Asyl und Migration - Gemeinsame Strategien nötig - Asile et migration - Il faut une stratégie commune - Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn
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N r . / N o 3 —— N o v e m b e r / N o v e m b r e 2 0 1 5 Das Magazin der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn Le Magazine des Eglises réformées Berne-Jura-Soleure Asyl und Migration — Gemeinsame Strategien nötig Asile et migration – Il faut une stratégie commune 1
I N H A L T 4 DOSSIER ASYL UND MIGRATION ASILE ET MIGRATION 4 Gemeinsame Strategien nötig Il faut une stratégie commune 12 Visionäres hat eine biblische Tradition Les approches visionnaires ont une tradition biblique 16 Flüchtlinge werden zu Menschen Du réfugié à l’être humain 18 L’odyssée de deux frères Die Odyssee von zwei Brüdern IM PR E S S UM 21 FOKUS ENSEMBLE — Magazin für mitarbeitende, ehrenamtliche und engagierte Mitglieder der Aktuelles aus Bern-Jura-Solothurn Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn / Magazine pour les membres engagés, colla FOCUS Actualités de Berne-Jura-Soleure borateurs et bénévoles des Eglises réformées Berne-Jura-Soleure — Herausgeberin / Editeur: Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn / Egli- 28 KREUZ UND QUER ses réformées Berne-Jura-Soleure / Altenb erg- strasse 66, Postfach / Case postale, 3000 Bern 22 Aus den Bezirken, Kirchgemeinden und dem HDK Erscheinungsweise / Parution: 10-mal pro Jahr / DE LONG EN LARGE Régions, paroisses et MDE 10 fois par année — Auflage / Tirage: 5000 — Nächste Ausgabe / Prochaine parution: Ende November / fin novembre 33 KURZ UND BÜNDIG Redaktion / Rédaction: Adrian Hauser (ver Kreisschreiben des Synodalrats antwortlich/responsable), Nicolas Meyer — Übersetzungen / Traductions: Antoinette EN BREF Circulaire du Conseil synodal Prince, Rolf Hubler — Korrektorat /Corrections: Renate Kinzl — Titelbild / Image de couverture: 40 SCHAUFENSTER UNHCR/Dominic Nahr Grafisches Konzept / Concept graphique: Neid- VITRINE hart Grafik, Klösterlistutz 18, 3013 Bern —Inhalt- liches Konzept und Beratung / Concept du contenu et conseil: hpe Kommunikation, Sus- tenweg 64, 3014 Bern — Layout / Druck / Impres- sion: Jost Druck AG, Stationsstrasse 5, Post- fach 102, 3626 Hünibach Inhalt —– ENSEMBLE 2015/3
E D I T O R I A L LIEBE LESERINNEN UND LESER CHÈRE LECTRICE, CHER LECTEUR Die Kirchgemeinde Ringgenberg hatte Anfang La paroisse de Ringgenberg a vécu une ex- F September Premiere: Ein wöchentlicher Asyltreff périence inédite en septembre: un ren- wurde gegründet, der eine Begegnungsmöglich- dez-vous mensuel autour de l’asile venait d’être keit mit den Asylbewerberinnen und Flüchtlingen créé. Une occasion de rencontre avec les requé- in der Gemeinde schafft. Wie wichtig solche Orte rants d’asile et les réfugiés au sein de la commune. der Begegnung sind, zeigte das Netzwerktreffen L’importance de ce type de démarche a été dé- «Joint Future», an dem verschiedene Vertrete montrée lors de la rencontre du réseau «Joint Fu- rinnen und Vertreter von Kirchgemeinden an ture» à laquelle ont participé plusieurs représen- wesend waren, die sich wie beispielsweise die tantes et représentants des paroisses. Un exemple: Paulus Kirchgemeinde in Bern seit Jahren in der la paroisse Paulus à Berne qui s’engage dans le Migrationsarbeit engagieren. «In der Begegnung travail auprès des migrants depuis de nombreuses erhält das Gegenüber ein menschliches Gesicht», années. «Dans la rencontre, l’autre prend un visage sagte etwa Daniel Winkler, Pfarrer von Riggisberg, humain», a souligné Daniel Winkler, pasteur à an der Tagung. Durch die Begegnung werden aber Riggisberg, lors de cette journée. A travers la ren- auch aufseiten der Einheimischen Ängste ab contre, les peurs de la population peuvent être gebaut und die Asylsuchenden tun sich weniger déconstruites, ce qui facilite grandement l’inté- schwer mit der Integration. Diesen Standpunkt gration des requérants d’asile. Une position défen- vertritt Synodalrätin Pia Grossholz-Fahrni im due par la conseillère synodale Pia Grossholz-Fahr- Interview über die kürzlich erschienene Migra ni dans une interview en lien avec la récente tionscharta und die aktuellen Herausforderungen publication de la Charte de la migration et les im Asylwesen. défis actuels liés aux questions d’asile. Dass es aber nur ganz wenige Schutzsuchende De son côté, Anja Klug, responsable du bureau in die Schweiz oder überhaupt nach Europa schaf- du HCR pour la Suisse et le Liechtenstein, met en fen, erklärt Anja Klug, Leiterin des UNHCR-Büros avant le fait que seule une minorité de personnes für die Schweiz und Liechtenstein. Denn um in en quête de protection arrive jusqu’en Suisse, ou die Schweiz zu kommen, brauche es finanzielle en Europe. En effet, pour y arriver, il est nécessaire Ressourcen und man müsse fit genug sein, um die d’avoir des ressources financières et d’être assez gefährliche Reise zu überstehen. Die wahre résistant pour surmonter un voyage périlleux. La «Flüchtlingskrise» spielt sich denn auch in den «crise des réfugiés» se joue également dans des Regionen um die Krisenherde ab. Mehrere Millio- régions en pleine poudrière. Plusieurs millions de nen Flüchtlinge befinden sich in den Ländern um réfugiés se trouvent dans les pays qui entourent Syrien. Zum Vergleich: In der Schweiz stellten in la Syrie. En comparaison: 20 000 personnes ont diesem Jahr bisher rund 20 000 Personen ein Asyl- déposé une demande d’asile en Suisse depuis le gesuch. Gemäss UNHCR flieht die Mehrheit der in début de cette année. Selon le HCR, la plupart des Europa einreisenden Personen vor Krieg und Ver- personnes arrivées en Europe ont fui la guerre et folgung. la persécution. Die Schweiz täte also gut daran, mit einer Will- La Suisse ferait bien d’essayer d’atténuer kommenskultur – wie viele Kirchgemeinden sie quelque peu la souffrance de ces personnes par pflegen – das Leid dieser Menschen wenigstens une culture d’accueil bienveillante, comme le font ein bisschen zu lindern. déjà de nombreuses paroisses. Wir wünschen Ihnen eine ergreifende Lektüre. Nous vous souhaitons une lecture pleine d’émotions, Adrian Hauser, Redaktor / rédacteur ENSEMBLE ENSEMBLE 2015/3 —– Editorial 3
GEMEINSAME STRATEGIEN NÖTIG ASYL UND MIGRATION IL FAUT UNE STRATÉGIE COMMUNE ASILE ET MIGRATION Weltweit sind 60 Millionen Menschen «Die Schweiz hat eine der grössten eritreischen auf der Flucht. Nur ein kleiner Teil erreicht Gemeinden in Europa», erklärt Léa Wertheimer, die Schweiz und Europa. Die Anzahl der Mediensprecherin des SEM. «Sie ist daher ein Asylsuchenden ist zwar gestiegen, sollte potenzieller Anziehungspunkt für Flüchtlinge aus jedoch zu bewältigen sein. Dies durch ge- Eritrea.» Nach Eritrea folgen Afghanistan, Syrien, meinsame Strategien europäischer Staaten Irak, Somalia und schliesslich Sri Lanka als häu- und Massnahmen von der Diplomatie bis figste Herkunftsländer. zur Zivilgesellschaft. Grösste eritreische Diaspora Die wichtigsten Gründe für die höheren Gesuchs- Von Adrian Hauser zahlen afghanischer, syrischer und irakischer Staatsangehöriger sind gemäss SEM die anhalten- Es ist zurzeit das Dauerbrennerthema in den Me- den Krisen in den Herkunftsländern sowie die dien: die «Flüchtlingsströme», die vor allem aus angespannte Situation in wichtigen Erstaufnah- Syrien und Eritrea nach Europa drängen. Gemäss mestaaten und Transitländern. Denn 90 Prozent einer aktuellen Studie der Organisation für wirt- aller Flüchtlinge bleiben in ihrer Herkunftsregion. schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Léa Wertheimer: «Es ist davon auszugehen, dass OECD haben im laufenden Jahr bereits 700 000 viele Personen aus Syrien, die ihr Land aufgrund Menschen in der EU Asyl beantragt. Bis Ende Jahr des Konfliktes verlassen mussten, das Ende in der könnten es eine ganze Million sein. Das sind Nähe abwarten wollten. Ein Ende des Konfliktes mehr Menschen als in jeder anderen europäi- ist jedoch nicht absehbar.» schen Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Welt- Hinzu kommt, dass die Syrien umgebenden krieg. Die OECD rechnet damit, dass knapp die Staaten völlig überfüllt sind. Mehrere Millionen Hälfte der Asylsuchenden – also rund 450 000 – Flüchtlinge befinden sich zurzeit in der Türkei, in dauerhaft in einem europäischen Land bleiben Jordanien, Pakistan, Libanon und im Iran. Gemäss dürfen. Das Uno Hochkommissariat für Flücht- Léa Wertheimer ist die Schweiz nicht primäres linge UNHCR bestätigt diesen Eindruck: «Die Zielland für Migranten und Migrantinnen aus Mehrheit der Asylsuchenden, die momentan Syrien: «Flüchtlinge zieht es unter anderem in nach Europa kommen, sind Flüchtlinge, das Länder, in denen bereits Familienmitglieder, heisst Personen, die vor Krieg oder Verfolgung Bekannte oder Landsleute leben. Syrische Staats in ihrem Herkunftsland fliehen», erklärt Anja angehörige reisen daher oft nach Deutschland, Klug, Leiterin des UNHCR-Büros für die Schweiz Dänemark, Schweden oder Holland.» Gemäss und Liechtenstein. OECD ist das Hauptziel Deutschland. Das Deutsche In der Schweiz stellten gemäss dem Staatsse- Bundesamt für Flüchtlinge erwartet bis Ende Jahr kretariat für Migration SEM während des laufen- insgesamt 800 000 Asylanträge. den Jahres bis Ende August 19 668 Personen einen Asylantrag. Im Vorjahr waren bis Ende August Keine Krise 15 704 Asylgesuche zu verzeichnen. Mit Abstand Die Zahlen zeigen deutlich, dass im internationa- am meisten Gesuche kamen im August 2015 von len Vergleich relativ wenige Personen in die Migrantinnen und Migranten aus Eritrea. Grund: Schweiz oder überhaupt nach Europa gelangen. 4 Dossier —– ENSEMBLE 2015/3
Schutzsuchende aus Syrien werden in Jordanien mit dem Nötigsten versorgt. Les personnes qui fuient les conflits reçoivent le néces- saire en Jordanie. © UNHCR / J. J. Kohler ENSEMBLE 2015/3 —– Dossier 5
Grenzübergang in die Türkei. Passage de la © UNHCR / I. Prickett frontière turque. 6 Dossier —– ENSEMBLE 2015/3
Der Schweizer Anteil an allen seit Ausbruch des le Möglichkeiten in die Schweiz zu kommen, ver- Krieges in Europa von Syrern gestellten Asylgesu- hindern, dass schutzbedürftige Personen immer chen fällt unter zwei Prozent. «Um nach Europa grössere Gefahren auf sich nehmen müssen, um zu reisen, braucht es finanzielle Ressourcen und nach Europa zu kommen. «Zur nachhaltigen Ver- man muss fit genug sein, um eine Chance zu besserung der Lage sollten sich die europäischen haben, die gefährliche Reise zu überstehen», er- Staaten allerdings für eine politische Lösung der klärt Anja Klug. In ihren Augen kann man denn Konflikte vor Ort einsetzen», erklärt Anja Klug. auch nicht von einer allgemeinen «Flüchtlingskri- Denn das Ziel sollte sein, dass Menschen gar nicht se» sprechen. «Die Zahlen sind zwar gestiegen, erst zur Flucht gezwungen sind. doch sie sind zu bewältigen. Die derzeitige Über- Hat eine Person grundsätzlich Chancen auf forderung europäischer Staaten gründet eher da- Asyl, wird sie an einen Kanton überwiesen, der sie rin, dass gemeinsame Strategien fehlen.» darauf in einer Gemeinde unterbringt. Auf dieser Bei der Einreise können die Betroffenen an der Stufe sollte die Integration möglichst rasch grei- Grenzkontrolle ein Asylgesuch stellen. Dies erfolgt fen, und hier kommt die Zivilgesellschaft, nament- mündlich oder schriftlich und ist an keine Form- lich auch die Kirchgemeinden, auf den Plan. Anja vorschriften gebunden. Als Asylgesuch gilt jede Klug: «Die Zivilgesellschaft spielt beim Empfang Äusserung einer ausländischen Person, mit der sie und bei der Integration eine wichtige Rolle. Wir signalisiert, dass sie in der Schweiz Schutz vor Verfolgung sucht. Wer ein Asylgesuch stellt, muss seine Identität offenlegen, die Asylgründe benen- nen und diese nach Möglichkeit gleich schriftlich Mehrere Millionen belegen. Viele reisen gemäss SEM jedoch illegal ein. Dies aus Furcht, dass sie an der Grenze zurück- Flüchtlinge bef inden sich geschickt werden. «Illegal Einreisende sind in der zurzeit in der Türkei, Regel ziemlich gut über das Asylverfahren infor- miert und kennen die Adresse eines der Empfangs- in Jordanien, Pakistan, im Libanon und im Iran. und Verfahrenszentren», erklärt Léa Wertheimer. Diese Personengruppe reicht oft in einem dieser Zentren ein Asylgesuch ein. Asyl- und Verfahrens- zentren gibt es in Basel, Chiasso, Vallorbe, Altstät- ten und Kreuzlingen. Aufgrund der letzten Asyl- erhalten täglich Anrufe von Personen, die helfen gesetzrevision, die Ende September 2012 in Kraft wollen!» Gemäss Anja Klug kann diese Unterstüt- trat, gibt es seit Anfang 2014 ein erstes nationales zung sehr vielfältig sein: Hilfe im Umgang mit den Verfahrenszentrum in Zürich. Ziel dieses Betriebes Behörden, Sprachkurse oder einfach nur die Be- ist es, die Asylverfahren deutlich zu beschleuni- gegnung mit Einheimischen. Es geht also um die gen, gleichzeitig aber einen wirksamen Rechts- Schaffung einer Willkommenskultur, die in vielen Schriftsteller schutz zu garantieren. Die Asylgesetzrevision Kirchgemeinden bereits konkret gelebt und um- und Arzt Khaled wurde nach einer dreijährigen Testphase im Sep- gesetzt wird. Das ist genauso wichtig wie Frie- Hosseini in einem Flüchtlingscamp tember vom Nationalrat bestätigt. densdiplomatie und Entwicklungshilfe vor Ort, im Irak. das Öffnen der Grenzen oder juristischer Schutz. L’écrivain et Überfüllte Nachbarstaaten Nur wenn alle Massnahmen zusammenspielen médecin Khaled Hosseini dans Ein Schritt in die richtige Richtung? «Unbedingt. und greifen, kann das Leid der Menschen, das sie un camp de réfu- Faire und effiziente Asylverfahren sind Vorausset- zur Flucht zwingt, gelindert werden. giés en Irak. zung für ein funktionierendes Asylsystem», sagt Anja Klug. In der Schweiz erhalten grundsätzlich alle Personen Asyl, die befürchten müssen, bei der Rückkehr in ihren Heimatstaat gemäss den völ- kerrechtlich anerkannten Kriterien verfolgt zu werden. Wer allerdings nicht individuell von Ver- folgung bedroht ist, sondern nur vor den generel- len Kriegsfolgen flieht, erhält nur eine vorläufige Aufnahme. «Die Schweiz ist relativ restriktiv mit der Vergabe des Asylstatus für syrische Flüchtlin- ge», kritisiert Anja Klug. Sie begrüsst hingegen, dass die Schweiz im Rahmen von zwei Resettle- © UNHCR/B. Sokol ment-Programmen zwei Kontingente von je 500 und 2000 Schutzbedürftigen aus Syrien aufgenom- men hat beziehungsweise aufnehmen wird. Lega- ENSEMBLE 2015/3 —– Dossier 7
Soixante millions de personnes sont en F fuite à travers le monde. Seule une infime partie d’entre eux arrivent en Europe et en Suisse. Si le nombre de requérants d’asile a aug- menté, il devrait tout de même être gérable. Il faut pour cela élaborer une stratégie commune des pays européens et des mesures tant sur le plan de la diplomatie que de la société civile. Par Adrian Hauser – Le sujet fait la une des médias depuis plusieurs semaines: l’arrivée «en masse» de réfugiés en Europe, provenant principalement de Syrie et d’Erythrée. Selon une étude de l’Orga- nisation de coopération et de développement économiques (OCDE), 700 000 personnes environ ont demandé l’asile dans l’Union européenne en 2015. Ce nombre pourrait atteindre le million d’ici la fin de l’année, soit davantage que lors de tout autre mouvement de réfugiés en Europe depuis la Seconde Guerre mondiale. L’OCDE estime que près de la moitié d’entre eux pourront rester à plus long terme. Le Haut Commissariat des Nations Unies pour les réfugiés (HCR) confirme cette estimation. «La majorité des personnes qui viennent en Europe actuellement sont des réfu- giés, c’est-à-dire des personnes qui ont fui la guerre ou des persécutions dans leur pays d’ori- gine», explique Anja Klug, responsable du bureau du HCR pour la Suisse et le Liechtenstein. En Suisse, 19 668 personnes ont déposé une de- mande d’asile entre le début de cette année et la fin du mois d’août, selon le Secrétariat d’Etat aux migrations (SEM). Ils étaient 15 704 sur la même pé- riode l’an dernier. La grande majorité des demandes d’août 2015 émanaient de personnes venues d’Ery- thrée. «La Suisse compte une des plus grandes com- munautés érythréennes d’Europe», explique Léa Wertheimer, porte-parole du SEM. «Elle représente donc un attrait potentiel pour les réfugiés de ce pays.» Après l’Erythrée, les pays de provenance les plus fréquents sont, dans l’ordre, l’Afghanistan, la Syrie, l’Irak, la Somalie et le Sri Lanka. La fin du conflit n’est pas pour demain Le nombre élevé de requérants afghans, syriens et irakiens est dû principalement aux crises qui perdurent dans leurs pays d’origine, ainsi qu’à la Plusieurs millions de réfugiés se trouvent actuellement en Turquie, en Jordanie, au Pakistan, au Liban et en Iran © UNHCR / Achilleas Zavallis 8 Dossier —– ENSEMBLE 2015/3
Syrische Flüchtlinge haben es bis nach Griechenland geschafft. Des réfugiés syriens ont réussi le passage en Grèce. ENSEMBLE 2015/3 —– Dossier 9
situation tendue dans les principaux pays de pre- et il faut être suffisamment résistant pour avoir mier accueil et de transit, selon le SEM. En effet, une chance d’accomplir ce périlleux voyage», 90 pourcent de tous les réfugiés restent dans leur e xplique Anja Klug. On ne peut donc pas parler région d’origine. «Beaucoup de Syriens qui ont dû d’une crise globale des réfugiés, estime la repré- quitter leur pays à cause du conflit souhaitent sentante du HCR. «Le nombre augmente, mais il attendre la fin de la crise en restant dans la reste gérable. Si les pays européens se sentent région», souligne Léa Wertheimer. «Mais la fin du dépassés en ce moment, c’est plutôt parce qu’ils conflit n’est pas pour demain.» n’ont pas de stratégie commune.» De plus, les pays voisins de la Syrie sont com- En Suisse, les arrivants peuvent déposer une plètement débordés. Plusieurs millions de réfugiés demande d’asile au poste frontière. Elle peut se se trouvent actuellement en Turquie, en Jordanie, faire oralement ou par écrit et n’est soumise à au- au Pakistan, au Liban et en Iran. Pour ceux qui cune règle formelle. Toute déclaration d’une per- poursuivent l’exode vers l’Europe, la Suisse n’est sonne étrangère signalant qu’elle sollicite la pro- pas un pays de prédilection, ajoute Mme Werthei- tection de la Suisse face à des persécutions est mer. «Les réfugiés ont plutôt tendance à se diriger considérée comme une demande d’asile. La per- vers les pays où se trouvent déjà des proches ou sonne qui dépose une demande doit décliner son des compatriotes. Les citoyens syriens se rendent identité, nommer les motifs de l’asile et si possible, donc surtout en Allemagne, au Danemark, en les confirmer par écrit. Mais beaucoup entrent Suède ou aux Pays-Bas.» Selon l’OCDE, l’Allemagne illégalement, selon le SEM, par peur d’être refoulés vient en tête. L’Office allemand pour la migration directement à la frontière. «Ceux qui entrent illé- et les réfugiés attend ainsi 800 000 demandes galement sont en général assez bien informés sur d’asile pour l’année 2015. les procédures d’asile et connaissent l’adresse d’un des centres d’enregistrement et de procédure Pas de crise globale (CEP)», explique Léa Wertheimer. Ils y font souvent Ces chiffres démontrent clairement qu’en com- directement leur demande. De tels centres se paraison internationale, peu de personnes trouvent à Bâle, Chiasso, Vallorbe, Altstätten et Flüchtlinge a rrivent effectivement en Suisse, ou même en Kreuzlingen. aus Afrika und Syrien kommen Europe. Depuis le début de la guerre en Syrie, la Conformément à la dernière révision de la loi in Sizilien an. proportion de demandes d’asile de Syriens en sur l’asile, entrée en vigueur fin septembre 2012, Réfugiés en prove- Suisse représente moins de deux pourcent de l’en- un nouveau centre pilote de procédures a ouvert nance d’Afrique et de Syrie arrivant semble des demandes faites en Europe. «Il faut ses portes à Zurich début 2014. Son o bjectif est en Sicile. avoir des moyens financiers pour venir en Europe, d’accélérer les procédures d’asile, tout en garan- © UNHCR / Fabio Bucciarelli 10 Dossier —– ENSEMBLE 2015/3
© UNHCR / E. Parsons tissant une protection juridique efficace. La révi- devraient aussi s’engager pour une résolution Frau aus Eritrea. sion de la loi a été définitivement entérinée en politique des conflits sur place afin de parvenir Femme d’Erythrée. septembre de cette année par le Conseil national, à une amélioration durable de la situation», après une période d’essai de trois ans. plaide la responsable du HCR. L’objectif ultime devrait être que ces personnes ne soient plus obli- Les pays voisins saturés gées de partir. S'agit-il d'un pas dans la bonne direction? «Sans Les personnes ayant des chances d’obtenir le aucun doute. Des procédures équitables et effi- droit d’asile en Suisse sont réparties dans les can- caces sont indispensables pour que le système de tons qui se chargent de les héberger dans des l’asile fonctionne», répond Anja Klug du HCR. La communes. A ce stade, l’intégration des requé- Suisse accorde en principe l’asile à toute per- rants devrait démarrer rapidement. C’est là qu’in- sonne qui, en cas de retour dans son pays d’ori- tervient la société civile, notamment par le biais gine, s’expose à des persécutions, selon des cri- des paroisses. Anja Klug: «La société civile a un tères reconnus par le droit international. Celles rôle important à jouer lors de l’accueil et de l’in- qui ne sont pas directement menacées mais qui tégration. Nous recevons tous les jours des appels fuient les conséquences générales de la guerre de gens qui veulent aider!» n’obtiennent qu’une admission provisoire. «La Ce soutien populaire prend des formes variées: Suisse est assez restrictive dans l’octroi de l’asile aide lors de démarches administratives, cours aux réfugiés syriens», déplore Mme Klug. Elle sa- de langue ou simplement des rencontres lue en revanche la décision de la Suisse d’accueil- avec la population locale. Il s’agit de créer une lir deux contingents de respectivement 500 et culture de l’accueil, qui existe déjà au sein de 2000 personnes vulnérables (ayant besoin de nombreuses paroisses. Cette culture est tout protection) provenant de Syrie dans le cadre de aussi importante que les efforts diplomatiques, deux programmes de réinstallation. Créer des l’aide au développement sur place, l’ouverture possibilités légales d’arriver en Suisse permet des frontières ou la protection juridique. Seule d’éviter que des personnes vulnérables soient la synergie de toutes ces mesures permettra de obligées de prendre de plus en plus de risques soulager la souffrance qui pousse toutes ces pour venir en Europe. Mais les pays européens personnes à l’exode. ENSEMBLE 2015/3 —– Dossier 11
VISIONÄRES HAT EINE BIBLISCHE TRADITION INTERVIEW MIT SYNODALRÄTIN PIA GROSSHOLZ-FAHRNI LES APPROCHES VISIONNAIRES ONT UNE TRADITION BIBLIQUE INTERVIEW AVEC LA CONSEILLÈRE SYNODALE PIA GROSSHOLZ-FAHRNI Pia Grossholz-Fahrni ist Synodalrätin gelten, sowie die Forderung nach Solidarität mit und Departementschefin OeME-Migration Benachteiligten. Das Streben nach Gerechtigkeit (Ökumene, Mission, Entwicklungszu- für alle wurde schon 2003 in der Globalisierungs- sammenarbeit, Migration). Ein Gespräch über policy des Synodalrats «Für die Globalisierung der die kürzlich erschienene Migrations- Gerechtigkeit» festgeschrieben. charta und die aktuellen Herausforderungen im Asylwesen. Die Gruppe fordert in ihrer Charta insbesondere ein freies Niederlassungsrecht mit weltweiter Geltung. Eine Forderung, die politisch niemals durchsetzbar Interview von Adrian Hauser sein wird. Was bringt eine solche Forderung? Die Forderung ist eine Utopie. Ich befürchte Frau Grossholz-Fahrni, kürzlich erschien die Migra- ein wenig, dass sie im politischen Hickhack dem tionscharta der Gruppe «KircheNordSüdUntenLinks». aus meiner Sicht heute äusserst wichtigen Recht Wer steht hinter dieser Gruppierung? auf Asyl schadet. Andererseits scheinen Utopien Es handelt sich um eine Gruppe kirchlich en- in der Gegenwart immer politisch nicht umsetzbar gagierter Menschen. Unter den Verfasserinnen zu sein. Als im 19. Jahrhundert die freie Niederlas- und Verfassern des Dokumentes befinden sich sehr sung innerhalb der Schweiz gesetzlich geregelt viele Theologinnen und Theologen, die in breiten wurde, schien schon dieser Schritt für viele Men- Diskussionen einen kirchlichen Ansatz für den schen nicht durchsetzbar. Heute gibt es die viel Umgang mit Migration in der heutigen Zeit ge- weiter gehende Personenfreizügigkeit in ganz sucht haben. Europa. Utopien sollen auch zum Nachdenken anregen, sie sollen aufzeigen, wohin man sich Wie kommen die teilweise extremen Forderungen bewegen könnte. bei Ihnen an? Grundsätzlich bin ich froh, wenn sich viele Wie ist die Haltung der Reformierten Kirchen kirchlich engagierte Leute Gedanken über die Bern-Jura-Solothurn zum Niederlassungsrecht? wichtigen Themen Migration und Asyl machen. Der Synodalrat wird sich im vierten Quartal Einige Grundaussagen des Dokuments finden sich mit der Migrationscharta auseinandersetzen, des- auch in den sieben migrationspolitischen Grund- halb gibt es dazu noch keine konsolidierte Hal- sätzen, die der Synodalrat 2012 verabschiedet und tung. den Kirchgemeinden zugesandt hat. So zum Bei- spiel, dass vor Gott alle Menschen gleich und in Die Charta fordert auch eine sichtbare und lebendi- ihrer Würde unbedingt zu schützen sind. Oder ge Willkommenskultur. Wie kann eine solche Will- dass für alle Menschen die grundlegenden Rechte kommenskultur konkret aussehen? 12 Dossier —– ENSEMBLE 2015/3
Wir gehen auf Menschen offen zu, die von weit Angeboten integriert werden. Sie wollen ihre her aus Krieg und Unterdrückung zu uns kommen. Fähigkeiten einsetzen können und auch arbeiten. Wir helfen ihnen dabei, sich hier zurechtzufinden, Gegenwärtig sind ebenfalls die notwendigen unsere Regeln und unsere Gesellschaft zu begrei- Unterkünfte für Asylsuchende im Kanton Bern fen und sich darin einzugliedern. Die Erfahrungen eine wichtige Aufgabe. Wenn dem Kanton Bern zeigen uns, dass durch persönliche Begegnungen pro Woche 150 neue Asylsuchende zugewiesen Ängste aufseiten der Einheimischen abgebaut werden, müssen wir alle dabei helfen, dass diese werden können und sich die Asylsuchenden we- auch untergebracht werden können. niger schwertun mit der Integration. Kirchge- meinden haben durch konkrete Projekte viele Was muss sich Ihrer Meinung nach im Asylwesen än- praktische Erfahrungen gesammelt. Es gibt viele dern, um diese Probleme in den Griff zu bekommen? Kirchgemeinden, auf deren Gebiet Asylsuchende Mit der Asylgesetzesrevision, die im September Pia Grossholz- untergebracht sind und die sich bewundernswür- in den Räten behandelt wurde, werden die Fristen Fahrni dig für diese Menschen einsetzen. Es ist viel von Rechten die Rede. Haben Migrantinnen und Migranten auch Pflichten? Natürlich. Das Recht auf Sicherung der Exis- tenz muss mit Pflichten verbunden werden. Denn jeder einzelne muss zu seiner Existenzsicherung beitragen, so viel er kann. Und jeder Einzelne muss einen persönlichen Beitrag für eine solidarische Gesellschaft leisten und nicht nur von ihr profi- tieren. Was kann diese Charta bewirken? In der Medienmitteilung sagt die Gruppe, dass sich Theologinnen und Theologen in der Schweiz für Grundrechte für alle Menschen einsetzen. Ver- treter der katholischen und der reformierten Kir- chen, die in der Migrationsarbeit tätig sind, plä- dieren dafür, dass Europa – und in Europa auch die Schweiz – Grenzen öffnet statt Mauern errich- tet und Migrationswege versperrt. Auf dem Mit- telmeer und auf anderen Fluchtrouten, in den armen Ländern und Flüchtlingslagern dieser Welt findet eine alltägliche Katastrophe statt. Aus mei- ner Sicht versucht die Gruppe, eine Diskussion über das Thema Migration allgemein anzustossen. Durch die gegenwärtigen grossen Ströme von Flüchtlingen ist die Charta sehr aktuell geworden. Die utopischen oder visionären Ansätze der Char- ta haben auch eine biblische Tradition. Denken wir doch an die Aufforderung an die Juden, weg- zugehen von den Fleischtöpfen Ägyptens und der Unfreiheit, um in Freiheit und Würde leben zu können in einem fernen gelobten Land. Welches sind in Ihren Augen die dringlichsten Pro- bleme im Schweizer Asylwesen? Es braucht dringend kürzere Entscheidungs- wege bis zu einem definitiven Entscheid für Asyl- suchende. Es kann nicht sein, dass viele Menschen bis zu fünf Jahre auf diesen Entscheid warten müs- sen. Als Zweites müssen Menschen, die als Flücht- © Michael Stahl linge oder vorläufig Aufgenommene bei uns blei- ben können, eine private Unterkunft finden und möglichst schnell mit Sprachkursen und weiteren ENSEMBLE 2015/3 —– Dossier 13
bis zu den Entscheiden viel kürzer. Und neu ist in Pia Grossholz-Fahrni est conseillère F den Bundeszentren der Rechtsschutz für die Be- synodale à la tête du département OETN- troffenen gewährleistet. Dies war seit langem ein Migration (œcuménisme, Terre Nouvelle, mi kirchliches Anliegen. Ich hoffe auch, dass politi- gration). Entretien sur la récente Charte de sche Gemeinden einsehen, dass alle ihren Teil la migration et les défis actuels en matière übernehmen müssen, und sie sich nicht länger d’asile. kategorisch gegen Asylunterkünfte wehren. Die anstehenden Probleme können nur gelöst werden, Propos recueillis par Adrian Hauser wenn alle involvierten Behörden und auch die Zivilgesellschaft zusammenarbeiten. Madame Grossholz-Fahrni, la «Charte de la mi- gration» du groupe «KircheNordSüdUntenLinks» Inwiefern bietet die Charta einen Lösungsansatz? (EgliseNordSudEnBasAGauche) est parue récem- Sie bietet nicht schnelle, direkte Lösungsansät- ment. Pouvez-vous nous dire qui est ce groupe- ze, dazu ist sie auch nicht gedacht. Sie ist ein the- ment? oretisches Dokument, das die Diskussion anregt. Il s’agit d’un ensemble de personnes qui sont engagées en Eglise. Beaucoup de théologiennes Welches ist die Rolle der Reformierten Kirchen et de théologiens figurent parmi les auteurs de ce Bern-Jura-Solothurn im Asylwesen und wie sollte sie document. Ils ont cherché à apporter une ap- sich in Zukunft entwickeln? proche d’Eglise en ce qui concerne les questions Die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn de migration, ceci de manière très large. setzen sich in ganz verschiedenen Gebieten für Asylsuchende und Migranten ein. Die Fachstelle Comment accueillez-vous les demandes, parfois très Migration und die Kirchliche Kontaktstelle für radicales, de ce document? Flüchtlingsfragen informieren und unterstützen De manière générale, je me réjouis que des die Kirchgemeinden in Fragen rund ums Asylwe- personnes engagées en Eglise s’intéressent aux sen und bei der Begleitung von Asylsuchenden. thèmes si importants que sont la migration et Die Landeskirchen finanzieren auch gemeinsam l’asile. Quelques déclarations de base de ce die Berner Rechtsberatungsstelle für Asylsuchen- document se retrouvent également dans les «Sept de, die Beratungsstelle für Sans-Papiers, die Kirch- principes de politique migratoire», adopté par le liche Anlaufstelle Zwangsmassnahmen und Conseil synodal en 2012 et qui a été remis aux gemeinsam mit dem Kanton die Kirchliche Kon- paroisses. Par exemple: tous les êtres humains sont taktstelle für Flüchtlingsfragen. Die Reformierten égaux devant Dieu et leur dignité doit être proté- Kirchen bringen sich aber auch in den politischen gée. Ou bien: les droits fondamentaux sont les und gesellschaftlichen Diskurs ein, etwa mit den mêmes pour chaque être humain et il est pri sieben migrationspolitischen Grundsätzen, mit mordial de faire preuve de solidarité envers les Stellungnahmen, aber auch direkt in Gesprächen plus défavorisés. Cette aspiration à une justice mit dem Staat. pour tous avait déjà été ancrée en 2003 dans la «Policy» du Conseil synodal «Pour la mondialisa- tion de la justice». Dans sa charte, le groupe demande en particulier le droit de s’établir librement n’importe où dans le monde. Un souhait qui est politiquement inappli- cable. Qu’apporte une telle requête? Cette demande est une utopie. Actuellement, j’ai peur qu’elle ne porte préjudice au droit d’asile dans un contexte politique qui est, à mon avis, assez tendu. D’un autre côté, les utopies paraissent toujours a priori inapplicables. Lorsque la liberté d’établissement en Suisse a été adoptée au 19e siècle, sa mise en œuvre semblait impossible aux yeux de nombreuses personnes. Aujourd’hui, elle s’est étendue à toute l’Europe. Les utopies sont aussi là pour nous faire réfléchir, elles nous in- diquent la direction à prendre. © Heinz Bichsel Quelle est la position des Eglises réformées Berne- Jura-Soleure sur la liberté d’établissement? 14 Dossier —– ENSEMBLE 2015/3
Le Conseil synodal se penchera sur la «Charte définitive. Ensuite, les réfugiés et les personnes de la migration» au dernier trimestre de cette an- qui sont accueillies dans notre pays devraient pou- née. Il ne donne pas encore de prise de position voir y rester, trouver un logement et être intégrés détaillée sur le sujet. le plus rapidement possible, en prenant des cours de langue et en bénéficiant d’autres offres. Les La charte demande également une culture vivante migrantes et les migrants veulent pouvoir mettre et perceptible de l’accueil. A quoi pourrait-elle leurs compétences à disposition et travailler. Au- concrètement ressembler? jourd’hui, la question des logements pour les re- Nous allons ouvertement à la rencontre des quérants d’asile dans le canton de Berne est un personnes qui arrivent chez nous, parfois de très dossier prioritaire. Si le canton accueille 150 nou- loin, et qui fuient la guerre et l’oppression. Nous veaux requérants d’asile chaque semaine, il est les aidons à trouver leur place, à comprendre nos nécessaire de pouvoir les loger, ce à quoi nous règles et notre société afin qu’ils puissent s’inté- devrions tous contribuer. grer. L’expérience montre qu’avec des rencontres personnelles, les peurs de la population peuvent Qu’est-ce qui doit à votre avis être changé dans la être déconstruites, ce qui facilite grandement l’in- politique d’asile afin de pouvoir traiter cette problé- tégration des requérants d’asile. Les paroisses ont matique? acquis une grande expérience au travers de projets Avec la révision de la loi sur l’asile, qui a été très concrets. Plusieurs d’entre elles se sont traitée par les Chambres fédérales en septembre, confrontées au domaine de l’asile et s’engagent les délais jusqu’à la décision finale sont plus courts. de manière admirable en faveur de ces personnes. De plus, la protection juridique pour les personnes touchées a été garantie dans les centres fédéraux. Il est beaucoup question de droits. Les migrantes et C’était depuis longtemps une préoccupation des les migrants ont-ils aussi des devoirs? Eglises. J’espère aussi que les communes consi- Bien sûr. Le droit à la sécurité de l’existence dèrent le fait que chacun doit prendre part à cette doit aussi être lié à des devoirs. Chacun doit y démarche et qu’elles cessent de refuser systémati- contribuer, autant que faire se peut, et participer quement l’hébergement des requérants. Les pro- personnellement à une société solidaire, pas seu- blèmes à venir ne pourront être résolus que si lement vouloir en profiter. toutes les autorités impliquées, mais aussi la socié- té civile, travaillent ensemble, main dans la main. Quels effets peut avoir cette charte? Dans le communiqué de presse, le groupe dit Dans quelle mesure la charte propose-t-elle des so- que les théologiennes et les théologiens s’engagent lutions? pour les droits fondamentaux de toutes les per- Elle ne propose pas des solutions immédiates sonnes en Suisse. Des représentants des Eglises ca- et directes, elle n’a pas été pensée pour cela. C’est tholique et réformée actifs dans le domaine de la un document théorique dont le but est de susciter migration plaident pour que l’Europe – la Suisse la discussion. comprise – ouvre ses frontières plutôt qu’elle ne construise des murs et bloque ainsi les chemins de Quel est le rôle des Eglises réformées Berne-Jura-So- la migration. Une catastrophe quotidienne se joue leure en matière d’asile et comment devrait-il se en Méditerranée et sur d’autres routes de l’exil, dans développer dans le futur? des pays pauvres et dans des camps de réfugiés à Les Eglises réformées Berne-Jura-Soleure travers le monde. De mon point de vue, le groupe s’investissent dans de nombreux domaines pour tente de lancer une discussion générale sur les ques- les requérants d’asile et les migrants. Le service tions de migration. Avec le flux récent de réfugiés, Migration et l’Office de consultation sur l’asile cette charte a beaucoup gagné en actualité. Son informent et soutiennent les paroisses dans les approche utopique ou visionnaire inclut également questions d’asile et dans l’accompagnement des une vision biblique. Rappelons-nous simplement requérants. Dans le canton de Berne, les Eglises les juifs, contraints de fuir le joug de l’Egypte et nationales financent en outre le service de consul- l’esclavage afin de retrouver leur liberté et leur tation juridique pour les requérants d’asile, le ser- dignité dans une lointaine terre promise. vice de consultation pour sans-papiers, le service d’aide d’urgence des Eglises et, en collaboration Quels sont à vos yeux les problèmes les plus urgents avec le canton, l'Office de consultation sur l'asile. en matière d’asile en Suisse? Les Eglises réformées prennent également position Il est primordial de raccourcir les procédures dans les débats politiques et de société, avec par de décision concernant les requérants d’asile. Il exemple sa publication sur les «Sept principes de n’est pas acceptable que des personnes doivent politique migratoire» ou en ayant des entretiens attendre jusqu’à cinq ans la prise d’une décision directs avec l’Etat. ENSEMBLE 2015/3 —– Dossier 15
ENGAGEMEN T IN DEN KIRC H GE M E IN DE N Flüchtlinge werden zu Menschen Rund 60 im Migrationsbereich aktive Gemäss Dorfpfarrer Daniel Winkler steht der Personen aus verschiedenen Kirchgemeinden Erfolg auf vier Säulen: eine positiv eingestellte kamen an das Jahrestreffen des Netz- politische Behörde, eine für freiwilliges Engage- werkes «Joint Future». Die Vielfalt und Grösse ment offene Betreiberin des Durchgangszentrums, des Engagements war beeindruckend. eine engagierte Kirchgemeinde und engagierte Freiwillige für das Schaffen von Begegnungsorten. Adrian Hauser – Am 10. September fand im Haus der «In der Begegnung erhält das Gegenüber ein Religionen in Bern das siebte Jahrestreffen des Netz- menschliches Gesicht und verliert die Anonymität werkes «Joint Future» statt. Es verbindet Personen als Teil einer Gruppe», erklärte Daniel Winkler. aus verschiedenen Kirchgemeinden der Reformier- In Riggisberg engagieren sich rund 50 Freiwil- ten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, die sich in der lige für die Asylsuchenden. Sie organisieren unter Migrationsarbeit engagieren. Die Teilnehmenden anderem regelmässig ein Flüchtlingscafé, erteilen konnten in fünf Workshops verschiedene Themen Deutschunterricht, schaffen Bewegungs- und vertiefen und gegenseitig Erfahrungen austau- Sportangebote oder Spielnachmittage für Kinder. schen. Es ging dabei um die Begleitung von Asyl- Die Kirchgemeinde stellt Infrastruktur und Räume suchenden und Flüchtlingen nach dem Aufenthalt zur Verfügung, viele der Freiwilligen sind Kirch- in Zentren, um ihre Akzeptanz in Bevölkerung und gemeindemitglieder. Wichtig ist für Daniel Wink- Kirchgemeinde, um die Rolle der Kirchgemeinde ler, dass die Freiwilligen koordiniert und instruiert im Zusammenspiel der vielfältigen Akteure, um die werden. Integration von Zugezogenen in den Arbeitsmarkt und um die gelebte Ökumene im Verein Kirche im Seriöse Vorbereitung Haus der Religionen. Die Anwesenden konnten je- Dass grosses Engagement auch im Kleinen und weils zwei Workshops besuchen. jenseits der medialen Aufmerksamkeit stattfinden kann, zeigte Margaretha Glanzmann, Vizepräsi- Vier Faktoren für den Erfolg dentin und Ressortverantwortliche Sozialdiakonie Durch die Medien bereits landläufig bekannt ist der Kirchgemeinde Kirchlindach. Unter der die Kirchgemeinde Riggisberg, die in einem der Schirmherrschaft der Kirchgemeinde organisierte Workshops über ihre Erfahrungen berichtete. Es eine Gruppe von Freiwilligen für eine achtköpfige war die einzige Gemeinde im Kanton Bern, die Familie aus Syrien «Obdach und Obhut». Die Fa- freiwillig Unterkünfte für Asylbewerber zur Ver- milie hat nun nicht nur ein Dach über dem Kopf, fügung stellte. Inzwischen ist das kleine Dorf im sondern erhält auch Begleitung und Hilfe im All- Gantrischgebiet zu einem Modellfall geworden. tag. Dabei geht es um Schuleintritte der Kinder, Anfang Juli führte sogar das traditionelle «Schul- Begleitung zu Arztbesuchen, Integration in den reisli» des Bundesrats in den Ort, wo 150 Asyl Alltag oder die berufliche Eingliederung. suchende und 2500 Einwohner friedlich mitein- Dies wird ermöglicht durch private Spenden ander leben. und tatkräftige Unterstützung von Menschen aus Margaretha Glanzmann (Mitte) erzählt, wie ihre Kirchgemeinde eine syrische Familie aufge- nommen hat. Margaretha Glanz- © Adrian Hauser mann (milieu) explique comment sa paroisse a accueilli une famille syrienne. 16 Dossier —– ENSEMBLE 2015/3
der Gemeinde. Gesteuert wird das Projekt von ei- ner Kerngruppe, bestehend aus dem Ortspfarrer, zwei Kirchgemeindemitgliedern und vier Gemein- demitgliedern. Gemäss Margaretha Glanzmann braucht es für den Erfolg eine seriöse Vorberei- tung, die Freiwilligen sollten sich über ihre Moti- vation im Klaren sein und akzeptieren, dass es trotz aller Empathie auch soziokulturelle Unter- schiede gibt. Obwohl hier nur zwei Projekte vorgestellt wer- © Markus Forte, ex-press.ch den können, wurde am Jahrestreffen deutlich, wie gross, vielfältig und wichtig das Engagement in den Kirchgemeinden ist. Denn nur so werden aus Migrantinnen und Migranten (Mit-)Menschen. L’ E N G AG E M E N T DA N S des bénévoles prêts à créer des lieux de rencontre. Deutsch zu F lernen ist der L E S PA RO I S S E S «C’est dans la rencontre et en faisant partie du erste Schritt Du réfugié à l’être humain groupe que l’autre prend un visage humain et perd zur Integration. son anonymat», a-t-il souligné. Une cinquantaine Apprendre La rencontre annuelle du réseau «Joint Future» de bénévoles se sont engagés. Ils organisent par l’allemand ou le français est a réuni une soixantaine de personnes de diffé- exemple un café-requérant, donnent des cours la première étape rentes paroisses, toutes actives dans le domaine d’allemand, préparent des activités physiques ou de l’intégration. de la migration. Elles ont démontré un engage- sportives, ou encore des après-midi jeux pour les ment d’une diversité et d’une ampleur impres- enfants. La paroisse met à disposition l’infrastruc- sionnantes. ture et les locaux et nombre de bénévoles sont Adrian Hauser – La 7e rencontre annuelle de membres de la paroisse. Pour le pasteur Winkler, «Joint Future» s’est tenue le 10 septembre à la Mai- il est primordial de coordonner le travail des son des religions à Berne. Ce réseau réunit des per- volontaires et de les former. sonnes de différentes paroisses des Eglises réfor- mées Berne-Jura-Soleure qui travaillent dans le Une préparation très soigneuse domaine de la migration. Les participants pouvaient Un autre exemple, loin de toute attention média- choisir deux des cinq ateliers proposés afin d’appro- tique, a été présenté par Margaretha Glanzmann, fondir des sujets et échanger sur leurs expériences. vice-présidente et responsable de la diaconie Au menu des ateliers: l’accompagnement des re- sociale de la paroisse de Kirchlindach. Un groupe quérants d’asile et des réfugiés après leur passage de bénévoles, sous l’égide de la paroisse, a décidé dans les centres, leur acceptation auprès de la po- de prendre en charge une famille syrienne de huit pulation et des paroisses, le rôle des paroisses dans personnes. Grâce à cette initiative, la famille a non la coordination entre les nombreux intervenants, seulement trouvé un toit, mais elle bénéficie aus- l’intégration des nouveaux arrivants sur le marché si de soutien et d’un accompagnement au quoti- du travail et l’œcuménisme vécu à l’association Mai- dien: inscription a l’école pour les enfants, visites son des religions. chez le médecin, intégration à la vie q uotidienne ou insertion professionnelle. Le projet a pu être Quatre facteurs de succès concrétisé grâce à des dons privés et le soutien Bien connue dans les médias, la paroisse de actif d’habitants de la commune. Il a été piloté par Riggisberg a fait part de son expérience dans un une petite équipe composée du p asteur local, de des ateliers. Cette petite commune du Gantrisch deux membres de la paroisse et quatre membres est la seule du canton de Berne à avoir mis à dis- de la commune. Son succès a requis une prépara- position de son propre gré des hébergements pour tion minutieuse, a expliqué Mme Glanzmann. Les des requérants d’asile. Elle est depuis devenue un bénévoles doivent être au clair sur leurs motiva- cas emblématique: 2500 habitants y cohabitent tions et accepter que, même avec toute l’empathie avec 150 requérants d’asile, dans l’harmonie. Le possible, il y reste des d ifférences socioculturelles. Conseil fédéral y a même fait halte en juillet der- Seuls deux projets ont pu être présentés ici. nier lors de sa traditionnelle «course d’école». Mais la rencontre du 10 septembre a mis en évi- Le pasteur du village Daniel Winkler a expliqué dence toute la palette et l’importance de l’impli- que ce succès repose sur quatre piliers: l’attitude cation des paroisses. C’est seulement ainsi que les positive des autorités, des gestionnaires du centre migrants et migrantes deviennent aussi pour nous ouverts aux bénévoles, une paroisse impliquée et des êtres humains. ENSEMBLE 2015/3 —– Dossier 17
L’ODYSSÉE DE DEUX FRÈRES CRISE SYRIENNE DIE ODYSSEE VON ZWEI BRÜDERN SYRIENKRISE Antonio et Georges (prénoms d’emprunt) travers une forêt pour arriver à un cours d’eau. Des ont fui la Syrie afin de ne pas être instrumen- bateaux gonflables les attendent. Alors que la pre- talisés dans un conflit qui les dépasse. mière embarcation est mise à l’eau, la police Ces deux frères ont demandé l’asile et font turque arrive. Antonio parvient à se cacher le long tout pour s’intégrer dans notre pays. de la rive, puis rejoint un bateau. Arrivé en Grèce au petit matin, il s’adresse à la police qui lui oc- troie un permis de résidence d’un mois. Il ressort du poste en fin de journée seulement, sans avoir Par Nicolas Meyer mangé depuis trois jours. Il parvient ensuite à re- joindre Athènes où il erre durant plus d’une se- Alors âgé de 26 ans, Antonio était en train d’effec- maine à la recherche de personnes qui puissent tuer son service militaire lorsqu’a débuté la crise l’aider. Il rencontre un Libanais qui lui vend un syrienne en 2011. Contraint de prolonger ses obli- passeport italien lui permettant de rejoindre Mi- gations militaires de mois en mois, il est obligé de lan, Lugano, puis Bâle. porter les armes sur différents checkpoints en zone de conflit à Harasta. Enfin libéré de ses obligations, Fuir l’embrigadement il apprend au bout de quelques semaines qu’il doit Agé de 15 ans au début de la crise syrienne, réintégrer l’armée. Le pays commence à s’enliser Georges grandit dans un quartier alaouite de Da- dans une guerre civile, les conflits qui ont débuté mas, favorable au régime de Bachar al-Assad. Son à Harasta s’étendent à la plupart des territoires entourage tente de l’embrigader dans des actions environnants à domination sunnite. Ne voulant punitives envers les populations réfractaires, fa- pas prendre part à ce conflit, dont il garde déjà vorisant pillages et vandalisme. Pour le protéger, d’amers souvenirs, il décide de quitter le pays. son père l’envoie au Nord en attendant que la Il rencontre tout d’abord un officier de l’armée situation se calme. Sur place, ce sont des milices qui le conduit à la frontière entre la Syrie et le kurdes qui essaient d’entraîner les jeunes dans la Liban. Il traverse les montagnes à pied en compa- guerre civile qui continue de faire rage. Georges gnie d’une poignée d’autres personnes. Après plus peut heureusement compter sur le soutien de son d’un mois d’attente, il obtient son passeport sy- frère Antonio, qui essaie d’organiser sa fuite en rien, ce qui lui permet de rejoindre la Turquie par Suisse. Son père réussit à le rapprocher de la Tur- avion. En cherchant à s’héberger, il trouve une quie. Avec une poignée d’autres, il passe par des chambre dans un «hôtel» qui accueille plusieurs chemins de montagne afin de contourner le poste autres migrants dans la même situation. Au cours frontière, mais le petit groupe est vite repéré par d’une nuit, il apprend que ses compagnons d’in- les soldats turques qui ouvrent le feu. Georges se fortune projettent de passer en Grèce. Il s’intègre met alors à courir aussi vite qu’il le peut jusqu’à à l’expédition et se retrouve dans un convoi d’une ce qu’il soit en sécurité de l’autre côté de la fron- septantaine de personnes, sans savoir où il va. tière. Certains de ses camarades, moins chanceux, sont appréhendés par les soldats et roués de De la mer aux montagnes coups. Arrivé en Turquie, il retrouve d’autres com- Après plusieurs heures dans un camion, le groupe patriotes qui l’aident à rejoindre Istanbul où un effectue une trentaine de kilomètres de marche à passeport l’attend, préparé par les soins de son 18 Dossier —– ENSEMBLE 2015/3
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