Es sond d Enderlin Schwosch- Grossi. tere, wo i dere Geged ufgwachse ond dehem sond, noch bim Gern-Beizli. Zuefallig ischt der, wo of dem Bankli hocked, min Schwoger, «Sigi» het mer em gsaat. Er ischt vor e paar Johr gstorbe ond wa n er i so eme Moment for si, i sim Innerschte empfonde het, bliibt sis Gheimnis. Wie, so frog i mi, wor er acht di huttig Zit iischatze. Er ischt, wie mer saat, en «studierte» Puur gsee. Was omm en omme pas- siert ischt, het en intressiert. Er isch uffgschlosse gsee ond het sini Menig gern kund tue. Froge chonid mer en naturlig nomme. Zom Gfell ischt er vo
Em Jakob sini Siite 28 dere Pandemie, wie mer si jetzt erle- um vo userem Verein 1897-1997, bin i bid, veschont blebe. Hett i en gfroget, of verschiedeni Stelle gstosse, wo i welem vo de viele n Experte, wo mit dem Sinn ebefalls bemerkenswert erne Menige uufgwartet hond, as er send: em eenschte globe wor, hett er d Frog omtrait ond zo mer gsaat: Welem 1917 globscht denn du? Sag mer s wadli! Sini Antwort: Jo, genau, de seb hetti i «In Anbetracht der kritischen Zeit, so au gnoh! die Antwort an Herrn Hartmann (alias Chemifeger Bodemaa), für die Planung Do ischt mer die Siite mit em Johres- eines musikalischen Abends, wird Ab- programm vom Appezellerverein Ba- stand genommen. Er wird auf spätere sel mit dene viele rote Balke gad Zeiten vertröstet». zrecht cho. Si zaaged iidrocklig, off wa mer hond mose ond all no mond ve- 1918 zichte ond Rucksicht neh. «Im übrigen wurde mit Befriedigung zur Kenntnis genommen, dass, einem neuen Bundesbeschluss zu Folge, die Kantonsregierungen nun ermächtigt sind, die Polizeibewilligungen bis 2 Uhr zu erteilen. Diese Erleichterung verhin- derte allerdings nicht, dass die August- feier wegen der grassierenden Grippe- Epidemie dahinfallen musste.» 1934 «So ist nun wieder ein Jahr verflossen, welches uns manch schöne und heitere Stunden gebracht hat, vielleicht für manche Mitglieder das einzige Vergnü- gen in der heutigen Krisenzeit. Hoffen wir, dass das kommende Jahr in dieser Hinsicht besser sei.» 1939 Gerechterwis moes mer aber au sage, as fruehner au nud alls rond glauffe n «Die Durchführung der Jahresfeier z.B. ischt. Bim Doreluege vo usere musste ausfallen: 'Infolge des ausgebro- Feschtschreft zom 100-johrige Jubila- chenen Krieges wurden unsere Sänger
Em Jakob sini Siite 29 zur Verteidigung unseres lieben Vater- sei nicht der richtige Ausdruck dafür, landes an die Grenze gerufen.» eine Katastrophe sei daraus entstan- den. Er wolle darauf verzichten auf die 1940 sechs Jahre des Jammers, des Elends, des Kummers, des Todes, des Hungers «Wenn schon die Jahresfeier im vergan- und der Niedertracht einzugehen.» genen Jahr 'infolge des ausgebrochenen Krieges' ausfallen musste fand sich 1956: trotz Grippe und Kriegszeit eine stattli- che Zahl an Männlein und Weib- «Die Monatsversammlung vom 1. De- lein zum traditionellen 'Worscht- zember stand unter dem Schock der möhli'.» furchtbaren Ereignisse in Ungarn, wo ein freiheitsliebendes Volk in aussichts- 1942 loser Lage gegen die Übermacht der russischen Soldaten kämpft. Tausende «Die von wirtschaftlicher Krise geschüt- von Flüchtlingen verlassen das gemar- telten und von Konflikten gekennzeich- terte Land aus Angst vor einer Deporta- neten Jahre haben ihre Spuren hinter- tion nach Russland. Den Aufzeichnun- lassen.» gen im Protokoll kann entnommen wer- den, dass politische Ereignisse ihren 1945 Einfluss gar auf das Vereinsleben eines «Als Mitte Mai dieses Jahres nach all Kantonalvereins auszustrahlen vermö- dem schweren Leid endlich der Frieden gen.» verkündet wurde, hat sich der Verein entschlossen, an frühere Jahre anknüp- fend, wieder eine Jahresfeier durchzu- Ond em Schluss no drei Bemerkige: führen. Es macht allerdings den An- schein, dass den Mitgliedern nicht so War s nud gschiider, me chonnt Chraft recht zum Feiern zu Mute war.» of eme Bankli tanke? Eigentli wor ee Bankli jo lange! 1946 E Freud, as es so Bankli oberhopt geet! «Nachdem sich das Leben im Verein allmählich wieder normalisiert hatte. begann es in den 30er Jahren zu kriseln. Konferenzen um Konferenzen wurden Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, abgehalten, bis sich 1939 aus dem wunsche ich viel Erholung auf einem 'Wetterleuchten rings um uns herum der zahlreichen «Bankli», quer ubers ein ganz schweres Gewitter entladen Land verstreut, die zum Verweilen hat. 'Ein Gewitter', betont der Chronist, einladen.
Gemeindefusion in Ausserrhoden 30 Statt zwanzig nur noch vier Gemeinden Von Walter Merz Quelle: Regierungsrat Appenzell Ausserrhoden 11.8.20 Am 20. Marz 2018 wurde die Volksini- abgeschlossen hat, liegen erste grobe tiative «Starke Ausserrhoder Gemein- Richtungsentscheide vor. Der Regie- den» eingereicht. Diese verlangt eine rungsrat baut auf diesen vorlaufigen Anderung der Kantonsverfassung, Ergebnissen auf und unterbreitet drei >wonach die Gemeinden in der Verfas- Varianten zur Vernehmlassung, die er sung nicht mehr aufgezahlt werden, als moglichen Gegenvorschlag zur >wonach bestimmt wird, dass der Volksinitiative sieht. Kanton Zusammenschlusse von Ge- Variante 1: Reduktion der Anzahl meinden fordert und unterstutzt und Gemeinden von heute 20 auf neu 4 das Gesetz das Nahere regelt und (starke Reduktion) >wonach der bisherige Bestand und das bisherige Gebiet der Gemeinden Variante 2: Reduktion der Anzahl weiterhin gelten bis zum Inkrafttreten Gemeinden von heute 20 auf neu 4 bis eines entsprechenden Gesetzes. 16 Gemeinden (mittlere Reduktion) Variante 3: Streichung der Namen der Im Dezember 2018 wurde das Gesuch Gemeinden aus der Verfassung (Art. 2 vom Regierungsrat an den Kantonsrat KV) und Aufnahme einer neuen uberwiesen, der es im Februar 2019 Rechtsgrundlage in der Verfassung an den Regierungsrat zuruckwies mit betr. administrative und finanzielle dem Auftrag, einen direkten Gegen- Unterstutzung von Gemeindefusionen vorschlag auszuarbeiten. (keine Reduktion) Weil parallel zur eingereichten Initia- Der Regierungsrat favorisiert die Vari- tive, welche eine Teilrevision der Kan- ante 1 und zieht diese den Varianten 2 tonsverfassung verlangt, eine Totalre- und 3 vor. Fur den Regierungsrat stellt vision der Kantonsverfassung bevor- Variante 1 mit einem Vorschlag von steht, wollte der Regierungsrat der neu 4 Gemeinden eine zwar radikale, Verfassungskommission nicht vorgrei- doch zielfuhrende Moglichkeit dar, um fen und wartete mit der Bearbeitung die kunftigen Gemeindestrukturen der Initiative ab, bis die Kommission grundlegend neu zu ordnen. Eine Neu- ihren Entwurf unterbreitet hatte. strukturierung wurde zentral durch Nachdem die Verfassungskommission den Kanton erfolgen. Die Gemeinden die erste Phase ihrer Arbeiten fur die waren von aufwandigen und an- Totalrevision der Kantonsverfassung spruchsvollen Fusionsverfahren ent-
Gemeindefusion in Ausserrhoden 31 lastet. Gleichzeitig wurden damit Bevolkerung: Vorderland 13‘569 Per- Strukturen geschaffen, die ohne weite- sonen, Mittelland 17‘272 Personen, res als Wahlkreise fur ein einfaches Hinterland 8‘648 Personen, Herisau Proporzverfahren fur den Kantonsrat 15‘745 Personen (STATPOP-Zahlen dienen konnten. per 31. Dezember 2018). Mit der Vorstellung einer Reduktion Im Anschluss an das Vernehmlas- von 20 auf 4 Gemeinden orientiert sungsverfahren werden die Ergebnis- sich der Regierungsrat an den funktio- se ausgewertet, allfallige Anderungen nalen Raumen, welche die fruheren gepruft und dem Regierungsrat die Bezirke Vorderland, Mittelland und Vorlage zuhanden des Kantonsrates Hinterland nach wie vor bilden. Hinzu unterbreitet. Die erste Lesung im Kan- kommt Herisau als einwohnermassig tonsrat ist fur Fruhling 2021 geplant, grosste Gemeinde des Kantons. Bei die zweite Lesung im Herbst 2021. Die dieser Aufteilung ergeben sich folgen- Anderung soll mit der Annahme durch de Grossenverhaltnisse hinsichtlich die Stimmberechtigten in Kraft treten. Weniger Chancen dürfte dagegen die Idee des Hundwiler Bürgers Walter Knöpfel haben, bei den Revisionen der Kantonsverfassungen in beiden Appenzell eine Wiedervereinigung mitein- zubeziehen. Diese Idee wird kontrovers diskutiert und dürfte bei den Stimmberechtigten auf wenig Gegenliebe stossen—oder wie es der Ausserrhoder Nationalrat David Zuberbühler in einem Kommentar im Anzeige-Blatt formulierte, «sei ein Zusammenschluss unrealistisch, so- lange es weiterhin zwei separate Tourismusorganisationen gebe und nicht einmal eine ge- meinsame Marketingorganisation möglich sei». «Bestimmungsbüchlein» für Appenzellerhäuser Der Heimatschutz Appenzell Ausser- Streusiedlungslandschaft auflistet. Die rhoden schenkt sich zum 110. Ge- Broschure lasst sich wie ein «Bestim- burtstag eine kleine Publikation. mungsbuchlein» nutzen. Die Kapitel sind aufgeteilt in Platzierung, Nutzung, Der Architekt Thomas Kunzle hat zu- Volumetrie, Konstruktion und Gestal- sammen mit alt Kantonsbaumeister tung. «Bauidentitat im Streusiedlungs- Otto Hugentobler, Kurator Thomas gebiet von Appenzell Ausserrhoden» Fuchs und Architekt Stephan Flueler kann bezogen werden unter: ein Leporello gestaltet, das die Merk- male der Appenzellerhauser in der admin@heimatschutz-ar.ch
Appenzeller Kalender digital 32 Unter der www-Adresse https://www.e-periodica.ch/digbib/volumes?UID=apk-002 hat die ETH Zürich im Auftrag der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden sämtli- che Appenzeller Kalender von 1722 bis 2019 digitalisiert. Auch zu finden unter www.appenzelldigital.ch/appenzeller-kalender In Zeiten von Fake-News: Einer, der zum ersten Mal in seinem Leben «of Zöri abe» reiste und dort unter anderem auch den Zoo besuchte, wurde nach seiner Rückkehr gefragt, wie es denn gewesen sei im Zürcher Zoo. «Jää, en choge Log alls mitenand, derigi Tierer geet‘s gär nüüd!» «Moetter, wettscht nüd au emol en Bubichopf mache?» – «För waa söll etz ii en Bubichopf mache?» – «Jo wäscht, miis Gampiross bruucht en neue Schwanz». En Richter säät: «Jä, Meischter Müller, d Chonde eso öbers Ohr z haue isch soviel as Diebstahl.» Droff de Müller: «Jä wessid ehr, Herr Richter, wemmer i de hüttige Zitt en ehrlige Maa will bliibe, so gohts nüd anderscht.» Aus verschiedenen Jahrgängen des Appenzeller Kalenders
Bücher zu Weihnachten 33 Aus der Fülle von neuen und neu aufgelegten Büchern schlagen wir Ihnen fünf vor, die uns besonders aufgefallen sind. Vielleicht ein schönes Weihnachtsgeschenk? Peter Eggenberger Peter Eggenberger Mäddel Fuchs, Albert Tanner Vo gschiide ond tomme Lüüt D Hebamm vo Walzehuuse Appenzeller Welten 2017, 128 Seiten 119x195 mm, 128 Seiten 203x300 mm, 352 Seiten Fr. 22.– Fr. 22.– Fr. 79.– mit 2 CDs www.verlagshaus-schwellbrunn.ch www.verlagshaus-schwellbrunn.ch www.hierundjetzt.ch …und 636 weitere Bücher und Kalender aus dem gleichen Verlag Gret Zellweger—Appenzellerland Kurt Haberstich—Traumhaftes Appenzellerland 2020, 210x305 mm, 164 Seiten 297x190 mm, 280 Seiten Fr. 48.– Fr. 38.– www.verlagshaus-schwellbrunn.ch www.shop.dav.ch
Näbes för d Goofe 34 Ääs zwää Chatzegschrää Von Walter Merz So lehrte uns unsere Mutter, aufgewachsen in Gais, das Zählen von eins bis zwanzig: • Ääs zwää Chatzegschrää • Dreu vier Rossgschierr • Föf sechs Heltechs • Sibe n acht öber de Bach • Nüü zeä hani gseä • Älf zwölf Hase n ond Wölf • Drizeh vierzeh Triiber • Föfzeh sechzeh Wiiber • Sibezeh achzeh nünzeh zwänzg Appezeller Chatzeschwänz PS Weiss jemand, wer oder was ein «Heltechs» ist? walter.j.merz@gmail.com ist dankbar für Hinweise (s. dazu auch im Beitrag von Joe Manser, Seite 36, rechte Spalte)
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