Heft 4 / 2020 Das Magazin der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung - MDS-ev.de

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Heft 4 / 2020 Das Magazin der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung
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ak tuell

       Liebe Leserin, lieber Leser,                        Aktuell
in diesem Jahr ist alles anders, die Corona-Pande-         Die Gute Frage Was machen Mediziner im Netz? 1
                                                           Auch das noch Vergiss es! 32
mie lässt uns keine Wahl: Um uns selbst ebenso zu
schützen wie diejenigen, die chronisch krank sind,
pflegebedürftig oder die wegen ihres Alters zur            Titelthema
­Risikogruppe zählen, tragen wir Maske. Wir halten         Kleiner Piks, große Wirkung 6
                                                           Kein Stich auf gut Glück 8
 Kontaktbeschränkungen, Abstands- und Hygiene-             Eine kurze Geschichte des Impfens 9
 regeln ein. Begegnen können wir uns trotzdem –            Wie Impfstoffe wirken 10
                                                           Die Angst vor dem Impfen 12
 am Telefon, im Internet, in Gedanken. Angesichts          »Vor Krankheiten, die man nicht kennt,

                                                                                                                    mdk forum Heft 4 /2020
 jüngster Entwicklungen in der Forschung wird              hat keiner Angst« 14
                                                           Grippeimpfung in Corona-Zeiten 16
 unsere Hoffnung, dass es bald einen Impfstoff gibt,
 der uns in die Normalität zurückkehren lässt, im-
 mer größer. Doch bis ein Impfstoff zum Einsatz            Wissen & Standpunkte
 kommen kann, sind noch viele Hürden zu neh-               Gesundheitsversorgung verbessern Digitale Gesundheits-
                                                           anwendungen: Erste Bewertungen sind da 18
 men. Dabei darf die Evidenz nicht auf der Strecke         Pflegeheim: ›Testzentrum light‹? 20
 bleiben, die Verteilung muss geklärt sein, die Logis­
 tik sichergestellt.
    Das Thema Impfen bestimmt den Schwerpunkt
                                                           Gesundheit & Pflege
                                                           Gesundheitsprojekt für Geflüchtete Sprachbarrieren
 des aktuellen mdk forum: Welche Impfungen emp­            abbauen, Versorgung aufbauen 21
 fiehlt die STIKO ? Was erleben Kinderärzte in ihrer       »Unsere Patienten möchten leben und nicht
                                                           sterben« 22
 Praxis? Woher kommen Impfmythen? Daneben                  Öffentlicher Gesundheitsdienst Stiefkind
 gibt es weitere interessante Beiträge, zum Beispiel       Gesundheitsämter 24
                                                           Betreutes Trinken im Pflegeheim 26
 zum Recht auf selbstbestimmtes Sterben oder zum
 Stottern. Vielleicht finden Sie mit Blick auf die be-
 vorstehenden Feiertage ein bisschen Ruhe und              Weitblick
 Muße zum Lesen.                                           Therapien gegen das Stottern Wenn jedes Wort
                                                           schwerfällt 28
    Geben Sie weiter gut auf sich acht, bleiben Sie
 gesund, und erleben Sie trotz allem ein frohes
 Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue            Gestern & Heute
 Jahr.                                                     Ehrlich färbt am längsten 30
                Herzlichst, Ihr Dr. Ulf Sengebusch
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die gute frage
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                                                                  Was machen
                                                                Mediziner im Netz?

                         Dr. Ulrike Koock ist überzeugte Allgemeinmedizinerin, Landärztin aus Leidenschaft, Buchauto-
                         rin, erfolgreiche Bloggerin. Damit ist die 39-Jährige eine von immer mehr Medi­zinern, die auch
mdk forum Heft 4 /2020

                         in den sozialen Netzwerken aktiv sind. Was ihr dabei wichtig ist, hat sie MDK forum erzählt.

                            Ihr Profilname im Internet – bei Twitter und                     Wenn Sie zum Beispiel die Patientin beschreiben,
                            Facebook – und auch Ihr Blog heißen Schwester­                   die sorgenvoll in der Sprechstunde sitzt, ihre
                            fraudoktor. Wie sind Sie ausgerechnet darauf                     Beschwerden schildert und fragt: »Kann man da
                            gekommen?                                                        nicht mal ein MRT machen? So von allem?«, dann
                                                                                             erkennen sich da gleichzeitig Patienten und Ärzte
                             Bevor ich in die Landarztpraxis kam, habe ich im Kran-          wieder. Der eine muss vielleicht nicken, der andere
                         kenhaus gearbeitet – man muss ja für seine Weiterbildung            schmunzeln. Ein leichter Zugang zu schweren
                         auch stationäre Zeit sammeln. Und von meiner Statur her             Themen – können andere Mediziner das nicht so
                         bin ich nicht sehr groß, ich bin auch nicht sehr breit. Es kam      transportieren?
                         vor, dass ein männlicher Student neben mir für den »Herrn
                         Doktor« gehalten wurde, und ich war die »Schwester«. Der            Dieses normale Sprechen über Krankheiten, das Über­
                         Herr Doktor konnte sogar 10 Jahre jünger sein als ich, aber er   setzen der im Studium gelernten ›Arztsprache‹, das liegt tat-
                         wurde um ärztlichen Rat gefragt, während ich Jalousien           sächlich nicht jedem, weil – zumindest war das während mei-
                         schließen, Wasser holen oder das Pflegerische übernehmen         nes Studiums so – das Kommunizieren nicht gelehrt wurde.
                         sollte. Dabei stand auf meinem Namensschild genauso der          Wir Hausärzte müssen die Krankheiten oft einfach mal über-
                         Doktortitel wie auf seinem. Die Patienten guckten häufig er-     setzen: Es ist beispielsweise nicht die Herzinsuffizienz, son-
                         staunt und sagten erstmal »Schwester« – dann folgte der          dern die Herzschwäche, nicht die Cholezystitis, sondern die
                         Blick aufs Schild – »Äh, Frau Doktor« – das war der Klassiker.   Gallenblasenentzündung. Und im Unterschied zu vielen an-
                                                                                          deren Hausärzten bin ich in den sozialen Medien aktiv. Es
                             Als Schwesterfraudoktor posten Sie eigene fachlich           gibt tausend Kolleginnen und Kollegen, die das genauso
                             fundierte Beiträge über Themen wie Depressionen,             können, die nur nicht im Internet unterwegs sind.
                             Hygiene, Müdigkeit, die Schilddrüse. Sie blicken
                            – wie sagen Sie so schön? – (galgen)humorvoll auf                Was, glauben Sie, muss verbessert werden bei der
                             das Wunder der Geburt. Und wenn Sie die Arbeits­                Kommunikation über Medizin und Gesundheit?
                             weise von Hausärzten beschreiben, dann hört sich
                             das so an: »Warum wir manchmal nichts machen,                    Manchmal denke ich, man müsste die vielen Leute, die
                             manchmal aggressiv zuwarten und manchmal                     im Internet falsche Informationen verbreiten, reglementie-
                             alles tun, und zwar sofort«. Ihre ganz persönliche           ren. Zum Beispiel, wenn jemand ganz abstruse und nicht-
                             Art kommt offenbar an. Bei Twitter folgen Ihnen              fundierte Dinge über sogenannte Alternativmedizin oder ak-
                             mehr als 32 000 Menschen. Was wissen Sie über                tuell über das Coronavirus schreibt. Auf der anderen Seite ist
                             Ihre Follower?                                               es natürlich auch gut, dass es dazu nur begrenzte Möglich-
                                                                                          keiten gibt, weil Gegenpositionen die Diskussion beleben
                             Da kriegt man manchmal leider zu wenig mit. Natürlich        und bei uns freie Meinungsäußerung herrscht. Verbote för-
                         bin ich mit vielen Medizinern vernetzt – eine Medizinerblase,    dern extreme Einstellungen, aber man darf nicht müde wer-
                         wie man das so nennt. Man folgt sich natürlich auch gegen-       den, sachlich aufzuklären. Dafür ist Sprache wichtig, die ver-
                         seitig. Ich merke aber auch, dass immer mehr große Organi-       standen wird. Ich finde es gut, dass über die sozialen Medien
                         sationen meine Beiträge lesen, auch Fachgesellschaften und       manche Themen an Schrecken verloren haben und dass
                         Verbände. Manche Leute folgen mir vielleicht auch, weil ich      schlimme Krankheiten, Depressionen oder andere psychia­
                         hin und wieder einen Schokokuchen poste oder Nudeln mit          trische Erkrankungen nicht mehr so stigmatisiert sind. Man
                         Rucola (lacht) – das Normale in meinem Leben scheint irgend-     geht heute viel offener damit um und kann sich über das In-
                         wie anzukommen. Viele lesen meine Texte, weil sie sich für       ternet Hilfe suchen.
                         fachliche Informationen interessieren, die aber so aufberei-
                         tet sind, dass sie auch Nicht-Mediziner verstehen.
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die gute frage
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       Es scheint, dass sich immer mehr Mediziner im                       Wie viel Zeit wenden Sie am Tag für Twitter, für
       Netz tummeln. Denken Sie, das ist ein Trend?                        Ihren Blog, für die sozialen Medien auf ?

        Ich glaube, das hat zu Corona-Zeiten noch mal zugenom-              Also ich arbeite 20 Stunden pro Woche in der Praxis und
    men. Vorher waren schon einige Mediziner im Netz aktiv,              zusätzlich etwa 10 Stunden in der Woche für die sozialen
    aber jetzt ist es noch mal mehr geworden. Die Menschen su-          ­Medien. Und wenn ich einen recht aufwendigen Blogartikel
    chen immer mehr Aufklärung im Internet, weil es frei und             schreibe, dann sitze ich auch am Wochenende nochmal sicher
    leicht verfügbar ist. Es spaltet sich ja jetzt in diejenigen, die    sechs Stunden am Computer.
    das Corona-Thema als Quatsch, Panikmache und Verschwö-
    rung abtun, und in diejenigen, die in den Krankenhäusern               Sie arbeiten als Landärztin in der Wetterau,
    und Arztpraxen erleben, wie schlimm diese Erkrankung tat-              nordöstlich von Frankfurt. Wie reagieren Ihre
    sächlich sein kann. Der Bedarf an Informationen ist groß,              Patientinnen und Patienten auf Ihre Online-
    und viele Kolleginnen und Kollegen möchten ihren Beitrag               Aktivitäten? Oder wissen die das gar nicht?
    leisten. Problematisch ist natürlich, dass jeder seinen Senf

                                                                                                                                          mdk forum Heft 4 /2020
    dazugeben kann und dann irgendwelche YouTube-Videos                     Ja, das frage ich mich manchmal auch. Ich bin in der
    von Verschwörungstheoretikern veröffentlicht werden, und            ­ raxis eigentlich noch nie darauf angesprochen worden. Also,
                                                                        P
    das wird dann leider auch geglaubt. Da wären wir wieder bei         ich bin jetzt hier keine lokale Berühmtheit oder so (lacht).
    der wichtigen fachlichen Aufklärung.                                Davon abgesehen glaube ich, hat man hier ja generell seinen
                                                                        besonderen Landarztstatus. Das ist ganz angenehm und hat
       Sie wurden ausgezeichnet als Goldene Bloggerin                   durchaus auch Vorteile: Manchmal kriegen meine Kinder
       Medizin 2019. Wie passt das zusammen, die ernsten                dann die extra dicken Wurstscheiben beim Metzger.
       Themen Krankheit, Medizin, Pflege und die neuen
       Medien, denen man oft eine verkürzte Darstellung                    Sie sind ja nicht nur in den sozialen Medien
       oder einen lockeren Unterhaltungsanspruch                           unterwegs und arbeiten als Ärztin. Sie haben
       nachsagt?                                                           außerdem ein Buch geschrieben – »Frau Doktor,
                                                                           wo ich Sie gerade treffe …« –, das im Februar
        Mir macht es Spaß, über meinen Blog Wissen zu vermit-              erscheint. Sie machen eine Fortbildung in
    teln und das eben so, dass es auch der Laie versteht. Das war          Journalismus, haben zwei Kinder, backen leckere
    wohl der Hauptgrund für die Auszeichnung. Und Goldene                  Schokokuchen. Wie schaffen Sie das alles?
    Bloggerin Medizin 2019 zu sein ist eine schöne Bestätigung
    für meine investierte Zeit – ich verdiene ja nichts daran, ich          Sie haben den Sport und meinen Gemüsegarten verges-
    bekomme nichts für meinen Blog, ich mach auch keine Wer-             sen ... (lacht). Ich kann’s gar nicht sagen. Zum einen arbeite
    bung, es ist wirklich reines Freizeitvergnügen – und dafür,         ich ja nur 50 %; und um das Buch schreiben zu können, habe
    dass es sich doch irgendwie lohnt. Bei mir ist es ein Zusam-        ich eine späte Elternzeit genommen. Ich wollte Zeit zum
    menspiel von fachlicher Information und sehr viel Nähe zu           ­Schreiben haben, weil das einfach meine Leidenschaft ist,
    den Leuten, die mit mir über Twitter oder E-Mails interagie-        und ich wollte mehr Zeit für meine Kinder haben, sie sind
    ren. Außerdem finde ich, dass die Informationen, die man            jetzt 7 und 9. Dazu kommt, dass ich tatsächlich ein paar
    über die sozialen Medien bekommt, hochaktuell sind. Man             Hummeln im Hintern habe. Einfach nur herumsitzen und
    kann sowohl an sehr gute Informationen von Kollegen kom-            nichts tun fällt mir extrem schwer.
    men als auch an normale Nachrichten oder Fachartikel, ge-
    rade jetzt in Corona-Zeiten. Das funktioniert insbesondere             Und wo sehen Sie sich in 10 Jahren? Sind Sie mehr
    über Twitter wunderbar.                                                Ärztin, mehr Journalistin, womöglich Bestseller-
                                                                           Autorin, oder haben Sie bei Twitter eine Million
                                                                           Follower?

                                                                            Ich möchte weiter als Ärztin arbeiten, weil ich diesen Be-
                                                                        ruf sehr mag. Aber ich möchte definitiv auch das Schreiben
                                                                        ausbauen und weiter viel in den sozialen Medien unterwegs
                                                                        sein. Ich würde gerne noch weitere Bücher schreiben, unter-
                                                                        wegs sein, mich politisch engagieren. Aber wahrscheinlich
                                                                        bräuchte mein Tag dann 48 Stunden.

                                                                           Die Fragen stellten Nina Speerschneider &
                                                                           Dorothee Buschhaus.

                                                     Dr. Ulrike Koock
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                             Drittes Bevölkerungsschutz-                    Die meisten Menschen, knapp sieben              Bei den Begutachtungen im Bereich der
                             gesetz in Kraft                            Millionen, haben die Krankenkassen im           gesetzlichen Krankenversicherung finden
                         Mit dem Dritten Gesetz zum Schutz der          Jahr 2019 mit Präventionsmaßnahmen in           während dieser Zeit ebenfalls in der Regel
                         Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von    Lebenswelten wie Kitas und Schulen              keine körperlichen Untersuchungen statt.
                         nationaler Tragweite sind neue Regelungen      erreicht. Ausgegeben haben sie dafür im         Auf diese Regelungen haben sich GKV-Spit-
                         zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in          Berichtsjahr 166 Mio. Euro. Mit rund            zenverband und die Medizinischen Dienste
                         Kraft getreten. Einzelne Regelungen            240 Mio. Euro entfiel der größte Teil der       in Abstimmung mit dem Bundesministe­
                         betreffen auch die Aufgabenwahrnehmung         Präventionsausgaben 2019 auf die betriebli-     rium für Gesundheit verständigt.
                         der Medizinischen Dienste. So sind nach        che Gesundheitsförderung – das entspricht
                         einer Änderung des Krankenhausfinan­           einer Steigerung von 39 % zum Vorjahr.              Ultraschall beim Frauenarzt –
                         zierungsgesetzes weitere Ausnahmen bei             Der Präventionsbericht ist als Download         neue IGeL-Bewertung
mdk forum Heft 4 /2020

                         Krankenhausprüfungen bis Juni 2021             unter www.mds-ev.de abrufbar.                   Erstmals hat das Team des IGeL-Monitors
                         zulässig. Krankenhäuser, die durch die                                                         die Selbstzahlerleistung Ultraschall zur
                         Versorgung von Patientinnen und Patienten          Tipps für Pflegebedürftige                  Früherkennung von Gebärmutterkörper-
                         mit einer Covid-19-Erkrankung besonders        Die Corona-Pandemie belastet pflegebe-          krebs bewertet – und zwar mit ›tendenziell
                         betroffen sind, müssen unter bestimmten        dürftige Menschen und pflegende Angehö-         negativ‹. Außerdem wurde die Bewertung
                         Voraussetzungen Strukturmerkmale nicht         rige besonders stark: Aus Angst vor einer       des Ultraschalls zur Früherkennung von
                         nachweisen. Das Gesetz regelt auch den         Corona-Infektion werden professionelle          Eierstockkrebs aktualisiert: Die Unter­
                         Umgang mit Unterstützungsleistungen der        Pflege- und Betreuungsleistungen oft nicht      suchung wird weiterhin mit ›negativ‹
                         Medizinischen Dienste für den ÖGD und die      mehr in Anspruch genommen. Auch sind            bewertet.
                         Versorgung. Durch den neu eingefügten          die gewohnten Angebote nicht immer                  In Studien zu beiden Untersuchungen
                         §275 Abs. 4b SGB V haben die Medizini-         verfügbar. Die Einschränkung von sozialen       gab es mehr Hinweise auf Schäden als
                         schen Dienste die Möglichkeit, Mitarbeite-     Kontakten als wirkungsvollste Prävention        auf einen Nutzen für Patientinnen.
                         rinnen und Mitarbeiter bestimmten              gegen eine Covid-19-Ansteckung führt zur        Fachgesellschaften raten übereinstimmend
                         Einrichtungen zuzuweisen, um diese bei der     Isolation pflegebedürftiger Menschen. Für       davon ab, diese Untersuchungen als
                         Pandemiebekämpfung zu unterstützen.            Pflegebedürftige und ihre Angehörigen hat       Screening anzuwenden. Dennoch werden
                         Hierdurch darf die Aufgabenwahrnehmung         der MDS auf seiner Homepage eine Vielzahl       die Untersuchungen häufig angeboten –
                         der Medizinischen Dienste jedoch nicht         von Unterstützungsangeboten zusammen-           auch jüngeren Frauen, die offensichtlich
                         beeinträchtigt werden, und die Zuweisung       gefasst: www.mds-ev.de                          nicht zur Risikogruppe gehören. Gynäko­
                         muss auf Ersuchen der entsprechenden                                                           logische Praxen handeln damit gegen die
                         Einrichtung erfolgen. Weitere Regelungen            Keine Regelprüfungen und                   Empfehlungen medizinischer Fachgesell-
                         betreffen die Einbindung des Bundestags             persönlichen Hausbesuche                   schaften. Mehr Infos unter www.igel-­
                         und der Länderparlamente bei Entscheidun-       Vor dem Hintergrund der durch Bundes­          monitor.de
                         gen zu Maßnahmen der Pandemiebekämp-            regierung und Landesregierungen verlän-
                         fung. Das Gesetz sieht auch Freihalte-Pau-      gerten Kontaktbeschränkungen zur                   Neue QPR-HKP ab 2021
                         schalen für Intensivbetten, die Vorbereitung    Eindämmung der Corona-Infektionszahlen         Am 1. Januar 2021 tritt eine neue Fassung
                         von Impfprogrammen, Schutzmaßnahmen             finden bis 15. Januar 2021 keine persön­       der Qualitätsprüfungs-Richtlinie häusliche
                         für Risikogruppen und Unterstützungsleis-       lichen Pflegebegutachtungen statt. Die         Krankenpflege (QPR-HKP) in Kraft. Die
                         tungen für erwerbstätige Eltern vor.            Einstufung in Pflegegrade erfolgt alternativ   Richtlinie wurde auf Grundlage der
                                                                         auf Basis bereits vorliegender Informatio-     Regelungen zur außerklinischen ambulan-
                             Präventionsbericht                          nen und eines ergänzenden strukturierten       ten Intensivpflege in den Rahmenempfeh-
                         Rund 631 Millionen Euro, und damit deut­lich    Telefoninterviews mit den Pflegebedürf­        lungen nach §132a Abs. 1 SGB V vom
                         mehr als gesetzlich vorgesehen, haben die       tigen bzw. den Bezugspflegepersonen. Der       30. August 2019 angepasst. Die überarbei­
                         Krankenkassen 2019 für Maß­nahmen zur           zeitnahe Leistungsbezug und die damit          tete QPR-HKP, die die Fassung vom
                         Gesundheitsförderung und Prävention in          verbundene Versorgung sind sichergestellt.     27. September 2017 ablöst, hat der
                         Lebenswelten, in Betrieben und für einzelne         Die Medizinischen Dienste führen in        GKV-Spitzenverband am 18. Dezember 2019
                         Versicherte ausgegeben. Dies geht aus dem       dieser Zeit auch keine Qualitätsregelprü­      beschlossen. Sie ist die Grundlage für die
                         aktuellen Präventionsbericht des GKV-­          fungen in stationären und ambulanten           jährlichen Regelprüfungen und Anlass­
                         Spitzenverbandes und des Medizinischen          Pflegeeinrichtungen statt. Anlassprüfungen     prüfungen der Medizinischen Dienste bei
                         Dienstes des GKV-Spitzenverbandes (MDS)         sind jederzeit weiterhin möglich, wenn dies    Leistungserbringern, die keinen Versor-
                         hervor. Insgesamt haben die Krankenkassen       aufgrund von Beschwerden erforderlich ist.     gungsvertrag nach dem SGB XI haben und
                         10,9 Millionen Versicherte mit diesen           Dabei werden strenge Hygiene- und              ausschließlich Leistungen der häuslichen
                         Maßnahmen erreichen können. Hinzu               Sicherheitsmaßnahmen eingehalten. Die          Krankenpflege nach dem SGB V erbringen.
                         kommen mehr als 17 Millionen Euro, mit          Medizinischen Dienste bauen derzeit            Dabei handelt es sich insbesondere um
                         denen die Pflegekassen Präventionsaktivi­       die Testkapazitäten aus und werden die         spezialisierte Leistungserbringer, die
                         täten in stationären Pflegeeinrichtungen        Qualitätsregelprüfungen baldmöglichst          außerklinische Intensivpflege anbieten. Die
                         unterstützt haben.                             ­wieder aufnehmen.                              QPR-HKP ist abrufbar unter www.mds-ev.de
Heft 4 / 2020 Das Magazin der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung - MDS-ev.de
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         Kompendium                                    Fehlzeiten-Report 2020                        Arzneimittelversorgung von pflegebedürf­
         Begutachtungswissen Geriatrie             Immer mehr Menschen in Deutschland                tigen Patienten in häuslicher Umgebung.
    Aktualisiert und neu aufgelegt wurde das       bleiben wegen psychischer Krankheiten             Hierfür werden durch eine Änderung der
    Kompendium Begutachtungswissen Geriatrie,      ihrer Arbeit fern. Das ist ein Ergebnis des       Arzneimittelpreisverordnung 150 Millionen
    das sich vor allem an Ärztinnen und Ärzte      Fehlzeiten-Reports 2020 des Wissenschaft-         Euro zur Verfügung gestellt.
    sowie Pflegefachkräfte richtet, die geria­     lichen Instituts der AOK (WIdO). Zu den
    trische Gutachten in Krankenhäusern,           häufigsten psychischen Leiden zählen                  Qualitätsunterschiede bei
    Rehabilitationseinrichtungen, für Sozial­      Angststörungen, Depression sowie                      Knieprothesen-OP
    gerichte oder für den ambulanten und           Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit.            Beim Knieprothesenwechsel zeigen sich
    Pflegebereich erstellen. Das Werk liefert      11,9 % aller Fehltage der Arbeitnehmerinnen       – wie auch bei den anderen planbaren
    Fachwissen, das jeder Gutachtende              und Arbeitnehmer gingen 2019 auf                  chirurgischen Eingriffen – deutliche

                                                                                                                                                     mdk forum Heft 3 /2020
    benötigt – spezifisch für ältere Patienten.    psychische Erkrankungen zurück. Damit             Unterschiede in der Behandlungsqualität
    Dabei zeigen die Autoren Dr. Friedemann        nahmen die Krankheitstage aus diesem              zwischen den einzelnen Krankenhäusern.
    Ernst, Dr. Nobert Lübke, Dr. Matthias Meinck   Grund seit 2008 um 67,5 % zu und standen          Das zeigen aktuelle Qualitätsdaten des
    und Jörg-Christian Renz, Experten des          zum ersten Mal im Fehlzeiten-Report an            Wissenschaftlichen Instituts der AOK
    Kompetenz-Centrums Geriatrie, wie man          zweiter Stelle – hinter Muskel-Skelett-­          (WIdO). Im Schnitt kommt es bei knapp 8 %
    entscheidungsrelevante Aspekte korrekt         Erkrankungen (22,4 %), aber noch vor              der Patienten nach der Operation zu
    und sicher bewertet und berücksichtigt.        Atemwegserkrankungen (11,8 %).                    Komplikationen.
    Die nunmehr vierte vollständig überarbei­          Im Schwerpunkt widmete sich der                   Bei den Kliniken, die am besten
    tete und erweiterte Auflage berücksichtigt     Fehlzeiten-Report in diesem Jahr dem              abschneiden, liegt die Gesamt-Komplika­
    die Erkenntnisse und Entwicklungen der         Thema Gerechtigkeit und Gesundheit:               tionsrate bei höchstens 5,1 %. Bei den
    vergangenen fünf Jahre und widmet sich         2500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer           Krankenhäusern mit der schlechtesten
    unter anderem Fragestellungen zu Frailty,      im Alter von 18 bis 65 Jahren wurden zu           gemessenen Behandlungsqualität ist die
    Sarkopenie und ambulanter geriatrischer        ihrem Gerechtigkeitsempfinden am                  Komplikationsrate mit mindestens 10,8 %
    Versorgung. Das Kompendium ist als ebook       Arbeitsplatz befragt und die Auswirkungen         dagegen mehr als doppelt so hoch.
    sowie als Softcover im Springer Verlag         auf die Gesundheit analysiert. Das Ergebnis:          Die Ergebnisse machen die Qualitäts­
    erschienen und bestellbar unter der ISBN       Beschäftige, die sich von ihrer Führungs-         unterschiede zwischen den 264 Kliniken in
    978-3-662-61447-1.                             kraft gerecht behandelt fühlen, weisen            Deutschland transparent, die von 2014 bis
                                                   weniger krankheitsbedingte Fehlzeiten auf.        2018 Knieprothesenwechsel bei mehr als
        DiGA auch in der Pflege                    Sie kommen durchschnittlich auf 12,7              16 000 AOK-Versicherten vorgenommen
    Auch in der Pflege sollen künftig digitale     Arbeitsunfähigkeitstage pro Jahr, während         haben. Sie vervollständigen die bereits
    Anwendungen im Internet oder Apps für          die Gruppe derjenigen, die ihren Chef als         verfügbaren Qualitätsdaten zur Erstimplan-
    das Smartphone zum Einsatz kommen. Das         eher ungerecht wahrnehmen, im Durch-              tation von Knie- und Hüftgelenken sowie
    sieht ein Referentenentwurf für ein Gesetz     schnitt 15 Fehltage aufweisen. Mehr unter         zum Wechsel von Hüftprothesen. Infos
    zur digitalen Modernisierung von Versorgung    www.wido.de                                       auch unter www.wido.de
    und Pflege (DVPMG) des Bundesministeri-
    ums für Gesundheit vor. Außerdem soll die           Stärkung der Vor-Ort-Apotheken                    Operationen in Krankenhäusern
    Telemedizin ausgebaut und die nächste          Apotheken sollen künftig mehr pharma­             7,1 Millionen der 18,8 Millionen stationär in
    Ausbaustufe der Telematik-Infrastruktur        zeutische Dienstleistungen anbieten.              Krankenhäusern in Deutschland behandel-
    umgesetzt werden. Die Prüfung digitaler        Versandapotheken dürfen gesetzlich                ten Patientinnen und Patienten wurden im
    Pflegeanwendungen (DiPA) soll wie bei den      Versicherten keine Rabatte mehr auf rezept-       Jahr 2019 operiert (37,8 %). Gegenüber
    digitalen Gesundheits-Anwendungen (DigA)       pflichtige Arzneimittel gewähren: Das sieht       dem Vorjahr hat sich dieser Anteil kaum
    in der Verantwortung des Bundesinstituts       das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz             verändert (2018: 37,9 %). Laut Statistischem
    für Arzneimittel und Medizinprodukte           (VOSG) vor, das Ende Oktober vom Bundes-          Bundesamt waren 3,6 Millionen und damit
    (BfArM) liegen.                                tag beschlossen wurde. Für gesetzlich             mehr als die Hälfte der Personen, die sich
        Das dritte Digitalisierungs-Gesetz soll    ­Versicherte soll künftig der gleiche Preis für   2019 während ihres Krankenhausaufent­
    nach dem Digitale-Versorgung-Gesetz und         verschreibungspflichtige Arzneimittel            haltes einem chirurgischen Eingriff
    dem Patientendatendaten-Schutz-Gesetz           gelten – unabhängig davon, ob diese über         unterziehen mussten, 60 Jahre und älter.
    dem Gesundheitswesen weitere Impulse            eine Apotheke vor Ort oder eine EU-Ver-          Zu den häufigsten Operationen in der
    zur Digitalisierung geben. Das DVPMG soll       sandapotheke bezogen werden. Um die              Altersgruppe der ab 60-jährigen zählten mit
    voraussichtlich Mitte nächsten Jahres in        Versorgung der Patientinnen und Patienten        285 200 Eingriffen sogenannte ›andere
    Kraft treten.                                   zu verbessern, sollen der Deutsche               ­Operationen am Darm‹, bei denen z. B.
                                                    Apothekerverband und der GKV-Spitzen­             Verwachsungen gelöst oder Darmabschnit-
                                                    verband außerdem neue pharmazeutische             te aufgedehnt werden. Danach folgten
                                                    Dienstleistungen vereinbaren. Denkbar             endoskopische Operationen an den
                                                    sind etwa eine intensive pharmazeutische          Gallengängen (216 100) und das Einsetzen
                                                    Betreuung bei einer Krebstherapie oder die        von Hüftgelenk-Prothesen (204 900).
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impfen: ein schutz fürs leben
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                                    Kleiner Piks, große Wirkung

                                                                                                                                        mdk forum Heft 4 /2020
    Bei der Suche nach einem Impfstoff gegen das neuartige Corona-Virus lieferten sich Forscher
    weltweit ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Manche Menschen erhoffen sich von flächendeckenden
    Impfungen mehr Sicherheit und eine Rückkehr zur Normalität. Andere reagieren abwartend
    oder sogar ablehnend. Zwei Faktoren scheinen bei der Akzeptanz von Impfungen eine zentrale
    Rolle zu spielen: eine glaubwürdige Kommunikation und klare Belege für ihren Nutzen.

    mit der ankündigung, bald die Zulassung für einen ge-                Impfungen schützen vor Infektionskrankheiten, indem
     meinsam entwickelten Corona-Impfstoff zu beantragen,            sie die körpereigene Abwehr auf bestimmte Krankheitserre-
     machten das Mainzer Unternehmen Biontech und der ame-           ger vorbereiten. Kommt es dann tatsächlich zu einer Infek­
     rikanische Pharmahersteller Pfizer in der ersten November-      tion, kann der Körper sich schnell und wirkungsvoll zur Wehr
     hälfte Schlagzeilen. Wenig später zog das us-amerikanische      setzen. Manche Impfungen schützen ein Leben lang, andere
    Unternehmen Moderna nach. Am gleichen Tag, an dem Bion-          müssen regelmäßig aufgefrischt wer-
     tech seine guten Nachrichten verkündete, führte Infratest       den. Ist ein Großteil der Bevölkerung      Impfungen retten
    Dimap eine bundesweite Befragung für den ›Deutschland­           geimpft, kann sich die entsprechende       jedes Jahr Millionen
     trend‹ durch, den das Meinungsforschungsunternehmen je-         Krankheit nicht mehr so schnell aus- Menschenleben.
     den Monat im Auftrag der ard-tagesthemen und verschiede-        breiten. Von diesem Schutz profitieren
     ner Zeitungen erstellt. Angesichts der großen Hoffnungen,       auch Menschen, die selbst (noch) nicht geimpft werden kön-
     die die Suche nach einem Impfstoff begleiteten, war das Er-     nen – Neugeborene etwa oder chronisch Kranke. Experten
     gebnis überraschend: Nur ein gutes Drittel der Befragten        zählen Schutzimpfungen zu den kostengünstigsten und wirk-
     (37 %) sagte, sie würden sich »auf jeden Fall« impfen lassen.   samsten medizinischen Interventionsmaßnahmen. Der who
    Ein weiteres Drittel (34 %) wollte das »wahrscheinlich«. Und     zufolge retten Impfungen jedes Jahr weltweit etwa zwei bis
     ein knappes Drittel (29 %) lehnte eine Impfung mehr oder        drei Millionen Menschenleben, andere Schätzungen gehen
    ­weniger kategorisch ab. Wie kann das sein?                      sogar von sechs Millionen aus. Mit Hilfe von Impfungen
                                                                     kann es sogar gelingen, lebensbedrohliche Krankheiten ganz
                                                                     auszurotten.

                                                                        Mit vereinten Kräften

                                                                        Verschiedene internationale und nationale Initiativen
                                                                     kämpfen darum, weitere Infektionskrankheiten zu eliminie-
                                                                     ren. Die Global Polio Eradication Initiative, eine Allianz unter
Heft 4 / 2020 Das Magazin der Medizinischen Dienste der Krankenversicherung - MDS-ev.de
impfen: ein schutz fürs leben
                                                                                                                                                                    7
                         Beteiligung der who, hat es unter größten Anstrengungen         ten, deutlich weniger die ebenfalls erforderliche zweite. Die
                         geschafft, die Kinderlähmung weltweit weitgehend zurück-        Impfquote gegen Kinderlähmung lag 2017 bei Schulanfän-
                         zudrängen. Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union          gern bei 92,9 %. Die who strebt Impfquoten von mindestens
                         wollen die Masern und die Röteln in Europa ausrotten. Als       95 % an.
                         Deutschland 2015 einen entsprechenden Nationalen Akti-
                         onsplan auflegte, mahnte der damalige Gesundheitsminis-            Mehrheit ist impffreundlich
                         ter Hermann Gröhe: Trotz großer Fortschritte bei den Kin-
                         derimpfungen – auch gegen Masern und Röteln – verfügten             Ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland steht Impfun-
                         viele Kinder in Deutschland nicht über einen altersgemäßen      gen traditionell positiv gegenüber. Bei einer repräsenta­tiven
                         Impfschutz.                                                     Befragung im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitli-
                             Auf der Grundlage der neuesten wissenschaftlichen Er-       che Aufklärung bezeichneten sich 2018
                         kenntnisse erarbeitet die Ständige Impfkommission (stiko)       etwa drei Viertel der 16- bis 85-Jährigen   Kleinkinder haben oft
                         am Robert-Koch-Institut (rki) regelmäßig aktualisierte, nach    als Impfbefürworter, nur 6 % lehnten        nicht alle Impfungen.
                         Bevölkerungsgruppen differenzierte Impfempfehlungen. Für        Impfungen (eher) ab. Besonders impf-
mdk forum Heft 4 /2020

                         Kinder in den ersten beiden Lebensjahren etwa empfiehlt         freundlich äußerten sich Eltern: Hier beurteilten vier Fünftel
                         die stiko derzeit Impfungen gegen Rotaviren, Tetanus, Diph-     Impfungen positiv, nur 5 % lehnten sie (eher) ab. Der Anteil
                         therie, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hepatitis B, Pneumo-        der Impfbefürworter hatte im Vergleich zur Vorgängerstudie
                         kokken, Meningokokken C, Masern, Mumps, Röteln und              2012 deutlich zugenommen. Auch die Zahl der Impfungen
                         Windpocken sowie gegen das Bakterium Haemophilus influ-         wächst. Nach Angaben des Deutschen Apothekerverbandes
                         enzae Typ b. Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt      (dva) stiegen die Ausgaben der Krankenkassen für Impfstof-
                         die Kosten für alle Impfungen, die den stiko-Empfehlun-         fe im Gesamtjahr 2018 um 4,5 % auf 1,284 Milliarden Euro.
                         gen entsprechen.
                             Anders als in anderen Ländern gibt es in Deutschland kei-      Freiwilligkeit steigert Impfbereitschaft
                         ne Impfpflicht – mit einer Ausnahme: Am 1. März 2020 trat
                         das Masernschutzgesetz in Kraft, nach dem alle Kinder bei            Eine Eurobarometer-Studie im Auftrag der Europäischen
                         Kita- oder Schuleintritt geimpft sein müssen. Gleiches gilt     Union im März 2019 ergab, dass 85 % der eu-Bürgerinnen
                         auch für die Beschäftigten in solchen oder in medizinischen      und -Bürger Impfungen als wirksames Mittel zur Verhütung
                         Einrichtungen.                                                   von Krankheiten sehen. Dennoch hegt fast die Hälfte der
                                                                                         ­Befragten die (unbegründete) Befürchtung, dass Impfungen
                            Wer ist geimpft?                                              häufig schwere Nebenwirkungen haben können. Mehr als je-
                                                                                          der Dritte denkt, dass eine Impfung die Krankheit verur­
                               Ein zentrales Register zum Impf- und Immunstatus der       sachen kann, vor der sie schützen soll. Möglicherweise ist
                         Bevölkerung in Deutschland gibt es nicht. Einschätzungen         diese Sorge bei den in Rekordzeit entwickelten Corona-Impf-
                          zur Impfsituation basieren auf regionalen Daten, Stichpro-      stoffen besonders groß.
                         ben oder Querschnittsuntersuchungen. Lange Zeit bildeten             Neben Vergesslichkeit und Angst vor Nebenwirkungen
                           die Schuleingangsuntersuchungen die einzige gesetzlich         sind es aber vor allem mangelnde oder falsche Informatio-
                         festgelegte systematische Quelle zur Erhebung bundesweiter       nen, die zu Impflücken führen. Bei einer jüngst veröffent-
                         Impfdaten. Das Robert-Koch-Institut arbeitet jedoch gemein-      lichten Studie zur globalen Akzeptanz einer solchen Imp-
                           sam mit den Kassenärztlichen Vereinigungen am Aufbau           fung rangierte Deutschland im Juni 2020 mit 68,42 % Impf­
                          ­einer Impf-Surveillance.                                       bereitschaft im unteren Mittelfeld. Den Autoren zufolge sind
                               Offenbar verfügen längst nicht alle Erwachsenen über       das Vertrauen in die jeweilige Regierung, eine möglichst
                           ­einen ausreichenden Impfschutz. So betraf mehr als die        glaubwürdige Kommunikation sowie die Freiwilligkeit der
                         Hälfte aller Masernfälle, die in den ersten acht Monaten des    Impfung wichtige Voraussetzungen für deren Akzeptanz.
                         Jahres 2020 gemeldet wurden, Jugendliche und nach 1970               Gerade der glaubwürdigen Kommunikation könnte eine
                          geborene Erwachsene, meldet das rki. Auch die für Men-          Schlüsselrolle zukommen. Denn über eine mögliche Corona-
                           schen über 60 empfohlene jährliche Standardimpfung ge-        Impfung kursieren längst diverse, zum Teil absurde Ver-
                          gen Grippe wird dem rki zufolge viel zu wenig in Anspruch       schwörungserzählungen – bis hin zu der Behauptung, im Zuge
                          genommen; Gleiches gilt für die für diese Altersgruppe eben-    der Impfung sollten der Bevölkerung Mikro-Chips zur lücken-
                         falls empfohlene einmalige Pneumokokken-Impfung.                 losen Überwachung implantiert werden. Die who hatte be-
                               Auch bei Kindern ist der Impfschutz ausbaufähig. Eine      reits Anfang 2019 – also lange vor dem Ausbruch der Corona-
                         Auswertung von Versichertendaten der Techniker Kranken-          Pandemie – Falschinformationen über Impfungen als eine
                          kasse ergab: Nur etwa jedes zweite der im Jahr 2017 gebore-     der zehn größten Bedrohungen für die öffentliche Gesund-
                          nen Kinder verfügte an seinem zweiten Geburtstag über ei-       heit eingestuft. Nun zeigt sich: Es gibt noch viel zu tun.
                          nen vollständigen Impfschutz gemäß der stiko-Empfehlun-
                          gen. Knapp 48 % dieses Jahrgangs hatten nur einen Teil der
                            empfohlenen Impfungen erhalten, weitere 3,5 % keine ein­
                          zige. Manche Impflücken werden aber offenbar bis zur Ein-
                           schulung geschlossen. Deutlich über 90 % der I-Dötzchen
                                                                                                                    Dr. Silke Heller-Jung hat in Frechen bei Köln
                         ­waren 2018 gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten ge-                                  ein Redaktionsbüro für Gesundheitsthemen.
                          impft. Mehr als 95 % hatten die erste Masernimpfung erhal-                                redaktion@heller-jung.de
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impfen: ein schutz fürs leben
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                                        Kein Stich auf gut Glück

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    Die am Robert-Koch-Institut angesiedelte Ständige Impfkommission erarbeitet regelmäßig die
    Impfempfehlungen für die Bevölkerung.

    wann mit einer Zulassung erster Impfstoffe gegen covid-19      sondern der Gemeinsame Bundesausschuss auf Grundlage
    in der eu zu rechnen sein wird, kann derzeit keiner verläss-   der Empfehlung. Durch die Aufnahme der Impfung in die so-
    lich sagen. Sicher ist aber, dass zunächst nicht ausreichend   genannte Schutzimpfungsrichtlinie wird die präventive Maß-
    Impfstoff zur Verfügung stehen dürfte, um die gesamte Be-      nahme auch zur Pflichtleistung der gesetzlichen Kranken-
    völkerung zu versorgen. Das Bundesgesundheitsministeri-        kassen. Während es also bei der Zulassung eines neuen
    um arbeitet deshalb bereits an einer nationalen Impfstrate-    Impfstoffes in erster Linie um Sicherheit, Qualität und Wirk-
    gie, die mit der Zulassung und Verfügbarkeit eines Impfstof-   samkeit geht, muss sich die Ständige Impfkommission mit
    fes umgesetzt werden soll. Geplant ist demnach eine Imp-       der Frage auseinandersetzen, wie der Impfstoff nach seiner
    fung der Bevölkerung in mehreren Phasen und Stufen, be-        Zulassung in der Bevölkerung zum Einsatz kommen soll.
    ginnend mit einer gezielten Immunisierung der besonders
    anfälligen und gefährdeten Bevölkerungsgruppe. Definiert          Ständig aktualisierter Impfkalender
    werden diese und weitere Gruppen der Impfstrategie durch
    den Ethikrat, die Nationale Akademie der Wissenschaften           Die ersten Empfehlungen in der inzwischen fast 50-jähri-
    und die Ständige Impfkommission (stiko).                       gen Geschichte des Gremiums waren die zu Masern, Tollwut
                                                                   und Keuchhusten. Mittlerweile umfasst der kontinuierlich
       Empfehlung auf Grundlage medizinischer Fakten               aktualisierte Impfkalender Präventionsempfehlungen ge-
                                                                   gen 15 Krankheiten, darunter beispielsweise Hepatitis B,
        Die stiko ist ein unabhängiges, derzeit 18-köpfiges Ex-    Diphtherie oder aber Grippe. Zum Aufgabenbereich der stiko
    pertengremium, das zwei- bis dreimal im Jahr zusammen-         gehören zudem Impfungen, die für Reisen, bestimmte Berufe
    kommt und Impfempfehlungen erarbeitet. Die Kommission          oder aber aufgrund einer besonderen epidemiologischen Si-
    wurde 1972 am damaligen Bundesgesundheitsamt einge-            tuation erforderlich oder zumindest zu empfehlen sind. Und
    richtet und nach dessen Auflösung 1994 an das Robert-Koch-     in diesem Zusammenhang nicht zuletzt auch eine Empfeh-
    Institut angegliedert. Bei der Entwicklung seiner Impfemp-     lung für eine zukünftige covid-19-Impfung.
    fehlungen orientiert sich das Gremium am aktuellen Status
    quo der Medizin, analysiert dafür systematisch die Fachlite-      Der Weg zur Impfempfehlung bei Covid-19
    ratur, um so eine möglichst hohe wissenschaftliche Qualität
    der Impfempfehlungen zu gewährleisten. Darüber hinaus              »Bei der covid-19-Impfung sind ethische Aspekte von
    wird auch im Vorfeld einer Empfehlung ein mathematisches       besonderer Bedeutung, weil die Pandemie in vielen Lebens-
    Modell entwickelt, um die epidemiologischen und gesund-        bereichen der Menschen einschneidend wirkt und daher ein
    heitsökonomischen Folgen abschätzen zu können. Entspre-        besonderer Bedarf einer gerechten Verteilung der Impfstoffe
    chend zeitaufwendig ist dieser Vorgang. Von der Recherche      bei limitierten Impfstoffmengen besteht«, heißt es dazu sei-
    bis hin zur Empfehlung können Jahre vergehen.                  tens der stiko. Zudem sei es gerade in diesem Fall wichtig,
                                                                   den Prozess der Impfstoffentwicklung und auch den Weg bis
       Pflichtleistung gesetzlicher Krankenkassen                  hin zur Impfstoffempfehlung transparent und kommunika-
                                                                   tiv zu begleiten.
       Mit der Erarbeitung einer Impfstrategie durch die Ständi-
    ge Impfkommission wird festgelegt, ob eine Impfung als
    Standard-Impfung für die allgemeine Bevölkerung oder aber
                                                                                            Uwe Hentschel lebt und arbeitet als freier
    nur für bestimmte Risikogruppen eingesetzt werden soll.                                 Journalist in der Eifel und schreibt dort
    Die Entscheidung darüber trifft allerdings nicht die stiko,                             für deutsche und luxemburgische Medien.
                                                                                            hentschel@geeifelt.de
impfen: ein schutz fürs leben
                                                                                                                                                                 9

                                                    Eine kurze Geschichte des Impfens
mdk forum Heft 4 /2020

                         Infektionskrankheiten – von der Entdeckung der Immunität im Jahr 1796 bis zur industriellen
                         Herstellung moderner Impfstoffe war viel Forschung nötig.

                         die geschichte des Impfens beginnt mit einer Kuh (latei-           ten erkannt worden war, konnte gezielt an der Entwicklung
                         nisch vacca), von der sich bis heute der Fachbegriff Vakzine       antibakterieller Wirkstoffe gearbeitet werden. Am Preußi-
                         (Impfstoff) herleitet. Im Jahr 1796 gelang es dem englischen       schen Institut für Infektionskrankheiten, 1891 in Berlin ge-
                         Arzt Edward Jenner, in einem riskanten Experiment den              gründet, forschten unter anderem Koch, von Behring und
                         Sohn seines Gärtners gegen die gefährliche Pockenkrankheit         Paul Ehrlich (siehe auch S. 30–31), die der Bakteriologie und
                         zu immunisieren. Er hatte den Achtjährigen zunächst mit Er-        der Immunologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
                         regern der Kuhpocken infiziert, die für den Menschen harm-         entscheidende Impulse gaben.
                         los sind. Anschließend steckte er das Kind mit echten Po-
                         cken an. Der Junge blieb gesund. Die Pockenschutzimpfung              ddr – Hochburg des Impfens
                         verbreitete sich schnell: So führten Hessen und Bayern
                         schon 1807 eine Impfpflicht ein. Zeitgleich traten auch die            Dennoch gab es erst in den 1960er Jahren in Europa flä-
                         Vorläufer der zeitgenössischen Impfgegner auf den Plan. Ein        chendeckenden Impfschutz gegen die sogenannten ›Kinder-
                         prominenter Vertreter war Immanuel Kant. Der Aufklärungs-          krankheiten‹, die gefährliche Komplikationen mit sich brin-
                         philosoph warnte, mit den Erregern könnten dem Menschen            gen können. Besonders eifrig geimpft wurde in der ehemali-
                         »tierische« Wesenszüge eingeimpft werden. Das Impfen soll-         gen ddr, wo die Überlegenheit des sozialistischen Gesund-
                         te rasch zur Projektionsfläche zahlreicher Ängste werden. In       heitswesens demonstriert werden sollte und der Kampf ge-
                         den 1920er Jahren gab die »Reichs-Impfgegner-Zentrale« mit         gen Röteln, Mumps, Masern und Co. zu einem Staatsziel er-
                         Sitz in Berlin die Monatsschrift »Der Impfgegner« heraus.          hoben wurde. Dank Impfpflicht und organisierter Impfun-
                         Dennoch wurden Impfkampagnen gegen die gefürchteten                gen in Schulen und Betreuungseinrichtungen gelang es, wei-
                         Pocken konsequent fortgesetzt. Im Jahr 1980 erklärte die           te Teile der ostdeutschen Bevölkerung zu immunisieren. An-
                         Weltgesundheitsorganisation (who) Pockenviren schließ-             ders in der brd, wo die Gesundheitsbehörden auf Freiwillig-
                         lich als weltweit ausgerottet. Damit sind sie die einzige Infek-   keit setzen. Nach der Wiedervereinigung sanken die deutlich
                         tionskrankheit, die der Mensch bislang besiegte.                   höheren Quoten in den neuen Bundesländern.
                                                                                                Seit 1967 führt die who weltweite Impfkampagnen durch.
                            Erreger blieben lange unentdeckt                                Noch im Juli 2020 warnte sie vor deutlich niedrigeren Impf­
                                                                                            raten infolge der Corona-Pandemie, insbesondere in ärmeren
                             Obgleich die Erreger der Pocken und anderer Epidemien          Ländern. Bis zu 30 Impfkampagnen gegen Masern mussten
                         zunächst unbekannt blieben, konnten zahlreiche Forscher            abgesagt werden.
                         an Jenners Entdeckung der Immunität anknüpfen. Der fran-
                         zösische Chemiker Louis Pasteur (1822–1895) gilt als Weg­
                         bereiter der Mikrobiologie. Er stellte Impfstoffe gegen Geflü-
                         gelcholera, Tollwut sowie Milzbrand her. Zugleich begründe-
                         te er die moderne Massenproduktion mit der Schaffung ei-
                         ner Firma, die hunderttausende Impfdosen jährlich vertrieb.
                         Dem deutschen Mediziner Robert Koch gelang der Nachweis
                         der Erreger von Milzbrand (1876) und Tuberkulose (1882).
                         Emil von Behring, ein Schüler Kochs, entwickelte Impfstoffe
                         in Form von Blutserum gegen Diphtherie und Tetanus. Er er-
                                                                                                                      Dr. Andrea Exler ist Medizinjournalistin
                         hielt 1901 den ersten Nobelpreis für Medizin. Nachdem der                                    in Frankfurt / Main.
                         Zusammenhang zwischen Erregern und Infektionskrankhei-                                       Andrea.Exler@web.de
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                                            Wie Impfstoffe wirken

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     Impfstoffe sind die medizinische Errungenschaft in der Menschheitsgeschichte. Bei einer Imp-
     fung gilt es, dem Immunsystem eine Infektion vorzutäuschen, ohne dass der Impfling tatsäch-
     lich erkrankt.

      die palette an Impfstoffen, die aktuell zum Schutz vor          wirken die Maßnahmen, die einen Mikroorganismus un-
     I­nfektionskrankheiten bereitstehen, rettet jährlich schät-      schädlich machen, dass er einen geringeren Reiz auf das Im-
      zungsweise zwei bis drei Millionen Menschen auf der Welt        munsystem ausübt. Dadurch muss er mehrmals oder immer
      das ­Leben. Dabei ist die Herstellung eines wirksamen Impf-     wieder verabreicht werden, um einen Immunschutz zu erzeu­
      stoffes ein Balanceakt. Die Vakzine muss effektiv sein, darf    gen beziehungsweise zu erhalten.
      den Impfling aber nicht gefährden. Der Kontakt mit einer ab-
      geschwächten Erreger-Variante oder abgetöteten Erregern            Welche Impfstoffe es zurzeit gibt
      soll eine Infektion vortäuschen. Das ›trainiert‹ die Immunab-
      wehr. Begegnet sie dann im Ernstfall dem Virus oder Bakteri-        Als Lebendimpfstoffe werden in der Regel solche Viren
      um tatsächlich, stehen Immunzellen und Antikörper bereit,       verwendet, die sich nicht (mehr) gut in menschlichen Zellen
      die die Eindringlinge abwehren, bevor sie sich im Körper        vermehren können. Oder sie enthalten einen verwandten,
      ausbreiten können.                                              für den Menschen ungefährlichen Erre-
                                                                      ger, wie das Kuhpockenvirus oder Bak- Impfung ahmt
        Das Prinzip »Impfung«                                         terien, die beim Rind, nicht jedoch beim   natürliche Infektion
                                                                      Menschen eine Tuberkulose verursachen      nach
         Dem Grundprinzip der Impfung kam man schon vor               können. Die Impfungen gegen Masern,
     mehr als tausend Jahren in China und im Nahen Osten auf          Mumps, Röteln, Gelbfieber, Windpocken, die orale Polio-­­
     die Spur. Menschen waren gegen die Pocken gefeit, wenn sie       Vakzine, Tuberkulose-Impfung und eine über die Nase ver-
     sie überlebt hatten oder wenn ihnen über eine kleine Schnitt-    abreichte Influenza-Impfung erfolgen mit Lebendimpfstof-
     wunde ein wenig Material ausgetrockneter Pocken-Pusteln          fen. Durch Hitze oder Chemikalien abgetötete Erreger oder
     der Erkrankten übertragen wurde.                                 einzelne Bestandteile von Mikroorganismen, wie inaktivier-
         Die meisten, die auf diese Weise geimpft wurden, waren       te Toxine oder gentechnisch hergestellte einzelne Bausteine,
     lebenslang immun. Doch insgesamt waren die Folgen schwer         können das Immunsystem ebenfalls zu einer Schutzreaktion
     absehbar, bei rund drei von 100 Geimpften kam es ungewollt       anregen. Nach diesem Prinzip funktionieren etwa Impfstoffe
     zu einer schweren bis tödlichen Pockenerkrankung. Der bri-       gegen Keuchhusten, Diphtherie, Tetanus, Hepa­titis A oder B,
     tische Arzt Edward Jenner entdeckte, dass die auf den Men-       humane Papillomaviren (hpv), Influenza, ­Meningokokken
     schen übertragbaren, aber für ihn ungefährlichen Kuhpocken       oder Pneumokokken.
     auch gegen die echten Pocken immunisierten. Im Jahr 1796
     impfte er einen kleinen Jungen erfolgreich mit dieser Lebend­       Was bei einer Impfung im Körper passiert
     impfung.
         Seine Entdeckung war der Startschuss für die Entwicklung         Eine Impfung ahmt in gewisser Weise eine natürliche In-
     weiterer Impfstoffe. Dabei schlägt man auch heute noch zwei      fektion nach, ohne dass der Impfling tatsächlich erkrankt.
     Hauptwege ein: Es wird mit abgeschwächten (lebenden) oder        Unmittelbar nach Gabe der Impfdosis per Injektion in den
     mit abgetöteten Erregern experimentiert. Lebendimpfstoffe        Muskel, unter die Haut, als Schluckimpfung oder über die
     erzeugen einen guten, anhaltenden Schutz, bergen aber die        Nasenschleimhaut treffen die für den Körper fremden Be-
     Gefahr, bei Personen mit stark geschwächter Immunabwehr          standteile auf die Zellen der angeborenen Immunantwort.
     eine heftige Infektion auszulösen. Dieses Risiko besteht bei     Diese ›Abteilung‹ des Immunsystems erkennt die Eindring-
     Impfstoffen mit abgetöteten Erregern nicht. Allerdings be-       linge recht grob an körperfremden ›Mustern‹ auf deren Ober-
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                                                                                                                                              11
      fläche. Werden Fremdmoleküle aufgespürt, schlagen infizierte         Impfungen mit abgetöteten oder gar einzelnen Bestand-
      Körper- oder herbeigeeilte Immunzellen Alarm. Botenstoffe        teilen des Erregers sind zwar ›sauberer‹, sie aktivieren die Im-
      werden ausgeschüttet, die weitere Abwehrzellen anlocken.         munabwehr aber in der Regel nicht so stark. Das versucht
                                 Eine wichtige Aufgabe haben hier      man durch die Zugabe von Wirkverstärkern, Adjuvanzien,
 Bleibender Eindruck          die dendritischen Zellen (dc), die als   auszugleichen. Am häufigsten kommen hier Aluminiumsal-
bei der Immunabwehr          Wächter überall im Körper stationiert     ze zum Einsatz, die eine Art Depot bilden, aus dem Impfanti-
                              sind. Sie erkennen die fremden, über     gene an der Einstichstelle über längere Zeit in kleinen Men-
       die Impfung in den Körper eingebrachten Strukturen des Vi-      gen abgegeben werden.
       rus oder Bakteriums, nehmen sie auf, verdauen sie und prä-          Mit Ausnahme einiger weniger Lebendimpfstoffe erfor-
       sentieren die Bruchstücke auf ihrer Zelloberfläche. Dabei       dern die meisten Impfungen eine Auffrischung, einen Boos-
      wandern die dc in den regionalen Lymphknoten und treffen         ter, um die Antikörperantwort zu steigern. Gerade wenn der
       dort auf andere Immunzellen, wie T- und B-Zellen. Erkennen      Erreger im natürlichen Lebensumfeld kaum noch anzutref-
       diese Zellen, die Teil der adaptiven ›lernfähigen‹ Immunab-     fen ist, bewirkt ein mehrmaliges Boostern, dass sich ein
      wehr sind, mit ihren ganz speziellen Rezeptoren die präsen-      schützendes Immungedächtnis ausbildet. Im Idealfall wan-
mdk forum Heft 4 /2020

       tierten Bruchstücke auf der Oberfläche der dc, werden sie       dern Gedächtniszellen in das Knochenmark ein, von wo aus
      ­ihrerseits aktiv und vermehren sich. Als Folge werden Anti-     sie jahrzehntelang Antikörper freisetzen.
       körper gegen die geimpften Krankheitserreger produziert.
           Im Idealfall hinterlässt der Impfstoff einen bleibenden        Nebenwirkungen
      Eindruck bei der Immunabwehr. Gedächtniszellen werden
       angelegt, die über Jahre bis sogar Jahrzehnte permanent An-         Eine Impfung soll den Körper anregen, einen Schutz gegen
       tikörper produzieren beziehungsweise sich bei einem erneu-      den geimpften Erreger aufzubauen. Damit das geschehen
       ten Kontakt rasch dazu anregen lassen. Lebendimpfstoffe         kann, müssen Abwehrzellen mobilisiert und aktiviert, im-
       prägen sich in der Regel tiefer in das Immungedächtnis ein      munologische Botenstoffe ausgeschüttet werden. Schwellun-
       und hinterlassen einen breiteren Schutz als Totimpfstoffe.      gen, Rötungen, Schmerzen an der Ein-
      Das hat mindestens zwei Ursachen: Die abgeschwächten Er-         stichstelle oder auch leichtes Fieber, Impfkomplikationen
       reger vermehren sich – zwar in geringem Umfang und für          Krankheitsgefühl und Kopfschmerzen            sind selten
       ­eine kurze Zeit – im Körper des Geimpften. Dadurch sind die    sind Anzeichen für ein ›Anspringen‹ der
      Immunzellen länger mit den Fremdmolekülen in Kontakt             Immunantwort. Eine solche Impfreaktion hält Stunden bis
       und alarmiert. Außerdem vermehren sich eine kleine Anzahl       wenige Tage nach der Impfung an und verschwindet dann
      von Impfviren IN den Körperzellen, was neben der Antikör-        ohne Nachwirkungen.
       per-Produktion noch ein weitere wichtige Immunabteilung             Impfkomplikationen sind sehr selten und treten bei weit
       auf den Plan ruft: Sogenannte zytotoxische T-Zellen können      unter 0,01% der ausgegebenen Impfdosen auf. Zu Impfschä-
      virusinfizierte Zellen abtöten und selbst auch ein Immunge-      den kommt es noch seltener, sie können zum Beispiel durch
       dächtnis ausbilden.                                             eine allergische Reaktion auf eine im Impfstoff anhaltende
                                                                       Substanz ausgelöst werden. Anaphylaktische Schockreaktio-
                                                                       nen treten bei ungefähr einer je eine Million verabreichten
                                                                       Impf­dosen auf.
                                                                           In jeder Gesellschaft gibt es Personen, deren Immunsys-
                                                                       tem geschwächt ist und / oder die aus anderen Gründen nicht
                                                                       geimpft werden können. Um die Ausbreitung eines Krank-
                                                                       heitserregers zu stoppen, reicht es jedoch aus, wenn ein Teil
                                                                       der Gemeinschaft immun ist. Wie hoch dieser Anteil, die
                                                                       Herdenimmunität, sein muss, hängt von der Infektiosität
                                                                       des Krankheitserregers ab. Für die hoch ansteckenden Ma-
                                                                       sern muss der Anteil bei 92 % liegen, für die Influenza-Grippe
                                                                       dagegen reichen 50 %.

                                                                                                 Dr. Ulrike Gebhardt arbeitet als freie
                                                                                                 Wissenschaftsjournalistin in den Bereichen
                                                                                                 Medizin und Biowissenschaften.
                                                                                                 gebhardt.bremen@t-online.de
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                                       Die Angst vor dem Impfen

                                                                                                                                   mdk forum Heft 4 /2020
     Häufig spielen diffuse Ängste eine Rolle, wenn Menschen eine Impfung von sich selbst oder der
     eigenen Kinder ablehnen. Verstärkt wird dieses Misstrauen durch Verschwörungsmythen, die
     sich im Internet rasant verbreiten und immer mehr Anhänger finden.

     »wähle, um zu heilen, eine Arznei, welche ein ähnliches        heitsschädlich, so verbreitet wie im Umfeld von Homöopa-
     Leiden für sich erregen kann« – als Samuel Hahnemann,          then und Anthroposophen. Auch die Rückkehr einer lebens-
     deutscher Arzt und Begründer der Homöopathie, dies             bedrohlichen Seuche hat daran nichts geändert. Im Gegen-
     schrieb und für die neuartige Pockenimpfung eines briti-       teil. Das Virus Sars-CoV-2 befeuert alte Verschwörungsfanta-
     schen Kollegen die Werbetrommel rührte, konnte er nicht        sien, so dass der Berufsverband der Homöopathen bereits
     ahnen, dass 200 Jahre später radikale Impfgegner zu seinen     um seinen guten Ruf bangt. Er warnt vor Fake-News und Gu-
     treuesten Anhängern zählen würden. Nirgendwo sonst ist         rus der alternativen Medizin im Internet und in den sozialen
     der Irrglaube, Vakzine seien eine »Störung des ewigen Kreis-   Medien.
     laufs des Lebens« und deshalb überflüssig oder gar gesund-
                                                                       Empfänglich für irreführende Informationen

                                                                          Gesundheitsbehörden beobachten diese Entwicklung
                                                                    bereits seit langem mit Sorge. Das Robert-Koch-Institut (rki)
                                                                    beklagte vor ein paar Jahren, dass eine kleine Minderheit
                                                                    ­radikaler Impfgegner das Netz zunehmend mit Impfmythen
                                                                    versorgt und damit Eltern nachhaltig verunsichert. Wie seriös
                                                                      die Informationen sind, sei für die Leser der Webseiten in
                                                                      der Regel nicht erkennbar, warnt das rki. Vom Glauben an
                                                                      einen »allumfassenden Nestschutz« durch Muttermilch und
                                                                      die Vorstellung, eine »echte« Erkrankung sei sicherer und
                                                                     ­löse den gleichen Schutz wie eine Imp-
                                                                    fung aus, bis zur Mär, Zusatzstoffe wie      Neues Virus –
                                                                    Aluminium oder Queck­      silber würden     alte Verschwörungs­
                                                                    Impfstoffe vergiften, ist da die Rede. fantasien
                                                                    Längst widerlegte Behauptungen wer-
                                                                      den als Wahrheiten verbreitet, die angeblich von der Medi-
                                                                      zin- und Pharmalobby u  ­ nterdrückt würden. Nebenwirkun-
                                                                      gen und Risiken einer Impfung, so der pauschale Vorwurf
                                                                      der Gegner, seien unkalkulierbar.
                                                                          Das rki schätzt, dass etwa 2 bis 5 % der Bevölkerung er-
                                                                      klärte Impfgegner sind; weitere 20 bis 30 % seien empfäng-
                                                                      lich für irreführende Informationen und gelten als Impf­
                                                                      skeptiker. Impfmüdigkeit zählt die who mittlerweile zu den
                                                                      zehn größten Gefahren für die Gesundheit. Das Impfstoff-Ver-
                                                                     trauensprojekt der britischen Anthropologin Heidi Larson,
                                                                      das sich zum Ziel gesetzt hat, weltweit frühzeitig Gerüchte
                                                                      gegen Impfstoffe aufzuspüren, veröffentlichte Ende vergan-
                                                                      genen Jahres in der Fachzeitschrift Lancet Daten über die
impfen: ein schutz fürs leben
                                                                                                                                                                     13
                         Impfmüdigkeit in 149 Ländern. Danach lag die Impfbereit-           Lamberty. Wobei gern verschwiegen wird, dass es dabei nicht
                         schaft in Deutschland 2015 bei 52 % und stieg bis 2020 auf         um lebendige Krankheitserreger, sondern um inaktive Be-
                         58 %. Finnland schnitt mit 78 % am besten ab; Frankreich am        standteile der Giftstoffe geht – um einen Bruchteil der Milli-
                         schlechtesten. Larsons Projektgruppe belegte in einer weite-       arden von Keimen, die im Fall einer Infektion ein Kind fluten.
                         ren Studie die große Wirkung von Falschinformationen in            Diese diffusen Ängste mischen sich
                         den sozialen Medien. Das Gerücht eines vermeintlichen              nach Ansicht von Lamberty mit einer Krisen machen
                         Whistleblowers, wonach ein covid-19-Impfstoff bei 97 % der         ideologisch verbrämten Verschwörungs- empfänglich für
                         Geimpften zur Zeugungsunfähigkeit führte, ließ die Impfbe-         geschichte. Nazi-Kampfschriften agitier­ Lügen
                         reitschaft der Befragten – trotz fehlender Belege – prompt         ten bereits früh gegen die »verjudete
                         um sechs Prozentpunkte sinken.                                     Schulmedizin« und gegen von Juden erfundene Impfungen,
                                                                                            mit denen die »Arier« vergiftet werden sollten. Lamberty ver-
                             Gerüchte halten sich beharrlich                                mutet, dass Krisen wie die aktuelle Pandemie die Menschen
                                                                                            für derartige Lügen wieder empfänglicher machen. Seriöse
                               Ganz oben auf der Liste gängiger Impfmythen steht seit       Aufklärer hätten keine Chance. Studien zeigten, dass Ver-
mdk forum Heft 4 /2020

                          vielen Jahren das Gerücht, die Schutzimpfung gegen Masern         schwörungsgläubige nicht zwischen Aussagen von Experten
                          verursache bei Kindern Autismus. Grundlage ist eine kleine        und Laien bei der Frage der Glaubwürdigkeit unterscheiden.
                           Studie, die der britische Chirurg Andrew Wakefield 1998 in       Impfskeptiker seien keine unwissenden Wissenschaftsleug-
                           einem Fachblatt veröffentlichte. Wakefields angebliche Ent-      ner, warnt Heidi Larson in ihrem gerade auf Englisch er-
                           deckung, unter anderem finanziert von einem impfkritischen       schienenen Buch über Impfgerüchte. Sie seien auf der Suche
                          Anwalt, verbreitete sich rasant und verunsicherte Millionen       nach Orientierung; ihre Ängste und Zweifel sollte man ernst
                          Eltern. Erst zehn Jahre später wies die britische Ärztekam-       nehmen.
                                                 mer nach, dass die Ergebnisse gefälscht,
                         2 bis 5% erklärte       die Daten manipuliert und die Wissen-         Meinungsmache im Internet?
                                 Impfgegner      schaftler bestochen worden waren. 2010
                                                 wurde Wakefield mit Berufsverbot be-            Der Mainzer Direktor der Kinder- und Jugendmedizin
                           legt. Er selbst sieht sich als Opfer einer Verschwörung der      Fred Zepp, zugleich Mitglied der Ständigen Impfkommissi-
                          Weltgesundheitsorganisation und weiterer Wissenschafts-            on am rki, hat eine weitere Erklärung für das wachsende
                           organisationen.                                                   Misstrauen gegen Impfungen. Er sieht die Medizin als Opfer
                               Wakefields Kampagne ist ein Grund, warum die hochan-          ihrer eigenen überwältigenden Erfolgsgeschichte. Die Ein-
                           steckende Masernerkrankung bis heute nicht, wie erhofft,          dämmung von gefährlichen Viruserkrankungen durch Impf-
                           ausgerottet ist. 97 % der Kinder, die in Deutschland einge-       programme habe die Furcht vor Erkrankungen und deren
                           schult werden, sind zwar einmalig gegen Masern geimpft,          ­Risiken aus der Wahrnehmung der Menschen verschwinden
                           aber nur 93 % haben eine Zweitimpfung, und in einigen Län-        lassen, schreibt er in einem Beitrag für die Monatsschrift
                           dern wie Baden-Württemberg ist die Quote deutlich geringer.       Kinderheilkunde. Ist die Bedrohung – beispielsweise durch
                          Das Bundesgesundheitsministerium hat reagiert: Seit März           das Polio-Virus, das nachweislich durch Impfung und Herden­
                           gilt eine Masern-Impfpflicht beim Zugang zu Schulen und           immunität ausgerottet wurde – nicht mehr präsent, so wür-
                          Kitas und für Beschäftigte in Betreuungs-, Gesundheits- und        den vermeintliche Impfstoffnebenwirkungen plötzlich als
                          Pflegeeinrichtungen. Die Mainzer Sozialpsychologin Pia Lam-        größeres Risiko wahrgenommen. Irreführende Berichte ver-
                          berty schreibt in ihrem Buch Fake Facts: »Wenn Impf­mythen         stärkten diese Sicht und richteten einen großen Schaden
                           so verbreitet sind, dass Masern wieder zum Problem werden,        an. Zepp ist überzeugt, dass die Einstellung der Bevölkerung
                           ist es nicht mehr lustig.«                                        in wachsendem Umfang durch Meinungen im Internet be-
                               Ähnlich langlebig wie der Autismus-Vorwurf ist die Be-        stimmt wird.
                           hauptung eines französischen Arztes, es gebe einen Zusam-            Was tun? Sollte man Impfmythen ignorieren? Mehr Auf-
                           menhang zwischen der Impfung gegen Hepatitis B und dem            klärung in Schulen, fordert das Robert-Koch-Institut. Mehr
                          Ausbruch von Multipler Sklerose. Mehrere epidemiologische         Überzeugungsarbeit, empfiehlt der Deutsche Ethikrat. Der
                          Untersuchungen, unter anderem an der Berliner Charité,            Impfschutz der Kinder sei keine reine Privatsache, sondern
                          ­widerlegten bereits vor der Jahrtausendwende diese These.         eine moralische Verpflichtung. Der Mediziner Fred Zepp
                          Eine Studie im Auftrag der französischen Regierung kam so-         sieht vorrangig die Kinderärzte in der Pflicht. Sie sollten
                           gar zu dem Ergebnis, dass Multiple Sklerose unter Geimpf-         Missverständnisse ansprechen, die das Vertrauen in Impfun-
                           ten seltener auftrat als bei Nicht-Geimpften. Dennoch kur-        gen beschädigen.
                           siert noch heute das Gerücht, Impfungen verursachten Auto­
                           immunerkrankungen.

                             Diffuse Ängste und Verschwörungsgeschichten

                             Aber warum ranken sich um den kleinen Piks, der Leben
                         retten kann, so viele Mythen? Wie kann es sein, dass eine
                         Schutzimpfung mehr Ängste hervorruft als die Erkrankung
                                                                                                                       Gabi Stief hat viele Jahre als Hauptstadt-
                         selbst? »Weil man etwas in den Körper gespritzt bekommt,                                      korrespondentin für die Hannoversche
                         das man nicht versteht«, vermutet Sozialpsychologin Pia                                       Allgemeine Zeitung geschrieben und arbeitet
                                                                                                                       als freie Journalistin in Hannover.
                                                                                                                       gabi-stief@gmx.de
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