Bauen und Immobilien FOKUSTHEMA
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07|08.2020 Unternehmermagazin für die Region FrankfurtRheinMain A 4836 | Jahrgang 143 FOKUS THEMA Bauen und Immobilien 45_ „Bürokratie gibt 50_ „Wir haben 63_ Hebesatz-Umfrage: Scheinsicherheit“ schon viel erreicht“ Gewerbesteuer konstant Unternehmensförderung Digitalisierung IHK-Bezirk Frankfurt www.frankfurt-main.ihk.de
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VO RWO R T 3 Liebe Leserinnen, liebe Leser! Die Corona-Pandemie ist eine Belastungsprobe für die Wirt- schaft und macht auch vor der Bau- und Immobilienbranche nicht halt. Wie gravierend die Nachwehen sein werden, lässt sich derzeit nur vermuten. Ein Blick auf die Finanzkrise von 2008 lässt hoffen, dass die Auswirkungen trotz eines fallen- den Bruttoinlandsprodukts nicht zu stark sein werden. Sicher ist, dass FrankfurtRheinMain auch nach der Krise ein attraktiver Wirtschaftsstandort bleiben wird. Dass in den ver- „ gangenen zehn Jahren etwa 400 000 sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigte hinzugekommen sind, unterstreicht die Sogwirkung der Region. Die Fachkräfte mit Wohnraum zu versorgen, ist dabei eine der dringendsten Herausforderun- gen. Ein Ziel ist es, gemeinsam neue Wege zu gehen“ Die IHK Frankfurt initiiert Strategien und Lösungsansätze zu immobilienwirtschaftlichen Themen und unterstützt politi- sche Entscheidungsträger sowie betroffene Unternehmen. Ein Baustein ist die Bereitstellung und Aktivierung von Bau- land. Zuletzt wurde daher die Resolution für mehr Bauland in FrankfurtRheinMain auf den Weg gebracht, welche von 22 Organisationen mitgetragen wird. Ein Ziel ist es, gemein- sam neue Wege zu gehen und die Kommunen bei der Bau- landausweisung öffentlich zu unterstützen. Die IHK Frankfurt bietet sich als strategischer Partner an, eine stärkere Vernetzung zwischen Politik und Wirtschaft auf den Weg zu bringen, um gemeinsam partnerschaftliche Lösungen für die zukünftige Prosperität des Wirtschaftsraumes zu ent- wickeln. Ulrich Caspar Präsident, IHK Frankfurt I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
4 INH A LT 0 7| 0 8 . 20 36 34 40 07|08_ FO KUS T HEM A Bauen und Immobilien Auch wenn eine realistische Prog- nose für die Bau- und Immobilien- branche angesichts der Corona- Pandemie zum jetzigen Zeitpunkt noch verfrüht ist, zeichnet sich ab, dass sie vergleichsweise unbe- schadet durch die Krise kommt. 48 45 56 I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
INH A LT 0 7| 0 8 . 20 5 INHALT 07|08.20 3_ Vorwort 6_ Kurzmeldungen Fokusthema Bauen und Immobilien 10_ Baugewerbe: „Alles läuft noch wie gewohnt“ 20_ Wohnungsbaupolitik: „Wir benötigen positive Signale“ 23_ Fachkräftemangel: Das Branchenimage fördern 26_ Instone Real Estate Development: Vernetzung als Pluspunkt 28_ Hähnlein & Krönert: Corona zwingt zum Umdenken Unternehmensreport 32_ Binding-Brauerei: Anstoßen auf das Jubiläum 36_ Grundhöfer Frische & Logistik: Trend zur Regionalität 38_ Toni Bird Control Solutions: Vogelschutz 4.0 40_ Protection Impuls / Reichard: Durchstarter in der Coronakrise Metropolregion FrankfurtRheinMain 47_ IHK-Konjunkturumfrage: Dramatischer Konjunktureinbruch 48_ Serie Immobilienstandort: Die Weichen sind gestellt Aus- und Weiterbildung 54_ Digitaler Wandel: IT-Berufe neu geordnet 56_ ÖPNV-Ticket: Incentive für Azubis IHK intern 61_ Hochtaunus / Main-Taunus: Zu Besuch im Rathaus Recht und Steuern 63_ Hebesatz-Umfrage: Gewerbesteuer konstant 66_ Zurückgeblättert | Mein Lieblingsort Hinweis: In der IHK Frankfurt werden die Corona-bedingten Kontaktbeschränkun- gen sowie die Abstands- und Hygieneregeln beachtet, auch bei Fotoshootings. Den- noch kann es sein, dass Sie in dieser Ausgabe vereinzelt Fotos sehen, die vor Inkraft- treten der Corona-bedingten Abstandsregelungen gemacht wurden. Gleiches gilt für die verwendeten Fotos aus Bilddatenbanken. Hierfür bitten wir um Verständnis. I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
6 KUR ZMEL D UN GEN S T EUER N TO UR I S MUS 25 Jahre Schuldenuhr Regionalpark Touren- guide Foto: Picture Alliance / Kai Nietfeld In der Broschüre werden die schönsten Tou- ren im Regionalpark RheinMain vorgestellt. Jede Tour erzählt eine eigene Geschichte, hält aber auch ganz praktische Tipps bereit. Markierte Highlights oder auch besondere Erlebnispunk- te werden ausführlich erklärt und weisen bei jeder Tour auf ihre speziellen Charakteristika hin. Dies können Be- sonderheiten in der Landschaft, bei Flora und Fauna, kulturelle Highlights oder auch vergessene Orte sein. In der Coronakrise kommt der Schuldenuhr Deutschlands, die Der Regionalpark Tourenguide ist in deutscher und eng- am 12. Juni 25 Jahre alt wurde, eine besondere Bedeutung zu. lischer Sprache erhältlich. www.regionalpark-rhein Nachdem die gesamtdeutsche Schuldenuhr des Bundes der main.de Steuerzahler rund zwei Jahre rückwärts lief, dokumentiert sie nun einen Rekordzuwachs von 7 177 Euro Schulden pro Se- kunde. „In diesen Zeiten ist das Markenzeichen für öffentliche Foto: Petra Menke Finanzen ein unverzichtbares Symbol für unsere Forderung nach einer soliden Haushaltspolitik von Bund, Ländern und Kommunen“, betont Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler. www.steuerzahler.de Schuldenuhr V ER K EHR Abbiegeassistenten werden gefördert Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infra- struktur hat ein Programm zur Förderung von Abbiege- ME T R O P O L R EGI O N assistenzsystemen (AAS) bei Lkw und Bussen aufge- legt. Die Anträge werden in der Reihenfolge des voll- Tage der Industriekultur ständigen Eingangs durch das Bundesamt für Güter- verkehr beschieden. Gefördert werden 80 Prozent Vom 9. bis 13. September widmen sich die Tage der Indus- der zuwendungsfähigen Ausgaben, maximal jedoch triekultur RheinMain dem Thema „Umwelt gestalten“ und 1 500 Euro je Abbiegeassistent. Anträge auf Förderung allgemeinen Aspekten der Industriekultur. Im Fokus stehen von AAS können ausschließlich in elektronischer Form dabei Fragen nach dem Einfluss des Menschen auf seine gestellt werden. https://antrag-gbbmvi.bund.de Umwelt seit der Industrialisierung und was Umwelt gestal- ten in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bedeutet. Die 18. Auflage der „Tage der Industriekultur“ findet als hybri- des Format mit analogen und digitalen Angeboten statt. Um ein ansprechendes Programm auch mit Coronabeschränkun- gen realisieren zu können, sind neben den klassischen Live- vor-Ort-Formaten wie Führungen, Werksbesichtigungen oder Radtouren auch digitale Angebote wie Videos, Livestreams, virtuelle Rundgänge geplant. www.krfrm.de/tdik2020 I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
Foto: Picture Alliance / Eventpress KUR ZMEL D UN GEN FR A NK FUR T Wedo it! DESINFIZIEREN – Fashion Week GEGEN VIREN UND BAKTERIEN in Frankfurt Die zukünftige Ausrichtung der Fa- shion Week in Frankfurt bringt noch mehr europäischen und internatio- nalen Glanz in die Mainmetropole. „Für den Wirtschaftsstandort Frank- furt ist es eine gute Nachricht, dass wir diese renommierte Messe nach Made in Germany Frankfurt geholt haben“, betont IHK- Präsident Ulrich Caspar. Es sei ein wichtiges Signal für den Messe- platz: „Dass die Fashion Week auf dem Weg zu ihrer weiteren Interna- tionalisierung den Standort Frank- furt wählt, ist ein Beleg für die spe- zifische Bedeutung Frankfurts im globalen Messegeschehen.“ UN T ER NEHMEN S FÖ R D ERUN G Hessischer Integrationspreis Zum 17. Mal vergibt die hessische Landesregierung den Integ- rationspreis. Prämiert werden damit Maßnahmen, die durch he rausragendes Engagement die Integration, das Zusammenleben und das Miteinander in der Migrationsgesellschaft deutlich ver- Desinfektions- bessern oder das Einleben von Neuzugewanderten in Hessen erleichtern. mittelhalter von WEDO® Einsendeschluss ist der 17. Juli. 5,7 kg •für Eurospender oder für eigene Flaschen •mit Ablagefach IHK-B E ZIR K für Zubehör •mit extra schwerem Ausbildungsbereitschaft steigt Standfuß (5,8 kg) •oder zur Wand- montage Eine deutliche Zunahme bei den Angeboten Foto: Getty Images / Monty Rakusen Wählen Sie Ihren zur Berufsausbildung von IHK-Unternehmen Favoriten! registriert die IHK Frankfurt: In der Internet- Börse waren Anfang Juni knapp 1100 Angebo- 5,8 kg te zu finden und damit zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Fachoberschüler, Real- und Haupt- schüler, die alle in den vergangenen Wochen ihre schriftlichen Abschlussprüfungen hinter sich gebracht haben, sollten sich jetzt bewer- ben. Rund die Hälfte der Angebote verlangt die Mittlere Reife als Abschluss. www.ihk- lehrstellenboerse.de wedo.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
8 KUR ZMEL D UN GEN Foto: Picture Alliance / Arne Dedert TO UR I S MUS Reiseland Hessen entdecken Gemeinsam mit dem Hessischen Tourismusverband und der HA Hessen Agentur startet das hessische Wirtschaftsministerium mit #SommerinHessen eine Aktion rund um Ausflugsziele und Freizeit- aktivitäten in Hessen. Eine interaktive Karte erlaubt die Suche nach Museen, Sehenswürdigkeiten, Tierparks, Outdoor-Aktivitäten oder Gästeführungen. Alle Angebote sind unter Berücksichtigung der ak- tuellen Lockerungsmaßnahmen sowie coronabedingten Hygiene- und Abstandsregeln erlebbar. Die Aktion soll dazu beitragen, den Tourismus und die Gastronomie zu stärken und zu unterstützen. www.hessen-tourismus.de Sommer in Hessen UN T ER NEHMEN S FÖ R D ERUN G FR A NK FUR T Hessischer Gründerpreis Entwurfskonzepte für Aufgrund der Coronakrise wurde die Bewerbungsfrist für den neuen Stadtteil Hessischen Gründerpreis bis 17. August verlängert. Er wird in den Kategorien Innovative Geschäftsidee, Zukunftsfähige Für die Entwicklung eines oder mehrerer Stadtquartiere im Nachfolge, Gesellschaftliche Wirkung sowie Gründungen aus Nordwesten Frankfurts liegen erste Ansätze für städtebau- der Hochschule vergeben. www.hessischer-gruen liche Konzepte vor. Im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung derpreis.de arbeiten aktuell sieben Planungsteams an Entwürfen zur städtebaulichen und landschaftlichen Gestaltung der Quar- tiere. Erste Zwischenarbeitsstände standen im Mai online zur IN T ER N AT I O N A L Diskussion. Eine weitere Möglichkeit, den Planern Anregun- gen mitzugeben, ist für August vorgesehen. Die finalen Er- Enterprise Europe Network gebnisse liegen mit der Preisgerichtssitzung im November vor. www.ffm.de/nordwest Foto: Getty Images / Thomas Vogel V ER K EHR Grünes Licht für Elektro- mobilitätskonzept Das Enterprise Europe Network (EEN) begleitet Unternehmen Mit dem Beschluss plant die Römer-Koalition unter an- beim Erschließen neuer Märkte. Im Fokus steht die Unter- derem, Schnellladepunkte mit Priorität in Frankfurt auf- stützung bei der Suche nach Partnern für Vertrieb oder Pro- zubauen. Der Bedarf an öffentlich zugänglichen Lade- duktion im Ausland. Außerdem vermittelt das Netzwerk inter- punkten wird je nach Marktentwicklung für die kom- nationale Kooperationen in den Bereichen Forschung und menden zehn Jahre auf mehr als 800 geschätzt – dies Innovation. Das Beratungsnetzwerk ist EU-gefördert. Bei sind siebenmal mehr als derzeit. Laut den Zahlen des Interesse stellt das EEN-Team der IHK Frankfurt für Unterneh- Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft men den Kontakt ins Ausland her und sucht Kooperationspart- vom Januar besteht in Frankfurt ein großer Nachhol ner. Kontakt: Viviane Volk, Telefon 0 69 / 21 97-13 59, v.volk@ bedarf bei der Ladeinfrastruktur. frankfurt-main.ihk.de, https://een-deutschland.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
KUR ZMEL D UN GEN 9 V ER K EHR E X I S T ENZGRÜND UN G Beschleunigter Ausbau von Radwegen Zahl der Neugründungen steigt In den kommenden Jahren stehen 176,5 Millionen Euro Bau- und Fördermittel für Radschnellverbindungen, Radwege an In 2019 wurden in Frankfurt rund 8 400 Unter- Landesstraßen und Fördermittel für die Nahmobilität in den nehmen, davon knapp 7 400 Neugründungen, Kommunen zur Verfügung. Hinzu kommen weitere 67,5 Mil- angemeldet. Im Hochtaunus waren es etwa lionen an Bundesmitteln für Radwege an Bundesstraßen, die 2 500 Unternehmen (davon knapp 1900 Neu- vom Land Hessen verbaut gründungen) und im Main-Taunus rund 2 700 Unterneh- Foto: Picture Alliance / Lukas Görlach werden sollen. Die Landes- men (davon knapp 2 150 Neugründungen). Nach Anga- straßenbaubehörde Hessen ben des Statistischen Landesamtes stieg die Zahl der Mobil wird zudem eine neue, Gewerbeanmeldungen im Vergleich zum Vorjahr um 18-köpfige Task Force Rad- 4,1 Prozent in Frankfurt, um 1,6 Prozent im Hochtaunus wege einrichten, um die Pla- und um 3,1 Prozent im Main-Taunus. Die Gewerbeab- nung von Radwegen voran- meldungen 2019 sind in Frankfurt und den beiden Krei- zubringen. Zudem wurden sen geringer als die Gewerbeanmeldungen und auch 40 zusätzliche Radwegepro- niedriger als die Abmeldungen in 2018, sodass für den jekte an Landesstraßen iden- Bezirk der IHK Frankfurt in 2019 eine Zunahme an Unter- tifiziert, die gemeinsam in nehmen verzeichnet werden konnte. www.statistik. Kooperation der Kommunen hessen.de Gewerbeanzeigen in Hessen 2019 umgesetzt werden können. Ihr kompetenter Partner für Verpackungslösungen – seit 1932 Kartonagen Folien Logistik & Lagerhaltung eigener Fuhrpark Just-in-time Lieferung REICHARD Siemensstraße 13-15 • 61449 Steinbach Tel.: 0 6171 740 71 • Fax: 0 6171 74 074 E-Mail: info@reichard.de www.reichard.de PAPIERE - VERPACKUNGSMITTEL I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
10 FO KUS T HEM A Foto: Jochen Müller Fokusthema Bauen und Immobilien I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
B auen und Immobilien 11 B AU GE WER B E „Alles läuft noch wie gewohnt“ Auch wenn eine realistische Prognose für die Baubranche angesichts der Corona-Pandemie zum jetzigen Zeitpunkt noch verfrüht ist, zeichnet sich ab, dass sie vergleichsweise unbeschadet durch die Krise kommt. So entspannt wie Karl Greiner wirken aktuell nur wenige Geschäftsführer. Kein Wunder: Die Coronakrise macht ihm unmittelbar noch nicht zu schaffen. Während Restaurants, Hotels und viele Läden in und um Frankfurt geschlossen blieben, hiel- ten Maurer und Zimmermänner, Dachdecker und Kranführer, Einschaler und Erd- „ bauer die Arbeiten auf den Baustellen der Hofheimer Firmengruppe Weiß Wohn- bauprojekte wie gewohnt am Laufen. „Anders als auf Großbaustellen arbeiten wir nicht mit Subunternehmen aus Osteuropa, deren Mitarbeiter nicht mehr über die Grenzen kamen. Wir beschäftigen bevorzugt Handwerksbetriebe aus der Region“, sagt Greiner. Verbotspolitik schafft keinen bezahlbaren Wohnraum“ Vorbereitungen für künftige Projekte mit Behörden, Verwaltung, Planern und Fach- ingenieuren liefen derzeit über Video- und Telefonkonferenzen erstaunlich effek- tiv. Planungsrechtlich und politisch erforderliche Gremiensitzungen finden für das Unternehmen erst wieder im Herbst statt und führen deshalb zu keinen co- ronabedingten Verzögerungen. Wie die gesamte Branche gewährleistet die auf „Unsere Baustellen laufen derzeit noch wie Schweizer Uhrwerke.“ Karl Greiner, Geschäftsführer, Weiß Wohnbauprojekte Wohnimmobilien spezialisierte Firmengruppe Weiß vor Ort Abstands- und Hygiene- IHK O NL INE regeln. Sie installierte Toiletten mit Desinfektionsspendern oder mobile Stationen zum Desinfizieren der Hände; Pausen wurden zeitversetzt gemacht. „Unsere Bau- Aktuelle Meldungen aus stellen laufen derzeit noch wie Schweizer Uhrwerke“, stellt der 52-Jährige erleich- der Bau- und Immobilien- tert fest, dem das Homeschooling mit seinen beiden Kindern mehr Kopfzerbrechen wirtschaft, Publikationen, bereitete als das Business. Positionen, Merkblätter und Veranstaltungshinweise finden Resolution für mehr Bauland in FrankfurtRheinMain Sie unter Ein Lichtblick in turbulenten Zeiten mit großen Sorgen und vielen Klagen der www.frankfurt-main.ihk.de/ Wirtschaft. Am 11. März erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die immobilien I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
12 FO KUS T HEM A Ausbreitung des Coronavirus zur Pan- wir jedoch, dass es herausfordernd Corona und die Folgen demie. Doch wohl die wenigsten Unter- ist, hinzuziehende, dringend benötig- nehmen konnten sich zu diesem Zeit- te Fachkräfte in FrankfurtRheinMain Nur sechs Wochen nach Unterzeich- punkt vorstellen, mit welcher Wucht unterzubringen – es mangelt einfach nung der Baulandresolution meldete Covid-19 die Wirtschaft treffen würde. an Wohnungen.“ Die Schaffung von die Bundesagentur für Arbeit, dass in Entsprechend zuversichtlich und ent- Wohnraum und die Ausweisung von Deutschland 751 000 Betriebe für bis zu spannt lächelten 22 Vertreter von Or- ganisationen, Verbänden und Interes senvertretungen in die Kamera, als „Nach jeder Krise kommt ein Aufschwung, der zusätzliche sie am 13. März in der IHK Frankfurt Arbeitsplätze schafft – und die entstehen vor allem in den die „Resolution für mehr Bauland in Ballungsräumen.“ FrankfurtRheinMain“ unterzeichneten. Ulrich Caspar, Präsident, IHK Frankfurt Fachkräfte benötigen Wohnraum Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frank- Bauland sei deswegen ein gemeinsa- zehn Millionen Arbeitnehmer Kurzarbeit furt, bringt auf den Punkt, was die Un- mes Projekt der Region, wolle sie ein beantragt hätten. Die Zahl der Arbeits- terzeichner umtreibt: „Der Fachkräf erfolgreicher Wirtschaftsstandort blei- losen steige kräftig. Rund jedes sechste temangel setzt unseren Mitgliedsun ben. Kommunen und Bürgermeister, Einzelhandelsgeschäft in Deutschland ternehmen zu. Von deren Prosperität die sich der Herausforderung stellen, könnte nach Angaben des Handelsver- hängt in starkem Maße der Wohlstand die mit Flächenentwicklungen und der bands Deutschland (HDE) infolge der unserer Region ab. Immer wieder hören Erschließung neuer Baugebiete ver- Coronakrise Insolvenz anmelden müs- bunden sind, sagte Caspar die volle sen, das wären bis zu 50 000 Geschäf- Unterstützung zu. Dass sich hier eine te. Der Branchenverband Dehoga warn- Veranstaltungsnewsletter mächtige Allianz aus IHK, Bauindustrie, te davor, dass von den gut 223 000 Wohnungsunternehmen, Architekten, Hotel- und Gastronomiebetrieben in Verpassen Sie keine Veranstaltungen Hoteliers, DGB-Gewerkschaften, Ge- Deutschland etwa 70 000 aufgrund der aus dem Bereich der Bau- und Im- werbevereinen, Mieterschutzvereinen, Coronakrise Pleite gehen könnten. Wel- mobilienwirtschaft und der Metropol- Hochschulen, Einzelhändlern, Hand- che Folgen hat die Pandemie für die Im- region FrankfurtRheinMain mehr. Jetzt werk und hessischen Unternehmerver- mobilien- und Bauwirtschaft in der Wirt- Fotos: Jochen Müller registrieren unter www.frankfurt- bänden zusammengefunden hat, zeigt, schaftsregion Frankfurt? Welche Be- main.ihk.de/event-bui wie stark beim Thema Bauland Gefahr deutung hat die Baulandresolution jetzt im Verzug ist. überhaupt noch?
B auen und Immobilien Mehrfamilienhaus mit 8 Wohnungen Nicht an allen Unternehmen der Bau- und Immobilienwirt- IMMOBILIE DES MONATS FLÖRSHEIM AM MAIN schaft geht die Krise aktuell so spurlos vorüber wie an der OBJEKT ID: 1501 PREIS: PREIS AUF ANFRAGE Firmengruppe Weiß. „Einzelhändler und Gastronomen haben bei uns zu 100 Prozent die Mietzahlungen bis Ende Juni aus- gesetzt und nutzen die vom Gesetzgeber eingeräumte Mög- lichkeit, die gestundeten Mieten bis 2022 zurückzahlen zu können“, berichtet Jürgen Conzelmann, Geschäftsführer der Conzelmann – Grundstücks- und Beteiligungsgesellschaft. Absolut nicht nachvollziehbar ist für den Vorsitzenden von Haus & Grund Frankfurt, dass selbst kapitalkräftige Konzer- ne wie Adidas, C&A oder Deichmann ohne Ankündigung und Rücksprache mit den Vermietern umgehend ihre Mietzahlun- gen eingestellt hätten. Ein Missbrauch, der schließlich auch die Politik auf den Plan rief und etwa im Falle von Adidas kor- rigiert wurde. Einzelhandelsimmobilien und Hotels besonders betroffen ca. 595 m2 ca. 542 m2 8 11 Verbrauchsausweis, 179 kWh/(m · a), F, Gas, Baujahr 1992 Conzelmann selbst hat sich mit seinen Mietern auf eine 50-prozentige Mietsenkung geeinigt, damit diese besser kal- Haben wir Ihr Interesse für diese kulieren können. „Die Mietrückstände können viele Händler interessante Anlageimmobilie geweckt? und Hoteliers auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht beglei- chen, weil ihnen schlicht der Umsatz fehlt“, sagt der Unter- Dann rufen Sie einfach Jennifer Peters in unserem Frankfurter Büro unter 069 - 23 80 79 30 an oder schreiben Sie uns eine nehmer, der 2019 den Vorsitz des Bau- und Immobilienaus- Email an jennifer.peters@ppsir.de. schusses bei der IHK Frankfurt übernommen hat. Dessen 33 Mitglieder erarbeiten Strategien und Lösungsansätze zu immobilienwirtschaftlichen Fragestellungen. Aus Sicht der Helaba, die Ende März die möglichen Auswir- kungen auf die Immobilienwirtschaft unter die Lupe nahm, Sie möchten Ihre Immobilie zeitnah verkaufen und u.a. hier bewerben? sind Einzelhandelsimmobilien und Hotels von den umfang- reichen Schließungen am stärksten belastet. Eine Ausnahme Dann rufen Sie einfach Olivier Peters in unserem Frankfurter seien lediglich Anbieter von Lebensmitteln. „Selbst unter der Büro unter 069 - 23 80 79 30 an oder schreiben Sie uns eine Email an olivier.peters@ppsir.de. Annahme, dass es dank der umfangreichen Hilfsprogram- me gelingt, Entlassungen und Insolvenzen in größerem Aus- maß zu verhindern, werden vermutlich gegenüber dem On- linehandel weniger konkurrenzfähige stationäre Einzelhändler Wir freuen uns auf Sie! die vorübergehenden Schließungen nicht überleben“, so die Studie. Mietausfälle und steigende Leerstände, vor allem in Aktivierung von Bauland MEHRFACH AUSGEZEICHNETER SERVICE 22 Organisationen, Verbände und Interessenvertretungen haben im März die „Resolution für mehr Bauland in Frankfurt- CAPITAL RheinMain“ unterzeichnet. Sie bekennen sich dazu, dass die FOCUS Ausweisung von zusätzlichem Bauland und die Schaffung von Baurecht ein gemeinsames Projekt der Region ist, und bieten DIE WELT den verantwortlichen Amtsträgern an, diese hierbei aktiv und öffentlich zu unterstützen. Den Resolutionstext und die Liste der SOTHEBY'S INTERNATIONAL REALTY Unterzeichner finden Sie unter www.frankfurt-main.ihk. de/bauland Danziger Straße 50 a Arndtstraße 24 Louisenstraße 84 65191 Wiesbaden 60325 Frankfurt 61348 Bad Homburg 0611 - 89 05 92 10 069 - 23 80 79 30 06172 - 94 49 153 peters-sothebysrealty.com
14 FO KUS T HEM A AKTUELLE ZAHLEN relativ geringen Angebots hält der Im- mobiliendienstleister deutliche Rück- gänge bei den Mieten allerdings eher Die Konjunkturumfrage der IHK Frankfurt zum Frühsommer zeigt, dass sich die Stimmung für unwahrscheinlich. Ein verstärkter im Baugewerbe nach den Boomjahren nun spürbar verschlechtert: Trend zum flexiblen Arbeiten könnte je- • Der Geschäftslagesaldo sinkt um 36 auf neun Punkte. doch zu niedrigeren Pro-Kopf-Büroflä- chen und damit zu einer sinkenden Flä- • Der Erwartungssaldo fällt von 17 Punkten auf minus 33 Punkte. chennachfrage führen, nennt die Helaba • Der Investitionssaldo fällt um 51 auf minus 42 Punkte. in ihrem Report eine weitere mögliche • Laut Beschäftigungssaldo (minus 20 Punkte) wird die Zahl der Beschäftigten abnehmen. Folge der Pandemie. • Der Geschäftsklimaindex fällt drastisch von zuletzt 130 auf 86 Punkte. Reaktion auf neue Rahmen Weitere Ergebnisse, auch aus den einzelnen Branchen, finden Sie im Konjunkturbericht bedingungen der IHK Frankfurt: www.frankfurt-main.ihk.de/konjunkturbericht In welchem Umfang sich die Corona- krise auf die Entwicklung bei Logistik- weniger begünstigten Einzelhandelsla- Quartal 2020. Es sei im Gesamtjahr mit immobilien auswirken werde, sei zum gen, seien zu befürchten. einem niedrigeren Flächenumsatz und heutigen Zeitpunkt noch nicht seriös höheren Leerstand zu rechnen als 2019. quantifizierbar, sagt Christopher Raa- Investitionen werden verschoben Zuletzt war die Nachfrage vor allem von be, Managing Director und Head of Beratungsgesellschaften sowie Unter- Logistics & Industrial der BNP Pari- Bei den Büroimmobilien dürften Miet- nehmen der Informations- und Kommu- bas Real Estate. „Während einerseits gesuche und Investitionen wegen der nikationsbranche getrieben worden, wo- zu erwarten ist, dass Mietgesuche Coronakrise teilweise verschoben wer- bei Innenstadtlagen und hier besonders sowie Investitionen von Produktions- den, heißt es im aktuellen Marktbericht das Bankenviertel sehr begehrt sind. unternehmen teilweise verschoben der BNP Paribas Real Estate zum ersten Aufgrund des im langfristigen Vergleich werden, reagieren viele Logistiker und D R EI FR AGEN A N Helmut Christmann, Vorstandsvorsitzender, Frankfurter Immobilienbörse bei der IHK Frankfurt, über den Immobilien- markt in den Landkreisen Hochtaunus und Main-Taunus Herr Christmann, was macht den Wie beeinflusst die Corona-Pan- Mit den Bürgern vor Ort muss ein in- Immobilienmarkt im Hochtaunus demie den regionalen Immobilien- tensiver Dialog geführt werden, damit und Main-Taunus besonders at- markt? Neubauprojekte nicht bereits in der traktiv? Die Miet- und Kaufnachfrage verrin- frühen Planungsphase an mangelnder Der hohe Freizeitwert, die gute Infra- gert sich, jedoch erkenne ich noch Akzeptanz scheitern. Auch müssen struktur und die Nähe zur Mainme- keine großen Preisrückgänge. Die der- investitionshemmende Gesetze und tropole machen sie – neben den im zeitige Situation lässt die Preise eher Verordnungen überdacht werden, da- Vergleich zu Frankfurt günstigeren einfrieren. mit ein Anreiz für private Investitionen Miet- und Kaufpreisen – zu stark nach- geschaffen wird. Ein gemeinsames gefragten Wohn- und Gewerbestand- Welche Hemmnisse müssten ab- Vorgehen bei der Baulandausweisung orten. gebaut werden, damit der Immobi- ist in allen Kommunen nötig. lienmarkt im Frankfurter Umland unterstützt wird? Die Fragen stellte Luisa Quirin, IHK Frankfurt. I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
B auen und Immobilien 15 der ABG Frankfurt Holding Wohnungs- „Viele Logistiker und Handelsunternehmen reagieren aktuell in bau- und Beteiligungsgesellschaft, in Rekordzeit auf die durch die Krise sich ändernden Rahmenbedin- deren 53 000 Wohnungen ein Viertel gungen und suchen zusätzliche Flächen.“ der Frankfurter Bevölkerung lebt, hält Christopher Raabe, Managing Director und Head of Logistics & auch an seinen Plänen fest: „Wir setzen Industrial, BNP Paribas Real Estate unser ambitioniertes Neubau-Programm weiter um.“ Geplant seien in den nächs- ten fünf Jahren 10 000 neue Wohnun- Handelsunternehmen aktuell in Rekord- Drittel unterboten und der langfristi- gen, 2,8 Milliarden Euro würden inves- zeit auf die durch die Krise sich ändern- ge Durchschnitt um 41 Prozent unter- tiert werden. Bezahlbarer Wohnraum den Rahmenbedingungen und suchen schritten. Ursachen seien das Wirt- bleibe gefragt. Der ABG haben die ge- zusätzliche Flächen.“ schaftswachstum, das sich schon 2019 schlossenen Läden vor allem einen Um- abgeschwächt habe, und eine Dis- satzeinbruch bei den firmeneigenen In das erste Quartal 2020 war der krepanz zwischen Angebot und Nach- Parkhäusern beschert. Ob sich die feh- Frankfurter Logistik- und Lagerflä- frage, heißt es in einer Analyse der lenden Einnahmen auf geplante Inves- chenmarkt allerdings schon schwach BNP Paribas Real Estate. Gefragt wa- titionen in neue Wohnungen auswirken gestartet. Mit einem Flächenum- ren vor allem Spezialimmobilien, etwa würden, das könne man aktuell noch satz von 74 000 Quadratmetern wur- Kühllager, die kurzfristig kaum verfüg- nicht absehen. Die von der Bundesre- de das Vorjahresergebnis um gut ein bar waren. Treiber der Nachfrage in gierung eingeräumte Möglichkeit, Mie- FrankfurtRheinMain waren die E-Com- ten zu stunden, hätten mit noch nicht merce-Unternehmen. einmal einem Prozent allerdings nur er- HIHK-Positionspapier staunlich wenige Mieter in Anspruch ge- Bezahlbarer Wohnraum ist gefragt nommen, sagt Junker. „Offenbar ist die Das Positionspapier „Unternehmen finanzielle Not nicht so groß, und den brauchen Fachkräfte – Fachkräfte Am wenigsten werden Wohnimmobilien Mietern ist klar, dass sie die Mieten zu brauchen Wohnraum“ des Hessischen unter der Krise leiden, sind sich Exper- einem späteren Zeitpunkt zahlen müs- Industrie- und Handelskammertages ten einig. Frank Junker, Geschäftsführer sen.“ (HIHK) zeigt anhand von drei Kernpunk- ten auf, wie mehr Wohnraum für Fach- kräfte geschaffen werden kann: Flächen strategisch entwickeln, Kosten des „Wir setzen unser ambitioniertes Neubau-Programm weiter um.“ Wohnungsbaus reduzieren, die richtigen Frank Junker, Geschäftsführer, ABG Frankfurt Holding Wohnungs- Anreize setzen. www.frankfurt- bau- und Beteiligungsgesellschaft main.ihk.de/publikationen
16 FO KUS T HEM A Blick in die Zukunft seinen zehn Baustellen in und um Frank- und der steigenden Angst vor einer In- furt sei weitergebaut worden. „Die Bau- flation, bleiben Wohnimmobilien oh- Dieter Stahnke, Geschäftsführer von trupps aus Osteuropa sind in der Region nehin eine attraktive Anlageklasse“, Jöst Bauunternehmen, welches in allen geblieben und fahren jetzt, nach den Lo- ist Greiner überzeugt. Vor allem bei Immobiliensegmenten als Generalunter- nehmer baut, blickt trotz der Turbulen- zen ebenfalls optimistisch in die Zu- „Weder wackeln Finanzierungen bei unseren laufenden Projek- kunft. „Weder wackeln Finanzierungen ten, noch halten sich die institutionellen Investoren bei Neuab- bei unseren laufenden Projekten, noch schlüssen zurück.“ halten sich die institutionellen Inves- Dieter Stahnke, Geschäftsführer, Jöst Bauunternehmen toren bei Neuabschlüssen zurück. Al- les läuft noch wie gewohnt.“ Auch auf ckerungen im Grenzverkehr, wieder ab- Wohnimmobilien mit hoher Konzept- IHK-Ausschuss Bau- und wechselnd nach Hause.“ und Planungsqualität werde die Nach- Immobilienwirtschaft frage hoch bleiben. Auch während der Niedriges Zinsniveau Finanzkrise sind laut IVD in Deutschland Der IHK-Ausschuss Bau- und Immobi- die Preise für Immobilien gestiegen. lienwirtschaft formuliert Strategien Dass zumindest einzelne Segmente der und Lösungsansätze zu immobilienwirt- Immobilienbranche recht ungeschoren Stetiger Aufwärtstrend schaftlichen Themen und unterstützt durch die Pandemie kommen könnten, politische Entscheidungsträger sowie belegt auch die jüngste Analyse des Dass die Pandemie nichts an dem in der betroffene Unternehmen. Themen- Immobilienverbandes IVD. Am deut- Baulandresolution formulierten Engpass schwerpunkte des Gremiums sind ins- schen Wohnimmobilienmarkt habe es ändert, darin sind sich die befragten besondere Megatrends in der Bau- und bis einschließlich April weder bei den Akteure der Bau- und Immobilienwirt- Immobilienwirtschaft, Stellungnahmen Kaufpreisen noch bei Mieten größe- schaft einig. „Trotz der aktuellen Krise zu aktuellen Gesetzen, Regularien und re Auswirkungen gegeben. Bis Jahres- müssen wir für die Zeit danach planen. Satzungen sowie Stadtentwicklung und ende seien keine massiven Nachfra- Die Probleme, die zuvor da waren, sind städtebauliche Projekte in Frankfurt und geverluste oder Preiseinbrüche zu er- ja nachher nicht weg“, ist Conzelmann, der Metropolregion. www.frank warten. „Und angesichts des weiterhin Vorsitzender des IHK-Ausschusses Bau- furt-main.ihk.de/ausschuesse niedrigen Zinsniveaus am Kapitalmarkt, und Immobilienwirtschaft, überzeugt. des nach wie vor knappen Angebots Der Trend, dass die Menschen in die
B auen und Immobilien 17 D R EI FR AGEN A N Thomas Horn, Direktor, Regionalverband FrankfurtRheinMain, über die Beschleunigung von Planungsprozessen bei der Flächenaktivierung Herr Horn, was sind die Hemmnis- Aufgrund der immer weiter verfei- Für eine beschleunigte Umsetzung se bei der Aktivierung von Flächen nerten Beteiligungsrechte für Bürger, großer infrastruktureller Pionierpro- für Wohnen und Gewerbe? Fachbehörden und Verbände kann der jekte wie dem Frankfurter Fernbahn- An erster Stelle stehen schwierige am Gemeinwohl orientierte demokra- tunnel bedarf es einer umfassenden Eigentumsverhältnisse, gefolgt von tische Gestaltungsanspruch der Kom- Reform: Beschleunigungsgesetze, Folgekosten für soziale und techni- munalparlamente oftmals nicht mehr Straffung des Rechtswegs und am sche Infrastruktur, einer erschwerten ausreichend durchgesetzt werden. Gemeinwohl orientierte gesetzliche politischen Entscheidungsfindung so- Das Planungsrecht muss von einem Vorfahrtsregeln. Das verkürzt auch wie der Berücksichtigung von Um- Verhinderungs- wieder zu einem Ge- die Planungszeiten. weltbelangen. staltungsrecht entwickelt werden. Die Fragen stellte Ann-Kristin Wie können Planungsverfahren be- Was heißt das für Großprojekte Engelhardt, IHK Frankfurt. schleunigt werden? von überregionaler Bedeutung? Möbel für Arbeitsplätze mit Aussicht! www.vario.com
18 FO KUS T HEM A Großstädte streben, bleibe aktuell. Die Frankfurt stieg die Zahl der sozialver- Industrie will gar keine Stellen strei- jüngsten Zahlen belegen einen steten sicherungspflichtig Beschäftigten von chen. Und im Grundstücks- und Woh- Aufwärtstrend. rund 495 000 im Jahr 2000 auf zuletzt nungswesen seien es nur zwei Pro- gut 600 000 (2019). An diesem Trend zent, auf dem Bau drei Prozent. Im Beschleunigter Strukturwandel werde sich trotz der Corona-Pandemie IHK-Bezirk Frankfurt waren Ende Juni Ende vergangenen Jahres lebten fast 759 000 Menschen in Frankfurt, der fünftgrößten Stadt Deutschlands, rund „Trotz der aktuellen Krise müssen wir für die Zeit danach planen.“ 138 000 mehr als zur Jahrtausendwen- Jürgen Conzelmann, Vorsitzender, Ausschuss Bau- und Immobi- de. Jahrelang florierte die Wirtschaft lienwirtschaft, IHK Frankfurt und schuf Stellen. Sie zog nicht nur deutsche, sondern auch ausländische Arbeitnehmer an den Main. Laut Jah- resbericht der Wirtschaftsförderung nichts ändern, ist auch IHK-Präsident 2019 gut 26 000 Mitarbeiter im Bau- Caspar überzeugt: „Nach jeder Krise gewerbe beschäftigt. Und während kommt ein Aufschwung, der zusätzli- in Bayern insgesamt 22 Prozent der Frankfurt Fairmieten che Arbeitsplätze schafft, und die ent- Unternehmen Beschäftigte abbauen stehen vor allem in den Ballungsräu- wollen, sind es in Hessen laut ifo Insti- Das Programm „Frankfurt Fairmie- men.“ Gleichzeitig beschleunige sich tut nur 16 Prozent. ten“ bietet in zahlreichen Frankfurter der Strukturwandel. Für diesen sei die Stadtteilen Wohnungen für Menschen Wirtschaftsregion FrankfurtRheinMain Falsche Signale mit mittleren Einkommen an. Dabei mit ihren wachstumsstarken Branchen werden die Mieten nach dem jeweiligen wie IT, Chemie und Pharma gut aufge- Die Baulandresolution und ein im Febru- Einkommen, der Haushaltsgröße und stellt. ar veröffentlichtes Positionspapier des weiteren Faktoren individuell berechnet Hessischen Industrie- und Handelskam- und angepasst. Über ein neues Online- Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt mertages zur Wohnraumpolitik haben portal beim Amt für Wohnungswesen für Caspar deshalb nichts an Aktualität können Interessierte überprüfen, ob sie Dazu passt die jüngste Meldung des eingebüßt. Im Gegenteil: „Die Immobi- förderberechtigt sind und zugleich auf Münchner ifo Instituts. Weniger stark lienbranche kommt aus einer Boompha- dieser Plattform einen Überblick über von Kündigungen bedroht sei etwa die se. Mit zunehmender Arbeitslosigkeit, passende Wohnungsangebote erhalten. chemische Industrie, in der nur fünf Kurzarbeit, aber auch einigen Insolven- www.frankfurt-fairmieten.de Prozent der Unternehmen Personal- zen wird die Nachfrage am Immobilien- abbau planten. Die pharmazeutische markt zumindest etwas sinken, und das I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
B auen und Immobilien 19 Auf IT gebaut – Bauberufe mit Zukunft 2021 Der Wettbewerb „Auf IT gebaut – Bauberufe mit Zukunft 2021“ des RKW-Kompetenzzen- trums startet in die nächste Runde: Azubis, Studierende, junge Beschäftigte und Start-ups der Wertschöpfungskette Bau können sich noch bis zum 9. November online bewerben. Prämiert werden innovative und praxisnahe Digitallösungen für die Bauwirtschaft in den Bereichen Architektur, Baubetriebswirtschaft, Bauingenieurwesen sowie Handwerk und Technik. Auch ein Sonderpreis Start-up wird ausgelobt. www.aufitgebaut.de sorgt für Verunsicherung.“ Umso wichti- Wohnungsbaus reduzieren sowie richti- ger sei es, jetzt an die Deregulierung zu ge Anreize setzen. gehen. Aus der Politik kämen jedoch die falschen Signale. Planungsverfahren beschleunigen Der jüngst verabschiedete sogenannte Um Flächen für Wohnen und Gewerbe „Frankfurter Baulandbeschluss“, wonach strategischer zu entwickeln, schlägt der Investoren nur noch 30 Prozent der Flä- HIHK den Aufbau eines Flächenmonito- che frei bebauen dürfen, sei ein Instru- rings vor, um einen Überblick über Bau- ment zur Einschränkung des Wohnungs- tätigkeiten und bestehende Potenzial- baus, da die vielen Hemmnisse abschre- flächen zu erhalten. Auch Verdichtungs- ckend wirken. „Der Beschluss wurde im potenziale seien zu nutzen, durch mehr Boom geboren und kommt jetzt in einer Geschosse und eine höhere Geschoss- rezessiven Phase zur Umsetzung. Das flächenzahl. Viel zu langwierig seien passt einfach nicht zusammen“, stellt schließlich die Planungs- und Genehmi- Greiner fest. Auch die IHK Frankfurt hat- gungsverfahren. „Im Moment kann es te sich deshalb für eine Verschiebung vorkommen, dass es fünf bis 15 Jah- ausgesprochen, allerdings vergeblich. re dauert, bis aus Rohbauland baureifes „Verbotspolitik schafft keinen bezahlba- Land mit einer Baugenehmigung für ein ren Wohnraum“, kritisiert Conzelmann. Projekt wird“, heißt es. Arbeitsabläufe in den Ämtern müssten standardisiert und Die richtigen Akzente setzen Fachpersonal in den Genehmigungsbe- hörden aufgebaut werden. „Auch andere Regelungen wie die Mi- lieuschutzsatzung, die Vorschriften Günstiger könnte der Wohnungsbau beim Ausbau von Dachgeschossen oder durch eine Senkung der Grunderwerb- bei der Nachverdichtung ebenso wie steuer sein, die mit sechs Prozent die Mietpreisbremse oder der jüngst vom zweithöchste unter den Bundesländern Berliner Senat beschlossene Mieten- ist, sowie durch das Absenken kosten- deckel sind nicht kompatibel, erst recht intensiver Baustandards und das Um- nicht in einer Krise“, ergänzt Caspar. An setzen von Modellprojekten. Zu sinn- D IE AU TO R IN Konzepten, wie man die Herausforde- vollen Instrumenten zählt der HIHK rungen meistern kann, mangelt es kei- beispielsweise das Kommunale Inves- nesfalls. In einem im Februar veröffent- titionsprogramm auf. Viel Zeit bleibt lichten Positionspapier „Unternehmen nicht. Unternehmer wie Greiner und brauchen Fachkräfte – Fachkräfte brau- Stahnke beobachten schon heute, dass chen Wohnraum“ formuliert der Hessi- immer mehr Investoren sich von Frank- sche Industrie- und Handelskammertag furt abwenden und den Blick ins Um- Eli Hamacher (HIHK) zahlreiche Vorschläge. Im Kern land oder gleich ins benachbarte Aus- Wirtschaftsjournalistin, geht es um drei Forderungen – näm- land und zwar nach Österreich oder in Moderatorin, Berlin lich Flächen entwickeln, Kosten des die Schweiz wenden. eh@elihamacher.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
20 FO KUS T HEM A Foto: Picture Alliance / Arne Dedert Neubauten im Frankfurter Europaviertel. WO HNUN GS B AUP O L I T IK „Wir benötigen positive Signale“ Ein Gespräch mit Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt, und Mike Josef, Stadt- rat und Planungsdezernent der Stadt Frankfurt, über das Zusammenwirken von Poli- tik und Wirtschaft bei der Baulandentwicklung und Flächenmobilisierung. Frankfurt verzeichnete in den vergange- steht aber, dass der Frankfurter Woh- Durch die Pandemie haben sich die nen Jahren enorme Einwohnerzuwäch- nungsmarkt immer noch von Engpäs- Rahmenbedingungen für die Wirtschaft se, wodurch die Nachfrage nach Wohn- sen geprägt ist – insbesondere im be- gravierend verändert. Alles deutet auf raum entsprechend gestiegen ist. Wie zahlbaren beziehungsweise preiswer- ein rezessives Marktumfeld hin, das stellt sich aus Ihrer Sicht die Situation ten Segment. auch auf den Immobilienmärkten Spu- auf dem Wohnungsmarkt in der Stadt ren hinterlassen wird. Welche Auswir- dar? CASPAR Im gesamten Bezirk der IHK kungen hat dies auf die Wohnungsbau- JOSEF Das hängt stark davon ab, wie Frankfurt sind seit der Jahrtausend- politik beziehungsweise -strategie der viel Geld ein Wohnungssuchender in wende knapp 170 000 neue Stellen Stadt? der Tasche hat. Der Wohnungsmarkt entstanden. Hinzu kommen in Sum- JOSEF Wir alle wissen, dass Progno- boomt jedenfalls. Seit 2016 wurden me fast 144 000 Einwohner. Zum Ver- sen ihre Eigenheiten haben. Aus heu- insgesamt 24 000 Baugenehmigun- gleich: Zwischen 2000 und 2018 wur- tiger Sicht besteht für uns jedenfalls gen erteilt und über 15 000 Wohnun- den in Frankfurt und den beiden Land- kein Anlass, von dem eingeschlagenen gen fertiggestellt. Bezogen auf die kreisen Hochtaunus und Main-Taunus Kurs abzuweichen. Nach wie vor ist es vergangenen zehn Jahre haben wir rund 71 000 Wohnungen gebaut. Wir unsere zentrale Aufgabe, ein quantita- bei der Anzahl der genehmigten Woh- sehen also nach wie vor erheblichen tiv und qualitativ ausreichendes Ange- nungen 2018 den besten und 2019 Bedarf an Wohnraum, vor allem für bot an Wohnraum zu schaffen. Denn den drittbesten Wert erreicht. Fest dringend benötigte Fachkräfte. 2019 verzeichneten wir einen Zuwachs I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
B auen und Immobilien 21 von 11 000 Einwohnern. Hinzu kommt Insbesondere die Berechnungen nach- Baulandbeschluss vernünftige Rahmen- noch der Nachfrageüberhang aus den zuvollziehen beziehungsweise aufgrund bedingungen für die Bodenentwick- vergangenen Jahren. Es ist also gera- der Vorgaben ein Projekt überhaupt kal- lung haben und gleichzeitig Transparenz de jetzt wichtig, preiswerten Wohnraum kulieren zu können, bereitet den Projekt- herstellen. Denn damit sind die formu- zu schaffen – und zwar nicht nur im ge- entwicklern erhebliche Schwierigkeiten. lierten Anforderungen für alle gleich. förderten, sondern insbesondere im frei Hinter vorgehaltener Hand heißt es mit- Gleichwohl haben und werden wir wei- finanzierten Bereich. Der Baulandbe- unter, der Beschluss sei „nicht zu Ende terhin mit den Marktteilnehmern gezielt schluss zielt genau darauf ab. gedacht“, die Stadt sei „zu gierig“. Kön- das Gespräch suchen. Ich habe großes „ nen Sie die Kritik nachvollziehen? Interesse daran, es immobilienökono- Teilt die IHK Frankfurt diese Einschät- JOSEF Die Erfahrungen, die andere misch nachzuvollziehen, wenn jemand zung? Städte mit der Einführung einer sozial auf dem Standpunkt steht, die Anforde- CASPAR Grundsätzlich begrüßen wir gerechten Bodennutzung gemacht ha- rungen seien zu hoch, das Projekt wür- eine aktive Baulandausweisungs- und ben, zeigen, dass es bei weitreichenden de sich nicht mehr rechnen. Aber noch Wohnbauförderungspolitik der Stadt, Stadtplanung muss man sofern diese zu einer erhöhten Neubau- tätigkeit führt. Moderate und realisierba- re Quotenmodelle zur Schaffung von ge- förderten Wohnungen müssen ja nicht langfristig denken“ per se falsch sein. Im sogenannten Bau- Mike Josef, Planungsdezernent, Stadt Frankfurt landbeschluss – es handelt sich ja um eine Wohnbaueinschränkung – sehen Veränderungen ganz normal ist, wenn mal: Der Baulandbeschluss ist nur ein wir allerdings keinen Beitrag für eine zu- es anfangs ruckelt. In München hat die Instrument von vielen, das wir einset- kunftsorientierte Baulandpolitik. Ganz Debatte fünf Jahre gedauert und trotz- zen, um planungs- und wohnungspoli- im Gegenteil. dem wurde nicht aufgehört zu bauen. tisch gegenzusteuern. Ich bin da ganz pragmatisch. Sicherlich Beim Baulandbeschluss scheiden sich müssen wir evaluieren, was sich be- CASPAR Uns geht es um mehr und die Geister. Er sorgt in der Immobi- währt und was nicht. Es wird seine Zeit auch günstigen Wohnraum. Aus Sicht lienbranche nicht nur für Verunsiche- brauchen, bis sich das einspielt. Ent- der IHK wird diese – nicht mehr in die rung, sondern auch für Unverständnis. scheidend ist jedoch, dass wir mit dem Zeit passende – Überregulierung viele Investoren hindern, in Frankfurt Woh- nungen zu bauen. In München wurde Foto: Stefan Krutsch zwar nicht aufgehört zu bauen, aber er- heblich zu wenig, da viele Investoren stattdessen im Umland investieren. Das Ergebnis sind die bundesweit höchsten Mieten. Von München lernen, heißt aus Fehlern lernen. Die Vorgaben zu preis- reduzierten Wohnungen führen zu Ein- nahmeverlusten, die an anderer Stelle – über eine Erhöhung der Preise für die frei finanzierten Wohnungen – kompen- siert werden müssen. Das erhöht sogar noch die Mieten im Mietspiegel. Sie stimmen sicherlich darin überein, dass die Lösung des Wohnungsprob- lems im Boden liegt. Bauland ist aber gerade in Frankfurt der limitierende Faktor. Wie realistisch ist es, dass in- nerhalb der nächsten zehn Jahre im Frankfurter Nordwesten neuer Wohn- raum entsteht? Mike Josef, Stadtrat und Planungsdezernent, Stadt Frankfurt: „Wir wollen das Wachstum der Region mit ihr ge- meinsam gestalten.“ I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
22 FO KUS T HEM A Foto: Stefan Krutsch Ulrich Caspar, Präsident, IHK Frankfurt: „Nach dem Ende der Krise benötigen wir positive Signale, die zur Investi- tionsbereitschaft auf dem Wohnungsmarkt beitragen.“ JOSEF Ich gehe fest davon aus, dass Wohnraum und Infrastruktur entstehen wir dort den neuen „Stadtteil der Quar- soll. Wir wollen das Wachstum der Re- tiere“ entwickeln. gion jedenfalls mit ihr gemeinsam ge- „ stalten. Mit einem konkreten gemein- CASPAR Es gibt eine Knappheit an Bau- samen Projekt, beispielsweise westlich land. Wir begrüßen deswegen auch den der A 5, könnte man deutlich machen, IHK O NL INE geplanten neuen „Stadtteil der Quartie- dass wir alle im selben Boot sitzen. Dies re“. Wir brauchen aber mehrere solcher kann auch im Rahmen einer Internatio- Gebiete in Frankfurt und in der Region. nalen Bauausstellung erfolgen. Die ausführliche Version des Interviews können Deregulierung wäre jetzt Sie online nachlesen: das Gebot der Stunde“ www.frankfurt-main.ihk.de/ wohnungsbau Ulrich Caspar, Präsident, IHK Frankfurt Herr Josef, wird es eher die große oder Herr Caspar, was erwartet die IHK beim die kleine Lösung geben? Thema Wohnraumversorgung jetzt ganz JOSEF Stadtplanung muss man lang- konkret von den politischen Akteuren? fristig denken. Die Entwicklung des In- CASPAR Um den Herausforderungen tegrierten Stadtentwicklungskonzepts auf dem angespannten Wohnungsmarkt IN T ERV IE W 2030+ hat gezeigt, dass die Möglichkei- zu begegnen, muss sich das Angebot ten innerhalb der Stadt begrenzt sind. durch die Ausweisung von mehr Bau- Wir werden also im östlichen Teil anfan- land und mehr Baurecht erhöhen. Vor gen. Es ist allerdings nur eine Frage der allem nach Ende der Krise benötigen Zeit und der weiteren Bevölkerungsent- wir positive Signale, die zur Investitions- wicklung, ob und wann auch der west- bereitschaft auf dem Wohnungsmarkt liche Teil entwickelt wird. Es kann aber beitragen. Deregulierung wäre jetzt das Alexandra May nicht sein, dass das Umland nur Gewer- Gebot der Stunde, viele Satzungen kom- Immobilienökonomin (EBS), Wiesbaden beflächen ausweist und in Frankfurt der men noch aus einer anderen Zeit. office@alexandra-may.com I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
B auen und Immobilien 23 Fotos: Jochen Müller Berufe im Baugewerbe haben Zukunft und bieten Karrierechancen. FACHK R Ä F T EM A N GEL Das Branchenimage fördern Die Coronakrise versetzt der Bauwirtschaft auch in FrankfurtRheinMain einen D ämpfer. Die Nachwuchsgewinnung vor Ort gewinnt daher zunehmend an B edeutung. Ein Beispiel hierfür ist die „Initiative Zukunft Fachkraft“. Bis zum Frühsommer 2016 lief die Bau- Fachkräftemangel bleibt Toprisiko an Fachkräften als Risiko an. Am meis- konjunktur relativ gleich zur allgemei- ten hatte darunter das Baugewerbe zu nen Konjunkturentwicklung und partizi- Der IHK-Konjunkturklimaindex lag zum leiden (71 Prozent). Erst mit Abstand pierte am konjunkturellen Aufschwung Jahresbeginn für die regionale Wirt- folgten die personenbezogenen Dienst- nach der Finanzkrise im Jahr 2009. An- schaft bei 115 Punkten. Die regiona- leister (64 Prozent), das Gastgewerbe schließend fand im Herbst 2016 die le Bauwirtschaft übertraf diesen Bran- (62 Prozent) und der Einzelhandel (58 positive Entkopplung statt: Seitdem chendurchschnitt mit 130 Punkten Prozent). verläuft die Konjunkturentwicklung im deutlich. Der Fachkräftemangel war zu regionalen Baugewerbe ununterbro- diesem Zeitpunkt das Toprisiko für die Zu Beginn der Coronakrise zeigte sich chen oberhalb des gesamtwirtschaft- weitere wirtschaftliche Entwicklung in auch das Baugewerbe betroffen. Aber lichen Durchschnitts im IHK-Bezirk der Region. Jedes zweite Unterneh- schon zu diesem Zeitpunkt war die Be- Frankfurt. men (49 Prozent) führte die Knappheit troffenheit im Vergleich zum gesamt- I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
24 FO KUS T HEM A Praktische Einblicke Neben der Aufrechterhaltung der Aus- bildung in Krisenzeiten spielt die beruf- liche Orientierung an den Schulen wei- terhin eine große Rolle. Die positive Imagebildung über die Möglichkeiten im Baubereich wird von Unternehmen und Verbänden weiter forciert. Ein erfolgrei- ches Beispiel aus der Region ist die „Ini tiative Zukunft Fachkraft“ von Thomas Reimann, Vorstandsvorsitzender, Alea. Sie wird unter anderem von der IHK Frankfurt unterstützt. Über praktische Einblicke wird den Schülern bereits früh ein Einblick in die verschiedenen beruf- Die „Initiative Zukunft Fachkraft“ hat sich zum Ziel gesetzt, junge Menschen für Bauberufe zu begeistern. lichen Entwicklungs- und Karrieremög- lichkeiten im Baugewerbe gegeben. wirtschaftlichen Durchschnitt und an- wirtschaftliche Grundlage einem hö deren Branchen relativ gering. So kam heren Risiko wie derzeit ausgesetzt ist. eine DIHK-Blitzumfrage Ende März zum Umso wichtiger ist die Aufrechterhal- Ergebnis, dass 81 Prozent der teilneh- tung der staatlichen Auftragsvergabe menden Unternehmen mit einem Um- als stabilisierender Faktor am Markt. satzrückgang in 2020 gegenüber 2019 rechneten. Das Baugewerbe zeigte mit Verzögerungen auf Baustellen einem Anteil von 72 Prozent eine gerin- gere, wenn auch ebenfalls hohe Betrof- Trotz der möglichen Fortführung der Bau- fenheit. stellen zeigt die Coronakrise weiterhin IHK O NL INE Auswirkungen. Lieferketten stehen ver- Stabilisierender Faktor mehrt unter Druck. Auf den Baustellen selbst kommt es durch die verschärften Weitere Infos über das Projekt „Initia- Die Entscheidung der Bundesbehörden, Hygienebestimmungen wie Abstands- tive Zukunft Fachkraft“ gibt es beim dass die Baustellen im Hoch-, Straßen- regelungen zu Verzögerungen. Von BDB Bund Deutscher Baumeister, und Wasserbau im Zuge des Herunter- Schwierigkeiten beim Personaleinsatz Architekten und Ingenieure Hessen: fahrens der Wirtschaft offen gehalten sind insbesondere größere Konzerne mit werden, und deren offizielle Verkündung (ausländischen) Nachunternehmen be- https://bdb-baumeister.de fielen auf das Ende des DIHK-Befra- troffen. Hier machen sich die Einschrän- Initiative Zukunft Fachkraft gungszeitraumes Ende März. In einer kungen beim Grenzübertritt bemerk- vier Wochen später veröffentlichten Um- bar. Viele Bauarbeiter aus dem Ausland frage des Zentralverbandes des deut- können aufgrund der Einschränkungen schen Baugewerbes lässt sich daher be- beim Grenzübertritt nicht oder nur einge- reits eine deutliche Besserung in den schränkt zu den Baustellen anreisen. Zahlen ablesen: Demnach berichteten zu diesem Zeitpunkt rund 30 Prozent der Die Bauwirtschaft ist in dieser Zeit mehr D ER AU TO R teilnehmenden Bauunternehmen von als zuvor auf die Ausbildung des eige- einem aktuellen Umsatzrückgang. nen Nachwuchses vor Ort angewiesen. Das Baugewerbe kann ein wichtiges Einen deutlichen Einbruch, etwa am Zugpferd beim Weg aus der Krise sein, Wohnungsmarkt, erwarten Immobilien- benötigt hierfür jedoch gut ausgebilde- ökonomen indessen nicht. Die Unter- te Fachkräfte. So betonen die Branchen- nehmen und Privatpersonen werden verbände die Bedeutung der dualen Simon Peschges ihre Investitionen in Immobilien jedoch Ausbildung und insbesondere der Aus- Chefvolkswirt, IHK Frankfurt nach unten anpassen, wenn die eigene bildungszentren gerade in diesen Zeiten. s.peschges@frankfurt-main.ihk.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 7| 0 8 . 2 0
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