BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ - Holzbau ...

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BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ - Holzbau ...
BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ

X/18
 3/21                      XXXXXXXXXXXX
                            RAUM
                           Xxxxxxx
                            Wohngesund
                                           UND
                                   xxxxxximXxxxxxx
                                                      KLIMA
                                            Holzbau xxx

                           www.magazin-first.ch
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Erfahren Sie mehr unter:
www.roto-dachfenster.ch/wechseln

                                             1
                                                 Details unter: www.roto-dachfenster.ch/testergebnisse
     H O L Z B AU B E G I N N T I M KO P F

                                                   Holz – Sinnvoller
                                                   Rohstoff für
                                                   anspruchsvolle
                                                   Bauten
                                                   Der natürliche Baustoff
                                                   Holz ist flexibel, nachhaltig
                                                   und universell einsetzbar.
                                                   Pur oder in Verbindung mit
                                                   Stahl und Beton.

                                                   Ihre Architekturidee bearbei-
                                                   ten wir als Holzbaupartner
                                                   mit Leidenschaft, Verstand
                                                   und Liebe zum Detail.

                                                    www.renggli.swiss
BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ - Holzbau ...
INHALT / EDITORIAL

                                 HOLZ.ART4                                                                                                      Liebe Leserinnen
                                                                                                                                                 und Leser
                                 FOKUS.THEMA6
                                 Auf dem ehemaligen Fabrikareal trifft
                                 urbane Verdichtung auf dörfliches Idyll.                                                                        Wie sieht das Wohnen der
                                 «Im Vogelsang» ist die erste Stroh-                                                                             Zukunft aus? Einen Blick in
                                 ballenhaus-Siedlung der Schweiz.                                                                                die Glaskugel wagt der Rat
                             6
                                                                                                                                                 für Raumordnung: Laut des
                                 NACH.GEFRAGT15
                                                                                                                                                 Berichts «Megatrends und
                                 BAU.WERK16                                                                                                     Raumentwicklung Schweiz»
                                 Kleinod aus Mondholz: Ein Neubau kombi-                                                                         werden unter anderem De-
                                 niert aktuelle Bautechnik mit dem alten                                                                         mografie und Migration so-
                                 Wissensschatz vom Schlagen der Bäume.                                                                           wie der Klimawandel den
                            16
                                                                                                                                                 Schweizer Raum in den
                                 STAND.PUNKT24
                                                                                                                                                 nächsten Jahrzehnten prä-
                                 WOHN.KULTUR26                                                                                                  gen. Im Jahr 2040 soll die
                                 Leben in der Lorraine: Ein altes Fachwerk-                                                                      Schweizer Bevölkerung die
                                 haus ist sorgsam saniert und mit einem                                                                          Zehn-Millionen-Marke er-
                                 schopfähnlichen Anbau ergänzt worden.                                                                           reicht haben. Zeit also, sich
                            26
                                                                                                                                                 heute schon um die Wohn-
                                 UMWELT.ENERGIE30
                                 Gesellschaft, Politik, Labels: Bauen nach                                                                       formen von morgen zu küm-
                                 hohen Energie- und Umweltstandards.                                                                             mern – und zwar mehr denn
                                                                                                                                                 je in einer klima- und sozial-
                                 LEBENS.RAUM32                                                                                                  verträglichen Form. Ein
                                 Hinter dunklen Schwartenbrettern steckt                                                                         Leuchtturmprojekt in Sachen
                                 ein minimalistischer Holzbau mit klaren
                                                                                                                                                 sanfter Verdichtung im ländli-
                                 Linien und ausgewählten Proportionen.
                            32                                                                                                                   chen Raum ist das Objekt un-
                                 LEBENS.RAUM36                                                                                                  serer Fokusgeschichte: Die
                                 Mit dem Gewerbe- und Wohngebäude                                                                                erste Strohballenhaus-Sied-
                                 Schööfferwis investiert eine Gemeinde                                                                           lung der Schweiz schafft ein
                                 am Rhein in die Zukunft.                                                                                        identitätsstiftendes Wohn-
                                                                                                                                                 umfeld im Zürcher Oberland.
                                 AUS.GEZEICHNET40
                            40   Von Beringen nach Hamburg: Ein spezieller                                                                       Auch wegweisend: Das Plu-
                                 Event-Pavillon sorgt für Aufsehen.                                                                              senergiehaus in Flims mit ei-
                                                                                                                                                 ner Holz- und Fotovoltaikfas-
                                 STIL.FORM44                                                                                                    sade. Und wie man den Be-
                                 Loft ahoi: Über der Bootshalle bieten Loft-                                                                     stand sorgsam ertüchtigt und
                                 wohnungen einen zeitlosen Wohnkomfort
                                                                                                                                                 weiteren Wohnraum schafft,
                                 – inklusive Blick auf den Bodensee.
                                                                                                                                                 das zeigt ein Baube-
                            44 AUS.BLICK / IMPRESSUM                                                         50                                 richt aus Bern.

                                                                                                                                                 Sandra Depner,
MIT CROSSMEDIALEM CONTENT                        i+ i+ 1:10 i+
                                           1:10 1:10                                                                                             Redaktorin,
AUF MAGAZIN-FIRST.CH               Fotos   Pläne   Videos Zusatzinfos
                                                       (Reproduktionsgrösse 15–5%)
                                                                                (Reproduktionsgrösse 15–5%)        (Reproduktionsgrösse 15–5%)
                                                                                                                                                 Projektleiterin
                                                                                                                                                 «FIRST»
BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ - Holzbau ...
HOLZ.ART

                                                                                                                                                     Pleasant Plants
                             KRÄUTERGARTEN 2.0
                             Pleasant Plants heisst das Zürcher Start-up, das sich ganz dem Züch-
                             ten von Kräutern und Pflanzen verschrieben hat. Die beiden For-
                             schenden Jenny Held (Physik) und Alexander Smirnow (Finance) ha-
                             ben ein automatisiertes Anbausystem entwickelt: APPA – kurz für
                             Automatischer Pflanzen-Produktions-Assistent –, der das Indoorfar-
                             ming auch auf kleinem Raum ermöglicht. Bei APPA kommt ein soge-
                             nanntes hydroponischen System zum Einsatz: Die Pflanzen werden
                             automatisch beleuchtet und erhalten ihre Tagesdosis Wasser und
                             Dünger im Tropfsystem. Die Konstruktion aus Pappelsperrholz wird in
                             Handarbeit gefertigt. Inbegriffen sind 18 wiederverwendbare Pflanz-
                             körbe inklusive Wurzelmedium, Samen und Nährstoffen.
                             pleasantplants.com
Weyell Berner Architekten)

                                                                                                    MINIMALISMUS IM KAPSELHOTEL
                                                                                                    Es ist das Erste seiner Art in Zürich: das Green
                                                                                                    Marmot, das auf dem in Japan entwickelten
                                                                                                    Architekturkonzept eines Kapselhotels be-
                                                                                                    ruht. In ihrem Projekt setzen sich die Zürcher
                                                                                                    Weyell Berner Architekten mit der grundsätz-
                                                                                                    lichen Frage nach dem individuellen Platzbe-
                                                                                                    darf auseinander. Mit seiner minimalistisch
                                                                                                    gehaltenen Holzarchitektur bietet es für Net-
                                                                                                    worker, Digital Nomads und Reisende voll
                                                                                                    ausgestattete Zimmer im Tiny-House-For-
                                                                                                    mat. Um die Grosszügigkeit des Loungebe-
                                                                                                    reichs hervorzuheben, sind sämtliche Instal-
                                                                                                    lationen in den Holzausbau integriert. Helles
                                                                                                    Birkenholz mit drei verschiedenen Oberflä-
                                                                                                    chen – naturbelassen sowie tannengrün oder
                                                                                                    hellgrau lasiert – prägt die Atmosphäre der
                                                                                                    Innenräume. Jede Schlafkapsel wird direkt
                                                                                                    mit Frischluft versorgt. In die Kapsel integriert
                                                                                                    sind ein Sideboard mit ausklappbarem Tisch,
                                                                                                    eine Leseleuchte, eine Handy-Ladestation,
                                                                                                    ein Safe, ein Spiegel, Kleiderhaken sowie ein
                                                                                                    Vorhang. Die Trennwand zur Nachbarkapsel
                                                                                                    ist doppelt beplankt mit einer innenliegenden
                                                                                                    akustischen Dämmung. greenmarmot.com,
                                                                                                    weyellberner.ch                                  1:10             i+
                                                                                                                                                                        (Reproduktionsgrösse 15–5%)

                                                                                              4/5
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                                                         Das Fitnessstudio zieht in die eigenen vier Wände – nachhaltig und
                                                         sehr stilvoll geht das mit den Produkten von Edelkraft. Das Label bietet
                                                         ein exklusives Sportequipment aus natürlichen Materialien wie nach-
                                                         haltig zertifiziertem Holz, Naturkautschuk oder Kork. Aber auch recy-
                                                         celten PET-Flaschen wird neues Leben eingehaucht: verarbeitet zu
                                                         Springseilen. Edelkraft steht für umweltfreundliches, langlebiges und
                                                         hochwertiges Design, das sich ideal in den Wohnraum einfügt. Seit
                                                         2016 widmet sich das deutsche Label der handgefertigten Produktion
                                                         von Sprossenwand, Liegestützgriff, Bauchtrainer und Co. Dabei ist der
                                                         gesamte Produktlebenszyklus laut Edelkraft von umweltbewussten
                                                         Entscheidungen und hohen Qualitätsansprüchen geprägt. So stammt
                                                         das verarbeitete Hartholz ausschliesslich aus nachhaltiger Waldwirt-
                                                         schaft regionaler Familienbetriebe. Auf Kunststoffe verzichtet Edel-
                                                         kraft vollkommen. edel-kraft.de                                         1:10         i+
                                                                                                                                                (Reproduktionsgrösse 15–5%)
Georg Wächter/Kathrin Knebel

                                                         BEWOHNTE NATUR

                                                                                                                                                                              Fernando Guerra
                                                         Noch nie war die Sehnsucht nach Natur grös-
                                                         ser als in einer Zeit, in der immer mehr Men-
                                                         schen in verdichteten urbanen Zentren woh-
                                                         nen. Das Land ist Erholungs- und Freizeit-
                                                         raum. Dort zu wohnen, ist für viele Menschen
                                                         ein Traum. Dieses Buch zeigt über 20 ausge-
                                                         wählte Häuser, die inmitten der Natur liegen
                                                         und den topografischen Raum der Umgebung
                                                         auf unterschiedliche Weise in ihrer Architek-
                                                         tur aufnehmen. Die Beispiele sind in besonde-
                                                         ren Landschaftsregionen gelegen – in der
                                                         arktischen Vegetation Islands, am Fusse ei-
                                                         nes Vulkans auf den Azoren oder im Felsmas-
                    siv des Kanin in Slowenien. Die Ferienhäuser und Sommerresidenzen, Hotels und
                    Alpennotunterkünfte reagieren in Fragen der Konstruktion und der Gestaltung auf
                    die Natur und verknüpfen Innen und Aussen. Alle Projekte sind mit brillanten Archi-
                    tekturfotos, kurzen Beschreibungen sowie Grundrissen und Schnitten dokumen-
                    tiert. «Bewohnte Natur – Architektur, Topographie, Landschaft», 2018, 112 Seiten,
                    EUR 39.90, ISBN 978-3-95553-400-4.
                    shop.detail.de                                                                     1:10   i+
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BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ - Holzbau ...
FOKUS.THEMA

1 Sie ist wie ein Dorf im Dorf:
  Die Siedlung «Im Vogelsang»
  im Zürcher Oberland setzt
  auf ganzheitliche Nachhal-
  tigkeit – sozial, kulturell und
  ökologisch.

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HOLZ, STROH, KALK
Es ist der Dreiklang aus Holz, Stroh und Kalk, der die Siedlung «Im Vogelsang» auf der Materialebene wohl
am besten beschreibt. Mit dem Einsatz natürlicher Werkstoffe in den drei Reihenhauszeilen trägt der Entwurf
des Ateliers Schmidt der ökologischen Nachhaltigkeit Rechnung. Auf dem ehemaligen Fabrikareal trifft urbane
Verdichtung auf dörfliches Idyll – in der ersten Strohballenhaus-Siedlung der Schweiz.
Text Sandra Depner, Atelier Schmidt | Fotos Damian Poffet, Beat Brechbühl | Pläne Atelier Schmidt

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BAUEN UND LEBEN MIT HOLZ - Holzbau ...
FOKUS.THEMA

Das erste mit Stroh gedämmte Haus entwarf         EINE GUTE DÄMMUNG IST                            Für den Ersatzneubau sicherte sich das Ate-
das Architekturbüro Atelier Schmidt bereits       WIE EIN GUTER SCHLAFSACK                         lier Schmidt mit seinem Vorprojekt 2016 den
Anfang der 2000er Jahre – in Disentis, Grau-      Warum ausgerechnet Stroh? Das liegt an ei-       Direktauftrag. Die Zaugg AG Rohrbach trat als
bünden. Nicht weit vom Büro in Trun entfernt,     ner eindrücklichen Erfahrung, die Vater Wer-     ausführender Holzbaubetrieb auf, während
in dem Vater und Sohn an Strohballenhäusern       ner und Sohn Paul Schmidt teilen: die kalten     die B3 Kolb AG für die Holzbau-, Massivbau-
tüfteln. Wer hätte gedacht, dass dieses Stroh-    Winternächte im Militär. Paul Schmidt:           und Brandschutzingenieurleistung verant-
häuschen zwanzig Jahre später einmal der          «Wenn man in einem guten Schlafsack              wortlich war. Die Fertigstellung des vorgefer-
Anstoss dafür sein könnte, dass im Zürcher        schläft, so übersteht man, ohne zu frieren,      tigten Holzbaus erfolgte bereits 18 Monate
Oberland gleich eine ganze Siedlung aus           auch eine kalte Winternacht. Schon mein          nach Beginn der Abbrucharbeiten.
Strohballenhäusern entstehen könnte? Denn         Grossvater und mein Vater haben sich dann
die Bauherrin besichtigte einst besagtes Haus     gefragt, wie so ein Schlafsack für ein Haus      Die Überbauung besteht aus drei eigenständi-
– und erinnerte sich Jahre später, just als die   aussehen könnte.» Antworten auf eine gute        gen Baukörpern mit insgesamt 28 Wohnein-
Bauaufgabe bevorstand, daran zurück.              und nachhaltige Dämmung fanden sie in Ame-       heiten unterschiedlichster Grösse. Verschie-
                                                  rika. Werner Schmidt besuchte einen Stroh-       dene Wohnungstypen, vom Einzimmerstudio
Mit der Strohballensiedlung «Im Vogelsang» in     baukurs und nahm sein Wissen mit in die          bis zum mehrgeschossigen Reihenhaus mit
Nänikon (ZH) ist ein wegweisendes Wohnpro-        Schweiz. Und Sohn Paul Schmidt konnte nach       fünfeinhalb Zimmern – mal zur Miete, mal als
jekt für Mensch und Umwelt entstanden. Die        seinem Architekturstudium dieses Know-           Wohneigentum – sind dabei entstanden. Das
drei Mehrfamilienhäuser bestehen aus Raum-        how in die erste Strohballenhaus-Siedlung        Konzept der verschiedenen Wohnformen ga-
modulen – vorgefertigte Holzrahmen, mit Stroh     der Schweiz einfliessen lassen, die unter sei-   rantiert eine bunte Durchmischung der Be-
gedämmt und aussen mit Kalk verputzt.             ner Projektleitung 2020 fertiggestellt wurde.    wohnerschaft bestehend aus Familien, Paa-

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ren, Senioren oder alleinstehenden Personen.           hierhin ins Zürcher Oberland nach Nänikon am           zu Fuss erreichbar. Ideale Verkehrsan-
Dabei wurde im Konzept die gesetzliche Maxi-           Greifensee. Über Jahrzehnte hinweg gingen              schlüsse bieten die Autobahnen nord- wie
malausnutzungsfläche voll ausgeschöpft.                die Marzipanschilder, bedruckten Schokola-             südwärts.
                                                       denplatten oder Marzipanröschen an Kunden
DER ZUCKERBÄCKER: VOM SÜDTIROL                         in der Schweiz und weltweit. Im Zuge einer             In der Schnittachse der drei eigenständigen
INS ZÜRCHER OBERLAND                                   Neuausrichtung wurde die Produktion am                 Baukörper bildet sich ein gemeinsamer Treff-
Sitzbänke unter Bäumen, eine Grillstelle beim          Standort in Nänikon 2017 stillgelegt. Das gab          punkt, was das Gemeinschaftsleben unter
Eingang zur Siedlung, dicht bewachsene                 den Anstoss für die Entwicklung des einsti-            den Nachbarn fördern will. Die öffentlichen
Hochbeete und ein grosszügiges Sonnendeck:             gen Fabrikareals zur ersten Strohballen-               Räume schaffen dörfliche Strukturen in einer
All diese Orte zeugen von der Gemeinschaft             haus-Siedlung der Schweiz.                             für das Bauerndorf Nänikon eher verdichte-
und dem Leben auf dem Areal. Früher hinge-                                                                    ten Wohnstruktur. Der alte Baumbestand, in
gen dominierte auf dem ehemaligen Fabrikge-            «Im Vogelsang» ist inmitten des alten Baum-            den sich die Neubauten einfügen, sorgt für
lände das süsse Handwerk: Schokolade, Mar-             bestands platziert und bildet ein Idyll mit ur-        ein ruhiges Klima und schafft Räume für den
zipan und Zucker. Die Bauherrschaft, die Bom-          banem Charakter. Nänikon am Greifensee                 Rückzug wie auch für das Zusammenkom-
basei AG, ist ein seit 1913 auf Zuckerdekor            ist reich an Naherholungsgebieten und Rou-             men. Die Orte des Zusammentreffens sind
spezialisiertes Familienunternehmen. Der ur-           ten für Sparziergänge oder Velotouren. Mit             beispielsweise bei den gemütlichen Bänken
sprünglich mit dem Gründer und Zuckerbäcker            2600 Einwohnern versteht sich das Bau-                 unter den Bäumen, am Brunnen, an einem
Franz Bombasei in Südtirol verwurzelte Be-             erndorf als grösste Aussenwacht Usters.                grossen, zu einem Tisch gezimmerten alten
trieb siedelte mit der folgenden Unternehmer-          Von der Siedlung aus sind der S-Bahnhof,               Tannenbaum, der einst auf dem Areal stand.
generation Mitte des 20. Jahrhunderts um –             das Schiff und der See in wenigen Minuten              Oder eben die Briefkästen, die zentral für

2 Die Sheddächer erinnern an die industrielle Vergangenheit auf dem Fabrikareal. Fotovoltaikmodule auf den Dachflächen produzieren Strom für die Bewohner.
3 Obergeschoss einer der Maisonettewohnungen: Die Brettsperrholzplatten in Sichtqualität und die mit Sumpfkalk verputzten Wände prägen den Innenraum.

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 1    Dachaufbau                                      4   Wandaufbau Wohnungstrennwand: 360 mm    7    Bodenaufbau: 987 mm
Integral PV-Anlage/ WW-Kollektoren                   Sumpfkalkputz 15 mm                         Bodenbelag 15 mm
Konterlattung 60/100 mm                              Gipsfaserplatte 15 mm                       Zementunterlagsboden 75 mm
Unterdachbahn temperaturbeständig (>80 °C) für       Brettsperrholz 100 mm                       Trittschalldämmung 30 mm
erhöhte oder ausserordentliche Beanspruchung         Zwischenraum gedämmt 80 mm                  Brettsperrholzplatte 60 mm
Unterdachplatte 16 mm                                Brettsperrholz 100 mm                       Dreischichtplatte 27 mm
Tragrippe 760 mm                                     Gipsfaserplatte 15 mm                       Tragrippe BSH 750 mm
Strohdämmung 760 mm                                  Sumpfkalkputz 15 mm                         Dämmung (Strohballen) 750 mm
Brettsperrholzplatte 60 mm                                                                       Dreischichtplatte C-C 27 mm
(Untersicht Sichtqualität)                                                                       Gipsfaserplatte (2 × 15 mm) 30 mm
                                                      5   Wandaufbau: 930 mm
                                                     Mineralischer Aussenputz 30 mm
 2    Bodenaufbau: 430 mm                            Strohdämmung 750 mm                          8    Bodenaufbau Bad: 450 mm
Bodenbelag (Parkett) 15 mm                           Brettsperrholz 750 mm                       Bodenbelag 15 mm
Zementunterlagsboden 75 mm                           Brettsperrholzplatte tragend 120 mm         Zementunterlagsboden 75 mm
Trittschalldämmung 30 mm                             Gipsfaserplatte 15 mm                       Trittschalldämmung 40 mm
Kies/Splitt 90 mm                                    Sumpfkalkputz 15 mm                         Kies/Splitt 80 mm
Brettsperrholz 220 mm                                                                            Brettsperrholz 120 mm
                                                                                                 Zwischendämmung 60 mm
                                                      6   Wandaufbau: 920 mm
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 3    Bodenaufbau: 997 mm                            Mineralischer Aussenputz 30 mm
Bodenbelag (Parkett) 15 mm                           Strohdämmung 750 mm
Zementunterlagsboden 75 mm                           Brettsperrholz 750 mm                        9   Bodenaufbau Balkon: 422 mm
Trittschalldämmung 40 mm                             Brettsperrholzplatte tragend 140 mm         Holzrost 27 mm
Brettsperrholzplatte 60 mm                                                                       Unterkonstruktion 40 mm
Tragrippe BSH 750 mm                                                                             Bauder Schutzbahn T 1,2 mm
Dämmung (Strohballen) 750 mm                                                                     Bauder Brandschutzlage RF 1 0,3 mm
Dreischichtplatte C-C 27 mm                                                                      BauderPlant-E 5.2 (2. Schicht vollflächig aufgeschweisst) 5,2 mm
Gipsfaserplatte (2 × 15 mm) 30 mm                                                                Bauder TEC ELWS DEO (1. Schicht lose verlegt) 3 mm
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                                                                                                 BauderTEC KSD talk (Dampfbremse lose) 1,5 mm
                                                                                                 Bauder Burkolit CH (Voranstrich)
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4 Längsschnitt C-C Westhaus.

Zaugg AG Rohrbach
1936 gründete Ulrich Zaugg sein Unternehmen in Ursenbach (BE). Heute, mehr als 85 Jahre später und einen Ort weiter, ist der Betrieb noch
immer in Familienhand. Mittlerweile wird das Unternehmen in Rohrbach von seinen Enkeln Stephan Zaugg und Martin Zaugg geführt und be-
schäftigt derzeit über 130 Mitarbeitende. zaugg-rohrbach.ch

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alle Bewohner an einem der beiden Er-             der Wahl nachhaltiger und natürlicher Bau-        den. Zudem erlaubt der aussergewöhnlich
schliessungskerne organisiert sind. Hier trifft   stoffe wie Stroh, Holz und Kalk wird viel Wert    hohe Dämmwert des Wandaufbaus, im späte-
man sich, hier kommt man ins Gespräch.            auf einheimische Materialien gelegt. Und da-      ren Betrieb den Heizenergiebedarf gering zu
                                                  mit die Bewohner stets daran erinnert wer-        halten – trotz Verzicht auf eine Komfortlüf-
Die jeweiligen Wohnungen sind ebenerdig           den, wie sie wohnen, gibt ein Fenster im In-      tung. Dank der Stromversorgung über die
oder über die beiden Treppenhäuser und die        neren den Blick auf die Strohdämmung frei.        Fotovoltaikanlage auf dem eigenen Dach kön-
Laubengänge erschlossen. Der in das mas-                                                            nen die Bewohner über eine Eigenver-
sive Treppenhaus integrierte Lift führt auch      Die konsequente Ausrichtung auf Nachhal-          brauchsgemeinschaft den selbst produzier-
direkt in die Tiefgarage. Im zweiten Oberge-      tigkeit hilft den Bewohnern, ihren ökologi-       ten Solarstrom günstig beziehen.
schoss sind die Wohnungen mit einem Son-          schen Fussabdruck zu senken und langfristig
nendeck miteinander verbunden. Die Stütz-         Kosten zu sparen. Der Gesamtenergiebedarf         MODERNER HOLZBAU:
pfosten des Sonnendecks im Erdgeschoss            für die Erstellung, den Betrieb und die Ent-      VORGEFERTIGT UND MODULAR
erinnern an einen Wald und bilden im Herzen       sorgung der Häuser wird mithilfe der natürli-     Der Grundriss der Häuser ist modular konzipiert
der Überbauung einen geschützten Begeg-           chen Baumaterialien auf ein Minimum ge-           und im späteren Verlauf an die Wünsche der
nungsraum für die Bewohner.                       senkt. Die 75 Zentimeter dicke Strohhülle         Stockwerkeigentümer und Reihenhausbesitzer
                                                  (U-Wert 0,07 W/m2K) umgibt die Wohnungen          angepasst worden. Das Bauwerk wurde in
CO2-SPEICHER IM BAU: 420 TONNEN STROH             wie ein wärmender Mantel und garantiert           Holzrahmen- und in Raummodulbauweise
UND 1800 KUBIKMETER HOLZ                          künftig geringe Heizkosten bei konstant gu-       vorfabriziert. Die Aussenwände bestehen aus
Nachhaltigkeit im Dreiklang, könnte man sa-       tem Wohnklima. Für die gesamte Überbauung         vorgefertigten Holz-Stroh-Elementen: In den
gen, beherrscht das Architekturkonzept: so-       wurden insgesamt 420 Tonnen Stroh verbaut.        Rahmen aus Brettsperrholzelementen sind die
zial, kulturell und ökologisch. Eine soziale      Stroh beziehungsweise Getreide wächst             getrockneten Strohballen vollflächig ausgelegt
Nachhaltigkeit, die die Begegnung innerhalb       sehr schnell nach, was bedeutet, dass es in       und abschliessend gekalkt worden. Der Aus-
der Nachbarschaft in den zahlreichen öffent-      seinem Wachstumsprozess effizient CO2             senputz besteht ebenfalls aus naturweissem
lichen Räumen fördert. Es sind viele Details,     speichert. Das führt zu einer negativen           Kalk sowie Abdeckbrettern aus Lärche. Die In-
die hier der Anonymität in einer verdichteten     CO2-Bilanz des Baustoffs. Ähnlich verhält es      nenwände bestehen aus Brettsperrholz Fichte/
Bebauung entgegentreten. Und gleichzeitig         sich mit dem nachwachsenden Baustoff Holz.        Tanne, wobei die Wohnungstrennwände sowie
bieten halböffentliche und private Räume Ge-      Indem im Tragwerk nicht konventionell mit         die Wohnungsdecken mit erhöhten Schall-
legenheit für Rückzug. Es war denn auch das       Beton, sondern mit rund 1810 Kubikmeter           schutzanforderungen erstellt worden sind (ge-
Miteinander, das der Bauherrschaft wie auch       Holz gearbeitet wurde, konnte weiteres, der       mäss SIA 181). Den Wohnungen ist eine tra-
dem Architekturbüro ein besonderes Anliegen       Atmosphäre entzogenes CO2 verbaut wer-            gende Balkonkonstruktion aus Fichte vorge-
war und den ganzen Prozess hindurch die
Entscheidungen in Planung und Realisation
prägte.

Im Hinblick auf die kulturelle Nachhaltigkeit
galt es für das Atelier Schmidt, den Spagat
zwischen verdichtetem Wohnen auf der ei-
nen und ländlichen Qualitäten eines Dorfes
auf der anderen Seite zu meistern. Bezie-
hungsweise: das beste von beiden Seiten
miteinander zu verbinden.

Zuletzt und wegweisend in vielerlei Hinsicht
für das Architekturkonzept und die Material-
wahl ist die ökologische Nachhaltigkeit zu
nennen. So galt es, beim Bau so wenig graue       Atelier Schmidt GmbH, Trun (GR)
Energie wie möglich zu verursachen und das        Architekt Werner Schmidt gründete 1988 das Architekturbüro Atelier Schmidt GmbH in Trun.
Projekt für seine Nutzung mit einer geringen      2017 übernahm Sohn Paul Schmidt (Foto), Architekt FH B. Sc. (HTW Chur), das Büro. Nachhaltig-
Betriebsenergie zu konzipieren. Dabei haben       keit ist das zentrale Element jeder ihrer Bauaufgaben. So lautet die Firmenphilosophie: «Die Ver-
sich die Verantwortlichen dem Ziel einer ho-      wendung von natürlichen Baumaterialien wie Holz, Lehm, Stroh und Kalk hilft uns, die notwen-
hen Lebensqualität verschrieben – durch den       dige Primärenergie zur Gebäudeerstellung möglichst gering zu halten. Gleichzeitig versuchen wir
Einsatz ausgesuchter, natürlicher Materia-        jede Bauaufgabe so zu lösen, dass ein Gebäude seinen Bewohnern auch in Zukunft nützlich
lien und eine detailreiche Gestaltung der         scheint.» atelierschmidt.ch
Wohnräume wie auch der Aussenräume. Mit
FOKUS.THEMA

stellt. Das Sheddach (45°), ebenfalls aus              Die modulare Konstruktionsweise ist auch
                                                                                                               Das Projekt – die Fakten
vorgefertigten Holz-Stroh-Elementen, ist               nach Abschluss der Bauarbeiten von aussen
                                                                                                               Objekt: Siedlung «Im Vogelsang»,
hauptsächlich eingedeckt mit Fotovoltaikmo-            wie von innen ablesbar. An der Fassade kenn-
                                                                                                               3 Mehrfamilienhäuser mit 28 Wohnungen
dulen, punktuell mit Eternitplatten. Der Lau-          zeichnen horizontale und vertikale Lärchen-
                                                                                                               Standort: Nänikon (ZH)
bengang bildet sich aus einer Stützkonstruk-           deckbretter die Modul- und Elementstösse
                                                                                                               Fertigstellung: 2020
tion in Brettschichtholz und einer Geländer-           und interpretieren auf diese Art den Fach-
                                                                                                               Bauherrschaft: Bombasei AG, Nänikon
abdeckung – beides aus Lärche. Zur Absturz-            werkbau neu. Im Inneren bleibt das Raummo-
                                                                                                               Architektur: Atelier Schmidt GmbH, Trun (GR)
sicherung dienen Seilnetze, der Gehbelag ist           dul in seiner Brettsperrholzkonstruktion roh
                                                                                                               Holzbau: Zaugg AG Rohrbach, Rohrbach (BE)
aus gerillten Betonelementen. Auf der zentra-          sichtbar und beherbergt gleichzeitig alle
                                                                                                               Holzbau-, Massivbau- und Brandschutzingeni-
len Sonnenterrasse kommt hingegen wieder               technischen Installationen.
                                                                                                               eurleistungen: B3 Kolb AG, Romanshorn (TG)
ein Rost aus Lärche zum Einsatz. Die vorge-
                                                                                                               Gebäudevolumen (SIA 416): 16 000 m3
fertigten geschosshohen Raummodule und                 «Die grösste Herausforderung in diesem Pro-
                                                                                                               Nettogeschossfläche (SIA 416): 4921 m2
Wandelemente wurden im Winter in der                   jekt war sicher der Umgang mit dem nicht all-
                                                                                                               Holz: 1513 m3 Brettsperrholz, 86 m3 Brettschicht-
Werkhalle der Zaugg AG Rohrbach ausgebaut              täglichen Baustoff Stroh», sagt Holzbauingeni-
                                                                                                               holz, 117 m3 Platten DSP/Massivholz, 35 m3
und verputzt. Dank dieses hohen Vorferti-              eur Stefan Signer, B3 Kolb AG. Dies erforderte
                                                                                                               Lärchenschalung, 23 m3 Weichfaser, 1 m3 Kerto,
gungsgrads konnten die Wohnungen nach nur              neue Konstruktionsansätze, um alle Anforde-
                                                                                                               19 m3 Buchenplatten, 16 m3 Massivholz
16 Monaten Bauzeit bezogen werden.                     rungen bezüglich Brandschutz, Witterungs-

5 Zwischen den Stützen aus Brettschichtholz fällt eine besonders auf: der Stamm einer Linde, die einst auf dem Areal stand und heute den Laubengang mitträgt.
6 Klare Linien, viel sichtbares Holz und eine grosszügige Verglasung prägen den Wohnraum.

                                                                                                                                                                5

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FOKUS.THEMA

und Feuchteschutz, Statik sowie Produktion
und Montage zu erfüllen. Es gab viele Schnitt-
stellen zu lösen, da verschiedene Systeme an-
gewendet wurden. Sei dies nun zwischen
Holz- und Massivbau oder auch innerhalb des
Holzbaus, da Bereiche in Raummodulbauweise
erstellt wurden und andere in Elementbau-
weise. «Von grossem Vorteil war, dass das
Holzbauunternehmen – die Zaugg AG Rohr-
bach – viel Erfahrung mit Kran- und Logistikar-
beiten hat. Denn die voll ausgebauten Raum-
module waren sehr schwer», so Signer.

LINDENSTAMM ERINNERT
AN ALTEN BAUMBESTAND
Wer die Siedlung «Im Vogelsang» betritt, dem
fällt eine ganz besondere Stütze auf, die un-
terhalb der Laubengänge angebracht ist: ein
Lindenstamm. Ursprünglich waren im Ent-
wurf überall die gleichen Brettschichtholz-
stützen aus Lärche geplant. Das änderte
sich, als im Laufe der Bauarbeiten eine Linde
gefällt werden musste. So wurde deren
Stamm eingesetzt. Statisch sei dies durch-
aus machbar, da dieser Stamm die Lasten
ohne Probleme aufnehmen könne. Holz-
bauingenieur Signer: «Konstruktiv sind je-
doch ein paar Grundsätze zu beachten. Zum
Beispiel, dass der Stamm nicht direkt auf dem
Boden aufliegen sollte, damit er die aufge-
nommene Feuchte wieder abgeben kann.»

Der Lindenstamm ist eines der vielen Details,
die die Siedlung «Im Vogelsang» zu einem be-
sonderen Leuchtturmprojekt im verdichteten
Siedlungsbau machen. Die Bombasei AG hat
mit dem Ersatzneubau einen Wandel auf dem
einstigen Fabrikareal vollbracht. Vom süssen
Handwerk zum Siedlungsbauer, vom Zucker
zum Stroh – und zum Holz.               1:10 i+
                                                  (Reproduktionsgrösse 15–5%)

7 Ausblick auf den bewahrten Baumbestand des
  Areals: Die tragende Balkonkonstruktion aus
  Fichte ist den Wohnungen vorgestellt.

                                                                                   14 / 15
NACH.GEFRAGT

    «JEDES GELUNGENE PROJEKT MIT HOLZ
    IST EIN SCHRITT IN DIE RICHTIGE RICHTUNG»
    In NACH.GEFRAGT kommen Architekten und Ingenieure zu Wort. Es dreht sich alles um Inspiration und Ideen – und ums Holz.
    Wie hoch soll es im Holzbau gehen? Holzbauingenieur Stefan Signer plädiert für mehr Holzbau in urbanen Räumen. Da darf es
    dann auch mal in die Höhe gehen – jedoch nur, wenn es angebracht ist, meint Signer. Text SD | Foto zVg

    Wenn Sie an Holz denken, welche drei Be-               die Anwendung der VR-Technologie, die ur-          und Entwicklung an der BFH und der FHNW, mit
    griffe fallen Ihnen zuerst ein?                        sprünglich aus der Gamingszene kommt. Je-          denen ich Kontakt habe, inspirieren mich.
    Holz ist behaglich und heimelig. Es ist ein natürli-   doch finden zunehmend neue Technologien
    cher Baustoff. Holz ist ein Werkstoff mit Zukunft.     den Weg in den Praxisalltag, welche auch bei       Kommen wir zu Ihren eigenen Projekten:
                                                           «normalen» Bauten eingesetzt werden und            Welches ist Ihr Liebling?
    Stellen Sie sich vor, dem Holzbau wären keine          nicht nur bei besonderen Freiformkonstruktio-      Ich habe gerne reine Ingenieurholzbauwerke,
    Grenzen gesetzt – weder konstruktiv noch               nen. Mich interessiert der Bereich der parame-     bei denen das Material Holz in erster Linie für
    gesellschaftlich. Wie würde die Welt aus Ih-           trischen Modellierung sehr und ich sehe darin      das Tragwerk eingesetzt wird – mit möglichst
    rer Perspektive aussehen?                              bei richtigem Einsatz ein grosses Potenzial für    wenig Schnickschnack wie etwa nichttragen-
    Ich bin überzeugt, dass noch viele Architekten         die Zukunft. Damit lassen sich Entwürfe und        den Bauteilen und dergleichen. Als Erstes
    den Holzbau für sich entdecken. Überall entste-        Varianten sehr schnell simulieren und optimie-     kommen mir die zahlreichen landwirtschaftli-
    hen ästhetisch hochwertige Holzkonstruktio-            ren. Meine Inspiration hole ich von verschie-      chen Bauten in den Sinn, die ich bemessen
    nen. Vorurteile und Bedenken zu Brandschutz,           densten Stellen, unter anderem von innovati-       durfte, besonders die anspruchsvollen wie
    Schallschutz, Tragfähigkeit, Erstellungskosten         ven Holzbauunternehmen, die beispielsweise         beispielsweise die Scheune in Juf auf über
    gegenüber dem Stahl- und Massivbau sind über-          für die Elementproduktion AR-Brillen einset-       2000 Meter über Meer. Ein weiterer gelunge-
    holt und müssen beseitigt werden. Nur dann             zen. Oder von anderen Ingenieurbüros wie           ner Bau ist die Produktionshalle für die Edel-
    wird der Baustoff von der Allgemeinheit akzep-         etwa Structurecraft aus Kanada, namentlich         weissfenster AG in Münchwilen mit Schwer-
    tiert und es können Prestigebauten an zentralen        Lucas Epp, der mir während meines Praktikums       lastdecken und einem monumentalen Holz-
    Stellen entstehen, welche weitere Projekte             aufzeigte, was alles mit Rhino Grasshopper in      fachwerk. Selbst Baubuchenträger kommen
    nach sich ziehen. Aus meiner Sicht darf der Holz-      der parametrischen Modellierung möglich ist.       bei diesen Lasten an ihr Limit. 
    bau eine viel wahrnehmbarere Position einneh-          Auch die Firma Design-to-Production mit Fa-
    men, besonders in urbanen Räumen. Jedes ge-            bian Scheurer und ihren tollkühnen Holzkon-
    lungene Projekt mit dem Werkstoff Holz ist ein         struktionen sowie Personen aus der Forschung
    Schritt in die richtige Richtung.

    Eine Schlagzeile über Höhenrekorde im Holz-
    bau folgt der anderen. Wie sehen Sie diese
    Entwicklung?
    Das Bauen in die Höhe insbesondere in urba-
    nen Räumen finde ich angebracht, soweit es
    sinnvoll ist. Ich halte jedoch nichts von Höhen-
    rekorden, aus meiner Sicht gibt es viel aussa-
    gekräftigere Kennwerte, die ein gutes Projekt              Stefan Signer
    auszeichnen. Dies sind beispielsweise wirt-                Stefan Signer (*1990), aus dem Appenzellerland, ist gelernter Schreiner mit Studium zum Holz-
    schaftliche Aspekte, Nutzerfreundlichkeit und              bauingenieur BSc an der BFH in Biel. 2021 schloss Signer den MAS digitales Bauen an der
    auch der Umgang mit Nachhaltigkeitsthemen.                 FHNW Brugg ab. Während seines Praktikums 2015/16 bei Structurecraft Builders Inc. im kanadi-
                                                               schen Vancouver wirkte er massgeblich am siebengeschossigen Bürogebäude T3 Minneapolis
    Wer oder was inspiriert Sie?                               in Holzskelettbauweise mit. Seit 2016 ist Signer bei der B3 Kolb AG (ehemals Josef Kolb AG) in
    Ich finde grossen Gefallen an der Verknüpfung              der Projektleitung Holzbau tätig. Er wirkt dort unter anderem bei der Entwicklung von Strategien
    von digitalen Möglichkeiten und Hilfsmitteln               zur Umsetzung von digitalem Bauen, VDC und BIM mit. Signer engagiert sich in diversen Fach-
    mit der Realität. Teilweise ist es etwas Spiele-           und Interessensgruppen insbesondere zum Thema «BIM im Holzbau». b-3.ch
7
    rei wie spezielle Freiformkonstruktionen oder
BAU.WERK

    1 Im gleichen Umriss wie das vorherige Haus
      präsentiert sich in Flims das Plusenergiehaus
      mit Holz- und Fotovoltaikfassade.

      SPRINGFLUT UND SCHLAGZEIT
      Ein Zimmermann hat sich in Flims ein Haus bauen lassen. Für ihn war klar: aus Holz, möglichst nachhaltig und mit gescheiter
      Energietechnik. Entstanden ist ein Kleinod aus Mondholz, gewärmt mit Sonnenenergie. Der Architekt der Firma Casanatura
      hat sein Wissen vom Schlagen der Bäume bis zur Feinjustierung der Solaranlage eingebracht.
1      Text Sue Lüthi | Fotos Casanatura | Pläne Casanatura

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                Zweimal am Tag, etwa alle sechs Stunden, wird
                das Meer von einer Kraft bewegt, bei der Sonne
                und Mond das irdische Schauspiel dirigieren.
                Im nordfranzösischen Saint-Malo in der Bre-
                tagne beträgt der Tidenhub – der Unterschied
                zwischen Ebbe und Flut – über zwölf Meter. Zu
                Zeiten des Vollmonds und des Neumonds lie-
                gen Sonne, Mond und Erde auf einer Geraden
                und ziehen einander stark an. Dann finden auch
                die grossen Gezeitenbewegungen, die Spring-
                tiden, statt. Auch im Binnenland spielen die
                Gravitationskräfte, doch schlagen sie keine
                sichtbaren Wellen. Vielleicht ist diese Unsicht-
                barkeit der Grund, weshalb die alten Forstre-
                geln nur noch wenig bekannt sind, sicher aber
                auch die Hochkonjunktur der Forstwirtschaft in
                den letzten fünfzig Jahren.

                DER SCHLAG ZUR RICHTIGEN ZEIT
                Bäume haben einen hohen Wasseranteil
                und erleben darum auch Gezeiten. Roman
                Gaba­thuler, Holzbautechniker und Archi-
                tekt vom Planungsteam der Casanatura in
                Landquart (GR), kennt die Mondphasen
                und weiss, wann im Baumstamm Ebbe ist:
                Es ist die Phase vor Neumond, die homo-
                gene Phase. Die Wirkung auf das Wasser
                im vitalen Splintbereich führt dazu, dass
                die Holzfeuchte zwischen dem Kern und
                dem äusseren Bereich ausgeglichener ist.
                Durch die tiefere Holzfeuchte bietet das
                Material nach dem Schlag weniger Nah-
                rungsgrundlage für Schädlinge und weni-
                ger Spannungsdifferenzen. Doch die
                Grundlage Holz wird dadurch nicht prinzi-
                piell besser. Holzart, Standort, Topografie,
                Bodenbeschaffenheit, Wald- und Mikro-
                klima sowie Wasserhaushalt erschaffen
                das gute Holz. Durch das Fällen zur «rech-
                ten Zeit» kommt aber eine weitere Kompo-
                nente hinzu, die gutes Bergmondholz aus-
                macht. Bergmondholz folgt heute wissen-

                «Holzschlagen, dass es nicht
                brennt, ist nur ein Tag, der
                im Monat März, noch besser
                nach Sonnenuntergang,
                der 1. März.»**
                ** Aus: «Zeichen zum Holzschlagen und Schwenden»
                  von Ludwig Weinhold, notiert von Wagner­meister
                  Michael Ober, St. Johann, Tyrol, 1912
BAU.WERK

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schaftlichen Erkenntnissen im Gegensatz          dung wichtig. Die Bauherrschaft und beteilig-    Topografie, Hanglage und Standort beein-
zu früher, als die Auswirkungen der              ten Unternehmen sollen das Vorgehen verste-      flussen das Wachstum eines Baumes und sein
Schlagzeit auf das Holz noch nicht akade-        hen. Das Schlagen des Baumes zur rechten Zeit    Holz. Mit gezielter Auslese und dem Einschlag
misch dokumentiert wurden.                       habe nichts mit der gewachsenen Holzstruktur     zur richtigen Zeit kann das Holz zu einem Premi-
                                                 zu tun, erklärt er. Die Mondphasen beziehen      umprodukt geführt werden. Aber irgendeinen
Im Frühling 2018 streiften der Revierförster     sich auf das Medium Wasser und dessen Na-        Baum vor Neumond zu schlagen, bedeutet
Toni Jäger und der Säger Peter Schumacher        turgesetze im jeweiligen Moment. Hinter          nicht, dass das Holz eine hohe Qualität hat.
durch den Känzeli-Wald oberhalb von Chur         Mondholz steht weit mehr als der Schlagzeit-
(GR). Sie suchten die Bäume aus, die sich für    punkt. Faktoren wie die örtlichen und regiona-   SCHUTZWÄLDER GEZIELT NUTZEN
das gewünschte Produkt am besten eigneten.       len Gegebenheiten, Bodenbeschaffenheit,          Damit das Holz über die gewünschten Eigen-
Roman Gabathuler hatte sie ins Projekt einge-    Wasservorkommen, Bio­sphäre, Exponität und       schaften verfügt, muss es auf rund
weiht und ihnen den Holzbedarf mitgeteilt. Die                                                    1000 m ü. M. an Nordhängen und nicht wind-
Bauherrschaft Manuela Diethelm und Rainer                                                         exponierten Standorten mit guter Bodenbe-
Biland hatten in Flims (GR) ein Ferienhaus er-
worben und wünschten sich einen Ersatz. Für
                                                 «Schwendtage* sind der                           schaffenheit wachsen. Grundsätzlich lässt
                                                                                                  sich so aus allen Baumarten Mondholz ge-
den gelernten Zimmermann Biland – mittler-       3. April, der 30. Juni                           winnen, Gabathuler verwendet aber aus-
weile in der IT-Branche tätig – war Holz als     und der Achazitag*, besser,                      schliesslich standortgerechte Arten. Um all
Material gesetzt, hinzugesellten sich Wün-
sche an eine regionale Wertschöpfung sowie       wenn selbe noch im                               die Faktoren zu bündeln und einen Standard
                                                                                                  zu schaffen, hat er 2007 das Label «Berg-
einen tiefen Energieverbrauch und gewisse        abnehmenden Mond oder                            mondholz» gegründet. Die Bäume wachsen
gestalterische Vorstellungen.
                                                 an einem Frauentag*. Diese                       in Schweizer Schutzwäldern, in der Region
                                                                                                  Sarganserland-Werdenberg-Obertoggenburg
Roman Gabathuler ist der Initiant der Berg-      Tage sind auch für Kugeln                        und im Fürstentum Liechtenstein. Die Be-
mondholz-Organisation und hat bereits Erfah-
rung mit verschiedenen Wohnprojekten ge-
                                                 und Schrotgiessen gut.»                          wirtschaftung ist ebenso ein entscheiden-
                                                                                                  der Faktor. Für jeden Baum, der zu Berg-
                                                 * Schwendtage = Rodungstage
sammelt. Er steht mit grosser Leidenschaft       * Achazitag = 22. Juni
                                                                                                  mondholz verarbeitet wird, wird ein junger
hinter dem nachhaltigen Holzbau. Ihm ist die     * Frauentage = Feiertage mit Frauennamen        Baum gefördert. Schutzwälder erfordern
Gesamtheit rund um Holz und seine Anwen-            wie Maria Himmelfahrt, 15. August             eine schonende, differenzierte Nutzung,

                                                                   18 / 19
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«Holzschlagen, dass es                                  erhalten. Damit wird eine nachhaltige Wert-
                                                        schöpfungskette generiert, die Mehrwerte
                                                                                                                 KOMPAKTE GEBÄUDEHÜLLE
                                                                                                                 Roman Gabathuler und die Bauherrschaft
nicht schwind, soll                                     für die Waldeigentümer, die Forst-, Säge-                nutzten die Winterzeit, um die Projektar-
sein der dritte Tag im                                  und Holzindustrie schafft.                               beiten vorangetrieben. Auf dem Grund-
                                                                                                                 stück in Flims wurde der Ersatzneubau im
Herbst. Herbstanfang am                                 Nochmals ein kleiner Abstecher zurück ins                Hofstattrecht bewilligt. Die Gebäudeum-
24. September, wenn                                     französische Saint-Malo in der Bretagne:

der Mond drei Tage alt                                  Dort lagen Ende November 2018 bei Niedrig-
                                                        wasser die Boote trocken. Im Schweizer
ist und an einem                                        Känzeli-Wald jedoch legten die Säger los:                «Krechtholz*, Machlholz*,
Frauentag, wo der Krebs                                 Sie fällten rund 50 Weisstannen innerhalb
                                                        weniger Tage. Auch Roman Gabathuler ist
                                                                                                                 Buchen und so weiter zu
drauffällt.»                                            mit seiner Bauherrschaft im Wald unter-                  schlagen, dass es gleim*
                                                        wegs. Er erklärt ihnen die Biodiversität, die            bleibt und fest wird, soll
welche nicht nur die Holzproduktion, son-
                                                        Funktionen und die Morphologie des Bau-
                                                        mes und des Holzes. Ziel dieser Begehung                 sein der Neumond und der
dern auch die nachhaltige Schutzleistung                ist, der Bauherrschaft aufzuzeigen, was für              Skorpion.»
ins Zentrum stellt. Grossflächige Räumun-               ein faszinierendes Werk der Baum ist und
gen sind daher nicht möglich. Die zielgerich-           wie die Menschen das Nebenprodukt Holz                   * K rechtholz = gerechtes, rechtes Holz, aus dem
                                                                                                                    Werkzeuge und Arbeitsgeräte (Besenstiele, Äxte)
tete Nutzung von Holz aus Schutzwäldern                 optimal nutzen können. Die Forst­   arbeiter
                                                                                                                    gefertigt werden.
fördert die Schutzleistung des Waldes und               transportieren inzwischen die gefällten                  * Machlholz = Holz, aus dem etwas gemacht wird,
trägt dazu bei, das Arbeitsvolumen der holz-            Stämme schon ab, bevor Schnee und Eis al-                   zum Beispiel Möbelstücke, Truhen, Schränke.
verarbeitenden Betriebe in der Region zu                les unter sich begraben.                                 * gleim = wie geleimt, fest, behält sein Volumen

2 Das Obergeschoss ist ein einziger Raum, hinter der Arbeitsfläche der Küche führt die Treppe ins Erdgeschoss.
3 Sämtliche Holzteile sind aus dem Mondholz vom Känzeli: Pfette, Dach, Wände, Fenster und die Tischplatte.

Das Projekt – die Fakten
Objekt: Einfamilienhaus Casa Viéz
Standort: Flims (GR)
Fertigstellung: 2019
Bauherrschaft: Privat
Architektur und Holzbauingenieur: casanatura GmbH, Landquart (GR)
Holzbau: Bianchi Holz- und Treppenbau AG, Landquart
Sägerei: A. Schumacher AG Säge- und Hobelwerk, Vilters St. Gallen
Schlagzeit: 29.–30. November und 3.–6. Dezember 2018 (Neumond am 7. Dez. 2018)
Baukosten gesamt: CHF 980 000 (BKP 2)
Kosten Holzbau: CHF 235 000 (BKP 214)
Holzart und -menge: Weisstanne, Mondholz, 200 m3 Rundholz
Gebäudevolumen: 1134 m3
Bruttogeschossfläche: 235 m2
Auszeichnung: Solarpreis 2020
                                                                                                                                                                      3
BAU.WERK

Querschnitt          Längsschnitt

Nord-West-Fassade                   Süd-West-Fassade

Süd-Ost-Fassade                     Nord-Ost-Fassade   4

                                                       5

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                                                                                                  Die casanatura GmbH ist eine Tochtergesell-
                                                                                                  schaft der Bianchi Holz- und Treppenbau AG
                                                                                                  in Landquart. Sie bietet Architektur- und
                                                                                                  Planungsarbeiten für Holzbauten an. Inhaber
                                                                                                  und Geschäftsführer ist Erwin Walker (57).
                                                                                                  Der Zimmermann und Holzbaupolier holte
                                                                                                  sich 2017 Unterstützung durch Roman Gaba-
                                                                                                  thuler (Foto) . Der 46-Jährige aus Wartau
                                                                                                  (SG) ist gelernter Hochbauzeichner und Zim-
                                                                                                  mermann. Doch schon vor der Lehre hatte
                                                                                                  der junge Gabathuler das Wissen ums Holz
                                                                                                  von einem pensionierten Zimmerpolier und
                                                                                                  von seinem Vater aufgesogen. Nach Arbeiten
                                                                                                  im französischen Rustroff und der technischen
                                                                                                  Berufsmatura bildete er sich an der Berner
                                                                                                  Fachhochschule in Biel zum Holzbautechni-
                                                                                                  ker weiter. 2007 initiierte er die Marke und
                                                                                                  den Cluster Bergmondholz. casanatura.ch
                                                                                             6

                                                                                                  Neubau und Zweitwohnungsgesetz
                                                                                                  Das schweizweit gültige Zweitwohnungsge-
                                                                                                  setz verbietet Gemeinden, in denen der Anteil
                                                                                                  von Zweitwohnungen mehr als 20 Prozent be-
                                                                                                  trägt, die Erstellung neuer Zweitwohnungen
                                                                                                  bzw. die Erteilung entsprechender Baubewil-
                                                                                                  ligungen. Bei Wohnungen, die vor dem 11.
                                                                                                  März 2012 bereits bestanden oder rechtskräf-
                                                                                                  tig bewilligt waren, bestehen aufgrund der
                                                                                                  Zweitwohnungsverordnung keine Nutzungs-
                                                                                                  einschränkungen, da es sich um sogenannt
4 Quer- und Längsschnitt: Der Haussockel aus Beton ist tief im Erdreich vergraben, darauf steht
                                                                                                  altrechtliche Wohnungen handelt. Nebst der
  der Holzbau. Die Gemeinde Flims bewilligte zum ersten Mal Fotovoltaikpaneele auch an der        Umnutzung von Erst- in Zweit- und von Zweit-
  Fassade. So gewinnt das Haus 124 Prozent seines Energieverbrauchs.                              in Erstwohnungen sind auch die Erneuerung,
5 Entlang der rohen Betonwand führt das massgeschneiderte Treppenmöbel, das zugleich in           der Umbau und sogar der Wiederaufbau sol-
  eine Sitzbank übergeht. Die Beleuchtung sorgt für ein behagliches Wohnambiente.
                                                                                                  cher altrechtlichen Wohnungen im Rahmen
6 Im Untergeschoss die Technik und ein Disponibelraum mit Lichtschacht, im Erdgeschoss
  die Schlafräume mit Bad und im oberen Geschoss die Küche, der Wohnraum und eine Büro-
                                                                                                  der vorbestandenen Hauptnutzfläche weiter-
  nische. Im Holzdeck der Terrasse ist ein Glas eingelassen, das dem darunterliegenden Ein-       hin möglich.
  gangsbereich Tageslicht spendet.
BAU.WERK

«Holzschlagen, dass es                        Holztreppe ins obere Geschoss. Von dort
                                              fällt Licht ins Erdgeschoss, das mit seiner
                                                                                             PLUSENERGIE UND KOMFORTLÜFTUNG
                                                                                             Das Haus ist ein Holzbau, der auf einem Be-
nicht kluftig wird oder                       Westseite fast gänzlich unter Terrain liegt.   tonkeller steht. Alles Holz, das heisst die Kon-
aufgeht, soll geschehen                       Dem Licht folgend erreichen die Bewoh-
                                              ner einen bis unters Dach offenen Raum.
                                                                                             struktion, die Decken, das Dach inklusive der
                                                                                             Leimbinder und die Fassade, ist aus dem
vor dem Neumond im                            Hier wird gewohnt, gekocht, gegessen           Mondholz vom Churer Känzeli. Auch die In-
November.»                                    und gearbeitet.                                nenbekleidung, sämtliche Fensterrahmen
                                                                                             und Türen, diverse Einbaumöbel und die
                                              Sogleich fällt der Blick aus dem markan-       Platte des Esstischs. Die Hängeleuchten
risse mussten beibehalten werden, auch        ten Eckfenster, das auch von innen einge-      über der Küchenarbeitsfläche wurden eigens
die Erschliessung war gegeben. Neu hinzu      rahmt ist und zum Sitzen auf der Fenster-      zusammen mit einer Leuchtenfirma entwi-
kam ein Garagengebäude. Modern und            bank einlädt. Auch von aussen ist dies das     ckelt. Dazu lieferte die Bauherrschaft das
kompakt ist der rechteckige Baukörper,        Auge des Hauses. Eingefasst mit einem          Weisstannenholz ins Werk, wo die regiona-
ohne Vorsprünge und Markisen. Zwischen        breiten Aluprofil, verweist es auf den
Garage und Haus ist ein gedeckter Zugang      schönsten Ausblick gegen Südosten. Die
entstanden, darüber eine Terrasse. Die        Fenster in den Wohngeschossen – sie ha-        «Holzschlagen, dass es
Bewohner betreten ihr Heim von der Seite
her. Nur 7,30 auf 11,30 Meter misst das Ge-
                                              ben unterschiedliche Masse, Tiefen und
                                              Brüstungen – sind sauber gefasste Recht-
                                                                                             nicht fault, soll sein die
bäude, bewohnt werden zwei Geschosse.         ecke, ohne Rollläden und Vorhänge, dafür       letzten Tage im März im
Gleich nach dem Eingang führt eine luftige    aus Sonnenschutzglas.                          abnehmenden Fisch.»

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                                                              22 / 23
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len Holzverarbeitungspartner die Rohlinge            und trotzdem ist eine manuelle Regulierung je
herstellten. Um deren Oberflächen vor dem            nach Benutzerverhalten möglich. Um die opti-
Vergilben zu schützen, wurden sie mit weis-          male Luftfeuchtigkeit zu haben, ist also ein
ser Bodenseife behandelt.                            technisches wie auch umweltpsychologisches
                                                     Verständnis seitens der Bauherrschaft gefor-
Die Aussenwände sind in 44 Zentimeter star-          dert. Diese Umsetzung wurde mit dem Solar-
ker Holzsystembauweise errichtet, die verti-         preis für Neubauten 2020 gewürdigt.
kale Fassadenschalung ist vorvergraut. Das           bergmondholz.ch, bianchi-treppen.ch,
Dach liegt stützenfrei auf den Aussenwänden          solaragentur.ch, ribag.ch               1:10 i+
und der Firstpfette. Sichtbare Massivholzdie-                                                       (Reproduktionsgrösse 15–5%)

len tragen ein Walliseraufdach, ganzflächig
eingedeckt mit integrierten Solarpanels. Um
mehr Energie gewinnen zu können, hiess die           «Das Holzschlagen, dass
Gemeinde im Rahmen eines Pilotprojektes
erstmals einen Fotovoltaikschild an einer Fas-
                                                     es fest und gleim bleibt,
sade gut. Damit erzeugt das Haus 124 Prozent         ist gut die ersten acht Tage
der nötigen Energie; der Überschuss wird ins         nach dem Neumond im
Stromnetz der Gemeinde gespiesen. Eine Luft-
Wärme-Pumpe sorgt für das richtige Klima.            Dezember, wenn ein weiches                                                   Das Balteschwiler
Die kon­trollierte Lüftung ist vollautomatisiert     Zeichen darauf fällt.»                                                       Holzbearbeitungs-
                                                                                                                                  zentrum
                                                                                                                                  ist Ihr Partner für Lösungen
                                                                                                                                  rund um den Holzbau mit Mas-
                                                                                                                                  sivholzplatten. Unsere Dienst-
                                                                                                                                  leistungen vereinfachen die
                                                                                                                                  Projektabwicklung und geben
                                                                                                                                  Ihnen die Sicherheit, dass die
                                                                                                                                  Plattenmaterialien in der richti-
                                                                                                                                  gen Qualität zur richtigen Zeit
                                                                                                                                  vor Ort sind.

                                                                                                                                  Unsere Dienstleistungen:
                                                                                                                                  ● CNC-Bearbeitung
                                                                                                                                  ● Planungsunterstützung
                                                                                                                                  ● Herstellung Halbfabrikate
                                                                                                                                    (z.B. Liftschächte)
                                                                                                                                  ● Oberflächenbehandlungen
                                                                                                                                  ● Lager & Logistik inkl.
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7 Mondholz auch fürs Lichtdesign: Zusammen mit einem Leuchtenhersteller
  konzipierte der Architekt eine neue Linie Pendelleuchten.
STAND.PUNKT

ZWEITWOHNUNGSINITIATIVE:
FÜNF JAHRE NACH DER UMSETZUNG
Es ist bald mehr als fünf Jahre her, dass das Bundesgesetz über Zweitwohnungen (ZWG)
in Kraft ist. Wie hat sich der politische Entscheid auf den Holzbau ausgewirkt? Stefan
Brügger ist Holzbauunternehmer aus Grindelwald. Für ihn und seinen Betrieb hatte der
Entscheid gravierende Auswirkungen. Text SD | Foto zVg

Herr Brügger, welche Rolle spielten Aufträge     wie etwa Architektur, Beratung und Pla-            Wenn Sie sich jetzt ein Ferienhäuschen ir-
rund um Zweitwohnungen vor der Initiative        nung von Bauten aller Art in unser Angebot         gendwo hinstellen könnten, wo wäre das?
für Ihren Betrieb?                               aufgenommen, um das Geschäftsfeld zu               Ich wohne schon an einem Ort, an dem an-
Eine sehr wichtige und zentrale Rolle. Etwa      erweitern. Hinzukommt die Planung und              dere Ferien machen. Ein Ferienhaus würde
75 Prozent unserer Aufträge, vor allem Neu-      Montage von Fotovoltaikanlagen.                    ich mir aber ganz sicher an einen See bauen.
bauten, hatten direkt oder indirekt mit Zweit-                                                      An einen ruhigen, eher abgelegenen Ort und
wohnungen zu tun.                                Wenn dann doch Zweitwohnungen gebaut               mit einer möglichst guten Aussicht.
                                                 werden dürfen: Was fragen Ihre Kunden
Wie hat sich das Gesetz in den letzten fünf      heutzutage an?
Jahren auf Ihr Holzbauunternehmen ausge-         Wenn heute ein neues Haus als Zweitwoh-
wirkt?                                           nung gebaut wird, ist dies in der Regel der
Nach der Annahme der Zweitwohnungsiniti-         Ersatz für ein bestehendes, altrechtliches
ative war noch einmal ein enormer Anstieg        Haus, das abgerissen wurde. Dadurch ist die
an Neubauten zu verzeichnen. Dies war da-        Nachfrage nach alten Häusern und Liegen-
durch bedingt, dass Baubewilligungen, wel-       schaften, die dem Zweitwohnungsgesetz
che vor der Annahme der Initiative erteilt       nicht unterstellt sind, extrem gestiegen und
wurden, vor der Ausführung standen. Danach       sie werden entsprechend teuer gehandelt.
mussten wir diverse Veränderungen vorneh-
men, um als Holzbauunternehmen weiter            Hat die Pandemie die Nachfrage nach hiesi-
existieren zu können, ohne dass Mitarbei-        gen Ferienwohnungen verschärft?
tende entlassen werden mussten. Es ist ge-       Diese Frage ist schwierig zu beantworten.
rade bei uns wieder extrem schwierig gewor-      Tendenziell ja. Ganz allgemein stellen wir
den, die Mitarbeitenden durch den Winter zu      beim Thema Corona eine Verlagerung raus
beschäftigen, da die Neubauten fehlen.           aus den Ballungszentren fest. Was für mich
                                                 als klarer Trend feststellbar ist: In Ferienhäu-
Hat sich die Nachfrage in eine andere Sparte     ser, die in den letzten Jahren nur wenig un-
verschoben?                                      terhalten wurden, wird heute wieder mehr
Ja, wir haben weitere Dienstleistungen           investiert.

Stefan Brügger, KA Holzbau AG
Stefan Brügger (*1960) absolvierte 1978 seine Zimmermannslehre. Im Anschluss besuchte er die Holzfachschule Biel. Seit 1999 ist Brügger der
Inhaber der KA Holzbau AG mit Sitz in Grindelwald (BE) und beschäftigt rund 25 Mitarbeitende im Schreiner- und Zimmermannshandwerk.
Brügger amtet als Baukommissionspräsident Grindelwald sowie als Vizepräsident der Gemeinde Grindelwald. Zudem ist er Vizepräsident der
Sektion Berner Oberland von Holzbau Schweiz sowie Zentralleitungsmitglied von Holzbau Schweiz im Ressort Technik und Betriebswirtschaft.
ka-holzbau.ch

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FIRST 03/2021

    Vergrauungslasur
    Für eine natürliche,
    verwitterungsähnliche
    Holzgestaltung.

                                                                                                                         Von der Natur inspiriert.

                                                                        Arbosol UV-Täferlack
                                                                        Bewahrt die natürliche Farbe
                                                                        Arbosol UV-Täferlack ist ein biozidfreier, wässriger, tuchmatter
                                                                        1K-Holzlack mit spezieller Lichtschutzmittelkombination für
                                                                        strapazierfähige sowie vergilbungsfreie Holzoberflächen im
                                                                        Innenbereich.

«Die BEECK Vergrauungslasur wird aus natürlichen Ölen
und Harzen hergestellt. Kombiniert mit mineralischen Pig-
menten entsteht eine absolut authentische Beschichtung,
die im Zuge der Verwitterung nahtlos in die natürliche Patina
des Holzes übergeht.»

n nachwachsende und                    Bezugsquelle:
  mineralische Rohstoffe
n naturnahes Erscheinungsbild          Thymos AG
n 6 verschiedene Grautöne:             Niederlenzer
  mit oder ohne Perlglanz              Kirchweg 2
                                       CH-5600 Lenzburg
n schichtabbauend und
                                       Fon 062 892 44 44
  diffusionsoffen
                                       info@thymos.ch
n kostengünstig und einfach            www.thymos.ch
  zu verarbeiten
n wartungsarm
                                                                        www.bosshard-farben.ch

                                                            bosshard-arbosol-uv-taeferlack-holzbauer-88x132-19.07.21-DE.indd 1           19.07.2021 13:50:01
WOHN.KULTUR

                                                                                                                                                           1

LEBEN IN DER LORRAINE
Mehr Dorf als Stadtquartier: Das ist die Lorraine in der Bundesstadt. Mit der Sanierung eines Fachwerkhauses hat die Stadt Bern
als Bauherrin in den Erhalt wertvoller Bausubstanz investiert und das Quartier mit bezahlbarem Wohnraum bereichert.
Text SD, Kast Kaeppeli Architekten BSA SIA, Bern und Basel | Fotos Rolf Siegenthaler | Pläne Kast Kaeppeli Architekten BSA SIA, Bern und Basel

Urban und weltoffen, ein Ort zum Arbeiten,             und nutzungsmässigen Diversitäten und Ni-               Entwurf und das Konzept stammen von Kast
mehr aber zum Wohnen: Das ist die Lorraine,            schen.» Bei dem Objekt an der Jurastrasse               Kaeppeli Architekten aus Bern. Die Planung
ein hippes Stadtquartier nördlich des Ber-             handelt es sich um das einzige einer Gebäu-             des Holzbaus erfolgte durch Indermühle
ner Stadtzentrums. Hier hat die Stadt Bern             degruppe, dessen Riegkonstruktion noch voll-            Bauingenieure aus Thun, die Ausführung von
im Rahmen der Quartierplanung bestehen-                ständig sichtbar ist.                                   der Holzbau Partner AG aus Stettlen (BE).
den Wohnraum im erhaltenswerten Bau-                                                                           Seit 2019 wird das Mehrfamilienhaus von frü-
inventar der Stadt saniert und erweitert.              Das Fachwerkhaus wurde im Jahr 1877 er-                 heren und neuen Mietern wieder bewohnt.
Analog der Schwerpunktthemen, die sich                 stellt und ist Teil eines am Aarehang gelege-
das Stadtplanungsamt der Bundeshaupt-                  nen Ensembles, das mehrheitlich von klein-              Der Baukörper ist giebelständig zur Strasse
stadt für die Dekade ab 2010 gesetzt hat:              massstäblichen, ländlich-spätklassizistischen           orientiert. Da sich diese hier wegen einer Ab-
ein planerisches und städtebauliches Kon-              Riegbauten geprägt ist. Die Denkmalpflege               zweigung und einem Wendebereich weitet,
zept, damit die Lorraine und ihr Charakter             hatte das Fachwerkhaus als erhaltenswert                eröffnet sich eine kleine Platzsituation, was
erhalten bleiben – «definiert durch ein klein-         eingestuft und die Sanierung sowie dessen               dem Fachwerkhaus an diesem Ort eine ge-
teiliges Nebeneinander von volumetrischen              Erweiterung begleitet. Der architektonische             wisse Ausstrahlung verleiht. Südlich des

                                                                          26 / 27
FIRST 03/2021

Vorplatzes bei der Laubentreppe befindet               mer-Wohnung und im Obergeschoss eine                  Trotz der fast identischen Grundrisse im Erd-
sich ein grosszügiger Gartenbereich. Heute             4,5-Zimmer-Wohnung geschaffen worden.                 und Obergeschoss schaffen die Fensteröff-
wie früher erschliesst als typisches, identi-          Durch die Neuorganisation und den Anbau               nungen, die auf die Topografie reagieren, un-
tätsstiftendes Element eine überdachte                 war es einerseits möglich, zeitgemässe                terschiedliche, einzigartige räumliche Bezüge
Laubentreppe die Obergeschosse. In den                 Wohnungsgrössen und eine quartierver-                 und Stimmungen. Am Ort der einstigen Lau-
drei Wohngeschossen war vor dem Umbau                  trägliche Verdichtung zu erzielen. Anderer-           bentreppe führt eine neue, etwas steilere
je eine kleine Zweizimmerwohnung mit Kü-               seits konnte so die aussenliegende Er-                Treppe ins Dachgeschoss, wo sich neben dem
che, Schlaf- und Wohnzimmer auf 34 Qua-                schliessung über die prägnante Lauben-                Vorraum auch ein grosses Schlafzimmer und
dratmetern. Die Sanitärräume waren extern              treppe bis ins Obergeschoss beibehalten               eine Dusche befinden. Zusätzlich zu den ge-
organisiert. In einem an der Aussentreppe              werden.                                               deckten Eingangsbereichen der Laube haben
angebauten separaten Abortturm befanden                                                                      beide Wohnungen einen eigenen Aussensitz-
sich zwei Toiletten und eine Dusche. Zwi-              Die Erweiterung ist im rückwärtigen Be-               platz erhalten.
schen dem Gebäude und der hangseitigen                 reich zwischen Bestand und Hangstütz-
Stützmauer existierten mehrere einfache                mauer eingepasst und entwickelt sich bis in           VORBILD FACHWERKHAUS
Kleinbauten mit Nebennutzungen.                        den südseitigen Hof. Das Satteldach des               Die Materialisierung des Anbaus orientiert
                                                       Neubauteils schliesst unterhalb des beste-            sich am bestehenden Fachwerkhaus. Die In-
QUARTIERVERTRÄGLICHE VERDICHTUNG                       henden Hauptdachs an die Dachkonstruk-                nenseiten der Aussenwände sind mit einem
Das Ziel der Baumassnahmen waren die Be-               tion der Laubentreppe an. Dadurch bleibt              grauen Kassettentäfer bekleidet. In diesem
seitigung der baulichen Mängel, die energe-            der Altbau in seinen Proportionen deutlich            hellgrauen Farbton sind sämtliche Einbauten
tische Optimierung des Gebäudes und die                ablesbar.                                             wie Fenster, Türen, Schränke und auch die
Steigerung der Wohnqualität durch eine                                                                       Küche gehalten. Die Innenwände sind mit ei-
räumliche Neuorganisation. Im Bestand wur-             Wegen der kleinteiligen Struktur im kreuz-            nem Glasvlies tapeziert und weiss gestri-
den die Decke über dem Untergeschoss so-               förmig unterteilten Grundriss sind die                chen. Sockelleisten und -bretter wirken als
wie diverse Balken in der Riegkonstruktion             Schlafräume und Nasszellen im Altbau an-              verbindendes Element zwischen den Türen
aufgrund von Feuchtigkeitsschäden ersetzt.             geordnet. Im offenen und grosszügigen                 und bilden den Übergang zum Riemenboden,
                                                       Raum des Anbaus findet das Wohnen, das                der geschliffen und geölt ist. Im Erdgeschoss
Das sanierte Fachwerkhaus ergänzt der                  Kochen und das Essen statt. Das Entrée                wurde ein hochwertiger Riemenboden ver-
neue Anbau in Rahmenbauweise, beste-                   verbindet über eine Öffnung in der ehema-             baut, der aus einem anderen Gebäude
hend aus Hohlkasten- und Schalenelemen-                ligen Fachwerkfassade den Altbau- mit                 stammt. Badezimmer und Entrée sind mit
ten. So sind im Erdgeschoss eine 3,5-Zim-              dem Neubaubereich.                                    Plattenbelägen ausgestattet.

1 Tradition und Moderne vereint: links das sanierte Fachwerkhaus, Baujahr 1877, rechts der dezent angefügte Holzrahmenbau.
2 Grundriss Obergeschoss: Im kleinteiligen Bestandsbau sind die Schlaf- und Sanitärräume angeordnet, im offenen Anbau ist Platz fürs Essen, Kochen und Wohnen.

Das Projekt – die Fakten
Objekt: Mehrfamilienhaus, Sanierung und Anbau
Standort: Bern
Fertigstellung: 2019
Bauherrschaft: Immobilien Stadt Bern
Architektur: Kast Kaeppeli Architekten BSA SIA, Bern/Basel
Holzbau: Holzbau Partner AG, Stettlen (BE)
Holzbauingenieur: Indermühle Bauingenieure, Thun (BE)
Schreiner: Remund Holzbau AG, Schwarzenburg (BE)
Baukosten: CHF 1,5 Millionen
Gebäudevolumen (SIA 416): 766 m3
Nettogeschossfläche (SIA 416): 270 m2
Holz: 10 m3 Konstruktionsholz Fichte/Tanne und Eiche,
Fassade aus thermobehandelter Fichte/Tanne
Auszeichnung: Best Architects Award 2021 in Gold,
Kategorie Wohnungsbau
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