Bau | immobilien - Report.at

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                                                                                        immobilien
                                                                                                    Ausgabe 10/11 | 2022

                                                                                   Die Themen-
                                                                                   führer
                                                                                   Welche Unternehmen erfolgreich die
                                                                                   Trendthemen der Branche wie Nachhaltigkeit, BIM
                                                                                   oder Kreislaufwirtschaft besetzen

                                                                                   Lieferketten-
                                                                                   gesetz
                                                                                   Die Auswirkungen auf die Praxis

                                                                                   Kollaboration
                                                                                   Smart Contracts sorgen dafür, dass es nur wenig Raum für
                                                                                   Missverständnisse gibt
P. b. b. Verlagspostamt 1170 Wien, Vertriebskennzahl 02 Z030627M, Preis: EUR 4,–
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INHALT
Editorial

                                                                                                     Bau und Immobilien Report

                            Kaum Volvos in
                            der Baubranche
                                                                              12
                                Es gibt einige Themen in
                            der Branche, an denen es kein
                            Vorbeikommen gibt. »BIM«
                            ist so eines, oder »Lean«, na-
                            türlich auch »Kreislaufwirt-
                            schaft« oder »Nachhaltig-
                            keit« im Allgemeinen. Es ist
                            das Ziel vieler Unternehmen,                  Die Themenführer: Wer die Trendthemen der Branche erfolgreich besetzt.
                            diese Themen zu besetzen,

                                                                          16
                            mit ihnen in einem Atem-

                                                                                                                                                            34
                                                                                          Lieferkettengesetz
                            zug genannt zu werden. So                                     Die Auswirkungen auf die
                            wie es dem schwedischen                                       Bauwirtschaft.
                            Automobilhersteller Volvo
                            mit dem Thema »Sicherheit«
                            gelungen ist. Eine exklusive
                            Untersuchung des Webana-
                            lysten und Strategieberaters
                            BG-thinktank für den Bau
                            & Immobilien Report zeigt:
                                                                              20
                            Volvos gibt es in der Branche
                            nur wenige. Kaum einem Un-
                            ternehmen gelingt es, eines                                                                           Interview: »Smart Contracts bieten
                            der Trendthemen erfolgreich                                                                           wenig Platz für Missverständnisse«, sa-
                            zu besetzen. Zumindest nicht                                                                          gen Florian Megele und Rene Breyer.
                            in der digitalen Welt, und vor
                                                                          Höhere Gewalt, höhere Preise: Ein
                            allem nicht bei den bauspe-
                                                                          Überblick über aktuell vorherrschende

                                                                                                                                  38
                            zifischen Themen wie »BIM«                    Rechtsmeinungen.                                                         Baustellenzukunft
                            oder »Lean«. Warum das so                                                                                              Von CO2-reduziert bis
                            ist und es trotzdem einzelne                                                                                           CO2-neutral
                            Vorreiter gibt, erfahren Sie

                                                                          24                                                      42
                            ab Seite 12                                                   Künstliche Intelligenz                                   Interview Lafarge
                                                                                          Aktuelle und zukünftige                                  Gernot Tritthart über den
                                                                                          Einsatzmöglichkeiten                                     Zement der Zukunft

                                                                          28                                                      46
                                                                                          Lean Baumanagement                                       Asphaltrecycling
 Fotos: iStock, Refine

                                                                                          Das Kano-Modell. Teil 5 der                              Noch viel ungenutztes
                                                                                          Serie                                                    Potenzial
                                               Bernd Affenzeller
                                                    Chefredakteur

                                               Her­­aus­­ge­­ber: Dr. Al­­fons Flat­­scher [flatscher@report.at] ­­Verlagsleitung: Mag. Gerda Platzer [platzer@report.at] Chefredak-
                                               teur: Mag. Bernd Affenzeller [affenzeller@report.at] Autor*innen: Mag. Karin Legat, Lay­­out: Anita Troger Produktion: Report
                         Media LLC Lektorat: Johannes Fiebich, MA Druck: Styria Me­­dien­­in­­ha­­ber: Re­­port Ver­lag GmbH & Co KG, Lienfeldergasse 58/3, A-1160 Wien
                         Te­­le­­fon: (01) 902 99 E-Mail: office@report.at Web: www.re­­port.at

                                                                                                                                         www.report.at         10/11 - 2022      3
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Inside
Was brisant ist und
was sie wissen müssen

kurz zitiert
»Die Frage finde ich per se nicht
 zulässig. Denn wenn ich sie zu-
lassen würde, müsste ich sagen:
China, mach mal! Jeder soll vor
   der eigenen Haustür kehren,
  und dann schauen wir einmal,
     wie weit wir kommen.«
Der zukünftige Strabag-CEO Klemens Hasel-
 steiner im Trend-Interview auf die Frage, ob
die Anstrengungen der Strabag, die CO2-Emis-
  sionen zu reduzieren, nicht obsolet seien,
wenn die Voestalpine alleine am Standort Linz
      mehr als das Zehnfache emittiert.         Wienerberger
   »Diese WM verdient Missach-
tung. Zu viele Bauarbeiter muss-                wehrt sich
  ten dafür sterben. Das sind die
                                                Wienerberger verspricht trotz anderslautender Branchengerüchte Versor-
 »Spiele« der Toten. »Spiele« der
                                                gungssicherheit am Ziegelmarkt und weitgehend stabile Preise. Mit dem
  Halbwaisen – hunderte Kinder
                                                Umstieg auf Elektroöfen will der Branchenführer unabhängig vom Gas
 von Wanderarbeitern haben auf
                                                werden und die CO2-Bilanz um 90 Prozent verbessern.
   den Baustellen von Katar ihre

                                                N
  Väter verloren. Sorry, ich habe                        achdem in den letzten Wo-         befüllt werden. »Damit können wir
   kein Interesse an dieser WM.«                         chen Gerüchte die Runde ge-       aktuell die Preise weitgehend stabil
  Josef Muchitsch, Bundesvorsitzender der                macht haben, dass aufgrund        halten«, so Marchner. Die geplanten
 Gewerkschaft Bau-Holz, au fdie Frage, ob er    steigender Energiepreise nur noch          Preiserhöhungen für 2023 von sieben
                                                die Hälfte der benötigten Ziegelmen-       Prozent im Premiumsegment und et-
 an der WM-Umfrage des Bau & Immobilien
                                                gen produziert werden können und           was über zehn Prozent im Standard-
         Report teilnehmen möchte.
                                                Preissteigerungen von 25 Prozent und       segment seien unter der Inflationsrate
                                                mehr drohen, widerspricht Branchen-        und nicht den Energiepreisen sondern
»Bauprozesse sind grauslich und                 führer Wienerberger jetzt deutlich. Die    den Lohnerhöhungen geschuldet.
       kostenintensiv.«                         Versorgung sei gesichert, die Preisstei-       Um sich langfristig vom Gas unab-
   Benedikt Stockert, FSM Rechtsanwälte,
                                                gerungen deutlich geringer. »Die Fra-      hängig zu machen, wird am Standort
                                                ge, wie man sich mit Energie versorgt,     Uttendorf ab Sommer 2023 der beste-
          plaudert aus der Schule.
                                                ist eine unternehmerische Entschei-        hende gasbefeuerte Tunnelofen durch
                                                dung«, erklärt Johann Marchner, Ge-        einen Elektroofen ersetzt, der die
 »Man sollte darüber nachden-                   schäftsführer Wienerberger Österreich.     CO2-Bilanz um 90 Prozent verbessern
ken, die Flächenwidmung in die                  Wer auf den Spotmarkt gesetzt hat,         soll. Dafür wird eine Photovoltaik-An-
  Hände von Profis zu geben«,                   hätte jetzt mit Problemen zu kämpfen.      lage mit 1.350 Modulen auf 3.500 m²
                                                Wienerberger habe sich schon in der        Dachfläche der Produktionshalle er-
                                                                                                                                    Foto: Manfred Fesl

 Gernot Tritthart, Sales & Marketingdirektor
                                                Vergangenheit für langfristige Lie-        richtet. Die Investitionssumme liegt
  Lafarge Österreich, weiß, dass er sich auf    fervereinbarungen entschieden und          im »guten zweistelligen Millionenbe-
             dünnes Eis begibt.                 eigene Gasspeicher gekauft, die nun        reich«, so Marchner.

  4      10/11 - 2022     www.report.at
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börse
Rekord für Ringer
Schalungshersteller Ringer konnte im
                                                                                   Trister September
abgelaufenen Geschäftsjahr den Um-
satz um 33,3 % auf 64,4 Millionen                Der September brachte für alle an der Wiener Börse gelisteten Titel der Bau- und
Euro steigern und erreichte damit eine           Immobilienbranche teils herbe Verluste. Lediglich die Strabag konnte ein hauch-
neue Höchstmarke. »Die Entwicklun-               dünnes Plus über die Ziellinie retten. Am stärksten von der Talfahrt betroffen war
gen auf dem Baumarkt waren 2021                  Palfinger. Der Kranhersteller verlor in nur einem Monat fast ein Viertel seines
höchst positiv, die Auftragsbücher un-           Börsewertes.
serer Kunden waren voll, um nicht                      Unternehmen               31.08.2022        30.09.2022       Performance
zu sagen auf Rekordniveau«, so Ge-
                                                  1   Strabag                    38,25 €           38,60 €            0,92 %
schäftsführer Peter Rungger. Stark ge-
stiegen ist der Exportanteil von 15 %             2   S Immo                     22,75 €           22,70 €           -0,22 %
auf 23 %. Besonders stark zugelegt hat            3   CA Immo                    31,75 €           30,40 €           -4,25 %
die Nachfrage nach Ringer-Produkten               4   Wienerberger               23,34 €           20,60 €           -11,74 %
in Slowenien und Kroatien, gefolgt von
                                                  5   UBM                        31,10 €           27,00 €           -13,18 %
Deutschland, Schweiz und Skandinavi-
en. Einen entscheidenden Beitrag dazu             6   Warimpex                    0,81 €            0,70 €           -13,58 %
leistete die Gründung von Tochterun-              7   Immofinanz                 14,80 €           12,48 €           -15,68 %
ternehmen in Slowenien und Kroatien.

                                                                                                                                  Quelle: Börse Wien
                                                  8   Porr                       11,42 €            9,00 €           -21,19 %
Zusätzlich entwickelte sich aber auch
der Heimmarkt in Österreich extrem                9   Palfinger                  25,95 €           19,70 €           -24,08 %
positiv.                                              Immobilien ATX (IATX)      350,01 €          320,33 €          -8,48 %
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Inside

           Gerald Schönthaler                  Helmut Reiterer                      Markus Scheffer                       Markus Stampfer
Karriere
           Neuer Geschäftsführer               Neuer Werksleiter                    Neuer Geschäftsführer                 Neuer Bereichsleiter

           Der ehemalige Geschäftsfüh-         Helmut Reiterer übernimmt            Markus Scheffer löst Inte-            Markus Stampfer wird neuer
           rer von Hünnebeck Austria,          die Leitung des Lafarge Ze-          rims-Geschäftsführer Erich            Leiter Hausbau bei Bauträ-
           Gerald Schönthaler, über-           mentwerks in Mannersdorf             Ifsits ab und übernimmt die           ger Glorit
           nimmt die Geschäftsführung          von Christopher Ehrenberg.           Geschäftsführung von Vail-
           von Rubner Ingenieurholzbau.                                             lant Group Österreich.

           Energiewende

    Regierung unterstützt energieintensive Industrie
    Die Bundesregierung startet eine umfassende Klima- und Transformations-                                zu gestalten. Das soll einerseits die
    offensive für Österreichs Industriebetriebe. Bis 2030 stehen 5,7 Milliarden                            Wertschöpfung in Österreich stärken
                                                                                                           und andererseits zu mehr Unabhän-
    Euro bereit. Die Industrie zeigt sich zufrieden.
                                                                                                           gigkeit von fossilen Energieimpor-
                                                                                                           ten aus Russland führen. Bis 2030
                                                                                                           stehen fixe Förderungen von insge-
                                                                                                           samt rund 5,7 Milliarden Euro zur
                                                                                                           Verfügung. Um langfristige Stabili-
                                                                                                           tät zu schaffen, wird das Förderpaket
                                                                                                           »Klima- und Transformationsoffensi-
                                                                                                           ve« auch gesetzlich verankert.
                                                                                                               Für Berthold Kren, Präsident der
                                                                                                           Vereinigung der Österreichischen Ze-
                                          Die Industrie erhält Unterstützung für die Energiewende.         mentindustrie VÖZ ist die Offensive
                                                                                                           der Regierung »ein Meilenstein auf

   M      it einer Novelle des Umweltförde-
          rungsgesetzes und mit einem eige-
    nen Vorbelastungsgesetz soll die Finan-
                                                       deutliche Aufstockung der verfügbaren
                                                       Fördermittel.
                                                           Die Klima- und Transformationsof-
                                                                                                           dem Weg zur Klimaneutralität«. Die
                                                                                                           österreichische Zementindustrie hat
                                                                                                           das ehrgeizige Ziel formuliert, bis
    zierung von Klimaschutzmaßnahmen für               fensive hat das Ziel österreichische In-            2050 klimaneutral zu sein. »Diese
    die Industrie mittel- bis langfristig abge-        dustriebetriebe dabei zu unterstützen,              Offensive macht einige unserer am-
    sichert werden. Darin enthalten ist eine           ihre Produktionsprozesse klimaneutral               bitionierten Ziele möglich«, so Kren.

    Klima- und Transformationsoffensive im Überblick
    Maßnahmen                                                           Details                                             Gesamt bis 2030
                                                                                                                                                       Fotos: beigestellt, Vaillant Group, iStock

      Transformation der Industrie                                        175 Mio. Euro 2023, danach 400 Mio. Euro/Jahr       2,975 Mrd. Euro
      Zusätzliche Energieeffizienzmaßnahmen                               190 Mio. Euro/Jahr                                  1,52 Mrd. Euro
      Förderung von Forschungs- und Wirtschaftsstandort (bis 2026)        +15,2 %                                             600 Mio. Euro
      Fortführung der Umweltförderung (bis 2026)                          +16,0 %                                             600 Mio. Euro

      6     10/11 - 2022   www.report.at
Bau | immobilien - Report.at
Statistik Austria
                                                                                                 I m Wohnhaus- und Siedlungsbau
                                                                                                   haben die Baukosten laut Statistik

Baukosten steigen weiter                                                                         Austria gegenüber dem Vorjahres-
                                                                                                 monat um 7,4 % zugelegt, im Stra-
Auch im September lagen die Baukosten laut Statistik Austria weiter deut-                        ßenbau um 19 %, im Brückenbau um
                                                                                                 7,6 % und im Siedlungswasserbau
lich über dem Vorjahr. Während die Dynamik der Steigerungen in den letz-
                                                                                                 um 12,3 %. Starke Kostenanstiege
ten Monaten etwas abgenommen hat, lag der September in etwa auf dem                              gibt es in der Warengruppe Baus-
Niveau vom August.                                                                               tahl und Baustahlgitter, was sich
                                                                                                 insbesondere im Brückenbau zeigte.
Kostenentwicklung 2022*                                                                          Auch die Kosten für Kunststoffroh-
                        Wohnhaus- und                                        Siedlungs-          re stiegen erheblich. Im Wohnhaus-
     Monat                                  Straßenbau   Brückenbau
                         Siedlungsbau                                        wasserbau           und Siedlungsbau war darüber hi-
 1   Jänner                +11,9 %           +12,5 %       +14,5 %              +11,0 %          naus die Warengruppe Polystyrol,
                                                                                                 Schaumstoffplatten ein beträchtli-
 2   Februar               +11,5 %           +12,5 %       +13,2 %              +11,0 %
                                                                                                 cher Kostentreiber. Die Warengrup-
 3   März                  +15,2 %           +21,7 %       +20,4 %              +15,6 %          pen bituminöses Mischgut sowie
 4   April                 +16,0 %           +21,5 %       +21,1 %             + 16,1 %          Diesel, Treibstoffe verzeichneten
 5                                                                                               ebenfalls deutliche Kostenanstiege,
     Mai                   +13,9 %           +20,3 %       +17,6 %             + 15,8 %
                                                                                                 was sich vor allem auf die Tiefbau-
 6   Juni                  + 10,7 %          + 19,5 %      + 12,8 %            + 14,1 %          sparten, insbesondere den Straßen-
 7   Juli                  + 8,5 %           + 18,8 %      + 9,1 %             + 13,1 %          bau, auswirkte. Zudem gab es in der
 8   August                + 7,3 %           + 18,5 %      + 7,3 %             + 12,4 %          Warengruppen Gusseisenwaren und
                                                                                                 -rohre starke Kostenanstiege, was
 9   September             + 7,4 %           + 19,0 %      + 7,6 %             + 12,3 %          besonders den Siedlungswasserbau
*Gegenüber Vergleichsmonat 2021                                     Quelle: Statistik Austria   beeinflusste.

             UNSERE GRÖSSTE
               BAUSTELLE:
               DIE ZUKUNFT.

                                      Wir werden klimaneutral bis 2040. Hand drauf!
                                             work-on-progress.strabag.com
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kommentar
Was Meinung ist und wer Position bezieht

                                                                       Das Image der Baubranche
                                                                       ist sicher ausbaufähig,
                                                                       sinnstiftend ist die Tätigkeit
                                                                       allemal.
                                                   Dr. Andreas Pfeiler ⁄ Geschäftsführer ⁄ Fachverband Steine-Keramik

Der Wettbewerb um die Fachkraft
Der Fachkräftemangel ist auch in der Bauwirtschaft evident. Arbeitgeber müssen attraktive Rahmenbedingun-
gen schaffen. Die vielfach geforderte Arbeitszeitflexibilisierung ist aber nicht immer möglich, kreative Lösun-
gen sind gefragt.

D
            ie Pandemie und die anhaltende Krise haben nicht nur
            die Lieferketten verändert, sondern auch der Arbeits-
            markt befindet sich in einem Umbruch. Verantwort-
            lich für diese Entwicklung sind mehrere Umstände. So
hat zum einen die Pandemie dazu beigetragen, dass insbesonde-
re in den Bereichen Bau und Tourismus viele Arbeitskräfte in je-
ne Märkte gingen, die nicht von Sperren, Grenzschließungen oder
sonstigen Einschränkungen betroffen waren. Zum anderen hat sich
der Arbeitsmarkt generationsmäßig verändert. Nicht nur die per-
sönlichen Beweggründe der Arbeitnehmer verändern den Markt,                       Die Work-Life-Balance ist für die junge Generation wichtiger
auch die Demografie trägt ihren Teil dazu bei – die »Babyboomer«                  als Gehalt und Karriere.
gehen in den nächsten Jahren in Pension und mit Ihnen geht Wissen
und Erfahrung verloren – ohne notwendigen Weitblick kann das zu               Der Flexibilisierungsprozess ist daher behutsam anzugehen und
strukturellen Problemen im Betrieb führen.                               ist stark vom Aufgabenbereich des Arbeitnehmers abhängig. Und
                                                                         was für Arbeitnehmer A passt, kann für Arbeitnehmer B völlig un-
 Komplexe Flexibilisierung                                               passend sein. Dennoch muss es uns durch attraktive Angebote und
                                                                         Perspektiven gelingen, den Schwund an potenziellen Arbeitnehmern
    Karriere und Gehalt stehen bei der jungen Generation immer           am Bau und deren Zulieferern zu kompensieren – bis zu 30 % werden
seltener ganz oben auf der Wunschliste. »Work-Life-Balance« und          in den nächsten fünf bis zehn Jahren in Pension gehen. Nur darauf zu
sinnstiftende Arbeit gewinnen zunehmend an Wichtigkeit. Aber             hoffen, dass sich schon jemand finden wird, ist eindeutig zu wenig.
nicht jede Branche kann diesen Wünschen gerecht werden. Techni-
sche Kriterien und Branchenspezifika spielen eine nicht unwesent-         Vorteil Bauwirtschaft
liche Rolle, wenn man das Thema Arbeitszeitflexibilisierung umset-
zen will. Der Bau ist ein Musterbeispiel, wenn es um Komplexität bei         Der Markt mag sich wandeln, der Baubereich gehört allerdings
                                                                                                                                                 Fotos: FV Steine-Keramik/Lukas Lorenz, iStock

der Flexibilisierung geht. So bestimmen Aushärtezeiten von Beton         zu den Grundversorgern unserer Gesellschaft und bietet dadurch
oder Trocknungszeiten anderer Baustoffe die Arbeitsabläufe und           auch eine gewisse Sicherheit. Er befriedigt die Grundbedürfnisse
dadurch die Arbeitszeit ganz wesentlich. Ein Flexibilisierungspro-       unserer Gesellschaft nach einem Dach über dem Kopf und nach
zess kann da schon recht anspruchsvoll werden. Insbesondere wenn         Mobilität und Infrastruktur. Auch das mag ein Anreiz sein, der nicht
man bedenkt, dass viele Gewerke aufeinander abzustimmen sind.            unerheblich ist. Das Image ist sicher ausbaufähig, sinnstiftend ist
Ohne gegenseitige Rücksichtnahme werden daher lediglich Bauzeit-         die Tätigkeit allemal. Es liegt nun an uns, in den Wettbewerb um
pläne und dadurch die Endkonsumenten leiden. Das muss Arbeit-            die Fachkraft einzusteigen, und die Schnittmenge der beiderseitigen
geber wie Arbeitnehmer bewusst sein.                                     Bedürfnisse so groß wie möglich zu gestalten.                    n

  8     10/11 - 2022   www.report.at
Bau | immobilien - Report.at
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Inside

      Wohnbau I

Baupakt-Partner fordern neue
Sanierungsoffensive
Um den Energiebedarf von Gebäuden zu senken und Energiekosten zu spa-
ren, fordern die Baupaktpartner eine Dämmungs-Offensive. Dafür brauche
es stärkere Anreize und ein erhöhtes Bewusstsein, dass sich eine Sanierung
gerade jetzt gleich mehrfach rechnet.

Effizienzvergleich Gebäudestandards
Zur Versorgung von rund 19.000 Wohneinheiten (à 100 m2) mit Heizstrom
bedarf es (jahresbilanziell) ...
  Enegiebedarf mit einer Wärmepumpe von Passivhaus bis zum unsanierten Altbau
                                                                                                          Regierung muss
                                                                                                          jetzt handeln

                                                                                                          Abg. z. NR Josef Muchitsch,
  Anzahl der Windenergieanlagen (3 MW)           1             2,6            6               14          Bundesvorsitzender der
                                                                                                          Gewerkschaft Bau-Holz:
  Primärenegie (kWh Strom)                      400           1.050         2.400           5.600
  Nutzenergie (kWh 400 Wärme)                  1.500         4.000          8.000          16.000            »Was hilft es, wenn nur
                                                                                                          Heizsysteme umgestellt
                                                                                                          werden, aber die Gebäude
                                                                                                          nicht – oder nur sehr schlecht
                                             Passivhaus     Niedrigen-    Haus ca. 20       Altbau
                                                                                                          – isoliert bleiben? Deshalb
                                                            ergiehaus      Jahre alt       unsaniert
                                                                                                          fordern wir die Bundesregie-
  Spezifische Nutzenergie                   15 kWh/m2      40 kWh/m2     80 kWh/m2       160 kWh/m2       rung auf, dass nun auch die
                                                                                                          finanziell wesentlich aufwän-
Quelle: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie: »Heizen ohne Öl und Gas bis 2035. Ein Sofortpro-
                                                                                                          digeren Gebäudesanierungen
gramm für erneuerbare Wärme und effiziente Gebäude, Studie im Auftrag von Greenpeace e.V. 2022
                                                                                                          attraktiv gefördert werden.

E
                                                                                                          Nur dann kann man von einem
        ine gute Dämmung bedeutet weniger              ger, Bundesinnungsmeister der Bundesin-            echten und nachhaltigen
        Heiz- und Kühlbedarf und damit gerin-          nung Bau, überzeugt. Vor allem müsse laut          Klimaschutz sprechen, bei
        geren Energieverbrauch. Das senkt die          und deutlich kommuniziert werden, dass sich        dem vor allem Energie
Kosten und spart knappe Ressourcen. Gleich-            eine thermische Sanierung in der Regel in un-      eingespart wird. Zusätzlich
zeitig stärkt das Dämmen die regionale Wert-           ter zehn Jahren rechnet, bei aktuellen Energie-    sichern und schaffen wir so für
schöpfung, erhält und schafft Arbeitsplätze            preisen oftmals sogar deutlich schneller.          2023 und die Folgejahre
und senkt den CO2-Ausstoß. Deshalb fordern                  Die Politik dürfe die Bevölkerung beim        tausende Arbeitsplätze. Aktuell
die Baupaktpartner Fachverband Steine-Kera-            Energiesparen nicht allein lassen. Nur mit         sind die Auftragsbücher am
mik, Bundesinnung Bau, Gewerkschaft Bau-               einer kräftigen Erhöhung des Förderbetrags         Bau zwar noch voll – das wird
                                                                                                          sich nächstes Jahr aber leider
Holz und Global 2000 die kurzfristige Bereit-          könne die stagnierende Sanierungsrate end-
                                                                                                          ändern. Weder Private noch
stellung eines Förderbetrags, der vor allem            lich steigen. Eine Analyse des SORA-Instituts
                                                                                                          Kommunen werden sich durch
jenen hilft, die sich eine Sanierung eigent-           zeigt, dass bei einer Fördersumme ab 20.000
                                                                                                          die enormen Preissteigerun-
lich sonst nicht leisten könnten. »Pro thermi-         Euro die Investitionsbereitschaft deutlich
                                                                                                          gen Bau-Investitionen leisten
scher Sanierung soll die Fördersumme von               steigt. Daher fordern die Baupaktpartner, dass
                                                                                                          können. Der massive Rückgang
6.000 Euro auf 20.000 Euro erhöht werden«,             die finanziellen Anreize auf dieses Niveau er-     bei den privaten Wohnkrediten
so Johannes Wahlmüller, Klima- und Ener-               höht werden müssen.                                wird sich ab 2023 im Woh-
gie-Campaigner Global 2000.                                 Es gehe um die Frage, wie weniger Ener-       nungsneubau negativ
    Weiters brauche es ein erhöhtes Bewusst-           gie verbraucht werden kann ohne auf Lebens-        auswirken. Die Regierung
sein für die Sinnhaftigkeit einer Dämmung.             qualität zu verzichten. »All diese Eigenschaf-     muss jetzt handeln, damit wir
»Durch eine öffentliche, breitenwirksame               ten könnten wir auf einen Schlag realisieren,      in den nächsten Jahren
                                                                                                                                            Fotos: beigestellt

Werbekampagne und ein klares politisches               indem wir unseren Häusern einen ›Pullover‹         Energie sparen und Arbeits-
Bekenntnis kann die Investitionsbereitschaft           überziehen«, sagt Robert Schmid, Obmann            plätze sichern können.«
deutlich erhöht werden«, ist Robert Jägersber-         des Fachverbands Steine-Keramik.

 10     10/11- 2022    www.report.at
Die Ausgaben für die
                                                                                                                                         Wohnbauförderung
                                                                                                                                         stürzten 2021 auf den
                                                                                                                                         niedrigsten Wert seit 30
                                                                                                                                         Jahren ab.

                        Wohnbau II                                                                                                      ren es 78.000 und 2021 nur mehr 73.000
                                                                                                                                        Wohneinheiten. »Für 2022 sieht es nach
                Ende des Neubaubooms                                                                                                    einem deutlichen Einbruch auf nur noch
                                                                                                                                        geschätzte 62.000 baubewilligte Wohnun-
                Im Jahr 2021 sind die Ausgaben der Wohnbauförderung unter zwei Milli-                                                   gen aus«, erklärt Studienautor Wolfgang
                arden Euro gesunden und haben damit das tiefste Niveau seit 30 Jahren                                                   Amann. Die Ausgaben der Wohnbauförde-
                erreicht. Gegenüber dem Vorjahr ist auch die Zahl geförderten Wohnein-                                                  rung beliefen sich auf 1,91 Milliarden Euro.
                heiten um 22 Prozent zurückgegangen. Verhalten positive Signale gibt                                                    Dies ist ein Rückgang von sechs Prozent ge-
                es bei der Sanierungsförderung.                                                                                         genüber 2020 und der niedrigste Wert seit

                D
                                                                                                                                        30 Jahren. Damit einhergehend sind auch
                          ie Ergebnisse der aktuellen Wohn-                                                                             die Förderungszahlen stark rückläufig. Ös-
                          bauförderungsstatistik, die all-                                                                              terreichweit wurden im letzten Jahr nur
                          jährlich vom Fachverband der                                                                                  noch 18.400 Wohneinheiten gefördert. Der
                Stein- und keramischen Industrie mit dem                                                                                Förderungsdurchsatz – das Verhältnis von
                Institut für Immobilien, Bauen und Woh-                                                                                 baubewilligten zu geförderten Bauten – ist
                nen (IIBW) erstellt wird, liefert schwarz auf                                                                           bei Eigenheimen unter 15 % gesunken.
                weiß, was ohnehin jeder geahnt hat. »Erst-                                                                                  Einzig bei der Sanierungsförderung
                mal seit vielen Jahren gab es im vergange-                                                                              gab es im vergangenen Jahr einen positi-
                nen Jahr sowohl bei den Baubewilligungen                                                                                ven Trend. Die Förderausgaben für Wohn-
                als auch bei den ausgeschütteten Förder-                                                                                haussanierungen stiegen 2021 um knapp
                mitteln und den geförderten Wohnein-                                                                                    zehn Prozent auf über 510 Millionen Euro.
                heiten gleichzeitig massive Rückgänge«,                                                                                 Insgesamt wurden knapp über 27.000 Ei-
                hebt Robert Schmid, Obmann des Fach-                                                                                    genheime und etwa 45.000 Geschoßwoh-
                verbands der Stein- und keramischen In-                                                                                 nungen gefördert saniert. Zusammenge-
                                                                                           »Die Sanierungsförderung kann
                dustrie hervor. »Die steigenden Baukosten                                  nicht hoch genug eingeschätzt
                                                                                                                                        rechnet ist das ein Plus von 20 %. »Vor dem
                aufgrund zunehmender Energiepreise und                                     werden«, sagt Robert Schmid, Fach-           Hintergrund der steigenden Energiepreise
                neugeordneter Lieferketten trugen dazu                                     verband Steine Keramik.                      und der dringenden Notwendigkeit, den
                bei, dass immer seltener Fixpreisangebote                                                                               Energieverbrauch zu reduzieren, kann die
                abgegeben werden konnten. Diese Variabi-                                Nach historischen Höchstwerten mit              Bedeutung der Sanierungsförderung nicht
                lität dämpfte natürlich die Nachfrage«, so                          85.000 Baubewilligungen 2019 ging es die            hoch genug eingeschätzt werden«, hebt
                Schmid.                                                             folgenden Jahre stetig bergab. 2020 wa-             Schmid hervor.

                Förderungszusicherungen 2021
                                                                         Ö         B         K         NÖ          OÖ            S          St          T          V           W
                    Wohneinheiten                                    18.400       570       290       4.540      4.210          1.100      2.210      1.960     1.020         2.460
                    Vergleich Vorjahr                                 -22 %       +29 %    -48 %      -15 %       -2 %      +54 %          -7 %       +8 %       +3 %         -66 %
                    Vergleich 10-Jahresschnitt                        -32 %       -46 %    -67 %      -21 %      -21 %      -19 %          -26 %      -9 %      -18 %         -61 %
Fotos: iStock

                Quelle: Förderungsstellen der Länder, BMF, IIBW. Daten gerundet

                                                                                                                                            www.report.at      10/11 - 2022        11
Analyse

   Nachhaltigkeit | Lean | ESG | BIM und Kreislaufwirtschaft

Die Themenführer
der Branche
Wienerberger steht für »Nachhaltigkeit«, Lafarge für »Kreis-
laufwirtschaft« und die Strabag für »BIM« – zumindest im
Netz. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Onlineanaly-
se von BG-thinktank für den Bau & Immobilien Report, die
untersucht, welche Unternehmen die aktuellen Trendthe-
men der Branche online »besetzen« und die Kommunikati-
on im Netz dominieren.
                                                               E
                                                               xklusiv für den Bau & Immobilien Report hat der
                                                               Web-Analyst und Strategieberater BG-think­
                                                               tank eine umfassende Studie durchgeführt,
                                                               welchen Unternehmen es gelingt, online – von
                                                               klassischen News-Plattformen über die sozialen
                                                               Medien bis zu Blogs – Trendthemen wie »Nach-
                                                               haltigkeit«, »Lean«, »ESG«, »BIM« und »Kreis-
                                                               laufwirtschaft« zu besetzen. Mittels einer qua-
                                                               litativen und quantitativen Analyse wurde die
                                                                                                                 Fotos: iStock

                                                               Verschränkung mit 25 vorab definierten Unter-
Text | Bernd Affenzeller                                       nehmen (siehe Kasten »Analysedesign«) mit den

 12   10/11 - 2022   www.report.at
Für alles,
                                                                                                          was Sie
                                                                                                        planen, hat
                                                                Analysedesign                             A-NULL
                                                                Für die vorliegende Analyse hat
                                                                                                        die Lösung
                                                                BG Thinktank eine quantitative                              
                                                                und qualitative Onlineanalyse
                                                                (Onlineartikel, Reichweite, Ka-
                                                                nalverteilung und Vergleich der           BAUSOFTWARE
                                                                Social-Media-Kommunikation)
                                                                                                        Individuelle Anwendungen
                                                                durchgeführt. Grundlage dieser
                                                                                                             für Bauplanende
                                                                Auswertung sind alle Veröf-
                                                                fentlichungen in traditionellen
                                                                Onlinemedien (News, Newsagg-
                                                                regatoren, Pressemeldungspor-
                                                                tale, Bewertungsportale, Foren,
                                                                Websites) und sozialen Medien
                                                                (Blogs, Twitter, Social Networks,
                                                                Bilder- & Video-Sharing-Sites)
                                                                im Beobachtungszeitraum 1.                                  
                                                                September 2022 bis 30. Septem-
                                                                ber 2022 mit dem Quellenland
                                                                Österreich. Untersucht wurden
                                                                folgende Unternehmen: Ardex,
                                                                                                           SCHULUNGEN
                                                                Austrotherm, Baumit, Binderholz,
                                                                                                         Aus- und Weiterbildung
                                                                Doka, Egger, Habau, Internorm,              für mehr Erfolg
                                                                Kirchdorfer, Knauf, Lafarge,
                                                                Leyrer + Graf, Mapei, Peri, Porr,
                                                                Rhomberg Bau, Saint-Gobain,
                                                                Strabag, Swietelsky, Synthesa,
                                                                Unger Stahlbau, Velux, Wiener-
                                                                berger, Zeppelin Rental.

                                                                                                                            
                                                                                                           CONSULTING
                                                     genannten Themen untersucht. Dabei zeigt sich,      Gemeinsam schneller
                                                     dass es speziell bei den bauspezifischen Themen          zum Ziel
OnlineBeiträge                                       wie »BIM« oder »Lean Construction/Lean Ma-
unter Einbezug der definierten Unternehmen           nagement« viel Luft nach oben gibt. Während
                                                     im Beobachtungszeitraum September 2022 ins-
 Thema                           Anzahl Beiträge*    gesamt 603 Onlinebeiträge gab, in denen zumin-
 Nachhaltigkeit                        603           dest eines der definierten Unternehmen und das
                                                     Thema »Nachhaltigkeit« vorkamen, 279 Bei-
 ESG                                   279
                                                     träge zum Thema »ESG« und 112 zum Thema
 Kreislaufwirtschaft                   112           »Kreislaufwirtschaft«, waren es gerade einmal                          
 BIM                                   69            69 Beiträge, in denen »BIM« und eines der 25
 Lean Construction/                                  Unternehmen genannt wurden und gar nur 19
                                       19            beim Thema »Lean Construction«.
 Lean Management
                                                         Während es bei BIM zumindest der Strabag
Quelle: BG thinktank
                                                     gelingt, das Thema zu besetzen, ist das Feld bei
*Anzahl der Beiträge, in denen zumindest eines der
                                                     Lean völlig ausgeglichen. Auch die Reichwei-
25 vorab definierten Unternehmen mit einem der
Themen genannt wurde. Zeitraum: September 2022.
                                                     ten sind gering. »Die Themen bleiben innerhalb
                                                     der Bau-Bubble und schaffen es so gut wie nie

                                                                                                          WWW.A-NULL.COM
Analyse

Die Top 10                                                                                                       Über
Onlineartikel zu den Themen »Nachhaltig-
                                                                                                                 BG-thinktank
keit«, »Kreislaufwirtschaft«, »ESG«, »BIM«
oder »Lean Construction/Lean Manage-                                                                            BG-thinktank ist Partner
ment«                                                                                                           führender Unternehmen
                                                                                                                für digitale Positionierung
           Unternehmen                      Artikel*                                                            und Vermarktung. Von der
                                                                                                                Strategie bis hin zur Umset-
  1        Strabag                            121
                                                                                                                zung begleitet Bg-thinktank
 2         Wienerberger                       113                                                               Unternehmen entlang ihrer
 3         Saint-Gobain                        89                                                               gesamten digitalen Roadmap,
                                                                                                                um Umsätze zu steigern, die
 4         Porr                                76
                                                                                                                Markenpositionierung zu
 5         Ardex                               59                                                               stärken und Ressourcen effi-
 6         Lafarge                             35                                                               zient einzusetzen. Im Fokus
                                                             in reichweitenstarke Leitmedien«, erklärt          steht dabei vor allem der
 7         Velux                               30            Christina Pufitsch, Manager Digital Stra-          Aufbau von automatisiertem
 8         Knauf                               29            tegy & Communication bei BG-thinktank.             Online-Marketing, Entwick-
 9         Baumit                              28            Und COO Clara Eder ergänzt. »Die The-              lung abteilungsübergrei-
                                                             men werden auch zu wenig für das Mar-              fender Redaktionsprozesse
10         Rhomberg                            25
                                                             keting genutzt. Es macht den Anschein als          und Content Hubs, sowie die
                                                             würden die Unternehmen sich gar nicht zu           Positionierung des CEOs als
Die Strabag wird in 121 Onlinebeiträgen mit                  BIM oder Lean positionieren wollen.«               Sprachrohr des Unterneh-
zumindest einem der fünf Trendthemen ge-                                                                        mens.
nannt, gefolgt von Wienerberger mit 113 und
                                                              Gute Positionierung zu
Saint-Gobain mit 89.                                                                                               www.bg-thinktank.com
                                                              » grünen « Themen

                                                                 Im Gegensatz zu BIM und Lean ge-
Die Top 10                                                   lingt es der Branche aber ganz gut, sich       auf Kreislaufwirtschaft gelingt es Lafarge,
Onlineartikel zum Thema                                      zu den großen Metathemen unserer Zeit          sich von der Masse an generischer Nach-
»Nachhaltigkeit«                                             wie »Nachhaltigkeit« und »Kreislaufwirt-       haltigkeitskommunikation abzuheben«,
                                                             schaft« zu positionieren. Zwar gäbe es wie     erklärt Pufitsch.
           Unternehmen                      Artikel*         in anderen Branchen auch hier Unterneh-            Unbestritten ist »Nachhaltigkeit« auch
  1        Wienerberger                        98            men, bei den diese Themen nur ein Trend        in der Baubranche das zentrale Thema. Al-
                                                             sind, bei dem sie mitschwimmen wollen,         leine im September gab es 7.080 Onlinearti-
 2         Strabag                             97
                                                             es gibt aber auch absolute Best Practices,     kel über Nachhaltigkeit in Verbindung mit
 3         Saint-Gobain                        65            erklärt Pufitsch. »Beim Thema Kreislauf-       der Baubranche, in immerhin 603 Artikel
 4         Ardex                               59            wirtschaft sticht Lafarge hervor. Die beset-   wurde auch zumindest eines der vorab defi-
 5         Porr                                58
                                                             zen das Thema sehr gut. Es gibt pointierte     nierten Unternehmen genannt. »Man sieht,
                                                             Aussagen und auch Hintergrundinfos.« La-       dass sich die Unternehmen zu diesem The-
 6         Lafarge                             34            farge gelingt es, eine Hands-on-Mentalität     ma positionieren wollen«, sagt Eder. Das ist
 7         Rhomberg                            30            zu vermittelt. Es wird nicht nur kommu-        auch wenig verwunderlich. Das Thema ist
 8         Baumit                              27            niziert, dass man etwas tut, sondern auch,     fast ausschließlich positiv besetzt. »Nach-
                                                             was man tut. »Durch den gezielten Fokus        haltiges Agieren wird gleichgesetzt mit In-
 8         Velux                               27
                                                                                                            novation und die Unternehmen können
10         Knauf                               21                                                           sich dadurch als zukunftsfit präsentieren«,
Quelle: BG thinktank                                                                                        erklärt Pufitsch. Vereinzelt gibt es zwar
Beim Thema »Nachhaltigkeit« hat Wienerber-                                                                  auch negative oder kritische Beiträge –
ger mit 98 Artikeln knapp die Nase vor Wiener-                                                              Stichwort: Greenwashing – die sind aber
berger mit 97; Saint-Gobain komplettiert das                                                                die absolute Ausnahme. Nur 4,8 Prozent
Treppchen mit 65 Artikeln.                                                                                  der Beiträge haben eine negative Konnota-
                                                                                                            tion, aber über 53 Prozent ein klar positive.
Quelle: BG thinktank
*Nach Artikelmenge in deutschsprachigen Medien im                                                            Tipps zur Positionierung
                                                                   »Es macht den Anschein als würden die
Beobachtungszeitraum September 2022; Mehrfachnen-
                                                                  Unternehmen sich gar nicht zu BIM oder
                                                                                                                                                            Fotos: iStock

nungen innerhalb eines Artikels möglich; Zuordnung nur bei
eindeutiger Erkennbarkeit.                                        Lean positionieren wollen«, sagt Clara        Unternehmen, die sich langfristig zu
                                                                  Eder, COO bei BG-thinktank.               einem Thema positionieren wollen, die ein

  14         10/11 - 2022      www.report.at
Die Top 5
Onlineartikel zum Thema                                        Onlineartikel zum Thema                                         Onlineartikel zum Thema
»Kreislaufwirtschaft«                                          »BIM«                                                           »ESG«
         Unternehmen                      Artikel*                       Unternehmen                      Artikel*                       Unternehmen                      Artikel*
 1       Lafarge                             29                  1       Strabag                             28                  1       Wienerberger                        48
 2       Wienerberger                        12                 2        Porr                                 9                  2       Ardex                               28
 3       Rhomberg                            10                 3        Knauf                                8                  3       Strabag                             26
 4       Baumit                               9                 4        Peri                                 4                 4        Saint-Gobain                        16
 4       Saint Gobain                         9                 4        Rhomberg                             4                  5       Porr                                 9
Keinem Unternehmen gelingt es so gut, das                      Beim Thema »BIM« liegt die Strabag mit 28                         5       Knauf                                9
Thema »Kreislaufwirtschaft« zu besetzen, wie                   Artikeln klar vor der Porr mit neun und Knauf
                                                                                                                               In 48 Artikeln wurde das Thema »ESG« mit
Lafarge. Mit Respektabstand folgen Wienerber-                  mit acht Artikeln.
                                                                                                                               Wienerberger genannt, Ardex kommt 28 mal
ger und Rhomberg.
                                                                                                                               vor, die Strabag immerhin noch 26 mal.

Quelle: BG thinktank
*Nach Artikelmenge in deutschsprachigen Medien im Beobachtungszeitraum September 2022; Mehrfachnennungen innerhalb eines Artikels möglich; Zuordnung nur bei eindeutiger Erkennbarkeit.

Thema »besetzen« wollen, müssen vor al-                                                                                        bei könne man auch Rückschläge eingeste-
lem eines machen: Authentisch kommuni-                                                                                         hen. »Das macht die Kommunikation au-
zieren. »Unternehmen, die meinen, unbe-                                                                                        thentischer und sympathischer«, ist Eder
dingt auf einen Zug aufspringen zu müssen,                                                                                     überzeugt. In diese Richtung geht auch die
auch wenn der nicht zum Unternehmen                                                                                            aktuelle Kampagne der Strabag. In einem
passt, erleiden unweigerlich Schiffbruch.                                                                                      zweiminütigen Imagefilm wird offen ge-
Das kann nur schief gehen«, ist Pufitsch                                                                                       sagt, dass Bauen dreckig ist, Baumaschinen
überzeugt. Außerdem muss die Kommu-                                                                                            laut und Baustoffe schmutzig sind und die
nikation einen echten Mehrwert liefern, es                                                                                     Branche für 38 Prozent der CO2-Emissio-
                                                                       »Unternehmen, die auf einen Zug auf-
muss auch Insights geben, den Blick hinter                            springen wollen, der nicht zum Unterneh-                 nen verantwortlich ist. »Wir gehören also
die Kulissen. »Zu sagen ›Wir sparen CO2‹                              men passt, werden unweigerlich Schiff-                   sicher nicht zu den Guten«, heißt es. Und
reicht nicht aus. Man muss auch sagen, wie                            bruch erleiden«, sagt Christina Pufitsch,                weiter: »Bis jetzt!« Denn die Baubranche sit-
das gelingen soll, konkrete Projekte und                              Manager Digital Strategy & Communica-                    ze an einem der längsten Hebel, um etwas zu
Maßnahmen vorstellen«, sagt Eder. Da-                                 tion bei BG-thinktank.                                   verändern.                                n

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Lieferketten

                                                                                                  Das deutsche
                                                                                                  Lieferkettengesetz

                                                                                                  Am 1.1.2023 tritt das
                                                                                                  deutsche Lieferketten-
                                                                                                  sorgfaltspflichtengesetz in

Lieferkettengesetz
                                                                                                  Kraft. Für österreichische
                                                                                                  Unternehmen, die dem
                                                                                                  deutschen Markt zuliefern
                                                                                                  oder direkt auf ihm ope-
für die Bau- und Immobilienwirtschaft                                                             rieren, führt das mittelbar
                                                                                                  oder unmittelbar zur
                                                                                                  Notwendigkeit, Complian-
Die geplante Lieferketten-Richtlinie der EU wird auch auf die Bau- und Im-                        ce-Pflichten einzuhalten:
mobilienbranche weitreichende Auswirkungen haben. Dasselbe gilt für das
                                                                                                    Einrichtung eines Risikoma-
deutsche Lieferkettensorgfaltsplichtengesetz, das mit Anfang 2023 in Kraft
                                                                                                  nagements (§ 4 Abs 1 LkSG).
tritt. Eine nationale Gesetzgebung in Österreich steht noch aus. Der Bau &
Immobilien Report zeigt den aktuellen Stand der Rechtsentwicklung und mit                            Festlegung einer betriebsin-
                                                                                                  ternen Zuständigkeit
welchen konkreten Praxisauswirkungen zu rechnen ist.
                                                                                                  (§ 4 Abs 3 LkSG).
Text | Markus Beham und Stephan Heid

D
                                                                                                     Durchführung regelmäßiger
                                                                                                  Risikoanalysen (§ 5 LkSG).
            as Thema von Lieferketten in der     Stand der Lieferket tenge-
            Bau- und Immobilienwirtschaft        setzgebung in Europa                                Abgabe einer Grundsatzer-
            ist vor dem Hintergrund des Phä-         Die Logik von Lieferkettengesetzen ergibt    klärung (§ 6 Abs 2 LkSG).
            nomens der Lieferkettengesetz-       sich aus den unterschiedlichen Anforderun-          Verankerung von Präventi-
gebung, sei es auf nationaler Ebene oder auf     gen entlang globalisierter Lieferketten, ins-    onsmaßnahmen im eigenen
jener der Europäischen Union, von besonde-       besondere was Arbeitsbedingungen (Stich-         Geschäftsbereich
rer Relevanz für die Branche. Insbesondere       wort »modern slavery«), Menschenrechte           (§ 6 Abs 1 und 3 LkSG) und
das mit 1.1.2023 in Kraft tretende deutsche      und Umweltstandards betrifft. Grundsätzlich      gegenüber unmittelbaren
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sowie der   können Zulieferer nur im Rechtsrahmen ihres      Zulieferern (§ 6 Abs 4 LkSG).
Richtlinienvorschlag der Europäischen Kom-       jeweiligen Heimatstaats zur Verantwortung           Ergreifen von Abhilfemaß-
mission vom 23.2.2022 für eine Corporate         gezogen werden. Dem steht das Ende der Lie-      nahmen
Sustainability Due Diligence (CSDD) stehen       ferkette als wirtschaftlicher Hebel gegenüber,   (§ 7 Absatz 1 bis 3 LkSG).
hierbei im Fokus.                                indem auf Bestellerseite im Vorhinein ver-
    Aufgrund der grenzüberschreitenden           tragliche Vereinbarungen getroffen werden          Einrichtung eines Beschwer-
                                                                                                  deverfahrens (§ 8 LkSG).
Baustoffbeschaffung ist der Bausektor be-        oder im Fall von Verstößen Geschäftsbezie-
sonders stark von diesen Entwicklungen be-       hungen beendet werden.                              Umsetzung von Sorgfalts-
troffen. Beginnend bei Rohstoffen wie dem            Erste gesetzliche Regelungen gibt es etwa    pflichten in Bezug auf Risiken
für die Betonproduktion unerlässlichen           bereits in Frankreich (2017), in den Nieder-     bei mittelbaren Zulieferern
Sand wird etwa davon ausgegangen, dass           landen (2019) und in Deutschland (Gesetz         (§ 9 LkSG).
10–15 % aus illegaler Förderung stammen.1        über die unternehmerischen Sorgfaltspflich-          Dokumentation
In der Praxis ist für Unternehmen aber oft       ten in Lieferketten – Lieferkettensorgfalts-     (§ 10 Abs 1 LkSG) und Bericht-
nur schwer nachvollziehbar, wie sich die Lie-    plichtengesetz). In Österreich existieren bis-   erstattung (§ 10 Abs 2 LkSG).
                                                                                                                                    Fotos: iStock

ferkette im Hinblick auf einzelne Baustoffe      her nur Vorschläge für ein Lieferkettengesetz
und deren Komponenten zusammensetzt.             bzw. ein »Sozialverantwortungsgesetz«.

 16     10/11 - 2022   www.report.at
Für österreichische Unternehmen ist                   Die Autoren
das deutsche Lieferkettensorgfaltsplich-
tengesetz (LkSG) von besonderer Bedeu-
tung, wenn sie dem deutschen Markt zu-
liefern oder direkt auf ihm operieren. Das
LkSG umfasst Sorgfaltspflichten im Hin-
blick auf Arbeitsbedingungen und Men-
schenrechte entlang der Lieferkette. Ös-
terreichische Unternehmen, die mit deut-
schen Vertragspartnern in Beziehungen
treten, werden sich voraussichtlich mit                   DDr. Markus Beham, LL.M.                          RA Dr. Stephan Heid
vertraglichen Haftungs- und Regress-
ansprüchen auseinandersetzen müssen,
                                                          ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehr-      ist Partner der Lebenszykluskanzlei Heid
die auf von ihnen zu verantwortende Ver-
                                                          stuhls für Staats- und Verwaltungsrecht,          und Partner Rechtsanwälte.
stöße gegen das LkSG durch das deutsche
                                                          Völkerrecht, Europäisches und Internati-
Unternehmen abzielen.
                                                          onales Wirtschaftsrecht der Universität           www.jura.uni-passau.de/
     Das LkSG ist auf Unternehmen an-                     Passau.                                           www.heid-partner.at/
wendbar, die ihre Hauptverwaltung, ihre
Hauptniederlassung, ihren Verwaltungs-
sitz oder ihren satzungsmäßigen Sitz in
Deutschland haben und in der Regel min-
destens 3.000 Arbeitnehmer im Inland
beschäftigen (einschließlich ins Ausland
entsandter Arbeitnehmer), oder auf Un-
ternehmen, die eine Zweigniederlassung
gemäß § 13d des Handelsgesetzbuchs im
Inland haben und in der Regel mindestens
3.000 Arbeitnehmer im Inland beschäfti-
gen. Ab 1.1.2024 senkt sich die Schwelle
auf 1.000 Arbeitnehmer.
     Gemäß § 3 Abs 1 LkSG sind betroffene
Unternehmen »dazu verpflichtet, in ihren
Lieferketten die [...] menschenrechtlichen
und umweltbezogenen Sorgfaltspflich-
ten in angemessener Weise zu beachten
mit dem Ziel, menschenrechtlichen oder
umweltbezogenen Risiken vorzubeugen
oder sie zu minimieren oder die Verlet-
zung menschenrechtsbezogener oder
umweltbezogener Pflichten zu beenden«.
Die spezifischen Pflichten reichen von der
Einrichtung eines Risikomanagements
über die Durchführung regelmäßiger Ri-
sikoanalysen und die Abgabe einer Grund-
satzerklärung bis zur Dokumentation und
Berichterstattung (siehe Kasten links).
     Als Sanktionen für Verstöße drohen
gemäß § 24 LkSG Bußgelder mit Höchst-
beträgen zwischen 100.000 und acht Mil-
lionen Euro sowie zusätzlich Abschöp-
fung des durch den Verstoß erlangten
wirtschaftlichen Vorteils. Darüber hinaus
kann nach § 22 LkSG als weitere »Neben-                             GARANTIERT ZUKUNFTSORIENTIERT.
folge« der Ausschluss von der Vergabe öf-                           Wir von LEYRER + GRAF halten unsere Versprechen nicht nur, wir garantieren sie sogar.
                                                                    Und fühlen uns als eigentümergeführtes, österreichisches Bauunternehmen verpflichtet,
1 Siehe UNEP 2019. Sand and Sustainability: Finding New             durch zukunftsorientiertes, nachhaltiges Denken und Handeln einen langfristigen Beitrag
Solutions for Environmental Governance of Global Sand               für unser Land zu leisten. Auf uns können Sie bauen. Und vertrauen.
Resources. GRID-Geneva, United Nations Environment
Programme, Geneva, Switzerland, S. 4.                               LEYRER + GRAF Baugesellschaft m.b.H.
                                                                    Hochbau Tiefbau Energie + Telekom Holztechnik | www.leyrer-graf.at

                                                                                               Ing. Manuela Foltyn, Kalkulantin
Lieferketten

                 »Bei Verstößen gegen Lieferketten-
                 gesetze drohen nicht nur Bußgelder
                 samt Nebenfolgen, auch zivilrechtli-
                 che Haftungen stehen im Raum.«

fentlicher Aufträge mit Eintragung im deut-       die Kontrolle der Wirksamkeit von Strategien
schen Wettbewerbsregister bis zur Selbstrei-      und Maßnahmen zur Erfüllung der Sorgfalts-
nigung im Verfahren oder durch Löschen aus        pflicht (siehe Kasten rechts).
dem Register eintreten. Eine derartige Ein-           Hervorzuheben ist, dass Unternehmen die
tragung könnte bereits nach geltendem ös-         Sorgfaltspflichten als Teil ihrer Unternehmen-
                                                                                                      Lieferkettengesetz
terreichischen Vergaberecht als Folge einer       spolitik einbeziehen und über eine Strategie        auf europäischer
»schweren beruflichen Verfehlung gegen Be-        zur Erfüllung der Sorgfaltspflicht verfügen         Ebene
stimmungen des Arbeits-, Sozial- oder Um-         müssen, die »eine Beschreibung des Ansatzes,
weltrechts«) zu einer bis zu dreijährigen »Ver-   den das Unternehmen – auch langfristig –
gabesperre« auch für öffentliche Aufträge von     hinsichtlich der Sorgfaltspflicht verfolgt«, »ei-
österreichischen Auftraggebern führen (§ 78       nen Verhaltenskodex, in dem die Regeln und          Wann die Corporate Sus-
Abs 1 Z 5 iVm § 83 Abs 5 Z 2 BVergG).             Grundsätze beschrieben werden, die von den          tainability Due Diligence
                                                  Beschäftigten und Tochterunternehmen des            (CSDD) in Kraft tritt und
EU-Richtlinienvorschlag                           Unternehmens einzuhalten sind«, sowie »eine         wie die Richtlinie konkret
    Auch der Richtlinienvorschlag der Kom-        Beschreibung der Verfahren zur Umsetzung            ausgestaltet sein wird,
mission vom 23.2.2022 für eine europäische        der Sorgfaltspflicht, einschließlich der Maß-       ist noch offen. Aber der
CSDD will die Wertschöpfungsketten von            nahmen zur Überprüfung der Einhaltung des           Richtlinienvorschlag der
Unternehmen nachhaltiger gestalten und zielt      Verhaltenskodexes und zur Ausweitung sei-           Europäischen Kommission
neben der Vermeidung von Menschenrechts-          ner Anwendung auf etablierte Geschäftsbe-           vom 23.2.2022 sieht unter
verletzungen insbesondere auch auf Umwel-         ziehungen« enthält.                                 anderem folgende Sorg-
tauswirkungen ab. Wann und in welcher fina-           Als Sanktionen sind die »Verhängung
                                                                                                      faltspflichten vor:
len Form die CSDD in Kraft tritt und bis wann     wirksamer, verhältnismäßiger und abschre-
die Richtlinie von den Mitgliedstaaten umzu-      ckender Sanktionen, einschließlich Geldbu-
                                                                                                         Einbezug der Sorgfalts-
setzen sein wird, ist derzeit nicht absehbar.     ßen und Befolgungsanordnungen« sowie –
                                                                                                      pflichten als integraler
    Der Anwendungsbereich soll sich auf drei      weit über das LkSG hinausgehend – eine zi-
                                                                                                      Bestandteil der Unternehmen-
unterschiedliche Gruppen von Unterneh-            vilrechtliche Haftung bei Verstößen gegen           spolitik (Art. 5 CSDD).
men erstrecken: Gruppe 1 sind alle EU-Ge-         Kardinalpflichten (Präventions- und Abhilfe-
sellschaften mit beschränkter Haftung von         maßnahmen) vorgesehen. Besonders umstrit-              Ermittlung tatsächlicher
erheblicher Größe und Wirtschaftskraft            ten ist, welche Voraussetzungen (Beweislast)        oder potenzieller negativer
(= mindestens 500 Beschäftigten und ein Net-      und welches Ausmaß diese Haftung (»etab-            Auswirkungen auf die Men-
toumsatz von mindestens EUR 150 Mio. welt-        lierte Geschäftsbeziehungen«) umfassen soll.        schenrechte und die Umwelt
weit); Gruppe 2 sind andere Gesellschaften                                                            (Art. 6 CSDD).
mit beschränkter Haftung, die in bestimmten       Relevanz für die Praxis                               Verhinderung oder Abschwä-
ressourcenintensiven Branchen (z. B. Abbau            Das deutsche LkSG wird bereits ab               chung potenzieller Auswirkun-
von Bodenschätzen) tätig sind und die nicht       1.1.2023 auch für österreichische Unterneh-         gen (Art. 7 CSDD).
beide Schwellenwerte der Gruppe 1 erfül-          men in der Praxis zu Anpassungen im unter-            Beendigung tatsächlicher
len, aber mehr als 250 Beschäftigte und einen     nehmerischen Handeln führen (müssen): Ei-           Auswirkungen oder Reduktion
Nettoumsatz von mindestens 40 Mio. EUR            nerseits in Form aktiver Handlungspflichten         auf ein Minimum (Art. 8 CSDD).
weltweit haben (zwei Jahre ab Umsetzung);         im Fall deutscher Niederlassungen und ande-
Gruppe 3 sind schließlich in der EU täti-         rerseits mittelbar über Lieferkettenpartner-          Einrichtung eines Beschwer-
ge Unternehmen aus Drittstaaten, die einen        pflichten im Fall von Zulieferung an deutsche       deverfahrens (Art. 9 CSDD).
Umsatz in Höhe von Gruppe 1 und Gruppe 2          Unternehmen. Spätestens nach Inkrafttreten             Kontrolle der Wirksamkeit
innerhalb der EU erwirtschaften. Artikel 4        und – möglicherweise weitergehender – na-           von Strategien und Maßnah-
des Richtlinien­vorschlags definiert ähnlich      tionaler Umsetzung der definitiven Richtlinie       men zur Erfüllung der Sorg-
wie das LkSG eine Reihe von Sorgfaltspflich-      zu CSDD müssen österreichische Unterneh-            faltspflicht (Art. 10 CSDD).
ten, dazu zählen der Einbezug der Sorgfalts-      men künftig auch weitere soziale und ökologi-          Öffentliche Kommunikation
pflichten als integraler Bestandteil der Unter-   sche Faktoren bei der Wahl der Geschäftspart-       hinsichtlich der Wahrnehmung
nehmenspolitik, die Ermittlung tatsächlicher      ner beachten, da ansonsten neben Bußgeldern         von Sorgfaltspflichten (Art. 11
oder potenzieller negativer Auswirkungen          samt Nebenfolgen auch eine zivilrechtliche          CSDD).
auf die Menschenrechte und die Umwelt oder        Haftung die Folge sein könnte.            n

 18     10/11 - 2022   www.report.at
Preise

                         »Dort, wo es noch keine
                         Judikatur gibt, gibt es
                         immer unterschiedliche
                         Rechtsmeinungen.«

Höhere Gewalt, höhere Preise
Ohne Entscheidung des Obersten Gerichtshofs gibt es verschiedene Rechtsmeinungen. Bei den Bau- und Mate-
rialpreisen in Folge der Coronapandemie ist das seit mehr als zweieinhalb Jahren der Fall und auch für die Aus-
wirkungen des Ukraine-Krieges fehlt die Judikatur. Ein Überblick über aktuell vorherrschende Rechtsmeinungen.
Text | Bernd Affenzeller

S
        eit über zweieinhalb Jahren ist die Co-                                        Gewalt ist, weniger eindeutig ist die Sach-
        ronapandemie ein ständiger Begleiter.                                          lage im Fall des Ukraine-Krieges. Ein krie-
        Fast ebenso lange begleitet uns auf ju-                                        gerischer Akt auf heimischem Boden wäre
        ristischer Ebene das Thema »höhere                                             unstrittig höhere Gewalt. Die Ukraine liegt
Gewalt« und die Frage, wer für pandemie-                                               aber weit im Osten. »Dennoch ist davon aus-
bedingte Folgen das Risiko zu tragen hat.                                              zugehen, dass aufgrund der Unterbrechung
Trotz der langen Zeitspanne steht eine Ent-                                            der globalen Lieferketten auch hier ein Fall
scheidung des Obersten Gerichtshofs (OGH)                                              höherer Gewalt vorliegt«, sagt Benedikt Sto-
noch aus. Entsprechend zahlreich und mitun-                                            ckert, Partner bei FSM Rechtsanwälte. Die
ter auch widersprüchlich sind die verschiede-                                          Entscheidung, ob dem tatsächlich so ist,
nen Rechtsmeinungen zum Thema. Gemein-                                                 wird auch hier der OGH treffen. Stockert
sam mit FSM Rechtsanwälte bietet der Bau &                                             rechnet demnächst mit einem ersten Urteil.
Immobilien Report einen Überblick über die                                                  Bis der OGH seine Entscheidungen
verschiedenen Meinungsstände, wie mit                                                  getroffen hat, herrscht ein Wettstreit der
Preissteigerungen bei Fällen höherer Gewalt                                            Rechtsmeinungen. Dabei zeigt sich einmal
umzugehen ist.                                                                         mehr, dass die Juristerei keine exakte Wis-
                                                                                       senschaft ist. »Ohne Judikatur gibt es unter-
Hintergrund                                                                            schiedliche Meinungsstände, die nicht sel-
   Unter höherer Gewalt versteht man ein                                               ten von bestimmten Lobbys getrieben sind«,
von außen einwirkendes außergewöhnliches                                               so Stockert. Er geht davon aus, dass vor der
                                                                                                                                       Fotos: iStock, FSM Rechtsanwälte

Ereignis, das nicht in einer gewissen Regel-        »Im Fall der höheren Gewalt ist    Pandemie vereinbarte Festpreise im Streit-
                                                    nicht nur die technische Ebene
mäßigkeit vorkommt und dessen schädigen-                                               fall eher nicht halten werden. »Bei veränder-
                                                   vom Sachverständigen zu prüfen,
de Folgen auch nicht durch äußerst zumut-         sondern vorab auch die juristische
                                                                                       lichen Preisen wird es wohl darauf ankom-
bare Sorgfalt abgewendet werden können.           Ausgangslage durch den Richter«,     men, inwieweit der vereinbarte Index die
Es herrscht weitgehend Einigkeit darüber,           sagt Benedikt Stockert, Partner    Preiserhöhung ausgleicht«, ergänzt Gabriel
dass die Coronapandemie ein Fall höherer                 FSM Rechtsanwälte.            Kielbasa, Rechtsanwaltsanwärter bei FSM.

 20     10/11 - 2022   www.report.at
PraxisTipps

             für neue Verträge                                                    für bestehende Verträge

  Aufnahme einer Vertragsbestimmung für nicht vorhersehbare Fälle           Aufgrund aktueller Rechtsunsicherheit und damit einhergehender
  höherer Gewalt, die außergewöhnliche Preissteigerungen zur Folge       Kostenrisiken Versuch des Abschlusses außergerichtlicher Einigung
  haben, mit folgendem Inhalt:                                           und Nachtragsvereinbarungen;
     Fall der außergewöhnlichen Preissteigerung prozentuell vordefi-        Dokumentation der Art und des Ausmaßes der außergewöhnlichen
  nieren;                                                                Preissteigerungen anhand geeigneter – objektiver – Nachweise;
     Klare Beweislastregelungen, zum Beispiel:                              Darlegung der Auswirkungen auf die jeweiligen LV-Positionen und
     AN hat die von der Preissteigerung betroffenen Materialien/Bau-        Einhaltung der Bestimmungen der ÖNORM B2110 zur Anmeldung
     stoffe konkret zu bezeichnen und die Preiserhöhung konkret dar-     von Forderungen dem Grunde und der Höhe nach (Punkt 7.3.2 und
     zulegen;                                                            7.4.1 der ÖNORM B2110).
     AN hat geeignete Nachweise beizulegen, aus denen die geltend
     gemachte Preiserhöhung ableitbar ist, und
     (Zusätzliche) Regelung zur Anpassung von Eigenkosten, Gewinnzu-
  schlägen und Ähnlichem.

Bestehende Verträge                                                                           ßen, Auftraggeber bevorzugen in der Regel
    Unabhängig von der aktuellen Rechtsla-                                                    Festpreise. Die Tendenz geht aktuell aber klar
ge empfiehlt Stockert seinen Klienten, auch                                                   in Richtung veränderlicher Preise. »Dabei ist es
im Streitfall eine gemeinsame Lösung zu su-                                                   sinnvoll, mehrere Indizes heranzuziehen, nicht
chen und einen Nachtrag zu finden. »Bau-                                                      nur den Baukostenindex, sondern auch bran-
prozesse sind grauslig und kostenintensiv«,                                                   chenspezifische Indizes.« Aber auch Festpreis-
nimmt er kein Blatt vor den Mund. Dazu sei                                                    verträge werden immer noch abgeschlossen,
der Ausgang oft völlig ungewiss, weil es sich                                                 die lassen sich Auftragnehmer aber mit einem
um reine Sachverständigenprozesse handelt.                                                    ordentlichen Risikoaufschlag versüßen. »Das
»Im Fall der höheren Gewalt ist nicht nur die                                                 muss jeder Auftraggeber für sich entscheiden,
technische Ebene vom Sachverständigen zu                                                      ob ihm die Preissicherheit diesen Aufschlag
prüfen, sondern vorab auch die juristische                  »Bei Neuabschlüssen sollten       wert ist«, so Stockert.
Ausgangslage durch den Richter.«                           unbedingt zusätzliche Klauseln         Außerdem empfehlen Stockert und Kielba-
                                                            für nicht vorhersehbare Fälle     sa bei Neuabschlüssen, zusätzliche Klauseln für
Neue Verträge                                              höherer Gewalt aufgenommen         nicht vorhersehbare Fälle höherer Gewalt, die
   Naturgemäß wollen Auftragnehmer eher                      werden«, empfiehlt Gabriel       außergewöhnliche Preissteigerungen zur Folge
Verträge mit veränderlichen Preisen abschlie-              Kielbasa, Rechtsanwaltsanwär-      haben, in den Vertrag aufzunehmen. So sollte
                                                               ter FSM Rechtsanwälte.

                                                                                                                       Fundament der Zukunft

                                                                                  Bauen wir gemeinsam am
                                                                                  Fundament der Zukunft!
                                                                                                                                CO2 -re
                                                                                                                               Zeme duzierter
                                                                                  Der grüne Zement                                  nt fü
                                                                                                                                 Klima r unsere
                                                                                                                                      zukun
                                                                                                                                            ft

                                                                                                                                 www.lafarge.at
Preise

Bauverträge: Preissteigerungen bei Fällen höherer Gewalt

           Allgemeines
   Höhere Gewalt ist ein von außen einwirkendes außergewöhnliches Ereignis, welches nicht in einer gewissen Regelmäßigkeit vorkommt, dessen schädigende
Folgen auch nicht durch äußerst zumutbare Sorgfalt abgewendet werden können. Es besteht ein grundsätzliches Einverständnis darüber, dass es sich bei der
COVID-19-Pandemie um einen Fall höherer Gewalt handelt. Der nachfolgend dargestellte Meinungsstand bezieht sich daher auf die COVID-19-Pandemie. Es ist aber
anzunehmen, dass diese Ausführungen auf die Auswirkungen der Ukraine-Krise auf Bau- und Materialpreise übertragen werden können.
   Hinweis: Die Ausführungen gelten nur für Verträge, die vor Eintritt der Auswirkungen von Fällen höherer Gewalt abgeschlossen werden. Werden Verträge im Wissen
über solche Ereignisse abgeschlossen, kann man sich für diese grundsätzlich nicht mehr auf höhere Gewalt berufen.

           Darstellung der Meinungsstände

                                              Pandemiebedingte Preissteigerung als Risiko der »neutralen Sphäre« trifft grundsätzlich den AN. Höhere Gewalt bildet aber einen
                                           Sonderfall der neutralen Sphäre. Es kommt zum vorübergehenden Aussetzen der wechselseitigen Leistungspflichten: Einerseits ist AN
                                           bis zum Wegfall des Hindernisses nicht zur Erbringung der Bauleistungen verpflichtet, andererseits ist AG für die Zeit des Stillstands
ABGB-Verträge                              von seiner Zahlungspflicht befreit (vorübergehender Wegfall der Geschäftsgrundlage).
(bei Festpreisen)
                                              Alternativ ist AN zur Vertragsanpassung berechtigt, Vertragsauflösung nachrangig. Dies setzt voraus: (i) Unerschwinglichkeit ist auf
                                           ein zufälliges Ereignis zurückzuführen, z. B. höhere Gewalt, (ii) nicht vom AN verschuldet/ihm vorwerfbar, (iii) Unerschwinglichkeit für
                                           AN unvorhersehbar und (iv) Preissteigerung exorbitant, ca. 50 % (wirtschaftliche Unerschwinglichkeit).*

*Kletecka, Rechtsgutachten zur Frage der Möglichkeit einer einseitigen Vertragsanpassung bzw. Vertragsauflösung eines Bauvertrages bei unvorhersehbarer nachträglicher Änderung der Preise und/oder Verfügbarkeit von Baustoffen
(Sep. 2021); ähnlich Verband österreichischer Biege- und Verlegetechnik (in Zusammenarbeit mit Schiefer Rechtsanwälte), Leitfaden zum Umgang mit den aktuellen Preissteigerungen auf dem Baustahlmarkt (Nov. 2021).

                                              Pandemiebedingte Preissteigerung als Risiko der »neutralen« Sphäre trifft grundsätzlich den AN. Die neutrale Sphäre unterschei-
                                           det aber zwischen gewöhnlichen und außergewöhnlichen Fällen, deren Risiken zwischen AG und AN aufzuteilen sind (ähnlich
ABGB-Verträge                              Kletecka). AN ist bei außergewöhnlichen Fällen zur Vertragsanpassung berechtigt, Vertragsauflösung nachrangig (wirtschaftliche
(ohne Unterscheidung zwi-
schen Fest- und veränderli-                Unerschwinglichkeit, siehe »ABGB-Verträge bei Festpreisen«).
chen Preisen)
                                              Vertragsanpassung kann auch durch entsprechende Aufzahlung des Entgelts erfolgen (ableitbar aus den Bestimmungen zur
                                           Verkürzung über die Hälfte und Gewährleistung).**

**Karasek/Ring, Materialpreissteigerungen – Ist die Risikoverteilung im Werkvertragsrecht des ABGB und bei Anwendung der ÖNORM B2110 in Stein gemeißelt? bauaktuell 2021, 190 ff; Ring, Nachträgliche Preissteigerungen bei
Bauwerksverträgen (I) und (II), ecolex 2021/511 und 2021/570.

                                              Preisanpassung richtet sich grundsätzlich nach dem vereinbarten Index. Geht die tatsächliche außergewöhnliche Kostenentwick-
                                           lung über den Index hinaus, gelten sinngemäß die Ausführungen zu »ABGB-Verträge bei Festpreisen«*
ABGB-Verträge
(bei veränderlichen
Preisen)                                      Preisanpassung richtet sich grundsätzlich nach dem vereinbarten Index. Geht die tatsächliche außergewöhnliche Kostenentwick-
                                           lung über den Index hinaus, ist zu ermitteln, was vernünftige Parteien vereinbart hätten, hätten sie von Anfang an gewusst, dass der
                                           vereinbarte Index die Preissteigerungen nicht abdecken wird (ergänzende Vertragsauslegung).***

***Verband österreichischer Biege- und Verlegetechnik (in Zusammenarbeit mit Schiefer Rechtsanwälte), Leitfaden zum Umgang mit den aktuellen Preissteigerungen auf dem Baustahlmarkt (November 2021).

                                              Pandemiebedingte Preissteigerung als Risiko der »neutralen« Sphäre trifft den AG (siehe Punkt 7.2.1 ÖNORM B2110). Der AN
                                           kann darauf zurückführende Preissteigerungen im Rahmen von Mehrkostenforderungen geltend machen.*

                                              Pandemiebedingte Preissteigerung als Risiko der »neutralen« Sphäre trifft den AG (siehe Punkt 7.2.1 ÖNORM B2110). Der AN
                                           kann darauf zurückführende Preissteigerungen im Rahmen von Mehrkostenforderungen geltend machen.
                                             Die vereinbarten Preise gehören zu den Umständen der Leistungserbringung und somit zum Leistungsumfang (siehe Punkt 3.8
                                           ÖNORM B2110), weshalb eine außergewöhnliche Preissteigerung eine Leistungsabweichung darstellt.***
ÖNORM-Verträge
(bei Festpreisen)                             Die Übernahme des Risikos pandemiebedingter Preissteigerungen richtet sich nach dem Vertragsinhalt: Im Zweifel ist die
                                           Übernahme solcher Risiken durch den AN nicht anzunehmen (Vertragsauslegung); wurde das Risiko aber doch vom AN übernommen,
                                           kann eine solche Vereinbarung dennoch unwirksam sein (gröbliche Benachteiligung).****

                                              Pandemiebedingte Preissteigerung als Risiko der »neutralen« Sphäre trifft den AG (siehe Punkt 7.2.1 ÖNORM B2110). Die
                                           vereinbarten Preise gehören aber nicht zu den Umständen der Leistungserbringung und daher nicht zum Leistungsumfang. Es
                                           können daher keine Mehrkostenforderungen geltend gemacht werden.
                                              AN ist aber zur Vertragsanpassung berechtigt, Vertragsauflösung nachrangig (wirtschaftliche Unerschwinglichkeit, siehe
                                           »ABGB-Verträge bei Festpreisen«).*****
                                                                                                                                                                                                                                   Fotos: iStock

**** Schopper, COVID-19-bedingte Preissteigerungen und Lieferengpässe bei ÖNORM-Bauverträgen, ZRB 2021, 47 ff.
***** Müller/Lackner/Heck/Schiefer, Auswirkungen der aktuellen Materialpreissteigerungen und Lieferkettenstörungen, bauaktuell 2021, 142 ff.

22         10/11 - 2022           www.report.at
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