BIOMESSEN "IMPULSE ENTSTEHEN AUS BEGEGNUNG" - MEHR ALS SCHÖNE WORTE - BIOSÜD
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BioNord 26 . 0 9. 20 2 1 HAN N OVER DA S O F F I Z I E L L E M A G A Z I N D E R B I O M E S S E N BioSüd 03.10.2021 AU GSB U RG MESSE NEUHEITEN Neuprodukte entdecken BioMessen »Impulse entstehen aus Begegnung« Mehr als schöne Worte Was Bio-Werbung sendet und wie es ankommt Außenansicht »Bio ist die Hefe im Teig« URS NIGGLI ÜBER CHANCEN UND BLINDE FLECKEN DES ÖKOLOGISCHEN LANDBAUS
E ditorial – I nhalt Hier steht eine Beispielheadline WIR SIND ÖKO. WIR SIND ZUKUNFT. uns auf Wir für eine öko-faire Landwirtschaft Besuchen Sie und BioSüd: der BioNord BioNord Hannover 26.09.2021 in Naturland ist Öko fürs WIR. Wir statt Ich. Wir wollen dazu beitragen, anders d 4-F08 Halle 4, Stan zusammenzuleben. Wir möchten auf gute Art miteinander wirtschaften und die Gesellschaft gemeinsam zum Besseren verändern. Wertschätzende BioSüd Beziehungen und lebendige Verbindungen zwischen Erzeugern, Verarbei Augsburg 03.10.2021 in tern und Verbrauchern sind für uns essentiell. All das ist klar erkennbar an d 5-E09 einem der bekanntesten Zeichen im ÖkoBereich: dem Naturland Zeichen. Halle 5, Stan naturland-zeichen.de 2
E ditorial – I nhalt Endlich. Sich wieder persönlich begegnen, das Blut übergegangen: Kurz, alle Voraus- Summen einer Messehalle hören, die setzungen für sichere und erfolgreiche Gerüche von Gewürzen, Kosmetik, Käse Messeauftritte auf BioNord und BioSüd Ein Highlight bei der Produktion dieser und Gebratenem wahrnehmen, während sind gegeben. Ausgabe war für mich das Gespräch mit man durch die Gänge schlendert: End- Professor Urs Niggli. Als Direktor des lich wird das wieder möglich. Eine wichtige Info: Bevor Sie die Messe FiBL hat er die Entwicklung der Bio- halle betreten, müssen Sie sich vorab Branche nicht nur begleitet, sondern Die Bundesländer Niedersachsen und online akkreditiert haben – das gilt für selbst maßgeblich geprägt. Er steht dem Bayern haben mit ihren Corona-Ver- Aussteller:innen genauso wie für Be ökologischen Landbau positiv, aber nicht ordnungen die Voraussetzung für Pla sucher:innen. Alle weiteren Infos dazu unkritisch gegenüber – damit ist er prä- nungssicherheit und inzidenzunab finden Sie hier auf Seite 36 und natürlich destiniert für eine »Außenansicht«. hängige Veranstaltungen geschaffen. unter bionord.de und biosued.de. Hygienekonzepte und Leitsysteme sind Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim abgestimmt und genehmigt. Natürlich Mit dem MesseMagazin liefern wir Ih- Lesen und freuen uns auf das Wieder- dürfen Produkte probiert und in die Hand nen aktuelle Infos zu den BioMessen und sehen in Hannover und/oder Augsburg! genommen werden, können persönliche Ihrem Messebesuch sowie Hintergrund Gespräche an den Ständen geführt wer- artikel, O-Töne und Meldungen aus der Jeanine Tovar den. Die Hygieneregeln des Alltags sind Bio-Branche. und das Team der BioMessen uns allen ja mittlerweile in Fleisch und Inhalt 4 Grüße 26 Das Fleisch der Zukunft 46 ReformWelt aus Bio-Branche und Politik Von Insektenburgern, Ein Jubiläumsjahr In-vitro-Steaks und Lachs im Reformhaus® 10 BioMessen aus dem 3D-Drucker »Impulse entstehen aus Begegnung« 48 Naturkosmetik Interview mit den Veranstaltern 32 Nachgefragt bei den Verbänden Naturkosmetik-Markt: M. Deppe und W. Müller Laborfleisch und Bio – geht das Wer bin ich und wie viel(e)? zusammen? 14 Macher trifft Markt 54 Messeneuheiten 36 Besucherinfos BioNord/BioSüd Produktvorstellungen 16 Bio-Anbauverbände Wer was macht 38 Anfahrt BioNord/BioSüd 60 Außenansicht »Bio ist die Hefe im Teig« 18 Mehr als schöne Worte 40 Austellerverzeichnis BioNord Interview mit Prof. Urs Niggli Für Bio werben 42 Austellerverzeichnis BioSüd 66 Bio-Branche 24 BNN Wer was macht Öko statt Ego: 44 Der Naturkostfachhandel #Klimawahl2021 in Zeiten von Corona: 70 Impressum/Termine 2022 Zahlen und Schlussfolgerungen B I O N O R D/ B I O S Ü D 2 0 2 1 3
G R U S S WO RT E Michaela Kaniber D ie immer stärkere Nachfrage nach regionalen Bio- Produkten erfordert eine enge Vernetzung am gesamten Markt. Bio-Fachmessen wie die BioSüd in Augsburg bilden als Angebots- und Kommunikations- plattform eine ideale Basis, diese Akteure zusammen- zubringen. Dieser vielseitige Ansatz ist auch Kerngedanke in dem von meinem Haus initiierten Landesprogramm »BioRegio 2030«, welches »Bio aus Bayern« aktiv fördert und auch in Zukunft weiter voranbringt. Un- ser Bayerisches Bio-Siegel setzt auf die Kombinati- on aus hervorragender Bio-Qualität und Regionalität und ist Impulsgeber für die Zukunft. Unsere bayeri- schen Unternehmen im Öko-Bereich setzen auf die Nutzung regionaler Rohstoffe aus Bayern und eb- Die treibende nen auf diese Weise den Weg für eine Ausweitung der ökologischen Landwirtschaft. Kraft für MICHAELA KANIBER die Landwirtschaft Fotos: Kaniber – © Anke Jacob, Otte-Kinast – © ML/Jaworr Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der Zukunft Besuchen Sie Bioland und bioland.de Partner auf BioSüd & BioNord! BioSüd: 7-G12 | BioNord: 4-A12 4
G R U S S WO RT E Barbara Otte-Kinast L s e r iebes Messepublikum, liebe Ausstellerinnen und U n Aussteller, herzlich willkommen zur 11. BioNord in Hannover! Die ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft ist v e rb a n d i o im Aufwind, das zeigt der Umsatz mit Bio-Lebensmit- B teln, der jährlich neue Rekorde erreicht. Als maßgeb- liche Branchenplattform für den norddeutschen Raum kommt die BioNord jetzt genau richtig! Der Aufwärtstrend gilt auch für den Ökolandbau in Nie- dersachsen: Hier wirtschafteten Ende 2020 mehr als Folgende Mitglieder stellen mit uns aus: 2.250 landwirtschaftliche Betriebe auf über 130.000 Hektar Fläche, hinzu kommen 1.500 Unternehmen der Verarbeitung und des Handels, Tendenz wachsend. Die BioMessen leisten bei den von der Gesellschaft ge- wünschten Zielen »für mehr Bio« wertvolle Dienste als JUFFINGER_Logo mit www.qxp_Layout 1 13.06.17 09:02 Seite 1 Impulsgeber. In diesem Sinne wünsche ich allen Aus- stellerinnen und Ausstellern und dem Messepublikum eine erfolgreiche BioNord 2021! www.biometzger.at ENTWURF 11 © alle Rechte vorbehalten B A R B A R A OT T E - K I N A S T Niedersächsische Ministerin für Ernährung, r, zur Natu Landwirtschaft und Verbraucherschutz Aus zum Tieergion R Milch & Käsemanufaktur und zur www.biokreis.de BioNord: Halle 4, Stand 4-D07 B I O N O R D/ B I O S Ü D 2 0 2 1 5 BioSüd: Halle 5, Stand 5-E04
G russworte Eva Weber & Belit Onay N I och immer gilt für die seit 2009 in Augsburg eta- ch freue mich sehr, dass diese Messe erneut in Han- blierte Fachmesse BioSüd die »neue Normalität«, nover stattfindet. Gerade nach der schwierigen Phase die Ausstellende und Gäste mit akribisch einzuhalten- in der Pandemie ist es schön, wieder (Fach-)Messen in den Corona-Konzepten schützt und für die dahinter- der Stadt begrüßen zu können. Die BioNord präsentiert stehende Organisation erhöhte Umsicht und einen alternative, aber gut umsetzbare Ideen und Lösungs- enormen logistischen Mehraufwand bedeuten. Und ansätze für nachhaltigen Konsum und Alltag. Zudem dennoch ist Optimismus angesagt. Auch ich teile die fördert sie durch die Vernetzung von Bio-Unternehmen Freude darüber, dass sich am 3. Oktober endlich wie- mit Akteur:innen den Austausch innerhalb der Branche. der das Augsburger Messe-Tor für die BioSüd öffnet. Bio steht nicht nur für die ökologische Produktion, son- Komplett live und »in natura« dürfen die zahlreichen dern ist auch Synonym für eine nachhaltige, gesunde Akteurinnen und Akteure der deutschen Bio-Branche Lebensweise und Fairness. Das sind auch Kernthemen sich und ihr facettenreiches Sortiment präsentieren. zukunftsfähiger Politik. In Hannover engagieren wir »Bio« will mit allen Sinnen wahrgenommen werden! So uns schon seit geraumer Zeit in diesen Bereichen und wünsche ich dem Fachpublikum, das sich zum nachhal- unterstützen die Ziele auf dem Weg zu einer nachhal- tigen Nutzen unserer wachsenden Naturkost-und Bio- tigen Gesellschaft. Hierfür wurden wir auch mit dem produkte umfassend informieren will, einen Messetag Titel Fairtrade Town ausgezeichnet. von hoher Qualität und mit tollen Neuentdeckungen. Ich wünsche den Veranstaltenden, Aussteller:innen so- Bleiben und leben Sie alle weiterhin gesund! wie allen Besucher:innen eine erfolgreiche, angenehme und informative Messe. Viel Spaß beim Entdecken und natürlich einen schönen Aufenthalt hier in der nieder- sächsischen Landeshauptstadt! Fotos: Onay – © LHH/S. Wolters, Weber – © Martin Augsburger E VA W E B E R Oberbürgermeisterin Stadt Augsburg B E L I T O N AY Oberbürgermeister Landeshauptstadt Hannover 6
G russworte Michaela Kaniber BioNord Halle 4 / Stand D04 BioSüd Halle 7 / Stand L0 „ Lie b e entwickelt – M it un s e re n e u e n Bio - Ori g in a l e “ . Ohne Muhhh Dinkel 0% Zucker 100% ungemolken: Lecker wie Milch, aber garantiert Natürlicher und frischer Geschmack bei wenig Fett. ohne Muhhh. Voller Geschmack – mit nur 1,5% Fett. Mit Dinkel aus regionalem italienischem Anbau und Kalt und heiß zu genießen. mit einer nachhaltigen Verpackung. „Mahlzeit“ Suppen & Eintöpfe Unsere neue Produktrange im wachsenden TO-GO-Segment in vier abwechslungsreichen Sorten. Der Pionier-Geist garantiert beste Bio-Qualität vom Allos Hof! Als Bio-Pionier setzen wir uns täglich für nachhaltige Ernährung ein – und das vor allem durch unsere vielfältigen und abwechslungsreichen Produkte. Diese sind zum einen bio und zum anderen vegetarisch und größtenteils sogar vegan. Mit einer ausgewogenen und nachhaltigen Ernährung können wir nicht nur den Konsumenten, sondern auch unserem Planeten etwas Gutes tut. Denn: Wer veggie isst, is(s)t nachhaltig. Und Allos ist zu 100 % veggie. Mehr BIONunter www.allos.de O R D/ BIOSÜD 2021 7
G R U S S WO RT E Kathrin Jäckel & Rainer Plum S V eit 18 Monaten hält die Pandemie unser lebendi- iele von uns haben letztes Jahr im Sommer um ges Branchenleben in Schach. Viele Veranstaltun- diese Zeit gedacht, die Corona-Pandemie nach gen mussten ins Digitale gehen, manche konnten gar ihrem Ausbruch Ende 2019 sei bald überwunden und nicht stattfinden. Wir haben gesehen, dass vieles auch eine neue Normalität würde bald beginnen. Jetzt sind so geht und manchmal auch ziemlich gut. Wir stehen wir ein Jahr weiter und Corona und Covid bestimmen nicht still, sondern sind weiter aktiv, vernetzen uns, immer noch sehr stark unser aller Leben und Handeln. bringen Innovation und Transformation auf den Weg. Immer noch müssen wir mit vielfältigen Einschrän- Und das ist gut und richtig so, denn die Herausforde- kungen und Hemmnissen unseren Alltag bewerkstelli- rungen, vor denen wir als Gesellschaft und als Ernäh- gen und ein Planen für die nähere Zukunft ist nur sehr rungswirtschaft stehen, werden von Tag zu Tag größer. schwer möglich. Es bewegt mich sehr, dass die BioNord und die BioSüd Meine Hoffnung ist, dass wir auf den BioMessen und in diesem Herbst nun als Präsenzmessen in greifbarer der ReformWelt im Herbst respektvoll und achtsam Nähe sind. Ich spüre Vorfreude, Lust auf Begegnung miteinander umgehen, ob geimpft oder nicht geimpft, und Sehnsucht nach einem physischen Wiedersehen mit und dass die Naturkost- und Reformhaus®-Branche Mitgliedern des BNN und vielen anderen Menschen, die sich ganzheitlich und vorbildlich auch den sozialen unsere Branche Tag für Tag voranbringen. Herausforderungen stellt. Alle Daumen sind gedrückt! Ich freue mich auf einen lebendigen Austausch! Fotos: Jäckel – © Caro Hoene Photography, BNN e. V., Plum – © Reformhaus eG K AT H R I N J Ä C K E L R A I N E R P LU M Geschäftsführerin Bundesverband Vorstand Reformhaus eG Naturkost Naturwaren BNN e.V. 8
G russworte Michaela Kaniber Sonett recycelt selbst! Die ersten Flaschen mit 50% Sonett-Recycling-PE sind am Markt Wir recyceln selbst, weil Recycling PE aus dem gelben Sack immer Rückstände von synthetischen Duftstoffen, Schwermetallen, Pestiziden etc. enthalten kann, weil PE-Recyclat deshalb für Lebensmittel nicht zugelassen ist, weil wir nur dann wissen, was wirklich in unseren Flaschen drin ist, weil PE ein wertvoller Rohstoff ist, der nahezu unbegrenzt im Kreislauf geführt werden kann. Sonett – so gut. | www.sonett.eu Die ersten Sonett-Recycling-Flaschen Leichte Schlieren und kleine Verfärbungen sind ein Qualitätsmerkmal der neuen Sonett Recycling-Flaschen. Besuchen Sie uns auf dem Messestand Nr. 17-L10 B I O N O R D/ B I O S Ü D 2 0 2 1 9
BIOMESSEN Interview BioMessen-Veranstalter Matthias Deppe und Wolfram Müller über die Freude am Machen, Sicherheit und Pragmatismus auf dem Weg in eine neue Messe-Normalität. INTERVIEW — JEANINE TOVAR ▶ Alles steht auf Go für die BioNord oder ist da nicht doch eine gewisse Ver- an Präsenz-Messen teilzunehmen. Aber und die BioSüd. Die Bio-Branche freut unsicherung? Wie sehen denn die Anmel- die Mehrheit ist einfach heiß darauf, sich auf das erste persönliche Treffen in dezahlen für die Veranstaltungen aus? ihre Kunden und Branchenpartner end- großem Maßstab seit über anderthalb lich wieder zu treffen, genau wir wir: Ein- Jahren. Wie ist Eure Stimmung, seid Ihr WM Wir sind total positiv überrascht, fach wieder machen können, auch wenn optimistisch? denn wir hatten natürlich mit einem Ein- es vielleicht erst mal ein bisschen unge- bruch bei den Ausstellerzahlen gerech- wohnt ist. WOLFRAM MÜLLER — WM Ja, schon. net. Tatsächlich haben wir aber 70 bis 75 Wir sind gut vorbereitet und auf- ▶ Worauf müssen sich die Ausstel- gestellt für sichere und gelungene ler:innen in diesem Jahr einstellen, Veranstaltungen. Natürlich haben was ändert sich auf den BioMessen? wir die Erfahrungen des letzten »Die Mehrheit ist einfach Jahres noch im Kopf, aber mittler- heiß darauf, ihre Kunden MD Die gute Nachricht für die Aus- weile hat sich die Situation doch und Branchenpartner steller: Den Großteil der nötigen gründlich verändert. Anpassungen setzen wir als Ver- endlich wieder zu treffen.« anstalter direkt um, da müssen sie MATTHIAS DEPPE — MD Es zeich- sich gar nicht drum kümmern. Zum net sich ja seit längerem ab, dass Beispiel bei der Hallenplanung: So die Inzidenz als alleiniges Bewertungs- Prozent der Anmeldungen im Vergleich werden die Gänge deutlich breiter sein, merkmal ausgedient hat. Mehrere Bun- zu 2019 erreicht. Das hatten wir wirklich damit der Mindestabstand einfacher ein- desländer haben bereits ihre Regelun- nicht erwartet, gerade wenn man sich gehalten werden kann. Ein- und Auslass- Foto: BioMessen Veranstalter – © Martin Foddanu gen entsprechend angepasst, darunter andere Veranstaltungen anschaut. Für situation erfordern eine ausgeklügelte Niedersachsen. In Bayern wird im Sep- die BioSüd in Augsburg haben wir sogar Besucherführung. Ebenso kümmern wir tember eine Messe wie die IAA Mobility eine Warteliste, weil durch die breiteren uns um das Hygienekonzept und stim- stattfinden — die Zeichen stehen also Gänge weniger Ausstellungsfläche ver- men es mit den Zuständigen ab. Im Fokus auf Go. fügbar ist. steht für uns dabei, eine sichere und zu- gleich angenehme Veranstaltung für alle ▶ Sehen die Aussteller:innen der Bio- MD Natürlich gibt es Unternehmen, die Beteiligten sicherzustellen. Was sich für Messen nach all dem virologischen und für sich die Entscheidung getroffen ha- die Aussteller tatsächlich ändert: Sowohl politischen Hin und Her das genauso, ben, in diesem Jahr noch nicht wieder an den Auf- und Abbautagen als auch am B I O N O R D/ B I O S Ü D 2 0 2 1 11
BIOMESSEN Interview Messesonntag müssen alle Personen, die Tresen usw. sind Plexiglasscheiben er- geht auf Zetteln, in einer Tabelle oder die Halle betreten, registriert werden und forderlich. Für die Hygienekonzepte der ganz bequem mit der Luca-App. die 3G-Regel, also geimpft, genesen, ge- Aussteller haben wir einige Punkte be- testet, erfüllen. Ich glaube, da haben wir reits vorbereitet und das BioMessen- ▶ Und wie ist das für die Besucher:innen? ganz gute, pragmatische Lösungen vor- Team beantwortet natürlich auch ger- bereitet, die es nicht unnötig umständ- ne Fragen dazu. MD Die wichtigste Änderung für Besu- lich machen. cher ist, dass sie sich vorab online regis- WM Das mit der Registrierung hört sich trieren lassen müssen, um die BioMessen WM Ein wesentlicher Punkt ist ja einfach erst mal furchtbar aufwändig an. Aber zu besuchen. Das geht ganz unkompli- die Einhaltung der allgemeinen Hygiene- so schlimm ist es auch wieder nicht: ziert über www.bionord.de beziehungs- regeln, die uns allen mittlerweile weise www.biosued.de. Wer eine in Fleisch und Blut übergegangen Einladung mit einem Code bekom- sind: Mindestabstand einhalten, »Wir haben ganz gute, men hat, löst ihn ebenfalls dort regelmäßig Händewaschen, me- pragmatische Lösungen ein. Wichtig ist dann noch, an den dizinischen Mund-Nasen-Schutz entwickelt.« entsprechenden 3G-Nachweis zu tragen. denken. ▶ Zwei Fragen, die dem BioMessen-Team Wir hatten schon die Frage, ob jeder WM Leider wird es in diesem Jahr keine häufig gestellt werden: Sind Verkostun- Mensch, der am Stand vorbeikommt und Podiumsdiskussionen oder sonstigen gen möglich und wie und wann müssen vielleicht eine Sekunde stehen bleibt, Veranstaltungen geben. Wir legen den Besucher auf dem eigenen Stand regis- um einen Flyer mitzunehmen, registriert Schwerpunkt ganz klar darauf, den di- triert werden? werden muss. Nein, natürlich nicht! Er- rekten Kontakt zwischen Hersteller und fasst werden die Gespräche mit Kun- Handel wieder möglich zu machen und MD Verkostungen sind natürlich mög- den, die den Stand betreten und dort das in einem sicheren Rahmen. Dazu lich, entscheidend ist, dass Einzelporti- verweilen, zum Beispiel für ein Bera- gehört, dass wir potenzielle Menschen- onen gereicht werden, ohne dass es zu tungsgespräch. Diese Kontakte werden, ansammlungen vermeiden wollen, bei direktem Kontakt mit der verkostenden wie auch in der Gastronomie üblich, mit denen es schwierig wird, den Mindest- Person oder dem Kunden kommt. Auf Kontaktdaten und Uhrzeit erfasst. Das abstand einzuhalten. Aus diesem Grund Über die BioMessen D ie erste BioNord fand 2004 statt, es folgte 2009 die ers- ren sich die Anbauverbände des ökologischen Landbaus mit te BioSüd in Augsburg. Mit BioWest und BioOst wurde zahlreichen Mitgliedern. Angebote aus dem Reformwarenbe- 2013 das Konzept der regionalen Fachmessen als Forum und reich werden auf der Sonderfläche ReformWelt unter Schirm- Treffpunkt für die Branche bundesweit flächendeckend um- herrschaft der Reformhaus eG gebündelt. Alle auf den Bio- gesetzt. Die BioMessen richten sich ausschließlich an Fach- Messen ausgestellten Produkte unterliegen klaren Kriterien besucher:innen, Ausstellende sind sowohl die bundesweiten und Zertifizierungsanforderungen. Diese orientieren sich an Lieferanten:innen des Bio-Fachhandels aus den Bereichen den Sortimentsrichtlinien des Bundesverbands Naturkost Bio-Lebensmittel und Naturkosmetik sowie der entspre- Naturwaren BNN e. V., der auch Schirmherr der Veranstal- chende Großhandel. Auf Gemeinschaftsflächen präsentie- tung ist. → biomessen.info 12
BIOMESSEN Interview verzichten wir in diesem Jahr schweren Herzens auch auf die Kinderbetreuung. tig werden konnte, Verkostungen kaum möglich waren, etc. fühlbar erschwert Die BioMessen Einzige Ausnahme ist das Format Ma- gewesen. Die Rückkehr zu einer direkten sind klimaneutral cher trifft Markt, das eine eng begrenzte und effektiven Kommunikation über alle geschlossene Veranstaltung ist (→mehr möglichen Kanäle ist für die Bio-Branche Humusaufbau auf heimischen auf S. 14). sehr wichtig. Bio-Höfen als Investition in die Basis der Branche »Der persönliche, lebendige Kontakt zwischen Alle vier BioMessen finden klima- Menschen ist durch nichts zu ersetzen.« neutral statt. Durch die BioMessen entstehende Emissionen werden ▶ Lohnt sich der Aufwand für die Ausstel- MD Impulse entstehen da, wo Begeg- durch Humusaufbau auf Bio-Höfen lenden, für die Besucher:innen, für Euch nungen stattfinden. Oft sind es ja nicht kompensiert: Ein Beitrag für mehr als Veranstalter? die Termine, die im Kalender stehen, Klimaschutz, den Erhalt und Aufbau sondern gerade die zufälligen Zusam- fruchtbarer Böden und die Förderung WM Ja, definitiv. Die Vorstellung und Po- mentreffen auf dem Gang, die zu neu- des ökologischen Landbaus. Dank sitionierung von Neuprodukten im Han- en Kontakten und Projekten führen. Der der BioMessen fließen in jedem Jahr, del ist aber durch die Tatsache, dass kei- persönliche, lebendige Kontakt zwischen in dem die BioMessen stattfinden, ne Messen stattfinden konnten und auch Menschen ist für mich durch nichts zu circa 53.000 Euro direkt in den öko- der Außendienst nur eingeschränkt tä- ersetzen. logischen Landbau in Deutschland. Bio.Vegan.Lecker. ohne Kompromisse. Vegane Eintöpfe und Suppen aus eigener Produktion, mit regionalen Zutaten und schonend verabeitet. www.wdm.bio
M AC H E R T R I F F T M A R K T BioMessen vernetzen Start-ups und Einkaufsentscheidende I nnovative Produkte für den Bio-Fachhandel, erfolgreiche Listungen für junge grüne Start-ups: Das ist das Konzept von »Macher trifft Markt«, das im Oktober 2020 zum zweiten Mal stattfand. Moderiert von Stefan Möller von der GLS-Bank bot die konsequent unter Einhaltung der AHA-Regeln durchgeführte Veranstaltung eine der raren Gelegenheiten zum persönlichen Austausch innerhalb der Bio-Branche. »Die Auszeichnung macht uns nicht »Gut organisiert und mit potenten Han- nur stolz, sondern hat sich auch bereits delsvertretern besetzt.« bewährt und hat trotz der nervtötenden Christina Seibel — Dr. Höhl’s Macher trifft Markt 2021 Situation im Pandemie-Jahr für Auf- Samstag, 2. Oktober merksamkeit im Handel gesorgt.« DAS SAG EN D I E M AC HE R: I NNE N 14 – 17 Uhr »Wir konnten zwei neue Großhändler Nils Lalleike — College Curries gewinnen, bei denen wir heute unsere ausgezeichnet als »Liebling Nr. 1« der Augsburg Produkte verkaufen.« Einkaufsentscheidenden Anna Themen — Little Bee Fresh Mehr Infos für Interessierte: 0511 3590100 »Ein schöner, gut organisierter Pitch, info@biomessen.info der uns viel Spaß gemacht hat! Das »Die Kombination aus einem Pitch, ei- Feedback der Jury war für uns als neu am ner Verkostung am Stand und einem per- Markt befindliche Marke sehr hilfreich sönlichen Kennenlernen ist unbezahlbar. unterstützt von für die Feinjustierung unseres Sorti- Mit zwei Entscheidern befinden wir uns ments.« in den finalen Listungsgesprächen.« Swantje Theben — SUUR - Gute Kulturen Leni Glässl — Hemi - The Hempany ausgezeichnet als »Liebling Nr. 2« der ausgezeichnet als »Liebling Nr. 3« der Einkaufsentscheidenden Einkaufsentscheidenden 14
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P olitik und V erbände Wer was macht Schweisfurth Stiftung Biokreis Dr. Niels Kohlschütter folgt auf Generationengerechtigkeit in Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald regional & fair-Standard integriert — Der Biokreis hat die Richtlinien seiner regional & fair- Standards umfassend überarbeitet und um den Aspekt der Generationengerechtigkeit erweitert. Bereits seit seiner Gründung im Jahr 1979 legt der ökologische Anbauver- band Biokreis e. V. Wert auf regionale Wirtschaftskreis- läufe, die faire Partnerschaften zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel fördern. Die regional & fair- Zertifizierung mit eigenen Richtlinien entstand 2007. Sie ist ein freiwilliger, zusätzlicher Standard, den Mitglieder — Die Schweisfurth Stiftung hat ihren Gründungsvorstand im Biokreis ergänzend zu den Biokreis-Richtlinien erfüllen Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald verabschiedet, der 35 Jahre können. Er steht Unternehmen aus Gastronomie, Verar- lang die Arbeit der Stiftung maßgeblich geprägt hat. »Mit beitung und Handel sowie Imkereien und direktvermark- Herzblut und Sachverstand hat sich der Theologe und pro- tenden landwirtschaftlichen Betrieben offen, nach erfolg- movierte Philosoph für eine öko-soziale Agrarkultur und reich durchlaufener Zertifizierung ihre Produkte als regional einen ganzheitlichen Mitweltschutz engagiert«, so heißt & fair ausloben und ihr überdurchschnittliches Engagement es auf der Website der Stiftung. Franz-Theo Gottwald wird an ihre Kundschaft kommunizieren können. biokreis.de sich als selbstständiger Berater und ehrenamtlich in unter- schiedlichen Funktionen weiterhin für die Transformation der Land- und Lebensmittelwirtschaft zu regionalen, öko logisch-sozialen Ernährungssystemen einsetzen. Sein Nach- folger als Vorstand ist Dr. Niels Kohlschütter, der bisherige Geschäftsführer der Schweisfurth Stiftung, der die Themen- anliegen kraftvoll und zielführend weiterentwickeln wird. schweisfurth-stiftung.de Bioland Fotos: (links) Schweisfurth Stiftung - © Petra Fritzi Hennemann, © Naturland, (rechts) © Demeter Sommer-Tour durchs Bioland Naturland — Mit der Kamera in der Hand fahren Bioland-Akteur:innen Hubert Heigl als Präsident bestätigt in diesem Sommer durchs Bioland, um zu zeigen, wie, wo und von wem Bioland-Lebensmittel produziert werden. — Hubert Heigl steht auch künftig an der Spitze von Natur- Das Ziel: Mit lebendigen Bildern und Geschichten den land. Die internationale Delegiertenversammlung des in 60 Mehrwert zu verdeutlichen, den Bioland-Lebensmittel Ländern weltweit aktiven Öko-Verbands wählte den 56-jäh- auch für Mensch, Umwelt und Regionen bieten. Um die rigen Öko-Landwirt aus der Oberpfalz einstimmig für weitere Vielfalt der Bioland-Menschen und -Betriebe zeigen vier Jahre ins Präsidium des Verbands. Anschließend wählte das zu können, ist die Tour in die vier Etappen Nord, Ost, neue fünfköpfige Präsidium Heigl erneut zum Präsidenten des Süd und West aufgeteilt. Begleitet wird unter ande- Verbands. Im neuen Naturland Präsidium werden künftig drei rem der Weg vom Hopfen zum Jubiläums-Pils in einer Männer und zwei Frauen sitzen. Neben Frauke Weissang, die Bioland-Brauerei oder der Weg eines Weizenkorns vom dem Gremium von 2005-2014 schon einmal angehört h atte, Feld über die Mühle bis hin zur Bäckerei, wo es als Mehl ist Marion Bohner, Milchvieh-Bäuerin aus Baden-Württem- im Kuchen landet. Die Tour kann im Bioland-Blog, dem berg, erstmals mit dabei. Hans Bartelme aus Baden-Württem- YouTube-Kanal und Social Media nachverfolgt werden. berg wurde für weitere vier Jahre als Naturland Vizepräsident bioland.de bestätigt. naturland.de 16
P olitik und V erbände Wer was macht Demeter Abschied von zwei biodynamischen Pionieren Du musst keine Meeresbiologin Peter Förster werden, um was für den Karl Tress Gewässerschutz zu tun. — Die Demeter-Gemeinschaft musste sich in diesem Jahr von zwei ihrer Pioniere verabschieden, die beide die biodynamische Landwirtschaft mitgeprägt haben: Karl Tress, der 92 Jahre alt wurde und Peter Förster, der mit 85 Jahren verstarb. Karl Tress stellte den Hof seiner Eltern 1954 auf Demeter um, Peter Förster übernahm 1969 den Eichwaldhof bei Darmstadt und baute ihn zu einem erfolgreichen Demeter-Betrieb mit Vorbildcharakter aus. Die Begeisterung der beiden biodynamischen Persönlichkeiten ist spürbar in Karl Tress’ Satz »Mit Kunst-Dünger ist es eben keine Kunst, Bauer zu sein«. Und Peter F örster zog als Fazit seiner Ar- beit: »Wenn ich noch mal auf die Welt kommen sollte, möchte ich wieder Landwirt werden.« Beide, so der Demeter e. V. in einem Nachruf, erkannten die Bedeutung einer nachhaltigen Landwirt- schaft, lange bevor Klimakrise und Artensterben in allen Medien waren und setzten sich mit Leib und Seele für die biodynamische Idee ein. demeter.de Bündnis für enkeltaugliche Landwirtschaft Offener Brief fordert Abkehr von chemisch-synthetischen Pestiziden — Zur Bundestagswahl 2021 fordert ein offener Brief die Wahl- kandidat:innen aller demokratischen Fraktionen auf, sich in der kommenden Legislaturperiode für einen Ausstieg aus der An- wendung chemisch-synthetischer Pestizide einzusetzen. Gleich- zeitig nennt der Brief konkrete Schritte: Eine Verbesserung des Pestizid-Zulassungsverfahrens, sofortige Anwendungsbeschrän- kungen, umfassende Pestizidmonitorings sowie die Einführung einer Pestizid-Abgabe. Eine aktuelle Studie habe gezeigt, dass Umwelt gewinnt. sich in allen Regionen Deutschlands Pestizid-Cocktails in der Luft Heimat gewinnt. befänden – eine Tatsache, die bisher in der Zulassung der Mittel Bio aus Bayern! nicht berücksichtigt wird. Der Brief wurde vom Bündnis für enkel- taugliche Landwirtschaft initiiert und von mehr als hundert Unter- nehmen, Organisationen und Einzelpersonen unterzeichnet. enkeltauglich.bio B I O N O R D/ B I O S Ü D 2 0 2 1 17 www.BioSiegel.bayern
F ür B io werben Mehr als schöne Worte Für Bio werben MEHR ALS SCHÖNE WORTE 18
F ür B io werben Mehr als schöne Worte Wer Menschen von dem eigenen Produkt überzeugen will, setzt klassischerweise auf Werbung. Doch nicht immer kommt die Botschaft bei den potentiellen Käufer:innen an. Was Bio-Unternehmen senden und was Konsument:innen empfangen (wollen) – eine Begegnung. Transparenz schafft Vertrauen D er Markt für Bio-Lebensmittel wan- teressiert sind, wollen das, was sie von delt sich im rasanten Tempo. Der der Produktqualität erwarten, auch in Konsum steigt und mit ihm die Zahl der der Werbung widergespiegelt sehen. Es Rückverfolgbarkeit, Transparenz und Konsument:innen. Laut Ökobarometer geht ihnen um ökologische Aspekte, um Vertrauen sind für Bio-Konsument: 2020, das vom Bundesministerium für die Reduzierung von Pestiziden, das Tier- innen wichtig, das zeigen auch erste For- Ernährung und Landwirtschaft in Auf- wohl, gesundheitliche Benefits, aber auch schungsergebnisse des aktuell laufen- trag gegeben wurde, geben mehr als soziale Aspekte«, sagt Beate Gebhardt, den Forschungsprojekts »Stärkung von ein Drittel der Befragten an, regelmä- wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lei- Verbrauchervertrauen in Ökolebens ßig Bio-Produkte zu kaufen. Knapp 90 terin der Business-Excellence Initiative mittel durch Transparenz und Framing« Prozent wollen zukünftig zumindest ge- am Fachgebiet Agrarmärkte der Uni- das die Universität Kassel, das Thünen- legentlich zur Bio-Variante greifen. Das versität Hohenheim. Bio soll anders sein Insti tut, die AÖL und die Pro kribius sind deutlich mehr als vor fünf Jahren, und auch anders werben. »Nicht so laut, GmbH gemeinsam bearbeiten. Die drei wo der Wert noch bei 48 Prozent lag. nicht so marktschreierisch, nicht ganz so Wissenschaftlerinnen Nina Di Guida, Doch die Konsumtypen verändern sich peppig, aber doch emotional«, sagt die Inken Christoph-Schulz (beide Thünen- und damit auch die Erwartungen an die Wissenschaftlerin, die im Jahr 2017 eine Institut) und Christin Schipmann- Werbung. Wer Bio-Produkte erfolgreich Verbraucherstudie zur Bio-Werbung an Schwarze (Universität Kassel) schreiben vermarkten will, muss die Wünsche der der Universität Hohenheim durchge- Menschen ansprechen. Doch was Wer- führt hat, »wenn Werbetreibende mit bung leistet und was Konsumenten er- knackigen Slogans ankommen, die auch warten, passt nicht immer zusammen. mal spaßig sind, zucken manche zusam- men und fragen sich: Ist das noch glaub Bio soll anders sein und würdig? Passt das zur Authentizität von anders werben Bio-Lebensmitteln?« Ein Blick auf die Beweggründe zum Kauf von Bio-Lebensmitteln zeigt: Ökologi- »Nicht so laut, nicht so sche Aspekte sind häufig kaufentschei- dend. Laut Ökobarometer 2020 nennen marktschreierisch, nicht mehr als die Hälfte der Befragten den ganz so peppig, aber Umwelt- und Klimaschutz sowie eine artgerechte Tierhaltung als Hauptgrund doch emotional.« für ihren Kauf. Gut ein Viertel der Be- fragten kaufen Bio-Produkte, weil sie gesunde Lebensmittel essen wollen. Auch faire Bedingungen bei Produktion und Handel sind den Menschen wichtig, wobei sie oft an zweiter Stelle stehen. Die Ansprüche sind hoch, sowohl an die Produkte als auch an die Werbung für sie. »Konsument:innen, die an Bio in- B I O N O R D/ B I O S Ü D 2 0 2 1 19
F ür B io werben Mehr als schöne Worte dazu, »Verbraucher:innen sind insbeson- dere an der Herkunft von Lebensmitteln interessiert und möchten diese auch zu- rückverfolgen können. Eine zu geringe Transparenz trägt zu einer Minderung des Vertrauens bei.« Bio-Siegel würden nur bedingt Transparenz erzeugen. »Das Bio-Konsument:innen nehmen Erlangen des Wissens über die Bedeutung die Werbung für Bio-Produkte der Siegel und deren Richtlinien ist (zeit-) aufwendig. Verbraucher:innen sind nicht überwiegend als positiv, unbedingt gewillt, diese Zeit aufzubrin- sympathisch und glaubwürdig gen.« Auch für Verbraucher:innen, die bislang nur in geringfügigen Maß oder wahr. Nicht-Konsument:innen auch nie Bio-Lebensmittel kaufen, sei- bewerten die Werbung als en transparente Informationen wichtig, »damit sie gegebenenfalls überhaupt zu eher unkreativ, altmodisch und Bio-Lebensmittel greifen.« langweilig. Auf den Inhalt kommt es an Bei den Verbraucher:innen sei der Wunsch nach einem hohen Informati- onsgehalt in der Werbung groß, sagt auch Beate Gebhardt. Sie würden sich auch sehr für Informationen über neue Produkte interessieren. Doch man müs- se differenzieren, es gebe verschiede- ne Verbrauchertypen mit unterschied- lichen Motiven und auch Zugängen zu Bio-Lebensmitteln und deren Werbung. »In unserer Studie haben wir daher in Intensiv-, Stamm-, Gelegenheits- und Nicht-Käufer:innen unterschieden und untersucht, wie die einzelnen Gruppen Bio-Werbung wahrnehmen«, sagt Geb- hardt. Dabei sind sie auf deutliche Un- terschiede gestoßen. Die gute Nach- richt: Bio-Konsument:innen nehmen die Werbung für Bio-Produkte überwiegend als positiv, sympathisch und glaub- würdig wahr. Die schlechte Nachricht: Nicht-Konsument:innen bewerten die Werbung als eher unkreativ, altmodisch und langweilig – wenn sie sie überhaupt erreicht. 20
F ür B io werben Mehr als schöne Worte Denn für viele Menschen ist Werbung Die Werbewirkung von Printanzeigen kunft erreicht werden können.« Weitere für Bio-Produkte ohnehin kaum sicht- auf Menschen außerhalb dieses Um- Medien rücken in den Fokus. »Mit Ab- bar. Die Studie der Universität Ho- felds ist limitiert. nahme der Bio-Konsumhäufigkeit steigt henheim hat den Test gemacht und die Vielfalt der wahrgenommenen Wer- die Werbeanzeigen in 128 Magazinen Zielgruppenbasiert werben beträger sowie die Wahrnehmung von verglichen. Das Ergebnis: Der durch- Bio-Werbung über soziale Medien«, so schnittliche Anteil von Bio-Werbung Das zeigt sich auch deutlich in der Ho- Gebhardt mit Blick auf die Studienergeb- an der Gesamtzahl der Lebensmittel- henheimer Studie: Nicht-Konsument:in- nisse. Vor allem junge Menschen ließen anzeigen liegt bei gut 55 Prozent in nen, die also keine oder nur sehr wenig sich über Online-Kanäle erreichen – also Kundenmagazinen und bei gut 23 Pro- Bio-Lebensmittel kaufen, nehmen Bio- die Kundschaft von morgen. zent in Kaufmagazinen. In Kundenma- werbung im TV, Internet und über Pla- gazinen des Biofachhandels war der kate in der Öffentlichkeit wahr – dort wo Auch auf der Seite oekolandbau.de, die Anzeigenanteil am höchsten. Diese sie bislang eigentlich eher selten zu fin- von der Bundesanstalt für Landwirt- Momentaufnahme verdeutlicht: Produ- den ist. »Nach der Einlistung von Ver- schaft und Ernährung betrieben wird, zent:innen von Bio-Lebensmitteln be- bands-Biolebensmitteln im Discounter heißt es »Der digitale Wandel hat die vorzugen Kundenmagazine und werben haben wir im öffentlichen Raum ver- Kommunikation zu Kundinnen und Kun- exklusiv im Umfeld des Biofachhandels. mehrt Plakatwände mit Bio-Werbung ge- den verändert. Alte Denkstrukturen über Mit dieser Werbestrategie erreichen sie sehen. Da war auf einmal Bio-Werbung klassisches Marketing müssen aufge vor allem Intensivkonsument:innen, so für alle sichtbar. Aber der Aufschrei um brochen und die Kundschaft noch mehr die Studie der Universität Hohenheim. die Ambivalenz war groß«, sagt B eate denn je bei ihren Bedürfnissen und Fra- Und damit die Hauptkundschaft. Alles Gebhardt, »das wäre aber eine Aufga- gen abgeholt werden.« Bio-Unterneh- richtig gemacht, könnte man meinen. be: Mehr Sichtbarkeit in den Kanälen men sollen hilfreiche Inhalte auf der Gleichzeitig bedeutet das aber auch: schaffen, in denen die Kunden der Zu- eigenen Webseite, dem eigenen Blog WÄHLEN, ALS OB ES EIN MORGEN GÄBE. Wählen für eine bessere Welt. B I O N O R D/ B I O S Ü D 2 0 2 1 21 ökostattego.de 21
F ür B io werben Mehr als schöne Worte »Mehr Sichtbarkeit in den oder den sozialen Kanälen platzieren, te weniger der Wissensvermittlung. In- schreiben die Expert:innen. »Damit muss stagram als bildbasiertes Medium wird Kanälen schaffen, wo die man sich auseinandersetzen, das braucht beispielsweise eher genutzt, um Rezepte potentiellen Kunden der Zeit und personelle Ressourcen. Doch es darzustellen und damit Lust auf die Ge- lohnt sich, denn das ist die Zukunft des richte zu machen, die dann wiederum mit Zukunft sind.« Unternehmensmarketings.« Doch wie der Handelsmarke verbunden werden.« gelangen die Kund:innen auf diese Sei- ten? Ein Hinweis auf eine Facebook- oder Soziale Medien könnten aus Sicht des Instagram-Präsenz, beispielsweise auf Handels zwar Aufmerksamkeit gene- einer Verpackung, nutzen viele Men- rieren, zur Wissensvermittlung eignen schen nicht, weil es ihnen zu aufwendig sie sich jedoch nicht. Von Kund:innen ist, das zeigen erste Ergebnisse der Stu- werden soziale Medien jedoch zumin- die. Die konkrete Produktsuche in den dest als Ergänzung zu weiteren Kanä- sozialen Medien scheitere oft bereits an len teilweise positiver bewertet. »So der Eingabe des Suchbegriffs, weil den könnte beispielsweise ein QR-Code zu Menschen gar nicht unbedingt klar sei, einer Social Media-Präsenz führen, auf nach welchem Begriff sie suchen müss- der weitere Informationen oder auch Vi- ten. Auch der Handel sehe soziale Me- deos dargestellt sind«, so die Wissen- dien nur bedingt geeignet, um Wissen schaftlerinnen. Wichtig ist: Die Inhalte zu vermitteln. »Zum einen müssen die- müssen den potentiellen Kundinnen und se regelmäßig bedient werden, was einen Kunden nutzen, leicht verständlich sein relativ hohen Zeitaufwand darstellt. Zum und sie emotional erreichen. Und wäh- anderen dienen die präsentierten Inhal- rend bei Intensivkäufer:innen »Preisakti- GUT FÜR MICH, DIE NATUR UND DIE TIERE. 02 1 H E R BST 2 AB UEN IM NE LOOK www.bergerie-bio.com
F ür B io werben Mehr als schöne Worte nützlich, leicht verdaulich und unterhaltsam sein.« onen in der Werbung weniger Einfluss auf die Kaufentscheidung hat, können diese »Die Inhalte müssen für die sogenannten Nicht-Käufer:innen durchaus ein Anreiz sein«, sagt Beate Gebhardt. Das heißt: Wer Angebote ge- gen den allgemeinen Trend in der eige- nen Werbung kommuniziert, kann neue Kund:innen gewinnen. Vom Verlust ökologischer Werbebotschaften Doch dafür muss Bio-Werbung sichtbar ter 25 Prozent. Tendenz weiter sinkend. ment:innen nach eindeutigen und glaub- sein und sich auf inhaltsstarke, ökolo- Sie unterscheiden sich damit kaum noch würdigen Aussagen zu den ökologischen gische Werbebotschaften konzentrie- von Werbung für konventionelle Le- Produktionsprozessen, dem Umwelt- ren, die Konsument:innen sich wünschen bensmittel. Diese Annährung, teilweise und Klimaschutz sowie der Produktqua- und erwarten. Diese Inhalte lassen sich in den Inhalten oft auch in der Aufma- lität von Bio-Lebensmitteln«, sagt Beate am besten über den Text transportie- chung, sieht Wissenschaftlerin Gebhardt Gebhardt und warnt, »vor dem Hinter- ren. Der Textanteil in Anzeigen nimmt kritisch. Der Verlust ökologischer Wer- grund eines zunehmenden Konkurrenz- jedoch mehr und mehr ab. In der Studie bebotschaften in der Bio-Werbung und drucks im Biomarkt bedarf dies eines Au- der Universität Hohenheim zeigten die deren Kompensation mit grüner Farbe genmerks und Korrektivs.« Hälfte der untersuchten Bio-Werbean- oder Naturbildern sei bedenklich. »Dies Kristin Kasten zeigen nur noch einen Textanteil von un- widerspricht den Wünschen der Konsu- UNSER BESTER. JETZT IN demeter QUALITÄT. Demeter ist eine Zertifizierung, die vom Verbraucher wertgeschätzt wird. Bei einer Befragung* von über 800 Kunden aus dem Biofachhandel haben wir erfahren, dass: 75% ... von diesen Kunden beim Einkauf auf 91% Demeter-Qualität achten. ... mit Demeter Begriffe wie Tierwohl, Umwelt und Bodenfruchtbarkeit in 66% Verbindung bringen. ... einen höheren Preis für die Qualität akzeptieren. Unser Bestseller Soja Natur jetzt in Demeter-Qualität ! * bio verlag – Markt.wissen, e:control-Befragung (12/2020) Mehr erfahren unter oder unter www.sojadebio.de
BNN Bundesverband Naturkost Naturwaren e.V. ÖKO STATT EGO RUFT ZUR #KLIMAWAHL2021 AUF Politik ist in der Verantwortung »Geh zur Klimawahl, sei Öko statt Ego« Das Bundesverfassungsgericht hat be- reits deutlich gemacht, dass die Politik Die Bio-Branche steht seit jeher für die Verantwortung trägt, der Klimakri- Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Daher se JETZT mit nachhaltigen Schutzmaß- ist es nur folgerichtig, dass »Öko statt nahmen und umfassenden Konzepten Ego – Gutes Einkaufen für eine bessere zu begegnen. Die kommende Bundes- Welt«, die Branchenkampagne der Bio- D ie Auswirkungen des Klimawan- dels bekommen wir alle zu spüren. Lange Dürreperioden, große Tempe- tagswahl ist deshalb eine Klimawahl. Sie entscheidet darüber, welche Klimapolitik Deutschland in den nächsten vier Jahren Hersteller:innen, Bio-Groß- und -Ein- zelhändler:innen, einen Wahlaufruf zur Bundestagswahl 2021 startet. Unter raturunterschiede in kurzer Zeit und führen wird. Und sie entscheidet auch dem Hashtag #Klimawahl2021 sind seit extreme Niederschläge in Deutsch- darüber, ob wir es schaffen, das Ruder August die Verbraucher:innen über die land zeigen, die Klimakatastrophe ist rechtzeitig herumzureißen, um die Erd- digitalen Kanäle der Kampagne aufgeru- bereits da – und sie findet direkt vor erwärmung wenigstens bis zur kritischen fen, sich mit ihrer Stimme aktiv für den unserer eigenen Haustür statt. Schwelle von 1,5 Grad zu begrenzen. Klimaschutz einzusetzen. 24
BNN Bundesverband Naturkost Naturwaren e.V. Wahlspot fürs Klima Gemeinsam für die Klimawahl DER SINN Mit dieser Aktion schließt sich »Öko DER SACHE. Den Auftakt der Aktion bildete ein Wahl- statt Ego« als Initiative der Bio-Bran- Es gehört zu unserer Mission, die alte werbespot fürs Klima. Der 60-sekündige che einer wachsenden Zahl von Initiati- asiatische Kunst der Lebensmittel-Produk- tion in die neue Zeit zu bringen. Das ist der Spot zeigt mit starken Bildern die aktu- ven an, wie zum Beispiel der deutschen Urgrund unseres Namens. Und so fertigen elle Klimasituation in Deutschland und Umweltbewegung (Klima-Pledge: M eine auch heute noch japanische Traditionsun- ternehmen Produkte wie das Cedarwood transportiert den Appell: »Geh zur Kli- Stimme für die Zukunft), Parents for Tamari, Misos und vieles mehr für unsere mawahl, sei Öko statt Ego«. Neben in- Future (Klima-Wahlcheck) oder auch der Kunden. So leisten wir einen wichtigen Bei- teraktiven Aktionen, bei denen Verbrau- Initiative der Franz Mensch Klima Stif- trag, dass diese Hersteller auch im Zeitalter der Massenproduktion überleben und ihr cher:innen ihr Wahlbekenntnis für eine tung (Klimawahl 2021 – Es brennt!), die Wissen an die nächste Generation übertra- Klimawahl abgeben können, werden zu- alle für die Bundestagswahl 2021 mo- gen können. Es geht also um Sinn statt um Masse und Rationalisierung. Dass wir dabei sätzlich animierte Sharepics, die aus dem bilisieren. alles daran setzen, faire Preise zu zahlen und Kampagnen-Manifest von Öko statt Ego über Jahrzehnte stabil mit diesen Betrie- ben zusammenzuarbeiten, versteht sich von zitieren, genutzt. Zusätzlich wurden die Alle Unternehmen, die noch nicht da- selbst. Ganz bewusst tragen wir so auch den bisher genutzten Slogans der Kampag- bei sind, aber auch gerne der Branchen- Gedanken und die Werte des ökologischen ne »Leben, als ob es ein Morgen gäbe« kampagne beitreten möchten, haben die Landbaus nach Asien. und »Du bist, was Du isst« in Bezug auf Möglichkeit, sich auf oekostattego.de zu ARCHE ist seit gut zwei Jahren ein Unter- den Aufruf zur Klimawahl angepasst: registrieren oder sich direkt über team@ nehmen in Verantwortungseigentum nach dem Modell der PURPOSE Stiftung. »Wählen, als ob es ein Morgen gäbe« oekostattego.de an das Kampagnenbüro Das bedeutet, dass ARCHE zwar einem Un- und »Du wählst, was Du bist. Ich wähle zu wenden. Seid dabei und verändert mit ternehmer „gehört“, dieser sich aber frei- willig verpflichtet hat, ARCHE nicht zu Öko statt Ego«. uns die Welt! verkaufen, auch nicht an große Finanzin- vestoren. Weiterhin verpflichtet er sich, das Unternehmen nicht zu vererben und alle Gewinne in ARCHE zu reinvestieren oder sie zu spenden. Dies garantiert die PURPOSE Stiftung mit ihrem 1 % Veto- H A N S F. K AU F M A N N Anteil als Kontrollinstanz. So bleiben Un- abhängigkeit, Werte und Sinn dauerhaft Leiter Kommunikation beim Bundesverband vor fremden (Kapital-) Einflüssen geschützt. Naturkost Naturwaren (BNN) e.V. Auch das ist für uns der SINN DER SACHE. ÜBER »ÖKO STATT EGO« »Öko statt Ego.« Gutes Einkaufen für eine bessere Welt. Eine Initiative der Biohersteller:innen und Biogroßhändler:innen gemeinsam mit Bioläden ARCHE Naturprodukte GmbH D-40721 Hilden und Biosupermärkten. 100 % Bio. Voll Öko. Mehr Informationen sowie die www.arche-naturkueche.de Möglichkeit der Registrierung unter → www.oekostattego.de arche_naturkueche ARCHE Naturprodukte ist ein sich selbst gehörendes Unternehmen nach dem Modell der PURPOSE Stiftung. A new economy is possible. https://purpose-economy.org B I O N O R D/ B I O S Ü D 2 0 2 1 25
Das F leisch der Z ukunft Weide, Labor oder 3D-Drucker? VON INSEKTENBURGERN, IN-VITRO-STEAKS UND L ACHS AUS DEM 3D-DRUCKER 26
Das F leisch der Z ukunft Weide, Labor oder 3D-Drucker? Eine nachhaltige und zukunftsfähige Ernährung kommt auf jeden Fall mit deutlich weniger Fleisch aus, da sind sich alle einig. Was stattdessen in Zukunft auf unseren Tellern landen und uns mit wichtigen Proteinen versorgen soll, darüber gibt es aber jede Menge unterschiedlichster Visionen, Ideen und Experimente. Einiges erinnert an Science Fiction-Filme, nicht alles klingt appetitlich. ERSTMALS ERSCHIENEN IN BIOBOOM HERBST 2021 D ie Trinkmahlzeit liefert alles, was ten durch Erbsenprotein ersetzt, auch tung verursacht. Noch ist das aber nicht der Körper braucht. Vitamine, Mi- der Name hat sich geändert: Aus dem In- sehr viel mehr als ferne Zukunftsmusik. neralien, Proteine und gesunde Fette sektenburger wurde erst der Bux-Burger »Im Moment gibt es keine Anzeichen stecken in dem Shake. Einfach das Pulver und schließlich der Beat Burger. Klingt dafür, dass das In-Vitro-Fleisch bald morgens und mittags mit je einem hal- nach Meat, ist es aber nicht. Jedenfalls im großen Maßstab hergestellt wird – ben Liter Wasser mixen und schon ist der nicht so richtig, denn Insekten sind ja auch wenn es in manchen Werbevideos Tagesbedarf an 42 lebensnotwendigen schließlich auch keine Pflanzen. Anders auf YouTube so aussieht, als wenn En- Nährstoffen gedeckt. »Der einfachs- als Rinder, Schweine oder Hühner brau- tenbrust und Hähnchenschnitzel schon te und nachhaltigste Weg, sich gesund chen die proteinreichen Krabbler, die in auf dem Markt sind«, sagt Silvia Woll, zu ernähren«, findet das Bremer Unter- den Niederlanden in großen Stückzah- Technikphilosophin vom Karlsruher Ins- nehmen Nution, das die Drinks herstellt len, aber angeblich artgerecht gezüchtet titut für Technologie, die die Entwicklung und vertreibt. Vegan, klimaneutral, die werden, nur wenig Fläche und Wasser: seit vielen Jahren beobachtet. Immer- Zutaten aus ökologischem Anbau. Das alles Pluspunkte in der Nachhaltigkeits- hin hat Singapur als weltweit erstes Land Produkt vereine »Nachhaltigkeit, Ge- bilanz. »Ein köstlicher Beitrag zur Ret- im Dezember 2020 Cultured Meat zum sundheit und Komfort auf höchstem Ni- tung der Welt«, findet das Unterneh- Verzehr freigegeben. Klingt nach Durch- veau«, heißt es nicht ganz unbescheiden men. bruch, aber die Hähnchen-Nuggets aus auf der Webseite. dem Labor werden dort bislang nur in ei- LABORFLEISCH – GROSSES nem einzigen exklusiven Club serviert. MIT INSEKTENBURGER THEMA, WENIG RESULTATE »Und auch das ist kein reines In-Vitro- DIE WELT RETTEN? Fleisch, sondern mit pflanzlichen Stof- Eine Ernährungsrevolution haben auch fen gemischt«, weiß Woll. Immerhin besteht nicht der Anspruch, diejenigen im Sinn, die sich seit vielen das normale Essen durch die Shakes Jahren damit befassen, Fleisch im La- LACHS AUS DEM 3D-DRUCKER komplett zu ersetzen. Abends sei die bor bzw. irgendwann einmal in großen Zeit, in Ruhe zu kochen oder essen zu Bioreaktoren wachsen zu lassen – aus Der 3D-Drucker soll ebenfalls gute gehen. Wie wäre es dann mit einem Beat Stammzellen, die einem lebenden Tier Dienste leisten, wenn es darum geht, Burger? Ein Drittel des Burgers besteht entnommen und dann mit einer Nährlö- Fleisch oder Fisch zu imitieren. Das is- aus gemahlenen Buffalo-Insekten, auch sung gefüttert werden. Das so entste- raelische Start-up Redefine Meat will bekannt als Larven des Getreideschim- hende Gewebe wird je nach Standpunkt die Maschine mit pflanzlichen Rohstof- melkäfers. Die junge Osnabrücker Fir- entweder In-Vitro-Fleisch oder aber Cul- fen füttern und so Hackfleisch, Burger, ma Bugfoundation hat das Produkt 2018 tured oder Clean Meat genannt. Befür- Würstchen und Kebab produzieren. Re- zum ersten Mal in einem deutschen Su- worter:innen sehen diese Biotechnolo- zepte gibt es auf der Webseite schon permarkt verkauft. Mittlerweile wurde gie vor allem als Lösung der gigantischen mal. Aber die Produkte, die laut firmen- nicht nur Soja als eine der Hauptzuta- Probleme, die die industrielle Tierhal- eigener Ankündigung schon in der ersten B I O N O R D/ B I O S Ü D 2 0 2 1 27
Das F leisch der Z ukunft Weide, Labor oder 3D-Drucker? Jahreshälfte 2021 in deutschen Restaurants und Läden erhältlich sein sollten, lassen auf sich warten. »Bald zum Verkauf bereit« ist angeblich auch der pflanzliche Räucher- lachs aus dem 3D-Drucker, mit dem sich das junge Wiener Unternehmen Revo Foods befasst – hergestellt aus Erbsen- protein, Algenextrakt, Pflanzenölen und Ballaststoffen aus der Zitrone. ERNÄHRUNG VERÄNDERN Ob schon Realität oder noch Zukunftsmusik: Start-ups und Forschungsvorhaben, die sich mit Alternativen zu Fleisch und tierischen Produkten beschäftigen, schießen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Und kaum jemand wird bestreiten, dass wir unsere Ernährung ändern müssen, wenn wir unse- ren Planeten und uns selbst gesund halten wollen. Laut der neuen Studie »Die Zukunft liegt auf unserem Teller« des WWF verursacht der bundesdeutsche Verbrauch von tieri- schen Lebensmitteln wie Fleisch, Wurst und Käse rund 70 Prozent der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen. Weniger Fleisch ist also gut fürs Klima. Weniger Fleisch, Milch und Käse bedeutet auch weniger Massentierhaltung, weniger Tierleid. Weniger Tiere brauchen weniger Viehfutter – und die frei werdenden Anbauflächen könnten dafür ge- nutzt werden, die wachsende Weltbevölkerung mit pflanz- lichen Lebensmitteln zu ernähren. WENIGER FLEISCH, NEUE MÄRKTE Viele Menschen haben ihren Speiseplan schon ganz oder teilweise umgestellt, essen seltener Fleisch, weichen auf pflanzliche Drinks und Aufstriche aus, legen auch mal To- fuwürstchen statt Nackensteak auf den Grillrost. Die Aus- wahl an vegetarischen und veganen Alternativen wird im- mer größer und vielfältiger. Im Jahr 2020, so vermeldete das Statistische Bundesamt, produzierten die Unternehmen hierzulande knapp 39 Prozent mehr Fleischersatzprodukte als im Vorjahr, insgesamt gut 83.700 Tonnen im Wert von 374,9 Millionen Euro. Mit einer pflanzlich ausgerichteten Vollwert küche, wie sie die Bio-Bewegung in ihren Verglichen mit dem Wert von Fleisch- und Fleischerzeug- nissen, ist das immer noch verhältnismäßig wenig – der Anfangstagen propagierte, hat der neue lag im Jahr 2020 bei 38,6 Milliarden Euro, also etwa hun- Veggie-Trend nur noch wenig zu tun. Denn dertmal so viel. Aber es ist ein wachsender Markt, der zu- nehmend wirtschaftlich interessant wird. Vor allem mit paradoxerweise wollen viele der Ersatz Blick auf die Zukunft: Wie eine Umfrage der Böll-Stiftung produkte die echten S chnitzel, Würste und für den aktuellen Fleischatlas 2021 zeigt, ist der Verzicht auf Fleisch und tierische Produkte besonders bei jungen Bouletten imitieren. Menschen zwischen 15 und 29 Jahren ein Thema. Knapp 28
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