BODEN DAS UNSICHTBARE ÖKOSYSTEM HEIMLICHE HELFER WERTVOLL UND VERWUNDBAR - Natur+Text

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BODEN DAS UNSICHTBARE ÖKOSYSTEM HEIMLICHE HELFER WERTVOLL UND VERWUNDBAR - Natur+Text
30. Jahrgang – Nr. 1 Februar bis April 2016
                                        Natur + Text GmbH, Friedensallee 21, 15834 Rangsdorf, ISSN 0935-7602

                                                              Ausgabe 1/2016

BODEN
DAS UNSICHTBARE
ÖKOSYSTEM
HEIMLICHE HELFER
WERTVOLL UND
VERWUNDBAR

           NATUR UND KUNST                                       NATUR OHNE GRENZEN
                                                                 Teneriffa – subtropische
           Nachlass aus der Unterwelt                            Vulkaninsel im Atlantik
           Seite 30                                              Seite 32
BODEN DAS UNSICHTBARE ÖKOSYSTEM HEIMLICHE HELFER WERTVOLL UND VERWUNDBAR - Natur+Text
EDITORIAL
Moore in Brandenburg und Berlin
                                                                                                                                                                                                                      LIEBE LESERINNEN UND LESER,
Moore sind faszinierend, vielfältig, kompliziert zu nutzen und reagieren sensibel auf Veränderun-
                                                                                                                                                                                                                                                 die Herausforderungen zum Schutz         sind ernüchtert und enttäuscht, wie mit diesen Belangen im Ag-
gen. Sie prägen große Landschaften in Brandenburg und Berlin, sind seit Jahrhunderten durch den                                                                                                                                                  und zur Pflege der Natur und der         rar- und Umweltministerium umgegangen wird. Selbst einhellige
Menschen genutzt und nur auf ca. 2 % der einstigen Fläche noch naturnah.                                                                                                                                                                         natürlichen Lebensgrundlagen in          Anträge von politischen Vertretern aus den Regionen zu Gunsten
                                                                                                                                                                                                                                                 Brandenburg wachsen. Dies ist allen      von mehr Naturschutz werden brüsk abgelehnt. Wir können auch
                                                                                                                                                                                                                                                 Mitgliedern des NABU-Landesvor-          nicht den Willen erkennen, die chemieintensive und industrielle
Vorgestellt und erläutert werden:                                                                                                                                                                                                                standes, die von der Landesvertreter-    Landwirtschaft zurückzudrängen.
                                                                                                                                                                                                                                                 versammlung Ende November für die
• ihre Vielfalt und die ihrer Lebewelt,                                                                                                                                                                                                          nächsten drei Jahre gewählt worden       Natur und Umwelt brauchen eine starke Stimme in Brandenburg.
• ihre Charakteristika und Nutzung,                                                                                                                                                                                                              sind, sehr bewusst. Wir wollen unsere    Der NABU ist inzwischen auf 11.500 Mitglieder angewachsen, ein
                                                                                                                                                                                                                      Mitwirkungsrechte und Gestaltungsmöglichkeiten nutzen, etwa         starker Rückhalt bei der praktischen Naturschutzarbeit vor Ort,
• ihre Stellung im Klimawandel,                                                                                                                                                                                       bei der beginnenden Erarbeitung von 300 FFH-Managementplä-          bei der Umweltbildung und beim Einsatz für die Interessen der
• ihre Entstehung und Entwicklung …                                                                                                                                                                                   nen. Aber wir müssen auch unser naturschutzpolitisches Gewicht      Natur. Gemeinsam können wir viel bewegen, der Landesvorstand
                                                                                                                                                                                                                      geltend machen, sollten etwa im Zuge der geplanten Verwaltungs-     setzt weiterhin auf die wechselseitige Unterstützung und die enge
                                                                                                                                                                                                                      strukturreform in Brandenburg die elf Naturparks vom Land auf       Zusammenarbeit mit allen engagierten Mitgliedern, den Kreis-
                                                                                                                                                                                                                      die Kreise übertragen und damit entwertet werden.                   und Regionalverbänden und den Landesfachausschüssen.

                                                                                                                                                                                                                      Wir müssen leider feststellen, dass für die Landesregierung Um-     Friedhelm Schmitz-Jersch
                                                                                                                                                                                                                      welt- und Naturschutz immer weniger Bedeutung besitzt. Wir          Landesvorsitzender NABU Brandenburg

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     INHALT

                                                                                                                                                                                                                      BODEN                                         VERANSTALTUNGEN                                AKTUELLES
… und alle Kapitel sind mit zahlreichen Abbildungen, Tabellen, Fotos und Diagrammen illustriert.                                                                                                                      Titelthema                                    25   NEUES JAHR – NEUES GLÜCK?                 39     NACHRUF & LESERBRIEF
                                                                                                                                                                                                                                                                    26   VALENTINS-SPECIAL MIT                     41     ZUFALLSBEOBACHTUNGEN
                                                                                                                                                                                                                      4    DAS UNSICHTBARE ÖKOSYSTEM                     ERNST PAUL DÖRFLER                        42     EIN VIERTELJAHRHUNDERT MITTLER
                                                                                                                                                                                                                      6    HEIMLICHE HELFER                         27   BEGEGNUNGEN MIT                                  ZWISCHEN MENSCH UND NATUR
                                                                                                                                                                                                                      12   UNSER BODEN – WERTVOLL UND                    UR-BRANDENBURGERN                         44     „KILLERBRAUT“ IM VORGARTEN
                                                                                                                                                                                                                           VERWUNDBAR                                                                              46     ERLEBTER FRÜHLUNG 2016
                                                                                                                                                                                                                      15   INNOVATIVE BODENPOLITIK GEFRAGT
                                                                                                                                                                                                                      17   KOMPOSTIERUNG
                                                                                                                                                                                                                                                                    NATUR …
                                                                                                                                                                                                                      18
                                                                                                                                                                                                                      20
                                                                                                                                                                                                                           KREISLAUFWIRTSCHAFT MIT TRADITION
                                                                                                                                                                                                                           WURM SEI DANK                            30   … UND KUNST
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   RUBRIKEN
                                                                                                                                                                                                                      22   „BODEN“ ODER FASZINIERENDER                   Nachlass aus der Unterwelt                24     INTERVIEW
                                                                                                                                                                                                                           DRECK?                                   32   … OHNE GRENZEN                            28     REZENSIONEN
                                                                                                                                                                                                                                                                         Teneriffa – subtropische Vulkaninsel      48     AUS DEN VERBÄNDEN
                                                                                                                                                                                                                                                                         im Atlantik                               51     IMPRESSUM
                                                                                                                                                                                                                                                                    36   … IM RÜCKBLICK
                                                                                                                                                                                                                                                                         Wir waren die Champions
                Vera Luthardt und Jutta Zeitz (Hrsg.)
                Moore in Brandenburg und Berlin
                mit Moorbodenkarte und zusätzlichen Informationen auf DVD
                384 Seiten, 17 x 24 cm, Hardcover, Natur + Text 2014
                ISBN 978-3-942062-13-8, Preis 39,90 Euro                                                                                                                                                                                                                                                                DIESE AUSGABE
                                                                                                                                          www.naturundtext.de                                                                                                                                                           ALS eBOOK LESEN!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        FÜR ALLE N
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 ­ ATURMAGAZIN-LESER
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        KOSTENLOS ZUM DOWNLOAD UNTER:

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        naturmagazin.info/epub/01-2016.epub

                                                                                                                                                                                                                                         Foto: Stefanie Krück   6                   Foto: Manfred Keller   44
                                  Die Veröffentlichung wurde freundlicherweise durch das Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg aus der Konzessionsabgabe Lotto gefördert.
BODEN DAS UNSICHTBARE ÖKOSYSTEM HEIMLICHE HELFER WERTVOLL UND VERWUNDBAR - Natur+Text
4    GEWINNER & VERLIERER Titelthema                                                                                                                                                                                                                       BODEN Titelthema           5

DAS UNSICHTBARE                                                                                                                            bindet mit etwa 1.500 Milliarden Tonnen allein im
                                                                                                                                           Humus fast dreimal mehr Kohlenstoff als die gesam-
                                                                                                                                           te lebende Biomasse, also alle Lebewesen inklusive
                                                                                                                                                                                                   gebunden, sodass die Pflanzenwurzeln ihn nun kaum
                                                                                                                                                                                                   mehr aufnehmen können. Diese Böden sind daher
                                                                                                                                                                                                   nährstoffarm. Die Nährstoffe für die reiche Vegeta-

ÖKOSYSTEM
                                                                                                                                           Bäumen, Sträuchern und Gräsern. Beim Boden ist          tion sind statt im Boden in den lebenden Pflanzen
                                                                                                                                           es wie beim Käse: Das beinahe Wichtigste sind die       gespeichert, denn abgestorbene Pflanzenteile werden
                                                                                                                                           Löcher. Die Poren des Bodens, also die Hohlräume        sehr schnell zersetzt und die freigewordenen Nähr-
                                                                                                                                           zwischen den festen Bestandteilen wie Mineralien        stoffe sofort wieder aufgenommen.
                                                                                                                                           und Humuspartikeln, sorgen dafür, dass der Boden
WIE FRUCHTBAR BÖDEN SIND, WIRD VON V
                                   ­ IELEN FAKTOREN BESTIMMT: VOM ALTER, VOM                                                               durchlüftet und so die Pflanzenwurzeln und Boden-       Wertvoll sind auch wenig fruchtbare Böden
­AUSGANGSGESTEIN, VOM HUMUSGEHALT, VON DEN KLIMAVERHÄLTNISSEN UND DEN MENSCHEN                                                             lebewesen ausreichend mit Sauerstoff versorgt wer-      Welche Eigenschaften sie herausbilden, ist maß-
                                                                                                                                           den. Wasser wird durch Adhäsions- und Kapillar-         geblich abhängig von dem Ausgangsgestein. Ist es
Mindestens Jahrhunderte, eher Jahrtausende und Jahrmillionen vergehen, bis das entstanden ist, was wir B  ­ oden                           kräfte gegen die Schwerkraft gehalten – ein Boden       quarzreich, entstehen leichte, eher grobkörnige und
nennen. So viel Zeit wird gebraucht, damit Gestein an der Erdoberfläche verwittert und eine mehrere Meter                                  kann bis zu 200 Liter pro Kubikmeter speichern und      sandige Böden, die gut durchlüftet sind, aber nur
                                                                                                                                           Pflanzen auch dann noch mit Flüssigkeit versorgen,      wenig Wasser und Nährstoffe speichern können.
­mächtige Schicht bildet. Sie besteht etwa zur Hälfte aus mineralischen Partikeln wie Sand und Ton, zu jeweils grob
                                                                                                                                           wenn es länger nicht mehr geregnet hat. Das Poren-      Ist das Ausgangsgestein dagegen reich an Feldspat,
 20 Prozent aus Luft und Wasser und zu etwa fünf bis zehn Prozent aus Pflanzenwurzeln, Lebewesen und Humus,                                volumen eines Bodens ist abhängig von der Größe         entsteht aus den immer feiner werdenden Partikeln
 der den Lebensraum und die Nahrungsquelle für weitere Organismen darstellt.                                                               der mineralischen Bodenpartikel, dem Humusge-           ein schwerer, tonreicher Boden, der viel Nährstoffe
                                                                                                                                           halt und der Durchwurzelung sowie der Aktivität         und Wasser speichert, aber schlechter durchlüftet
                                                                                                                                           der Bodenlebewesen.                                     ist. Auch ist das Wasser hier so stark im Boden ge-
                                                                                                                                                                                                   bunden, dass die Pflanzenwurzeln es nur zum Teil
                                                                                                                                           Insbesondere Regenwürmer haben hier eine wichti-        nutzen können. Optimal für die Landwirtschaft sind
                                                                                                                                           ge Funktion, denn ihre Gänge sind wichtige Wasser-      daher weder die sandigen leichten noch die tonrei-
                                                                                                                                           leitbahnen, die bei starken Niederschlägen die Auf-     chen schweren Böden, sondern solche, die lehmig
                                                                                                                                           gabe haben, das Wasser von der Oberfläche in den        und reich an Schluff sind. Schluffpartikel sind klei-
                                                                                                                                           Unterboden zu transportieren. Dieser enthält weni-      ner als Sand und größer als Ton. Sie verbinden die
                                                                                                                                           ger Humus und Lebewesen als der Oberboden und           Vorteile von beiden: gute Durchlüftung und gutes
                                                                                                                                           ist heller, durch unterschiedliche Eisenverbindun-      Wasser- und Nährstoffspeichervermögen.
                                                                                                                                           gen häufig gelblich-ockerfarben oder auch rötlich.
                                                                                                                                           Ein tiefgründiger, gut durchwurzelbarer Unterboden      Besonders fruchtbare Böden sind interessante Acker-
                                                                                                                                           spielt für die Bodenfruchtbarkeit eine große Rolle.     flächen; eingeschränkt fruchtbare Böden eignen sich
                                                                                                                                           Die Pflanze kann sich über ihre Wurzeln auch dann       noch für die Wiesen- und Weidennutzung oder als
                                                                                                                                           noch mit Wasser versorgen, wenn der Oberboden           Waldfläche. Auch weniger fruchtbare Böden können
                                                                                                                                           bereits trocken ist.                                    wertvoll sein, etwa als Lebensräume seltener Arten.
                                                                                                                                                                                                   Moorböden wiederum sind für eine intensive land-
                                                                                                                                           Die geografische Lage ist häufig entscheidend dafür,    wirtschaftliche Nutzung zu feucht, speichern aber
                                                                                                                                           über welchen Zeitraum die Böden entstanden sind.        besonders viel Kohlenstoff.
                                                                                                                                           In Mitteleuropa kamen zum Beispiel in den Eiszei-
                                                                                                                                           ten immer wieder Gletschermassen dazwischen. Sie        Wenn der Boden falsch und zu intensiv genutzt wird,
                                                                                                                                           machten Tabula rasa, indem sie neue Sedimente ab-       verliert er seine Funktionsfähigkeit und degradiert.
                                                                                                                                           lagerten und bereits entstandene Böden umwühl-          Schätzungsweise 20 bis 25 Prozent aller Böden welt-
                                                                                                                                           ten. Die typischen braunen Böden in Mitteleuropa        weit sind bereits davon betroffen und jedes Jahr ver-
                                                                                                                                           sind daher mit etwa 10.000 Jahren im internationa-      schlechtern sich weitere 5 bis 10 Millionen Hektar.

                                 D
                                                                                                                                           len Vergleich recht jung und wenig verwittert. Häu-     Das entspricht in der Größenordnung der Fläche
Der Lebensraum Boden birgt                er Humus verleiht dem Boden nahe der        bauen sie in Humus um und verteilen diese frucht-    fig enthalten sie noch viele Minerale, aus denen sich   Österreichs (8,4 Millionen Hektar). Dabei gibt es
     noch viele Geheimnisse.              Oberfläche eine dunkle, braunschwarze       bare Substanz im Boden. Humus speichert Nähr-        Pflanzennährstoffe wie Kalium und Phosphor lang-        durchaus Böden, etwa im Auenbereich von Euph-
 Nur ein Bruchteil der vielen
  Arten, die in ihm leben, ist            Farbe. Dieser Oberboden wimmelt von Le-     stoffe und Wasser und sorgt dafür, dass der Boden    sam herauslösen. Die typischen roten Böden der          rat und Tigris oder im Hochland von Neuguinea,
            bisher erforscht.    ben: Neben Regenwürmern, Asseln, Spinnen, Mil-       eine stabile Struktur mit vielen Poren erhält. Zu-   Tropen hatten dagegen Millionen Jahre Zeit für die      die seit 7.000 Jahren unter ganz unterschiedlichen         Quelle: Bodenatlas 2015
     Urheber: Heinrich-Böll-­    ben und Springschwänzen leben in einer Hand voll     dem enthält er viel Kohlenstoff, der ursprünglich    Verwitterung, mit der die Mineralien aufgelöst, um-     Bedingungen genutzt werden – und nach wie vor              – Heinrich-Böll-Stiftung,
 Stiftung u.a. (CC BY-SA 3.0)                                                                                                                                                                                                                                 Institute for Advanced
                                 Boden mehr Mikroorganismen (etwa Bakterien, Pil-     von Pflanzen im Form des Klimagases CO2 aus der      gebildet und teilweise ausgewaschen wurden. Der         fruchtbar sind.
                                                                                                                                                                                                                                                             ­S ustainability Studies,
                                 ze oder Amöben) als Menschen auf der Erde. Die-      Luft aufgenommen wurde. Der Boden ist einer der      freigesetzte Phosphor wurde dabei von ebenfalls                                                                    BUND und Le Monde diplo-
                                 se Lebewesen zersetzen abgestorbene Pflanzenteile,   bedeutendsten Kohlenstoffspeicher überhaupt: Er      frei gewordenen Eisen- und Aluminiumoxiden fest         Knut Ehlers                                                matique (CC BY-SA 3.0 DE)

naturmagazin 1/2016                                                                                                                                                                                                                                              naturmagazin 1/2016
BODEN DAS UNSICHTBARE ÖKOSYSTEM HEIMLICHE HELFER WERTVOLL UND VERWUNDBAR - Natur+Text
6   BODEN Titelthema                                                                                                                                                                                                                                             BODEN Titelthema      7

HEIMLICHE HELFER                                                                                                                               bekannten und jährlich neubeschriebenen Arten wi-
                                                                                                                                               der. Beispielsweise kannte man Mitte der 1950er Jah-
                                                                                                                                               re nur weniger als 2.000 Raubmilbenarten (Raubmil-
                                                                                                                                               ben werden beispielsweise in Gewächshäusern als
                                                                                                                                                                                                         Zu viel Gift
                                                                                                                                                                                                         In Deutschland wurden 2014 mehr als 45.000 Ton-
                                                                                                                                                                                                         nen Pflanzenschutzwirkstoffe – beispielsweise Neuro-
                                                                                                                                                                                                         toxine wie die Neonikotinoide Poncho, Gaucho oder

DIE WICHTIGSTEN ÖKOLOGISCHEN
                                                                                                                                               Antagonisten gegen Spinnmilben eingesetzt). Heute,        die Pyrethroide – auf deutschen Äckern ausgebracht.
                                                                                                                                               50 Jahre später, sind fast 9.000 Arten bekannt, und       Der zurzeit heftig geführte Diskurs zum Einsatz von

­D IENSTLEISTUNGEN DER BODENTIERE
                                                                                                                                               jährlich werden etwa hundert neue Arten dieser Mil-       Pflanzenbehandlungsmitteln in der Land- und Forst-
                                                                                                                                               bengruppe beschrieben. Der wachsende Anzahl be-           wirtschaft stellt immer wieder die Frage nach dem
                                                                                                                                               schriebener Arten steht allerdings eine weltweit im-      Einsatz der Bodentiere als biologische Pflanzenschüt-
                                                                                                                                               mer kleiner werdende Zahl von Bestimmern – in der         zer. Der biologische Pflanzenschutz umfasst die Ver-
                                                                                                                                               Wissenschaft „Taxonomen“ genannt – gegenüber, die         wendung natürlich vorkommender Organismen als
                                                                                                                                               überhaupt in der Lage sind, neue Arten zu erkennen        Gegenspieler von Schädlingen und Krankheitserre-
                                                                                                                                               und diese einordnen zu können. Das jedoch ist die         gern an Kulturpflanzen und Bäumen. Es kommen
                                                                                                                                               Grundlage jeder weiteren ökologischen und natur-          sowohl Makroorgansimen (räuberische oder para-
                                                                                                                                               schutzfachlichen Anwendung, ebenso ist sie für die        sitierende Gliederfüßler und entomopathogene Ne-
                                                                                                                                               Umsetzung der Biodiversitätsstrategie unverzichtbar,      matoden = Kleinwürmer im Boden) sowie Mikroor-
                                                                                                                                               sowohl auf landes-, bundes- oder globaler Ebene, als      ganismen (Pilze, Bakterien, Protozoen) und Viren in
                                                                                                                                               auch in der Forschung. Die schwindender Anzahl            Frage. Der biologische Pflanzenschutz lebt somit von
                                                                                                                                               der Taxonomen hat dazu geführt, dass die Aussa-           der biologischen Vielfalt natürlicher Antagonisten –
                                                                                                                                               ge „Biologische Vielfalt verschwindet, bevor wir sie      und zwar in zweifacher Hinsicht:
                                                                                                                                               kennen“, immer stärker zur Realität wird. Hier sind
                                                                                                                                               die Regierungen gefordert, die Weichen richtig zu         (1) Wird die funktionelle Artenvielfalt eines Agrar­
                                                                                                                                               stellen. Für die Sicherung der Lebensgrundlagen des       ökosystems gefördert, werden die zum Standort ge-
                                                                                                                                               Menschen ist es essentiell, die biologische Vielfalt zu   hörenden Bodentiere möglichen Schädlingen künftig
                                                                                                                                               erforschen, bevor sie durch Veränderungen in der          stärker entgegenwirken können. Hierzu müssen insbe-
                                                                                                                                               Biosphäre unerkannt verloren geht. Das Bundesmi-          sondere bodenbezogene Pflanzenschutzmittelanwen-
                                                                                                                                               nisterium für Umwelt und Bauen (BMUB) hat das             dungen vermieden oder so gestaltet werden, dass deren
                                                                                                                                               Problem der fehlenden Taxonomen erkannt und for-          Auswirkungen auf die biologische Vielfalt möglichst
                                                                                                                                               dert in dem 2015 vorgelegten Programm zur Natur-          gering bleiben. Dies lässt sich unter anderem durch
                                                                                                                                               schutzoffensive 2020, entsprechende Finanzmittel für      ­eine angepasste Landnutzung erreichen, etwa durch
                                                                                                                                               neue Institutionen, aber auch für den citizen scien-       Habitatmanagement, bodenschonenden Maschin­
                                                                                                                                               ce Bereich (Bürgerwissenschaften), bereit zu stellen.      eneinsatz und durch eine Förderung der Nützlinge.

Beim Anblick von Asseln, Milben oder Würmern hört die Tierliebe bei vielen Menschen auf. Doch als Recycling­                                                                                                                                                                    Anzeige
arbeiter sind Bodentiere im Verbund mit Bodenmikroorganismen für das Pflanzenwachstum unerlässlich – und
­somit auch für das Leben der Menschen. Bei landwirtschaftlich genutzten Böden sind die durch abgestorbene
 Pflanzenwurzeln und Regenwurmröhren entstandenen Hohlräume, die Makroporen, äußerst wertvoll. E­ benso
 ist die Bildung bestimmter Bodenaggregate den Bodenbewohnern zu verdanken. In der Summe bestimmt d­ eren
 ­Wirken schließlich die Fähigkeit eines Bodens, Wasser schnell aufnehmen und speichern zu können. D
                                                                                                   ­ arüber
  ­hinaus zersetzen die Bodenorganismen auch noch tote Wurzeln und Ernterückstände, bekämpfen auf ganz
   natürliche Art und Weise mikrobielle Schadorganismen und bauen Schadstoffe ab, die beispielsweise aus
   Pflanzenschutz­mitteln und über die Gülle in den Boden gelangt sind.

                              D
       Foto: Stefanie Krück           ie Leistungsfähigkeit des Bodens steht ­also   und ihre Funktionen im Lebensraum Boden sowie
                                      in engem Zusammenhang mit den in ihm           im Nahrungsnetz noch äußerst lückenhaft. Teilweise
                                      vorkommenden Organismen. Doch ob-              ist es nicht einmal möglich, alle Arten, i­ nsbesondere
                              wohl die Bodenorganismen wichtige Ökosystem-           deren Entwicklungsstadien, sicher zu bestimmen.
                              funktionen gewährleisten, ist das Wissen über die      Der Kenntnisstand der bodenzoologischen Biodi-
                              vorkommenden Arten, ihre ökologischen Ansprüche        versität spiegelt sich gut in der Anzahl der weltweit

naturmagazin 1/2016                                                                                                                                                                                                                                                   naturmagazin 1/2016
BODEN DAS UNSICHTBARE ÖKOSYSTEM HEIMLICHE HELFER WERTVOLL UND VERWUNDBAR - Natur+Text
8     BODEN Titelthema                                                                                                                                                                                                                                           BODEN Titelthema               9

  Bodenschonend wird hier         (2) Werden kommerziell vermehrte Bodentiere als                                                                                                                         Regenwürmer. In den abgegebenen Kothäufchen              Losungshäufchen von
unerwünschtes Beikraut mit                                                                                                                                                                                                                                         Regenwürmern.
                                  Antagonisten von Schädlingen ausgebracht, setzt                                                                                                                         wiederum bilden sich nach einiger Zeit Ton-Hu-
        der Hacke entfernt.                                                                                                                                                                                                                                        Foto: Stefanie Krück
               ©BLE, Bonn,        dies eine hinreichend genaue Kenntnis ihrer biolo-                                                                                                                      mus-Komplexe, welche die mineralische und die
                                                                                                                                                                                                                                                                   Der Gemeine Regenwurm
     Foto: Thomas Stephan         gischen Eigenschaften und potenziellen ökosyste-                                                                                                                        organische Substanz in Bodenaggregaten zusam-            Lumbricus terrestris er-
                                  maren Auswirkungen voraus. Diese Eigenschaften                                                                                                                          menhalten. Besonders wichtig sind die sogenann-          schafft stabile Makroporen
                                  müssen in staatlich überwachten Zulassungsverfah-                                                                                                                       ten Mikroaggregate mit einem Durchmesser von             von bedeutender Größe im
                                                                                                                                                                                                                                                                   Boden
                                  ren geprüft und gesetzlich festgeschrieben werden.                                                                                                                      weniger als 250 Mikrometern. In diesen ist die or-
                                                                                                                                                                                                          ganische Substanz, die meist den Kern der Mikro-
 Von Nematoden abgetötete
 Larve des Dickmaulrüsslers.                                                                                                                                                                              aggregate bildet, physikalisch vor einem weiteren
     Wenn der Käfer in großer                                                                                                                                                                             Abbau geschützt. Dadurch erst kann der für die Bo-
       Zahl vorkommt, kann er                                                             indem sie durch ihre Aktivität wichtige physikali-                                                              denfruchtbarkeit wichtige Dauerhumus entstehen.
      Schaden anrichten. Zum
       Pflanzenschutz können                                                              sche, chemische oder biologische Bodenprozesse be-                                                              Zum anderen sind die Mikroaggregate Bestandteile
   Nematoden der Art Heter-                                                               einflussen. Am bekanntesten sind die Regenwürmer.                                                               von größeren Bodenaggregaten, welche bei Regen-
     orhabditis bacteriophora
                                                                                          Weltweit waren 2008 von ihnen etwa 670 Arten be-                                                                fällen und Trockenheit stabil sind und so das Risi-
    eingesetzt werden. Die Art
 ist bei uns heimisch, kommt                                                              kannt, in Deutschland sind es 46 (mehr hierzu auf S.                                                            ko einer Verschlämmung oder Erosion des Bodens
    allerdings von selbst nicht                                                           20/21). Unter einem Quadratmeter Wiese können –                                                                 verringern. Immerhin gehen auf nicht von Regen-
   in ausreichend hoher Kon-
                                                                                          je nach Bodenart und Bewirtschaftungsform – zwi-                                                                würmern besiedelten Böden in der EU jährlich bis
 zentration vor. Die Ausbrin-
    gung wird daher zwei- bis                                                             schen hundert und vierhundert Regenwürmer leben.                                                                zu zehn Tonnen Oberboden verloren.
  dreimal wiederholt, jeweils                                                             In Ackerböden konventionell wirtschaftender Be-
einmal in den darauffolgen-
                   den Jahren.
                                                                                          triebe, häufig mit Pflanzenschutzmitteln behandelt                                                              Welche anderen Bodentiere
      Foto: Kratz Biotech AG                                                              und oft gepflügt, findet man allerdings oft nicht einen   Prozessen unterscheiden. Bei der Darmpassage wer-     sind auch sehr nützlich?
                                                                                          einzigen. Im Gegensatz dazu leben auf den Äckern          den die organischen und mineralischen Bestandteile    Neben Regenwürmern beeinflussen auch andere
                                                                                          ökologisch wirtschaftender Bio-Betriebe pro Qua-          des Nahrungsbreis befeuchtet und gemischt, Boden-     Tiere, beispielsweise Landasseln, die Bodenprozes-
      Diese Verpackung ent-
     hält zwar die Florfliege                                                             dratmeter mehr als hundert Tiere. Doch Wurm ist           aggregate zerstört und Tonminerale aufgelöst. Darü-   se. Sie gehören zur Klasse der Höheren Krebse und
  Chrysoperla carnea, doch                                                                nicht gleich Wurm – am Senckenberg Forschungs-            ber hinaus wird der Brei mit Enzymen und Schleim      zählen zu den Primärzersetzern: Mit ihren kräfti-
   in gleicher Art und Weise                                                              institut in Görlitz wurde eine komplette Auflistung       angereichert, die von der Darmwand und Kalkdrü-       gen Mundwerkzeugen zerkleinern sie die frisch ge-
wird auch die bodenlebende
 Raubmilbe Hypoaspis miles                                                                aller Regenwurmarten Deutschlands vorgenom-               sen abgegebenen werden. Diese Prozesse sind not-      fallene Blattstreu und bereiten sie für den weiteren
an die Kundschaft versandt.                                                               men und dazu 16.000 Datensätze ausgewertet, die           wendig, damit der Regenwurm die organische Sub-       Abbau durch Bodenkleintiere und Mikroorganis-
 Im Inneren der Verpackung
                                                                                          in der Datenbank www.edaphobase.com allgemein             stanz im Boden verdauen kann, führen aber auch        men vor. Sie haben sieben Beinpaare und Kiemen,
      befindet sich dann ein
  erdähnliches Substrat mit                                                               zugänglich sind. Seit Charles Darwins Buch «The           dazu, dass die Nährstoffverfügbarkeit in frischem     bekannt sind sie den meisten Menschen aus Kellern
    Raubmilben und Futter-                                                                formation of vegetable mould through the action of        Regenwurmkot stark erhöht ist. Dies ist einer der     und Garagen. Sie sind meist nachtaktiv und haben         Im Ökolandbau wird auf
 milben, das auf dem Boden                                                                                                                                                                                                                                         den Einsatz von Pestiziden
                                                                                          worms» wurde mit unzähligen Arbeiten gezeigt, dass        wichtigsten Gründe für die mehrfach nachgewie-        verschiedene morphologische Einrichtungen zum            verzichtet. BLE, Bonn
           ausgestreut wird.
      Foto: Kratz Biotech AG                                                              Regenwürmer die Bildung von Humus, der dunkel             sene Stimulierung des Pflanzenwachstums durch         Verdunstungsschutz. Kellerasseln, Mauerasseln            Foto: Thomas Stephan
                                                                                          gefärbten oberen Bodenschicht, fördern und zu einer
                                                                                          optimalen Aggregatstruktur des Bodens beitragen.
                                                                                          Ihr positves Wirken in Kürze: Regenwürmer setzen
                                                                                          organische Substanz um und tragen damit zur Hu-
                                                                                          musbildung bei. Mit ihrer Losung beeinflussen Re-
                                  Zertifizierte Zuchten von Bodentieren sind die Vor-     genwürmer die Krümmelstabilität des Bodens, ih-
                                  aussetzung für eine erfolgreiche Erforschung biologi-   re Gänge haben Einfluss auf die Porenstruktur und
                                  scher Pflanzenschutzmittel, insbesondere, wenn neu      Infiltration des Bodens. Durch ihre grabende und
                                  auftretende invasive Schaderreger kontrolliert wer-     durchmischende Tätigkeit belüften und befeuchten
                                  den sollen. Der Erhalt und die Pflege von Stamm-        sie den Boden. Aber auch andere Bodenorganismen
                                  zuchten sind zudem unerlässlich, um eine profunde       werden durch die Aktivität der Regenwürmer geför-
                                  Ausbildung in der Formenkenntnis des wissen-            dert, der Boden wird durch sie stärker belebt.
                                  schaftlichen Nachwuchses zu gewährleisten.
                                                                                          Stimulierung des Pflanzenwachstums durch
                                  Bodentiere als Ökosystem-Ingenieure                     die Aktivität von Bodentieren
                                  Bodentiere haben einen entscheidenden Einfluss auf      Um den Einfluss der Regenwürmer auf Humus und
                                  viele ökologische Prozesse, die im Boden ablaufen.      Struktur im Oberboden zu verstehen, muss man
                                  Viele Bodentiere wirken als Ökosystem-Ingenieure,       zwischen darmspezifischen und kotspezifischen

naturmagazin 1/2016                                                                                                                                                                                                                                                    naturmagazin 1/2016
BODEN DAS UNSICHTBARE ÖKOSYSTEM HEIMLICHE HELFER WERTVOLL UND VERWUNDBAR - Natur+Text
10 BODEN Titelthema                                                                                                                                                                                                                                          BODEN Titelthema 11

                                und Rollasseln sind die bei uns heimischen Vertre-    zudem die Versickerung des Wassers und damit die        mehr abgeweidet werden können. Schuld daran ist                                                                  Durch ihre grabende Tätig-
                                                                                                                                                                                                                                                               keit leisten Termiten einen
                                ter. Aber selbst in so extremen Lebensräumen wie      Wasserversorgung der Pflanzen.                          der vom Menschen aus dem schweizerischen Mittel-
                                                                                                                                                                                                                                                               Beitrag zur Auflockerung
                                den trockenen Halbwüsten von Nordafrika wirken                                                                land eingeschleppte Regenwurm Aporrectodea noc-                                                                  des Bodens.
                                Asseln als Ökosystem-Ingenieure. Die Wüstenas-        Können Bodentiere auch Probleme bereiten?               turna. In seiner Heimatregion bereitet er wegen der                                                              Foto: © petert2 –
                                                                                                                                                                                                                                                               www.fotolia.com
                                sel Hemilepistus reaumuri etwa hat zum Überleben      Doch nicht überall sind die Leistungen der Ökosys-      dortigen topographischen und klimatischen Bedin-
                                in diesem Ökosystem ein spezielles Sozialverhalten    tem-Ingenieure positiv. Der ursprünglich im Nor-        gungen allerdings keinerlei Probleme.
                                entwickelt. Wüstenasseln bilden monogam zusam-        dosten Südamerikas beheimatete Regenwurm Pon-
                                menlebende Paare, die zusammen mit ihren nicht        toscolex corethrurus beispielsweise hat sich weit       Gezielte Nutzung von Bodentieren
                                geschlechtsreifen Nachkommen einen 40 bis 80 Zen-     ausgebreitet und besiedelt als invasive Art nach der    Die Eigenschaften von Bodentieren können auch
                                timeter tiefen Gang in den Wüstenboden graben, um     Abholzung tropischer Wälder nun die dort für Rin-       gezielt zur Verbesserung von Ökosystemen und
                                dort im heißen Sommer zu überleben. Alle Mitglie-     derhaltung und Steakproduktion angelegten Weiden.       zu deren nachhaltiger Nutzung eingesetzt werden.
                                der der Familie fressen dabei Bodenmaterial und       Viele Arten der ursprünglichen Bodenfauna haben         In Westafrika etwa hat der Anteil von Böden ohne       füllen und dann speziell für diesen Zweck gezüchte-
                                deponieren es als Kot am Ausgang der Höhle. An        das Nachsehen und verschwinden. Im brasilianischen      Pflanzenbewuchs mit einer gestörten Struktur und       te Regenwürmer in sie einzusetzen. Für das Funkti-
      Asseln können auch in     Hanglagen werden diese Kotpellets bei Regen fort-     Zentralamazonien produziert P. corthrurus jährlich      einer wasserundurchlässigen Oberfläche zugenom-        onieren der Methode ist es wichtig, die Qualität des
  vergleichsweise trockenen
   Lebensräumen überleben.      geschwemmt, die Dicke des Oberbodens nimmt da-        bis zu hundert Tonnen Regenwurmkot pro Hektar.          men. Die Gründe sind eine Kombination von klima-       Komposts zu kontrollieren und Regenwürmer mit
                 Fotos: oben    durch ab. In den Senken hingegen lagert sich das      Doch im Darm der Würmer werden die Bodenpar-            tischen Bedingungen, Überweidung und Tritt durch       unterschiedlichen ökologischen Strategien zu züch-
        © martin filzwieser –   erodierte, an organischen Stoffen reiche und damit    tikel zerstört und äußerst dicht. Die Regenwurmart      die Rinder. Die dortigen Bauern versuchen nun, sol-    ten. Die Ergebnisse der ersten Pilotversuche sind er-
           www.fotolia.com,
 unten: Ronny Hirschmann–       die Ansiedelung von Pflanzen fördernde Material ab.   trägt deshalb in einem ähnlichen Ausmaß zur Bo-         che Böden zu verbessern, indem sie die Aktivität       mutigend, gegenüber dem konventionellen Anbau
           www.fotolia.com      Die tief in den Boden reichenden Gänge verbessern     denverdichtung bei, wie es von schweren Landma-         der im Boden dominierenden Termiten durch Auf-         werden höhere Erträge und Gewinne erzielt.
                                                                                      schinen bekannt ist. Die bis zu fünf Zentimeter dicke   lagen von Mulch aus Stroh und holzigem Materi-
                                                                                      und zum Teil sehr feuchte Kotauflage führt darüber      al stimulieren. Diese Termitenarten graben bei der     Ausblick
                                                                                      hinaus in manchen Weiden zu anaeroben Bodenbe-          Suche nach Nahrung unterirdische Gänge, die an         Die Leistungen der Bodentiere als Ökosystem-In-
                                                                                      dingungen mit einer erhöhten Produktion von Me­         die Bodenoberfläche münden, bedecken das orga-         genieure sind Dienstleistungen für die Menschen.
                                                                                      than, was zum Absterben der Pflanzendecke führt.        nische Material an der Bodenoberfläche zu ihrem        Sie helfen uns, Ökosysteme nachhaltig zu nutzen.
                                                                                      Im Norden der USA wiederum haben Regenwürmer            Schutz mit einer Schicht von Erde und bilden im Bo-    Der Wert dieser Dienstleistungen wird meist ver-
                                                                                      Waldökosysteme besiedelt, in denen zuvor keine Re-      deninneren neue Bodenkrümel. In der Folge kann         kannt und ist auch nicht direkt zu erfassen. Oft wer-
                                                                                      genwürmer verbreitet waren. Diese aus Europa und        das Regenwasser leichter in den Boden eindringen,      den wir uns ihrer Bedeutung erst bewusst, wenn sie
                                                                                      Asien stammenden Arten wurden durch die Fisch-          die Erosion wird vermindert und der Abbau des to-      nicht mehr automatisch erbracht werden. Wenn
                                                                                      köderindustrie, durch eingeführte Pflanzen und über     ten organischen Materials stimuliert. Zudem ver-       Erträge abnehmen oder die Qualität der Produk-
                                                                                      Wurmkompostanlagen eingeschleppt. Die Aktivität         bessert sich die Struktur des Bodens, Pflanzen kön-    te nicht mehr stimmt. Im Kontext einer nachhal-
                                                                                      der Regenwürmer bewirkte, dass die Blattstreu der       nen sich wieder ansiedeln. Studien in Burkina Faso     tigen Landnutzung und Erhaltung der natürlichen
                                                                                      Wälder nun schneller als zuvor abgebaut und die         zeigten, dass durch die Aktivität der Termiten – vor   Ökosysteme ist es daher wichtig, die Zusammen-
                                                                                      Struktur der oberen Bodenschicht erheblich verän-       allem der Spezies Odontotermes smeathmani – eine       hänge zwischen der Biologie und der Wirkung der
                                                                                      dert wurde. Nach einer anfänglichen Stimulierung        Verbesserung der Bodenqualität und das Wachstum        Bodentiere gut zu verstehen. Nur mit diesem Wis-
                                                                                      verringerten sich dadurch sowohl die mikrobielle        einer neuen Vegetation innerhalb weniger Monate        sen können für die Bewirtschaftung der Böden und
                                                                                      Biomasse in den Oberböden als auch die Vielfalt         möglich sind. Auch beim Anbau von Tee in Indi-         die Erhaltung natürlicher Ökosysteme die richtigen
                                                                                      und Anzahl der einheimischen Milben und Spring-         en nutzt man die positiven Auswirkungen von Bo-        Wege beschritten werden. Eine vom Bundesministe-
                                                                                      schwänze. Der Oberboden verlor schließlich seine        dentieren. In vielen Plantagen ist durch den jahr-     rium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im
                                                                                      Eignung als Saatbeet für diverse Waldkräuter. Teil-     zehntelangen Anbau die Fruchtbarkeit der Böden         ­November 2015 durchgeführte Tagung mit dem Titel
                                                                                      weise sank die Anzahl der Waldbodenpflanzenarten        beträchtlich gesunken. Durch eine neue Methode, an      „Mikroorganismen und Wirbellose – entscheiden-
                                                                                      um 20 bis 25 Prozent. Während man im Ausland            deren Entwicklung das Institut de Recherche pour        de Dienstleister für Landwirtschaft und Ernährung“
                                                                                      erst vor wenigen Jahren auf die negativen Auswir-       le Développement in Bondy in Frankreich, die Uni-       zeigte, dass die Bewahrung der biologische Vielfalt
                                                                                      kungen invasiver Bodentiere auf Ökosysteme auf-         versität Sambalpur in Orissa, Indien, und ein priva-    im Boden für die pedogenen Stoffumsetzungen, den
                                                                                      merksam geworden ist, ist den Bodenzoologen in der      ter Betreiber von Teeplantagen beteiligt waren, wird    Wasserkreislauf, Erosionsschutz, Klimaregulation,
                                                                                      Schweiz dieses Phänomen schon seit über 50 Jahren       in solchen Plantagen die Bodenfruchtbarkeit wie-        Regulation von Kulturschädlingen und Pflanzenpro-
                                                                                      bekannt. So wurde und wird in der Ostschweiz auf        der verbessert und die Produktivität der Teepflan-      duktion immens wichtig ist.
                                                                                      vereinzelten Weiden und Wiesen eine erhöhte Pro-        zen erhöht. Das Prinzip der „Fertilisation Bio-Orga-
                                                                                      duktion von Regenwurmkot beobachtet. Dies be-           nique dans les Plantations Arborées“ (FBO) besteht     Werner Kratz
                                                                                      reitet vor allem im Herbst Probleme, weil bei einem     darin, in den Plantagen zwischen den Teepflanzen       2. Vorsitzender des NABU Brandenburg
                                                                                      späten Schnitt das Gras verschmutzt ist und geneigte    180 Zentimeter lange, 30 Zentimeter breite und 45      Privatdozent für Ökologie, Zoologie,
                                                                                      Lagen wegen der Ausrutschgefahr für das Vieh nicht      Zentimeter tiefe Gräben zu ziehen, mit Kompost zu      ­E ntomologie, Bodenzoologie und Ökotoxikologie

naturmagazin 1/2016                                                                                                                                                                                                                                                 naturmagazin 1/2016
BODEN DAS UNSICHTBARE ÖKOSYSTEM HEIMLICHE HELFER WERTVOLL UND VERWUNDBAR - Natur+Text
12 BODEN Titelthema                                                                                                                                                                                                                        BODEN Titelthema 13

UNSER BODEN –                                                                                                           L
                                                                                                                               andwirte müssen heute „multi tasking“-fähig
                                                                                                                               sein, auf vielen Gebieten zu Haus und mög-
                                                                                                                               lichst viel zugleich erledigen können. Ob das
                                                                                                                                                                                 Thema „kaut“ er bis heute: „Ich müsste eine mittlere
                                                                                                                                                                                 Entscheider-Ebene einziehen, damit nicht alles an
                                                                                                                                                                                 mir hängen bleibt.“ Doch die Region ist von Weg-
                                                                                                                                                                                                                                            Gut ausgebildete Wurzeln
                                                                                                                                                                                                                                            beider Kulturen, breiter oder
                                                                                                                                                                                                                                            länglich ausgebildet

WERTVOLL UND
                                                                                                                        geht? Jens Petermann versucht es, und das frisst ihn     zug betroffen, daher: keine Chance auf Änderung
                                                                                                                        manchmal regelrecht auf. Vor allem, weil er nicht        der Situation.
                                                                                                                        mehr auf ausgetretenen landwirtschaftlichen Pfa-
                                                                                                                        den laufen will und kann. Denn die haben sich für        Wie aufs Stichwort klingelt das Telefon. Wieder geht

­VERWUNDBAR
                                                                                                                        ihn gründlich erledigt. Petermann hat Schluss ge-        es um etwas, das man hätte delegieren können. Aber
                                                                                                                        macht mit dem ständigen Tiefpflügen der Böden,           es steht niemand da, dem er den Ball zuwerfen könn-
                                                                                                                        dem massiven, breitgefächerten Einsatz von Dün-          te. Nach wenigen Minuten klingelt ein anderes Tele-
                                                                                                                        ger und Pflanzenschutzmitteln. Er will dem Boden         fon. Konzentriert hört Jens Petermann zu. „Wie zu
                                                                                                                        wiedergeben, was ihm immer eigen war, bevor der          erwarten war!“, sagt er kurz und später enttäuscht:

LANDWIRT IM ODERBRUCH SCHAUT DER
                                                                                                                        Mensch sich als dessen Ausbeuter aufschwang: seine       „Das kann alles nicht wahr sein“ und drückt kopf-
                                                                                                                        natürliche Fruchtbarkeit.                                schüttelnd die Aus-Taste. „Da sprechen sie beim Kli-

­N ATUR WIEDER AUF DIE FINGER
                                                                                                                                                                                 magipfel über Kohle und Kühe als CO2-Emittenten.
                                                                                                                        Ein Erlebnis mit Folgen                                  Kühe – dass ich nicht lache!“. Da müsse die Seren-
                                                                                                                        Ohne die Rückbesinnung auf die Natur, ist sich der       geti ja längst tot sein, weil Millionen Gnus da leben.
                                                                                                                        Landwirt sicher, werde es auf dieser Erde schon bald     Über den modernen, konventionellen Ackerbau als
                                                                                                                        keine fruchtbaren Böden mehr geben – jene dünne          Ursache massenhafter CO2-Emmission spreche kei-
                                                                                                                        fruchtbare Schicht, nur etwa 15 Zentimeter stark,        ner. Das macht ihn wütend. Wieder sei eine Chan-
                                                                                                                        welche die Nahrungsgrundlage aller Menschen ist.         ce vertan, die Umkehr der verhängnisvollen indus-
                                                                                                                        Doch sollte es nicht möglich sein, sich dieser schma-    triellen Bodennutzung einzuläuten. Er hat sie 2007
                                                                                                                        len Erdschicht anzunehmen, sie zu kurieren? So ganz      bei sich begonnen, ist noch auf dem Weg. Doch er
                                                                                                                        von allein dämmerten Jens Petermann die Einsicht         findet, wenn man anfängt, sich über den immer hö-
                                                                                                                        und alle damit verbundenen Konsequenzen nicht.           heren Düngemitteleinsatz, über Ertragssteigerung,
                                                                                                                        Keine Sturmflut, nur ein kräftiger Regen im August       Ackermethoden und Erosion Gedanken zu machen,
                                                                                                                        2007, der tiefe Erosionsrinnen in seinem 19 Hektar       wenn man bereit ist, alte Zöpfe zu hinterfragen – und
                                                                                                                        großen Maisacker hinterließ, hatte ungläubiges Er-       abzuschneiden –, ist man in der richtigen Richtung
                                                                                                                        staunen und Entsetzen, danach eine tiefgehende Be-       unterwegs. Viel Literaturstudium, manchmal so sim-
                                                                                                                        schäftigung mit dem Boden und dessen Fruchtbar-          pel wie über den Nutzen des Mulchens, war nötig.
                                                                                                                        keit und dann ein Umdenken für ihn zur Folge. Das        Er konsultierte Experten – andere als früher – und
                                                                                                                        war nicht absehbar, als Petermann 2003 den Job als       ließ die neuen Maßnahmen von unabhängiger Seite
                                                                                                                        Geschäftsführer der Produktivgesellschaft Dannen-        wissenschaftlich begleiten. Sein Ziel hatte Jens Peter-
                                                                                                                        berg, als „Herr“ über 750 Hektar Land, 165 Milchkü-      mann dabei fest im Blick: Den Ackerboden als Sys-
                                                                                                                        he und 14 Mitarbeiter übernahm. Der gebürtige Tor-       tem, das sich selbst ernährt, so wie der Waldboden.
                                                                                                                        gelower (Vorpommern), gelernter Agrotechniker/           „Wenn wir im Ackerbau nicht die Pflanze, sondern
                                                                                                                        Mechanisator mit Abitur, hat ein Landwirtschaftsstu-     den Boden ernähren, haben wir es geschnallt“, gibt
                                                                                                                        dium aufgesattelt, das 1990 endete. Der Liebe wegen      er die Erkenntnis des Amerikaners Neal Kinseys wie-
                                                                                                                        zog er in die Nähe Strausbergs, östlich von Berlin.      der. „Wir müssen den Boden bewirten, damit er uns
                                                                                                                        13 Jahre lang war er dort in einer Genossenschaft        seine Fruchtbarkeit schenkt“, sagt Petermann, der
                                                                                                                        für den Ackerbau zuständig. Bis der Ruf aus Dan-         gern mit Gleichnissen arbeitet.
                                                                                                                        nenberg kam. Der neue Posten versprach berufliche
                                                                                                                        Verbesserung und Herausforderung zugleich. „Ich          Konsequenzen einer Bestandsaufnahme
                                                                                                                        freute mich darauf, Dinge selbst gestalten, verän-       Die auf seinen Äckern von Vorgängern begangenen
                                                                                                                        dern zu können“, erinnert sich Petermann. Die En-        „Sünden“ wurden analysiert: Bodenverdichtung, zu
Ein Gespräch mit Jens Petermann kann nicht nur dem Städter die Idylle von der Landwirtschaft restlos zerstören:         ten wurden abgeschafft, das Dienstleistungsangebot       tiefes Pflügen, kahle Böden, Überdüngung, Mono-
Nicht der ständig tief gepflügte Acker ist gut. Nicht die riesige Fläche, die nackt und sauber auf den Winter wartet.   verbreitert, eine „Milchtankstelle“ kam, ein Hofla-      kulturen. Sehr wenig Leben war in der oberen Bo-
                                                                                                                        den, der auch Produkte anderer regionaler Erzeuger       denschicht geblieben, wo eigentlich Pilze, Bakteri-
Auch nicht die soldatisch schnurgeraden, endlosen Reihen derselben Frucht auf dem Boden. Und im Winter macht
                                                                                                                        anbietet. Die Ackererträge stiegen. Es lief eigentlich   en und Mikroorganismen für Bodenfruchtbarkeit
der Landwirt auch kein Nickerchen, um sich von den Strapazen des Jahres auszuruhen und Saat und Gerätschaften           ganz gut, auch wenn der Chef mit Mitarbeiterzahl         durch Zersetzung alter, abgestorbener Pflanzenteile
fürs neue Jahr scharf zu machen.                                                                                        und Qualifikation noch nicht zufrieden war. An dem       sorgen müssten. Woher sollten sie auch kommen,

naturmagazin 1/2016                                                                                                                                                                                                                               naturmagazin 1/2016
BODEN DAS UNSICHTBARE ÖKOSYSTEM HEIMLICHE HELFER WERTVOLL UND VERWUNDBAR - Natur+Text
14 BODEN Titelthema                                                                                                                                                                                                                                           BODEN Titelthema 15

                                                                                                                                               INNOVATIVE BODEN­
                                                                                                                                               POLITIK GEFRAGT
                                                                                                                                               ANHALTENDER FLÄCHENVERBRAUCH LÄSST
                                                                                                                                               30-HEKTAR-ZIEL UTOPIE WERDEN
      Milchtankstelle – Ein    wenn der Acker stets leergeräumt wurde? Das Er-        Kulturen gleichzeitig. Was von den abgemähten            Weltweit gehen jährlich zehn Millionen Hektar fruchtbaren Bodens verloren, heißt es in einer gemeinsamen
Versuch, realere Milchpreise   gebnis war ein fast humusloser Boden mit feinsan-      Pflanzen nicht verwertet wird, wie Stroh, wird nur
                 zu erzielen                                                                                                                   ­Pressemitteilung von Umweltbundesamt und Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
                               diger, statt stabiler Krümelstruktur. Bläst der Wind   leicht in die Oberfläche eingearbeitet oder einfach
                                                                                                                                                ­Entwicklung im Dezember 2015, ausgangs des internationalen Jahr des Bodens. Eine Entwicklung, an der auch
   Jens Petermann im Büro      über solche Felder, können bis zu 30 Tonnen der        liegengelassen. Die Humusbildung kann dann begin-
                               fruchtbaren Oberkrume von einem Hektar abgetra-        nen, die Mikroorganismen haben zu tun. Letztere hat        Deutschland seinen Anteil hat, sowohl als Importeur von Waren und Rohstoffen und somit als Nutzer von Böden in
                               gen werden. Das führt zu Sandstürmen auf den Stra-     Jens Petermann inzwischen reichlich auf seinen Fel-        aller Welt als auch im eigenen Land.
                               ßen, und der Boden ist für den Ackerbau verloren.      dern. Wenn er leicht den Spaten in den Acker sticht,
                               Wenn es regnet, kann das Wasser nicht in den ver-      staunt man über die krümlige Struktur des Aushubs,
                               dichteten, strukturlosen Acker eindringen, es bildet   die vielen Regenwürmer und die gut ausgebildeten
                               Erosionsrinnen und läuft an der tiefsten Stelle zu-    Wurzeln der verschiedenen Pflanzen. Die eine hat
                               sammen. Petermanns Ackergerät ist ein anderes ge-      eine flache verzweigte, die andere eine kräftige tiefe
                               worden. Er wendet den Boden nicht mehr tief und        Wurzel. So werden Konkurrenzen vermieden und
                               lässt die fruchtbare Oberschicht nicht auf Nimmer-     unterschiedliche Stärken ausgespielt. Den Stab ei-
                               wiedersehen nach unten abtauchen. Der Boden wird       ner Sonde kann Petermann inzwischen leicht einen
                               stattdessen mit Scheiben nur oberflächlich aufge-      Meter tief in den Acker stecken, die Verdichtung ist
                               ritzt, gleichzeitig wird gesät, das Korn kommt oh-     Vergangenheit, der Boden wasserdurchlässig. Die
                               ne großen Eingriff in den Boden. Direktsaat heißt      Erträge sind bei all den nach und nach einsetzenden
                               das Verfahren. Gedüngt wird nun gezielt mit einer      Maßnahmen natürlich zurückgegangen. Petermann
                               Art Injektor. Dabei wird punktuell und viel weniger    hält das aus, obwohl es für die Produktivgesellschaft
                               Mineraldünger verwendet als früher, die Substan-       fatal ist, weil auch die Milchpreise zurückgehen. Auf
                               zen gelangen an die Pflanze und nicht ins Grund-       Dauer ist das nicht zu schultern. Doch Abstriche am
                               wasser. Außerdem sorgt der Landwirt dafür, dass        neuen Ackern sind nicht drin, „dann gehe ich mit
       Auf dem Feld vor dem
  ­ inter: Immer mindestens
  W                            immer etwas auf dem Feld wächst, der Boden nie         dem Projekt lieber unter“, sagt der Landwirt fest.
 zwei verschiedene Kulturen    kahl ist. Am liebsten sind ihm zwei, drei oder mehr
                                                                                      Sollte jemand denken, dass andere Landwirte mit
                                                                                      Spannung und Freude nach Dannenberg schauen,

                                                                                                                                               O
                                                                                      ist er auf dem falschen Weg. Es gebe viele Leute, die
                                                                                      sein Scheitern nur zu gern sehen würden, sagt Pe-                 hne intakte Böden wäre die Erzeugung          und 13,6 Prozent (Stand 2013) nehmen Siedlungs-           Foto: Wolfgang Ewert
                                                                                      termann. Dann wäre der alte Weg doch der richti-                  von Lebensmitteln einschließlich Trink-       und Verkehrsflächen ein. Der Anteil letzterer steigt
                                                                                      ge. Auch Hersteller und Vertreiber von Maschinen,                 wassers undenkbar. Zugleich sind sie Le-      jedoch stetig, insbesondere zu Lasten landwirt-
                                                                                      Dünger und Pflanzenschutzmitteln dürften über sein       bensgrundlage und -raum für Tiere und Pflanzen.        schaftlicher Flächen. Aktuell werden für Wohnen
                                                                                      Treiben wenig glücklich sein. Wo wir landen, wenn        Ihre Verfügbarkeit ist endlich. Jeder weiß das und     und Gewerbe, Freizeit, Erholung und Verkehr täg-
                                                                                      jeder weiter nur an heute und seinen größtmögli-         trotzdem wird diese Ressource in einem Maße be-        lich etwa 70 Hektar „verbraucht“. Zwar hat sich der
                                                                                      chen Gewinn denkt, will man sich nicht ausmalen.         ansprucht, als gäbe es unbegrenzt Ersatz. Etwa die     Flächenverbrauch in den vergangenen Jahren ste-
                                                                                                                                               Hälfte der knapp 360.000 Quadratkilometer umfas-       tig verlangsamt – zwischen 1997 bis 2000 waren es
                                                                                      Andrea von Fournier                                      senden Fläche Deutschlands wird landwirtschaft-        durchschnittlich 129 Hektar pro Tag – das in der
                                                                                      Text und Fotos                                           lich genutzt, zirka ein Drittel ist mit Wald bedeckt   nationalen Nachhaltigkeitsstrategie formulierte Ziel,

naturmagazin 1/2016                                                                                                                                                                                                                                                 naturmagazin 1/2016
BODEN DAS UNSICHTBARE ÖKOSYSTEM HEIMLICHE HELFER WERTVOLL UND VERWUNDBAR - Natur+Text
16 BODEN Titelthema                                                                                                                                                                                                                                            BODEN Titelthema 17

                                                                                     auch zum Erlöschen ganzer Populationen aufgrund
                                                                                     genetischer Verarmung führen. Der Siedlungsneu-
                                                                                     bau trägt ein Übriges zum Lebensraumverlust bei.
                                                                                     Noch immer werden Baugebiete am Rande beste-
                                                                                                                                             KOMPOSTIERUNG
                                                                                                                                             DAS WELTÄLTESTE RECYCLINGVERFAHREN
                                                                                     hender Siedlungen ausgewiesen, statt die Innenbe-
                                                                                     reiche zu verdichten. Der menschlichen Natur ge-
                                                                                     mäß werden beste Lagen besiedelt und gehen für die
                                                                                     landwirtschaftliche Nutzung oder als naturbelassene
                                                                                     Flächen irreversibel verloren. Zudem, etwa die Hälfte
                                                                                     der neuen Siedlungs- und Verkehrsflächen werden
                                                                                     vollständig versiegelt und damit jeglicher Boden-
                                                                                     funktionen, einschließlich der Grundwasserneubil-
                                                                                     dung, beraubt. Niederschlagswasser wird über Flüsse
Straßenbau versiegelt nicht   den Verbrauch bis 2020 auf 30 Hektar zu reduzieren,    abgeleitet, was wiederum die Hochwassergefahr in
 nur Boden, er zerschneidet   wird mit diesem Tempo deutlich verfehlt werden.        bestimmten Regionen erhöht.
        auch Lebensräume.
      Foto: Wolfgang Ewert    Selbst das vom Umweltbundesamt für 2015 gesteckte
                              Zwischenziel von 55 Hektar wurde nicht erreicht. Es    Doch auch die ökonomischen Probleme infolge der
                              dürfte jedoch noch schlimmer kommen, denn in der       Zersiedlung sind nicht unbedeutend, denn die Aus-
                              Antwort der Bundesregierung im März 2015 auf eine      weitung der Siedlungs- und Verkehrsflächen erfolgt
                              kleine Anfrage der Bundestagsfraktion von Bündnis      vielerorts bei gleichzeitigem Rückgang der Bevöl-
                              90/Die Grünen zur Entwicklung der Flächeninan-         kerungszahlen. Die steigenden Infrastrukturkosten
                              spruchnahme heißt es: „Allerdings erscheint keines-    müssen dann auf weniger Personen verteilt wer-
                              wegs gesichert, dass sich dieser Trend (der Rückgang   den. Die Ursache für diese regional durchaus unter-
                              des Flächenverbrauchs, d. V.) in den nächsten Jah-     schiedlich ausfallende Entwicklung „liegt nur teil-
                              ren automatisch bis auf 30 Hektar pro Tag fortsetzt.   weise in der Abwanderung. Sie liegt insbesondere
                              Dies belegen Modellrechnungen […] nach denen           auch in einer über den Bedarf hinausgehenden, also
                              im Falle von unveränderten Randbedingungen ab          nicht nachhaltigen Ausweisung neuer Siedlungsflä-       Wie sich organisches Material zur Bodenverbesserung und Düngung einsetzen lässt, war den Menschen bereits im
                              dem Jahr 2015 die Flächenneuinanspruchnahme in         chen. Aus ökonomischer Sicht besorgniserregend ist,     Altertum bekannt. Erst die Entdeckung der Mineralstoffdüngung durch Justus von Liebig in der Mitte des 19. Jahr­
                              einer Größenordnung von 64 Hektar pro Tag ver-         dass selbst in schrumpfenden und stark schrumpfen-
                                                                                                                                             hunderts ließ die organische Düngung ins Hintertreffen geraten. Doch in jüngerer Zeit erfährt die Kompostierung
                              harren dürfte. Auch bis zum Jahr 2025 würden sich      den Regionen zusätzlich Siedlungs- und Verkehrsflä-
                              bei einem Mittelwert von 63 Hektar pro Tag kaum        chen ausgewiesen und damit zusätzliche Infrastruk-      wieder die ihr gebührende Beachtung.

                                                                                                                                             N
                              weitere Reduktionen ergeben.“                          turfolgekosten vorbestimmt werden“, heißt es in der
                                                                                     bereits genannten Antwort der Bundesregierung.                    icht zuletzt moderner gesetzlicher Vorgaben   zwei- oder drei-Kammer-Kompostanlage für sich               Foto: © alisonhancock –
                              Die ökologischen Folgen des nahezu unvermin-                                                                             verdankt ein ganzer Wirtschaftszweig seine    ­arbeiten. Wichtig ist in jedem Fall der Bodenkontakt.      www.fotolia.com

                              derten Flächenverbrauchs wären jedoch erheblich.       Mit verschiedenen Modellversuchen und Maßnah-                     Existenz. Vor allem aber dem Wirken von        Für welche Variante man sich auch entscheidet, nicht
                              So ließe beispielsweise der unverändert anhaltende     men versuchen Bund und Länder gegenzusteuern.           Milliarden von Kleinstlebewesen. In großen Kompos-       unwichtig ist die Standortwahl der kleinen Humusfa-
                              Neubau von Verkehrsflächen die ohnehin gravie-         So wird, initiiert vom Umweltbundesamt, gegen-          tierungsanlagen verrichten sie ihr Werk und verwer-      brikation. Damit die Destruenten, die Zersetzer, ihrer
                              renden Probleme für die heimische Fauna nicht ge-      wärtig in einem überregionalen Modellversuch mit        ten jährlich viele Millionen Tonnen Garten-, Park-       Arbeit auch richtig nachgehen können, ist ein schat-
                              ringer werden. Mit über 600.000 Straßenkilometer       knapp einhundert Kommunen der Handel mit Flä-           und andere biogene Abfälle. Wer einen Garten oder        tiges Plätzchen der richtige Ort. Feuchtigkeit ist für
                              hat Deutschland schon heute eines der dichtesten       chenzertifikaten in der Praxis erprobt. Kommunen        Balkon sein Eigen nennt, kann diese natürlichste Art     die Bakterien eine Frage der Existenz, Nässe mögen
                              Verkehrsnetze der Welt. Straßen zerschneiden aber      sollen keine Flächenangebotspolitik mehr betreiben      der Bodenverbesserung aber auch selbst organisieren.     sie allerdings nicht.
                              die Landschaft. Sie unterbrechen Wanderungswege        und „Flächen auf Vorrat“ ausweisen, sondern die
                              und teilen Lebensräume. Arttypisches Wanderver-        Innenentwicklung forcieren und im Außenbereich          Wer nicht gewillt ist, von Rasen oder Blumenbee-        Auch auf das richtige Maß kommt es an, vor allem
                              halten ist nicht mehr möglich. Lediglich acht unzer-   Bauflächen nur nach tatsächlichem Bedarf auswei-        ten viel abzugeben, kann auf einen handelsüblichen      was die Größe und die richtige Mischung des Inhalts
                              schnittene Räume größer als 400 Quadratkilome-         sen, sofern sie über die erforderliche Menge an Zer-    und platzsparenden Schnellkomposter zurückgrei-         betrifft. Ein Komposthaufen ist keine Müllkippe. Gar-
                              ter, dem Revieranspruch eines männlichen Luchses,      tifikaten verfügen.                                     fen. Dieses Plastikmöbel ist vielleicht nicht jeder-    ten- und Küchenabfälle, Rasenschnitt, zerkleinerte
                              existieren noch in unserem Land. Bei drei Viertel                                                              manns Sache. Der gute alte Komposthaufen als die        Zweige und ähnliches sind die passenden Zutaten. Al-
                              der Bundesfläche sind diese Bereiche kleiner als       Wolfgang Ewert                                          „natürlichere“ Art kommt ohne das Drumherum             les gut gemischt und möglichst zerkleinert, abwechs-
                              hundert Quadratkilometer. Die Folgen dieser Ver-                                                               aus und kostet auch nichts. Dafür benötigt er mehr      lungsreich und im Interesse guter Durchlüftung lo-
                              inselung werden nicht nur auf den Straßen in Form      Weitergehende Informationen:                            Platz. Wer keine Raumprobleme hat, lässt die Bak-       cker aufgeschichtet. Vermieden werden sollte in jedem
                              von Millionen verendeter Tiere deutlich, sie können    www.flaechenhandel.de                                   terien und Pilze, Asseln, Regenwürmer etc. in einer     Fall Sauerstoffmangel, beispielsweise durch zu dicke

naturmagazin 1/2016                                                                                                                                                                                                                                                  naturmagazin 1/2016
BODEN DAS UNSICHTBARE ÖKOSYSTEM HEIMLICHE HELFER WERTVOLL UND VERWUNDBAR - Natur+Text
18 BODEN Titelthema                                                                                                                                                                                BODEN Titelthema 19

                        Graslagen. Die Verrottungsprozesse würden nicht         Wirkungsbereich gesucht haben, dann ist er „fertig“       Wenn man Abfälle aus Haus und Garten mit Holz-             Der Kompost – eine Seite
                                                                                                                                                                                                     belegt Martin Naumann mit
                        richtig in Gang kommen, dafür aber Fäulnis mit ihren    und darf, gut durchgesiebt, den Pflanzen in Garten        kohle (pyrogener Kohlenstoff) mischt, pfiffigen Mi-
                                                                                                                                                                                                     Gartenabfällen, eine Seite
                        übelriechenden Begleiterscheinungen. Nicht auf den      und Blumentopf zu einem guten Wachstum verhelfen.         kroorganismen die Arbeit der Fermentierung (Zer-           zur Reifung der Terra preta
                        Kompost gehören auch Fleisch, fleischhaltige Spei-      Für „Balkongärtner“ gibt es das Ganze im Kleinformat      setzung unter Luftabschluss) überlässt, entsteht eine
                        sereste, Asche von Kohlen, Knochen, Kartoffel- und      in Form einer Wurmkiste (dazu weitere Info http://        fruchtbare Erde. Holzkohle hält sich lange in der Erde
                        Tomatenkraut und natürlich auch keine schadstoff-       kompostwiki.de/anleitungen/bauformen/wurmkiste).          und kann in den Poren Nährstoffe, Wasser und Mi-
                        belasteten Abfälle.                                                                                               kroorganismen speichern. Das schafft Bedingungen
                                                                                Eigner von Grundstücken mit reichem Gehölzbe-             für langfristig gute Erträge und gesunde Pflanzen.
                        Die Grundfläche des Komposthaufens beträgt et-          stand stehen zum Jahresausgang regelmäßig vor der
                        wa einen Quadratmeter. Ist er durch fleißiges Zutun     Frage: Wohin mit den vielen bunten Blättern? Die          Um Terra preta zu gewinnen, hat der Kleingärt-
                        des Gärtners auf die stattliche Höhe von einem gu-      Lösung heißt hier Flächenkompostierung. Sie ist           ner beste Voraussetzungen: Den Kompost, der für
                        ten Meter angewachsen, darf er ohne weiteren Zu-        gleichzeitig ein Kälteschutz und bewahrt den Boden        Martin Naumann Herz des Gartens ist. Selbst Nuss-
                        wachs in Ruhe reifen. Nach drei bis vier Monaten wird   vor Austrocknung. Die Blätter werden dafür in einer       baum- und Eichenblätter verrotten dort innerhalb ei-
                                                                                                                                                                                                     Hintereinander angelegt: die
                        das unterste zu oberst gekehrt, der Haufen wird um-     etwa handbreitdicken Schicht auf die Flächen verteilt     nes Jahres ohne aufwendiges Umsetzen und Sieben,           Beete mit Terra preta vom
                        gesetzt, wobei auch das äußere nach innen kommt.        und leicht in den Boden eingearbeitet. Im Frühjahr        gefördert durch Mischen, Feuchthalten, etwas Kalk          vorletzten und letzten Jahr
                        Das Umsetzen gibt dem Ganzen einen Sauerstoff-          wird alles wieder abgeräumt und kommt dann als            und Pferdemist. In der Küche sammelt die Familie
                        schub und fördert die Verrottung. Wenn der Kom-         angerottetes Material auf den Komposthaufen.              alle Reste, egal ob Bio oder nicht, auch Süd- und Zi-
                        post nach einigen weiteren Monaten Reife angenehm                                                                 trusfrüchte. „Ich trau den Mikroorganismen viel zu“,
                        duftet und Regenwürmer und Co. sich einen anderen       Wolfgang Ewert                                            sagt Martin Naumann. Im Keller wird der Küchenei-
                                                                                                                                          mer in eine größere Box entleert. Darauf streut Nau-
                                                                                                                                          mann kleinstückige Holzkohle – die macht die Fami-

KREISLAUFWIRTSCHAFT
                                                                                                                                          lie selbst durch Verbrennen von dünnen, trockenen
                                                                                                                                          Ästen aus dem Garten, weil sich so wieder ein kleiner
                                                                                                                                          Kreislauf schließt – und zu Anfang einer neuen Box
                                                                                                                                          einen „Schluck“ EM, Effektive Mikroorganismen. Die

MIT TRADITION
                                                                                                                                          Box wird verschlossen und unter Luftabschluss be-
                                                                                                                                                                                                     In verschieden großen
                                                                                                                                          ginnen die Mikroorganismen die Fermentation. Nach          Abpackungen bietet der
                                                                                                                                          vier, fünf Wochen, je nach Temperatur, sieht der In-       Handel die Effektiven
                                                                                                                                          halt dunkelgrau aus und riecht säuerlich. Ein Zeichen,     Mikro­o rganismen (EM)

                                                                                                                                          dass es funktioniert. Es ist noch keine Erde entstan-

DAHLEWITZER STELLT EIGENE „TERRA PRETA“ HER
                                                                                                                                          den. Der Inhalt wird mit Kompost im Verhältnis 1:1
                                                                                                                                          gemischt. Etwas abgedeckt mit Laub, reift das Gan-
                                                                                                                                          ze auf dem Komposthaufen, bis es gebraucht wird.
Der Garten von Familie Naumann in Dahlewitz, südlich der Berliner Stadtgrenze, weicht schon auf den ersten                                Bei Naumanns ist es das fünfte Versuchsjahr. In den
Blick vom Durchschnitt ab. Nichts ist schnurgerade gezirkelt, Wildkräuter haben ihre Berechtigung und die Erde im                         Beeten wurde die Erde etwa 15 Zentimeter tief durch
                                                                                                                                          selbst erzeugte Terra preta ersetzt. Die aus den Vor-
Nutzgarten ist uneinheitlich in ihrer Farbe und Struktur: Stückchen von Holzkohle, hier ein Rest Kartoffelschale,
                                                                                                                                          jahren zeigen noch Holzkohlestückchen. Die bishe-
Pferdemist-Rückstände, dort etwas angerottetes Laub sind zu sehen. „Das ist alles Natur und vergeht mit der Zeit“,                        rige Ertragshöhe hat die Familie erfreut. Sicher kann
erklärt Martin Naumann.                                                                                                                   das so erzeugte Substrat keine Wunder vollbringen,
                                                                                                                                                                                                     Domizil der Wildbienen, die

                        M
                                                                                                                                          doch Reste zu verwerten, Bodenverbesserung und             nicht stechen, zur Befruch-
                                    artin Naumann experimentiert viel in        (Terra preta) gefunden. Eine äußerst fruchtbare E
                                                                                                                                ­ rde,    Ertragssteigerung herbeizuführen, schaffen einen na-       tung aber äußerst wichtig
                                    seinem Garten. Wildblumen baut er mit       Grundlage prähistorischen erfolgreichen Ackerbaus         türlichen Kreislauf – das Ziel der Dahlewitzer Natur-      sind – auch die arbeiten
                                                                                                                                                                                                     biologisch in Naumanns
                                    dem Ziel an, die Pflanzen zu verschenken    von Indianervölkern in den Tropen.                        freunde ist erreicht. Zusätzlich wird Kohlenstoff im       Garten
                        und so Arten zu erhalten. Wildblumen wachsen auf                                                                  Boden gespeichert und so der Atmosphäre entzogen,
                        armen Böden am besten. Anders ist es mit Gemü-          In den vergangenen Jahren ist diese Erde wieder ins       ein eigener Beitrag gegen den Klimawandel.
                        se und Obst, hier ist märkischer Sand wenig ertra-      Blickfeld der Wissenschaftler gerückt, weil sie helfen
                        greich. Für die Landwirtschaft und für den Gärtner      könnte, unsere zerstörten Naturkreisläufe zu „repa-       Infos: Hintergründe und Zubehör unter
                        sind ausgewaschene, nährstoffarme und verdichte-        rieren“, den Klimawandel positiv zu beeinflussen und      www.terra-preta.de oder www.triaterra.de
                        te Böden ein Problem. Und weil unsere Zivilisati-       einen Beitrag zur Verbesserung der Welternährung
                        on auch eines mit den Abfällen hat, hat sich Mar-       zu leisten. In den Fokus der Politik leider noch nicht,   Andrea von Fournier
                        tin Naumann schlau gemacht und Schwarze Erde            wie Martin Naumann feststellt. Die Formel ist simpel:     Text und Fotos

naturmagazin 1/2016                                                                                                                                                                                      naturmagazin 1/2016
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