AROUND THE WORLD IN 14 FILMS 21.11 - 30.11.2019 Kino in der KulturBrauerei
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UNSER FESTIVAL Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde, Herzlich willkommen zur 14. cineastischen Weltreise mit AROUND THE WORLD IN 14 FILMS, einem Jubiläumsjahrgang mit 14 Filmen plus 14 „Special Screenings“. In 5 Deutschland- und 23 Berlin-Premieren präsentieren wir die aus unserer Sicht überragenden Filme dieses Jahres, entdeckt bei den wichtigsten Filmfestivals der Welt in Sundance, Cannes, Locarno, Venedig und Toronto. Alle Werke werden persönlich vorgestellt und diskutiert von spannenden Kulturpersönlichkeiten. Wir sind glücklich über unsere zweite Kooperation mit der Berlinale: Wir zeigen ein weiteres Jahres-„Best of“ aktueller Produktionen des „World Cinema Fund“, die noch nicht in Berlin zu sehen waren und jüngst ihre erfolgreiche Weltpremiere feierten. Und wir freuen uns sehr, zum ersten Mal den ARRI Media Preis für Beste Regie im Rahmen unseres Festivals vergeben zu dürfen. Unser ganz besonderer Dank gilt erneut unserem Hauptförderer, dem Auswärtigen Amt, unseren Hauptsponsoren AUDI City Berlin, ARTE, der CineStar-Gruppe (Kino in der KulturBrauerei) und KWK (Karl Wilhelm Kayser) sowie allen Partnern, Unterstützern und einem unersetzlichen Team. Wir freuen uns auf zehn magische Kinoabende und viele bereichernde Begegnungen mit Filmen aus Peru bis Australien. Bernhard Karl und Susanne Bieger, Festivalleitung UNSER TEAM Bernhard Karl Leitung / Konzept / Programm / Paten www.filmfest-muenchen.de Susanne Bieger Leitung / Management / Panel / Gäste www.14films.de Nikola Mirza Presse / Kommunikation / Website www.jellypress.de Ramin Ramezani Art Director www.14films.de Felix Neunzerling Marketing www.zoommedienfabrik.de Daniela Kellner Film Traffic www.danielakellner.de Jan Smacka Webmaster www.s-mac.de Patrick Wellinski Redaktion deutsche Katalogtexte Andreas Karmanski Leitung Kinobetreuung Lea Brugnoli Freie Mitarbeiterin Sophie de Saedeleer Freie Mitarbeiterin Helene Feldmeier Freie Mitarbeiterin Virginia Martin Freie Mitarbeiterin Nikoletta Materny Freie Mitarbeiterin Anna-Sophie Philippi Freie Mitarbeiterin Anselm Scherer Freier Mitarbeiter Susanne Teichmann Freie Mitarbeiterin Sandrine Vergneau Freie Mitarbeiterin www.14films.de
UNSERE PATEN / UNSERE ARRI MEDIA PREIS JURY Opening Night 2. Ursina Lardi 3. Zoe Moore 4. Emily Atef 6. Franz Müller 7. Hannah Pilarczyk Edward Berger (Schaubühne Berlin) („Tatort-Tschill Out”) („Drei Tage in („Happy Hour”) (DER SPIEGEL) („Deutschland 83”) Quiberon”) 8. Jan Schomburg 9. Frédéric Jaeger 10. Nicolas Wackerbarth 11. Patrick Wellinski 12. Dietrich Brüggemann 13. Jamila Wenske („Vergiss mein Ich”) (Critic.de) („Casting”) (Deutschlandradio („Heil”) (Produzentin Kultur) „The Tale”) 14. Sonja Heiss Christiane Peitz Isabella Parkinson Jan-Ole Gerster Joachim Gern Mark Peranson (Roman „Rimini”) (German Night (Brazilian Night (Brazilian Night (Hommage Bertrand (Hommage Pedro Costa) Das Vorspiel) Bacurau) Sehnsucht) Bonello) (Berlinale Leitung (DER TAGESSPIEGEL) („Bach in Brazil”) („Lara”) (Fotograf) Programm) Alice Dwyer Kristin Suckow Victoria Schulz Helene Hegemann Burhan Qurbani Christian Weber (Berlinale WCF (Closing Night (Closing Night (Jury ARRI (Jury ARRI (Jury ARRI Afghanistan) Seberg) The Farewell) MEDIA PREIS) MEDIA PREIS) MEDIA PREIS) („Die Unsichtbaren”) („Stille Post“) („Electric Girl”) („Axolotl Overkill”) („Berlin Alexander- (Salzgeber Filmverleih) platz”) © (2) Beatrice Minda, (3) Lena Faye, (4) Peter Hartwig, (6) Kerstin Hehmann, (11) Deutschlandradio, (12) André Röhner, (14) Nikolai von Graevenitz, (Brazilian Night Bacurau) Urban Ruths, (Hommage Pedro Costa) Dao Bacon, Cinéma du réel 2019 (Berlinale WCF Afghanistan) S.T., (Closing Night Seberg) David Reisler, (Closing Night The Farewell) Peter Hartwig (Jury ARRI MEDIA PREIS B. Qurbani) Malik Vitthal
Blitzlichtfänger auch ohne Fliege. Von welcher Seite man den Audi Q3 Sportback* auch betrachtet, er fasziniert durch expressives Design. Der Q meines Lebens. Mehr Informationen auf audi.de/derQmeineslebens *Kraftstoff verbrauch Audi Q3 Sportback in l/100 km: innerorts 9,7–5,4; außerorts 6,5–4,3; kombiniert 7,7–4,7; CO₂-Emissionen in g/km: kombiniert 174–123. Angaben zu Kraftstoff verbrauch und CO₂-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit vom verwendeten Reifen-/Rädersatz.
OPENING NIGHT Deutschland-Premiere Ein verborgenes Leben Terrence Malick Niemand hält eindrücklichere Kinomessen ab, als der scheue und legendäre amerikanische Regiemeister Terrence Malick („Badlands“, „Thin Red Line“, „Tree of Life“). Nach Expeditionen in den Kosmos und zu den Ursprüngen der Existenz widmet er sich nun einem Kapitel der europäischen Geschichte. In „Ein verborgenes Leben“ erzählt Malick das Leben eines weithin unbekannten Helden. Franz Jägerstätter, ein österreichischer Bauer, weigerte sich standhaft, für die Wehrmacht zu kämpfen. Getragen von seinem Glauben und der Liebe zu seiner Frau Fani und den Kindern blieb er, selbst im Angesicht der Hinrichtung, bis zuletzt überzeugt, seinem Gewissen zu folgen. August Diehl spielt den Jägerstätter mit einer unnachahmlichen Präsenz. Er transportiert den inneren Widerstandskampf des Bauern in eine völlig elektrisierende Körperhaltung. Valerie Pachner spielt ihre Fani mit einer sensationellen Hingabe. Wie sie nach der Inhaftierung ihres Mannes den Hof bestellt und sich gegen den Missmut der Dorfbevölkerung behauptet, ist sensibel und emotional aufwühlend. Kameramann Jörg Widmer, der schon die Bilder für die NETFLIX-Serie „Dark“ und Michael Hanekes Welterfolg „Liebe“ schuf, schwirrt mit unendlicher Eleganz über die paradiesischen Landschaften der österreichischen Alpen. Gemeinsam mit Malicks unerschöpflichem Interesse am inneren Kampf seiner Hauptfigur wird „Ein verborgenes Leben“ zu einer zwingenden Meditation über das Böse und den Kampf dagegen. Für Terrence Malick, den Eremiten des unabhängigen Kinos, ist das Werk eine eindrückliche Rückkehr zur alten Größe. Based on real events, “A Hidden Life” is the story of an unsung hero, Franz Jägerstätter, who refused to fight for the Nazis in World War II. When the Austrian peasant farmer is faced with the threat of execution for treason, it is his unwavering faith and his love for his wife, Fani, and his children that keep his spirit alive. OT A Hidden Life Regie Terrence Malick Drehbuch Terrence Malick Produktionsland USA, Deutschland Produktion Elizabeth Bay Productions, Aceway, Mister Smith, Studio Babelsberg Cast August Diehl, Valerie Pachner, Maria Simon, Tobias Moretti, Bruno Ganz, Matthias Schoenaerts, Ulrich Matthes Länge 173 min. Sprache englische OF / deutsche UT Deutscher Verleih Pandora Festivals Cannes, Telluride, Toronto, Deauville, Vancouver, Helsinki, London, Hamptons, San Diego Preise Cannes François Chalais Award Do. 21.11. – 19.00 Uhr, Saal 3 (präsentiert von Edward Berger)
1 usa Deutschland-Premiere Honey Boy Alma Ha‘rel Für alle, die es immer noch nicht wahrhaben wollen: Nicht James Franco, sondern Shia LaBeouf ist der wahre artistic bad boy des amerikanischen Kinos. Seit Jahren ist der Schauspieler häufiger wegen kurioser und außergewöhnlicher Skandale in den Schlagzeilen und weniger wegen seiner eigentlichen Schauspielkarriere. Aber wer ist Shia LaBeouf eigentlich? Und wenn ja, wie viele? Um das zu ergründen, versucht er sich in „Honey Boy“ gemeinsam mit der Regisseurin Alma Ha‘rel (die mit Videoclips und Dokumentarfilmen wie „Bombay Beach“ Aufmerksamkeit erlangte) an einer filmischen Annäherung an sein Leben, und damit auch an eine Filmindustrie, die sein Image prägte. In „Honey Boy“ geht es um LaBeoufs Alter Ego Otis (einmal als 12-Jährigen, gespielt von Noah Jupe und einmal als 22-Jährigen, gespielt von Lucas Hedges), ein Kinderstar, der am Filmset arbeitet. Er bekommt eine Torte ins Gesicht. Der Ruhm in Jugendjahren führt Otis zum Zusammenbruch. Es wird eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Aber woher kommt die? Je älter Otis wird, desto dringlicher versucht er seinem seelischen Zustand auf den Grund zu gehen, und dabei auch das Verhältnis zu seinem Vater aufzuarbeiten. Shia LaBeouf, der das Drehbuch verfasst hat, spielt hier übrigens Otis’ Vater. Ein typischer LaBeouf’scher Geniestreich, der sicherlich selbst Sigmund Freud ein wissendes Lächeln über die Lippen jagen würde. „Honey Boy“ ist eine smarte und unglaublich unterhaltsame Selbstbefragung, die aber auch die Schattenseite moderner Identitätsfindung fest im Blick hat. From a screenplay by Shia LaBeouf, based on his own experiences, award-winning filmmaker Alma Har’el brings to life a young actor’s stormy childhood and early adult years as he struggles to reconcile with his father through cinema and dreams. Fictionalizing his childhood ascent to stardom, and subsequent adult crash-landing into rehab and recovery, Har’el cast Noah Jupe and Lucas Hedges as Otis Lort, navigating different stages in a frenetic career. LaBeouf takes on the daring and therapeutic challenge of playing a version of his own father, an ex-rodeo clown and a felon. Artist and musician FKA twigs makes her feature acting debut, playing neighbor and kindred spirit to the younger Otis in their garden-court motel home. Har’el’s feature narrative debut is a one-of-a-kind collaboration between filmmaker and subject, exploring art as therapy and imagination as hope. Regie Alma Har’el Drehbuch Shia LaBeouf Produktionsland USA Produktion Stay Gold Features, Kindred Spirit, Red Crown Productions, Automatik, Delirio Cast Shia LaBeouf, Lucas Hedges, Noah Jupe, FKA twigs Länge 95 min. Sprache englische OF Deutscher Verleih Sony Festivals Sundance, Toronto, Bergen, London, Mumbai, Stockholm, Rio, Taipeh, Los Cabos, Rom Preise Sundance Spezial Jury Preis, Hollywood Film Awards Screenwriter of the Year Mo. 25.11. – 19.30 Uhr, Saal 6 (präsentiert von einer Patin tba)
2 peru Song Without a Name Melina León 1988 kommt eine junge, hochschwangere Frau in eine peruanische Klinik. Georgina (Pamela Mendoza) stammt aus einer armen ländlichen Gegend in den Anden. Die Klinik verspricht ihr eine medizinische Versorgung, die sie sich nicht leisten kann. Doch nach der Entbindung wird ihr das Neugeborene weggenommen. Angeblich wegen einer Routineuntersuchung. Doch Georgina sieht ihr Kind nie wieder. Sie wird Opfer eines groß angelegten Kinderhändlerrings. Ihr Ehemann radikalisiert sich nach dem Vorfall. Georgina fühlt sich alleingelassen. Niemand will der jungen Frau helfen, bis sie endlich den Journalisten Pedro kennenlernt. Er hört zu und beginnt zu recherchieren. Stück für Stück deckt er dadurch einen ungeheuerlichen Skandal auf. „Song Without a Name“ ist das erstaunliche Debüt von Melina León, die ihre Geschichte in einem formal sehr strengen Korsett erzählt. Schwarzweiß und im 4:3-Format gedreht, entwickelt der Film den Sog eines kafkaesken Klagelieds. Denn die Recherchen des Journalisten stehen in einem schönen Genrekontrast zur sozialen Genauigkeit mit der León peruanische Traditionen und Folklore einfängt. Der Film basiert auf wahren Begebenheiten und ist Ismael León gewidmet. Der Vater der Regisseurin gründete mitten in der peruanischen Demokratiebewegung 1981 mit La Républica die bis heute größte Tageszeitung des Landes. Wie aktuell „Song Without a Name“ auch noch für das heutige Peru ist, zeigte sich erst letztes Jahr mit Nachrichten über einen aufgeflogenen Kinderhändlerring, der über mehrere Jahre von einem prominenten Vertreter der peruanischen Polizei gedeckt wurde. Auch diesen Opfern setzt León mit ihrem kraftvollen Debüt ein Denkmal. Peru, at the height of the political crisis of the 1980’s. Georgina is a young woman from the Andes whose newborn daughter is stolen at a fake health clinic. Her desperate search for the child leads her to the headquarters of a major newspaper, where she meets Pedro Campos, a lonely journalist who takes on the investigation. Based on a true story. “Melina León‘s solemn, stylish debut feature dramatizes a true-life case of Peruvian baby trafficking with considerable cinematic imagination.” (Guy Lodge, Variety) Berlin-Premiere OT Canción sin nombre Regie Melina León Drehbuch Melina León, Michael J. White Produktionsland Peru, Spanien, USA Produktion La Vida Misma Films, MGC, La Mula Producciones, Bord Cadre Films Cast Pamela Mendoza Arpi, Tommy Párraga, Lucio Rojas, Maykol Hernández, Lidia Quispe Länge 97 min. Sprache quechua/spanische OF / englische UT Festivals Cannes, Jerusalem, El Gouna, AFI, Zürich, Vancouver, Mill Valley, Gent, Pingyao, Chicago Preise München CineVision, Vina del Mar Fr. 29.11. – 22.15 Uhr, Saal 8 Sa. 30.11. – 19.30 Uhr, Saal 8 (präsentiert von Ursina Lardi)
3 algerien Papicha Mounia Meddour Was für ein Filmanfang! Die algerischen Studentinnen Nedjima (Lyna Khoudri) and Wassila (Shirine Boutella) eilen in den Club. Sie springen in den Wagen, beginnen sich während der Fahrt euphorisch umzuziehen, zu schminken und fertigzumachen. Mit dabei hat Nedjima ein paar neue Outfits, die die angehende Modedesignerin verkaufen möchte. In einem atemberaubenden Tempo skizziert Regisseurin Mounia Meddour in wenigen Einstellungen die Lebensenergie und den unbändigen Freiheitsdrang ihrer beiden Hauptfiguren. Den Rest des Films über wird diese Energie in Frage gestellt, bedroht und teilweise sogar zunichte gemacht. Denn obwohl die beiden jungen Frauen in einer recht liberalen Umgebung leben, ziehen langsam die Schatten des islamischen Fundamentalismus durch den aufkeimenden Bürgerkrieg auf. „Papicha“ spielt Anfang der 1990er Jahre und konfrontiert beide Frauen mit einem islamischen Rollenbild. Regisseurin Meddour versteht es, konsequent die weibliche Perspektive auf die aufkeimende Gefahr einzunehmen. Die sensationellen Darstellerinnen vermitteln hingebungsvoll die vielen zerstörten Träume algerischer Frauen, die in den Wirren des Bürgerkrieges verschwanden. Eine Entwicklung, die sich im heutigen Algerien zu wiederholen scheint. „Papicha“ ist zwar offiziell der Oscar-Kandidat des Landes, ein zugelassener offizieller Kinostart in Algerien wurde allerdings kurzerhand untersagt. Der Titel „Papicha“ bedeutet übrigens so viel wie „moderne, hippe junge Frau“. Für Meddour - so scheint es - hat die Zukunft ihres Landes viel mit der Frage zu tun, ob Algerien mehr oder weniger Papichas haben möchte. “The first feature from Mounia Meddour stars Algerian-born French actress Lyna Khoudri (Wes Anderson‘s upcoming “The French Dispatch”) in a harrowing tale set during the Algerian Civil War of the 1990s, also referred to as the „Black Decade“, and was inspired by real events. It tells the story of a young woman obsessed with fashion whose freedom, like that of all other women in the country, was increasingly curbed until there was basically nothing else to do but either rebel (and very likely lose) or leave — both, of course, being devastating outcomes.“ (Boyd van Hoeij, Hollywood Reporter) Berlin-Premiere Regie Mounia Meddour Drehbuch Mounia Meddour Produktionsland Frankreich, Algerien, Belgien, Katar Produktion The Ink Connection, High Sea Production, Tayda Film Cast Lyna Khoudri, Shirine Boutella, Amira Hilda Douaouda, Zahra Doumandji, Yasin Houicha Länge 105 min. Sprache arabisch/französisch/englische OF / englische UT Festivals Cannes, Karlovy Vary, Angoulême, El Gouna, Warschau Preise El Gouna Bester Arabischer Film Di. 26.11. – 21.45 Uhr, Saal 8 Mi. 27.11. – 19.30 Uhr, Saal 8 (präsentiert von Zoe Moore)
4 irland animals Sophie Hyde Laura (Holliday Grainger) and Tyler (Alia Shawkat) sind beste Freunde. Die 30-jährigen Frauen wohnen gemeinsam und feiern gemeinsam. Jede Nacht machen die trinkfesten Freundinnen Dublins Clubs und Bars unsicher. Als die angehende Schriftstellerin Laura sich in den ruhigen Klavierspieler Jim (Fra Fee) verliebt, gerät die Freundschaft zu Tyler unter Druck. „Animals“ klingt zunächst wie eine gewöhnliche Dreiecksgeschichte, doch Regisseurin Sophie Hyde interessiert sich stark für die Nuancen und Mechanismen einer jahrelangen Freundschaft. In sehr intelligent gebauten Szenen durchleuchtet sie das Verhältnis ihrer beiden Protagonistinnen fernab aller Klischees und moralinsaurer Besserwisserei. Es hat etwas sehr Befreiendes zu sehen, wie Hyde den Figuren ihre emotionalen Brüche lässt und sie nicht küchenpsychologisch ausdeutet. Das ist modern und komisch und erinnert nicht von ungefähr an Hits wie „Fleabag“ oder „Trainwreck“. Dass sich die australische Regisseurin schon immer für vom Mainstream vernachlässigte Perspektiven interessierte, davon konnte man sich schon in ihrem Debüt „52 Tuesdays“ überzeugen. Das Transgender-Drama verzichtet auf konventionelle Erzählformen und war ein kleiner Festivalhit. „Animals“ folgt zunächst bekannteren Mustern, bietet aber als clevere Studie weiblicher Freundschaft einen sehr schönen Gegenpol zur Flut der männlich dominierten Buddy-Komödien. Mit Holliday Grainger und Alia Shawkat verfügt „Animals“ zudem über zwei ausgezeichnete Darstellerinnen, die problemlos alle verrückten Einfälle ihrer Regisseurin glaubwürdig meistern. “Laura (Holliday Grainger) and Tyler (Alia Shawkat) have been best friends for 10 years and they share an intense co-dependency, living together and spending their nights drinking, snorting and fucking their way through Dublin. (...) In her second narrative feature, Australian director Sophie Hyde has forged a wonderful, utterly lived-in film about two women at a crossroads. (...) But what’s so startling about ‘Animals’ is its undying ability to upend expectations. (...) It’s easy to underestimate the unstructured delicacy of the script, written by Emma Jane Unsworth based on her book of the same name. There’s rich detail and truth underpinning her gloriously untamed study of friendship, one that refuses to play by the rules.” (Benjamin Lee, The Guardian) Berlin-Premiere Regie Sophie Hyde Drehbuch Emma Jane Unsworth Produktionsland Großbritannien, Australien, Irland Produktion Closer Productions, Vico Films, Sarah Brocklehurst Productions Cast Holliday Grainger, Alia Shawkat Länge 109 min. Sprache englische OF Festivals Sundance, Adelaide, Sydney, Galway, New Zealand, Helsinki, Mill Valley, Warschau Fr. 22.11. – 19.00 Uhr, Saal 8 Sa. 23.11. – 21.30 Uhr, Saal 6 (präsentiert von Emily Atef)
5 Frankreich Deerskin Quentin Dupieux Der König des absurden Humors ist wieder zurück. Der französische Regisseur - und DJ - Quentin Dupieux weiß, wie man aus kleinsten absurden Ausgangssituationen einen herrlichen Kosmos menschlicher Dummheit entfaltet. Nach mörderischen Autoreifen („Rubber“) und metaphysischen Alpträumen von Filmemachern („Reality“) ist der Ursprung seiner neuesten Fantasie eine Jacke. Keine gewöhnliche Jacke. Eine Hirschlederjacke. Mit Fransen! Georges (Jean Dujardin) kauft diese Jacke in einem abgelegenen Provinzörtchen. Er ist wahnsinnig stolz. Langsam steigert sich seine Faszination mit der Jacke allerdings in eine Psychose und seine Persönlichkeitsspaltung nimmt außergewöhnliche Ausmaße an. Als Georges in einem Hotel die Hobby-Cutterin Denise (sensationell: Adèle Haenel) trifft, behauptet er, er sei Filmemacher. Dank einer Kamera versucht er sein Leben als „einziger Mensch mit Jacke“ festzuhalten. Mit dieser herrlich-absurden Identitätskomödie schraubt sich Dupieux in neue komödiantische Höhen. Dabei ist „Deerskin“ auch ein erstaunlich komplexer Blick in die Abgründe menschlicher Einsamkeit. Eine Reflexion über die ordnende Kraft des Kinos, die die wirklich wesentliche Frage stellt, ob Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ nicht doch ein besserer Film wäre, wenn man ihn chronologisch schneiden würde. Mit Oscar-Gewinner Jean Dujardin („The Artist“) in der Hauptrolle, der ganz minimalistisch seinen Georges verkörpert, war „Deerskin“, der die prestigeträchtige Nebenreihe Quinzaine des Réalisateurs eröffnete, die wahre Entdeckung in Cannes. Georges, 44 years old, and his jacket, 100% deerskin, have a plan. “The odd twist of Quentin Dupieux’s ‘Deerskin’ is its deceptive simplicity. Anyone familiar with the French director’s loopy, surrealist comedies — the killer tire saga ‘Rubber’ and Kafkaesque noir ‘Wrong’ among them — knows that his zany, paranoid characters speak in baffling monologues as their worlds melt around them. ‘Deerskin’ follows suit, but reduces the style to a minimalist curiosity, resulting in a 78-minute stunt with one appealing hook: Jean Dujardin, hilarious and unhinged, as a psychopath so infatuated with his new jacket that he decides it should be the only one in the world.” (Eric Kohn, Indiewire) Berlin-Premiere OT Le Daim Regie Quentin Dupieux Drehbuch Quentin Dupieux Produktionsland Frankreich Produktion Atelier de production, ARTE France Cinéma, Nexus Factory, Umedia, Garidi Films Cast Jean Dujardin, Adèle Haenel, Albert Delpy, Coralie Russier, Laurent Nicolas Länge 77 min. Sprache französische OF / deutsche UT Deutscher Verleih Koch Media Festivals Cannes, Neuchâtel, Odessa, New Horizons, Toronto, El Gouna, Montréal, Sitges, Vancouver Di. 26.11. – 19.30 Uhr, Saal 6 (präsentiert von einem Paten tba)
6 Spanien Fire Will Come Oliver Laxe Amador (Amador Arias) verlässt nach zwei Jahren das Gefängnis. Er steigt in den Bus und fährt zu seiner Mutter Benedicta (Benedicta Sanchez), zurück in sein galizisches Heimatdorf. In Einklang mit der Natur leben sie recht abgeschieden von der restlichen Bevölkerung. Manchmal geht Amador mit dem Hund raus, dann erntet er böse Blicke. Was er angestellt hat, wird allerdings nicht benannt. Aber es kursiert das Gerücht, er wäre der Feuerteufel gewesen, der einen der schlimmsten Waldbrände der Gegend verursacht hat. Als der Frühling beginnt, erscheint im Dorf eine neue, junge Tierärztin. Durch ihre Anwesenheit rückt Amador wieder stärker in den Dorfalltag. Doch dann kommt der Sommer und mit ihm erneut die Waldbrände. Oliver Laxe erzählt in seinem dritten Spielfilm von der Notwendigkeit des Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur. Dabei überträgt er die Regeln eines gelungenen Ökosystems auch auf das Zusammenleben der Dorfbewohner untereinander. Der wahre Rhythmusgeber der Geschichte ist allerdings die hügelige Landschaft Galiziens. Sie formt das Verhalten der Menschen und schnitzt tiefe Furchen in ihre Gesichter. Auch für diese Leistung gewann Olivier Laxe mit „Fire Will Come“ dieses Jahr in Cannes den Jurypreis der wichtigsten Nebenreihe des Festivals, Un Certain Regard. Eine weitsichtige, kluge Entscheidung, denn Laxes Stil biedert sich mit seiner ganzen Gelassenheit und Genauigkeit nicht gerade an. Wie er die bedrohliche Ewigkeit der Wälder mit all ihrem heimlichen Wissen in Szene setzt, gehört zur eigenwilligsten Kinoerfahrung der diesjährigen Festivalsaison. Amador Coro has been convicted and condemned for having set a fire. When he gets out of prison, nobody is waiting for him. He returns to his hometown, a small village hidden in the mountains of rural Galicia, to live with his mother, Benedicta, and their three cows. Life goes by slowly, following the rhythm of nature. Until one night – when a fire starts to devastate the region. “Oliver Laxe follows his Cannes prize winner ‚Mimosas‘ with this slow-burn drama about rural life threatened with extinction in the Galician mountains.” (David Rooney, Hollywood Reporter) Berlin-Premiere OT O que arde Regie Oliver Laxe Drehbuch Santiago Fillol, Oliver Laxe Produktionsland Spanien, Frankreich, Luxemburg Produktion Miramemira, 4 A 4 Productions, Kowalski Films, Tarantula Luxembourg Cast Amador Arias, Benedicta Sanchez, Inazio Abrao, Elena Fernandez, David de Poso, Alvaro de Bazal Länge 85 min. Sprache spanische OF / englische UT Festivals Cannes, Toronto, San Sebastián, New York, London, Karlovy Vary, Busan, Tokyo, Viennale Preise Cannes Un Certain Regard Jury Preis Di. 26.11. – 19.45 Uhr, Saal 8 (präsentiert von Franz Müller) Mi. 27.11. – 21.45 Uhr, Saal 8
7 italien Martin Eden Pietro Marcello Martin Eden (Luca Marinelli) ist verliebt. Der arme Fischer hat sich in die wohlhabende Elena Orsini (Jessica Cressy) verguckt. Er macht ihr den Hof, merkt aber, dass das nicht reicht, um ihr Herz und das ihrer Eltern zu erobern. Der ungebildete Draufgänger fängt an, sich selbst fortzubilden. Er liest jedes nur verfügbare Buch, beginnt, sich in bürgerlichen Zirkeln zu bewegen und sitzt zudem auch an seiner Schreibmaschine und beginnt, Kurzgeschichten zu schreiben. Martin will Schriftsteller werden. Doch der Erfolg bleibt dem engagierten Emporkömmling verwehrt. Pietro Marcellos Film basiert auf dem gleichnamigen Erfolgsroman von Jack London. Doch der italienische Regisseur, der für sein mysteriöses Spielfilmdebüt „Bella e Perduta“ gleich mehrfach in Locarno ausgezeichnet wurde, versetzt die Handlung nach Neapel zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein intelligenter Kniff, der plötzlich Martin Edens Aufstiegsgeschichte mit den dynamischen politischen Prozessen Europas konfrontiert. Der aufkommende Faschis- mus und Kommunismus dominieren die Debatten, die Martin Eden zu einem hartgesottenen Vertreter des radikalen Individualismus machen. Doch der Film begeistert vor allem durch seine Textur. Marcello erweist sich als wahrer Bilderkünstler. Er verwebt Archivmaterial und nachgestellte Szenen zu einem dichten und atmosphärischen Teppich, der Neapel so haptisch werden lässt, wie es bislang vor allem Elena Ferrante mit ihren Romanen gelang. Elegant, ohne melodramatisch zu sein, zärtlich, ohne in Kitsch zu verfallen und vor allem politisch, ohne platte Agitation zu sein - „Martin Eden“ ist intelligentes, erwachsenes Kino, das man viel zu selten zu sehen bekommt. When unskilled laborer Martin Eden meets Elena, the daughter of a wealthy industrial family, it’s love at first sight. The well-educated, refined young woman soon becomes an obsession for Martin, who hopes that his dreams of becoming a writer will help him rise above his humble origins to be able to marry Elena. With determination and at the cost of great hardship, Martin sets out to get the education that his class has never allowed him to receive. Finding support in an older friend, left-wing intellectual Russ Brissenden, Martin soon gets involved in socialist circles, leading not only to political reawakening and destructive anxiety, but also to a conflict with Elena and her bourgeois world. Berlin-Premiere Regie Pietro Marcello Drehbuch Maurizio Braucci, Pietro Marcello, basierend auf einem Roman von Jack London Produktionsland Italien, Deutschland, Frankreich Produktion Avventurosa, IBC Movie, Rai Cinema, Shellac Sud, Match Factory Productions Cast Luca Marinelli, Jessica Cressy, Denise Sardisco, Vincenzo Nemolato, Carmen Pommella Länge 129 min. Sprache italienische OF / englische UT Deutscher Verleih Piffl Medien Festivals Venedig, Toronto, Hamburg, Busan, New York, BFI, Gent, La Roche-sur-Yon Preise Venedig Bester Schauspieler Copa Volpi, Toronto Platform Preis, Gent Spezial Jury Preis Mi. 27.11. – 19.15 Uhr, Saal 6 (präsentiert von Hannah Pilarczyk)
8 Österreich Angelo Markus Schleinzer „Anfang des 18. Jahrhunderts: Als eine Gruppe junger, versklavter Männer aus Afrika nach Europa verschleppt wird, ist unter ihnen auch ein zehnjähriger Junge. Von einer Comtesse zum Studienobjekt auserkoren, wird dieser Junge auf den Namen Angelo getauft und erhält eine umfangreiche sprachlich-musische Ausbildung. Schnell macht die Kunde von dem exotischen, aber europäisierten Kammerdiener die Runde. So wird Angelo im Europa der beginnenden Aufklärung herumgereicht, von Adelshaus zu Adelshaus, von Messina bis an den kaiserlichen Hof in Wien. Aber erst das Dienstmädchen Magdalena erkennt in ihm mehr als nur ein dekoratives Ausstellungsstück – und verliebt sich in ihn. Als die geheime Verbindung der beiden auffliegt, wird für Angelo klar, dass er trotz Bildung und Christianisierung in der höfischen Gesellschaft ein Fremdling geblieben ist. Der österreichische Regisseur Markus Schleinzer („Michael“) hat mit „Angelo“ eine sehr kluge Auseinandersetzung mit den Folgen des Kolonialismus geschaffen. Sichtlich geschult an der französischen Schule des Kostümfilms, erzählt er von den vielen Facetten des eurozentrischen Rassismus und überführt falsche Toleranz. Das Schicksal von Angelo Soliman wird damit stellvertretend für den Umgang Europas mit ‚dem Anderen‘. Ein hochaktueller Stoff, der hier in einer kunstfertigen und analytisch scharfen Bilderwelt aufgeht. Ein weiterer Beweis für die außergewöhnliche Eigensinnigkeit des österreichischen Kinos.“ (Grandfilm) In the early 18th century an African slave boy is chosen by a European Comtesse to be baptized and educated. Reaching adulthood, Angelo achieves prominence and soon becomes the Viennese court mascot, until he decides to secretly marry a white woman. “The life story of African slave integrated into 18th-century Viennese aristocracy, Markus Schleinzer‘s second feature is formally stunning and politically seething.” (Guy Lodge, Variety) Berlin-Premiere Regie Markus Schleinzer Drehbuch Markus Schleinzer, Alexander Brom Produktionsland Luxemburg, Österreich Produktion Novotny & Novotny Filmproduktion, Amour Fou Luxembourg Sárl, Markus Schleinzer Cast Makita Samba, Alba Rohrwacher, Larisa Faber, Kenny Nzogang, Lukas Miko Länge 111 min. Sprache deutsch/französische OF / englische UT Deutscher Verleih Grandfilm Festivals Toronto, San Sebastián, Zürich, Turin, Luxemburg, Göteborg, Hong Kong, Transatlantyk Preise 3 österreichische Filmpreise für Bestes Kostüm, Make-Up, Production Design Mo. 25.11. – 21.30 Uhr, Saal 6 (präsentiert von Jan Schomburg)
9 Tschechien The Painted Bird Václav Marhoul Ein jüdischer Junge in den Wirren des Zweiten Weltkrieges: Auf der Flucht vor der möglichen Deportation wandert das Kind durch unterschiedliche Hände. Bauer und Priester, Eheleute und Soldaten – alle nehmen das Kind eher widerwillig auf und tun ihm über kurz oder lang Gewalt an. Stumm, fast teilnahmslos, erlebt das Kind den Missbrauch als ein notwendiges Übel im harten Überlebenskampf. Ein Ende dieser Qual ist kaum abzusehen. Viele Jahre lang hat der tschechische Regisseur Václav Marhoul an der Verfilmung des skandalträchtigen Romans „Der bemalte Vogel“ des polnisch-jüdischen Schriftstellers Jerzy Kosinski gearbeitet. Die Finanzierung war nahezu unmöglich. Dass es ihm dennoch gelungen ist, sein Dreistundenwerk mit internationalen Stars wie Udo Kier, Harvey Keitel und Stellan Skarsgård auf die Beine zu stellen, darf als ein Wunder gelten. In klaren - an das Kino eines Bela Tarr erinnernden - Schwarzweiß-Bildern spürt der Regisseur den seltsam sexualisierten Gewaltakten seiner Figuren nach, ohne sie zu erklären oder psychologisch zu deuten. Daraus entsteht ein rabenschwarzer Blick in das Böse, das der Krieg erzeugt. Für die wenigen Dialoge des Films hat Marhoul sich eine Art slawisches Esperanto ausgedacht. Eine fiktive Sprache, um die unterschiedlichen nationalen Befindlichkeiten im heutigen Ost- und Mitteleuropa nicht unnötig zu provozieren. Based on the acclaimed Jerzy Kosiński novel, “The Painted Bird” is a meticulous 35mm black and white evocation of wild, primitive Eastern Europe at the bloody close of World War II. The film follows the journey of The Boy, entrusted by his persecuted parents to an elderly foster mother. The old woman soon dies and The Boy is on his own, wandering through the countryside, from village to village, farmhouse to farmhouse. As he struggles for survival, The Boy suffers through extraordinary brutality meted out by the ignorant, superstitious peasants and he witnesses the terrifying violence of the efficient, ruthless soldiers, both Russian and German. “Stellan Skarsgård, Harvey Keitel and Udo Kier star in this phantasmagorical horror about Eastern Europe that saw half the Venice audience walk out. I couldn’t look away.” (Xan Brooks, The Guardian) Berlin-Premiere OT Nabarvené ptáče Regie Václav Marhoul Drehbuch Václav Marhoul Produktionsland Tschechien, Slowakei, Ukraine Produktion Václav Marhoul Cast Petr Kotlár, Udo Kier, Lech Dyblik, Stellan Skarsgård, Harvey Keitel, Julian Sands, Barry Pepper Länge 169 min. Sprache interslowakisch/tschechisch/deutsch/russische OF / englische UT Festivals Venedig, Toronto, Vancouver, BFI, Warschau, Chicago, Kiev, Kolkata, Tokyo Preise Venedig UNICEF Preis, Chicago Beste Kamera Do. 28.11. – 19.00 Uhr, Saal 8 Fr. 29.11. – 19.00 Uhr, Saal 8 (präsentiert von Frédéric Jaeger)
10 Rumänien La Gomera Corneliu Porumboiu „Cristi (Vlad Ivanov) ist ein vom rechten Weg abgekommener Polizist aus Bukarest, der sich vom organisierten Verbrechen einspannen lässt. Auf La Gomera soll ihm in aller Abgeschiedenheit die Pfeifsprache El Silbo beigebracht werden. Sie spielt eine zentrale Rolle bei den Versuchen, einen Vertrauten (Sabin Tambrea) von Gangsterboss Paco (Agustí Villaronga) aus dem Gefängnis zu befreien, der als einziger weiß, wo 30 Millionen Euro Beute aus einem Raubzug versteckt sind. Cristi weiß nicht, dass man ihm längst auf der Spur ist: Seine Vorgesetzte Magda (Rodica Lazar) lässt ihn abhören, überall befinden sich Wanzen und Überwachungskameras. Keiner traut keinem. Und Cristi hat eigene Pläne – erkennt aber, dass ihm die Kontrolle nach und nach entgleitet und sein Leben schon bald nichts mehr wert ist. Corneliu Porumboiu ist einer der profiliertesten Vertreter der sogenannten rumänischen Neuen Welle. Mit „12:08 Uhr östlich von Bukarest“ (2008 bei 14 FILMS) schuf er eines der wenigen Meisterwerke des europäischen Kinos in den letzten 20 Jahren. Mit „La Gomera“ arbeitet er sich weniger an der konkreten Gegenwart seines Landes ab, sondern mehr an den Mythen und Spielregeln des Kinos. Damit gelingt ihm ein herrlich-absurdes Verwirrspiel voller neckischer Verweise auf unterschiedliche Genres und Meilensteine der Kinokunst.“ (Alamode) Not everything is as it seems for Cristi, a police inspector in Bucharest who plays both sides of the law. Embarking with the beautiful Gilda on a high-stakes heist, both will have to navigate the twists and turns of treachery and deception. A secret whistling language spoken on the Spanish island of LaGomera might just be what they need to pull it off. “Thrilling Romanian corrupt-cop noir“ (Peter Bradshaw, The Guardian). “With all due respect to Lauren Bacall, there’s always been a bit more to whistling than putting your lips together and blowing.” (Jessica Kiang, Variety) Berlin-Premiere Regie Corneliu Porumboiu Drehbuch Corneliu Porumboiu Produktionsland Deutschland, Frankreich, Rumänien Produktion 42 Km Film, Les Films du Worso, Komplizen Film Cast Vlad Ivanov, Catrinel Marlon, Rodica Lazar, Agustí Villaronga, Sabin Tambrea Länge 98 min. Sprache englisch/rumänisch/spanische OF / deutsche UT Deutscher Verleih Alamode Festivals Cannes, Cluj, Sydney, New Horizons, Toronto, Vancouver, New York, London, Chicago Fr. 29.11. – 19.00 Uhr, Saal 6 (präsentiert von Nicolas Wackerbarth)
11 Russland Beanpole Kantemir Balagov Leningrad 1945. Direkt nach der deutschen Belagerung ist der Zustand der Stadt und der Bewohner katastrophal. Der Krieg hinterlässt seine Spuren nicht nur in den Gesichtern, sondern auch in den Seelen der Menschen. Die große, hagere Iya (Viktoria Miroshnichenko) leidet an regelmäßigen Schockstarren. Sie arbeitet im Krankenhaus als Krankenschwester und pflegt die schwer verwundeten Soldaten. Nebenbei passt sie auf einen kleinen Jungen auf. Es ist der Sohn von Iyas bester Freundin Masha (Vasilisa Perelygina), die noch an der Front ist. Es kommt zu einem schrecklichen Unfall. Als die energische Masha plötzlich in Iyas Wohnung steht, verlangt sie von der schüchternen Bohnenstange, ihre Schuld zu begleichen. Inspiriert durch das Buch „Der Krieg hat kein weibliches Gesicht“ der belarussischen Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexjiewitsch gelingt dem gerade einmal 29 Jahre alten russischen Regisseur Kantemir Balagov („Closeness“) ein erschütterndes Porträt der Folgen des Krieges. Genauer: Ein Röntgenbild der tiefen seelischen Wunden, die dieser menschliche Ausnahmezustand in seinen Figuren angerichtet hat. Insbesondere das dynamische und vieldeutige Verhältnis von Masha und Iya macht aus „Beanpole“ eine faszinierende und emotionsgeladene Charakterstudie. Mit seiner sehr reifen Inszenierung beweist Balagov zudem, dass er zu Recht als die große Hoffnung des jungen russischen Kinos gilt - und auch schon sehr bald einer der großen Stars des weltweiten Autorenkinos werden wird. In Cannes erhielt er für seine Arbeit dieses Jahr gleich zwei Preise in der Sektion Un Certain Regard. 1945, Leningrad. World War II has devastated the city, demolishing its buildings and leaving its citizens in tatters, physically and mentally. Although the siege – one of the worst in history – is finally over, life and death continue their battle in the wreckage that remains. Two young women, Iya and Masha, search for meaning and hope in the struggle to rebuild their lives amongst the ruins. Jessica Kiang, Variety, calls it a “slow, ferocious, and extraordinary second film from blazing 27-year-old Russian talent Kantemir Balagov.” Berlin-Premiere OT Dylda Regie Kantemir Balagov Drehbuch Kantemir Balagov, Alexander Terekhov Produktionsland Russland Produktion AR Content, Non-Stop Productions Cast Viktoria Miroshnichenko, Vasilisa Perelygina, Andrey Bykov, Igor Shirokov, Konstantin Balakirev Länge 139 min. Sprache russische OF / englische UT Festivals Cannes, Odessa, Lima, Telluride, Toronto, London, Brisbane, Busan, New York Preise Cannes Un Certain Regard Best Director, FIPRESCI, Eriwan, Sakhalin 2 Preise Fr. 22.11. – 21.30 Uhr, Saal 8 Sa. 23.11. – 19.00 Uhr, Saal 8 (präsentiert von Patrick Wellinski)
12 Palästina Vom GieSSen des Zitronenbaums Elia Suleiman „Der Künstler Elia kommt aus Nazareth und muss sich über Land und Leute doch sehr wundern. Schon der eigene Garten und seine Zitronenbäume sind vor den Begehrlichkeiten der Nachbarn nicht sicher. Bald bricht Elia auf, um anderswo heimisch zu werden und die seltsame Einsamkeit des kopfschüttelnden Beobachters hinter sich zu lassen. Er geht in jene Länder, in denen die Frauen frei sind und die Kunst so schön tolerant, wo die Parks öffentlich sind und niemand nachbarliche Zitronen stiehlt. Elia wird zum Kundschafter in den westlichsten Metropolen, Paris und New York. Auf seinen Streifzügen durch die Räume des Urbanen gerät er zwischen aggressive Parkbesucher, ferngesteuerte Touristen, rollende Polizisten und bis an die Zähne bewaffnete Spaziergänger. Auch hier ist die Welt aus den Fugen geraten, haust ein Schrecken in den Begegnungen. Immer kleiner wird die Mimik von einem, der als Heimatsuchender ankam und zur Teilnahmslosigkeit verurteilt ist. Und immer größer wird das Ausmaß des Absurden, das zu unserer Normalität geworden ist. Bleibt am Ende nur die Freundschaft mit einem kleinen, frechen Vogel? Elia kehrt zu seinem Garten in Nazareth zurück und muss sich abermals wundern: über einen liebevoll gepflegten und gedeihenden Zitronenbaum. Als unbeschwerter Flaneur läuft Regisseur Elia Suleimann los und erlebt eine Irrfahrt in die absurden Abgründe unserer Zeit. Kaum jemals hat sich die Erschütterung eines Beobachters so leichtfüßig in einer Komödie der Irrungen Ausdruck verschafft. Mit viel Lust an der Komik, die im Widerspruch liegt, gelingen in „Vom Gießen des Zitronenbaums“ grandiose Sketche, die sich zum schrecklich schönen Panorama einer nahenden Apokalypse zusammenfügen.“ (Neue Visionen) ES escapes from Palestine seeking an alternative homeland, only to find that Palestine is trailing behind him. The promise of a new life turns into a comedy of errors: however far he travels, from Paris to New York, something always reminds him of home. From award-winning director Elia Suleiman, a comic saga exploring identity, nationality and belonging, in which ES asks the fundamental question: where is the place we can truly call home? Berlin-Premiere OT It Must Be Heaven Regie Elia Suleiman Drehbuch Elia Suleiman Produktionsland Deutschland, Frankreich, Kanada, Türkei Produktion Pallas Film GmbH, Rectangle Productions, Possibles Media II, Zeyno Film Cast Elia Suleiman Länge 97 min. Sprache arabisch/englisch/französische OF / deutsche UT Deutscher Verleih Neue Visionen Festivals Cannes, Shanghai, Mailand, New Horizons, Toronto, Brisbane, London, Busan, Chicago Preise Cannes Spezielle Erwähnung Sa. 23.11. – 19.30 Uhr, Saal 6 (präsentiert von Dietrich Brüggemann)
Datum Uhrzeit Filmtitel Land live präsentiert von Film Nr. DO 21.11. X 19.00 Ein verborgenes Leben Opening Night Edward Berger FR 22.11. 17.00 Werkstattgespräch mit Sarah Brocklehurst, Produzentin „Animals” X 18.45 Bacurau Brazilian Night Isabella Parkinson 19.00 Animals Irland 4 X 21.30 Die Sehnsucht d. Schwestern Gusmão Brazilian Night Jan-Ole Gerster 21.30 Beanpole Russland 11 SA 23.11. 19.00 Beanpole Russland Patrick Wellinski 11 X 19.30 Vom Gießen des Zitronenbaums Palästina Dietrich Brüggemann 12 X 21.30 Animals Irland Emily Atef 4 21.45 Bacurau Brazilian Night SO 24.11. 17.00 Independencia WCF / Philippinen Vincenzo Bugno X 19.00 The Fever WCF / Brasilien Vincenzo Bugno 19.15 Tlamess WCF / Tunesien Vincenzo Bugno X 21.15 You Will Die at Twenty WCF / Sudan Vincenzo Bugno 21.45 The Orphanage WCF / Afghanistan Alice Dwyer MO 25.11. X 19.30 Honey Boy USA Patin tba 1 19.45 The Orphanage WCF / Afghanistan X 21.30 Angelo Österreich Jan Schomburg 8 21.45 Tlamess WCF / Tunesien X = Großer Saal Tickets Online unter www.cinestar.de/de/kino/berlin-kino-in-der-kulturbrauerei
Datum Uhrzeit Filmtitel Land live präsentiert von Film Nr. DI 26.11. X 19.30 Deerskin Frankreich Pate tba 5 19.45 Fire Will Come Spanien Franz Müller 6 X 21.15 Vitalina Varela Hommage Costa Mark Peranson 21.45 Papicha Algerien 3 MI 27.11. X 19.15 Martin Eden Italien Hannah Pilarczyk 7 19.30 Papicha Algerien Zoe Moore 3 21.45 Fire Will Come Spanien 6 X 22.00 Babyteeth Australien Sonja Heiss 14 DO 28.11. 18.00 Diskussion Quo Vadis Deutsches Kino? : Die Rechten in den Gremien 19.00 The Painted Bird Tschechien 9 X 19.30 Das Vorspiel German Night Christiane Peitz X 22.00 Pelikanblut German Night Patin tba 22.15 The Wild Goose Lake China 13 FR 29.11. 19.00 The Painted Bird Tschechien Frédéric Jaeger 9 X19.00 La Gomera Rumänien Nicolas Wackerbarth 10 X 22.00 Zombi Child Hommage Bonello Joachim Gern 22.15 Song Without a Name Peru 2 SA 30.11. X 19.00 Preisverleihung ARRI MEDIA PREIS Seberg Closing Night Kristin Suckow 19:30 Song Without a Name Peru Ursina Lardi 2 21.45 The Wild Goose Lake China Jamila Wenske 13 X 22.00 The Farewell Closing Night Victoria Schulz X = Großer Saal oder während der täglichen Öffnungszeiten an der Kinokasse
13 china The Wild Goose Lake Yinan Diao Im strömenden Regen auf dem Vorplatz eines Bahnhofs in der chinesischen Provinz steht Zhou Zenong (Ge Hu) hinter einem breiten Pfeiler und wartet auf eine Frau. Als die schöne und mysteriöse Liu Aiai (Gwei Lun Mei) auftaucht, ist klar, dass es nicht die Frau ist, auf die Zhou mit seinem geschwollenen und vernarbten Gesicht wartet. Auf wen er wartet und wer ihn so zugerichtet hat, das erzählt der chinesische Filmemacher Yinan Diao in seinem hocheleganten Film Noir durch eine Reihe von intelligent angeordneten Rückblenden, die mitten ins Herz einer völlig außer Kontrolle geratenen Gangsterfehde führen. Wie häufig im chinesischen Gangsterfilm ist es nicht ganz leicht, jede Figur mit ihrer Handlungsmotivation zu entziffern. Aber das muss man auch nicht. Körper in Bewegung, kinetische Schattenspiele und flackernde Actionszenen im unerbittlichen Neonlicht sind der wahre Sehgenuss in einem Film wie „The Wild Goose Lake“, mit dem der Berlinale-Gewinner Yinan Diao („Black Cole, Thin Ice“) sich als großer Stilist des Genrekinos erweist. Zu einem einzigartigen Highlight gehört eine abgefahrene Verfolgungssequenz auf einem Nachtmarkt, dessen Rhythmus vorgegeben wird durch den Bonny M-Klassiker „Rasputin“. Yinans Diao abstrakt-schöne Regiekunst besteht im Zusammenführen von Widersprüchen und dem Arrangement von Bewegungen, die sich in einer Choreografie von Begierde, Gewalt und Sehnsucht entladen. Ein „Must-See“, der selbst einen abgebrühten Kinomaniac wie Quentin Tarantino in Cannes zu Jubelstürmen und Standing Ovations bewegt hat! A gang leader on the run seeking redemption... A girl in trouble risking everything to gain her freedom... Both hunted on the hidden shores of The Wild Goose Lake. They set a deadly gamble for what may be their last day. „Diao Yinan delivers a definitive Chinese crime noir, in which the ravishing style and inventive staging form the substance.“ (Jessica Kiang, Variety) Berlin-Premiere OT Nan fang che zhan de ju hui Regie Yinan Diao Drehbuch Yinan Diao Produktionsland China, Frankreich Produktion Green Ray Films, Maisong Entertainment Investment Cast Ge Hu, Lun Mei Gwei, Fan Liao, Qian Wan, Dao Qi Länge 113 min. Sprache mandarin OF / englische UT Festivals Cannes, Jerusalem, Lima, Toronto, Athen, New York, Vancouver, Chicago, Kiev Preise International Cinematographers‘ Film Festival Manaki Brothers Do. 28.11. – 22.15 Uhr, Saal 8 Sa. 30.11. – 21.45 Uhr, Saal 8 (präsentiert von Jamila Wenske)
14 Australien Babyteeth Shannon Murphy Milla (Eliza Scanlan) trifft Moses (Toby Wallace). Für beide Teenager ist es die große Liebe. Da Moses als Gelegenheitsdealer auf der Straße lebt, nimmt Milla ihn kurzerhand zu sich nach Hause. Millas Eltern sind eher Vertreter eines typischen wohl situierten Bürgertums und nicht gerade begeistert, als ihre Tochter ihren neuen Freund vorstellt. Doch das ist erst der Anfang aller Probleme: Milla erkrankt an Krebs und ihr drohender Tod konfrontiert alle Familienmitglieder mit den eigenen Unzulänglichkeiten. Auch wenn „Babyteeth“ zunächst nach einem standardisierten Krebsdrama klingt, so ist Shannon Murphys hervorragendes Debüt ein sehr heller und auch schreiend komischer Film. Mit einer losen Episodenstruktur etabliert die Australierin ihre dysfunktionale Familie als Mikrokosmos von heiteren Neurosen. Vater, Mutter, Milla und Moses suchen nach ihren eigenen Wegen, mit der drohenden Katastrophe umzugehen. Dass sie dabei auch immer wieder nachvollziehbar scheitern dürfen, zeichnet Shannon Murphy als große Humanistin aus. Sie betrügt keine ihrer Figuren. Toby Wallace wurde für seine Darstellung des Moses bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem Preis für den besten Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet. Ein Preis, den man aber auch ohne weiteres der genialen Eliza Scanlan hätte verleihen können, so intensiv und gewagt ist ihre Verkörperung der aufmüpfigen Krebspatientin. Auch diese Performance macht „Babyteeth“ sicherlich zu einem der außergewöhnlichsten und berührendsten Filmdebüts des Kinojahres. When seriously ill teenager Milla falls madly in love with smalltime drug dealer Moses, it’s her parents’ worst nightmare. But as Milla’s first brush with love brings her a new lust for life, things get messy and traditional morals go out the window. Milla soon shows everyone in her orbit - her parents, Moses, a sensitive music teacher, a budding child violinist, and a disarmingly honest, pregnant neighbour - how to live like you have nothing to lose. What might have been a disaster for the Finlay family instead leads to letting go and finding grace in the glorious chaos of life. “Babyteeth” joyously explores how good it is not to be dead yet, and how far we will go for love. Berlin-Premiere Regie Shannon Murphy Drehbuch Rita Kalnejais Produktionsland Australien Produktion Whitefalk Films, Create NSW, Screen Australia, Spectrum Films Cast Eliza Scanlen, Toby Wallace, Emily Barclay, Eugene Gilfedder, Essie Davis, Ben Mendelsohn Länge 117 min. Sprache englische OF / englische UT Festivals Venedig, Mailand, Zürich, London, Hamptons, Warschau, Chicago Preise Venedig Best Young Actor und ein weiterer Preis, Zürich Spezielle Erwähnung, Sao Paolo Mi. 27.11. – 22.00 Uhr, Saal 6 (präsentiert von Sonja Heiss)
CLOSING NIGHT IS SPONSORED BY HEPPELER AGENCY
German Night das vorspiel Ina Weisse „Anna Bronsky ist Geigenlehrerin an einem Musikgymnasium. Sie setzt gegen den Willen ihrer Kollegen die Aufnahme eines Schülers durch, den sie für sehr talentiert hält. Engagiert bereitet sie Alexander auf die Zwischenprüfung vor und vernachlässigt dabei ihre Familie. Ihren Sohn Jonas, den sie in Konkurrenz zu ihrem neuen Schüler bringt und ihren Mann Philippe. Ihr Kollege Christian, mit dem sie eine Affäre hat, überredet sie, in einem Quintett mitzuspielen. Als Anna in einem Konzert als Geigerin versagt, treibt sie ihren Schüler zu Höchstleistungen an. Am Tag der entscheidenden Zwischenprüfung kommt es zu einem folgenschweren Unglück. Ina Weisse inszeniert eine sehr dichte und intensive Charakterstudie, die sehr klug die Beziehung zwischen Schüler und Lehrerin auslotet. Nina Hoss spielt die Anna Bronsky im inneren Streit zwischen beißendem Ehrgeiz und erlernter Kontrolle. Eine besondere Rolle in „Das Vorspiel“ erhält die klassische Musik. Sie kommentiert subtil die jeweilige Szene, ohne ihr eine plumpe Bedeutung aufzudrücken. Das zeugt von einer Regisseurin, die nicht weniger kontrolliert und ehrgeizig vorgeht wie ihre eigene Hauptfigur. Nina Hoss wurde auf dem Festival von San Sebastián völlig zu Recht mit dem Preis für die beste Schauspielerin ausgezeichnet.“ (Port au Prince) Anna Bronsky works as a violin teacher at a conservatory. Against her colleague’s will, she agrees to teach a new student in whom she sees great talent. With full dedication, she prepares Alexander for his midterm exam – and, by doing so, not only neglects her own son Jonas but also drifts apart from her husband, the French violin maker Philippe Bronsky. Her colleague Christian, with whom she has an affair, talks her into playing the violin herself in a quintet. But when Anna loses it at a concert, her teaching of Alexander gets more and more aggressive. Then, on the day of the midterms, a fatal incident occurs... Berlin-Premiere Regie Ina Weisse Drehbuch Daphne Charizani, Ina Weisse Produktionsland Deutschland, Frankreich Produktion Lupa Film Cast Nina Hoss, Simon Abkarian, Jens Albinus, Ilja Monti, Serafin Mishiev, Sophie Rois, Thomas Thieme Länge 99 min. Sprache deutsche OF / englische UT Deutscher Verleih Port au Prince Festivals Toronto, San Sebastián, Hamburg, Paris Preise San Sebastián Beste Schauspielerin Do. 28.11. – 19.30 Uhr, Saal 6 (präsentiert von Christiane Peitz) Mit freundlicher Unterstützung der Agentur Fitz & Skoglund
German Night Pelikanblut Katrin Gebbe „Wiebke lebt zusammen mit ihrer Adoptivtochter Nikolina auf einem idyllischen Reiterhof. Nach vielen Jahren des Wartens bekommt sie nun die Chance, ein weiteres Mädchen, Raya, aus Bulgarien zu adoptieren. Nikolina freut sich sehr über das langersehnte Geschwisterchen. Die ersten gemeinsamen Wochen als Familie verlaufen harmonisch, und die frisch gebackenen Geschwister verstehen sich prächtig. Aber schon bald merkt Wiebke dass die - anfänglich charmante Raya - etwas verbirgt. Sie wird immer aggressiver und stellt eine zunehmende Gefahr für sich und andere dar. Vor allem Nikolina leidet unter ihren Übergriffen, aber auch Wiebkes Beziehungen und Freundschaften werden auf die Probe gestellt. Um ihre Familie zu retten, muss Wiebke schließlich über Grenzen gehen und eine extreme Entscheidung treffen. Nach ihrem in Cannes gefeierten Filmdebüt „Tore tanzt“ widmet sich Regisseurin Katrin Gebbe erneut den dunklen Seiten einer Familienkonstellation. Mutig mischt sie Mythen, Psychologie und Esoterik zu einer spannenden Geschichte über Mutterängste und Teufelskinder. Wie die Regisseurin versichert, sind Ängste von Eltern gegenüber ihren eigenen Kindern keine Seltenheit. Im amerikanischen Horror-Kino sind dämonische Satansbraten seit „Das Omen“ an der Tagesordnung. Doch mit „Pelikanblut“ betritt auch das deutsche Kino diesen Weg. Eine Pionierleistung, die vielleicht dem deutschen Horror einen neuen Antrieb verleihen könnte. Beim Filmfestival von Venedig eröffnete Gebbe mit ihrem Film - in dem Nina Hoss die Hauptrolle spielt - die wichtige Nebenreihe Orizzonti.“ (DCM) Wiebke (45) lives together with her adoptive daughter Nicolina (9) on an idyllic horse farm. After many years of waiting, she now has a chance to adopt another girl, Raya (5), to provide Nicolina with a longed-for sister. The first weeks are harmonious, and the siblings get along great. But shortly thereafter, Wiebke, realizes that Raya, initially shy and charming, is becoming increasingly aggressive and poses a danger to herself and others. The mother will soon have to cross borders and make extreme decisions to protect her cubs. Berlin-Premiere Regie Katrin Gebbe Drehbuch Katrin Gebbe Produktionsland Deutschland, Bulgarien Produktion Junafilm Cast Nina Hoss, Murathan Muslu, Sophie Pfenningstorf, Justine Hirschfeld, Sebastian Rudolph Länge 126 min. Sprache deutsche OF / englische UT Deutscher Verleih DCM Festivals Venedig, Toronto, Zürich, Hamburg, Zürich, Sitges, Austin, Sao Paolo Preise Hamburg Produzentenpreis, Austin Do. 28.11. – 22.00 Uhr, Saal 6 (präsentiert von einer Patin tba) Mit freundlicher Unterstützung der Agentur Fitz & Skoglund
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