Blz konomische Bildung ? - GEW Berlin
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blz Z e i t s c h r i f t d e r B ERLI N 6 7. ( 8 2 . ) J a h r g an g J u l i / A u g u s t 2 014 Ökonomische Bildung ? SCHULE GLOSSE EXTRA Scheeres’ Versprechen Kindergeburtstag Seminarprogramm
2 ZEITSCHRIFT FÜR DIE MITGLIEDER DER GEW BERLIN blz | J uli / A ugust 2 0 1 4 I n halt Leute | Standpunkt | Kurz und bündig | Post an die Redaktion| . . .3-5 T itel Wirtschaft will Schule machen Martina Schmerr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 S c hule Berliner Schulpsychologie Matthias Siebert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Zusammenarbeit braucht Zeit Klaudia Kachelrieß. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 G ewe r k s c haft 12 GEWERKSCHAFT Bei der Landesdelegiertenversammlung ist ein leicht erneuerter Vorstand gewählt worden; im Wesent- Die Landesdelegierten tagten … Folker Schmidt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 lichen »regiert« das alte Team. Die wichtigsten inhaltlichen Mete-Eks,i-Preis 2014 B. Arukaslan / N. Gundacker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Punkte waren ein Beschluss zu den Auseinandersetzungen um Scheeres’ Versprechen Vorstand GEW BERLIN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 die Entgelte der angestellten Lehrkräfte und die Durchführung Gesichter der GEW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 eines Aktionstages der Lehrbeauftragten. S emi n a r p r o g r amm de r G E W B E R L I N Seminare für das zweite Halbjahr 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I-VIII Re c ht & T a r if Kurzmeldungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 G l o sse Schöner, teurer, besser! Gabriele Frydrych. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 T e n de n z e n 16 SCHULE Seit Anfang des Jahres planen Lehrkräfte mit der Jeder Krieg beginnt mit einer Lüge Lore Nareyek. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 angekündigten Altersermäßigung. Dementsprechend meldeten die Schulen auch ihren Stellenbedarf für das neue Schuljahr an. I n te r n ati o n ales Ein neues Organisationsschreiben der Senatorin durchkreuzt kurz vor Schuljahresende alle Pläne. Wenn erst Gewerkschaftshäuser brennen … Jörg Tetzner. . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Titel: Trueffelpix/Fotolia; Unten: ISM/pixelio.de; Mitte: Cornerstone/pixelio.de; Oben: GEW S e r vi c e Theater und Schule | Fortbildung | Materialien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 20 TENDENZEN Jeder Krieg beginnt mit einer Lüge, stand auf dem zentralen Plakat beim Ostermarsch 2014. Lore Nareyek beschreibt, was das für das Jubiläum Erster Weltkrieg bedeutet. I m p r essum Die blz ist die Mitgliederzeitschrift der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Ralf Schiweck, Folker Schmidt, Christiane Thöne, Josef Hofmann Satz, Layout und Konzept: Berlin, Ahornstr. 5, 10787 Berlin und erscheint monatlich (10 Ausgaben) als Beilage der Redaktionsanschrift: Ahornstraße 5, 10787 Berlin, Tel. 21 99 93-46, Fax –49, bleifrei Texte + Grafik/Claudia Sikora/Jürgen Brauweiler E&W. Für die Mitglieder ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten. Für Nichtmitglieder E-Mail blz@gew-berlin.de Erkelenzdamm 9, 10999 Berlin, Tel. 61 39 36-0, Fax -18, e-mail: info@bleifrei-berlin.de beträgt der Bezugspreis jährlich 18 Euro (inkl. Versand). Anzeigen und Verlag: GEWIVA GmbH, erreichbar wie Redaktion. Druck: Bloch & Co, Prinzessinnenstr. 26, 10969 Berlin Redaktion: Klaus Will (Koordinierung, Foto- und Schlussredaktion), Richardo Zeh, Martina Brömme, Für Anzeigen gilt die Preisliste Nr. 12 vom 1. November 2013 ISSN 0944-3207 7-8/2014: 25.500
J u l i / A u g u s t 2 014 | blz Standpunk t 3 Unüberwindbare Widerstände Foto: Privat L E UT E Benita Hanke, ehemalige Berliner Hauptper- Trotzdem müssen wir versuchen, den tariflosen sonalratsvorsitzende, ist vom Vorwurf der Vorteilsnahme und der Bestechlichkeit in Zustand zu beenden allen Punkten freigesprochen worden. Während damals die Presse über die Vor- würfe breit berichtete, war der Freispruch nicht erwähnenswert. Sharan Burrow ist Lehrerin in Australien und wurde auf dem Weltkongress des Interna- tionalen Gewerkschaftsbundes (IGB) im Mai 2014 in Berlin zur Generalsekretärin von Andreas Gehrke, Leiter Tarif- und Beamtenpolitik im GEW-Bundesvorstand gewählt. Neuer IGB-Präsident wurde der brasilianische Hochschullehrer Joao Feli- ciot. Damit wird der IGB von zwei Men- schen aus dem Bildungsbereich geleitet, I m April hat die Bundestarifkommission Länder (BTK-L) beschlossen, förmliche Tarifverhandlungen mit der Tarifgemein der Verhandlungen in der nächsten Ent- geltrunde 2015 sein müssten. Das gelte insbesondere für die Verschiebung der obwohl dieser Bereich nur einen geringen schaft deutscher Länder (TdL) über die Tabelle für die Zuordnung von Entgelt- Anteil der Delegierten stellte. Eingruppierung der Lehrkräfte aufzu- gruppen zu Besoldungsgruppen (Bei- nehmen. Dem Beschluss ging eine aus- spiel: A 12 = EG 12 und nicht wie zur- führliche Diskussion voraus, in der sich zeit EG 11). Andere Forderungen wie die Gesine Schwan ist mit ihrer Humboldt-Via vor allem die Berliner Mitglieder der Ta- nach Länderöffnungsklauseln oder einer drina School of Governance pleite ge- rifkommission gegen Verhandlungen Zulage zum Ausgleich statusbedingter gangen. Die ehemalige Präsidentenkan- aussprachen. Ich bin deshalb dankbar, an Nachteile stoßen dagegen auf zurzeit didatin konnte die seit 2009 existieren- dieser Stelle einige Argumente der Ver- unüberwindbaren Widerstand. Das war de Einrichtung nicht mehr retten, weil handlungsbefürworterInnen vertreten zu nicht zuletzt auch ausschlaggebend für ihr finanzkräftige FörderInnen fehlen. können. Die Mitglieder der BTK-L, nahe- das Nein der Berliner BTK-L Mitglieder. Laut Tagesspiegel habe sich zuletzt auch die Hoffnung zerschlagen, die Hans- Böckler-Stiftung des DGB werde als För- zu ausnahmslos alles ehrenamtliche an- gestellte Lehrkräfte, hatten die Zwischen ergebnisse der seit November 2013 lau- Gleichwohl hat die deutliche Mehr- heit der Tarifkommission die Auf- nahme von Verhandlungen beschlossen. derin einspringen. fenden Gespräche zwischen GEW und Trotz der nur sehr vagen Einigungswege, Tdl zu bewerten. Das war keine leichte trotz der bisherigen Ablehnung zentraler Aufgabe, da die vorliegenden Ergebnisse Forderungen. Überwiegend wurde die Po Jenny Erpenbeck hat den ver.di-Literaturpreis bestenfalls Einigungsmöglichkeiten und sition vertreten, in förmlichen Verhand- Berlin-Brandenburg für ihren Roman »Aller -wege aufzeigen. Sie beziehen sich auf lungen zu prüfen, welche unserer Forde Tage Abend« erhalten. Erpenbeck zwinge die Bereitschaft der TdL, rungen wirklich durchgesetzt werden ihre LeserInnen zum Mitdenken. Damit • die Unterschiede zwischen Ost und können. Auch bei den BefürworterInnen werde der Genuss des Buches erhöht. Die West in der Eingruppierung durch Verbes gibt es viel Skepsis. Deshalb wurde ver- Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert. serungen im Tarifgebiet Ost aufzugeben; einbart, im Herbst und gegebenenfalls Der ver.di-Literaturpreis wurde in diesem • Ausgleichsmöglichkeiten durch Berufs auch noch einmal im Dezember die BTK-L Jahr zum zehnten Mal verliehen. Gleich- erfahrung für Lehrkräfte mit Erstem, aber zu einer Bewertung des Verhandlungs zeitig wurde Horst Bosetzky (-ky) mit dem ohne Zweitem Staatsexamen zu schaffen; standes zusammenkommen zu lassen. erstmals verliehenen Ehrenpreis ausge- • speziell ausgebrachte Tätigkeitsmerk Schon jetzt auszusteigen, ohne den mög zeichnet. Er erhält ihn für sein Lebens- male zusammenzufassen und einem all- licherweise auf lange Zeit letzten Versuch werk. gemeinen Ausbildungsniveau zuzuord- gemacht zu haben, erstmals nach Jahr- nen und zehnten tariflosen Zustands die Eingrup • die Auswirkung unterschiedlicher Aus pierung angestellter Lehrkräfte tarifver- Andreas Schleicher über die angebliche Ent- bil dungen auf die Eingruppierung zu traglich zu regeln, kam für die Mehrheit wertung des Abiturs in der taz am 28. Mai klären. der Tarifkommission nicht infrage. 2014: »Wenn die Leute sagen, das Abi ist Klar ist aber auch. Wir wollen keinen weniger wert, weil es mehr Menschen ma- Dies mag wenig erscheinen. Mit der Ost- Tarifvertrag um jeden Preis. Am Ende chen, liegt dem die Vorstellung zugrunde, West-Angleichung, der Schaffung von Hö muss die Organisation entscheiden, ob bei Bildung gehe es um Selektion. Vor 100 hergruppierungsmöglichkeiten aufgrund das Verhandlungsergebnis gemessen an Jahren hätte man wahrscheinlich diskutiert, von Berufserfahrung und der Zusammen unseren Forderungen ausreicht. Bis da- ob alle Kinder zur Grundschule müssen fassung von Tätigkeitsmerkmalen wären hin wird verhandelt, so wie es die Mehr- oder ob nicht die Hälfte reicht. Dabei gibt jedoch einige der zentralen GEW-Forde- heit entschieden hat. Es wäre schön, es Länder, in denen auch Schüler ohne Abi rungen erreichbar. Bei weitergehenden wenn der Landesverband Berlin seine im Schnitt so gut abschneiden wie in Forderungen wurde signalisiert, dass sie Mitarbeit in der Verhandlungskommis Deutschland die Abiturienten.« wegen ihrer finanziellen Relevanz Thema sion wieder aufnehmen würde.
4 Kurz & Bündig blz | J u l i / A u g u s t 2 014 Naturwissenschaften sind im Verlauf der Sekundarstufe I und am Ende der Jahr- gangsstufe 10 untersucht worden. Ergän zend wird über erste Ergebnisse einer SchülerInnenbefragung zu ihren Unter- richtswahrnehmungen berichtet. Der zweite Teil berichtet über die Lehrkräf- tebefragung 2013 und über die Lern ausgangslagenerhebung zu Beginn der Jahrgangsstufe 7 im Schuljahr 2012/13. Die Studie hat die Senatsbildungsver- waltung zum Download ins Internet ge- stellt: Unter Bildungswege und Modell Ge meinschaftsschule, 4. Zwischenbericht. Allgemeine Kitapflicht ist nicht zulässig Aufgrund einer schriftlichen Anfrage im Abgeordnetenhaus erklärte der Berliner Senat, dass nach seiner Auffassung die Einführung einer allgemeinen Kitapflicht (sowohl durch Bundesgesetz als auch durch Landesgesetz) nicht mit dem Grundgesetz (GG) vereinbar sei. Sie wür- de einen unzulässigen Eingriff in das El- ternrecht nach Artikel 6 Absatz 2 GG darstellen. Bei der Pflicht zur Teilnahme an der vorschulischen Sprachförderung 7.500 Protestschreiben sind im Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses eingegangen. Weitere 4.000 individuelle nach § 55 Schulgesetz handele es sich Schreiben hat die GEW BERLIN erhalten. Etwa 300 Berliner Kollegien protestierten gemeinsam gegen den Umgang der Se- aber nicht um eine »Kitapflicht«. Diese natsbildungsverwaltung mit den Arbeitszeitkonten. Diese Protestschreiben wurden am 12. Juni 2014 dem Bildungsaus- Förderung erfolge zwar in Kindertages- schuss des Abgeordnetenhauses übergeben. Foto: Hartmut Schurig einrichtungen, damit werde aber keine allgemeine Kitapflicht eingeführt, er- klärte die Senatsbildungsverwaltung. (Drucksache 17/13 624) ErzieherInnen fordern verlässliche gestellt worden. Ein Großteil dieser Vor- und Nachbereitungszeiten Lehrkräfte wurden für Mathematik, Na- Lettische Lehrkräfte wollen Mit über 1.300 Postkarten an Bildungs- turwissenschaften und berufliche Fächer bessere Gehälter senatorin Sandra Scheeres haben Erzie- eingestellt. Im selben Jahr wurden außer Die lettische Lehrergewerkschaft LIZDA herInnen an Grundschulen und sonder- dem durch PKB-Kräfte 483.299 Unter- protestierte Mitte Mai 2014 gegen die pädagogischen Förderzentren verlässli- richtsstunden erteilt, das sind 2,2 Pro- schlechte Bezahlung von Lehrkräften in che Zeiten für die mittelbare pädagogi- zent der Gesamtstundenzahl. Rund 34 dem baltischen Staat. Mit durchschnitt- sche Arbeit gefordert. Fünf Wochenstun- Prozent der dort eingesetzten Personen lich 550 Euro Brutto im Monat bekom- den für die Vor- und Nachbereitung so- waren Lehrkräfte mit Laufbahnbefähi- men lettische Lehrkräfte eines der nied- wie vier Stunden für Elternarbeit und gung. Diese Angaben teilte die Senats- rigsten Gehälter in der Europäischen Zusammenarbeit mit anderen Stellen bildungsverwaltung aufgrund einer An- Union. Die KollegInnen der Nachbarlän- seien erforderlich. Mit der Postkartenak- frage im Abgeordnetenhaus mit. der Estland und Polen kommen immer- tion sollte auch die Forderung des Ge- (Drucksache 17/13 389) hin auf 802 und 900 Euro. Lehrkräfte in samtpersonalrates unterstützt werden, Litauen werden hingegen mit durch- der Verhandlungen über eine Dienstver- schnittlich 528 Euro noch karger ent- einbarung gefordert hat. Inzwischen hat Wissenschaftliche Begleitstudie lohnt. Bereits im letzten Herbst mobili- Scheeres eingelenkt und verhandelt mit Gemeinschaftsschule 2013 sierte die Lehrergewerkschaft LIZDA dem Gesamtpersonalrat über den Ab- Der jetzt vorliegende Bericht 2013 zur rund 2.000 PädagogInnen für Protestak- schluss einer Vereinbarung. Pilotphase der Gemeinschaftsschulen in tionen gegen die schlechte Bezahlung. Berlin umfasst zwei Teilbereiche. Im ers- Zur diesjährigen Protestaktion kamen ten Abschnitt werden die Ergebnisse der erheblich mehr: Nach lettischen Berich- Mehr SeiteneinsteigerInnen Jahrgangsstufe 10 präsentiert: Die Lern ten nahmen etwa 7.000 Lehrkräfte teil. im Schuldienst entwicklungen der SchülerInnen in den Dies ist für lettische Verhältnisse eine Im Jahr 2013 sind SeiteneinsteigerInnen Kompetenzbereichen Leseverständnis, respektable Protestveranstaltung, eine im Umfang von 140 Vollzeitstellen ein- Orthografie, Englisch, Mathematik und der größten der letzten Jahrzehnte.
J u l i / A u g u s t 2 014 | blz P o s t a n d i e Re d a k t i o n 5 BERLIN vor zwei Jahren den Grundsatz- samtvolumen ihr kleines Reich heraus- Unverlangt eingesandte Besprechungsexemplare und Beiträge werden nicht zurückgeschickt. Die Redaktion beschluss gefasst und das Geld bereitge- geschnitten – und im Hintergrund drän- behält sich bei allen Beiträgen Kürzungen vor. Beiträge stellt hat, damit die Verfolgung von gelt die Wirtschaftslobby nach einem nur per E-Mail einsenden. Die in der blz veröffentlich- Lehrkräften wegen ihres politischen En- Fach Wirtschaft. Das ist vielleicht ein Pa- ten Artikel sind keine verbandsoffiziellen Mitteilungen, sofern sie nicht als solche gekennzeichnet sind. gagements, wegen ihres jüdischen Glau- radebeispiel für kleinkarierte Interes- bens oder ihrer Zugehörigkeit zu angeb- senpolitik, aber keine Lösung für die po- lich »minderwertigen« Rassen dokumen- litische Bildung. Sinnvoller wäre es, ein »Heute für morgen Zeichen setzen«, tiert wird. Ich hoffe, dass ihr und viele gemeinsames Konzept für politische Bil- Juni-blz 2014 andere KollegInnen euch für die Ergeb- dung zu entwickeln und dafür gemein- nisse dieser Forschung interessiert und sam zu streiten. Thomas Isensee Mit großem Interesse habe ich den Arti- sie in Folgeprojekte umsetzt. Wir von kel in der blz gelesen. Auch ich gehöre der »AG Verfolgte Lehrkräfte« hoffen zu der dort beschriebenen Berufsgrup- schwer darauf. Knut Langenbach für die Buchbesprechung »Hetzjagd«, pe. Umso mehr freut es mich, dass auch AG Verfolgte Lehrkräfte, Kontakt: ns-verfolgte@gew-berlin.de Juni-blz 2014 in der blz (mir gefällt der Name nicht so wirklich gut!) immer öfter über den Be- Ich bin entsetzt über die relativierenden ruf der ErzieherInnen und deren Bedin- »Eine Stunde reicht nicht«, Aussagen in der Buchbesprechung »Hetz gungen berichtet wird. Mit dem Inhalt Juni-blz 2014 jagd auf einen Deutschlehrer« von Klaus des Artikels gehe ich natürlich komplett Will. Zitat: »Man wird den Eindruck nicht mit. Dabei habe ich noch Glück: Ich bin Man muss dem Kollegen Rüter dankbar los, dass beim Kinderschutz vor allem seit 1980 beim Senat von Berlin ange- sein, dass er den desolaten Zustand des die Verfolgung umherschleichender (sic) stellt. Erst als Erzieherin in einer Kita, Lernbereichs Gesellschaftswissenschaf- Pädophiler wichtig ist. Gewalt, Misshand seit 1987 an einer Grundschule. Glück ten an Sekundarschulen thematisiert. lung oder einfach nur Vernachlässigung deshalb, da ich die gesamte Zeit in Voll- Immerhin geht es dabei ja um die politi- von Kindern durch ihre Eltern ist wohl zeit arbeiten konnte. So komme ich mit sche Bildung, die in Sonntagsreden von nicht so pressetauglich«. Wer sich ein meinem Gehalt irgendwie klar und kann je her hochgehalten, jedoch mithilfe ei- wenig mit Kinderschutzfragen auskennt, auch mit einer zumindest halbwegs er- ner langfristigen systematischen Fächer- wird dem energisch widersprechen. Was träglichen Rente rechnen. Wie muss es zersplitterung systematisch zerlegt die Presse hingegen aus einzelnen Fäl- aber den KollegInnen gehen, die bei ei- wird. Nur greift eine Initiative »Pro Ge- len macht, hat gar nichts mit tatsächli- nem freien Träger beschäftigt sind, zum schichte« angesichts dieser Lage leider chem Kinderschutz zu tun. Hier hat das überwiegenden Teil in Teilzeit angestellt zu kurz. Als studierter Historiker wäre Fortsetzung auf Seite 18 und »dem Tarif angeglichen« (was auch ich der Letzte, der die Bedeutung von immer das genau heißt) bezahlt werden. Geschichte für die politische Bildung ge- Der Trend des Senats, immer mehr ring schätzen würde. Aber ich wehre »Horte« an Grundschulen (an den Ober- mich dagegen, aus der Perspektive eines Üb r i ge n s schulen ja sowieso) in die freie Träger- Einzelfachs nach Lösungen für diesen schaft zu geben, verringert so zusätz- lich die Möglichkeiten unserer Berufs- gruppe zur Vollzeitbeschäftigung. Ich Bereich zu suchen. Was dabei heraus- kommt, sieht man: Engstirnige Fachver- bände in Kooperation mit einer traditi- A m Donnerstag um 16 Uhr war die LDV zu Ende; um 18 Uhr war Redak tionsschluss. Am Freitag war der Artikel bin froh, vollbeschäftigt zu arbeiten. onsfixierten Schulverwaltung haben geschrieben. Er erscheint erst einen Wie eine Erzieherin, ein Erzieher, even- über Jahrzehnte jeden Ansatz zu Lern- Monat später. Und man sieht ihm (hoffent- tuell noch alleinerziehend, mit einer bereichen (Gesellschaftskunde an Ge- lich) den Zeitdruck nicht an, unter dem er Teilzeitstelle zurechtkommt, ist mir völ- samtschulen, Weltkunde an Hauptschu- entstand. lig unklar. Über die daraus errechnete len) abgeblockt. Bei dem Konkurrenz- Rentenzahlung möchte ich gar nicht erst nachdenken. Bettina Hohoff kampf der Einzelfächer ist doch weder für diese noch für die politische Bildung insgesamt etwas herausgekommen, im A uf der LDV ist Caroline als unsere Chef redakteurIN gewählt worden (siehe Seite 12). Nur musste sie bei der Redak Gegenteil: Die gut vernetzte Klientel des tionssitzung noch ein Kind betreuen. »Nach vorne und zurück schauen«, neuen Fachs Ethik hat sich aus dem Ge- Aber bis zum Essen mit Andreas, ihrem Juni-blz 2014 Quasi-Vorgänger, wird das dann wohl hoffentlich einplanbar sein. Das Essen ist Ich freue mich sehr, dass ein Artikel zum ja schon lange geplant (siehe blz, Aus BERICHTIGUNG notwendigen Gedenken – gerade wenn gaben März/April, Mai und Juni). Wir man »nach vorne« schauen will – jetzt freuen uns schon. Beim Kürzen des Artikels »Lernerfolg in der blz erscheint. Ihr schreibt, dass an und Bildungspolitik« von Uwe Preuß ist keiner anderen Stelle »die Verbrechen der Nationalsozialisten so real erfahrbar« seien. Das will ich aufnehmen. Ich denke leider ein Satz zuviel gestrichen wor- den: Bevor der Name »Pant« auftaucht, D iesmal war wegen der acht Seiten Bil- dungsprogramm wenig Platz im Heft für redaktionelle Beiträge. Aber das pas- hatte der Autor erklärt, wer das ist: nämlich, dass man sich bemühen muss, siert ja nur zweimal im Jahr. Folker Schmidt Hans Anand Pant ist Direktor des Insti- die Verbrechen an möglichst vielen, mög tuts zur Qualitätsentwicklung im Bil- lichst konkreten Orten zu dokumentieren. dungswesen (lQB). Redaktionsschluss blz 10/2014: 29. August 2014 Deshalb finde ich es gut, dass die GEW Redaktionsschluss blz 11/2014: 2. Oktober 2014
6 Ökonomische Bildung Titel blz | J u l i / A u g u s t 2 014 Wirtschaft will Schule machen Die Befürworter einer verstärkten ökonomischen und finanziellen Bildung sind meist einseitig ausgerichtet von Martina Schmerr, Vorstandsbereich Schule im GEW-Hauptvorstand D er Begriff »Finanzielle Bildung« hat in der Dis- kussion über Schule noch nicht lange Kon- junktur. Traditionell in der Verbraucher- oder Kon- krise in 2007. Ihren schulischen Ort hat die »Finan- zielle Bildung« im Bereich der politisch-ökonomi- schen Bildung. Dass sie jedoch so extensiv zum sumentenbildung verortet, haben – zugespitzt ge- Thema werden soll, wie einschlägige Medien und sagt – eher Sparkassen als Schulen den Begriff be- Interessengruppen dies neuerdings fordern, ist nutzt. Dass die »Finanzielle Bildung« mittlerweile ebenso zweifelhaft wie die Themen und Dimen wie selbstverständlich als schulischer Auftrag defi- sionen, die dabei in den Vordergrund gestellt wer- Foto: Privat niert wird, hat nicht zuletzt mit dem zunehmen- den. Die »Fi nanzielle Bildung« erweist sich dabei den Wirtschaftslobbyismus im Schulwesen zu tun. oft als »Einfallstor für Lobbyinteressen und für ein Seit vielen Jahren beobachten wir, dass immer einseitiges Verständnis ökonomischer Bildung« Martina Schmerr mehr private Akteure versuchen, auf schulische (Neumaier, S. 56). Lerninhalte Einfluss auszuüben. Dazu gehören Pri- vatunternehmen, Stiftungen, Vereine oder Wirt- schaftsverbände. In sehr augenfälliger Weise spielt Der öffentliche Diskurs sich dieser »Kampf um die Köpfe« junger Men- schen im Bereich der Unterrichtsmaterialien ab. Seit einigen Jahren wird der Ruf nach mehr ökono- Dabei tun sich Finanzdienstleister und Versiche- mischer Bildung lauter. Um dem Anliegen Nach- rungskonzerne besonders hervor, und dies ver- druck zu verleihen, werden dafür gerne auch mal mehrt seit Ausbruch der Wirtschafts- und Finanz- Schulbücher schlecht geredet. So warf die FDP-
J u l i / A u g u s t 2 014 | blz Titel 7 nanzkrise mitunter in einer Weise bemüht, als hät- Ökonomische Bildung te die Krise verhindert werden können, wenn die Anleger bereits in der Schule Wissen über Aktien und Geldanlagen erworben hätten. Dabei nahm die Krise in einem Land ihren Ausgang, in dem die fi- nanzielle Bildung laut OECD zumindest schon stra- tegisch implementiert ist: in den USA. Im Schatten der ersten PISA-Studie, die Ende 2001 erschienen ist, wurde die »CIVIC-Studie« bekannt, die Deutschland ein offensichtliches Demokratie- defizit bescheinigte: Im internationalen Vergleich zeichneten sich deutsche Achtklässlerinnen und Achtklässler durch den höchsten Grad an Fremden- feindlichkeit aus. Ihre Bereitschaft zu politischem Engagement lag deutlich unter dem Durchschnitt anderer Länder. Leider hat die Studie keinen nach- haltigen Aufschrei hervorgerufen. Die politische Bildung hat sogar noch Federn lassen müssen. Würde man die Bevölkerung zu weiteren Themen befragen – etwa Gesundheit, Umwelt oder Kultur – träten sicherlich ähnliche Defizite zutage. All diese Themen haben jedoch keine vergleichbare Lobby mit entsprechenden Mitteln hinter sich wie die ökonomische oder finanzielle Bildung. Unterrichtsmaterialien zur Finanzbildung nahe Friedrich-Naumann-Stiftung 2010 mittels ei- Die Schulbuchausgaben sind in den letzten Jahren ner Schulbuchstudie den Lehrwerken eine »markt- in allen Bundesländern gekürzt worden und viele feindliche Grundhaltung« vor. Eine Untersuchung Bücher sind nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Da des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) konsta- Lehrkräfte stets auf der Suche nach aktuellem Ma- tierte ein »begrenztes, oftmals sogar ein markt terial für ihren Unterricht sind, kann vermutet wer- pessimistisches Bild der Ökonomie« in Schulbü- den, dass – vor allem kostenlose – Materialien will- chern. Das renommierte Georg-Eckert-Institut für kommen sind. Mit diesen werden sie in den letzten internationale Schulbuchforschung kommt dage- Jahren überhäuft. gen zu ganz anderen Ergebnissen und attestiert Die Universität Augsburg hat im Jahr 2012 den Schulbüchern »ein erstaunlich differenziertes 880.000 Lehrmaterialien im Internet aufgefunden Bild der Wirtschaft und unternehmerischen Tätig- und schätzt die Dunkelziffer auf etwa eine Million keit«. Von einer ablehnenden Haltung der Markt- Materialien, die sich an Schulen und Lehrkräfte wirtschaft gegenüber könne keine Rede sein. (www. richten. Dabei sind den WissenschaftlerInnen ins- gei.de: »Unternehmer im Schulbuch«) besondere die Produkte von umsatzstarken Unter- Bei der Forderung nach mehr ökonomischer Bil- nehmen aufgefallen. So bieten von den 20 umsatz- dung im engeren Sinne wird oft übersehen, dass stärksten Unternehmen in Deutschland 15 kosten- diese von den Bundesländern in den letzten Jahren lose Unterrichtsmaterialien an. Viele davon seien bereits im Lehrplan aufgewertet und systemati- ansprechend gestaltet, könnten aber ihren Wer- scher verortet worden ist. Dies ist etwa durch die bungscharakter kaum verbergen. Bei näherer Un- Einführung von Fächerverbünden wie »Arbeit-Wirt- tersuchung einzelner Materialien stießen die Auto- schaft-Technik« und zumeist zu Lasten der politi- rInnen mehrfach auf »eine perspektivische Einsei- schen Bildung geschehen. Weiterhin jedoch befeu- tigkeit, die dem pädagogisch-didaktischen Grund- ern viele Institute und Medien die Öffentlichkeit prinzip der Multiperspektivität und Kontroversität regelmäßig mit fragwürdigen Studien, wonach das widerspricht.« (www.bildungsmedien.de) ökonomische und finanzielle Wissen der deutschen Auch die Verbraucherzentrale Bundesverband Bevölkerung mangelhaft sei und im Bildungsbe- (BZBV) attestierte den wirtschaftsnahen Unter- reich gestärkt werden müsse. Da ist zum Beispiel richtswerken signifikant mehr Defizite als anderen von gravierenden Fehleinschätzungen die Rede, – etwa öffentlich verantworteten – Angeboten. Der davon, dass die Rendite von Aktien unterschätzt, »Materialkompass« (www.verbraucherbildung.de) Foto: Tim Reckmann/pixelio.de jene des Sparbuchs überschätzt und die Notwen- der BZBV hatte hierfür 220 Materialien ausgewer- digkeit privater Altersvorsorge nicht ernst genom- tet. Ein Viertel der Unterrichtsentwürfe aus der men würde. Wirtschaft erhielt lediglich die Note »ausreichend«. Als Argument für mehr ökonomische und finan- Zu den mäßig bewerteten Broschüren gehörten zielle Bildung wird dabei die Wirtschafts- und Fi- beispielsweise die Materialien der Stiftung »My Fi
8 Titel blz | J u l i / A u g u s t 2 014 nance Coach« sowie die Unterrichtseinheit »Finan- Ökonomische Bildung zielle Allgemeinbildung« von »Handelsblatt macht Schule«, bei der die Deutsche Vermögensberatung AG fachlich Pate stand. Dem BZBV zufolge sind vie- le Informationen in diesem Lehrmaterial »ober- flächlich und einseitig«. Ein weiteres Beispiel für ein interessengeleitetes Produkt ist das Heft »Hoch im Kurs«, das vom Bun- desverband Investment und Asset Management (BVI) finanziert wurde. Das Material propagiert ein- seitig die private Altersvorsorge als alternativlos und adressiert die Schülerinnen und Schüler als Abnehmer verschiedener Produkte des Finanz- markts, wie die Riester-Rente, Vermögensanlagen oder Investmentfonds. Schließlich ermuntert die Broschüre die SchülerInnen, eine VertreterIn aus dem Banken- oder Vermögensberatungsbereich einzuladen und mit ihr/ihm über Fondssparen und andere Anlageformen zu diskutieren. Diese Art fi- nanzieller Bildung hat »nichts mit politischer, we- nig mit ökonomischer und nicht einmal etwas mit kritischer Verbraucherbildung zu tun«, so das Ur- teil eines Experten (Neumaier, S. 64). Die kritische Sicht fehlt bei den meisten Unterrichtsmaterialien zur Finanz- Zahlreiche Materialien zur Finanzbildung verfol- bildung. Hier eine Occupy-Aktion 2011 in Düsseldorf. Foto: Bert Butzke gen offensichtlich das Ziel, das durch die globale Wirtschafts- und Finanzkrise gestörte Vertrauen in die Märkte und die Finanzindustrie wieder zu stär- Trennung von Partnerschaften. Zwei Themen, die ken. Oder die jungen Menschen auf die private sehr wohl als Schlüsselthemen eines lebensweltlich Rentenversicherung einzuschwören. Oder sie auf orientierten Unterrichts gelten können. Auch wenn ihre Rolle als Anleger im Kapitalmarkt vorzuberei- es also stimmt, dass Jugendliche über ihre finanzi- ten. Die Ursachen der Wirtschafts- und Finanzkrise ellen Verhältnisse hinaus konsumieren: hilft da werden dabei häufig verzerrt und einseitig darge- wirklich ein ausgewiesenes Lernfeld »finanzielle stellt oder gleich ganz unterschlagen. Auch zu- Bildung«? Aus meiner Sicht: nein. Der Umgang mit künftige systemische Risiken der Finanzmärkte Geld sollte Teil eines lebendigen Mathematikunter- werden ausgespart. Viele Unterrichtsvorschläge richts und eines schulischen Lernens sein, bei dem enthalten kaum Kontroversen oder gesellschaftli- insgesamt darauf geachtet wird, dass junge Men- che und politische Zusammenhänge. Das ent- schen Kompetenzen der Alltagsbewältigung und spricht nicht dem schulischen Bildungsauftrag. Lebensplanung erwerben. Dimensionen wie Demokratie, Humanisierung, Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit oder sozialer Zusam- Was ist »gute« ökonomische Bildung? menhalt – Werte, die in vielen Rahmenlehrplänen zu finden sind – drängen sich besonders beim The- »Schülerinnen und Schüler sollen lernen, eigene Vor ma Ökonomie und Finanzwelt förmlich auf. Gerade stellungen von einem guten Leben und ihren An- die unregulierten Finanzmärkte haben soziale Ver- forderungen an die Wirtschaftswelt zu entwickeln. werfungen erzeugt, die tief in das Leben junger Sie müssen mit den wichtigen Problemen der Ge- Menschen hineinreichen können. Und die private sellschaft, der Umwelt und der Wirtschaft konfron- Alterssicherung ist in besonderem Maße der Fi- tiert werden und unterschiedliche Lösungsstrategi- nanzspekulation, der Krise und der Entwicklung en und Handlungsmöglichkeiten kennenlernen.« des Zinsniveaus unterworfen. Einige unterneh- So formulierten es die Gewerkschaften (DGB 2012, mensnahe Materialien schließen eine Beschäfti- S. 3). Sie verbinden damit die Anforderung an gung mit derlei Dimensionen jedoch allein schon schulischen Unterricht, dass er ökonomische Prob- aufgrund ihrer wirtschaftswissenschaftlichen Aus- leme in Beziehung setzt zu gesellschaftlichen und richtung geradezu aus. persönlichen Schlüsselproblemen, statt sie allzu Eine weitere Mindestanforderung an Material, reduziert oder monodisziplinär zu behandeln. das Lehrkräfte überzeugen soll, ist zudem, dass Häufig werden zum Beispiel die vermeintlich verschiedene Positionen dargestellt werden, wenn weit verbreiteten »Handyschulden« Jugendlicher ein Thema auch in der Gesellschaft kontrovers dis- zur Begründung grundlegender Finanzbildung an- kutiert wird. Was indessen bei vielen Lehrkräften geführt. Aus Studien ist bekannt, dass eine Ver- nicht gut ankommen dürfte, sind einseitige oder schuldung zumeist durch Lebensereignisse ent- manipulative Darstellungen. Um solche handelt es steht, die der Einzelne nur bedingt oder gar nicht sich, wenn etwa in der Broschüre »Hoch im Kurs« beeinflussen kann, wie etwa Arbeit(slosigkeit) oder Arbeitsaufträge in Suggestivfragen gepackt wer-
J u l i / A u g u s t 2 014 | blz Titel 9 den, die einen naturgesetzlichen Zwang zur Priva- Lernmaterialien kompetent gemacht werden. Dies Ökonomische Bildung tisierung der Altersvorsorge nahelegen: »Warum geschieht jedoch nicht. sind sich Experten einig, dass das System [die Lehrkräfte, die Unterrichtsmaterialien privater staatliche Sozialversicherung] auf diese Weise oder freier Anbieter nutzen, sollten indessen im nicht mehr zukunftsfähig ist?« Alltag genau hinschauen: Von wem stammen die Ein zentrales Anliegen schulischer Vermittlung – Materialien? Wer bezahlt sie? Wem nutzt das hier und somit auch ein Qualitätskriterium für Unter- vermittelte Wissen? Welche Interessen stecken – of- richtsmaterialien – ist indessen die Frage, ob der fen oder verdeckt – dahinter? Worüber wird nicht Unterricht die Gesellschaft, und damit Politik, Öko- informiert? Diese Fragen sind wichtig, um einen nomie und auch Finanzen, als gestaltbar vermittelt ausgewogenen, multiperspektivischen, kontrover- und die Kritikfähigkeit junger Menschen fördert. sen und schülerorientierten Unterricht zu gestal- Hierzu müssten also strukturelle Zusammenhänge, ten, der Politik und Wirtschaft, sozialwissenschaft- politische Gestaltungsprozesse und -alternativen liche und ökonomische Bezüge sinnvoll verbindet. einbezogen werden. Nun könnte man einwenden, Wohlgemerkt: Schule muss nicht jedes Alltags- dass dafür ja die Lehrkräfte sorgen können. Und problem lösen helfen. Auch müssen 16-Jährige dass ein einzelnes Arbeitsblatt nicht die ganze Pa- nicht die Vorteile von Bausparverträgen oder die lette pluraler Positionen aufweisen könne. Aber ge- Unterschiede zwischen Aktien und Obligationen rade angesichts der Tatsache, dass viele Lehrkräfte büffeln. Selbst die FAZ schreibt, dass die Geldanla- fachfremd unterrichten müssen und einen Dschun- ge keine komplizierte Wissenschaft sei: »Vielmehr gel von Materialien vorfinden: Verweise auf andere gibt es banale Grundsätze. Je höher die verspro- Standpunkte und Denkschulen kosten nicht viel chene Rendite, desto höher auch das Risiko. Der Platz und wären redlicher. Bankberater ist nur bedingt ein guter Ratgeber, er lebt vom Verkauf teurer Produkte. Und lege nicht alle Äpfel in einen Korb, sondern streue dein Ver- Anforderungen an Politik und Lehrkräfte mögen. Wer das verstanden hat, braucht sich nicht mehr als finanzieller Analphabet zu fühlen.« Wofür Dass private Anbieter von Unterrichtsmaterialien also der Aufwand? in die Lücke öffentlicher Sparmaßnahmen und un- Entscheidend für eine gute Schule ist die aufga- zureichender Lehrmittelversorgung springen, kann bengerechte Versorgung mit ausgebildeten Lehr- man ihnen nicht mal verübeln. Selbst die Gewerk- kräften und anspruchsvollen Materialien. Die Ver- schaften tun das, allerdings in einem sehr viel ge- antwortung hierfür liegt in erster Linie bei den Mi- ringeren Ausmaß als die Arbeitgeber. Aber der nisterien, die den zunehmenden Lobbyismus und staatliche Bildungsauftrag, das Qualitäts- und das Kommerz an Schulen auf die Agenda setzen müss- Neutralitätsgebot von Schule können hierdurch in ten. Dass Unterricht nicht zum Spielfeld für kom- Konflikt geraten. merzielle oder einseitige Interessen wird, darauf Vor zwei Jahren hat sich die GEW daher gemein- könnten indessen alle Anbieter von Materialien zur sam mit dem DGB an die Kultusministerien ge- finanziellen Bildung achten. wandt und mehr öffentliche Verantwortung für Un- terrichtsmaterialien angemahnt. Eine öffentliche »Prüfstelle« wird von ministerieller Seite seither Literatur zum Weiterlesen abgelehnt, zumeist unter Verweis auf den großen Aufwand und die ausreichende Kompetenz der Deutscher Gewerkschaftsbund: »Wirtschaft in der Schule – Was sollen Lehrkräfte. Eine Prüfung der Materialien durch unsere Kinder lernen?«. Positionspapier, beschlossen vom Bundes Lehrkräfte ist jedoch sehr zeitaufwändig und im vorstand am 04.09.2012 Alltag oft nicht machbar. Wenn die Anzahl frei verfügbarer und privater Famulla, G., Fischer, A., Hedtke, R., Weber, B., Zurstrassen, B.: Bessere Unterrichtsmaterialien in die Millionen steigt – und ökonomische Bildung: problemorientiert, pluralistisch, multidisziplinär. das bei sinkenden Schulbuchausgaben – brauchen In: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ) 12/2011 Schulen und Lehrkräfte mehr Orientierung. Die müsste nicht in einer Behörde bestehen, die alles GEW Hauptvorstand (Hg.): Privatisierungsreport Nr. 15. Propaganda und und jeden prüft. Denkbar wäre aber eine öffentli- Produktwerbung. Wie Unternehmen mit kostenlosen Unterrichtsmateria che Anlaufstelle, die Transparenz über die Produ- lien Einfluss auf Schulen ausüben. Autor: Matthias Holland-Letz. zenten und Financiers herstellt, die Beschwerden Frankfurt am Main 2014 aufgreift oder schlichtweg positive Empfehlungen ausspricht. Lobbycontrol: Lobbyismus an Schulen. Ein Diskussionspapier über Lehrkräfte könnten zudem profitieren von Einflussnahme auf den Unterricht und was man dagegen tun kann. Grundlagenwissen über Interessenverbände als Köln 2013 Teil der pluralistischen Demokratie oder auch von Kompetenzen in Quellenanalyse und -kritik. Beson- Peter Neumaier: Einige Überlegungen zur »finanziellen Allgemein ders wichtig ist aus Sicht der Bildungsgewerkschaft bildung« in Zeiten der Finanzkrise. In: Pädagogische Korrespondenz, daher, dass sie in der Ausbildung oder durch Fort- Heft 46, Herbst 2012, S. 56-72 bildungen für eine kritische Analyse von Lehr-/
10 Schule blz | J u l i / A u g u s t 2 014 Lebendige Berliner Schulpsychologie Zukunftsorientierte Tagung beschließt Maßnahmenkatalog Foto: Privat von Matthias Siebert, Vereinigung Berliner SchulpsychologInnen in der GEW W ir, die Vereinigung Berliner Schul- sonal aufgrund der immer geringer wer- psychologinnen und Schulpsycho- denden personellen Ausstattung in den logen in der GEW und die Sektion Schul- Schulpsychologischen Beratungszentren grund der Unterversorgung ist es kaum möglich, den vielen Anfragen von El- tern, Lehrkräften und SchülerInnen ge- psychologie Berlin des Berufsverbandes seit über zehn Jahren. Gleichzeitig nah- recht zu werden und dabei den Stan- Deutscher PsychologInnen, hatten zu ei- men und nehmen die Anforderungen dard der Arbeitsqualität aufrechtzuer- ner Konferenz der Berliner Schulpsycho- und der Bedarf an schulpsychologischer halten. Doch sollen wir wirklich unsere logie am 15. und 16. Mai 2014 ins Ansprüche auf das zur- Jagdschloss Glienicke eingeladen. zeit noch Machbare ab- Anlass für diese generations- senken? und bezirksübergreifende Zusam- Es galt zu erörtern, menkunft war der Wunsch nach was die Berliner Schul- Reflexion über die aktuelle Situa psychologie eigentlich tion der Berliner Schulpsychologie. ausmacht, welche Be- Die Zukunft mit ihren Chancen dürfnisse einerseits an und Hindernissen sollte hier ge- die Arbeitsbedingungen meinsam erörtert werden. Ein Fo- gestellt werden und wel- kus lag auf den Fragestellungen: che Bedürfnisse anderer- Wie kann die Berliner Schulpsycho- seits an die Schulpsycho- logie mitgestalten unter den neuen logie herangetragen wer- Herausforderungen in Schule und den. Zudem wurde the- Bildung und wie in der Öffentlich- matisiert, wie schulpsy- keit in Erscheinung treten? An der chologische Themen der zweitägigen Veranstaltung nahmen Öffentlichkeit zugänglich 37 Berliner SchulpsychologInnen gemacht werden können, aus 12 Schulpsychologischen Bera- wie die Qualität der Ar- tungszentren und der Senatsver- beit gesichert und die waltung teil. Damit war fast die Was macht die Berliner Schulpsychologie aus? Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wur- Kooperation mit Wissen- Hälfte der Berliner Schulpsycholo- den zusammengefügt, die nächsten Schritte festgelegt. Foto: Rawpixel/Fotolia schaftseinrichtungen gInnen anwesend, um sich auszu- ausgebaut werden kann. tauschen, zu diskutieren, Aktionen zu Unterstützung zu. Für Ratsuchende mit Diese Themen wurden in Arbeitsgrup- planen und Maßnahmen festzuhalten. raschem Hilfebedarf steigen die Warte- pen diskutiert, Ideen zur Umsetzung Es wurde deutlich, dass der etablierte zeiten in unzumutbarer Länge. Im Eröff- wurden gesammelt und die nächsten schulpsychologische Fachdienst mit ei- nungsvortrag der Schulpsychologiedi- Schritte festgelegt. ner großen Kompetenzvielfalt, einem rektoren Lothar vom Hofe und Klaus umfangreichen Erfahrungsschatz und Seifried wurde verdeutlicht, dass einem äußerst breiten Unterstützungs- Deutschland im Ländervergleich Schluss Es muss erst Schlimmes passieren angebot aufwarten kann. licht ist, wenn es um die Anzahl der SchulpsychologInnen pro SchülerInnen Die Arbeit der auf Gewaltprävention geht. Während Länder wie Dänemark, und Krisenintervention spezialisierten Deutschland steht schlecht da Spanien, Kroatien und andere EU-Länder SchulpsychologInnen sind medienwirk- ein Verhältnis von rund 1:1.000 aufwei- sam und werden in der Politik und in Bereits vor den aktuellen Stellenkürzun- sen können, schwankt die personelle der breiten Öffentlichkeit wahrgenom- gen gab es eine Unterversorgung für die Ausstattung in Berlin je nach Bezirk men. So kam es in der Vergangenheit Berliner SchülerInnen und das Schulper- zwischen 1:3.000 und 1:6.000. Auf- nur dann zu Stellenerhöhungen in ver-
J u l i / A u g u s t 2 014 | blz S c h u le 11 schiedenen Bundesländern, wenn tragi- gesellschaftlichen Zusammenleben die- Viele TeilnehmerInnen begrüßten die sche Ereignisse in Schulen bittere Reali- ser Stadt, sondern es spart immense positive Stimmung, das lebendige, lö- tät wurden, also wenn das Kind bereits Kosten, zum Beispiel im Kinder- und Ju- sungsorientierte Arbeiten und die zu- in den Brunnen gefallen war. Der Nutzen gendhilfebereich, Jugendstrafvollzug, kunftsorientierte Ausrichtung der Ta- der schulpsychologischen Tätigkeit geht Krankheitsausfälle, Frühpensionierung gung. Der Maßnahmenkatalog nach den weit über Kriseninterventionen hinaus: von Lehrkräften. Hier gilt es über die zwei Tagen zeigt, dass engagierte Schul- Wenn langfristig Schulversagen und Ju- Wirksamkeit im Einzelfall und im Sys- psychologInnen sich neben ihrer Tätig- gendkriminalität abgewendet, Schuldis- tem Schule und über die Bedeutung keit für Qualitätssicherung und mehr tanz vorgebeugt und die Gesundheit schulpsychologischer Tätigkeit aufzu- Transparenz intern und in der Öffent- von Lehrkräften und Schulteams auch klären und eine Lobby bei Interessens- lichkeit im Interesse der Berliner Schul- präventiv unterstützt werden kann, för- vertretungen, Gewerkschaften, Politik, psychologie und damit der Berliner dert dies nicht nur das Wohlbefinden im Verbänden und Gremien herzustellen. Schullandschaft einsetzen werden. Zusammenarbeit braucht Zeit Impulse vom Fachtag »Den Übergang von der Kita in die Grundschule gestalten« Foto: Privat von Klaudia Kachelrieß, Referentin Vorstandsbereich Schule der GEW BERLIN A m 15. Mai 2014 hat die GEW BERLIN die Fachtagung »Den Übergang von der Kita in die Grundschule gestalten« Nur im Zusammenwirken aller Akteure in Kita und Schule könne die »Schulfä- higkeit« eines Kindes »erarbeitet wer- shops wurden am Ende ähnliche Ergeb- nisse und Forderungen vorgetragen: • Zusammenarbeit braucht Ressourcen: veranstaltet. Das Interesse an der Ta- den«. Entscheidend sei, ob die Instituti- Es muss Arbeitszeiten für Teamsitzun- gung war groß. Der Übergang von der onen »kindfähig« sind. gen, Planungen und Absprachen geben. Kita zur Grundschule stellt für die Kin- Die unterschiedlichen Aspekte des Denn ein Schnuppertag in der Schule der den Beginn einer neuen Etappe dar. Übergangs haben die Tagungs-Teilneh- und auch gemeinsame Elternabende bei- Dafür müssen Zwischenräume geschaf- merInnen – vorwiegend ErzieherInnen spielsweise müssen gut vorbereitet, fen werden, in denen Kinder, Eltern und aus Kitas und Schulen sowie Grund- durchgeführt und auch nachbereitet PädagogInnen aus Kita und Schule das schullehrerInnen – in den Workshops er- werden. Das können die PädagogInnen Verbindende und Gemeinsame der bei- örtert. Beispiele aus der Praxis wurden nicht alles nebenbei erledigen. den Bildungsinstitutionen erleben kön- vorgestellt und diskutiert, welche Rah- • Ebenso müssen rechtliche und organi- nen, forderten Christa Preissing und menbedingungen für die Zusammenar- satorische Rahmenbedingungen für die Jörg Ramseger in ihrem Impulsvortrag: beit benötigt werden. Von allen Work- Kooperation von Kitas und Grundschu- len geschaffen werden, die die Zusam- menarbeit unterstützen und nicht ver- hindern. Hier wurde gefragt, wie beste- hende Kooperationen zum Beispiel bei der Schulzuweisung von SchülerInnen berücksichtigt oder pädagogische rele- vante Informationen weitergegeben wer- den können. Die erarbeiteten Forderungen wurden dann im Rahmen der Podiumsdiskus sion mit Bildungssenatorin Sandra Scheeres vorgetragen. Auf viele Fragen ging Scheeres ein, einige ließ sie leider offen. Wir hoffen aber, dass unsere Im- pulse von der Bildungssenatorin auch in den Senat eingebracht werden und sie sich dort für bessere Rahmenbedingun- gen in Hinblick auf die gemeinsame Ge- staltung des Übergangs von der Kita zur Podiumsdiskussion mit Sandra Scheeres, Tom Erdmann und Sigrid Baumgardt Foto: Jürgen heinrich Schule einsetzt.
12 Gewerkschaft blz | J u l i / A u g u s t 2 014 Die Landesdelegierten tagten … Das Team-Modell hat sich bewährt Foto: Privat von Folker Schmidt, blz-Redaktion D rei Jahre waren schon wieder um. Damals war für die GEW BERLIN ein neues Leitungsmodell eingeführt wor- ist weiter das Team Peter Baumann/Die- ter Haase verantwortlich, Udo Mertens leitet weiter das Referat Beamten-, Ange- Das bisherige Team für den Bereich Schule, Lenka Kesting und Michael Rau, kandidierte aus persönlichen Gründen den: das Teammodell. Statt jeweils einer stellten- und Arbeitsmarktpolitik; dem (Sabbatical und ähnliches) nicht mehr Ein-Personen-Besetzung auf den Positio- Referat Kinder-, Jugendhilfe und Sozial- und wurde durch das Doppel Nuri Kie- nen des Geschäftsführenden Landesvor- arbeit steht weiterhin das Doppel Chris- fer und Jörg Tetzner ersetzt. Nuri war stands wurden Teams in der Leitung tiane Weißhoff und Andreas Kraft vor; zunächst in Baden- Württemberg als möglich. Dieses Modell wurde auf der gleiches gilt für den Bereich Hochschu- Schulleiter tätig, ehe er vor einem Jahr Landesdelegiertenversammlung Anfang le/LehrerInnenbildung mit Laura Pinnig in Berlin eine Gemeinschaftsschule über- Juni für gut befunden und bestätigt. und Rainer Hansel. Eine kleine Ausnah- nommen hat. Gewerk schaftsfunktionen Nicht nur, dass die bisherigen Teams me ist in der Öffentlichkeitsarbeit zu hat er in seiner alten Heimat schon jede wiedergewählt wurden. In einem Fall vermelden: Der bisherige Einzelkämpfer Menge ausgefüllt und wird dies also nun wurde ein nicht mehr kandidierendes Tom Erdmann hat eine Companer@ an- bei uns fortsetzen. Jörg ist in Neukölln gemischtes Doppel durch ein gleichge- geworben, Caroline Muñoz del Rio, die Lehrer an einem Gymnasium und inter- schlechtliches ersetzt. Aber das war eine sich hauptsächlich um die Binnenkom- essiert sich vor allem für Aus- der Ausnahmen. Alles andere blieb wie munikation kümmern möchte, und stattungsfragen. Alle Gewähl bisher: Sigrid Baumgardt und Doreen von der Landesdelegiertenver- Siebernik bleiben weiter gemeinsam Vor sammlung bestätigt wurde. sitzende (Hartmut Schurig nicht mehr; dazu unten mehr). Für den Bereich Finanzen
J u l i / A u g u s t 2 014 | blz Gewerkschaft 13 Ein bisschen Bewegung tut immer gut! Foto: Chr. v. Polentz / transitfoto.de ten bekamen sehr gute bis hervorragen- für das Vorstandsteam; die Position bleibt de Stimmergebnisse von über fünfund- vorerst unbesetzt. siebzig Prozent, was als Lob für die bis- Als Kernpunkte des Vorstandsberichts herige und Vertrauen in die zukünftige sind hervorzuheben, dass die Mitglie- Arbeit gewertet werden darf. Zum Schluss derzahl der GEW BERLIN in den vergan- der Wählerei wurden dann noch Dieter genen drei Jahren um 2.500 gestiegen Haase und Doreen Siebernik als Berliner ist. Das ist die höchste Steigerung inner- Vertretung in den Frankfurter Hauptvor- halb aller DGB-Gewerkschaften und in- stand geschickt, an Sigrid Baum gardt nerhalb der Landesverbände der Bun- geht das »geborene« Mandat. Die Ber- des-GEW! Und das nicht ohne Grund. liner Revisionskommission wird sich aus Durch eine aktive Tarif- und Schulpoli- Barbara Henke, Jörg Dennerlein, Detlef tik, die geprägt war von zahlreichen Schubert und Ilse Schaad zusammenset- Streiks, hat die GEW BERLIN sich für die zen; zur Schieds kommission wurden Interessen ihrer Mitglieder eingesetzt, Rosi Pomian, Thomas Isensee, Erdmute was von diesen anerkannt wurde. Hart- Safranski und als NachrückerInnen die mut hob die Veranstaltungen »Fit for the KollegInnen Elke Knupe, Thomas Thie- job« und die regelmäßigen Referendari- me und Wolfgang Gehlen bestimmt. atsveranstaltungen hervor, die zum Bei- spiel zu einem achtzigprozentigen Or- ganisationsgrad in diesem Bereich ge- Der halbe Abschied von Hartmut führt haben. Er lobte unter starkem Bei- fall der Delegierten unter anderem den Am Beginn des Tages hatten die beiden Einsatz der KollegInnen in der Ahorn- weiblichen Mitglieder des Vorsitzenden- straße. Zu Hartmuts späterer Verab- teams dem einzig männlichen die Chance schiedung haben sich die Delegierten zu gegeben, sich mit dem Rechenschafts- »standing ovations« von ihren Plätzen bericht von dieser Funktion zu verab- erhoben. schieden. Hartmut Schurig hatte schon Als einen in Erinnerung gebliebenen vor Monaten erklärt, aus familiären Grün Punkt aus der Aussprache zum Rechen- den nicht wieder für das Vorstandsteam schaftsbericht möchte der Berichterstat- zu kandidieren. Er wird uns aber auf Be- ter den etwas bitter klingenden Abge- zirksebene, in der Arbeitsgemeinschaft sang des Kollegen Manfred Triebe her- Bildungsfinanzierung und verschiede- vorheben, der mit der zukünftigen Ge- nen weiteren Funktionen – dem Herrn, staltung seines Bereichs Gesundheitspo- der über uns wohnt, sei Dank – weiter litik nicht einverstanden war. Anschlie- erhalten bleiben. Leider fand sich kein ßend wurde der Haushaltsabschluss des aus Satzungsgründen notwendiger Mann letzten Jahres von den Schatzmeistern Der neue Geschäftsführende Landesvorstand (GLV): Erste Reihe (von links nach rechts): Rainer Hansel, Laura Pinnig, Christiane Weißhoff, Doreen Siebernik. Zweite Reihe: Jörg Tetzner, Nuri Kiefer, Sigrid Baumgardt. Dritte Reihe: Tom Erdmann, Udo Mertens, Andreas Kraft. Vierte Reihe: Caroli- ne Muñoz del Rio, Peter Baumann. Ganz hinten: Udo Jeschal und Dieter Haase. Foto: GEW
14 Gewerkschaft blz | J u l i / A u g u s t 2 014 vorgetragen, von den RevisorInnen für dennoch hinken die Gehälter der ange- dann auch wieder Kampfmaßnahmen in Ordnung befunden und von den Dele- stellten Lehrkräfte der Beamten-Besol- möglich, bis hin zum Streik, zu dem die gierten einstimmig gebilligt, was auch dung noch weit hinterher. Die GEW BER- Berliner KollegInnen offensichtlich be- die Entlastung zur Folge hatte. LIN hat mit LDV-Beschlüssen wiederholt reit sind. Die einstimmig verabschiedete auf das Problem aufmerksam gemacht, Drucksache »Keine Entgeltordnung für Wege zur Lösung aufgezeigt und dem Lehrkräfte ohne Öffnungsklauseln und Angestelle Lehrkräfte Senat Ultimaten gestellt. Innerhalb des Zulagenvereinbarung« bringt das deut- letzten Jahres haben Streikaktionen mit lich zum Ausdruck. Schwerpunkt bei den vorliegenden An- beachtlicher und wider Erwarten der Öf- trägen waren die aus dem Tarifbereich. fentlichkeit nicht nachlassender Beteili- Udo Mertens stellte in einem Abriss der gung stattgefunden. Die eindrucksvolls- Weitere Beschlüsse letzten Jahre die Entwicklung der te Demo fand auf dem Alexanderplatz Ausein andersetzungen um die Entgelt- mit 12.000 TeilnehmerInnen statt. Auf Initiative von Linda Guzetti wurde ordung für Lehrkräfte (L-EGO) dar. 1994 Nach mehreren gewerkschaftlichen ein Antrag – bei nur drei Enthaltungen – war Berlin aus der Tarifgemeinschaft Zwischenschritten, zum Beispiel in der angenommen, mit dem die GEW BERLIN der Länder (TdL) ausgeschlossen wor- Bundestarifkommission (BTK), hatten gemeinsam mit der Bundeskonferenz den, weil unter dem damaligen Regie- wir schon fast den Weg bereitet für Ver- der Lehrbeauftragten an Sprachenzen renden Bürgermei ster Diepgen die Ent- handlungen mit dem Senat von Berlin. tren zu einem Aktionstag der Lehrbeauf- gelte in Ost- an die in Westberlin ange- Zum Schluss hat jedoch die BTK, in der tragten der Berliner Hochschulen am 6. glichen worden waren. Im Jahr 2003 die anderen Landesverbände aus unter- November 2014 aufruft. nutzte dies das Team Wowereit/Sarra- schiedlichen Gründen mit anderen Prio- Die GEW BERLIN unterstützt außer- zin, um die bundesweite Tariferhöhung ritäten abstimmten, den Landesverband dem den bundesweiten Aufruf zum Bil- für das Land Berlin nicht mitzumachen. Berlin verlassen. Diese Entscheidung dungsstreik, wesentlich getragen von Seitdem sind die Berliner Angestellten müs sen wir akzeptieren. Es bleibt aber den StudentInnen der Hochschulen. (LehrerInnen) von der Bundesentwick- die Möglichkeit, nach Auslaufen der Bildungspolitisch im Mittelpunkt stan- lung abgehängt worden. Verschiedene Friedenspflicht im nächsten Jahr ein- den die Forderungen, den Lehrkräftebe- (Streik-)Bemühungen der GEW BERLIN zeln mit dem Berliner Arbeitgeber ein darf durch qualifiziertes Personal abzu- haben immerhin zu Zulagen geführt, Abkommen auszuhandeln. Dabei sind decken und die Qualität der Ausbildung zu gewährleisten, die Ausstattung und hier insbesondere die Stellungnahme zu den Zumessungsrichtlinien, die Arbeits- Ausschreibung des Mete-Eks,i-Preis 2014 und Rahmenbedingungen der Lehrkräfte in den Lerngruppen für Neuzugänge oh- Der Mete-Eks,i-Fonds vergibt seit 1992 den Preis jährlich an Kinder, Jugendliche und ne Deutschkenntnisse sowie die Chan- Jugendgruppen, die sich für ein friedliches, tolerantes und gleichberechtigtes Zu- sammenleben junger Menschen in Berlin einsetzen. Es werden Preisgelder in Höhe cen der Kinder und Jugendlichen für In- von insgesamt 3.000 Euro sowie Urkunden vergeben. tegration und Spracherwerb gestützt durch den Ganztag. Darüber hinaus Wer kann sich bewerben? wurde die Einrichtung einer unabhängi- Bewerben können sich Einzelpersonen sowie von PädagogInnen betreute oder gen Beschwerdestelle im Berliner Schul- selbstständige Gruppen aus Schulen und Einrichtungen der Kinder- und Jugendar- wesen gefordert. Deutlich haben sich die beit. Bewerbungen können direkt an uns eingereicht werden. Landesdelegierten gegen die Arbeits zeiterhöhung durch die Streichung Ar- Mit welchen Unterlagen kann man sich bewerben? beitszeitkontotage ausgesprochen. Eingereicht werden können Schreiben, aber auch ergänzende Daten- und Tonträger Im Bereich der Kinder-, Jugendhilfe (DVD, CD-R, CD, USB-Stick). Wichtig sind das Umfeld der Aufgabenstellung, der Ver- und Sozialarbeit wurde eine verbesserte lauf des Projekts samt Inhalten und insbesondere die Ergebnisse. Hilfreich sind Fotos und Videos von den Projekten. Eingruppierung für Kitaleitungen gefor- dert und die Bezahlung aller ErzieherIn- Wo kann man sich bewerben? nen wie im Öffentlichen Dienst. Die Ar- Bewerbungsunterlagen bitte senden an den beitsbelastung der Jugendämter wurde Vorstand des Mete-Eks,i-Fonds, c/o GEW BERLIN, Ahornstr. 5, 10787 Berlin diskutiert mit der klaren Forderung nach Fallzahlbegrenzung. Bis wann kann man sich bewerben? Allgemeinpolitisch lehnt die LDV das Bewerbungsschluss ist der 10. Oktober 2014. Abkommen Transatlantic Trade and In- vestment Partnership (TTIP) ab und will Wie geht es weiter? initiativ aufklären. Also eine breite Dis Über die Vergabe des Preises entscheidet das Kuratorium des Mete-Eks,i-Fonds. Es kussion und eine umfassende Be sichtet und bewertet die Bewerbungen. Der Vorstand des Mete-Eks,i-Fonds gibt die schluss lage. Die einzelnen Beschlüsse durch die Jury-Mitglieder ausgesuchten Preisträger bekannt. Die erfolgreichen Be- werbungen werden der Öffentlichkeit am 15. November 2014 bei der feierlichen können wie immer im Internet unter Preisverleihung präsentiert. Berin Arukaslan und Norbert Gundacker, Vorsitzende des Mete-Eks,i-Fonds www.gew-berlin.de nachgelesen werden. Und nicht zuletzt konnten auf der LDV Weitere Informationen gibt es bei der GEW BERLIN unter 219993-0 für den Mete-Eks,i-Fonds wieder über 1.000 Euro gesammelt werden.
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